Vereinigte Lalbacher Zeitung. ^w, 58. Gedruckt mit Edlen v)n Kleinmayer'schen Schriften. Frey tag den 21. Iuly 1 3 1 5. Kriegsschauplatz. <«m 7. Ittk) befand sich der Kaiser Franz, sammt dem Kronprinze nFcrdinand Kais. Hob. »icbst dem Kaiser Alexander und dem Komg von Preussen, zu Void, in Lothringen, und genießt der erwünschtesten Gesundheit. Uebergäbe von Paris. Aus dem Haupt-Quartier der verbündeten Monarchen, Void, den 7. Julius l8i5. Wahrend die Armeen des Ober-Rheins und Italiens seit dem 24. Iunms ihre Stellungen am Rhein und Po mit denen an der obern Maas und der Gegend von Besancon vertauscht, alle Uebergange über die Voge-sen, die obere Sarre, die Mcurthe, die Mosel, den Jura und die Alpen, mit unglaublicher Geschwindigkeit überschritten, die Armee des Generals Rapp nach Straßburg zurückgeworfen und die der Generale Lecvurbe und Suchet auf Mcn Punkten znm Rückzug gezwungen haben, und hierdurch zugleich dte Anstalten zu einem Nazional - Aufstande in Frankreich, bevor sie sich entwickeln konnten , schon zerstreut und aufgelöst worden smd, warm die unter den Befehlen der Mar- schälle Wellington und Blücher stehenden Heere nach dem grossen Siege von Mont St. Jean, uugcfähr in gleicher Entfernung von der obern Sambre gegen die Seine vorgedrungen. Die drohende Stellung des Herzogs von Wellington bey St. Denis, Aubervillcs und dem Ourcq-Kanal; ferner die kühnen, blutigen und zuletzt mit dem glücklichsten Erfolge gekrönten Angriffe des Maaschalls Blücher, von der Seite von Neuilly her; endlich die innere Auflösung dcr Parteyen und die Ohnmacht der Französischen Regierung» baben am 3. Julius die zur Vertheidigung 5 der Stadt Paris aufgestellte Armee einen Waffenstillstand einzugehen, die Stadt selbst aber den Miirtcn zu übergeben genöthigt. Diese Armee zieht sich einer militärischen Konvenzwn zu Folge, welche blos für die beyden in und um Paris overirenden Armeen zu gelten hat, hinter die Loire, nachdem sie am /,. Julius Mittags St. Denls, St. Oucn, Clichy und Ncuilly , am 5. Julius alle Barrieren von Paris übergeben haben wird. Indessen verfolgen die grossen aus dem Osten und Süden vordringenden alliirten Heere :h-re nunmehrige Richtung auf dle Loire. Die eben erwähnte Militär-Konvenzwn lautet also: ^ .. . ^ ^ /- . .. „Heute, den 3. Iulms i8i5, sind d,e von den Kommandanten der respectiven Ar? mcen ernannten Kommissare, ncmlich dcr Baron rou Vignon, mit dem Portefeuille der auswärtigen Angelegenheiten beauftragt, der Graf Guillenunot, Chef des Gencralstabs der französischen Armee, dcr GrafvonVondy, Presckt des Departements dcr Seine, vcrsc-l'enmit Vollmachten von Sr. ErzeUcnz dem Marschall Fürsten v. Eckmühl, Oberbefehls-habcr der Französischen Armee, einerseits, und der Herr Generalmajor Baron, v.Müff-ling, versehen mit Vollniachtcn von Sr. .Durchlaucht denl Feldmarschall Fürsten Blücher Oberbefehlshaber dcr Preussischen Ar-mce, der Herr Obersie Harwcy , versehen mit Vollmachtell von Sr. Erccllc n z d c m Her-zog von Wellington, Oberbefehlshaber der Englischen Armee, üder nachfolgende Artikel übereingekommen: Art. i. Es soll ein Waffenstillstand seyn zwischen den verbündeten, von Sr. Durchlaucht dem Fürsien Blücher und Sr. Erzcl-lenz dem Herzog von Wellington befehligte« Armccu und dcr Französischen Armee unter den Mauern von Paris. 