Mai. Dreizehnter Jahrgang. 1916. (Seite 3617 ble 3640.) Blätter für den Abteilungsunterricht. ITlonatschrift zur Förderung des österr. Schulwesens. (Schriftleiter: Dr. Rudolf Peerz.) o o o o o o Inhalt: Seite 1. Der General und der Lehrer.............................3617 2. Wichtige Staatsprobleme, eingepflanzt in den Boden der Schule........................................... 3620 3. Lesefrüchte....................................... 3623 4. Österreichs Zukunft............................... 3624 5. Der Naturgeschichtsunterricht und der Krieg . . 3625 6. Tiroler Helden.................................... 3625 7. Randbemerkungen zum Leitartikel in Folge HO 3626 8. Die Kriegsbraut....................................... 3626 9. Ein Detaillehrplan für den Geschichtsunterricht 3627 10. Des Lehrers Takt und Schliff in der Gesellschaft 3629 11. Die künftige Ausgestaltung unseres Standes . . 3630 12. Gefahr........................................... 3631 13. Die Wechselrede.................................. 3632 14. Zeit-Sprüche..................................... 3633 15. Literatur zum Studium der Geologie .... 3634 16. Kleine Mitteilungen.............................. 3635 17. Lose Gedanken.................................... 3638 18. Pädagogische Reimpaare........................... 3638 19. Talaufwärts durch den Krieg...................... 3639 20. Lehrer Krieg..................................... 3640 21. Polack-Ecke...................................... 3640 Verlag der Blatter für den Abteilungaunterricht in Laibach. — Druck von J. Pavlicek in Gottschee. Jährlicher Bezugspreis 6 K (6 Mk, 7 Frk.). ung Plättwäsche, Waschfrau überflüssig, da nur noch kalt abwaschbare Origlnal-Dauer-Leinenwäsche aus echtem Zephirleinen von M. Langhammer Saaz (Böhmen) getragen wird. Die Wäsche der Zukunft! Die neue Original-Dauer-Leinenwäsche BUB” ist unerreicht! "MO Bester Ersatz für Plättwäsche. Kalt ab waschbar. Stets sauber. 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Nr. 68.218. wt. »r u u u 11 flitf. unterricht in Laidach". Handschriften und Bücher an die Schriftiettun» der Blätter für den Sidteiiun8«unierrichi in MIeS (Bdhmcn). Der General und der Lehrer. In dem Leitberichte der Feberfolge „Feinde des Fortschritts — Feinde des Vaterlands" wurde dargelegt, daß während des gegenwärtigen Krieges sich vor allem die geistige und moralische Rüstung als ausschlaggebend erwiesen hat und darum jeder, der die Bildung des Volkes offen oder — was gefährlicher ist — versteckt hemmt, den Vaterlandsverrätern gleichzuhalten ist, weil er mittelbar den Untergang des Reiches anstrebt, wie sehr nun gerade unsere Heerführer von einem Neuaufbau des Bildungswesens im Sinne einer lebenswarmen Gestaltung des Unterrichtes und einer deutlichen Wesensstruktur des jungen Bürgers überzeugt sind, darüber könnte ich viel, sehr viel berichten, wohin ich auf meinen Ariegsfahrten kani, wo ich auch vorsprach, war es nun im Unterstand, den ein hauptman» befehligte, oder an den höchsten Stellen, — überall kehrte das eine wort wieder: „Pie Zukunft des Waterlandes liegt in der Schule." Ja, das schwellte die Brust, sich im Rahmen der Institution zu fühlen, von der man Erstarkung und Seil erwartet I Das große Drama „Weltkrieg" hat den Kern des Staates, die Formung der Volksseele, vollends enthüllt. Es hat ja vor dem Kriege auch so mancher sich auf Volksbildung was zugute getan und Schule und Lehrerschaft über alles gepriesen; aber meist war das Urteil lediglich Phrase. Sonst hätte man unmöglich den Bildner der breiten Masse darben und ohne Schutz und Ansehen lassen können. Nun erhält der Satz sichtbare Prägung und Gehalt; nun wird man sich den Schul- und Lehrerfragen mit tatsächlicherAuswirkung reifgewordener Ideen zuwenden müssen, sollen nicht die Feinde, die sich anschicken, die geistige Waffe, deren Sieg sie an dem Bruderreiche vor allem bewundern und schätzen lernten, eilends zu schleifen, um sie zu gelegener Zeit gegen uns zu führen, in den Gleichschritt kommen oder uns gar — überholen. Wer da sorglos zusähe und sagte: „Ei was, jetzt ruhen wir uns zunächst einmal von dem schweren Ringen aus, überschlafen wir den bösen Schrecken!", der schliefe hinein in eine Zeit, da uns ein neuer Weltbrand umzischte und dann unvorbereitet fände. Das ist unumstößlich klar geworden: 2ln Waffen und militärischer Technik waren die Feinde uns mindestens ebenbürtig, an Zahl weit überlegen, an einheitlicher Führung und geistiger Bildung aber zurück. Was hat also den Erfolg gebracht? . . . Oder: Was wird uns in Zukunft unbezwingbar erhalten? Oder endlich: Was wird den Frieden sichern? — Wenn die Gegner merken, daß wir schon jetzt, da noch die Waffen klirren, daran sind, alles vorzukehren, was zur Abwehr eines neuen Angriffes nötig erscheint, daß wir unsere nachrückende Jugend an der Sonne der Bildung stark werden lassen, daß wir in der Esse des Fortschrittes blanke Schwerter schweißen, daß wir in die schwellenden Sehnen Mut und Ausdauer strömen lassen, so werden sie zu der Überzeugung gelangen müssen: Mitteleuropa ist eine Macht, an derjederSturm zerschellt! Nur wenn diese Erkenntnis über die Grenze dringt, also die gesteigerte Volksbildung derart sichtbar wird, daß auch der, der von fernher nach unserem Acker späht, sie wahrnimmt, ist ein langer Weltfriede zu erhoffen. Die sich also gegen Aufklärung und geistige Rüstung kehren, sind darum nicht allein die Minierer im Staate, sondern auch die Vernichter menschlichen Glücks und der Gesittung, weil sie den Krieg fördern, indem sie die Soffnung nähren: „Vielleicht bringt ein zweiter Waffengang das, was beim ersten