LaibMkr Taablatt. Rcdactivn und Expedition: Bahuhosgasse Nr. 15 Nr. 182. EESEjBSS Samstag, 9. August 1879. - Ky! 85** HSR^ 12. Jahrg. i Mit Kt Po»: »an,j«-r. fl. 18. ° ° zeigen bis 6 Zeilen 20 h. " 3n|ertion#Vteife: Ein» Am Tage der Kaiserbegeguung. Heute trifft unser Kaiser mit dem Kaiser des deutschen Reiches in Gastein zusammen. An und für sich eine Begebenheit ohne tiefer liegende politische Ursache, ist diese Fürstenznsammenknnft doch ein neuerlicher Beweis für die innigen Freundschaftsbeziehungen zwischen den Regentenfamilien zweier Nachbarreiche, die von der Natur und der Geschichte dazu bestimmt erscheinen, das Zünglein an der Wage aller historischen Begebenheiten zu bilden. Leider war ein Zusammengehen dieser beiden Staaten so lange unmöglich, als die Ri» valitütsfrage nicht gelöst war, zu welcher die Verhältnisse Deutschlands noch vor wenig Jahren Veranlassung gaben. Nun ist diese Frage hoffentlich für immer abgethan, und war auch die Operation, welche Oesterreich von Deutschland trennte, eine schmerzliche, so ist dadurch Oesterreich dennoch seinem eigentlichen Berufe wiedergegeben worden, während Preußen freie Hand erhielt, eine Regeneration Deutschlands durchzuführen, zu welcher unser Heimatsstaat ganz und gar ungeeignet war. Denn darüber kann doch kein Zweifel fein, daß ein Staat wie Oesterreich, welchem der internationale Beruf schon durch den Verlauf seiner nach Jahrhunderten zählenden Entwicklungsgeschichte auf die Stirne geschrieben ward, nicht in der Lage sein konnte, das Nationalitätenprincip in seiner modernen Auffassung zur Grundlage des neuen deutschen Reiches zu machen. Nur auf diesem Wege war aber eine Regeneration Deutschlands möglich; alle anderweitigen Einigungsversuche mußten sich als ein blos auf einzelne Tage berechnetes Flickwerk erweisen. Wenn wir erst nach diesen Bemerkungen, anläßlich der heute stattfindenden Kaiserentrevue auf jene Gasteiner Verhandlungen zurückblicken, welche vor nunmehr vierzehn Jahren den österreichisch- preußischen Jnteressenconflict zur blutigen Entscheidung reif machen sollten, so sind wir wol vor dem Vorwurfe geschützt, als ob wir durch die Erinnerung an längst Vergangenes altem Grolle neue Nahrung geben wollten. Damals, vor nunmehr vierzehn Jahren, wurden die Confequenzen der vom Grafen Rechberg eingeleiteten äußeren Politik weitergesponnen und jener unselige Vertrag über die gemeinsame Besitzergreifung Schleswig-Holsteins abgeschlossen, von welchem man schon im Momente des Entstehens sagen konnte, daß er zu einer grellen Dissonanz führen werde und müsse. Ein Jahr später waren auch schon die blutigen Schlachten geschlagen, welche für Oesterreich wie für Preußen eine neue Periode ihrer inneren und äußeren Entwicklung bezeichneten. Wie haben nun beide Staaten die Zwischenzeit ausgenützt? Was Preußeil anbelangt, so kann es sich rühmen, die Reorganisation Deutschlands mit sicherem Auge und kühnem Griff behandelt zu haben. War noch vor kurzem der Deutsche im Auslande ein schütz- vnd rechtsloses Individuum, so steht heute der Name Deutschlands achtunggebietend selbst dort in Ehren, wo man noch vor wenig Jahren für das Volk der Philosophen nur ein verächtliches Achselzucken hatte. Allerdings ist der innere Ausbau noch vielfach als Provisorium zu betrachten, welcher sich eben als solches dem definitiven Urtheil entzieht. Aber trotzdem kann sich Deutschland rühmen, in einem verhältnismäßig unbedeutenden Zwischenräume ganz gewaltige Erfolge erzielt zu haben. Sollen diese Oesterreich zur Eifersucht anregen? Nie und nimmer. Denn so, wie heute die Verhältnisse liegen, hat Oesterreich sein Hauptaugenmerk nahezu ausschließlich auf eine Ordnung seiner inneren Zustände zu richten. Die historische Aufgabe des alten Oesterreich, einen Schutzwall der Civilisation gegen das Anstürmen halbbarbarischer Völker vom Osten und Südosten zu bilden, ist erreicht — seine neue Aufgabe dagegen, das Völkermaterial, das sich bei diesen Kämpfen um den Kern der babenbergischen Ostmark angelegt, zu einem fest geschlossenen, einheitlichen Staatsganzen zu verbiuden, harrt noch ihrer Vollendung. Sie wird auch nicht dadurch gelöst werden können, wenn, wie es jetzt geschieht, sich einzelne Nationen an die Regierung herandrängen, um unter Berufung auf längst vermorschte historische Rechte das Nationalitätsprinzip als Richtschnur für die innere Politik anzuempfehlen. Der internationale Charakter Oesterreichs verwahrt sich gegen eine solche Zumuthung, welche von den Deutschen im Lande niemals gestellt wurde und deren Auftauchen gerade im jetzigen Momente als eine beklagenswerthe Erscheinung bezeichnet werden muß. Um diesen Ausspruch zu rechtfertigen, brauchen wir nur darauf zu verweisen, daß der jetzige Stand der Orientfrage durchaus nicht darnach ungethan ist, volle Beruhigung zu erwecken. Die eigentliche Entscheidung ist noch ausständig. Wann sie erfolgen wird, wissen wir nicht. " Aber das sollte jeder Oesterreicher einsehen, daß sie uns nicht unvorbereitet treffen darf. Nicht als ein in Waffen starrender Staat, welcher die Steuerkraft und den gesammten jungen Nachwuchs für militärische Zwecke requiriert, soll Oesterreich den Abschluß des Orientdramas abwarten. Wol aber vermag es als ein innerlich gefertigtes politisches Gemeinwesen jene Vorbedingungen zu bieten, die wir als die Vorbereitung für ein entscheidendes Eingreifen in den Verlauf der für uns im höchsten Grade wichtigen Vorgänge auf der Balkau-Halbinfel bezeichneten. Keine ins Blatte hinaus operierende Occupationspolitik, deren Fortsetzung nur die inneren politischen Gegensätze verschärft, vermag hier eine gute Zuversicht für die Zukunft zu bieten. Wir sind vielmehr überzeugt, daß eine solche Jeuillelon. Die Geheimnisse der Residenz. Nachtstücke aus dem Leben. Roman von F. Klinck. (Fortsetzung.) Draußen verloren sich Arnold Donitz' Schritte, aber Julie stand, das vergilbte Blatt in der Rechten, wie eine Statue. Sie war keines klaren Gedankens fähig, sie fragte sich nur immer und immer wieder, ob sie auch dieselbe Julie sei, die vor kaum einer Stunde dort scherzend und lachend am Fenster gesessen und noch nie von dem leisesten Kummer berührt worden war. Ja, sie war noch dieselbe, wenigstens äußerlich, aber innerlich war sie eine andere, eine ganz andere geworden — keine Spur ihrer früheren Gedanken- und Sorglosigkeit war zurückgeblieben, diese eine Stunde hatte vollbracht, was vielleicht Jahre kaum vermocht hätten — das Kind zur Jungfrau heranzureifen. Der Abend dämmerte herein, Julie konnte nicht mehr sehen. Tante Donitz hatte sich noch immer nicht sehen lassen, aber Julie hörte, wie sie in der Küche heruinwirthschaftete; vielleicht hatte Arnold sie veranlaßt, nicht in das Gemach üde und erschöpft suchte Julie jetzt endlich einen Sessel. Das Billett hielt sie noch immer in der Hand, sie wagte nicht, die zierliche» Schriftzüge anzusehen, so lange sie so von Zorn und Haß beherrscht wurde. Jetzt erinnerte sie sich alles dessen, was sie über den Grafen Horn gehört, jetzt wußte sie, was es hieß, feine Geliebte fein. Ob er die Dame in den blauen Sammetgewändern auch wol fo betrogen hatte — ob ihre liebe Mutter wol auch fo angestannt und — verachtet wurde?" „O, ich muß ihn hassen, ich muß mich rächen," murmelte sie, die kleinen Hände ringend, „ich kann es dem Manne nicht gönnen, daß er mitten im vollen Glück ungestraft sitzt, während meine arme Mutter sich nur durch Selbstmord von ihren Leiden erlösen konnte. O Onkel, ich kann nicht so sanft und milde sein wie meine Mama, ich könnte den Elenden sterben sehen und würde keine Hand zur Rettung auf heben, wenn es in