„Freihttt. w-HIlimi». ?«»»», flr I»,.'' Rvch IAA. «K in« Haut Freitag IS. Stovember ISstvS. VI» Jahrgang „Marburger Zeitmn.". erscheint jeden Sonntag, Miltwoch und Freitag. Preise — für Marburg: ganzjährig 6 fi., h.'lbjnhng S fi., vierteliährig 1 fl. 50 kr; für Zustellung Kaut monatlich 10 kr. — mit Postversendnng: ganzjährig fl., halbjährig 4fl., vierteljShug 2fl. Die ein Mal gespaltene Tarmondzeile wird bei einmaliger Einschaltung mit 10, bei zweimaliger mit 15, bei dreimaliger mit 20 kr. berechnet, wozu für jedesmalige Einschaltung 30 kr. Inseraten-Stempelgebühr kommen. Zni' dt!-; ^ Aus Dalmatien sind folgende Nachrichten eingetroffen: Der dalmntinlsche Aufstand soll, solveit er die Zuppa betrifft, gedampft worden sein. Da» aber erscheint den neueste« Nachrichten zufolsje nntvnhrscheinlich. Schon das Telegramm: „Oberst Schönfeld macht vor Vudna und Stefano einen Angriff auf die verspren,ilen Insurgenten bei Br,uc" liht vcr-mnthen, daß e» in jener G^end noch iKinigeS zu thun gibt. In derselben Wrise sprechen andere Meldungen. Deutlich und anSführlich erzählt aber darüber ein Korrespondent der „N. Fr. Pr." FolgeudeS unterm 8. November: „Budua, da» schon früher sehr gelitten hat. bildet auch jtßt den Angriffspunkt derAuppesen, die, kaum geschlagcu. sich wieder schwärm-lveife sammlln u»id den Kampf au'fS neue beginnen. Der ReichsrathS-abgeordnete Bürgermeister Ljubiffa hatte zur Noth achUi-^ Leute als Garde für Budua zusammentjtbracht und sich mit dieser dem Militär angeschlossen. Man wird mit einer Operation in der Krivosche nicht beginnen können, bevor lna« nicht mit der Zuppa ganz und gar fertig ist. und das wird noch einige Zeit dauern. Die versprengten obdachlosen Insurgenten werden stch windet in mächtige Echaaren sammeln und viel zu schlaffen geben. Bon einer Okkupation oder auch nur von einer nothdürftigen Befetzung dieses Landstriches der Boeche kann nicht die Rede sein, da von der Handvoll Truppen, welche derzeit im ganzen Gebiete operiren muffen, auch nicht Ein Mann für solche Zwecke abzugeben ist. Wenn nicht maffen-hafte Truppenzuzüge sür diesen Aeldzug in die Bocche geworfen werden, kann von einer Bewältigung der Insurrektion nicht die Rede sein, und die gute Kraft der jederzeit muthigen Soldaten lvird i > nnnüßen Detail gefechten verzettelt." Die Neutralität de» Fürsten von Montenegro scheint nach einem Telegramme aus Konstantinopel zweifellos zu sein ; die Intervention der Türken in der Herzegowina hat zugleich mit diesem Erreigniffe dem Ausstande sodann jede Unterstützung von Außen entzogen. Aus Aegypten. daS uns wegen Anwesenheit des Kaisers daselbst für den Augenblick näher steht, als manches Land Europa», ist das Telegramm eingetroffen: Kairo. 17. November. Anläßlich der Eröffnung des Suezkanals fand heute in Anwesenheit der Kaisekin der Franzosen. des Kaisers von Oesterreich und deS VizekönigS von Aegypten eine reli giöse Feier statt, welcher eine zahllose Volksmenge beiwohnte; sodann erfolgte die Abfahrt nach JSmailia. Damit ist die offizielle Eröffnung dcS SuezkanaleS geschehen; waS eS dann weiter wird, muß erst die Zukunft lcl,rtn; ein Leitartikel der „N. Fr. Pr." will wiffen. daß man durch die Anwesenheit so Vieler gekrönter, oder doch damit vertvandter Häupter dem Unternehmen einen solchen Nimbus verleihen wolle, welchtr es ermöglicht zu den schon verbrauchten 500 Millionen noch eine neue halbe Milliarde aufnehmen zu können, womit daS Unternehmen erst wirklich lebensfähig würde. Aus Frankreich treffen Nachrichten eln, welche einen erbitterten Wahlkampf erwarten lassen ; Ledru