24. Samstag den 11. Muni 183t. K u nl p r e y N a b v- V ieser berühmte englische Naturkundige,*) der ""ligts Jahr auf seiner Rückreise aus Italien in Genf starb und dort mit vieler Feierlichkeit begraben wur-öe, war schon früher mehrmals in jenem Lande gewesen, deßgleichen in Salzburg, Oesterreich und Ungarn. Aus jener Zeit enthält sein Tagebuch Folgendes: «Der Traunfalt ist eln Wasserssurz, der mit dem Rheinfall bei Schasshausen verglichen werden kann, wenn das Wasser hoch ist. Seine Wirbel und Tiefen, sein schneller Lauf und die Farben des ruhigen und des bewegten Wassers sind auch sehr reizend. Hier und dort großartige Felsen urd dichtes Gebüsch. Hier hatte ich ohne eine wunderbare Rettung meinen Tod in d?n Wellen gefunden. Mein Neffe Henry, der vor sein Leben gern fischte, brachte hlcr viel Zeit damit zu, Aeschen zu angeln, deren es hier sehr schone gibt. So war ?s auch einmal vor Tisch, und um ein Gericht dieser Fische zu haben, sing er sie in der Strömung nahe vor dem Wasserfall. Ich nahm einen von dcn Kähnen, deren man, sich bedient, um Salz und Holz nach Oberosicrreich zu führen. Dieß geschieht auf dem künstlichen, neben dem Falle hmsireichenden Kanal. Ich bat zwei Bauern meinem Bedienten zu helfen, das Schiff auf beiden Ufern ins Seil zu neh-wen, denn ich wollte auf diese Weise bis dicht an den Wasserfall kommen, um mich an der schnellen,'immer reißender werdenden Bewegung zu ergehen« Dieß ') Den Bewohner,, d^r Stadt Laibach, in der er zu ucrschic-dmcn Malen sich aufgehalten, allgemein Wannt. ging auch eine Zeitlang recht gut und ich weidete mich an dem schonen Anblick eines Regenbogens, der sich wie eine Brücke über den Wasserfall baute. Auf einmal aber hörte ich einen Schrei meines Bedienten, und sah, daß das Stück Holz, an welchem man das Seil hielt, ins Wasser gefallen war, und daß nun der Kahn unaufgehalten dem Sturze zueilte. Vorgehaltene Stangen waren nicht lang genug, um mich zu erreichen. Ich gerieth nun gleich in das schäumende Wasser vor dem Fall, und sah ein, daß nichts mich zurückhalten könne. Einen Augenblick wollte ich aus dem Kahn springen, um durch Schwimmen meine Nettung zu versuchen, der Strom war abet zu reißend und der Fall zu nahe. Also noch einen Blick nach dem heitern Himmel, der hellglänzenden Sonne, und der lachenden Erde unter dem Regenbogen, ein Paar Worte des Gebetes an den Urquell des Lichts und dcs Lebens — und einen Augenblick ungeheures Toben, und Nacht umgab mich, — ich verlor die Besinnung. Ich weiß nicht, wie lange ick so geblieben bin, nur so viel erinnere ich mich dunkel nach dem Sturz«, daß glänzendes Licht über mir war, und daß ich an, mehreren Theilen des Korpers Drücken fühlte, dabei aber das beraubende Getöse des Wasserfalls vernahm. Mir war, als erwache ich aus tiefem Schlaf, und ich bemühte mich zur Besinnung zu kommen, aber vergebens , denn die Besinnung verließ mich von Neuem, oder ich schlief wieder ein. Endlich erweckte mich eine Stimme, die mir nicht ganz unbekannt schien, ich schlug die Augen auf, und wen erblickte ich! den edlen Fremden, den ich voriges Jahr hatte in Pästum kennen lernen. Mit schwacher Stimme fragte ich ihn' «Bin ich in einer andern Welt?" — «„Nein,"" erwi«- 9? derte der Fremde, »»Sie sind gesund und wohl in dieser, zwar ein Bischen zerstossen und zerschlagen, aber doch ganz; in Kurzem werden Sie wieder hergestellt seyn, halten Sie sich nur hübsch ruhig.