meiner -Macht stände, ihn zu retten." Und wieder sank sie in ein finsteres Brüten zurück. Der Mond war am tiefblauen Nachthimmel emporgestiegen und senkte seine Strahlen in das kleine Gemach, um die Gegenstände gespensterisch zu beleuchten, sie rührte sich nicht, nur dann und wann durchflog ein Frösteln ihre Gestalt, und sie kauerte sich zusammen, als könne sie die hereinströmende Nachtlust nicht ertragen. Was konnte sie thun, das war ihr Gedanke, wie sollte sie dem Manne gegenübertreten, der e8 wagen durfte, unangefochten reich und angesehen einherzugehen, während er doch einen Mord auf dem Gewissen hatte? Julie fand nirgends Antwort darauf, immer wirrer und wüster wurden ihre Gedanken, bis sie endlich in einem Nebel verschwanden und' eine wohlthuende Ohnmacht ihren Qualen für kurze Zeit ein Ende machte. Als Tante Donitz etwa eine Stunde später von einer leisen Ahnung getrieben in das Gemach trat, fand sie Julie noch wie leblos in ihrem Seffel zurückgesunken, und es bedurfte der größten Anstrengungen, das Kind wieder zum Bewußtsein zu erwecken. Endlich schlug sie die Augen auf, aber nur, um sofort nach dem zerknitterten Stückchen Papier, welches sie krampfhaft festhielt, zu suchen. Fortsetzung lediglich um den Preis eines gesunden parlamentarischen LebenS möglich ist, und dieser Preis ist zu hoch, als daß wir ihn zu leisten vermöchten. Man vergesse eben nicht, daß das große Werk der Vereinigung aller Völkerstämme Oesterreichs zum bewußten Zusammenwirken im Interesse der Gesammtheit nur auf parlamentarischem Boden möglich ist. Wird uns dieser entzogen, wird der Parlamentarismus nur zum Mittel für momentane Regierungszwecke herabgedrückt, so ist jede auf deni Wege außerparlamentarischer Compromisse ermöglichte sogenannte Ausgleichsoperation eben nur ein momentaner Nothbehels, eine politische Kurpfuscherei, welche das vorhandene Uebel nur verdeckt, aber nicht beseitigt. Man könnte uns zwar entgegnen, daß der Ernst der Weltlage wenig einladend ist, den freilich etwas langwierigeren Weg einer parlamentarischen Aussöhnung der inneren politischen Gegensätze zu riskieren. Man müsse vielmehr, wenigstens nach außen hin, den Eindruck einer Uebereinstim-mung zwischen der Regierung und der Gesammt-bevölkerung zu erzielen trachten und dürfe vor allem nicht darauf verzichten, die Autorität Oesterreichs durch eine imposante kriegerische Machtentfaltung zu fördern. Aber das ist unrichtig. Denn erstlich läßt sich niemand täuschen, daß ein Com-promißministenum eben nur die Einleitung zu einer neuen Aera erbitterter innerer Kämpfe sein müsse, während andererseits Oesterreich im engen Anschlüsse an Deutschland in Bezug aus äußere Politik eine weit sicherere Garantie für die Wahrung seiner Interessen besitzt, als im größten eere. Bei dem unversöhnlichen Gegensätze zwischen ußland und den Westmächten hat Deutschland, beziehungsweise jener Staat das Heft in der Hand, mit dessen Politik das Berliner Kabinet einverstanden ist. Für Deutschland aber hat wol kein Staat mehr Anspruch aus volle Sympathien, als erade Oesterreich. Die alten Eifersüchteleien sind eseitigt, und wenn auch die jetzige rücksichtslose Wirtschaftspolitik des Reichskanzlers, welche Deutschland mit einem Schutzwalle gegen fremde Produkte umschließt, auch Oesterreich theilweise schädigt, so wird dieser Schade doch weitaus nicht so groß sein, als der Nachtheil, welchen die während der Freihandelsperiode durch Deutschland nach Oesterreich strömenden englische» Jndustrieprodukte unserem heimischen Gewerbefleiße brachten. Deutschlands Zollpolitik richtet sich in erster Linie gegen England und gegen Rußland. Das sind die Productionsgebiete, welche seiner Industrie, seinem Ackerbau gefährlich zu werden drohen. Sind aber einmal die Zollwälle im allgemeinen gezogen, „Laß' mich allein, Tante, o bitte, nur noch ein paar Minuten," bat sie tonlos mit gebrochener Stimme. „Dann weiß ich alles und dann bin ich wieder gesund, Tante, laß' mich allein — ich muß dies lesen." Die alte Dame ging hinaus, doch blieb sie ängstlich horchend an der Thür stehen. Mit zitternden Händen entfaltete Julie das Papier, aber obgleich die Lampe, welche die Tante mitgebracht, ein sehr helles Licht verbreitete, konnte fte doch die Buchstaben nicht unterscheiden, und erst mit Roth und Mühe entzifferte sie folgendes: „Mein geliebtes Kind! Eine unbestimmte Ahnung treibt mich an, dir noch meine letzte Hoffnung inbetreff des verlorenen ober gestohlenen Trauscheines mitzutheilen, und ich bitte dich, nicht zu rasten noch zu ruhen, bis du alles im Hause der verstorbenen Frau Liesing durchsucht hast. Aus diesem Grunde habe ich in meinem Testamente die Bestimmung getroffen, daß du vor Erreichung deines 25. Lebensjahres nicht das Haus länger als auf einige Wochen verlassen darfst. Darum habe ich gewünscht, daß du dort erzogen wirst, du sollst jeden Winkel des Hauses kennen lernen, damit dir eine Nachforschung nach dem verlorenen Schein dann wird sich bei nur einigermaßen redlichem Willen sehr leicht ein Mittel finden können, um zwischen Oesterreich und Deutschland ein Handelsverhältnis herzustellen, welches den Verkehr zwischen den beiden Nachbarstaaten erleichtert, ohne ihn durch die Ueberproductiott anderer Länder zu gefährden. Daß es dazu kommen wird, liegt in der Natur der Sache. Oder wäre es nicht unnatürlich, wenn die durch Bismarcks Zollpolitik im allgemeinen ausgesprochene Abschließung Deutschlands vom Auslande auch einem Staate wie Oesterreich gegenüber aufrechterhalten bliebe, der doch in Bezug auf Productionsbedingungen gewiß die meiste Aehnlichkeit mit Deutschland zeigt? In politischer wie in wissenschaftlicher Beziehung auf einander angewiesen, können diese beiden Nachbarstaaten bei dem Wegfalle jeder Rivalität durch einen engen Anschluß die besten Garantien für den Frieden Europa's gewähren. Und daß es dazu kommen wird, daß allen anderweitigen Einflüsterungen zum Trotze Oesterreich und Deutschland die Pflege ihrer eigenen Interessen im harmonischen Zusammenwirken erkennen werden, dafür bürgen uns auch die freundschaftlichen Beziehungen zwischen den beiderseitigen Herrscherfamilien, deren Tragweite wir erst dann zu würdigen verstehen, wenn wir die nimmer rastenden Bestrebungen Rußlands erwägen, sich angeblich als Mittelsmann, in Wirklichkeit aber als egoistischer Störenfried in die Beziehungen der beiden Nachbarstaaten zu mengen. Die neue Verfassung Elsaß-Lothringens tritt nach einer im Laufe der letzten Tage erlassenen kaiserlichen Verordnung mit 1. Oktober in Kraft. Gleichzeitig damit wird die Regierung des Reichslandes von Berlin nach Straßburg verlegt und Elsaß-Lothringen einer neuen Phase seiner staatlichen Entwicklung zugesührt, welche vielleicht nur dadurch einen etwas bitteren Beigeschmack erhält, daß Feldmarschall v. Manteitssel mit der Statthalterschaft tm Reichslande betraut wurde. Die eigenartigen und zarten Verhältnisse der Reichslande bedürfen einer höchst schonenden und vorsichtigen Hand, und man wird darum der strammen Zucht eines altpreußischen, hochconserva-tiven und hochvrthodoxen Militärs nicht ohne einige Besorgnisse entgegensetzen können. Allerdings hat derselbe während des deutsch-französischen Krieges durch die Verwaltung französischen Gebietes ebenso viel Energie, als Takt und Selbstverleugnung an den Tag gelegt, Eigenschaften, die erleichtert wird. Ich habe zwar keine Hoffnung, daß du ihn findest, aber du sollst, wenn dir der letzte Wunsch deiner verstorbenen Mutter heilig ist, darnach suchen. Ich fand nicht den Muth dazu, weil ich die Hoffnung ans Erfolg von vornherein aufgeben mußte — ich war zu