Rollin ist zwar von seiner Kandidatur zurückgetreten, aber Rochefort und andere har.'nquiren die Pariser noch immer fort, so daß eS selbst dahin kam, daß man dem einst so hochge-stellten „sreisinnigkn" Gambetta ein Mißtrauensvotum gab und daS Programm der 27 Mitglieder der „Linken" mit^ Lachen und Pfeiffen ausnahm. In Spanien kann man in Betreff der Königswahl noch nicht cini^^ werden, so haben die Unionisten in neuerer Zeit entschieden sich dahin ausgesprochen, daß sie einen minorennen König, und ein solcher wäre der Herzog von Genua, nicht wühlen wollen. Bo« Landtage IV. In seiner legislatorischen Thätigkeit war wohl.einer der wichtigste» Gegenstände der von Dr. Schloffer eingebrachte Antrag aus direkte ReichSrathsw ahlen. Wenn in den verschiedenen Landtagen die Ansichten, wie die direktrn ReichsrathSwahlen oder richtiger gesagt, die Reorganisation deS Reichsralhes geschehen solle, so weit auseinander gin-gen. so darf es unS nicht lvundern. daß im steierischen Landtage, der im Borjahre die direkten Wahlen ganz abgelehnt, Heuer ein Beschluß zu Stande kam. der den Prinzipien der Areistnnigkeit nicht so entspricht, als man es erwartet. Und Wenn? Eine Er)iihln»g »«» Karl Nergma«« («> Fortschu»».) „Daran erkenne ich dich, du edler Mlinn. Aber höre nun auch mich an. Seit lange habe ich mich mit dem Gedanken vertraut gemacht, daß ich dir angehöre, ja — damit dir keine Falte meines Herzens ver-borgen bleibe — will ich dir gestehen, daß ich mit Sicherheit darauf baute, du würdest mich zu deiner Frau machen. O ich habe mir All's schon gar schön ausgedacht! In mein-m Kops war längst das Braut-kleid fertig, ich sah nnftre Wohnung vor mir. ich sah unsere Zimmer eingerichttt. ich empfing Besuche, ich ging an deinem Arm spazieren, o. ich wußte mich schon vortrefflich in meine neue Würde zu finden! Denke dir daher meine Betroffenheit, als du vorhin davon sprachst, ich müsse mir eine Existenz gründen. Jetzt bin ich wieder beruhigt, weil ich sehe, daß deine Bedenklichkeiten nur aus deinem edlen Herzen entspringen. Daß meine Armuth. meine Herkunft dich nicht abhalten lvürden. dessen lvar ich ohnehin gewiß. Es ist vielleicht ungewöhnlich, unbescheiden, unschicklich, lvie es die Leute.nennen. daß ich als Mädchen mich dir so an den Hals werfe; allein ich frage nichts danach, wie es die Leute nennen würden; ich liebe 1>ich, du liebst mich, was braucht es mehr? Und bin ich dir c.lS Gattin zu schlecht, meine Dienste als Magd wirst du nicht verschmähen. Nicht wahr, ich dars bei dir bleiben Bei diesen Worten lehnte sie ihren Kopf an meine Brust, sah mich mit ihren unergründlichen Aiigen zärtlich an und fuhr mir schmeichelnd mit der Hand um das Kinn. Es lag ein seltsamer Kontrast in diesem Benehlnen Olgas. Ihn Worte waren die eine» zwar exzentrischen, aber selbstbewußten reifen WeibeS. ihre Art dabei hatte ganz die Unbefangenheit und Zntranlichkeit eines KindeS. daS seinen Bater etwa um ein neneS Kleid bittet oder zu einer Spazierfahrt mitgenommen werden will. Ich küßte sit auf die Stirne. strich ihr daS Haar aus dem Testchte. und sagte: ..Du hast Recht, liebe Olga; dein ungekünsteltes Gefühl hat dich richtig geleitet, wir gehören zusammen; nichtS soll unS mehr trennen, in sechs Wochen wirst du meine Frau, noch heute Abend soll unsere Ber-lobung sein." So geschah es auch. AlS der Kantor uud seine Frau zurückkamen, theilte ich ihneir meinen Entschluß mit. der sie nicht besonders überraschte. Es war ein ftöhliches Nachtmahl. Olga lvar ausgelassen lvie ein Kind, und für mich war dieser Atiend der schönste meines Lebens, denn ich genoß