3F... :< ■; j];y| P'X?M' zČS z b K Deutscher KlaußenMote. herausgegeben von der Gesellschaft der „Söhne des hlst. Herzens Jesu" Erscheint monatlich 32 Seiten starb. — Preis ganzjährig 3 K = 3 Mk. — 4 Frcs. J n halt Seite Bachita. — Schwierigkeiten bei Bekehrung von Muselmännern .................................. . 150 Weruiischlc Zlaibrichten: Die katholische Kirche int britischen Reiche. Die katholische Kirche in den Vereinigten Staaten. Statistisches aus den Mis-sionsgesellschastcn. Eilt deutscher Missionär iit Palästina. Die deutschen Pilgerzüge nach dein hl. Lande. Wie viel Mohammedaner gibt es? Die liebe Negerjugcild. Die Banane .....................157 Abbildungen: P. August Schynsc (mit Autograph). Ein christliches Neger-mädchen. — Eine Hottentottenhütte. — Die hl. Monica. — Afrikanische Nomaden. — Ein Häuptlingsgrab. Lebensbilder deutscher Missionäre. P. Aug u st S ch y n s e.................................... Aus unserer Mission: Der religiöse Glaube der heidnischen Schwarzen im Sudan (Schluss). — Entwickelung des Sudan ........ (žtn Zieger sur die Sache der Zieger .... Die Zwergvölker Afrikas (Schluss)............... Legende des Morgenlandes. Die hl. Monica . . Ztundschan in den Missionen..................... Aus dem Milli ausleben : Die Irrfahrten einer Negerfamilie. — Hat sich Taufe und Tod geholt.— Der Missionär als Brautwerber. — Ihre Mutter! — Bekehrung einer Muselmännin.— Die Siegerin m Si gl s lim Wg\ Jv WisftonsHcius MüHbcrnü bei ZörklXen—Mivost. 1901. Um Gotteslohn! erbittet das Gefertigte von seinen freunden und Gönnern entbehrliche Bücher, « wenn auch älteren Datums, besonders « ascetischen und theologischen Inhaltes. Ü1i$$i0n$bau$ rrtiibland bei Brlxe*. Für Ansichtskartensammler! 3eher, wer uns neue sichere Abonnenten zuführt, erhält über Verlangen öbensoviele schöne Ansichtskarten von Briren, Ambland, Aegypten und 5uban, dortselbst aufgegeben nnd abgestempelt. M 2(eitere Jahrgänge ^ öks „Mern Ser Reger" sind noch erhältlich und zwar: der erste Jahrgang ä 2 K, 5er zweite (2. für sich abgeschlossenes Halbjahr) ä 1 K, der dritte ä 2 K. Alle Jahrgänge zusammen bezogen Kosten nur 4 Kronen. Behufs Erleichterung in der Versendung ersuchen wir die verehrlichen dlb-nehm er höflichst, bei allen Anfragen, Geldsendungen u. ]. w. jtets die gedruckte öchleifnummer mitangehen zu wollen. Korrespondent 6er Grpeöition. Eingegangene Geldsendungen. (Vom 29. März bis 24. April 1901.) Th. Brunner, Lienz'.............. 1.— K. Dr. Becker, Mainz, für 2 Heidenkinder Johannes (Aloisius) n. Elisabeth (Josefine Katharina) 40 Mark = 47.04 K. K. Tür das Wislionshans: N. N. Mühland .... B. Plaseller, Pf. Mühland . Elisabeth Auer, Haag . . R. Hager, Koop., Peuerbach Von Mehreren .... Excellenz Fürstbischof Simon Aichne Briren eine Obligation . Bon Mehreren.................. F. Falkner, Dechant, Weyer . A. Weißsteiner, Wien . . . F. Salzmann, Pfarrer, Müder M. Heindl, Langenlois . . Tr. M. Kapferer, Advocat, Innsbruck A. Oberkoster, Can., Bozen I. Seibert, Vilseck . . Von Mehreren . . . F. Schießler, Koop., Haag A. Kleinlercher, Lienz . A. Rühl, Winklern . . Von Mehreren . . . 4,— K. 16.— K. 17.20 K. 2.80 K. 100.— K. 300,- K. 1975 20 K. 200.— 200 — 400.— 3, -1,— 22.60 1,— 50.— i:— 10.-142.80 K. 198— K. 9,- K. 1.- K. 10.— 400,— 400 — 4, — 100.— K. K. K. K. K. K. K. K- K. K. Baronin Karpf, Innsbruck....................10 Se. k. k. Hoheit Prinz nnd Prinzessin von Sachsen-Coburg, Innsbruck..................20.— K. Tiroler Glasmalerei, Innsbruck . . A. W., Oppeln ...................... Bon Mehreren ....................... I. Ramler, Hafing................... P. Sir, Koop., Wien................. Josef Schwaighoser, Beneficiat, Bruneck Angelus Videsott, Pfarrer, Dietenheim Pfarramt St. Lorenzen............... Tür heilige Wessen M Ragginer................. I. Fallmerayer, Brixen . . A. R. E. für 4 hl. Messen. A. Staub, Ahrweiler . . . C. Fröhlich, Ahrweiler . - 6 hl. Messen............... Chr. Weiler, Ahrweiler . . A. Seibert, Vilseck . . . H. Schröer, Steele. . . . A. Rühl, Winklern . . • Gräfin Hompesch . . . > Luise Krill, Wien . . Von Mehreren . . . Dielen und alten übrigen Wohlthätern sagen wir ein herzliches weitere milde Gaben für unter Missionshaus. 10 — K. 11.75 K. 300.- K. 1,— 53.20 6,— 14.— 20.— K. K. K, K. K. st.— 4.20 5.87 5.87 4.70 7,— 12.53 K. K. K. K. K. K. K. 10.59 K. 7.05 K. 7,— K. 8— K. .Dergclt's Kolk!" und bitten um Deutscher Haubensbote. Yr. 5. Wai 1901. IV. Jtthrg. Lebensbilder deutscher Missionäre. P. August Kchynse. P. August Wilhelm Schynsc erblickte das Licht der Welt am 21. Juui 1857 zu Wallh auscu bei Kreuznach (Reg.-Bcz. Coblenz) als der älteste Sohn des Dalberg'schen Domänenverwalters gleichen Namens: in der Taufe erhielt er zu seinem Namens-patron den hl. Augustinus, jenen großen Kirchenlehrer und Schutzheiligen von Afrika, für dessen Schutzbefohlenen er einst so große Dienste leisten, ja in diesen Diensten sogar sein Leben lassen sollte. Der Vater de8 kleinen August war ein Katholik von echtem Schrot und Korn, ein allseitig gebildeter Mann, der sich durch sein anspruchsloses, uneigennütziges Wesen die Herzen aller gewann, mit denen er in Berührung kam. Besonders waren cs die Armen und Bedrängten, denen er mit Rath und That beistand, die ihn auch wie ihre» Vater liebten und ihm jetzt noch in ihren Kindern ein dankbares Andenken bewahren. Die Mutter des P. Schynse war eine fromme, einfache Frau und rastlos thätig: mochte eine Arbeit noch so schwer und anstrengend sein, die Mutter Schynse verlor darüber den Kopf nicht. Sie war auch eine vorzügliche Erzieherin ihrer Kinder, die es verstand, neben einer zarten Liebe, wie cs nothwendig war, auch eine unerbittliche Strenge walten zu lassen. Unter den wachsamen Angen seiner braven Eltern, in einer liebevollen Umgebung, wuchs der kleine August heran, und in seinem Herzen wuchs die Liebe zu Gott, welche in jener Frömmigkeit aufblühte, die sich in seinem spätern Leben so glänzend bewährte. Reit Andacht und Aufmerksamkeit nahm der Knabe theil an dem gemeinsamen Morgen- und Abendgebete, welches der Vater immer selbst vorbctete, und wo er immer sein mochte, wenn die Avcglocke ertönte, eilte er nach Hause, um mit den Uebrigeu den Engel des Herrn zu beten. Neben der Frömmigkeit zeichnete Schynse schon als Knabe jene HcrzenSgüte und schlichte Einfachheit aus, durch die er als Missionär die Schwarzen gewann und an sich fesselte. Einen Bedürftigen sehen und ihm nicht helfen können, brachte mehr als. einmal Thränen in seine Augen. Die. Zieste des Mittagstischcs wanderten oft durch die Hände des kleinen August in die Hände der Armen und seine Eltern freuten sich dessen und munterten ihn dazu auf. Nebenbei äußerte aber Schynse schon als Knabe jene Willenskraft, die ihn später allen Hindernissen trotzen machte. Eines Tages fand er ein Taschenmesser und als er damit spielte, riss er sich das erste Glied des kleinen Fingers weg. Thränenlosen Auges, ohne Klage, suchte er den Vater auf, und als der Vater erschrack, bat ihn der Kleine, gleichsam um ihn zu beruhigen, das herabhängende Glied 130 Lebensbilder deutscher Missionare. wieder „anzuleimen." Das gerade, biedere und offene Wesen, das in seinem ganzen Leben hervortritt, kennzeichnete ihn schon in seiner ersten Jugend. Offen gestand er den Fehler, den er begangen hatte; eS. kam ihm dabei nicht in den Sinn, sich lange zu vertheidigen, und er musste, wie er später wiederholt erzählte, dadurch oft für andere büßen. Da August einen sehr regsamen Geist besaß, der niemals rasten wollte, entschloss sich der Vater den Unterricht des kaum fünfjährigen Knaben nicht länger hinauszuschieben: er selbst ertheilte ihm den ersten Unterricht. Noch nicht sechs Jahre alt, musste August alle Abende, wie es in der Familie Schynse seit jeher im Brauche war, das Leben des Tagcs-heiligcn abwechselnd mit seinen älteren Schwestern vorlesen. Er that es gerne, am liebsten aber, wenn cs das Leben eines hl. Blutzeugen zu lesen gab. Da erglühten die Wangen des Kleinen in Begeisterung, wenn er vernahm, dass der Martyrer-tod schnurstracks in den Himmel führe. Selbstverständlich wollte er auch von der Partie sein; er hörte, dass in China gerade eine Christenversolgung ansgebrochen sei, und dass daselbst der Martertod leicht ankäme. Rasch entschlossen schob der Kleine seine Sparbüchse in die Tasche und machte sich auf den Weg nach — China. Dort wollte er auch für den Glauben sterben, um als Märtyrer sogleich in die Freuden des Himmels einzugehen. Indessen kam er nicht weit. Kaum trat er aus dem Dorfe, ertönte die Avcglocke und erinnerte ihn an die streng eingeschärfte Pflicht, täglich beim abendlichen Avc-lüuten zuhause zu sein. Verspätet kam er athemlos an. Die darauf folgende Auseinandersetzung mit dem Vater brachte seine Sehnsucht nach dem Martertode in die richtigen Schranken. Als August das siebente Jahr erreicht hatte, begann mit ihm der Unterricht im Latein, und nebenbei musste er die Elementarschule besuchen. Der Knabe legte eine große Begabung an den Tag, und darum nahm der Kaplan von Wallhausen dem ohnehin mit Geschäften überhäuften Vater den Lateinunterricht ab. Auch Meßdiener wurde der kleine August und trotz aller Schwierigkeiten, die ihm die für größere Knaben gemachte Ministrantenkleidung bereitete, trotz Winterkalte konnten ihn keine Bitten dazu bewegen, einem andern seine Stelle abzutreten. Weichlichkeit kannte überhaupt Schynse damals schon keine; er schlief stets ohne Kopfkissen und noch lieber aus einer Kiste, einen Holzblock als Kopfkeil; noch als Universitätsstudent pflegte er während der Ferien auf diesem mit einem Rehfell gedeckten Lager seine Mittagspause zu halten. Mit neun Jahren kam Schynse auf das Gymna- sium in dein nahen Kreuznach, wo ihn der Vater sozusagen im Auge behalten konnte und von wo aus der Kleine die Sonn- und Feiertage im Vatcrhanse verbringen konnte. Doch verweilte er nicht lange in Kreuznach. Nach Ablauf des ersten Semesters wurde sein Religionslehrer für das Gymnasium in Trier bestimmt, obendrein wirkte an dem Studentcnconvicte daselbst ein ehemaliger Kaplan von Wallhausen; diese Umstände halfen mit, dass August im Herbste 1868 in das Trierer Convict eintrat, um als Zögling desselben daS Gymnasium in der Stadt zu besuchen. Der Wechsel der Anstalt und die neuen Verhältnisse in Trier waren daran schuld, dass die Fortschritte Schynses in der ersten Zeit zu wünschen übrig ließen, so dass seinem Vater darüber Klagen zu Ohren kamen; in väterlich ernstem und strengem Schreiben wurde der Sohn an seine Pflicht gemahnt und wirklich charakteristisch ist die Antwort, die dieser darauf gab: „Lieber Papa! Deinen Brief habe ich erhalten. Ich werde im Herbst ein solches Zeugnis mitbringen, dass Du zufrieden sein wirst mit Deinem Sohne August." Er hielt Wort; im zweiten Semester war er einer der ersten Schüler und brachte von da an regelmäßig gute Zeugnisse nach Hause. Dank der weisen und sorgfältigen Leitung des Convietes entwickelte sich auch der Charakter Schynses aufs herrlichste. Kindliche Frömmigkeit, treue, pünktliche Beobachtung der Hausordnung, ernstes Studium, herzliche Munterkeit im Verkehr mit seinen Mitschülern machten ihn zum Muster eines Zöglings. Im Jahre 1867 cmpficng Schynse die erste hl. Communion in Trier. In dem Briefe, den er darauf seinen Eltern schrieb, theilte er ihnen mit, er habe sich für später zum Studium der Theologie entschieden. Was er jedoch nicht schrieb, aber später wiederholt äußerte, war, dass er bei der ersten hl. Communion schon den Entschluss gefasst habe, sein Leben den Missionen zu widmen. Häufig sah man ihn in den Ferien ernst und in sich gekehrt einherschreiten, da dachte er über seine Pläne nach; — und ganz warm konnte er werden, wenn er mit seinem jungem Bruder im Garten auf einem Baumstocke saß und ihm seine Zukunftspläne vortrug. Während seiner Ferien hielt sich der Student in den Werkstätten der Arbeiter auf und sah ihnen manchen Handgriff ab, um, wie er sagte, für später zu lernen. Auf dem Amboss und der Hobelbank gewann er so eine gewisse Fertigkeit; seine kleinen Flickereien besorgte er stets selbst und auch beim Acker- und Weinbau griff er fleißig mit an. Kaum 16 Jahre alt, lernte Schynse den Ernst des Lebens von dessen dunkelster Seite kennen; im Lebensbilder deutscher Missionare. 131 Juli des Jahres 1873 hatte ihm nämlich der Tod seinen theueren Vater entrissen. Dunkel imb trübe lag vor Schyuse die Zukunft! was sollte aus ihm, was aus seinem jüngeren Bruder werden, der gleichfalls studierte? Werden sie doch weiter studieren können? — Der Jüngling übergab sich ganz der göttlichen Vorsehung, die zwar der Familie den Vater nicht mehr zurückgab, aber dafür alles so lenkte, dass die beiden Söhne ungestört ihre Studien fortsetzen konnten. Schyuse wurde sich nun vollkommen seiner Pflicht als ältester Sohn bewusst. Stets bemüht, Muth und Fassung seiner schwergeprüften Mutter zu heben, stand er ihr bei jeder Schwierigkeit treu und liebevoll zur Seite. Er verzichtete in den Ferien großmüthig auf jede Zerstreuung mit Ausnahme einer Wallfahrt nach Marienthal bei Rüdesheim. Die ganze übrige Zeit verbrachte er an der Seite seiner Mutter. Er leitete die Feld- und Weiubcrgarbciteu, und wo es die Noth heischte, griff er selbst an, wie ein gewöhnlicher Tag-löhner. Selbst während seiner Uuivcrsitütsjahre zu Bonn war er stets zur Weinlese zuhause, und erst wenn der Most im Fasse war, eilte er nach der Muscustadt zurück. Am 24. Juni 1876 verließ Schyuse nach vor- zliglich bestandener Schlussprüfuug das Gymnasium zu Trier, welches er 8 Jahre besucht hatte. Damals schon wollte er in eine Missionsanstalt eintreten, um sich unmittelbar auf den Beruf eines Heidenmissionärs vorzubereiten. Jur Collegiuiu Germanicum aber, wa-hin er sich mit diesbezüglicher Bitte wandte, konnte er nicht aufgenommen werden; nach Fort Wayne in Amerika, wohin ihn über Verwendung eines deutschen (Aus „P. Schynses Missionsreisen",) Verlag von F. X. Le Roux & Co. in Straßburg. Priesters der dortige Bischof einlud, damit er sich daselbst für die Uebernahme eines Missionspostcns in Judiania vorbereite, hatte wieder Schyuse keine Lust und so stellte er sich dem bischöflichen Ordinariate von Trier zur Verfügung, und dieses rieth ihm zur theologischen Ausbildung die Universität Bonn an. So bezog Schyuse im Herbste 1876, neunzehn Jahre alt, die rheinische Hochschule. Hier traf er eine große Anzahl alter Bekannten und Freunde aus der Trierer Gegend, die mit ihm das gleiche Lebensziel verfolgten. Er trat auch dem Vereine der Trierer Freunde, der „Mosella", als Mitglied bei und erhielt da den Namen „Giselher"; redlich trug er das ©einige bei, das Ansehen der „Mosella" zu heben und ihr Banner: „Tugestd, Freundschaft,Frohsinn!" hochzuhalten, und groß war sein Schmerz, als im Jahre 1879 die Mosella als akademischer Verein von Amtswcgen aufgelöst wurde. Ueber dem Vereius-leben vergaß aber Schyuse seine Berufspflichten durchaus nicht. In seinem Abmeldezeugnis findet sich bei fast allen seinen Collegien die Note „fleißig" und mit „vorzüglichem Fleiß und Eifer bis zum Schluss." Als Schyuse sein akademisches Studium im Herbste 1879 beendigt hatte, trat er auf Aurathen des Redeinptoristeupaters Arendt zu Echternach, der sein geistlicher Führer wär, ins Priestcrseminar zu Speier ein; das Seminar seiner HeimatSdiöccse war nämlich infolge des Culturkampfes noch geschlossen. Nach mehrtägigen Exercitien beim Eintritt ins Seminar hatte Schyuse Tonsur und niedere Weihen erhalten; am 13. Mai 1880 wurde er zum Sub-diacou geweiht, und mit dieser Weihe war für ihn 9* 132 Lebensbilder deutscher Missionäre. die Brücke zum weltlichen Stande abgebrochen. Er freute sich dessen und voll Jubel schrieb er darüber an seine Schwester; in diesem Briefe offenbarte er auch zum erstenmale auf bestimmte Weise den Drang, der sich seiner bemächtiget hatte, in Afrika den Heiden als Missionär das Evangelium predigen zu wollen. „Es wird allmählich Zeit," schreibt er, dass ich über diesen Jugendtraum etwas ernstlicher nachdenke; ob ich ihn verwirkliche, steht bei Gott. Ich darf über diesen Beruf nicht hinweggehen, der meine Jugend beseligte, der mich auf der Universität vor manchen Gefahren schützte, und der mir jetzt mehr bei Schritt und Tritt vor Augen steht. Ich will eine anstrengende, aufreibende Arbeit, und die ist mir dann sicher." Zur Beruhigung der Seinen fügt er scherzend bei: „Uebrigens haben mich die Krokodile noch lange nicht, und das erste, welches mir begegnet, wird sich wundern über die Corrcspondenz, die ich mit ihm anknüpfe; es wird wohl keinen Missionär mehr fressen. Seine Haut werde ich dem naturwissenschaftlichen Cabinete Jakobs (seines Bruders) widmen, und aus einem seiner hohlen Zähne sollst Du eine Nähnadelbüchse bekommen. Wie Du siehst, bin ich mit meinen Plänen schon ganz im Reinen. Ich werde nächstens aus Stanley's „ Oucr durch den dunkeln Continent" die Beschaffenheit von Land und Leuten an den großen Seen Afrikas, dem Victoria Nyanza, Tanganyka u. s. w. studieren und dann ein Promemoria ausarbeiten, wie man am besten Afrika von einem dieser Seen aus christianisieren kann. Natürlich muss ich aber zu diesem Zwecke mich auch in etwa selbst an Crt und Stelle umgeschaut