!43. Kamstag den 23. Wctobev 183«. Nu.rus ver Kömer dci ^Hinspielen. "!"enn der Lurus der Römer in ihrem Privatleben schon groß und staunenswerth war, so ist der bei öffentlichen Festen angewendete fast unglaublich. Kaum wagt man Dinge der Art den alten Schriftsteller nach-zucrMlon. Indessen darf man sie wohl schwerlich sür übertrieben halten, wenn man bedenkt, wie genau sie mit einander übereinstimmen, und daß sie fast immer Augenzeugen des Erzählten waren.- Besonders gilt dieß von d?r Menge und Mannigfaltigkeit der wilden Thiere, welche die Eitelkeit der Römer theils bei öffentlichen Aufzügen und Festen, tbeils im Circus vor die Augen der schaulustigen Menge führten, und auf deren Zusammenbringung sie ungeheure Summen verwendeten. Wir wollen dcn Lesern des illyrischen Blattes hier nur eine kleine Ski^e von jenen seltenen Aufzügen oder Tbierhetzen im Circus entwerfen, wie solche einst das alte Rom sah. Der erste der zu Rom fremde Thiere sehen ließ, war Curlius Dentatus. (275 I. v. Ch. G.) Es waren ibm nämlich vier jener Kriegselephanten in die Hände gefallen, die König Pyrrhus in seinem Kriege gegen die Römer gebrauchte. Sie zierten den Triumph des römischen Feldherrn, und wurden darauf vrn dem Volke umgebracht. Vier und zwanzig Jahre nachher sing Metellus nach einem großen Siege über die Carthaginenser 142 Elephanten, die sämmtlich im Circus mit Pfeilen getödtet wurden. Fünf und zwanzig Iah« nach dem Triumphe des Metellus (186 I. v. Ch. G.) ließ Marcus Fulvius, in Folg? eines im ätolifchen Kriege gethanen Gelübdes, Pamher-und Löwen auftreten. Allmählig sing das Bolk an, Geschmack an dergleichen Schauspielen zu sinden, und um sowohl dessen Gunst zu erwerben, als von sich sprechen zu machen, ließen Scipio Na-sikaund Publius Lentulus, mehrere Elephanten, HO Bären, und 53 Panther sehen; Q. Scävo-l a stellte sogar mehrere Löwen auf, die mit Menschen kämpften, Svlla ließ 100 männliche Löwen sehen. Im Jahre 58 v. Ch. that sich Aemilus Scaurus, während er Aedil war, nicht allein durch die Menge der Thiere hervor, sondern auch dadurch, daß er bisher zu Rom nie gesehene Thiere auftreten ließ; bei diesen Festen sah man zuerst das Nilpferd, 5 lebende Krokodille, 450 Panther, und was noch außer; ordentlicher erschien, Knochen von dem Thiere, dem Andromeda preisgegeben worden sein sollte; man hatte sie von Joppe lIaffa) an der Küste von Palästina kommen lassen; es waren darunter Wirbclbeine, anderthalb Fuß lang, und ein Knochen, der nicht weniger als 36 Fuß maß. Im Jahre 55 v. Ch. G. führte P o m p e j u s, zur Feier der Einweihung seines Theaters , einen Luchs auf, einen äthiopischen Affen, ein Nashorn mit einem Horn, 20 Elephanten, welche mit Menschen kämpften, 410 Panther, 600 Löwen, wor-' unter 315 mit Mähnen. Alle Könige Europa's zusammen vermöchten jetzt nicht so viele Thiere aufzutreiben. Cicero, der diesen Spielen beiwohnte, spricht ziemlich wegwerfend davon und sagt: das Volk habe am Ende die Elephanten ganz gering geschätzt. Im Jahre 48 v. Ch. G. führte Antonius Löwen auf, die cm einen WaHen gespannt waren; dazu sah man sie zum ersten Male abgerichtet. Ein Carthager, Namens Hanno hatte einen Löwen, der ihm überall wie ein Hund nachlief; seine Mühe wurde aber schlecht vclohm, denn sei- . 