2. Morgen soll die Französische Armee anfangen sich in Marsch zu setzen, um sich hinter die Loire zu begeben;, die gänzliche Räumung von Pa ris soll innerhalb drey Tagen bewerkstelligt, und die Bewegung der Armee, um sich hinter die Loire zu begeben, soll innerhalb acht Tagen aeendigt seyn. 3. Die Französische Armee nimmt alle 5hr Material, Feldgeschütz, Kricgskassen, Pferde und Regiments - Eigenthum, ohne irgend eine Ausnahme, mit, und wird es eben so mit dem Personale dcr Depots und mit dem Personale der zu d^r Armee gehörigen verschiedenen Verwaltungszweigc machen. 4. Die Kranken und Verwundeten, so wie die Aerzte, die man nothwendiger Weise bey ihnen lassen wird, stehen unter dem besonderen Schutze der Herren Oberbefehlshaber, der die Englischen und Preussischen Armeen kommandirendcn Herren Marschalle. 5. Die Militärs und Angestellten, von denen in dem vorhergehenden Artikel die Re-de ist, sollen sogleich nach ihrer Wiederherstellung sich zu dem Corps, zu dem sie gehören, begeben können. 6. Die Frauen sollen frey in Paris bleiben , oder sich von da ohne Schwierigkeit zu ihren Männern begeben können. 7. Die bey den Födcrirten oder bey den Blankern der Nazional - Garbe angestellten Lmienoffizierc sollen sich entweder wieder zu der Armee begeben, oder in ihre Hcimath zurükehren können. 8. Morgen den /. Inly Mittags, sollen St. Denis, St. Oucn, Clichy und Neuilly; übermorgen den 5. Julius, in derselben Stunde, soll der. Montmartre, und am drimn Tag, den 6. Julius sollen alle Barrieren übergeben werden. < 9. Der innere Dienst in der Stadt Paris soll noch ftrner durch die Nazional-Garde und das Corps der stadtischen Gcnsd'armerie versehen werden. 10. Die Befehlshaber der Englischen und der Preussischen Armeen machen sich verbindlich, die gegenwärtigen Behörden, so lange sie bestehen werden, zu respektiren, und von ihren Untergeordneten respektircn zu lassen. 11. Das öffentliche Eigenthum, mitAus-uahme dessen, was aufdcn Krieg Bezug hat, es mag der Regierung angehören oder von dcu Munizipal - Behörden^ abhängen, soll rcspeltirt werden, uud die alliirten Mächte werden sich auf keine Weise in die Verwaltung und Besorgung desselben einmischen. 12. Eben so sollen die Personen und das Privat-Eigenthum respcktirt werden. I)ie Einwohner und überhaupt alle Personen, die sich in der Hauptstadt befinden, sollen noch ferner ihre Freyheitsrechte gemessen, ohne daß sie wegen irgend Etwas, daß auf die Aemter, welche sie bekleiden oder bekleidet haben mögen, Bezug hat, oder in Hinsicht auf ihr Betragen oder ihre politische Meinung beunruhigt oder in Untersuchung gezogen werden können. 13. Die fremden Truppen sollen der Vcr-proviantirunq der Hauptstadt kein Hinderniß ln den Weg legen, und im Gegentheil das Ankommen und den freyen Umlauf der dahin bestimmten Dinge, schützen. 1^. Die gegenwärtige Konvenzion sollbe-achtet werden, uud als Regel gelten für die wechselseitigen Verhältnisse bis zum Abschlu-ße des Friedens; im Falle eines Bruches muß sie inden gewöhnlichen Formell wenigstens zehn Tage voraus aufgekündiget werden. i3. Wenn über die Vollziehung dcr Ar-kel dieser Konvenzion Anstände eintreten sollten , so sojl die Auslegung zu Gunsten der Französischen Armee und der Stadt Paris gemacht werden. 16. Die gegenwärtige Konvenzion wird allgemein gültig erklärt für alle verbündete Armeen, mit Vorbehalt der Natifikazionen von Seite der Mächte, von denen die Armeen abhängen. 17. Die Natifikazionen sollen Morgen, den 4. Julius, um 6 Ubrfrüh, aufdcrBrücke von Ncuilly ausgewechselt werden. 