ungemischte Freude. Der Kantor nnd seine Fr^iU. die Olga, trotz ihrer s^ehler. lie^ewonnen hatten, wie ihr eignes Kind, nahmen den herzlichsten Antheil. Babktte. die ehrliche Seele, lachte und lveinte in Einem Athem. Den andern Tag -stellte ich der Kantorin eine beträchtliche Summe zur Versjigung. damit sie in aller Schnelligkeit für Olga s Aussteuer sorge, ein Geschäft, dessen sie sich mit der Umsicht einer erf^chrenen Hausfrau entledigte. Sechs Wochen darauf war Olga meine angetraute Gattin. Als der Kapitän soweit in seiner Erzählullg gekommen war, zog er die Uhr. ..Ich-sehe", sagte er aufstehend, daß es schnu spät ist. Auch fühle ich mich angegriffen. Nel)mcn sie daher nicht übU. lieber junger Freund, wenn ich selbst das Zeichen zum Ausbruch gebe. In einigen Tagen sollen Sie den Schluß meiner Geschichte hören. Für hente gute Nacht." Ich zögerte noch mit dem Gehen, meine Blicke waren noch aus daS verhängte Bild an der Wand gerichtet. Der Kapitän errieth meinen Wunsch. ..Sic möchten Olga'S Bild sehen, nicht lvahr?" sagte er. dieser Wunsch kann erfüllt werden." Cr schlug den Borhang znrück. Ein Ah! der Belvunderung entschlüpfte mir. Es lvar eine schöne junge Frau im schwarzen Kleide, von vornehmer Miene, ein Gesicht ähnlich dem der Rachel in ihrer Blüthezeit. nur daß die Züge regelmäßiger waren nnd einen Ausdruck der Kindlichkeit hatten, der jenen der Rachel mangelte. „Fürwahr, ein schönes, ein interessantes Weib l" sagte ich. Es kam bei dieser Verhandlung darauf an. Grundsätze^ festzusttllen. welche de« Liberalen ebenso, wie den Föderalisten dieses Institut ange-«eh« und zugleich lebenskräftig machm. Zwei Anträge waren es. welche dem Hause vorgelegt wurden. Der Rechbauer'sche Majoritätsantrag ver-langte direkte Wahlen. Vermehrung der Abgeordneten, Gruppensistem. iusoferne als Städte und Märkte von der Landbevölkerung getrennt seien, geheime Mahl und Abkünung der Dauer des Mandates. Regenerirung des Herrenhauses dnrch Abgeordnete aus dem Landtage, Verzicht de» Landtages ans den K 16 der Landesordnung. Diesem stand ein Minoritätsantrag Echloffers entgegen. In der Verhandlung zeigte eS sich, daß ma» doch voch zu keiner gänzlich freisinnigen Anschauung gekommen, wie ma» sie erwarten konnte, ja mubte. Denn daß man für daS Prinzip der Vahlmänner bei den Wahlen auf dem Lande sich entscheiden konnte, zeigt n»r zu deutlich, daß man daS Sistcm des Durchsiebens der Taug« lichen noch nicht lassen kann. Ebenso ist zu bedauern, daß der Antra,^ der Majorität des Ausschusses, welcher die Umgestaltung deS Herrenhauses verlangte, nicht auch im Hause die Mehrheit der Stimmen erhielt. DaS Aweitammerfiftem ist stets ein dem rein freien Staate nicht zuträgliches Prinzip und insbesondere wenn, wie bel uns und in anderen Staaten, die eme Kammer ein Herrenhaus ist. Die Regierung, die in Bezug >»f die Anzahl der Mitglieder des Herrenhauses ganz und gar unbe« schränkt ist, hat ganz in ihrer Hand Beschlüsse durchzubringen, welche eS eben will. Der Erundsntz. daß eine Uebereinstimmung beider Häuser nothwendig ift. da eben noch herrschende Kl'flen tonangebend sind, ist eine natürliche Aoig« der Berfasiung. Will nun die Regierung ein freisinnigcs Abgeord« »eteahaus im Zaume halten und dessen il^eschliiffe unmötillch machen, so ist «in Pairsschub von konservativen Elementen immer in sciner Macht gelegen, um imHerrenhause eine künstlich? Majorität sich zu bilden, wclche der Hemmschuh jeder freiheitlichen Entwicklung sein kann; liegt hingegen de« Ministerium daran, eine vom Abgeordnetenhanse beschlossene und der Regierung vortheilhafte Sache durchzubringen, selbst wenn sie den Schein der Krcisinnigkeit an sich trüge, so kann durch daS Ernennen frei-finniger Mitglieder des Herrenhauses ein solcher Beschluß auch in der ersten Kammer ermöt,licht werden, und die Regierung hat noch den Lottheil dabei, aus wohlfeile Weise zum Rufe eines großen Liberalismus gelangt zu sein. Das Herren').