Nr. 137. Plänumel»tlon»pie<»: Im Comptoir ganzj. ft. il. halbj, fl. 5 l>o. ßi!r die Zustellung ,«« Hou« halbj. b0 lr. Mi! dci P>,st ss.inzj, <>, '5. hald». si, 7 5<>, Montag, 18. Juni. Insel«el öltetc» N!«bcrholui!ü«n per Zeile 8 fr. 1883. Amtlicher Theil. Gesetz vom 33. Mai 1883 über die Evidenzhaltung des Grundsteuercatasters. (Fortsetzung.) k) Durch periodische Revision. § 24. Im Laufe von mindestens je drei Jahren hat der Vermessungsbeamte in dem ihm zugewiesenen Nayon nebst den durch die eingelangten Anzeigen veranlassten Amtshandlungen in den einzelnen Gemeinden eine vollständige Revision des Besitzstandes in der Art vorzunehmen, dass bezüglich keiner Gemeinde, selbst wem» Anzeigen über Veränderungen nicht vorgekommen wären, der Zeitraum von drei Jahren verstreichen darf, ohne dass der Vermessnngsbeamte die Nichtigkeit der Indicationen sowohl rücksichllich der Personen der Besitzer als auch der steuerpflichtigen Objecte einer vollständigen Revision unterzogen hätte. Erforderlichen Falles hat zu diesem Behufe eine Begehung der Fluren unter Beiziehnng des Gemeindevorstehers oder dessen Vertreters (Vertreters des selbst-ständigen Gutsgebietes) und zweier mit den Besitzverhältnissen vertrauter ortskundiger Grundbesitzer ans der betreffenden Gemeinde stattzufinden, und sind hie.'.u die Grundbesitzer mittelst besonderer Verständigung einzuladen. Auch hat der Vermessungsbeamte bei dieser Re« Vision sein Augenmerk auf die Objectsänderungen zu richten und den Zeitpunkt ihres Entstehens von Amts-wegen zu constatieren. Mit diesen Revisionen ist im Jahre 1884 zu beginnen. x) Bezüglich des Reinertrages. — Bei ObjeclS- zuwächsen. 8 2b Die Ermittlung des Reinertrages der durch eine Aenderung im Objecte zugewachsenen Parcellen (§ 5. Punkt 3 und 4) hat im Pariftcatwnswege zu erfolgen. , ^ Es ist daher der Reinertrag nach denlemgen um. schließenden, benachbarten oder in der Nahe befindlichen Grundstücken zu bestimmen, welche m der Cu tur-art und Bonität den neu zuwachsenden Grundstücken gleichgehalten werden können. Bei Aenderungen in den Gemeindegrenzen. § 26. Im Falle der Aenderung in den Gemeindegrenzen si»d die ans einer Gemeinde in die andere überzustellenden Grundstücke mit dmsrlben Reinertrags-ausätzen beizubehalten, mit welchen sie vor ihrer Ausscheidung in den Grundsteueroperalen veranschlagt waren. Bei Grun dtheiluug en. § 27. Bei Grundtheilungen dars in gleicher Weise der vor der Theilung auf die ganze Pmcelle entfallene Gesammtrcinertrag keine Aenderung erleiden. Derselbe ist daher in der Regel nach Maßgabe des Flächeninhaltes der Trennstücke zu vertheilen. Auf Verlangen eines oder mehrerer der betheiligten Grundbesitzer ist jedoch, falls bezüglich der Trennst iickc bedeutende Aonilätsunlerschied«' obwalten, die Auftheilung des Gesammtreinerttages nach Maß» gäbe dieser Bonilälsunlerschiede von d?m Vermes-snngsbeamlen unter Zuziehung des Gemeindevorstan« des'oder dessen Vertreters (Vertreters des selbständigen Gutsgebictes) und zweier sachkundiger Vertrauensmänner aus der betreffenden Gemeinde vorzunehmen. Bei C o mm a ss ati o nen. § 28. Im Falle eine Zusammenleguug von Grundstücken (Commassation) stattgefunden hat, ist die auf den comnmssierten Gt'sammtgruudcomplex entfallende CiNastral-ReincrlragLsulNlnc auf die Abfindungsgruud« stücke (neuen Planstücke) in demjenigen Verhältnisse zu vertheilen, in welchem der bei Feststelluug des Zu-sammenleaungsplancs für den gesammten cömmassier-ten Grundcomplex zugrunde gelegte Wert zu dem dem betreffenden Abfindungöglunostücke zuerkannten Werte steht. § 29. Die Ermittlung der infolge einer Commas« sation durch die Aenderung der Vewirtschaftungsart eintretenden dauc»nden Cultulverällderungen hat in dem dem Vollzuge des Zusammenlegungsplanes nächstfolgenden Jahre unter Zuziehung von' zwci fachkundigen Vertrauensmännern zu erfolgen, und ist hicbei fest. zustellen, welcher Bttrag von der für das ganze Abfindungsgrundstück ermittelten Neinertragssumme auf die innerhalb der Begrenzung des Abfinduugsgrund« stückes vorkommeuden Culturabschuitte mit Rücksicht auf deren Flächeninhalt, Lage und Bodenbefchaffenheit und sonstige, auf den Reinertrag Einfluss uehmende Mo< mente entfällt. (Fortf. folgt.) Die Staatsfchuldencasfe wird vom I. Juli 1883 an bis auf weiteres die an diefem Tage fällig werdenden, in Silber gegen Ouittuug zahlbaren Zinsen von Obligationen der einheitlichen Staatsschuld auf Verlangen der Parteien auch iu Noten al pari ein-lösen. Selbstverständlich erfolgt, wenn die Partei nicht ausdrücklich die Zahlung in Noten begehrt, die Auszahlung der in Rede stehenden Zinsen nach wie vor in Silber. Wlcn am 13. Juni 1883. Vom k. k. Finanzministerium. Erkenntnis. Das t. t. Lcmdcsgcncht Wicn als Prcssssencht hat auf Antrag der t. k. Staatsanwaltschaft erkannt, dass der Inhalt drö in der periodischen Druckschrift „Das Vaterland" Nr. 159 vom 12. Juni 188l> auf Seite 5 enthaltenen Anfscches mit der Ans schrift „Budapest (Process gegen den Antisemitcnsiihrer Istoczy)" in der Stelle von „Nach Vorausschiäuug der Aemcrlung" bis zum Schlüsse, das Vergehen nach § 302 St. G. begründe, und hat nach 8 49? St. P. O. das Verbot der Weiterverbreitn,!«, dieser Druckschrift ausgesprochen. Nichtamtlicher Theil. Se. Majestät der Kaifer haben, wie die „Grazer Zrituug" mittheilt, dem Ortsschulrathe Friesach eine Unterstützung zum Schnlhausbaue im Betrage von 300 fl. allergnädigst zu spenden geruht. Se. Majestät der Kaiser haben, wie das „Prager Abendblatt" meldet, den Feuerwehren in Steinkirchkn, Tuchoric, Roubovic, Hmraffl, Neundorf uud Weberschan je 60 fl., der Feuerwehr in Königs» berg 80 fl. und jener in Neichstadt«Götzdorf 100 fl.; feiner der Gemeinde Wernersreuth zur Auschaffung von Löschgeräthen 50 fl. uud der Gemeinde Sauersack zur Anschaffung einer Feuerspritze 100 fl. zu spenden geruht. Ueber die Lage der Deutschen in Oesterreich finden wir im leitenden ungarischen Blatte, im „Pester Lloyd", vom 13. d. M. nachstehenden Nriikel: „Ueber die Lage der Deutschen in Oesterreich sendet uns einer der hervorragendsten Politiker von jenseits der Lntha, der unseres Wissens außerhalb der Parteien steht, folgende fehr zutreffende Bemerkungen: ------ ------- Feuilleton. ^ Der zerbrochene Sporn. M Nou.an aus dem Ucben einer großen Stadt. « Von MUH. Hartwig. « (71. Fortsetzung.) M Der Sterbende raffte sich zu einer letzten Anstlen-W Nkng auf: er stützte fich auf einen Arm und den an< > dern drohend gegen sei.m, Sohn ausstreckend, sprach er W"" "Abener^ ^mme^. ^ ^lirdiger Sohn eines ^ Unwürdigen Vaters. Wenn wir auch beide iu einer Cache Mitschuldige sind, fo ist doch jetzt der Augenblick gekommen, wo ich dich ermähnen muss, Gerech' liqleit zu üben Ich weiß. was ln dmiem Herzen ge-M t nnd gelodert hat seit jenem Ta,e an dem ich Veraana nheit zu bereuen. Hute dich. sage lch dir. hilte dich! Nieder auf deine Kn,e hier °n meiner Seite, uud auf deinen Knien schwöre mir dass das, wa« 'du einst drohtest, dich nimmer wieder m Ver. luchung führen soll. Knie meder, gebiete lch dir. seine Knie Wankten und seinen ganzen Körper durch-flog ein Zittern - aber er gehorchte nicht semes ster- W^'^e7'sch"der alte Kuller emer Kräfte, bebend du wagst es, mir selbst jetzt "^i« trotze"? A willst mir nicht gehorchen? Du kaunst den Fluch, den ^ du fürchtest, abwenden und thust es Nicht - so M M er ganz und voll auf dich! Elender Bube, zittere! Ich -" Des Sprechers Hand fuhr nach seinem Herzen und seine Augeu schlössen sich. Zugleich hob eiu tiefer Athemzug seiue Brust, aber noch ehe er fortfahren konnte. fprang Sufanne plötzlich auf und warf sich zwischeu deu Sterbeuden und seinen Sohn, der stumm, starr und bewegungslos dastand. Des jungen Detectivs Blick haftete in brennen« der Erwartung auf der dem Fenster gegenüberliegenden Thür des Gemaches. Wenn Alice in diesem furcht« baren Moment eintrat! 