Blätter
Abteilu
deruna des
ntrrrichtrs.
Herausgeber: Rudolf E. Peer;, k. k. Professor an der Lehrerbildungsanstalt in laibad!.
Nr. 1.
Die »vlätter {. F. d. Lbl.-Unt.» erscheinen al« Vettagr zur »Latbacher Schul-	g...
jciimtn* monatlich. © Sezvgsgebithr 2 K jährlich. © <Etiii«lnummer;80 h.	«dlllitr	1.	U4.
«Stil ungeschickter Lehrer, ein Lehrer ohne Vorbereitung, ohne Trieb zur Fortbildung oder ein überbürdeter, ermüdeter Lehrer schafft auch in einer Klaffe der achtstufigen Volksschule nichts Gutes».
Direktor Fleisch, Bludenz.
Zum Geleite,
^5^Vr Gedanke, dem die acht Seiten diefcs Blattes gestalt verleihen sollen, hat schon vor Jahren den Geist des Jünglings beschäftigt und ist nun mit dem Manne reif geworden. Man 'mag über die Gründung eines neuen methodischen Blattes verschiedener Ansicht sein; eines steht jedoch fest: Etwa $0% aller Uolkssthulen Österreichs nehmen an den Errungenschaften des modernen Unterrichtswesens nur insoferne teil, als es „im allgemeinen“ zur Geltung kommt; „im besondern“ wird dieser Schulen nicht gedacht. Oder meint man, alles, was für die vollständige Schule geboten wird, sei nun im Abteilungsunterrichte ohne weiteres zu verwerten? Pädagogen am grünen tische mögen (ich so kurzweg abfindeti, nicht aber jene, die mitten im Getriebe von Abteilungen stehen. Diese wissen, was es heiht, aus der bunten Menge von Schülergruppen verschiedener Altersstufen jene	Kenntnisse	herauszuarbeiten, die man	einem
Staatsbürger von heute mit auf	die Lebensreise	geben soll.	tUenn nun gar neue Ideen	an die
Schultüre klopfen, gehüllt in das Gewand des Städters, was sollen die Lehrer im Abteilungsunterrichte mit ihnen anfangen? Sie wären ja froh, wenn sie einmal einen festen Plan besähen, wenn sie einen verläßlichen Ratgeber zur Seite hätten, wenn sie ihr Gebiet aus der Uogel-schau überblicken könnten. So aber mangelt ihnen alles, alles, was die Arbeit förderte, was dauernde Erfolge brächte und was dem Schaffenden Freude bereitete. — Rat- und hilflos steht der junge Lehrer mitten in seinem Reiche; zwei oder gar drei Uölker blicke» ihn erwartungsvoll an; jedes begehrt (ein Recht; willenlos läßt {ich der „König“ vom Zufalle hin* und herschleudern, bis er zusammenknickt, gebrochen an der Seele und leider oft auch am Leibe. Die Arbeit wird zur Qual; kein	Münder daher, wenn die	einen sie verwünschen, die	ändern
als lästiges Geschäft mit in den	Kauf nehmen,	weil sie ihr	nun einmal obliegen müssen	und
kein Münder auch, dah der Lehrer dem Gespräche über Scbulangelegenbeiten aus dem Mege gebt, während jeder andere Stand am liebsten sein Amt — selbst an dem Mirtshauslische bespricht. Fände der Lehrer an Schulen mit Abteilungen in (einem Mirken einen Quell der Freude und Genugtuung, so würde er sich über den „Bungerlobn“ eher trösten. Solange ihm
jedoch kein Mittel geboten wird, das die tTliihfale (einer Arbeit mildert und dabei zu äugen-(cbeinlicben Erfolgen führt, kann ihn [eine Cätigkeit niemals befriedigen und über den Mangel an Gütern dieser UJelt hinwegtäuscben; infolange kann aber auch (ein Standesanfeben nicht durchwegs jene Fjöhe erreichen, die ihm gebührt, weil der Laie in keiner UJeife der Kunst gewahr wird, die den Fachmann von ihm unterscheidet. — ÜJir brauchen ein festes Gefüge von Grundsätzen, das auf der Psychologie und Logik ruht und von der Erfahrung zusammen-gehalten wird. Ohne diese bricht es in sich zusammen, ohne die Säulen stürzt es, gestützt durch ein schwaches Gerüst, bald samt und sonders zu Boden. Ein derart mächtiges Bauwerk, wie wir es brauchen, kann der einzelne nicht aufführen; da müssen alle zusammengreifen. Sammelt Euch darum, Ihr Brüder im Amte, denen das lUohl des Abteilungsunterrichtes am Kerzen liegt, und bietet die Band zu einem Merke, das Euch und der Schule zum Stolz und nutzen gereichen kann!	...... ...._	Der Herausgeber.
