Dezember-Jänner. 168-169. Keft. (Seite 4025 üis 4056.) 1918. Schult und üatcrland Zeitschrift für bodenständige Jugenderziehung und Volksbildung in Österreich. Schriftleiter: Ar. Rudolf Reerz. Inhalt: a) Schule und Vaterland. Österreichs Lehrerhelden .... 4025 2- Vom alten in das neue Österreich ..............................40d6 3- Nun geht's zum Streit .... 4027 4- Berufsvormundschaft u. Schule 4028 5. Die Zukunst unserer Kinder . . 4030 6- Bom Kriegsziele ................. 4034 Kleine Mitteilungen.............. 4035 «*► 3 -b >n » ert «-» 3 t<3 «R o* et. -ss w «t 'ch-* <=$ €5 öR tn PS b) AlStler für den Abtetlungs-uuterricht. 8. Ein halbes Jahrhundert provisorisch ......................... 4037 9. Über das Seelenleben des Säuglings........................ 4038 10. Lesefriichte.................... 4043 11. Friedenswunsch.................. 4043 12. Leitsätze....................... 4044 13. Pädagogische Reimpaare . . . 4044 14. Der Menschen und der Glocken Los............................. 4045 15. Ein Buch über Kövess .... 4049 16. Pädagogische Splitter........... 4050 17. Briefkasten..................... 4051 18. Kleine Mitteilungen............. 4052 19. Durch den Russensturm.... 4053 20. An ein Kind..................... 4055 21. Polack-Ecke..................... 4055 22. Tiefernster Brief............... 4056 Monatliiü 1 Keft. Kusgavstelle: Verlag der „Alätter für den ASteilungsunterricht" in Laiüach Aayrespreis der 12 Kefte 6 li (6 W, 6 A.). Druck von Josef Pavlicek in Gottschee (Kram). 75 Auszeichnungen! Gegründet 1790. 75 Auszeichnungen! L.4G.Hardtmntiis Farbstifte.. ... Pastellstifte Farbige Kreiden Für Schulzwecke anerkannt bestes Fabrikat. Durch jede Papierhandlung zu beziehen. L & C. Hardtmuth LAC.Sardtnmthe Kohinoor......... .. Zeichenstifte Schulstitte etc, WIEN IX. Budweis in Böhmen. Die Reformkreide staubt nicht, färbt nicht ab und schont die Schul-tafeln. 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Lieferant für die meisten Mittelschulen Österreichs und vieler Behörden. Dezember - Jänner. Schule und Unterland Zeitschrift für bodenständige Jugenderziehung und Volksbildung in Österreich. Bezugigebühr einschl. der _ , ., „»[älter" 6 K (8 2Jt, 7 g) Geleitet «eschäftllche» aueschlleßllch jährl. Einzelnummer 60 h von an die „Verwaltung der [60 Pf, 70 ei». f. IShihnff Wepri Blätter für den Abteilung». Postspark. Nr. 58.213. n ihre Obhut nehmen. Sie fußt auf der Arbeitsteilung. Die juristisch-amtlichen Obliegenheiten versieht der Berufsvormund, die Obhut über die Person des Mündels übernimmt eine Fürsorgerin. Zu diesem Amte bestellt man in der Säuglingsbehandlung gut geschulte Pflegerinnen. Die Berufsvormundschaft ist eine musterhafte Schutzeinrichtung, namentlich für das uneheliche Kind, und sollte insbesondere in großen Städten und Fabrikorten so ausgebaut werden, daß jedes Kind einer mittellosen Mutter bis zum vollendeten zweiten, jedes gefährdete Geschöpf bis zum 18. Lebensjahre damit bedacht werden könnte. Mit der Berufsvormundschaft wird an den meisten größeren Orten eine Mütterberatungsstelle verbunden, wo die Kinderpflege dem Arzt und der Fürsorgerin unterstellt ist. An der Spitze der n. ö. Landes-Berufsvormundschaft steht die Hauptstelle in Wien mit ihrem Leiter und einer Pflege-Vorsteherin. Die llauptstelle gründet in jedem Gerichtssprengel Lezirksstellen mit Berufsvormund, Arzt und Fürsorgerin. Ein Netz von ehrenamtlichen Waisenpflegern und -pfiegerinnen in allen Gemeinden unterstützt den Vormund und die Fürsorgerin bei den Erhebungen und der Kinderüberwachung. Die Berufsvormundschaft soll hi jedem Bezirke der Sammelpunkt aller öffentlichen und privaten Fürsorgebestrebungen sein. Der amtlichen Fürsorgeeinrichtung der Landes-Berufsvormundschaft wird in jedem Gerichtsbezirke ein eigener Verein angegliedert, der soll den Berufsvormund zur Unterstützung bedürftiger Kinder die nötigen Mittel bieten, aufklärend wirken und alle freiwilligen Helfer der Jugendfürsorge zusammenschließen. Er führt den Namen „Verein des k. k. österreichischen Militär-Witwen- und Waisenfondes sowie für Kinderschutz und Jugendfürsorge im Gerichtsbezirke N.