18. Es sollen von den resp. Theilen Kommissarien ernannt werden, über die umVollziehung gegenwärtiger Konoenzion zu wachen. Geschehen und unterzeichnet in St. Cloud ln dreyfacher Ausfertigung , von den obengc-nannten Kommissarien an obbcsagtem Tag und Jahr. (Unterzeichnet:) Der Baron Bignon. Baron Müssling. Der GrafGuilleminot. Oberste Harwey. Der Graf Bondy. Gegenwärtiger Waffenstillstand ist genehmigt und ratisizirt zu Paris den dritten Julius 18 l5. (Unterz.) Der Marschall Fürst v. Eckmühl. Aus dem Hauptquartier Nancy, am 3. - Iuly i8lg meldet Se. kön. Hoh. der E. H. Ferdinand die von dem F. Z. M. Grafen Col-loredo erhaltene Nachricht, düß aw 2. Iuly die Stadt und Cittadelle Mömpelgard mit Sturm eingenommen wurde, und General Scheiter sich sehr tapfer und klug dabey benommen habe. (W. Z.) In den Amtsbcricht des Fürsten Blücher vom 2 Iuly. hcißt es: Der General Kellcrmann ist gestern gefangen worden. Die Franzosen sind m der fürchterlichsten Angst; sie senden eine Deputation auf die andere. Sie wollen Bonapartc gern herausgebeu, uur Paris möchte» sie diesmabl nicht in unsern Handen wissen. Der Fcld-warschall läßt sich indessen auf nichts ein, sondern verfolgt seinen Marsch auf Paris." „Vonaparte ist ganz ruhig in Malmaison und scheint^das Ende dort abwarten zu wollen. Der Komg von Nom ist zu seinem Nachfolger ausgerufen worden, und allgemein schmeicheln sich die Franzosen mit der eiteln Hoffnung, daß Oesterreich diesen Ausspruch untersiutzeu und in das Werk setzen werde. Folgendes Schreiben wurde vom Präsi- denten der Ncgicrungs-Commission Fouche, an den Herzog v. Wellington, erlassen: M y l 0 r d! „Sie haben so eben durch uene Siegs, weche Sie über die Franzosen davon getragen, Ibren Namen noch mehr verherrlicht» Sie insbesondere sind es, der die Franzosen kennt, und zu würdigen weiß. Sie werden unter den europaischen Machten fürdieRech-te dieser Nation sprechen." ,,In dem Rathe der Monarchen können Ihr Credit und Ihr Einfluß nicht geringer seyn, als ihr Ruhm." „Die Stimmen der Völker, welche weder verlaumdcn, noch schmeicheln, haben Ihren Charakter bezeichnet. Bey ailen Ihren Eroberungen aalt Ibncn die Gerechtigkeit selbst fur das Völkerrecht, und die Summe des Gewissens für wahre Politik." „Sie werden das Ansuchen, welches wir durch unsere Bevollmächtigten vortragen ^ übereinstimmend mit der strengsten Gerechtigkeit finden. „Die Französische Nation will unter einem Monarchen leben; sie will aber auch, daß dieser Monarch unter der Herrschaft des Gesetzes stehe." ,,Die Nepublick hat uns alle traurigen . Folgen der Freyheitserzeffe kennen gelehrt; das große Neich alle Grauet der Erzesse der Macht. Unser Bestreben ist unveränderlich, die Unabhängigkeit, Ordnung und den Frieden von Europa in der Mitte vondiesenbey-den Ertremen zu siuden." ' „Alle Blicke in Frankreich sind auf die Brittische konsiitution gerichtet; wir wollen uicht mehr, aber auch nicht weniger frey seM, als man dort ist." " „Die Repräsentanten der Französischen Nation arbeiten an dem Socialocrtrage. Die Gewalten werden gesondert, aber nicht getheilt werden. Aus ihrer Treunnng soll th-re Ueberemstimmua hervorgehen." „Sobald der Souverän, welcher aufden F-ranzösischen Thron berufeu werden wird ^ diesen Vertrag unterschrieben hat, wird er Scepter und Krone aus den Händen der-Na-tion empfangen.,, „In dem gegenwartigen Zustand europäischer