28. C a p it el. Minutenlang herrfchte Todesstille in dem Gemach. Dann ein Röcheln — „Fort mir dir, Weib!" stöhnte der Leidende. „Sie follen jenes Wort nicht aussprechen," rief Susanne, «hören Sie, Sie sollen, Sie dürfen es nicht!" Und den Kranken in ihren Armen festhaltend, drückte sie ihn nieder auf sein Kissen, dabei eifrig verhütend, dafs d?s Vaters zorniger Blick auf Wil-liam falle. Wieder folgte eine furchtbare Miuute. Dann Plötzlich klang es hohl, dumpf, als komme der Ruf aus einem Grabe, durch das Gemach: ..Fluch — Fluch — über Euch beide! Fluch!" Ein leiser Schrei entfuhr Mrs. Lancasters Lippen, aber noch ehe sie an die Seile des Lagers getreten war, hatte der Leidende, dessen furchtbar anklagender, starrer Blick Susanne getroffen, sein Leben ausgehaucht. Erst als Susanne sich mühsam erhob nnd von dem Bett abwandte und dadurch auch William die Veränderung wahrnahm, die mit dem Daraufliegenden vorgegangen, kam wieder Leben in den wie gelähmt Dastehenden, und er war imstande, sich von dem Platze fortzubewegen, an den er fcheinbar regungslos gefesselt gewesen war. Auch dem jungen Detectiv, der, ahnungslos von den im Zimmer Anwesenden, von dem geöffneten Fenster aus eiu Zeuge der gauzen entsetzlichen Scene gewesen war, die sich in dem Gemach abfpielle, war es, als hätte ihn ein Zauber fo lange gebannt gehalten, und er fragte sich, ob es ein böser, berückender Traum gewefen, der ihn geängstigt, oder fchrcckliche Wirklichkeit , als plötzlich die Thür des Sterbezimmers geöffnet wurde und mit einem Antlitz, so todtenbleich und verstört, dass es Richard wie ein Stich durchs Herz gieng, Alice Macdonald auf der Schwelle erschien. Des jungen Mädchens Eintritt schien den Bann, der auf allen lag, zu lösen. Mrs. Lancaster flüsterte ihrem Gemahl einige Worte zu, welchen Sufanne durch hastiges Nicken mit dem Kopfe noch mehr Nachdruck zu verleihen suchte. Er wandle sich darauf sofort um und führte das junge Mädchen nach dem Bibliothekzimmer, das nur matt erhellt war und dessen Thür William, nachdem Alice auf seine Ausforderung vor ihm eingetreten war, hinter sich verschloss. Gleich darauf huschte eine dunkle Gestalt den Corridor entlang, drehte die hier brennende Lampe aus und hockte vor dem Vililiothekcingang nieder, lauschend ails jeden Laut, der in dem Zimmer hörbar wurde. Es war iu der Frühe des folgenden Morgens, als Julie, Mrs. Laucastcrs Zofe, trotz ihrer durch den Todesfall vermchlteu Obliegenheiten, dennoch Zeit dazu fand, Richard Iottrat auf feinem gewohnt?» Spazürgang aufzufuchen. Mit ungewohnter Hast eilte sie auf ihn zu. „O, Sir," rief sie, als sie ihm nahe genug war, „das war eine furchtbare Nacht!" „Ja, ich weiß, der arme, alte Herr ist gestorben." (Fortschung solsst.) iiail'achcr Zeitung Nr. 137 1188 18. Juni 1883. ff Ans Inneiösterreich, Anfangs Juni. Keine geschichtliche Wandlung ist geeigneter zu ernsten Betrachtungen anzuregen, als diejenige, die sich in den letzten zwei Decennien in der Lage der Deutschen Oesterreichs vollzog. Vor 20 Jahren! Herren der politischen Situation, hnch oben auf der höchsten Staffel der politi« schen Hierarchie, voll Stolz und Uebermuth gegenüber politischen Gegnern. Und heute? Machtlos und ohne Einfluss, und was noch schlimmer — gedankenlos und verzweifelt. Tausendmal hörten wir es, dass sich in Action und Reaction, in Schlag und Rückschlag die geschichtliche,« Entwicklungen vollziehen. Die Geschichte der DeMschen in Oesterreich in den letzten Deeennien liefert für diesen Satz allerdings einen neuen Beleg. Aber nicht von diesem allzu bekannten Aufschwung und Niedergang der Macht wollen wir heute sprechen: auffallender ist der Rückgang des Muthes, der Rückfall in Apathie, die sich heute an der „verfassungstreuen" Partei, an den Deutschen in Oesterreich zeigt: nachdem sie über ein Decennium muthig vorwärts strebten und thatkräftig die höchsten Spitzen politischer Macht erklommen hatten. Diese Wandlung mag natürlich und erklärbar sein — aber ist sie auch klug, ist sie einer politischen Partei auch würdig? Untersuchen wir die Sachlage. Bis vor nicht lange noch haben die leitenden Blätter der verfassungstreuen Partei nicht genug Hohn und Spott auf ihre politischen Gegner, auf die Slaven in Nord und Süd, zu häufen gewufst. Dabei wurde systematisch alles Slavische verkleinert, alle und jede Action der Slaven ins Lächerliche gezogen, dagegen jede auch noch so unbedeutende deutsche Demonstration in irgend welchem Winkel Cisleithaniens als eine hochbedeutsame politische Action herausgestrichen. Es war eine grenzenlose Uebertreibung in all diesen Demonstrationen — und diese Uebertreibung rächte sich. Die Wahrheit, von der die Deutschen nicht hören, die sie nicht anerkennen wollten, brach sich Bahn. Die Slaven in Böhmen und in den Alpen waren nicht so machtlos, als man sie in den verfassungstreuen Blättern darstellte, und sie haben nun ihrer wirklichen Macht Geltung verschafft. Jetzt, da die handgreiflichen Thatsachen vor aller Augen dastehen und sich nicht wegleugnen lassen, jetzt geben sich die Herren stummer Verzweiflung hin — statt wie Männer zu handeln. Erst sahen sie keinen Feind — jetzt sehen sie keine Rettung! Das sind die echten Doctrinäre, das ist die unverfälschte Politik des deutschen Michels. Betrachten wir aber die Dinge nüchtern, so ist zwar die Lage der Deutschen in Cisleithanien eine sehr ernste — verloren jedoch wird ihre Sache nur dann, wenn sie dieselbe selbst aufgeben. Denn vor allem darf man nicht vergessen, dass die traurigen Ueber« raschungen, die jetzt den Deutschen in Böhmen und den Alpenländern seitens der Slaven zutheil werden, nur eine Folge der Unterschähung sind, mit der die Deutschen gewohnt waren, ihre Gegner zu behandeln und zu betrachten. Mögen sie nur einmal sich entschließen und der Gefahr offen ins Auge blicken, und sie wird viel von ihrem Schrecken verlieren. Traurig ist es allerdings, das Los der Deutschen, insbesondere der liberalen Partei! Denn sie ist es ja, die in edlem Eifer für die Sache der Freiheit ihren Gegnern die Waffen lieferte, mit denen sie jetzt bekämpft wird. Sie erkämpfte mit Heiher Müh das freie Wort — ihre Gegner bedienen sich jetzt derselben, ihr aber ist es verwehrt. Die liberale Partei hat die Un- abhängigkeit des Richteramtes geschaffen — und sla« vische Richter nützen diese Immunität aus gegen die Deutschen. Die liberale deutsche Partei hat den Parlamentarismus geschaffen — und die Deutschen werden jetzt parlamenlalisch abgeschlachtet. Die drutsch.liberalen Verfassungsa/setze haben die Gleichberechtigung der Na» tionalitäten ausgesprochen — und die Einzigen, die dieser Gleichberechtigung heute verlustig zu werden start bedroht find — sind die Deutschen^ Wie ist diese Wandlung möglich geworden? Wir sagten es schon und wiederholen es, durch zwei grobe