haben. Also Summa Summarum: fort muss er, sonst wird man noch lange auf diese epochemachende Schrift warten können." Trotz seiner vielen Berufsarbeiten wusste sich Schynse doch die nöthigen Augenblicke zu erübrigen, um in der Afrika-Literatur sich bekannt zu machen. „Oft genug," schreibt er später, „bin ich im Winter bei 120 Kälte um 1/ä4 Uhr ausgestanden, um dazu eine Stunde zu profitieren." Wenn er dann seinen College» aus den „katholischen Missionen" erzählte und fortwährend von Afrika sprach, hielten seine besten Freunde dies nur für einen Scherz; später belehrte sie Schynse durch die That eines Besseren. Am 22. August 1880 empficng Schynse im Dome zu Speier die hl. Priesterweihe und am 28. August, dem Gedächtnistage seines großen Namenspatrons, trat er in seiner Heimatspfarre zum erstenmale an den Altar. — Dass Schynse nicht gleich nach der Priesterweihe seine ersehnte Laufbahn als Missionär antrat, hatte seinen guten Grund. Er wollte sich nochmals ernstlich prüfen, ehe er das große Opfer der Trennung selbst brachte und den Seinen auferlegte. Sodann wollte er seiner Diöcese, gegen die er ja auch Verpflichtungen hatte, und die bei den vielen verwaisten Pfarreien sehr an Priestermängel litt, nützlich sein. So sehen wir ihn in seiner Heimatspfarre dem greisen Pfarrer in der Seelsorge aushelfen, besonders aber in der benachbarten, infolge des Kulturkampfes verwaisten Pfarre Spabrücken. Es war dies ftir ihn eine arbeitsschwere Zeit. Im tiefsten Schnee, in Sturm und Regen legte er den einstündigen Weg bei Tag und bei Nacht bereitwilligst zurück, wenn cS galt, den Sterbenden beizu-stehcn oder den Kindern den Unterricht zu ertheilen. Allmählich übernahm er alle nothwendigen Dienstleistungen in der Pfarrei, soiveit dies ohne besonderes Aufsehen geschehen konnte; und da Spabrücken ein vielbesuchter Wallfahrtsort ist, musste Schynse ganze Tage im Beichtstühle zubringen, um den frei» den Wallfahrern den Empfang der hl. Sacramentc an diesem Gnadenorte zu ermöglichen. Eine so rege priesterliche Thätigkeit brachte Schynse wegen Ausübung „unbefugter Amtshandlungen" — dank den Maigesetzen — auf die Anklagebank; im April 1881 wurde er vom Amtsgericht in Stromberg zur Verantwortung gezogen. Vom Amtsrichter befragt, was er ans seine Verurtheilung zu erwidern habe, gab er die für ihn bezeichnende Antwort: „Dem todten Buchstaben des Gesetzes nach erscheine ich schuldig, nicht so dem Geiste desselben und dem Willen des Gesetzgebers nach. Ich konnte nicht anders handeln, und unter gegenwärtigen Verhältnissen konnte der Richter nicht anders sprechen. Ich nehme die Strafe an, obschon ich mich vor Gott unschuldig erkenne und mich auf das Wort der Apostel vor dem hohen Rathe stütze: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen." Ich appelliere jedoch an das Urtheil der Nachwelt, das günstiger lauten wird." Mit seinem gewohnten Humor nahm der junge Priester die Bestrafung hin; war es doch eine Ehre für den katholischen Priester, wegen gewissenhafter Erfüllung seiner Pflichten ins Gefängnis wandern zu müssen. Nun war aber seine Thätigkeit in der Heimats-diöcese abgeschnitten; da aber sein Entschluss für das Missionsleben noch nicht zur vollen Reife gelangt war, nahm er vorläufig die Stelle eines Haus-geistlichen bei Baron Geyr zu Caen bei Geldern an. In der Stille des einsam gelegenen Gutes erstarkte die Neigung zum Missionsleben immer mehr, zumal die Lebensstellung, in der er sich befand, seinen Fähigkeiten und feinem Hcrzensdrange nicht entsprach. Er sprach wenig über seine Absichten, wie er überhaupt mehr in sich gekehrt war — ein edler Kern Aus unserer Mission. 133 in rauher Schale —; in seinem Innern kämpfte er alles allein mit Gott durch. Oesters besuchte Schynse von Caen aus das Missionshaus Steyl, um er freundliches Entgegenkomme» fanb; doch konnte er sich zu einer Missionsthätigkeit in China, in Südschantuug, das damals das einzige Steyler Missionsgebict war, nicht entschließen. Scherzend bemerkte er: „Nichts als Reis, kann ich keine vier Wochen aushalten: im Seminar gab cs einmal die Woche, und das war mir noch zu viel." Seine Erholung waren die einsamen Spaziergänge auf dem herrschaftlichem Gute; manche Zerstreuung brachte ihm auch ein Rabe, den er sich gezähmt hatte. Seine Abende in Caen verbrachte Schynse mit Studium; er las alle Berichte der katholischen Missionen und besonders die neueren Werke über Afrika. Dass er in Afrika thätig sein wolle, das war ihm schon klar; nur betreffs der Missionsgesellschaft, der er beitrcten sollte, schwankte er noch; bald beschäftigte er sich mit der Gesellschaft Jesu, bald mit den Vätern vom hl. Geiste und erwog ihre Missionsgebiete, ihre Thätigkeit und ihre Satzungen. Wie um sich int Ertragen des tropischen Klimas zu prüfen, legte er häufig in der größten Mittagshitze den Weg nach dem 3—4 Stunden entfernten Straelen zurück, besuchte kurz die dortige Kirche und trat dann wieder den Rückweg an. Auch im Schießen und Rudern übte er sich fleißig, ivas ihm, ivie er zu sagen pflegte, in der Zukunft sehr nützen könnte; — er hat sich nicht geirrt. Int August des Jahres 1882 machte er bei den Jesuiten in Exactcn geistliche Hebungen; während derselben entschloss er sich, in die vom Cardinal Lavigerie gegründete Genossenschaft der „Weißen Väter" einzutreten und reichte sein Aufnähmsgesuch ein. In einem Schreiben vom 28. August — wiederum dem Tage des hl. Augustinus, seines Namensheiligen und des Patrons von Afrika — sicherte ihm der Cardinal eigenhändig die Aufnahme zu ttitb forderte ihn gleichzeitig auf, am 17. September bereits in Algier einzutreffen. „Obwohl", schrieb der Cardinal, „jede Aufnahme erst nach Abstimmung des Rathes — des Obern und seiner Assistenten — erfolgen soll, will ich doch bei Ihnen eine Ausnahme machen, indem ich von dem mir zustehenden Rechte Gebrauch mache und sic direct, ohne Abstimmung des Rathes, aufnehme." Des Weitern schrieb der Cardinal in ermuthigenden Worten von dem neuen Vaterlande, das er in Afrika finden werde, von dem Obern, der ihm ein liebender Vater, von seinen zukünftigen Genossen, die ihm hingebende Brüder sein iverdcn. Leider aber konnte Schynse zur bestimmten Frist nicht abreisen; seine Familie und er selbst waren auf eine so plötzliche Abreise nicht vorbereitet. Nachdem er noch einmal das Gnadenbild zu Kevelaer besucht hatte, um seine Zukunft und die der Seinen unter den besonderen Schutz Mariä zu stellen, verließ er das Haus Caen und eilte zu seiner Mutter, welche nun der ganzen Schwere des Opfers sich be-ivusst geworden war und unter dem Drucke fast zu erliegen schien. Als der junge P.iestcr den Schmerz seiner Mutter sah, da konnte er sein eigenes Leid nicht länger zurückhalten, er brach in Thränen aus und bat die Mutter, Gott das Opfer ihres ältesten Sohnes zu bringen, da ihr Gott fünf Kinder geschenkt habe, die ihr zur Freude und zum Troste gereichen. Nachdem Schynse noch durch einen notariellen Act auf jedes ihm zufallende Erbtheil Verzicht geleistet, trat er am 17. September die Reise nach Afrika an. Es waren bittere Stunden die Stunden des Abschiedes. Sein edles Herz blutete ob dieses Abschiedes mehr, als selbst die ihm Nahestehenden ahnten; woran er mit ganzem Herzen hieng, Mutter-herz, Vaterhaus, Vaterland brachte er Gott und seiner Kirche zum Opfer. „Vergiss dein Volk und das Hans deines Vaters", und „Wer Vater oder Mutter, mehr liebt als mich, ist meiner iticht wert", hatte er sich wohl nicht ohne Grund ans die ersten freien Blätter seines Breviers geschrieben. (Fortsetzung folgt.) Aus unserer Mission. Der religiöse Glaube der heidnischen Schwarzen im Sudan. Von P. -Tauer (»jener, F. S. C. (Schluss.) ^Hvchnlich sind die Künste der Hunne bei den Ulfll ®nr'< ste bedienen sich außer dem Kruge auch noch der Wurzeln und Zweige der Bäume, des Felles der Affen, Leoparden und Panther oder der Schwänzhaare dieser Thiere, um die betreffenden Heilungen zu bewirken. Ihre gewöhnlichen Werkzeuge dabei sind gewisse kleine Holzfigürchen, welche die Gestalt einer Rippe haben. Jemand, der diese kleinen Dinge in Chartum gesehen hätte, wo die Kaufleute sic als Merkwürdigkeiten aus dem Innern verwerten, könnte fälschlich glauben, sie seien die Fetische der Bari, thatsächlich aber haben die Heiden vom Weißen Flusse keine Fetische, wie wir später sehen werden. Wenn ein Bari an Fieber ober Rheumatismus oder an sonst etwas leidet, begibt er sich zum Bunit. Dort lässt er sich gegen Zahlung ein solches Holzrippchen leihen, er trägt es fortwährend in der Hand und legt cs niemals fort, er isst und schläft mit dem Rippchen in der Hand und erwartet seine Heilung, die den» auch oft nach einigen Tagen eintritt, nämlich, sobald das Wetter sich ändert. Dann gibt der Beglückte daS Holzrippchen zusammen mit einem guten Trinkgeld dem Bunit zurück. Manchmal jedoch verschlimmert sich daS Uebel auch, und der arme Kranke stirbt daran, obschon er das Holzrippchen in der Hand f)ä[t; in diesem Falle sagt man, dass der Teufel zu stark war, um ausgetrieben zu werden. Andere unter diesen Zauberern behaupten, Macht über die Wolken zu besitzen und Regen verschaffen zu können. Ihre Art, die Wolken zu beschwören, ist wahrhaft belustigend. In Zeiten großer Dürre bringt das verzweifelte Volk Ochsen, Schafe und Ziegen zum Bunit und bietet sie ihm an, damit er Regen besorge. Dieser nun beginnt mit seinen Beschwörungen. Kommt der Regen, so hat ihn der Bunit herbeigeholt und man schenkt ihm zum Danke ein gutes Stück Rindvieh. Wenn aber der Regen nicht fallen will, dann findet der Heuchler tausend besondere Entschuldigungen und Ausflüchte, er gibt die Schuld verschiedenen Umständen, nicht selten der Ungläubigkeit und Verderbtheit des Volkes selbst, das ihn dann durch Gaben von anderen Ochsen und Schafen zu beschwichtigen sucht. Der Cogiur Cacum aus Delen, sehr bekannt in unserer Mission — er fand ein so furchtbares Ende unter der Mahdi-Herrschaft — besaß eine große Geschicklichkeit in solchen Reden an seine Nubier. Mit ähnlichen Künsten gelingt cs den schlauen Kerlen meistens, die Leute hinzuhalten in Erwartung, bis dass wirklich Regen fällt. Diese Regenmacher sind übrigens sehr erfahren im Errathen der Witterung durch Beobachtung der klimatischen und astronomischen Erscheinungen. Aber manchmal laufen sie auch ernstlich Gefahr. Wenn nach langem Beschwören und Erwarten der versprochene Regen nicht kommt und die Feldfrüchte durch die Dürre zu verderben beginnen, dann verliert das Volk sein Vertrauen aus die Kunst dcS Weisen und — die Geduld, cs erhebt sich in Masse gegen den Betrüger, raubt ihm sein Vieh und verzehrt cs gemeinsam. Und wenn es ihm nicht gelingt, sich durch die Flucht zu retten, wird er selbst ein Opfer der Volkswuth. Die Wüthenden schlitzen ihm den Bauch mit Lanzen auf, um daraus, wie sic meinen, den zurückgehaltenen Regen hervorzuholen. Fast jedes Jahr kommt so ein Bunit bei den Bari auf diese schreckliche Weise ums Leben. Unsere Mission in Goudokoro hatte bei ähnlichen Vorkommnissen seinerzeit viel zu leiden. Wenn die Bunuk in Verlegenheit sind und keinen Regen schaffen können, geben sie der Mission die Schuld und sagen, dass die Gegenwart der weißen Männer, oder die großen Feuer und die Rauchwolken, die aus ihren Backstein-essen kommen, oder ihre bcrgcshohen Mauern und Häuser die Wolken fernhalten und den Regen verhindern. Ein Bunit endlich beschuldigte sogar das im Hof der Mission errichtete Kreuz. Mehrmals war die Mission und selbst das Leben der Missionäre in Gefahr, bis der hochwürdigste Herr Knoblecher eines Tages, da die Eingeborneu die Mission anzugreifen drohten, ihnen versprach, den Gott der Christen für sie um Regen zu bitten. Er betete und ließ beten, und nach zwei Tagen fiel ein reichlicher Regen, und von da an verschwand die Furcht der Bari. Der Einfluss dieser Hexenmeister, Betrüger, Zauberer u. s. f. ist bedeutend; sie wissen sich solch Ansehen zu geben, dass sie selbst über die Häuptlinge des Landes und des Stammes herrschen. In einigen Ländern ist der Herrscher des Landes zugleich das Aus unserer Mission. 135 Haupt der oben genannten Zauberer, und dann hält er das Land in unumschränkter Gewalt. Wenn ein Unterthan . ihm nicht gehorcht oder die verlangten Gaben verweigert, verflucht er sein Vieh, Kühe, Schafe, Ziege», Hühner, oder er droht, durch Dürre das Korn seines Feldes zu vernichten. Die Furcht vor solchen Strafen führt die Widerspenstigen zum Gehorsam zurück. Bei den Bongo und Niam-Niam gibt es viele Zauberinnen, die auch mit den Teufeln in Verbindung zu stehen vorgeben. Die Zauberer und Zauberinnen machen sich gegenseitig das Feld streitig. Eine Zauberin rächt sich an ihrem Gegner, indem sie ihn verhext, und der Unglückliche eilt zu einem Zauberer, um von der Hexerei los zu werden. Unter den männlichen und weiblichen Zauberkünstlern selbst gibt es mächtigere und schwächere. Das abergläubische Volk bedient sich eines stärkeren, um von dem Uebel befreit zu werden, das ein schwächerer Zauberer ihm angethan hat. DaS arme Volk wird so in jeder Weise geängstigt und gequält; kaum hat einer sich von einem Teufel befreit, so wird ihm schon ein anderer auf den Hals geschickt, und so vertreibt ein Teufel den andern, bis der letzte, der des Todes, kommt ■— denn auch der Tod wird, wie oben bemerkt wurde, den Teufeln zugeschrieben — und ach, dieser letzte führt den armen Heiden ganz mit sich hinweg. Besonders bei den Frauen drehen sich die gewöhnlichen Unterhaltungen und Gespräche blos; um die Verhexungen, die Macht der Teufel und um die verschiedene» Hexen und Hexennieister. Hier befindet sich der Teufel wahrhaftig in unumschränkter Herrschaft, er thut ganz, wie cs ihm beliebt, er spielt mit allen und gewinnt mehr als alle. Unsere armen Neger! — Hier erwartet uns ein großes Schlachtfeld, wo lang andauernde Kämpfe ausgefochten werden müssen! Mit ganzer Seele verlangen wir nach dem Augenblicke, uns inmitten dieser unserer armen Völker zu begeben, die Teufel auszutreiben und ihnen soviele Seelen als möglich zu entreißen. Indessen, bis dass der nicht mehr ferne Tag erscheint, wollen wir unsere eifrigen Bitten an den Welterlöser richten, wie cs schon der großmüthige edle Taverius für seine Inder that, dass er sich des für unsere armen elenden Neger dargebrachten Löscgeldes erinnere und nicht mehr lange gestatte, Raub zu üben an den auch von ihm erlösten Seelen, sondern dass er ihn verjage und ankette für ewig an seinem eigentlichen Platze, nämlich im höllischen Pfuhle. Hier wollen wir auch der allgemeinen besonderen Aufmerksamkeit Erwähnung thun, welche die Schlange genießt. Im ganzen tropischen Afrika gibt es eigene Schlangenarten, unter denen die Familie der Python hervortritt mit vielen örtlichen Abarten. Wir wissen, dass die Schlange bereits ihren Platz hatte in dein Gottesdienst der alten Egpptcr. Die Giftschlange Ureo, welche heute bei den Arabern Naja haje heißt, war das Sinnbild der rächenden Macht der Pharaonen. Die Schlange Python Sebek war das Kind der Göttin Sebek. Horns, Sohn Isis' und Osiris', sieht inan oft dargestellt, wie er eine Schlange, die ein menschliches Haupt hat, durchbohrt. Den gerechten Seelen, welche nach betn Hause des Ra, Gottes der Sonne, wandern, stellen sich die bösen Geister unter verschiedenen Gestalten in den Weg. Unter andern nehmen sie die Gestalt der Schlange an. Der Antheil, den die Schlange am Götterdienst der alten Egypter hatte, tritt uns genau vor Augen in den malerischen Darstellungen der königlichen Gräber zu Theben und an anderen Orten. Man hat gehört, dass die Abessynicr vor ihrer Bekehrung zum Christenthums eine große Schlange verehrt haben, woraus, verbunden mit anderen Umständen, man ans eine gegenseitige Vereinigung des alten Egypten und des alten Aethiopien schließen wollte. Heutzutage zählen die Mohammedaner die Schlangen zu den Thieren, deren Gestalt anzunehmen die bösen Geister vorziehen. Die Galla, ein Nachbarvolk der Abessynicr, verehren die Pythonschlange, die sie für die Mutter des menschlichen Geschlechtes halten. Bei unseren Sudannegern ist die Schlangenverehrung ganz allgemein. Die Berta, Dinka, Bari und viele andere verehren vor allem die Pythonschlange, die sic mit d e m Namen eben belegen. Wie kommt aber jenes griechische Wort in aller Welt nach dem Innern Afrikas? Oder ist dieser Name vielleicht aus dem Inner» Afrikas über Aethiopien und Egypten zu den Griechen gelangt? Die Schlange, welche Dinka und Bari Python nennen, ist eine große schwarze Viper. Die Bari wollen von dieser Schlange abstainmen und nennen sie deshalb Yunkanye, d. h. die Alter-mntter. SowohlDinka als Bari opfern dicserSchlangc, sobald sie sich im Lande zeigt, einen Ochsen; das Fleisch des Opfers jedoch wird von den Schivarzen, nicht von der Schlange verzehrt. Was noch mehr ist: in ihren Wohnungen und ihnen naheliegenden Stelle» setzen sie Gefäße mit Milch bereit, die Schlangen kommen regelmäßig dorthin, um zu trinken, sie sättigen sich und thun, als wären sie daselbst znhause-Eine Schlange vernachlässigen oder beleidigen, bringt Unglück. Mit solcher Sorgfalt beabsichtigen die Ein-gcborncn ausdrücklich, sich die Schlangen geneigt zu machen, denn ihnen, als den Sinnbildern des Teufels und der böse» Geister, schreiben sie die Macht und Neigung zu, dem Menschen zu schaden. Diese Völker sorgen, dass sie einzig dem Teufel Opfer bringen. 