mißlang." — Man sollte den finstern Gesellen unbarmherzig die Maske herabreißen und sie aus dem Staate weisen! All das ist nicht allein meine persönliche aus aufrichtigem, wurzelfestem Patriotismus sprossende Überzeugung, sondern die des einsichtsvollen, staatstreuen Teiles der Bevölkerung und der gesamten Armee. Es gibt nicht einen einzigen Kommandanten in der Front, der ändern Sinnes wäre. Wenn nun die, die dem Krieg ins Auge sahen, die erkennen lernten, wieviel Blut unnötig fließen mußte, weil es beim Einzelnen am Griff ins Große fehlte, weil der ungelenke Geist die besten 2(1)sichten vereitelte, weil eine unzureichende moralische Festigung in entscheidenden Augenblicken versagte, ja unmittelbar gegen das Vaterland in Wirkung trat, zurückkehren und sehen, daß im Sinterlande nichts vorbereitet wurde, was uns in Zukunft vor der traurigen Erfahrung schützt, ja daß es Zllenfchen, Parteien, Führer gibt, die von gründlicher Umbildung unserer Volkserziehuug nichts wissen wollen, so werden sie im Namen derer, die dem Unverstände und dem Verrate zum Opfer fielen, den Zorn gegen die Finsterlinge, gegen die gefährlichsten Feinde des Vaterlandes, kehren. Des sollen die Rückschrittler eingedenk fein! Draußen in der Feuerlinie geht ein Satz durch die Reihen, der wie ein scharfes Schwert ins Gewissen schneidet: „Wenn der Krieg nichts bessert, dann ist das Blut umsonst geflossen!" Man merkt noch wenig, ungeheuer wenig von dem Streben nach gründlicher Wendung der Dinge, soweit die Schule in Frage kommt. Ich war unlängst im Hinterlande; es lag vor mir wie ein stiller 2lcfer, den niemand bebaut. Das Unkraut wuchert auf chm; kein Pflug schürft die Krume. Ja, schläft denn der kandmann, indes der Frühling webt?-------------- Wie anders ist es im Kriegsgebiete I Unser Bild hält eine Szene fest, aus der man erkennt, daß die hohe Generalität neben dem ehernen Geschäfte auch das der geistigen Rüstung des Vaterlandes betreibt. General der Infanterie, Exzellenz Josef Roth, läßt sich von einem pädagogischen Experten über Schub und Erziehungsfragen berichten und gliedert in die Ausführungen feine eigenen, aus den Geschehnissen entnommenen Ideen ein. Die inhaltsvollen Worte unter deni Bilde des Heerführers, der im Frieden Kommandant einer 2Nilitär>Erziehungsanstalt war und als solcher mit Schulmännern in inniger Verbindung stand, kennzeichnen den Grundzug des aus der Front heraus wachsenden Problems unserer zukünftigen Volksbildung. Nicht als ob die Schule nunmehr ganz im Dienste des Militärs stehen sollte, nein, nur die echte vaterländische Gesinnung, die brauchbare Praxis, die körperliche Erziehung: das soll sie mit Bedacht und in kluger stetiger Arbeit pflegen! „Was aber hiebei in erster Linie als unerläßliche Voraussetzung gilt, das ist eine entsprechende materielle und gesellschaftliche Stellung der Lehrerschaft!" So kehrt es bei Exz. Roth und bei allen, die den Feldherrnstab führen und dabei die Bildung als beste Waffe werten, im Refrain immer wieder. Würde dieser doch so mächtig klingen, daß man ihn auch im Hinterland deutlich vernehme! — Meerz. An der Schute wird der Grundstein für ein kräftiges Seer und einen mächtigen Staat gelegt. Aofef Moll). Wichtige Staatsprobleme, eingepflanzt in den Goden der Schute. ü. 2.) Die Staatsvokksschnke. Darüber dürfte niemand im Zweifel fein, daß zur Vereinheitlichung und zu der damit verbundenen inneren Festigkeit eines von Natur aus nicht homogenen Staatswesens zunächst eine Vermittlungssprache notwendig ist. Selbst der Bundesstaat könnte sich über dieses Mittel nicht hinwegsetzen, weil ja die wirtschaftlichen Belange eine unmittelbare Verständigung erheischen. Diese überaus einfache Logik hat denn auch bei uns in früheren Jahrzehnten geradezu instinktiv gewirkt, weil sie das Bedürfnis, die Selbsterhaltung, fundierte. Erst als das Ausspielen der einen Nation gegen die andere begann und jedes Volk der Monarchie durch strengen Abschluß möglichst viel zu erhoffen hatte, weil dann bei wichtigen Gesetzesvorlagen ein Stimmenhandel notwendig ward, begann die bishin allgemein geltende gemeinsame Sprache, das Deutsche nämlich, allmählich als Rahmen des Reiches zu schwinden. Nicht mit Unrecht sagte unlängst ein ungarischer Minister zu mir: „Was wollen Sie mit der Wirtschaftssprache der Monarchie? Bei uns in Ungarn spricht jeder Halbwegs-Gebildete deutsch, überall ist es noch ans früherer Zeit zu finden; nur in den slawischen Gebieten der jenseitigen Rcichshälfte mußte es geradezu mit Zwang verlernt werden. Frischen Sie's dort auf und die Einheitssprache ist da 1" — Es ist jetzt nicht Zeit, sich in Vorwürfen über eine verfehlte Politik zu ergehen, sondern was uns am Herzen liegt, liegen muß, das ist die möglichst rasche Wendung der Dinge zu einem Stande, den die kommenden Tage fordern. Wie notwendig es erscheint, Deutsch als Wirtschaftssprnche sofort im Verordnnngs-wege durchzuführen, weil man sonst entweder etwas dekretiert, wozu die Voraussetzungen fehlen, oder gegen ein Staatsgrundgesetz verstößt, das wurde im ersten Aufsatze dieser „Slaats-probleme" („Die einheitliche Wirtschaftssprache") klargelegt und derart argumentiert, daß sich niemand der Schlußsührung entwinden kann; was uns jedoch mit dem Blick in jene Zeit, die große Neuerungen bringen soll, entgegentritt, das heischt sorgliche Vorbereitung. Wir werden trachten müssen, jene Sprache, die in Zukunft der Handel führt, die von der Nordsee bis Bagdad seinen Weg begleiten wird, die uns mit jenem Reiche wirtschaftlich verknüpft, mit dem wir in gemeinsamem Ringen siegreich aus dem Riesenkampfe hervorgegangen sind, — nicht allein dem Gebildeten ins