kurze Zeit bei Tante Liesing, um in ihre Geheimnisse eingeweiht zu werden. Vergib deiner Mutter, daß sie nicht den Muth hatte, ein Leben voller Schande und die Verachtung ihrer Mitmenschen zu ertragen, so wie auch Gott mir gnädig und barmherzig sein wird. Lebe wohl, mein geliebtes Kind, Gottes Segen über dich im reichsten Maße. Sei deinem Vormunde eine treue, gehorsame Tochter — Arnold Donitz ist der beste, edelste Mensch der Welt. Lebe wohl — keine Rache an ihm, der dein Vater ist." „Keine Rache," murmelte Julie, als sie das Billett mit Noch und Mühe, entziffert hatte und jetzt ihre Hände sinken ließ. „Keine Rache! O Mama, wie gut mußt du gewesen sein, um dem Manne nichts Schlechtes zu gönnen — wie kann man ihn auf seiner Höhe stehen sehen — ihn, dem nur Haß und Verachtung gehört! weiß nicht, ob ich so sein werde — ich weiß nicht — was ich thue — wenn ich schwach bin, er auch in seiner neuen Stellung besitzen muß, wenn nicht anders der innere Werth der Verfassung Elsaß-Lothringens durch das Gehässige der Amtsführung aufgehoben werden soll. Aber immerhin ist der jetzige Posten Manteuffels wol einer der schwierigsten, auf welchem jemals die Realisierung eines Verfassungsexperiments durchgefithrt wurde, von dem übrigens vorläufig noch gar niemand zu sagen vermag, ob er sich bewähren und die Basis abgeben wird zur weiteren Autonoinisierung der Reichslande, ober ob er schon nach kurzer Probe als undurchführbar widerrufen werden muß. Die neue Constitution Elsaß-Lothringens ist eben der Versuch, in einem von reichsfeindlichen Parteien durchwühlten Lande autonome Verfassungsformen einzuführen. Als solcher maßte diese Neuerung mit den nöthigeit Garantien im Interesse des Reiches versehen werden, und ans ganz demselben Grunde hat man wol auch die Verwaltung Elsaß-Lothringens in die Hände eines Mannes gelegt, von dem man voraussetzt, daß er im Falle eines Mißbrauches der gewährten selbstständigen Bewegung durch die Bevölkerung energisch genug sei, letztere aus den richtigen Pfad zurückzuführen. Es wird auch einzig und allein von der Bevölkerung abhängen, ob das der Reichsregierung erst nach langem Kampfe abgerungene Zugeständnis einer besonderen Landesregierung für Elsaß-Lothringen mit dem Sitze in Straßburg nur den Anfang zu weiteren Zugeständnissen bildet. Thorheit wäre es jedenfalls, wenn die verständigen, nicht unbedingt reichsfeindlichen Parteien im Lande sich deshalb, weil man die Ausführung des Ver-sassungsgesetzes in militärische Hände legte und weil die neue Verfassung noch nicht die ganze Summe autononnstischer Forderungen befriedigt, in principielle Opposition zu der neuen Regierung setzen würden. Dadurch würde eben nur der Beweis erbracht, daß Elsaß-Lothringen einer staatlichen Autonomie nicht fähig sei, und an die Stelle eines darauf hinauszielenden Versuches würde gerade das Gegentheil von dem treten, was die reichsländischen Autonomisten anstreben: Der Verlust eines jeden Selbstbestimmungsrechtes und die Einverleibung in Preußen. Der Schluß der französischen Kammer und Jules Simon. Die französischen Senatoren und Abgeordneten haben Versailles verlassen, um im November dieses Jahres die Berathung der unterbrochenen’ Fragen der schwebendenSession wieder aufzunehmen. WM" Fortsetzung in der Beilage. "WW Mama, dann vergib mir, ich kamt dem Maitn niemals vergeben, daß er mir meine Mutter raubte daß er sie ermordete." „Tante, jetzt kenne ich das Geheimnis," wandte sie sich zu der eintretenden alten Dame,, „jetzt kenne ich das Geheimnis, ich weiß aber auch, daß ich es bewahren kann. Das schwebte über meinem Haupte, ein solcher Hagelschlag, der meine schönsten Lebenshoffnungen auf einmal vernichtete." Von dem Tage an war Julie wie umgewandelt, Arnolds schlimmste Befürchtungen eingetroffen — man kannte die heitere Julie nicht wieder, und wer sie am anderen Tage sah, wußte nicht, wie eine einzige Nacht eine solche Veränderung her-vorrufen konnte. Die rosige Farbe ihrer Wangen war verschwunden, der Glanz der Augen erloschen, und um den feinen Mund lagerte sich ein Zug tiefsten Schmerzes. Ihre ganze lebendige Munterkeit, ihr sonniges Lächeln war verschwunden, um einem tiefen, sinnigen Ernst Platz zu machen. Arnold Donitz erschrak, als er am folgenden Morgen das blasse traurige Antlitz sah, so hatte er sie nicht zn finden erwartet, viel lieber noch wie am vorhergehenden Abend voll Zorn und Haß. Beilage zum „Laibacher Tagblatt" Nr. 182 vom 9. August 1879. Damit hat eine Übergangsperiode ihren vorläufigen Abschluß erlangt, welche, an den Namen Waddington geknüpft, den Berns hatte, die entschiedenen Republikaner mit den gegebenen Verhältnissen Frankreichs abzufinden. Und wir können sagen, daß Waddington diese ihm gewordene Aufgabe mit Geschick und Einsicht zu lösen verstand. Man suchte auf allen Gebieten die abstrakten Forderungen der radikalen Demokratie mit dem praktisch Erreichbaren zu vereinigen. Man ließ die Ministeranklage fallen, weil sie nicht recht durchzuführen war, und begnügte sich mit der Branomarkung der Männer des IG. Mai. Man dehnte die Amnestie so weit aus, als es dem Charakter einer anständigen Regierung, welche Politik und gemeines Recht nicht vermengt, angemessen war. Man begnadigte Blanqui, ohne ihn zu amnestieren. Man erklärte den Jesuiten den Krieg, ohne die übrigen religiösen Genossenschaften, welche die Lehrgenehmignng besitzen, zu beeinträchtigen. Ob mm dieser Krieg zugunsten der Regierung enden wird, das ist eine Frage, die im Verlause der Parlamentsferien ihrer Spruchreife entgegengebracht werden wird. Jedenfalls hat sie auch in dieser Angelegenheit einen hohen Grad der Mäßigung bewiesen, aber auch anderseits ein Gesetz geschuffeu, das sowol dem radikalen Doktrinarismus als den Reuctionären mancherlei Angriffspunkte liefert. Und daraus ist es auch erklärlich, daß derselbe Jules Simon, welcher die Ferry'schen Gesetzvorlagen deshalb bekämpft, weil der Artikel 7 gegen die bürgerliche Gleichberechtigung verstoße, heute schon zum 83auuerfiihrer fümmtlicher reaktionären Fraktionen werden konnte. Sv wird Jules Simon insbesondere vom Pariser „Figaro" geradezu als Führer im Kampfe der Opposition gegen die Ferry'schen Unterrichtsvorlagen gefeiert. Der Grund hiesiir ist leicht einzusehen. Würden die Bona-partiften, Legitimsten und Ultraiuontaueu unter eigenen Farben den Kamps gegen Jules Ferry aufziuiehincn versuche», so wäre ihre Niederlage voraussichtlich. Aber ein Jules Simon ist ein ganz famoses Aushängeschild, durch welches man der Bevölkerung glauben machen kann, daß nunmehr auch überzeugungstreue Republikaner in der Lage sind, die Bestreblingen des Kabinets Waddington als solche anzuerkennen, welche den Staat zugrunde richten. Was aber die eigentliche Absicht Jules Simons anbelangt, so gehört er zu jener Sorte parlamentarischer Advokaten, welche die Politik wie einen Rechtsfall behandeln und für die Seite plaidireu, wo sie den meisten Gewinn erhoffen. Mit scharfem Instinkte witterte er in der Opposition gegen das Ferry'sche Gesetz ein Portefeuille heraus, und sofort stellte er sich auf Seite der Männer, die ihm am 16. Mai 1877 mit einem moralischen Fußtritte den Abschied gegeben, und bekämpfte mit ihnen das Gesetz, selbstverständlich im Namen der Freiheit. Dennoch ist es noch sehr zweifelhaft, ob er feinen Zweck erreichen wird. Dnpanloup sagte zwar von ihm: „Jules Simon wird vor mir Kardinal", um seine Pfiffigkeit zu charakterisieren; aber ist jetzt ein Kabinet möglich, in dem ein Jules Simon sitzen könnte? Die ezechischen Organe gebe» sich alle Mühe, die Aufmerksamkeit der Mitwelt ans die als bevorstehend angeküttdigte