poštnina v ärLavi 8tt8 pavKalii-sns. Erscheint am I. und 15. eines jeden Monates. L. (17.) Iahrg. Bezugspreise: für Jugoslawien: ganzjährig 30 K, halbjährig 15 K. für Österreich: ganzjährig 52 K, halbjährig 26 K. für Amerika: 2 SO Doll. — Einzelne Nummern 1 l<. Zur Leheyigung! Das Jahr geht zur Neige, 1921 rückt heran. Wir versenden heute die letzte Nummer unseres Blattes in diesem Jahre, fast wäre sie die letzte Nummer überhaupt geworden. Die finanziellen Schwierigkeiten, mit denen unser Blatt zu kämpfen hat, gestalteten sich so groß, daß es bereits fast ratsam erschien, Schluß zu machen. Trotzdem wollen wir es noch einmal versuchen. Wenn wir den Mut hiezu aufbringen — und unter unseren gegenwärtigen Verhältnissen gehört wirklich ein Wagemut dazu —, so geschieht es vor allem aus dem Grunde, weil gegenwärtig — von den finan¬ ziellen Rücksichten abgesehen — eigentlich der schlechtes! gewählte Zeitpunkt wäre, mit unserem Blatte aufzuhören, nämlich gerade in dem Augen¬ blicke, wo unser Staat eine Verfassung bekommt, wo also das öffentliche. Leben in neue, freiere Bahnen einleuken wird. Wird es nicht gerade jetzt vor allem notwendig sein, unsere Bevölkerung über die neuen Verhältnisse und Freiheiten ent¬ sprechend auszuklären? Wie eine Art Fahnenflucht erschiene es uns demnach, würden wir jetzt, bloß aus finanziellen Besorgnissen, die Flinte mutlos ins Korn werfen und unsere Landsleute sozusagen journalistisch im Stiche lassen. Allerdings Treue nur wiederum um Treue! Wenn wir trotz unserer so schwierigen Lage der Heimat gegenüber Treue üben, so muß dies uns auch wiederum mit Treue vergolten werden. Unser Abnehmerkreis muß uns treu bleiben und soll möglichst erweitert werden, damit unser Blatt überhaupt leben kann. Man kann von uns doch nicht verlangen, daß wir sorglos dem Bankrott zusteuern. Wir richten demnach au alle jene, welche als geistige Führer und Lenker unserer Heimat zu betrachten sind, die ebenso dringende als herz¬ liche Bitte, sie mögen rührig und eindringlich auf die Bevölkerung in dem Sinne einwirken, daß unser Blatt nicht mangels an genügenden Ab- nehmern verdorre und verderbe. Wir hoffen zu¬ versichtlich, daß dieser unser Appell in ernster Stunde nicht wirkungslos verhallen wird. Es wäre ja sicherlich eine Beleidigung, wollten wir annehmen, daß gerade den einflußreichsten und entscheidendsten Persönlichkeiten in den Gauen unseres Ländchens an dem Fortbestände des heimat¬ lichen Organes nichts gelegen sei. Auch noch in anderer Hinsicht bitten wir um eine recht rührige Betätigung, nämlich auf dem Felde der Berichterstattung. Der Ge¬ fühlswert unseres Blattes, besonders für unsere auswärtigen Landsleute, beruht bekanntlich haupt¬ sächlich auf seinem Nachrichtenteile. Der aus¬ wärtige Gottscheer nimmt das Blatt mit span¬ nungsvoller Erwartung in die Hand nnd sucht zunächst nach dem Namen seiner Ortschaft oder Gemeinde, ob von dorther ein Bericht oder auch nur eine kurze Notiz gebracht wird. Er sucht also z. B. unter Altlag, Ebental, Langenton, Pöl- landl, Tschermoschnitz, Unterdeulschau, Unterlag, Rieg, Morobitz usw. Findet er monatelang, ja durch ein Viertel- oder Halbjahr nie etwas, so wird er enttäuscht und verstimmt. Wir sind sehr dankbar dafür, daß uns aus einzelnen Gegenden mit so treuer Regelmäßigkeit Berichte zukommen. Aber warum nicht aus allen? Es brauchen und sollen dies ja durchaus nicht etwa längere AuS¬ Gottscher, 15. Dezember 1920. führungen zu sein, für die wir bei der notwendig gewordenen Einschränkung des Umfanges unseres Blattes ohnehin keinen Raum zur Verfügung hätten. Kurze Notizen genügen, Notizen, die kaum den Raum einer Postkarte ausfüllen, also: Todes¬ fälle, Trauungen, Unfälle, Besitzwechsel, Ortsfeste, Versammlungen u. dergl. Die Verfassung solcher kleiner Notizen nimmt nur wenig Minuten Zeit in Anspruch, würde aber von den Lesern des Blattes dankbarst begrüßt werden. Gerade durch solche kurze Berichte aus den einzelnen Gegenden des Ländchens würde auch das geistige Band, das uns und unsere auswärtigen Landsleute ver¬ knüpfen soll, umso fester und inniger geschlungen werden. Durch eine treue, regelmäßige Bericht- erstattung würden am besten jene Fäden gesponnen werden, welche die Heimat und die Fremde näher und inniger verbinden. Oder — so fragen wir uns schließlich selbst in einer Art Gewissenserforschung — haben wir, hat unser Blatt während seines nunmehr 17 jährigen Bestandes es vielleicht an Pflichterfüllung gegen¬ über der Heimat fehlen 'assen, daß es etwa des¬ halb nicht mehr das allsettige Vertrauen und Interesse und die allgemeine Unterstützung ver¬ diente? Es allen Leuten recht zu machen, ist aller¬ dings eine platte Unmöglichkeit, aber schwerere, begründete Anklagen sind uns bisher noch nicht bekanntgegeben worden. Nur daß unsere Haltung im ganzen zu maßvoll sei, daß man schneidiges Draufgängertum vermisse, mußten wir ab und zu hören. Man bedenke jedoch die außerordentlich schwierige Lage unseres Blattes nach dem Um¬ sturz im Spätherbste 1918. Was für ein schwerer Druck lastete damals nicht auf uns! Wir dürften nicht frei heraussagen,'was uns bedrängte, was alle fühlten, was allen sozusagen das Herz ab¬ drückte. Wir mußten zu einem verhüllenden Stil unsere Zuflucht nehmen, der mehr andeutele als offen sagte, sonst hätten wir unseren Lesern nur weiße Flecke bieten können. Und trotz dieser Zurück¬ haltung, die wir uns schweren Herzens auferlegten, wurde unser Blatt, der „Gottscheer Bote", wie es damals noch hieß, dennoch vom unerbittlichen Schicksal ereilt. Im Sommer 1919 