33 PASIJONSKI DONESKI 2018 13 32 Ivanka Kronawetter-Starman DIE TRADITION DER FASTENTÜCHER IN KÄRNTEN Foto Heinz Ellersdorfer in Ivanka Kronawetter-Starman GESCHICHTE Wenn schon im 9. und 10. Jahrhundert (Hartmod von St. Gallen, Abt Aelfric von Winchester) Verhüllungen erwähnt werden, so ergibt sich aus den Nieder- schriften der Klöster von Farfa, Hirsau oder St. Vannes zu Verdun europaweit eine flächendeckende Verwendung von großen Tüchern in der Fastenzeit. Inwi- eweit sich die Verhüllung von Altarräumen zur Jahrtausendwende an den altte- stamentarischen Vorhang im Tempel anlehnen, der sich als Lettner sowohl bei den frühen Christen als auch bei den romanischen und gotischen Kathedralen und Klosterkirchen wiederfindet, oder ob ab der Zeit der Kreuzzüge das Verhül- len der prunkvollen Reliquien-Schreine auf den Altären der Fastenzeit notwendig erscheint, kann nur vermutet werden. Auch der Wechsel von der romanischen Darstellung des siegreichen Christus mit Königskrone am Kreuz zu den gotischen Kreuzen mit dem geschundenen Christus, mit Dornen bekrönt, betont die geän- derte Einstellung zu Fastenzeit und Passion. Die Verhüllung des gesamten Altar- raumes mit dem Fastentuch im Chorbogen erlaubte keinen Blick auf die Litur- giefeier. Am Mittwoch der Karwoche wurde während des Evangeliums (Passion) genau bei den Worten »die Erde bebte und der Vorhang des Tempels riss mitten entzwei« das Fastentuch fallengelassen. Nach der wochenlangen Bußzeit hatten die Gläubigen wieder einen freien Blick auf den Altar und am folgenden Grün- donnerstag, dem Festtag der Einsetzung der Eucharistie, empfingen alle wieder die hl. Kommunion. Die durchgehende Verhüllung des Altarraumes scheint sehr wohl unterbro- chen worden zu sein. Zumindest an Sonn- und Feiertagen (Maria Verkündigung, Patrozinium, …) wurde das Fastentuch halb hochgezogen (Bericht aus dem mit- telalterlichen Basel) oder, wie im Dom zu Gurk, in der Mitte geteilt und zur Seite gezogen. Das Missale Romanum von 1570 schreibt verbindlich vor: »Vor der Vesper des 1. Passionssonntages werden die Kreuze und Bilder verhüllt«. In dieser Vorschrift sehe ich nicht die Einführung der Verhüllung, sondern die Reduzierung der bis- Maria Saal / Gospa Sveta (7,0 x 5,0 m), dipl. ing. Karl Wolschner, 1990-1994 Nach Vorlage eines Holzschnittes, vergrößert und aufgeteilt in 35 Felder, mit Wachs reserviert und wieder gebügelt, 15 x getaucht, aber nur in eine Farbe, entstand die größte Seidenbatik der Welt. Ursprünglich schuf der pensionierte Hobbykünstler das Fastentuch für den Wiener Stephansdom, wo man nicht interessiert war. Seine mystische Wirkung spürt man besonders morgens, wenn die Sonne durch die Fenster des Chores auf das Fastentuch fällt. Arhitekt in podjetnik Karl Wolschner se je v pokoju posvetil slikanju na svilo v tehniki batik. Povečal je v lesorezu narejeno podobo, jo razdelil na 35 polj, pokril svetle dele z voskom in nato svilo petnajstkrat barval. Pri tem je uprorabil le eno rjavkasto barvo. Nastala je največja slika v batik tehniki na svetu, ki jo je umetnik namenil dunajski stolnici sv. Štefana, a tam zanjo ni bilo zanimanja. Slika je naravnost mistična v jutranjem soncu, ko tkanino presvetlijo sončni žarki. PASIJONSKI DONESKI 2018 13 Ivanka Kronawetter-Starman, DIE TRADITION DER FASTENTÜCHER IN KÄRNTEN 35 34 her üblichen Raumverhüllung auf die Verhüllung von Bildern und Kreuzen. Das zwischen 1545 und 1563 stattgefundene Konzil von Trient suchte Antworten auf die Reformation und stellte die Eucharistie in den Mittelpunkt. Das Allerheiligste wanderte von der Sakramentsnische in den nun erstmals geschaffenen Taberna- kel im Zentrum des Altars – das große Fastentuch hätte jetzt den Blick auf den Altar versperrt. Eine weitere Forderung des Tridentinischen Konzils war die tägliche Messfe- ier jedes Priesters, das die Entstehung der Seitenaltäre zur Folge hatte. Für deren Verhüllung wurden die Fastentücher kleiner, es entstanden sogar ganze Serien von Fastentüchern, die – von Altar zu Altar – die Leidensgeschichte Jesu erzä- hlen. Die Größe (dem jeweiligen Altarblatt angemessen) und die Verwendung blieben bis ins 20. Jahrhundert gleich, die Motive stammten nur noch aus der Passion, lediglich der Malstil passte sich dem jeweiligen Zeitgeschmack an. Es war nicht die Bevölkerung, die alte Bräuche und das Aufhängen von Fasten- tüchern ablehnte, der Druck kam von oben: In manchen Regionen verschwanden die Fastentücher mit der Reformation, weil Luther Fastentücher als Gaukelwerk ablehnte (Bildersturm). Gut 200 Jahre später war es das Verbot Kaiser Josefs II., das Pilgerreisen und Kreuzwege im Freien betraf, aber auch Passionsspiele, Hei- liggrab-Kulissen und die Verwendung von Fastentüchern. Im prüden 19. Jahr- hundert waren manchen Priestern und Pfarrverantwortlichen die paradiesi- schen Nacktszenen am Fastentuch ein Dorn im Auge. Der schlechte Zustand der Tücher, Fraßlöcher, Risse, ausgefranste Ränder, Wasserflecken, verblasste oder abgeblätterte Farben, sind nur ein Teil der Ursachen für das Verschwinden von Fastentüchern. Die für das Aufziehen von Fastentüchern notwendigen starken Männer fehlten in Kriegszeiten, sie kehrten oft nicht mehr zurück, Messner star- ben und Priester wechselten die Pfarrstelle, ohne dem Nachfolger den Aufbe- wahrungsort mitzuteilen – wer denkt schon mitten im Sommer daran? Fasten- tücher fielen auch Kirchenbränden zum Opfer oder der gründlichen Säuberung von Dachböden und Abstellkammern im Zuge von Bauarbeiten. Meist wurden sie jedoch auf Dachböden vergessen oder sie lagen in einer großen Kiste, gemein- sam mit Fahnen und Bannern. Besonders wertvolle Weihnachts- und Fastenkrip- pen, Kulissen von Heiligengräbern, Banner und eben die Fastentücher scheinen in Kirchenführern nur selten auf, weil diese manchmal von externen (diözesanen) Mitarbeitern erstellt werden, auf jeden Fall aber zu einer Jahreszeit, wo diese tem- porären Besonderheiten nicht in der Kirche zu sehen sind. KÄRNTEN Auch in Kärnten waren es der Bischof, das Domkapitel, ein reicher Händler oder ein Adeliger, meistens jedoch der Pfarrer, der das Fastentuch in Auftrag gab. Dass sich davon in Kärnten überdurchschnittlich viele erhalten haben, liegt weder an der tiefen Volksfrömmigkeit noch an besonderer Kunstsinnigkeit. Ganz im Gegenteil: Mit der Entdeckung Amerikas und der Verlegung der Handelswege von Venedig an die Atlantikküste brach die Wirtschaft Kärntens zusammen, die sich erst mit dem Bau der Eisenbahn ab 1860 merklich zu erholen begann. Was in Kärnten an Neuem geschaffen wurde, hinkte schon immer um Jahrzehnte der Entwicklung der Kunst in Europa nach. Die grundlegende Mentalität der Kärn- tner, an Altem festzuhalten und sich nur langsam für Neuerungen zu begeistern, drückt sich im beliebten Kärntner Spruch »Lei låssn« sehr treffend aus. Immerhin kosten Neuerungen Geld, und das war nicht vorhanden. Die Kärntner Kirchen sind überwiegend romanisch oder gotisch, die über die Jahrhunderte immer wieder erweitert und neu ausgestattet wurden. Sie erhiel- ten barocke Altäre, während der »alte« gotische Flügelaltar in einer Seitenkapelle oder Filialkirche aufgestellt wurde. Ebenso wanderten Kreuzwege und Heiligenfi- guren nach Umgestaltungen eher in eine andere Kirche oder auf den Dachboden – man könnte sie ja noch einmal brauchen. Allein in dieser Einstellung sehe ich die Erhaltung der überdurchschnittlich großen Zahl von Fastentüchern speziell in Kärnten. Diese Häufung und Vielfalt war es aber auch, die in den letzten 50 Jahren die anderen Pfarren anspornte, »auch« ein Fastentuch zu besitzen. LITERATUR UND PRESSE 1886 scheinen Fastentücher erstmals in einem Kirchenlexikon unter einem ei- genen Stichwort auf, doch werden bei Ausstellungen in Münster 1879 und 1888 und in Aufsätzen 1894 nur Fastentücher des Münsterlandes gezeigt und beschrie- ben. Erst in der Zwischenkriegszeit entstehen mehrere Arbeiten, bei denen die Forschungen aus Westfalen, der Schweiz, Tirol und Kärnten zusammengeführt und verglichen werden. Dabei wird auf vorhandene Quellen zurückgegriffen; für eine Feldforschung über das persönliche Umfeld hinaus fehlt es wohl auch an Mitteln. In der 1889 erschienenen Kunst-T opographie des Herzogtums Kärnten werden auf 490 Seiten gerade mal 5 Fastentücher (Baldramsdorf, Gurk, Haimburg, Ster- nberg, St. Margarethen in der Reichenau) jeweils mit wenigen Sätzen erwähnt. 1 Der Verlag des Kärntner Geschichtsvereins veröffentlicht in seinem Jahrbuch seit 1849 landeshistorisch bedeutende Forschungsberichte, zu denen auch die Be- PASIJONSKI DONESKI 2018 13 Ivanka Kronawetter-Starman, DIE TRADITION DER FASTENTÜCHER IN KÄRNTEN 37 36 schreibungen einzelner Fastentücher zählen, z. B. Haimburg 1892, Millstatt 1893, Reichenfels 1912, … 1921 beauftragte der Kärntner Fürstbischof Dr. Adam Hefter seinen Sekre- tär Dr. Otto Rainer mit der Betreuung des 1917 gegründeten Diözesanmuseums. Im Laufe der nächsten 40 Jahren besuchte Dr. Rainer systematisch die Kärntner Pfarren, um nicht mehr genutzte Kunstgegenstände vor dem Verfall oder dem Verkauf an skrupellose Altwarenhändler zu retten. 2 Dabei lernte er die Vielfalt der Kärntner Fastentücher kennen, veröffentlichte diverse Aufsätze und sammel- te Daten für eine Dissertation, die nie erschien. 1949 verfasste Prof. DDr. Johannes H. Emminghaus, Liturgiewissenschaftler, an der Universität von Münster eine kunsthistorisch-liturgiewissenschafliche Studie über die Westfälischen Hungertücher, die erst 2004 posthum erschien. Er beschäftigte sich darin mit liturgischen Verhüllungen (Lettner, Ikonostase, Zibo- rium, …), ob abschirmend, verhüllend oder schmückend, und widmete sich der Verbreitung von Tüchern in England, Frankreich, Belgien, Italien, Sizilien, Spani- en und den Alpenländern. Während in Westfalen die Filet- und Tüllstickereien (Klosterarbeiten) vorherrschten, betonte er die Leinenmalerei in Kärnten. 3 Meist sind es kirchenhistorisch oder liturgiegeschichtlich interessierte For- scher, die einzelne Artikel für diverse Fachzeitschriften verfassten (Sonderbeila- gen, Hauswirtschaftszeitungen, Ärzteblatt, Heimatblätter, …), aus dem Bereich der Volkskunde und Kunstgeschichte fehlte es noch an entsprechendem Interesse. Dr. Otto Rainers Forschungen fielen dem evangelischen Theologen Prof. Dr. Reiner Sörries (geb. 1952 in Nürnberg, Lehrstuhl für Christliche Archäologie und Kunstgeschichte in Erlangen, Direktor des Museums für Sepulkralkultur in Kas- sel, etc.) in die Hände. Sörries war es ein Anliegen, Rainers Arbeit in Kärnten zu vollenden, bezog aber sehr schnell auch die benachbarten Regionen in den Ostalpen in seine Arbeit mit ein, da sich keine Unterschiede in der Art der Fas- tentücher ergaben. Seine Habilitationsarbeit »Die Alpenländischen Fastentücher« mit dem Unter- titel »Vergessene Zeugnisse volkstümlicher Frömmigkeit«, erschienen 1988 in Kla- genfurt, basiert somit auf Rainers Forschungsergebnissen und auf Sörries´ zahlre- ichen spätwinterlichen Besuchen in den alpinen österreichischen Bundesländern, aber auch in der Schweiz und Südtirol. Sörries beschrieb nicht nur die erstaunli- chen inhaltlichen Gesetzmäßigkeiten als auch die große Vielfalt in der Gestaltung der Fastentücher. Schon längst vergriffen, ist die Monographie noch ab und zu in Antiquariaten zu finden. Sie enthält neben einer grundlegenden Zusammenfas- Baldramsdorf (4,85 x 7,30 m), 1555 Die klaren Bibel-Darstellungen in 39 Bildern sind auch von Weitem gut erkennbar. Der Papst mit der Tiara und das geozentrische Weltbild zeigen neben dem biblischen Inhalt auch Zeitgeschichte des 16. Jh. Ungewöhnlich ist die Darstellung der Sintflut selbst, andernorts ist es die Arche mit der Friedenstaube, während Christus in der Vorhölle einer häufig kopierten Vorlage Albrecht Dürers entstammt. Jasni prizori iz Svetega pisma v 39 sikah so tudi od deleč dobro vidni. Papež s tiaro in geocentrična podoba svetá nam poleg biblične vsebine prikazujeta tudi pogled na zgodovino tistega časa. Prizor vesoljnega potopa z moškimi liki in konji ter s cerkvijo in hribom v dežju je redek; navadno sta naslikana Noetova barka in golob z oljčno vejico. Podoba predpekla pa je povzeta po vedno znova kopiranem lesorezu Velikega pasijona Albrechta Dürerja. Das Doppelbild des Weltgerichts zeigt Christus, der mit Gerechtigkeit (Schwert) und Gnade (Lilie) richtet, darunter die geöff- neten Gräber zwischen Engel und Teufel, die die Menschen zum Himmel bzw. Höllenschlund führen. Mann und Frau an der Seite der musizierenden Engel deuten auf das Stifterpaar hin. Poslednja sodba: Kristus vlada pravično (meč) in milostno (lilija) nad odprtimi grobovi. Hudič sili ljudi v na široko odprta vrata pekla, medtem ko angel popelje dobre ljudi