poSInins plaLsna v xolovini. DE' Einzelnummer 2 Din. Nr. 36. Erscheint jeden 1., 10. und 20. 8. (23.) Jahrgang. Bezugspreise: Jugoslawien: ganzjährig 30 Din, halbjährig IS — Dm. D.-Oesterreick: ganzjährig 6 Schill., halbjährig 3 Schill. Amerika: 2 Dollar. — Einzelne Nummern 1'— Dinar Montag, den 20. Dezember 1926. Organ drr Gottscheer Deutschen. Briefe ohne Unterschrift werden nicht berücksichtigt. — Zuschriften werden nicht zurückgestellt. — Beriryte sind an die Schristleitung zu senden. — Anz-igm-Ausnahmr und -Berechnung bei Herrn Carl Erker in Kočevje. Krobe und geregnete Weih¬ nachten allen geschätzten Lesern und Leserinnen unseres Blattes in Heimat und weiter Welt entbietet mit Hochachtung die Wedaktion und Verwaltung der Gottscheer Zeitung Im Lichte der Christnacht. Zu den lieblichsten und freudenvollsten Festen der Kirche zählt das Weihnachtsfest. Es wirkt auf jung und alt, spornt vor allem zu Werken der Wohltätigkeit an und übt noch immer seinen versöhnenden Einfluß für den Einzelnen und seine heilende Kraft für die Schäden in der menschli¬ chen Gesellschaft aus. So ist eine der Hauptursachen der allgemeinen Unzufriedenheit in unseren Tagen die schiefe Auf¬ fassung über das Reichsein und das Armsein. „Armut ist die größte Plage, Reichtum ist das höchste Gut", diese geflügelten Worte aus Goethes Schatzgräber machen sich Tausende zu eigen. Und so sehen wir auf der einen Seite ein maßloses Ueberschätzen der materiellen Güter, ein ruheloses Hasten darnach und gar häufig eine unglaubliche Gewissenlosigkeit in der Wahl jener Mittel, mit¬ telst derer der Mensch Reichtum und Ansehen er¬ langen und erhalten will. Auf der zweiten Seile aber stehen die Scharen der Armen, Heimgesuchten und Leid- den, wie sie mit sich und anderen zerfahren ein bejammerns¬ wertes Dasein führen und in ihrem Grolle der göttlichen Vorsehung selber Vorwürfe machen zu dürfen, sich berechtigt halten. Wie kann's da besser werden? Einzig und allein nur im Lichte der Christnacht. Er, der menschgewordene Heiland der Welt hat bei seiner ersten Ankunft auf alle materiellen Güter ver¬ zichtet und damit eine heilsame Mahnung gegeben. Reichtum und äußere Macht ehren noch niemanden durch ihren bloßen Besitz, sondern erst durch ihren guten Gebrauch. Und die Armut, das Unbeachtet¬ sein ist keine Schande, weil ja der Welterlöser mit freiwilliger Armut bekleidet in diese Welt ge- treten ist. Wer seine materielle Lage in ehrlicher Mühe bessern kann, soll es tun. aber ein voller Erfolg versagt, heißt es in Geduld sich schicken; denn der Jünger ist nicht über dem Meister. Das frohe Weihnachtsfest, das die Christen¬ heit in diesen Tagen feiert, wirkt noch überall versöhnend und heilend, wo man es sich zu Ge- müte führt. Die deutsche Kandidatenliste für die Gebietswahlen im Gottscheer Gezirke. Für die am 23. Jänner statlfindenden Ge¬ bietswahlen hat die Gottschcer Bauernpartei nach¬ stehende vom Kreisgerichte bereits bestätigte Kan¬ didatenliste ausgestellt: Kandidaten: Eppich Zosel Pfarrer in Stara cerkev, als Listenführer. Ar. Arko Kans Rechtsanwalt in Kočevje. Lackner Ater- Besitzer in Mozelj 11. Eisenzopf Josef Postmeister in Starilog. Stellvertreter: Medih Johann Besitzer in Nemška loka 39. Kresse Atois Kaufmann in Kočevje 268. Lackner Johann Besitzer in Koöevska reka 4. Aom Matthias Kaufmann in Koöevje 92. Hiermit ist nun, so glauben wir, volle Klar¬ heit geschaffen. Das erstemal wird den Gott- scheern die Gelegenheit geboten, sich selbständig durchzusetzen und zu einer eigenen deutschen Ver¬ tretung in der krainischen Gebietsversammlung zu kommen. Diese Gelegenheit dürfen wir nicht unbenützt vorüber gehen lassen, da man uns dies mit Recht als nationale Lässigkeit und als man¬ gelhafte Selbstachtung vorhalten müßte. Die Gottscheer Bauernpartei hat sich zur Aufstellung einer eigenen Kandidatenliste aus fol¬ genden Gründen entschlossen: Die künftige Gebietsversammlung wird zwar nicht alle jene Rechte und Mittel besitzen, wie sie der ehemalige krainische Landtag hatte, aber nichts destoweniger ist ihr noch so vieles vorbehalten, daß damit eine umsichtige und arbeitsfreudige Gebietsvertretung die wirtschaftliche Lage des Landes zu bessern in der Lage sein wird. Im Nu wird dies wohl nicht geschehen, aber ein schrittweiser Aufstieg zum Besseren darf erwartet werden. An diesem allmählichen Aufbau sind alle mit interessiert, auch die Gottscheer, denn auch um unser Wohl und Wehe handelt es sich. Dar¬ aus folgt, daß gegenüber der Wahl jener Abge¬ ordneten, die die Gebietsversammlung bilden werden, kein Wähler gleichgültig bleiben darf, sondern jedermann nach bestem Wissen und Ge¬ wissen sich an der Wahl beteiligen soll. Jeder Wahlbezirk sucht nun womöglich Kan¬ didaten im eigenen Bezirke, weil solchen die spe¬ ziellen Interessen des Bezirkes aus eigener An¬ schauung bekannt ünd und von ihnen auch er¬ wartet werden darf, daß sie sich des heimischen Bezirkes wärmer annehmen. Was lag da näher, als die Aufstellung unserer eigenen deutschen Liste, da mit ihr das Gottscheer Ländchen sicher eine heimische Vertretung im Landtage erhält, freilich unter der Voraussetzung, daß wir alle Zusammen¬ halten. Diese Wahl soll uns nicht nur eine hei¬ mische deutsche Vertretung bringen, sondern es wird nebstbei auch die genaue Zahl der bewußten deutschen Wähler im Bezirke zum Ausdrucke kommen. Nach den für unsere Liste abgegebenen Stimmen werden nämlich nicht nur wir uns selbst, sondern auch andere uns einschätzen und unsere Wählerzahl wird bei künftigen Anliegen und Wünschen der Gottscheer und deren Erledigung seitens der Behörden vielfach ausschlaggebend sein. Von diesem Gesichtspunkte aus soll der Wahl¬ tag bewertet werden. Wer demnach seinen Lands¬ leuten wohl will, wird die Mühe, wählen zu müssen, gerne auf sich nehmen und pflichtbewußt für die heimische Liste stimmen. Will ja unser selbständiges Austreten doch nur den Beweis er¬ bringen, daß die Gottscheer noch immer einig und so stark da sind, daß über sie nicht ohne weiteres hinweggegangen werden darf. Einer anderen Lifte als Wähler oder auch als Kandidat bei dieser Wahl seine Stimmen geben, hieße nichts anderes, als seinen Lands¬ leuten in den Rücken fallen. Bei der Wahl in die Nationalversammlung standen die Dinge an¬ ders; da mußten wir uns an eine slawische Partei anschließen, weil wir allein keinen Kandidaten durchbringen konnten. Was damals nicht möglich war, gelingt jetzt. Deswegen geschehe es auch und stelle sich jeder unserer Landsleute bei der Wahl dorthin, wohin er nach allen Gesetzen ge- hört. Ob es zu billigen wäre," wenn ein Teil der Gottscheer auch für jene slawische Partei die Stimme abgebe, die einen Gottscheer an erste Stelle auf ihre Liste geben wollte? Keineswegs. Denn an die erste Stelle stellt eine slawische Seite 2. Partei in Krain wohl nur deswegen einen Deut¬ schen, weil sie es schon voraus weiß, daß er dnrchfällt. Mit unseren Parteianhängern in der Lan¬ gentoner, Pöllandler, Tschermoschnitzer und Stok- kendorfer Gemeinde bilden wir leider keinen ge¬ meinsamen Wahlbezirk mehr, wie seinerzeit. Sie bringen allein keinen Kandidaten durch, weshalb sie bei der Gebietswahl in ihrem eigenen In¬ teresse die Kandidaten der slowenischen Volkspartei unterstützen wollen. So möge denn der 23. Jänner uns einig finden und die kommende Gebietsversammlung das ersüllen, was man von ihr erwartet. Die Durchführung der Gedietswahlen. (Fortsetzung.) Ohne Zustimmung kann niemand in der Kan¬ didatenliste als Listenvertreter oder dessen Stell¬ vertreter angegeben werden. Wenn jemand erfährt, daß er auf einer Liste als deren Vertreter oder dessen Ersatzmann ohne sein Wissen und seine Zustimmung eingetragen ist, so hat er das Recht, dem Gerichtshöfe, bei dem die Lifte eingereicht wurde, mitzuteilen, daß er diese Stelle nicht an¬ nehme, und das Gericht ist verpflichtet, ihn zu streichen und hievon einen der beiden Einreicher der Kandidatenliste zu verständigen. Als Listen¬ vertreter können entweder die Einreicher der Kan¬ didatenliste zu verständigen. Als Listenvertreter können entweder die Einreicher selbst oder andere Personen angegeben werden, die in die Wäh¬ lerliste einer der Gemeinden des betreffenden Be¬ zirkes oder der betreffenden Stadt eingetragen sind. Die Listenvertreter auf den einzelnen Wahl¬ orten müssen aus der Gemeinde namhaft gemacht werden, in der die Abstimmung stattfindet. Diese Vorschriften sind sinngemäß auch in jenem Falle anzuwenden, wenn in Wahleinheiten, die nur ein Mitglied für die Gebietsversammlung wählen, ein solcher Kandidat vorgeschlagen wird. Der Gerichts¬ hof ist verpflichtet, jedem Wähler auf sein Ver¬ langen zu gestatten, in die