cm öreHfßW katholischMi5ÄowMtslW Herausgeyeben von der Kongregation: ______Missionäre Söhne des heiligsten Herzens Jesu._ Preis ganzjährlich 2'BO S, Deutschland 2 Mark, Italien 8 Lire, Ungarn 2 50 Pengö, Tschechoslowakei 12 eK, Jugoslawien 25 Dinar, Schweiz 2'50 Franken, übriges Aus-land 2 Goldmark, Unser Heiliger Vater Pius XI. hat wie schon früher Papst Pius X. der Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den Apostolischen Segen erteilt. Für Wohltäter werden täglich heilige Messen gelesen. Mit Empfehlung der hochwürdigsten Oberhirten von Brixen, Brünn, Graz, Leitmeritz, Linz, Olmütz, Marburg, Trient, Triest und Wien und Drrickerlaubnis des Generalobern. Left 7 Suit 1937 40. Jahrgang Das erste Jahr in der Mission. Bekanntlich sind erste Eindrücke oft mangelhaft, unvollständig oder gar unrichtig. So mag es sein, daß ältere Missionäre, durch jahrzehntelange Erfahrung geschult, manches anders darstellen würden, als ich Neuling hier tue. Doch erste Eindrücke brauchen durchaus nicht immer falsch zu sein. Ich bemühte mich, nur das mitzuteilen, was auf Wirklichkeit beruht. Zudem hat mich auch ein erfahrener Missionär zum Schreiben aufgefordert, da, wie er wohl mit Recht meinte, ein Neuling viel mehr sieht, was den Leser des „Stern der Neger" interessieren könnte. Das dürfte stimmen, denn auch hier wird mit der Zeit das Auffallende gurrt Gewöhnlichen und Alltäglichen. Soweit ich Afrika auf meiner Herfahrt voriges Jahr und Transvaal in meinem einjährigen Aufenthalt hier kennengelernt habe, ist es landschaftlich bedeutend schöner, als ich mir vorgestellt hatte. Damit will ich aber nicht leugnen, daß mich einige Teile der Westküste enttäuschten. In Europa lernte und hörte ich viel von dem „herrlichen, palmenumrauschten Las Palmas". Ja, Palmen rauschen dort, doch die spärlich bewachsenen, zum Teil öden Hügel der Insel, das anwidernde kunterbunte Rassengemisch und die aufdringliche Bettelhastigkeit der Verkäufer ließen uns das Wiegen und Fächeln der Palmen vergessen. Tie pslanzenarme Umgegend der Anlegehäsen von Lobito, Walsischbai und Lüderitzbucht wirkt für deutsche Augen landschaftlich auch nicht gerade anziehend. Doch alles in allem bot fast jeder der zwanzig Hafenplätze, die wir auf unserer Fahrt von Hamburg nach Durban berührten, Schönes, Neues und Anziehendes. Einen tiefen Eindruck machte es auf uns, als wir in Durban das Weltmeer, den Indischen Ozean verließen. Wann werden wir dich wieder sehen? Dampfer Nyassa, grüße unsere deutsche Heimat, wenn du in Hamburg wieder einläufst! In Mariannhill, wo wir einen Tag verbrachten, sahen wir verkörpert, was das inächtige „Ora et labora“ — „Bet' und arbeit'" — über dem dortigen Einganastor verkündet. Diese Stätte deutschen missionarischen Zivilisationsvermögens und -willens erregte unsere aufrichtige Hochachtung und machte uns Mut, auf unserem Arbeitsfeld Ähnliches anzustreben. „Wann fahrt ihr ins Hochland hinaus?" fragte uns dort ein niter Missionsbruder. Wirklich, die 35stün-dige Fahrt von Durban nach Lydenburg (zirka 1600 Meter hoch gelegen) war eine Reise ins Hochland. Die Lokomotive hatte schwer zu arbeiten. Sieht der Deutsche zum erstenmal einen südafrikanischen Zug, so möchte er fast etwas lächeln: die Maschine ist klein, die Spurweite der Schienen um ein gut Stück enger als die der deutschen Schienenwege; der Schwabe würde sagen: „Ho, dös isch jo a Hardt«-feldbähnle". Doch wie wir mit erstaunlicher Geschwindigkeit immer höher ins Bergland hinaufgezogen wurden, bald da, bald dort auf herrlichem Viadukt ein tiefes Tal überquerend, und wie wir sahen, wie die Maschine mit Sicherheit bedenklich scharfe Kurven nahm, da verschwand das Lächeln in den Mundwinkeln. Für mehrere Stunden hatten wir sogar eine elektrisch betriebene Strecke. Und als ich, durch das viele Erlebte ermüdet, im Abteil eine Bettvorrichtung fand, da bekam ich sogar eine geheime Zuneigung zu den afrikanischen Bahnen. Weil man eben meist lange Strecken fahren muß, ist auch für Schlafgelegenheit gesorgt. Wie ich am nächsten Morgen erwachte, waren wir schon hoch oben: die Luft war frischer als drunten an der Küste, das Gras spärlicher, die landschaftliche Gliederung einförmiger. Hier steht ein kleines Farmhaus, dort liegen einige Krale der Schwarzen, dann sausen wir an einem Busch vorbei, dort schaut uns eine lagernde Viehherde nach. Doch wo sind die saftig-grünen Wiesen, wo der grüne, frische Wald der Heimat oder wo der afrikanische Urwald? Vergebens sucht das Auge hier in Transvaal nach Wald, Wiese und wogenden Saatfeldern. Transvaal ist nicht das Paradies der Farmer, seine Schätze liegen unter der Erde: es sind Kohlen, Diamanten, Gold. * Gegen Abend lief der Zug durch das Industrie- und Bergbaugebiet. Zu beiden Seiten der Bahnlinie ziehen gewaltige Hügel von glühender flüssiger Masse das Auge an. Tag und Nacht wird in den Minen gearbeitet. Zahlreiche, mit Kohlen schwer beladene Eisenbahnzüge fahren an uns vorüber. Des Nachts ist es kalt, und wer es noch nicht glauben will, daß wir aus dem Hochland sind, der fühlt es nun und greift jetzt nach einer wärmenden Decke. Da wir in Germiston, der Vorstadt von Iohannisburg, in einem nach Lyden-burg durchgehenden Wagen Platz gesunden hatten, muhten wir während der eineinhalbtägigen Fahrt nur einmal umsteigen. Je weiter wir wieder von Johannesburg, der Goldstadt, und Witbank, der Kohlenstadt, wegkamen, desto ruhiger und ein- töniger wurde die Fahrt; man hatte am letzten Tag den Eindruck, als ob wir auf der Schwäbischen Alb wären. Lydenburg, das Ziel unserer Reise, war früher ein eigener Staat von größerem Umfang. Wir mußten es buchstäblich suchen, so versteckt liegt es hinter den Bäumen und schmiegt sich in die Talsenkung hinein. Der Bahnhof ist klein und mit Ausnahme einiger Schulen und Kaufhäuser sieht man überall nur einfache, kleine Häuser. Gleichwohl ist das Städtchen ganz hübsch, denn vor jedem Haus grüßt uns ein schöner, gut gepflegter Ziergarten. Nur die Geschäftshäuser entbehren eines solchen Schmuckes und stoßen unmittelbar an die Straße. Sehr breite Straßen und Bürgersteige führen durch die Stadt mit ihren 3000 bis 4000 Einwohnern. Platz gibt es ja in Afrika genug. Fast jedes Haus besitzt ein Auto. Während die Landstädtchen mehr weniger gleich sind, sind die Hauptstädte, wie Johannesburg, Pretoria, Durban, Kapstadt, fast wie europäische Großstädte. Johannesburg erhält durch den Bau zahlreicher Wolkenkratzer sogar schon ein amerikanisches Gepräge. In diesen Städten laufen Straßenbahnen mit zwei Stockwerken, sausen sehr viele Autos dahin, rollen zahlreiche Fernzüge, selbstverständlich fehlen auch