v nebesa. Mož in žena ob strani sta zagotovo donatorja. PASIJONSKI DONESKI 2018 13 Ivanka Kronawetter-Starman, DIE TRADITION DER FASTENTÜCHER IN KÄRNTEN 39 38 sung aller bisherigen Forschungsergebnisse und Vergleichen zu anderen Bildpro- grammen (Freskenzyklen, bemalte Holzdecken, Kirchenportale) eine ausführliche Beschreibung von 72 Objekten, davon 41 in Österreich westlich des Arlbergs, da- von wiederum 23 allein in Kärnten – beschränkt auf die Fastentücher bis 1800. Zumindest in kirchlichen und kunsthistorisch interessierten Kreisen wuchs durch diese Veröffentlichung das Interesse an Fastentüchern, alte Fastentücher wurden entdeckt und restauriert, die Gesamtzahl der bekannten Fastentücher hat sich vervielfacht. Die von Sörries vorgenommene Gliederung und Zuordnung gilt unverändert. Die Besonderheit der Kärntner Fastentücher besteht weiterhin da- rin, dass sie noch immer – oder nun wieder – in den Kirchen hängen und nur in der Fastenzeit zu sehen sind, während in den anderen Regionen die Fastentücher fast ausschließlich in Museen hängen und meist nur im Sommerhalbjahr zu be- sichtigen sind. Es ist jedoch nicht zu übersehen, dass es in Museen kaum ausrei- chend hohe Räume gibt, um Fastentücher adäquat zu präsentieren. Dr. Sörries wurde bei seiner Forschungsarbeit in Kärnten von Prof. Heinz El- lersdorfer (geb. 1941) unterstützt. Der Fachmann auf dem Gebiet der Kärntner Fastentücher ist gelernter Metzger, erfolgreicher Unternehmer, stellvertretender Vorsitzender im Diözesan-Kirchenrat, Pfarrgemeinderats-Obmann in St. Veit/ Glan – und Inhaber der größten Fotosammlung sakraler Kunst in Kärnten. Be- kannt ist er landesweit für seine sakralen Lichtbildvorträge, Exkursionen und Pfarrausflüge. Seine detailierten Ortskenntnisse erwarb sich Ellersdorfer bei ausgedehnten Wanderungen mit seinem Großvater, wo sie auch viele abgelegene Kirchen be- suchten. Gezielt suchte er später dort nach den ihm bekannten Fastentüchern und mußte nun die Pfarrer und Messner überreden, hinter dem Hochaltar, in den hintersten Winkeln der Dachböden oder in der Tiefe großer Fahnentruhen nach zusammengerollten Fastentüchern zu suchen. So traf er auf einen Messner, der jeden Aschermittwoch durch den Schnee zur hochgelegenen Filialkirche stam- pfte, das Fastentuch aufhing und es zu Ostern wieder abnahm, ohne das es in der Zwischenzeit einen Gottesdienst oder eine Kreuzwegandacht in dieser Kirche gegeben hätte. In Oberkärnten war es in den letzten 25 Jahren besonders der Hobbyhistoriker Axel Huber 4 , der sich mit den Druckvorlagen für die Fastentücher in Millstatt und Maria Bichl beschäftigte und nach dem Auffinden und Restaurieren zweier Fastentücher in Irschen einen umfassenden Bericht für die Carinthia I. lieferte. Einzelne seiner Beschreibungen fanden Platz in der Monatszeitschrift der Kärnt- ner Landsmannschaft. Die im letzten Jahrzehnt vom diözesanen Pilgerbüro (bischöfliches Seelsor- geamt) in Klagenfurt mehrmals aufgelegten Fastentuch-Broschüren boten einen kleinen Überblick über die Fastentücher Kärntens und die Kontaktdaten in den Pfarren. Die im März 2017 erschienene Ausgabe enthält Fotos und Daten aus 163 Kirchen mit einem oder mehreren Fastentüchern und war ebenfalls innerhalb weniger Wochen vergriffen. 5 Schon während der Drucklegung sind weitere Fa- stentücher bekannt geworden. Ohne Hinweis in der Tagespresse würde kaum jemand einfach so in einer anderen Kirche vorbeischauen, schon gar nicht in der kalten Jahreszeit. Scha- de, dass die meisten Artikel über Fastentücher erst in der Karwoche bzw. in der Osterbeilage erscheinen. Und für die eigenen Fastentücher konnten mir selbst Pfarrmitarbeiter oft nicht mehr darüber sagen, als dass sie seit einigen Jahren (wieder) aufgehängt werden oder dass sie sehr alt sind, weil sie schon Mottenlö- cher haben. BIBLIA PAUPERUM Die Fastentücher werden landläufig immer wieder als Biblia pauperum, als »Armenbibel« bezeichnet, was völlig inkorrekt ist. Bildergeschichten sind zwar für des Lesens Unkundige geeignet, aber das umfassende theologische Programm der Biblia pauperum geht weit darüber hinaus: Der Erlösung durch Jesus Christus gehen bildlich die Ankündigungen und Weissagungen des AT voraus. Die mit- telalterlichen Zeichenvorlagen, die in den Schreibstuben der Klöster entstanden sind, dienten Künstlern als Vorlage für deren Buch- und Wandmalereien. Die ge- malten oder gedruckten Exemplare waren aber sehr aufwendig gestaltet und da- mit der oberen Gesellschaftsschicht vorbehalten. Bei den Zeichenvorlagen sind der mittleren Szene aus dem NT zwei inhaltlich verwandte Szenen aus dem AT zur Seite gestellt, ergänzt durch 4 Propheten, de- ren Weissagung sich im NT (Mittelbild) erfüllt hat. Hier zwei Beispiele: Dem Kreuzestod Christi sind die Opferung Isaaks und die Eherne Schlange beigestellt, dazu die 4 Propheten David, Zacharias, Eliasa und Amos. Der Auferstehung Christi sind Samson mit den Türen von Gaza und die Ausspeiung des Jona beigestellt, etc. Ein Glanzstück der Biblia pauperum ist der Verduner Altar (1181) in Klo- sterneuburg und die Holzreliefs (Anfang 13. Jh.) am Eingangsportal des Gurker Doms. Bei den älteren Fastentüchern finden wir höchstens einige Bildpaare von Typus und Anti-Thypus (Jonas 3 Tage im Walfisch – Jesus 3 Tage im Grab; Moses in der Wüste – Jesus in der Wüste; Mannaregen – Abendmahl; eherne Schlange am Kreuz – Jesus am Kreuz; …). Besonders das Haimburger Fastentuch birgt eine PASIJONSKI DONESKI 2018 13 Ivanka Kronawetter-Starman, DIE TRADITION DER FASTENTÜCHER IN KÄRNTEN 41 40 Vielzahl von Bildpaaren, die sich jeweils in derselben Spalte befinden. Späteren Fastentüchern fehlt der dafür nötige Anteil an Szenen des Alten Testaments, die ausgewählten Szenen weisen aber immer auf die heilsgeschichtliche Ordnung von Schöpfung, Sündenfall, Inkarnation, Passion und Vollendung auf. 6, 7 GLIEDERUNG Felder-Typ: Einzelne Szenen sind in mehreren Registern (Reihen) angeordnet, wie wir das von gotischen Freskenzyklen kennen. Es ist nichts Ungewöhnliches, dass dafür als Vorlagen Holzschnitte teilweise, exakt oder seitenverkehrt verwendet wurden, wie z. B. Albrecht Dürers Große Passion. Viele dieser Fastentücher enthalten T ext in den Bildern, in Spruchbändern oder in den Trennstreifen. Zentraler Felder-Typ und Zentral-Typ: Um die Kreuzigung in der Mitte sind im Rahmen oder in Medaillons Passions- szenen angeordnet. Während der stark gegliederte Rahmen sowohl im Freiburger Münster (1612; mit 10 x 12 m das größte Fastentuch der Welt) und in Zittau (1573), als auch in Irschen/Drautal oder in Pleßnitz/Liesertal erhalten blieb, ist die Anordnung in Medaillons, wie wir sie auch von Rosenkranzaltären kennen, bisher nur im Kärntner Raum bekannt. Arma-Christi-Typ: Um ein großes Mittelbild (Ölberg, Schmerzensmann, Kreuzigung, Pieta, …) sind die Leidenswerkzeuge Christi angeordnet. Einszeniger Typ: Auf dem Fastentuch wird eine einzelne Passionsszene dargestellt. Vorrangig werden Geißelung, Dornenkrönung, sowie die Kreuzigung mit Maria und Johan- nes dargestellt. Im 19. Jahrhundert herrschen Ölbergszenen vor, vereinzelt auch der Schmerzensmann, Maria Sieben Schmerzen, Kreuzabnahme oder die Pietá. Um alle Altäre einer Kirche zu verhüllen, wurden auch komplette Serien in Auftrag gegeben, womit in der Gesamtschau eine größere Vielfalt an Motiven vorhanden ist. Sörries verwendet für diese Serien den Ausdruck »Fastentuchfol- ge«. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang auch, dass es Tücher mit dem Marienleben, mit der Auferstehung und der Geburt Christi gibt, die dem Kirche- njahr entsprechend verwendet werden. Dom zu Gurk/Krška stolnica (8,87 x 8,87 m), 1458, wsig. Konrad von Friesach/Breže Im Mittelaltar hingen die Fastentücher im Triumphbogen und trennten Altarra- um und Gläubige. Nicht die heutigen barocken Altäre, sondern das Geschehen am Altar selbst wurde verhüllt, dem Anblick entzogen. Heute nutzt man ein Fernglas, um alle 99 Bilder, besonders jedoch in den obersten Reihen Details der Schöpfungsgeschichte und der Kindheit Jesu zu erkennen. Mit freiem Auge waren und sind nur die unteren Reihen zu erkennen, die Propheten (Daniel in der Löwengrube, Jonas im Walfisch), der Wiederaufbau Jerusalems, Judith und Esther, zuletzt Mariä Geburt und Opferung im Tempel. Die andere Tuchhälfte sc- hließt mit Passion und Auferstehung bis hin zum Weltgericht. V srednjem veku so postni prti viseli v slavoloku in zastirali pogled na celotni oltarni prostor. T akrat še ni bilo bogatih baročnih oltarjev z zlatimi kipi, prti so zastirali ce- lotno dogajanje na oltarju samem. Danes se za študij vseh devetindevetdesetih slik uporablja daljnogled, posebej za poslikave v zgornjih vrstah, kjer so prizori stvar- jenja in Jezusovega otroštva. S prostimi očmi so dobro vidne le spodnje vrste, ki kažejo preroke (Danijel v levnjaku, Jona v ribi), gradnjo Jeruzalema, Judito in Ester, v stari zavezi pa še Marijino rojstno in njeno darovanje v templju. Druga polovica z Novo zavezo zaključi z obširnim pasijonom in vstajenjem vse do poslednje sodbe. Die Erweckung des Lazarus ist Vorbote der Auferstehung Christi. Auch bei der Begegnung mit der Samariterin spricht Jesus vom »lebendigen Wasser«. Kombiniert ist die Darstellung mit der Brotvermehrung und der Austreibung der Dämonen. Die deutsche Beschriftung der meisten Bilder ist auf der Vergrößerung gut zu erkennen, ebenso beim Brunnen und rechts und rechts oben der Hintergrund aus Trägerleinen der letzten Restaurierung. Obuditev Lazarja je napoved Kristusovega vstajenja. Tudi pri srečanju s Samarjanko govori Jezus o »živi vodi«. Na sliki so združeni trije prizori, poleg Samarijanke vidimo še čudežno množenje kruha in izgon zlih duhov. Nemški napis »naš Gospod pri studencu s poganko« je na povečani sliki dobro čitljiv, na desni strani slike ter ob podobi vodnjaka je dobro vidna uspešna restavracija tkanine. PASIJONSKI DONESKI 2018 13 Ivanka Kronawetter-Starman, DIE TRADITION DER FASTENTÜCHER IN KÄRNTEN 43 42 Wechselbilder und Fastentafeln: Vereinzelt sind barocke Altäre so konstruiert, dass deren Altarbild ausgewe- chselt werden kann oder die Heiligenstatue in der Nische durch das Passionsbild verdeckt wird. Alternativ werden auf Holz gemalte Bilder vor das Altarbild ge- lehnt oder als Triptychon auf den Altar aufgestellt. In Kärnten kenne ich Beispiele zu Weihnachten (Millstatt) und in der Fasten- zeit (Eberndorf / Dobrla vas, Paternion, …). Kalvarienberg-Typ: In Bregenz sind die Passionsszenen entlang des »Kreuzweges« angeordnet. Das Motiv selbst, also Fastenkrippen, sind hie und da bekannt; auf Leinen aufge- malt ist es die große Ausnahme. Bemerkenswert ist, dass sich die dargestellten Szenen keineswegs am Kreuzweg orientieren, sondern wie beim Zentral-Typ an den Geheimnissen des Schmerzhaften Rosenkranzes. Installationen: Sörries streift in seinem Buch auch viele andere temporäre Gestaltungen des Altarraumes, wie die einfärbige Verhüllung des Altarbildes, vor der eine Statue des Schmerzensmannes, das Kreuz mit Bretterfiguren von Maria und Johannes oder nach Ostern der Auferstandene steht. Gerade Bretterfiguren eignen sich auch zu Weihnachten für die Umgestaltung des schmalen Raumes zwischen verhängtem Altarblatt und Blumenschmuck. Zeitgenössische Künstler nutzen vermehrt die 3. Dimension. Die besten Bei- spiele finden wir alljährlich im Klagenfurter Dom. Originell fand ich 2006 in Wi- en-Neuerlaa den dichten Vorhang aus Werbeprospekten, die uns den Blick aufs Wesentliche versperren. BESCHREIBUNG EINZELNER FASTENTÜCHER, CHRONOLOGISCH Vermutlich waren die ersten Fastentücher einfache naturfarbene oder violette Tücher. Ausgehend von Klosterkirchen und Kathedralen dürften sie bald auch in Pfarrkirchen Verwendung gefunden haben. Dass in den Inventaren deren Ausse- hen nicht näher beschrieben wurde, liegt möglicherweise an deren Schmucklo- sigkeit, höchstens einfach bestickt mit Kreuzen, Engeln, Symbolen oder mit den Leidenswerkzeugen Christi (Arma Christi). Felder-Typ Zwischen 1126 und 1149 entstanden vier voll bebilderte Fastentücher für die ehemalige Klosterkirche zu St. Ulrich und Afra in Augsburg, von denen nur eine Beschreibung erhalten geblieben ist. Allen gemein sind Inschriften in den Trennstreifen. Für uns ungewohnt sind die Darstellung der Lebensgeschichte der hl. Ulrich und Afra; biblische Gestalten (von unten nach oben angeordnet) und Tugenden um ein Mittelbild; biblische und allegorische Darstellungen mit den Werken der Barmherzigkeit. Selbst beim rein »biblischen« Fastentuch wechselten sich alt- und neutestamentarische Szenen ab, die typologisch verbunden waren. Auch wenn sich die Fastentücher nicht erhalten haben, so zeigt deren Beschre- ibung, dass schon