Leben mitzugeben, weil wir ihn dadurch an einem wichtigen Erwerbsmittel teilhaben lassen, sondern sie in einem bescheidenen Ausmaße auch dem Mann aus dem Volke beizubringen, damit er sich auf dem Weltmärkte oder an der breiten Kanfstraße, so sie die Monarchie durchzieht, verständigen und Gewinn verschaffen könne. Darob soll keineswegs der Muttersprache ein Leid geschehen noch gesagt sein, daß die eine Sprache erstklassig, die andere zweitklassig sei. In unserem Vaterland mag jeder zu seinem Rechte kommen und seine Eigenart wahren, also auch sein Idiom; aber daneben muß er soviel Einsicht haben, daß ein Staat, den gemeinsame Not zusammen g e s ch >v e i ß t hat, nur dann in seinen Nieten hält, wenn den Gefühlskitt, der sich nur zu bald löst, ein anderer ersetzt, der dauernd ist: die Kinheitssprache. Diese Erwägung drängt zur unabweislichen Forderung, die Wirtschaftssprache der Monarchie in alle Schulen des Reiches als Pflichtgegenstand einzuführen, dafür aber auch zu bestimmen, daß alle über die Volksschule hinausreichenden Anstalten in der diesseitigen Reichshälfte das Ungarische in ihren Lehrplan aufnehmen und als Pflichtgegenstand die zweite Landessprache bestimmen, auf daß der Reichsgedanke kräftig durchschlage und der engere Verkehr glatt ablaufe, weil ja der Allgemeineffekt hinsichtlich der Einheitssprache nicht derart sein dürfte, um den Austausch in der nächsten Nachbarschaft in Fluß zu bringen. Das Problem lautet also: a) Deutsch wird als Wirtschaftssprache obligater Gegenstand in allen Schulen des Reiches. — b) Ungarisch greift in alle über die Volksschule hinausragenden An st alten ein. — c) Die zweite Landessprache ist Pflichtgegenstand in allen Schulen des Krönlandes. — Diese Staatsnotwendigstciten haben bestimmte Maßnahmen zur Folge. Der Akten-anbcter wird sagen: „Nun, nichts als einen Erlaß oder ein Gesetz!" Wir würden ihm beistimmen, hätten wir es nicht in hundert und hundert Fällen erfahren, daß die vernünftigsten Bestimmungen umgangen und daher lediglich aus dem Papiere bestehen blieben. In Krain ist beispielsweise die zweite Landessprache in allen drei- und mehrklassigen Volksschulen mit 5—8 Stunden wöchentlich Pflichtgegenstaud. Die Wirkung? Weder die slowenischen noch die deutschen Kinder können nach sechsjährige», Betriebe auch nur hundert Gebrauchsgegenstände des Alltagslebens benennen, geschweige beim ein Gespräch sichren. Es fehlt an der straffen Exekutive. Ich hörte einmal den Ausruf: „Kein Land der Erde hat so viel Erlässe wie Österreich; aber man läßt sie im Staub der Akten I" — Sv ist es leider. Wenn ich nur daran denke, was alles ans dem Gebiete des Schulwesens, u. zw. vom Reichsvolksschulgesetze angefangen, an Richtlinien in unser Gebiet gezogen wurde, jedoch nicht im entferntesten in Wirkung tratl Oder all die schönen Erlässe wegen der physischen Ertüchtigung der Jugend, der praktischen Ausbildung, der vernünftigen Beurteilung geistiger Leistungen, der Pflege der Landwirtschaft I Alles Papier, nichts als Papier! Worte fliegen ins Land und nichts kommt als Wirkung zurück. Woran liegt es? Die Schule gehört dem Lande; im Lande herrscht die Partei; die Partei denkt zunächst an ihr politisches Interesse; das politische Interesse ist nicht immer vereinbar mit Fortschritt und Bildung der Masse, die an die Wahlurne schreitet. Also bleibt es bei der „Anregung" von oben. Es kann ja auch nicht anders sein. Wer hat über die Schule zu befehlen: der sie erhält oder der bloß formell ein Recht geltend macht? Doch nur der erstere I Wer mir das Brot gibt, dem diene ich. So sind Schule und Lehrerschaft den Ländern, denn diese tragen die Kosten, ausgetiesert. Den „Ländern"! Wenn man sich darunter in der Tat die Vertreter eines Landes vvrstelleu könnte! Das ist aber eben nicht der Fall. In jedem Lande regiert eine Partei; sie ist die Herrin. Nicht immer ist es die fortbildungsfreundlichste, die staatstreueste. Sie springt mit der Schule nach Belieben um und spart, weil Sparen ihr die Gunst der Wähler sichert und ein Abgang an Effekt für den Bauer nirgends so unauffällig ist wie bei Oer Schule, zunächst an der Bildung. Straßen, Wasserleitungen, Spitäler, Theater u. a. — das sieht man, darnach kann man die Arbeit der Partei werten; den Taxameter des geistigen Fortschritts beachtet niemand; also kann man hier lässig sein. Kurz: Aie Schule ist das Letzte. Das hat sich gezeigt, als vor einigen Jahren den Ländern Staats» aushllfen bewilligt wurden. Sie flössen in die Kassen, aus denen mau den Volksbeifall holt; für die Schule wurde nichts erübrigt. So kam es, daß im Betriebe für Volksbildung nichts geändert wurde, daß die Erlässe Erlässe blieben und die Lehrerschaft sich nach Nebenverdienst umsehcn mußte, also dem eigentlichen Amte entzogen war, sich in bitlern Groll vergrub und in Gebieten, wo der Feind nach Bettätern fahndete, diesem z. T. in die Arme fiel. Unter dem Mantel nationaler Schutzvereine zog er ins Reich und teilte an die, die in seinen Diensten standen, Gaben aus. Die „Länder" waren förmlich froh, daß sich Faktoren fanden, die den Mißmut der Lehrer dämpften, und der Staat, ei, der konnte gegen die Machinationen nicht viel ausrichten, beim hinter den Vereinen standen soundsoviel Abgeordnete, die sich darüber empörten, wenn man etwa die Zuteilung von Geldern und die Errichtung von Privatschulen, durch die dem Lande Lasten abgenommen wurden, hemmen wollte. Den Erfolg haben wir in diesem furchtbaren Kriege erlebt. Neben jenen, deren Urheimat und Sehnen nicht in unserem Vaterland ist, klebt ein Stück Blutschuld an denen, die ruhig zusahen, wie sich der Feind der Schule und des käuflichen