Besonderes.
Das Blatt stellt, kurz gesagt, in feinem Hauptteile die Verhandlnngsschrift über Monatsberatungen vor. Teilnehmer können alle Lehrer sein; alle haben Sitz und Stimme. In jeder Nummer wird eine Frage aufgeworfen, in der man sich bisher nicht einigen konnte. Die verschiedenen Meinungen werden gesammelt, gesichtet und zusammengefaßt; schließlich erfolgt die Abstimmung. So gelangen wir allmählich zu festen Ergebnissen, die sodann geeignet sind, dem Abteilungsunterrichte eine sichere Grundlage zu bieten. Der einzelne ist vielfach beeinflußt und kann in einem Gegenstände, der im Werden begriffen ist, nicht immer das Beste treffen. Wenn jedoch alle mittun, so muß was Rechtes zustande kommen. Ob alle mittun werden? Man hat mir diesbezüglich oft geraten, mich nicht allzu großen Erwartungen hinzugeben. Und doch bin ich voll der Hoffnung; denn was ich mir vom Mitarbeiter erbitte, ist so wenig, daß ich annehmen muß, er könne nicht «Nein!» sagen. Eine Postkarte zur Hand nehmen und darauf schreiben: «Ich bin für den X-Antrag» oder — bei einer neu vorgelegten Frage die Ansicht mit einer kurzen Begründung zum Ausdrucke bringen: das ist die Arbeit von wenigen Minuten — und die wird doch niemand scheuen, der sich -Lehrer- nennt. Alle Portoauslagen werden vergütet, d. H. von der Bezugsgebühr für das nächste Jahr in Abrechnung gebracht werden. Wie oft fühlt einer oder der andere Amtsgenosse «draußen im hintersten Weltwinkel» den Drang, seinen Gedanken Luft zu machen! Doch es fällt ihm vielleicht schwer, sich der sprachlichen Fassung zu widmen, es gelingt ihm nicht, ein Sprachrohr zu finden, usw. Nun ist jedem Gelegenheit geboten, mit wenig Zeitaufwand und Mühe seine Ideen zur Geltung zu bringen. Darum wohlan, Ihr Genossen im Abteilungsunterrichte, schafft Euch selbst Euere Methode! Ich, der ich auch ein Jahrzehnt auf dem Felde gearbeitet habe, auf welchem Ihr tätig seid, will Euch gerne die Hand reichen.
Nun ein Wort an die Abnehmer! Das Blatt ist von den österreichischen Schulblättern das einzige dieser Art. Dazu wird es zu einem überaus niedrigen Preise abgegeben. Bei einer selbständigen Zeitschrift wäre das niemals möglich gewesen; darum habe ich einen Anschluß gesucht — und auch gefunden. Wenn man in Rücksicht zieht, daß sich durch die Anlage und das Wesen des Lehrstoffes ein ausgebreiteter, kostspieliger Briefwechsel ergibt, so wird mau ohne weiteres die selbstlose Absicht erkennen — und nicht säumen, das Unternehmen auch geldlich zu fördern. 2 K jährlich! Wem wird das schwerfallen, wenn es gilt, die Arbeit planvoll zu gestalten, zu erleichtern!
Es würde zu weit führen, die laufenden Besprechungen auf alles, was den Abteilungsunterricht betrifft, auszudehnen; darum mögen die geehrten Leser jene Werke, die im Verlaufe unter
dem Striche angegeben erscheinen, wenigstens in die Bczirkslehrerbnchereien einstellen lassen und studieren. Die durch das Blatt gelieferten Ergebnisse werden vielleicht mit manchen Ansichten, die ich in den letzten Jahren durch meine einschlägigen Schriften* vertreten habe, im Widerspruche stehen; das hindert aber nicht, daß man die Abhandlungen in Rücksicht ziehe, und dies um so mehr, als sie die einzigen sind, die auf die heimischen Schulverhültnisse Bezug nehmen. Zudem ist ihnen allerorts die wärmste Anerkennung zuteil geworden; alle neueren Sonderschriften des Auslandes haben auf sie verwiesen. Die Bemerkung soll nicht dem Dünkel dienen, sondern einerseits die Stellung als Leiter der Beratungen rechtfertigen, andrerseits aber dazu anregen, sich für die Erörterungen eine Grundlage zu schaffen. Alle Nummern sind wohl zu verwahren, weil sie schließlich ein zusammenhängendes Ganzes darstellen sollen.