^us also in seiner jetzigen Form ist ein Unding, ein Spielboll in der Hand der Regierung; würde durch Wahl aus den Landtagen dasselbe in ein LänderhauS ilmgeftaltet. so wäre auch dem immer mehr sich zeigenden Gespenste des Föderalismus auch etwas /Zugestanden. indem die Spezialwünsche der einzelnen Länder, ivelche dui^ch Beschlüsse des Reichsratties nicht immer gewahrt werden und nicht so sehr berücksichtigt werden können, wenn daS gesammte ReichSiiiolil es verlaNjU. zum gesetzmäßigen Ausdrucke kommen können. Tritt dieses Lünderhaus sodann in die Rechte des Herrenhauses, so wird dadurch Reichs' und Länderwohl in einer einträchtlichen Weise gefördert werden. Am meisten machte es unS erstaunen, daß sich Stimmen gegen die geheime Stimmabgabe erhoben, einen Borgang, den man nicht nur vom liberalen, sondern selbst vom nationalen Standpunkte nicht ankämpfen sollte, denn nur dadurch k.mn der wahre WtllenSauSdruck zu Stande Ismmen und Klarheit in die Situation gelangen, während bei der offenen Stimmenabgabe ein Majorisiren. oder sollen lvir sagen, ein Terrorisiren der leichtbeweglichen Menge leicht zu Stande gebracht werden kann. „Dos war sie." erwiderte der Kapitän, „und wenn dies hinreichte ei»e» Mann glücklich zu machen, so wäre ich das gewesen. Doch nun gute Nacht!" Der Kapitän schien von seinen Erinnerungen überwältigt. Die DiS-ttetion gebot mir nicht länger zu verweilen. 3ch empfahl mich daher «it eine» herzlichen Händedruck Ul,d ging. Einige Tage darauf lud mich ein Billet ein zlveiteS Mal zum Ka-pitän. Ach fand mich pünktlich ein und der Kapitän setzte seine Erzäh-l»«g fstt: 3» den ersten Jahren meiner Verliindung mit Olga ivar ich voll-k»««e» glücklich, wenn dieser Ausdruck auf den GemmhSzustand eineS Eedbewohners überhaupt anwendbar ist. Trotz ihrer Fedler, woran Olga nicht ar« war, liebte ich sie aus das zärtlichste, ja virlleicht würde ich sie Veniger geliebt haben, hatte ich ihr nicht dann und tvann etwas zn verzeihen gehabt. Sie war launenhaft, bald kindlich helter, b^ild ernst, heute na^iebig und sanft, morgen eigenfinnig auf ihren Willen lieharrend wie a» verzogenes Kind. Was ich hauptsächlich an ihr schützte, war ihre r»ckhalt«lose Offenheit; sie war immrr wahr, auch wenn die Wuhrl)eit ihe momentan die größte Verlegenheit bereitete. War Olga glücklich? Ich glaube, ja. Der»n in der Ehe ist AlleS gemeinschaftlich, auch daS Glück. Es ist nicht möglich, daß einkS von Mi E^galten sich auf die Dauer ftlüiklich fühlen könne, ohne daß dies Gefühl von dem andern getheilt wird. Wo eineS erkaltet, da erkaltet früher oder spoter daS andere auch Zwei Jahre nach meiner Vermählung beschenkte mich Olga mit eine« Töchterchen. DaS war der Höhepunkt meines ehelichen GlückeS. Ein Schauer der Rührung durchbebte mich, als mir die Wehmulter zum ersten Male daS t»ülftose kleine Wesen in die Arme l'gte. Wer nicht «it Leichisinn durch die wichtigen Epochen seines Lebens hindurchgeht, für den ist der Moment, da er zum ersten Mule fein ksteugeborneö an die Brust drückt, ein hoch erhabener. Hat man nicht durch die Vater-oder Mutterwürde Antheil au dem Echöpfunqswerke der Welt? Obgleich ich meine Zartllchklück hätte entstehen können, wenn eS früher nicht gelungen wäre. daS Schiff