Erledigung der Ausgleichsaction hinzulenken. Die „Narodni Listy" gehen sogar so weit, dieselbe zu einem Ereignis von universeller Bedeutung auszubanschen, indem sie schreiben: „Heute schon spricht man sowol im Auslande als auch in Oesterreich nur mehr von einer Ausgkeichssessio» des ReichSrathes, von der Einberufung des böhmischen Landtages zum Zwecke einer Reform der böhmische» Landtagswahlordnung, von der Durchführung des-jenige» Artikels der Verfassung, welcher allen Volks-stämnie» die Gleichberechtigung verbürgt, von der Errichtung ezechischer Lehrkanzeln an der Prager U»iversität und von der Ernennung eines eigenen Ministers für das Königreich Böhme». Und nirgends wundert man sich darüber, nirgends entsetzt man sich darüber, nicht einmal unter den hartnäckigste» Feinde» des ezechischen Namens/' Als solche Feinde werden in der „Politik" wenigstens indirekt die Deutschen hingestellt, welche» unter anderem der Vorwurf gemacht wird, daß sie die alleinige Herrschaft und sämmtliche Minister-Portefeuilles für sich beanspruche». Die betreffenden Phrasen laute» : „Die deutsche Nationalität bildet in Cisleithanien die Minorität und in Oesterreich-Ungarn eine sehr kleine Minorität. Daß die Deutsch" Oesterreicher durch ihre Kultur besonders hervor» ragten, ist eine Fabel, die nur jener glaubt, der von den Kulturen der uichtdeutscheu Völker Oester reichs keinen Begriff hat. Von diesem Wahn, dem deutschen Stamme in Oesterreich nicht nur Gleichberechtigung, sondern auch die Berechtigung zur Beherrschung der ändern Stämme zuzuerkennen, muß man sich gründlich emancipieren. Durchgeführt, eingebürgert kann die Dezember-Verfassung nur dann werden, wenn der Beweis geliefert wird, daß sie nicht die Codisieiernng der deutschen Herrschaft ist, sonder» eine Basis für alle. Bei der Besetzung der Ressortministerien mag also die Parteistellung oder Fachkenntnis des Kandidaten den Ausschlag geben; aber mit dem Grundsätze, als seien dir Deutschen allein zu Ministerposten berufe», die Nichtdeutschen höchstens zu Sectionschefs, mit diesem verwerflichen Grundsätze muß ein- für allemal gebrochen werden." Etwas mäßiger als die „Politik", welche ihr Urtheil über den Zustand der nationalen Kultur in Oesterreich gewiß nicht aus der Statistik über die Erwerbsfähigkeit der verschiedenen Nationalitäten Oesterreichs, über den Schulbesuch und dergleichen für den nationalen Staatsmann allerdings nebensächlichen Anhaltspunkten geschöpft hat, drückt sich der „Pokrok" aus. welcher erklärt, daß die Entscheidung in der Beschickungsfrage noch nicht erfolgt sei, weil die ezechischen Parteiführer noch immer auf die Zusage» und Garantien der vollständigen Erfüllung ihrer Forderungen warten. Dabei ist aber das altczechische Blatt offenbar bemüht, daS Maß dieser Garantieforderungen auf eiu Minimum herabzustimmen und dadurch den eventuellen Entschluß der Beschickung möglichst zu erleichtern. Was die vorerwähnte» Aeußerungen der „Narodni Listy" und der „Politik" anbelangt, so erinnern diese ganz an das Gebühren eines Furchtsamen, welcher, um nur die Zaghaftigkeit feines eigenen Herzens zu übertäuben, möglichst viel Krawall schlägt. Denn trotz aller Ruhmredigkeit über die eminente Bedeutung der ezechischen Nation klingt doch daraus »och keine Siegeszuversicht hervor, wie das beispielsweise der Fall war, als Hohenwart das Staatsnider übernahm. Thatsächlich haben auch die Czechen ihre Garaiitieforderuiige» noch durchaus nicht ins Trockene gebracht. Es verlautet nur, daß die Regierung unter Beziehung des Fürsten Carlos Auersperg mit Clam Martinitz, Rieger und Prazak über die Reform der böhmischen Landes-Wahlord-nung unterhandelt, deren Entwurf bekanntlich in der Hand des deutschen Parteiführers Dr. Schmey-kal ruht. Letzterer Umstand mildert auch einigermaßen das Befremdliche der Meldung, nach welcher die Regierung über eine die Deutschen in Böhnien doch sehr enge berührenden Angelegenheit nur mit Vertretern des adelige» Großgrundbesitzes und der Czeche» in Böhnien und Mähren unterhandelt. Wie der „Neuen freien Presse" aus Janina telegrafiert wird, sind im Bezirke von Paramythia Unordnungen nusgebrochen. Die christlichen Einwohner von Seliami sind mit den dortigen Türken wegen des Besitzes einiger Schafherden in Streit gemtheit. Zwischen beiden Parteien entwickelte sich ein förmlicher Kampf, in welchem ein Christ ge« tödtet und zwei verwundet wurde». Von den Muha-niedanern wurden vier getödtet und mehrere ver- „Arme Julie!" sagte er, ihr einen innigen Kuß auf die Stirn preffend. „Ja, ich bin zu bedauern, Onkel," entgegnete sie leise, „ich habe mir so große Hoffnungen vom Leben gemacht, die Weit erschien mir einst so schön, und nun sehe ich sie auf einmal in grauen Nebel gehüllt vor mir. Das ist sehr traurig, aber immerhin noch besser, ich sehe die Welt jetzt so wie sie ist, als ein paar Jahre später. Es ist traurig, daß die Welt für mich allen Sonnenschein verloren hat und mich dünkt, es verlohne sich jetzt kaum noch der Mühe zu leben, besonders wenn ich erst den letzten Wunsch meiner armen Mutter erfüllt habe. Meinst du, daß mir das gelingen wird?" „Unmöglich ist es immerhin nicht, liebe Julie", sagte Donitz, um ihr nur wieder einen neuen Anhaltspunkt zu geben. „Deine Mutter hatte insofern recht, daß sie nicht jeden Winkel im Hause kenne, und ich weiß ans Erfahrung, daß Tante Liesing zahllose verborgene Stellen befaß. Du kannst immerhin Nachforschungen anstellen, wenn du dich auch nicht zu fest darauf verlassen darfst, daß deine Bestrebungen wirklich mit Erfolg gekrönt werden. Hat das letzte Schreiben deiner Mutter dir nicht Ruhe gegeben?" „Unendliche Ruhe", gab sie mit einem traurigen Lächeln zur Antwort, „aber es ist die Ruhe der Erschöpfung, die Ruhe nach einem entsetzlichen Sturm. Alle Lebenshoffnungen sind vernichtet, jeder Gedanke an Glück zerstört." „Verliere nur nicht den Muth, Julie, es gibt viele Menschen, die Schwereres zu ertragen haben und die dennoch nicht verzweifeln", sagte Arnold sanft. „Denke, daß es der Wille deiner verstorbenen Mutter war, dich nicht nutzlosen Rachegedanken hinzugeben." „Ich werde mich nicht rächen, nur — wenn ich es kann — Gerechtigkeit zu erlangen suchen", entgegnete Julie. „Und nun laß' uns nicht mehr über diesen Gegenstand sprechen, Onkel, er ist ab-gethan." Und Hauptmann Donitz schwieg, aber wie wenig die Sache abgethan war, bewies deutlich Juliens Unruhe, die sich ihrer von dem Tage an bemächtigt hatte. Früher auf und später nieder, es schien, als wen» ein ruheloser Geist im Hause sein Wesen trieb. Julie hatte sich von Tante Donitz alle Schlüssel aushändigen lassen und es war, als wenn sie dieselben nicht mehr von sich geben wollte, zum großen Kummer der Tante. Aber all' ihr Suchen und Spähen war vergebens, immer trauriger und bekümmerter legte sie sich des Abends zur Ruhe nieder und unruhiger erhob sie sich am folgenden Morgen, um von vorne wieder anzufangen, jeden Schrank, jeden Auszug anss neue durchsuchend. Dieser Aufregung folgte endlich eine gänzliche Ermattung, eine Apathie, die mindestens ebenso gefährlich war, und Tante Donitz schüttelte beim Anblick des unglücklichen Mädchens trostlos den Kops. Das konnte so nicht bleiben. Und es blieb auch nicht so, eine heftige Nervenkrankheit brachte sie an den Rand des Grabes, aber die Jugend gewann den Sieg und — Julie genas. Vierzehntes Kapitel. Im Borzimmer des Königs. Im königlichen Residenzschlosse herrschte noch tiefe Ruhe; die prächtig strahlende Morgensonne schien zwar belebend in das Gemach Sr. Majestät, aber die dieustthuenden Hofherren schienen nicht davon angeregt, mit schläfrigen, matten