Telephon, Telegraph und der Rundfunk nicht. Das Staunen wird noch größer, wenn man bedenkt, daß europäisches Wissen und Können dort moderne Großstädte schuf, wo noch vor kurzem armselige Negerhlltten lagen und schwerfällige Wagen von 10 bis 15 Paar Ochsen mühsam dahingeschleppt wurden. Doch heraus aus der Goldstadt! Sehr auffallend war für mich, daß es in diesem Land keine Dörfer gibt. Was nicht unter den Begriff Stadt fällt, ist hier einfach Farm. So trifft man zwischen den einzelnen Städten nur einzelne Farmhäuser, um die in einiger Entfernung die Krale der Schwarzen liegen, welche auf der Farm leben und arbeiten. Das Land ist sehr dünn besiedelt: die ganze Südafrikanische Union, ein Riesengebiet gegenüber Deutschland, hat nicht ganz 10 Millionen Einwohner. Begreiflicherweise, denn große Teile des Landes sind wenig fruchtbar, und In einem katholischen Lehrerseminar Ugandas. Die zwei Schüler, die während einer Zeichen-stande aufgenommen wurden, sind Postulanten der „Kanadischen Brüder vom christlichen Unterricht". Ihr Seminar befindet sich in Kisubi-Uganda. Die Eesamtausbildung erstreckt sich auf nahezu zwanzig Jahre. Nach siebzehn Jahren Studium, Ordensausbildung und Praktikllntentum müssen sie noch eine Reifeprüfung an der Universität London bestehen. Dann erst können sie an der Seite der anderen Brüder an der sittlich geistigen Erneuerung der ostafrikanischen Jugend teilnehmen. (Fides-Foto.) oft besteht große Gefahr, daß Frost, Dürre und Heuschrecken großen Schaden anrichten. Um 30 bis 50 Stück Vieh halten zu können, braucht der Farmer große Flächen Graslandes, denn der Grasboden ist nur ärmlich und das Gras selbst hart und bei weitem nicht so nahrhaft wie das der deutschen Weiden. Der Ackerbau begreift in sich fast nur Maisanbau und etwas Weizen und Kartoffeln. Nach dem Wald der Heimat sucht man vergebens. Wohl stehen fast um jedes Farmhaus ein paar Bäume, meist Eukalyptus- und Blackwattlebäume. Aber der deutsche Wald mit dem munteren Leben der Tiere und dem Gesang der Vögel fehlt vollständig. Wild gibt es auch fast gar keines hier bei Lydenburg. Da wir hier ungefähr 1600 Meter hoch liegen, ist die Gegend gesund. Die Hitze ist erträglich, ja, mit der Zeit fürchtet man mehr das kühle Wetter; Schnee fällt fast nie, nur dieses Jahr hatten die umliegenden Berge eine ganz nette weiße Haube auf. Für die Leute ist das dann eine kalte und harte Zeit, zum Glück dauert indes eine Schneeperiode höchstens eine Woche. Gewitterstllrme und Regengüsse können ganz gewaltig wüten. Binnen weniger Stunden ist der kleinste Bach zum rauschenden, schäumenden Fluß geworden, der Stege und Brücken in tollem Spiel davonträgt. Großen Eindruck machen im Win- ter, d. h. in der Trockenzeit (April bis Oktober), die Grasfeuer. Hier und dort grenzen feurige Linien ein Stück Feld (nach heimischem Maßstab z. B. die Sommerfruchtmarkung eines Dorfes) ein. Stundenweit steht man, wie der Feuerkreis sich immer enger schließt. Nacht für Nacht das gleiche Schauspiel, monatelang. So werden die Weideflächen gedüngt und zu neuem Trieb gebracht. Während das letzte Stück der Farmweide abgebrannt wird, zeigt das erste schon wieder neuen, frischgrünen Trieb. Es machte tiefen Eindruck auf mich, als ich sehen mutzte, wie die Schwarzen fast ausschließlich alle körperliche Arbeit zu leisten haben in Haus und Feld. Die Weißen sind Aufseher oder wenigstens Vorarbeiter, welche die Eingeborenen anleiten. Die Weißen arbeiten größtenteils in Geschäftshäusern, Garagen und Büros. Wer morgens in der Zeit von 5 bis 7 Uhr auf der Straße geht, sieht säst nur Schwarze, die an der Arbeit sein müssen, bevor ihre Herren sich vom Schlafe erheben. Geradeso wie ich hier staunte über das Arbeitsverhältnis zwischen Weißen und Schwarzen, so haben die Südafrikaner in der deutschen Heimat gestaunt, als sie anläßlich der Olympischen Spiele in Deutschland waren und Männer und Frauen Hacke und Pflug handhaben sahen: Die Zeitungen berichteten über dieses Staunen ob des Adels der Arbeit. Die schreckliche Wirklichkeit des Sektenunwesens in Südafrika macht ebenfalls einen betrübenden Eindruck auf einen neuankommenden Missionär. In der kleinen Stadt Lydenburg mit ungefähr 2000 weißen Einwohnern sind schon vier bis sechs verschiedene Religionsbekenntnisse: Fast an jeder Straßenecke der Kirchstrahe ist die Kirche einer anderen Konfession. Daß unter solchen Umständen der Indifferentismus gegen jede Religion groß ist, darf niemanden wundern. Hier als guter Katholik zu leben, erfordert hohe sittliche Kraft wegen dieser geistigen Atmosphäre. Es tut einem weh, wenn man sieht, wie auch Katholiken einen Widerwillen gegen die Schwarzen haben, die man von vornherein als geborene Arbeiter, ja als Sklaven der Weißen ansieht, denen man ja nicht so viel Lohn oder Freiheit geben darf, daß sie einmal selbständig werden könnten. überhaupt ist die Eingeborenenfrage hier sehr brennend. ' Was macht wohl den größten Eindruck auf den neuankommenden Missionär? Die schreiende Notwendigkeit der Kenntnis der Landessprachen. Englisch und Zulu waren das Geistesbrot während meines ersten Jahres hier. Das stete Studium der Sprachen fesselte mich an den Studiertisch, und so war das harte Lernen für mich der stärkste Eindruck. Doch dieser Eindruck soll bleiben und soll im fließenden Sprechen der beiden Sprachen zum Ausdruck kommen. Wann werde ich so weit sein? Abschließend möchte ich sagen, daß es überall schön ist, wo immer der Mensch Gott finden will. Ich hatte das Glück, in der Heimat gute Menschen um mich zu haben, ich durfte einige Jahre die Herrlichkeit der Alpenwelt zusammen mit Freunden bestaunen: der Missionsberus entführte mich in die Fremde, und siehe! —' ich habe hier alles wiedergefunden: gute Menschen und eine herrliche Gottesnatur. Freilich ist so manches verschieden, aber Gottes Liebe und Macht leuchten aus allem. P. Richard L echner, F. S. C. Gebekslneinlillg für den Hlonaf 3uli: „Daß Die Schulen in Mika zahlreicher werden und blöden!" Ein schwarzer Staatsmann. Tschaka und Moslikatse waren die beiden berüchtigten Menschenschlächter Südafrikas, nur ein Häuptling war ihnen gewachsen, Moschesch (oder Moschweschwe), der schlaue Basutosllrst. Er wurde um das Jahr 1796 als jüngerer Sohn des unbedeutenden Häuptlings M o ch a t s ch a n e der B a r a m o ch e I e geboren, der kaum Aussicht hatte, jemals eine führende Stellung zu bekleiden. Sorgenlos gestaltete sich daher seine Jugend. Ungehindert frönte er seiner Leidenschaft für die Jagd. Mit gleichaltrigen Genossen trieb er sich jahrelang in den himmelanstrebenden Drachenbergen oder auf den grasigen Triften am Caledonfluß