wurde der „Gottscheer Bote" bekanntlich behördlich eingestellt, worauf unser Blatt sodann nach zweimonatiger Unterbrechung als „Gottscheer Zeitung" erschien. In den letztvergangenen Monaten hat die Stärke des Druckes allerdings etwas nachgelassen, und wenn durch die Verfassung auch für uns eine Atmosphäre der Freiheit geschaffen sein wird, dann werden wir hievon gewiß freudigen Herzens vollen Gebrauch machen. Wir werden für 1921 zunächst nur ein h alb- jähriges Abonnement eröffnen, weil wir gegen¬ wärtig noch nicht wissen, ob es möglich sein wird, unser Blatt das ganze nächste JqHr hindurch weiterzuführen. Erst im Lause des Jänner 1921 werden wir erfahren, ob die Anzahl der Ab¬ nehmer hiefür eine ausreichende sein wird. Zeigt es sich, daß der Abnehmerkreis zu klein ist, so müssen wir rechtzeitig Schluß machen. Wir hoffen aber zuversichtlich, daß unsere Landsleute daheim und in der Fremde so viel Heimatliebe und Opferwilligkeit aufbringen werden, daß sie ihr heimatliches Organ nicht eingehen lassen werden. Möge es unserem Blatte beschieden sein, der deutschen Heimat auch fernerhin das blau-weiße Briefe ohne Unterschrift werden nicht berücksichtigt. — Zuschriften werden nicht zurückgestellt. — Berichte sind zu senden an die Schriftleitung. — Postsp.-Nr. 10.975. Anzeigen-Aufnahme u. -Berechnung in der Buchdruckerei. Banner voranzutragen, unseren lieben Landsleuten in Sturm und Not ein treuer Anwalt zu sein und in ihren Herzen die Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu entzünden und wachzuerhalten. Aus Stadt und Land. Hottschee. (An unsere geehrten Ab¬ nehmer!) Mit 1. Jänner 1921 eröffnet die „Gottscheer Zeitung" ein neues Abonnement, u. zw. zunächst auf ein halbes Jahr. Die aber¬ malige Erhöhung der Herstellungskosten des Blattes nötigt uns, den Preis des Blattes für das In¬ land (Jugoslawien) auf halbjährig 18 IX festzu¬ setzen. Die Preiserhöhung ist also nur eine ganz geringe. Für Deulschösterreich berechnen wir das halbjährige Abonnement auf 36 öftere. Krone«. Das Blatt wird auf Wunsch vieler Abnehmer wieder in seinem früheren Format, u. zw. vier¬ seitig zweimal im Monate erscheinen, nämlich am 1. und 15. jeden Monates. Zum alten Formate kehren wir aus dem Grunde zurück, weil nicht wenige Abnehmer unser Blatt jahrgangweise bin¬ den lassen, um so eine fortlaufende Chronik der Heimat zu besitzen. Wir betonen nachdrücklich, daß wir bei der vorgenommenen ganz geringen Preiserhöhung (3 X im Halbjahr mehr) durchaus nicht etwa irgendeinen Gewinn anstrcben; nur die tatsächlichen Mehrausgaben für die Herstellungs¬ kosten sollen dadurch gedeckt werden, da sonst das Blatt dem finanziellen Ruin anheimfiele. Im Interesse der Sicherung des Weitererscheinens unseres Blattes bitten mir ferner dringendst, es möge die Einzahlung der Wezugsgebühr sofort Anfang Jänner geschehen und nicht hinausge¬ schoben werden, da sonst sich keine Beurteilung über die Möglichkeit der Wetterführung des Blattes auf einen gewissen Zeitraum gewinnen ließe. Zu diesem Zwecke werden wir der Folge vom ersten Jänner 1921 einen Posterlagschein beilegen. Die geehrten Abnehmer in Deutschösterreich ersuchen wir, die halbjährige Bezugsgebühr von 36 X an Herrn Kaufmann Johann Haas in Wien IV., Königsklostergasse Nr. 2, freundlichst einsenden zu wollen oder die Bezahlung s o s o rti m Iä n n er durch Verwandte oder Bekannte in der Heimat zu bewerkstelligen. Die verehrlichen Gottscheer Organisationen in Wien, Graz, Klagenfurt, Vil¬ lach usw. werden hiemit freundlichst gebeten, sich um die Förderung der Abnahme unseres Blattes in den landsmannschaftlichen Kreisen warm an¬ zunehmen. An unsere lieben Landsleute in Ame¬ rika richten wir den dringenden Appell, sie mögen nunmehr ihrem Heimaisgesühl, so wie in den Jahren vor dem Kriege, wieder praktischen Aus¬ druck geben und durch recht zahlreiche Abnahme unseres Blattes demselben den Weiterbestand er¬ möglichen helfen. — (Der Staatsfeiertag am 1. De¬ zember) wurde hier in der üblichen Weise be¬ gangen. Um 9 Uhr vormittags wurde in der Sladtpfarrkirche ein feierliches Hochamt mit Tedeum zelebriert, dem die Staatsbeamten, eine Abordnung der Stadtgemeindevertretung, die Schulen usw. beiwohnten. Der Tag war schulfrei. — (Vom deutschösterr. politischen D i e nst c.) Der Präsident der Nationalversammlung hat den Landesregierungsrat Herrn Dr. Robert Praxmarer zum Hofrat ernannt. Der Bezirks- Seile 86. Goltschcer Zeitung — Nr. 32. Jahrgang II. Hauptmann Herr Dr. Friedrich Mathias wurde zum Landesregierungsrat ernannt. — (Vom Postdienste.) Herr Alois Krau¬ land ist als Pvstpraktikant angestellt worden. — (Trauung.) Am 15. November 1920 wurde in der Pfarrkirche St. Peter in Wien Herr Andreas Hutter, Steuerbeamter, mit Frl. Cilli Hutter getraut. Trauzeugen waren für die Braut Herr Hans Hutter, Kaufmann in Wien, für den Bräutigam Herr Anton Hutter, Staats- bahnassistent in Wels. Viel Glück! — (Todesfall.) Am 9. Dezember starb hier, versehen mit den heil. Sterbesakramenten, Frau Franziska Verderber, Gattin des Kamin¬ fegermeisters Herrn Alexander Verderber, im 43. Lebensjahre. Sie ruhe m Frieden. — (Todesfall.) Am 9. Dezember ist hier nach jahrelanger, mit großer Geduld ertragener, schwerer Krankheit Herr Matthias Tschinkel, Weingroßhändler und Hausbesitzer, versehen mit den heil. Sterbesakramenten, im 51. Lebensjahre gestorben. Der Verblichene stammle aus Lichten¬ bach. Nach dem Besuche der Volksschule absol¬ vierte er zwei Klassen am Gymnasium in Rudolfs- wert, trat hierauf im jugendlichen Alter von 14 Jahren in das