Teiles der Lehrerschaft bemächtigte. — Nun wird der Uneingeweihte fragen: „Wo war denn die staatliche Schulaussicht?" — Der Funktionär, dem es obliegt, draußen in den äußersten Enden des Gefüges über Schule und Lehrerschaft zu wachen, ist zu 70%) ein Angestellter des Landes, bezw. der herrschenden oder der gefürchteten Partei, und in seiner Eigenschaft als „prov." k. k. Bezirksschulinspektor bloß auf Frist vom „Lande" (von der Partei!) beurlaubt. Verdirbt er es sich mit dieser oder jener Größe, dieser oder jener Gesellschaft, mit dieser oder jener Zeitung, mit diesem oder jenem Vereine, so kann er „ohne Disziplinaruntersuchung" abgesetzt werden, d. H. er wird vom Lande für die Funktion des Staates nicht mehr freigegeben. Ja, um des Himnielswillen, ist denn das ein Rechts» zustand, eine Autorität der Staatsgewalt! Sie läßt sich ihren Vertreter in Schulsachen von dem bezahlen, den sie überwachen will! Solche Zustände finden sich in keinem Kulturstaate. Ungarn beispielsweise hat seine staatlich angestellten Inspektoren und zum Großteil auch schon staatliche Lehrer. Dort wird infolgedessen alles Wirkung, was als Gedanke von der Zentralbehörde ins Land läuft, dort waltet der Schulaufsichtsbeamte, unbeeinflußt von Gunst und Haß der Parteien, als stabilangestellter Staatsvertreter seines Amtes. In der diesseitigen Rcichshälfte hat es an der richtigen Erkenntnis auch niemals gefehlt; allein man wollte die Länderautvuomie (alias: Parteiautonomie 1) nicht antasten und blieb darum auf halbem Wege stehen. Der Landesschulinspektvr, dem Taufende von Lehrern unterstehen, der also außerstande ist, sich unmittelbar dem Gang der Dinge zuzuwenden, wurde Staatsbeamter, der Bezirksschulinspektor, der eigentliche Lenker und Förderer, nicht. Galizien 3622 allein erhielt bereits 1892 seine staatlichen Bezirksschulinspektoren. Bei den ändern Kconländern jedoch ließ inan es seit 1868, also seit 47 Jahren, beim Provisorium bewenden. So war undblieb derBezirksschulinspektor als Vertreter der ft (tätlichen Autorität ein Schatten. — Also die Wolksschule den Parteien ansgelielert, die Aufstchtsorgane in deren Bannkreis stehend, die Zentralbehörde in politische Wückstihten verstrickt, — wie konnte bei solcher Konstellation der Umstände der Staat die Hand über die Volksbildung halten und auf die Durchführung von Erlässen dringen! Man nahm sie nach unten hin zur Kenntnis und ging achselzuckend seine Wege. — So und nicht anders würde es nun mit dem Postulat der einheitlichen Wirtschaftssprache werden, wenn nicht die Schule des Volkes dem gehört, der den Reichsgedanken und die Wohlfahrt des gesamten Vaterlandes zu wahren hat, — dem Staate. Er muß sich, wie es schon unter der großen Kaiserin Maria Theresia zum Prinzipe gemacht wurde, der Volksschule bemächtigen, um nicht allein dem Namen nach, sondern in Wirklichkeit ihr Herr zu sein. Wie die Dinge heute stehen, ist der österreichische Unterrichts« minister nicht in der Lage, auch nur einen Volksschnllehrer in Landesdiensten aus Amtsrücksichten oder sonstwie zu versetzen. Und das soll Staalsautorität heißen und zur Reichseinheit und Schule und Lehrerschaft zu einem großen Gedanken führen, die gesamte Volksbildung unter einen Pot stellen I Derselbe Pulsschlag muß überall fühlbar sein, ob ich nun im Riesengebirge wandere oder drunten am Gestade der Adria, nicht wie es jetzt war, daß jedes Land (jede Partei) die ministeriellen Enunziationen interpretierte und praktizierte, wie es ihm gefiel. Zer gegenwärtige Instand ist eines geordneten Staatswesens unwürdig, weil er einen Kohn auf die Hteichs-gewalt bedeutet. Aber er ist auch staatszersetzend, denn statt zentripetal zu wirken, zieht er die Teile vom Mittelpunkte ab und treibt einem gefährlichen Partikularismus zu. Allerdings ist dieser Prozeß im Weltkriege noch nicht kraß in Erscheinung getreten — im Gegenteil: die Völker der Monarchie haben sich instinktiv eng zum Ganzen gefügt. Man darf jedoch nicht vergessen, daß hiebei Momente mitwirkten, die nicht als Konstanten gewertet werden können. Die Worte des ehrwürdigen Monarchen, der Mord von Sarajewo, der Treubruch Italiens: das sind Motive, die die Volksseele aufwühlten und zur Rache trieben. Und wenn auch ein zukünftiger Krieg den Zorn stachelt, so steht noch immer die Frage offen: Ja, arbeiten wir bloß für den Krieg? Ist nicht auch der Friede mit seinen Segnungen des Studiums wert? Heischt nicht die zukünftige Wirtschaft des Reiches einen engen Zusammenschluß aller Teile des Reiches? — Ich habe als unerläßliche Vorbedingung für ihn und einen glatten Handel die einheitliche Wirtschaftssprache bezeichnet und setze nunmehr als alleinige Bürgschaft für die Durchführung dieses Problems die Forderung nach der Staatsvolksschule fest. Was die Länder heute unmittelbar an die Schule abgeben, überliefern sie hernach als Steuer an den Staat, der sodann die Lehrer bezahlt und andere Bildungsausgaben deckt. Da die einzelnen Länder in verschiedenem Maße zahlungskräftig sind und darum die Schule hier auf einem hohen, dort aus einem niedrigen Niveau steht, erfolgt nunmehr ein Ausgleich, u. ziv. nach dem Maßstabe jenes Kronlandes, das dermalen den höchsten Stand darstellt. Freilich wird der Staat einen Zuschuß leisten müssen. Aber ist dieser schlecht angelegt, da er der Weichseinheit und der Wolksbildung gilt? Und ist es gerecht, wenn das arme Kronland ob des Mangels an Einnahmen 65% Analphabeten aufweist, während ein begütertes sich mit 5% brüstet? Kann ein derartiges Mißverhältnis eine chleichartigkeit im Keere und im Staatskörper erzeugen ?1 Die Staatsaushilfe ändert, wie oben ausgeführt wurde, an der Sache nichts, weil die Schule wieder in letzter Linie bedacht wird und selbst bei diesbezüglichen Direktiven die herrschende Partei doch wieder alles so wendet, wie es in ihr Programm paßt. Solange der Staat die WolKsschullchrer nicht unmittelbar bezahlt und den Staatsbeamten der vier untersten Klaffen gleichstem,2 solange n nicht sämtliche Wrivatanstalten auslöst, seine Aufstchts-organe mit Wacht ausstattet und auf strikte Durchführung seiner Maßnahmen dringt, 1 Zudem wird im Volke ein nieverlöschender Haß gegen die Bildung genährt, weil die Erhöhung in den Schulausgaben als Steuer aus Lebensmittel aufgeschlagen wird, so daß der Bauer bei jedem GlaS Bier über Schule und Lehrerschaft poltert. 