Augen lagen sie in den weichen Cansensen zurückgelehnt, und ein endloses Gähnen unterbrach bisweilen disharmonisch die Ruhe. gegeben* Die Häuptlinge, welche fich beit Engländern unterworfen haben, erklären zwar, daß sie von ihrem bisherigen König nichts mehr wissen wollen; allein es ist noch durchaus nicht klar, ob diesen Be-theuerungen allzuviel Bedeutung beizulegen ist, denn wie Wolseley in seiner Depesche an den KriegS-minister an einer Stelle erklärt, hat sich viel Gebiet, aber nur eine geringe Anzahl kampffähiger Männer unterworfen. Wie die neuesten Depeschen berichten, ist nun eine starke Truppenabtheilung auf dem Marsche nach Alundi, um England in den dauernden Besitz dieses wichtigen Platzes zu bringen. Eine zweite Abtheilung wird gegen den neuen Kraal Vorgehen, in welchem sich Cetewayo aufhält. vermischtes. — Eine Pfarrersköchin. Aus dem Jnn-viertel wird der Linzer „Tagespost" geschrieben: Im reich dotierten Pfarrhofe zu Pr. ist am Listen Juli l. I. M. D. gestorben. Dieselbe lebte seit ihrem zartesten Kindesalter, mehr als 83 Jahre, daselbst. Einst bekannt als die schönste Pfarrersköchin im weiten Umkreise, war sie der Liebling der damals zu den vielen Tafeln dort geladenen geistlichen Herren. Mit dem Schwinden der körperlichen Vorzüge schwand auch die Zuneigung ihrer Gönner; sic lebte längst zurückgezogen als eine ganz unscheinbare Person und wurde von den Nachfolgern im Genüsse der Pfründe als Jnventarstück stets mit übernommen. Man vermnthete allenthalben, daß sie Geld besitze, hielt sie jedoch nicht für reich, getäuscht durch ihre höchst einfache Lebensweise. Wie erstaunte man daher, als sich bei der gerichtlichen Inventur ihres Nachlasses außer einer beträchtlichen Menge an Fahrnissen, insbesondere Leinwand, uralten Seidenkleidern it. dgl., noch circa 10,000 fl. an Obligationen vorfanden und überdies in den sonderbarste» Verstecken viele hundert Silbermünzen aller Art und gegen zweihundert Goldstücke, darunter welche der allergrößten Form, entdeckt wurden. Ihre bäuerlichen Verwandten sind durch ein schriftliches Testament zu Erben eingesetzt, ein kleines Legat an die Armen, welche ihre Leiche zu Grabe geleiten, dürste nicht zur Vertheilnng kommen, da die Armen hievon keine Ahnung hatten und sie zur letzten Ruhestätte nicht begleiteten. — Entdeckter Mord. Ungarische Blätter melden: Der Schneidermeister Mathias Hary in Ata (Baranya) lebte in wilder Ehe mit Marie Nagt), einer Tochter deS Bauers Franz Nagy. Der letztere scheint den beiden im Wege gestanden zu sein, da er am 17. April von Hary und seiner Zuhälterin erdrosselt wurde. Bis zum Eintritt der Dunkelheit legten sie die Leiche deS Ermordeten in die Küche, in welcher die entmenschte Tochter in aller Ruhe, als wäre nichts vorgefallen, das Nachtmahl kochte. In der Nacht schleppten sie dann die Leiche auf den Hof eines Nachbarhauses, in welchem sich ein ausgetrockneter Brunnen befand, warfen die Leiche in den Brunnen und schütteten Erde daraus. Die Abwesenheit des Alten fiel den Nachbarn auf, ihre Erkundigungen wurde» jedoch damit beantwortet, Franz Nagy habe sich zum Besuche seiner Verwandten inS Somogyer Comitat begeben und werde wahrscheinlich auch dort bleiben. Dies klang umso wahrscheinlicher, da der Alte aus Somogy war und sein Verschwinden gerade in die Zeit der Osterfeiertage fiel. Die näheren Bekannten schüttelten zwar den Kops; es schien ihnen sonderbar, daß Nagy ohne Abschied zu nehmen sollte weggezogen sein; doch gerieth die Sache allmählich in Vergessenheit, und Hary und feine Mitschuldige glaubten sich schon sicher vor der Entdeckung ihres Verbrechens. Zufällig war aber ein altes Weib ans dein Dorfe Zeuge desselben gewesen, von den Thätem jedoch dazu bewogen worden, reinen Mnnd Über das Geschehene zu halten. Nun erkrankte aber die Alle, und ans ihrem Todtenbette verrieth sie das Geheimnis ihrer Umgebung. Die Kunde davon verbreitete sich schnell im Dorfe nnd gelangte am 19. v. M. in einem anonymen Schreiben auch zur Kenntnis des Stnhlrichters, der sogleich seine Anstalten traf und tagsdaranf die Thäter festnehmen und die schon in Verwesnng übergegangene Leiche exhumieren ließ. Die Mörder, welche ihre Schuld sofort eingestanden, sind dem Fünfkirchner Bezirksgerichte übergeben worden. — Fenersbrnnst i it Seraje >vo. Wie inan ans Serajewo vom gestrigen Tage telegrafiert, brach dort gestern nachmittags eine große Feners-brnnst aus, welche furchtbare Dimensionen anzuneh-men drohte. — Ei n Sensations proz e ß. Wie italienische Zeitungen melden, beschäftigten fich die Assisen von Spoleto in diesen Tagen mit einem Sensations-Prozeß, der den Beweis dafür liefert, daß in dem gesegneten Italien die Ausübung des ärztlichen Berufes nicht ohne Gesahnte ist. Der 14jährige Sohn eines reichen Spoletaners, Namens Carlo Marcucci, war erkrankt, und der Vater nahm die Hilfe des Arztes Domiiticis in der sonderbaren Weise in Anspruch, daß er für den Fall der Heilung demselben 2000 Lire zu zahlen versprach, bei ungünstigem Ausgange der Krankheit ihm dagegen den Tod androhte. Leider starb der Knabe, und da ein anderer Arzt dem Vater erklärt hatte, das Kind sei infolge eines Fehlers in der Behandlung gestorben, führte Mar« wmchE Der ganze Streit soll durch einen gewissen Mustapha Bey, der ebenfalls verwundet wurde, provociert worden sein. Der General-Gottvernenr hat auch demnach allsogleich Gendarmen und 30 Kavalleristen nach Seliami abgeschickt, mit dem Auftrag, Mttstapha zu verhaften, der sich indeß auch gegen die türkischen Truppen zur Wehre setzen will. Gtbtrt nun auch diese Thatsachen nur einen neuen Beleg fiir die Fortdauer der alten Zwistigkeiten zwischen Christen und Muhamedanern, so darf man denselben doch schon aus dem Grunde keine höhere politische Bedeutung beimessen, weil sie so zu sagen ttoi historisches Erbübel bilden, dessen Ausbrüche man nur jetzt näher beachtet, während man eS früher überhaupt nicht der Mähe Werth fand, solchen alltäglichen kleineren Conflicten eine größere Aufmerksamkeit zuzuwenden. * * * In Holland haben schließlich die reaktionären Neigungen des Königs den Sieg davongetragen und ein conservatives Ministerium an das Ruder gebracht. Wie das Journal „Amsterdam'sche Courant" erfährt, wird das neue Ministerium wie folgt zusammengesetzt sein: Ban Lyttden, Justiz; Heems-kerrk, Inneres; Taalman, Marine; Van der Does de WilleboiS, Auswärtiges; Beyeu, Krieg; Watten-dors (vormaliger Generalsekretär und Resident in Indien), Colonien. Außer Weyen und Wattendorf begegnen wir tautet alten Bekannten. Lynden, Taalman und Van der Does de Willebois sind schon Mitglieder des zweiten Ministeriums Heemskcrck gewesen. Bemerkenswerth ist, daß für das Portefeuille des Finanzministers noch kein Abnehmer gefunden ist. Einer Kammer gegenüber, bereit Mehrheit die Opposition bildet, ist dieses Ministerium freilich das schwierigste Amt. Aber Hecmskerck kann ja gar nicht daran denken, mit dieser Kammer zu regieren, sondern muß vielmehr zur sofortige» Auflösung der Kammer schreiten. * * * Der Sieg bei Ulmtdi hat Frucht getragen, doch vielleicht nicht ganz in dem Maße, wie Sir Garnet Wolseley erwartet haben mochte. Wiewol viele Häuptlinge sich unterworfen haben, scheint Cetewayo, bet mit feilten früheren Friedensverhandlungen die Engländer nur Hinhalten uttb irreführen wollte, auch jetzt noch nicht zur Nachgiebigkeit gestimmt. Er hat M mit Weibern nnd Hofstaat in den Jngoine-wald zurückgezogen, und Wolseleys Anordnungen beweisen, daß man noch auf Widerstand rechnet. Seit Anfang Juli, als Wolseley dem Zulukönig den letzten Friedensantrag zustellte, hatte Cetewayo bis