136 Aus unserer Mission. Aus keinem anderen Grunde, als weil sie in ihr das Abbild des Teufels sehen, opfern sie der Schlange. Und wahrhaftig, seit dem Falle unserer Voreltern ist die Schlange für uns die Trägerin alles Uebels geworden, somit scheint diese Verehrung der Schlange ihre Wurzel im Sündenfalle der ersten Menschen im irdischen Paradiese zu haben. Hierin beweist sich auch der Hohn, mit dem der Teufel jene arme» Völker betrachtet: Er lässt sich von ihnen unter der Ge- stalt der Schlange anbeten, in der er ihren Fall und ihr ewiges Verderben verursachte! Neben den Zauberkünsten und Beschwörungen müssen wir noch eine Art Zeichendenterci erwähnen, wie sie Bei den Niam-Niam in zweifacher Weise üblich ist. Man lässt ein Stuck Holz, borni genannt, über eine mit Wasser begossene Holzbank herabglitschen ; man erhofft Glück, wenn das borni leicht darüber hingleitet, wenn cs sich aber irgendwie an der Bank festhängt, fürchtet man Unglück. Andere geben einer Henne Blätter einer giftigen Pflanze zn fressen. Diese ist so selten, dass man oft bis zu 15 Lasten Elfenbein dafür zahlt. Stirbt die Henne, so gibt es Unglück, ertrügt sie dagegen das Gift ohne Schaden, so geht alles gut. In Ermangelung dieser Pflanze, die Bengie heißt, hält man die Henne mit dem Kopfe unter Wasser, und wenn die Henne das einige Zeit verträgt, stehen die Dinge gut, erstickt sie indessen, so hat man Unheil zu fürchten. Die Zeichendeutekunst mit borru und Henne leitet jede Unternehmung der Niam-Niam. Krieg, Kauf und Verkauf, Eheschließung, nichts kaun unternommen werden, ohne das Zeichen befragt und günstig befunden zu haben. Die Cögiur (Zauberer) der Nuba üben andere Künste, um die Zukunft vorherzusagen. Nun gelangen wir zu dem Glauben bezüglich der Herkunft des Menschen und seines Zieles. Die Herkunst eines gewöhnlichen Vaters ist wenig bekannt. Jedes Volk rühmt sich des eigenen Vorfahren. Die Schyluk verehren N yocoin als ihren Stammvater, sie sagen, er zeige sich unter der Gestalt eines kleinen, hässlichen Thieres auf einem Baume. Von ihm erbitten sie Regen und reichliche Ernte. Was die Bari anbelangt, so haben wir schon erfahren, dass sie vorgeben, von einer schwarzen Viper abzustammen, die sie deshalb Großmutter nennen. Auch die Galla erkennen in der Schlange ihren ersten Vorfahren. Die Berta glauben, vom Kameclc abzustammen und andere von anderen Thieren. Ein trostreicher Glaube herrscht bei den Dinka; sie haben eine Fabel über den ersten glücklichen Zustand des Menschen und seinen Fall. Hier ist sie: „Gott schuf alle Menschen gut und sie lebten bei ihm in seinem Hause. Dann wurde aber ein Theil der Menschen schlecht und Gott ließ sie mittels eines Strickes zur Erde hinabsteigen. Die Guten konnten mittels des Strickes wieder zu ihm hinaufkommen, wo sie Tänze hielten und Bier fanden und voller Freude waren. Aber mit der Zeit riss der Strick, und von da an konnte niemand mehr zum Hause Gottes gelangen, daS den Menschen verschlossen war." Die Kyc fügen hinzu, dass ein blnngcfiedertes Vöglein, Atoingnenic genannt, den Strick mit seinem Schnäblein zerpickt habe. Seltsam ist die Fabel, durch die die Kyc die Verschiedenheiten der menschlichen Leibesfarben erklären. Als die Schwarzen zum erstenmale weiße Menschen unter sich erblickten, erstaunten sie darüber nicht weniger als die Weißen in Europa beim ersten Erscheinen eines Negers. Einige nennen die Weißen geschundene "Neger. Die Kyc erklären es so: Zuerst schuf Gott alle Menschen weiß. Dann schickte er welche in ein reines, sauberes Land, diese blieben weiß, die anderen kamen in schmutzige Gegenden und diese wurden schwarz. Es gibt noch eine andere Erzählung, die also lautet: Anfangs waren alle Menschen weiß, eine der ersten Mütter hatte zwei Kinder, eins von denen war ungehorsam und ermangelte der gehörigen Achtung ihr gegenüber. Um es zu bestrafen, that es die Mutter in ein großes rauchgeschwärztes Gefäß. Es geberdete sich dort rasend, stieß rechts und links an, und da es die Mutter befreite, siehe, da kam es heraus ganz mit Ruß bedeckt, und die schwarze Farbe haftete ihm an für immer. Es wurde der Stammvater der Neger. Man kann in dieser Erzählung vielleicht einen bestätigenden Anklang an die biblische Thatsache der Unehrerb sttigkeit Cham's an seinen Vater Noah finden. Eham ist der Stammvater der Neger, getroffen von dem väterlichen Fluche: „Verflucht sei der Knabe Cham". Somit würde die schwarze Farbe die Folge einer Strafe sein. Wie denken nun die armen Heiden über den Tod und das zukünftige Leben? Wenn man einen Bari fragt, was wird nach dem Tode mit uns sein, antwortet er: Nach dem Tode gibt cs weder Hunger noch irgend ein Leid. Die Dinka haben darüber ein Lied: „An jenem Tage, da Gott alle Dinge schuf, Schuf er die Sonne; Und die Sonne geht auf und unter, sie kehret zurück. Er schuf den Mond: Und der Mond geht auf und unter und kehret wieder. Er schuf die Sterne. Die Sterne gehen auf und unter und kehren wieder. Er schuf den Menschen. Und der Mensch erscheint, über die Erde schreitet sein Fuß, doch nimmer kehret er wieder." Aus unserer Mission. 137 hinein Brief des hochw. I‘. W datiert D mb er man, 28. März, entnehmen wir folgende bemerkenswerte Angaben über die fortschreitende Entwicklung des Sudan: Verschiedenen Reisenden und Forschern ist cs in letzter Zeit gelungen, die lange Reise vom Cap der guten Hoffnung nach Alexandrien glücklich zurückzulegen. sich hier ein gewisser Herr- Letzten Monat hielt Lionel Deklü auf, der tut Auftrage des „Daily Telegraph" die großartige Reise von einem Ende des schwarzen Continents bis zum andern übernahm und zu ihrer Vollendung nur noch die Strecke Chartum — Alexandrien zu bestehen hat. Derselbe „Daily Telegraph" hatte schon im Jahre 1878 M. Stanley mit einer Expedition durch den schwarzen Erdthcil betraut zum Zweck der Lösung des bis dahin existierenden Nilguellen-problems. Stanley entdeckte auf dieser Gleise den oberen Congo, hiemit der Colonisation ein neues Feld eröffnend. Herr Dekle; hat sich längere Zeit hier anfgehaltcit, um die neue Verwaltung des Sudans kennen zu lernen, wie auch, um zu sehen, was für Aussichten sich für Colonial- und HandelsuntcrnehmunMt bieten. — Der Herr, der sich im Sudan wohl umgesehen, gesteht, dass die neue RcgiMing schon ganz Großes geleistet habe. Auch den gesteigerten Anbau der vor zwei Jahren noch fast gänzlich verlassenen 9tihifa-und die Einrichtung umt zahlreichen Schöpfvorrichtungen auf Kosten der Regierung konnte .Herr Dekle; con- Lntwicklung int Sudan. Banholzcr, stotteren. Die Wegschaffung des „Sudds" bezeichnet er als die größte der in so kurzer Zeit im Sudan geleisteten Arbeiten. Diese Unternehmung kann nur genügend würdigen, wer weiß, dass die Sudds keine gewöhnliche Ansammlungen von Schilfkräutcrn sind, sondern ganz gewaltige Dämme von 12—15 Fuß, deren Oberfläche so fest ist, dass. Scharen von Elephanten, ohne Gefahr, zu versinken, darüber passieren können. Ein christliches Itcgcrmädchcn. Infolge des Schnittes dieses Riesenunkrautes ist der Fluss dort oben breiter geworden und eine neue Ansammlung der Sudds in Quantitäten wie zuvor ist nicht leicht wieder möglich, weil man nun innerhalb 24 Stunden große Massen desselben abzuschneiden vermag. Die Regic-rungsdampfer legen die Strecke Chartum-Gondokoro (1200 Meilen) in zehn Tagen zurück. Die Aufgabe, an deren Lösung nun eifrig gearbeitet wird, ist, dem Nil einen stärkeren Lauf zu verschaffen und ihn so an der Ueber-schwcinmung dcr beidcn Ufer deS Baher cl Zazal zu hindern, welche auf eine Ausdehnung von 200 Meilen sich in Seen verwandeln. Diese Seen (Lagunen) absorbieren mehr als halb soviel Wasser, als durch die Verdunstung verloren geht. Könnte dieses Wasser dem Nil erhalten bleiben, so würde das Niveau in Aegypten bedeutend steigen, jedenfalls um drei Fuß, zum Segen des Landes und des Handels. Die Nilttfer, meint Herr Deklck, seien fast durch-iveg gut, verschiedene Meilen ins Land hinein, und 138 Ein Neger für die Sache der Neger. bedürfen nur der Bewässerung, mit eine Fruchtbarkeit ohnegleichen aufznweiscn. C h a r t u m bedeckt sich förmlich mit Palästen und eine neue Stadt beginnt auf den Trümmern der alten rasch zu erstehen. Kenner der Verhältnisse meinen, Chartum werde eines Tages Kairo an Schönheit und Wichtigkeit übertreffen. — Eisenbahn und Telegraph vom Cap nach Kairo sind nunmehr kein einfacher Traum mehr, sondern nur noch eine Geldfrage. Der Captelcgraph ist schon in lljije angelangt, und wenn seine Verbindung mit Kairo fertiggestellt sein wird, was in zwei Fahren der Fall ist, kann der Telegraphentarif von jetzt um die Hälfte vermindert werden. Was die Eisenbahn anbe- langt, so ivird sie die Districte, durch welche sie passiert, bevölkern und ganz Afrika Arbeit verschaffen. Dcklö meint dann, dass der Despotismus des Mahdi und des Kalifen insofern als eine Wohlthat für den Sudan sich erwiesen habe, als er alles zerstörte und wegfegte und so die gegenwärtige Regierung instand setzt, das Werk der Wiederordnung und Belebung ganz von neuem und nach den besten Erfahrungen in Angriff zu nehmen. Was in den letzten drei Jahren geschehen ist, soll der Grund sein für die künftige Ausgestaltung des Sudans, und bei der Energie und Zähigkeit der Engländer ist nicht daran zu zweifeln, dass sie ihre Aufgabe gut lösen. Lin Keger für bic Sache öer Neger oder „Meine Bruder, die Neger in Afrika." Ein ernstes Wort an Europas Christen von P. Iaiiict Sorur Zcharim Den, zu Kairo (f am 11. Jänner 1901). afrikanische Frage beschäftigt heute alles: I Politik, Wissenschaft, Handel und Religion j hält sie in Spannung. Seit Anfang unseres Jahrhunderts wurde der Ruf nach einem gemeinsamen Eintreten für Afrika lauter und latiter, und der energische Anstoß, welchen endlich Cardinal L avi gcric der religiösen und politischen Welt gegeben hat, wird für die Geschichte der Wiedergeburt des schwarzen Welttheils von epochemachender Bedeutung bleiben. Der Kreuzzug,? den er gegen die Menschcnhändlcr predigte, gegen jene Jünger des Propheten von Mekka, welche durch ihre fortgesetzten Raubzüge das afrikanische Festland um mehr als den dritten Theil entvölkert haben, fand im Herzen des civilisierten Europa, insbesondere in den katholischen Ländern, freudigen Anklang. Seine Eminenz hat damit aber nur ausgesprochen, was alle Missionäre seit langer Zeit gewünscht, und was gelehrte unerschrockene, wahrhaft humane Forscher von dem Augenblicke an verlangt hatten, als sic sich mit eigenen Augen von den Greuelthaten überzeugen konnten, die der Islam gegen die wehrlosen Negerkinder verübte. Gebe Gott, dass sich die freudige Hoffnung auf ein baldiges Erwachen der Negervölker zum Lichte des Evangeliums, der einzigen Quelle wahrer Gesittung und Freiheit, erfüllen möge! Gewiss eine schöne Aussicht, aber schwierig scheint ihre Verwirklichung. Nun ist cs aber bei jedem wichtigen Unternehmen von größter Bedeutung, einen Operationsplan zu entwerfen, was ohne die genaueste und eingehendste Kenntnis des Terrains, auf dem man sich zu bewegen hat, nicht möglich ist. So schien cs mir beim geboten, die gebildete Welt, Geistliche und Laien, zn ernstlichem Studium der Personen und des Schauplatzes, sowie der Umstände einzuladen, welche ans die Lage der Neger in Afrika von günstigem und ungünstigem Einfluss sind, um so das vorgesteckte Ziel leichter erreichen zu können. Selbstverständlich kann cs nicht meine Absicht sein, Männer belehren zn wollen, die durch langjährige apostolische Wirksamkeit unter den Negern sich reiche Erfahrungen und Kenntnisse über die Verhältnisse gesammelt haben. Indes haben die bei der Missionierung und Civilisicrung der Neger zutage tretenden Schwierigkeiten manche zu ganz nachtheiligen oder doch wenig günstigen Urtheilen bezüglich der schwarzen Rasse veranlasst, weshalb ich mich in dieser Schrift bestreben will, den Neger und seine gegenwärtigen Verhältnisse so zu schildern, wie sie nach meinem Dafürhalten wirklich sind. Ich gestehe, dass diese Aufgabe über meine flriifte Ein Neger für die Sache der Neger. 139 geht, und hätte ich mich nicht daran gemacht, wenn ich nicht als Sohn der Wüste, nunmehr durch die Gnade Gottes und die barmherzige Liebe des katholischen Europa Christ, Katholik, Priester und Missionär geworden, es für eine heilige Pflicht des Patriotismus gehalten hätte, meine Ansicht öffentlich auszusprcchen, damit endlich so manche sonderbare Vorurteile gegen die Schwarzen, meine Brüder, beseitigt würden. Während der kurzen Zeit meines Aufenthaltes unter den Europäern hatte ich häufig Gelegenheit zu beobachte», wie man dort über die Negerrasse urtheilt. Es finden sich da vielfach ganz ungünstige Ansichten über dieselbe. Vielfach sogar will man cs nicht glauben, dass der Neger fähig sei, in jeden. Zweig menschlichen Wissens unterrichtet zu werden. Andere gehen noch weiter; sie rathen allen Ernstes denjenigen, welche sich jener armen, verlassenen Geschöpfe mit Aufopferung ihres Lebens annehmen und sie durch Predigt und Unterricht aus geistigem und leiblichen Elend zu befreie» suchen, von diesem edcln Werke ab. Zu,» Theile beruft mau sich dabei auf die allerdings nicht geringen Schwierigkeiten, die bei der Erziehung der Neger sich ergeben, geht aber dabei von der gänzlich falschen Voraussetzung aus, als ob diese Schwierigkeiten, die bei der Erziehung der Neger sich ergeben, in der Natur des Negers lägen. Wieder andern ist es gar nicht ernstlich um die Verbesserung der Lage der unglücklichen Negerstämme zu thun, sondern sie gebrauchen aus ganz andern als religiösen und humanitären Gründen die Civilisicrung und Christianisierung derselben gleichsam nur als Aushängeschild, um ihre eigene» selbstsüchtigen Zwecke zu verfolgen. All diese Leute stimmen i» ihrem Urteil darin überein, dass der Neger eigentlich nicht wert und nicht fähig sei, zu», Christenthum und zur Cultur erzogen zu werden. Ja, cs liegt die Zeit nicht so weit hinter uns, wo Gelehrte, ohne zu lachen, den Neger als eine Mittel-stufe zwischen Affen und Menschen ansahen, und gar nicht so lange ist es, dass einige in gewissen Stämmen in, unerforschten Innern die lebendigen Exemplare der dem Vierhänder ganz nahestehenden kaum Mensch zu nennenden Geschöpfe gefunden zu haben glaubten. Glücklicherweise ist die Blütezeit dieses darwinistischeu Unkrautes vorüber. Ich sage nun: Die schwarze Rasse ist ebenso intelligent als andere Rassen der großen Familie des Menschengeschlechtes, und sie erweist sich als culturfähig, sobald sie nur Mittel und Gelegenheit zu wissenschaftlichem, religiösem und ge,verblichen, Unterricht findet. Dies i» Abrede zu stelle», wäre ebenso willkürlich, als die andere Behauptung, die Negerrasse sei bestimmt, aus der Reihe der Völker zu verschwinden. Der eigentliche Grund einer derartigen Geringschätzung des Schwarze» liegt darin, dass er in Religion, Industrie, Kunst und Wissenschaft thatsächlich weit hinter anderen Rassen und Völkern zurückgeblieben ist. Indes wird kein Kenner der Geschichte leugnen können, dass alle Völker sich einmal in einem niedrigen Zustande befunden haben. Selbst Europa, das unter allen Erdtheilen in Kunst, Wissenschaft und allgemeiner Bildung die erste Stelle einnimmt, war einst nichts anderes als ein Labyrinth von Irrthum und Aberglauben, der Schauplatz von Lastern und Greueln. Manche Schlechtigkeit kommt bei den Negern nicht einmal in demselben Grade vör, wie bei anderen heidnischen Völkern der alten und neuen Zeit. Jenen hohen Culturgrad, dessen Europa sich erfreut, verdankt cs weder der heidnischen Philosophie noch der heidnischen Moral, die in einer üppigen Venus, einer eifersüchtigen Juno und in Jupiter, dem ausschivcifenden Göttervater, personifieiert erscheint, einer Moral, die sich in den lukullischen und unsittlichen römischen Gastmählern, in den schändlichen öffentlichen Spielen der Luperkalien hinreichend charakterisiert. Es verdankt sie vielmehr jener Religion, welche die Gefühle der Gottesfurcht, der Ehrfurcht gegen Eltern und Vorgesetzte, der Achtung des Nächsten „»vertilgbar in unsere Herzen gepflanzt hat. Christus ist cs, der dem Menschen die untrüglichen und unabänderlichen Gesetze der Gerechtigkeit, Ehrbarkeit, Heiligkeit, Wahrheit und Schönheit, der natürlichen und übernatürlichen Tugend gegeben hat. Er gießt über seinen geheimnisvollen Leib, die Kirche, himmlische Gnade und Weisheit aus, mittelst deren er die erhabensten Tugenden in die Herzen der Völker zu pflanzen wusste. Der zurückgebliebene Zustand der Negerrasse darf nicht aus ihrer inneren Natur erklärt werden. Die zahlreichen, theils schon bestehenden, theils neu ins Leben tretenden Missionen in Afrika beweisen klar, dass man an der intellektuellen und religiösen Bildungsfähigkeit des Negers nicht zweifeln darf. Betrachten wir einmal den Neger im Heidenthume und daun im Christenthume. * * * Eine der wichtigsten Ursachen des gesunkenen Zustandes unserer Rasse ist der M angel au g c i st iger und sittlicher Ausbildung. Der Neger hat i u seiner Heimat durchaus keinen Sinn für Entwicklung der geistigen Anlagen. Nicht als ob diese ihm fehlten, sondern einzig deshalb, weil er niemand 10* 140 Ein Neger für die Sache der Neger. hat, der