2 Wenn der Lehrer in den großen Status der Staatsbeamten eingestellt erscheint, marschiert er in seinen Bezügen mit diesen und setzt sodann auf das Programm seines Sinnens und Beratens nicht wie jetzt lediglich „die Gehaltssrage", sondern die pädagogische und staatspolitische Durchgeistigung seiner Arbeit. Er wird endlich einmal nichts anderes als bloß Schulmann, als bloß Erzieher der Jugend und des Volkes. — ist an eine Konsolidierung des Weiches und was mit ihr znsammenhängt, nicht zn denken. Dann ist der blutige Krieg vergeblich gewesen. Durch die ganze Armee dröhnt darum schon jetzt der Ruf: „Als Hrstes fordern wir die Staatsvolksschnle!" Die Welle ist so stark, daß sie jeden niederreißt, der sich gegen sie stemmt. — Die Gründe, die gegen die Verstaatlichung der Volksschule angeführt werden, sind denn auch fadenscheinig über die Maßen. Z. B. 1.) „Die Individualität der Volksbildung ginge verloren." — Wieso? Bedeutet das Gleichmaß eine Uniform? Das eine ist doch Inhalt, das andere Gestalt. Diese kann ich den Svnderverhältnissen anpassen. Aber der Rückschritt will eben beides herabdrücken, vor allem das Ausmaß an Bildungswerten, also den Inhalt, um hinter sich die gefügige Masse zu wissen. — 2.) „Das Amtskleid entfremdet den Lehrer dem Volke." — Ja, hat denn nicht auch der Priester ein Amtskleid? Und der Beamte der Bezirkshauptmannschaft, der mit der breiten Masse in Fühlung sein soll? Und der Forstinspektor und der Bezirkstierarzt und der landwirtschaftliche Kommissär und das Militär u. a.? Das Staatskleid wird dem Volksschullehrer im voraus ein Maß Autorität sichern und ihn jede Minute daran erinnern, daß er Vertreter der Staatsidee ist und darum zu ihrem Besten wirken muß. — 3.) „Das Volkstum ist gefährdet." — Wieso? Wird es irgendeine Unterrichtsverwaltung unternehmen können, gegen den Willen der ganzen Gemeinde einen Hetzer für gegenteilige völkische Interessen anzustellen? Da bereitet sie sich doch nur selbst Schwierigkeiten und schädigt die Schule. — 4.) „Es ist ja ohnedies im gewaltigen Ringen gut gegangen; wozu die einschneidende Reform?" — Antwort: „Wer sagt, daß'es nicht noch besser und mit weniger Blutvergießen und weniger Verrat abgelaufen wäre, wenn man die Schulbildung einheitlich gestaltet und dabei erhöht hätte? Sind etwa die Egerländer und die Kvmotauer mit ihrem erweiterten Geistesblick weniger tapfer gewesen als die Ruthenen und die Friauler?" — 5.) „Die steuerkrästigen Länder müßten für die armen Gebiete aus» kommen I" Ist das vaterländisch, staatstreu, groß und edel gedacht? — Die Gegner der Stnalsvolksschule mögen sich so oder anders winden und stemmen, es ergibt sich aus ihren Gründen als Kern immer wieder der verhaltene Satz: „Wir wollen unfern Einfluß auf die Schule, die wir als politisches Instrument brauchen, nicht anfgeben. Für uns besteht zunächst das Kronland (das Parteiinteresse), dann erst der Staat." — Wenn wir also die Gegner der Staatsvolksschule unter die richtige Blende st eilen, so sind sie Gegner der Reichseinheit, des Staatsgedankens. Wie nehmen sie sich mit Bezug auf die großen Geschehnisse, die alle auf ein gewaltiges Vaterland auslaufen, aus? Draußen auf den Schlachtfeldern schmiedet man ein neues Österreich-Ungarn als durch und durch gefestigte einheitliche Monarchie und drinnen in der dumpfen Stube stecken die kurzsichtigen Parteimarivnetten die Köpfe zusammen und wollen das in seiner Entwicklung aufhalten, was Blut und Eisen schaffen. Wehe, wenn am Tage, da der Schlachtendonner verstummt, der Groll sich gegen die Minierer der Reichsund Wirtschaftskraft wendet 1 Er fegt sie hinweg und schafft über den dampfenden Trümmern als erstes segenverkündendes Werk, als eminente Staatsnotwendigkeit — die Staatsvolksschnle. Die Wehrmacht muß den Schwertstreich3 nach innen im eigenen Interesse führen, denn unser Zukuustsheer ist das Wolftsßeer, wie es uns schon jetzt durch den natürlichen Auftrieb erscheint. Vorbedingung für ein einheit liches Volksheer ist aber die einheitliche Bildung der breiten Masse. Diese ist hinwiederum nur möglich, wenn der Staat die Schule bis in die äußersten Enden lenkt, was, wie wir erkannt haben, erst T a t wird, wenn ihm die Volksschule gehört. Demnach wächst aus der Betrachtung der eine richtunggebende Gedanke: Die Wehr und das Wohl des Unterlandes ruhen im Wrovlem der Staatsvolksschnle. — Ar. F'ccrz. Lesefrüchte. Laß den Schwächling angstvoll zagen 1 Wer um Hohes kämpft, muß wagen; Leben gilt es oder Todl Laß die Wogen donnernd branden, Nur bleib immer, magst du landen Oder scheitern, selbst Pilot! Gneisenau. Das Leben gilt nichts, wo die Freiheit fällt. Das höchste Heil, das letzte liegt im Schwerte. Th. Körner. a Bildlich gemeint. D. Sch. 3624 Österreichs Zukunft. 