politische Fehler: Doctrin und Unterschätzung d>r Gegner. Die Deutschen machten ihre Verfassung aus den Lehrbüchern des Staatsrechtes und bildeten sich ein, dass außer den Deutschen gar kein anderer Stamm die Führerschaft und Herrschaft in Oesterreich be« sitzen und üben könne. Das hat sich schwer gerächt. Ihre Verfassung, auf die sie so stolz waren, ist auf Schritt und Tritt ein Machwerk, das auf die realen Verhältnisse nicht passt und das sie beispielsweise heute vor den größten Verfolgungen des freien Wortes in der Presse nicht schützt! Und ihre Gegner, die verachteten Czechen, beweisen ihnen handgreiflich, dass man zur Uebung der Herrschaft nicht gerade deutscher Philosophie und hehrer Beredtsamkeit bedarf. Die Er. eignisse gaben den Deutschen eine bittere Lchre. Es fragt sich nur, ob sie diese Lehre beherzigen und ob sie die richtigen Mittel ergreifen, um das Versäumte nachzuholen, das Verschuldete gutzumachen? Wir werden in einem nächsten Briefe versuchen, auf diese Frage zu antworten." Zur Vage. Mehrere Blätter melden übereinstimmend, dass der Herr Finanzminister Dr. Ritter v. Dunajewski durch die anhaltend günstigen Steuereingänge in die erfreuliche Lage verfetzt sri, von der ihm durch das Finanza/setz für 1883 ertheilten Ermächtigung zur Ausgabe von Tilgungsrente keinen Gebrauch zu machen. „Es handelt sich — so schreibt das „ Fremde nblatt" — um eine effective Ziffer von zusammen 15 419 700 ft. Zur Aufbringung derselben wäre unter Zuglundelegung des heutigen Tagescurses der Papier- uno Silberrente ein Nominalbetrag von 18 906 500 fi. in ersterer und von 768 700 fl. in der letzteren, zusammen also 19 675 200 fi. noth« wendig, deren Verzinsung 826 360 fl. pro kuuo in Anspruch nehmen würden. Diese letztere Summe wird nun so lange erspart, als der Finanzminister die ihm zur Verfügung gestellte Tilgungsrente in der Staats« casse zurückbehalten kann. Eine derartige Möglichkeit war schon durch ein Jahrzehnt nicht vorhanden, und es bildet gewiss ein sehr zufriedenstellendes Zeugnis für die Finanzlage des Staates, dass Wir nach langen Jahren wieder dahin gelangt sind, wo wir uns in den besten Tagen der neueren Finanzgeschichle Oesterreichs befunden haben. .. . Der erfreuliche Gang, welchen die finanzielle Entwicklung des österreichischen Staates in dem laufenden Jahre genommen hat, darf wohl mit rückhaltloser Befriedigung aufgenommen werden. Hoffentlich wird der nächste Ausweis über die Staatseinnahmen durch seine Ziffern darthun, dass die über das Präliminare hinausgehenden Einkünfte vorzugsweise solchen Auftagen und Steuern zu danken sind, deren zunehmender Ertrag zu dem Schlüsse auf eine Steigerung der Production, Consumtion und Capitalsbildung und somit auf eine Erhöhung des allgemeinen Wohlstandes berechtigt." Auch das „Neue Wiener Tagblatt" kann nicht umhin, die erwähnte Thatsache als eine „erfreuliche und für die Cursentwicklung des Rentenmarktes vorlheilhafte" zu bezeichnen. Nachdem jedoch sein oppv' silwneller Standpunkt es nicht znlässt, den sich hierin manifestierenden Erfolg der gegenwärtigen Regierung offen anzuerkennen, glaubt es die Besserung der Finanzlage bloß dem „reichlichen Einstießen der Steuern, vorzugsweise der neuen", zuschreiben zu müssen. Die „Presse" sagt: „Nachdem der Betrag dec Tilgungsrente ungefähr jenem Betrage gleichkommt für welchen im Jahre 1883 Bedeckungsrente emittier worden ist, so ergibt sich hieraus, dass das Budget pro l883 per Saldo nicht nur im Ordinarium, sondern auch in der Gesammtgebarung leinen Abgang aufweist. Wir wollen nicht behaupten, dass hiemit das Problem, das Deficit definitiv zu beseitigen, gelöst ist; aber jenen gegenüber, welche es lieben, unsere Finanzlage stets grau in Gran zu malen, ist die Con< statieiung der fortschreitenden Besserung unserer Finanzen , der zunehmenden Steuerkraft der Bevölkerung wohl am Platze." — Wir hätten diefen Aeußerungen nur hinzuzufügen, dafs dieselben nach unseren Infor-mationen insofern der wirklichen Sachlage entsprechen, als die Steuereingänge in der That sehr günstige sind und der Herr Finanzminister über so reiche Cassen» bestände verfügt, dass die Nothwendigkeit einer Begebung von Tilgungsrente bis nun allerdings nicht vorhanden ist. Sollte dieser erfreuliche Zustand bis Schluss des Jahres 1883 anhalten, wozu nnter normalen Verhältnissen alle Ausficht vorhanden ist, so ist die Erwartung berechtigt, dass die erwähnte Noth« wendigleit überhaupt vollständig entfallen dürfte. Die „Wiener Abendpost" vom 15. d. M. schreibt: Die „Deutsche Zeitung" repliciert auf die Bemerkungen, die wir gestern an den im „Deutschen Reichsanzeiger" publicierten Erlass, betreffend den Bau der neuen Staatsbahnlinien in Preußen, geknüpft hatten, und sagt: „Weil die unabhängigen Berliner Blätter in dieser Maßregel keine Gefahr für die bezüglichen Verhältnisse in Deutschland erblicken, so sollen die unabhängigen Blätter in Wien sich im ähnlichen Falle auch für Oesterreich beruhigen! Das „ceteriä pa-ridug", das für jeden Vergleich die Voraussetzung bildet, scheint also der guten „Abendpost" ganz außer Zweifel zu stehen." - In der That steht das „cotsriä paribuk" bezüglich diefer concrete« Frage für uns ganz außer Zweifel, nachdem sowohl der Herr Ministerpräsident als der Herr Handelsminister in der be« stimmtesten Weise erklärt haben, dass es sich bei den geplanten Reformmaßregeln im Eisenbahndienste keineswegs um nationale oder politische Motiv?, sondern ausschließlich um verkehrstechnische und strategische Rücksichten handle. Genau dieselben Rücksichten aber sind es sicherlich, welche in Preußen zur Errichtung selbstständiger Eisenbahn-Directionen in den wichtigeren Provinzialhauptstädten geführt haben. Von Stimmen der auswärtigen Presse, welche sich mit der „Eisenbahn-Decentralisationsfrage" befassen, liegen uns heute die folgenden vor: Die „Norddeutsche allgemeine Zeitung" sagt in einem längeren Wiener Briefe: „Der neueste Erisapfel, den die Beunruhigungsfexe in die Bevölkerung geschleudert, heißt: „Decentralisation der Eisenbahnen". Bekanntlich hat Graf Taaffe sowohl wie Handelsminister Baron Pino dem Bürgermeister von Wien erklärt, dass die Regierung an das, was man „Decentralisation der Eisenbahnen" nenne, nicht denken, dass die geplante Mein-Paris und Berlin. II. Um also, wie ich bereits das lehtemal erwähnte, die Wahrheit eines alten Spruches zu ermitteln, mach« len wir uns um Mitternacht auf den Weg ü. Berlin wie der Franzose sagt. Um Mitternacht, nicht so sehr aus dem Umstände, weil gerade damals ein Veranü« gungszug abgieng, als vielmehr deshalb, weil die Gegend von Leipzig bis Berlin an Langeweile so ziemlich das Großartigste leistet, was eine Gegend überhaupt zu leisten imstande ist. Wurden doch, so lange auf dirfer Straße noch Postkutschen verkehrten, alle Kutscher nur 3 Jahre im Dienste behalten, denn nach Ablauf dieser Frist fielen die Aermsten aus Langeweile immer dem Verfolgungsmahnsinn anheim. Diefe Strecke eignet sich also vorzüglich zur Nachtfahrt. In diesem seligen Bewusstsein schlief ich bald ein, um gegen Morgen mit dem Ausrufe: „Berge!" erweckt zu wer-den. Ich glaubte zu träumen, denn wie kämen Berge higher. Aber meine norddeutschen Nachbarn schlugen in ihrer Verzückung so herum, dass ich in empfindlicher Weise von der Wirklichkeit der Situation überzeugt wurde. Als ich