Die etwaige Meinung, das Blatt bilde bloß eine Bereicherung der zur Zeit bestehenden methodischen Schulzeitschriften, muß im voraus berichtigt werden. Wer im Abteilungsnnterrichte etwas Tüchtiges leisten will, muß die allgemeine Strömung, wie sie in den erwähnten Blättern zutage tritt, genau verfolgen.	Es waltet derselbe Geist hier und dort, nur
immer in anderer Weise. Daher wird gar oft auf Aufsätze in anderen Blättern verwiesen und deren Umformung für den Abteilungsnnterricht bewerkstelligt werden.
Der Raum des Blattes ist dermalen gar eng; wenn die Umstände es erheischen und «erlauben», wird er wachsen. Indessen mögen jene, die mich durch ehrende Zuschriften so oft in meinem Wirken für die Schule mit Abteilungen ermuntert haben — ich darf sie wohl meine «Freunde» nennen — dafür sorgen, daß das Blatt im bescheidenen Gewände allüberall seinen Zweck erfülle!	_________________
1.	Frage:
Ist in der ungeteilten einklassigen Volksschule mit drei Abteilungen der Unterricht nach Drittel- oder Halbstnnden einznrichten?
Die Frage wurde anerkannt tüchtigen Schulmännern, die im Abteilungsunterrichte standen oder noch stehen, vorgelegt und hat, wie vorauszusehen war, eine verschiedenartige Beantwortung erfahren. Dieser Umstand kennzeichnet ihre Wichtigkeit wohl am besten. Daher kann sie auch nicht sogleich abgeschlossen werden. Übrigens sind mir erfreulicherweise soviel Urteile zugekommen, daß ich nicht alle in der ersten Nummer des Blattes unterbringen konnte. Ich möchte sie indes dem geehrten Leser nicht vorenthalten, da sie sich in der Begründung vielfach unterscheiden und eine Fülle ganz ursprünglicher Gedanken enthalten. Daher folgen sie nächstens. Diesmal habe ich denjenigen Raum gegeben, die entweder frühzeitig einliefen oder aber das Wesen der Sache nach verschiedenen Seiten beleuchten. Wer in der zweiten Folge außerdem sein Plätzchen finden will, möge sich mit der Meldung beeilen; ich muß rechtzeitig wägen und sichten — und die Anträge in eine entsprechende Fassung bringen. Jedem Lehrer ist die Pforte geöffnet.
1.) Ich empfehle Dreiteilung neben Zweiteilung. Der Lehrer muß trachten, in der Regel in jeder «Stunde» mit jeder Abteilung in direkten Verkehr zu treten und sei es auch nur, um in Kürze die Arbeit zu besichtigen, zu berichtigen und eine neue zu geben. Dieser Grundsatz regelt die Teilung der Lehrzeiteinheit besser als eine zu starre Vorschrift über Drei- oder Zweiteilung und ich würde es mir überlegen, geradezu im Normal-Stundenplane die Art der Teilung ersichtlich zu machen, festzulogen.
* «Der Abteilungsmiterricht in der Volksschule.» Verlag Pichler, Wien. 2 K.
Kurzgefaßte Anleitung zum Unterrichte an Landschulen mit Zugrundelegung des Lehrplanes für die ungeteilte einklnssige Volksschule. Vereinsbuchhandlung, Innsbruck. 1 K.
Der kürzeste und sicherste Weg im Rechcnunterrichte der Volksschule. Ebendaselbst. 1 K.
Das Zeichnen nach der Natur in der Landschule. Selbstverlag 1 K.
Ist der Lehrer nicht Manns genug, von Fall zu Fall (Vorbereitung natürlich immer vorausgesetzt) die zweckdienliche Einteilung der Stunde zu treffen, hält ihn auch die Vorschrift an der Wand: Hie 20 Minuten, 30 Minuten, 40 Minuten, 15 Minuten! — nicht im Geleise; aber wissen muß er, daß von Fall zu Fall zu entscheiden ist, welche Teilung am besten die Zeit ausnützt. Bei all den Vorschriften für die einklassige Volksschule möge man ja nicht vergessen, auf die durchschnittliche geistige und physische Kraft, das durchschnittliche Lehrgeschick der Lehrer an Landschulen Rücksicht zu nehmen; darum möge auch der Lektionsplan einfach und durchsichtig sein. Komplizierte Stundenpläne prangen nur an der Wand, werden aber in den seltensten Fällen eingehalten; und Lehrer, die nicht imstande sind, nach allgemeinen Weisungen einen Stundenplan zu entwerfen, sich daher an ein fremdes Schema auch in den Einzelheiten halten wollen, sind nicht fähig, einen etwas verwinkelteren Plan mit Abteilungsunterricht auszuführen. — Ja, die durchschnittliche Leistungsfähigkeit! Zu hohe Forderungen verwirren, machen mutlos.	E_ Fleisch,
k. k. Bezirksschulinspektor in Bludenz.