6. Eine Anregung zur Unterbringung intelligenter Kriegsbeschädigter. Eine ernste Pflicht und Sorge wird dem Staate die Unterbringung und Versorgung der Kriegsbeschädigten bereiten. Man ist bestrebt, sie möglichst ihrem Berufe zu erhalten oder einem ähnlichen zuzuführen. Für viele aber und namentlich solche, die vor dem Kriege hauptsächlich geistige Arbeiten verrichteten, wird es an Arbeitsgelegenheiten fehlen und jetzt schon muß es unsere Sorge sein, ihnen passende Arbeitsgebiete zu erschließen. Eine weite Möglichkeit zur Versorgung intelligenter Kriegsbeschädigter bietet nach meinem Dafürhalten das Gebiet der Gemeindeverwaltung. Aber nicht etwa für einen untergeordneten Posten möchte ich die Gedachten ausersehen, sondern geradezu zur Leitung der Gemeindegeschäfte, was allerdings eine Änderung der Gemeindeordnung voraussetzt. Durch die lange Dauer des Krieges werden die meisten Gemeinden provisorisch von den alten Gemeindevertretungen verwaltet. Kurz nach Friedensschluß werden überall Wahlen stattfinden. Da bietet sich Gelegenheit, auf einen Schlag Tausenden Anwärtern Stellen zu schallen, indem man die Ordnung der Gemeindeverwaltung noch solange hinausschiebt, bis man in Spezialkursen den Anwärtern die nötige Vorbildung verschafft hat. Die Kurse müßten gegliedert werden in solche für große, mittlere und kleinere Gemeinwesen. Hörer der Kurse könnten Männer mit Hochschul-, Mittelschul- und Untermittelschul-oder Bürgerschulbildung von bestimmtem Alter werden. Aus den so vorgebildeten Anwärtern kann die Gemeindevertretung einen Dreiervorschlag für den Gemeindevorstand erstatten. Die Ernennung vollzieht die politische Behörde erster oder zweiter Instanz, während das Bestätigungsrecht dem Ministerium des Innern und bei großen Gemeinwesen Seiner Majestät dem Kaiser obliegt. Der Eingriff in die Selbstverwaltung der Gemeinden ist nur scheinbar. Von rechtswegen ist ja der Gemeindevorstand nur ausführendes Organ der Gemeindevertretung und wo diese eine rechte und rührige ist, wird auch der von der Staatsgewalt angestellte Vorstand nicht das Interesse der Gemeinde schädigen können. Dort aber, wo man infolge des Versagens der Gemeindevertretung Übergritte zu befürchten hätte, müssen sie auch vom gewählten Leiter der Gemeindegeschicke befürchtet werden. Dagegen werden Staat und Gemeinde einen großen Vorteil dadurch haben, daß das ernannte Leitungsorgan verantwortlicher gemacht werden kann als ein gewähltes und eine größere Strammheit in der Führung der Gemeindegeschäfte und in der Durchführung gesetzlicher und behördlicher Anordnungen wird platzgreifen gewiß zum Segen für Staat und auch Gemeinwesen. Gerade kleine und kleinste Gemeinwesen werden das vorteilhaft empfinden. Für letztere kann geradezu eine Verbilligung der Verwaltungsgeschäfte erhofft werden, da ein Berufsvorstand gar wohl eines Sekretärs entbehren kann, als Pensionist des Staates aber mit der dem Vorsteher gewährten Remuneration das Auslangen finden wird, wenn es nicht überhaupt vorzuziehen wäre, die Vorstände von staatswegen zu besolden. ln Deutschland ist, wenn ich nicht irre, die Gemeindeverwaltung in ähnlichem Sinne eingerichtet, und niemand wird sagen können, daß dort die Gemeinden oder der Staat einen Schaden davon hätten. Im Gegenteile hat man beobachten können, daß dort die Durchführung gesetzlicher und behördlicher Anordnungen weit pünktlicher erfolgt und gerade der Krieg hat uns gelehrt, daß diese größere Straffheit ein ungeheueres Übergewicht Uber die Laxheit gibt. Daß das dort so ist, sollte es nicht mit ein Verdienst der Gemeindevorstände sein, die, weil sie unabhängiger von Gunst und Ungunst der Bevölkerung sind, unbeeinflußt ihres Amtes walten können? Und in der Zukunft! Kann der Beruf eines Gemeindevorstandes nicht ein selbständiger werden, den sich jeder, der Eignung in sich fühlt, wählen kann, wenn er sich durch entsprechende Vorbildung die Eignung hiezu erwirbt? Für kleinere Gemeinden können liiefür ganz gut länger gediente Unteroffiziere mit Untermittelschule oder Bürgerschule nach Hörung eines Spezialkurses in Betracht kommen, was dem Staate sicher lieb sein könnte, da er ja ohnehin immer mehr in Verlegenheit geraten wird, diesen Unteroffizieren entsprechende Zivilstellungen zu verschaffen. Möge der oben ausgeführte Gedanke sich als durchführbar erweisen und recht vielen Kriegsbeschädigten dann eine sichere Lebensstellung verschaffen! Der Naturgeschichtsunterricht und der Krieg. Von Prof. Dr. E. Witlaczil. Wir erleben jetzt in dem ungeheuer gewaltigen Kriege, dessen Zeugen wir alle sind, eines der denkbar großartigsten und auch folgenschwersten historischen Ereignisse. Dieser K r i e g ist aber auch für jeden Gebildeten eine unerschöpfliche Quelle zuBeobachtungen und Studien in den mannigfachsten Beziehungen. Staatskunst und Kriegführung werden uns in gleich wirkungsvoller Weise vorgeführt und die verschiedenen Völker zeigen ihre Charaktereigenschaften und ihren Kulturzustand in der anschaulichsten Weise. Dieser Krieg äußert seine Wirkungen aber auch auf alle staatlichen Einrichtungen, so in ganz bedeutender Weise auch auf die Schule. Die Wechselbeziehungen zwischen Krieg und Schule zu fördern ist Aufgabe dieser „Blätter“. Im folgenden sollen ihnen auch inbetreff des Natur-geschichtsunterrichtes einige Überlegungen gewidmet sein. In diesem Kriege, der eine neue Kampfweise geboren hat, ist schon bisher in einer für viele überraschenden und doch selbstverständlichen Weise hervorgetreten, welche ausschlaggebende Bedeutung für den Erfolg die Tüchtigkeit eines Volkes und jedes Einzelnen in ihm besitzt. Es ergibt sich dadurch für die Schule die Erage: Ob und in welchem Grade jeder Unterrichtsgegenstand, welcher im Interesse der allgemeinen Bildung in der Schule gelehrt wird, dazu beisteuert, die Ertüchtigung des Volkes zu