auS dem Hafen zu bringen. Der Schaden beträgt 150.000 Thaler. (Eine Mörderin auS Aberglauben.) AuS Düna Földvor in Ungarn wird berichtet: Dieser Tage trug stch hier ein FaU zu. welcher beweist, daß die Dummheit ebenso leicht die Quelle von Verbrechen wer-den kann, wie die böse Abficht. taS junge Weib eineS im gleichen Olga ist mir Untreu. „Nein, nein. eS kann nicht sein, tröstete ich mich selbst. Olga als junge Mutter untreu! Olga, die mir so viel verdankt! Olga, die offene, naive, mich betrügen! DaS ist nicht möglich. eS kann ja nicht sein, ich wäre ja grenzenlos unglücklich! Wie sollte ich denn leben, ohne ihre Liebes „Und wenn es aber doch wäre?" flüsterte eine Stimme in meinem Innern. WaS ich von dem Augenblicke, da dieser Gedanke sich in mir ein« nistete, gelitten hahe. junger Freund, will ich Ihnen nicht zu schildern versuchen. Gestern noch arglos und blindlings vertrauend wie ein Kind, war ich heute ArguS mit hundert Augen und hundert Ohren. Ich betrachtete Olga'S Thun und Lassen auf daS sorgfältigste. Bald schien rS mir. als ob mein Verdacht nichtS weiter sei als ein Hirngespinst meiner krankhast gercizten Phantasie, bald bemerkte ich Dinge, die allerdings ge-eignet waren, mich in meinen Verdacht zu bestärken. Olga, die in dem ersten Jahre meiner Verheirat^nng mit ihr fast keinen Schritt ohne mich aus dem Hanse gemacht hatte, ging seit geraumer Zeit häufig ganz allein aus, das eine Mal gab sie vor in die Messe zu gehen. daS andere Aial l)en Kontor und seine Frau besuchen zu wollen, ein drittes Mal waren es ihre Armen, denen sie etwas bringen wollte, und dergleichen. Anfangs hielt ich diese Angaben alle für buchstäblich war. Da kam eS nun aber zufällig einmal vor, daß ich den Tag. nachdem Olga- angeblich bei dem Kantor gewesen war. mit diescm zusammentraf und von ihm erfuhr, daß Olga seit vielen Wochen nieht bei ihm gewesen sei. Auch fiel mir aus, daß sie jedesmal, ehe sie ausging, sich mit liesonderer Sorgfalt kleidete. Dies Alles waren verdächtige Symptome, reichte aber nicht hin. mich von Olga'S Schuld zu übeneugen. Dieser fürchterliche Zustand zwischen Glaube und Zweifel dauerte Monate und hatte auf meinen GemüthSznstand den Verderblichsten Einfluß. Ich fühlte meine Nerven auf da^ änßerste ange-griffen, verlor Schlaf und Appetit, wurde reizbar und jähzornig, und mein Groll machte sich bisweilen gegen Olga in sarkastischen Nedrn Luft. DaS. entfremdete unS noch mehr, und ich sah mit Schrecken die Kluft, die uns trennte, immer »veiter werden. (Fortsetzung folgt.) Alter stehenden TaglöhnerS klagte einem alten Nachbarn, wie sehr sie geplagt sei, indem sie ihrem Manne täglich daS Essen zutragen müsse. Da gab ihr die Nachbarin folgenden teuflischen Rath: „Sage in der Apotheke, daß Du viele Ratten habest und laß Dir Rattengift geben; das koche dann in der Suppe em. welche für Deinem Mann bestimmt ist. Wenn er sich über den schlecliten Geschmack der Suppe änßert, so antworte ihm nicht und gehe weg. Da er aber, wie gewöhnlich, starken Hunger haben wird, so wird er die Suppe essen und sterben. Sein Tod wird aber nur eine Stunde dauern, und während dessen wird ihm etwas einfallen, was ihn gewiß bald reich machen wird." DaS dumme Weib that, wie ihr die Nachbarin geheißen und der arme Mann starb. Da er aber nicht wieder lebendig wurde, so rief die Frau den Arzt, und erzäljlte ihm treuherzig, was und warum sie eS gethan. Der Arzt erstattete die Anzeige, und die Witwe und ihre Rathgeberin befinden fich in den Händen der Gerechtigkeit. (Ein skb» vernünftiger Beschluß.) Die Abgeordneten-kammer hat den ^»^Uitrag. mit welchem die Regierung ersucht wird, darauf hinzuwirken, daß auS den Strafgesetzen dcs norddeutschen Bundes die Todesstrafe und die Strafe deS Verlustes deS Adels wegfalle, einstimmig angenommen. (Die österreichische Kolonie in Konstantinopel) gründet daselbst zuin Andenken an den Besuch deS Kaisers Franz Josef ein Spital und wird auS gleichem Anlasse ein Monument errichten. Zehn prachtvolle arabische Pserde sind alS Geschenk deS Sultans ftr den Kaiser von Oesterreich in Triest angelangt. (Orkan.) Die Stadt Wien und Utngebung wurde in der Nacht vom 13. auf den 14. und dann noch eine Weile fort Von einem fürchter» lichen Stulme heimgesucht, während in den südlichen Gegenden schönes Wetter war; die Clironik der Unglücksfälle weiset eine große Anzahl getödteter oder schwerverletzter Peisonen auf. welche tiieilS durch herab« fallende Steinmassen und Dachziegel, theilS durch Umstürzen von Wägen Leid davon trugen. Der Schaden, welcher an beweglichem und unbeweglichem iZigenthume durch den Orkan verursacht wurde, läßt sich no.-h nicht ermessen; so wurden Telegraphenleitungen zerstört. Baumpflanzungen geknickt, Dächer abgedeckt, nicht zu gedenken der unzähligen Fensterscheiben, welche dem schaudervollen Nalurereignisse zum Opfer fielen. Marburger Berichte. Marburg. IS. November. (Zum Eon eile.) Der Fürstbischof von Lavant wird am nächsten Mittwoch zum Concile nach Rom abreisen. DaS Domkapitel wird, wie »vir hören, demselben daS Geleite bis Cilli geben. — Nach den Gesinnungen, die bisher von unserem Bischose bekannt geworden, läßt fich er-warten, daß er nicht der jesuitischen Richtung deS EoncileS anhängen und daher den Grundsätzen zum.mindesten beiftim»nen ivird. »velche die Fuldaer Kongregation und die französischen Bischöfe, freilich nicht zur Freude deS Papstthums, kundgej^eben. (Kapsel schützen.) Die Kapselschützengesellschaft wird, wie all« jährlich, ihre Abende eröffnen; daö erste „Schießen" findet heute um acht Uhr Abends im Kasino statt. (Zu S t a nd e g e b r a ch t.) Der Dieb, welcher, wie wir seinerzeit berichteten, in der Schuhwaarensabrik deS Herrn E. A. Kleinschuster den Arbeitern Kleider entwendete, wurde am zweiten Tage in der Nähe von Pettau zu Stande gebracht, da ihm uach allen Richtungen «achtele« graphirt wurde. (Einwahrer Priester.) Dieser Tage wurde eine arme grau zu Grabe getragen^ um die Leichenkosten zu decken und daS Elend der Familie zu lindern wurden durch zwei Frauen Beiträge gesammelt; ein Priester ließ nun nicht nur Ausbahrung sellist Kerzen und Leuchter bei-stcllen, sondern führte den Kondukt unentgeltlich; den Namen dcS Mannes sprechen »vir nicht auS, da wir dadurch seine Bescheidenheit verletzen würden. (Vom Turnvereine.) Die regelmäßige Generalversammlung wurde auf-Samstag den 20. d. M. verlegt; dieselbe wird im Hotel ..Erzherzog Johann" abgehalten werden. (Gerichtshof.) Die frendige Ueberraschung. ivelche die Zustimmung^ dcs Landtages zur Errichtung eines Gerichtshofes in Marburg verursachte, ivnrde diirch nachträgliche Zusicherungen der Geivahrung noch erliöht; wie nothwendig derselbe sci und wie wenig aiiSreichend die gegen-ivärtige Ausdehnung des Bezirksgerichtes ist. beweiset de: Umstand, daß in di's,r Woche in anderthalb Tagen über ziveilinndert Geschäftsstücke einlteseii; daS allcS zu erledigen ist der gegentvärtige Beamtenstand auch bei den» größte l» Fleiße nicht im Stande. (Theate i^.) Mittwoch wurde „Die Großmutter" wiederholt; die Phrase ..ans allgemeines Verlangen" reclufertigte ein anständig gefülltes Hans. Frau Treumann. Fran Durmont und Frl. v. Radlrr, soivie die Herren Rotter sen. und HolzMrtner bcstättigten nnftr bei der ersten Auf-sührung ausgesprochenes günstiges Urtheil; Herr Rotter jun. hatte die schwierige Ausgalze überttom»nen. den ..Eommandeur" zu spielen «nd entleditste sich derselben in einer anerkennen»werllien Weise, nur sprach er manch»»»al zu schnell; Herr Stadler ist wohl selbst zu einer Liebhaber-rolle zweiten Ranges nicht geeignet. Zu dem Referate über die Operette „Leichte Kavallerie" haben wir naclizutragen, daß unser !