trotzalledem keine Berge erblicken konnte und meine Nachbarn darüber befragte, hielten sie mich für sehr kurzsichtig und machten mich aus einige Maul-»vurfshügeln gleichende Erhebungen aufmerksam, welche sich längs der Bahn erstreckten und in der Geographie den stolzen Namen Bergrücken Fläming führen. Durch diese landschaftlichen Reize nun wurde ich trotz meiner entgegengesetzten Bemühungen am Weiterfchlafen verhin-HM und musste der Gegend meine theilnehmende Auf. merksamkeit schenken, auch als sich der Fläming bereits in sein altes Nichts verloren hatte. Glücklicherweise gelangten wir nun bald durch das blutgetränkte Schlachtfeld von Groß-Beeren hindurch zum alten Fürstensitz der Hohenzollern. Schon weit vorher verändert sich das Aussehen der Gegend wesentlich, man fühlt die Nähe einer Großstadt. Natur ward durch Kunst zu einer anderen Natur. Der große Fleiß der Berliner hat die öden Sandstrecken in eine fortlaufende Reihe der schönsten Gärten und Wälder umgestaltet, so dass man von der lieblichen Umrahmung Berlins, da man eben nichts erwartete, auf das freudigste überrascht wird. Leider wurde der berühmte Berliner Kreuzberg durch einige einstöckige Häuser meinem Blicke entzogen. Bei zahlreichen Landhäusern und einigen kolossalen Kasernen vorüber langten wir in der deutschen Reichshauptstadt an, welche in der letzten Zeit besonders infolge der vor 12 Jahren veränderten Bedeutung sich in ungeahnter Weise aufgeschwungen, vergrößert und verschönert hatte, seit Beginn dieses Jahrhunderts ihre Einwoh« nerzahl um mehr als eine Million vermehrt, durch großartige Straßen, prächtige Riesenbauten, lebhaftesten Verkehr, sich in kurzer Zeit den Rang einer Großstadt errungen hatte. Doch gerade aus dieser schnellen, fast unnatürlichen Entwicklung der unbedeutenden preußischen Hauptstadt erfolgt der merkwürdige Umstand, dass großartige Erfolge der neuesten Zeit nebcn Gewohnheiten und Nachtheilen der älteren Periode überall in der Stadt zu finden sind. So braust z. B. die Stadtbahn dampfend über Häuser und Straßen hinweg, während darunter noch die alten Berliner Droschken verkehren, sämmtlich jämmerliche, schlechtsahreude Ein- spänner, Welche, wenn sie sich zufällig in einer Reihe hinler einander befinden, besonders infolge ihrer blau und roth gekleideten Kutscher, ganz an eine ländliche Corsofahrt erinnern. Den von Süden herankommenden Fremden fesseln zuerst die drei nicht weit von einander liegenden Bahnhöfe der Potsdamer, Dresdener und Anhalter Bahn. Berlin besitzt im allgemeinen so ziemlich die schönsten Bahnhöfe, unter denen noch der Stettiner und der schlesische Bahnhof zu erwähnen sind. Die meisten derselben sind aus rohen Ziegelsteinen erbaut, die, besonders gebrannt und zubereitet, eine glänzende, hellgelbe Farbe annehmen. Dieses Baumaterial ist namentlich für neue Riesenbauten in Deutschland sehr beliebt, und man findet Städte, die ganze Stadttheile in dieser Weise ausgeführt haben, z. B. Halle a. d. Saale. Nach Besichtigung der Siegessäule, die sich, nach dem Entwürfe von Strack erbaut, 51 Meter hoch erhebt und deren Spitze die 10 Meter hohe vergoldete Bildsäule der Victoria krönt, traten wir die Wanderung nach der Nationalgallerie und den vereinigten Museen an. Erstere birgt die Meisterwerke der modernen Malerei; letztere alle erdenklichen Sammlungen der Kunst und Wissenschaft. Das Treppenhaus zu den Museen ist von überwältigender Großartigkeit und es nimmt mit seinen sechs kolossalen Wandgemälden, in welchen Kaulbach die Geschichte der Menschheit darstellte, die ganze Aufmerksamkeit des Besuchers in Anspruch. Leicht erklärlich ist es darum, dass man nun den folgenden, schier endlosen Sammlunaen mit immer mehr schwindendem Interesse entgegentritt. Ja es gibt sogar zahlreiche Reisende, welche dergleichen Lnilmcher Zeitung Nr. 137 1189 18. Juni 18»3. Organisation der Staatsbahnen die Residenz nicht schädigen, nicht in irgend nennenswerter Weise beeinträchtigen Werde. Nichtsdestoweniger wird eine Hetze fortgesetzt, als gelte es. die Hauptstadt vom Unter-gange, mit welchem die Regierung sie bedroht, zu retten." — In der „Neuen Preußischen Zeitung" heißt es: ..Die sogenannte Decentralization der Eisenbahnen liefert seit einigen Tagen der liberalen Presse den Stoff zu pathetischen Artikeln über das Thema einer böswilligen Schädigung Wiens durch die Regierung. ... Als Gründe, welche hiebei augerufen werden, gelten das Ansehen nnd der Einfluss der Reichshauptstadt, welche durch Errichtung von Filial' Directionen gemindert würden, sowie der Verlust, den die Wiener Hausbesitzer und Kaufleute durch den Ab< zug von einigen hundert Eisenbahnbeamten erleiden müssten. Das Ansehen einer Stadt, die den Mittel-Punkt des ganzen Reiches bildet, kann jedoch nicht wohl dadurch verletzt werden, dass die Hauptstädte der Provinzen dieses Reiches ebenfalls in ihrer beschränkten Sphäre einiger Geltung genießen. Was aber den Nbzug einiger hundert Mieter und Kundeu betrifft, so wird derselbe durch die fortwährende Zuwanderung aus allen Theilen des Reiches gewiss schnell ersetzt. Uebrigens braucht kaum gesagt zu werden, dass solche Gründe ausschließlich für den naiven Leselkreis der sie dortragenden Blätter berechnet sind.. . . Wie wenig berechtigt das von dieser Angelegenheit gemachte Aufheben in sachlicher Hinsicht ist, ergibt schon die Versicherung des Ministerpräsidenten, dass die in Frage stehende Bahn-Decentralisation noch lange nicht so weitgehend sein würde, als die gegenwärtig in Preußen herrschende." Der «Schwäbische Merkur" bemerkt in einem Wiener Briefe: ..Dass es sich bei der Frage der Decentralisierung der Eisenbahnen nicht bloß um die Sache als folche, sondern um ein Kampfesmittel gegen das herrschende Regierungssystem handelt, liegt auf der Hand, nnd hiezu eignet sich diese Frage um-somehr, als sich seit Jahren ein Rückgang des groß« städtischen Charakters der Metropole nicht leugnen lässt, durch dessen Fortschreiten die Bevölkerung in Mitleidenschaft gezogen zu werden fürchtet. Wenn wir Gefahr liefen, dass die Centralstellen der Eisenbahnen, die jetzt ihren Sitz in Wien haben, nach den Provinz-städten verlegt würden, so schloße dies in der That eine ebenso große Gefahr für den allgemeinen Ver-tehr, wie bedenkliche Nachtheile für unsere Stadt in sich. Allein von den hier ihren Sitz hübenden großen ^senbahnen gehören die Hauptbahnen, als die Staats-bahn, die Nordbahn, die Karl-Ludwig-Bahn, die Süd« bah», die Nordwestbahn, Privatgesellschaflen an. Die Nestbahn und die an dieselbe aüschließrndc-n Alpen» bahnen sowie die Nudolfs-Bahn sind allerdings halb oder aa>,z verstaatlicht, allem der Centralsitz dieser Eisenbahnen, beziehunaMeise die Direction für den Staatsbetrieb, wird nach wie vor n, Wien bleiben müssen. Es kann sich also nur um die nicht in Wien einmündenden Provinzbahnen handeln, welche Elfen-bahnen ohnehin eine gewisse decentrallstlsche Emrlch-tuna haben, indcm die an Ort und Stelle bestehenden Aemter mit einer gewissen Autonomie ausgestattet sind. Schon aus diesen Daten ersieht man. dass, wenn es sich auch nicht leugnen lässt, dass von "atwnaler Seile aus politischen Gründen und im Iuteresse söoera-listischer Tendenzen alle Hebel angesetzt werden, um eine Decentraliswmlg der Eisenbahnen zu erwirken, die Sache doch nicht überschätzt werden darf, nachdem seitens der