“ und schließt die Gruppe „FrauCnkriegsbeisteuer“ in sich. Dadurch werden Doppelversammlungen vermieden, das Ganze bekommt ein festes Gefüge und die Gelder fließen dorthin, wo es die Not erheischt. Der Beitritt zu diesem Verein ist eine Ehrenpflicht für jeden, der sich der Forderung der großen Zeit nicht verschließt. Nach dieser allgemeinen Klarlegung soll kurz gestreift werden, wie eine Bezirksstelle der n. ö. Landes-Berufsvormundschaft arbeitet. Wird ein Kind geboren, so hat die Hebamme binnen 24 Stunden an die Berufsvormundschaft eine Geburtsanzeigekarte abzusenden, die Geschlecht und Geburtstag des Kindes, Anschrift der Wöchnerin und den Vermerk enthält, ob es gestillt wird, ob die Mutter in einer Krankenversicherung, ob Säuglingswäsche vorhanden ist oder vielleicht sonst große Not vorliegt. Nach der Eintragung in den Geburtenausweis (für die Statistik wertvoll) werden sofort an jede Wöchnerin die erforderlichen Merkblätter abgeschickt, im Bedarfsfälle folgt gleich auch ein Wäschepäckchen. In der Kriegszeit geht man den Wöchnerinnen auch an die Hand, wie und wo sie den gesetzlichen Unterhalt beanspruchen und eine Kriegspatenschaft oder sonstige Unterstützung erlangen können. Damit wäre zum Beispiel die Sache für ein eheliches Kind, das bei der Mutter wohlgeborgen ist, abgetan. Viel umständlicher aber gestaltet sich die Angelegenheit bei einem gefährdeten ehelichen Kind, bei einem Pflegekind und einem außerehelichen Säugling. Diese Kinder werden sofort unter Pflegeaufsicht gestellt, indem man Pflegepartei und Aufsichtspersonen verständigt. Die Überwachung übernimmt im Orte selbst und in schwierigen Fällen in den ersten Monaten die geschulte Fürsorgerin, später aber und in auswärtigen Gemeinden werden damit verläßliche ehrenamtliche Waisenpflegerinnen betraut. Sowohl die Fürsorgerin als auch die ehrenamtlichen Waisenpflegerinnen besuchen möglichst bald Wöchnerin und Kind, geben die nötigen Weisungen, tragen den Befund in eine Mündelkarte ein, überreichen im Bedarfsfall zur Festhaltung ihrer Ratschläge das entsprechende Merkblatt und muntern insbesondere zum Stillen durch die Mutter und zum fleißigen Besuch der ärtzlichen Beratungsstelle auf. Überall dort, wo die Sache nicht klappt, ist dem Berufsvormunde sofort zu berichten, damit er die 4030 schleunige Beseitigung der Übelstände veranlassen kann. Die Aufsichtspersonen sollen dem Berufsvormund auch unverweilt: Tod des Kindes, Übersiedlung, Legitimierung u. dgl. m. melden. Bei einwandfreier Ernährung und Pliege des Kindes genügt ein monatlicher Hausbesuch. Damit nun die Gewähr dafür geschaffen werden kann, müssen Vaterschaft und Unterhaltsbeitrag ungesäumt ermittelt werden. Gleich nach dem Einlangen der Geburtsanzeige über ein außereheliches Kind wird mit der Wöchnerin eine Aufnahmeschrift ausgefüllt, die alle nötigen Daten Uber Kind, Mündelmutter und Mündelvater enthält. Diese Erhebung nehmen in den meisten Fällen die Fürsorgerin, verläßliche Waisenpfleger und -pflegerinnen gelegentlich ihres ersten Hausbesuches oder der Berufsvormund selbst vor. Auf Grund dieser Aufnahmeschrift weiß der geschulte Berufsvormund sofort, welches Bezirksgericht zuständig ist. (Vgl. Vormundschaftsgericht nach I. N.) Dahin richtet er nun die Vormundschaftsanzeige und bittet aus Zweckmäßigkeitsgründen oft gleich um Delegierung des eigenen Gerichtes, wenn das Kind wohl einem fremden Sprengel angehört, aber in der Nähe in Pflege bleibt. Aus der Aufnahmeschrift mit der Mündelmutter ersieht der Berufsvormund, wer als Mündelvater angegeben wird. Mit ihm wird nunmehr ein Fragebogen ausgefüllt, der unter anderm auch seine genauen Vermögens- und Erwerbsverhältnisse ermittelt und den Vermerk enthält, ob er die Vaterschaft anerkennt oder nicht. Weilt der genannte im Orte selbst, so kann ihn der Berufsvormund zur Auskunfterteilung vorladen, wohnt er auswärts, so schickt man den Fragebogen an das betreffende Gemeindeamt oder Militärkommando, ist er an der Front draußen, so begnügt man sich mit einem ganz kurzen Feldanmerkungsformular. Anerkennt ein Eingerückter die Vaterschaft, so kann die Mündelmutter für ihr Kind den staatlichen Unterhaltsbeitrag beanspruchen, weil der Mündelvater infolge seiner Militärdienstleistung seiner Verpflichtung derweilen nicht nachkommen kann. Ist der Mündelvater vom Militärdienste frei, dann läßt man Vaterschaft und Unterhaltsbeitrag feststellen. Dies geschieht entweder durch Vergleich, Beschluß oder im Klagewege. Ist der Unterhaltsbeitrag gerichtlich festgestellt, dann erhalten Mündelmutter oder Pflegefrau einen Verrechnungsbrief, worin alle Zahlungen ordentlich zu verzeichnen sind. Kommt der Mündelvater nicht pünktlich seiner Pflicht nach, so wird die Pfändung an ihm selbst oder seinem Lohngeber (Drittschuldner) vorgenommen. Durch die rasche Heranziehung der säumigen Väter sowie durch die vorbeugende und behütende Tätigkeit der ärztlichen Mütterberatung wird dem Armensäckel manche Krone erspart, mancher lockere Zeisig rechtzeitig zur Besinnung gebracht und viel Volkskraft erhalten, was unserm Volke und Vaterlande zum Segen gereicht. (Fortsetzung folgt.) Die Zukunft unserer Kinder. (Eine zeitgemäße Anregung.) Wie eine graue, düstere Wolke liegt der Gedanke an die Zeit, die kommt, auf uns, und nicht die eigene Zukunft ist es, die uns am