— Mllt^en und VerMlWN. ——« 26 «—---- Freytag, den 28: Iuny 1822.' "'nzug- emes' europäischen- Gesandten m Cön--stantmopel. (Aus dcm Wanderer). "">e ersten,Audienzen fremder Gesandten werden' auf ^N Tag des Dioan^ oder Reichsrathes übertrage»^), Ascher vier Mahl die Woche, Sonntng, Montag, Mittwoch und, Freytag, in dem Pallaste des Grosir»«« ^rs^^f^lten, gleichsam dic Diwen (eder Genien, nach, °" vnsischen Ne!igiolislehvt) de3 Reiches versammelt,, "nd davon den Näh:nenDiwan betommenchaben soll*^)., ^ soll den Repräsentanten fremder Monarch-en durch ^' Alibtick des gal'zen Hofssaates, der vol^ülzsichsten , uusterien und di« ?llls^ahluüg des Tviipoensoldes und lustig« Ceremonien jener hohe Begriff,von der M^'e,.' Nut dcs Sultans eingefiosn, j^ner heilige,Schauer und as Gefühl eigenerTiefe vor ftener Höhe ins Gelnüth °^l'äik»ebt, der in ihm den Ab< !! ^"i der geheimnisivolltll Lichcglorie deö E^ige», den ^'lchalter (Glhand^r), seinen Hof als die Schwelle ^Himmelreiches,, und in andern,Creamre», König ^ Bettler, nur Sclaven dieses seinen Herrn sie- ^^).,— Wirtliche sifid die Ceremonien bey keinen, ^Hammer -. Des osmanifchen, NeichS Staatsverfassiing ^ und Verwaltung II. Thl. Wien, Caiilesina, iL^5, . S. 45«. ) Menynsky unter: Diwail auö: Hezarfenn. ),l!uiQ^jun^u»ul« im Austuig. Hofe so majeüäcisch als b?y dem osmanischen, und ts Keht selbst unter den Orientalen eiu Sprichwort: D. i. Ncichthiun trifft man in Indostan,. V,crsiand im Frankenland an, Nnd Majestät bey der, Familie OZman'). Nach solcher Einfettung beginnen wir, den Gesand« teu clltt' ftinem Zuge Schritt vor Schritt zu betrachten. D1e Nacht vor dem Divins - oder Aüdienztage bricht der Mftndts aus Pera , gi-genübcr von Constal»e tinopel, auf, und uncer dem Leuchcen stammender Fa« ckell^-setzt er hiü-ilber, um noch vorTagesanbruch in der Kaiserstadt anzulangen , und steigt dann am Thore der Stadt: Bagtsch? Kapussi (Gartenthor), ab, wo ihn m einer besonders bereiteten Kösk (Pavillon) der ReichSr marschaN (Tschaus Baschi) emofangt^ Dieser ist derStell« Vertreter des Großvesiers in allen Sachen ausübender Gewalt >, ist, im-Divan an seiner Seire und seiner Befehle gewärtig, har die Siegel des öffentlichen Scha« tzes, spricht selbst Necht in unbedeutender!, Fällen ; un» ter seinem Vefehle-stehen 62o Tschausche, vollstreckende Diener seiner Befehle, und er empfangt die Gesandten fremde Nationen mir einem größern oder mindern Gee folge, bewirthet sie in dem« dazu bereiteten Pavillon mit Kassel), Rauchtabak und Zuckerwerk, und begleitet sie dann bis zum kaiserlichen Pallaste ^). Ist dcr Ge- *) Hammer, ii»it1. "*>'Hciarftnn.,—Hammer.. sandt, ein Gesandter des zweyten Ranges (Kutschük eltschi), so reitet er ihm vor; ist er aber ein Grosiboth-sHaf^r (Büjuk elcschi), sy rettet er ihm zurSeue, aber immer rechts. So zieht der Gesandte in Begleitung des Tscbaus Bafrhi's und seines Gefolges auf der großen Scraße des Divans (Divan Iolj) ^) langsam nach dem Pallaste des Oroßherrn. Inzwischen halt der Zug beym Pöttaste des Großvesiers, die hohe Pforte genanni, u>ld war' ttt, bis der Großvester in atierPrachl und Herilichteit mit einem glänzenden Gefolge von da aufbricht, um weicer nachdem kaiserl. Pallasse zu zich«n. Dieftr, sei ner Würde eingedenk, die schon in d«?n ältesten Zeilen eine Grundstütze orientalischer Monarchien war, der «ls sichtbares Abbild deS Sultans, als vollgewichtiger Stellvertreter