ihn unterrichtet, weil er nirgends die Mittel findet, sich unterrichten zu lassen. Unter diesen llm-ständen ist es ihm freilich unmöglich, seine Geisteskräfte auszubilden. Nun aber nimmt man es als eine ausgemachte Sache an, dass der Unterricht, welcher sich' zuerst an den Verstand wendet, nach und nach auch den Willen veredelt, weshalb der Ungebildete in Bezug auf Anstand und feine Sitte hinter den Gebildeten mehr oder weniger zurücksteht. Nehmen wir ein Beispiel aus europäischen Verhältnissen;' stellen wir einen hochgebildeten Gelehrten einem ganz ungebildeten Bauersmann gegenüber. Beide sind mit geistigen Anlagen ausgerüstet, aber der eine konnte sein Talent ausbilden und verwerten, weil ihm der Reichthum seiner Familie, die guten Schulen seiner Vaterstadt und tüchtige Lehrer dazu halsen; dem anderen dagegen machte cs der Mangel an Geldmitteln wie an Schulen unmöglich, aus seiner natürlichen Begabung Nutzen zu ziehen. Ich frage nun: Dürfen wir den armen Bauersmann deswegen für bildungsunfähig erklären, weil er keine Gelegenheit hatte, höhere Schulen zu besuchen? lind seine Unwissenheit sollte für uns ein hinreichender • Grund sein, denselben für eine von N a t u r aus weit niedriger stehendes Wesen zu halten als jenen Gelehrten? Ein ganz ähnliches Verhältnis besteht aber zwischen dem Neger und dem amüsierten Europäer. Die Pflege des Verstandes allein macht indes den Menschen noch nicht wahrhaft gebildet. Dazu sind zwei Dinge absolut nothwendig : Wissenschaft und Religion. Die erstere ist nothwendig, insofern der Mensch sich. mittelst ihrer befähigt, der Gesellschaft zu dienen, deren Glied er ist. Der letzteren dagegen bedarf er, damit sie ihn die Wege der Gerechtigkeit führe und ihm stets die Pflichten gegen Gott und den Nächsten vor Augen stelle; die Pflicht der Anbetung und des Gehorsams gegen Gott als seinen Schöpfer und Herrn, und die Pflichten der Liebe und Gerechtigkeit gegen die Nebenmenschen, seien es Vorgesetzte, Gleichgestellte oder Untergebene. Dem Neger mangelt aber nicht bloß intcllcctuellc Bildung, sondern auch jene Religion, welche allein den Menschen wahrhaft gerecht, sittlich und human macht, nämlich das Christenthum. Die alte heidnische Welt mit all ihrer Wissenschaft und al? den verschiedenen Religionssystemcn, an denen gewiss kein Mangel war, vermochte kein wahrhaft gesittetes und gerechtes Volk aufzuweisen, wie solche später die Lehre und Moral Christi zustande brachten, eine Moral, die zwar schon vom Schöpfer im An--fang der Geschichte ins Herz des Menschen geschrieben war, aber in dem Maße sich allmählich verwischte, als die sinnlichen Leidenschaften die Oberhand über den Geist gewannen. Allerdings gab es nichtchristliche Völker, die civili-siert waren, ja, es gibt heute noch solche, z. B. Chinesen, Japanesen. Könnte cs nun beim Neger nicht auch so sein? Aber welcher Art ist oder war denn die Civilisation jener nichtchristlichen Völker? Sic hat meist ein ganz äußerliches, materielles Gepräge. Zweifellos gieng die Cultur der Chinesen und Inder der europäischen um Jahrtausende voraus. Aber wie aus langem Schlaf stand endlich Europa auf, schritt von Jahrhundert zu Jahrhundert fort in Kunst und Wissenschaft, Gewerbe und Handel, organisierte und vervollkommnete das ganze politische und sociale Leben, und durcheilte wie im Triumph die Zeiten bis zum heutigen Tag. Was war wohl die Ursache dieses wunderbaren stetigen Fortschrittes der europäischen Nationen? Ohne Zweifel ihre Intelligenz im Verein mit ihrer Energie. Niemals jedoch hätte Europa seinen hohen Bildungsgrad ohne das Christenthum erreicht. Dieses war das belebende Element, das den Geist erleuchtete und die Leidenschaften bändigte, das Herz. für alles Gute und Schöne begeisterte und den Verstand für die Aufnahme der Wahrheit empfänglich machte. Man wird nicht leugnen, dass die verrohten, tief herabgcsunkenen Negerstämme in Afrika einst in Religion und Cultur viel höher standen als jetzt. In Bezug auf Kunstfertigkeit, Gewerbe, Ackerbau und sociale Einrichtungen lässt sich vielfach nachweisen, dass vor nicht so langer Zeit mancher Stamm einen höheren Standpunkt eingenommen hat, und dass der Niedergang der materiellen Cultur und der Moralität hauptsächlich erst dem Eindringen des Araberthums zuzuschreiben ist. Was die Religion betrifft, so gilt auch hier die Ansicht des alten Plutarch, dass mau kein Volk ohne Glauben an Götter finde. Auch bei uns Negern blieb »och eine Spur der Uroffcnbarung, der Glaube au ein höchstes Wesen, an den einen Gott. Bei den Dinka, um ein Beispiel anzuführen, glaubte man au den „Dcn-Did", d. h. „den allwissenden Gott" (Den = wissen, Did — groß, alles) und betet im Jahr einmal zu ihm. Von den religiösen Ceremonien nämlich, deren ich mich noch erinnere, gibt es eine Art Segnung der ersten Früchte. Diese besteht darin, dass niemand von der ganzen Familie, selbst die kleinen Kinder nicht ausgenommen, von den neuen Früchten genießet, bevor nicht der Väter oder in dessen Abwesenheit die Mutter von denselben über den ganzen Hofraum gestreut hat unter Anrufungen um den Schutz Dendids über die ganze Familie mit den Worten ; „O du, der du uns und Die Zwergvölker Afrikas. 141 diese Früchte erschaffen, segne uns und diese Früchte!" Ich hatte einmal jenes Fastcngebot übertreten. Es dauerte jedoch nicht lange, so fühlte ich auch schon die Strafe für diese meine erste Sünde. Dem Vater war nämlich meine Abwesenheit aufgefallen, und da er ans der Scheu, mich ihm zu nähern, das Vergehen bald errathen hatte, zauderte er nicht, meine Beichte abzuverlangen. In gütiger und sanfter Weise, damit ich ihn nicht belüge, nahm er mich bei der Hand und fragte mich, wo ich denn die Frucht genommen hätte. Vertrauend ans die väterliche Güte, führte ich den Vater zum Orte meines Diebstahls. Der Vater aber hatte schon eine Ruthe an der Seite verborgen, und als wir auf dem Platze angelangt und der Vater von meiner Schuld sich überzeugte, machte er nach einer heilsamen Ermahnung, dass ich, nie mehr vor der angedeuteten Segnung der neuen Früchte solche anrühre, auch Gebrauch von der mitgebrachten Ruthe. Durch die Abschließung von der übrigen Welt und andere ungünstige Umstände sind die Kinder Afrikas, nachdem einmal der reine Glaube verloren war, immer weiter entartet, immer mehr abwärts geführt morden, bis sie endlich im Verlauf der Jahrhunderte auf die niedrigste Stufe der Religion hcrab-sanken, zum Fetischdienst. (Fortsetzung folgt.) Die Zwergvölker Afrikas. fi^ie Hottentotten wohnen in Hütten, die halbkugel-förmig sind und 4—5 Meter im Durchmesser und l'/s—2 Meter Höhe haben und großen Bienenkörben gleichen. Die einzelnen Hütten stehen im Kreise herum und bilden ein Dorf, welches nach Holländcrart Kraal genannt wird. Die Hanptöffnung mit Hanse ist an der Ostseitc angebracht und mit einer Kuhhaut verhängt. Etliche Kisten nehmen Kleider, Nahrungsmittel, Werkzeug, Essgeschirr u. s. w. auf. In der Mitte der Hütte befindet sich ein Herd; ein Rauchfang ist aber nicht vorhanden. Im Kapgebiet besitzen schon viele Hottentotten regelrecht gebaute Häuser. Was die Bekleidung betrifft, so ist diese mehr ausgebildet als bei den Buschmännern. Freilich gehen auch hier die Kinder in den ersten Lebensjahren vollständig nackt umher. Später erhalten Knaben und Mädchen einen aus Leder gefertigten, mit Troddeln, Perlen und Schnüren reich verzierten Leudcnschurz, von dem hinten ein größerer Lappen herabhängt. Darüber kommt ein aus Schaf- und Schakalfellen zusammengesetzter Pelzmantel, im Winter die Haare nach innen, im Sommer nach außen gekehrt, der nachts zugleich als Decke dient. Der Kopf des Mannes bleibt unbedeckt, während die Frau eine Art Mütze trägt. Die Männer tragen auf Reisen plumpe Sandalen aus ungegerbtem Leder, die Frauen gehen stets barfuß. Fuß-, Arm-, Ohren- und Fingerringe aus Knochen, Elfenbein, Perlen, Messing und «.Schluss.) anderen Stoffen sind beliebte Schmncksachen. Den Körper schmieren sie mit allerlei Fcttsnbstanzen ein: die Weiber bemalen sich das Gesicht mit rother Erde oder mit Kohlcnpulver. In der Nähe europäischer Eolonisten haben die Hottentotten die europäische Kleidung angenommen: so tragen die Frauen dicke Röcke aus Kattun oder gegerbtem Leder, die Männer Hosen ans denselben Stoffen und breitkrämpige Hüte. Da die Hottentotten zumeist Viehzüchter sind, so besteht ihre Hauptnahrung aus saurer Milch, die sie in Kürbisflaschen aufbewahren. Nur selten vergönnt sich der Hottentott ein Schaf, oder gar ein Rind. Dafür liefert die Jagd manches in die Küche, denn der Hottentott genießt außer Schweine und Hnscn-fleisch alles. Zum Ackerbau aber ist er zu faul: daher begnügt er sich aus dem Pflanzenreich nur mit einigen wild wachsenden Wurzeln, Körallengewüchsen, einer Art Kartoffeln, Gurken und Wassermelonen. Als Erregungsmittel dient ihnen die Dacha, der wilde Hanf, den sie mit Tabak vermischt aus Pfeifen rauchen. Doch sind die Folgen desselben sehr zerstörend, vielleicht noch schlimmer als die des Opium-rauchens. Es stumpft die Dacha nicht bloß die Geisteskräfte ab, sie verheert auch die Leibeskräfte bei Männern und Frauen. Sic verstehen das Honigbier und aus süßlichen Beeren einen Branntwein zu bereiten, und sind dem Genuss der Spirituosen stark ergebe», so dass dieser Hang eine mächtige Ursache ihres langsamen Aussterbens sein mag. 142 Die Zwergvölker Afrikas. Während die Buschmänner nur iu Familiengrnppcn leben, hak sich bei den Hottentotten ein Stammcs-untcrschied mit patriarchalischer Regierung entwickelt. Jeder Staunn zählt eine Anzahl Geschlechter, jedes Geschlecht zerfällt in mehrere Familien. Jede Familie hat ihren Vorsteher oder Aeltesten, während einer von diesen die Oberhoheit über alle zum Stamm gehörigen Abtheilungen besitzt. Bei außergewöhnlichen Unternehmungen werden die Unterthanen zur Steuerpflicht herangezogen. Der Häuptling erhebt Tribut von jedem Reisenden, von jedem Händler, der in seinem Gebiete seine Waren absetzen will. Er übt auch Justiz, bei der körperliche Züchtigung häufig in Anwendung kommt. Berüchtigte Individuen werden sogar des Landes verwiesen. Rangunterschiede bestehen nicht nur unter den verschiedenen Classen der Besitzenden, sondern vor allem auf den verschiedenen Altersstufen. Jüngere Leute sind verpflichtet, den Stoteren Liebesdienste aller Art zu erweisen; in Gesellschaften dürfen nur Gleichalterige znsammensitzen. Der zu reden begonnen hat, darf nicht unterbrochen werden. Blutsverwandte dürfen keine Ehe schließen; das Kind erhält eine fürsorgliche Pflege. Im allgemeinen kommen die Mädchen, die stets unter der Obhut der Mutter bleiben, früher zu körperlicher und geistiger Reife als die Knaben und ist auch die Volljährig-keitserkläruug der Mädchen mit einem besonderen Feste verbunden. Das Mädchen wird in einen verzierten Pelz gekleidet, dann folgen einige cercmoniclle Förmlichkeiten und zuletzt ein feierlicher Familien-schmaus. Die Ehen werden nach Herzensneigung eingegangen; die jungen Eheleute find gehalten, zwei Jahre lang in dem Heim der Braut zu wohnen. Polygamie kommt nicht vor; die Stellung der Frau ist keineswegs gedrückt; ist der Mann nicht zuhause, so führt die Frau das Regiment. Zur Zeit der Entdeckung waren die Hottentotten Viehzüchter. Ihre Hansthiere bestanden aus Schafen, Hunden und Rindern. Im klebrigen scheut der Hottentott außer dem Waidmannsgeschäft eine jede Arbeit. Der Handwerksmann gilt ihm für einen Sclaven. Nur die nöthigsten Theile seines Haushaltes verfertigt er selbst, und dann auch nur, wenn er muss. Die Männer machen sich Pulverhörncr, schneiden Pfeifen aus Scrpentinstein, gerben die Felle, drehen lederne Ziehsträngc und Peitschcnschnürc, verfertigen hölzerne Löffel, Wasser- und Milchgefäße, behauen Hölzer zu Jochen, auch versuchen sie die zerbrochenen Theile ihrer Schießgewehre zu ersetzen. Die Frauen beschäftigen sich mit Klcideruähen und Flechten von Binsenmatten, mit denen die Hütten bedeckt werden. Die Waffen bestanden ehedem aus Wurfkculcn, Bogen und Pfeilen; jetzt besitzen die meisten schon Schießgewehre. Reben Jagd wird in den Küstengegenden auch Fischfang getrieben und zwar mit Angeln und Netzen. Der Charakter der Hottentotten wird von den Reisenden sehr verschieden beurtheilt. Nach Kolbe sind sie ehrlich, nicht ausschweifend, treu und gastfreundlich; er behauptet, cs gebe auf der Welt kein freundlicheres und gastfreieres Volk. Nach dem Missionär Olpp sind sic dagegen in seltenen Füllen ganz zuverlässig. „So großherzig sie sind im Begehren, so bereitwillig sie vor uns stehen im Versprechen, so ungeduldig werden sie, wenn ihre Lust unbefriedigt bleibt. Egoismus, Geiz und Habsucht sind bei ihnen stark entwickelte Eigenschaften." „Dabei können sic," sagt wieder Wangemann, „Freundlichkeit durchaus nicht vertragen. Schenkt man einem Hottentotten etwas, so darf man statt des Dankes sicher darauf rechnen, dass er einige Grade hoch-müthigcr und dafür dann gelegentlich unverschämter wird." Die geistigen Fähigkeiten der Hottentotten sind nicht gering. Ihr Scharfsinn ist nach Olpp bewunderungswürdig ausgebildet. Sprachen erlernen sie mit großer Leichtigkeit und reden diese ganz correct. Bei allen öffentlichen Gerichtsverhandlungen zeigen sie sich in allen forensischen Künsten bewandert. Ihre dichterischen Leistungen, namentlich in den Thierfabeln, veranlassten Peschel, ihnen unter den Halbculturvölkcru eine möglichst hohe Stellung einzuräumen. Ihre Sprache hat eine so hohe Entwickelung, dass sie nach Martin Hang auf die Berührung mit einem civilisierten Volke schließen lässt. Das Jahr wird nach 14 Monden gerechnet, für welche sie eigene Namen haben. Die Hottentotten sind meist heiterer Laune, lieben die Geselligkeit, lachen und scherzen gerne. „Der leicht erregbare Hottentotte," sagt Hugo Hahn, „hat bekanntlich Talent für Musik; doch ist seine Stimme dünn, wenn auch sonst harmonisch. Er liebt aber die weichliche, aufregende Musik." Ihre beliebtesten Unterhaltungen sind Tanz und Schmaus. Der Neumond ist ihr Lieblingsgestirn und bei Vollmond führen sie ihre Tänze aus nach dem Klange der Flöte oder einer Ssrt Geige. Die Hottentotten glauben an einen Gott, der alles Bestehende erschaffen hat, keinem Menschen etwas Böses zufügt und über dem Monde wohnt; er heißt (lunja Tiqiioa, was soviel bedeutet, wie Gott der Götter. Der Mond gilt ihnen für eine geringere Gottheit. Sie glauben auch an ein anderes Leben, obwohl häufig das Gegentheil behauptet wurde. Dieser Glaube ist daraus ersichtlich, dass sie ihre Line fiomntomnbüm. 144 Die Zwergvölker Afrikas. verstorbenen Großen ehren. Gelegentlich, wenn sic an betn- Grabe eines „Alten" vorübergehen, legen sie die eine Hand in den Nacken, werfen einen Stein oder Reisig auf den Hügel und bitten um Gesundheit, viel Kinder, viel Rinder und Kleinvieh. Ferner wenn der Herr eines Hanses stirbt, so lassen sie sein Hans sammt allem was darin ist, stehen, damit er, wenn er wiederkommt, sein Haus beziehen und das ©einige antreffen könne. Sie glauben nämlich, die Seele deS Verstorbenen begebe sich mit ins' Grab und sei fähig, beliebig ans demselben hervorzugehen, namentlich als spuckender Geist. Sie glauben auch an einen bösen Geist, den sie Tnquca nennen. Nicht minder sest eingewurzelt ist der Glaube an Zauberei. Zaubermacht besitzen nicht nur die Geister der Verstorbenen, sondern auch lebende Menschen. Unglücksfälle, Tod und Krankheit werden überhaupt von Zauberei und bösen Geistern abgeleitet, denen man durch Beschwörung und Amulette zu begegnen suchte. Dies ist vornehmlich das Geschäft der Zauberer, die nicht nur Regen machen können, sondern auch imstande sind, durch Zaubersprüche, Reiben und Kneten alle möglichen Gegenstände aus dem Körper des Leidenden zu entfernen. Aberglaube aller Art ist sehr verbreitet. Sie glauben nach Wangcmann an ein Thier, welches herumgeht, den Leuten Böses zu thun; jeder Zauberer hat ein solches Thier unter sich. Eine Art Wassernixe, die Kaiinannsbraut, fürchten sie sehr. Dieselbe soll die Leute in das Wasser ziehen und dann die Krabben senden, um die Ertrunkenen sofort anzufressen. Nach Olpp achten sie auch aus Wahrsagerei, Träume, Vogelflug, Thiergeschrei, Veränderung der Gestirne und dergleichen. Angrenzend an die Hottentoten, südlich von Nyarna-see, entdeckte Farini die Mkabba, welche mit ihren runzeligen Gesichtern den Buschmännern gleichen. Sie sind ein echtes Zwergvolk, dessen Häuptling nur eine Höhe von 125 cm hatte. „Die Kinder sehen", sagt Farini, „mit ihren zierlichen olivenfarbigen Gesichtern und grossen, hellen, funkelnden Augen ganz niedlich aus, und hätten sie nicht im Gehen ihren stark vortrcteitden Bauch gezeigt, so wären sie ivirk-lich ganz hübsch gewesen. Fast aller Bekleidung bar, sind die M'kabba auf den Backen, Armen und Schultern mit kurzen, geraden, blauen Strichen tättowiert. Als Wohnung dienen ihnen Hütten, welche durch daS Zusammenbiegen der Spitzen zweier starker Grasbüschel hergestellt sind, die man so zusammendreht und bindet, dass sie eine Art Thurm bildet: mit deni bloßen Sand als Fußboden. Nachts schützen sie sich gegen wilde Thiere durch eine Reihe kleiner Feuer, um welche sie liegen oder knieen, und in welche sie im Schlafe oft hineiutaumeln, so dass sie viele verschiedene Brandmale am Leibe tragen. Nahrung