lnr Anllst, Literatur, Theater n. geselliges Leben. Nedigirt von Leopold Kordesch. ^44 . Montag am IO . Septeinber Von dieser Zeilschrift erscheinen wöchenllich zwei Nunnncrn, iedes Mal ein balber Bogen, Der Preis des Blattes ist in Laibach a ü, halbiährig 5 sl. Durch d,e k, s. Post unier l^anvert m,l v°rlosre,er Zusenduug gan<,i>hri>! u, baibiäbr,g 4 ft. C,M,, und w,ro oalb>»br,» voraus­ bezahlt. Alle f. k. Postänner nchnic,! Pränumerai>on an. In La,back pränumerirl man be,,n Verleger am staan, Nr, >yu, >»> ersten Slocke. Frage an Liebchen. <^ s warf der Mond sein falbes Licht Durch „»eines Fensters Gitter, Ich blickte ibm in's Angesicht Und spielte ans der Zither. Wohl sang ich da manch' Liedchcn auch Vom heiligsten der Triebe, lind weihte es, nach Sängers Brauch, De,» kleinen Gott der Liebe. Da sckicn es nur im weiten Gang Wie Flügelschlag zu rauschen. Schnell hielt ich iunc im Gesang, Und legte mich auf's Lauschen. Schon hatte auch ein lichter Schein Mein Kämmerlein durchzogen. Und sieh'! — Gott Amor trat herein. Mit Kocher, Pfeil und Bogen. Und freundlich setzt' er sich zu mir Am Gitterfenster nieder; Ich aber sang ihm für und für Die fröhlichsten der Lieder, Und als ich so bei Spiel und Tand De» frohen Sang geendet. Da reicht' er mir die kleine Hand, Und sprach zu mir gewendet: «Das Liedchcn mir gar wohl geffel, «Das du mir vorgesungen; »Darum auch hat dein Meisterspiel »Dir meine Gunst errungen.« »Und da es dir so gut gelang, »Lust in mein Herz zn schütten, »3o mögest du von mir zun» Dank »Dir eine Gnad' erbitten.« — »»Längst wohl bekannt ist's deine»! Sinn , »»Was nieinen Kummer heilet, »»Drum eile, eile schnell dahin, »»Wo meine Liebe weilet;«« »»Drück' ab den Pfeil in's kalte Herz, »»W« strenge Kälte wohnet, «»Daß sse, erglüht von, süßen Schmerz, »»Mit Gegenlieb' mir lohnet.«« »»lind sollte dir, du kleiner Mann , »»Dies Wagestück gelingen, »»Die schönsten Liedchen singen."« — Da lächelte der lose Wicht Und sprach: „Was du begehret, »Das sen von mir aus Danlespslicht »I n Gnaden dir gewähret;« »Denn ch' der Tag die Nacht verbannt, »W>ll ich ihr Herz „»»stalten!« So rief der Kleine und verschwand.— , Sprich! hat er Wort gehalten? Carl SeidI. Gin Veitvag zur Geschichte der krainischen Slnven. Von Joseph Nuchcnha ! n. in. Gebräuche der Unterkraincr bei den Tobten. Ist Jemand in einem Hause gestorben, so wird er, nachdem man ihn gewaschen, welches Amt gewöhnlich Nach­baren übernehmen, in seinem besten, oder Sonntagsgewan­de auf eine breite, mit einem »reißen Leintuche überzogene Diele in der gewöhnlichen Betthöhe aufgebahrt. Zu sei­nem Kopfe stellt man ein einfaches Kruzifix, und zu den Füssen ein mattglimmendes Oellämpchen, als die Symbole des Glaubens und der Liebe. I n den zierlich in einander gefügten Händen hält der Tobte smerü/,!,) ein kleines Kreuz nebst dem Rosenkranz. Den ledig Verstorbenen pflegt man überdies noch einen Blumenstrausi in die Hände zu geben, wie auch sonst mit Blumen zu schmücken. Eine Schale mit Weihwasser, worin ein frischer Rosmarin- oder Vuchsbaumzweig zum Besprengen, wird zu den Füssen ge­stellt. Den Tag hindurch kommen und gehen wechselweise