desselben in allen Situationen der Herrschaft, als Wahrzeichen seiner Majestätsrechte allein das Siegel des Groscherrn in Verwahrung hcr, laßt ten Gesandten nach Belieben und wie es Zeitumstande ra> then, längere oder kürzere Zeit auf sich warten. End, lich erscheint er, umgeben von ungeheurem Gefolge, auf einem mit silbernem Sattel und Reitzeug gezierten Pferde, dem i2Handpferde vorgeführt werden, ange-than mit doppeltem goldenen K^fcan, mit dem Amts» pelz? von weißem Zobel und mir schwarzem Pelze aus« geschlagen, mit dem großen Hofturb.?n, yon zwey bril-lanlirten Reigerbüschen überweht; und langsam und ma° jtstatisch schreirer nun der Zug nach dem Se'.aj*"^ fort. Bis an'i zweyte Thor folgt der Gesandte zu Pferde nach, und von hier bic in den Divanssaal zu Fuß. Das erste Thor des kaiserl. Pallaneü (Babl huma-MN) ist durchschritten ; der Zug ist durch das zweyte ^hor ^Babl selam, Thor des Hei's) in den zweyten Hofraum gtlangt. Hier stehen die Ieintschery ^"^) geschabt, auf ihren Pllao und Sold wartend, angethan mil ärmel-förmiger Ceremonie!!mutze, Angesichts ihres obersten z^dherlNs(IenincheriAgassi), dem ^Großofßc ere als Generallieutenante uilce'geordnet sind, und ihre übri« ") Sie führt »on Vagtsche Kapusst nach dem Seraj. ") Eigentlich jedes Haus; hier abcr der kaiserl. Pallaft in (ionstailtincpel. "*) Gestiftet untcr Sultan Mnrad 76Z der Hädschra (,6Z2), so genannt von Derwisch-Hadschi Veztasch. Hammer ti. Tdeil N sii? mir ihren Ofsicieren, ihrer richtig eihalc^nnl 3öh» niing, mit dem G'.'oßvlsiere und Großherrn zufrieden sind, jauchzend und im schnell?,' Laufe einhohlen, u^d mit lhren Löffeln, die jeder vorn an seiner Müye ll einem messingenen Futteral stecken hat, freudig verzeh* ren ; widrigenfalls aber sich nicht vom Platze rüh^n UN» ten Reis mit Sullschwrigen oder dumpfen, Gemurre unangerührt lassen. Solch ein Stillschweigen der I6' nicfch^-en vertritl oie Stille der Lufc oor dem furchlbs' ren M?ereso>kan. U^nelless.'n werden drr Reichsmarschall und d»rer, melcde dem-Gloßvesi^r 0 n hier a«' vo!gelieren «raren, erst wi^er zurück ern'.nter, um de>l> Gesandten vorzutreten; es wartet also dieser mii seili^ Gefol^l' imier dem za^yten Thove, wo oie Henker t>< Wache halten, m>d wo be« Vesieren und Große'" welche nicht mehr aus dem Seraj kommen sollen, ^ Kopf abgehauen und vor die Schwelle d,s erstn, taiser'' Thores gewovfen wird; ihre starrenden Häupter nN^ mit stummer Beredsamkeit dem Beschauer Gedanken v^ fürchterlichen Vernichrung zu. I^tzl kommt der Rrichsmarschall imd ObersskaNi!«^ rer zurück; sie tragen sUber„e Ellibe, mil tlirre'ld^ Silderketten umwunden; Überbleibsel persischer Hossl>^ men, die sich auch zum Thcil noch an unsern Hofe» " den stabtragendln ^erenionialien erhallen; rer O^" bewegt sich langsam weiter in ernster Stille, nlN'00"' Geräuswe der silberklirrenden Stäbe unierbrrch>'N, ^ der Reichsmarschall und Obersttämmerer tacrmaßl^ a"' den Boden stoßen, bis zum Divan, wo der G°'s^"^ mit seinem Personale eingelassen wird, das Volk ab uxd die ^lvreen im Hofe blriben. Hier hält der Großoesier zur Hchsu Gericht, u>» 'j Hammer. II. Thl. S. 19b. b^net die Zahlllnq desSoldes an, der in ledernen Eä« ^^n aufgeschichtet liegt, um von dem Reichthum der ^nschel! Schatzkammer einen würdigen Begriff zu ge-ben, die sich hart ^m Divanssaale beßndel, an den Ta-6-u deZsclben innner eröffnet und imm»r wieder mir dein ^lege! des Gloslbnrn