bietet die Pflanzenwelt und die Jagd. Wenn cs reichlich wilde Melonen gibt, so leben sie gänzlich davon und werden fett von dem ölhaltigen Samen, den sie zu einen: Kuchen backen und braten. Eine beliebte Speise sind bei ihnen die Trüffeln; auch sammeln die Frauen verschiedene Wurzeln, während die Männer den: kleinen Wild nachjagen. Zur Jagd gebrauchen sie Bogen und vergiftete Pfeile. Das Pfeilgift wird nach buschmännischer Art aus de»: Saft einer Zwiebel mit fächerartigem Blatt und aus dem Gifte der gelben Cobra bereitet. DaS erlegte Wild wird mit Haut und Knochen aufgezehrt. Zuerst werden die Eingeweide aufgegessen, dann folgt das Fleisch, darauf wird die Haut geröstet, citdlich die Knochen zermalmt und verschlungen. Das Völkchen lebt in Einweiberei unter einen: Häuptling. Ueber die Religion dieser Zwerge weiß Farini nichts mitzutheilei:; doch scheint das Abschneiden des ersten Gliedes des kleinen Fingers, nach buschmännischer Weise, ‘auf eine Verehrung der Todten hinzuweisen. In: untern Guinea in der französischen Colonie Gabun zwischen den: Ogowe und Gabun haust wieder ein anderes Zwergvolk, das sich selbst den Namen Ajongo beilegt. Ein Ajongo-Häuptling, den Oskar Lenz eingefangen hat, maß nur 120 cm. Nach der Schilderung des Missionärs P. Buiüon leben sie nur von Wildpret und Waldfrüchten; sie errichtet: keine Dörfer und kümmern sich wenig um den Ackerbau. Eine Grotte, eine Höhle, ein hohler Baum, oder eine aus Blättert: geflochtene Matte, auf vier Pfähle gesteckt — das genügt ihnen; sie legen sich auf die Grbe, hocken zwischen zwei Felsen nieder, schlafen und gehen morgens weiter. Selten entzünden sie ein Feuer, es sei dem:, dass sie sich mehrere Tage am gleichen Orte aushalten wollen, um Wurfspieße und Lanzen zu schmiedet: Die Ajongos sind rachsüchtig. Um ihren Rachedurst zu stillen, begehen sie oft Grausamkeiten. Sie durchbrechen manchmal in dunkler Nacht lautlos das Buschwerk des Waldes, werfen sich auf eine Ansiedelung, verwüsten gaitze Felder, nehmen mit sich fort, was ihnen gefällt, und lassen das klebrige zurück. Kein Geräusch ist dabei zu hören. Ein andcrs-mal dringet: sie mit tigerartiger Geschicklichkeit in die Dörfer eilt, rauben die Kinder aus den Atmen ihrer schlummernden Mütter und verschwinden mit ihnen. Andern Tages findet man hie und da einen Leichnam, von vergifteten Pfeilci: durchbohrt. Große Betrübnis herrscht in den: Dorfe. Die Ajongos sind dort gewesen, aber cs ist unmöglich, sie wieder zu finden, beim sie kennen die geheimsten Schlupfwinkel des Waldes. Will man sie verfolgen — ein Baum, Sic Zwergvölker Afrikas. 145 ein Fels, ein Gebüsch genügt, sic zn verbergen, und in betn Augenblicke, da der Feind vorübereilt, trifft ihn ein Pfeil, ein Wurfspieß, er weiß nicht woher; der wirft ihn nieder und tobtet ihn. Dann wird alles wieder still, man hört keinen Laut — die Ajongos sind schon weit fort. Es ist unnütz, hinzuzufügen, dass ihre Kleidung von der größten Einfachheit ist. Da ihnen der Gebrauch gewebter Stoffe fast fremd ist, so machen sie sich eine ganz eigenartige Hose aus Baumrinde. Meist nehmen sie dazu die des Feeus, der bei ihnen Mponde heißt. Sie ziehen die Borke ab, schlagen sie, bis sie erweicht und ganz dünn wird, und lassen sie an der Sonne trocknen. Diese Matte wird dann mittels einer Schlingpflanze über den Hüften befestigt und zwischen den Beinen hindurchgezogen, sodass sie sich rückwärts wie ein Fächer ausbreitet. Was diejenigen anbelangt, die in der Selaverei unter anderen Stämmen leben, so kleiden sich diese nach der Sitte des Landes, in dem sie wohnen. Sie sind die Lieblinge ihrer Herren, weil sie sehr geschickte Bogenschützen sind. Dessenungeachtet sind sie selten einmal treu, bei der geringsten Widerwärtigkeit fliehen sie nnd nehmen womöglich ihr herumschweifendes Leben im Walde wieder auf. Zu dieser Nasse gehören zweifellos auch die Ba-yagas, welche der Forscher Crampel im Herzen des französischen Congo gesehen hat, und die Bodjacli aus beut Innern von Kamerun, die Kund als eine Nasse von kleiner Gestalt beschreibt, als Nomaden im Walde lebend, durch den sie sich wunderbar hiudurch-fiudeu können. Am Tanganyika-See tvohnen ivieder die B a t tt a oder Wattva. Ein kleines Männchen, das Stanley in die Hände gerieth, maß nur 138 ein. Sein Köpf war groß, sein Gesicht unten mit einem dünnen, zotteligen Backenbart bedeckt, und seine Haut hell-choeoladeufarbig. Seine Waffen bestanden aus einem Bogen mit kleinen, kaum fußlangen Rohrpfeilen mit scharfen Spitzen, die vergiftet waren. Im Sudan wohnt zwischen dem 1. und 2. nördlichen Breitegrade in dem Monbottulande und darüber hinaus das Zwergvolk der Akka; dieselben zerfallen in mehrere Stämme, von denen einige dem Monbottu-könig nnterworfen sind. Aber ein eigentliches Akka-land gibt es nach Dr. Emin Pascha nicht, die Akka sind wie „ein Flug der Vögel" überall und man findet sie besonders da, wo es was zu essen gibt. Nach de» Messungen von Schweinfurth maß der größte von ihnen 140 cm, der kleinste 115 cm. Der englische Missionär A. B. Lloyd, der auf seiner Heimreise von Uganda den Weg durch das Congogcbiet nach dem atlantischen Ocean genommen hatte, beschreibt in seinem jüngst erschienenen Buche „Im Lande der Zwerge und Kannibalen" sein Zusammentreffen mit den Zwergen. Er war im Walde gerade mit der Lektüre eines Buches beschäftigt, als er plötzlich im Dickicht zahlreiche, kleine Gesichter bemerkte, die ihn anstarrten. Lloyd hielt seine Hände hin, zum Zeichen einer freundlichen Begrüßung. Langsam und scheu näherte sich ein Zwerg, starrte dem weißen Manne ins Gesicht und verbarg dann sein Gesicht in den Händen. Andere Zwerge kamen und lauerten hinter ihrem Führer. „Ich konnte nun meine Besucher, „so erzählt Lloyd, „in der Nähe betrachten und was mir zuerst auffiel, war natürlich ihre kleine Statur. Aber obgleich sie so sehr klein waren, ungefähr vier Fuß hoch, wie ich später durch Messung feststellte, waren sie so kräftig gebaut, wie man es bei afrikanischen Stämmen nicht oft sieht Sie waren breitbrüstig, hatten eine ausgebildete Muskulatur, kurzen und dicken Hals und einen Kopf in der Form einer kleinen Kugel; der Unterkörper war massiv gebaut und ungewöhnlich kräftig. Die Brust war mit krausen, schwarzen Haaren bedeckt, und die meisten Zwerge trugen dichte, schwarze Bärte. Sie hatten einen Bogen und einen Köcher in der Hand oder schwarze Wurfspeere. Um die Arme trugen sie eiserne Ringe, und einige trugen auch Ringe tun den Hals. Ich sprach mit beut kleinen Mann, der die Toro-Sprache kannte, und war sehr erstaunt über die geschickte Art, wie er meine Fragen beantwortete. Der Pygmäen -Häuptling erzählte auch, dass sein Land sieben Tagereisen lang und sechs breit wäre. Dann fragte ich ihn nach der Zahl seines Volkes, und er nahm ein Stück Holz, zerbrach es wieder in kleine Stücke und sagte, dass jedes Stück einen Häuptling vorstelle; dann zählte .. er auf, wieviel Zwerge zu jedem Häuptling gehörten; einige hatten 200, andere nur 50, andere aber sogar 500. Die einfache Addition ergab, dass die Gesammtzahl etwa 10.000 betragen musste. Dann erzählte mir der Zwergköujg, dass er seit langem von meiner Ankunft wusste. Ich fragte ihn, wie das käme, und er sagte, er hätte mich schon sechs Tage lang beobachtet. „Aber ich sah euch doch nicht", sagte ich. Darüber lachte er herzlich. Ich bekam schließlich heraus, dass eine große Bande dieser kleinen Menschen jede unserer Bewegungen durch das Dickicht verfolgt hatte, als wir vorübergicngen. Warum griffen sie uns nicht an? Wir waren in den letzten Tagen ganz in ihrer Macht gewesen nnd man hatte sie immer als ein verschlagenes, hinterlistiges Volk geschildert. Vielleicht schützte uns unsere Hilflosigkeit, denn sie sahen, dass wir nicht, wie andere Weiße, mit Flinten bewaffnet waren. Eine 146 Legende des Morgenlandes. ihrer Lieblingsbeschäftigungen ist die Elephantenjagd, die sie mit kleinen vergifteten Pfeilen betreiben. Das wären also die bis jetzt bekannten Zwergvölker Afrikas; cs ist aber nicht ausgeschlossen, dass bei weiterer Durchforschung deS Innern von Aftika noch welche Stämme dieser interessanten Rasse entdeckt werden. Aus allem, was wir von diesen Völkern wissen, aus der Aehnlichkeit ihrer Lebensweise, aus ihrem Acußcrn, aus den religiösen Anschauungen lässt sich auf eine nahe Verwandtschaft schließen. Sollen sie, ivic von Einigen angenommen wurde, die Ureinwohner von Afrika sein? Die Gelehrte» hoffen, dass die Zukunft in diese Sache Licht bringen werde, ivir aber wünschen außerdem, dass den armen, noch so tief stehenden Zwergvölkern bald das Licht des Christenthums aufgehen möge. Legende des Morgenlandes. §>ie Hk. Monica, Witwe. (4. Mai.) SjßVie hl. Monica war um das Jahr 331 zu Jsl-) Tagaste in Afrika von christlichen Eltern geboren. Da die Familie sehr zahlreiche war, konnten ihr die Eltern keine besondere Sorgfalt widmen. Umsomehr nahm sich um Monica eine alte fromme Magd an, welche schon ihren Vater auf dem Arme getragen hatte. Sie war sehr streng, so dass sic den Töchtern des Hauses nicht erlaubte, außer Tische auch nur Wasser zu trinken. Als später Monica' zur Jungfrau herangewachsen war, musste sie täglich beit Wein für den Tischbedarf aus dem Keller holen. Die Gelegenheit reizte, sie ficng -nn, -jedesmal davon zu schlürfen, und brachte cs soweit, dass sic ein ganzes Glas in einem Zuge zu leeren vermochte. ' Die alte Magd kam dahinter und als sic einst mit Monica in Streit geriet!), nannte sie diese in der Zorneshitze eine „Säuferin". Der Vorwarf traf Monica wie ein Dolchstich, sie erkannte ihren Fehler und legte ihn für immer ab. Monica wurde später mit einem Heiden, namens Patricius, verheiratet; voller Hoffnungen betrat sie den neuen Lebensweg, auf dem ihr aber nur wenig Rosen zu pflücken beschieden war. Patricius war im Grunde genommen ein guter Mann aber äußerst zornmüthig und aufbrausend. So oft ihm etwas in die Ouere kam, immer war es die arme Gattin, über deren Haupt sich das ganze Gewitter entlud. Die tief Gekränkte drängte die hervorbrechenden Klagen zurück, drückte den Unwillen nieder, schwieg und betete. Erst wenn der Sturm ausgetobt und das Gemüth des Mannes wieder ruhig war, pflegte sie in sanfter milder Rede über ihr Thun und Lassen Rechenschaft zu geben. Durch beständige Selbstbe- herrschung, durch ihre Bescheidenheit und ihr verständiges Walten im Hause gelang cs ihr, den Starrsinn des Mannes zu brechen, so dass dieser sogar Christ wurde und eines erbaulichen Todes starb. — Auch ihre Schwiegermutter, die sich durch böswillige Mägde gegen die Schwiegertochter einnehmen ließ, gewann sie durch ihr gefälliges und zuvorkommendes Wesen. Die Ehe Monicas ward mit drei Kindern gesegnet: Augustinus, Rowigius und Perpetua; letztere ward später Oberin in einem Kloster zu Hippo. Ihr Schmerzenskind aber war Augustinus, der nach dem Tode des Vaters 19 Jahre alt war und bei .seinen ungewöhnlichen Talenten ein zorniges Gemüth, trotzigen Eigensinn und einen großen Hang zur Sinnlichkeit besaß. Die Mutter hatte ihn wohl von Jugend auf im Christenthum unterrichtet und zur hl. Taufe vorbereitet; doch der Empfang dieses hl. Sacramentes wurde aufgeschoben, wozu der heidnische Vater das Scinigc beigetragen haben mag. Zu Carthago, wo nun Augustinus auf der Hochschule studierte, war er das Muster eines übermüthigen, ausgelassenen Studenten ; er schändete die Unschuld seines Herzens, ja er verleugnete den ihm von der Mutter eingeprägten Glauben und huldigte der Scctc der Manichäer. Das war für Monica ein bitterer Schmerz. Da alle Bitten und Thränen fruchtlos blieben, schritt sie zum letzten Mittel, sie ließ ihn zu Tagasta nicht in ihr Haus ein. Erst nachdem eine Erscheinung ihr versichert hatte, dass ihr Sohn sein würde, wo sie stände — sie sah nämlich, ivie sie auf einem Richtscheite stand — erlaubte sie ihm wieder, mit ihr unter einem Dache zu wohnen. Scgi'iibc dcS Morgenlandes. 147 Der Stolz trieb Augustin wieder nach Carthago, um daselbst Lehrer der Beredsamkeit zu werden. In ihrer Betrübnis wendete sich die Mutter an den Bischof und bat ihn, er möchte auf ihren Sohn einwirke». Dieser tröstete sie mit den Worten: „Die Stunde der Gnade ist zwar »och »icht gekommen; aber vertraue auf Gott und bete fort; cs ist nicht möglich, dass ein Kind, um das so viele Mutterthränen fließe», verloren gehe." Augustinus entschloss sich dann, nach Rom zu gehen, um auch dort den Glanz seines vicl-bewuudcrteu Genies schimmern zu lassen. Die Mutter erklärte entschiede», sie wolle mitreisen. Am Meere angekommen, log Augustinus ihr vor, dass das Schiff erst am folgenden Morgen unter Segel gehen werde, und fdjifftc sich in der Nacht heimlich ein, während Monica in einer Kapelle betete. Diesen Betrug bereut später Augustinus in seinen Bekenntnissen mit den schönen Worten: „Ich habe eine so gute Mutter angelogen, während sic für mich betete und weinte! Was verlangte sie anders, als dass du, o Gott, mich nicht solltest abfahren lassen; aber du hast, von der Höhe die Zukunft überschauend und ihre Sehnsucht erhörend, nicht ans das geachtet, mit was sie damals flehte, damit du in mir bewirkest, um was sie unablässig bat. Ihr Jammergeschrei stieg zu dir empor, als sie am Morgen das Schiff ans der hohen See erblickte, das mich jedoch meinem Heile cntgcgcn-führte —." Als Augustinus von Rom nach Mailand berufen wurde, konnte Monica nichts mehr zurückhalten; sie folgte ihm dahin durch Länder und Meere. In Mailand war sie ein Muster der Frömmigkeit; der hl. Ambrosius achtete sic sehr hoch und wünschte Augustinus Glück, eine solche Mutter zu haben. Hier suchte sic auch alle Hindernisse, welche ihrem Sohne zur Bekehrung aufstießen, zu beseitigen. Endlich kam die Zeit, wo Gott ihre Thränen in Freuden verwandelte und ihre Gebete überreichlich erhörte. Augustinus bekehrte sich. Nachdem er sein Lehramt niedergelegt hatte, zog er sich mit seinen Freunden auf daS Landgut des Verecundus in Cassiacum zurück und bereitete sich auf die hl. Taufe vor. Monica, voll Dank gegen Gott, besorgte das Hauswesen, nahtu auch öfter theil au ihren gelehrten Unterhaltungen und legte dabei Beweise ihres natürlichen Scharfsinnes an den Tag. Nach der Taufe des hl. Augustinus verlies; sie mit ihm Mailand, um nach Afrika zurückzukehren. In Ostia machten sie Halt. Hier hielt Monica mit ihrem Sohne ein denkwürdiges Gespräch über die himmlische Seligkeit und rief aus: „Mein Sohn, mich ergötzt nichts Irdisches mehr. Was soll ich noch hier thun? Eines war eS, weshalb ich noch einige Zeit in diesem Leben zu bleiben wünschte; ich wollte dich als katholischen' Christen sehen, bevor ich sterbe. Nun hat mir Gott noch mehr gewährt; beim ich sehe, dass du nicht nur sein Diener geworden bist, sondern auch ans alles irdische Glück verzichtest." 148 Rundschau iu dm Missionen- Bald darauf fiel sie in eine Krankheit und bekam eine Ohnmacht. Als sie wieder zu sich gekommen war, sagte sie zu den Umstehenden: „Hier werdet ihr euere Mutter begraben." Auf die Entgegnung des Stavigius, cs sei tröstlicher, in der Heimat zu sterben, warf sie ihm einen ernsten Blick zu und sprach: „Begrabet diesen Leib, wo ihr wollt, nur das eine bitte ich euch, seid meiner eingedenk am Altare des Herrn, wo ihr auch sein möget; von Gott ist nichts fern; ich brauche nichts zn besorgen. dass er am jüngsten Tage nicht wisse, wo er mich auferwecken soll." Jni Jahre 387 starb Monica am neunten Tage ihrer Krankheit, im 56. Jahre ihres Lebens. Ihr Leib wurde zuerst in der Kirche der hl. Aurea zu Ostia beigesetzt, im Jahre 1430 aber über Auftrag des Papstes Martin V. in die Augnstinerkirchc nach Rom übertragen, wobei mehrere Wunder an Kranken geschehen. Ihr Fest ivird am 4. Mai gefeiert. Rundschau m Europa. In England in Plymouth kehrte ein protestantischer Pfarrer mit seinen fünf Hilfsgeistlichen zur katholischen Kirche zurück. — Von den fünf Millionen Einwohnern Schottlands gehören 11U Millionen keiner Kirche an, 3 Millionen vertheilen sich unter 15 protestantische Seelen, während die katholische Kirche ctiva 500.000 Anhänger zählt. Der in Deutschland vor mehr als dreißig Jahren gegründete St. R a p h a e l s v e r e i n, der zum Schlitze der Sitten und des Glaubens der deutschen Auswanderer diesseits und jenseits des Oceans Vertrauensmänner unterhält, hat schöne Erfolge seiner Wirksamkeit auszuweisen. Bis zum Jahre 1900 hatte der Verein in Hamburg, Bremen, Antwerpen und Rotterdam 651.357 Schützlinge, von denen fast alle dem vor Abgang jeden Schiffes stattfindenden Gottesdienste beiwohnten und 98.350 die hl. Sacramente empfingen. Ta die Zahl der deutscher Auswanderer im Abnehmen begriffen ist — während sie sich noch im Jahre 1880 auf etwa 200.000 belief, betrug sie im Jahre 1899 nur 23.740 — verlegte sich der Verein in den letzten Jahren auf die katholischer-seits leider vernachlässigte Seemannsmission. Der St. Josefs-Missionsverei n, der sich die Aufgabe stellt, für die religiösen Bedürfnisse ausgewanderter deutscher Katholiken außerhalb Deutschland Sorge zu tragen und in Aachen seinen Hauptsitz hat, hatte im vergangenen Jahre Missionsstationen in elf Städten, unter andern in Paris, Brüssel, Turin und Moskau, und eine Einnahme von -en Missionen. 