2.) Eine Dreiteilung der Stunde halte ich für eine zu große Zersplitterung der Zeit,
denn was ist an IG bis 17 Minuten, wenn man eben die Pausen berücksichtigt? Als wichtigste Forderung möchte ich aber die hinstellen: Man lasse dem Lehrer in der einklassigen Volksschule volle Freiheit in der Einteilung der Zeit! Etwas pestalozziscli könnten wir auch in dieser Hinsicht sein. Pestalozzi kümmerte sich eben nicht viel um eine peinliche Stundeneinteilung. Er war imstande, die Kinder mehrere Stunden rechnen zu lassen, wenn er sah, daß es ihnen recht ist. Freilich gehört da ein reifer, tüchtiger Lehrer in die Schule. Junge Leute, Neulinge sollen nicht in einklassige Schulen gegeben werden. Der Lehrer dieser Schulart muß schon ein Schulmeister sein. Ist or’s nicht, so muß ihm freilich ein Stundenknecht beigestellt werden. Scheut man sich, dem Lehrer die Freiheit im Unterrichte zuzugestehen, so drückt man dadurch deutlich genug aus, daß man die Lehrerbildung für zu gering erachtet, und dann beeile man sich, hier bessernd einzugreifen.*	j.	Hiersche,
k. k. Professor in Eger.
3.) Für Drittelstunden kann ich unbedingt nicht sein, da dieselben die Unterrichtserfolge entschieden herabsetzen würden. Ich habe jetzt durch sieben Jahre das zweifelhafte Vergnügen, an einer ungeteilten, einklassigen Volksschule unterrichten zu dürfen, und habe dabei wiederholt beobachtet, daß in vielen Fällen selbst die halbe Stunde zu kurz wird. Fällt ja durch den beständigen Wechsel, durch das Durchsehen der gemachten und das Erteilen neuer Aufgaben für den indirekten Unterricht ohnehin eine Monge Zeit weg, die sich beim Drittelstun den-Unterrichte so bedeutend erhöhen würde, daß uns für den eigentlichen direkten Unterricht fast keine Zeit übrig bliebe. Dann kann ich mir in der kurzen Zeit des Drittelstunden-Unterrichtes die intensive Behandlung eines Lehrstoffes gar nicht denken, und zwar um so weniger, je mehr Kinder eine Klasse zählt. Wir würden manches, ja fast jedes Thema zerreißen. Wohl kein Pädagoge wird einem solchen Unterrichte Wert beimessen können. Denken wir nun gar an die fünf formalen Stufen ! Mit Drittelstunden können wir sie unmöglich zur Geltung bringen. Nach meiner Ansicht würde uns demnach der Drittelstunden-Unterricht durchaus nicht aufwärts und vorwärts führen, sondern abwärts und rückwärts.
Konrad Weinbauer,
Schulleiter in Obertraun, Oberösterreich.
4.) Ich würde den Drittelstunden den Vorzug geben. Gründe: a) Auf der Unterstufe genügen 20 Minuten zur Behandlung eines Gegenstandes vollkommen. Der Unterricht würde sich abwechslungsreicher und daher interessanter gestalten. Je kürzer und einfacher, desto besser. Der halbstündige Unterricht auf dieser Stufe führt häufig zur Langweile und ermüdet. Der Anfänger will häufigen Wechsel. Die Kleinen hätten öfter direkten Unterricht, b) Auch
* Die geistvollen Bemerkungen, welche Professor Hiersche seinem Urteile beigegeben hat, konnten diesmal nicht vollends Platz finden, sollen aber gelegentlich eingeschaltet werden.	Die Schristleitung.
auf der Mittel- und Oberstufe könnte ein und derselbe Gegenstand in der Woche öfters zur Sprache kommen, wodurch sich — «tüchtige Vorbereitung« des Lehrers vorausgesetzt — ein höherer Lernerfolg erzielen ließe. Vieles bieten — aber kurz und gehaltvoll!
Josef Ogris, Schulleiter in Mitscldg, Kärnten.