sehr früh eine Vielfalt von Darstellungen verwendet wurde, denen letztendlich allen die Heilsgeschichte zugrunde liegt. Diesen Wechsel von Typus und Antitypus (Isaak trägt Bündel Holz – Jesus trägt das Kreuz; Samsons Löwenkampf – Christus in der Vorhölle; Ausspeiung des Jona – Auferstehung) finden wir noch auf Fragmenten des frühen 16. Jahr- hunderts (Burg Tratzberg, Tirol und im Museum Bozen). Gemeinsam ist den Fastentüchern des 15. und 16. Jahrhunderts die Anordnung von Bildern in Registern von oben nach unten, beginnend mit der Erschaffung der Welt und endend mit Himmelfahrt, Pfingsten oder dem Weltgericht. Wie in Wan- dfresken ist auch auf den Fastentüchern bis ca. 1500 Gott der Schöpfer ein junger Mann mit Kreuznimbus, ident mit Jesus Christus in der Passion (Gurker Vorhalle und Fastentuch, Obervintl, Haimburg, auf Südtiroler, Schweizer und Elsässer Fra- gmenten). Im Laufe von zwei Jahrhunderten verschiebt sich das Verhältnis von Altem und Neuem Testament hin zu reinen Passionsdarstellungen. Gerade nach dem Tridentinischen Konzil bleibt zwar noch die Darstellung als Bildergeschichte erhalten, auf den kleineren Fastentüchern reduzieren sich die Darstellungen auf 16, 12 oder gar nur 6 Szenen. Zum besseren Verständnis enthalten die Felder auch Texte und in den Trennleisten sind Signaturen, Datierungen, Hinweise auf Stifter und wortreiche Widmungen zu lesen. Fragmente aus dem 15. und 16. Jahrhundert hängen in Museen und bieten ko- stbare Einblicke in die Vielfalt der Fastentuchdarstellungen. Das älteste erhaltene Fragment im Museum von Altdorf in der Schweiz stammt aus dem Jahre 1421. Das zweite Register beginnt mit Adams Begräbnis, woraus man auf die imposante Größe des Fastentuches schließen kann. Gurker Dom 8 signiert und datiert, Meister Konrad von Friesach, 1458, 8,87 x 8,87 m, 99 Felder in 10 Reihen, 50 AT/49 NT, Tempera auf Leinen PASIJONSKI DONESKI 2018 13 Ivanka Kronawetter-Starman, DIE TRADITION DER FASTENTÜCHER IN KÄRNTEN 45 44 Ursprünglich hing das vertikal geteilte Fastentuch im Triumphbogen, hinter dem Kreuzaltar und verhüllte den gesamten Altarraum. Auftraggeber war ver- mutlich der Gurker Bischof Ulrich III. Sonnenberger (+1469), der sowohl aus sei- ner würtembergischen Heimat als auch von seinen vielen Dienstreisen im Auftrag von Kaiser Friedrich III. Fastentücher kennen konnte. Aus heutiger Sicht ist es das größte Fastentuch Österreichs und das älteste vollständig erhaltene der Welt, das durchgehend im liturgischen Gebrauch war und ist. In 50 Bildern des Alten Tes- taments auf dem linken Tuch und rechts mit 49 Bildern des Neuen Testaments (das Jüngste Gericht als Doppelbild) beinhaltet es insgesamt 108 Szenen. Auch Alexander der Große, Julius Cäsar und Kaiser Augustus sind in dieser Heilsge- schichte enthalten. Heutzutage hängt das Fastentuch vor dem Hochaltar, wo es am Aschermittwoch während des Gottesdienstes feierlich aufgezogen wird. Ein Teil des Fastentuches ist ganzjährig im angrenzenden Diözesanmuseum (»Scha- tzkammer Gurk«) zu besichtigen. Schon 1558 wurde an eine Neuanschaffung gedacht und zumindest 1765 wur- den die Bilder nachgemalt und ergänzt. Durch das Auf- und Zuziehen während der Verwendung, durch sorglosen Umgang und unsachgemäße Lagerung ent- standen Löcher, die immer wieder geflickt wurden, womit das Fastentuch Ge- wicht und Umfang vervierfachte und schon lange nicht mehr in die Kiste passte, auch wenn sich alle Ministranten zum Schließen der Truhe draufsetzten. Zum 500-Jahr-Jubiläum (also 1958) wurde das Gurker Fastentuch in Wien umfang- reich restauriert. Man trennte alle Flicken herunter und wob ein Trägertuch, in das man alle vorhandenen Originalflächen so einwob, dass das ursprüngliche Fastentuch mit allen Bildern und Beschriftungen wieder voll zur Geltung kam. Aktuell steht wieder eine Restaurierung an. Die einzelnen Bilder sind einfach strukturiert, die wichtigen Personen größer dargestellt, die klaren Umrisslinien erhöhen die Sichtbarkeit. Auch wenn durch die Lichtverhältnisse die oberen Reihen für die Gläubigen nicht zu erkennen wa- ren, so beeindruckt es damals wie heute durch die Größe und das Gesamtbild. Das umfangreiche Bildprogramm zeigt den strafenden Gott (ägyptische Plagen,…) aber auch die vielen Errettungen (Moses als Kind, Auszug aus Ägypten, Rettung Lots, Daniel in der Löwengrube) um auf die Notwendigkeit der Heilsgeschichte hinzuweisen, der Erlösung durch den Kreuzestod Christi. Für die Betrachtung der Details am Fastentuch empfehle ich unbedingt ein Fernglas. In Obervintl im Pustertal (um 1460, Tiroler Landesmuseum Innsbruck) um- fasst das Fastentuch 24 Bilder, wobei das AT nur von der Erschaffung der Welt bis zum Brudermord reicht, gefolgt von Maria Verkündigung. Veitsch, Steiermark, jetzt in der Stiftskirche St. Lambrecht, Steiermark. um 1470, 6 x 5 m, 56 Felder, davon 13 AT Wasserfarben auf Leinwand Trotz aufwendiger Restaurierung sind die einzelnen Bilder nur sehr schwer zu erkennen. 80 % der ikonographischen Bildfolgen stimmen mit Gurk überein, einmalig sind nur die Ehebrecherin und der Emmausgang. Zittau (Oberlausitz, Sachsen) datiert 1472, 8,2 x 6,8 m, 90 Felder Das Große Zittauer Fastentuch, von einem Gewürz- und Getreidehänd- ler gestiftet, blieb trotz Reformation 200 Jahre in einer evangelischen Kirche in Verwendung und landete nach einer Odyssee über Bibliothek und Museum bei Kriegsende zerschnitten als Badekabinen für russische Soldaten im Wald. Zwi- schenzeitlich gut verwahrt, wagte man es erst nach dem Fall der Mauer, die Teile zusammenzunähen und zu restaurieren. Von der Motivwahl, Gliederung und Be- schriftung ähnelt es dem Gurker Fastentuch, jedoch farbiger und mit landschaft- lichem Hintergrund wie in Haimburg. Fragment von Thomas von Villach 9 um 1470/80; 105,4 x 174,7 cm Im Nachlass eines Kunstsammlers fand man 2008 in Salzburg ein Fragment mit zwei Bildern aus dem Leben Moses´ (schon 1889/90 im Familienbesitz fo- tografisch dokumentiert). Das Belvedere in Wien hat das Fragment aufgekauft, restauriert und im Frühjahr 2015 ausgestellt. Das linke Bild vereint Mannalese, Quellwunder und die Eherne Schlange – 3 lebensrettende Wunder, das rechte Bild zeigt die Übergabe der 10 Gebote, den Tanz um das Goldene Kalb und die darauf folgende Bestrafung der Israeliten durch Moses. Die Ähnlichkeit zahlrei- cher Details in Fresken und T afelbildern von Thomas von Villach sind so überzeu- gend, dass das Fragment auf jeden Fall ihm zuzuschreiben ist. Die sogenannten Klagenfurter Fragmente (beschrieben 1892 in der Ca- rinthia I), mit 9 Passionsszenen und zwei Heiligen, waren als Einzelbilder in den Besitz des Kärntner Geschichtsvereins gelangt, werden aber bei Sörries als in den Kriegswirren verschollen oder zerstört bezeichnet. Inzwischen sind sie im Kärn- tner Landesmuseum wieder aufgetaucht. Das Fastentuch von St. Margarethen in der Reichenau (dat. 1481) wird in einer Beschreibung 1889 1 als an einen Tiroler Antiquitätenhändler verkauft be- PASIJONSKI DONESKI 2018 13 Ivanka Kronawetter-Starman, DIE TRADITION DER FASTENTÜCHER IN KÄRNTEN 47 46 schreiben. Möglicherweise befindet es sich, als Ganzes oder in Einzelbilder zer- schnitten, noch irgendwo in Privatbesitz. Das Rietzer Fastentuch (um 1490, Tiroler Landesmuseum Innsbruck), be- ginnt mit der Flucht nach Ägypten und Jesus im Tempel, gefolgt von 13 Bildern der Passion, weshalb man davon ausgehen kann, dass die obere Hälfte mit dem Alten Testament verloren gegangen ist. Die Zeichenvorlagen stimmen weitge- hend mit jenen für Baldramsdorf (1555) und Virgen (1593) überein. Haimburg bei Völkermarkt / Vobre pri Velikovcu datiert 1504, 4,20 x 3,80 m, 36 Bilder in 6 Reihen, 18 AT/18 NT; Leimfarben auf Leinen Dem zweitältesten Kärntner Fastentuch, dem ältesten im zweisprachigen Ge- biet Südkärntens, liegt ein hochwertiges theologisches Programm zugrunde. Der durchgehende Hintergrund verbindet die Szenen der Register im Alten Testa- ment, verschwindet völlig im Gedränge der Passionsszenen. Im untersten Regi- ster (Kreuzestod bis Himmelfahrt) taucht der paradiesische Hintergrund wieder auf. Der Bilderreigen beginnt mit der Erschaffung der Welt, der Schöpfer ist jung, ident mit Jesus in den Passionsdarstellungen. Durch das AT zieht sich der We- chsel von Sündenfall, Strafe und Versöhnung, die Vertreibung aus dem Paradies und die schwere Feldarbeit, der Brudermord und Kains Zweisprache mit Gott, bei der Sintflut sieht man schon die zurückkehrende Taube mit dem Ölzweig, Noahs Blöße wird von seinen Söhnen bedeckt, … Das 3. Register korrespondiert mit den Szenen des Neuen Testaments: Der nackte Noah – Jesus wird seiner Kleider beraubt. Ein Sohn verspottet Noah – Folterknechte verspotten Jesus bei der Dornen- krönung. Abraham opfert seinen Sohn Isaak – Gott opfert seinen Sohn. Das Opferholz für Isaak bzw. das Lamm – Das Kreuz als Opferholz für Chri- stus, das Lamm Gottes. Mannaregen und die Quelle in der Wüste – das Abendmahl mit Brot und Wein. Ein Blick auf die Eherne Schlange bewahrt vor dem tödlichen Biß – unser Blick auf das Kreuz Christi führt uns ins Ewige Leben. An die in zwei Registern ausführlich dargestellten Passionsszenen schließen wieder Gottes Versöhnungsangebote an: durch den Kreuzestod, den Besuch Jesu Haimburg/Vobre (4,20 x 3,80 m), 1504 Das älteste Fastentuch im zweisprachigen Raum ist sowohl von der Ikonografie als auch von der malerischen Gestaltung be- sonders hervorzuheben. Der Schöpfer als junger Mann gleicht Jesus im NT, der durchgehende Hintergrund erinnert an nieder- ländische Maler jener Zeit und neben der waagrechten Erzählung finden sich senkrecht zusammengehörenende Bildpaare wie Abrahams Opfer und Jesu Kreuzesopfer, Kain erschlägt Abel und darunter die Geiselung Jesu, Hoffnung verheißt die Arche Noah und Christi Himmelfahrt. Najstarejši postni prt na koroškem dvojezičnem ozemlju je ikonografsko in po poslikavi nekaj izrednega. Bog Stvarnik je upodobljen mlad kakor je Jezus v Novi zavezi, ozadje povezuje vse slike ene vrste in spominja na dela nizozemskih slikarjev tistega časa. Svetopi- semska zgodba odrešenja se bere vodoravno pa tudi navpično, saj se po dve in dve sliki v isti vrsti dopolnujeta: bratomor in bičanje, Abrahamov dar sina in Kristusova smrt na križu in končno črpamo upanje ob pogledu na Noetovo barko in Kristusov vnebohod. Moses und dem Weg ins Gelobte Land sind gleich 4 Bilder gewidmet. Am sicheren Ufer angelangt, schließt sich das Rote Meer wieder und begräbt die feindlichen Soldaten. Die Juden tragen spitze Hüte wie es im Mittelalter für sie vorgeschrieben war. Moses´ Hörner resultieren aus einer Bibelübersetzung, wo Strahlen (coroni) zu Hörnern (corni) wurden. Mit dem Quell frischen Wassers und dem Mannaregen korespondiert das Bild mit dem Abendmahl darunter. Kar štiri slike nam kažejo Mojzesovo pot v obljubljeno deželo: Rdeče morje pogoltne sovražnike, Izraelci nosijo špičaste klobuke, kakor je bilo predpisano za Jude in Mojzes ima rogove, ki so posledica napačnega prevoda Svetega pisma: iz žarkov (coroni) so nastali rogovi (corni). Vrelec sveže vode in mana sta hrana v puščavi, simbolično se ponavljata v naslednji vrsti ob zadnji večerji, kjer nam je dana večna hrana. PASIJONSKI DONESKI 2018 13 Ivanka Kronawetter-Starman, DIE TRADITION DER FASTENTÜCHER IN KÄRNTEN 49 48 in der Vorhölle und seine Begegnung mit Maria Magdalena. Der durchgehende paradiesische Hintergrund betont nochmals die Göttlichkeit der Heilsgeschichte. „Das.tuch.ist.gemacht.nach.christ.gepurrt.1.5.0.4jar.die.zeytt. seindt.zechleitt.her.plassi.pfarrer.und.ruprecht.schtockner.und. naptznykt. In dieser Widmumg zwischen dem 5. und 6. Register stehen neben der Jahres- zahl die Namen des Pfarrers und Zechleute (Kirchenverwaltung?), der Name des Künstlers bleibt ungenannt. Reichenfels entstanden um 1520, 5,50 x 3,65 m, 25 Bilder, davon 7 AT. Wegen seines schlechten Zustandes wurde das Fastentuch auf einen Rahmen gespannt und hängt ganzjährig im Chorraum der Pfarrkirche Bad St. Leonhard. Das Alte Testament beschränkt sich auf die Erschaffung der Welt, Sündenfall, Brudermord und Sintflut – die Voraussetzung für die Heilsgeschichte, für die Er- lösung. Steuerberg entstanden um 1530, 3,93 x 3,20 m, 25 Bilder, davon 4 AT. Erst 1924 fand der Pfarrer das Fastentuch im Dachgebälk der Kirche und übergab es dem Diözesanmuseum in Klagenfurt (heute Schatzkammer Gurk). Besonders leuchtend sind die zinnoberroten Gewänder der wichtigen Personen, während Nebenfiguren nur in Grautönen dargestellt sind. Im Gegensatz zu ande- ren Fastentüchern ist es besonders stark am oberen Rand beschädigt, weil es von unten nach oben eingerollt wurde und damit der obere Rand viel stärker der Wi- tterung und Feuchtigkeit ausgesetzt