Bildung, ist eines der größten Uebel für das menschliche Geschlecht, der Zwist zwischen Frankreich und England; vereinige« wir uns für das Glück dcr Welt." , ,Mylord! Nienmud kann in diesem Augenblicke so machtig, als Sie dazu beytragen die ganze Menschheit in eine bessere Lage Ul, versetzen, und einen besseren Geist über sie zu' erwecken." „Hch^bnre Ew. Herrlichkeit die Versicherung meiner unbegrenzten Hochachtung anzunehmen. Paris den 26. Iuuy isii5 ^ Der Präsident der Negierungs - Commission Herzog von Otranto. (G. Z.) Deutschland. In Gemäßheit eines ausdrücklichen Auftrags des Fürsten Blücher macht eine rheinische Zeitung bekannt, daß rs der Major GrafNostiz gewesen, dem er in der Schlacht vom 16. Iuny die Rettung verdankt, die obne seiner schnell entschlossenen Hassnng sehr zwcifclbaft gewesen wäre. Der Unterbrigadier Piton bat mit 5 Mann 20 Kanonen, die von Dünkirchen nach Paris gehen sollten, zu Cassel weggenommen und die franz. Fuhrleute mußten sie nacb Zvres führen, wo sie am 26. Iuuy eintrafen. (B. v. T.) Italien. Der König Ferdinand IV. hat am 17. , Iun. seinen feierlichen Einzug inNeapel gehalten, wo er mit vielen Freuden empfangen wurde. Se. Maj. haben die Armee von Neapel mit dem Heere v. Snilien zusammengeschmolzen. Auch haben Sie den F. M. L. Baron Vianchi zum Herzog von CasaLanzi, mit einer Dotation von ährl. loono Duca-ti ernannt. (W. Z.) S ch w e i tz. „Die Grasin v. Montesquieu trafin Begleitung ihres Sohnes und eines österreichischen Offiziers am 30. Iuny in Zürich ein; der Letztere verließ sie hier, und an seiner Stelle ward ihr ein schweizerischer Offizier als Begleiter gegeben; sie setzte ihre Rückreise nach Frankreich am i.Iuly auf der Strafe nach Bern fort. (B. v. T.) Großbritannien. Nach Berichten Englischer Blatter, hat 5er von de« provisorischen Negierung m Frankreich nach London abgeordnete Staats-rath Otto, als er nach Boulogne gekommen war, einen Bothen nach London gesendet, um sich Neissevasse zu erbitten. Man hat ihm, wie es heißt, dieselben mit dem Bedeuten verweigert, es i würde ein Kongreß in den Niederlanden gehalten werden, wo sich die Bevollmächtigten der verbündeten Machte versammeln, und das künftige Schicksal Frankreichs bestnumen würden. Inzwischen war Hr. v. Blacas, der Minister Ludwigs XV! li., mit Auftragen dieses Königs in London eingetroffen. Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten , Lord Lastlercaah, sollte nächstens von London abreisen; die beyden Häuser des Parlaments setzten indessen ihre gewöhnlichen Veratyschlagungen fort. (W. Z.) Niederlande. Nach einem Schreiben aus Mons vom 2^. Iuny gieng im Ministerium des Königs von Krankreich eine schon lange vorgesehene Veränderung vor, die im ganzen Königreich große Sensation machen wird. Der König hoffte, in den ersten Tagen des Iuly in Paris einziehen zu können. Ludwig KV!", htelt am 26. Iuny Nachmittags seinen Einzug zu Cambrai, wo er mit großen Freudensvezeugungcn empfangen wurde. Oeffentliche Blatter versichern, er habe den Grafen Blacas von sich entfernt) dieser sey nach England gereist, um seine Gattin abzuholen, und werde dann eine dt-plomatische Mission erhalten. (B. v. T.) M i s c e l l e. In England ist jetzt eine Gesellschaft zu-sammen getreten, um das khrisieuthum unter den Juden zu verbreiten. (G. Z.) Wechsel-Cours in Wien am i5. Julius i8i5. Augsb.fürioofl.cun'.fi.^^ 2H ^^ Conventionsmünze von Hundert 3ig fl.