gtttn 15. jenes Monats kein Lebenszeichen von sich In diesem Augenblick wurde die Thür des I Vorzimmers geöffnet. Ein elegant gekleideter Herr trat ein, und man war sofort versucht, ihn für düs zu halten, was er in der That war — für dkn Friseur des Königs. Seine tadellose Haarfrisur kennzeichnete ihn vollkommen. Mt wahrer Gönnermiene blickte er auf die Hofberttn und ein fortwährendes süßes Lächeln umschwebte seine Lippen. Die Hofherren hatten sich beim Anblick des Friseurs Rehblüt ehrerbietig erhoben, als wäre mindestens der König selbst erschienen, und die schläfrigen Mienen verschwanden wie Schnee vor vtt Sonne. „Guten Morgen, sehr erfreut, Sie hier zu sehen, meine Herren, hoffentlich wohl geruht?" Mit diesen Worten schritt er durch das Zimmer und trat unangemeldet in das des Königs. Jetzt umspielte ein spöttisches Lächeln die Lippen der Hofherren. „Mich dünkt immer, der königliche Friseur sehe einem tänzelnden Barbier mit Scheerbeutel und Streichriemen nicht unähnlich", meinte Herr von Loschwitz, ein angehender Kammerherr, der wenigstens bedeutende Hoffnungen für einen solchen Posten in seiner Brust trug. „Nehmen Sie sich in acht, Herr von Loschwitz", warnte ein älterer Herr, „und lassen Sie den Herrn Rehblüt nichts von dergleichen Aeuße-rungen ahnen, wenn Ihnen Ihre Stellung lieb ist. Sie sind noch zu jung, solche gefährliche Klippen zu bemerken, und diese sind für den Unbefangenen doppelt gefährlich." „Ah bah", sagte Herr von Loschwitz achselzuckend, „glaube an dergleichen Mährchen nicht, wie man sie sich in der Residenz erzählt, da wird so endlos viel über Hofgeschichten raisonniert, wo niemand etwas davon weiß." „Thalsachcn beweisen, weiter sage ich nichts, junger Freund", sagte der Alte, „und wenn Sie einen guten Rath annehmen wollen, so hüten Sie Ihre Zunge. Wenn Sie jetzt nur einen Blick in das Antichambre des Friseurs Sr. Majestät werfen wollten, so würden Sie sich bald überzeugen, wie viel in der Residenz übertrieben wird. Ich sage Ihnen, dieser Rehblüt ist der allmächtigste Günstling, den kein Mensch von seiner Höhe herunter zu stürzen wagt, .weil er zunächst selbst stürzen würde, und zwar so tief, daß er schwerlich wieder auf die Beine käme! Herrn Rehbluts Antichambre ist Tag für Tag mit Bittenden, die etwas zu den Ohren des Königs bringen möchten, überfüllt, und es ist ein Glück, daß der Mensch bildungsfähig genug ist, einzusehen, was für das Ohr des Königs taugt und was nicht. Auf diese Weise wird er dem Hofe im allgemeinen nicht gefährlich, höchstens denjenigen, die es nicht verstehen, sich seine — ich meine des Friseurs — Gunst zu erwerben. Nur wenige ahnen die unbegrenzte Macht, die jener Mann besitzt, so viele Geschichten auch davon an die Oeffenttichkeit gelangen. Es gibt zahllose Menschen, die zunächst bei dem Friseur antichambrieren, um aus diese Weise ihr Ziel bei’m Könige zu'erreichen, und ich behaupte ganz gewiß nicht, daß dies ein unrichtiger Weg ist." Der Eintritt des Grafen Horn unterbrach das Gespräch. „Seine Majestät schon aufgestanden?" fragte er. „Ich möchte es bezweifeln, Graf Horn", ent-gegnete der ältere Herr. „Ist der Friseur bereits vorgelassen?" „Ja, doch habe ich bislang niemanden drinnen sprechen hören." „Ah, naiv — sehr naiv — reizend, Herr von Bergheim. Sie scheinen zu gewissen Zeiten hier Kammerzöfchen zu spielen." (Fortsetzung folgt.) cucci seine Drohung aus und tödtete Dominicis durch einen Revolverschuß. Der Gerichtshof ver-urtheilte den Mörder zu der merkwürdig milden Strafe von nur fünf Jahren Gefängnis und zur Zahlung von 25,000 Lire Schadenersatz an die Witwe des Arztes. — Ministerverbrauch in Preußen. Auf die Frage Treitschke's: „Wer sollte nicht 6e-dauern, daß die Politik des Reichskanzlers so viele köstliche Kräfte vor der Zeit vernicht?" antwortet die „Prov.-Korr" mit dem datenmäßigen Nachweise, daß der Ministerwechsel während des 17jährigen Bestehens des Ministeriums Bismarck verhältnismäßig selten vorgekonimen ist. daß mehrere Minister 9 und 10, ja 16 Jahre im Amte waren und nur aus Rücksichten auf ihr hohes Alter ans dem Staatsdienste schieden. „Kann man da wol im Ernst sprechen von einer massenhaften „Vernutzniig köstlicher Kräfte vor der Zeit?" In dem 17jährigen Zeitraum der Amtsführung des Fürsten Bismarck haben andere Länder 2 bis 30 Wechsel der ganzen Ministerien und außerdem »och Wechsel wichtiger Posten in denselben erlebt. Was England betrifft, so haben feit Palmerstons Tode, 1865, nach einem kurzen Ministerium Russell, verschiedene Combi-nationen von Tory-Ministerien bis 1868 einander abgelöst, wo das Ministerium Gladstone eintrat, welches 1874 durch das jetzige Ministerium ersetzt wurde. Innerhalb der Ministerien gleichen Ge-sammtcharakters haben aber fortwährend zahlreiche Personalwechsel stattgesunden. Es ist keine Ueber-treibung, sondern die statistisch begründete Wahrheit, daß eine Festigkeit der höheren Staatsämter wie im deutschen Reiche und in Preußen sich in keinem Lande der Erde wiederfindet." — E i n muthiges Mädchen. Aus Ti-raspol (Gouvernement Cherson) berichtet man den russischen Blättern vom 2. d. über folgenden, gewiß seltenen Fall einer weiblichen Heldenthat: Während des Badens geriet!) ein Soldat in den Stromwirbel und sank unter. Die um den Soldaten herumstehenden Kameraden und Zivilpersonen wagten es nicht, de» Ertrinkenden zu retten, und letzterer wäre auch sicher zugrunde gegangen, wenn sich nicht ein des Weges kommendes junges Mädchen, welches von dem Unglücksfalle gehört, sammt den Kleidcrn in den Strom geworfen und nach viermaligem Unter-tauchen den bereits für tobt gehaltenen Soldaten emporgezog'en hätte. Letzterer wurde am Ufer wieder zu sich gebracht, während bezüglich des helden-miithigen Mädchens ein Rapport des Gouverneurs an den Zaren abgeschickt wurde. — Fürchterlicher Tod. Aus Odessa erhalten die Moskauer „Ruskija Wjedomosti" folgenden grauenerregenden, kaum glaublichen Bericht über die Art unb Weife bes Selbstmorbes eines bort neulich wegen öffentlicher politischer Demonstration verhafteten jungen Mannes Namens Somoff. Derselbe war in eine Zelle mit nach rückwärts gebun-beneit Armen geworfen worben. In ber Nacht vom 26. auf ben 27. v. Mts. bilbete Somoff mit Zuhilfenahme feiner Zähne aus seiner Pritsche unb einem Gesäß unter ber Wanb seiner Zelle ein Gerüst, stieg auf bieses hinauf, nahm ebenfalls mit ben Zähnen von ber Wanb bte brennende Lampe herunter, brehte mit ben Zähnen beit Docht auf unb als bte Flamme stark zu brennen begann, hockte er sich über bieselbe nieber unb blieb in biefer Stellung so lange, bis sein Rücken bis auf bie Knochen verbrannt war. Dann ließ sich ber Selbst-mörber beibe Arme verbrennen, so baß bas Fleisch ganz verkohlt war. Am zweiten Tage in ber früh starb Somoff unter den fürchterlichsten Schmerzen. Die herbeigerufenen Aerzte Bernstein, Henrichsen, Rosen und Zimmermann, welche die Section der Leiche des Selbstmörbers Vornahmen, konstatierten unter Ablegung eines Eides, baß Somoffs geistiger Zustand vor bem Tode ganz normal war. Lokal-und provinzial-Angelegenheiten. — (Militärisches.) Das Kommando der hiesigen 12. Jnsanteriebrigade wurde an Stelle des nach Mostar abberufenen Brigadiers Ritter von Jotzlfon dein bisherigen Chef der dritten Section im technischen und administrativen Militäreomite, Herrn Franz Weikard, Oberst des Generalstabseorps, übertragen. — (Aus dem krainischeu Landesau sschusse.) In der Sitzung vom 2. d. wurde Herr Joses Braune, Bürgermeister der Stadt Gottschee, zum Vertreter des Landesausschusses, beziehungsweise des Landessondes, beimBezirksstraßen-ausschusse in Gottschee designiert. — Weiters