vorgelegte Liste Ein¬ ficht zu nehmen. In ein und derselben Wahlein¬ heit kann eine Person nicht auf verschiedenen Listen kandidiert werden. In ein und demselben Gebiete kann dieselbe Person nicht mehr als in drei Wahleinheiten (Bezirk oder Stadt) kandidiert werden. Die Kandidatenliste darf nichts anderes enthalten als den vom Gesetze vorgeschriebenen Text. (8 9.) Wenn der Gerichtshof aus den Wählerlisten entnimmt, daß die unterschriebenen Einreicher in der Originalliste und die Listenvertreter sowie deren Stellvertreter und deren Ersatzmänner in den bei¬ gelegten Exemplaren für die einzelnen Wahlorte und für den Bezirk, wie für den Hauptwahlaus¬ schuß mit den Namen in der Kandidatenliste über¬ einstimmen, hat es alle vorgelegten Exemplare zu bestätigen und je eines derselben den Einreichern zu übergeben. Je ein Exemplar der bestätigten Kandidatenliste ohne Unterschrift der Einreicher für jeden Wahlort hat der Gerichtshof sofort den betreffenden Gemeindevorstehungen zu übersenden. Wenn die Liste den Vorschriften des Gesetzes nicht entspricht, hat der Gerichtshof sie mit einem Be¬ scheide zurückzuweisen. Der Gerichtshof I. Instanz hat alles dies binnen 24 Stunden von der Ueber- nahme der Kandidatenliste an gerechnet durchzu¬ führen. Anstelle einer zurückgewiesenen Kandida- tenliste kann binnen der gesetzlichen Frist eine neue Liste zur Bestätigung vorgelegt werden. Die Entscheidung des Gerichtshofes I. Instanz, mit welcher eine Kandidatenliste bestätigt oder abge¬ lehnt wird, ist rechtskräftig. Die bestätigten Kan¬ didatenlisten und das übrige Wahlmaterial hat die Gemeindevorstehung am Tage vor der Wahl den Wahlausschüssen zu übergeben. Jede bestätigte Gottscheer Zeitung — Nr. 36. Kandidatenliste hat am Tage der Wahl auf allen Wahlorten des betreffenden Bezirkes oder der betreffenden Stadt ihre eigene Urne. Der Wahl¬ ausschuß hat die Kandidatenlisten auf die Abstim¬ mungsurnen zu kleben und diese in jener Reihe aufzustellen, in der die Listen bestätigt wurden, so daß die Urne, auf der die Liste mit der klei¬ neren Zahl des gerichtlichen Einreichungsprotokolles aufgeklebt ist, vor die anderen kommt, die eine höhere Zahl aufweisen und so weiter der Reihe nach, so daß die Urne mit der kleinsten Einrei¬ chungszahl immer an erster Stelle, von dort aus gerechnet, wo die Wahl beginnt, steht. (8 10.) Eine Kandidatenliste, welche dem Gerichtshöfe einmal eingereicht wurde, kann, auch wenn sie nicht bestätigt ist weder widerrufen werden, noch dürfen in ihr Änderungen vorgenommen werden. (8 11.) Für die Gebietswahlen ist das Abstimmungs¬ material dasselbe, welches auch bei den Wahlen in die Nationalversammlung zur Verwendung ge¬ langt. (8 12.) (Fortsetzung folgt.) Nachrichten aus Amerika. Klevetani». (S t e rb e fall.) An, 30. Oktober ist hier nach langer Krankheit der verehelichte Josef Samide, ein gebürtiger Malgerer, im Alter von 53 Jahren verschieden. Kansas. (Große Kälte.) In den süd¬ westlichen Staaten der Union ist eine Kältewelle von 26 Grad unter Null eingebrochen. Dadurch wurde in Kansas ein großer Teil des Viehstandes vernichtet, auch Menschenleben sind zu beklagen. Aimmins in Kanada (Aus der Gegend der Goldminen.) Wir sind hier im hohen Norden mehrere Gottscheer zusammen und arbeiten in einer Goldmine. Auf der Farm war kein Geld zu ersparen, da man nur drei Monate ar¬ beiten und verdienen kann, während neun Mo¬ nate Winter herrscht. Sonst herrscht hier eine musterhafte Ordnung und der Staat nimmt sich der Bevölkerung in jeder Weise an, so daß nie¬ mand Not zu leiden braucht. Trotzdem gedenken wir oft der Heimat und aller, die uns dort lieb sind, und reden unter uns in der heimatlichen Mundart. Weil draußen im hohen Nord, In Kanadas Goldgefilden, Wo Stein und Eis Felsen bilden, Wir grüßen den Heimatort. Wir, fern in der Fremde geblieben, Gedenken daheim aller Lieben. Glück im Neujahr, froher Weihnachts¬ frieden Sei euch in der Heimat allen beschieden l Hans Kren, F. Pestl und Familie König. Kitchener Hut. Kanada. (Zuschrift.) Mit bestem Dank bestätige ich den Empfang der beiden Kalender, die ich nach Ihrem Auftrage von der Druckerei in Celje zugeschickt bekommen habe. Ich wollte selbst, es täte ihn jeder treuher- zige Gottscheer in den fernen Weltteilen lesen, um eine tiefe Erinnerung an seine teure Heimat zu haben. Denn nichts ist für den Gottscheer eine wichtigere Ausgabe, als Fleiß zu üben und seinen Urväterstamm zu pflegen. Den Bezugspreis lege ich bei. Die besten Glückwünsche zum neuen Jahre und die herzlichsten Grüße empfanget mit Hochachtung von I. Krische. Halima«, Kanada. (Zuschrift.) Der reich¬ haltige Gottscheer Kalender ist uns richtig zur Hand gekommen und wir danken der geehrten Verwaltung, daß sie an uns gedacht hat. Die Zeit ist uns gleich kürzer. Auch wünschen wir allen Freunden und Be¬ kannten die fröhlichsten Weihnachtsfeiertage und ein glückliches Neujahr. Florian Monte!, Niedermösel; Johann Matzelle, Mösel; Josef Belau, Tiefenbach; Josef Tschin- kel, Masern. V'l. Juyrgang. Aus Stadt und Land. KoLevje. (Über den Gottscheer Ka¬ lender 1927) spricht sich die „CMier Zeitung" sehr lobend aus. Sie schreibt: Der „Gottscheer Kalender" kann mit Fug auf das Lob Anspruch erheben, daß er alle Jahre besser wird. Das in unserer Druckerei „Celeja" hergestellte tadellos ausgestattete Jahrbuch verdient es durch seinen vorzüglichen, heimatlichen, grunddeulschen Inhalt, nicht nur in allen Gottscheer, sondern auch in allen übrigen deutschen Familien in Slowenien ein unentbehrlicher Freund zu werden. Es ist uns noch selten ein so guter Kalender in die Hand gekommen. Er ist um einen bescheidenen Preis bei Herrn Kaufmann Alois Kresse und bei der Buchhandlung Matthias Rom in Koöevje zu haben. Wir empfehlen seinen Ankauf auf das allerwärmste. — (Silvesterfeier.) Wie alljährlich, ver¬ anstaltet der Gottscheer Sportverein auch Heuer wieder für seine Mitglieder und Freunde im Brauhause eine Silvesterfeier. Beginn um 8 Uhr abends. Für ein reichhaltiges Programm wie: Gesang, Julrede, Turnen, Singspiele, Mitternachts¬ spiel, gegenseitige Bescherung usw. ist gesorgt, so daß sich auch Heuer wieder diese Feier würdig den Vorgängerinnen anschließcn wird. Für die gegenseitige Bescherung werden die Beste (Min¬ destwert 20 Din) am 31. Dezember zwischen 3 und 5 Uhr in der Kanzlei des Herrn Dr. Arko und abends im Brauhause entgegengenommen. Fahrgelegenheiten stehen in entsprechender Zahl zur Verfügung. — (Unsere Wahlurne an zweiter Stelle.) Die deutsche Liste hat ihre Urne bei der Wahl am 23. Jänner an zweiter Stelle, was jeder Wähler wohl beachten soll. — (Einigkeit in der Auffassung.) Die aus allen Gegenden beschickte Vertrauensmänuer- versammlung, welche am 20. Dezember in der Stadt stattfand, hat einstimmig unsere Kandidaten¬ liste gutgeheißen und die Extratour des Reifnitzer Tschinkel verurteilt. — (Unsere neue Spar- und Darle¬ henskasse) in der Stadt hat sich bereits so gut eingeführl, daß die Gottscheer Bevölkerung sich vertrauensvoll immer mehr ihr zuwendet und ihr weiteres Erstarken unbedingt sicher ist, mögen andere Institute noch so oft beteuern, daß sie die einzig pupillarsicheren Anstalten weit und breit sind. Wir wollen alles tun, um die neue Kasse stark und blühend zu machen. — (Ein gutes Buch) für die ABC-Schützen in den deutschen Schulen Sloweniens ist die von Wilhelm Neuner, Oberlehrer i. P. in Ma- renberg, verfaßte für zwei Schuljahre berechnete Fibel. Möge sie bald die Approbation erhalten, um in unseren Schulen eingeführl werden zu können. — (Der Approbation) harrt auch das vom obigen Verfasser bearbeitete treffliche Dr. Karl Tumlirz'scheErstedeutsche Sprach¬ buch, das im zweiten und dritten Schuljahre ein geradezu unentbehrliches Lernmittel wäre. — (Das Geburtsfest des Königs) wurde am 17. Dezember überall in den Kirchen mit feierlichem Gottesdienste und Te Deum und in den Schulen mit Ansprachen sowie Deklama¬ tionen begangen. — (Wertangabe bei Geldsendungen.) Der Post- und Telegraphenminister hat einen Gesetzentwurf vorgelegt, demzufolge sich alle jene die auf einen Geldbrief einen geringeren Wert angeben als dieser enthält, im Falle einer Be¬ tretung von Seite der kompetenten Postorgane nach dem Strafgesetz wegen Betruges werden verantworten und überdies den 10 fachen Wert der zu wenig bezahlten Gebühr werden entrichten müssen. Jahraang Viii. Gottsch.cr Zeitung — Nr. 36. Seit; 3. halten dürftige Volksgenossen, welche keiner Kran¬ kenkasse angeschlossen sind, gegen Einholung einer auf Grund eines Empfehlungsschreibens des Orts¬ vertrauensmannes von der Leitung des genannten Vereines ausgefertigten Anweisung. Unentgeltlichen Rechtschutz erhalten