traurigsten bedrängt, obzwar gar oft auch die verworren aussehen mag. Mehr noch ist es die Zukunft unseres Landes, unseres Volkes, die freilich mit die eigene ist, um die wir sorgen. Der Krieg hat viel zerstört. Und vieles war vor 1914 schon sehr schwer. Dem Land kann nur sein Volk helfen. Die festeste Stütze eines Staates sind seine Bürger. Drum müssen wir unserem Volk in dieser schweren Zeit beistehen und für die Zukunft die Bedingungen schaffen, die seinem Gedeihen günstig sind. Am schlimmsten leiden unter der schwer bewegten Zeit die Kinder. Sie, die durch ihre Nahrung nicht nur sich sättigen sollen, sondern auch ihren Körper aufbauen, können sich nicht entwickeln, wenn sie hungern, und bleiben matt und kraftlos für ihr Leben. Und nicht nur körperliches Elend ist die Folge der schweren Kindheit, die jetzt so viele haben. Auch in sittlicher Beziehung richtet der Krieg furchtbares Unheil an. Wenn alle Eltern rechte Kraft zu Beispiel und Verstehen hätten und ihre Kinder in gesunden, ihrer Entwicklung günstigen Verhältnissen aufwachsen lassen könnten, wäre es sicherlich das Beste, wenn jedes Kind von Vater und Mutter zu Hause erzogen würde. Diese günstigen Entwicklungsbedingungen sind aber längst nicht immer gegeben. Schwerer wie sonst und schwerer wie bei anderen Kindern wird es bei unseren 4031 vielen Kriegswaisen sein, die ohne Vater, von der Mutter allein erzogen werden müssen. Wenn die Frau außerdem das Geld erwerben muß, von dem die Familie leben soll (denn die Witwen- und Waisenbeiträge des Staates können ja nur geringe sein), dann ist es fast unmöglich, allem gerecht zu werden. Und da sind noch die vielen Kinder, die weder Vater noch Mutter haben. Wir müssen darum Heime schaffen, in denen die Kinder aufwachsen können, die keine Eltern haben oder die vaterlos sind und bei der Mutter nicht bleiben können. Wenn wir aber drangehen, Erziehungsstätten für die Kinder zu gestalten, sollten wir die Fehler zu vermeiden trachten, an denen bestehende „Waisenhäuser“ kranken. Vor allem sollte kein Kind in der Großstadt aufwachsen, das nicht dableiben muß. Schon Pestalozzi und Rousseau fordern, daß das Kind fern von Dunst und Lärm großer Städte in Gottes freier Natur aufwachse. Und wenn wir Ärzte fragen wollten, würden sie uns dasselbe empfehlen. Kinder gehören auf das Land, denn nur da können sie volle körperliche Kraft und Gesundheit und damit die Grundbedingungen für rechte Lebensfähigkeit und Lebensfreudigkeit erlangen. Man hat ja oft schon und so mancherlei versucht, um elternlose Kinder auf dem Lande aufwachsen zu lassen. Häufig hat man in jüngerer Zeit die elternlosen Kinder an die Familien der Ortsbewohner aufgeteilt, von dem Gedanken ausgehend, daß den Kindern, die in Familien leben, so auch das wirkliche Familienleben zugute kommt. Man hat sich wohl zumeist getäuscht. Wenn die Bauernfamilien zu ihren eigenen ein fremdes Kind aufnehmen, so geschieht es darum, weil ja auf dem Land ein jedes Kind mithelfen kann. Und so wird denn das fremde Kind, weit mehr noch wie die eigenen Kinder, zur Arbeit ausgenützt. Und nicht Erbarmen war der Grund der Aufnahme, sondern zumeist wohl nur Eigennutz. Daß unter solchen Umständen das Wohl und Wehe des Kindes in keiner Beziehung recht ernstlich in Betracht gezogen wird, ist ganz gewiß. In Land-Erziehungs-Heimen, wie es sie in der Schweiz und im Deutschen Reich schon lange gibt (allerdings zum größten Teil nur für die wohlhabenden Klassen), sollten wir unsere Waisen aufwachsen lassen. Sie sind in gesunder, freundlicher Gegend errichtet, inmitten von Wiesen und Wäldern, vielfach an den Ufern von Seen. Sie haben Acker und Wald, immer aber Wiesen und Gemüse- und Obstgärten. Ein oder mehrere Gebäude mit Wohn- und Lehrräumen, Werkstätten, ein Wirtschaftshof und Ökonomie-Gebäude gehören dazu. Innerhalb der großen Gemeinschaft wird an dem Familiensystem festgehalten. Ein Lehrer und eine Lehrerin sind die „Familieneltern“. So wird die schablonenhafte Art der Erziehung großer Anstalten vermieden und gleichzeitig der Wichtigkeit rechter Gemeinsamkeit Rechnung getragen. Jede Familie hat ihre Schlafzimmer nebeneinander und einen gemeinsamen Tagraum, in dem im Winter oder bei Regenwetter die Abende verbracht werden. Im Sommer wird im Hof, im Garten, auf der Wiese gespielt und gelesen. Ein oder zweimal wöchentlich wird der Abend von allen Heimmitgliedern gemeinsam verbracht. So fühlen diese Kinder einer Familie sich zusammengehörig und der großen Gemeinschaft sämtlicher Heimmitglieder gegenüber etwa wie eine Familiengemeinschaft zum Staate. Der Lehrer und Erzieher aber kann die ihm anvertrauten Kinder und die Art ihrer Begabung, ihrer Neigung und Fehler wirklich erkennen. Innerhalb allgemein geltender