Freunde, Bekannte und Nachbaren, um den Tobten zu besprengen (iü-<>i>ili) und bei ihm zu beten. Sie trösten die Hausleute und Verwandten, wiederholen sich die guten Handlungen des Verstorbenen und vereinigen die frommen Wünsche mit den Zurückgebliebenen, mit Hinweisung auf ein jenseitiges Wiedersehen; ein Gebrauch, der von jenem 234 des Alterthums wesentlich abweicht, wo betrunkene, alte slauische Klageweiber gedungen waren, den Todcen heulend zu umstehen, als gäbe es kein Wiedersehen mehr und keine Auferstehung. I n einigen Gegenden werden, wenn der Tobte auf­gebahrt liegt, ,Abends zwei Unschlittkerzen in Form eines Kreuzes in den Ecken der Stube angezündet, zum Zeichen, daß Jemand im Hause vermisit »verde.*) Auf den Abend versammelt sich beinahe das ganze Dorf im Hause des Verstorbenen. Zuerst werden Gebete, besonders der Rosenkranz, angestimmt, sodann geistliche Lieder gesungen, welches Alles bis in die späte Nacht dauert. Gegen Mitternacht aber wird der Todte mit ei­nem Leintuche bedeckr und darauf Wein oder Branntwein aufgetragen, wobei man sich Mährchen ernsten und heitern Inhaltes erzählt. Auch durch einige einfachen Gesellschafs­spiele, wie sie gerade der Landmann hat, pflegen sich die Wächter die Nacht zu verkürzen. Diese Nachtwache heißt: Ist der Todte nach der gesetzlichen Frist in seinen hölzernen Sarg, flachgezimmert aus vier Bretern, hinein­gelegt worden, so pflegt man ihm einige Heiligenbilder und einen Rosenkranz mitzugeben, und bedeckt ihn mit einem Stück neuer Leinwand (»»li-/,!^«?), damit er, nach dem Glau­ben des Landmanns, einst- zum allgemeinen Weltgerichte auferstanden, seine Blöße bedecken könne. Der Sarg wird nun vernagelt und auf zwei gleich liegende Stangen, die mittelst gewundenen Weidenruthen in einiger Entfernung von einander verbunden sind, gelegt. Ueber den Sarg wird sodann in Ermangelung eines Bahrtuches ein Leintuch gebreitet, und die vier Träger laden ihn auf ihre Schul­tern und folgen einem voranleuchtenden Weibe, begleitet von den Anverwandten, Freunden, Bekannten und Nach­baren des Verstorbenen, unier beständigem Gebete für sein Seelenheil, bis zur Pfarrkirche. — An der Kirchhofchüre wird der Sarg niedergestelli, bis unter Glockengeläute der Pfarrgeistliche im Ornate anlangt und den Todten in die Kirche einführt. Während des nun folgenden Seelenamtes werfen gewöhnlich die Träger erst das Grab auf, deren Pflicht es auch ist, den Verblichenen unter Gebet des Geistlichen und der Anwesenden einzuscharren, dessen Grab die letzteren mit Weihwasser besprengen und oft mit Feldblumen aus. schmücken."") Nach Erfüllung dieser letzten Pflicht kehren die Ver­wandten in die ehemalige Wohnung des Verstorbenen zu­rück, und nehmen das für sie mittlerweile bereitete Todten­mahl (i'ug^iiliiiu!,) ein. Dasselbe besteht nicht in Fleisch­ ')?"! ' B«t »Users Geschichtsschreibers Valvctso r herrschte «n einigen Gegenden U,ucrlain.<, besonders nni Aucr?bera herum, noch die Titte, dos, eine oolle Woche nach bei- 2eerd,ignng des Todten cm dem Orte, w» der i^Ichnahm gelegen, z,l>ei guer übereinander liegende iMachster< ze» an alle» «er Laden brenne» mußten. T>,csen, wahrscheinlich noch ans de,» slamschen Heldenthume herstammenden, Gebrauch Knder man ge« genwi,r!