Geschäft seines Vaters ein (Wein¬ handel und Lodenerzeugung) und wurde bei der zunehmenden Kränklichkeit und Gebrechlichkeit seines bejahrten Vaters gar bald die Stütze und Seele des ganzen Geschäftsbetriebes. Bereits in jungen Jahren wurde er in die Vertretung der Gemeinde Nesseltal als Ausschußmitglied gewählt und war durch eine Reihe von Jahren Wehrhauptmann der sreiw. Feuerwehr in Lichtenbach, die er zur Blüte brachte. Seine ausgesprochene Intelligenz und Begabung wußte er durch eifriges Selbst¬ studium zu fördern und erwarb sich auf diese Weise insbesonders auf dem Gebiete der Geo¬ graphie und Geschichte Kenntnisse, deren Umfang selbst studierte Leute überraschte. Wegen seiner Gastfreundlichkeit und seines sympathischen, charak¬ tervollen Wesens erfreute sich der Hingeschiedene der allgemeinen Beliebtheit und hatte besonders für die studierende Jugend stets ein warmes Herz und ein gastfreies Haus. Für seinen Unterneh¬ mungsgeist erwies sich sein Heimatsort in der Folge als zu klein und zu abgelegen; infolge¬ dessen übersiedelte Herr Tschinkel vor etwa 13 Jahren nach Gottschee, eröffnete hier einen Wein¬ großhandel und erbaute im Jahre 1911 ein neues, schönes Wohnhaus, das der Stadt zur Zierde gereicht. Das Weingeschäst blühte von Jahr zu Jahr immer mehr auf und nahm an Unfang und Bedeutung zu. Auch in Gotlschee wußte sich der Heimgegangene wegen seines gediegenen, makel¬ losen, treudeuffchen Charakters und seiner unbeding¬ ten Rechtschaffenheit und Zuverlässigkeit die Wert¬ schätzung aller Kreise der Bevölkerung zu erwerben. Er wurde in den Ausschuß der städtischen Sparkasse gewählt, war eine Periode hindurch Mitglied (Ersatzmann) der Stadtgemeindevertretung und bekleidete die Ehrenstelle eines Wehrhaupimann- Slellvertreters der städtischen sreiw. Feuerwehr. Vor mehr als vier Jahren wurde er von jenem quä¬ lenden Leiden befallen, von dem er leider trotz Konsultierung hervorragender Ärzte keine Gene¬ sung mehr finden konnte. Er ertrng seine Krank¬ heit, dieses jahrelange Martyrium, mit größter Geduld. Alles bedauerte, daß ein Mann, der vermöge seiner Intelligenz Eignung und Beruf gehabt hätte, im öffentlichen Leben eine Rolle zu spielen, nunmehr so dahinsiechen und in seinen besten Jahren von hinnen scheiden mußte. Der Verblichene hinterläßt eine trauernde Witwe, welche jahrelang ihrem leidenden Galten eine hingebungs¬ volle Pflegerin und Trösterin im Leiden und eine tapfere, tüchtige Führerin des Geschäftes gewesen war. Der Verstorbene ruhe in Frieden. — (Aus der russischen Kriegsge¬ fangenschaft zurückgekehrt.) Nach mehr als fünfjähriger Kriegsgefangenschaft in Sibirien ist am 6. Dezember unser Mitbürger Herr Adolf Kraus endlich nach Hause zurückgekehrt. Er war bekanntlich bei der Einnahme der Festung Przemysl in Gefangenschaft geraten und hatte viele wechselvolle Schicksale in Sibirien durch¬ machen müssen. Sein Lebensmut ist aber unge- gebrochen geblieben. Wir begrüßen Herrn Kraus herzlichst zu seiner Wiederkehr. Möge es ihm be- schieden sein, sich nunmehr in seiner Vaterstadt eine neue Zukunft aufzuerbauen. — (Von den genossenschaftlichen Unternehmungen.) Der Allg. Ein- und Ver¬ kaufsverein (Konsumverein) hat das Geschäft des nach Wien übersiedelten Kaufmannes Herrn Haus Kresse auf dem Haupiplatze seit 15. November l. I. über¬ nommen. Dieses Geschäft wird vorläufig als Delikatessen- und Spezereigeschäft weiter geführt, um sodann nach und nach in ein Eisen-, Maschinen¬ geschäft umgewaudelt zn werden. Geschäftsleiter ist Herr H. -stalzer. Die Leitung der geschäftlichen und industriellen Unternehmungen der Genossen¬ schaft führen die Herren v. Wenusch, Ganslmayer und der kommerzielle Leiter der hiesigen industriellen Betriebe, der Vertreter der OoLpockarska danka Herr Direktor Lapajne. An die Dampfsäge wird auch ein modern eingerichteres Dampf- und Wannen¬ bad angegliedert (6 Wannenbäder, Tuschanlage, Oampskabine). Im nächsten Frühjahre werden auch moderne Unterkünfte für die Angestellten der industriellen Betriebe eingerichtet werden. Die Qampfmühle dürfte wahrscheinlich nach Neujahr in Betrieb gesetzt werden. Wie der Genossen¬ schafter berichtet, wird auch eine Hobel- und Fräsmaschine eingestellt, welche die Fußbodenbretter abhobeln und nach Wunsch auch fräsen wird so wie Parkettbrettcl. — (Einziehung der 1-, 2- und 10- Kronennoten). Die Banknoten zu 1, 2 und 10 Kronen werden mit 1. Jänner 1921 aus dem Verkehr gezogen. Die Staatskassen nehmen diese Banknoten nur mehr bis Ende Dezember an. Dafür wird nunmehr Metall-Kleingeld in den Verkehr kommen, nämlich Münzen zu 5, 10 und 20 Para. — (Beiträge zur Geschichte und Landeskunde von Gottschee.) Von diesen Beiträgen erscheint noch im Monate Dezember das dritte Heft. Es wird einen längeren Aufsatz über die Familiennamen der Gottscheer bringen, (Bedeutung, Herkunft, Verbreitung der Gottscheer Familiennamen), außerdem zwei Legenden und mehrere kleinere Aufsätze und Notizen. Die Bei¬ träge verfolgen nicht allein streng wissenschaft¬ liche Zwecke, sie sind deshalb auch nicht im trockenen- wissenschaftlichen Tone gehalten, sie wollen vielmehr auch zum Volke sprechen und das Herz desselben, für die Heimat erwärmen. Der Schweizer kennt sein Vaterland, seine Berge und Seen, er kennt seine Helden und deshalb liebt er so sehr sein Vaterland. Ec kennt vor allem seine vaterländische Geschichte, denn ein Volk, das von seiner eigenen Geschichte nichts weiß, kann auch seine Heimat und sein Vaterland nicht so innig lieben lieben, wie cs sollte. Wir Gottscheer haben da noch vieles