Grundsätze, die im folgenden kurz dargelegt werden sollen, lassen sich verschiedene Land-Erziehungs-Heime gestalten. Mit mehr oder minder weitem Lehrplan, je nach der Begabung und Zukunftsaussichten der Kinder und neben Heimen für gesunde Kinder auch Heime für schwererziehbare Kinder und asoziale Kinder. Alle Heime aber müssen von der Anschauung ausgehen, daß junger Körper Freiheit braucht, um sich zu entwickeln, und daß die Geisteskraft nicht mechanisch gedrillt, sondern von innen heraus entwickelt werden muß. Nicht nur schulmäßiger Unterricht wird in den Land-Erziehungs-Heimen erteilt, dem ganzen jungen Menschen wird Gelegenheit geboten, sich so recht zu entfalten. Außer dem Unterricht in den Schulgegenständen werden die Kinder zu tätiger Mithilfe im Haus und Garten, auf der Wiese und auf dem Felde angeleitet. Sie helfen auch in den bestehenden Land-Erziehungs-Heimen in der Früh ihre Schlafzimmer in Ordnung bringen, holen beim Brunnen Wasser und putzen vielfach ihre Kleider und Schuhe selbst. Und ich habe auch verwöhnte Kinder zum Beispiel die kleinen 4032 Prinzen Stollberg-Werningerode mit vielen anderen vergnügt an der Arbeit gesehen. In unseren Heimen aber, in denen wir von vorneherein der landwirtschaftlichen — Gärtner — und etwa auch der gewerblichen Arbeit als eine Vorbereitung für künftige Lebensarbeit mehr Bedeutung beilegen, wollen wir praktische Betätigung weitgehende Berücksichtigung gewähren. Schulunterricht gibt es in den Land-Erziehungs-Heimen nur vormittags und für die Aufgaben, die in der Hauptsache in freier Zusammenfassung des am Morgen gehörten, nach einer an die Tafel geschriebenen Disposition bestehen, gehört eine 1—2stündige Arbeitszeit nach der Jause. In der lernfreien Zeit üben alle, die nicht im Garten beschäftigt sind, die Geschicklichkeit ihier Hände in den Tischler-, Schlosserund Buchbinder-Werkstätten. Die Besen, Bürsten, Körbe und Strohmatten, die in den Heimen verwendet werden, sind zumeist von den Kindern verfertigt; sie lernen Scheiben in die Fenster einsetzen, die einfach gehaltenen Möbel hersteilen, die wir in den Heimen sehen, und die Bücher und Noten einbinden, die in den Lehrer- und Schülerbibliotheken in Benützung sind. Der Handfertigkeitsunterricht faßt von vornherein die praktische Verwendbarkeit der erzeugten Dinge ins Auge. Im Garten wird das Gemüse, das einen wichtigen Bestandteil der Kost in den Land-Erziehungs-Heimen bildet, von den Kindern gepflegt, die Früchte werden von ihnen abgenommen und sie helfen beim großen Obsteinkochen im Sommer mit. Sie buddeln die Kartoffeln und warten die Hühner, Enten, Gänse, Kaninchen und Ziegen, die wir auf dem Wirtschaftshofe sehen. Immer und überall ist man. auf den Land-Erziehungs-Heimen bestrebt, die Kinder möglichst selbsttätig teilhaben zu lassen an aller Arbeit und allem Geschehen in den Heimen. Und wir finden da die von den Pädagogen so sehr ersehnte Arbeitsschule statt der einseitigen Lernschule. Der Beobachtungsunterricht leitet das Kind zum Schaffen an und fördert die Entwicklung seiner produktiven Kräfte, indem er sie gleichzeitig in die rechten Bahnen lenkt. Eng verbunden mit dieser Arbeit ist die Notwendigkeit der Werkstätten zur Bearbeitung von verschiedenen Materialien, von Schulküchen und von Schulgärten. Und wir finden all dies in den Land-Erziehungs-Heimen, ebenso wie wir auch die damit innig verknüpfte Umgestaltung des Zeichen- und Handfertigkeitsunterrichtes angebahnt und vielfach auch erfolgreich durchgeführt sehen. Die Freude an der Tätigkeit, der Schaffenstrieb, der jedem gesunden Kinde innewohnt, entwickelt sich unter der Arbeits- und Lebensführung in den Land-Erziehungs-Heimen kräftig und bildet ein unschätzbares Kapital für die Zukunft. Wir wollen nie vergessen, daß es nicht nur auf die Aneignung von Kenntnissen, sondern ebenso auf den Erwerb von Erfahrungswissen ankommt. Unter den weitblickenden Verständnis des Schulrates Kerschensteiner ist manches derartige in Münchener Schulen durchgeführt. Nie aber können solche Versuche in einer stundenweise besuchten Lehranstalt die Bedeutung erreichen, wie in Land-Erziehungs-Heimen, wo sie sich in das tägliche Leben einfügen. Manches, was in der Schule nicht ist und durch die oft mangelhafte Fühlung von Schule und Haus nicht erreicht werden kann, wird in den Land-Erziehungs-Heimen erreicht. „Die bewußte Charakterbildung“, sagt Förster, „ist in der Schule nicht genügend in den Vordergrund gestellt, einerseits, weil die Aneignung positiver Kenntnisse durch die verhältnismäßig geringe Zeit, die zur Verfügung steht, doch in erster Reihe stehen muß, andererseits, weil der Lehrer, der das Zuviele nicht bewältigen kann, gern dem Hause zuschiebt, was seiner Ansicht nach im Elternhaus erledigt werden kann.