NeMru'.la. erklärt worden lst. dajs ste weder mit Rücksicht auf nationale Bestrebungen Ver- änderungen vornehmen, noch die Interessen der Stadt Wien schädigen lassen wolle." — In ähnlicher Weise äußert sich auch die „Leipziger Zeitung". Aus Berlin wird unterm 14. d. M. gemeldet: Die „Posener Zei-tung" theilt einen C'rcularerlass der Posener Regie« rung an die Kreis-Schulinspectoren mit, wonach auf Veranlassung des Eultukministers die Rücknahme aller auf Grund der Verfügung vom 7. und 27. April getroffenen Anordnungen inbetrefs der Ertheilung des katholischen Religionsunterrichtes in deutscher Sprache angeordnet wird. — D>r „Neichsanzeiger" theilt die Anerbielungcn der Staatslegierung an mehrere Privatbahnen behufs weiterer Durchführung des Staatsbahn-systemes mit. Danach sind geboten: der oberschlesifchen Bahn für die Stammactien aller Kategorien eine feste Iahresrente von 1O'/z pCt. und eine bare Zuzahlung von 15 Mark pro Actie; der Berlin-Hamburger Bahn eine feste Iahresrente von 14'/, pEt. und eine bare Zahlung von 60 Mark pro Actie; der Altona-Kieler Bahn eme feste Iahresrenle von 4^ pCt. und eine bare Zuzahlung von Up/, Mark pro Actie; der Vreslau'Schweidnitz.Freiburger Bahn eine feste Jahres, rente von 4'/, pCt. und eine bare Zuzahlung von 30 Mark Pro Actie; der rechten Oderufer«Bahn für Stamm- und Prioritä'ts-Stammactien eine feste Jahres, rente von 7'^ pCt. und eine bare Zuzahlung von 30 Mark pro Actie; den Actionären der Posen-Kreuz-durger Bahn ist für je drei Stammactien eine Staats« schuldverschreibung im Nennwerte von 300 Mark, vom 1. Juli 1884 verzinslich, und für eine Prioritäts-Stammactie zu 600 Mark eine Staatsschuldverschrei, bung im Nennwerte von 600 Mark, vom Neujahre 1881 ab verzinslich, angebotei«. Die Annahme der Offerte muss bis 15. Oktober erfolgen, eine Erhöhung der Offerte wird als ausgeschlossen bezeichnet. Aus St. Petersburg schreibt der „Pol. Corr." ihr Correspondent in bemerkenswerter Weise unterm 10. Juni: Die Affaire des Moskauer Bürgermeisters Tjchi. tscher in ist in einer Weise aufgebauscht und dem Auslande so entstellt vermittelt worden, dass sie einer giündlichen Berichtigung bedarf. Es heißt allgemein, dass der Moskauer Bürgermeister in seiner Ansprache an den Kaiser nichts Geringeres als die Verleihung einer Verfassung gefordert habe. Diese Nachricht ist entschieden falsch. In Ermanglung einer Autonsation, dm Text der Ansprache des Bürgermeisters zu ver« öffentlichen, ist Ihr Correspondent in der Lage, auf Grund einrr authentischen Mittheilung eine genaue Analyse der fraglichen Ansprache mitzutheilen. Der Bürgermeister constatierte zuvörderst, dass die aus Anlass der Kröuung versammelten Vertreter aller Municipalitäten Russlands einem imposanten Er-eignisse beiwohnen, welches bestimmt ist, die Morgen« rothe einer neuen Aera für das Vaterland zu ver» sinnlichen. Hierauf bemerkte der Redner, dass selbst in diesem feierlichen Momente es unmöglich fei. die letzte fchmerzliche Periode fowie die Gefahren zu vergessen, welche die unsichtbaren inneren Feinde Russ« land bereitet haben. Glücklicherweise sei es heute — o fügte Herr Tschitscherin hinzu — klar erwiesen, dass jede Gefahr durch eine Gemeinsamkeit der Action des Souveräns und des Landes, an welches die Re< yierung zu appellieren, und zwar jedesmal mit Erfolg zu appellieren Gelegenheit hatte, beseitigt werden umfangreiche Gallerten mit Stöhnen und Aechzen durch« wandern, als hätten sie die anstrengendste und unan« genehmste Arbeit zu vollziehen, froh wenn sie zu dem Ende der einen oder der anderen Abtheilung gelangen. In einiaen mühevollen Stunden hat so ein Bedauerns-werter alle Culturfortschritte des Menschengeschlechtes besehen Jahrhunderte der Kunst dmchwandelt und die Vteisterwerke der Jetztzeit bewundert, im Schweiße badend und müde eilt er dem Au^ange zu. O weh! da öffnet sich seitwärts ein neuer Tract, den er noch N'cht gesehen; welche Mühen stehen ihm da noch bevor; Mit gebückter Haltung und matten Augen durchwan-dert er hoffentlich doch die letzten Sale. Doch nem am Ende derselben winkt noch ein Thor; er entschließt sich, den Kelch bis zur Neige zu leeren todtenmüde schleppt er sich zur letz.en Thüre, aber o Freude! welch eine willkommene Anfschr.ft Prangt daran: .Eingang verboten. wegen Reinigung der Local.taten" An Stein fällt dem Armen vom Herzen, erleichtert und befriedigt flieht er aus dem Bereiche der Kunst i" die nächstqelegene Restauration. So ergeht es den Meisten Fremden, Kunstkennern «nd La.en wahrend die Einheimischen meist keine Kenntnis der Kunstschatze haben, die ihre Stadt birgt. Ware es darum nicht besser, statt in so zuhäufen, die dann eben wegen ihrer großen Zahl an Nert schr verlieren müssen u"d wnen wahren GennsK Mehr zu bieten vermögen, dieselben lieber mehr auf dem Lande in kleineren Provinzstädten, zu vertheilen, die in die er Hinsicht ihren Bewohnern nichts bieten. Die Idee scheint im vorhinein absurd, doch es ließe sich darüber streiten. Die Kunstschätze wären nur eben dann nicht eine Lockspeise für Fremde und ein Aushängeschild des Nationalvermögens, sondern ein echter Kunstgenuss uud ein Bildungsmittel für die Einwohner! Ein erhöhtes Interesse gewährt jetzt Berlin durch die Hygiene-Ausstellung, die alle Gebiete des Gesund helts- und Nettungswesens umfasst, von denen ich be. sonders die trefflichen Lazaret he und Kranken-wagen der öst er reich ischen Gesell schaft vom Rothen Kreuze und das dreistöckige, sehr luftige, lheilweise aus Holz erbaute und mit reichem Blumen-schmuck versehene Normalhaus erwähnm will. Die Ausstellung wird durch den Bogengang der Stadtbahn in zwei Theile gespalten. Die Stadtbahn kommt schon von Charloltenburg her. also vom äußersten Westen Berlins, «nd zieht sich in weitem Bogen bis zum schlesischen Bahnhöfe, also zum Osten der Stadt hin. Staumn und Bewunderung ergreift den Fremden vor der Größe einer Stadt, die man in rasender Eile durchfahren kann. Beständig auf einem hohen, drei« und viergeleisigen Bogengänge durchsetzt die Stadtbahn den dichtbewaldeten Thiergarten, braust dann über lebhafte Straße,!, großartige Plätze, über Dächer und Gärten hinweg, eilt durch geräumige Höfe und herrliche Bahnhofshallen, übersetzt mehreremale die Spree, immer weiter in schnellem Laufe nnd immer noch kein Ende der Siraß.n und der Häuser. Das sind gewaltige, stets wechselnde bunte Bilder! könne. Wenn der Tag — was eine unzweifelhafte Sache sei — erschienen sein wird, an welchem das Land berufen sein werde, dem Souverän bei dem Mrke der gemeinsamen Pacification Russlands beizustehen, werde auch nicht die geringste Gefahr mehr erübrigen. Es ist gestattet zu hoffen, so schloss Redner, dass die Stunde für die russische Nation geschlagen hat, und dass die Feierlichkeit der Krönung hiefür da« beste Pfand fei. Offenbar enthält diese Ansprache keinen Misston und keinerlei subversiven Gedanken, und dennoch hat der Minister d»s Innern die Veröffentlichung derselben nicht gestatten zu sollen geglaubt. Infolge dessen begannen hierüber geheimnisvolle Versionen in Umlauf zu kommen, und, Gegenstand aller Conversationen geworden, ist nichts natürlicher, als dass die Ansprache des Bürgermeisters entstellt in die Spalten der ausländischen Presse übergegangen ist. Auch von der Demission des Bürgmneisters von Moskau ist die Rede gewesen. Denjenigen, welche