fördern. Der Natu r ge sch i ch t s un t e r r i ch t gewährt wie jeder andere sach liebes Wisse 11 und formale Bildung. Was zunächst das erstere anbelangt, so ist ohneweiters klar, daß jeder Krieger, besonders aber die Führer (schon die Unteroffiziere und besonders die Reserveoffiziere, die ja aus unseren Mittelschulen hervorgehen) ihrer Aufgabe im modernen Kriege besser werden entsprechen können, wenn sie die geologischen Lehren und die darauf beruhenden geographischen Kenntnisse sowie ein gewisses Verständnis für geologische und geographische Vorgänge ihr eigen nennen (Anlage von Schützengräben, Benützung des Geländes). Es wird für sie auch vorteilhaft sein, wenn sie die häufigsten Pflanzen (so die Holzgewächse, die Anbaupflanzen) weiter die häufig in der Natur auftretenden Tiere (besonders Säugetiere und Vögel) kennen ; bei Weisungen und Mitteilungen werden diese Kenntnisse bedeutende Erleichterung verschaffen, umsomehr als der gemeine Mann aus dem Bauernstände in diesen Beziehungen ziemlich weitgehende Kenntnisse besitzt. Von noch größerer Bedeutung ist die formale Seite des Naturgeschichts-Unterrichtes, ja man kann sagen, daß der Krieg diese für viele erst in das richtige Licht gerückt hat. Bei der modernen Kriegführung ist es von der größten Bedeutung, daß jeder Einzelne seine Sinne geschärft hat, daß er gut beobachten und aus dem Beobachteten richtige Schlüsse ziehen sowie seine Beobachtung in bezeichnenden Ausdrücken und klaren Sätzen seinen Mitstreitern oder den Vorgesetzten mitteilen kann. Das sind lauter Tätigkeiten, welche durch den Naturgeschichtsunterricht in hervorragender Weise ausgebildet, vornehmlich von einem modern geführten Unterricht in diesem Fache und von Lehrern, welche jedem Mechanisieren von Seite der Schüler entgegentreten und sich die große Mühe nicht verdrießen lassen, immer wieder eigene Anschauung und Beobachtung, eigenes Nachdenken und Mitteilung in eigenen Worten von ihnen zu verlangen. Welchen großen Vorteil es für diesen Unterricht bedeuten muß, wenn er nicht nur überall an die Natur anknüpft, sondern auch die Schüler in die Natur hinausführt und sie dazu bringt, dort ihre Sinne zu üben, leuchtet ohneweiters ein. So hat durch den Krieg das naturwissenschaftliche Aus-flugswesen eine ausgiebige Unterstützung erhalten. Tiroler Helden. (Erstdruck.) Die Schlacht begann ... Sie standen felsenhaft bis auf den letzten Mann. Es schwand der Tag . .. So manch’ Tiroler Blut in fremder Erde lag. Schwester Ella im Feld. Randbemerkungen zum Leitartikel in Folge 110. In Folge 110, 8. 2397 heißt es: „Die Methode zur Pflege des Patriotismus hat ihre Probe nicht durchwegs bestanden; es muß ein anderes Verfahren angewendet werden, das Vaterland zum Gefühlsangelpunkte des gesamten Volkes zu machen.11 Welches Volkes nun? Aller im Reiche lebenden Völker und Völkchen? Das ist nicht die Sache der Schule allein. Da wird selbst ein Reichslesebuch nicht helfen. Das ist Sache einer weisen Politik. — Bleiben wir aber bei unserem Volke! Auch hier wird sich allmählich das Fiasko der bisherigen Methode zeigen, — wenn auch nicht in jener schroffen, abstoßenden Form wie anderorts — und auch hier dürfte ein Lesebuch allein nicht helfen. — Der Patriotismus ist das Dankbarkeitsgefühl jedes Einzelnen jener Gemeinschaft gegenüber, die wir Staat, bezw. Reich nennen. Dieses Gefühl in unsern Kindern zu erwecken, ist nun Aufgabe der Schule. Um Gefühle zu bilden, ist aber eine entsprechende Stimmung bei Lehrer und Schüler vorausgesetzt. Ohne nun dermalen den Patriotismus der deutschen Lehrerschaft auch nur im geringsten anzuzweifeln, müssen doch die Fragen aufgeworfen werden: Hat sich das Reich um die Dankbarkeit der Lehrerschaft bemüht, so bemüht, wie um die anderen Stände? Kann daher das Reich verlangen, daß das Dankbarkeitsgefühl bei den Lehrern so herzlich, so frisch natürlich, so ungezwungen sein kann, wie es zur patriotischen Erziehung notwendig erscheint? Wo liegt also die Schuld, wenn dem Lehrer künftighin die patriotische Stimmung nur schwer gelingen dürfte, wenn er sich dazu wird zwingen müssen? — Nun zum Schiller! Was nützt diesem ein Lesebuch, das den Reichsgedanken vertritt! Das Wort „Reich11 ist für ihn ein Schall. Zeigen wir ihm erst die Heimat gründlich! (Dazu genügt aber nicht „Die Heimatkunde11 im dritten Schuljahre allein.) Hat er sich in der Heimat recht umgesehen, so eröffne sich ihm das „Reich“. Ist Geld da, um die jetzt leider notwendigen, aber doch wahnsinnigen Rüstungen mitzumachen, so muß auch Geld da sein, daß sich das Reich seiner Zukunft, den Kindern, zeigen kann. Das Reich sorge also für gute Anschauungsmittel in jeder Schule. Haben die Kinder auf diese Weise ihr Vaterland kennen und verstehen gelernt, so werden sie es auch lieben. — Patriotisch bildend wirkt ferner die Geschichte. Doch muß auch diese mit der bisherigen Darstellungsweise brechen. Etwas weniger Schönfärberei, dafür zur rechten Zeit ein gerechter Tadel wird die patriotische Bildungskraft dieses Gegenstandes entschieden fördern. Kurz: Es kümmere sich das Reich in der rechten Weise um die Schule; diese wird es ihm sodann durch Zuführen vaterlandsliebender Bürger lohnen. E. Müller. Die Kriegsbraut. (Erstdruck.) Nun bist auch du gefallen, mein lieber, armer Knab’, und meine Wünsche wallen zu deinem fernen Grab. Wie sehr ich hoffend bangte, Nun brach entzwei mein Glück: Du kehrst, der Heißverlangte, zu mir nie mehr zurück. Doch will das Leid mich zwingen, das nie mein Herz gekannt, dann lass’ den Blick ich dringen ins freie deutsche Land. Für das bist du gestorben — und meine Träne schwand: Fühl’ mich mit dir geborgen in Gottes Vaterhand. F. Meixner. 