war. Damit ist auch die allgemeine Annahme widerlegt, dass Fastentücher wie Kultobjekte von Gläubigen berührt wurden und deshalb der untere Rand stark gelitten hätte. Baldramsdorf auf der Rückseite datiert 1555, 4,85 x 7,30 m, 39 Bilder, davon 8 AT. Leimfarben auf Leinen. Wegen seiner Größe / Breitformat hängt das Fastentuch nicht vor dem Altar sondern an der Südwand. Am letzten Bild, beim Weltgericht, knien die beiden Stifter, vermutlich ein adeliges Ehepaar (Salamanca als Grafen von Ortenburg?). Wenn nicht für diese Kirche, damals noch ohne Kanzel, so wurde das Fastentuch sicher für eine nahegelegene Kirche in Auftrag gegeben (Spittal?). Obwohl 1889 noch im Seitenschiff 1 , geriet es in Vergessenheit und wurde vom jetzigen Pfarrer Franz Unterberger nach seinem Amtsantritt 1965 beim Aufräu- men wiedergefunden. Das Fastentuch ist in so gutem Zustand, dass es bei der Restaurierung vor 10 Jahren nur gründlich gereinigt werden mußte. Erstmals beginnt das Fastentuch mit dem geozentrischen Weltbild, Gottvater trägt eine Tiara. Die Form der Wiege oder die Silhouette der Berge weisen auf einen einheimischen Maler hin, die biblischen Motive stammen von Vorlagen. Maria Bichl (Pfarre St. Peter/Holz), heute in der Christkönigskirche Klagenfurt 2. Hälfte 16. Jh., 5,30 x 4,45 m, 36 Bilder, davon 6 AT, Leimfarben auf Leinen. Erst 1924 wurde das Fastentuch unter dem schadhaften Schindeldach des Me- snerhauses gefunden. Dr. Rainer rettete es für das Diözesanmuseum, doch eine Restaurierung erfolgte erst 1984/85, bevor es als Ersatz für das Millstätter T uch in der nahegelegenen Christkönigskirche wieder Verwendung fand. Auch die Pfarre rund um Maria Bichl wollte ihr Fastentuch zurück, bekam es jedoch nur für die Adventzeit. Die Besonderheit dieses Fastentuches sind die korinthischen Säulen, die die einzelnen Bilder voneinander trennen. Solche Säulen finden wir auch auf dem Fastentuch von Bendern (1612) im Fürstentum Liechtenstein, wobei die Säulen im 1. Register (AT) dunkler als beim NT sind. Axel Huber fand solche Säulen bei Illustrationen von Lutherbibeln in der Grazer Universitätsbibliothek, aber auch auf einem protestantischen Sgraffitofries in Paternion (Kärnten): Szenen des AT und NT typologisch gegenübergestellt, durch Säulen getrennt. Trotz reformatorischer Entstehungszeit ist es das einzige Fastentuch mit fol- genden 3 Motiven: die Verlobung Josefs mit Maria und der Abschied Jesu von seiner Mutter (vermutlich ein Hinweis auf das Patrozinium), aber auch Jesu Gang durch den Bach Kidron. Millstatt Signiert und datiert: Oswalt Kreusel, 1593 8,80 x 5,85 m, 41 Bilder mit 56 Themen, 12 Bilder AT mit 22 Themen Leimfarben auf Leinen Schon längst nicht mehr selbst lebensfähig, sondern unter der Verwaltung des Deutschen Ritterordens in Ljubljana, leistete sich die kleine Gemeinschaft der Georgsritter in Millstatt ein riesiges Fastentuch. Oswalt Kreusel aus St. Veit an PASIJONSKI DONESKI 2018 13 Ivanka Kronawetter-Starman, DIE TRADITION DER FASTENTÜCHER IN KÄRNTEN 51 50 der Glan hatte kurz zuvor die Ornamente an der Decke des Gurker Doms gemalt und hat somit das Gurker Fastentuch gekannt. Die einzelnen Felder mit 1,20 x 0,95 m sind extrem figurenreich und in dunklen Farben gemalt. Überwiegend von Holzschnitten wie die Große Passion von Albrecht Dürer und Motiven von Lucas Cranach oder Virgil Solis kopiert, sind die Details von der Nähe prachtvoll anzusehen, auf die Entfernung aber gar nicht leicht zu erkennen, schon gar nicht damals, unter den schlechten Lichtverhältnissen in der Fastenzeit, mit einfacher Kerzenbeleuchtung. Damit war dieses Fastentuch von Anfang an mehr Status- symbol und Dekorationsobjekt, obwohl die Typographie durchaus bemerken- swert ist. Auf dem Fastentuch befinden wir 6 Stifterwappen: den Österreichischer Bin- denschild, das Millstätter Wappen, das Wappen des Georgsritterordens, sowie die persönlichen Wappen vom Deutschordenskomtur in Ljubljana, Johann Ko- benzl, Freiherr zu Prossegg (Administrator des Georgsritterordens von 1568 bis zu seinem Tod 1594) und von Pfarrer Jochner von Aich und Prägrad sowie ein unbekanntes Wappen. 4 Das Millstätter Fastentuch wurde ab 1892 nicht mehr in der Millstätter Stift- skirche aufgehängt, wobei die Nacktszenen im obersten Register ausschlaggebend gewesen sein sollen. 1932 kam das Fastentuch in die neue, an das Priestersemi- nar angebaute, Christkönigskirche. Mehr noch: der Schlitz in der Decke, durch den das Fastentuch heruntergelassen werden konnte, wurde beim Bau der Kirche nach den Maßen des Millstätter Fastentuches geplant. Leider hat man die In- nenverkleidung nicht berücksichtigt, der Schlitz war letztendlich zu schmal und zu eng, nur mit kräftigen Stockstößen konnte man das Tuch durch den Schlitz zwängen, was bleibende Schäden hinterließ. In den 1980er Jahren forderten kun- stinteressierte Millstätter Bürger ihr Fastentuch zurück. Nach einer gründlichen Restaurierung (manche sprechen von zu starker Übermalung) kehrte das Fasten- tuch 1984 wieder nach Millstatt zurück. Als Ersatz erhielt die Christkönigskirche aus dem Diözesanmuseum das Fastentuch von Maria Bichl (siehe dort). Virgen (Osttirol); Museum der Stadt Lienz, Schloß Bruck Signiert und datiert: Stefan Flaschberger, 1596/98. 7,3 x 4,9 m, 42 Felder, davon 13 AT. Wachsfarben auf Leinen Auf Initiative des Pfarrers entstand einst dieses Fastentuch, und es war 1934 auch wieder der Pfarrer, der das Fastentuch vor dem Verfall retten wollte und es dem noch gar nicht eröffneten Museum auf Schloß Bruck als Leihgabe überli- eß. In der Zwischenzeit aufwendig restauriert, wird es gelegentlich im Rittersaal ausgestellt, soweit es nicht aus konservatorischen Gründen im Depot verwahrt wird. Der Maler scheint die gleichen Vorlagen gekannt zu haben wie sie schon Ge- nerationen vorher in Rietz und Baldramsdorf verwendet wurden, obwohl dur- chaus auch andere Motive zu sehen sind: Opfer Melchisedeks, Untergang So- doms und die Jakobsleiter im AT. Die Wahl der Auferweckung des Lazarus im NT ist »naheliegend«, da im benachbarten Obermauern der Passionszyklus (1484) von Simon von Taisten mit der Erweckung des Lazarus beginnt, ein Hinweis auf die Auferstehung Christi. Unter jedem der 42 Bilder steht ein Sponsor, ob Pfarrherr, Pfleger, Landrichter, Bürger, Stadtschreiber, Schmid, … teilweise sogar mit Wappen. 10 Sternberg / Strmec Signiert und datiert: Jacob Katzner, 1629. 4,30 x 3,80 m, 24 Felder, davon 3 AT. Leimtemperamalerei Gestiftet vom protestantischen Grafen Khevenhüller zu Aichelburg, beweist dies, dass Fastentücher nicht unbedingt dem reformatorischen Bildersturm zum Opfer fielen, sondern durch ihr bibeltreues Bilderprogramm von den Protestan- ten sogar gefördert wurden. Obwohl nach dem Tridentinischen Konzil entstan- den, ist es kein kleinformatiges Fastentuch, sondern es füllt mit seiner Größe auch heute noch den gesamten Chorbogen aus. Lienz Signiert und datiert: H.A.M. 1640 Tempera auf Leinen 6,60 x 5,40 m, 36 Felder, davon 8 AT, 26 NT sowie Mariä Himmelfahrt und Marienkrönung Größtenteils in der alten Tradition verhaftet, überraschen die Hochzeit zu Kana (Weinwunder) und die Wunderbare Brotvermehrung, die wohl bewusst auf die Eucharistie hinweisen sollen. Es ist unwahrscheinlich, dass dieses Fastentuch noch im 17. Jh. für Lienz ge- malt bzw. in Lienz verwendet wurde. Alles spricht für die Entstehung und Ver- wendung im ländlichen Raum, möglicherweise aus dem benachbarten Kärnten. Die Trennstreifen erinnern an braune Holzleisten (ähnlich wie in Sternberg). Be- kannt ist lediglich, dass es 1913/14 bei einem Lienzer Antiquitätenhändler für das Wiener Volkskundemuseum erstanden wurde. Zuletzt war es nach einer Reinigung und Konservierung 1995 bis 2014 in der ständigen Ausstellung des Museums zu sehen. PASIJONSKI DONESKI 2018 13 Ivanka Kronawetter-Starman, DIE TRADITION DER FASTENTÜCHER IN KÄRNTEN 53 52 Von den kleinformatigen Fastentüchern des Feldertyps möchte ich noch Kraß- nitz (dat. 1663) mit 16 Bildern vom Abendmahl bis Christi Himmelfahrt, St. Ge- orgen unter Straßburg mit 9 Bildern vom Abendmahl bis zur Kreuzigung und Straßburg – Maria Loretto mit 6 Bildern der Passion erwähnen. Interessant ist neben der späten Entstehung auch die große Dichte an erhaltenen Fastentüchern in unmittelbarer Nähe zum Gurker Dom. DER ZENTRAL-TYP St. Stefan am Krappfeld datiert 1612, 3 x 3 m, gilt als das älteste Fastentuch dieses Typs. Um die großformatige Kreuzigungsszene sind Passionsszenen, Ölberg bis zur Auferstehung, in 8 Medaillons dargestellt. Unter dem Kreuz liegt ein Schädel, namengebend für Golgatha (Schädelstätte), aber auch das Symbol für Adam, aus dem Jesus, der neue Adam erwächst. Christi Tod am Kreuz, umgeben von Passionsszenen, kommt in Kärnten im Gegensatz zu anderen Regionen überdurchschnittlich häufig vor. Ob in Diex/ Djekše, Dreifaltigkeit am Gray, Kremsbrücke, Oberhof im Metnitztal, Pisweg (dat. 1793), St. Peter bei Reichenfels oder im steirischen St. Oswald bei Pöls – undatiert, unsigniert, völlig unterschiedlich in der Gestaltung als auch im künstlerischen Wert. Unübersehbar ist beim Aufbau die Ähnlichkeit mit den Rosenkranzaltären, die in diesem Raum ebenfalls häufig zu finden sind. Mit einer Ausnahme: In Unterehrendingen, Aargau in der Schweiz, wurde 1964 ein Fastentuch mit Christus am Kreuz und 4 Medaillons (dat. 1693) ange- kauft (woher?), befindet sich aber inzwischen im Museum in Zürich. St. Stefan Krappfeld (3,00 x 3,00 m), 1612 Das älteste und vermutlich auch schönste Fastentuch dieses Typs hängt in der tagsüber immer offenen Pfarrkirche direkt ne- ben der Bundesstraße Richtung Friesach bzw. auf dem Weg zum Gurker Dom. Die Mischung aus Renaissance und verkitschter Romantik sind die Folge eigenwilliger Restaurierung vor 100 Jahren. Najstarejši in morda tudi najlepši postni prt tega tipa se nahaja v podnevi vedno odprti farni cerkvi tik ob glavni cesti proti Brežam oz. v smeri proti krški stolnici. Prvotna renesančna poslikava je močno zakrita pod obnovo po okusu romantike. Dreifaltigkeit am Gray (2,50 x 2,77 m), um/okoli 1800 Nur in Kärnten gibt es Fastentücher, auf denen die Kreuzigungsgruppe von Passionsszenen in vier oder mehr Medaillons umgeben ist, und somit in ihrer Gestaltung an Rosenkranzaltäre erinnern. In Summe ergeben sich auch hier die Geheimnisse des schmerzhaften Rosenkranzes. Postni prti, na katerih je Križani obdan s pasijonski slikami v štirih ali več medaljonih, so najdeni le na Koroškem. Spominjajo na Roženvenske oltarje in tudi na tem postnem prtu se slike združijo v skrivnosti žalostnega rožnega venca. PASIJONSKI DONESKI 2018 13 Ivanka Kronawetter-Starman, DIE TRADITION DER FASTENTÜCHER IN KÄRNTEN 55 54 ARMA-CHRISTI-TYP Als Bildmotiv werden die Leidenswerkzeuge Christi schon sehr früh vermutet. Doch stammen die bekannten Arma-Christi-Tücher aus dem 17. Und 18. Jahr- hundert, ob sehr schlicht wie in Irschen oder aufwendig gemalt wie mit der Pietá in Deutsch-Griffen. In Zienitzen beeindruckt die zentrale Ölberg-Darstellung, dass man erst auf den zweiten Blick die Leidenswerkzeuge wahrnimmt. Auch das Kleine Zittauer Fastentuch (Oberlausitz, Sachsen) von 1573 zeigt die Kreuzigung Christi und im breiten Bild-Rahmen 30 der Leidenswerkzeuge Christi. Das Motiv der Arma Christi wurde in den letzten 50 Jahren wieder aufgenom- men und in unterschiedlichster Weise interpretiert (Kreuzstich in Moosburg, als Applikationen in Klagenfurt – St. Josef, als Ergänzung auf der Seidenmalerei in Seeboden, …). EINSZENIGER TYP Die Kreuzaufrichtung nach Tintoretto (Ende 17. Jh.) in Straßburg – St. Niko- laus ist eine bedeutende Ausnahme, ein seltenes Motiv, wenn auch nach einem berühmten Gemälde. In der Mehrzahl orientieren sich die einszenigen Fastentücher der Barockzeit an den damals üblichen Passionsspielen: Maler haben die Szenen von der Bühne auf die Fastentücher übertragen! So wiederholen sich die Gesichtszüge der Dar- steller, die Proportionen stimmen nicht, aber auch der Bühnenboden oder Requi- siten sind als solche zu erkennen (Haken zum Abtransport). Dargestellt ist Jesus mit seinen Peinigern oder Jesus am Kreuz mit Maria und Johannes, kaum ein Requisit, kein Hintergrund, keine Gebäude. Eine Vielzahl von Fastentüchern von Geißelung und Dornenkrönung stammen aus dieser Zeit und sind als besonders brutale Darstellungen zu bezeichnen. Gemeinsam mit der Kreuzigung am Haup- taltar bilden sie meist eine Fastentuchfolge oder ergänzen ein älteres größeres Fastentuch des Hauptaltares. Aus dem 18. Jh. stammen z. B. die Fastentücher in Lieding, Metnitz, St. Peter bei Taggenbrunn und Zienitzen – Geißelung und Dornenkrönung. Etwas jünger, aber in derselben Tradition stehen die Fastentücher in St. Lorenzen in der Rei- chenau (dat. 1845) und fast ident in Radweg-Sittich, Moosburg, Kraig und Ober- mühlbach, St. Margarethen ob Töllerberg, Zeltschach (dat. 1846), Preitenegg und Teißenegg, wobei immer häufiger die Geißelung mit der Ölbergszene oder der Kreuzabnahme kombiniert wird. Die Motivauswahl verschiebt sich zu Ölbergsze- nen, Ecce homo, Pieta und Grablege. Andere Motive bleiben selten: der Verrat von Judas, Jesus vor Pilatus, Jesus wird verspottet, Jesus begegnet seiner Mutter bzw. den weinenden Frauen von Jerusalem. Völlig außerhalb der Norm sind die geheimen Leiden Christi (Jesus im Gefän- gnis auf einem schrägen Nagelbrett sitzend und am Hals angekettet) in Sagritz oder die Kreuztragung in St. Lorenzen in der Reichenau, wo die sieben Todsün- den aufs Kreuz geschrieben wurden. Grundsätzlich ist für die einszenigen Fastentücher der Barockzeit jedoch an- zumerken, dass Masse statt Klasse überwiegt. Oft ist die Farbe abgeblättert, was auf eine zu starke Grundierung zurückzuführen ist. Was für eine gerahmte be- malte Leinwand geeignet ist, schadet einem Fastentuch (Fahne, Banner, …), wo Tuch und Farbe beweglich bleiben müssen. Auch vom Malstil selbst scheinen nicht immer Künstler am Werk gewesen zu sein. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts ändert sich das Verständnis vom Jesu Leiden, die Ölbergszene wird zum beliebtesten Motiv, mit oder ohne schlafende Jünger. Es ist Jesus, der seine Angst zeigt und damit den Menschen viel näher ist. Eben- so variieren die Kreuzdarstellungen, mit oder ohne Assistenzfiguren, Maria, Jo- Deutsch-Griffen (2,40 x 2,90 m) Diese einzigartige Ikonographie entstand Ende des 18. Jahrhunderts. Maria ist nicht allein in der Trauer um ihren Sohn. Eingerahmt ist die Gruppe von Engeln, die die Leidenswerkzeuge Christi tragen. Postni prt z edinstveno ikonografijo je nastal konec 18. stoletja. Marija ni sama v svoji žalosti ob mrtvem sinu. Žalujoče obkrožajo angeli, ki nam kažejo orodja Kristusovega trpljenja. PASIJONSKI DONESKI 2018 13 Ivanka Kronawetter-Starman, DIE TRADITION DER FASTENTÜCHER IN KÄRNTEN 57 56 hannes und vielleicht auch Magdalena. Bemerkenswert finde ich die Darstellung in Altenmarkt, wo Johannes getreu dem Wunsche Jesu »sieh da deine Mutter«, Maria liebevoll unterstützend im Arm hält und die beiden eben nicht statisch beidseitig angeordnet sind. Mit der Malschule der Nazarener kommt eine weichere, schönere Darstellung der Passionsszenen auch auf die Fastentücher. Selbst der gegeißelte Christus hat keine blutenden Wunden mehr. Oft genügen ein oder zwei Palmen im Hinter- grund, um das Heilige Land anzudeuten (Kaning, Grafendorf, Klagenfurt-St. Egid, Neuhaus/Suha, Rangersdorf, Radenthein, …). Die Kreuzabnahme von Peter Paul Rubens diente in Radenthein als Vorlage, die ein einheimischer Maler vielfigürig auf die Leinwand bannte. Auch in Förolach finden wir das zentrale Motiv dieser Kreuzabnahme. St. Peter Taggenbrunn (1,80 x 1,15 m) Diese beiden Fastentücher der Seitenaltäre sind typisch für das 18. Jh., deutlich brutaler als spätere Darstellungen, eindeutig samt Bühnenbild bei Passionsspielen abgemalt und doch malerisch deutlich hochwertiger als andere Fastentücher dieser Zeit. Diese Fotos stammen noch aus der Zeit vor der Restaurierung. Bičanje in kronanje sta tipična motiva 18. stoletja in v izrazu grozljivejša kot poznejše poslikave. Vidna je kulisa pasijonskih iger a je jasno, da sta oba postna prta izpod rok nadarjenega slikarja. Fotografiji sta starejši, medtem sta bila postna prta restavrirana. Förolach/Borlje v Zijski dolini (2,20 x 1,70 m) Typisch für nachbarocke Fastentücher ist der aufgemalte Rahmen. Ur- sprünglich hing das Fastentuch im Altar vor der Statue des Hl. Jakob, der Volksaltar hat hier wie andernorts neue Möglichkeiten der Präsentation geschaffen. Der unbekannte Künstler hat sich wohl bei der Darstellung der Kreuzabnahme eng an die Vorlage von Peter Paul Rubens gehalten. Naslikan okvir je tipičen za pobaročne postne prte. Prvotno je v cerkvi v Borljah/Förolachu prt visel na oltarju in zakrival kip sv. Jakoba. Po II. Va- tikanskem koncilu pa je ljudski oltar ponudil nove možnosti prezentacije. Neznani slikar se je pri snemanju s križa močno naslanjal na znano sliko Petra Paula Rubensa. Kaning (1,40 x 1,20 m) Einmalig ist bei der Kreuzabnahme, dass Maria in Ohnmacht fällt (Signa- tur »Prixtix Tronigger 1846« bei den Wurzeln der Palme«). Ebenso selten sind die Begegnung Jesu mit seiner Mutter und die figurenreichere Kreu- zigungsgruppe am Hauptaltar. Vermutlich stammen alle drei Fastentücher vom Kaninger Bauernsohn und Autodidakt Johann Tronigger. Nach dem 1. Weltkrieg hinter dem Beichtstuhl vergessen, wurden sie erst kürzlich wiedergefunden und aufgehängt. Enkraten detajl na tem postnem prtu snemanja s križa, signiranem »Prixtix Tronigger 1846« pri koreninah palme je, da pade mati Marija v nezavest. Ravno tako redka sta motiva srečanja Jezusa s svojo materjo in bolj obsežna skupina križanja. Morda so vsi trije postni prti izod rok kmečkega sina in samouka domačina Janeza Troniggerja iz Kaninga. Po prvi svetovni vojni umaknjeni za spovednico in pozabljeni, so se postni prti pred kratkim našli in so spet v liturgični rabi. Radenthein (3,70 x 3,00 m), ca./okoli 1850 Eine ausgezeichnete Kopie der Kreuzabnahme Christi des flämischen Malers P.P. Rubens hängt in der Radentheiner Pfarrkirche, damals ein Bauerndorf und noch kein Industriestandort wie heute. Vermutlich ist auch dieses Fastentuch dem Kaninger Bauernsohn Johann Tronigger zu- zuschreiben. Izredno dobra kopija snemanja s križa flamskega slikarja Rubensa visi v podeželski farni cerkvi v kraju Radenthein, ki je bila takrat še kmečka vas in ne industrijsko mesto. Sodijo, da je tudi ta postni prt poslikal Tronigger iz sosednjega Kaninga. PASIJONSKI DONESKI 2018 13 Ivanka Kronawetter-Starman, DIE TRADITION DER FASTENTÜCHER IN KÄRNTEN 59 58 Im Drautal malen Brandstätter und Söhne von Oberdrauburg (Zwickenberg) bis nach Weißenstein, von ihnen stammen signierte und datierte Fresken, Bilder und Fastentücher, zum Aufhängen, gerahmt oder auf Holz und das alles in ausge- zeichneter Qualität. Auch im Jauntal, Rosental und im Gailtal gibt es in fast jeder Kirche einszenige Fastentücher, Rattendorf kann mit einem signierten Fastentuch von Peter Markovic aus Rosegg (1924) aufwarten. Anfang des 20. Jahrhunderts entstehen nur noch einzelne Exemplare, ob als Ersatz für zerstörte oder verlorene Fastentücher oder aus persönlichem Interesse (malender Kaplan in Berg/Drautal), ist unbekannt. Die liturgische Nutzung der Fastentücher geht insgesamt zurück. Von einem völligen Bruch kann aber nicht gesprochen werden, denn z z das Gurker Fastentuch bleibt durchgehend in liturgischer Verwendung, z z die Kontinuität barocker und nachbarocker Fastentücher ist nie dokumen- tiert worden, z z das Millstätter Fastentuch hing 1932 bis 1983 in der Klagenfurter Christ- königskirche beim Priesterseminar und begleitete mehrere Generationen von Priestern durch ihre Studienzeit, z z Karl Bauer gestaltete 1961 ein Fastentuch für St. Josef – Siebenhügel in Klagenfurt, die Werkzeuge Christi wurden auf das 10 x 6 m große Fasten- tuch appliziert. Die Näharbeiten wurden von Frauen aus der Pfarre in der Nähschule der Kreuzschwestern durchgeführt. 11 z z Schülerinnen der Schule für Arbeitslehrerinnen (HAAL) für Ursulinen in Klagenfurt gestalten im Schuljahr 1985/86 ein Fastentuch für die Heiligen- geistkirche. 12 Es war das Jahr 1976, als das bischöfliche Missionswerk Misereor ein neues Fastentuch in Indien in Auftrag gab. Vorgabe war eine zeitgemäße Darstellung von Heilslehre und christlichen Lebensstil. Durch den Verkauf der Hungertücher in zwei Größen (für Kirchen und für Wohnzimmer) wurde und wird Geld für die Missionsarbeit gesammelt. Der indische Künstler wählte »Christus als Lebensba- um – Hoffnung für alle« und verwendet dabei biblische (Schädel Adams, Samen- korn, …) als auch indische Symbole. Die Themen der Folgejahre blieben der Hunger in der Welt, die Mahlgemein- schaft, Nächstenliebe, Frieden, Unterdrückung, Umweltverschmutzung, Klima- wandel, Gerechtigkeit, … Zweimal wurde das Meditationsbild von Bruder Klaus gewählt. Meist erhalten Künstler aus Missionsländern den Auftrag, einmal ein deutscher Priester. Das Fastentuch 2013 »Wie viele Brote habt ihr?« stammt von der in Bolivien lebenden Künsterin Ejti Štih, aufgewachsen in Bled, Slowenien. 1983 gestaltete der Künstler Karl Bauer das Fastentuch für die Kirche Kla- genfurt/St. Peter, das mit 3 x 8 m das von ihm 1958 geschaffene Apsismosaik verdeckt. Das Fastentuch zeigt nur Szenen der Leidensgeschichte Jesu, bei denen Jesus zugegen war. Damit sind seine Fastentücher (hier in St. Peter und jenes in St. Josef 1961) die ersten einer neuen Aera nach dem 2. Vatikanischen Konzil, die als handwerklich gut, künstlerisch wertvoll und auch theologisch tiefgründig zu werten sind. Obwohl ich Sörries´ umfassende Monographie für einen wichtigen Faktor bei der Wiederbelebung der alten Tradition der Fastentücher halte, so schreibt er selbst darin: »… werden sie in Kärnten und Tirol an vielen Orten noch oder wieder verwendet. Die Bemühungen der Brauchtumspflege sind vielerorts auf fruchtbaren Boden gestoßen und werden in den letzten Jahren nicht zuletzt aus touristischen Erwägungen heraus gefördert.« Weissenstein (2,20 x 1,10 m; 2,70 x 1,60 m), 1864, sig. Adam Brandstätter Die Maler der Familie Brandstätter haben in ganz Oberkärnten Kirchen mit Fresken, Altarbildern und Fastentüchern ausge- stattet. Der aufgemalte Rahmen vermittelt den Eindruck eines geschnitzen Rahmens und ist erst bei genauem Hinsehen von einem Altarbild zu unterscheiden. Oče Krištof Brandstätter in sinovi so po celotni Zgornji Koroški poslikali številne cerkve s freskami, oltarnimi slikami in postnimi prti. Tipičen za to obdobje je naslikan okvir, ki deluje kakor da je izklesan in na prvi pogled deluje, kakor da je del oltarja. PASIJONSKI DONESKI 2018 13 Ivanka Kronawetter-Starman, DIE TRADITION DER FASTENTÜCHER IN KÄRNTEN 61 60 Dem möchte ich, die ich erst 13 Jahre nach Erscheinen des Buches zum ersten Mal von Fastentüchern hörte und die Entwicklung bis heute kenne, entgegenhal- ten, dass nur die ältesten und die modernsten, jedenfalls nur die großformatigen Fastentücher zu touristischen Zielen geworden sind und der Vielfalt der Motive nur vom diözesanen Pilgerbüro Rechnung getragen wird. In den 90er Jahren und Anfang des neuen Jahrtausends entstehen viele neue Fastentücher, in den Pfarrhöfen wird gezielt nach alten Fastentüchern gesucht oder sie werden zufällig bei Bauarbeiten (neues Kirchendach in Irschen, Pfar- rerwechsel in Pisweg) gefunden. Trotzdem geschieht es noch immer, dass beim Wechsel der Pfarrstelle Unkundige Ordnung schaffen und nur der zufällig vor- beikommende Pfarrgemeinderat den neuen Pfarrer 12 vom Wert der aufgerollten Stoffbahnen überzeugen kann. Die neu entstandenen Fastentücher stammen von Künstlern, Frauen und Fra- uenrunden, aber auch von Kindern und Jugendlichen, meist fächerübergreifend in Religion und Bildnerischer Erziehung erarbeitet. Außer der Fertigung selbst haben die entstandenen Fastentücher auch einen hohen Stellenwert in der Te- ambildung (Firmlinge in Seeboden, Erstkommunionkinder, …). Bei den Kinder- fastentüchern möchte ich zwei besonders hervorheben, weil die Anordnung der Bilder von der Norm abweicht. In Sittersdorf sind die Kreuzwegstationen von un- ten nach oben zu lesen. In Saak sind 26 Szenen des Alten und Neuen Testaments in einer Spirale angeordnet, die in der Mitte mit dem Brotbrechen in Emmaus endet. Der Kreuzstich ist bei Frauen sehr beliebt, bei 10 Fastentüchern wurde 9 x der Kreuzweg als Motiv gewählt, einmal verschiedene Symbole und die Leiden- swerkzeuge Christi (in Moosburg). Eine langjährige Patchwork-Runde hat nach Wernberg (Misereor) Das Meditationsbild von Bruder Klaus (hl. Nikolaus von Flüe, 1417-1487) wurde vom Missionswerk Misereor als Fastentuch neu aufgelegt und hängt unter anderem auch in der Klosterkirche Wernberg und zeigt, wie zeitlos Motiv und Meditation des Göttlichen Heilswerkes sind. Sliko brata Klausa iz Švice (sv. Nikolaus von Flüe je živel od leta 1417 do 1487) je misijonska družba Misereor ponatisnila kot postni prt, ki visi tudi v samostanu misijonskih sester Sv. Krvi v Vernberku. Kaže nam, da se premišljevanje o Kristusovem trpljenju in odrešenju skozi stoletja ni spremenilo. Moosburg (2,60 x 1,52 m) Fehlender Hintergrund, immer gleiche Gesichtszüge und typische Requi- siten weisen auf mehr oder weniger erfolgreiche Maler hin, die sich ihre Motive von den Bühnen der Passionsspiele holten. Geißelung und Dor- nenkrönung sind dabei die häufigsten Motive für die