5.) Teilweise halbstündig —teilweise drittelstündig. Gründe: Halbstündiger Wechsel wäre vorzuziehen, doch bedingt derselbe bei einer Abteilung eine Stunde indirekten Unterrichtes, was nachteilig wirkt, da man Gegenstände, wie Zeichnen etc. wegen der in neuerer Zeit durchgeführten Reformen hiefür nicht mehr wie früher als indirekten Unterricht verwenden kann. Gewisse Gegenstände lassen sich ganz gut in Drittelstunden erteilen, z. 13. Rechnen, Zeichnen, Schreiben, Rechtschreiben, während diese Zeit wieder für andere, wie Realien, Aufsatz, entschieden zu kurz ist.
Vorschlag: Man setze Gegenstände, die sich in Drittelstunden erteilen lassen, vormittags an und gebe der ersten Abteilung noch ein oder zwei Halbtage (Nachmittage) frei, wie dies ja für das erste und zweite Schuljahr als versuchsweise Einführung des sogenannten ungeteilten Unterrichtes bereits in höher organisierten Schulen (Städten) geschieht und nehme da mit der zweiten und dritten Abteilung halbstündigen Wechsel im Unterricht jener Gegenstände vor, die sich nicht gut in Drittelstunden teilen lassen.
W. Engelmann, Oberlehrer in Walten, Böhmen.
6.) Ich bin Anhänger der Zweiteilung. Gerade die einklassigen Schulen weisen oft die größte Schülerzahl auf und in der Regel auch minderes Material. Der Unterricht muß daher an diesen Schulen besonders gründlich sein. Daß die Arbeitszuteilung und nachlierige Verbesserung wenigstens zehn Minuten beanspruchen, muß doch ohne weiteres zugegeben werden. Man kann daher auch bei der Zweiteilung von einem halbstündigen unmittelbaren Unterrichte nicht sprechen. Jede «Hast» — und dazu ist man beim drittelstündigen Unterricht gezwungen — führt zur Oberflächlichkeit, leider eine Erbsünde in der Volksschule. Ja, hätte man Ein-klassige ■ mit 30 Schülern, guten Schulbesuch, da würde ich allerdings den drittelstündigen Unterricht vorziehen. Dazu gehört aber noch ein sehr gewissenhafter Lehrer, der sich den Lehrstoff gründlich zurechtlegen muß, will er nicht mit «Stoff und Zeit» in Konflikt ^geraten.
Karl Emmer, k. k. Lehrer, Leiter der deutschen Schule in Abbazia
7.) Heute würde ich an einer Schule mit drei Abteilungen nicht mehr nach Halb-, sondern nach Drittelstunden unterrichten. Die zehnjährige Praxis hat mich gelehrt, daß 1.) bei gewissenhafter Vorbereitung den Kindern auch in 20 Minuten viel geboten werden kann; 2.) die Stillbeschäftigung dann nicht zu lange dauert, was bei halbstündigem Unterrichte der Fall ist und mitunter Langweile seitens der Kinder zur Folge hat; 3.) der Unterricht abwechslungsreicher wird und die einzelnen Abteilungen öfter direkt - trifft.
Josef Perz, Oberlehrer in Nesseltal, lvraiu.
2.	Frage:
Wie sind die Schuljahre bei der vier-, drei-, zwei- und cinklassigc» Volksschule mit Ganztagsuntcrricht zu verteile» ? Griiudc!
Der Zehnerübergang mit der Rechenletter.
Als vor einigen Monate» unter den vielen an mich gerichteten Anfragen auch die einlief, wie ich die Veranschaulichung des Zehnerüberganges mit der Rechenlcitcr bewerkstellige, kündigte ick) den Abnehmern meiner diesbezüglichen Studie «Der kürzeste und sicherste Weg im Rechennnterrichte der Volksschule» eine Ergänznngsschrift an, welche diesen und andere Zweifel beheben sollte. Mittlerweile ist die längstgehegte Gründung dieses Blattes nähergerückt worden und ich habe daher von der erwähnten Schrift Abstand genommen, da ich nun alle Fragen von Fall zu Fall hier beantworten kann. Möge nur jeder seine Bedenken äußern; er liefert damit den Beweis, daß er in das Wesen der Sache eindringt — und das kann mich nur freuen!