>g mchl mehr. ")D a die alten slavjschen Bewohner Krmn's „lchr glaubten, daß mit dem ».»de^ülle Bedürfnisse anshore», so Plegien sle de» Todten Speise und ^r>,nt, m kleinen Krügelchen uutzugeben, daher auch zu misers Naloo,»r s 5>,tte„ noch i„ einigen Gegenden nblul, gewesen senn soll, <5le,,ch und ,T»oi aus die Gräber der Neisiorbeneu zn legen. Anm. d. Red. speisen, sondern gewöhnlich in Hirsebrei, Kraut, Hülsen­früchten, Heidensterz mit Nußbrühe, Kartoffeln, gekochten Nuß- und gebacken«» Honigstrudeln, gesäuerten Nudeln:c. und den Beschluß machen gekochte gedörrte Zwetschken und Birnen. Wein fehlt indessen beim Todtenmahle keines­wegs. Vor und nach dem Essen wird für den Verstorbe­nen gebetet, und während des Mahles beinahe bei jedem Trünke des Verewigten gedacht. Am siebenten Tage verfügen sich wieder alle Verwand­ten in die Pfarrkirche, wo das Seelenamt mit i^do,-«, für den Todten abgehalten wird, welches „leilmioa" heißt. An diesem Tage wird zum letzten Male noch allgemein des Verblichenen gedacht, bis man endlich nach und nach, wie alles Irdischen, seiner vergißt. Der Tenorist. Genrebild aus Italien. Italien, dieses Stück des Himmels, das einst auf die Erde gefallen ist, hat die Unterscheidungen und Son­derungen dieser noch nie recht begriffen und erlernt, und wird es auch nie. Der Lazzaroni und Vagabund ist im Besitze der höchsten Pracht der Natur und Kunst. Sei­nes Zimmers Wände sind die Säulen unsterblicher Tempel oder die Marmorhallen stolzer Palläste; den Bettbaldachin durchsticken ewige Sterne, Zephirflügel und Fächer aus Iasmingebüsche wehen ihm Kühlung im Sommer—eine feu­rige Sonne durchglüht seinen Winter, Orange und Angu­rie bietet ihm Nektar, und von den Bäumen fällt Am­brosia in seinen Schooß. Die Nachtigall, die bei uns im Norden einen kurzen Monat klagt, bringt ihm durch einen langen, seligen Frühling jubelnde Serenaden. Aber die Natur schuf auch seine eigene Kehle rein und melodisch. Während der Nordländer mit heiseren Raben um die Wette krächzt, findet bei ihm jede Lust, jede Freude den hellen, klingenden Ton. Das einsam selige Liebelied erschallt — der dithirambische Chorus. Entzückt horchend schenkt der Wirth ohne Bezahlung den feurigen Rebensaft, und dem Jünglinge mit zerrissener Jacke, doch mit stolzer Achleten­stirne und mit kühnem Feuerblicke, offner sich die geheime Pforte des Marmochauses und die Ducnna zieht ihn laut­los über Teppiche und Mosaike. Aber noch ein Ohr hatte sich entzückt und neugierig gespitzt, es war das des Im­presario; die Zunge, die die schmalen Lippen beleckte, schien selig an den reinen, süßen Honigtönen zu schlürfen; das eingedrückte Auge berechnete die Einnahmen in »n» c?-»!«. Der kluge Mann läßt den nächtlichen Sänger nicht mehr aus dem Auge. Geduldig und verschwiegen geht er in der lauen Nacht vor dem Pallaste auf und nieder, und drückt den erschreckten Flüchtling am frühen Morgen in seine Arme. Er hat heute ohnedies minder ruhig geschlafen, als sonst auf den Marmorstufen des paiir/?.