Seitenaltäre und bilden die größte Gruppe der Fastentücher des 17. und 18. Jahrhunderts. Bolj ali manj uspešni slikarji so v 17. in 18. stoletju vzeli za motiv poslikave pasijonske igre. Ozadja niso izrisana, liki obrazov se ponavljajo, rekviziti so tipični za gledališke predstave. Najpogostejša motiva sta bičanje in krona- nje, takih postnih prtov je na koroških stranskih oltarjih največ. zahlreichen weltlichen Motiven ein Fastentuch für Sachsenburg geschaffen, mit 26 Applikationen von der Erschaffung der Welt bis zum Pfingstwunder. Einige Gemeinden haben von der Pilgerreise eine Kopie vom Turiner Grabtuch mitge- bracht, um es als Fastentuch zu verwenden, z. B. St. Egyden. Das Meditationsbild von Bruder Klaus (1475/80) hängt im Kloster Wern- berg, in Karnburg, Gurnitz und … Aus den 7 Bildern kann man die gesamte Bibel/ Heilsgeschichte, das Leben Jesu herauslesen, die Werke der Barmherzigkeit, das Vater Unser, … - und ist somit wieder sehr nahe an der Erlösungsgeschichte. Die Werke, die von Künstlern geschaffen wurden, sind viel unterschiedlicher. Selbst dort, wo sie sich für eine Bilderfolge in Feldern entschieden haben, können diese unterschiedlich groß sein oder ineinanderfließen. Auch das Trägermaterial und die Techniken sind so unterschiedlich wie auch sonst in der Kunst. PASIJONSKI DONESKI 2018 13 Ivanka Kronawetter-Starman, DIE TRADITION DER FASTENTÜCHER IN KÄRNTEN 63 62 Ferdinand Penker hat kurz vor seinem Tod ein überdimensionales Fastentuch für Straßburg – St. Nikolaus geschaffen (1999). Entsprechend dem nahen Gur- ker Fastentuch sind es 99 Felder, grau meliert, die jedem Betrachter selbst überlas- sen, was er in den Wölkchen erkennt. Die Felder sind durch deutliche rote Bänder getrennt, auf denen längs und quer Zitate aus den Evangelien zu lesen sind. Kühnsdorf/Sinča vas besitzt ein Fastentuch von Tony Nwachukwu (2002) aus Nigeria, der auch das Hungertuch von Misereor »Die Schöpfung bewahren – damit alle leben können« (2009) gestaltet hat. Dom zu Klagenfurt Es gibt keine Informationen darüber, wie das Fastentuch im Klagenfurter Dom ausgesehen hat. Einzig die Teile einer Winde hinter dem Hauptaltar beweisen, dass es auch im Dom, der ursprünglich als evangelische Kirche erbaut wurde, ein Fastentuch gegeben hat. Unter dem Motto »Kunst im Dom« überrascht seit 2005 jedes Jahr ein anderer Künstler mit einer Installation. Im ersten Jahr war der gesamte Dom innen mit we- ißen Tüchern verhängt – nur ein Durchgang gewährte über den Volksaltar hinweg den Durchblick zum Tabernakel. Es folgten diverse textile Verhüllungen (Segel, Ta- ufkleider, …), aber auch Bild- und Text-Projektionen, Spiegel- und Lichtinstallatio- nen, Musik und Lesungen. Beeindruckend fand ich die »Umkehr« von Werner Ho- fmeister, der das Verkehrszeichen der Sackgasse auf 40 Tafeln leicht weiterdrehte, bis sich zuletzt ein Kreuz ergab, dass in der Verlängerung den Durchblick auf den Tabernakel ergab. Werner Hofmeister ist auch sonst durch seine Beschäftigung mit Buchstaben und Zeichen bekannt (überdimensionales »Mama« am Genzübergang Karawankentunnel). Sein Fastentuch für Klein St. Paul hängt vor dem Tabernakel: »Einfahrt verboten«.Oder ist es ein weißes Minus auf rotem Grund? Gmünd im Liesertal Zu Lisa Hubers Lieblingstechniken gehört der Holzschnitt, der sorgfältig bis ins Detail farbig angemalt und dann gedruckt wurde. Feld für Feld erzählt sie die Bibelgeschichte und läßt dabei bewußt zwei Felder frei; In der ersten Reihe ist das freie Feld das Symbol für den Sonntag, am dem Gott nach der Erschaffung der Welt geruht hat. Und das letzte Feld (Doppelfeld!) entspricht dem Weltgericht – wer weiß schon, wie es dann sein wird? Ihr Fastentuch hing 2012 und 2013 in Gmünd, dann in der evangelischen Pfar- rkirche in Fresach. In den letzten drei Jahren war das Fastentuch zu Gast in der romanischen Klosterkirche von Bursfelde an der Weser in Deutschland. Wandernde Fastentücher sind allein wegen der Größe eher selten, doch das Dekanat Spittal an der Drau hat ein Fastentuch (2015), das von Jugendlichen ge- staltet wurde und von Pfarre zu Pfarre wandert. Der Architekt und Fabrikant Dipl. Ing. Karl Wolschner (1913-2009, SW Umwelt- technik), widmete sich in seiner Pension einem ungewöhnlichem Hobby, der Sei- denbatik. Als Vorbild diente ihm ein Holzschnitt von Christus mit der Dornenkrone, der ihn in Frankreich sehr beeindruckt hat. Bis zu 15 x wurden die hellen Stellen mit Wachs reserviert, die Einzelteile in Ocker-Farbe getaucht, und das Wachs wieder herausgebügelt. Je nach Anzahl der Farbschichten leuchten die Farnuancen zwischen hellem Gelb und dunkelstem Braun und erzeugen so tatsächlich wieder den Ein- druck eines Holzschnittes. Doch es ist die größten Seidenbatik der Welt, zwar in 49 Teilen eingefärbt und dann in der Schneiderei der Misssionsschwestern vom Kostba- ren Blut (Wernberger Schwestern) zusammengenäht, aber als Gesamtkunstwerk mit 35 m² einmalig in Größe, Technik und Ausstrahlung. Ursprünglich hatte es DI Wol- schner dem Wiener Stephansdom schenken wollen, doch dort zeigte man sich nicht interessiert. Und wieder half Prof. Heinz Ellersdorfer, der auch für das nötige Me- dieninteresse sorgte, und so hängt es seit 1994 im Dom zu Maria Saal/Gospa Sveta. DI Karl Wolschner hat 1997 für Mörtschach ebenfalls eine Seidenbatik ge- schaffen, die rund um die Kreuzigungsszene auch Landschaftsmerkmale des Mölltales, den Jahreslauf und den Lebenslauf wiedergibt. Strassburg (12 x 6 m), 2009, Ferdinand Penker Ganz nach der Vorlage des Gurker Fastentuches hat der Künstler für den Nachbarort ein Fasten- tuch mit ebenfalls 99 Feldern geschaffen. Der grauen Bilder laden ein zur Meditation, im roten Band sind biblische Aussagen von Jesus oder über ihn. Po vzoru krškega postnega prta je umetnik obli- koval postni prt tudi za sosednji kraj Strassburg. Devetindevetdeset sivih motivov vabi k medita- ciji, v rdečem traku pa je zapisanih 14 bibličnih izjav o Jezusu Kristusu. PASIJONSKI DONESKI 2018 13 Ivanka Kronawetter-Starman, DIE TRADITION DER FASTENTÜCHER IN KÄRNTEN 65 64 Maria Bichl 1999-2000, Prof. Peter Brandstätter 4,80 x 3,75 m, Kasein-Leimfarbe auf Leinen Das über 400 Jahre alte Fastentuch von Maria Bichl war im Diözesanmuseum gelandet und ersetzte seit 1984 in der Christkönigskirche in Klagenfurt das heimge- kehrte Millstätter Fastentuch. Als nun die Bewohner von Lendorf wieder ihr altes Fastentuch zurückhaben wollten, bekamen sie es nur im Advent. Das konnte der Spittaler Maler Prof. Peter Brandstätter, der besonders gerne die Kirche Maria Bi- chl besuchte, nicht akzeptieren und arbeitete an einem Entwurf. Dass er in dieser Zeit im Garten von der Leiter fiel, sah er als willkommenen Zeitpolster, um seinen Entwurf zu überarbeiten. Im Jahre 2000 schenkte er das neue Fastentuch der Kir- che zu Maria Bichl. Heute gehört es zu jenen modernen Fastentüchern, die wegen der klaren Aussage bei der Bevölkerung uneingeschränkt beliebt sind. Die Darstellung vieler verschiedener Charaktere im Umfeld des Heilands war dem Maler sehr wichtig. Beginnend unten links beim Letzten Abendmahl mit ve- runsicherten und fragenden Jüngern spannt sich der Bogen über Judas, den Ver- räter, zu Pilatus, den Feigling, der sich die Hände in Unschuld wäscht. Während Jesus das Kreuz über den steinigen Boden zieht, sieht man im Hintergrund den Schatten eines brutalen Wächters. Johannes legt schützend die Hand um Maria, die Pharisäer fliehen, während der Hauptmann völlig erstaunt auf Jesus zeigt und uns zuruft: »Er ist wahrlich Gottes Sohn!« Jesus stirbt zwar am Kreuz, doch ist er nochmals am Regenbogen sitzend als Weltenrichter zu sehen. Ein Lichtstrahl aus dem Grab zeigt auf die Wunde des Auferstandenen, während Thomas, der Zweifler, seine Finger in die Wunde legt. Villach St. Jakob Es war wohl kein geheimer Wunsch von Stadtpfarrer OStR. Kan. Alfons We- denig: ein Fastentuch für seine Pfarrkirche St. Jakob in Villach. Und so suchte eine Runde von Pfarrmitgliedern nach einem Künstler, den sie in Vinko (†2011) und Marko Tušek in der Partnerstadt Kranj fanden, um ihren Pfarrer zu seinem 70. Geburtstag mit einem Fastentuch zu überraschen. Letztlich konnte Pfarrer Wedenig noch mitreden und einige Änderungswünsche einbringen, bevor das Fastentuch 2005 vor dem Hauptaltar der Jakobskriche aufgehängt wurde. Für die Zeit der Heilighauptandacht und der Karwoche wird das Fastentuch in die Tau- fkapelle umgehängt, wo dadurch am Karsamstag die Darstellung des Auferstan- denen über dem Grab schwebt. Mit seiner imposanten Größe von 5 x 2,40 m zieht es die Besucher der Dra- ustadt auf sich. Die obere Bordüre bildet ein Totentanz, die breiten Mittelfelder zeigen die Vertreibung aus dem Paradies, Kreuzigung, Pietá und Auferstehung; in den rechten und linken Feldern finden wir die die übrigen Kreuzwegstationen. Besonders auffallend sind die leutenden rot-blau-weißen Farben der Kleidung. Villach- St. Nikolai In der von Franziskanern betreuten Pfarre hängt seit 2014 ein Gerüstschut- znetz. Welch schöner Gedanke, dass sich hinter jedem Gerüstschutznetz etwas verändert, etwas Neues geschaffen wird … Latschach am Faaker See / Loče 8 x 5 m, digitaler Textildruck, 2006 Valentin Oman hat sein ganzes Leben der sakralen Kunst gewidmet, Fresken und Glasfenster geschaffen, Denkmäler und Kreuzwege. Seine Fastentücher hän- gen in Wasserhofen/Žirovnica (2013), in Eisenkappel (2013) und Latschach am Faaker See/Loče. Valentin Oman hat 1991 in Piran unter dem Einfluß des gera- de tobenden Balkankrieges einen Kreuzweg als Collage gestaltet, jeweils ein Tau aus Zeitungsberichten, übermalt mit blutroter Farbe des Krieges und der blauen Farbe der Hoffnung. Als man sich in Latschach ein Fastentuch wünschte, die fi- nanziellen Mittel aber begrenzt waren, entschied man sich gemeinsam für den Nachdem das ursprüngliche Fastentuch aus dem 16. Jh. zuerst 50 Jahre im Museum und seither in der Christkönigskirche in Klagen- furt hing, erhielt es die Pfarre nur im Advent zurück. Das motivierte den Spittaler Maler Peter Brandstätter auf hochwertigem belgi- schen Leinen ein gut lesbares Fastentuch zu gestalten. Mit wenigen Figuren, aber umso stärkerem Ausdruck spannt sich der Bogen vom Abendmahl über den Verräter Judas, den Feigling Pilatus, dem bru- talen Schergen zum helfenden Simon. Johannes umarmt schützend Maria und der erstaunte Hauptmann zeigt auf Christus am Kreuz. Ein Lichtstrahl aus dem Grab zeigt auf Christus den Erlöser, den Wel- tenrichter und streift dabei noch den Ungläubigen Thomas. Prvotni postni prt iz 16. stoletja so našli na postrešju mežnarije ter ga shranili v muzeju, zadnjih 50 let pa visi v cerkvi Kristusa Kralja v Celovcu. Ko so ga domačini želeli nazaj, so ga dobili le za adventni čas. To je špitalskega slikarja Peter Brandstätterja tako zmotilo, da je ustvaril nov, dobro čitljiv postni prt. Izbral je kakovostno belgijsko platno in narisal Kristusovo pot vse od zadnje večerje, izdajalca Judeža, boječega Pilata, neusmiljenega hlapca in Simona iz Cirene. Janez vzame Marijo pod svoje varstvo, stotnik pa z odprtimi usti presenečen kaže Kristusa na križu. Svetli žarek vodi mimo nejevernega Tomaža do Kristusa Odrešenika in vesoljnega sodnika. Maria Bichl (4,80 x 3,75 m), 1999-2000, sig. Peter Brandstätter PASIJONSKI DONESKI 2018 13 Ivanka Kronawetter-Starman, DIE TRADITION DER FASTENTÜCHER IN KÄRNTEN 67 66 Textildruck dieses Kreuzweges auf die für den hohen Altarraum nötige Größe von 8 x 5 m. Mittig öffnet sich ein »Rolltor«, das jedem Kirchenbesitzer den un- gehinderten Blick auf den Tabernakel ermöglicht, aber auch den Priester nicht behindert, wenn er für die hl. Kommunion den Kelch aus dem Tabernakel holt. Zu den wertvollsten der zeitgenössischen Fastentücher zähle ich jenes von Vil- lach – Heiligenkreuz (Ortsteil Perau, 1993-1995), dass unter der künstlerischen Leitung der akademischen Malerin Johanna Sadounig und der theologischen Be- ratung von Pfarrer Siegfried Kutta von Pfarrmitgliedern gestaltet wurde. Die 25 Felder in 5 Registern erzählen die gesamte Bibelgeschichte, zwei Spal- ten aus dem AT, die Mittelspalte das Lesu Jesu und in den zwei rechten Spalten die nachösterliche Zeit und Apostelgeschichte, nicht ganz chronologisch, aber mit deutlichem Tiefgang. Quer entdecken wir auch Register, die den einzelnen Elementen zuzuordnen sind. Die wichtigsten Szenen sind jeweils in der mittleren Reihe bzw. Spalte, also in Kreuzform, entsprechend dem Patrozinium »Heiligenkreuz«. Klassisch sind das Opfer Abrahams und die Eherne Schlange dem Kreuzestod Jesu vorangestellt. Unter dem Bild der Erweckung des Lazarus liegt Jesus im Grab, doch aus sei- nem Leichnam bahnt sich eine Ähre den Weg und verbreitet ein helles Licht. Die Heilung