“ In den Land-Erziehungs-Heimen, wo die innigste Verbindung zwischen Erziehung und Unterricht herrscht, ist die bewußte Charakterbildung selbstverständlich. Und sicher ist die Bildung des Charakters ebenso wichtig, wie die Aneignung von Kenntnissen und Fertigkeiten I Zahlreiche Menschen leiden in ihrem Berufsleben Schiffbruch, nicht weil sie Mangel an Kenntnissen haben, der größte und empfänglichste Teil der Jugendzeit wird ja darauf verwendet, die Jugend geistig und technisch auf ihren künftigen Beruf vorzubereiten, sondern weil ihnen die elementarste Weisheit der Menschenbehandlung fehlt, die einfachste Fähigkeit der Selbstbeherrschung oder weil sie nicht rechtzeitig auf verhängnisvolle Gewohnheiten aufmerksam gemacht wurden oder endlich, weil sie in ein laxes Denken über folgenschwere Dinge hineingeglitten sind. Gewiß gelingt 4033 es daneben gelegentlich auch manchen, auf Grund gewissenloser Praktiken zu glänzen, aber desto schwerer leidet die Gesamtheit unter solchen Erfolgen und umso nötiger ist es gerade in der Jugendzeit, durch Vorführung edler Vorbilder, durch lebendiges Beispiel und durch Weckung des Verantwortlichkeitsgefühles vorzubeugen. Gerade in der Gemeinschaft kann man Selbstbeherrschung und Verantwortlichkeitsgefühle wecken und pflegen und die Schule, die in den Entwicklungsjahren des Menschen den größten Teil seiner Kraft in Anspruch nimmt, müßte mehr als bisher, diese geistige Kraft auch der Beherrschung niederer Triebe dienstbar machen, statt sie nur für die Bewältigung eines großen Wissensstoffes aufzubrauchen. Einer besseren Zukunft wollen wir entgegenarbeiten, wollen ein starkes, frohes und gesundes Volk heranwachsen sehen, das uns Gewähr bietet, für Fortschritt bester Art. Zu lebenstüchtigen, gesunden Menschen sollen die Kinder werden, die wir in unseren Heimen dem Leben entgegenreifen lassen. Die Summen, die wir für Land-Erziehungs-Heime geben, werden wir in Krankenhäusern, in Besserungsanstalten und in Gefängnissen ersparen können. Das Geld, das wir für unsere Heime brauchen, wird gut angelegtes Kapital sein, es wird sich sicher reich verzinsen. Was schwerer zu beschaffen sein wird, wie das Geld, das werden die rechten Helfer unserer Arbeit sein, die rechten Lehrer (die nicht nur einer Klasse von ängstlich verhärmten Schulkindern ein Quantum Wissen beibringen wollen und nicht nur als Respektpersonen eine Anzahl vielleicht ungebärdiger Schulrangen in Zaum halten und unterrichten). Was wir brauchen sind Männer und Frauen, die recht im tiefsten Sinne des Wortes Lehrer sind, die, wie ein Vater, eine Mutter ihre Kleinen, die Kinder nicht nur lesen, schreiben, rechnen — nein, die sie auch das Leben lehren wollen, die richtig Hand in Hand mit ihrer Kinderschar dem Leben entgegentreten, mit ihnen lernen, wandern, arbeiten, die es verstehen, ernst zu sein, und die verstehen, Feste zu feiern, die nicht nur die Einprägung eines Wissensstoffes für richtig halten, sondern die recht begreifen, daß alles, was das Leben bringt, alles Frohe, alles Ernste und neben der Lernarbeit jegliche Tätigkeit im Haus und Garten, im Wald und Feld dem Kinde wertvoll werden kann. Die Lehrer, die wir brauchen, die müssen Führer, Freunde unserer Jugend sein und müssen sich nicht nur die Achtung, müssen sich auch die Liebe ihrer Zöglinge erringen können. Mit zu dem Besten, was die Land-Erziehungs-Heime bieten, gehört das schöne Verhältnis, das zwischen den Lehrern und den Schülern herrscht und das ich überall gefunden habe. Eine freudige Freundschaft, ein vertrauensvolles Aufblicken von Seiten der Kinder und von den Lehrern väterliche Liebe, ein Verhältnis, wie das eines erfahrenen ältern Kameraden zu einen jungen Knaben, dem er vertraut und den er schätzt. Wo die vielen schlechten Beispiele, Verlockungen und Verführungen des Stadtlebens wegfallen, ist die gefängnisartige Aufsicht unnötig, die jetzt in vielen unserer Anstalten herrscht, wir können den Kindern mehr Vertrauen entgegenbringen, weil für sie weniger Gefahr besteht, daß sie in Versuchung kommen, es zu mißbrauchen, und sie werden uns mit Vertrauen dafür belohnen. Möge uns unser Werk gelingen und wir so nicht nur Kinder vor Verwahrlosung bewahren können, sondern für unser Land, für unser Volk einen rechten Born der Lebenskraft erschließen. Dem Volk neu zeigen, wie reiche Schätze, reiche Kraft uns unser Land beschert — daß es nur lernen müsse, sie zu heben. Gesundheit, frohe Lebenskraft, Liebe zum Landleben und Verständnis für die Freuden, die es mit sich bringt, sollen von unseren Heimen ausgehen. Eine Regeneration ganzer Landstriche, die unter unfähiger und mangelhafter Bearbeitung zugrunde gehen, eine Regeneration aber auch des Volkes