23.798 Mark, die aber den stets ivachscndcn Aus gaben nicht genügt. Asien. In Jerusalem soll ein neues deutsches Hospiz erstehen und in Verbindung mit ihm eine deutsche Schule für 100 Schüler; in dem gegenwärtigen alten Hospiz ist eine Schule für 39 Knaben, die sich jedoch als viel zu klein erweist. Der Plan zu dem neuen Hospiz gieng vor kurzem aus der Hand des Diöcesanbaumcistcrs von Köln, des Architekten Herrn Heinrich Renard hervor und fand vollen Beifall sowohl des Papstes als des deutschen Kaisers. Das ganze Grundstück, das der Deutsche Verein vom hl. Lande im vorigen Jahre zu diesem Behufe erworben hat, umfasst 8300 Quadratmeter. In der Mitte des neuen zweistöckigen Hauses kommt die Kapelle zu stehen. Der rechte Flügel des Baues wird das Pilgerhaus aufnehmen und die Wohnung für etwa 20 Schwestern, die mit der Haushaltung betraut werden. Im Pilgerhaus werden 160, bei großem Andrang jedoch bis 300 Pilger beherbergt werden können; den linken Flügel des Gebäudes wird die Schule bilde». Die voraussichtlichen Kosten des ganzen Neubaues werden mit 400.000 Mark kaum gedeckt werden. Das alte Pilgcrhaus wird zu einem deutschen Krankenhause umgewandelt werden. Aus A$menien mehren sich die Klagen über die Verfolgung der Armenier seitens der mohammedanischen Kurden. Nicht genug, dass den armenischen Bauern alle Habe geraubt wurde, wurden auch an den armenischen Frauen und Mädchen grauenhafte Gewaltthaten verübt. Rundschau in den Missionein 149 Aus Vorderindien kommen erfreuliche Nachrichten. Die Zahl der Zöglinge am St. Josefscolleg in Tritschinopoli (Madura) ist auf 1800 gestiegen i das St. Aloysius-Colleg in Mangalor zählt 45Ö, das St. Josefs-Collcg in Dardschilliag 207 Zöglinge. — Einen bedeutenden Aufschwung hat die syro-maladnrische Kirche aufzuweisen. Während sie am Ende des 18. Jahrhunderts nicht über 150.000 Katholiken, etwa 100 Pfarrkirchen und nicht ganz 150 Priester zählte, umfasst sie heute 300.000 Katholiken mit 223 Kirchen und 75 Kapellen, 465 Weltpriester und 56 Seminaristen unter 2 apostolischen Vicarcn (seit 1887), 10 Carmeliterklöster mit 105 Patres und Brüdern, 12 Fraucnklöster mit 133 Nonnen. Für den Unterricht sorgen zwei englische Hochschulen und 4 Mittelschulen, sowie 12 Pensionate mit 374 Zöglingen. Einheimische Elementarschulen gibt es 738 mit 18.619 Knaben und 12.994 Mädchen. Für die katholische Presse arbeiten 2 Druckereien. Hcidcntaufcn gab es im vergangenen Jahre 1280. . Von Ceylon wird aus Manlotte die Rückkehr von 200 Jakobiten zur römischen Einheit gemeldet. In China haben die europäischen Großmächte die Boxer und die hinter den Coulissen gegen die Fremden arbeitende Kaiserin zur Raison gebracht und allmählich tritt wieder Ruhe ein. Aber auf ivie lange? Treffend spricht sich über die Lage der Bischof von Anzer in einem Schreiben aus, dass die internationale Expedition ein tiefes Gefühl des Hasses und der Rache zurücklassen werde, und dass die Mission und ihre Angehörigen für alles das zu büßen haben werden, was China zu Recht und Unrecht von den Fremden erlitten hat. Im übrigen liegt die Zukunft meiner und der gesummten katholischen Mission Chinas, wie diejenige dieses „alten Reiches der Mitte" wie ein verhülltes Räthsel vor uns — Aus Japa ills blühendster Diöcese Nagasaki werden aus dem letzten Jahre 2096 Taufen gemeldet, darunter 432 von Erwachsenen und 320 von sterbenden Heidcnkindern. Ein bedeutungsvolles Ereignis für die dortige Mission ist die Hcrcin-ziehung der Riu-Kin-Jnseln in den Bereich derselben. Afrika. Von der Gold küstc wird über die bevorstehende Gründung einer Mission im Innern des Aschanti-Reiches gesprochen. Der apostolische Präfect, der gegenwärtig in Europa weilt, hegt große Hoffnungen für die Mission. „Es unterliegt keinem Zweifel", sagt er, „dass die englische Regierung, welche das Aschanti- 9icidj nun der Colonie der Goldküste als deren nördliche Provinz einverleibt hat, vollkommene Ruhe und Ordnung dort herstellen wird. Dadurch wird das große Hinterland diesesmal gänzlich dem europäischen und vor allen Dingen dem christlichen Einfluss dauernd offen gelegt." Die englische Regierung steht nun im Begriffe, durch eine Eisenbahnlinie das Innere mit der Küste zu verbinden. Dieselbe wird ihren Ausgangspunkt in der Hafenstadt Sekundre haben. Die Mission ist daher auch schon mit den Häuptlingen von Secundee in Unterhandlung getreten behufs Ankaufes eines passenden Ländstückes zu einer Niederlassung, welche für die im Innern zu gründenden Stationen als Procur und Stützpunkt dienen soll. Aus Belgisch-Congo kommen sowohl von den Prämonstratensern als den Jesuiten erfreuliche Nachrichten. Die ersteren, die seit zwei Jahren am Congo arbeiten, haben seither zwei Stationen gegründet und große Grundstücke urbar gemacht und beflanzt; leider fielen dem Klima zwei Patres zum Opfer. — Die Jesuiten berichten vom Vorjahre einen Zuwachs von 39 Schulen und 908 Schulkindern; Taufen hatten sic im verflossenen Jahre 1885. Am Senegal machte P. Esvan aus der Gesellschaft der Väter vom hl. Geiste einen prächtigen, vom Islam noch unberührten Negerstamm ausfindig, der sich auch durch eine höhere Gesittung auszeichnen soll; der Missionär spricht mit Wärme und großen Hoffnungen von diesem neuen Arbcitsfelde seiner Gesellschaft. Vom Cap kommt die betrübende Nachricht über das Ableben der ehrwürdigen Mutter Mauritia, der langjährigen Oberin der deutschen Dominicanerinnen in Südafrika. Geboren im Jahre 1833 zu Grafenau bei Passan, trat Theresia Ticfenbach — so hieß Mutter Mauritia in der Welt — am 8. December 1.854 in das Dominicancrinnen-Klostcr zu Augsburg. Sie war unter den ersten Dominicanerinnen, die 1877 in Südafrika landeten. „Ihr Name," schreibt ein protestantisches Blatt, „wird am Ost-Cap in ehrenvoller Erinnerung bleiben." In Britsch-U gand a, wo die Missionäre von Mill-Hill thätig sind, wird Trauriges und Freudiges berichtet Traurig war die Hnngcrsnoth, die eine Zeit lang in Britisch-Uganda herrschte und große Opfer forderte; erfreulich ist der Fortschritt der Mission. Missionäre sind daselbst 22 thätig; Katholiken zählt man 5654 (gegen 200 im Jahre 1894), Katcchnmcnen 13.048 (gegen 1000 im Jahre 1894). Getauft wurden im verflossenen Jahre 843 Erwachsene und 1234 Kinder. Aus dem Mssionsleben. Irrfahrten einer Uegerfamilie. Haines Herbstes wurde in die Neger-Colonie eine aus Zanzibar gekommene Negerfamilie aufgenommen, bestehend auS Vater, Mutter, etwa einer zwölfjährigen Tochter, einer gleichalterigen Sclavin und einem kleineren Knaben. Die beiden Mädchen, Tochter und Sclavin, kamen gleich zu den Neger-mädchen in das Schwestern-Jnstitnt, während die übrigen sich im Negerdorfe ansiedelten. Die Sclavin namens Mabruka, war von schwächlicher Gesundheit und schien mit einer, unheilbaren Schwindsucht befallen zu sein; ihre kleine Herrin hingegen war kerngesund. Mabruka war aus Zanzibar gebürtig und stammelte nur einige wenige Worte, die sic von ihren Gebietern erlernt hatte. Sie war in Zanzibar als Wärterin für den erwähnten kleinen Knaben gekauft worden, und diese Stellung ersparte ihr die Misshandlungen, denen sonst die armen Negcrsclavcn ausgesetzt sind. Die Sclavin hatte vier englische Pfund und ihr Transport ein weiteres Pfund gekostet. Ihre Krankheit machte trotz aller angewandten Heilmittel rasche Fortschritte. Die Herrin, welche sie öfters besuchte, sagte zu den Schwestern, sie sollten nicht zu viel Sorge aus die Kranke verwenden, da dieselbe ja schon öfter solche Störungen der Gesundheit durchgemacht habe, ohne daran gestorben zu fein; cs würde ihr im übrigen leid thun, wenn die Sclavin sterben sollte, da sie für dieselbe fünf Pfund ausgegeben habe, die dann ohne Nutzen verloren wären. So ist in Afrika die eigennützige Liebe zu den Sclaven beschaffen, selbst bei jenen Gebietern, welche im Grunde nicht schlecht sind. Die Schwestern gaben sich alle erdenkliche Mühe, um das Leben der armen Sclavin zu retten. Da sie, wie gesagt, wenig von der arabischen Sprache verstand, war cs den Schwestern schwer, alle ihre Wünsche zu errathen und zu befriedigen. Da das Uebel immer gefährlicher wurde, musste man daran denken, sie auf die Taufe vorzubereiten. Mit Hilfe einer Dolmetscherin wurden ihr die hauptsächlichsten Glanbenswahrheiten erklärt. Als man ihr sagte, dass es nur einen Gott gebe, erwiderte sie ganz zutraulich und fast verwundert, dass es auch in ihrer Heimat einen gebe. Als man sie aufforderte, Reue über das Schlimme, das sie im Leben gethan habe, zu erwecken, und man ihr die Reuesormel vorbetete, schüttelte sic verneinend den Kopf; auf die Frage, was dieses zu bedeuten habe, sagte sie zur Dolmetscherin mit kindlicher Einfalt, dass sie im ganzen Leben niemals Böses gethan habe. Ungemein freute sich die arme Kranke, als man ihr erklärte, wer Maria sei, und dass ihr Name Mabruka in Maria umgeändert würde. Sic hatte ein großes Verlangen nach der Taufe und bat mit gefalteten Händen um dieselbe, indem sic erklärte, dass sie als christliches Mädchen leben und sterben wolle. Nachdem sic genügend vorbereitet war, wurde ihr sehnlichster Wünsch erfüllt und sie an einem schönen Sonntag-Morgen getauft. Sie war nun getröstet und die ganze Welt kam ihr schöner vor als jemals zuvor. Sie schien selbst mehr Kraft und Lebensmuth bekommen zu haben, wollte sich ohne Beihilfe vom Lager erheben und sich im Hofe am Anblicke der Blumen erfreuen. Es war jedoch nur ein letztes Aufflackern der durch die Freude über die empfangene Taufe angeregten Lebensgeister. Schon am folgenden Tage verschlimmerte sich ihr Zustand derart, dass eine Schwester die ganze Nacht hindurch Wache bei ihr halten musste. Die kleine Maria, von argen Schmerzen gequält, umfasste mit beiden Händen das Crucifix und sprach mit der ganzen Einfalt einer kindlichen Seele mit dem Gekreuzigten, ihm ihre Liebe und Ergebung in seinen Willen ausdrückend. Es schmerzte sie, die Schwester ihretwegen wachen zu sehen. Die Schwester hingegen tröstete sie und sprach ihr vom Himmel, den sie bald, vielleicht schon bei Sonnenaufgang, sehen würde. Maria rief: „O, im Himmel werde ich Jesus sehen und mit ihm sprechen !" Sie fügte bei, dass sie sich bei Jesus der Schwestern, der Mädchen und aller -Heger erinnern und für sie bitten werde. Je mehr sich der Tagesanbruch näherte, desto eifriger sprach die Kranke vom Himmel, und cs schien, als stände sie bereits in der Vorhalle des Ortes der Seligkeit und schaute von dort aus die ewigen Freuden, in die sie um 7 Uhr morgens ein-gicng. Glückliches Sclavenmädchen! Bald nach ihrem Hinscheiden schloss sich ihr früherer Herr als Soldat der Neger-Armee an und zog mit seiner ganzen Familie abermals nach Zanzibar, wohin ihm ohne Zweifel auch die Sclavin hätte folgen müssen, wenn sie am Leben geblieben wäre. Gott wollte sic den Gefahren und Strapazen der mohammedanischen Sclavcrci entrücken und ihr in jugendlichem Alter die Seligkeit der Unschuldigen schenken. Aus dem MissiouslebeU. 1M Das zweite NegermWchen, das wir erwähnten, heißt Theres Zenab. Dieses Mädchen entstammt einer jener Mischehen zwischen Negern und Arabern, wie sie int Sudan und besonders am rothen Meere so häufig sind. Der Vater, namens Fadlelmula, war vom Negcrstamme der Dinka, die Mutter, Aischa, hingegen von arabischer Herkunft, und zwar von Aden. Nach mannigfachen Wanderungen kamen sie nach Aegypten und suchten hier im Negerdorfe unserer Colonie in Gcsira Zuflucht. Außer der damals etwa vierjährigen Zenab hatten sie eine zweite Tochter von etiva zwei Jahre», namens Hana. Der Vater, in ein in der Nähe gelegenes mohammedanisches Dorf über; er gieng jedoch täglich in die Mission arbeiten und, obwohl nicht getauft, war er jeden Morgen der erste bei der heiligen Messe. Als ihm eine dritte Tochter geboren wurde, und man deren baldigen Tod fürchtete, tvollte der gute Neger sein Kind aug eigenem Antriebe sofort taufen lassen, damit cs christlich sterbe. Die Neugeborene erhielt dcit Namen Charitas, starb jedoch nicht gleich, sondern erst nach zehn Monaten. Der gute Vater nahm in seiner Einfalt die kleine Leiche, trug sie zum Schwestern-Justitut dcrNegercolonie und übergab sie denSchwestern, Afrikanische tiomaden. ei» einfacher und ruhiger Mann, gieng fleißig seiner Arbeit nach und ivar vollauf zufrieden mit dem Aufenthalt in der Mission. Aischa hingegen, eine unruhige und unbeständige Araberin vom Schlage der Nomaden und nicht weniger eine fanatische Muselmännin, hielt cs nicht lange in der Colonie ans und ruhte nicht, bis sie ihren Mann zum Verlassen derselben beredet hatte. Fadlelmula, welcher die Mission und christliche Ncligioi) bereits liebgewonnen hatte, gab nur mit schwerem Herzen der ungestümen Gattin nach und siedelte mit seiner Familie aus der Colonie indem er sagte, das todte Kind gehöre ihnen, indem sie ihm durch die Taufe den Himmel erschlossen hätten. Bald nachher gelang cs ihm auch, seine Gattin zur Rückkehr in die Mission zu bewegen, wo die Familie natürlich bereitwilligst wieder Aufnahme fand. Aber der Nomadentricb und der Christenhass der Frau hielt cs auch diesmal nicht lauge in der Colonie aus, und der Gatte gab ihr nach. Die Familie suchte ihr Glück in der Provinz Fajnm, mehrere Tagereisen von Kairo entfernt. Die Strapazen und der Hunger, den sic dort auszustehen hatten, erweckten in ihnen 152 Aus dem Missionsleben. gar bald Reue über den unternommenen Schritt und zugleich die Sehnsucht nach der Neger-Colonie; dazu kam die Sorge um die zwei kleinen Töchter, die nicht nur viel Hunger leiden mussten, sondern inmitten einer verkommenen mohammedanischen lhiv gcbung großen Sorgen ausgesetzt waren. „Wie ruhig und friedlich leben doch die Neger in Gesira! Wie gut werden die Mädchen hei den Schwestern behandelt und erzogen", so dachten die beiden Eltern und entschlossen sich, aus der Provinz Fajum wieder nach Kairo zurückzukehren. Die Familie bat abermals um Aufnahme in die Colonie Gesira und erhielt sie auch! Die beiden Eltern siedelten sich wieder im Negerdorfe au, während die zwei Töchter von den Schwestern in Erziehung genommen wurden. Zeuab, das ältere Mädchen, ließ das Beste hoffen. Sie hatte vom Vater mit den GcsichtSzügeu auch die Einfalt und Fügsamkeit ererbt. Aus ihrem Ausdruck leuchtete das Lächeln der Unschuld und jene Reinheit der Sitten, die so leicht erkenntlich ist selbst hinter der Hülle der pechschwarzen Haut der 9tegcr; geweckt und verständig, zeigte sie einen für ihr Alter ungewöhnlichen Ernst. Die Cholera, welche in diesem Jahre fast ganz Aegypten heimgesucht, brachte viel Leid über die Familie Zenaba's. Die Epidemie befiel den Vater Fadlelmula und raffte ihn innerhalb vier Tagen hin. Unbeschreiblich war der Schmerz des Mädchens, das den kranken Vater häufig besuchen wollte, aber vor Wehmuth ihm kein Wort sagen konnte. Sie hatte jedoch den Trost, dass der Vater Lat sich Taufe <3^or einiger Zeit," schreibt P. Same aus Uganda, •■V „erschien gegen Sonnenuntergang ein alter Mann in der Mission. Derselbe musste einen langen Weg zurückgelegt haben, denn er war ganz erschöpft, der Schweiß troff in dicken Tropfen von der Stirn, Gesicht, Schulter und Brust herab. Nach beiläufiger Berechnung zählte der Greis wenigstens 90 Jahre. Anfangs konnte der Alte vor Müdigkeit kein Wort hervorbringen. Ich ließ ihm ein Glas Bananenbier, ein Stückchen Fleisch und einige Bataten vorsetzen. So erholte sich der Mann nach und nach, und ich fragte ihn: „Väterchen, was wünschest du?" „Ich möchte gern getauft werden. Den ganzen Tag habe ich gereist, bergan, bergab und durch Flüsse. Ich will auch in den Himmel kommen, aber mir muss schnell geholfen werden, denn ich bin alt." Nun stellte sich heraus, dass der Mann zwar von unserer heiligen Religion wusste, denn er hatte hin und wieder davon gehört, aber ich wollte ihn erst noch gründlicher damit bekannt machen, ehe ich ihm die vor dem Tode noch wohlvorbcreitet die heilige Taufe ewpfieng, welche ihm, so hoffen wir, den Himmel erschlossen hat. Von da ab befand sich Zeuab nicht mehr wohl, ein Fieber nagte an ihren Kräften, ohne dass man eigentlich wüsste, an welcher Krankheit sie leide. Der Schmerz um den Vater hatte ihr auch körperlich geschadet. Indes bat sie wiederholt inständig um die Taufe und beschwor ihre Mutter, die Einwilligung dazu zu geben; sie wollte, sagte sie, als Christin sterben, wie ihr Vater; Gott erhörte das Flehen des Kindes, und er, der die Herzen der Menschen in der Hand hat, ließ plötzlich in der Gesinnung der Mutter eine derartige Aenderung eintreten, dass sie selbst nicht nur für die Tochter die Taufe verlangte, sondern auch für sich und die kleinere Hana. Diese nebst der Mutter werden noch auf die heilige Taufe vorbereitet, während Zeuab aus den Namen Theres getauft wurde. Die kleine Christin gibt durch Frömmigkeit und musterhaftes Betragen den übrigen Negermüdchen ein schönes Beispiel, unterrichtet mit großem Eifer-die eigene Mutter und die kleine Schwester im Katechismus und wünscht mit Sehnsucht den Tag herbei, an dem auch Mutter und Schwester die Taufe erhalten werden. Möge ihr Gott dieses Glück beschecren und so ihre Freude voll machen ! Wahrlich, nichts ist trostreicher und erhebender für einen Missionär, als das so mannigfache Wirken der göttlichen Gnade bei der Rettung der Negerseelen zu verfolgen; man greift dabei sozusagen mit Händen die Einflüsse Gottes. und Tod