dürftige Volksgenossen unter den gleichen Bedingungen. Bücherspenden werden dankbarst entgegenge¬ nommen, um dem Vereine die Errichtung von Volksbüchereien in verschiedenen Ortschaften zu ermöglichen. Zur Beteilung armer deutscher Kinder beim bevorstehenden Weihnachtsfest bittet der Verein edle Spender um Kleider/Wäsche, Schuhe, Leder, Obst. Backwerk usw., oder um Geldspenden, um den Ankauf von Geschenken zu ermöglichen. Deutsche Arbeitgeber werden gebeten, in ihren Betrieben freiwerdende Posten anzuzeigen und mit Anwärtern zu besetzen, die vom Vereine em¬ pfohlen werden. Die Stellenvermittlung des Vereines bittet die deutschen Arbeitsgeber nachfolgende, bei ihr vorliegende und mit besten Referenzen belegte Offerte zu berücksichtigen: ein Bauingenieur, ein Bergbaubetriebsleiter, zwei Buchhalter, bezw. Kor¬ respondenten, eine Korrespondentin, zwei Maschi¬ nenbauingenieure. Arbeitslose deutscher Volkszugehörigkeit wen¬ den sich an den Verein, der nach, Maßgabe der Möglichkeit ihren Wünschen nachzukommen be¬ strebt ist. — (Der Einbrecher Klemen wieder an der Arbeit.) Wie bekannt, wurde dieser be¬ rüchtigte Dieb, als er aus Studenec entwichen und an die italienische Grenze gekommen war, dort von den Italienern mit seiner gleichwertigen Helferin und Geliebten festgenommen. Das Frauen- zimmer Angela PodrLaj wurde unseren Behörden ausgeliefert, Klemen aber nicht. Ihn haben die Italiener mit der Begründung freigelassen, daß er ihr Staatsbürger sei und in Italien nichts an¬ gestellt habe. Klemen hat die Freiheit benützt und macht schon wieder Krain unsicher. — (Di ^Sparkasse der Stadt Ko Levje) ist das älteste und größte Geldinstitut in der Stadt und in unserem Bezirke überhaupt. Es ist das einzige pupillarsichere Geldinstitut, fußend auf dem alten Sparkasseregulativ aus dem Jahre 1845, nach welchem öffentliche Körperschaften mit ihrem ganzen Vermögen und Steuerkraft für die Einlagen haften, damit dieselben ja ganz sicher sind. Das Institut besteht schon 44 Jahre. Das¬ selbe ist eine unerschütterliche Säule unserer Wirt- schäft im Bezirke geworden. Sein Einlagestand betrug am 1. Juli 1926 über 21 Millionen Dinar. Darlehen gewährt das Institut auf Wechsel mit 10°/o, auf Hypotheken gegen 8°/o und ist daher eines der billigsten Geldinstitute im ganzen Land. — (Das Bauprogramm des Ver¬ kehrsministeriums.) Auf der Konferenz, die in Belgrad vergangene Woche das Bauprogramm für die nächste Zukunft festgesetzt hat, wurde ein¬ stimmig der Bau der Linie St. JanL-Sevnica und StraLa-KoLevje beschlossen. Bezüglich der Verlängerung der Gottscheer Bahn gegen Fiume zu wurde das neueste Projekt des Ingenieurs 2upnek abgelehnt und das Gutachten dahin ab¬ gegeben, daß KoLevje mit der Fiumanerbahn an jener Stelle zwischen Vrbovško und Brod Mo- ravice zu verbinden sei, welche technisch und fi¬ nanziell für den Staat am günstigsten wäre. Die definitive Festsetzung der Verbindungsstrecke werden Fachleute vornehmen. — (Ungültigkeitserklärung der Handelskammerwahlen.) Wie der „Slo¬ venec" berichtet, soll der Handelsminister die letzte Wahl in die Handels- und Gewerbekammer in Ljubljana für ungültig erklärt haben. — (Fettschweine) werden von 42—50 X das Kilo, Lebendgewicht, Sp.ck mit 68—75 K bezahlt. — (Gibt es noch Gefangene in Ru߬ land?) Die Frage, ob es heute, nach acht Jahren Friedensschluß, noch immer Kriegsgefan¬ gene in Rußland gibt, hat schon alle Kabinette der Welt beschäftigt und die rumänische Regie¬ rung erhielt erst in jüngster Zeit zahlreiche Auf¬ forderungen zu Interventionen für angeblich noch immer in Sowjetrußland weilende Kriegsgefan¬ gene rumänischer Staatszugehörigkeit. Über diese Frage von allgemeinem Interesse hat nun in der Person des ehemaligen Hauptmannes Gyula Kovacz des 5. österreichisch-ungarischen Infanterie¬ regimentes, ein klassischer Kronzeuge, eine Reihe von sensationellen Aussagen gemacht. Hauptmann Kovacz, der vor zwei Wochen nach zehnjähriger Gefangenschaft in Rußland nach Neu-Rumänien kam, um seine alte Muttter zu besuchen, die aber inzwischen gestorben war, wurde überall mit der brennendsten aller Fragen bestürmt: Gibt es noch Kriegsgefangene in Rußland und wer ist dort? Auf diese Fragen erklärte der eben erst heim¬ gekehrte österreichisch-ungarische Offizier: „In Rußland und speziell in Sibirien befinden sich auch heute noch viele Kriegsgefangene aller Na¬ tionen. Ein kleiner Teil von ihnen hat sich dort heimisch gemacht, ist sogar zu Vermögen gelangt und denkt nicht mehr an Heimkehr. Der große Teil aber lebt nur dem Wunsche, endlich wieder die Heimat sehen zu können, denn das Leben dieses Großteils der Kriegsgefangenen ist ein schweres und hartes. Das Gros dieser armen und bedauernswerten Menschen besteht aus den Heeresangehörigen der ehemaligen österreichisch¬ ungarischen Monarchie, von denen viele durch den Umsturz rumänische Staatsbürger geworden sind. Es scheint aber, daß sich um diese ehe¬ maligen Österreicher und Ungarn niemand recht kümmert. Sie verbringen ihr dürftiges Leben als Arbeiter in den Staatsbetrieben und als „freiwillige" Mitglieder der sogenannten „kon¬ struktiven" Armee. Diese „konstruktive" Armee besteht aus fliegenden Abteilungen von Arbeitern, die heute dort, morgen da zur Arbeit komman¬ diert werden und in die man die armen Kriegs¬ gefangenen hineingestcckt hat, nachdem man ihnen vorher eine schriftliche Erklärung abgenötigt hatte, daß sie sich freiwillig zur Dienstleitung in der „konstruktiven" Armee verpflichteten. Diese Ar¬ beiterabteilungen werden zumeist von deutschen Ingenieuren geführt und zu Eisenbahn- und Straßenbauarbeiten verwendet. Die Sowjetbe¬ hörden verwenden diese aus Kriegsgefangenen be¬ stehenden Arbeiterbataillone mit Vorliebe in ent¬ legenen Gegenden. Gegenwärtig sind solche in der Nähe des Kaspischen Meeres mit Straßen¬ bau- und Grundaushebungsarbeiten beschäftigt. Die Kriegsgefangenen werden auch heute noch unter strenger Aufsicht gehalten und es ist nur einem glücklichen Zufall zuzuschreiben, wenn es einem dieser Unglücklichen gelingt, zu entkommen. — (Die Aufhebung des Sichtvermerk¬ zwanges.) Der österreichische Ministerrat hat sich dieser Tage mit der Frage der Aufhebung des Sichtvermerkzwanges im Verkehre zwischen Österreich und den übrigen Staaten befaßt. Der Ministerrat hat beschlossen, um den Abbau der Reisebeschränkungen gemäß den bei der Genfer Paßkonferenz im Mai laufenden Jahres angenom¬ menen Empfehlungen möglichst zu fördern, den mit^i°3uenlob,w8seken mitl-üi'sekLeife, scliont die Wäsche und 8ie vvirkliLli tadellos 8Liiber. - 8»O80NI_bUO^ in - r. r. r n. - 8l^bk- cmc! ^8X^83^ - r. 6. m. u. >4. im l-Iauss ctes l-Iennn l-lang l-löniZmann - Zegenuben clem I^ost- amts - übernimmt gsZsn ZünstiZe Venrin- sunx, Zswalint l-lV^OI-l-lklK^l^- uncl 80^Q3Ol-l^^8L>^^- l-^s-l^ - - sowie KOKHOKO- bei entspneolienclen LiobenstellunZ unten Zen kulantesten LeclinZunZen. l^anteienvenkebn tä^liob von bald 9 bis balb 12 Olin. Seite 4. Gottscheer! Zeitung — Nr. 36. Jahrgang VIII Sichtvermerk allen Staaten gegenüber abzuschaffen, die ihrerseits den österreichischen Bundesbürgern die Einreise ohne Sichtvermerk freigeben. Das Bundeskanzleramt (Auswärtige Angelegenheiten) wurde ermächtigt, im Verhandlungswege mit den besonders in Betracht kommenden Staaten, falls diese hiezu bereit sind, die gegenseitige Aufhebung des Sichtvermerkzwanges zu vereinbaren. Hiebei werden die einschlägigen Abmachungen mit dem Deutschen Reiche und der Schweiz als Beratungs» grundlage zu dienen haben. Stara cerkev. (Für das He Iden denk- mal) langten dieser Tage die in Amerika durch Frl. Marg. Kresse und Herrn Matthias Sieg¬ mund gesammelten Beiträge ein in der Höhe von 75 Dollar. Der Betrag verteilt sich auf folgende freiwillige Spenden: Die Mitterdorfer: Matth. Siegmund ^5 Dollar, Karl Peteln IHDoll.; die Ortrer: Mary Kresse 15, John Kresse 15, I. Kren 5 und die Zwischlerin Frl. Anna Schneider 5 Doll. Durch diese Beiträge (75 Doll, ist gleich 4200 Din) konnte ein großer Teil des noch feh¬ lenden Betrages gedeckt werden. Den hochherzigen Spendern und Sammlern sprechen wir für ihre Mühen und materiellen Opfer unseren öffentlichen und herzlichsten Dank aus. — WZice. (Besitz wechsel.) Herr Johann Pachinger, Finanzkommisfär in Österreich, hat seinen Besitz in Krapflern um 158.000 X an Johann Hönigmann in Pöllandl verkauft. Kodstenice. (Entdeckung einer Grotte.) Das Ourneisch Loch in Steinwand ist schon seit Jahrhunderten bekannt, doch bis Heuer wußte noch niemand, daß es sich tief in der Erde zu einer schönen und prachtvollen Grotte gestaltet. Im August I. I. taten sich einige Ortsinsassen zu¬ sammen, ausgerüstet mit mehreren Turmglocken¬ seilen, und vorsichtig ging es in die Tiefe. (Mit Geschicklichkeit könnte man von Fels zu Fels auch ohne Seile hinuntersteigeu.) Etwa 50 Meter unter der Erdoberfläche schlüpfte man durch ein Felsloch und kam in einen 45 Meter langen, 18 Meter breiten und 20 Meter hohen mit pracht¬ vollen Statuen und Blumen ähnelnden Tropf¬ steinen ausgestatteten Raum. Dabei fand man nebst Wasser auch halb versteinerte Knochen, die von Bären, Hirschen und Rehen herrühren dürften, sowie ein Hirschgeweih, das nach fachmännischer Konstatierung schon viele Jahrhunderte hier liegt, da heute der Zugang zur Grotte für einen Hir¬ schen oder Bären nicht mehr möglich ist. In früheren Zeiten war nämlich der Zugang, der im Laufe der Zeit durch die herniederrollenden Steinmassen sich verstopft hatte, etwas größer. Mit Seilen ließen sich die Besucher noch gegen 50 Meter tiefer hinab und stießen auf eine zweite 15 bis 20 Meter lange und 10 Meter breite Grotte. Naturforscher werden hiemit auf die Steinwander im Hornwalde gelegene neuentdeckte Grotte behufs genauer Durchforschung aufmerk, sam gemacht. KoLevsKa Keka. (Die Spar- und Dar¬ lehenskasse Rieg) macht darauf aufmerksam, daß die rückständigen Darlehenszinsen bis Ende des Jahres gezahlt werden müssen. — (Das neue S chi n d e l d ach) des Fran¬ ziskuskirchleins kostet an barem Gelde 8126 X. Die Tannen hatte das Fürst Auerspergsche Forst¬ amt unentgeltlich gegeben. Ebenso wurden auch die Deckarbeiten umsonst geleistet. Übrig geblieben sind 1500 X, womit nächstes Jahr das Mauer¬ werk ausgebessert werden wird. — (Gemeindevoranschlag für 1927.) In der letzten Gemeindesitzung wurde der Vor¬ anschlag für das kommende Jahr beraten. Er beträgt 23.668 Din und wurde zu dessen Dek- kung eine 200 prozentige Umlage und eine 150 prozentige Weinumlage beschlossen. Krbovcc. (T i e f e n t a l e r N achricht.) Am 15. Dezember gegen 4 Uhr nachmittags fing auf einmal die mit Heu angefüllte Scheuer des Gast¬ wirtes Josef Hönigmann zu brennen an und brannte in kurzer Zeit trotz aller Gegenbemühung nieder. Mit dem Futter sind auch Wagen und Maschinen verbrannt. Es ist noch unaufgeklärt, wie der Brand entstanden ist. Stara cerkev. (Z i n s e n z a h lu n g.) Es sei daran erinnert, daß die fälligen Darlehenszinsen bei der Raiffeisenkasse jetzt einzuzahlen sind. Kottscheer! Jeröreitet überall die „Kottscheer Zeitung"! Herausgeber u. Eigentümer: Josef Eppich, Stara cerkev Schriftleiter: Carl Erker, Kočevje. Buchdruckerei Josef Pavlicek in KoLevje. Mit 5-1 — - ----- — nach KSNKLIS Deutsche: Landarbeiter, Familien, Dienstmädchen. Frühjahr 1927. Februar bis April. Schnellste und bequemste Fahrt, ^este Kost und Bedienung den ganzen Weg. Fahrkarten und Informationen beim Vertreter: J. H. Zidar Ljubljana, Dunajska cesta 31. — Briefe: Predal l. Vas schönste Weihnacht;- unü « Nrujahrsgerchenir - irt Ser kottscheergalencietiyr? Kans und Krund in Livold Nr. 58 mit Schmiede und sämtlichen Werk¬ zeugen ist preiswert zu verkaufen vom Eigentümer Georg Fabian. Veste Verugsquetle für Wteaerverkäufer una Konsumenten I. 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Eilen Sie, solange unser Lager an Geschenkartikeln noch nicht ausverkauft ist! firma franr kngelr, SlaMnSIung, Kočevje. 51° 8>Mg88ö Ä M Kümjk Einlagenstand am 1. Sept. 1926: Din 20,439.8039 43. Zinsfuß für Einlagen (ohne Abzug der Rentensteuer) 5 0/0. Zinsfuß für Hypotheken 8"/o. Zinsfuß für Wechsel 10 "/0. Das Amtslokal der Sparkasse der Stadt KoLevje befindet sich im Schloßgebäude trg kralja Petra l. osvoboditelja. Amtstage täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. j M « MilMchkbeilage. « M x MPUPGPPPPPUPPPPPUVUPPPUUPGPPPPPPMUPVMPPPPPPPMPPPMM^ Christrosen dluhen. Thristrosen blühen zur Weihnachtszeit, wachsen bei Schnee und im froste; recken die Köpfchen empor nicht weit, suchen nach wärmendem Troste. Goldene ^>onne sie blicket an, freundlich sie strahlet hernieder, wärmet die armen zart' Blümelein dann, gibt ihnen Krast, Hoffnung wieder. Menschen, auch euer sei Friede und Glück, lasset die Herzen erglühen! Hebet zur Weihnachtssonne den Blick, wenn zarte Thriftrosen blühen! — Amalie Krker. Weihnachten. Sachte breitet die Nacht ihren weichen Samt¬ mantel über die Welt. Tausende Sternlein leuch¬ ten, funkeln, gleich Kristallen und Edelsteinen in gelblichem, rötlichem, bläulichem Schimmer und bilden den Schmuck der Königin Nacht. Lächelnd zieht der Mond seine Bahn am Himmelsgewölbe weiter, sendet sein fahles Ächt zur Erde, deren weiße, frostkalte Firndecke es widerstrahlt. Feier¬ liche Stille fließt wohltuend, gleich einem Balsam- quell über Feld und Wald, über Flur und Hain, alles umfassend, alles umhüllend. Die Straßen und Gassen der Stadt sind verstummt, — im Dorfe ist es ruhig geworden. Erleuchtete, eisblu¬ mige Fenster, durch die ewiggrüne Tannenbäumchen in Goldschimmer und Silberglanz strahlen, geben Kunde von innerer Wärme, von Freude und Glück in Haus und Familie. Jauchzende Kinderstimmchen mengen sich in den Glanz und die Pracht des Christbaumes und bilden das wahre, echte Bild der heiligen Nacht. Vom Turme tönen die Glocken weihevoll, zart. Weit übers Schneefeld eilt ihr Klang und verkündet den Menschen den Frieden. Paläste und Hütten sucht er auf, dringt in alle guten Herzen, der Reichen und der Armen. Ja, es ist Weihnacht! Das Fest des Friedens, der Freude, des Glückes. — Weihnacht! — Weih¬ nacht? — Sieh doch, lieber Leser, weich' Zau¬ berkraft dieses Wort besitz! I — Es wird zum Maler und bringt Biltnr aus längst verflossenen Tagen. Zurück in die Jugendjahre, in Zeiten voll Sonnenschein und Heiterkeit vermag uns dies Wort zu versetzen. — Aber auch bittere Stunden läßt dies Zauberwort nicht unenthüllt. Wer kennt nicht den Schmerz, das Weh, das jene Weihnach¬ ten brachten deren Friedensglocke ungehört und unbeachtet, hier und dort blieb? — Kein strah¬ lender Christbaum erhellte den Raum. Tränen¬ feuchte Augen schauten auf Karten aus dem Felde, aus Schützengräben und Festungsmauern und lasen mit bebendem Herzen die wenigen Worte: „Fröhliche Weihnachten! In Gedanken bin ich bei Euch". Wer fühlt das Weh, wer fühlt das Leid getrennter Seelen zur Weihnachtszeit? Das Bild ändert sich. — Die Friedenspalme breitet ihre Fächer über Länder und Reiche. Der Weihnachtsglockenton versammelt Väter und Söhne, Eltern und Kinder in der Heimat, im Vaterhaus. — Jubel und Freude, wenn alle Familienglieder ihre Plätze einnehmen dürfen. Ein Glück, eine Se¬ ligkeit im Schimmer der Weihnachtstanne. — Ist jedoch ein Platz leer geblieben, so tut das Herze weh. — Der Ton der Weihnachtsglocke aber singt von Fried' und Freude über den Sternen, und En¬ gelsflügel fächeln leise: „Im Geiste bin ich bei Euch!" So, lieber Leser, reiht sich Bild an Bild, freudiger und trauriger Weihnachten und deine Seele darf Glück und Leid der Vergangenheit aufs Neue erleben. Jubelnder Glockenton eilt durch die Nacht und sein Klang glätter die Kummerfalten, läßt Sorgen und Mühen vergessen, richtet das Auge empor zu Himmelshöhen und stimmt ein in das Lied der Engelchöre: „Ehre sei Göttin der Höhe!" — Weihnachtssonne leuchtet in alle Herzen und ihre Strahlen erfreuen die Trauernden, trösten die Betrübten, richten auf die Verzagten, spenden Ruhe, Seelenglück und Herzensfrieden allen, die guten Willens sind. — Weihnachten! — Amalie Grker. Heimatlose Weihnacht. Weihnacht! so jubelt und braust es wiederum durch deutsche Lande; süß und hell tönt aber¬ mals das Lied von der seligen Weihnachtszeit aus den Hütten der Armen und aus den Pa¬ lästen der Reichen. Weihnacht! Welch' tiefes Sehnen zieht da durch die geschwellte Brust, hebt uns hinweg über all die Sorgen und Kümmer¬ nisse des Erdendaseins, zieht unfern Geist auf¬ wärts in höhere Sphären, ins Land der ewigen Heimat.- Weihnacht! — Heimat! Diese zwei Begriffe sind so eng miteinander verknüpft, daß sich der echte Gefühlsmensch in die Freuden des Weih¬ nachtsfestes fern der Heimat nicht hineindenken und hineinleben kann.