470 ne Landsleute verbannten ihn, well ein Mensch, der ein wildes Thier habe zähmen können, im Besitz einer geheimen Kraft seyn müsse, mittelst deren er vielleicht sie selbst unterjochen könnte. Im Jahre 46 zeigte Cäsar im Amphitheater, das er ganz mit Purpurg.wandern hatte bedecken lassen, 400 Löwen mit Mähnen, mehrere wilde Ochsen, die mit Menschen kämpften, 20 Elephanten, die von 500 Menschen zu Fuß angegriffen wurden. Am Abende seines Triumphes gingen,, als er nach Haus zurückkehrte, Elephanten, die Fackeln trugen, vor ihm her, Wenn man auch weiß, wie unermeßlich reich die Männer waren, die dergleichen Feste gaben, wie sehr sich die verbündeten Könige beeiferten, ihnen gefällig zu seyn, welch ungeheure Menschenmenge sie auf den Sang dieser Thiere aussandten, so bleibt es fast doch unbegreiflich, wie sie sich so ungeheuer viele verschaffen konnten; sie wurden indessen in diesem Stücke von den Kaisern noch übertroffen. Auf einer Inschrift zu Ehren Augusts, die man bti Ancyra fand, liest man, daß er vor dem Volke 250» wilde Thiere umbringen ließ. Einmal ließ er Wisser in denssami-nischen Circus, und man sah darin 26 lebende Croco» dille, die hernach von andern wilden Thieren zerrissen wurden; man sah ferner eine 50 Ellenlange Schlange, eine Riesenschlange aus Afrika, und einen Königstiger in einem Käfich,- dieß war der Erste, den man zu Rom sah. Germanicus ließ bei seinem Triumph über die Germanen, Elephanten auftreten, die zum Tanzen abgerichtet waren. Caligula ließ400 Bären und 400 Panther todten; Claudius ließ bei der Einweihung des Pantheons a lebendige Königstiger sehen,- Galba zeigte einen Elephanten, der mit einem römischen Ritter auf dem Rücken auf einem Sei-lc lief, ^das oben auf das Theater hinaufgespannt war. Diese Art der Verschwenduza blieb die ersten vierhundert Jahre des römischen Kaiserreiches Sitte. Ti« ', t ks ließ bei der Einweihung der großen Bäder 9000 Thiere auftreten und Kraniche mit einander kämpfen. Domitian gab-Jagden bei Fackelschein; man sah dabei das Nashorn mit zwei Hörner. Bei einem der von ihm gegebenen Spiele sah man eine Frau mit einem Löwen kämpfen, einen Elephanten, der, nachdem er einen Ochsen zu Boden geworfen, ein Knie vordem Kaiser beugte,- einen Königstiger, der einen Löwen tödtete, endlich Auerochsen an Wagen gespannt. Trajan gab nach seinem Siege über den König der Parther, Spiele, die 22 Tage dauerten, es kamen dabei wie .Oio Cassius berichtet 11000 Thiere um. Ha-drian zeigtej auch eine Menge Thiere, doch die Berichte der Geschichtschreiber interessiren uns weit weniger, als ein Mosaik, das auf seinen Befehl ausgeführt wurde. Auf diesem kostbaren Stück, das zu Palestri-na gefunden wurde, sieht man ägyptische und äthiopische Thiere, jedes mit seinem Namen darunter abg«" bildet. Der untere Theil stellt die Ueberschwemmung des Nils vor; man sieht daselbst den Ibis, das 2ro> codill, das Nilpferd sehr getreu vorgestellt; im obern Theil steht man in den Bergen Aethiopiens die Giraffe, hier, Nabis genannt, Affen, verschiedene Reptilien, im Ganzen gegen 50 leicht kenntliche Thiere. — Dem Marcus Aurelius waren diese