mündlich dieses Gerücht Herrn Tschitscherin überbrachten, erwiderte derselbe ebenso ruhig als logisch: „Warum sollte ich meine Demission geben? Von meinen Wählern auf diefen Posten gestellt, hänge ich vor allem von ihnen ab, und so lange sie mit meiner Hallung zufrieden sind, werde ich auf meinem Posten ausharren." Der Kaiser nnd die verständigen Persönlichkeiten seiner Umgebung haben sofort die Nothwendigkeit begriffen, die Moskauer Bevölkerung nicht zu verletzen. Tschitscherin. weit entfernt, von der kaiserlichen Un» gnade getroffen zu sein, ist im Gegentheil seither während der Dauer der Moskauer Festlichkeiten wiederholt der Gegenstand besonderer Aufmerksamkeit von Seite des Kaisers gewrsen, Ueber die voll Srite der Polizei in St. Peters-durg während der Krönungsfestlichkeiten getroffenen Maßnahmen zeiqt man sich in Hofkreisen sehr verstimmt. Man findet daselbst, dass unnöthigerweise einfachen Slraßenscenen. welche lediglich durch berauschte Muziks hervorgerufen wurde«, ein politischer Anstrich gegcbrn wurde. Mau schrie, man brüllte in den Straßen, aber alles dies überschritt nicht die Grenzen des auch in anderen Großstädten bei analogen Anlässen zum Durchbruch gelangenden excessive« Enthusiasmus eines sich überall gleichenden Straßenmobs. Wenn es auch angezeigt war, diesen Ausschreitungen durch Polizeimaßnahmen entgegen zu wirken, so war es doch eine völlig verkehrte Anordnung, das Nationalfest zu untetbrechen und hiedurch zu den gewagtesten Auslegungen Anlass zu bieten. Etwas Misstrauen hinsichtlich der Stimmung der Hauptstadt ist zurückgeblieben. Ein feierlicher Einzug des Kaiselpaares wird morgen nicht stattfinden. Die Majestäten werden sich bloß einige Minuten in der Kasan-Kathedrale aufhalte», nachdem sie zuvor auf dem Nikolai-Bahnhofe die Glückwünsche der Municipalität, der Coiporalwuen und verschiedener Deputationen entgegengenommen haben werden. Darauf begeben sich dieselben direct nach Peterhof. Nichtsdesto» weniger wird in einigen Tagen, und zwar erst dann, wenn der ganze ossicielle und geheime Moskauer Polizei'Apftarat hier wied.r reiustaUiert sein wird, der feierliche Einzug der Majestäten in St. Peters« bürg stattfinden. Tagesneuigkeiten. — (Truppen-Inspicic rung) Das Infan» tcrieregiment JIM. Freiherr v. Kussevich Nr, 33 wurde am 15. d. M. morgens von Sr. Majestät dem Kaiser im Prater inspiriert. Das Regiment war in Marsch, adjustiernng auögeriickt und hatte oberhalb der Kaiser-Iosef-Brücke, in Bataillonsmassen formiert, unter dem Commando seines Obersten Brecht von der Wallwacht Aufstellung genommen. Um (i Uhr erschienen Se. Majestät der Kaiser in Begleitung des Generaladjutanten Feldzeugmeister Baron Mondel und GM, Freiherrn von Popft, dann der Flügeladjutanten Majors Grafen Chri-stalnigg und Majors Grafen Rosenberg auf den« Ren-dezvousplahe, und wurden von Ihren k, und k, Hoheiten dem durchlauchtigsten Kronprinzen Erzherzog Rudolf und dem durchlauchtigsten Herrn Erzherzog Johann, ferner von Sr. Durchlaucht dein Oberststullmeisler Prinzen von Thurn uno Taxis, dem llandescommandierenden FZM. Baron Bauer, der dienstfreien Generalität und zahlreichen Stabs« und Oberofficieren ehrfurchtsvoll begrüßt, Se. Majestät ritten sodann zu dem aufgestellten Regiment und liehen die Uebungen vornehmen, die sich auf die Details des taktischen Exercierens, die zerstreute Fechtart und die Feuerdisciplin erstreckten, Um 7-'/i Uhr war die Inspicierung beendet. Se. Majestät der Kaiser lehrten in die Hofburg. Se. k. und l. Ho« heit der durchlauchtigste Kronprinz lehrte nach Laxen-bürg zurück. — (Das zweite Opfer der Congo-Expedition.) Wir haben kürzlich den Tod des Mitgliedes der Congo-Expedition Oberlieutenant Kallina gemeldet. Wie nun der „Agramer Zeitung" aus Karlstadt berichtet wird, ist Napoleon Luköic. Mitglied der Stanley-Expedition am Congo, der Sohn des Karlstädter Bür« gers und Kaufmannes Pet. M. A. LukHit, ein hoffnuna.2, Laibacher Zeitung Nr. 137 119« 18. Juni 1883. voller 2(1jähriger junger Mann, am 18, März ii, Ma-nyanga, im Innern Afrikas, gestorben und am 19. März daselbst begraben worden. — (Ueber die letzte Sonnenfinsternis) wird dem Reuter'schen Bureau aus San Francisco unterm 12. d. M. gemeldet: „Die Sonnenfinsternis am 6, Mai wurde von der Carolinen»Insel aus durch die englischen, amerikanischen und continentalen Astronomen höchst erfolgreich beobachtet. Der Himmel war während der ganzen Dauer der Verfinsterung ausnehmend klar. Die Corona hatte die Länge von zwei Sonnendurch-messern. Das Tageslicht zu Mitte der gänzlichen Ber» finsterung entsprach der Lichtstärke bei Vollmondbeleuchtung. Sehr gelungene Beobachtungen wurden von Dr. Ianssen und Professor Tacchini gemacht. Die V-Linie des Spectrums war dunkel in der Corona sichtbar. Der Planet Vulcan (angeblich zwischen Sonne und Mercur) wurde von Herrn Palisa nicht gesehen. Gute Photographien der Corona erzielten Dr. Ianssen und die eng« lischen Beobachter, welche auch in der Aufnahme der Strahlenbüschel erfolgreich waren. Das blaue Ende des Epectrums der Corona wurde gleichfalls in höchst gelungener Weife photographiert." — (Knoblauch gegen die Hundswuth) M. Bouley, Mitglied der franzüsifcheu Akademie der Wissenschaften, gab kürzlich über die Entdeckung einer Cur gegen Hydrophobie Auöknnft, bei welcher der Knoblauch ausschließlich zur Verwendung kommt. Seitdem ist die angeführte Methode versucht worden, und zwar mit den besten Resultaten. Ein portugiesischer Arzt hat Bouley mitgetheilt, dass er im Lause weniger Monate neun am Viss toller Hunde leidende Patienten in Behandlung nahm — sämmtlich nach Bouley'scher Methode — und eine vollständige Heilung erzielte, während andere Kranke, welche nach der alten Methode der Aus< brennung der Bisswunbe behandelt wurden, der fürchterlichen Krankheit erlagen. Nouley ordnet Folgendes an: Dem Patienten wird zuerst die Bisswnnde mit Wasser ausgewascheu und danach gut mit pulverisiertem Knob< lauch eingcrieben. Außerdem hat der Patient eine starke Abkochung aus Knoblauch und Wasser während acht oder neun Tagen häufig zu sich zu nehmen, und auch längere Zeit in der eineu oder anderen Form Speisen mit Knoblauch zu genießen. — (Diamanten in den Zähnen.) Eines der eigenthümlichsten Zahnverschönerungsmittel ist jüngst in einem toltclischen Grabe in Mexiko entdeckt worden. Man fand das Gebiss eines Häuptlings mit in die Schneidezähne eingesetzten Edelsteinen garniert, Es ist dies ein interessanter Beitrag zu jenem Abschnitte der Menschenkunde, der von der Feilung und Färbung. über< Haupt von der Entstellung der Zähne handelt. — (Räuber zu Velociped.) Nmerikauische Blätter bringen über diese neueste Form des Handwerksbetriebes der dortigen Strauchritter folgende Notiz: ..Das Dorf Essex in Massachusetts wurde diesertage von einer Bande, die auf Bicycles kam und verschwand, vollständig ausgeraubt." Locales. — (Bestätigung.) Se. k und l. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster Entschließung vom 1. Juni d. I. den Superintendenten«Stellvertreter und evangelischen Pfarrer helvetischer Confession in Wien Otto Schack als Superintendenten der Wiener evangelischen Superintendenz helvetischer Confession allergnä-digst zu bestätigen geruht. — (Landtagswahl.) Da der Landtagsabgeord-» nete Herr I. Ku schar sein Landtagsmaudat niedergelegt hat, so findet in der Handels« und Gewerbelammer für Krain eine neue Landtagswahl am Dienstag, den 19. Juni. d. I. statt. — (Vermählung.) Aus Graz. 16. d. M. schreibt man: Heute vormittags fand in der Hof- und Domkirche die Vermählung des Fräuleins Hedwig Edlen v. Lehmann, Tochter des k. k, OberlandeSgerichtS-rathes Herrn Edlen von Lehmann. mit Herrn Otto Frä'nzl Ritter von Besten eck, l. l. Bezirlscom« missär. statt. — (Die Generalversammlung des Laibacher Vollsküchenvereins) fand. wie schon mitgetheilt, am 13. d. M. abends statt. Der Obmann des Vereins. Herr Stadtcafsier Hengthaler. begrüßte die Versammlung mit einer längeren Ansprache, der wir folgende Stellen entnehmen: Mit Ende April d. I. hat der Verein das fechste Jahr seineS Bestandes erreicht, und es war dieses soeben abgelaufene von den gleich günstigen Erfolgen begleitet als die früheren. Es wurden 49092 Speise- und 61336 Brotpoitionen verabreicht, um 4377 Speise- und um 16 165 Brotportionen mehr als im Vorjahre. Das dem Vereine gewidmete Wohlwollen seitens dessen Gönnern und Freunden blieb dem» selben in erfreulichster Weife erhalten, und es wurden dem Vereine auch im Laufe diefes Jahres namhafte Summen gespendet. Redner votierte nun allen jenen Persönlichkeiten und Corpurationen, welche sich um die Laibacher Volksküche hervorragend verdient gemacht, den Dank des Vereines, und zwar in erster Reihe dem hoch» verehrten Herrn Landespräsideuteu A, W i ntl er. der verehrten Frau Protectorin Ieannette Recher sowie deren ganzen Familie, der lrainischen Sparcasse, der krainischen Escompte « Gesellschaft, dem Ehrenmitgliede Herrn Ritter von Gutmannsthal-Venvenutti. dem Herrn Josef Gor up und Lucas Svetel. Ferner sprach Herr Hengthaler noch der Küchenleitung, und zwar den unermüdlich thätigen Damen Frau ThereseHübschmann. Küchenvorsteherin, Frau Caroline Ahn. deren Stellvertreterin, dem Ausschuss« mitgliede Frau Fichtl, einigen andern Damen, und schließlich der Presse den Dank aus, sowie auch der löbl freiwilligen Feuerwehr für deren thätige Mithilfe bei den Frei« und Festessen des Vereines. Aus dem Ver-waltungsrathe sind während des soeben abgelaufenen Vereinsjahres zwei Mitglieder ausgetreten. Frau Leouie Wein hart — welcher um den Verein hochverdienten Dame Redner einige warme Worte widmete — und Herr I. Achtschin. Diesem ebenso anschaulichen als anregenden Vortrage des vielverdienten Gründers der Laibacher Volksküche folgte nun der Rechenschaftsbericht des Herrn Cassiers Albiu Achtschin, worauf zur Wahl des neuen Ausschusses geschritten wurde. Mit Ausnahme zweier Neuwahlen in denselben, der Frau Hedwig v. Radics und des Herrn I, Müller, Photographen, blieb der Ausschuss unverändert der gleiche sowie im vorigen Jahre, ebenso wurden auch die Rechnungsrevisoren, die Herren Valenta. Bradaska undKlemenzhizh, wiedergewählt. Es ergriff nun das neue Ehrenmitglied, Herr Dr. Ritter v. Gutmannsthal - Benve nutti. das Wort und hielt, wie bereits neulich betont, eine überaus sympathisch aufgenommene Rede an die Versammlung, welche ungefähr dahin lautete, „dass er die Laibacher Volksküche von ihrem Entstehen bis auf heute aufmerksam beobachtet habe und es ihn aufrichtig freue, constatieren zu können, dass sich dieses Institut insbesondere vor andere,« ähnlichen durch einträchtiges Zusammenwirken der Mitglieder auszeichne. Dazu, dass es dem Vereine gelungen sei, so opferwillige, ausdauernde und unermüdliche Persönlichkeiten gefunden zu haben, dazu gratuliere er der Laibacher Volksküche, deren Ehrenmitglied zu sein freue ihn innigst und danke er für diefe Ehre von ganzem Herzen." Im weiteren Verlaufe feiner Rede hob Herr v Gutmannsthal hervor, „dass er dem Vereine auch seinen besten Dank darbringe für dessen freundliche Mithilfe und die bereitwillige Aus» führung seiner Ideen und seines lebhaften Wunfches, anlässlich der beglückenden Anwesenheit Sr, Majestät des Kaisers auch den Armen der Stadt Laibach einen Festtag zu bereiten und dieselben in den Räumen der Laibacher Volksküche zu bespeisen." Schließlich ver. sicherte Redner, „dass er dem Vereine stets eiu förderndes Wohlwollen entgegenbringen und demselben allezeit ein hilfsbereiter Freund sein und bleiben werde." Diese ebenso edelgedachten als von warmer Nächstenliebe dictierten Worte machten den tiefsten Eindruck auf die Zuhörer, welche ihrer Empfindung beredten Ausdruck verliehen Nach Besprechung einiger internen Angelegenheiten wurde die Generalversammlung geschlossen. — e8. — (Gemeindewahl.) Bei der am 26. Mai d. I. stattgefundenen Wahl der Stadt- zugleich Ortsgemeinde Gottschee wurde Josef Braune, Nealitätenbesitzer in Gottschee, zum Gemeindevorsteher wieder gewählt. Zu Gemeinderäthen wurden, und zwar wiedergewählt: Anton Häuf. Realitätenbesiher und k. l. Postmeister in Gottschee; Mathias Petsche. Nealitätenbesitzer in Gottschee; Josef Kren, Nealitätenbesitzer und Handelsmann in Gottschee. Nengewählt wurde: Florian Tomiö. Realitätenbesitzer in Gottschee. — (Section Eisentappel des österreichischen Touristenclubs.) Am 21.Iuni l, I. wird das „Frischauf-Haus" am Grintovc in den Sannthaler Alpen für den Touristenverkehr geöffnet und bis Ende September l. I. offen gehalten bleiben. — (Gmünd in Körnten und seine Umgebung) ^Malta- und Liseithal^ Herausgegeben vom Gmündner Gebirgsverein. 1383. Selbstverlag des Vereines. DaS in diesem Buche behandelte Gebiet fällt ungefähr mit dem Gerichtsbezirle Gmünd zufammen und umfafst das Quellengebiet der Malta und Liser mit Ausschluss des Milstätter Sees. Für Touristen und Sommerfrischler, welche die kärntnerische, am Zusammenflüsse der eben genannten Gewässer liegende Landstadt aufsuchen, bildet das mit Fleiß und Geschick zusammengestellte, von Bertschinger in Klagenfurt hübsch ausgestattete Büchlein einen tresslichen Behelf, der im allgemeinen Theile über Land und Leute, meteorologische und geologische Verhältnisse genaue und sichere Auskunft ertheilt, während der zweite (touristische) Theil ein möglichst vollständiges Verzeichnis der im Bezirke Gmünd auszuführenden Touren nebst kurzen Andeutungen über Weg, Entfernungen, Aussicht und dergleichen gewährt. Die Angaben beruhen fast durchaus auf eigener An> fchauung; auch geschichtliche Daten sind beigegeben, Am Schlüsse folgt der für da« Maltathal geltende Führertarif. Die Rührigkeit deS Gmündner Gebirgsvereines wird durch die angezeigte Aroschüre in einer Weise bezeugt, die allgemeine Anerkennung und seitens ähnlicher Corporations Nachahmung verdient. Lottoziehnngen vom 16. Juni: Wien: 55 24 26 6 59. l Graz: 48 35 55 60 30. Neueste Post. Wien, 17. Juni. (Wiener Zeitung.) Se. k. und l. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster Entschließung vom 21. Mai d. I. den Weihbischof der Prager Erzdiöcese Dr. Karl Prucha zum Bischöfe vo>: Vndweis allergnädigst zu ernennen geruht. Temesvär, 16. Juni. Nach drückender Hitze erfolgte nachmittags hier und in der Umgebung starker Hagelschlag, dem ein schwacher, aber andauernder Regen folgte. Agram, 16. Juni. Der Zusammentritt be< Landtages wurde endgiltig für die zweite Hälfte des Monates Juli festgesetzt. München, 16. Juni. Die Königin von Spanien ist abends mit dem Courierzuge nach Wien abgereist. Zur Verabschiedung erschienen auf dem Bahnhofe die Prinzen Luitpold, Ludwig Ferdinand und Alphons snwie die Prinzessin Maria de la Paz und der spanische Gesandte Graf ron Benomar. Madrid. 