^ericht-erstatter es versäumte. anzUt^eben. daß Fll. Berger. die eine guten Maske hatte, und Herr Mohr im zlveiten Akte unter vielem Beisalle das Duett vortrugen. Wir sprechen viel lielier dort Lob auS, »vo eS gerechtfertigt ist. als Tadel, »vo er nothwendig erscheint. Kundmachung der k. k. sttiermärk. Statthalterei ddto. 3. November 1869, betreffend die Meldungspsitcht der für die regelmäßige Stellung des Inhres 187V berufenen Jünglinge bei de» Gemeindevorstehnngen ihres Anfenthaltsortes. Zur Anbahnung der ordnungsmäßigen Erfüllung der nach K. 42 de« WehrgefehcS vom b. Dezember 1868 bestehenden, für den Fall der Bernach!ässtgung mit einer Geld-strafe bit zu Ivo fl. oder eventuell mit Hast bis zur Dauer von zwanzig Tagen ver-pönten Meldungspflicht aller in den stelliingspflichtigen Altersklassen stehenden Jünglinge, und da diese gesetzliche Bestimmung gegenüber der bisherigen gesetzlichen Anordnung der Konstribirung von Hnu» zu HanS durch die Gemeindevorstebungen, eme neue, sicherlich noch nicht allgemein bekannte Bestimmnng ist. fleht sich die Statthalterei veranlaßt, zur allgemeinen «enntniß zu bringen, daß »ur nächsten regelmäßigen Stellung des Jahre« 1870 im Grunde de« erwähnten Wehrgesetze« die in den Jahren 18K0, 1849 und 1848 aebornen Jünglinge gesetzlich berusen erscheinen, e« daher ihre, wie bereit« oben erwähnt e^cheint, mit Strafen bedrohte Pflicht ist. sich im Sinne de« Z. 14 der Instruktion zum Wehrgesetze beim Gemeindevorsteher ihre« Aufenthaltsorte« mündlich oder schriftlich i«jverla«fe deS Monatb Dezember K8KV der Verzeichnung wegen zu melden. Borstehende Kundmachung wird mit dem Beifügen öffentlich verlautbart, daß die Meldung der in der Stadt Marburg sich anfhalteilden StellungSpflichtigen innerhalb des obigen Termine» bei dem gefertigten Amte zu erfolgen habe. Stadtamt als politische Behörde Marburg am 16. November 1369. 7^4 Der Bürgermeister-Stellvertreter: K. Stampfl. «r. 5208. Knndmachung. 76b Die Stadtgemeinde Marburg verpachtet zu Folge Gemeinderathsbeschlufle« vom 14. Ottober 1869 im Wege der öffentlichen mitndlichen Versteigerung nachstehende Lokalitäten und sonstige Pachtobjekte für die Zeit vom 1. Jänner 1870 bi« Ende Dezem der 1872 mit dem Bemerken, daß der gegenwärtige Pachtbetrag al« AuSrufSprei« an genommen, imd daß die LizitationSbedingungen während den Amtbstnnden täglich in der Vemeindekanzlei eingesehen werden können. Di? Liutation«.Verhandlnng«n finden im Vemeindeamte an den nachstehenden Tagen nnd Stunden statt: -I. Rathhau«. Am 1. Dezember 1öK9 Nachmittag« von 3—4 lchr da« an der Platzseite gelegene Handlungsgewölbe Rr. 1 im einjährigen Au«ruf«preisc pr. 255 fl. — kr. Am 1. Dezember 1869 Nachmittags von 4—ü Uhr da« an der Platzseite gelegene Buchbmdergewölbe Rr. XIII im einjährigen AuSrnfSpreise von 190 fl. — kr. «m 2. Dezember »869 Bormittag« von 9—10 Uhr der Brotladen Rr. Xll mit den Gewölben Rr. 2, 4, 7 und dem Keller nnter der Einführt Nr. 11 im einjähri gen Au«ruf«preise von . ' - ^ ^ ^ «m S. Dezember 1869 Bormittag« von 10—11 Uhr nachstehende Vewi^lbe, und zwar: Rr. Ill im einjährigen Au«rufSpreise von . 