unter Aufsicht des Großv^fierg ^l'stegelt wird. Dieser Reichsfchatz (Miri) ist gänzlich ^l'Ichiedel, von dem Privaischahe d«> Sultans, der aus ^ Gemachern besteht, wovon dos erste die Rüstungs-"mmer, das ,;weyte die Kleider, SHarlachstoffe; das ^>tte di? Zierralhen des kaiserl. ThroneK, Kasten mir ^m!,'!',,, Moschus, Sandelholz, wchlduficnde Kerzen, "bren, Schachteln voll gefaßter lind ungefaßter Dia-waiNl'n, Armblinder, Ohrringe ^c. und Reigerbüsche ^s Sultnis; und das vierte das gemünzte und uuge-münzte Gold einhult ^'). Hinter dem Sitz« deSGroß lessevs ist ein vergittertes Fenster, wo der Sultan un^ gesehen dem Divan beywohnen rann''^). Nach aufgehobenem Divan wird eine Tafel gegeben, ^o d?l Gesandre mit seiuem Gefolge gespeist wirt'. Hier» ^«f thut der G'ostoesier einen Vortrag an de>r Sultan, ^ni die Erlaubniß der Audienz, wcihrend der Ge'andce s^mmt seinem Gefolge im Hofe beym dritten Thore (^abi Seadet) , der ^um Harem (Halls der Glückselig-'°u) oder dem eigentlichen Frauenpallasto fuhrt, und 'bn Verschnittenen bewacht wird, längere oder kürzere 2eit, auf eine Entscheidung harrt. Unterdessen werden dieGeschenke, die derGesandte ^brachr, vo» den PeschbedschiS geordnet. Sie bildei, "Ne eigene Stellt im nnkischcu Ceremonienw^sen ord "^» die Geschenke, stellen sie im zweyren Hofe, mo ^^'Dioan ist, ^zur Schau , und lehren den Paschen und "ndern Würdelttrager!' des Reichs, welche ;um ersten "'"hle vor dem Sultan erscheinen, die Ve, l'eugimgen ^^Cer^moiixn^^^). Unterdcsse» wirb der Gcsaütte mir ^lNem Zobl'!, sei^e Seornaie uitt Herm^linorl^ii, die "ornel mern auZ seinem Gefolge unt Kerate ***") ^^^ l'.'r>8 17N7. 12. "") Hezarftun. m Meliynsky. ***') Enges Oberkleid, fur Personen, für w^che ei« Pelz 'zu viel uud ein Kastau jv gering wäre. angorischem Sl'awl/ und ^ie letzten mit Kafsan.'N an3 Kamehlhaaren bekleidet Diese K>eider, welche «ttc.i, die zur Audienz zügelnen werden woll?n, als Ehren^ tleider (Chilaal) ausgetheilt werden, empfangen ssc a^.s der Hand dcs Kaftanauöthc'i!cl5 (.^^ftimdschi Ba'ch^), uud begaben s,ch ni,n nach erhaltener Erlaubniß der Audienz in das Audienzzimmer rcr c^em Reichsmarschall und ^berst^unnierer, und wer^-n leiu Obelsthofmcister (Kapu Agussi), Haupt der weiften Vetschnictel'.en, über» g^'ben, der, umringt vou einer ungeheueln Menge wei< ßer Verschnittener, iu Goldkleider Zehüllc, ihn nebst einigen wellige» seines Gefolges dabin abnikrt. Zwey Kammerer ueHmen den Gesandren nub jeden andern bey den Armen, führen ihn schnell durch eiu Paar Vorzimmer, i>n,ner ebenerErte ^u dein AudieN^saale, ei» nem hohen aber tlcinen lind sinstcrn Gemach. Tiefes Schweigen herrscht ringsumher, uur die Bliume vor de» ^ensterl, slilstern gel)<'iuüiisivolle Gt» so>ache/ die Foniültien r, inchen im ewigen Auk« und ^liederf.llle, nod du'ch tas Diuttel der Majestät fun» ke^n die Dia,u^nc.'n am Dolche und den R.',qern, und den! Throne des öuNans, >uie aus dem dunklen Flore der:)»achc der ^o»ne strahlend? '.^lajeüäi schweigend unh gehelminftvoll in cailseub leuchll'!id<>», Puncten hervor» bricht, und die schlinnmernben Welten beschaut. — Al» les ist wohl berechnet, die Seele in die feyerlichste Siilnmuiig zu vrrsetzcil, und ihr dab Gefühl der An» bnhung eil!