16. Juni. In der Umqebung von Ares richtete die „Schwarze Hand" großen Schaden in den Weingärten durch Ausreißen vieler Weinstöcke an. Belgrad, 17. Juni. Der Finanzminister ist heute nach Wien abgereist, wo derselbe zwei Tage behufs ärztlicher Consultation verweilen wird, um sich hierauf nach Karlsbad zu begeben. Sunderland (Hafenstadt in der englischen Grafschaft Durham), 16. Juni. Nach dem Schlüsse der heutigen Kindervorstellung in Victoriahall entstand beim Ausgange aus dem Theater ein schreckliches Gedränge, wobei mehrere Kinder niederfielen, während die nachfolgenden iiber die gefallenen hinweg-fchritten. Circa 5)0 bis 70 Kinder sollen erdrückt und 300 verletzt worden sein. Snnderland, 16. Juni. Weiteren Ermittlungen zufolge wurden gegen 160 Kinder erdrückt. Handel und Volkswirtschaftliches. Alpine Montan . Gesellschaft. Die erste ordentliche Generalversammlung der österreichischen alpinen Montan« Gesellschaft wurde am 15. d.M, in Wien unter Vorsitz des Ver-waltungsraths-Präsidenten Ludwig Grafen Wodzicky abgehalten. Der vom Gcneraldirector Herrn Karl Aug. von Frei erstattete erste Geschäftsbericht, welcher die Periode vom Zeitpunkte dcr Constituierung der Gesellschaft — 19. Juni 1881 — bis Ende Dezember 1682 umfasst, gibt zunächst einen Ueberblick der ver-schicdenen wegen Abschlusses der Kaufs- und Fusionsverträge mit den neun i» die alpine Montan-Gcsellschaft aufgegangenen Industrie-Unternchmullgcn. Der Grundbesitz, welcher von der Gesellschaft durch ihre eigenen Organe bewirtschaftet wird. um-fasst 154 502 Hektaren - 268482 Joch; außerdem ist die Go sellschaft an dem Besitze der Vordernberger Radmeistcr.Lom' munität per 38 742 Hektaren mit fünf Zwölftel verantheilt. Im ganzen ergab sich eine Facturensumme von 20 683 275 sl. Die Bilanz weist einen Brutto-Ertrag aus von 4 724 216 st. hi> von kommen in Abzug: die Passivzinsen mit 1 325 557 fl,, für Gcneral'Unlosten, Bankprovision, Einkommen- und Erwerb» steuer 74« 017 fl, die Abschreibungen mit 650 327 fl. Es verbleibt daher ein Gcwinnsaldo per 2 002 314 fl. Die Versammlung ertheilte dem Vcrwaltungsrathe ohne Debatte das Ab« solutorium. Die Anträge des Vcrwaltungsrathcs: von dem Gcwinnsaldo per 2 002 314 fl. zur Einlösung des Dividenden« coupons per 1. Juli 1883 mit 5 fl. per Actie 1 500 000 fl zU verwenden und von dem verbleibenden Ueberschusse per 502 314 Gulden den Rescrvcfond mit 10 pTt., d. i. mit 50 231 st. zu dotieren, 10 pCt, als Tantieme an den Vcrwaltungsrath mit 50 231 fl,. 5pCt. als Tantieme an die Direction mit 25 115 st. z« vertheilen und den Rest von 376 735 fl. auf neue Rechnung vorzutragen, ferner der Antrag, diesem Gewinnvortrage einen Ve< trag von 50 000 fl. für Pensions» und Bruderladczwecke zu entnehmen, wurden ohne Discussion angenommen, und gelangt der am 1. Juli fällige Actiencoupon von morgen ab zur Ein-lösung.____________________________________________ Verstorbene. Den 16. Juni. Margarctha Oven, Uhrmachers-Witwe, 74 I,, Ilovca Nr. 18. Alterschwäche. — Karl Otto Marquis Gozani, Bezirkscommissä'rs'Sohu. 14 Mou, Theatergasse Nr. 3, Keuchhusten und Gehirnhöhlen'Wassersucht. — Franz Ievnitar, Sichcrheitswachmann, 29 I., Chrüngasse Nr. 9, Lungentnbür« cnlose. Den 17. Juni. Maria Ivanc, Oberconducteurs-Gattin 48 I., Petersstraße Nr. 40, Lungenschwindsucht. — Franz P"' ga^nil, Hausbesitzcrs'Sohn, 8 Monate, hradetzlydorf Nr. 23, Blutzcrsetzuug. — Josef Blumauer, Sattler und Riemer, 24 I>, Polanadamm Nr. 4, Bauchfellentzündung. Im Spitalc. Den 15. Juni. Franz Indihar, Knecht. 29 I., Polana-straße Nr. 42 (Spitalsfilialc). Variola. Meteorologische Beobachtungen in Laibach.^. 5 -5 W 55 5 ^r H 7U.Mg. 732.22 -j-16.6 O. schwach bewölkt „^ 16. 2 „ N. 730.99 ^-21.9 NO. schwach halbhcitcr ^« 9 „ Ab. 732.05 4-16.0 SW. schwach zicml. heiter "^ ?U.Mg.> 733.04 -4-16,5 windstill bewölkt > i«lKi 17. 2 „ N. 732,30 -^22,2 W. schwach bewölkt ! c«^ 9 „ Ab.! 732.52 >1?,0 windstill bewölkt ,""" Den 16. tagsüber meist bewölkt, cinigemale geringer Regen. etwas Sonnenschein, dunkle Wolkenzüge, gegen Abend Auf' heiteruna. Den 1?. tagsüber abwechselnd Regen, Sonnensche"'' abends Regen. Wetterlcuchtteu in NO. Abends nach 10 Uhr hestiger Platzregen. Das Tagesmitlel der Wärme -j- 18.2" ui'v -4- 18,6«. beziehungsweise um 0,2« unter und 0.2° über deM Normale._______________ ___^ Verantwortlicher Redacteur: P. v. Radlcs. 11N1 Course an der Wiener Börse vom 16. 3mn 1883. M« dem 0^^ CoursblMe) Gelb war» Ttaots'Nnlehen. «ottntnt«.......78-50 ?ü?c »llberrnlt«.......?9 1U 79 »5 l»54li 4»/, Vt»at«lose . «50 fi. 12» '- i!iu 50 18«0« «°/° ganze 500 „ 184 5- 134 75 I8eo« 4°/, hünfm ioa« I4u —I4»2b i»e^tl Staat««!« . . 100 « l«? - is? lo l»«4«r > . . bo « i«7 — ie? L0 Prioritälen . . 91-80 82'— « StaatS.Obl. (Ung. Oftb.) 11, — —— , „ vom 1.1»?« 38 75 »9 25 , Plämicn-Nnl. i^ I00fl.ö,w. 115 80 11S'«0 thciß.l>leg.»i.'os« 4°/, 100 fl. . . 110-— 110-25 Vrundentl.»Obligationen (sür io«ft.«.,M.). l«/° bsbmisch«....... 10«' - 1ll7 — l"/« galizisch«....... S8-co 38 90 i'/u mährische....... 104-25 ibb-zn l°/i>niederosterrtichlsche.... 10575 I0«'?b l°/„ ?b«rüsterieichischt .... 104 «0 105 L0 i'/o steirische....... 10»— IbL-— l°/n lroatisch« und slavonische . «» — 1U« — «'/»stebenbHi«ilch<..... »»'50 »9 »0 "^^° Gelb Ware b°/« Te«e«var»Vanater . . . »»«5 99 70 5»/u ungarische......9S?5 1/,Golb 11»'«« 118-üo bt°. ln 50 , „ 4V, °/° »5-25 95-l^^ bto. in 50 ,. „ 4"/o . 91-80 9«-30 bto. Prämien^Schulbverschr.8»/, . 1(>1 75 10250 Prioritäts» Obligationen (für 100 fl.), Llisanlth.Wejioahn 1. «mission 102'»» 1U32!. sserdtnands'Norbbahn in Eilb. 105-— iub 50 ylan,-3oses-Nahn.....104—104 20 ii>a!i,isch>: «arl»Ludwig »Bahn Em. 1««> 300 fl. S. 4>/,«/„ , , 9»-- «9 40 Oefterr. «»rdtveftbahn . . . . 10« 70 104 — Siebenbülg«.......98 eo 95 30 «i»«ld Ware Vtaatsbahn 1. VmNfion . . < Ib2 Kd 183 ü» Südbahn ü S'/,......1«»—189 23 , ü 5°/„......>«0 40 !L0 70 Ung.'galiz. «ahn . . . . 9««0 »4 — Diverse Uose (per SlÄ«t). Lredltlose lou fl......170 — 1?0-2Ü Clary-Lose 40 ft.......,85!) 83 — 4»^ Donau.Damyssch. iyu fi, , io» — 109 — eaibachcrPrämien.Unlehenlofi. 2ü— «4- Osener Lose 4U ft, . / —------------- PalffY.Lose4off......z?-— 37^0 Nöthen Kreuz, ösl. Oes. v. 10 N. 12 — l«-2<> Nudolf»kos«iofi, . . . . , 19— i»5e Salm'Lose 40 N..... ßz<7ü 5z 50 St.-Genois«z.'ose4»fl. . 4^25 4»-— Walbstein^ose LNfl.....»8— L9-— Winbischgrätz»!>/° zi? — 217 lil. Lidt.-Anft. s, baud u. G. i«<> st. zot »0 3(.4-?c Crbt.^Anst,, Nllss, Un«. zuc» fi. . zo2b0 :oz-75 Deposttenb., «lln, 200 fl. . . , «oo — 207 — L«c°mpte-Gcs.^ Nicbcrüst. 502 fi, 855 — 860 — Hypothel.^b.,bst. 200N. 25»/o«. «0 — «3 — Länberbanl öst. 200 ft. O. 5«<>/,T. izg 25 12875 Oefterr,»Ung. Äanl.....»3« - 839-— UZionbanl 100 fl. . . . . , ii6-,o 117 10 Vcilehi«l»ani Nu>,. 140 ,l. . 14',-— I4?'0l» Nctien von Transport« Unternehmungen (per Ttüs), Mb«cht«Vahn »90 fi, Silbec —— — — «IsSlb.Fium»^.«ahn200fl.Tl!b. 17075 171 2s. «ussig,.Tepl. «isenb, »c>o fi. 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Eisenraff. i«o fl. . i»5 50 12«'— Wasfens.»V.< Oest. in W. 1«1 ft. lii-— 14«--Irttail« »ohlmw..— —'— Devifen. Deutsche Pläye......L80u »3 «0 London.........t»o-05 '20 15 Pari?.........?» 20.ffranc«'StUcte..... 9-5« 9-5» Bllber........ —'— —— Deutsche Ncich«baulnot«n. . 5»zu 5»'»l