- Weihnachtsglocken klingen vom Turme des einsamen Kirchleins, das auf einem mäßigen Hügel erbaut ist und der Wind trägt den silberhellen Ton hinab ins Tal, hinein in die Herzen der Menschen und läßt auch dieses mitklingen, bald wehmutsvoll, bald himmelhochjauchzend in über¬ quellender Glückseligkeit. Draußen tanzen die Schneeflocken ihren Nachtreigen und legen der schlummernden Erde ganz sachte das blendendweiße Festtagsgewand an. Durch die klaren Fensterscheiben eines elenden Dachstübchens dringt ein matter Lichtschein auf die breite Landstraße. Da oben sitzt an einem weißgedcckten Tischchen, das schmale Gesichtchen in die Hände bergend, ein junges Mädchen, eine Heimatlose. Der Krieg, her unbarmherzige hat ihr Heimat und Eltern geraubt und die bitter¬ liche Not war es, die sie vor kurzem in die liebeleere Fremde getrieben. Ab und zu löst sich eine blinkende Träne von den langen Augenwim¬ pern und in ihrer Seele steigen, gleich Hellen Sternen in finsterer Nacht, anmutige, liebliche Bilder der Vergangenheit auf. Auch sie war einst glücklich gewesen, auch sie hatte einst Weihnachten, das traute Familienfest im Kreise teurer Ange¬ höriger gefeiert. O schöne Zeit der Kinderjahre! In w.lu;' freudiger Erwartung hatte sie vor Jahren auf dem Fußschemel neben der Mutter gesessen, wenn der Vater am Christabend aus¬ gegangen war, um für sie das Christbäumchen zu holen! Wie hatte sie vor seliger Wonne aufge¬ jubelt, wenn in heiliger Dämmerstunde der Vater über und über beschneit in den Hausflur trat, in seiner Rechten eine zarte Tannenkrone haltend, die er dann auf einem schlichten Holzkreuz in den Herrgottswinkel pflanzte! Wie pochte erst ihr kindlichreines Herz, wenn lieb' Mütterlein die alte Truhe öffnete, um all' die glitzernden, glei¬ ßenden Sachen hervorzuholen, womit das Bäum¬ chen geschmückt werden sollte! Wieder folgt sie im Geiste jeder Bewegung der Mutter, wie sie mit sicherer Hand die goldenen Nüsse, die rot¬ backigen Äpfel und zuletzt die bunten Kerzlein am Bäumchen befestigt hatte. Noch hallen ihr die süßen Klänge des „Stille Nacht", das sie mit Vater und Mutter vor der schlichten Krippe gesungen, im Herzen nach, noch fühlt sie den Zauber, der mit einem Male die drei umschloß. Noch einmal begleitet sie in Gedanken die Mutter mit dem Weihwafferbecken auf dem Wege in Keller, Stall und Scheune und zurück in die große, wohl¬ durchwärmte Wohnstube. Mit welch' stummem Entzücken hatte sie immer dies Amt einer kleinen Ministrantin versehen! — — — Halblautes Stimmengemurmel, das von der Straße ins Dachkämmerlein dringt, weckt sie aus dem tiefen Sinnen und Denken. Die Bewohner der frommen Gemeinde eilen hinauf zum Pfarr¬ kirchlein, um Weihnachten in echt katholischem Geiste zu feiern. Da nimmt auch die Heimatlose Hut und Mantel vom Nagel und tritt hinaus in die sternfunkelnde Nacht. Auch sie lenkt die Schritte auf dem steilen Pfade aufwärts, der ins Heiligtum führt. Ein Meer von Licht und Schön¬ heit flutet ihr beim Eintritt ins Gotteshaus ent« gegen. Am festlichgeschmückten Hochaltäre steht der Diener des Herrn und beginnt die heilige Handlung. Da erbraust die Orgel in den ersten Akkorden der bekannten Weise „Stille Nacht" und der Heimatlosen, die in einem halbdunklen Winkel der Kirche auf den Knien liegt, wird es plötzlich so warm ums kranke Herz. Sind es doch dieselben Töne, dieselben trauten Klänge, denen sie daheim so oft gelauscht. Da setzt der Chor ein, erst leise, dann immer mächtiger an¬ schwellend. Aber es sind fremde Laute, fremde Worte, die sich mit dem Ton der Orgel zum Liede vereinen. Wieder blinkt eine Träne an des Mäd¬ chens Augenwimper, wieder zuckt es um den bleichen Mund, wieder rinnt das Helle Bächlein über die eingefallenen Wangen und im milden Schmerz um die heißgeliebte, verlorene Heimat hebt sich die gequälte Brust.-— Das Amt ist beendet. Allmählich verlöschen die Kerzenlichter und im Dämmerschein der kleinen Öllampe, die vor dem Tabernakel brennt, liegt das Haus des Herrn. Die frommen Beter zer¬ streuen sich und stapfen durch den flaumen- weichen Schnee ihrer Wohnstätte zu; das Dach¬ kämmerlein aber blieb leer. Und als am nächsten Morgen der Mesner durch das Kirchenschiff schritt, gewahrte er in einem verborgenen Winkel die Leiche der Heimatlosen. Nun hast du die Heimat, die teure gefunden Bei Vater und Mutter im Himmelreich. Es konnte dein Herze nicht gesunden, Es blieb die Wange fahl und bleich. It-sa Wedih. 2 Herbe Weihnachten. „Wolltest du nicht auch die kleine Marie mit einer Weihnachtsgabe beteilen? Das Kind ist doch für sein Alter ungemein fleißig und arbeitsam. Es würde sich gewiß recht herzlich darüber freuen." So sprach der Mann zu seiner Ehefrau, die ge¬ rade im Begriffe war, den Weg in die Stadt zu machen, um dort für ihre Kinder, Hanshein und Sefein, entsprechende Weihnachtsgaben ein¬ zukaufen. — „Weshalb für Marie?" entgegnete sie nun finster. „Ist es nicht genug für diesen Fratzen, diesen Störenfried, daß er das tägliche Essen bekommt? Was du nur mit diesem Kinde hast? Es ist uns ja nichts verwandt. Hättest du es doch nie zum Hause gebracht; es wäre mehr Frieden zwischen unsl" „Aber Frau, wie kannst du so reden?" rief empört der Hausherr. „Du weißt doch, daß Marie in kurzer Zeit ihre Eltern verloren und als Waise allein dastand." „Hättest du sie halt auch da stehen lassen. Es gibt ja Leute genug, die sie nehmen könnten. Mußtest gerade du den Barmherzigen spielen? Hast doch zwei fesche, gesunde und herzige Kinder in der Stube, die dir scheinbar weit weniger sind, als dieser lausige Fratz." „Aber geh! Wie kannst du so herzlos reden," wies sie der Mann zurecht. „Nun ja", erwiderte sie spitz, „ich besorge die Gaben für meine Kinder und du kannst für Marie einen Wagen voll bringen lassen, doch mit meiner Einwilligung nicht!" Damit eilte sie ohne Gruß zur Tür hinaus und war fort. Der Mann, — eine gute, edle Seele, — dem der Hausfrieden lieb und teuer war, blickte ihr kopfschüttelnd nach und meinte, morgen, am Weihnachtsabend, werde sie sich ge¬ wiß eines Besseren besinnen. — Marie blickte scheu durch die Küchentür und trug einige Scheit Holz in den Armen, die kaum die schwere Last festhalten konnten. Ist sie doch erst acht Jahre alt und muß schon soviel arbeiten. Sobald sie von der Schule heimkehrt, heißt es schon: „Trag Holz herein! Bring das hieher, jenes schaff dorthin usw. — damit du dein Abendbrot verdienst." Die Nachbarinnen steckten oft ihre Köpfe zusammen und meinten, das sei doch zu viel für ein so schwaches Kind. — Ja, schwach und arm war Marie — ein armes Waisenkind. Vater und Mutter haben sie so rasch nach einander verlassen. Erst vor wenigen Monaten trug man ihr teueres Mütterlein hin¬ aus ins kühle Grab. Marie blieb also allein auf Gottes Erdboden — elternlos, schutzlos, hilflos. In der Gemeindesitzung wurde beraten, was mit der Kleinen geschehen soll. „Von Haus zu Haus soll sie gehen, so wie die Gemeindearmen", meinte ein Mitglied. Ein anderes war anderer Meinung. Nach längerer Beratung meldete sich ein warmsühlender Gro߬ bauer, der selber bloß zwei Kinder besaß, er wolle Marie zu sich nehmen, die Elternstelle ver¬ treten, bis sie selber, groß geworden, ihr täglich Brot verdienen könne. Freilich ging es nicht so glatt, wie er sich's wohl dachte. Bei seiner Frau stieß er auf heftigen Widerstand. Dessen ungeachtet nahm er sein ge¬ gebenes Wort nicht zurück. Er kannte die Eltern Mariens recht gut und achtete dieselben als recht¬ schaffene, ehrliche und sparsame Leute, die es jedoch nie auf einen grünen Zweig bringen konnten. Diesem Umstande, sowie seiner Weichherzigkeit ist es zuzuschreiben, daß Marie in seinem Hause Unterkunft fand. Viel Worte gab es, viel Zorn und Unwillen seitens seiner Frau, doch an der Sache konnte nichts geändert werden. So wurde Marie das Aschenbrödel und schlich mit Angst und Kummer umher, arbeitete nach Möglichkeit und lag oft abends ganz erschöpft und müde aus ihrem Strohbettchen in der kalten Küchenecke. Während die Kinder des Hauses im warmen Zimmer spielten und jauchzten, rannen stille Tränen über Mariens blasse Wängelchen und versteckten sich ins Stroh. — Heute war Marie besonders traurig. Heute — Weihnachtsabend — und sie durfte nicht 'mal ins Zimmer, um die Prachl des strahlenden Christbaumes zu schauen. Spät noch trug sie Holz in die Küche und ihre Händchen waren ge¬ froren und schmerzten sehr. Nun saß sie ange- kleidet auf ihrem Lager in der finstern Küche und wiederum rannen große Tränenbächlein über ihre bleichen Wangen. — In der Stube Jubel und Freude! Deutlich vernahm sie die Stimme des Vaters, der sagte: „Und für Marie hast du keine Gabe gekauft?" „Nein," war die barsche Antwort, „die ver¬ dient nicht 'mal das Essen." „Weib, das wird sich rächen," erwiderte ruhig der Bauer. Die Herzlosigkeit seiner Frau tat ihm weh. Leise schlich Marie, da sie ihren Namen nennen hörte, zur Zimmertür und spähte durch das Schlüsselloch. Wie schön leuchteten die Kerz- lein, wie strahlten die goldenen Nüsse! Wie freuten sich die Kinder, wie jubelten alle vor Lust! „Ach, könnte ich es doch meiner Mutter er¬ zählen," seufzte die Kleine und schritt, ohne um¬ zusehen, zum Haustor hinaus... Schneeflocken wirbelten und spielten im Lich¬ terschein der Weihnachtstanne vor den Fenstern. Eisig blies der Nordwind und ließ Mariens zartes Körperchen erschauern. — Sieh I