herum. War er der Einsamkeit satt, so begab er sich ins nächstbeste Dorf, gleichgültig, zu welchem Stamme es gehörte, wo die Bewohner dem schönen, schlanken Manne mit den gewinnenden Gesichtszllgen stets zujubelten, wie sie auch seine Begleiter freu- dig bewillkommneten, die immer für reichliches Wildfleisch sorgten. Besonders gern weilte Moschesch bei dem Häuptling None der B a p u t i, denn dieser wohnte in wunderschöner Gegend. Aus dem welligen Hügelland erhebt sich ein Gebirgsstock mit säst senkrechten Felswänden, eine natürliche Festung, uneinnehmbar für jeden Feind, deren flacher Gipfel mit herrlicher Alpenweide und klarem Bergwasser versehen ist. Dieses Bergmassiv heißt Taba Bosigo, d. i. Berg der Nacht. Als Tschaka 1823 seine Kriege begann und seine Heere ins heutige Natal zogen, flohen die auf den östlichen Hängen der Drachenberge wohnenden Stämme in wildem Schrecken über die Berge, unter ihnen die beiden bedeutendsten der A m a h l u b i und Amangwane. Diese überraschten die auf den westlichen Hängen wohnenden Stämme und trieben sie in Flucht vor sich her. Jeder Stamm griff im Vormarsch gegen Westen und Süden die Stämme an, die auf seinem Wege lagen, und das Gebiet zwischen Drachenbergen und dem heutigen West-Griqualand wurde ein Schauplatz allgemeiner Schlächterei, Plünderung und des Elends. Auch die Baramochele sahen sich gezwungen, vor den wilden Eindringlingen zu fliehen, doch Moschesch hielt mit seinen Iagdgenossen an einem der Bergpässe einen Tag lang Wache und riet den Fliehenden, sich nach Taba Bosigo zu begeben, wo sie ihn finden würden. Dann eilte er auf unbekannten Pfaden allen voraus. Als die Flüchtenden sich bei ihm versammelten und an dem sicheren Orte aufatmeten, da fragte niemand, wer Häupr-ling sei; niemand wählte Moschesch; es schien selbstverständlich, daß er, ihr Retter, ihr Führer und Haupt sei. Von Taba Bosigo aus machte Moschesch Raubzüge zu den Amahlubi und Batlokua, die ihm nicht geringe Beute einbrachten. Jeder erfolgreiche Zug erwarb ihm auch neue Anhänger. Auch kleinere Gruppen von Flüchtlingen schlossen sich ihm an. Moschesch fragte nicht, von welchem Stamme seine Anhänger kamen, sondern ec nahm sie alle mit offenen Armen auf und gab ihnen den gemeinsamen Namen Basuto. Bald reichten die Bergweiden nicht mehr aus für die großen Herden. Das Vieh mußte sich deshalb weit in der Runde zerstreuen. Doch wurde stets scharfer Ausguck gehalten, und wenn die Späher ihre Warnungszeichen gegeben, dann barg sich bald wieder das ganze Volk mit seinem Viehreichtum hinter den glatten Felswänden von Taba Bosigo. Als des Zulukönigs furchtbares Heer in die Nähe des Drachenberges kam, schickte Moschesch Boten mit freiwilligen Abgaben an Tschaka und ließ ihm sagen, er sei kein Häuptling, sondern ein untertäniger Die- Jn der Singstunde. Der Knabenchor einer von den Scheutvelder Missionären im Vikariat Lisala, Belgisch-Kongo, geleiteten Station übt eine Messe ein. — Die jungen Afrikaner haben schöne, klangvolle Stimmen und eine angeborene Liebe zur Musik. (Fides-Foto.) Hamlet unü Ophelia in Uganda. Studenten des Kleinen Seminars der Mill-Hill-MWonare in Nyenga (Uganda) haben vor kurzem Shakespeares „Hamlet" aufgeführt. Europäische Zuschauer äußerten sich sehr günstig über die ernsthafte Art, mit der die schwarzen Studenten in den Geist des Stückes eindrangen. Auch Aussprache und Betonung war sehr gut. Das Seminar unterhält dieses Jahr 115 Studenten. fFides^Foto.) ner des „großen Elefanten". Diese Schmeichelei erfreute den Zuluherrscher, so daß er seine Absicht aufgab, Moschesch mit Krieg zu überziehen. Der Sohn der Ebene mochte aber auch beim Anblick der himmelanstrebenden Drachenberge in Erwägung ziehen, daß er sich möglicherweise den Kopf blutig rennen könne an den steilen Felswänden. Nachdem die Zuluheere den Schauplatz verlassen hatten, kehrten die Gebirgs-stämme in ihre heimatlichen Gründe zurück und wurden von Moschesch mit großer Freude in den Stamm der Basuto eingereiht. Die blühenden Verhältnisse der Basuto zogen bald die Aufmerksamkeit des Mata-belekönigs Moslikatse auf sich, der mit starker Macht heranrückte, um sie zu unterwerfen. Moschesch zog sich mit seinen Leuten und seinen Viehherden auf die flache, ausgedehnte Höhe des Taba Bosigo zurück und verrammelte die wenigen Fußpfade, auf denen der Berg zugänglich war. Vergeblich stürmten die Matabelekrieger den Bergt wieder und wieder wurden sie mit schweren Verlusten zurückgeschlagen. Der stolze Heerführer mußte sich auf Belagerung beschränken; der Hunger sollte die Basuto mürbe machen. Der Hunger kam wirklich; allein er kam zu den Matabele, die alles Wild in der Runde aufgezehrt hatten. Wütend befahl Moslikatse den Abzug. Da nahten sich von der Höhe herab Moscheschs Leute. Sie trugen schwere Lasten von Korn und trieben eine Anzahl setter Ochsen vor sich her. Die Botschaft Moscheschs an Moslikatse aber lautete: „Da ich annehme, daß der Hunger euch in mein Land getrieben hat, so schicke ich euch diese Nahrung, damit ihr auf eurem Wege in die Heimat etwas zu essen habt." Der Matabelekönig war überrascht und faßte den Vorsatz, seinen großmütigen Feind nicht mehr zu belästigen. Kurz nach dem Abmarsch der Matnbele erfuhr Moschesch durch das Nachbarvolk der Griquas wunderbare Dinge über christliche Missionäre, was in ihm das Verlangen weckte, auch solche Männer zur Erziehung seines Volkes zu erlangen. Katholische Glaubensboten waren damals leider noch nicht im Innern von Südafrika tätig. So erlangte er zwei Missionäre der Pariser Evangelischen Gesellschaft, denen ec ein schönes Tal anwies, wo sie die Mifsions-station Morijah gründeten. Das war 1833. Als sich von 1837 ab die Buren, die von der Kapkolonie ausgewandert waren, in der Nähe des Caledonflusses niederließen, gab Moschesch ihnen Erlaubnis dazu, doch behauptete er, daß der Grund nach wie vor ihm gehöre. Solange keine feste Regierung bestand, gab es keine Streitigkeiten zwischen den Buren und Moschesch. Als aber später Sir Harry Smith, der britische Statthalter der Kapkolonie, das Land zwischen den beiden großen Strömen als britisches Gebiet er- klärte, änderte Moschesch sein Verhalten. In diplomatischer Weise spielte er die Buren gegen die Briten und diese gegen jene aus. Der britische Vertreter zu Bloemfontein, Major Warden, zog gegen ihn zu Felde und erlitt 1851 eine schwere Niederlage, so daß Moschesch eine Zeitlang tun konnte, wie ihm beliebte. Gouverneur Sir George Cathcart hielt es für notwendig, den Basuto eine gute Lehre zu geben, und drang 1852 an der Spitze einer großen Truppe ins Basutoland ein. Es kam zum Kampfe, der zuungunsten