31 fl. — kr. Rr. V-V1 „ Rr. X - b0 fl. — kr. dann der Doppelkelirr unter dem lütathhanse, einjähr. Att«ruf«preiS 100 fl. b0 kr. II. TranSportsammelhauS. Am S. Dezember 136V Rachmittag« von 2 -3 Uhr sämmtliche Räumlichkeiten de« Transport« Hauses Rr. 209 in der Kärntneraaffe im einjährigen AnSrusSpreise von 926 fl. — kr. III. Lendhütte. Am 2. Dezember 1869 Nachmittags 3—4 Uhr die kleinere Abiheilnng der Lendhütte im einjährigen AuSrufsbetrage von .... 42 fl.—kr. IV. Mellinger Lendgefäll. .Am I.Dezember 1869 Vormittag«von 10—11 Uhr, einjähr.Au«rusSprei« 300 fl. — kr. V. Nachstehende Pachtobjette. Am 8. Dezember 1869 Vormittags von 11—12 Uhr: der Thesenweldeantheil im .einjährigen AnSrnsi'preise von . 20 fl. - kr. da« Draufischereirecht „ „ „ „ . 5 fl. — kr. und daSHXarkthüttenanfstellttngSrecht an» Hauptplahe im Betrage von 15 fl. —kr. Am S. Dezember 1869 Nachmittag« von 3—5 Uhr die Hintanl,el,ung nachstehender Arbeiten, und »war: Die Instandhaltung der sämmtliche» Stadtbrnnnen um den jährlichen Pauschalbetrag von .... . und die Besorgung der Reinigung sämmtlicher Kamine in den städt. lSebauden um den jährlichen Pauschalbetrag von . . 18 fl. — kr. Am 5. Dezember 1869 Vormittags von 11-12 Uhr die Lendplätze von Rr. 1—S. al« einjährigen Au«ruf«preiS im Gesammtbetrage von 120 fl. 16 kr. Stadtamt Marburg am 15. November 1869. Der Bürgermeister-Stellvertreter: K. Stampfl. g. 17S08. (744 Vom k. k. Notar Ludlvig v. Bitterl als GerichtS-Kommissär lverdrn Diejenigen, welche als Gläubiger an die Berlasscnschaft dcr am. 16. August 1869 verstorbenen Maria Gloser. Bürgers- und Holzhandlersgattin in Nr. 26 zu St. Lorcnzen an der Käultnrrbahn eine Forderung zu stellen haben, aufgefordert, in der Kanzlei deS Gefertigten zu Mtirburg ?>tr. 120 in der Schulgaffe, zur Darthuung und Anmkldnng ihrer Ansprüche am V. Dezember ISSV Vormittags 9 Uhr zu erscheinen, oder bis dahin ihr Gesuch schristlich zu überreichen, tvidrigens denselben an die Berlaffenschaft, wenn sie durch Bezahlung der angemeldeten Forderungen erschöpft würde, kein weiterer Anspruch zustünde, als insoferne it)nen ein Pfandrecht gebührt. Marburg am 10. November 1869. ' Der k. k. Notar als Gerichtskoinmissär; Ludw. Ritt. v. Bitterl. verkaust in Marburg 7b6 vr ^r«i»««svn ^ S SV jSdsmVVR, ^ Ziehung Dezember, IRaupttrvSker SSO.QßVO, lORV ßVQV, sowie Loose der ersten Ziehung .M. November, lOßd OTVO, lOßVOO u s lv ^olisnn 8vli«ann, __Herrengasse Nr. 123. _ (654 kemn- II. Itiudeiilileiiler. Iiiiiiil!ii-.I»«l!eii UliÄ MbottiS Alass «ur ^ukertixunK, xut UQÄ bLUix, ewLslüt GoKvlltl. 717) wer »««< der vorräthiqe» bestehend ans klkiil«rijtoke», ksrekentkn, ^intvrtlieliern, suelivmlk«, ^0ppvn imLI', ösilUiaug in Hamburg. Z. 16442. Edikt. (742 Zur Wahrung der Rechte des TabulargläubigerS Sebast. Koroschetz beim Vollzüge des mit Bescheid ääo. 20. Oktober d. I. Nr. 13627 be-»villigten exekutiven VerkanseS der den Eheleuten Joiiann und Maria Ploder gehörigen Realität Url).Nr. 724 aä Herbersdorf wird der Herr Advokat vr. Carl Jpavie in Marburg liiermit als Kurator aä aotum bestellt. K. k. Bez. Gericht Marburg, 24. Oktober 1869. Zwei Pferde (761 sammt halbgedecktem Wagen, welcher ein- oder zweispännig zu gebrau-ist. sind mit vollständigem Brust- und Kummetgeschirr zu Verkaufen. — Nähere Auskunft in.der Kanzlei des Notars Ludwig von Bitterl in Marburg. Ein Greislergewvlbe auf s^utem Posten ist satnmt Wohnung sogleich zu vergeben. Anzufragen im Comptoir dieses Blattes. (759 Verantwortliche Redaktion, Druck und Verlag von Eduard Zanschttz in Marburg.