des Blinden bezieht sich auch auf uns und heute. Im ersten Bild sehen wir die Vertreibung aus dem Paradies und einen Fuß, der der Schlange auf den Kopf tritt – eine Verbindung von Sündenfall und Maria, der neuen Eva. Mehrere Szenen stehen waagrecht, senkrecht oder auch diagonal in Verbindung. So birgt das Perauer Fastentuch wieder zahlreiche Beispiele von Typus und Antitypus, wie es uns vom Mittelalter überliefert wurde. WANN UND WO KANN MAN FASTENTÜCHER SEHEN? Das Hochziehen des Fastentuches wird am Aschermittwoch in Gurk feier- lich zelebriert. Für alle anderen Gemeinden ist es Sache der Organisation, des Pfarrgemeinderates, der Männer von der Freiwilligen Feuerwehr, die Jahr für Jahr rund um den Aschermittwoch das Fastentuch hochziehen. Das Gleiche gilt auch für das Abnehmen und sorgfältige Verräumen des Fastentuches, gegen Ende der Karwoche oder auch erst nach Ostern. Aufgerollt warten die Fastentücher auf die Verwendung im nächsten Jahr. Einzig in Maria Bichl ist mir bekannt, dass für das neue Fastentuch an der Kirchenwand ein luftiger Kasten montiert wurde, in dem das aufgerollte Fastentuch frei eingehängt ist. Nur wenige Fastentücher sind das ganze Jahr zu besichtigen. Hauptgrund ist der extrem schlechte Zustand, dass man sie lieber ganzjährig hängen läßt. Im Stift St. Lambrecht (Steiermark) hängt das Fastentuch aus der Pfarrrkirche Veitsch. Das Reichenfelser Fastentuch (um 1520) hängt an der nördlichen Chor- wand in der Pfarrkirche Bad St. Leonhard. In Pleßnitz hängt es an der Seitenwand. Das Fastentuch von Steuerberg (1530) ist im Diözesanmuseum in Gurk au- fgehängt. Dort hängt auch das Gurker Fastentuch, nur halb aufgerollt. Villach – Perau – Heiligenkreuz/cerkev Sv. Križa (9,80 x 6,30 m) 1993-1995 Pfarrer, Kunstpädagogin und Pfarrmitglieder haben gemeinsam das Konzept erstellt und die 25 Bilder des Fastentuches gemalt. Als zentra- les Thema wurde das Patrozinium des Hl. Kreuzes und viele Motive der Heilsgeschichte zwar von mittelalterlichen Fastentüchern übernommen, aber völlig neu dargestellt udn enden mit dem himmlischen Jerusalem. Das Weizenkorn, das sterben muß, um Früchte zu tragen erwächst hier aus dem Grab Christi und erstrahlt in der Morgensonne. Die Darstellung scheint landesweit einen starken Eindruck hinterlassen zu haben, weil sie sich seither auf einigen neuen Fastentüchern wiederfindet. Nadarjeni in zainteresirani farani so skupaj z župnikom in učiteljico-umetnico sestavili koncept za postni prt s petindvajsetimi slikami. V središču so izpo- stavili patrocinij Sv. Križa. Slike odrešenja vodijo končno do nebeškega Jeru- zalema. Pšenično zrne pade v zemljo in mora umreti, da vzklije in obrodi obilo sadu; na tej sliki zraste iz Kristusovega groba in žari v jutranjem soncu. Ta enkratni vzorec so v zadnjem času pojavlja na nekaterih novih postnih prtih. Sachsenburg (3,00 x 2,00 m), 2001 Eine örtliche Patchwork-Frauenrunde hat auf Initiative des Pfarrers ihre langjährige Erfahrung eingesetzt und 24 Applika- tionen, wie den Guten Hirten und das Pfingstwunder, geschaffen. Eine vielteilige Arbeit ist ideal für größere Gruppen, hier wurde jede Applikation signiert und zuletzt zu einem Gemeinschaftswerk zusammengenäht. Postni prt je na pobudo župnika oblikovala skupina žena z dolgoletno šiviljsko prakso. Več posameznih motivov je idealno za delo večje skupine. Vsaka od aplikacij je signirana, nato so vseh štiriindvajset slik sešili v skupen izdelek. PASIJONSKI DONESKI 2018 13 Ivanka Kronawetter-Starman, DIE TRADITION DER FASTENTÜCHER IN KÄRNTEN 69 68 Das nachbarocke Fastentuch von Sachsenburg hängt im Bezirksheimatmuse- um in Spittal. Das Fastentuch in Eisenkappel (2013, Digitaldruck von Valentin Oman) hängt das ganze Jahr aufgerollt vor Ort und kann per Knopfdruck heruntergelassen wer- den. Besichtigung ist ganzjährig auf Anfrage im Pfarramt möglich. Bilder und Kurzinfos zu fast allen Kärntner Fastentüchern finden Sie auf http://www.kath-kirche-kaernten.at/dioezese/orgdetail/C2606/fastentue- cher_in_kaernten Die Frage stellt sich nach der Akzeptanz in der Bevölkerung. Die Angebote von Pilgerbüros und Fremdenführern decken sowohl die Nachfrage nach Fasten- wallfahrten der Pfarren als auch das kunsthistorische Interesse ab. Manche Kir- chen sind wegen der Fastentücher ganztags geöffnet, bei anderen bekommt man den Schlüssel beim Nachbarn. Wenn es nicht einen »Eingeweihten« vor Ort gibt, sind die Informationen sehr spärlich, selten gibt es Kurzbeschreibungen, einen Hinweis im Pfarrboten oder an der Anschlagtafel. Es gibt auch tatsächlich kaum Informationen über Auftraggeber, Maler, ob es schon immer vor Ort war oder irgendwo angekauft wurde. Auch im Diözesanarchiv findet man nur Hinweise wie »seit Jahren nicht mehr in Verwendung« oder »3 Fastentücher in schlechtem Zustand« 9 . Während die Fastentücher von Gurk und Millstatt allgemein bekannt sind, weiß kaum jemand, ob die Nachbarpfarre auch ein Fastentuch hat. Natürlich bemühen sich »Sonntag« und »Kleine Zeitung« in der Fastenzeit das eine oder andere T uch vorzustellen, in »Kärnten heute« bringt auch der ORF immer wieder Berichte zu Neuentdeckungen und Restaurierungen. Autorin Johanna (Ivanka) Kronawetter-Starman, geb. 1959, Befähigungsprüfung und Gewerbeberechtigung als Fremdenführerin seit 2002. Schwerpunkt ihrer Führungen und Exkursionen: Kärnten und Slowenien, religiöse Themen. Fasten- tücher hat sie erst im Rahmen ihrer Ausbildung kennengelernt, doch die breite Vielfalt hat sie sich durch Erkundungen vor Ort und in Zusammenarbeit mit dem diözesanen Pilgerbüro erarbeitet. Ihr Dank gilt ihren Kolleginnen Astrid Legner als Ausbildungsleiterin und Ing. Gerti Baumberger aus Millstatt, die ihr die Welt der Fastentücher eröffne- ten, Prof. Heinz Ellersdorfer für weitere Hilfestellungen und all den auskunfts- freudigen Pfarrmitarbeitern im gesamten Land. Quellen • Sörries, Die Alpenländischen Fastentücher, 1988, Carinthia • Stadler/Suntinger: Fastentücher in Kärnten, 2017 • Mehrere Mitschriften der Vorträge von Prof. Heinz Ellersdorfer • Persönliche Gespräche vor Ort 1 Kunsttopographie im Herzogthum Kärnten, 1889, ist vollständig online abrufbar. 2 Katarina Knacker: Mission Miseion, Museen der katholischen Kirche im deutschsprachigen Raum, S. 74 3 Rezension zu: Johannes H. Emminghaus: Die westfälischen Hungertücher aus nachmittelalterli- cher Zeit und ihre liturgische Herkunft. Gölitz-Zittau, 2004, online abrufbar auf https://journals. ub.uni-heidelberg.de 4 Axel Huber: Das Millstätter Fastentuch, 1987 Verlag Heyn 5 Roland Stadler, Monika Suntinger: Fastentücher in Kärnten, 2017, Bischöfliches Seelsorgeamt der Diözese Gurk, Referat der Tourismuspastoral 6 Listen und Bilder zur Biblia pauperum im Internet 7 »Am Hungertuch nagen« Das Fastentuch von Haimburg, Skript eines Vortrages von Prof. Heinz Ellersdorfer, veröffentlicht im Jahrbuch 1995/96 des Stiftsgymnasiums St. Paul/Lavanttal; 8 Otto Rainer: Dom zu Gurk Fastentuch 9 Das Fastentuch-Fragment von Thomas von Villach, Katalog zur Ausstellung 2015. Die gesamte Publikation (136 Seiten) ist online abrufbar auf www.belvedere.at 10 Virger Heimatblätter, Sonderausgabe der »Virger Zeitung«, Nr. 7, 2011 11 Eintrag im Dehio Kärnten, Ausgabe 2001, Auskunft über Eintrag in der Pfarrchronik St. Josef -Sie- benhügel und Auskunft über die Nähschule, konkreter Eintrag über das Fastentuch in der Orden- schronik der Kreuzschwestern, Auskunft vom 10.1.2018 12 Die Ursulinen in Klagenfurt, erschienen 1995, Seite 106f. 12 Die Geschichte haben mir sowohl Pfarrmitglieder als auch der Pfarrer selbst erzählt (März 2012) PASIJONSKI DONESKI 2018 13 Ivanka Kronawetter-Starman, POSTNI PRTI NA AVSTRIJSKEM KOROŠKEM 71 70 Ivanka Kronawetter-Starman POSTNI PRTI NA AVSTRIJSKEM KOROŠKEM Nikjer v Evropi se ni ohranilo toliko postnih prtov kakor prav na avstrijskem Koro- škem, pisni viri pa poročajo tudi o zagrinjalih, ki so bila v rabi na začetku 2. tisočletja v samostanskih cerkvah v Italiji in Angliji. Omenjena so kot velum quadragesimale, a niso natančno opisana. Sprva so bili postni prti preprosti, enobarvni, morda poslikani s križi, simboli ali orodji Kristusovega trpljenja. Viseli so v slavoloku, zakrivali niso le oltarja, temveč cel oltarni prostor, da so verniki v postnem času bogoslužje le slišali. Ko je bil praznik Rešnjega telesa še na veliki četrtek, so v sredo med branjem pasijona pri vrstici »in glej, zagrinjalo v templju se je pretrgalo na dvoje od vrha do tal, zemlja se je tresla, skale so se razpočile«, močno potegnili za vrv, postni prt je z ropotom padel na tla in ljudje so spet videli oltar. S tem je bilo posta konec, naslednji dan so spet lahko šli k sv. obhajilu. V dobi romanike je na križu visel Kristus Kralj, vladar; v srednjem veku pa so začeli upodabljati trpečega Kristusa, ranjenega, bičanega, s trnjem kronanega. Razumljivo je, da se zmagoslavni Kristus Kralj in tudi bogato okrašeni relikviariji iz časa križarskih vojn niso ujemali s srednjeveško miselnostjo o Kristusovem trpljenju, zato so v postnem času zakrivali oltarni prostor iz notranjega prepričanja. V času protireformacije pa se je pogled na evharistijo spremenil. Na Tridentinskem koncilu so sklenili, da mora biti Najsvetejše v žarišču, nastali so oltarji s tabernakljem. Po novih predpisih so morali duhovniki maševati vsak dan, zato je potreba po dodatnih oltarjih rasla - nastali so stranski oltarji. Rimski misal iz leta 1570 predpisuje zakrivanje križev in slik, kar pa ne predstavlja predpisa za nastanek prvih postnih prtov, pač pa pomeni redukcijo na manjše postne prte, ki zakrivajo le oltarno sliko. Danes visijo v Koroških cerkvah postni prti iz sedmih stoletij: veliki srednjeveški prti, manjši baročni in pa sodobni izpod rok priznanih umetnikov, spretnih žensk in šolskih otrok. Dejstvo, da se je prav na Koroškem ohranilo nadpovprečno število postnih prtov, ni znak globoke pobožnosti, temveč bolj gospodarske varčnosti. Koroška je v srednjem veku dobro živela od rudarstva in trgovanja med Benetkami in Dunajem, po odkritju Amerike pa je obubožala. Čeprav prti v tistem trenutku niso bili več v uporabi, so jih vseeno shranili, saj so bili narejeni iz dobrega blaga. Stavka »to bomo morda še potrebo- vali« in »počakajmo, kaj bo«, sta še danes močno zasidrana v koroški mentaliteti. Tako so našli postne prte shranjene in pozabljene na podstrešjih cerkva in župnišč, za oltarji, v zakristijah, v nekaterih primerih pa tudi pri kmetih, ki so s pomočjo velikih prtov nosili mrvo s travnika domov na skedenj. Nadpovprečno veliko število postnih prtov se je ohranilo v stranskih dolinah in gor - skih cerkvah. Ohranili so se postni prti iz 15. in 16. stoletja, monumentalne umetnine, ki nam kot slikanice kronološko pripovedujejo zgodbe Stare in Nove zaveze. Z današnjega vidika so prej paša za oči kakor postna zadeva. Danes je povsem razumljivo, da se v postnem času mogočne baročne oltarje popolnoma zakrije. Toda ravno veliki postni prti so starejši kakor baročni oltarji in so prvotno zakrivali cel oltarni prostor; baročni postni prti pa so manjši, namenjeni le zakrivanju slik glavnega in stranskega oltarja. Na manjših postnih prtih ni bilo več dovolj prostora za Staro zavezo. Motive so vzeli iz Nove zaveze, iz pasijona. Tako imamo na enem postnem prtu le še 16, 12 ali samo 6 slik z motivi od zadnje večerje do vstajenja. Iz 17. stoletja se je na Koroškem ohranila posebnost, ki spominja na Roženvenske oltarje: postni prti, ki imajo v središču Križanega, v medaljonih pa posamezne postaje pasijona. V Nemčiji so se ohranili podobni postni prti z osrednjo sliko Križanega in pasijonskimi podobami v okvirih. Postne prte z medaljoni pa so našli le na Koroškem! Še bolj pogosti pa so postni prti z eno samo sliko, podobo iz pasijona. Najbolj prilju- bljena kombinacija je bila podoba bičanja in križanja za stranska oltarja, križanje pa za glavni oltar. Ta oblika se je ohranila vse do 20. stoletja, le da so v času bidermajerja po- sebno radi slikali Kristusa na Oljski gori. S podobo Kristusa, ki moli in se boji trpljenja, so se ljudje čutili najbolj povezani. Največ ohranjenih postnih prtov je iz 18. in 19. stoletja, a umetniško in tehnično niso na zelo visoki ravni. V času uprizarjanja pasijonskih iger so slikarji na platno prenesli to, kar so videli na odru. Tako imajo rekviziti vidna ušesca, tla so obložena s ploščicami, ozadje pa sploh ni naslikano. Dostikrat so slikarji uporabljali oljne barve, kar je upo- rabno za slike na trdi podlagi, ne pa za prte na pregibnem materialu, ki se po uporabi navijejo na palico. V 19. stoletju je za občutek, da se prizor dogaja v Sveti deželi, zado- stovalo nekaj palm v ozadju. Nekateri postni prti so poslikani tako naivno, da jih lahko pripišemo