der Engländer ausfiel. Doch Moschesch, dieser gewiegte Staatsmann, hatte keine rechte Freude an seinem Siege, da er sich's mit dem mächtigen Großbritannien nicht verderben wollte. Deshalb ergab er sich wenige Tage nach der Schlacht, und der britische Gouverneur hielt es für angezeigt, seine „Unterwerfung" anzunehmen. Am 23. Februar 1854 wurde die „Convention von Bloemfontein" unterzeichnet, nach welcher die britische Regierung die Herrschaft an die Buren abtrat, die die Republik des „Oranje-Freistaates" gründeten. Es bestand zwar gutes Einvernehmen zwischen den Buren und den Basuto, allein dieser Zustand sollte nicht lange dauern. Moschesch bemerkte mit wachsender Unzufriedenheit, daß die Burenfarmer fortwährend zunahmen und sich selbst in Gründe eindrängten, die bisher ausschließlich von Basuto bewohnt gewesen. Anderseits waren die Basuto in langen Friedensjahren erstarkt und ihre Viehherden hatten sich ungeheuer vermehrt, so daß die Weiden nicht mehr ausreichten. Beiden Teilen wurde der Raum zu eng. Der voraussehende Basutoherrscher hatte Waffen und Kriegsbedarf in solchem Umfang in sein Land einschmuggeln lassen, daß jeder seiner Krieger ein gutes Gewehr und ein Pferd mit Sattelzeug befaß. Er hatte selbst einige Kanonen angeschafft und eine kleine Pulverfabrik eingerichtet. Verhandlungen blieben erfolglos. Moschesch beanspruchte einen beträchtlichen Teil des östlichen Freistaates und verlangte, daß die weiße Bevölkerung sich von jenem Gebiet entferne. Als die Regierung des Freistaates sein Ansuchen abschlägig Schutz ge,gen böse Geister. Ein weiblicher Zauberdoktor im Herschelbe-zirk des Oranje-Freistaates in Südafrika. Die afrikanischen Eingeborenen kennen keine größere Furcht als die, in die Hände der Zauberer oder der Geister zu fallen. Um dem zu Begegnen oder auch um aus den Klauen der Unholde befreit zu werden, wendet man sich um Rat unld Hilfe an die Zauber-doktoren. (Fides-Foto.) beschied, erlaubte Moschesch seinen Häuptlingen, Raubzüge in jenem Teile zu veranstalten. Vieh wurde geraubt, die Ernte wurde vernichtet, und bei verschiedenen Gelegenheiten kamen Weihe ums Leben. Die Buren gedachten, Moschesch eine gute Lehre zu geben, und so brach 1858 der erste Basutokrieg aus. Obgleich die Weißen den Schwarzen einige Niederlagen beibrachten, verloren sie viele Leute, und der Krieg wurde mit wenig Nachdruck betrieben. Da auch Moschesch schwere Verluste erlitten hatte, so wollten beide Teile Frieden, und man kam überein, daß Sir George Greg, damals Statthalter der Kapkolonie, als Schiedsrichter angerufen werde. Dieser nahm den Antrag an und zog eine vernünftige Grenzlinie zwischen Freistaat und Basutoland, die Moschesch allerdings eines guten Teiles de- von ihm angesprochenen Gebietes beraubte. Eine Zeitlang unterhielt der zwar unzufriedene, aber gewiegte Moschesch leidlich gute Beziehungen mit der Regierung des Freistaates; schließlich aber machte er wieder Schwierigkeiten. Raub und Mord kamen immer häufiger vor, und 1865 erklärte der damalige Präsident Brand des Freistaates an Moschesch den Krieg. Die Buren gingen nach vorzüglichem Plane vor. Ein Kommando sollte von Norden her und ein anderes von Süden her auf Taba Bosigo vorstoßen und das Bergnest nehmen. Der Plan Moschefchs war listiger. Er setzte den beiden Kommandos nur geringen Widerstand entgegen. Seine Hauptmacht aber flutete unterdessen unbemerkt durch die Bergpässe und ergoß sich über die schutzlose Ebene. Die einsamen Farmen wurden überfallen, Frauen und Kinder ermordet, die Wohnstätten niedergebrannt und alles Vieh fortgetrieben. Der Zorn der Buren kannte keine Grenzen. Sie griffen eine der räuberischen Basutohorden an und brachten den Schwarzen eine solche Niederlage bei, daß die Überlebenden ins Basutoland flohen und ihre Beute im Stiche ließen. Bald kam den Weißen eine Hilfstruppe von Tcansvaalburen zu Hilfe, die ihrerseits den Basuto mehrere Niederlagen beibrachte. Mit vereinten Kräften wurde die Belagerung und Aushungerung von Tabn Bosigo begonnen, doch mußten die Transvaaltruppen bald infolge von Unruhen unter den Schwarzen jenseits des Baalflusses die Teilnahme am Basutokrieg aufgeben. Im März 1866 suchten die Basuto um Frieden nach, der im April zu Taba Bosigo geschlossen wurde. Moschesch verpflichtete sich, eine schwere Entschädigung an Vieh zu zahlen imb einen Gebietsteil östlich des Caledonflusses an die Sieger abzutreten. . Groß war die Freude der Fceistaater, die nun erwarteten, ein ruhiges Leben führen zu können. Doch sie hatten die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Der durchtriebene Moschesch hatte um Frieden gebeten, da er großen Mangel an Getreide litt. Ec wünschte erst zu säen und zu ernten. Als die neue Ernte im Mai 1867 eingebracht war, nahm er einen andern Standpunkt ein. Er leugnete, Land an den Freistaat abgetreten zu haben, und begann die Farmer auf dem neuen Gebiete zu belästigen. Morde an Weißen und Raub an Vieh wurden eine so häufige Erscheinung, daß Präsident Brand die Geduld verlor und die Bürger zur Vernichtung des Feindes aufrief. So begann am 16. Juli 1876 der dritte Basutokrieg. Die Buren nahmen diesmal die Sache ernst und waren entschlossen, zu siegen oder zu sterben. Eine Bergfeste nach der anderen siel in ihre Hände, und Moschesch sah seine Macht schwinden wie Nebel vor der Sonne. Allein der Schlaue erinnerte sich eines mächtigen Freundes, des Statthalters der Kapkolonie, Sir Philip Wodehoufe. Er wandte sich an diesen und ersuchte, ihn als britischen Untertan anzunehmen und ihn als solchen unter britischen Schutz zu nehmen. Sir Philip Wodehouse, der bereits kurz vorher der britischen Regierung zu London geraten hatte, die Basutofrage am schnellsten dadurch zu lösen, daß Großbritannien das Basutoland annektiere, antwortete sogleich auf Moscheschs Anruf. Er veröffentlichte eine Proklamation, in der er kundtat, daß Moschesch und die Basuto als britische Untertanen angenommen worden seien, und er warnte den Freistaat,. wenn er den Krieg fortsetze, so sei das ein Kriegsfall zwischen ihm und England. Dieser Schritt rief die größte Aufregung unter den tapferen Freistaatern hervor. Sie fühlten sich überlistet und vernichtet, da sie ihres Sieges bereits gewiß gewesen. Sie liefen Gefahr, Gut und Blut für nichts aufs Spiel gesetzt zu haben. Ein Teil der Bürger war der Ansicht, daß man es selbst auf einen Krieg mit England ankommen lassen solle. Der besonnene Brand drang aber durch, und äußerste Maßnahmen wurden vermieden. Die Volksvertretung legte feierliche Verwahrung gegen das Vorgehen des Gouverneurs Wodehouse ein, das sie als einen Bruch der „Bloemfontein-Con-vention" betrachtete. Am 12. Februar 1869 wurde ein neuer Vertrag abgeschlossen, die „Convention von Aliwal-Nord", nach welchem der Freistaat die Basuto als britische Heft 7 Stern der Neger 105 Untertanen anerkannte, und eine neue Grenzlinie wurde niedergelegt, durch welche Moschesch einen Teil des Gebietes zurückerhielt, das ec 1866 abgetreten hatte, doch erhielt der Freistaat anderseits eine beträchtliche Ausdehnung der alten Grenzen. Bis 1871 blieb das Basutoland unter unmittelbarer britischer Überwachung durch einen britischen Obeckommissär. Im genannten Jahre wurde es der Kapkolonie einverleibt. 