«; er schreitet un­sicher, noch scheinen englische Federn unter seinen Füssen zu schwanken. Des Impresario Antrag ist glänzend, aber im zerrissenen Sacke des Strassenjungen klingen bereits blanke Zechinen. Ihm bleibt die Wahl; das schöne, heiß­hungrige Weib dieser Nacht verspricht jeden Muskel mir 275 Gold aufzuwiegen, aber das pergamentene Männlein hat nicht nur Gold, sondern auch Kunst und Ehre in der Ta­sche. I n der Brust des Landstreichers regt sich ein Mor­genlied, ein silberner Triller flattert auf, — er schlagt ein. Wo die Natur so überreich spendete, hat die Kunst nur wenig nachzuhelfen; die Räume des Theaters füllen sich, und des neuen Tenors erster Ton fliegt, wie eine gähe, helle Nakette über die Menge. Sie jubelt, seine Befan­genheit schwindet, und schon die euti-lUll hat über seine Zu­kunft entschieden. Ein Fackelzug begleitet ihn nach Hause, die Spalten aller Zeitungen füllen sich mit seinem Lobe, und unser te»<,i'e !l55ui«t« ist fertig. Seine Kasse füllt sich, die Herzogin bittet ihn zur Assemblee, der Marchese macht ihm die erste Visitte. Der Taugenichts ist plötzlich ein großer Herr geworden. Adolph Nittcr ». Tscha b usch» igg. Das Fest der Gräber. (Eine Empfindung.) Staub ist alles, wird Alles — und unser Leben ist ein Traum. — Wir bauen für die Ewigkeit, und eine ein­ zige Stunde zerstört, woran wir uns Jahre lang im Leben abgemüht. — Unsere Sehnsucht langt in die fernste Zu­ kunft— doch den Grenzstein all' unseres Hessens setzt ein Augenblick. — Gestern blühte die Rose noch — zertreten liegen heute ihre duftigen Blätter verwelkt im Staube, und nur die Dornen sind am Stocke geblieben — die Leiche wurde ihr eigenes Denkmal. So entflicht Alles, so ver­ geht Alles, woran Herz und Seele hing, und wir verge­ hen langsam mit, bis wir untergegangen und unser Name verschollen ist und unser Ruhm. — Alljährlich aber, wenn der Herbst seine falberen Tin­ ten ausgegossen über die verblühten Fluren, da wandelt die weinende Liebe hinaus zu den kleinen Hügeln, die so manches große Herz bedecken, das im Winterfrostc des Le­ bens erstarrt, — und mochte mit Blumen schmücken die Gräber, und findet keine Blume mehr auf dem Gefilde; und erst, wenn der Lenz auf's Neue niederthaut und neue Blumen sprießen, da flicht sie sich wohl selbst die Grabes­ krone, sie uns nachzubringen in das düst're Land derVer. gessenheit. — Und auf den einsamen Gräbern flimmern Trauerker­zen im dämmernden Scheine des Morgens, und in Thrä­nen frommer Erinnerung spiegelt sich ihr trübes, vom Win-de zitterndes Licht. — Da rauscht das dürre Gras auf den Hügeln, eine Thräne fällt nieder, und die verdorr­ten Zweige der Zypressen zittern wehmüthig in einander, und die Thräne versinkt, — versinkt tief in des Grabes enge Behausung — doch weckt sie den Schläfer nicht wie­der, der auf ewig das müde Auge geschlossen. — Immer lichter wird es am wollenumflorten Himmel, durch den we­henden Nebel zuckt des neuen Tages erster Strahl und streut himmlische Rosen auf die Gräber, und es ist, als ob die Theuern auferstanden wären zum Lichte, — wie der­einst wir Alle auferstehen werden zum Lichte, zum schönern Morgen eines unendliche» Tages. — Die Frühglocke weckte mich aus meinen Träumen; ernst