nachzutragen, bis wir die Schweizer erreichen werden. Dieses Ziel verfolgen die „Beiträge". Es wäre also sehr wünschenswert, daß sie von unseren Heimat¬ genossen mit jenem Interesse ausgenommen werden, das sie verdienen. — (Erfindung eines Slowenen auf k i n e m a t o g r a p h i s ch c m Gebiete.) Die kine- matographischen Welifirmen strebten schon durch Jahre danach, bei der Vorführung der Bilder das Flimmern zu vermeiden und plastische Bilder zu bekommen. Insbesondere Wien zeichnete sich durch solche Versuche aus. Bei einem dieser Ver¬ suche wirkten verschiedene Professoren und Fach¬ leute, wie Techniker und Optiker mit. Doch alle Versuche blieben ohne den gewünschten Erfolg. Dr. Paul Schrott, Pcivatdozent an der technischen Hochschule in Wien, behauptet in einem seiner Bücher, daß das Flimmern nicht zu vermeiden sei. Und doch schadet dieses Flimmern vielen Menschen und erzeugt bei vielen Besuchern von Kinos, eine Art Seekrankheit. Durch die Erfindung des Herrn Ogric, des Vorsitzenden des Vereines der Kino¬ angestellten in Slowenien, werden diese Mängel beseitigt, und zwar wurde bezüglich der Plastik erreicht, daß der Zuschauer nicht nur lebendige Bilder vor sich hat, sondern auch die Öffnung einer wahren Bühne, den Blick auf eine natürliche Entfernung. Durch die erfundene Verbesserung fallen die unvermeidlichen dunklen Momente voll¬ kommen weg und es bleiben immer nur die Hellen. Wann und wie das Bild bewegt wird, ist ein Geheimnis des Eifinders, der auch der Ansicht ist, daß nur mit seiner Erfindung ein Zusammen¬ wirken mit Kino und Grammophon möglich ist. Diese Erfindung soll die Möglichkeit bieten, daß wir in absehbarer Zeit im Kinosaale vor einer offenen Bühne mit plastischen Bildern sitzen und erstklassige Künstler der Oper und des Schau¬ spieles sehen und hören werden. — (Einwanderungsverbot.) Die Kom¬ mission für Einwanderungsfragen in Nordamerika hat dem Repräsentantenhause einen Gesetzentwurf vorgelegt, durch den die Einwanderung in die Vereinigten Staaten auf die Dauer der nächsten fünf Jahre untersagt wird. Wer also nach Amerika wandern will, müßte dies bewerkstelligen, bevor das neue Einwanderungsverbot in Kraft tritt. — (Minderheitsschutz.) Endlich genehmigte der Rat den Dxt eines Berichtes über die Ga¬ rantien, die der Völkerbund gemäß den im Ver¬ trage zwischen Jugoslawien und der Tschechoslo¬ wakei enthaltenen Bestimmungen über den Schutz der Minderheiten zu übernehmen hat. — (Preisstürze.) In der letzten Zeit werden namhafte Preisstürze der wichtigsten Be¬ darfsartikel sowohl aus England und Frankreich wie aus Amerika gemeldet. In Amerika sind die Kleider- und Schuhpreise fast um 50 Prozent gefallen. Auch in England werden Konfeklions- waren bereits zu Preisen gehandelt, die sich wenig über die Vorkriegspreise erheben. Ähnlich in Frank¬ reich. — Mitteleuropa jedoch bekommt von diesen Preisstürzen fast nichts zu spüren. Das macht die schlechte Valuta. — (Mißbräuche von Auswanderungs¬ agenturen.) Der SHS-Delegat aus Triest berichtet dem Ministerium des Innern, daß ver¬ schiedene Auswanderungsagentaren die Ausreise nach Afrika sehr oberflächlich durchführen. Aus¬ wanderern werden zwar die Reisebilletts beschafft und es werden die Reisenden bis Triest gebracht, erhalten jedoch dortselbst keinen Platz auf den betreffenden Auswandererschiffen zugewiesen. Dies gilt vor allem für Angehörige der ärmeren Be- völkerungsschichten, die dritter Klasse reisen. So kommt es vor, daß solche in Triest 15 bis 20 Tage warten müssen, wobei es sich oftmals er¬ eignet, daß sie gewissenlosen Betrügern in die Hände fallen und ost um ihr Geld und ihre Reisedokumente kommen. In einigen Fällen schifften gewissenlose Agenten Auswanderer unter dem Vorwande, sie nach Amerika zu bringen, auf Schiffen, die gar nicht die Bestimmung nach Amerika hatten, ein. Es wäre Pflicht aller Aus¬ wanderungsagenturen, nur so viele Fahrkarten, als Plätze auf den Auswanderungsschiffen vor¬ handen sind, zu verkaufen. Eine weilere Ober¬ flächlichkeit besteht darin, daß solche Gesellschaften die Fahrkarten auch an des Schreibens Unkundige verabfolgen, obzwar sie wohl wissen, daß Amerika solche überhaupt zurückschickt. — (Von den Wahlen.) Im Wahlkreise Laibach entfielen von 66.128 abgegebenen Trim¬ men aus die christlichsoziale Slowenische Volks¬ partei 27.818, auf die selbständige Bauernpartei 15.274, auf die Kommunisten 9087, aus die Demokraten (Liberalen) 4478, aus die Sozial¬ demokraten 6883, auf die Nationalsozialen 2581. Wie man sieht, ist die christlichsoziale Partei noch immer die stärkste im Lande. Wir begrüßen die Wahl des Herrn Pfarrers Karl 8kulj, der als ein sehr rühriger und tätiger Abgeordneter bestens bekannt ist. Unser Ländchen befindet sich nun der Mehrheit nach im christlichsozialen Lager. Möge also Herr Abg. Pfarrer äkulj auch unseren be¬ rechtigten Interessen ein getreuer Anwalt sein. — Das amtliche Gesamtergebnis der Wahlen ist end¬ gültig noch nicht bekannt, da in Mazedonien und Südserbien sowie in einzelnen Wahlorten Kroatiens Neuwahlen vorgenommen werden müssen. Soviel weiß man aber jetzt schon, daß die großen Par¬ teien sich ungefähr die Wage halten und keine Partei die absolute Mehrheit erhielt. Das wird bei den entscheidenden Beschlüssen über die Ver¬ fassung usw. nicht geringe Schwierigkeiten bereiten, deren Überwindung ja wohl im Kompromißwege zu bewerkstelligen sein wird. Auffällig erscheint die große Zahl der Kommunisten, von denen mehr als 60 in das neue Palais der Konstituante einziehen werden. Man würde sich