auch beim Nachbar grüßt ein mächtiger Christbaum durch die Fensterscheiben in die stürmische Winternacht. Zitternd stand Marie ein Weilchen, dann schritt sie weiter. Rechts und links, aus jedem Hause erscholl Freude und Jubel. Ihr Herz aber war voll Bitterkeit und Herzeleid. Weiter wanderte sie, weiter den Weg und so stand sie vor dem Tore des Gottesackers. Wollte sie doch zum Mütterlein und ihm alles erzählen. — Sie kannte genau den Grabhügel, der den toten Leib der teuren Mutter barg. Dorthin eilte sie nun und kniete auf dem kaum noch erkennbaren, schneeigen Grabe nieder. Mit gefalteten Händchen, zitternd vor Kälte und jammernd vor Schmerz, kauerte sie nun da und der eisige Nordwind legte sich schmeichelnd um ihre kleine Gestalt. Tränenbäch¬ lein rollten über das blasse Gestchtlein, das un¬ bewegt aus den Grabhügel starrte. Die kleinen Lippen murmelten leise vor sich hin — sie beteten: Himmelvater, hör' mich an, Schick' die Engelein herunter! Ach, die tragen mich gar munter Zu der Marter dann. Bin ein armes Waisenkind, Überall verschmäht, verachtet. Kalt ist's, frostig und es nachtet. Komm, o hilf geschwind! In der Mutter warmem Schoß Bin ich ja dann wohlgeborgen, Dort kenn' ich dann keine Sorgen, Freuden sind es — groß. Hilf mir kleinem, armem Kind', Himmelvater hör' mein Flehen, Laß mich bald die Mutter sehen, Nimm mich auf geschwind! Jmmermehr sank das Köpfchen, immer starrer wurde der Blick. Marie - schlummerte ein ... Weiße Nebelschleier senkten sich auf die Gräber, die nun über und über mit einer ziemlichen Schneeschicht bedeckt waren. Immer noch tanzten die Flocken ihren Reigen. Von fernen Kirchtürmen ertönte der Glocken harmonisches Geläute. — Weihnachtsglocken! — Marie hörte sie nicht mehr — sie schlief — starr und steif, die Tränen zu Eisperlen gefroren im mildlächelnden Gesichtchen. Die gebrochenen Äuglein sahen das Himmelstor offen stehen und die Engelschar zur Erde nieder wallen, singend den hehren Gesang: Ehre sei Gott in oer Höhe und Friede den Menschen auf Erden, die eines guten Willens sind. Sie fühlte, wie Engels¬ fittiche sie sanft hoben, leicht und behende immer höher und höher trugen, schwebend und wiegend im Äiherwind. Tief unten schon lag die Erde und Heller wurde es um sie her. Marie blickte und — sieh! — da lag sie in der Mutter Schoß und warme Mutterarme legten sich um ihre Schultern. Glückstrahlend hält auch sie nun ihr Mütterlein umschlungen, herzt und küßt es. . . Aufregung! — Ein Hasten und Suchen! — Wo ist Marie? — Wo ist das Kind? — Nie¬ mand weiß Antwort. — Kein Nachbar hat es gesehen. — Der Weg ist verschneit, die Spur verwischt. „Das ist ein Weihnachtsabend," schimpft die Bäuerin zornig und aufgeregt. „Das haben wir not!" — Der Bauer durchsucht besorgt Stall, Scheune, Keller und jeden Winkel des weiten Hauses. — Umsonst! Marie ist unausfindbar — — Die Glocken rufen zum Mitternachtsamt. Alle An¬ dächtigen aus den umliegenden Dörfern wurden befragt und überall bekam man die Antwort: „Wir haben kein Kind gesehen." Auch die Nachfragen am nächsten Tage blieben erfolglos. — Marie war verschollen. — Man munkelte allerlei, riet hin, riet her. Gewisses über Mariens Verschwinden konnte niemand sagen. Mancher Schneesturm umtobte das Haus, manche frostige Winternacht ging vorüber... Marie blieb verschollen. . . Als jedoch die Frühlingssonne Schnee und Eis zerschmelzen ließ, als Blümlein klein ihre Köpfchen neugierig vom Winterschlaf erhoben und die Erde zu zieren begannen, fand der Totengräber eine kleine, starre Mädchengcstalt am Grabhügel kauernd aus. Wer mag es wohl sein?.. . In ein schlichies Särglein wurde Marie das arme, erfrorene Waisenkind gelegt und neben dem Grabe seiner Mutter zur Ruhe gebettet, . . . ans Mutterherz, wo ewiges Glück, Frieden und Wonne herrschet. . . „Wer hätte sich nur so was träumen lassen," besprechen die Leute die Angelegenheit. Mariens Pflegemutter meinte jedoch: „Es muß halt schon so sein. Wer kann da- für?" . . . Der Bauer aber ging sinnend umher und be- reute es lief im Herzen, das arme Kind nicht besser in Schutz genommen zu haben. Es kränkte ihn und er litt sehr. . . Immer mehr gewahrte er, daß der Friede und das Glück aus seinem Hause flohen... Weihnachten kamen wieder. . . Kein Christ¬ baum erleuchtet die große Stube. Stummen und traurig blicken sich die Hausbewohner gegenseitig an. Über Frau Margarets abgehärmte Wangen kollern heiße Tränen. Sie wandert in Gedanken hinaus auf den Gottesacker, dort, neben Mariens Grabhügelchen ist ein frisches Grab aufgeworfen. Wen birgt dieses?. . . Eine böse Krankheit hat ihr Kind, ihren Lieb- ling, den Sonnenschein des Hauses, ihren kleinen „Hanshe" dahingerafft. Alle Ärzte und Arzneien waren umsonst, alle Mittel, den Kleinen zu retten, nutzlos. — In ihren zitternden Armen schloß der blühende Knabe nach kurzem Kranksein, seine großen, blauen Augen für immer. — Wahnsinniger Schmerz und tiefstes Seelenleid erschütterte die trostlose Mutter. Wehmütig, feuchten Auges blickte der Vater seinen toten Liebling an. — Der Tag der Vergeltung für die Härte und Lieblosigkeit, die Frau Margaret der kleinen, armen Marie ange- deihen ließ, kam. Er kam rasch, hart und strenge. Immer wieder mußte sich die Bäuerin der Worte ihres Mannes erinnern, der einst sagte: „Weib, 3 dns wird sich rächen". Bitter empfand sie nun dies und mußte das auferlegte Leid geduldig tragen . . . Weihnachten kehrten immer wieder. Friede den Menschen, die guten Willens sind l ... Wo blieb der Friede? Wo blieb das Glück,. . . wo die selige, freudenbringende Weihnachtszeit? . . . Herbe Weihnachten I AmaNe Hrker. Eindrücke vom Weltkongreß in Chicago. Aus dem schriftlichen Nach¬ laß unseres früh verstorbenen amerikanischen Mitarbeiters H. Konrad Perz bringen wir sein letztes Manuskript über den Ver¬ laus des eucharistischen Welt¬ kongresses zur Veröffentlichung. Chicago war Heuer Zeuge historisch-denkwür¬ diger Tage. Die größte religiöse Demonstration, welche Amerika und die Welt jemals gesehen haben, hat sich innerhalb seiner Mauern entfaltet. Es war der 28. eucharistische Kongreß, der in den Junitagen des heil. Jahres in Chicago abgehalten wurde. Die ungewöhnliche Zahl von über einer Million Festpilger aus allen Ländern und Erd- teilen neben der der katholischen Kirche eigenen Prachtentfaltung erhoben den eucharistischen Kon¬ greß in Chicago zu einem religiösen Weltereignis, das der heilige Vater selbst mit Recht als den größten Triumph der katholischen Kirche bezeich¬ nete. Ein Glaube, eine Begeisterung hatte die weiten Scharen herbeigerufen, alle jene, in deren Herzen noch die Liebe zum eucharistischen Gotte thront. Sie waren gekommen, um durch ein tiefes, religiöses Erlebnis ihr inneres Leben zu heben, um ihren Glauben zu stärken und vor allem den eucharistischen Gott durch eine öffentliche Kund- gebung, welche die Welt nicht überhören konnte, zu ehren und anzubeten. Schon in New Aork wurde den über das Meer gekommenen Pilgern und Würdenträgern ein überaus herzlicher Empfang bereitet. Jubelnd brauste der Ruf der Volksmenge bei der Begrü¬ ßung des päpstlichen Legaten Kardinals John Bonzano, den Seine Heiligkeit Papst Pius als Stellvertreter entsandt hatte. Alle Straßen und Plätze hielt das Volk besetzt, Arme und Reiche, Arbeiter und Gelehrte, nicht nur Katholiken, auch Protestanten, Juden und Baptisten drängten sich heran hinter den Polizeikordon, um den päpstlichen Legaten zu sehen oder gar den Ring des Kardinals zu berühren. Ein fein ausgestatteter Sonderzug mit roten Waggons brachte den Gesandten des heil. Vaters und die Kardinäle von New Jork nach Chicago. Daselbst wurde der Kongreß mit dem feierlichen Einzüge in oie Kathedrale vom heiligen Namen am 20. Juni eröffnet. Chicago in dem reichen Flaggenschmuck seiner Straßen bot ein prächtiges Bild. Eine solche Teilnahme und Begeisterung wie bei dem Festzuge, der sich zu der mit Girlanden und Fahnen geschmückten Ka- thedrale hinwandte, hatte die Stadt noch niemals gesehen. Selbst die Feierlichkeiten und der Jubel bei der Heimkehr der amerikanischen Krieger von den europäischen Schlachtfeldern traten in den Hintergrund gegenüber jener kirchlichen Pracht¬ entfaltung und der grenzenlosen Hingabe ehr¬ furchtsvoller Liebe von Seiten des Volkes. Selbst der an große Kundgebungen gewohnte Kardinal¬ legat war voll des Staunens. Im Festzuge schritten elf Kardinäle, darunter auch der Kardi¬ nal Pisfl von Wien und Kardinal Faulhaber von München, ferner 400 Bischöfe und Tausende von Weltpriestern und Ordensgeistlichen. Es war ein glänzender Anblick, als die Kirche sich langsam mit dem farbenprächtigen Zuge füllte, Domini- kaner in ihren braunen