Spiele einGräuel; aber sein Sohn Commodus überließ sich ihnen wieder mit wüthender Leidenschaft; er tödtete mit eigener Hand einen Tiger, M Nilpferd und einen Elephan^ ten. Er schoß im Circus einer Menge Strauße in» schnellsten Laufe die Köpfe mit vorn halomordförmigen Pfeilen ab. Auf Heliogabals Hochzeit sah man Wagen mit wilden Thieren aller Art bespannt. --Die reichsten und merkwürdigsten Thierspiele waren die welche die Gordiane gaben. Der erste Kaiser dieses Namens ließ an einem Tage gegen 1000 Panther auf' treten. <3iner ihrer Nachfolger, Pr 0 bus, ließ Ball-me im Circus pflanzen, und in diesem künstlichen Wal' de sah man über 1000 Strauße und eine unzählige Menge anderer Thiere laufen. So lange das abendländische römische Reich bestand, hatten dergleichen Vorstellungen fortwährend Statt, und trotz Constcmtins Verbot kamen sie sogar noch unter den ersten christlichen Kaisern vor, bis der milde Sinn des Christenthums diese blutigen Spiele allmählig gänzlich verdrängte. Braun — r. Ner Uünstler unv ver Trödler. Gegen das Ende des siebzehnten Jahrhunderts war die Straße Della Carita zu Neapel bereits, wie der Ghetto zu Mom, das besondere Viertel >n'N Franz Glöggl ist auch dieses" Jahr durch die Zusammenstel-luug einer Oper den Wünschen des Publicums entgegengekom« wen, und es läßt sich nach unserem Urtheile wohl die gegründete Hoffnung nähren, die langen' Winterabende' abwechselnd durch Schauspiel und Oper, und besonders in Beziehung lauf die letztere durch die neuesten Erzeugnisse Nassischer und beliebter Com« ponisten angenehm verkürzt zu sehen. Wir Zollen hicr nur die Oper berühren, als deren"Hauptfuges wir in Delle. Half» n ger, eine Sopran«, und in Delle. Rosen? tl,al, eine Anfängerinn (eigentlich rn<:22n-Sopran), im Herrn Heurt, einen Tenor, und im Herrn Vttrtholemy, einen Vas;, besitzen. Tancred und der Klausner von Caraffa waren die Opern, in welchen sich di« ersten drei Individuen dem Publicum zuerst darstellten, dann folgt« bie beliebte weiße Frau, worin Hr. Bar-tholcmy debiitirte. Delle. Halfinger ist mit einer natürlich schonen und nach einer guten Schule gebildeten Sopranstimme begabt. Wenn sie gleich ihrerVorgängcrinn vom verflossenen Jahre bezüglich auf die Kchlenfertiglcit in etwas nachstehen dürfte: sa überwiegt sie dieselbe dagegen bei sonst gleichem Besitze aller für eine erste Sängerinn erforderlichen Nuancirungcn durch den ungemein gefühl-vollen Vortrag und durch den zweckmäßigen, Mittelst des »onc, vac<> Schatten und Licht verbreitenden Wechsel der Stimme. NUr wünschten wir die schönste musikalische Koloratur, den Triller, den Delle. H. in einem lobeuswerthcn Grade in ihrer Gewalt hat, bei geeigneten Stellen öfters zu vernehmen. Es wurden ihren bisherigen Bemühungen von Seite des Publicums stets die lebhaftesten Veifallsäußcrungen gezollt. — Ucbri« gens wird die angenehme Gestalt dieser geschätzten Sängerinn noch mehr gewinnen, wenn sie sich (woran wir nicht zweifeln) das Stu» dium der dramatischen Darstelluugsgabe noch eifriger angelegen seyn läßt. Delle. Roscntha l, die im Tancred die Titelrolle, und im Klausner die Pächterinn gab, besitzt eine ausgiebige, ziemlich sonore Stimme; nur Schade! das, sie