jedoch arg täuschen, wollte man annehmen, daß alle jene Wähler, die kommunistischen Wahlwerbern ihre Stimme gaben, wirkliche und echte Kommunisten wären. Die meisten von ihnen dürften vielmehr von den kommunisti¬ schen Grundsätzen nur ganz unklare Vorstellungen besitzen. Die Wähler der extremen und extremsten Parteien wollten mehr oder minder nur ihrer Unzufriedenheit mit den gegenwärtigen Verhält¬ nissen Ausdruck geben. Einen durchschlagenden Erfolg hat in Kroatien der Bauernführer Stephan Radic und die nach ihm benannte Partei errungen. Auf die künftige Haltung dieser Partei, welche den Willen und die Stimmung der Mehrheit der Bevölkerung Kroatiens widerspiegelt, darf man gespannt sein. Stephan Radic ist in« gewissem Sinne gegenwärtig die politische Achse im SHS- Staate geworden. — (Abschied.) Wir erhalten folgende Zu¬ schrift: Nachdem ich in den österr. Staatsdienst übernommen wurde, muß ich nach 31 Jahren die mir so lieb gewordene Stadt Gottschee verlassen. Jahrgang I!. Ich scheide schwer! Beinahe ein ganzes Menschen¬ alter hindurch habe ich den mir übertragenen Dienst nach besten Kräften versehen, bin hiebei mit allen Schichten der Bevölkerung in Verkehr getreten, habe in allen Kreisen viele gute Freunde gefunden und habe mit den Gottscheern getreulich Freud und Leid geteilt. Nicht nur durch meinen langjährigen Aufenthalt, sondern auch durch die Gefühle der Zusammengehörigkeit und durch die gewählte Lebensgefährtin bin ich wohl ganz und gar in der Gottscheer Landsmannschaft aufgegangen und bekenne mich stolz als solcher. Ich kann dem Zuge meines Herzens leider nicht folgen, um allen unseren vielen lieben Verwandten, guten Freunden und Bekannten nochmals warm die Hand zu drücken und ihnen allen für ihre Liebe und Treue mündlich zu danken; sie alle mögen unseren schriftlichen heißesten Dank in diesen Zeilen entgegennehmen mit der Versicherung, daß wir auch in weitester Ferne ihrer stets in freundlichster Anhänglichkeit und Verehrung gedenken werden. So rufen wir denn Euch allen ein herzliches „Lebet wohl!" zu mit der Bitte, uns nicht ganz zu vergessen, und hoffen bestimmt auf ein Wieder¬ sehen. Josef und Paula Knabl, Wien, III., Kölblgaffe 19. — Diesen warm empfundenen Worten des Abschiedes fügen auch wir unseren herzlichsten Abschiedsgruß bei. Herr Staatsge¬ werbeschuldirektor Knabl hat durch mehr als 31 Jahre in Gottschee so verdienstvoll und erfolgreich gewirkt und sich so viele aufrichtige Freunde er¬ worben, die ihn hochschätzen, daß sein Scheiden von Goltschee allgemein tief bedauert wird und ihm ein treues Gedenken hier gesichert ist. Möge es ihm und seiner verehrten Frau Gemahlin in Wien stets recht wohl ergehen! — (Das Amerikafieber.) Unser Gebiet wird jetzt sozusagen geschüttelt vom Amerikafieber, alles will hinüber, alles hat nur Amerika im Kopfe und ist mit den Gedanken jenseits des großen Wassers. Und doch sollten es sich ins¬ besondere die Männer reiflich überlegen, jetzt diesen Schritt zu tun. Das gegenwärtige Sinken der Preise in den Vereinigten Staaten zeitigt nämlich als Nebenerscheinung den zeitweiligen wirtschaft¬ lichen Niedergang. Dieser wird sich, wie die ver- breitetste wirtschaftliche Zeitung Nordamerikas, die „Saturday Ewening Post", in einem längeren Aufsatz über „That Deflated Feeling" ausführt, vor Weihnachten allerdings noch nicht katastrophal bemerkbar machen, aber nach Neujahr kann es zu einer Art Panik kommen. Man kann sich gefaßt machen, daß bei der herrschenden „Deflation" dann in den öffentlichen Blättern vor allem die Spalte „Neuangemeldete Zahlungsunfähigkeiten" eine hervorragende Rolle spielen wird. Infolge- dessen wird es auch zu Arbeiterentlassungen und Lohnherabsetzungen kommen, wodurch die Lage der Arbeiter sich wesentlich verschlechtern wird. Es ist also gegenwärtig durchaus nicht der richtige Augenblick, nach Nordamerika auszuwandern. Übrigens wird die Einwanderung nach Amerika ohnehin für mehrere Jahre verboten werden. „United Preß" schreibt aus Washington: Zur Tagung des Kongresses im Dezember wird vom Eimvanderungskomitee ein Gesetzentwurf zur An¬ nahme vorgelegt, durch den sich die Vereinigten Staaten für mehrere Jahre gegen jede Einwan¬ derung verschließen. Das Land, so wird in der Begründung ausgeführt, st von billigen euro¬ päischen Arbeitskräften überflutet und die Arbeits¬ losigkeit wächst in einer für das Geschäftsleben beängstigenden Weise. Man würde, wollte man die Zuwanderung nicht unterbinden, den sozialen Frieden des Landes auf das Spiel setzen. — (Unterschleife bei der Post in Laibach.) In Laibach ist man kürzlich auf große Uuterschleife gekommen, die von mehreren Post¬ beamten und Beamtinnen verübt wurden. Diese unterschlugen die Briefe aus Amerika, eröffneten sie zu Hause und beraubten sie ihres Dollarin¬ haltes. Da sie jedoch eine mit ihren Gehalts¬ verhältnissen nicht in Übereinstimmung stehende Lebensweise führten, in den Gasthäusern hohe Zechen machten, die feinsten Flaschenweine tranken usw., fiel dieses Treiben auf und führte schließlich zur Aufdeckung des Verbrechens. Neun Postbeamte sind bereits hinter Schloß und Riegel gesetzt. Es handelt sich um Unterschleife, die im ganzen einen Betrag von mehr als einer Million Kronen aus¬ machen. Die Briefberaubungen wurden bereits seit über einem halben Jahre betrieben. Unter den Geschädigten befinden sich zweifellos auch nicht wenige Gottscheer, die Briefe mit Geld aus Amerika bekamen, bezw. eben nicht bekamen. Die Geschä¬ digten können sich nun melden, vielleicht ist es Gottscheer Zsitung — Nr. 32. möglich, noch