Kapuzen, Franziskaner, Benediktiner, Jesuiten, Passionisten, Redempto- risten und andere, alle in ihrem Ordenshabit, vor allem aber die Kardinäle und hohen Wür¬ denträger in ihren im Hellen Sonnenschein glän¬ zenden purpurroten Kleidern. Den unübersehbaren Scharen bot die Kathedrale bei weitem nicht Platz genug. Hatte doch jeder Orden und jedes Land seine Vertreter entsandt. Von Grönland und den Eisbergen waren sie gekommen, wie auch von Indien und den Korallenriffs. Auch aus dem Gottscheerlande hatten wir einige Landsleute er¬ wartet. Wir hatten bereits Vorbereitungen zum Empfange getroffen. Ich hatte mein Auto schon bereit gestellt sowie einige Zimmer meiner Haus¬ frau. Doch leider war es niemandem aus der Heimat möglich, zu kommen. Die Kathedrale war reichlich geschmückt. Überall erblickte man Wejzengarben und Trauben als Symbol der heiligsten Eucharistie. Die Feier be¬ gann mit der Vorlesung des päpstlichen Schrei¬ bens und einer Ansprache des päpstlichen Legaten über die Bedeutung des eucharistischen Kongresses und der Mittel der Ausbreitung des Reiches Christi aus Erden. Das Pontifikalhochamt wurde im Beisein sämtlicher hohen Würdenträger zele¬ briert. Der amerikanische Kardinal Mundelein hielt die Festpredigt über die Lehre vom allerheiligsten Altarsakrament. Der Präsident der Vereinigten Staaten Coolidge sandte seinen Vertreter und richtete ein besonderes Schreiben an den Kongreß, in dem er sagte: „Keine Regierung kann Bestand haben, wenn sie nicht das Volk als die richtige ansieht. Wenn unser Land politische Erfolge er¬ rungen hat, so geschieht das, weil unsere Ein¬ richtungen mit den religiösen Ansichten des Volkes übereinstimmen." Montag, der zweite Kongreßtag, brachte eine zu den eindruckvollsten Kundgebungen des Kon¬ gresses zählende Feier: die große Engelmesse in dem eigens für den Kongreß errichteten Stadium, das Hunderttausende. von Menschen faßte. Im Stadium war ein Altar errichtet mit einem Bal¬ dachin von 40 m Höhe. Etwas erhöht reihten sich an den Altar die Throne der 11 Kardinäle und die Sitze von Hunderten von Bischöfen und Erzbischöfen. Der Engelmesse wohnten eine halbe Million Menschen bei. Nur die Hälfte fand Raum im Stadium, die übrigen mußten vom Hügel und aus der Ferne an den hl. Mysterien teilnehmen. Aus der bunten Kleidertracht der Männer und Frauen waren deutlich zu sehen die Gesichter von 62.000 Kindern, die unter der Aufsicht von 6000 Nonnen standen. Es fing an zu tröpfeln. Doch hatte der liebe Gott ein Einsehen und verjagte die Wolken, die sich gegen den Michigansee hin verzogen. Von allen Seiten waren die Kleinen gekommen, mit Zügen, Straßenbahnen und Autos. Alle Kinder waren in den Farben des hl. Altar¬ sakramentes, in weiß und gelb gekleidet. Die Mädchen trugen weiße Kleider mit gelben Kragen und weißen Hüten, die Knaben waren weiß mit gelben Schärpen und Mützen. Unvergleichlich war der Eindruck, den der Gesang der 62.000 Schul¬ kinder bei der Festmesse hervorrief. Wochenlang vorher waren in den katholischen Privatschulen die Meßgesänge einstudiert worden. Es war dies wohl der größte Chor, der jemals im Dienste der Kirche gesungen hatte. Nach der Festmesse sprachen die Kardinäle Faulhaber (München) und Dubois (Paris) über das Thema: „Die katholische Kirche in der modernen Gesellschaft". Montag abends sprachen deutsche Europäer als Gäste des Germaniaklubs. Besonders erwäh¬ nenswert sind die Worte des Bischofs Waitz von Innsbruck, der die Grüße der Tirdler überbrachte und zu den traurigen Verhältnissen seiner Heimat, des bedrängten Südtirols, erwähnte: „Wir lieben Italien, aber es muß uns unsere Kultur lassen. Wir können nicht die Kultur eines Volkes, das uns fremd ist, in uns aufnehmen." In dieser Versammlung begrüßte der Bürgermeister von Chicago die erschienenen Gäste und schilderte, was Amerika und besonders Chicago dem Deutschtum verdanke. Ihm dankte Bundeskanzler Seipel, der auch den Protestanten von Chicago seinen Dank aussprach für ihr Mitwirken beim Kongreß. Dienstag, den 22. Juni sah Chicago eine große Versammlung von Frauen, vielleicht die größte in der Weltgeschichte. 250.000 Frauen versam¬ melten sich im Zeichen des Kreuzes. 15.000 Sän¬ ger und 5000 Nonnen traten als gewaltiger Ge¬ sangschor auf. Schon vor Morgengrauen hatten Tausende sich eingefunden, um nach Öffnung der Tore sich einen günstigen Platz zu sichern. Bald war das Stadium gefüllt und immer noch mußten an die 100.000 Frauen seitwärts Stellung nehmen. Die Morgensonne beleuchtete reizvoll das farben¬ bunte Menschengewoge. Ordensschwestern in weiß und schwarz, in grün, blau und braunem Or- densgewande stachen heraus unter den farben¬ prächtigen Kleidern anderer Frauen, von denen viele in ihren altmodischen, langen Kleidern, an¬ dere wieder in ganz modernen, kurzen Röcken er¬ schienen waren. Ein feierliches Pontifikalamt wurde gelesen, wobei wiederum die hohen Kardinäle An¬ sprachen hielten, unter ihnen auch Kardinal Pisfl aus Wien. Zuletzt gab Kardinal Bonzano den päpstlichen Segen. Abends füllte wieder eine an¬ dere Menge den Platz. Unzählige Lichter warfen ihren Schein auf 300.000 in- und außerhalb des Stadiums versammelten Männer. Eindrucksvoller Gesang eröffnete die Abendandacht. Hohe Wür¬ denträger aus aller Herren Ländern sprachen, ein jeder in seiner Muttersprache. Es war ein unvergeßlicher Augenblick, als die unübersehbare Menge voll Begeisterung ihr Gelöbnis zum ka- tholischen Glauben erneuerte. Nach dem Aus- löschen der riesigen Lichter flutete ein Flammen¬ meer von 200.000 Kerzen über das Stadium. Der eigentliche Segen begann. Die Menge sang mit das „0 salutsris k»8tict". Wieder erteilte der päpstliche Legat den Segen des heil. Vaters. Auch viele Andersgläubige waren zugegen, die mit den Katholiken ihr Treugclöbnis zu Gott und dem amerikanischen Vaterlande erneuerten. Auch jeue Andersgläubigen waren von diesen Eindrücken so tief berührt, daß viele erklärten, nie etwas Schöneres erlebt zu haben. Mittwoch, der 23. Juni war der höheren Edukation gewidmet. Chicagos katholische Hoch¬ schüler und Studenten höherer Lehranstalten, 60.000 an der Zahl, versammelten sich im Sta¬ dium. Ein Großteil der Studenten und auch Studentinnen, deren Zahl noch überwog, waren in netter Studentenuniform gekleidet. Kardinal Henoch von Ungarn las das Pontifikalamt. Be¬ deutungsvoll war der Tag auch durch eine Ver¬ sammlung in der St. Nikolauskirche. Dort stan¬ den römisch-katholiscye und griechisch-orthodoxe Bischöfe im Gebete vereint für die Wiederver¬ einigung der beiden Kirchen. Blauäugige Ruthe- nen, finstere Bulgaren und andere Söhne des Balkans waren hier anwesend. Der Kardinalkegat harte schon zur Eröffnung des Kongresses den Gedanken der Wiedervereinigung mit anderen Glaubensbekenntnissen besonders hervorgehoben. Möchte der ausgestreute Same reiche Frucht brin¬ gen! In einer anderen Versammlung wurde für die Wiedereinführung der Abendmesse zu Gunsten der arbeitenden Klassen Stimmung gemacht. A- bends wurde in der St. Paulsuniversität ein Abend gegeben zu Ehren der österreichischen Wür- denträger Kardinal Pisfl und Bundeskanzler Dr. Seipel. Auch Kardinal Faulhaber und andere reichsdeutsche Bischöfe waren zugegen. Das Bild der alten Heimat wurde uns hier vor Augen aufgerollt. Kardinal Pisfl, der Vater Wiens, und Dr. Seipel luden die Anwesenden ein, sie in Wien zu besuchen. Kardinal Faulhaber sprach allen zu Herzen. Er sagte: „Die Hast in Amerika richtet den Menschen zu Grunde. Schließlich sei doch die Arbeit für den Menschen da, aber nicht der 4 Mensch für die Arbeit. Da sei es doch gemüt¬ licher in der Heimat." Es fehlte auch nicht an Humor. Im launiger Weise sprach ein böhmischer Bischof über die Güte des böhmischen Pilsner Bieres und machte damit allen Amerikanern den Mund wässerig. Es fehlte auch nicht an gesang¬ lichen Vorträgen. Der steirische Bund trat in Kniehosen und Lodenrock auf und gab einige Lie¬ der in steirischer Mundart zum Besten. Mit der Beendigung des Kongresses waren die Veranstaltungen noch nicht abgeschlossen. Viel¬ mehr begannen da erst die einzelnen Kundge¬ bungen der verschiedenen Volksangehörigen. So kam Freitag abends unser Fürstbischof Dr. Jegliä in die bloß 10 Minuten von meiner Wohnung entfernte slawische St. Gevrgskirche. Der dor¬ tige Pfarrer P. Winkler aus dem Laibacher Do¬ minikaner Kloster ist ein sehr liebenswürdiger Herr. Angetan mit dem bischöflichen Ornate führte der hochw. Bischof eine stattliche Prozession, begleitet von Rosen, Tulpen und Lilien tragenden Mäd¬ chen um die Kirche. Der Regen prasselte nieder, doch der hochw. Bischof lächelte bloß. Nach dem Segen fanden Unterhaltungen in den Seiten¬ räumlichkeiten der Kirche