und feierlich wehten ihre Klänge hinauf zu den Häuptern der Berge, um die Schat­ten der Nacht von ihrer Scirne zu küssen. Tiefe Wehmuth im Herzen wandelte ich, dem Rufe folgend, hinaus aus den Mauern der Stadt dem Fried­hofe zu, der im hellen Kerzenglanze mir entgegenschimmerte durch des Morgens trübe Dämmerung. Regungslos und schauerlich starrten die weißen Denk­mäler vom rochen Scheine übergosien zu mir herüber, als wären sie das Glück deren, die unter ihrer Last jetzt aus­ruhten , — und mit hohlen Augen blickten mich die Todten­schadet an , und riefen mir mit grauser Stimme zu den Ruf der Vergänglichkeit. I. Vttlingll. Gin Blick in das Voudoir eines literarischen Stümpers. Es gehört unter des echten Anthropognosten besondere Vergnügungen, recht schroff im Leben dastehende Charal­tere in ihren verschiedensten Verkettungen mit kaltem For­scherblicke zu beobachten, und eine, solcher Beachtung wahr­lich nicht unwürdige, Erscheinung ist die eines stümpernden Scriblers. Dort sitzt das arme Geschöpf vor seinem Schreibtische; zur Rechten eine Menge frischgeschnittener Federn, deren Fahnen weidlich zerkaut werden, wenn ihm der Gehirn­krampf ein unwillkührliches Zähneknirschen, oder wohl gar ein Wiederkäuen schon lange dagewesener, unverdaulicher Ideen abdrang; zur Linken eine Unzahl gefalzter Bogen, deren Korrekcurraum dem Kopicrraume mindestens gleich ist, obschon er aus Erfahrung wissen sollte, daß er nur Inkorrigibles liefern könne, folglich des Verbesserungs-Raumes gar nicht bedürfe. -^- Vor ihm steht das reichlich gefüllte Tintenfaß, das ihn mit seiner düstern Schwärze recht trübselig an die in seinem Haupte herrschende komplette Geistesfinsterniß mahnt; — kein Lichtstrahl, zu dessen al­sogleicher Firirung doch Alles so lange bereitet ist, will das nebelige Dunkel erhellen. Ein schaudervoller Anblick! — I n gichterischen Zuckungen windet der gemarterte Geist den widerstrebenden Körper, und wie Delphos Pythion die Begeisterung, macht den Bedauerungswürdigen die Ent­geisterung schäumen. — Erlaubt mir daher, meine Leser, nur noch die Zwischen­frage: Darf man eS diesen Leutchen verargen, wenn sie jede Zeile ihrer Feder mit so inniger Liebe preisen und be. wundern? — Liebt und lobt doch jede Mutter ihr mit tau­send Schmerzen geborenes Kind, sey es auch noch so häß­lich , fremder Meinung zum Trotze! — Kann man es, frage ich, dieser Art Scriblern übel neh. men, wenn sie ihre, unter tausend Geistcskrämpfen so müh. sam ausgeschwitzten, literarischen Produkte so theuer als möglich an Mann, das heißt,'an die geplagten Redakteure oder Verleger zu bringen suchen? Sind sie nicht vielmehr des tiefsten Bedauerns wcrth, wenn sie nach der nothwen­dig jedesmal erfolgten Remittirung ihrer theuern Manu­skripte toben, rasen, und über Ungerechtigkeit und Blind­heit gegen ihre Verdienste schreien? — R^O Ja oft spät, und nach unzähligen bitter« Erfahrungen dämmert erst im wirbelnden Geistes-Chaos eines oder des andern dieser Leute der glimmende Funke auf, und ent­stammt sich zur leuchtenden Helle, nämlich das Bewußt­seyn, das ihm in blitzender Diamantschrift sein Unvermö­ gen, etwas Eigenes, Originelles