es mit dem reinen Intoniren und mit dem richtigen Tacte nicht besonders genau nimmt. Delle. N o-senthal r^iht sich mehr den Naturalisten an; sie würde demnach gut thun, wenn sie neben dem Parthiengesange auch den höchst nothwendigen festen Elementar-Grundsätzen der Musik und dem Ecalcngcsange. den selbst ausgebildete Künstler nicht auße^r Acht lassen, Zeit und Flciß widmen würde. Auch ihr Spiel bedarf ei« „er zweckmäßigen Nachhülfe. Ueber Hrn, Hcu rt's Stimme läßt sich nur so viel sagen, das, sie richtig» geläufig, angenehm, unv mitZuhülfnahme des gutver. ^ klUlde-nen Falssts vo>, hinreichendem Umfange-, jedoch etwas schwa^ ^ ist. Der Grund dieses schwachen Gesanges liegt eben darin, w,c>l > Hr. Heurt die freie Vrusistimme, die doch bis in Vag zwcigcsir''^ chenc 6. reicht, zu wenig beschäftigt, und dieselbe durch das °fl ««nöthiger Weise angebrachte Falsctircn nur noch mehr schwäch'' — Hinsichtlich des Spieles dürfte es wohl überflüssig seyn, H"> Heurt hier eine Erinnerung zu Machen, da ihm wohl das eiaM Gefühl und der Drang der Nothwendigkeit die Mittel vorschreibt werden, welche zur Erreichung eines für Sänger erforderlich^' wenn gleich nur mittelmäßige» Spieles unerläßlich sind. Do^ müssen wir es auch gebührend erwähnt», dasi er bei der zweite" Vorstellung der „weißen Frau" sich schon weniger Verstöße imSp>" le zu Schulden kommen ließ, was von Seite des Publicums au allgemein anerkannt wurde. ', Endlich Hr. Va r th ol cm y, dessen erstes Debüt „Gaveston" in der weißen Frau, und das zweite «Nitter Palzo« in» Kknisuel war. E'.n trefflich musikalisch gebildeter, tüchtiger Vassist, der zu' gleich Vühuctlpossesi lund gibt, und dessen kräftige Stimme de« oberen und Mittelchoroen im Ensemble so wohlthätig zu Gri»»^ liegt. Es zeigt übrigens von großer musikalischer Umsicht, we>>" erwogen wird, daß Hr. Bartholemy, der beide Parthien bish^ nie gesungen, die erste in zwei Tagen, und die andere in ei»^' Tag« studiret. und zur Zufriedenheit des Publicums ausgefuhl^ hat. - Vci der Darstellung der weißen Frau verdient noch Hr. N>^ las, der den Pächter sowohl in Beziehung auf die Auffass»"^ des Characters, als auch auf den Gefang -- welch' letzterer, wcN^ auch nicht ausgelildet, doch richtig ist -^ nach seinen besten Kl>"' ten gab, eine lobenswerthe Erwähnung. Nicht dasselbe lonnen wir von Mad. Dunst sagen, wel^ wohl die-Parthie der Pächtcrinn zur Zufriedenheit sang. "^ den mehr naiven und furchtsamen Character Jenny's ins E'fc süchtige zog. Die Chöre waren, wenn auch etwas schwach besetzt, doch bl , einsiudirt. Es wäre zu wünschen, wenn die Direction bei >^ künftig zu erwartenden Opern auch hierauf ein sorgsames ^"^.^ ,y;>rl nähme, da gut einstudirte EH5rc zum Gcf.-.llen cin r 5^ unendlich viel beitragen. Das Orchester, welches heuer ungleich besser besetzt 'st'"', es im verflossenen Winter der Fall war, verdiente besonders der weißen Frau eine gebührende Anerkennung. Die scenische Ausstattung, so wie das nicht minder «e»« ^ schmackvolle Costümc war lobcnswerth, und trug ebe>',f>ills^r -fälligen Aufnahme der hierorts beliebten weißen Frau, sein ^ lein bei. Nevacteur: Fr. Vav. Keinrich. Verleger: zhnaz NL Gvler v. Rleinma!^