kann aus den Land-Erziehungs-Heimen erwachsen. Doch eines brauchen wir: Die rechte Hilfe! Die Hilfe, die der Mensch dem Menschen schenkt, die Hilfe, die der Vater seinen Kindern, der Freund dem Freund beschert. Ihr, die Ihr Euer Leben der Jugend weiht, Lehrer und Lehrerinnen, geht nicht achtlos vorbei, gedenkt unserer Land-Erziehungs-Heime I Frau Nelly Wahliß. Vom Kriegsziele. Das von den wirklich besten und edelsten Absichten geleitete Friedensangebot der Mittelmächte und ihrer Verbündeten löste wider Erwarten in jeder Beziehung die gegenteilige Wirkung aus. Die Führer der Feinde verhöhnten es, da sie ja ihre schändlichen Verleumdungen und Anschuldigungen hätten zurücknehmen müssen, und bezeichneten Schwäche und Kriegsmüdigkeit als den eigentlichen Beweggrund, womit sie die hoffnungsfrohe, freudige Stimmung ihrer Völker der weiteren Kriegsführung dienstbar machten. Es ist doch kaum anzunehmen, daß die feindlichen Völker in ihrer Mehrheit nicht ebenso wie wir die freudige Hoffnung der Aussicht auf ein nahes Kriegsende entnahmen. Es erging uns wie jedem, der einen Kampf mit einem falschen, ehrlosen Gegner auszufechten hat: solange dieser nicht zerschmettert am Boden liegt, ist ein Ende des Streites und ein dauernder Friede nicht abzusehen; denn soferne er noch einen Arm zu rühren vermag und einiges Leben in sich fühlt, wird jedes Vermittlungsangebot von ihm nur höhnisch zurückgewiesen, selbst wenn er auch vollkommen überzeugt ist, daß das Itecht auf der Seite des Gegners steht. Der Gerechte und Edle muß aber unterliegen, wenn er nicht hinreichend Kraft und Ausdauer besitzt, die einzigen Mittel, die zum Siege führen. Es muß uns zum Truste gereichen, daß wir Uber diese Mittel verfügen und daß jede edle Tat wenn schon nicht augenblicklich so doch später gute Früchte zeitigt und so dem Ausführenden Segen bringt. In Anbetracht dessen, daß trotz aller gegenteiligen Behauptungen, der Krieg auf jeden Fall sich in die Länge gezogen hätte, ist die schnöde Zurückweisung des Friedensschrittes durch die Feinde noch immer nur das kleinere Übel. Weitaus das größere Übel entspringt der Rückwirkung des Anbotes auf die eigenen Völker, da sie, wenn nicht vernünftige Ein- sicht die Oberhand gewinnen würde, für die spätere Zukunft die verderblichsten Folgen nach sich ziehen könnte. Gewisse Kreise, die mit dem Vaterlande nichts gemein zu haben wähnen, hielten den Augenblick für gekommen, eine den Feinden dienliche Tätigkeit zu entfalten, indem sie deren Kriegsziele zu ihren eigenen machten und auf Völkerrechte, Menschlichkeit u. dgl. pochend Anhänger zu werben suchten, um auf diese Art einen Druck auf ihre eigenen Regierungen auszuüben. Jedem Einsichtigen und vernünftig Denkenden liegt es außer jedem Zweifel, daß dieses Vorgehen von rein selbstsüchtigen Zwecken geleitet ist und, falls es auch nur zum Teile von Erfolg gekrönt wäre, uns und unseren Nachkommen unberechenbaren Schaden erwachsen könnte. Denken wir uns nur in die Lage versetzt, in die wir geraten, wenn wir den Krieg ohne Ländererwerb, ohne Einflußmöglichkeit auf die jetzt feindlichen Nachbarstaaten und ohne Kriegsentschädigung beschließen. Wir wären von denselben Nachbarn umgeben, die sich in absehbarer Zeit abermals in einen vielleicht noch schrecklicheren Krieg hetzen ließen. Von unseren Bundesgenossen im Süden abgeschnitten könnte uns mit Leichtigkeit einerseits die Ausfuhr unserer Industrie-Erzeugnisse, anderseits die Einfuhr von Nahrungsmitteln und Rohstoffen aus dem Süden ungemein erschwert werden. Da wir auf die Zufuhr von Getreide und anderen wichtigen Nahrungsmitteln angewiesen sind, würde der gänzliche Wegfall der eroberten Getreidegegenden für uns eine große Gefahr bedeuten; denn wenn auch die Anhänger des Verzichtfriedens von der rechtlichen Zusicherung faseln, daß die Feinde den Krieg nicht in Form eines Wirtschaftskrieges fortführen dürfen, so müssen wir dem entgegenstellen, daß die Feinde wie bisher auch fürderhin kein Rechtsgefühl besitzen, da andernfalls zwischen ihren Worten von „Menschlichkeit“, „Völkerrecht“, „Schutz den kleinen Staaten“ u. a. und ihren Taten kein so himmelhoher Unterschied bestanden hätte. Von England und Amerika und deren Spießgesellen hätten wir ganz gewiß nicht die geringste wirtschaftliche Förderung zu hoffen, sie würden für ihre bittere Enttäuschung, uns nicht gänzlich ihnen ausgeliefert zu sehen, furchtbare Rache üben! Wer anders denkt, der hat entweder den Krieg verschlafen oder ist von selbstsüchtigen Zielen beziehungsweise Vorgaukelungen gänzlich geblendet. Wir müssen daher, sofern wir uns vor schweren wirtschaftlichen Nachteilen für uns und unsere Nachkommen, für welche zu sorgen unsere heiligste Pflicht ist, vollkommen gesichert fühlen