geholt. hl. Taufe spenden würde. So bat ich ihn, er solle einige Tage bei uns in der Mission bleiben, und ordnete an, dass ihm eine Schlafstelle in der Küche zurechtgemacht werde. Es war inzwischen spät geworden, und so begab sich ein jeder zur Ruhe. Ungefähr um zehn Uhr — ich halte mich noch nicht gelegt — kam der Küchenmeister zu mir herein und bat, ich möchte doch einmal mitgehen, der alte Mann in der Küchenstube geberde sich so sonderbar, er sei gewiss krank. Sofort gicng ich hin und fand den Greis keuchend und schluchzend. Ich fragte ihn denn: „Was fehlt dir, guter Mann?" „Vater, Leibschmerz, Kopfweh und in der Brust sticht es mich gar sosehr!" Ich schloss daraus, der Mann sei gefährlich erkrankt und erklärte ihm nochmals die Hauptwahrheiten unserer Religion. Nachdrücklicher als zuvor und voll Begeisterung verlangte er nach der Taufe: „Ich will ein Kind Gottes werden! Wenn du mir helfen kannst, so habe doch Mitleid mit mir. Ich entsage dem Heidenthum und Aus bcm Missionsleben, 153 bcm Tcnfcl auf immer! Ich will sterben als Kind Gottes!" Dann stockte seine Stimme und entkräftet sank er auf sei» Lager zurück. Ich durfte nicht länger zögern, denn sonst kam ich vielleicht noch zu spät. Somit ließ ich Wasser herbeiholen und taufte den armen Kranken. Er sah mich überaus beglückt an, als ich ihm den Namen Petrus beilegte, beim er hatte gehört, dass dies der Pförtner des Himmels sei, und nun war er dessen gewiss, dass ihm der Eingang des Himmels nicht verweigert werden könnte. Nach der heiligen Handlung legte ich mich schlafen und überlies; den erfreuten Greis der Sorge des Oer Missionär z^>iii Missionär erzählt: „Ein kräftiger, untersetzter •?r’/ Bauer kommt neulich zu mir herein und bringt drei schwarze, schüchterne Bauernmädel mit sich. Sein Auge leuchtet vor Freude und im muntersten Frohsinn spricht er: „Vater, nun bin ich so reich wie ein König. Ich möchte mich vcrheirathen und nun bitte ich Sie, uns dafür einzuschreiben." „Wer ist denn deine Auserwählte? Wo ist sie beim?" „Hier, Vater!" und zugleich deutet er auf die drei mit der Hand. „Aber, lieber Mann, du weißt doch, dass du dir nur eine Frau nehmen darfst, ich kaun dich doch nicht mit allen drei trauen!" „Ah, so, gewiss weiß ich dies, Vater, alle drei lieben mich und ich mag sie alle drei gleich gern. Ich weiß nicht, welche Wahl ich treffen soll. So habe ich denn alle drei treuen Koches, musste ich mir doch Kräfte sammeln für den nächsten Tag. Sobald ich erwachte, galt mein erster Gang meinem Neugetauften. Sein Zustand hatte sich körperlich noch verschlimmert. Sobald er mich gewahrte, fieng er wieder au zu schluchzen. Er konnte nicht mehr reden, aber sein Blick bekundete deutlich seine innere Zufriedenheit. Noch vor Anbruch der Nacht starb er. Ein paar Schläge auf die große Trommel — da wir noch keine Glocke besitzen — waren das Grabgcläute, das den noch gerade im rechten Augenblick getauften Greis zu seiner letzten Ruhestätte begleitete. 0 Brautwerber. hergeführt. Sie werden schon die Wahl für mich treffen." Da konnte ich mich nicht mehr halten, der Spaß war zu köstlich; ich fasste mich aber bald wieder und nahm die Sache ernst. Eine kurze Prüfung ergab schon bald, dass die zweite Candidytin am besten ihren Katechismus kannte. Diese wurde also eingeschrieben ntS Verlobte und die zwei anderen schickte ich mit einer Hand voll Rauchtabak nach Hause. Die Durchgefallcncn waren zwar ein wenig verlegen, dass sie aus diesem Grunde haben abgewiesen, werden müssen, allein sie schienen sich in ihr Schicksal zu ergeben, denn sie nahmen sich ernstlich vor, jetzt noch besser ihren Katechismus zu lernen, da sie nun den Wert dieser Kenntnis besser einsahen. „Ihre Mutter!" einiger Zeit — schreibt ein Missionär aus Wz Ostafrika — ka men zwei kleine Kinder zu mir und erbaten sich von mir ein Paar Kauri (Muscheln), die iuncrafritäuische Münze, mit der man sich Speise kauft. Die Knäblciu trugen jedes die Hälfte einer Ziegenhaut um die Hüfte, beide hatten seit zwei Tagen nichts zu essen gehabt, und sahen aus, als hätten sie sich in den letzten zwei Jahren nimmermehr gewaschen. Die armen Burschen! Ich gab ihnen für das gemeinschaftliche Mahl fünf Muschel-schalen, was genau hinreichte für zwei große Bataten (kartoffelähnliches Gewächs), die in der glühenden Asche geröstet werden. Außer sich vor Freude stürmten sie hinaus und eilten auf den Marktplatz. Ich war froh, dass ich den hungrigen Kerlchen hatte Bekehrung einer z#mcm Briefe einer Missionsschwestcr in der Neger-colouie Gesira entnehmen wir: Wir lebten noch ganz unter dem Eindruck der wunderbaren Bekehrung einer armen schwarzen Mnsel- helfen können. Dies war etwa um zehn Uhr morgens geschehe». Um zwölf Uhr begebe ich mich zur Liebfrauenkapelle, mit dort meine Andacht zu verrichten. Und was sehe ich? Beide sitzen dort vor dem MuttergotteKildc ans den Knieen und beten recht andächtig. Ich komme an dem Opferkörbchen vorbei und finde darin drei meiner Kauri. Sobald ich aus der Kapelle gehe, eilen die zwei mir nach: „Vater, wir haben eine Batate für uns zwei gekauft, die andere ist für die Mutter!" „Wer ist denn euere Mutter? Wo ist sie, hat fie denn auch gehungert wie ihr?" „Wir haben keine andere Mutter mehr, als Unsere Liebe Frau im Himmel!" Nun war mir erst alles klar. Muselmännin. männin, die, nach wiederholten Gebeten zur Bkutter Gottes von Pompeji, ganz unerwartet die Taufe verlangte und nachher ebenso unerwartet starb, als am 7. September eine andere Unglückliche kam und um 154 Aus dem Missionsleben. Aufnahme in unser Institut bat. Sie trug in den Armen ihr 6 Monate altes Kind, ein Mädchen, arg heruntergekommen und einem Leichnam ähnlich; an der Seite hatte sie ein Mädchen von etwa 6 Jahren. Mutter und Kind kamen aus dem nahen Dorf und waren mit einer wohlbekannten Hexe Hadscha Haun verwandt. — Hara, so hieß die Schwarze, erzählte uns gleich in wenigen Zügen ihre Leidensgeschichte. Gondokoro am iveißen Nil war ihr Geburtsort. Sie gehörte zum Stamme der Dinka. In früheren Jahren hatte sie Bekanntschaft gemacht mit einigen Gefangenen, welche die ägyptische Regierung den weißen Nil hinansschicktc, und verheiratete sich dann mit einem dieser Ehrenmänner. Aus die Nachricht vom Aufstande des Mahdi konnte Hara mit ihrem Manne noch davonkommen und Chartuin glücklich passieren. In Kairo kamen sic erst nach langen Strapazen an. Hier ließen sic sich im Dorfe Eschisch nieder. Aber schon nach kurzem Aufenthalt erkrankte der Mann Haras, an dessen Schuld kein Mensch mehr dachte. Sterbend empfahl er sein Weib einem seiner Freunde mit Namen Abdu, einem Bruder der berüchtigten Hexe. Obwohl schon mit ein paar Weibern versehen, hatte dieser keine Schwierigkeit, auch noch Hara zu sich zu nehmen. Für die Arme begann nun ein Leben wie in der Hölle. Ihr Beschützer oder Gemahl mit sammt seinen Weibern behandelten sic in wahrhaft grausamer Weise. Die Krankheit, die an ihr zehrte, war nur eine Folge der vielen Prügel, die sie bekommen. So gicng cs eine gute Zeit fort, bis Abdu wegen Betrügereien sich ein paar Jahre Gefängnis zuzog. Die schlechte Behandlung, anstatt abzunehmen, nahm nun sogar zu, sodass sich die Arme gezwungen sah, bei den Bekannten da und dort herumzubetteln. Da fie aber auch bei diesen nur Beschimpfungen und Grobheiten zu hören bekam, entschloss sie sich endlich, von der Vorsehung in die Enge getrieben, in die Mission zu kommen in der Hoffnung, dort nicht nur den Lebensunterhalt, sondern auch noch die Heilmittel für ihre und der kleinen Kinder Krankheit zu finden. Der Obere, nachdem er ihre Lcbensgeschichte gehört, machte keine Schwierigkeit und überließ die Arme der liebevollen Pflege der Schwestern. Vor allem war die Frau zu kleiden. Ihre Kleidung bestand nämlich aus 4 Pfund Lumpen und 5 Pfund Schmutz. Der Zustand Haras war gefährlicher, als cs aus den ersten Blick den Anschein hatte. Alle Mittel, die der. Arzt verschrieb, waren wirkungslos; das Uebel schritt unerbittlich vorwärts und, was uns am meisten wehe that, die Kranke wies jedes Sprechen über Gott und Religion zurück. So blieb nun nichts anderes übrig, als mit Gebeten und anderen guten Werken zur Mutter Gottes von Pompeji Zuflucht zu nehmen, die in ähnlichen Lagen schon so oft ihre Macht in wunderbarer Weise gezeigt hatte. Besondere Gebete stiegen zum Himmel, und zu gleicher Zeit spähte man den günstigen Augenblick aus, um einigen guten Gedanken in jenem verfinsterten Geiste Licht zu machen. Unser Gebet war nicht umsonst. Eines Tages boten wir Hara eine Medaille der Mutter Gottes an; sic wies selbe nicht zurück, sonder» gab sie der Schwester, damit man sie ihr um den Hals hänge. Darauf verlangte sie den Oberen, aber merkwürdigerweise nicht für sich, sondern für ihr älteres Kind, damit er ihm Wasser über den Kopf gieße. Sie hatte den Glauben, dass cs hierdurch frei werde. An ihr kleines Kind dachte sie mit keinem Gedanken mehr; für sich selbst forderte sie die Taufe mit keinem Worte. Als man in Eschisch hörte, dass Haras Zustand sich von Tag zu Tag verschlimmere, kamen einige Bekannte herüber, um ihr die Uebersiedelung dorthin anzurathen vor dem Sterben. Die Kranke hörte das Geschwätz derselben nicht lange an, sondern jagte sie weg. Hicmit war jedoch nicht gesagt, dass sic nun auch die Religion derselben verworfen habe. Eines Tages, als es ziemlich schlimm mit ihr gicng, fragte die Schwester, ob man nicht den Oberen rufen solle und ob sie sich nicht taufen lassen wolle. Darauf antwortete Hara entschieden: „Ich null weder das eine noch das andere, oder glaubst du vielleicht, dass ich eine Schwester ivcrdcn wolle wie bn." „Das brauchst du nicht," erwiderte die Schwester; „cs genügt, dass bit eine wirst, wie deine Landsmännin, die du an deiner Seite hast (eine alte christliche Negerin)." „Nicht einmal daS will ich, cs genügt mir zu beten: Herr, Herr —" und wollte nichts mehr hören, worauf die Schwester sich entfernte. Kurz nachher kehrte sie zur Kranken zurück und gab ihr ein Glas Wasser zu trinken, in welchem ein gesegnetes Rosenblatt der Mutter Gottes von Pompeji gelegt worden war und siche die Gnade Gottes: Hara, bisher so wieder-spenstig, bat ganz von selbst um die hl. Taufe, die ihr vom Oberen nach einigem Unterricht über die hauptsächlichsten Wahrheiten unseres hl. Glaubens ertheilt wurde. Maria, so wurde sie getauft, lebte noch drei Tage und erbaute in dieser Zeit alle, die sich ihr näherten, durch die ruhige Ergebung, mit der sie ihr Leiden hinnahm. Am 28. September in der Frühe hauchte dann die Neugeborene ihre Seele aus. Es wurden die Bekannten der Todten herbeigerufen und mit ihnen erschien alsbald eine Schar von Weiber» mit der Hexe an der Spitze und vier Männer mit einem Angareb oder Bcttgcstclle im Institute, um Aus dem Misst ausleben. 1B5 ben Leichnam mit sich zu nehmen. Während Weiber und Männer vor der Thüre des Institutes standen, wurde gerade die Seelenmesse für die Gestorbene gelesen. Erst nachdem die Messe zu Ende und für die Seele der Verstorbenen gesorgt war, wurde das Thor geöffnet, und man lies; nun die Weiber und Männer für den Körper sorge». Alle drängten sich ins Krankenzimmer, auch die Hexe, die damals zum erstenmale den Fuß in unser Haus gesetzt hatte, und nachdem sie die Todte eine Zeit lang betrachtet, rief eine der Weiber aus: „Es steht geschrieben, dass mir alle hier sterbe» werden." Sie wollte vielleicht hiermit auf die vielen Landsleute anspielen, die schon im Institute gestorben sind. Darauf wurde die Todte auf das Angareb gelegt und der Trauerzug setzte sich in Bewegung, diesmal ohne das herkömmliche Geschrei, weil Hara ja als Ungläubige gestorben und ihre Religion verrathen hatte und deshalb nur Mitleid verdiente. Möchten sich die Worte jenes Weibes als Prophezeiung erweisen! Die zwei Kinder der Verstorbenen sind noch bei uns; die Kleinere davon wird bald ihre Mutter im Himmel wiedersehen. Oie Negerin Bachita. IUachita wurde zu Diga im Gebiete der 9ijnm= Njam geboren. Ihr Name war dort Dakani. Vater und Mutter starben früh weg, und so kam die Waise ins Haus der Großmutter, wo sie ein ganz einfaches und ruhiges Leben führte. Leider änderten sich bald die Tage für Dakani. Eines Tages, als Groß und Klein mit Tanzen und anderen Spielen, eines der Feste des Stammes feierten, brach auf einmal eine Bande von Dschialabbas wie ein Blitz aus heiterem Himmel ins Dorf, um die durch Spiel und Tanz betäubte» Einwohner zu Selaven zu machen. An einen Widerstand war nicht zu denken. Nur wenige Personen konnten im Gewirre des Abfangens und Fesselns entkommen, darunter auch Da-kaui. Andere ihres Alters wurden bei den Füßen genommen und gegen große Steine geworfen, verschiedene wurden an den Füßen aufgehängt und mit Lanzen durchbohrt. Dakani entgieng solcher Grausamkeit, nicht jedoch dem Schicksal der Selave'rei. Einige Uebelwollende hatten sie inS Haus der Großmutter fliehen sehe» und benachrichtigten davon die Räuber. Die arme Alte musste das Mädchen herausgeben. — Hart war der Weg für die Unglücklichen bis nach El-Obeid, wo der Selavenmarkt war. Dakani wurde hier zusammen mit einem anderen Mädchen von einem Dschialabba gekauft und giengen mit ihm in sein Hans über. Die übrigen setzten den mühevollen Marsch fort. — Nach einiger Zeit jedoch verkaufte der Dschialabba seine Selavinnen wieder. Dakani musste nun mit einem neuen Herrn den Weg nach dem Rothen Meer antreten. Von dort wurde sie ans einer „Dahabia" nach Djedda (Hafenstadt von Mekka) eingeschifft. Während der Ueberfahrt war Dakani mit anderen Schicksals-genossiuen im entferntesten Winkel des Schiffes unter Waren und Schiffsgeräth verborgen. Zum Glück hatte ein Dampfer in geringer Entfernung unbeobachtet das Einschiffen der Selavinnen mit ange- sehen. In Suakim angekommen, benachrichtigte er davon die Regierung, welche alsbald ein Schiff aussandte auf der Suche nach der Dahabia. Sie wurde bald entdeckt, von de» Commissüren des Jagdschiffes bestiegen und sammt ihren Besitzern in Beschlag genommen, die Selavinnen hingegen wurden befreit und den Soldaten in Suakim zu Frauen gegeben. Dakani kam an einen Neger Namens Ahmed und nannte sich von nun an Bachita. An der Seite des neuen Gemahls gieug sie bald nach Kairo und von dort nach Sansibar. Hier starb Ahmed und Bachita kehrte mit ihrem Kinde „Fadschialle" wieder nach Kairo zurück. Bei der Brüderlichkeit und Gastfreundschaft ihrer Landsleute hatte sie hier bald ein Unterkommen gefunden: allerdings nur auf kurze Zeit, denn der Bekannte, welche ihr Beherbergung gab, wollte auf einmal bezahlt sein. Bachita hatte kein Geld mehr, und so musste sie, was sie an Armspangen und Kleidern besaß, einsetzen. Es blieb ihr nun nichts anderes übrig, als auf den Bettel zu gehen. Auch der kleine Fadschialla musste des Morgens ausgehen, um für die Mutter Almosen zu sammeln. Eines Abends erwartete jedoch die Arme vergebens ihren Sohn mit dem Almosen. Niemand konnte Auskunft über seinen Verbleib geben. Wahrscheinlich wird ihn das Schicksal so vieler Knaben in der Weltstadt Kairo getroffen haben, nämlich geraubt zu werden und nie wieder zum Vorschein zu kommen. Auf ihren Bettelreisen kam Bachita auch nach Eschisch, wo sie von unserem Institute hörte und auch gleich um Aufnahme in dasselbe bat. Sie wurde aufgenommen, ist jetzt über alles glücklich und zufrieden und hat sich in das Leben des Hauses schon gut eingewöhnt. Eine Medaille der Mutter Gottes von Pompeji hat sie ganz gern angenommen und weiß auch schon einige Gebete, die sie auch des Nachts, wenn kein Schlaf über sie kommt, verrichtet. Die Medaille scheint bereits ihre Wirkung gethan zu 156 AnZ beut Missionsleben. haben, weil die Arme so in aller Einfalt und mit Vertrauen der Mutter Gottes ihre Leiden und Bedürfnisse auseinandersetzt. Die Mutter Gottes von Pompeji miri) nicht zögern, hoffen wir, Bachita sich ganz ihr zu eigen zu machen, und die Barmherzigkeit Gottes ivird tvicder einmal als Eigenthuin imb Anrecht der Armen und Verlassenen erscheinen. Schwierigkeiten bei Bekehrung von Mufelmannen. ekanntlich sind die Bekehrungen von Muselmannen recht selten und schwierig. Zu dieser bekannten Erfahrung aller Glaubensboten bietet auch folgendes, das wir dem Briefe einer Missionsschivestcr in Assuan entnehmen, einen Beitrag: „Wiewohl die Resultate, die wir gegenwärtig mit der Gnade Gottes erhalten, noch etwas mager sind, dürfen wir uns doch der sicheren Hoffnung hingeben, dass in einer mehr oder weniger entfernten Zukunft eine Besserung eintreten wird. Wir haben auch muselmännische Mädchen ins Haus aufgenommen, die gar nicht schlecht anfangen. Der gute Samen, der in ihre zarten, jungen Seelen, inmitten der guten Beispiele, unter denen sie leben, ausgestreut wird, bringt schon ganz schöne Früchtchen. Sie lieben die Mutter Gottes, beten zu ihr und zeigen sich nicht mehr wie zuvor, an den Uebungen ihrer Religion hängend. Dieses Jahr hat nicht einmal eine gefragt, das große Fasten des „Ramadan" draußen mitmachen zu dürfen. Sie ziehen unsere Feste mit ihren unschuldigen Freuden dem Geräusch und der Ausgelassenheit ihrer Feste vor. In der Kirche führen sie sich gut auf, sind ruhig lind aufmerksam tmb geben selten zu Klagen Anlass. Bon der hl. Messe verstehen sie die hauptsächlichsten Theile. Wir haben unter anderem ein Mädchen im Hause, das