1880 beschloß das Kapparlament die Entwassnung der Eingeborenen. Die Basuto weigerten sich und die Regierung suchte Gewalt gegen sie anzuwenden, was einen Aufstand der Eingeborenen zur Folge hatte. Die Bemühungen, den Aufstand zu unterdrücken, endigten mit einem Mißerfolg. 1884 wurde das Basutoland wieder Kronkolonie und ist es bis heute geblieben. Doch wünscht die Regierung der Union von Südafrika es sich mit Zugeständnis der britischen Regierung einzuverleiben, da es ringsum vom Unionsgebiet umschlossen ist. Moschesch starb bald, nachdem er britischer Untertan geworden. Er hatte zwar seine Söhne in die protestantische Missionsschule von Morijah geschickt, wo sie Christen geworden, er selbst aber lebte und starb als Heide. Ihm folgte sein Sohn Seifte in der Herrscherwllrde, während dessen Brüder Molapo und Masupa Großhäuptlinge über Hauptgruppen des Stammes wurden. Die katholischen Missionäre von Natal, die Oblaten der Unbefleckten Jungfrau, begannen 1855 ihre Missionstätigkeit im Basutoland. 1894 wurde dieser Teil selbständige Präfektur und ist heute Apostolisches Vikariat (Bischof Joseph Bonhomme, Gute Freunde: Der alte Abel unib Bruder Karl. Missionsstation Maria-Trost. (Kongreg.-Archiv.) O.M.I.). Es zählt fast 100.000 Katholiken (unter den Basuto), an ihrer Spitze König Griffith, ein Enkel Moscheschs. Br. '21 u g u ft C agol, F. S. C. Der alte Abel. Jedermann kennt ihn. Wie eine alte Ruine in der Landschaft, so ist er ein Wahrzeichen unter den Bewohnern von Mariatrost. Das erstemal sah. ich ihn in der Kirche. Wer kein Heiliger ist, muß ihn da bemerken. Zuerst hörte ich ein fernes Stöhnen, dann ein Schlürfen, schließlich wurde es ein Tasten an der Türe. Sie öffnet sich. Bon den Kirchenbesuchern schaut aber niemand um. Sie wissen ja alle, daß das nur der alte Abel sein kann. Der Neuling freilich sieht sich die Gestalt an, wie sie hereinwackelt, ein paar Schritte vorwärts geht, die Hände tastend ausstreckt. Der Mann muß schlecht sehen. Jemand in der nächsten Bank greift nach der Hand und zieht daran den Rest in die Bank. Ohne viel Umstände sitzt er hin, als ob das so sein müßte. Der ganze Vorgang entwickelt sich so selbstverständlich, daß ich mich wundere. Man erzählt mir, daß es immer so sei. Er kommt säst jeden Tag in die Kirche, nie zu früh, manchmal rechtzeitig, manchmal zu spät. Es kommt auch vor, daß er kommt, wenn wir längst fort find. Immerhin, er kommt. Auch untertags sieht man seinen Stock mit dem Hut darüber an der Kirchtüre lehnen: Der alte Abel macht seinen Besuch. Vor drei Jahren kam er auf die Station. Er wußte nicht mehr, wohin er sich wenden sollte. Niemand konnte ihn brauchen. Da sagte man ihm, daß die Katholiken auch solche Leute wie ihn aufnähmen. Die Schwester schildert noch mit Schaudern, wie er daherkam, mit ein paar Fetzen bekleidet, die überall herunterhingen, krank und kaum fähig zu gehen, voll von Ungeziefer. Man wies ihm eine Hütte in einiger Entfernung von unseren Wohnungen an, das Essen könne er sich holen. Nach einigen Tagen regnete es. Er konnte das Essen nicht holen. Man nahm ihn daher nach gründlicher Reinigung in unser kleines Hospital auf, gab ihm bessere Kleider und das Essen. Dort lebt er zufrieden. Er will nicht mehr fort. Im Friedhof nebenan wolle er seine letzte Ruhe finden. Der alte Abel hat viele Besuche zu machen, er geht in die Schneiderei, Schusterei, überallhin. Am liebsten aber geht er zu seinem Freund, dem Bruder Karl. Trotz des Altersunterschiedes — Abel ist gegen 100 Jahre alt, Bruder Karl bloß 72 — ver- stehen sie sich gut. Ich meine nicht, daß sie jich sprachlich gut verständigen können. In einer Unterhaltung werden sie nicht viel inehr als ein Dutzend Worte voneinander verstehen. Aber sie sind gerne beieinander und sind dicke Freunde. Wenn jemand zusieht, können sie auch einen Streit vortäuschen. Sie halten es aber nicht lange aus, sondern schließen gleich wieder mit großem Lachen Freundschaft. Die Besuche des alten Abel richten sich nach dem Tabak, den er bekommen kann. Wo er keinen bekommt, da geht er nicht hin. Wo er viel bekommt, da ist er immer. Anfangs ließ man ihn Tabak nehmen, da tat er ihn in feine Tasche, um ja genug zu bekommen. Jetzt füllen ihm seine verschiedenen Freunde die Pfeife. Er ist schließlich auch damit zufrieden. Wenn er einen Unbekannten trifft, wird er gleich geprüft, wie er auf Punkt „Tabak" reagiert. Er entfaltet dabei seine ganze Sprachenkenntnis. Was Tabak heißt, weiß er in mehr als fünf verschiedenen Sprachen. Auch sonst ist er tüchtig in Sprachen. Nur versteht man ihn nicht mehr. Er hat keinen Zahn mehr. Er will sich der Mission dankbar zeigen. Sooft Kranke um Medizin zur Station kommen, erklärt er ihnen, sie müßten unbedingt katholisch werden, die römische Kirche sei die wahre. Er meint es gut und vielleicht nimmt der eine oder andere von ihm etwas von der wahren Lehre mit nach Hause. P. Alois Höser, F. S. 0. Plauderei aus Südafrika. In der Union von Südafrika wurde bei den Lehrern und Schülern der Eingeborenenschulen eine Rundfrage abgehalten, um die Gründe herauszubringen, warum die Schwarzen Schulunterricht anstreben. Die Ergebnisse sind recht interessant. 