wurde dem Gesuche Folge gegeben, daß 6 krainische Irre ans dem steiermärkischen Jrrenhause in die hiesige Landes-Jrrenanstalt ausgenommen werden. — (Aus dem städtischen Polizeiberichte.) In der Zeit vom 1. Jänner bis 1. Juli I. I. wurde» vom Stadtmagistrate Laibach: 10 Parteien wegen schnelle» und unvorsichtigen Fahrens, dann Stehenlassens der Pferde ohne Aufsicht; 13 Parteien wegen frühzeitiger Ausfuhr des Abortdüngers und Verunrei»igung der Straßen; 5 Parteien wegen Uebertretnng der Fiakerordnung; 2 Parteien wegen heftige» Schnalzens mit der Peitsche; 20 Parteien wegen Uebertretnng der Straßenpolizei-Vorschristen, und 7 Parteien wegen Uebertretung der Marktordnung bestraft. — Durch Wachorgane wurden verhaftet 672 Individuen; davon wurden dem Gerichte eingeliefert 264, nach Hanfe in Schub gesetzt 312, polizeilich abgestraft 96. Außerdem wurden an die Strafgerichte 338 Anzeigen erstattet nnd 167 Parteien wegen verschiedenen, den politischen Behörde» zur Amtshandlung zugewiesenen Uebertretnngen beamtshandelt. Entlassene Sträflinge und Zwä»gli»ge wurden 487 behandelt. — (Unser Schwurgerichtssaal.) Wenn hierzulande von den Dingen die Rede ist, vor welchen uns der Herr in Gnaden bewahren möge, so mnß darunter in erster Linie der Aufenthalt im Laibacher Schwurgerichtssaale genannt werden. Wir sagen „Saal", weil es schon einmal so Mode ist, müssen uns aber, um allensallsigen Correcturen zu entgehen, dagegen verwahren, als ob wir mit diesem Ausdrucke dem ehemaligen Refeetorinm der Cisterzienser eine unverdiente Ehre erweisen wollten. Denn dieses Gemach, in welchem wol einige Mönchlein Raum genug finden konnten, um mit Gemächlichkeit des Leibes Atzung besorgen zu können, ist zu jedem anderen Zwecke weit eher geschaffen, als zu demjenigen, dein es jetzt dienen muß. Schon der Aufgang ist wenig verlockend. Und hat man erst die Gefahr überstanden, welche jedem droht, der über den einsturzgefährlichen, hängenden Gang die Thüre zum Gerichtssaal gewinnen will, so schlägt uns aus demselben eine Ausdünstung entgegen, welche den Eintretenden unwillkürlich an die im Vorhause angeheftete Kundmachung erinnert, welche den Zutritt in den Schwurgerichtssaal nur in so weit bewilligt, als es eben der Raunt gestattet. Man denke sich nur bei der Hitze der letzten Tage das kleine, mit keinerlei Ventilation versehene Schwnrgerichtslokal ganz mit Menschen gefüllt, nnd man wird mit Schaudern eine Vorahnung dessen empfinden, was man unter solchen Umständen „Atmosphäre" nennen müßte. Und dann — welche Einleitung, welche in ihrer Art einzige Einrichtung! Der arme Staatsanwalt ist in eine Nische am Fenster verbannt und hat während der Wintersitzungen die schönste Gelegenheit, sich einen gründlichen Rheumatismus zu holen. Auch der Vertheidiger ist auf ein Auszüglerplätzchen angewiesen. Trotz dieses Kargens mit Raum bleibt aber doch der Platz für das Auditorium auf ein Minimum beschränkt. Offenbar sah man ein, daß der sogenannte Schwnrgerichtsfaal, welcher wirklich keine Ehre für Laibach ist, nicht dazu geeignet sei. viele Menschen aufzunehmen, und hat daher nur eine Reihe Sitze angebracht, in der sichern Üeberzeugung, daß dem Publikum das gedrängte Stehen Kopf an Kopf sehr bald lästig sein werde. Unseres Erachtens soll aber die Oeffentlichkeit der Schwurgerichte darauf einwirken, die Bevölkerung zu einem gewissen Interesse und Verständnis für die Strafgerichtspflege heranzuziehen. Ein Gerichtslokale aber, welches jeden um feine Gesundheit besorgten Staatsbürger von deren Besuch abschreckt, wirkt diesem Zwecke entgegen und sollte schon mit Rücksicht daraus durch eine der Würde unb dem Zwecke der öffentlichen Gerichtsverhandlungen besser entsprechende Räumlichkeit ersetzt werden. — (Erledigter Stiftungsplatz für krainische Offizierswitwen.) Durch daS am 15. v. M. in Laibach erfolgte Ableben der Lieu-tenantswitwe Clara Okorn ist ein Stiftungsplatz jährlicher 101 fl. 94 kr. in Erledigung gekommen. Zur Besetzung dieses Stiftungsgenusses ist der Con-ettrs bis 20. September l. I. mit dem Beifügen ausgeschrieben, daß hierauf vorzugsweise arme Offizierswitwen krainischer Nationalität, deren Galten als Offiziere in k. k. activcn Kriegsdiensten gestorben sind, Anspruch haben. In Ermanglung solcher Witwen können auch Offizierswitwen anderer Nationalität, welche den Stiftungsbedingungen entsprechen, berücksichtiget werden. — (Statutenänderung der fraini* schenLandwirthschafts-Gesellfchaft.)Jn der Ausschnßsitzung dieser Gesellschaft vom 3. d. berichtete Handelskammerfekretär Mur nit über eine Abänderung ber Gesellschaftsstatuten dahin, daß eine besondere Section für Pferdezucht gebildet werden soll, welcher in Hinkunft ber Wirkungskreis ber aufgelösten k. k. Lanbes-Pserbezuchtskom-mission zuzufallen habe. Behufs Beschlußfassung über biefen Antrag wirb noch in diesem Monate eine außerordentliche Generalversammlung einberufen werben. — (Jubiläum.) In ber benachbarten, an-mnthig gelegenen unb feit bem Jahre 1231 be» stchenbeit Wallfahrtskirche zu Dvbrava begehen Dinstag beit 19. August alle jene Herren aus dem geistlichen Stande KrainS ihr 25jähriges Priesterjubiläum, bie im Jahre 1854 bie priesterliche Weihe erhielten. — (FürbieKatastralgemeindeKarl-städtervorstadt) beginnen am 20. d., vormittags 9 Uhr, am Jakobsplatze in ber Amtskanzlei Hs.-Nr. 2, zweiter Stock, die Erhebungen zur Anlegung eines neuen Grundbuches. — (Den Wiener Schwestern der ' göttlichen Liebe) wurde nach der „Danica" eine dreimonatliche Bewilligung zu milden Geld-saminlnngen in ganz Krain für das Wiener Marien-Institut für arme Waisen unb Dienstboten ertheilt. — (Das Abbränbler-Elend)in Oberlaibach, Brnmtborf uub Tersein wirb als so groß geschilbert, baß nur rasche und ausgiebige Hilfe eine Milderung desselben herbeiführen kann. — (Blindenstiftungsplatz) für arme blinde, in Krain geborene Kinder ist in dem ©litt* deninstitute Linz mit dem Schnl-jahre 1879/80 zu besetzen. Nur Kinder von 8 bis 12 Jahre werden angenommen. Die Gesuche sind entweder an die betreffenden Bezirkshauptmannschaften,' respect. an den Laibacher Magistrat bis 25. d. zu leiten. — (Vergnügungszüge.) G. SchröcklS Reisebureau in Wien veranstaltet im August und im September d. I. Vergnügungsfahrten nach München und Zürich. Die Aufnahme der Passagiere geschieht auch in allen Stationen der Süd- und Rudolfbahn. Die Kartenausgabe erfolgt am Ilten, 12. und 13. August, beziehungsweise am 3., 4. und 5. September, in allen erwähnten Stationen. Die Unternehmung hat alle Anstalten zur bequemen und comsortablen Unterkunft der Reisenden getroffen und interessante Ausflüge auf ihr Programm gesetzt; eS können die herrlichsten Gegenden des Salzkammergutes und der Schweiz besucht werden. Die Fahrpreise von Laibach via Franzensfeste nach München und retour betragen: II. Klasse 25 fl. 93 kr., III. Klaffe 17 fl. 48 kr., und von Laibach nach Zürich imb retour II. Klasse 41 fl. 93 kr. und III. Klasse 28 fl. 98 kr.; die Giltigkeitsdam-r der Fahrkarten von Laibach nach München beträgt 18 und von Laibach nach Zürich 24 Tage. Die Bergnngungszügler können die interessanten Kunstschätze in München, die dortige Kunstausstellung, den Starnberger See, Possenhofen, den Rigi, den Vierwaldstädter See, den „etli, da§ Berner Oberland und andere reizende Gegenden der Schweiz besichtigen. Jene aus Laibach. Villach und Klagensurt können die Fahrt via Franzensfeste-Kufstein bis München beliebig einzeln mit allen Personenzügen am 11., 12. oder 13. August, beziehungsweise 3., 4ten oder 5. September zurücklegen. Die Abfahrt von München erfolgt am 16. August (8. September) um 8 