wollen, stark und mächtig aus diesem Kriege hervorgehen. Nur der Starke bleibt ungeschoren, ja man leistet ihm noch gerne mancherlei wertvolle Dienste! Es ist daher ein Gebot der Pflicht, daß wir unseren Machtbereich durch Einverleibungen und wirtschaftliche und militärische Angliederung selbständiger Gebiete derart erweitern, daß all 4035 das, was wir erobert haben, ein geschlossenes Ganzes bildet, und dürfen wir gegebenenfalls auch darüber hinaus nicht bescheiden zuriickstelien. Wir müssen uns die fruchtbaren Gefilde Rumäniens und Veneziens sichern, mit der Türkei durch Bulgarien und den freien Donauweg in engster Fühlung bleiben, dann können wir unter Umständen auf ein ohnehin fragliches Entgegenkommen Englands und Amerikas Verzicht leisten und sie mit eigenen Erzeugnissen und Bodenschätzen nach dem Verhältnisse der Zufuhr bedenken; denn den Oberschuß unserer Erzeugnisse können wir zur kulturellen Hebung der Türkei, für die wir reiche Bodenerträgnisse zurückerhalten werden, für lange Zeit absetzen. Selbstredend ist hiezu noch manches nötig, was jedoch näher dargestellt, den Rahmen dieses Aufsatzes überschreiten würde. Alles läßt sich aber derart sicherstellen, daß die Entwicklungsfreiheit und die Rechte der an gegliederten Völker keineswegs gehemmt und so selbst den Feinden annehmbar erschiene, wenn ihren hochtönenden Worten ein Glauben beizumessen wäre und sie sich nicht durch selbstsüchtige Ziele von der Zustimmung abhalten ließen. Da wir durch die gänzliche oder teilweise Übernahme der eroberten Gebiete, die sämtliche die Spuren des Krieges aufweisen und gewiß nur Mühen und Kosten aufladen, so wären aus diesem Grunde die Feinde schon verpflichtet, Beihilfen in Form von Kriegsentschädigungen zu leisten. Außerdem tragen sie aber die Schuld an dem Ausbruche wie an der langen Dauer des Krieges und dürfen auch deshalb nicht frei ausgehen. Zudem hat ja Amerika an dem Kriege erkleklich viel gewonnen und wäre billiger davongekommen, wenn es den Friedensschritt der Mittelmächte mit Nachdruck unterstützt hätte, wodurch der Krieg sofort sein Ende gefunden hätte. So mag es aber seine Bundesgenossen, denen es im Kriege geholfen hat, auch für den Frieden entlasten helfen. Im übrigen kann es uns vollkommen gleichgültig sein, wie die feindlichen Bundesgenossen die Angelegenheit unter sich bereinigen. Für uns ist und bleibt es Hauptsache, ja eine Lebensfrage allerersten Ranges, daß wir aus dem Kriege mächtiger hervorgehen, um hiedurch vor ernstlichen wirtschaftlichen Gefahren geschützt zu sein. Wollen wir hoffen, daß die Friedensunterhändler auch nicht im geringsten dem Drucke der Verzichtfriedensleute nachgeben, so daß, um eine jetzt gangbare Redensart zu gebrauchen, nicht die Feder verdirbt, was das Schwert errang. Ein günstiger Ausgang des Krieges kommt zweifelsohne auch der Schule und der Lehrerschaft zugute und können wir Lehrer die Hebung unserer beruflichen und wirtschaftlichen Belange mit umso größerem Nachdrucke fordern, je mehr wir im vorstehenden Sinne auf klärend auf das Volk einwirken. Ich bin überzeugt, daß sich bei genauer Darlegung der Gründe für einen ehrenvollen, starken Siegfrieden weitaus mehr Anhänger finden werden, als für einen Frieden, der die schwersten Gefahren für uns birgt. Möge es kein Lehrer versäumen, zum eigenen wie zum Wohle des Vaterlandes sein Wort für unsere gerechte Sache zu erheben. A. Schmidt. Nachbemerkung. Wenn die Ausführungen noch zurechtkommen, dann sollen die g. Leser hineinleuchten ins Volk und die Umnachtung erhellen 1 D. Sch. Kleine Mitteilungen. 66.) Rund 70 Millionen Kronen wandern jährlich für Bücher und Drucksorten von Österreich nach Deutschland. Die minder entwickelte Unternehmungslust unserer Geschäftsleute trägt die Schuld daran; alles hat eine Reihe bedeutender wirtschaftlicher Schäden zur Folge. Hier wäre Wandel zu schaffen. Danzers Armee-Zeitung: 67.) Einfache Belehrung über Verfassung und Verwaltung ist noch keine staatsbürgerliche Erziehung. Nur lebendiges Wirken haucht dem Wissen Tatkraft ein. Erst das Schicksal bedeutender Kämpfer kann die gefährliche Macht des Schlagwortes zeigen. Denn nur wahre Bildung kämpft sich ehrlich durch, Halbbildung ist ein Feuer, das nicht wärmt, sondern verbrennt. Pädagog. Warte. 68.) Forderungen. In erster Linie verlange die Lehrerschaft für die Volksschule sowie für die ländliche Fortbildungsschule mehr Beachtung und Förderung als bisher. Nicht allein im Aufstieg der Begabten aus der Masse auch in einer möglichst gründlichen Durchbildung der Masse liegt die Zukunft. Die Fürsorge setze nicht oben und nicht in der Mitte, sondern zu allererst unten ein. Österr. Pädagog. Warte. 