einen Teil des unterschlagenen Geldes zu erhalten. Viel ist da zwar nicht zu erhoffen. Neben den Beraubungen der amerikanischen Briefe wurden auch Ausweise, Zahlungsscheine und Schecks gefälscht. Das Ärar wurde um Hunderttausende von Kronen geschädigt. Auch Postwertzeichen (Marken) im Betrage von 8000 Ü wurden ent¬ wendet. — (20.000 kroatische Bauern) fanden sich am 8. Dezember auf den Ruf ihres Führers Stephan Radic zur Parteiversammlung in Agram ein. Radic sprach wie ein Triumphator und trat für die großkroatische Idee ein, für eine Volks¬ republik, jedoch unter Ablehnung des gewaltsamen Umsturzes, also unter Ablehnung der Revolution. Die Errichtung einer kroatischen Bauernrepublik solle auf gesetzlichem Wege erkämpft werden. Alle Anwesenden legten auf dieses Programm einen Schwur ab. In Belgrad hat das Auftreten der Radicpartei einen ungünstigen Eindruck gemacht. Man wird nun sehen, welche Auswirkungen die Radicgruppe auf die Politik ausüben wird. — (Eröffnung des Hafens von Fi- u m e.) Der Hafen von Fiume wird binnen läng¬ stens 25 bis 30 Tagen für den Verkehr eröffnet werden. Für unseren Bezirk, der dem neuen Fiumaner Staate benachbart ist, ist es wichtig zu wissen, daß im Zukunftsstaate Fiume zwei ge¬ setzliche Währungen gelten werden, nämlich: die italienische Lira und die jugoslawische Krone, bezw. der Dinar. Man kann auch auf die Ge¬ staltung der Preise gespannt sein. — (Anläßlich der Wahlen) schreibt der „Deutsche Bolksfreund" in Werschetz (28. Nov.) u. a.: „Und so hegen denn wir Deutschen Süd- slawiens den Wunsch: Mögen unsere serbischen Brüder den richtigen Weg schreiten und die würdigen Männer erwählen, die das junge Königreich auf¬ bauen helfen sollen zu einem Staate, in welchem auch wir Deutsche dann mit allen Freiheiten und vollen Rechten ausgestattet werden, auf daß wir zielbewußt mitarbeiten können zur Verwirklichung des einzig heilbringenden und friedenstchcrnden weltpolitischen Bismarckschen Gedankens: der ewig festen Vereinigung der stammesverwandten Slawen und Germanen! — —" Auch das Neufatzer „Deutsche Bolksblatt" betont neuerlich wieder die Notwendigkeit der großen Aussöhnung zwischen Deutschen und Slawen, „jene Verständigung, die nach unserer Überzeugung allein noch imstande ist, die europäische Kultur vor dem Zusammenbruche zu retten". Bei dieser großem Politik spielt aber auch der Minderheitsschutz eine wichtige Rolle. Er darf nicht bloß ein tönendes Wort bleiben, sondern muß aufrichtig und loyal zur Wahrheit und Tatsache werden. Das Väterlich darf nicht bloß Treue von allen Staatsbürgern verlangen, sondern darf auch seinerseits keinen Unterschied machen zwischen seinen Söhnen, nicht Staats¬ bürger höherer und niedrigerer Klasse kennen. — (Zur Beurteilung des Kommu¬ ni s m u s.) Man begegnet in den Zeitungen, auch in solchen, die in Gotkschee gelesen werden, mit¬ unter Ausführungen, als ob der Kommunismus im Grunde eigentlich nur eine harmlose Sache wäre, als ob er nichts anoeres beabsichtige als die Bekämpfung der Auswüchse des Kapitalismus und einen gerechten Ausgleich zwischen den ein¬ zelnen Ständen und Bevölkerungsklassen. Das ist aber eine Irreführung der öffentlichen Meinung. Die Grundsätze des Kommunismus sowie des marxistischen Sozialismus überhaupt sind durchaus verwerflich, sie sind nicht nur jedem Privateigentum feindlich, sondern sind auch atheistisch (gottlos) und religionsfeindlich. Es kann also jemand nicht Kommunist oder Sozialdemokrat und zugleich guter Katholik sein. Das schließt sich vollkommen aus. Die katholische Kirche hat die Lehren und Grund¬ sätze der Sozialdemokratie und des Kommunismus auf das entschiedenste verurteilt. Es ist demnach ein Schwindel sondergleichen, wenn man die kom¬ munistischen Lehren als christentumsfreundlich oder als christeutumähnlich hinstellt oder gar Heilands¬ worte zitiert, um das Christentum als eine Art von kommunistischer Idee zu deuten. So etwas verdient die schärfste Mißbilligung. Übrigens sind die marxistischen Ideen — früher eine Art Evan¬ gelium der Sozialdemokratie — nunmehr selbst von den einsichtsvollsten und gescheitesten Theore¬ tikern der Sozialdemokratie als falsch und irrtümlich erwiesen worden. Aber zur Irreführung des Volkes sind sie, wie es scheint, gewissen Leuten noch immer gut genug. Was die Praxis des Kommunismus anbelangt, der sich als Bolsche¬ wismus oder Spartakismus auswirkt, so hat er Seite 87. bekanntlich statt des versprochenen irdischen Pa¬ radieses eine wahre Hölle gebracht. Man braucht da nur auf den Räuber- und Mörderstaat in Ungarn unter Bela Kun hinzuweisen, dann auf die greulichen Zustände in Rußland sowie auf jene reichsdeutschen Städte, wo vorübergehend der Spartakismus sein blutiges Szepter führte. Wenn die Praxis so grauenhaft ist, kann auch die Theorie nichts wert sein, sonst hätte ihre Umsetzung in die Tat nicht so fürchterliche Folgen. Daher verdient auch die kommunistische Theorie nicht eine schonende oder beschönigende Behandlung. Wir haben übrigens ja auch in Krain gesehen, wohin derlei Theorien in der Praxis führen. Man erinnere sich nur an den blutigen Tag in Laibach im April l. I. Auch bei uns in Gottschee wäre es damals zu recht bösen Dingen gekommen, wenn die Behörde nicht im letzten Augenblicke mit aller Schärfe eingegriffen hätte. Die kommunistische Theorie würde — und da Helsen die illusionistischen Schwärmereien überspannter Theoretiker nichts — auf dem Lande zur Herrschaft der Dorflumpen über die Besitzer führen und in der Stadt zum Diktat des Proletariates über Bürgertum