Wie ich mir den Zehnerüberga 11 fl denke? Die erste Zehnerleiter steht auf dem Boden, an die Wand gelehnt. Sic ist	10 dm laug. Zur Standfestigkeit dienen zwei Locher, die man in die Dielen	gebohrt hat. Nachdem der
13	Zahlenraum von 1 bis 10 dnrchgearbeitet ist, wird	jener von 1 bis 20 ent-
wickelt, d. H. es wird ans den Sprossen weiter gestiegen (mit einem Stocke in
----------- 12	der Hand) und gezählt 10 und 1, 10 und 2, 10 und 3, 10 nnd 4 nsw. Um
kürzer zn sprechen (Begründung!) wird gesagt: -einszehn, zweizehn, dreizehn, 	 tt	vierzehn nsw.» Die erstem: zwei Zahlnamen sind schwer ansznsprechen (Begründung!); daher sagt man knrz: «elf, zwölf», dann dreizehn, vierzehn nsw. Einübung: a) Der Lehrer steigt mit dem Stocke nnd	zählt, b) Der Lehrer steigt
—10	mit dem Stocke, die Schüler zählen mit. c) Der Schüler steigt mit dem Stocke,
die Schüler zählen, d) Der Schüler steigt mit den: Stocke nnd zählt, e) Die
---------- 11	Schüler zeigen von ferne mit dem Finger ans die Sprossen nnd zählen, f) Sie
sehen bloß ans die Leiter nnd zählen, g) Sie zählen ohne die ausgestellte Leiter.
____________ 8	(Vorstellung	der	Zahlenreihe!) (1. Stufe.)	— Zurückzählen in derselben Art.
(2. Stufe.)	—	Hinauf nnd herunter mit	Überspringen. (3. Stufe.) (Alles
weitere enthält die Anleitung. Vgl. Seite 32 bis 36! und Seite 54 nnd 55!) — Die 10. Sprosse	ragt etwas vor, damit der	Übergang kenntlich ist. Die zweite
Leiter wird nicht,	wie dies in	der	Zeichnung erscheint, neben,	sondern vor die erste gestellt nnd
mit ihr verknüpft. Am besten eignet sich hiezu ein weißer Bindfaden. Die 10. Sprosse kann auch mit einer dunkele» Farbe bestrichen werden, damit sie sich wirksam abhebt. — Der Zahlenraum wird zunächst überblickt und dann erst stufenweise dnrchgearbeitet.
Bus der «Lailmcher Schulzeilnng»?
(Umarbeitungen für den Abteilnngsnnterricht.)
1.) Die Entwicklung der «th»-Regcl auf der Oberstufe der Volksschule. — Gedankengang: Man spricht viel von der neuen Rechtschreibung, weiß aber nicht, wann man das «h» weglassen soll und wann nicht. (Ziel.) — Nun wird die Regel durch selbständiges Forschen der Schüler heransgearbeitet. — Zum Schlüsse folgt die Einübung nnd Verwertung. Für die Schule mit zwei Abteilungen ergibt sich folgender Plan:
Abteilung	1. Halbstunde	2. Halbstunde	3. Halbstunde
I (Mittelstufe)	Schriftliche Rechenaufgabe (Stillbeschäftignng)	Abschreiben der entwickelten Formen	Aufsuchen von Wörtern mit «-tum»
II (Oberstufe)	Entwicklung der Regel	Einübung	Eintragung in das Merkbüchlein (Stillbeschäftignng)
Die Unterstufe segelt durch Übungen mit dem Setzkasten sogleich in die neue Rechtschreibung; die Mittelstufe merkt sich die neuen Formen nach einer kurzen Besprechung; da gilt es ja noch nicht, gegen eingewurzelte Wortbilder einen Krieg zn führen. Wohl aber ist dies bei der Oberstufe der Fall. Sie muß daher durch eine feste Regel von der alten zur neuen Schreibung geleitet werden. Was sie als Übnngsstoff durch die Erörterung gesammelt hat, benützt sogleich die Mittelstufe. Die eine Abteilung schenkt, die andere nimmt; beide sind gleichzeitig tätig. Nun tritt die
* Verlag des «ffrömischen Lehrervereines». 4 K jährlich. Schriftleiter: Rud. E. Peerz. (Das Blatt erscheint monatlich 1 Bogen stark.) — Die in der «Laibacher Schnlzeitnng» enthaltenen Hanptartikcl erscheine» in ihren Grnndgedankeu hier angedeutet nnd für den Abteilnngsnnterricht zngcschnitten.
Mittelstufe hervor; die Oberstufe besorgt indessen die Eintragung in das Mcrkbüchlein, d. H. die am meisten vorkommenden Wörter werden angemerkt, damit sie als Schatz geborgen erscheinen. Weshalb Rechnen als Stillbeschciftignng eingesetzt ist, darüber nächstens.