zu schaffen, schauen läßt; nun aber wird der unfähige Erschaffer zum emsigen Schöpfer, das heißt, er schöpft aus Altem und Neuem, würzt diesen literarischen Häckerling mit der Brühe des früher vergeblich vergossenen Angstschweißes, und das neu erfundene, meist sehr sinnig geraufte Gericht ist fertig, um dem armen, titelvertraucnden Publikum bei erster Gelegen­heit den Magen zu verderben. I.. I-r. Aphorismen. Es ist viel leichter, reich zu werden , als reich zu seyn und zu bleiben. Von erstercr Classe zahlen wir eine Menge braver Künstler, aber die schöne freie Kunst, reich zu seyn, zählt in ihren Annale» eine Menge Stüm­ per. Empfindungen, besonders die des Schmerzes, lassen sich nur in seltenen, traulichen Stunden umtauschen; darum kommt es mir, wenn ich höre, daß man einen Traurigen oder Mißmuthigcn fragt: „Was fehlt Ihnen?" immer vor, als wollte man ihm freundschaftlich den Verband wegrei­ßen, um — die Wunde zu sehen. Nie kannst du dich leichcer irren, als wenn du außer­ordentliche, oder auch nur mehr als gewöhnliche Alltags­menschcn beurtheilen willst; und doch sind es gerade diese Leute, über die Jedermann zu urtheilen sich für berechti­get findet. Wer viele Liebschaften hat, wird gewöhnlich wenig Liebe haben; so wie man auf den Tafeln Jener die meisten Speisen findet, die wenig Appetit haben. Das wohlfeilste Vergnügen, das du aus dir selbst schöpfen und zu jeder Zeit haben kannst, ist — die Ei­genliebe. <3 h a r a d e Zweisilbig. Das Erste hat dem Nieder» sich entwunden. Das Zweite w a i und ist—wird immer seyn: Das Ganze schließt in feierlichen Stunden Des ganzen Lebens Wohl und Wehe ein.— -sch- Nevne des Mannigfaltige«. Nach einem Berichte des „Spiegels " zählt Pesth gegenwärtig um 5 dreistöckige, 13 zweistöckige, und über 40 einstöckige Häuser mehr, als unmittelbar vor der Überschwemmung. Die große Zahl der niedlich und solid gebauten Häuser zu ebener Erde, die jetzt jene schlechten, unansehnlichen Lehmgebäude ersetzen, läßt sich nicht so leicht berechnen, und außerdem sind noch viele große und kleine Häuser im Bau begriffen. Böhmens Hauptstadt Prag gewinnt ebenfalls täglich mehr an Bauten und Verschönerungen; das neue Rathhaus­gebäude nahet sich bereits der Vollendung, und auch an der Kettenbrücke wird mit Eifer gearbeitet, indem bereits zwei Pfeiler derselben errichtet sind. Zur Errichtung des Mo­numentes für Kaiser Franz i. werden mehrere Häuser niedergerissen und die Gassen gesperrt.-— I n einem alten Iagdbuche vom Jahre 176» zu M^ aufgelegt, ließt man, und zwar in dem Kapitel, welches die Dressur der Hunde behandelt, Folgendes: Wenn sich der Hund gut aufgeführt hat, so sagt man zu ihm: „Brav mein Karo," wenn es ein Männchen, und: „Brau meine Diana!" wenn es ein Weibchen ist, das schmeichelt ihnen sehr. Man kann aber auch französisch mit ihnen reden, das ist den Hunden alles eins! — I n unserer Zeit werden für alle Verrichtungen Ma­schinen erfunden. So soll nach dem Berichte eines engli­schen Blattes ein Mechaniker zu Ingatestone mit dem Bau einer Maschine zum Wiesenmähen beschäftigt seyn, die auf abschüßigem Boden eben so guce Dienste leisten wird, wie auf ebenem. Nnsere