«« Am folgenden Morgen erfuhr ich von ihm die genaueren Umstände meiner Rettung, die ans Wunderbare gränzten. Gerade, als ich herunterstürzte, war er unten «m Wasserfall beschäftigt, große Donaulachse zu fangen, wozu man, glücklicherweise für mich, starke Ei-fcnhaken gebraucht. Während er nun auf einen Lachs wartet, sieht er mich zu seinem Staunen und Schrecken in einem Kahn den Wasserfall hcruncerstürzen. Gleich war sein Entschluß gefaßt, denn kaum tauchte ich von dem Sturz wieder auf/ so warf er den Lachshaken nach mir aus, packte meine Kleider, und so zog er mich mit Hülfe seines Bedienten glücklich an's Land. Da wurde ich gleich entkleidet, in ein Bett gebracht, «nd behandelt, wie man Ertrunkene zu behandeln pflegt, wo ich dann nach einer halben Stunde wieder zum Leben kam. Der Fremde, der mich rettete, war — der Kronprinz vonVaiern, jetzt König.« ---------—^»------------ Gin Ktiergefecht zu Aevilla. Wir verweilten nur kurze Zeit in Cadiz (sagt ein Engländer in einem Briefe aus Sevilla vom Jahre 4830), und schifften uns dann auf dem Dampfdoote nach Sevilla ein. Nach einer Fahrt von zwei Stunden fuhren wir in den Quadalquivir ein, einem schonen Flusse, der für große Schiffe ois zehn Meilen über Sevilla hinaus schiffbar ist. Bei unserer Ankunft hörten wir mit Vergnügen, daß ein llias 6« toius (Tag eines Stiergefechts) sei. Ein solches Fest unterbricht jedes öffentliche oder Privatgeschäft. Das Amphitheater zu Sevilla ist eines der schönsten in Spanien, und faßt zehn bis zwölf tausend Zuschauer. Es bestcht aus drei Gallerien, wovon die unterste die begehrteste ist, weil man daselbst am genauesten die Wunden sehen kann, die der Stier empfängt. 'Das Schauspiel nimmt um halb 5 Uhr seinen Anfang. Dann bietet das Amphitheater beim ersten Blicke ein wahrhaft seltsames Gemählde dar. Die meisten Zuschauer sind andalusisch gekleidet, in scharlach-und purpurseidencn Gewändern, in sehr reichen Far-. ben. Die langen weißen Schleier, mit denen sich die Frauen gewöhnlich bei diesen Zusammenkünften bedecken, stechen sonderbar gegen die lebhafte Munterkeit ab, die von ihren Kleidern in glänzenden und schneidenden Farbenübergängen zu strahlen scheint. Auf ein von Soldaten gegebenes Zeichen treten die Torreros in zwei Reihen auf den Kampfplatz, um dem Präsidenten bei dem Kampfe ihr Compllment zu machen. Es sind ihrer mit Einschluß der mawclorL« (Stiertödter) 14 bis 15. Dann kommen, auf ausge, sucht schönen Pferden, die kicaäoros (Piquers) in scharlachseidenen und mit silbernen Tressen besetzten Wämsern. Außerdem sind sie mit ledernen, stark mit Iosephpapier ausgestopften Harnischen bekleidet, um die Hörnerstöße der Stiere zu schwächen. Nachdem sie dem Präsidenten ihr Compliment gemacht haben, stellen sie sich in eine Reihe links von den Schranken, durch w:lche die Stiere hereingelassen werden, und die Lanzenführer zu Fuß halten sich ganz nahe bei den Pferden., um in Vereibschaft zu sepn, den Torreros Beistand zu leisten. Beim ersten Trompetenstoße wurden die Schranken weggenommen, und der erste Stier