22.517 Antworten wurden erlangt. Non diesen schätzen 6023, d. i. 26.75 die Erlangung von Wissen durch die Schule; 4328, 19.22 %, erhoffen sich günstigere Fortkommensmöglichkeiten durch gute Schulbildung; 3342, 14.84 %, sehen in guter Schulbildung ein Mittel, ihrem Volke bessere Dienste leisten zu können: 1895, 8.42 %, glauben, weniger unterrichteten Volksgenossen behilflich sein zu können; 1651, 7.33 °/o, erkennen, daß gebildete Eingeborene höheres gesellschaftliches Ansehen genießen; 1575, 7 °/°, halten dafür, daß gute Erziehung des Kindes auch der Familie Nutzen bringe; 1531, 6.80 °A>, wissen, daß Lesen, Schreiben und die Kenntnis von Englisch von wesentlichem gesellschaftlichem Werte sind; 836, 3.71 %, erwägen, daß der Eingeborene durch die Schule die christliche Religion kennen lerne; 510, 2.27 %, befürchten, daß der Ungebildete tiefer stehe als der Gebildete; 376, 1.67 %, gestehen ein, der Ungebildete sei auf die Hilfe anderer angewiesen; 271, 1.20 °/o, glauben, Erziehung sei die Ursache der Überlegenheit des Europäers, und durch Konzert im Land der Raffern. Ein Afrikanisches Konzert, das Frauen und Mädchen auf der „Ukumbu" (einer Art Kürbis) und einer einfachen Flöte ihren Volksgenossen in einem Winkel Natals zum besten geben. Die physisch hervorragende und geistig hochstehende Negerrasse ist vom missionarischen Standpunkt aus vielversprechend. Natal hat nach Basutoland die meisten Katholiken in den südafrikanischen Provinzen. (Fides-Folo.) Erziehung werde es möglich werden, bildet sein; nur 21, 0.09 %, wußten keinen Gleichstellung zu erringen; 158, 0.70 %, klaren Grund für die Vorteile der Schul- meinen, um sich gegen Ausbeutung durch bildung anzugeben. Gebildete zu schützen, müsse man selbst ge- Br. August Cagol. Mota Saheb.* Von Erlebnis zu Erlebnis im Wunderland Indien. Von Johann Baptist Müller, S. J. (Fortsetzung.) »Aber, Saheb", entgegnete er, »beirrn muß ich mich ja vor den andern Köchen im Basar schämen, die alle mehr einkaufen und auch von ihren Einkäufen Kommission nehmen; wie kann ich da bestehen?" „Sei vernünftig, Bastian, — wer ehrlich ist, braucht sich nicht zu schämen. Aber zu seinem Lohn sich obendrein noch fürs Ein- * Der Abdruck erfolgt mit Zustimmung des Verlages Herder & Co. in Freiburg (Vreisgau), Baden. kaufen bezahlt machen, das ist Diebstahl und Sünde. Und wie soll ich als armer Missionspriefter, der keine Einkünfte hat und von Almosen lebt, bestehen können, wenn ich zu deinem guten Lohn auch noch deine Familie ernähren soll? Das wäre eine schöne Geschichte. Ich werde dir schon helfen, soviel ich kann; aber du mußt in allem ehrlich sein, sonst kann ich dich nicht gebrauchen, verstanden?" „Ha, Swami (d. h. Pater)", knurrte er und ging mit langem Gesicht von dannen. Als ich nach einigen Tagen im Vorratsschrank im Speisezimmer unten nachsah, merkte ich, daß es auch hier nicht mit rechten Dingen zuging. Ich rief Bastian herein und sagte ihm: „Bastian, du weißt, ich habe dir vor kaum einer Woche volle Büchsen übergeben, nicht wahr?" „Ha, Swami." „Schau hier, Bastian, diese große Mehlbüchse ist schon beinahe leer; wo ist all das Mehl hingekommen?" „Ja, Saheb, ich hatte die Büchse in der Küche, und da ist mir Wasser hineingekommen, und das meiste Mehl wurde schlecht, und das habe ich schnell entfernt.“ „Und hier die Kaffeebüchse — auch beinahe leer. Damit kam ich doch sonst einen Monat aus. Wie kommt das, Bastian?" „Ja, Swami, da fand ich viele schlechte Bohnen brin, und die habe ich weggeworfen." „So? — die waren doch sonst immer gut. — Und wo ist all der Zucker hin? Die Büchse ist auch fast leer!" „Ja, Saheb, da waren schwarze Ameisen hineingeraten, deshalb nahm ich den oberen Teil heraus, und das andere brauchte ich für Pudding." „So? Bastian, das verstehe ich aber nicht. Der eine kleine Pudding, den du gemacht hast, wäre dann ja so verzuckert gewesen, daß ich ihn nicht hätte genießen können. — Und, was sehe ich, Bastian, dieses Brot, das doch heute erst kam und von dem ich eine Schnitte genommen, auch schon halb aufgebraucht?" „Ja, Swami, da ist eine Maus dran gewesen und hat viel gefressen, und da habe ich den ganzen Teil heruntergeschnitten." So hatte Bastian für jedes Töpfchen ein Deckelchen, für jedes Loch einen Knopf, für jede Frage eine Erklärung. Schließlich sagte ich ihm: „Weißt du was, Bastiano, — um die Sachen hier gegen alle Gefahren besser zu schützen, werde ich diesen Schrank verschließen, und wenn du etwas daraus nötig hast, bann brauchst du es nur zu sagen, und ich werde es dir geben. So wird es wohl am besten sein, meinst du nicht?" „Du mußt es wissen, Swami", kam die verständnisvolle, aber kleinlaute Antwort. Von da an erfreuten sich Mehl, Kaffee und Konsorten eines viel längeren Daseins, und Don Bastiano wußte wohl am besten, warum. Eines Nachmittags nach der Schule ging ich auch einmal zur Werkstatt Bastians, zur Küche. Er hatte gerade feine Füße in einem Kochtopfe gewaschen und war jetzt daran, mit einem Küchenmesser eine mächtige Eidechse auszuweiden. „Bastian", fragte ich, „was machst du da? So was ziemt sich aber nicht in einer Sa-hebsküche!" „Oh, Swami", sagte er gelassen, „es macht nichts, es wird ja alles wieder gereinigt." „Was willst du denn mit der Eidechse machen?" „Oh, Swami, die brate ich für mich und Nurali, — schmeckt sehr lecker, Saheb." „Untersteh dich aber nicht, sie in meiner Pfanne zu braten, sonst geht's dir schlecht, verstehst du? Ich werde aufpassen." „Gut, Swami, ich werde sie heute abend zu Hause braten. Nurali geht mit." Und wie sah es in der Küche aus! Welch ein Durcheinander! Welch ein Schmutz! — Auf dem Boden lagen Löffel, Gabeln und Deckel umher und standen einige Töpfe. Auf dem Küchentische sah es grausig aus. Er war teilweise mit Asche bestreut, weil Bastian wahrscheinlich zu stark ins offene Herdfeuer geblasen hatte, so daß die Asche herumflog: teilweise war er rußig von den Kochtöpfen, die ihr Merkmal zurückgelassen hatten. Zudem hatten ihm Fett und Schmutz eine unheimliche Farbe verliehen. — Und auf diesem Tisch wurde Fleisch verarbeitet und Gemüse zerschnitten, wurden Zwiebeln gehackt und Teigspeisen hergerichtet, — alles für den Saheb, und wie appetitlich! Da war es sicher zu empfehlen, beim Essen ja nicht an die Küche zu denken. „Aber, Bastian", sagte ich, „das kann nicht so bleiben. Hier muß Ordnung und Reinlichkeit geschasst werden. Stiles Küchengeschirr muß nach dem Gebrauch geputzt und an seinen Ort gestellt und der Tisch jeden Tag gewaschen und mit der Bürste gereinigt werden, sonst kann ja kein anständiger Mensch hereinkommen. Die Küche ist Zwar klein, aber es muß alles blank und sauber in ihr sein." „Das gibt aber viel Arbeit, Swami!" „Im Gegenteil, das ist im Nu getan. Du hast ja nur wenig zu kochen und den ganzen Nachmittag hast du frei. Mit gutem Willen ist also die Reinhaltung der Küche eine Kleinigkeit, und eine saubere Küche gereicht dir zur Ehre. Wie der Koch, so die Küche!" Allein, Bastian war anderer Meinung. Es war ihm zuviel Arbeit, und Sauberkeit lag ihm nicht. Da ihm zudem das Stehlen fast unmöglich gemacht war und er sich nicht auf die Finger sehen lassen wollte, wurde er zusehends unzufriedener und seine Leistungen schlechter. Es behagte ihm nicht mehr. Schließlich bat er um Entlassung, die ihm auch gerne gewährt wurde. Glücklicherweise hatte Nurali einen Freund, auch ein älterer Mohammedaner, der sogleich bereit war, als Koch zu mir in Dienst zu treten. So war mir wieder