pobožnim domačinom in ne vajenim slikarjem, ki so hodili od vasi do vasi in se preživljali z naročili. T ako kot so jaslice in pasijonske igre spremljale in poživljale versko življenje, so ljudje radi krasili in oblikovali notranjost cerkva primerno cerkvenemu letu. Toda cesar Jožef II. je prepovedal romanja, križeve pote na prostem, pasijonske igre in tudi postne prte. Marsikje so jih takrat pospravili, češ, morda jih bomo spet rabili. Prav tako je v vojnih časih primanjkovalo moških, ki bi težke postne prte obesili in tako so počasi utonili v pozabo. Nekatere fare so jih tudi prodale, tako kot so prodale oltarne slike in svetniške kipe. PASIJONSKI DONESKI 2018 13 Ivanka Kronawetter-Starman, POSTNI PRTI NA AVSTRIJSKEM KOROŠKEM 73 72 LITERATURA IN ŠIRJENJE VEDENJA O POSTNIH PRTIH Krški škof dr. Adam Hefter je leta 1917 ustanovil škofijski muzej v Celovcu, ker je pri vizitacijah opazil, da dragocene cerkvene umetnine pozabljene in zanemarjene ležijo na skednjih ali pa so že našle pot v antikvariate. Njegov tajnik dr. Otto Rainer je za njim prevzel nalogo in je naslednjih 40 let hodil od fare do fare ter iz podstrešij in skednjev reševal križe, kipe, slike in tudi postne prte. Sestavil je disertacijo o postnih prtih na Koroškem, a o njih objavil le nekaj kratkih člankov v raznih časopisih in zraven opisov cerkva. Dr. Reiner Sörries, protestantski duhovnik iz Nürnberga, profesor za krščansko arheologijo v Erfurtu, direktor muzeja za t. i. Sepulkralkultur (pogrebno kulturo) v Kasslu, je našel disertacijo dr. Otta Rainerja in na njeni podlagi začel nove raziskave. Hitro je vključil tudi ostale alpske dežele (Švico, Predarlsko, Tirolsko …), ker med njimi ni opazil razlik v motivih, oblikah in razvoju po- stnih prtov tekom stoletij. Njegova habilitacija Die alpenländischen Fastentücher je izšla leta 1988 v Celovcu in je še vedno edina obširna razprava o postnih prtih. Na Koroškem si je prof. Heinz Ellersdorfer ustvaril največjo zbirko sakralnih foto- grafij. Iz lastnega zanimanja je hodil od fare do fare in pomagal iskati pozabljene postne prte. Pomagal je dr. Reinerju Sörriesu zbirati podatke za Koroško, še vedno pa predava s slikami in vodi ekskurzije na razne verske teme. Leta 1976 je nemška misijonska družba Misereor naročila indijskemu umetniku naj ustvari postni prt in na njem upodobi obljubo Božjega odrešenja na sodoben način. Temu prvemu postnemu prtu vsaki dve leti sledijo novi postni prti iz Afrike, Amerike, Azije in tudi Evrope, ukvarjajo pa se z medčloveškimi odnosi kot so ljubezen do bližnje- ga, ženske pravice, klimatske spremembe, zaščita okolja, lakota v svetu itd. Vse te postne prte družba Misereor izdela v dveh velikostih in v več tisoč izvodih: manjše za dnevne sobe, večje pa za cerkve in farne dvorane. Izkupiček porabijo za misijonsko delo. Slovenci smo lahko ponosni, da je slovenska umetnica, na Bledu rojena in v Boliviji živeča Ejti Štih, leta 2013 za Misereor oblikovala postni prt na temo »koliko kruha ima- te«. Tako so tudi na Koroškem spet začeli obešati stare postne prte in ustvarjati nove. Dušnopastirski urad v Celovcu je v zadnjih desetih letih večkrat izdal majhne knjižice s kratkim pregledom postnih prtov v škofiji. Marca 2017 pa je izšla knjiga Fastentücher in Kärnten, zbirka fotografij postnih prtov iz 163 župnij. Fotografijam so dodane kratke opombe o postnem prtu, njegovi velikosti, leto ali vsaj obdobje nastanka, ponekod še ime umetnika ter naslovi in aktualne telefonske številke župnišča. Ker sem pri nastanku zbirke sodelovala vem, da imamo na Koroškem še več starih in novih postnih prtov. V raznih dnevnikih, tednikih in mesečnikih novinarji ali cerkveni sodelavci objavlja- jo članke o postnih prtih. Škoda le, da jim uredniki najraje dodelijo prostor v debelejši velikonočni številki, kar je prepozno, da bi v tekočem letu bralce animirali za ogled po - stnih prtov. V vseh teh člankih se vedno spet ponavlja oznaka biblia pauperum (sveto pismo za ljudstvo), kar je dobesedno pravilno in tudi dobro zveni, a pomen besede je napačen, ker je za razumevanje slik biblie pauperum potrebno globoko teološko znanje. BIBLIA PAUPERUM Dragoceni srednjeveški rokopisi so okrašeni z motivi Stare in Nove zaveze: prizor iz Nove zaveze ima ob strani dva motiva iz Stare zaveze, ki pripovedujeta isto zgodbo. Do- stikrat so temu dodani še štirje preroki, katerih napovedi so se v tem prizoru dopolnile. Menihi so pri rokopisih poznali globok teološki program in so imeli celo zbirko takih kompozicij. Morda so širili zbirke teh slik med svoje sobrate, morda pa tudi med manj teološko izobražene slikarje. Le na enem ovitku teh slik se je ohranil napis Biblia paupe- rum, ki se danes kar splošno uporablja za postne prte, češ da so postni prti slikanice, ki naj bi duhovniku pomagale pri pridigi in naj bi nepismenemu ljudstvu približale zgodbe Svetega pisma, še posebno v spodnjih vrstah dobro vidno Kristusovo trpljenje in vstaje- nje. Biblia pauperum v smislu svetega pisma za revne pa je čisto napačna interpretacija, saj so bili poslikani srednjeveški rokopisi izredno dragoceni. Globok teološki program pa je zahteval dobro teološko izobrazbo. Pravi vzorci Biblie pauperum, ki povezujejo prizore Stare in Nove zaveze, so izredno redki. Razen v knjigah jih najdemo v najlepši obliki le še v Klosterneuburgu na zlatem oltarju (Verduner Altar) in v lesenih vzorcih na glavnih vratih v Krki. Na postnih prtih najdemo konkretno povezavo Stare in Nove zaveze le redko: • Izak nosi drva za daritev – Jezus nosi križ za daritev na križu, • Abraham je pripravljen darovati svojega sina – Boj daruje svojega sina na križu, • Bog hrani Izraelce v puščavi z mano in vodo iz skale – zadnja večerja, • pogled na bronasto kačo na drogu reši življenje – pogled na Kristusa na križu naj nas reši večne smrti, • tretji dan je riba vrgla preroka Jono na kopno – Kristus je tretji dan vstal od mrtvih, itd. Opis štirih postnih prtov iz 12. stoletja, ki so viseli v samostanu v Augsburgu in fragmenti iz 15. stoletja, ki visijo v muzejih Južne Tirolske in Švice, dokazujejo, da sveto- pisemske kronologije niso samo slikanice, marveč predstavljajo pester teološki program poročila o obljubljenem odrešenju. Najbogatejši postni prt te vrste je hkrati tudi najstarejši postni prt na dvojezičnem ozemlju, nahaja se v Vobrah v Podjuni, datiran je v leto 1504. 18 slik Stare zaveze in 18 slik Nove zaveze se vsebinsko povezuje v navpičnih vrstah, medtem ko se vodoravno menjata greh in odpuščanje kot napoved velikega Božjega odpuščanja in odrešenja. PASIJONSKI DONESKI 2018 13 Ivanka Kronawetter-Starman, POSTNI PRTI NA AVSTRIJSKEM KOROŠKEM 75 74 V župniji Sv. Križa v Beljaku se je farni svet skupaj s župnikom in akademsko slikarko lotil naloge, 25 slik na postnem prtu naj bi povezali v globoko versko izpoved: Marija kot nova Eva stre glavo kači, ki ravno leze z drevesa v raju. Iz Kristusa v grobu raste klas, itd. Noben drug postni prt nima take teološke globine in takó močnega sporočila odre - šenja. Kljub vsemu so lahko postni prti tudi kot slikanice ali nabožne slike bogat vir za pobožnosti in premišljevanje. NEKAJ ZANIMIVIH POSTNIH PRTOV NA KOROŠKEM, POSEBNO NA DVOJEZIČNEM OZEMLJU Krški postni prt, signiran Konrad von Friesach, dat. 1458, je največji postni prt (sko- raj 9 x 9 m) v Avstriji in najstarejši postni prt sveta, ki je še vedno v liturgični rabi. Na dveh polah je 99 slik od stvarjenja do poslednje sodbe. Res je, da so že v 16. stoletju načrtovali zamenjavo obledelega in poškodovanega postnega prta, potem pa so ga tako vestno krpali, da je fino platno v 500 letih postalo štirikrat težje, kakor je bilo prvotno. Pri restavraciji ob okrogli obletnici so stkali novo platno in sproti vpletli vanj vse ohra- njene dele starega postnega prta. T ako se je na skoraj neviden način ohranila stara oblika postnega prta, ki je v postnem času na ogled v stolnici v Krki pred glavnim oltarjem (in ne več v slavoloku kakor v srednjem veku). Med letom pa je postni prt na ogled v sosednji stavbi, kjer je sedaj škofijski muzej. Prav kakor v drugih muzejih, tudi tukaj ni tako visokih prostorov, da bi lahko pokazali cel postni prt, zato ga lahko vidimo le na pol odvitega. Postni prt v Vobrah, dat. 1504, ki sem ga opisala zgoraj, visi v farni cerkvi v Vobrah/ Haimburg. Postni prt iz kraja Maria Bichl (Marija na griču) blizu Špitala ob Dravi visi v nek - danji semeniški cerkvi Kristusa Kralja v Celovcu. Ogleda vredni so tudi postni prti na Strmecu/Sternberg, v Baldramsdorfu in Millstattu, vsi so slikanice Stare in Nove zaveze, ki resnično sežejo od stropa do tal. V Bad St. Leonhard v Labotski dolini visi postni prt (prvotno iz sosednjega Reichenfels) celo leto na stranski steni, ker je že v tako slabem stanju. Križanje, obdano s pasijonom v medajlonih se je ohranilo na Djekšah, pri sv. Štefanu in pri sv. Trojici, oboje severno od Šentvida ob Glini ter v nekaterih farah v okolici Krke. Baročne in pobaročne postne prte najdemo v velikem številu po celi Koroški, v Zilj - ski dolini, v Podjuni in severno od Celovca vse do štajerske meje. Fare v Dravski dolini na Zgornjem Koroškem pa se lahko za bogato zapuščino zahvalijo eni sami družini slikarjev, ki je v prvi polovici 19. stoletja okrasila in obogatila številne cerkve s freskami, oltarnimi slikami in postnimi prti. Njihovo delo so tudi postne table, ki so jih postavili na oltarje cerkve v Paternionu, Marijin oltar pa ima kip, pred katerega porinejo v po- stnem času bolj preprosto Marijino sliko. Nekaterim so se zdele slike preveč nemoralne, zato so slikarjem naročili, da Adamu in Evi naslikajo oblačila. Da se je obešanje postnih prtov vedno bolj opuščalo, so pripo - mogle tudi druge spremembe. Za najstarejše postne prte vemo, da so nastali v samosta- nih in to se spet ponovi v začetku 20. stoletja, ko zanje ni splošnega zanimanja: V Bergu v Dravski dolini je postna prta poslikal nadarjen kaplan, dat. 1930. V Sko- čidolu/Gottestal visi delo Misijonskih sester iz sosednjega samostana Wernberg iz leta 1937. Leta 1961 so udeleženke šiviljskega tečaja redovnih sester Sv. Križa (SCSC) v Ce- lovcu sešile postni prt z aplikacijami orodja Kristusovega trpljenja po načrtih umetnika Karla Bauerja. Leta 1984/85 so učenke učiteljišča za učiteljice ročnega dela pri uršulin - kah v Celovcu poslikale postni prt za samostansko cerkev Sv. Duha. Tako so na Koro- škem postni prti nastajali neprekinjeno. Nov zagon so postni prti dobili s knjigo dr. Sörriesa in akcije misjonske družbe Mi- serior in to ne le na Koroškem, temveč v celi Avstriji, Nemčiji in Švici. Umetniki, šole, razna društva in posamezniki so se vključili v obnovljeno stroko cerkvene umetnosti. Tako visi v stolnici pri Gospe sveti/Marija Saal največji batik sveta avtorja ing. Karla Wolschnerja iz Celovca, ki je v petnajstih postopkih, a le z eno rumenkasto barvo, pre- nesel majhen lesorez na velik svilen prt, ki meri 7 x 5 m (1990-1994). Celovška stolnica je zagotovo imela svoj postni prt, saj se je za oltarjem ohranil vitel za dviganje le-tega. V zadnjih letih pa župnik vsako leto povabi umetnika, da postavi v stolnici sodobno postno instalacijo. Slovenski umetnik Valentin Oman je prispeval tri postne prte velikega formata za Loško farno cerkev/Latschach blizu Baškega jezera, za podružnico v Žirovnici/Wasser- hofen (fara Sinča vas) in za farno cerkev v Železni Kapli/Eisenkappel. Pri skupinskih in otroških postnih prtih le-ti vedno prevzamejo vlogo slikanice. Kljub vsemu to ni monotono ponavljane, temveč premišljena izbira motivov. Ne glede na to ali se berejo slike pasijona od spodaj navzgor (Žitara vas/Sittersdorf) ali v špirali od stvar- jenja sveta preko pasijona do Emavsa, vedno je v središču lomljenje kruha (Čače/Saak). Meditacijsko sliko brata Klausa (Nikolaus von der Flüe) iz 15. stoletja je Miserior prevzela za postni prt kar dvakrat in visi na Koroškem vsaj v treh cerkvah: v samostan- ski cerkvi v Wernbergu, v cerkvi na Krnskem Gradu/Karnburg in v cerkvi v Podkrnos/ Gurnitz v fari Žrelec/Ebenthal. Kakor brat Klaus lahko tudi mi ob sliki premišjujemo o Jezusovem življenju in trpljenju ter o Božjem odrešenju. Na njem najdemo vsa dela usmiljena, sv. Trojico in cel Očenaš. Čeprav sem se trudila nakazati neko sistematiko različnih postnih prtov skozi sedem stoletij, me najbolj navdušuje raznolikost in smiselnost poslikave. Vzroki njihovega na- stanka so poleg pobožnih namenov zagotovo tudi čisto osebni, naprimer močna želja ali tekmovalnost (saj ga imajo tudi v sosedni fari), povod je lahko tudi zaobljuba ali spo- min na rodne kraje. Naj bodo danes vsem, ki se pri ustvarjanju ali ogledu postnih prtov soočajo s Kristusovim trpljenjem za naše odrešenje, v obilno veselje in duhovno korist.