und In¬ telligenz, bei revolutionärer Auswirkung vielleicht auch zu Raub, Plünderung und Mord. Es ist nun allerdings richtig, daß die vielen bei den Wahlen in die Konstituante abgegebenen kom¬ munistischen Stimmen nicht zu tragisch genommen werden dürfen, da die Wähler, ohne wirkliche Kenntnis und Billigung der kommunistischen Grund¬ sätze, eigentlich nur ihrer Unzufriedenheit mit den gegenwärtigen Verhältnissen Ausdruck geben wollten. Das berechtigt aber nicht dazu, den Kommunismus als eine harmlose und ungefährliche Sache hinzu¬ stellen. — (Bankrott des Liberalismus.) Bei den Wahlen in die Konstituante wurden in Krain nur zwei Anhänger der demokratischen (liberalen) Partei gewählt. Das bedeutet den Bankrott der liberalen Partei, die einstmals sich, in den Städten Krams wenigstens, als Herrscherin im Lande, fühlte. Freilich, der religiöse Liberalismus ist zumeist geblieben. Wenn auch das öde Geschimpfe auf Priester und Kirche einigermaßen nachgelassen hat, schon mit Rücksicht auf den Umstand, daß der furchtbare Ernst der Zeit die Notwendigkeit der Religion jedermann eindringlichst vor Angen führt, so ist doch bisher bei den meisten die Ab¬ kehr von der religiösen Gleichgültigkeit und Teil¬ nahmslosigkeit und die Rückkehr zur religiösen Betätigung ausgeblieben. Man überläßt diese den Kindern und Dienstboten, als ob diese allein berufen wären, zum ewigen Heile zu gelangen. Besonders dort, wo auch die Hausfrau und Mutter religiös nicht mehr mittut, stirbt die christliche Tradition in der Familie gewöhnlich ab. Man kennt keinen Sonntag mehr, höchstens noch die paar Normatage, manchmal auch diese nicht mehr. — (Kulturbund-Kalender.) Der vom Schwäbisch-deutschen Kulturbund herausgegebene Kulturbund-Kalender für das Jahr 1921 ist nun¬ mehr erschienen. Er will die Deutschen Jugosla¬ wiens in brüderlicher Liebe einig zusammen¬ schließen. Die Deutschen Südslawiens müssen zunächst einander selbst erst gegenseitig kennen lernen, wozu der Aufsatz „Das Deutschtum in Jugoslawien" von Keks gut anleitet. Aus diesem Aufsatze entnehmen wir unter anderem auch, daß in die Wojwodina, nämlich nach Daruvar, seiner¬ zeit auch Gottscheer eingewandert sind, was uns bisher nicht bekannt war. Die Ausführungen über Slowenien wird jeder Deutsche dieses Staats¬ teiles mit besonderem Interesse lesen. Auch der übrige Teil des Kalenders bietet des Interessanten in Hülle und Fülle in herzerfreuender Mannig¬ faltigkeit. Unsere deutsche Sprachinsel Goltschee ist auch durchaus nicht stiefmütterlich behandelt. Herr Lehrer Wilhelm Tschinkel hat drei an¬ ziehende Aufsätze beigesteuert, nämlich eine „Le¬ gende aus Gottschee", „Das Lied im Gottscheer- land" und „Sagen aus Gottschee". Der Kultur¬ bund-Kalender wird von den fast Dreiviertel¬ millionen zählenden Deutschen Jugoslawiens mit dankbarer Anerkennung der gebotenen schönen und verdienstvollen Leistung für unser deutsches Volk freudig entgegengenommen werden. Der Kalender zählt 96 Seiten und kostet 4 Vs Dinar ----- 18 K. Das ganze Reinerträgnis wird den Zwecken des Kulturbundes zugeführt. Der Kulturbund-Kalender ist eine willkommene Ergänzung zu unserem heimat¬ lichen Gottscheer Kalender. Letzterer ist unser Fa¬ milienkalender, ersterer unser allgemeiner deutscher Staatskalender. Jede besser situierte Gottscheer Familie sollte beide Kalender beziehen. Seite 64. Goltscheer Zeitung — Nr. 32. Jahrgang II. — (Regenarmes Jahr.) Wir hatten Heuer ein Jahr von außergewöhnlich geringer Regenmenge. Auch die sonst mit großer Regel- Mäßigkeit auftretenden starken herbstlichen Nieder- schlüge sind ausgeblieben. Es regnete wohl, aber die Niederschlagsmenge war unbedeutend. In¬ folgedessen liefern auch so manche Quellen jetzt nur wenig Wasser. Daher zum Beispiel die Klagen über die gegenwärtige Leistungsunfähigkeit der Wasserleitung in Mösel. Am Karst ist die Wasser¬ misere noch ärger. Auch unsere Turbinenanlage in der städtischen Mühle hatte das Mißgeschick, daß sie gerade im ersten Jahre ihres Bestandes wegen Wassermangels bedeutend weniger leisten konnte, als man erwartet hatte. Unter der anhaltenden Trockenheit hatte auch die Wintersaat zu leiden. Der ausgiebige Schneefall vor dem Feiertage am 8. d. M. hat dem Erdboden endlich die notwendige Befeuchtung gebracht. — (Nach dem Vertrage von Rapallo) verläuft die Staatsgrenze üver Schneeberg. Die Stadt Gotlschee ist sonach etwa 56 Kilometer von der Reichsgrenze entfernt. Abbazia gehört nunmehr zu Italien, ebenso das Quecksilberbergwerk Jdria, das Eigentum unseres Staates war. Auch ein großer Teil der ehemals krainischen Holzindustrie ist durch den Vertrag von Rapallo an Italien übergegangen. — (Eine flammende Predigt gegen Bolschewismus.) Die große Weltpolitik scheint jetzt großenteils nicht von Menschen, sondern von Hyänen, Geiern und Schakalen gemacht zu werden, ja es haftet ihr vielfach ein geradezu satanischer Zug an. — Anläßlich der in allen katholischen Kirchen Englands für die Rettung Polens abge¬ haltenen Bittandachten hielt Kardinal Bourne, Erzbischof von Westminster, bei Einweihung einer neuen Kirche Londons eine flammende Predigt gegen den Bolschewismus. Der Kardinal sagte: „Wohl kaum jemals trat die Existenz des Satans so offenkundig an den Tag wie heute, wo die offen organisierten Kräfte des Bösen sich schamlos und frech unter der Fahne des Bolschewismus zeigen. Die bolschewistische Bewegung gibt um- fassende Beweise, daß Satan immer existiert. Denn der satanische und antichristliche Charakter zeigt sich augenscheinlich in den unbeschreiblichen Greueln