in die Arena eingelassen. Er blieb einen Augenblick stehen, warf einen wilden Blick um sich herum, und hatte nicht sobald den ersten Kämpfer erblickt, als er einen verzweifelten Angriff auf denselben machte. Das wilde Thier stürzte sich in die Spitze einer zwölf Fuß langen Lanze, die ihm durch den fleischigen Theil des Halses drang, während der Reiter mit einer leichten Bewegung des Zaumes das Pferd lincks herum warf, um ben Hörnern des Stieres auszuweichen, der.nun, sich verwundet fühlend, sich noch wüthender gewaltsam auf den zweiten Picador warf, und seine Hörner dermaßen in die Brust seines Pferdes stieß, daß es todt nieder» stürzte. Jetzt standen alle Zuschauer auf, um genau zu sehen, wie der Stier das Pferd mit seinen Hörnern zerfleischte, wahrend dessen der Reiter wie todt ihm zur Seite lag. Diese peinliche Scene dauerte nur einige Minuten, dl-nn die Lanzenführer zu Fuß zogen augenblicklich die Aufmerksamkeit des Stiers auf sich, indem sie ihre Scharlachfahne schwenkten, und in dem nämlichen Augenblicke warf sich auch schon ein Picador. ihm entgegen. Der Stier grud seine Hörner so tief in den Bauch seines Pferdes, daß die Eingeweide heraus drangen. Das arme Thier suchte noch, auf seinen Gedärmen gehend, seinem wilden Gegner sich entgegen zu stellen; aber es stürzte auch bejahe zu glei-cherZeit mit seinem Reiter leblos nieder. Dieser St er tödtete vier Pferde, und verwundete wenigstens eine gleiche Anzahl schwer. Nun rief ein Trompetenstoß die Picadores bis zum nächsten Gefechte von dem Kampfplatze ab, auf welchem jetzt die Vandilleros erschienen, um ihrer Seits ihren Antheil zum Schauspiele beizutragen. Die Bandillera ist ein zwei Fuß langer Pfeil mit einer stählernen, mit Widerhaken versehenen, und mit verschiedenfarbigem Papier verzierten Spitze. Mit einem dieser Pfeile oder Wurfspiesse in jeder Hand, stur- 35 zen sich die Bandilleros dem Stiere entgegen, und stoßen ihm solche mit einer unglaublichen Geschicklich-keit in dem Augenblicke hinter den Hörnern in den KopfZ, wo das Thier, sich angegriffen sehend, stehen bleibt, um über seinen Gegner herzufallen. Der Schmerz zwingt ihn, seinen Kopf zurückzuwerfen, um die Wurfspiesse, die ihn quälen, abzuschütteln, welches dann dem Angreifer Zeit gibt, sich davon zu machen. Man hat auch mit Schwärmern und Petarden versehene Vandilleros, eine Erfindung der Grausamkeit, um oi? Gefahr des Matador zu vermindern. Dieser irict, in der einen Hand eine rothe Fahne und in der andern einen zwci Fuß langen Degen, dem Stiere entgegen, und in dem Augenblicke, wo dieser auf die Fahne losstürzt, macht er mit seinem rechten Fuße eine Schwenkung, um ihm auszuweichen, und senkt ihm seine Waffe bis an den Griff in den Leib. Durch den Blutverlust stürzt der Stier endlich zu Boden, wo dann sogleich einer von den Gehülfen heranschleicht, und ihm mit einem kleinen Dolch den Gnadenstoß versetzt. Hierauf treten drei in eine Reihe gespannte Pfer-d« in die Arena, und schleifen mittelst eines Strickes, ^r dem Stiere um die Hörner geschlungen wird, denselben heraus. Dieses geschieht auch mit den todten Pferden; von letzieren gehen wohl in jedem Stiergefechte gegen sechzehn zu Grunde. Ich hatte in meinem Leben einem so barbarischen und