oft um die hl. Taufe bittet. Aber bei all ihrer Güte kann man ihr hierin noch nichts zu Gefallen thun. Ihre Eltern würden sie augenblicklich aus dem Hause thun, wenn sie hiervon wüssten. Vor einiger Zeit hatten wir eine muselmännische Frau, die zusammen mit ihren zwei Kindern in unseren Lehmhütten wohnten. Vor zwei Monaten starb nun das größere der Kinder, woratif sie mit dem kleinen, das dieselbe Krankheit bekam wie das Brüderchen, das Haus, ohne etwas zu sagen, verließ. Jedenfalls, damit nicht auch dieses ihr Kleinod bei den „Ungläubigen" (so werden wir von ihnen genannt) sterbe. Wir wissen aber, dass es jetzt schon gestorben und im Himmel ist. — Neben uns wohnt eine arme Alte, deren ganzer Reichthum aus dieser Welt in einer Henne besteht. Sie lebt von dieser Henne, wie die Henne ihrerseits wieder von dem lebt, was ihr die Alte gibt. Jedesmal, wenn sie sieben oder acht Eier beisammen hat, kommt sie zu uns, um ihre Piaster dafür zu erhalten. Ja oft, vom Hunger gezwungen, kommt sie schon, bevor die Henne wieder sieben Eier gelegt hat, um den Preis dafür zu erbitten. Wir haben ihr verschiedene Male gesagt: „Anstatt ein so mühevolles Leben zu führen, komme doch und lebe mit uns. Tu hast dann zu essen, wir verschaffen dir Stroh, um Geflechte daraus zu machen: wenn du krank bist, pflegen wir dich; cs wird dir nichts fehlen und in Frieden wirst du deine Tage endigen." Sic aber antwortet immer: „Ich kann nicht. Ihr könnt mir ja das Almosen auch geben, wenn ich an eurer Seite wohne, und Mohammed wird euch daun, hoffe ich, da ihr so gut seid, nicht in die Hölle verjagen. Wenn ich zu euch. hinübergienge, würde er mir fluchen." Man sicht, die Unwissenheit dieser Leute verdient Bedauern, und es ist sehr schwer, wegen ihrer Hartnäckigkeit Einfluss auf sie zu gewinnen. Nichtsdestoweniger wollen mir noch Hoffnung bewahren für die Alte, da sie ein gutes Herz hat, ausrichtig, heiter imb sehr thätig ist für die Kranken in der Nachbarschaft. Vielleicht wenn ihre Henne nicht mehr ist, dass sie bei uns einkehrt. Jedenfalls wird sie sehr schwer eine andere erhalten. Die Leser sehen hieraus, tvic sehr wir das Gebet der Wohlthäter nöthig haben, um ein wenig Gutes bei den Armen zu erreichen. Wenn man etwas erzielt, ist cs einzig nur durchs Gebet und die Werke der Nächstenliebe. Vermischte Nachrichten. Die katholische Kirche im britischen Reiche. Das „Catholic Directory“ weist hin auf das anhaltende Wachsthum der katholischen Kirche in allen Theilen des britischen Reiches. In demselben sind heute 28 Erzbisthümer, 105 Bisthümcr, 27 apostolische Vicariate und 12 apostolische Präfecturen; die Gesammtzahl der unter britischer Herrschaft stehenden Katholiken beträgt IO1/,, Millionen, wovon 5,415,000 ans das vereinigte Königreich fallen. Die katholische Kirche in den Verein. Staaten. Nach den neuesten Ausweisen beträgt die Zahl der Katholiken 10,774.987 (645.312 mehr als im Vorjahre). Die Hierarchie besteht aus 13 Erzbischöfen, 680 .Bischöfen und apost. Vicaren, 8977 Welt-priestern und 3010 Ordenspriestern. Katholische Universitäten zählt man 8, Priesterseminare 76, Alumnen 3395 ; Knabcncollegicn 183, Mädchen-pensionate 667, Pfarrschulen 3812, Waisenhäuser 247. Gesammtzahl der Kinder in den katholischen Anstalten 1,055.631. Statistisches ans den Missionsgesellschaften. Die Jesuiten leiteten im Jahre 1899/1900 17 Collegien mit einer Schülcrznhl von 4653. Auf Vorderindien entfallen 6 Collegien mit 3222 Schülern und zwar 2267 Christen, 506 Parsis, 274 Hindus, 158 Mohammedanern und 17 Juden. In den Verein. Staaten leiten die Jesuiten 4 Collcgicn mit 575 Schülern, in Brasilien 4 Collegien mit 648 Schülern, in Chile 1 mit 50 und in Düne m ark 2 Collegien mit 158 Schülern. Die christlichen Schulbrüder, das Werk des hl. Joh. B. La Salle, deren Zahl nunmehr über 20.000 beträgt, leiten in den verschiedenen Ländern Europas 1642 Schulen mit 272.800 Schülern. Nicht minder bedeutend ist ihre Thätigkeit auch in den Missionsländern', so leiten sic im Orient 34 Schulen mit 6460 Schülern, in Asien 14 Schulen mit 4450 Schülern, in Afrika 49 Schulen mit 13.050 Schülern und in Amerika 196 Schulen mit 65.100 Schülern, somit in den sämmtlichen Missionsländern zusammen 293 Schule» mit 79.060 Schülern. Die Lponer-Missionsgesellschaft, die in Afrika 1 apostolisches Vicariat und 5 Präfecturcn versieht, zählt gegenwärtig 150 Priester, 18 Brüder und 170 Schwestern, darunter befinden sich zahlreiche Deutsche und von diesen 50 Elsässer. Die Gesellschaft der Weißen Väter, die in Afrika 8 apostolische Vicariate und Präfccturen mit 65 Stationen, 261 Missionäre, 140 Schwestern und 976 Katechisten zählt, weist 59.404 Getaufte und 151.210 Katcchumencn ans. Die Zahl der Schulen beträgt 141 mit 6608 Knaben und 2964 Mädchen. Die Nordtiroler Kapuzinermission in in der apostolischer Präfectur Bettiah in Nordindien zählt 15 Patres und 7 Brüder aus dem Kapuzinerorden, 20 Katechisten und Schwestern vom hl. Kreuze ans Jngcnbohl in der Schweiz. Die Mission zählt 3824 Katholiken in 9 Haupt- und drei Ncbenstationen, 14 Schulen mit 543 Schulkindern, 8 Waisenhäuser--mit 304 Waisen, 7 Kirchen und 4 Kapellen. Ein deutscher Missionär in Palästina. P. Ze-phirin Steuer, der Director des deutschen Hospizes am Sec Gcncsareth, vollendete im Monat März das 25. Jahr seiner Missionsthätigkeit im hl. Lande. Im Jahre 1876 ivnrde der dainals als Caplan in Echternach angestellte Priester ans seinen Wunsch hin von dem Bischöfe von Luxemburg dem lateinischen Patriarchen in Jerusalem für die Mission überlassen. In den ersten Jahren seines Aufenthaltes im hl. Lande war Biever als Gehilfe des berühmten Convcrtitcn P. Alph. Mar. Ratisbonnc thätig, welcher verschiedene Anstalten zur Erziehung der Jugend gegründet hatte. Später wurde er als apostolischer Missionär nach Madaba zu den Beduinen des Ostjordanlandes gesandt. Die beständigen Gefahren, Strapazen und das rauhe Bcdnincnlcbcn stellten an den jungen Missionär die höchsten Anforderungen, ©einem umsichtigen Eifer gelang es jedoch, den dortigen Be-dninenstamm sesshaft zu machen und die Mission in Madaba zu schöner Blüte zu bringen. Von den 3000 katholischen Beduinen, die es drüben gibt, weiß P. Steuer viel Gutes zu erzählen. Die übergroßen Anstrengungen hatten indes während der langjährigen Thätigkeit die Gesundheit des Missionärs derart angegriffen, dass er ein Opfer seines apostolischen Berufes geworden wäre, hätte er länger dort verweilt. Um seine vorzügliche bewährte Kraft der Mssion zu erhalten, geroamt ihn der damalige Palästina-Verein zur Uebernahme der Stelle eines Seelsorgers für die am herrlichen See Genesarcth 158 Vermischte Nachrichten. gegründete katholische Ansiedlung und betraute ihn zugleich mit der Leitung dcS dortigen deutschen Hospizes. Seit dem 5. Februar ist nun P. Bievcr als umsichtiger Verwalter und rastloser Förderer dieser deutschen katholischen Station mit Erfolg thätig, so dass dieselbe, was Fruchtbarkeit und landschaftliche Anmuth betrifft, wohl als Perle der Besitzungen des deutschen Vereines vom hl. Lande bezeichnet werden darf. P. Bievcr bewirtschaftet dort an der Stelle des alten Kapharnaums mit seinen Leuten, durchwegs Arabern, ein Terrain von 200 Morgen Ackerland, Weideland und Obstgärten sammt wagen können, zum Christenthum überzutreten. Wie groß da8 Vertrauen der einheimischen Bevölkerung zu P. Biever ist, von dem sie wissen, dass er Herz und Interesse für ihr Wohl hat, davon sind die Pilger der jüngsten deutschen Männerwallfahrt Zeuge gewesen. Mit der größten Liebe und Hochachtung erklang allenthalben bei den Arabern, wenn sie Bievcr erblickten, der Ruf „Abuna" (Vater) und leuchtenden Auges küssten sie ihrem alten Lehrer die Hand. Tie deutschen Pilgerzüge nach dem hl. Lande. Die erste Frühjahrskarawane des Deutschen Vereines vom hl. Lande fuhr am 14. März von Köln ab. einem großen Viehstand. Wir wollen hier nur erinnern, wie P. Biever bei den benachbarten Araber-stämmen, die ihn ungemein verehren, seelsorglich thätig gewesen ist. Ihm ist es gelungen, fünf gut besuchte Schulen in der Umgebung von Tabgha zu gründen, die alle für die Erziehung und den Unterricht der männlichen Jugend der umliegenden Dorf-schaften wirken. Für die Bekehrung der mohamme-danischen Bevölkerung gibt es, wenn überhaupt kein anderes Mittel, als die all,nützliche Heranziehung der Jugend, da die Erwachsenen wegen des Fanatismus und der Verfolgungswuth ihrer Angehörigen es kaum Die in Köln einsteigenden Pilger hatten sich des Morgens Uhr im hohen Dome vor dem Altare der hl. Drei Könige versammelt, um der hl. Messe beizuwohnen und durch die hl. Communion sich auf die fromme Reise zu stärken. Der Mittagszug brachte sie über Luzern, Mailand und Ancona nach Lorctto, wo sie das Heilige Haus von Nazareth besuchten. Die Reise gicng alsdann über Brindisi nach Griechenland mit zweitägigem Aufenthalte in Athen. Vom Piräus führte sie der ägyptische Dampfer nach Alexandrien. Nach einem mehrtägigen Aufenthalte in Kairo gieng die Reise über Port-Said nach Jaffa Vermischte Nachrichten. 159 und Jerusalem. Das hl. Land wird zu Pferd durchquert und nachdem Galiläa besucht ist, wird Syrien mit Damaskus und den herrlichen Ruinen von Baalbek besucht, worauf der weitere Weg mit dem Dampfer der klcinasiatischcn Küstenwelt entlang nach Konstantinopel führt. Die Rückreise geht über Sophia, Budapest und Wien. — Die zweite Karawane gieng am 17. April nach Mitternacht von Köln ab und kehrt mit 5. Juni heim. Wie viel Mohammedaner gibt cs? Die otto-manische Regierung veranstaltete in jüngster Zeit eine Enquete über die Anzahl der Anhänger des Islam. 9ind) den Ergebnissen derselben beträgt ihre Zahl in runder Summe 197 Millionen. Hievon entfallen auf die europäische Türkei 18, auf Kleinasien und Indien 99, auf China 20, auf Nord-und Nordostafrika 36 und auf verschiedene andere Länder 23 Millionen. Deut Percentsatze nach finden sich die meisten Anhänger des Islam in Persien (99°/0), während der Zahl nach die meisten (etwa 45 Millionen) im englischen Kaiserreich Indien leben. Nach diesein Resultate dürften demnach die Moham-mcdancr, von denen, nebenbei bemerkt, cs in Amerika und Australien keine gibt, etwa 14—15 Percent der Kesammtbcvölkerung der Erde ausmachen. Wie die Diebe im Sudan ihr Handwerk anS-iibcil. Einein Briefe des hochw. P. Banholzer aus Omderman, entnehmen wir folgendes: Ganz besondere Vergünstigungen gibt den Dieben im Sudan der Umstand, dass beinahe alle Häuser und Hütten aus Lehm gebaut sind. Sic brauchen da weder Dietrich, noch Hammer und Brecheisen. Es genügen ein paar Gerben (Ziegcnfelle) voll Wasser und ein wenig Geduld und Schlauheit. — Kürzlich wurde in einem Hause in Omdcrman eingebrochen und verschiedene brauchbare Dinge davongeschleppt. Die Diebe waren ihrer zwei. Einer brachte Wasser in einer Gerbe, der andere lies; das Wasser aus der Gerbe au der Mauer des Hauses heruntcrricsclu, und arbeitete mit der Hand die durch das Wasser weich-gcivordcne Erde ivcg. Nachdem ein genügendes Loch in die Mauer gebohrt war, arbeitete sich der „engherzigere" der Gesellen durch dasselbe, um seine Ausgabe schnell zu beginnen und zu erledigen. Daun wurde das Loch wieder mit der herausgenommenen feuchten Erde zugemacht, und dein Hause sah man mii andern Tage so wenig au als den Dieben, die es bestohlen. Der Hausbesitzer allein sah des andern Morgens die Dinge, die geschehen und nicht mehr da waren. Die liebe Negerjugend. Auch der Neger hat während der Jugendzeit seine schönsten Tage; ein afrikanischer Wollkopf macht sich freilich auch in späteren Jahren nicht so viele Sorgen, wie die gleichalterigen civilisierten Menschenkinder, aber in Jugendjahreu lebt er doch noch sorgloser als später. Mit sechs bis sieben Jahren sind die Knaben schon ganz wackere Juugcus; da ist die Negerhütte freilich viel zu klein, um ihrem bunten Treiben zu genügen. Doch au Raum fehlt cs nicht, die Negerhütten sind weit genug auseinandcrgebaut, dass für Spiele hinlänglich Platz ist, und erst die große Wildnis, welche allenthalben die Negerhütten und Dörfchen umschließt. Dahin eilen die barfüßigen Schnelläufer, besonders wenn sie hoffen können, dort etwas für den Magen zu erhaschen. Im December und Januar sprossen frische Kräuter aus der ncubelebten Erde; der Ncger-junge wählt geschickt die besten aus, bringt sic in einem kleinen Töpfchen mit Wasser an das Feuer, und wenn cs ihm gar gelingt, noch ein Körnchen Salz zu mausen, dann lacht ihm das Herz im Leibe ob des köstlichen Gerichtes. Im Februar und März gibt es viele Waldfrüchte, welche allerdings wegen Härte und Rauheit nur für den Negermagen bestimmt scheinen. Die Monate April, Mai und Juni locken die Knaben mehr in die bebauten Felder, denn um diese Zeit hat sich die Wildnis mit einer unheimlichen Menge hohe» Grases bedeckt, in den angebauten Feldcruabcr ist der Muhindi zur Reife gelangt und unter dem Matama gibt es eine Sorte, die zwar keine gute Kernfrucht ist, aber wegen ihres dicken Stengels, der gleich dem Zuckerrohr ein weiches, süßes Mark enthalt, von den Negern sehr gesucht ist. Im Juli und August wird das Gras in der Wildnis welk und dürr und dem Feuer übergeben, da ist cs ein lieber Zeitvertreib der Jungen, die Ratten zu erjagen und auszugraben, welche wieder treffliche Mahlzeit liefern. In den späteren Monaten wird dann mit Pfeil und Bogen auf die Vögel Jagd gemacht. Die Banane. „Die Banane", schreibt ein Missionär aus Uganda, „bildet im Leben unserer Neger ein unentbehrliches Element, sic ist ein Gewächs, das schon bei seiner Geburt ihm Dienste leistet und ihn selbst im Grabe nicht verlässt. Diese Pflanze kommt in drei verschiedenen Arten vor. Die eine Sorte nennen die Eingebornen „umtose", eine andere „gonja" und die dritte „mbiddc". Die Matoke-Banane wird meistens gekocht gegessen. In die grünen Blätter der Pflanze wasserdicht eingewickelt und in einem ungebrannten Thontopfe tut eigenen Dampfe gekocht, bietet diese Banane die tägliche Nahrung der Bagandas. Diese Nahrung hat alsdann viele Ähnlichkeit mit gestoßenen Kartoffeln. Au den Geschmack kann aber der iteuangckommcue Europäer sich nur sehr schwer gewöhnen. Diese Banane 160 Uebersicht. ungekocht und mehrere Tage gepflückt, wird zuckersüß und ein angenehmes Obst zum Nachtisch. In der Sonne getrocknet, hält sie sich monatelang und dient somit jahraus jahrein zur Nahrung. Bei Krankheiten dient sie als wirksames Heilmittel und Pflaster. Die Gonja-Banane wird gegessen, nachdem sie in heißer Asche gebraten wurde, und bildet das tägliche Brot der Eingebornen und Missionäre. Reif wird sie süßlich und kann als Zuckergcwürz dienen. Getrocknet und gestoßen kann sie ein süßes Mehl liefern, wovon das- Gebäck eine Ahnung europäischer Bisquits bietet. Die Mbidde-Bananc liefert den guten Bananenwein (Mwenge). Ungcgohrcn bietet derselbe schon ein süßes Tafelgetränk, nach seiner Gährung den so berauschenden Bananenwein, den man später in guten Essig verwandeln kann, gebrannt jedoch einen ziemlich starken Alkohol. Aber auch die Wurzeln und Stammtheil der Bananenpflanze dienen in Hungersnoth zur gewünschten Nahrung. Die großen -Bananenblätter aber liefern dem Kinde schon bei der Geburt zugleich Leinen, Windeln und Wiege. Bringt man ein Kind zur hl. Taufe, so ist cS in zwei Bauancnblätter eingewickelt. Hat der Muganda nicht die nothwendige Kleidung aus Baumrinde, so ersetzt er sie aus Bananenblättern. Das getrocknete Bauancnblatt dient ihm zum Lcndengürtel, und hat er einen Hut, so besteht er auS dem ge-flochtenen Bananeublatt. Sein Teller und seine Tasse, ja sehr oft sein Kochtopf besteht nur aus einem Bananenblatt. Das trockene Bananenblatt dient ihm zum Flechten der Häuser und bietet ihm ein wasserdichtes, feuersicheres Dach. Der Bananeustock liefert auch noch reines Waschwasser und unsere tägliche Seife, die der Mugända künstlich zu verfertigen versteht. Bei dem Transport seiner Producte wird das trockene Bananenblatt ihin zu»> wasser-dichtcn Packpapier, das an Schönheit und Dauerhaftigkeit dem europäischen Packpapier nicht nachgibt. Wiederum dient ihm das gewundene Bananenblatt dazu, Seile zu verfertigen, mit welchen er sein Schiff-lein bindet und die Uebelthäter fesselt. Zuletzt wird das Bananenblatt zum Sarge eines jeden Maganda; denn es will ihn ja selbst im Tode nicht verlassen Eine Zusammenstellung der in den Missionsstationen vollzogenen Taufen und Ehen gibt ein getreues Bild in seinen Licht- und Schattenseiten über die seelsorglichen Erfolge. Im apostolischen Vicariat des Sudan: a) Assuan (gegründet 1895) Taufen: Ehen: 1895 „ 10; „ — 1896 „ 18; „ — 1897 „ 63; „ — 1898 98; „ 1 1899 „ 92; „ 2 1900 80; „ — 1901 (bis 31. März) 16; „ 3 377 6 b) Omderman-Chartum (gegründet 1899) 1899 „ 22; „ 1900 „ 6; „ — 1901 (bis März:) 1: 29 „ 1 „ 1 Im apost. Vicariate Egypten: a) Gesira bei Kairo (gegründet 1888) (eröffnet 1888): Taufen: Ehen: 1888 — 1900: „ 732 H) „ 28 1900—1901: „ 299 ;2) „ 1 1901 (l.Jän.— 31. März) 95; „ 2 1126 31 b) Kairo t Eröffnung bis 1900) Taufen: Ehen: — 138; — 17 1900—1901: „ 7; „ — 145; „ 17 ’) Darunter 526 Kinder in Todesgefahr getauft. 2) Darunter 281 Kinder in Todesgefahr getauft. Uebersicht. Für die Schriftleitung: P. Xaver Geyer F. 8. C., Oberer. — Druck von A. Weger's fb. Hosbuchdruckerei, Brixcn.