der russischen Revolution. Und diese Flut der Barbarei droht Europa zu überschwemmen.... Wenn Polen vom Bolschewismus überschwemmt würde, dann wehe Europa! So müssen alle Katholiken sich daran erinnern, daß der Teufel für den Sieg des Bösen arbeitet." — (Die zurückbehaltenen 2Oo/»igen Beträge.) Das neue Finanzgesetz bestimmt, daß die anläßlich der letzten Abstempelung bezw. Um¬ tausch im Dezember 1919 für die zurückbehaltenen 20°/vigen Beträge ausgegebenen Scheine einge¬ zogen werden und durch 3°/o Staatsbons zu ersetzen sind, welche bis spätestens 1930 voll eingelöst werden müssen. Beträge bis 1000 K sind gegen Vorweisung der Bestätigungen bis spätestens 1. April 1921 vom Staate einzulösen. Witterdorf. (Trauung.) Am 15. November wurde Matthias Gliebe aus Obrem 22 mit Amalia Tramposch aus Obrem 26 getraut. — (Gestorben) ist am 5. Dezember im Alter von 68 Jahren der Besitzer Josef Perz in Malgern 50. — (Vereinsauflösung.) Mit Ende dieses Jahres hört der hiesige Zweigverein für Bienen¬ zucht zu bestehen auf. Die Mitglieder, welche den „Bienenvater" erhalten, aber den Jahres¬ beitrag für 1919 und 1920 noch nicht entrichtet haben, wollen das ehestens tun und etwa ent¬ lehnte Vereinsgeräte zurückstellen. — (Verschwundene Dollars.) Wohin das Geld verschwunden ist, welches von Ameri¬ kanern in Briefen abgeschickt, aber so oft in den Briefen nicht vorgefundcn wurde, ist kürzlich an den Tag gekommen. Beim Hauptpostamte in Laibach haben mehrere Beamte die Amerikaner¬ briefe geöffnet, das Geld daraus gestohlen und verjubelt. Über eine Million Kronen schwer ver¬ dienten Arbeitergeldes ist auf diese Weise verloren gegangen. — (Nun löset euer Wort ein!) Ist die Wahl in die Konstituante einmal vorüber, daun kommen auch die Gottscheer wieder zu ihrem Rechte auf den freien Gebrauch ihrer deutschen Sprache; so erklärten mehr als einmal Vertreter der einzelnen slowenischen Parteien. Die Wahl ist vorbei. Jetzt löset euer Wort ein und zwinget nicht weiter unsere Kinder in die slowenischen Klassen, gebet uns Gymnasium, Marienheim, Studentenheim, die gesperrten Schulen zurück, verkehret mit unseren Leuten im Amre deutsch! Unser bisheriges staatsbürgerliches Verhalten be¬ rechtigt uns zu den gestellten Forderungen. Oder soll es etwa Jugoslawiens Ansehen mehren, wenn da der Deutsche gezwungen ist auszuwandern, um nationaler Bedrückung zu entgehen? Kahendorf. (Todesfall.) Am 3. d. M. starb hier der Halbhübler Josef Kofler im Alter von 54 Jahren. Beim Verfrachten von Holz¬ stämmen stürzte der Wagen um und er kam unter die Klötze, die ihm den Brustkorb eindrückten. Schalkendorf. (Todesfall.) Am 28. Nov. starb hier der Halbhübler Franz K o s char Nr. 16 im 69. Lebensjahr; am 4. Dezember folgte ihm der Besitzer von Haus Nr. 46 Josef Erker im Alter von 68 Jahren im Tode nach. Hraz. (Todesfall.) Am 6. Dezember ist hier der Staatsanwalt beim hiesigen Landesge¬ richte Herr Ernst Stöckl nach kurzer Krankheit gestorben. Er war in früheren Jahren Richter in Gottschee. Er ruhe in Frieden! Reichhaltiges Lager der besten und billigsten fadriMr mut tMmszckmen für ramme „na « « bewerbe.« « Schreib¬ maschinen. Langjährige . . . .Garantie. Mann Zax § 5skn « Kaibacd Aienerrtrasre Nr. >r. Über Preise und Lieferungsbedingungen gibt Auskunft die Buchdruckerei in Gottschee. SeriMarrt Z vr. Ms Lurar § H orüWeli im fiaure Nr. rs (vis I ä vir Ser SeririrrftauVimann- A zcvaN) von s bis 11 Udr vsrm. A FUUUPUPUUUUUUUVR Kleines Kauschen in Schwarzenbach Nr. 33 ist um 3000 jugosl. Kronen sofort zu verkaufen. Näheres bei Joh. Maichin, Gast¬ haus in Schwarzenbach. Verantwortlicher Schrutleiter C. Ecker. - ö-raasz-de und Verleger Joiei Eovick Buchdruckerei Jof-s Pcmlicek rn »Aotfichec Für die warme Anteilnahme, die mir während der Krankheit meines Gatten Matthias Tschinket Weingroßhändker und nach seinem Ableben von vielen lieben Bekannten zuteil wurde, sowie für die zahlreiche Beteiligung an seinem Leichen¬ begängnisse, zu dem viele Teilnehmer vom Lande den weiten Weg zur Stadt nicht scheuten, sagt recht innigen Dank Loist Tschinkel. Gotlschee, im Dezember 1920. Verein der Deutschen aus Gotischer in Wien. Sitz: I., Himmeipfortgaste Nr. 3 wohin alle Zuschriften zu richten find und Landsleute ihren Beitritt anmelden können. Zusammenkunft jeden Donnerstag, Ilamikienavend jeden ersten Sonntag im Monate im Vereinsheime H»auk Deierks Kastwirtschast, 1., ZLabenöergerstraße Ar. 5 s. Drei gedeckte Ziegen und zwei Böcke, heimischer Rasse, sind preiswert abzugeben. Auskunft wird in der Buchdruckerei erteilt. k 0^1 ß N SOHLÄsich ilfi 1S20. Sparkasse -er Stadt Gottjchee. Ausweis für den Monat Wovemöer 1920. Einlagen: Stand Ende Oktober 1920 K 19,139.537'16 Eingelegt von 279 Parteien „ 1,240.744'79 Behoben von 262 Parteien „ 694.174'22 Stand Ende November 1920 „ 18,686.107'73 Allgem. Reservefond Stand Ende 1918. 699.45699 Kypothekar-Darlehen: zugezählt wurden . . . . „ 54.000'— rückgezahlt „ . . . . „ 3038'16 Stand Ende November 1920 „ 1,598.027 01 Wechsel-Darlehen: Stand Ende November 1920 „ 629.300'— Zinsfuß: für Einlagen 31/2 °/o ohne Abzug der Rentenst., für Hypotheken 5°/o, für Darlehen an Gemeinden u. Aorpor. 4Ve°/o für wechsel 6°/o. Hottfchee, am 30. November 1920. Die Direktion IM I II»! .. M! «I. « H g D z I, »m I Einlagenstand Ende Dezember 1 8jMWA üöl Wt KMillllWEM:: Das Amtslokal der Sparkasse der Stadt Gottschee be- Amtstage jeden Montag und Donnerstag von 3 bis l l Uhr und an - findet sich im Schloßgebäude am Auerspergplatz. allen Jahrmarkttagen von 9 bis 11 Uhr vormittags.