^!ior7änb drn Freuide'! be: m ?lriue un beugei: ihm nut der an« dern drey ü-^abl dasH^upt, welch^^ür^isch.,' Eukelte ieit der C'!Ml)llung Mu«at^ eingefudri wurde. :)!uu lide.glbi der Ge^nNe d.15 Bglaubigun^s« schreiben iu elnem Sacke roo Golostoff ^us einem j.'ol» ster von reichem Zi'uge, iorzchc durch d^n Pforcendol-mel^ch ^nn Gicßoeüer/ »velcher s^ine Rede dem S,ll» tan do>u!?i>cht, und mujl es ^,ls Zeichen ausierordenili, cher Gi^oe ans, heu / wenn chn oer Großherr selblt ei« niger Worte würdigt» Hierauf ist die AnU'ittsaudienl de§ Gesandten h^ endigt, und uilftr Tagewert als !^jer uno HarsteU«!? vollendet. Technische Nachrichten. » Vegetabilische Cochenille au «Brasilien. Vauquelin hat vor kurzem die sogenannte vegetabilische Cochenille, oder daS rothe Puloer einer unbekannten Flechte von der Rinde eines brasilianisch?« Baumes, untersucht und gefunden, daß der Farbestoff, der sich turch Weingeist gul, ausziehen laßr, vorzüglich Vortheil« haft zu,Lackfarben und ;um Farben der Seide undWolie ist. Mit eine.r Beitze von salzsaurem Zum ober Alaun gibt sie verschiedene Abstufungen vom tiefen Noch bis zpm Rosen - und Hortensienroth, welche dauerhafter als andere vegetabilische Farben sind. Schwefelsaure schwächt die Farbe etwas^ ohne sie zi^ zerstören. MitKali entsieht ein schönes Violet.. Indigo. Nach I^eschonkoit bereitet man aus teil Plattern des N^rium tinctOrium.auf fo!gend«?lrt eine schöne Farbe, die aber mchr so halibar als Indigo> ist. Die grünen Blätter werden in Wasser gekocht bis sie celb> werden; ztl. der Abkochung^ setzt man etwas.Kal^ i! affcr und bringt sie durch hausiges Umrühren mit der Luf'l in Berührung., Darauf wirb'der Farbstoff-mit dem Xufguh der Rinde von l^alvpii-gn^I^k ^^«^^NllttliH gefaUtUNd. ferner wie Indigo-, behandelt». Mittel, die Milch zu erhaltcm. Ben dem so hausigen, unangenehmen und nicht' geringen Verluste, den das Verderben der Milch, zu-»y chl im Sommer, veranlaßt, wird unsern O.conomen und lieben, Hausfrauen mit folgendem leichten, wohl-feilen und von keinem Charlatan empfohlenen, leicht zu. prüfenden.Recepte gewiß gedient seyn. Den Berichten der natln'forschend'e'! Gesellschaft in Halle zu, Folge, ist Wass«.von>Meer°Rettig (Krenn) abgebogen, ein treffliches und unschädliches Mittel, d^e Milch im Sommer frisch und süß zu erhalten, wenn „an einen Esi'^ssel v)ll unter ein Seite! Milch gießt. Ei« erhalt sich dadurch außer den Kellern ,. o,hne Be» dzig wurde» ? Menschen durch den Genuß einer verdorbenen W»w vergiftet. Nach einem erst kikzüch in Stuttgart erschi^ nenen ausführlichen Werke über diese Erscheinung, bM-telt: „Daö Fetrgift, oder die Fetisaure und ihre Wirktt^ gen aus den thierischen Organismus, ein Beytrag zl^ llnt^rs^lchungdes in verdorbenen Würsten g'frig wirkelp den Stoffes,. voNtDoctorIustinus Ksrncr" wurden in Wüttemberg in einem nicht sehr langen. Zeiträume, ^"' nur poli^ylich erhoben ist, (die nicht pclizeylich erh»' benen Falle betragen wohl^ mehr, als das Doppelt^/ i5^ Menschen durch Würste vergiftet, von, welchen "^ dLM fchreälichsten Tode erlagen. C h a r a d e.. (Zwipsylbig)., Mew Erstes kannst du auf,Gaffen -und Fcldcrn, Iu Häusern, in Wäldern, In Strömen,und überall finden, — Heurathen t. Nun ja, ick) hatt' zwar Lust daj«> Doch kostet 's oft die Lebensruh! Wußt' ich> daß mein Liebchen treu,, Nnd daß sie auch das Zweyte sey; -". Topp! ich ließ' mich gleich verkünden,. Auf ewig mich mit ihr verdlnden. — Das Gau,ze, nicht nur ich allein,. Eii?. Jeher wünscht 's zu seyn. Auflösung,des Nätihsels i>» Nrs^.lb^ Hohler Baum; Gedruckt bey Ignaz Aloys Edlen V.Kleinma.y,<