Uhr 20 Minuten früh. — (Concurs.) Vom k. k. Kreisgerichte als Concursgerichte in Rudolfswerth ist über das Vermögen der nicht protokollierten Hcmdelsfrau Clementine Sever (Firma C. Sever) der Concurs eröffnet worden. Zum Concurskommiffär ist der k. k. Bezirksrichter Raab v. Rabenau und zum einstweilige» Masseverwalter Dr. Jos. Rozina in Rudolfswerth bestimmt worden. Die Tagfahrt findet am 20. und die Liquidierungs-Tagsatzung am 28sten Oktober statt. — (lieber den Brand in Serajewo) berichtet der heutige „Slovenec" von dort telegrafisch: Mis jetzt find 1 50OH äufer und lOOOVer -kaufsläden abgebrannt. Al les flüchtet." * * Aus Littai wird uns geschrieben: Am 15. d. Wird in Littai zur Feier des Geburtstages unseres Monarchen ein Kaiserschießen abgehalten werden, zu welchem unter anderen auch die Laibacher Rohrschützengesellschaft eingeladen wurde. Doch beschränkt sich die'Zulassung zu diesem Schießen nicht etwa blos auf die ausdrücklich geladenen Gäste, sondern werden überhaupt alle Schützenfreunde herzlichst willkommen sein. Geschossen wird von 8 Uhr morgenS bis 12 Uhr mittags und von 3 Uhr nachmittags bis 7 Uhr abends. Besonders interessant dürfte sich das auf 9 Uhr abends festgesetzte „Lichtlschießen" gestalten. Daß bei einem solchen festlichen Anlasse auch für die Unterhaltung von Nichtschützen bestens gesorgt ist, brauchen wir wol nicht erst zu versichern. Wir erwähnen hier nur Feuerwerk, Beleuchtung, Musik und einer Damenkegelbahn sowie des belanglosen Umstandes, daß Küche und Keller sich in den besten Händen befinden._________________________________ Witterung. Laibach, 9. August. Morgens bewölkt, heiterer Tag, schwacher West. Wärme: morgens 7 Uhr + 15'2J, nachmittags 2 Uhr + 24-2" C. (1878 + 25 2»: 1877 + 21 2» U.) Barometer im Fallen, 732 85 Millimeter. Da« gestrige Tages-mittel der Wärme + 17 8°, um 2 0° unter dem Normale. Angekommene Fremde. am 8. August. Hotel Stadt Wien. Fleischer, Wien. — Bart, Reisender, Budapest. — Giorgiades Fanny, Triest. — Kren, Kfm., Gottjchcc. — Carpi, Italien. — Aretz, Kfm., Düsseldorf. Hotel Elefant. Pauschitz, k. k. Gymnasialdirektor, Graz. — Perklet, Apotheker, Agram. — Scheidenberger summt Familie, Triest. — Bacnikov, Neumarktl. — Harmel, Sebrelje. — Podvitranski, Pölland. — Kepec, Karlstätten. tatet Europa. Dr. Brüll sammt Gemahlin, Triest, aierifcher Hof. Demsar, k. k. Vizckonsul^ Alexandrien. — Batovec und Skerjanc, Matern. — Strojesko, k. k. Oberlient., Pola^— Fritsch, Student, und Steinwender Anna, Private, Salzburg. Mohren. Majer, Laibach. Verstorbene. Den 8. August. Aloisia Prcmrn, Arbeiterstochter, 3 Mon., Polanastraße Nr. 57, Darmkatarrh. — Michael Fleischmann, Restaurateur, 46 I., Südbahnstraße Nr. 1, chronischer Magenkatärrh. — Dem Eduard Mahr, Handelsmann, ein Kind weiblichen Geschlechtes, Rathausplatz Nr. 17, todtgeboren.____________________________________________ Gedenktafel über die am 13. A ugust 1 879 stattfindenden Li-cüalivneu. 3. Feilb., Zalar'sche Real., Brunndors, BG. Laibach. — 3. Feilb., Poderjaj'sche Real., Unlerdnpliz, BG. Laibach. — 1. Feilb., Zkoda'sche Real, Kleinralschua, BG. Laibach. — 2. Feilb., Zadnikar'sche Real., Dobrava, BG. Laibach. -- 3. Feilb., Fichger'sche Real., Brezje, BG. Radmannsdorf. — 1. Feilb., Prah'sche Real., Berhovskavas, BG. Landstrab- — 2. Feilb., Jüdische Real., Gorica, BG. Egg. — 1. Feilb., Redeg'sche Real., St. Peter, BG. Rudolsswerth. — 1. Feilb., Supau'sche Real., Töpliz, BG. Rudolsswerth. — 1. Feilb., Pavlin'sche Real., Ilnterduplach, BG. Neumarftl. — 2. Feilb., Urankar'sche Real., Koreno, BG. Egg. — 2. Feilb., SevÄek'fche Real., Opaske, BG. Egg. — 1. Feilb., Podborscheg'sche Real., Kaschel, BG. Laibach. — 3. Feilb., Rovtar'sche Real., Rüden, ti(8. Lack. Im Wfinufe „zur J{o|c" (ludenga|fc) täglich frisches (355) l iLsner Wrer. Große lithographische presse nebst dazu gehörigeu drei Steinen ist sogleich zu verlausen. Anbote an die Expedition dieses Blattes. (351) 3-2 Eine geübte Mollistin wird unter guten B e d i n g n i s s e n für gefertigtes Modistengeschäft in T-a.c3.en.1o-a.rg- bis 1. Oktober gesucht. Offerte sind zu richten: IMaria Zramiigg, vorm. Röder, (349) 2—2 Modistin in Judeuburg. in 2. Aufl. «schiene»« Buch: ,Die Oicht“ 1 enthält irprobie Viiuocifuugen zur er» E folßreichtn ««Ibstbehandlung und gä Heilung von 6id|l u. tllieuui-.liimo«. I »Wen, welch« an diesen UeMn ober = E Srlältungikraulheiten leiden, lanti 3 dies Buch wärmsten» empsohlen E W werden. Ein Anhang von At-a lest«« beweist die Siorjüfllichteit der "tij Methode, welche sich tausendfach be-W. wiihrt hat. Preis 36 kr. <1. W. *) — =i Auisiihrl. Prospekt Vers. aus Wunsch Z vorher gratt» u. franco *l|. SaHtB-leitner, Etlpjlg u. flnftl. Borräthig in 0. Grorischeks k. k. Universitätsbuchhandlung in Wien, Stesansplatz Nr. 6, femctbciF.iVOn Kleinmayr in Klagen-furt, welche dasselbe gegen 40 kr. ö. W. in Briefmarken franco überallhin versendet. (5) 8 -4 Telegrafischer Kursbericht am 9. August. Papier-Rente 66 60. — Silber-Reuie 6810. — Gold-Rente 78 55. — 1860er Staats-Anlehen 125 —. — Bank-actien 825. — Kreditactien 268 75. — London 116-90. — Silber —. — ft. k. Münzdukatcn 550. — 2k? Francs-Stücke 9 31'/,. — 100 Reichsmark 57 30. Ein geprüfter und beeideter ofte^peöttor, tüchtiger Manipulant, auch in der Haiidlungsbranche gut bewundert, mit Kenntnis mehrerer Sprachen, sucht einen Posten.— Gefällige Anträge werden unter Chiffre N. K. 1000 au Herrn Bambergs Buchhaudliiug erbeten. (356) 3—1 Weißnäherin, sehr geschickt im Anfertigen von Herren» und Damenwäsche, welche auch maschinnähen und etwas zuschneiden kann und gesetzten Alters ist, ivird zur Unterstützung der Frau in ein feines Wäschegeschäft nach Graz gesucht. Zuschriften ersucht man bis 12. August an die Expedition dieses Blattes zu richten. (354) Ig-f SEK S.2 LL » U »uu USMMvjNi PUJS 0» ann i6al uauoi ‘nag»?) mjoiali SB U MM alppai ‘pni® o» 3|atq an« &B'S S.»!" ■ES 5 ~ .5 .iS a2:.fegfll . > . | S . ftj ^ O ^ >=,2 y» K -- >- 5 S üg*32 = ° Ö«-“ = | ®S 5 -HL 1 £ $f!'»«r ” S-c : R s*$- - - = . u o £'2 21' v, “ is 7, 2 <->> #\) « i?* - 2 y = 5 = KTv o.B£S.=2a« ^ " = 5e 5 £2 ®2 >P~y ö ö W“ 02 »* 5^ «u — >6" Q hwW s s -♦ -♦ PI It| e „ 5 |«iSs-a 8 © tu SS *• .5 U 2 •33 o ja i»> «o o P ,"2 - & S rsi G x ■*-* — o 5 w “™'o®g==Sa'§2.S® =S3) £¥= ’ u c tat* b;=-g g V g 3 | S CS &S £ »I :*!®i siilR «I e ' f AMindigMlg. k. Unterrichtsministerium |)rmat~£efo~ L S^iekugsan^aft für Äätien In der vom h. k. k. Unterrichtsministerium mit dem Oeffciitlichkeits-rechtc autorisierten der Victorine Rehn in Laibach beginnt das erste Semester des Schuljahres 1879/80 mit 15. September. Im Kindergarten, welchen Knaben und Mädchen besuchen, beginnt der Unterricht wieder mit 1. August. Nähere enthalten die Statuten, welche auf Verlangen portofrei eingesendet werden. Mündliche Auskunft ertheilt die Borstehung täglich von 10 bis 12 Uhr vormittags: Laibach, Fürstenhof, Herrengasse Nr. 14 (neu). (337) 5-3 Original-Howe- und Original-Singer-Maschinen nebst anderen bewährter Systeme allerbester Qualität zu Fabrikspreisen unter fünfjähriger Garantie im Generaldepot für Krain bei Franz Detter in LalToacli -u.ia.ter d.er Tra-ntsclxe, X II. Nur dort können auch Nähmaschinen fachmännisch gegen sehr massiges Honorar repariert und geputzt werdeu. gM" Seide, Zwirne, Maschinennadeln und Oele, Bestandteile etc. etc. in grösster Auswahl, bester Qualität und billiger wie überall. Lager von feu.er- und einbruchsicheren Kassen von F. Wertheim & Comp. Druck von Jg. v. Kleinmayr & Fed. Bamberg. Verleger: Ottomar Bamberg. Für dieRedaetion verantwortlich: Dr. Hans KrauS.