diesjährigen Theater - Referate betreffend. Jede Kritik, besonders die über Nühnenleistungen, muß gleich weit von einer sie entwürdigenden Lobhudelei, als von einer gehäßigen Meinung und Persönlichkeit in Bezug auf die Darsteller entfernt sc,)» ; sie muß, die Kunst als ein heiliges Ziel im Auge behaltend, ohne parteiische Seitenblicke, mit der Wahrheit Nets auf der geraden Bahn vorwärts schreite», wenn sie sich sowohl des Vertrauens von Seite des Publikums, als der Achtung des Künstlers versichern will. Nur so übt sie nicht nur auf den guten Ge­schmack des Publikums einen wesentlichen Einfluß aus, sondern belehrt und eifert den schüchterne» Kunstjünger auf, wie sie den, Talente und Fleiße des Küustlcrs Gcrcchligkeit und Anerkennung nngedeihen laßt, und vermag auf diese Art s,hr viel zum Gelingen eines theatralischen Unternehmens bei­zutragen. Allein die unparthciische Kritik tan» sich nur da in der gehörigen Mitte behaupte!!, kann nur da zum Fromme» des Ganzen dienlich sey», wo die ausübenden Kräfte des Künstlerpersonals schon in gehörter Ei n ig­te i t und Harmoni e stehen, daß sie gleich einem Uhrwerke wirksam in das Ganze eingreifen tonnen. So lange dies nicht zu Stande gekommen, muß sie nothwendig entweder zu,» Nachtheile des Schouspiel-^irectors und seines Personals, oder des theat/rbesuchende» Publikums, nämlich gegen die Verwahrung des guten Geschmackes, ausfallen. Der Stand eines Theater-Referenten, der gerne beide Thcile befriedigte, ist in diesen» Falle wahrlich der mißlichste unter allen. Läßt er zu viel Nachsicht walten, so schreit das Publikum über Parthcilichkeit; ist er streng, wird er vom Schauspieler an­ gefeindet, und doch hat er in beiden Fällen leine eigentliche Kritik geliefert, die, wie gesagt, ohne die zu Stande gekommene, harmonische Organisation des Theaterkörpers gar nicht als Kritik betrachtet werde» kann. Die jetzigen Verhältnisse unserer Bühne bieten dem Theotcrreferenten gegenwärtig diesen Sta»d. — Um daher weder dem einen noch de,» andern Theile zu nahe zu treten, ist es wohl unstreitig das Beste, daß die Krüik ihre Referate auf so lang e einstellt , bis der Einklang unter densich einander »och fremden Mitgliedern unsers diesjährigen Theaters hergestellt sc,)» wird. — Daß diese Harmonie, ohne die kein Reussiren möglich, sich »ach und nach einstellen werde, wollen wir hoffen; denn wie Samstag den 21. das herrliche dramatische Gedicht: »Das Lebe» ein Traum« von Carl West, zur allgemeinen Klage durch seiue so üble Darstellung total zu Gra­be getragen werden mußte, eben so erfreulich ist es uns, sagen zu tonnen, daß Dienstags am 24. Vauernfeld's Lustspiel: »Das Liebcsproto­toll « zur weit größern Zufriedenheit des Publikums über die Bühne ging. Wir werden Vielleicht aus eben diesem Grunde recht bald in der Lage sei)»/ unfern verehrten Theaterfreunden erfreuliche Berichte über das Gelingender dramatischen Pieren von Seite des Schauspielpersonals vorführen zu können, so wie durch die Gefälligkeit eines Kunstverständige» die Leistungen unserer Oper zur öffentlichen Kcnntniß gebracht werden solle». Leop. Kordesch. Laibach. Drnck und Verlag von Joseph Blasnik.