statt. Kinder sangen in slowenischer Sprache Heimatslieder, die der hohe Herr mit Tränen der Rührung immer wieder zu hören verlangte. Viele traf er, denen er einmal in der Heimat die hl. Firmung gespendet hatte. Als der beliebte Kirchenfürst, trotz seiner 71 Jahre noch wie ein Jüngling, die Bühne betrat und eine Ansprache hielt, wurde er vom ganzen Volke umjubelt. Donnerstag, den 24. Juni schloß der päpst- liche Gesandte nach einer Woche glanzvoller Glaubenskundgebungen den 28. eucharistischen Kongreß. Die mächtigste Kundgebung sollte aber doch diesem Tage vorbehalten bleiben. In aller Früh schon eilte man nach Mundelein, um den großartigen Schlußakt nicht zu versäumen. Mun¬ delein, 50 km von Chicago entfernt, ist ein kleines Städchen, so benannt nach dem ameri¬ kanischen Kardinal Mundelein, liegt nahe am Seegestade des Michigansees und hat eine kathol. Universität, die 1 Million Dollar gekostet hat. Mit allen Verkehrsmöglichkeiten eilte man herbei. Alle 2 Minuten gingen Extrazüge von Chicago ab. 10.000 Soldaten und Freiwillige hielten auf den breiten Straßen Wache, um die Ord¬ nung aufrecht zu erhalten. An eine Million Menschen hatten sich vers mmelt, um an der großen Pro¬ zession mit dem Allerheiligsten teilzunehmeu. Nach Beendigung des feierlichen Pontifikalamtes er¬ öffnete Kardinal Bonzano die Prozession, unter einem goldenen Himmel schreitend, in den Händen — (Nach den Gebietswahlen — die Bezirkswahlen.) Der Innenminister erklärte dieser Tage den Pressevertretern, daß nach den durch das Gesetz vorgeschriebenen fünf Monaten nach den Gebietswahlen die Wahlen für die Be¬ zirksversammlungen stattfinden werden. — (Die Annäherung Jugoslawiens an Deutschland.) Dazu brachte unterm 15. Dezember das serbische Blatt „Novosti" folgen¬ den Aussehen erregenden Aufsatz: „Anläßlich der Ereignisse, die sich in Tirana und Rom abgespielt haben und mit Rücksicht darauf, daß unser Staat trotz der enormen Opfer, die er für die Herstellung und Befestigung gut¬ nachbarlicher Beziehungen zu Italien gebracht hat, vor einem italienischen Angriff nicht sicher ist, beginnt sich langsam in der ganzen öffentlichen Meinung unseres Staates die Überzeugung zu bilden, daß unsere Außenpolitik unbedingt revi¬ diert werden muß. Viele Politiker empfinden die Notwendigkeit, daß nochmals und aufs ernst¬ hafteste unsere jetzigen Beziehungen zu Ungarn, Bulgarien, Rußland und Deutschland Überprüft werden. das Hochwürdigste, gefolgt von den 11 Kardi- nälen in Purpur, Tausenden von Priestern, Bi¬ schöfen und Äbten und Hunderltausenden von Angehörigen aller Nationen. 5 km dehnte sich der Weg bis an das Seeufer, wo eine Mutter- gotlesstatue in Riesengröße den Park überragte. Es glitzerten die Edelsteine in den Mitren oer Bischöfe, es schillerte die Farbenpracht der höchsten Prälaten, es zitterten die Flammen der Kerzen in den Händen der Gläubigen, es schimmerten tränenfeucht die Augen der Volksscharen, alle an¬ dachtsvoll auf die kostbare Monstranz gerichtet. Und doch:'° die ganze Prachtenrfaltung war nur ein schwacher Abglanz jener Herrlichkeit, die dem eucharistischen Heiland gebührt! Gegen Ende der Prozession umwölkte sich der Himmel, Blitze zuckten, Donner dröhnte, Regen strömte nieder, zeitweilig sogar schwerer Hagel. Eine zeitlang kam die Prozession zum Stehen. Die Ordnung wurde aber nicht gestört. Niemand dachte daran, zu flüchten. Denn gerade jetzt hatte die Begei¬ sterung den Höhepunkt erreicht. Allerdings waren kostbare Kirchengewänder im Werte von 200.000 Dollar vernichtet. Unbeirrt setzte die Prozession sich weiter fort. Die Sonne kam wieder zum Vorschein und trocknete schnell die durchnässten Kleider. Im Hochgefühl religiöser Andacht und Liebe jubelte der Chor der Menge hinaus in die reine, frische Luft das Te Deum laudamus und empfing den Segen des Allerheiligsten. Mit dieser unvergeßlichen Manifestation des katho¬ lischen Glaubens schloß der eucharistische Kongreß. — Warum Amerika zum Schauplatz des Kon¬ gresses gewählt wurde? Darüber sagte der Kar¬ dinallegat in seiner Schlußansprache: „Haben wir nicht gesehen, wie die europäischen Völker in den letzten 10 Jahren ihre blutenden Hände ausgestreckt haben, um Hilfe von Amerika zu erflehen? Darum mußte der eucharistische Kongreß in Amerika abgehalten werden." Und der Erfolg des Kongresses? Die Amerikaner mit eingerechnet ist die Teilnehmerzahl von 1 Million noch zu tief gegriffen. An den Kougreßtagen wur¬ den in den 36 Kirchen Chicagos über 6000 Messen gelesen und 1 Million hl. Kommunionen ausge¬ teilt. Der moralische und religiöse Erfolg des eucharistischen Weltkongresses ist gewiß so bedeu¬ tend, daß wir ihn erst in seinen Auswirkungen voll und ganz werden einschätzen können. Das Herz voller Liebe und Andacht zum Allerheiligsten, das Gedächtnis um eine große religiöse Erfahrung bereichert, sind die Festpilger heimgekehrt, um zu Hause zu Apostoln jener Glaubensgeheimnisse zu werden, die sie am 28. eucharistischen Weltkongreß so tief und lebendig empfunden haben. Es ist sehr wahrscheinlich, daß eine der ersten Fragen, die über Berlin geprüft werden soll, die Frage der Herstellung neuer Beziehungen zu Rußland sein werde. Das wäre die erste Auf¬ gabe des neuen Außenministers. Im Gelben Hause (Außenministerium) wird deshalb und wegen der kommenden Verhandlungen mit Deutschland auf Veränderungen in der Berliner Gesandtschaft gedacht, wo sich nach dem Abgänge des Herrn Balugdric große Leere fühlbar macht, da im deutschen Außenministerium schon lange und ständig die Absicht besteht, alle Fragen, die sich auf Mitteleuropa und Balkanpolitik, den nahen Osten und die ganze europäische Politik beziehen, mit Südslawien zu prüfen." Dieser Artikel hat in politischen Kreisen große Aufmerksamkeit erregt, da man glaubt, daß er halbamtlich inspiriert ist. — (Die Wacht am Rhein und an der Kulpa.) Wie wir dem Neusatzer „Deutschen Volksblatte" entnehmen, unterhielten sich im März des vergangenen Jahres in Neuwerbaß in der Wojwodina mehrere junge Leute im Kasino und sangen in froher Laune auch das Lied „Die Zum Zeitvertreib. Wortspiel. Minister zum Landwirt: Ich begreife nicht, warum der Landwirt es jetzt schwerer hat als früher? — Landwirt: Das ist leicht zu erklären. Früher war der Boden steuerlos, jetzt ist die Steuer bodenlos. Herr Kollega. Haben Sie gehört, Herr Professor, daß ihr Kollega Geheimrat geworden ist? — Ja, ich finde es unerhört. — Jedenfalls werden Sie von jetzt an „Herr Geheimrat" sagen müssen. — Aus- geschlossen, zu einem Esel sagt man einfach „Herr Kollega". Was er haben kann. Nicht wahr, Zenzi, auf der Alm, da gibt's koa Sünd? — Naa, aba an recht guatn Käse könnens hoabn. Chemie für alle. Professor: Nennen Sie mir drei Körper, in denen Stärke enthalten ist. — Kandidat: Zwei Manschetten und ein Kragen. In der Musikstunde. Der Professor ist in der Musikgeschichte beim Komponisten Wagner angelangt und fragt: Nun Fräulein Berta, was verstehen Sie unter der Zukunftsmusik? — Errötend erwiderte sie: Liebes¬ und Wiegenlieder. Mann und Frau. Für einen Mann ist es besser, daß er sein Herz im Kopfe habe, für die Frau, daß sie ihren Kopf im Herzen trage. Schlechtes Wetter in Sicht. Vater, das Barometer ist heute früh wieder gefallen. — Sehr? — Ja, es ist ganz zer¬ brochen. Sonderbare Belohnung. In einer alten Chronik findet sich folgende Aufzeichnung: Anno 1626 haben drey Frowens- personen Prämien bekommen, weil Sie im letzten Jahr über niemand böse Nachred gehalten haben. Was folgt daraus? Daß es damals recht viele Klatschbasen gegeben haben muß, weshalb sich die Behörde veranlaßt sah, solche, die ihre Zunge im Zaume halten konnten, besonders zu belohnen. F. L. P. Wacht am Rhein". Sie wurden angezeigt und wegen Vergehens gegen den Staat unter An¬ klage gestellt. Im heurigen Jahre aber wurden sie mit der Begründung freigespcochen, daß das Singen dieses Liedes bei uns nichts staatsfeind¬ liches sei. So ist also die Wacht am Rhein frei geworden und steht nur mehr noch die Gottscheer Hymne „Die Wacht an der Kulpa" unter Ver¬ bot und zwar deswegen, weil es in ihr unter anderem heißt: „Osmanenblut, Franzosenblut hat unser Land gefärbet." Will man nicht auch bei uns das unschuldige Gottscheerlied wieder frei geben, über dessen Inhalt noch kein Franzose auch nur im Traum aus seinem Gleichgewichte ge¬ kommen ist? — (Nach Kanada) zu ihrem Vater sind am 17. Dezember die Niedermöslerinnen Sophie und Marie Monte! abgereist. Im Frühjahr ge¬ denken die gleiche Fahrt noch eine größere Zahl von Männern und Frauen, sowie Mädchen zu unternehmen. — (Vom politischen und wirtschaft lichen Verein der Deutschen in Slowe¬ nien.) Unentgeltliche ärztliche Behandlung er-