geholfen. Dieser Mann hatte keine Familie, sondern nur eine ältere Frau, mit welcher er gleich zu mir übersiedelte und ein Zimmer neben der Küche bezog. Wenn er auch etwas langsam war, so kochte er doch zu meiner vollen Zufriedenheit, hielt Ordnung in der Küche und war sehr bescheiden, respektvoll und ehrlich. Deshalb besaß er auch mein ganzes Vertrauen und bis zu Eingeborene von der Insel Celebes. Unsere Südseeinsulaner im Festschmuck stammen aus dem Innern der großen Sundainsel Celebes, sie gehören zum Stamm der Toradschas und sind meist noch Heiden. Den katholischen Missionaren ist bis heute der Zugang zu gewissen Gebieten der holländisch - ostindischen Inselwelt untersagt. Neuerdings ist dieses Verbot für diesen Teil von Celebes aufgehoben, so daß sich die Missionare vom hl. Herzen (Tilburg) der Eingeborenen annehmen können. (Fides-Foto.) meinem Weggang hat er mir nie Grund zu einer Klage gegeben. Da ich also in diesen beiden Mohammedanern, Nurali und dem neuen Koch, solch treue, zuverlässige Diener besaß, wie sie mein Haushalt unbedingt erheischte, konnte ich unbesorgt meinen Berufsgeschäften nachgehen, die mich von morgens bis abends in Anspruch nahmen. Ob ich fünf Stunden täglich in der Schule weilte, ob ich nach der Schule zu Krankenbesuchen ausging, ob ich Donnerstags, am schulfreien Tag in der Woche, die Katholiken in Außenstationen besuchen mußte — ich konnte unbekümmert sein, denn mein Haus war in sicheren Händen. Niemals haben mir diese beiden mohammedanischen Diener auch nur einen Pfennig entwendet. Das hätte ich von christlichen Dienern aller Wahrscheinlichkeit nach nicht sagen können. Warum nicht? Weil diese als Christen nach ihrer Anschauung in einem kindlichen Verhältnisse zum Priester stehen, der ja ihr Vater ist und dessen Eigentum deshalb auch ihnen in etwa zur Verfügung steht. Sie machen sich daher auch nichts daraus, wenn sie von allem etwas für sich nehmen. Zudem ist der europäische Padre nach ihrer Meinung ein großer, reicher Saheb, und dürfen sie auch dementsprechend von ihm zehren. So verschwanden z. B. in unserer Kollegsküche in Bombay, wo nur goane-sifche (katholische) Köche und Küchengehilfen tätig waren, Reis, Kaffee, Zucker und Ähnliches zentnerweise, bis ein älterer Bruder dahinterkam und von da an stramme Aufsicht führte. Um sich also von der Plage solch großer, langfingeriger Kinder freizuhalten, tut man besser, sich mohammedanische Diener und Köche zu verschaffen, die aus Furcht vor dem Europäer und aus Ehrfurcht vor dem Priester einer großen Religion es nicht wagen, ihn zu betrügen oder zu bestehlen. Was man mit den auswärtigen Hausgehilfen alles erleben kann, soll gelegentlich zur Sprache kommen. Sehen wir zunächst, mit was für Pfarrkindern es der Missionspfarrer zu tun hat. 6. Buntscheckige Herde. Am ersten Sonntag nach meiner Ankunft war wohl die Neugierde meiner Psarrkindec, ihren neuen Seelsorger zu sehen, größer als die meinige, meine Herde kennenzulernen. Wußte ich doch schon von Bombay her, wie so eine indische Pfarrgemeinde einer größeren Station zusammengesetzt ist. Was ich nun von der Kanzel aus vor mir sah, entsprach denn auch ziemlich genau meinen Erwartungen. Es war ein eigenartiges Völkergemisch, beinahe ähnlich dem am ersten Pfingstseste, wo nach der Apostelgeschichte (2, 9—11) die beredten Apostel Vertreter aller Nationen vor sich sahen: Parther, Meder, Klantiter, Mesopotamier, Bewohner von Judäa, Kap-padozien, Pontus und Asien, Phrygien und Pamphylien, Ägypten, Cyrene und Libyen, ansässige Römer, Juden und Pro-selyten, Kreter und Araber. So ähnlich schauten auch hier allerhand Gesichter zu mir auf: Europäer (Engländer, Irländer, Schotten und Portugiesen) mit weißen oder hellen, Eurasier oder Mischlinge mit gelblichen bis hellbraunen, Goanesen, Mangalorier, Travankorier und Kanaresen mit dunkelbraunen, Madrassis oder Tamilen mit schwärzlichen und schwarzen, und ansässige Chinesen mit gelblichen Gesichtern. Die dunkelbraune Farbe war jedoch die entschieden vorherrschende. Die Leute hatten sich auch, wie es schien, der Farbe nach in den Bänken gruppiert. Die vordersten Bänke waren von Europäern und Eurasiern, die vielen Mittelbänke von den Dunkelbraunen und die hintersten Bänke von den Schwarzfarbigen besetzt. Die hell- und dunkelbraunen Frauen hatten sich nach europäischer Mode schön zu machen gesucht, trugen helle Kleider nach neuestem Schnitt und weitausgeschwungene Hüte mit riesigen Federn und hatten ihre Gesichter meist dick bepudert, um möglichst weiß, d. h. europäisch, auszusehen. Allein der leidige Schweiß spielte ihrer Eitelkeit grausame Streiche, indem er in stets fließenden Bächlein das weiße Pulver von Stirne, Schläfen und Wangen mit sich führte und es unter dem Kinn am Halse zu einer Masse zusammenlaufen ließ, was natürlich die Schönheit keineswegs erhöhte. Alle Frauen, mit Ausnahme der Tamilfrauen, die in ihrer einfachen, schönen Eingeborenentracht im Hintergründe auf dem Boden hockten, hatten sich auch mit Handfächern in allen Formen und Farben ausgerüstet, um sich ständig Kühlung zu verschaffen. Obschon nun die indischen Frauen zu Hause kaum jemals einen Fächer in die Hand nehmen, da sie ja an die Hitze gewöhnt sind und bei weitem nicht so unter derselben leiden wie die Europäerinnen, so machen sie doch in der Öffentlichkeit einen viel eifrigeren Gebrauch vom Fächer als die weißen Damen, um dadurch mehr europäisch zu erscheinen. So verschieden nun auch meine Pfarr-kindec waren an Farbe und Nationalität, so gehörten sie doch, mit Ausnahme von ein paar Portugiesen und Goanesen, der Arbeiterklasse an, da mit Ausnahme von einem Trupp Madrassi-Köchen alle Männer und Iungmänner, die weißen und eurasischen als Lokomotivführer, Heizer, Zugführer und Aufseher, die farbigen aber als Arbeiter an der Eisenbahn angestellt waren. Dieser Umstand, daß ich es mit einer Arbeitergemeinde zu tun hatte, machte mir dieselbe besonders lieb, weil gerade der Arbeiterstand, so man ihm ein warmes Herz entgegenbringt, viel empfänglicher, lenksamer, opferwilliger, hilfsbereiter und dankbarer ist als die Klasse der sogenannten Gebildeten und Satten. Da meine Leutchen von verschiedener Rasse und Nationalität waren, so ist es selbstverständlich, daß sie auch dementsprechend ihre Eigenheiten, verschiedene Charaktereigenschaften und Temperamente, Tugenden und Schwächen besaßen, die besondere Rücksicht, kluge und vorsichtige Behandlung erheischten. Um dies besser zu verstehen, wollen wir uns kurz die Haupt-gruppen einzeln vorführen. Die Europäer. Die an den indischen Eisenbahnen als Lokomotivführer, Zugführer, Heizer, Vormänner und