2.) Das Zeichnen nach der Natnr als Prüfstein für den Vorstellnngsinhalt. — Leitgedanke: Die volle Überzeugung von einem klaren Vorstellungsinhalte des Schülers gewinnen wir erst dann, wenn dieser in der Lage ist, die Vorstellungen als Bild zur Schau zu stellen oder wenigstens anzudeuten. Der Schule mit Abteilungsnnterricht wird damit ein neues Mittel für die Stillbeschäftigung in die Hand gegeben. Der Lehrer schreibt die Namen von einfachen^Gcgenständen an die Tafel und verlangt, daß sie der Schüler abschrcibe und mit der entsprechenden Zeichnung versehe. Beispiel: Hacke, Haken; Rechen, Rechenbuch; Leiter, Liter usw. Läßt man — wie es zumeist geschieht — Sätze bilden, um einen Maßstab für das Verständnis der Wörter zu bekommen, so ist es nötig, dieselben aufmerksam zu lesen und gegebenenfalls sie richtig zu stellen. Bei der angegebenen Art der Stillbcschäftignng jedoch gibt sich die Auffassung seitens des Schülers auf den ersten Blick kund; ob er das Wort «Haken» mit «Hacke» verwechselt, darüber entscheidet eine flüchtige Nachschau.
3.) Zur Gründung eines Lchrcrhcims im Süden. Der Krainische Lehrerverein hat über Antrag des Herausgebers den Beschluß gefaßt, die Gründung eines Heims für kranke Lehrer anzuregen. (Vgl. den beiliegenden Aufruf!)
Beachtenswerte Bücher und Zeitungsaufsätze.
Eduard Burger: Wegweiser für den Unterricht in der deutschen Rechtschreibung. (Vereinsbuchhandlung, Innsbruck. 1 K 50 h.) — Endlich ein Buch, das auch ans den Abteilungsnnterricht Rücksicht nimmt! Burgers Wegweiser wurde in den verschiedenen Schulzeitschrifteu schon vielfach besprochen und derart günstig beurteilt, daß ich es mir ersparen kann, zum Lobe neues Lob zu fügen. Wer in der geteilten Schule ohne Umwege auf das Ziel lossteuern will, der findet an Burgers Buch den besten -Wegweiser».
Konrad Eidam: Zur Vereinfachung des grammatischen Unterrichtes. (Nr. 1 des «Österreichischen Schnlboten», Pichlers Witwe u. Sohn in Wien. 7 K 20 h jährlich.) — Wie rasch inan doch den rechten Schulmann erkennt! Er tanzt nicht lange um Belzebub, sondern packt ihn gleich beim Schopfe. — Eidam zieht ans seinen Lesefrüchten und Erfahrungen das heraus, was greifbar ist, was man ohne weiteres verwenden kann, und bietet uns damit eine wertvolle Gabe. Der beschränkte Raum gestattet nur eine Auslese von angeführten, häufig vorkommenden Fehlern: -Die Wagen, die Stiefeln. Die ganzen Schüler sind fort. Bringe mir das Buch, was du gelesen hast! Mit was kann ich dienen? Ich nimm. Ich sprich. . . . leichter wie eine Feder. Das ihn betroffene Unglück. Wegen was? Am Lande wohnen Das Kind am Arme tragen.» — Wer will die Fehler sprachlich beleuchten, bczw. ergänzen? Er erweist uns einen Dienst. — Eidams Aufsatz ist überaus lehrreich und jeder Lehrer soll »ach ihm fahnden. Wenn die angestrebte Vereinfachung einmal Gebot wird, kann die Schule mit Abteilungsunterricht aufatmeu, denn dann sagt ihr ein lästiger Geselle «Ade!»
Von Schule zu Schule.
(Eine Ferienwanderung.)