69.) Die geistige Verwahrlosung unserer Jugend hängt vielfach mit den natürlichen Schwächen der Mutter und der durch den Krieg gezeugten Unregelmäßigkeit zusammen. Der Frau mangelt oft die nötige Durchschlagskraft, die Mutter neigt leicht zum Verzeihen. Die Sorge um das tägliche Brot nimmt heute den ganzen Willen und Sinn des Weibes in Anspruch, wenn nicht gar der Verdienst die Frau den ganzen Tag ihrem Mutterberuf fernhält. Nachgiebigkeit, die Fehler entschuldigt, ist ein Hauptgrund der Verwahrlosung. Was der Mutter fehlt, das ist die Kraft des Vaters: „Das Kleinkriegen". Deutsche Schulpraxis. 70.) Der Zuidersee soll nach dem Krieg in Ackerland verwandelt werden. Ein mächtiger Damm wird das Festland Hollands mit Friesland verbinden in einer Länge von 30 km. 9 — 10 Jahre dürfte sein Bau währen, die Fruchtbargestaltung des Zuidersees, der zum Teil Ysselsee weiterbestehen soll, aber 30 Jahre beanspruchen. Urania. 71.) Die Lehrer haben sich als Offizier Achtung in der Gesellschaft erkämpft. Als Offizier aber haben sie Geld in der Hand gehabt, haben Entgegenkommen und Wertschätzung gefunden. Kein Wunder, wenn sich da mancher die bange Frage stellt: „Geld, gesicherte Lebensverhällnisse, mancherlei Begünstigungen sind jetzt mein Teil — wie soll das werden, wenn ich wieder zu meinem Berufe zurückkehre?“ Otto Meisinger. Deutsch-Öst. Lehrer-Zeitung. 72.) In Nietzsches „Der Wille zur Macht“, herausgegeben von Max Brahn, finden wir folgende treffliche Sätze: „Die gleiche Disziplin macht den Militär und den Gelehrten tüchtig; und, näher besehen, es gibt keinen tüchtigen Gelehrten, der nicht die Instinkte eines tüchtigen Militärs im Leibe hat. Befehlen können und wieder auf eine stolze Weise gehorchen; in Reih und Glied stehen, aber fähig jederzeit, auch zu führen, die Gefahr dem Behagen vorzuziehen; das Erlaubte und Unerlaubte nicht in einer Krämerwage zu wiegen, dem Mesquinen, Schlauen, Parasitischen mehr Feind sein als dem Bösen. — Was lernt man in einer harten Schule? Gehorchen und Befehlen.“ Danzers Armee-Zeitung. 73.) Die vollkommene Veränderung unseres Siedlungswesens bedingt eine Umwandlung der Erziehungsaufgabe, die, einst gelöst für das Kind eines wesentlich dörflich gesiedelten Landvolks, für das Kind des Großstadtarbeiters erst erdacht werden muß. Die heutige Industrie stellt höhere Forderungen als die bodenständige Landwirtschaft. Allein Aufgabe der Erziehung ist es, das deutsche Leben nicht von trennenden Interessen der Klassen, sondern vielmehr vom Gefühl der Wesenseinheit durchdringen zu lassen. Dr. A. Fischer, Neue Bahnen. 74.) Rußland zeigt auffallenden Überschuß an Knabengeburten. Die Statistik regt hier zu wichtigen Vergleichen an. In Rußland heiraten die Männer zu 50 von Hundert vor dem zwanzigsten Jahre. Für Männer von 20—30 Jahren besteht nun die größte Aussicht, das Verhälinis der Geburten zu Gunsten der Knaben zu gestalten. Auch das Ältersein der Gattin weist statistisch das gleiche Ergebnis nach. Das Gesetz erleichtere daher bei uns mit Rücksicht auf größere Vermehrung des männlichen Geschlechtes die Familiengründung für jugendliche Männer! Hochland. 75.) Die Fortbildungsschule soll ein persönliches Nähertreten zwischen Lehrer und Schüler erbringen. Die treuliche Beharrlichkeit des Lehrers wird des Schülers Unlust beseitigen, die Erfahrung des Älteren das Besserwissen des jugendlichen Drängers entkräften. Im Ehrgefühl liegt der Keim männlichen Verhaltens und das Bewußtsein der eigenen Kraft. Der Zweifelsucht gebührt Ernst, dem Geckenhaften echte Vornehmheit. Rauchen und Trinken, die „männlichen“ Tugenden, müssen als Gefahr erkannt werden. Die Geschlechtsreife verdient vollste Aufmerksamkeit, die sexuelle Frage bleibe „heiliges Land“. Pädagog. Warte. 76.) Volksernährung. Dr. Höllischer betonte in seiner Rede „Die Schäden der Volksernährung“, daß sich Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie nicht vom Volkswohl, sondern durch das Streben nach Gewinn beeinflussen lassen. Hier möge Wandel geschaffen werden. Prof. von Pirquet sagt: „Jetzt müssen wir essen, was an Nährstoffen noch da ist. Aber Lehren sollen wir uns nehmen, damit wir im nächsten Jahr besser dran sind.“ Ztschr. für Kinderschutz und Jugendfürsorge. 77.) Zur Verheiratung der Lehrerinnen bemerkt der Vorstand des Landesvereines preußischer Volksschullererinnen folgendes; „Wir können die Verbindung von Ehe und Beruf grundsätzlich und allgemein nicht befürworten, weil der Lehrerinnen- wie der Hausfrauen- nnd Mutterberuf jeder für sich sowohl ein Dasein ausfüllen und befriedigen können als auch die Kraft und Hingabe einer Frau brauchen. Für den Stand der Lehrerin ist eine soziale Herabdrückung, für den Beruf eine Verflachung und für die Familie eine Verarmung zu fürchten.“ Bayerische Lehrerzeitung.