Aufseher angestellten Europäer — d. h. Engländer, Irländer und Schotten — sind durchwegs ausgediente Soldaten (sog. Tommies) oder Söhne von solchen. Die Soldaten der englischen Kolonialtruppen sind Söldlinge aus den untersten Volksschichten Großbritanniens, die, nicht wissend, wie sie anders zu einem gesicherten Lebensunterhalt kommen sollen, freiwillig in den Militärdienst eintreten. Früher mußten sich diese Söldlinge der Kolonialtruppen für achtzehn Jahre Dienst verpflichten. Nach Ablauf dieser Zeit blieben viele, statt nach England zurückzukehren, in der Kolonie, wo sie gedient hatten. So auch in Indien. Die besser Begabten unter ihnen fanden gute Verwendung im Polizeidienste, während die anderen sich dem Eisenbahndienst zuwandten. Die Bildung der meisten dieser ausgedienten Soldaten war sehr gering, da sie in der Heimat in den untersten Elementarklassen nur dürftig lesen, schreiben und rechnen gelernt hatten. Manche traten sogar als Analphabeten in den Dienst. Ihre religiösen Kenntnisse waren vielfach noch mangelhafter und beschränkten sich meist auf das Wenige, was sie aus der häuslichen Erziehung noch gerettet hatten; und im Militärdienst bot sich auch kaum Gelegenheit, dieselben noch zu vermehren und zu vertiefen. Und daß in den langen Dienst-jahren mitten im Heidentum, umgeben von so vielen irrgläubigen, ungläubigen und sittenlosen Kameraden und mit deren roher Sprache in den Ohren und deren losem, wüstem Treiben in den Kasernen und den Garnisonsstädten vor Augen, das sittliche Leben der katholischen Soldaten, sofern sie nicht heldenhaften Widerstand Der älteste katholische Eingeborene Borneos. Er macht dem Missionar, der zum Vikariat Nord-Borueo fBritisch-Ostindien) gehört, seinen Besuch. Die heutigen Bewohner Borneos sind gutmütig unld treue Untertanen. Aber als kostbares Vermächtnis ihrer Vorfahren hängen immer noch in den Hütten von der Decke grinsende Menschenschädel herab. (Fides-Foto.) leisteten, vielfach schweren Schaden leiden mußte, liegt aus der Hand. Die Söhne und Töchter der an der Eisenbahn angestellten früheren Soldaten sind in dieser Beziehung unvergleichlich besser gestellt, denn sie erhalten meist in den vielen Kollegien und Pensionaten wenigstens sechs Jahre lang eine gute Erziehung, so daß sie als reise, gesittete Menschen ins Leben treten können. Nun wäre es ja überaus wünschenswert, daß die so erzogenen Kinder der katholischen ausgedienten Soldaten, meist Irländer, auch rein katholische Ehen eingingen. Das ist aber leider oft nicht der Fall. So manche sonst brave katholische Mädchen lassen sich vom Ehrgeiz betören, höher zu äugeln und sich einen höheren Beamten anglikanischer Religion zu kapern, während anderseits katholische Iungmänner, um schneller und sicherer emporzukommen, nach den Töchtern besserer protestantischer Familien angeln. So kommt es denn gar oft zu den beklagenswerten gemischten Ehen, die keine Freude für den Missionspfarrer bedeuten. Nichtsdestoweniger hatte ich doch in meiner Station den Trost, daß protestantische Männer katholischer Frauen sich nachher aus eigenem Antrieb in die katholische Kirche aufnehmen ließen und dann auch ein vorbildlich katholisches Leben führten. Daß aber protestantische Frauen katholischer Männer nachher katholisch wurden, habe ich dort nie erlebt. Da nun die englische Staatsreligion protestantisch ist, so ist es einleuchtend, daß weitaus die meisten Europäer in den Bahnstationen protestantisch, die europäischen Katholiken, meist Irländer, hingegen in der Minderheit sind. So war es auch in meiner Station. Aber die wenigen katholischen irischen Familien, die mitten in einer leichtlebigen, sittenlosen protestantischen Umgebung einen sehr schweren Stand hatten, blieben durchwegs ihrer Religion treu und waren meine besten Stützen. Einer von den biederen Irländern, ein alleinstehender Witwer und bereits ein Siebziger, ein Lokomotivführer und ein Hüne von Gestalt, verstand es besonders gut, seine soviel angegriffene Religion überall, besonders in den Rasthäusern der Endstationen, heldenhaft zu verteidigen und für sie Propaganda zu machen. Er war ein echter Laienapostel und übte schon damals in vorbildlicher Weise die „Katholische Aktion". Deshalb hieß er auch in allen Stationen der ganzen Linie der „Prophet", und alle, auch die verbissensten Protestanten, hatten einen heillosen Respekt vor ihm. In den Rasthäusern, wo sonst immer die scheußlichsten Reden geführt werden, wagte es kaum einer, in feinet Gegenwart Zoten zu reißen ober Lügen und Mätzchen gegen die katholische Religion vorzubringen. Wenn einer so was wagte, dann reckte er sich voll heiliger Entrüstung auf, daß allen bang wurde, und schlug mit seiner schweren Faust so mächtig auf den Tisch, daß er beinahe in Splitter ging, und donnerte seine frivolen Kollegen an: „Schämt ihr euch nicht, als Christen vor einem anständigen Menschen eine solch schweinische Sprache zu führen, wobei selbst die geilsten Esel sich die Ohren zuhalten würden? Pfui Teufel, was seid ihr ein ekelhaftes Pack! Und da wollt ihr noch mit eurer Bildung groß tun und als zivilisierte Europäer erscheinen! Und da wollt ihr noch mit euren schmutztriesen-ben Mäulern über die heiligste und glorreichste Weltreligion spotten, von der ihr keine blasse Ahnung habt, ihr, die ihr nicht einmal für die unterste Paria-Kaste aufnahmefähig seid! Und was da gegen meine Religion vorgebracht worden ist, das verhält sich so und so! Schwätzt doch nicht über Sachen, die ihr nicht versteht und womit ihr euch unsterblich blamiert!" — Wie ein unheimliches Gewitter reinigte die kraftvolle Verteidigungsrede unseres Helden die unsaubere Atmosphäre, und die feigen Spötter saßen da wie vernichtet. Aber ein anderes Mal kannte der biedere Irländer erst recht keinen Spaß. Es hatte im Rasthaus gerade einer angefangen, übet die Mutter Gottes zu witzeln. Da fuhr der tapfere Apostel wieder empor und kam wie ein Orkan über den Verwegenen daher: „Was? Du unreiner Hund wagst es, die allerreinste Jungfrau und Mutter unseres Herrn zu verunglimpfen! Das soll dir nicht gelingen." Alles wurde mäuschenstill und war in Spannung, was da kommen sollte. Seine rechte Hand hochhaltend, donnerte der Irländer in den Saal hinein: „Ihr alle kennt diesen meinen Daumen. Ihr wißt, wie er mir an der Maschine total zerquetscht wurde und nur an einer dünnen Sehne herunterhing. Der Arzt konnte nichts mehr dran machen, er konnte ihn nicht mehr retten, aber er verband dennoch meine Hand, so gut es ging. Ich machte mich sofort auf und reifte voll Vertrauen zu meiner himmlischen Mutter Maria nach Lourdes in Frankreich. (Fortsetzung folgt.)