Es wird wenig Lehrer geben, die Polacks «Brosamen» nicht kennen, — wohl aber viele, die durch dieses prächtige Werk geläutert wurden. Wenn man eine tiefgehende Wirkung vor sich hat oder selbst fühlt, forscht man nach der Ursache. Wo liegt sie in diesem Falle? In der eigentümlichen Verbindung zwischen Erzählung und Belehrung. Vater Polack lockt uns mit seiner überaus einschmeichelnden Sprache mitten in das Gebiet der Schule und steckt uns dabei ein paar kostbare Lehren in die Tasche, ohne daß wir es merken. Wir glauben, uns ergötzt zu haben, und sind uns erst im Verlaufe bewußt, daß unser Urteil gefestigt und der praktische Blick geschärft wurde. Wer das erkennt und würdigt, blickt voll Verehrung zu dem hinauf, der mit einfachen Mitteln soviel bewirkt hat — und die Polack-Gemeinde ist darum eine der größten Lehrer-Gemeinden geworden. Das ist begreiflich und natürlich; doch ganz gegen alles Herkommen ist es, daß der Meister so wenig Nachahmer gefunden hat. Wenn sonst ein guter Gedanke in die Welt kommt, stürmt die Menge herbei und bemächtigt sich seiner nicht nur empfangend, sondern auch weitere schaffend. Einerseits mag sich die Ausnahme von der Regel in der allgemeinen Teilnahmslosigkeit, andrerseits aber dadurch erklären
lassen, daß jeder schon im voraus den Mut verliert, wenn er das Meisterwerk neuerdings zur Hand genommen hat. Und doch sollte es nicht so sein. Wohl ist die Sprache das unmittelbar Wirkende, aber die Hauptsache bleibt der Kern, die eigene Erfahrung und die daraus entspringende Meinung. Wenn diese mich in schlichtem Gewände kommt, so ist sie doch immerhin besser als die Theorie für sich — und ist insbesondere dann am Platze, wenn es gilt, ein neues Wissensgebiet zu eröffnen. Von diesem Gesichtspunkte aus bedeutet die Nachahmung kein Wagnis, sofern sie in der Darstellung wahr und klar ist. Diese Bedingungen kann jeder erfüllen; auch ich will ihnen gerecht werden.
Ehe ich jedoch daran gehe, dem Leser meine Reise «Von Schule zu Schule» zu schildern und sie mit sachlichen Bemerkungen bezüglich des Unterrichtes im allgemeinen und besonders mit Rücksicht auf den Abteilungsunterricht zu versehen, muß ich in kurzen Zügen das Stück Erde, auf dem ich einen so reichen Schatz von Erfahrungen gesammelt habe, beschreiben und eine kurze Vorgeschichte bieten.
Ds« Schulhau« in H.
Mit Freund M., Bezirksschnlinspektor in H., stand ich bereits zwei Jahre in Briefwechsel. Wir hatten uns eifrig geschrieben, uns im Geiste oft die Hand gedrückt und als Brüder umarmt, — aber noch nicht von Angesicht zu Angesicht gesehen. Wer hätte da nicht das Verlangen gefühlt, dem einmal ins Auge zu blicken, der schon seit langem im Herzen sein Plätzchen gefunden? Wie schleppend war doch manchmal der Briefverkehr, wenn Frage und Antwort ungeduldig aufeinander harrten! Wie anregend mußte sich da ein mündlicher Gedankenaustausch gestalten! M. konnte sich von seinem Amte nicht losmachen, also mußte ich — in das Land der Berge, hinein ins herrliche Tal. Die Landkarte hatte mir's lebhaft vor die Seele gezaubert: Ein Fluß zieht eine schmale Furche durch die Kalkstöcke, die sich in reicher Zahl auftürmen. Hier mündet das Tal in ein weites Feld. Eine Bahn ist längs des Feldes angedeutet; sie windet sich anfangs in Schlangenlinien durch die braunen Schroffen: der Talboden senkt sich, da wird der Fluß in der Tiefe rauschen. Jetzt wird die Linie schnurgerade: Ebenes Land. Nun gerät sie in die Schroffen: Warum? Sieh nur, die Strichlein links deuten einen Sumpf an. Da wird wohl auch ein See in der Nähe sein? Verstohlen blinkt er ans den Schilfgräscrn der Landkarte. Noch ein Bogen — und ans einem hellgrünen Flecke liegt das Ringlein mit dem Buchstaben H. Ich bin am Ziele.
Wieviel man doch aus einer Landkarte lesen kann! Und welch eine Freude, welch ein Stolz erfüllt uns, wenn wir dann in der Natur bestätigt finden, was wir uns als Bild im Geiste vorgestellt haben. Ein doppelter Genuß und ein doppelter Nutzen! Das Kartenlesen wird dermalen in den Schulen vielfach betrieben, jedoch zu wenig auf jenes Gebiet, auf die Heimat, bezogen, das dem Schüler den Beweis für die Richtigkeit seiner durch die Einbildungskraft geschaffenen Vorstellung bietet. Wenn die Überzeugung durch die Probe in der nächsten Umgebung reift, dann überträgt sie sich auch auf Bilder, die in Wirklichkeit nicht geboten werden können. Es erwacht die Sehnsucht nach ihnen, die Lust zu frischem, frohem Wandern.
Herausgeber und verantwortlicher Schriftleiter: Nndolf E. Peerz. — Druck von Jg. v. Kleinmayr & Fed. Bamberg in Laibach.'