3627 Ein Detaillehrplan für den Geschichtsunterricht. Von W. Losleben in Wottawa. Es gibt noch immer Schulfreunde, welche behaupten, jeder Unterricht, der über das alte Trivium hinausgehe, sei von Übel. Sie mögen zwar schon in der Minderheit sein, obwohl sich erst in der letzten Zeit einige „Schulreformer“ rühmen können, sich mit ähnlichen Gedanken befaßt zu machen. Besonders wird dem Geschichtsunterricht der Vorwurf der Nutzlosigkeit gemacht, ja, in extrem naturwissenschaftlichen Kreisen machte man schon den Versuch, der Geschichte den Charakter einer Wissenschaft abzusprechen. Die geschichtliche Betrachtung der verschiedensten Lebenserscheinungen der menschlichen Gesellschaft faßt aber immer festeren Fuß, so daß auch die Volksschule ihren Besuchern ein bescheidenes Maß historischen Wissens vermitteln muß. Naive Freude au den wunderbaren Schicksalen eigentümlicher Menschen, Stolz auf die Stammesverwandtschaft führten dem ersten Geschichtsschreiber den Stift. Die „referierende Geschichte“ nennt die Wissenschaft diese Auffassung des Geschehenen. Mit der Ausbildung der absoluten Fürstenmacht trat eine andere Betrachtung in den Vordergrund. Die Geschichte wurde Lehrmeisterin der Menschheit, aus der Vergangenheit sollten die lebenden Geschlechter über die Aufgaben der Gegenwart aufgeklärt werden. Die „pragmatische Geschichte“ mußte weichen, als der Entwicklungsgedanke auch in unsere Wissenschaft eindrang. Die „genetische Geschichte“ hat sich die „reine Erkenntnis des Stoffes als eines eigenartigen Gebietes von eigenartig kausal zusammenhängenden Tatsachen zum Ziele gesetzt“. Die Entwicklung der Gesellschaft und der Kultur, rückschauend gesehen, soll das Verständnis der Gegenwart ermöglichen. Nicht Herrschergeschichte, sondern Geschichte der Masse. Die erzieherische Aufgabe des Geschichtsunterrichtes ist bedeutend. Vaterländische und nationale Gesinnung soll im Schüler erzeugt werden, aber auch das Hineinfühlen in die große Allgemeinheit, sein soziales Denken, muß gefördert werden. Am Ende des geschichtlichen Kursus hat der Schüler so weit befähigt zu sein, daß er das Grundschema der menschlichen Gesellschaft aufzufassen vermag. Die Zeit, die dem Geschichtsunterricht gewidmet ist, ist gering. Der reiche, historische Stoff muß sorgfältig gesichtet werden und nur das Wichtigste wird im Unterrichte verarbeitet. Für Weltgeschichte ist in der Volksschule kein Platz. Wir haben genug zu tun, wenn wir im engsten Rahmen den Schülern die Geschichte der Heimat, des deutschen Volkes und des Vaterlandes vermitteln. Bisher wurde nur vaterländische Geschichte getrieben. Sie wird auch weiter eine wichtige Rolle spielen; den großen Rahmen aber muß die Geschichte des Volkes bieten. Die Heimatsgeschichte bietet Anknüpfung und den Kitt. Da wir Geschichte des deutschen Volkes, der Ileimat und des Vaterlandes vorführen sollen, so müssen sie innig miteinander in Beziehung gebracht werden. Ich habe mir folgende Entwicklungsstufen aufgestellt, nach denen ich die Auswahl des Lehrstoffes vornahm: 1.) Durch Berührung mit den Römern gelangten die Markomannen zur Erkenntnis ihrer völkischen Eigenheit. 2.) Aut dem Boden des zertrümmerten Römerreiches gründeten die Franken einen Staat, der im Laufe der Jahrhunderte alle deutschen Stämme einigte und auch die Slawen zur Unterwerfung zwang. 3.) Das Geschlecht der Babenberger legt als Schützer der deutschen Ostgrenze den Grund zum Vaterlande., 4.) Durch harte Arbeit gewinnt der deutsche Bauer den verlorenen Osten wieder und bringt den Tschechen die Kultur. 5.) Die Habsburger erringen das babenbergische Erbe und knüpfen innige Beziehungen zu den Nachbarländern an, denen später die Vereinigung zu der Zeit folgt, als eine Reihe von Erfindungen und Entdeckungen die Kultur wesentlich umgestaltet. 6.) Der Dreißigjährige Krieg bringt die habsburgischen Länder einander näher, bis 1713 die Unteilbarkeit festgelegt wird. 7.) Durch die Revolution und die Freiheitskriege kommt das Volk zum Streben nach politischen Rechten. 8.) Unter Franz Josef I. erblüht den Völkern ein neuer Frühling. Was mit diesen Stufen nicht zusammenhängt, blieb bei der Auswahl unberücksichtigt. Die neuen Lehrpläne betonen ausdrücklich die Bedachtnahme auf die Heimat. Auf den Boden der Heimat sind so viel als möglich von Einzelheiten zu zeichnen, die sich im Laufe der geschichtlichen Begebenheiten abgespielt haben. Dadurch wird Interesse erregt und das Behalten erleichtert, das Verständnis vertieft und nicht zu umgehende Kunstausdrücke mit Begriffsinhalt versehen-.1 Hier bietet sich Gelegenheit, den Geschichtsunterricht nach der Arbeitsidee auszuwerten. Die Einteilung des folgenden Stoffes in Jahreskurse muß nach der Organisation der Schule erfolgen. Die Ereignisse, die unter der Regierung unserer Kaiser sich abspielten, sind in jedem Jahre zu behandeln, da nicht alle Kinder das Ende des ganzen Kurses anhören. Im Nachfolgenden ist der Stoff nicht für die einzelne Geschichtsstunde, sondern für Geschichtsbilder abgegrenzt. Die Schlagwörter können gleichsam als Zielangabe dienen.2 Detaillehrplan für drei Jahreskurse: 1. Wie die Welt eingerichtet ist. (Unter Mitarbeit der Kinder ist eine einfache Übersicht über den gegenwärtigen Zustand der Kultur zu gewinnen: tägliches Leben, Handel, Verkehr, Arbeitsteilung usw.) 2. Zur Winterszeit beim Großvater. (Die Kinder erzählen, was sie von früheren Zeiten erfahren haben. Daran knüpft sich eine Erklärung, wie man das Wissen über frühere Zustände gewinnt. Urkunden, Münzen, Denkmäler usw. Achtung vor alten Gebräuchen und altertümlichen Gegenständen!) 3. Wie unsere Heimat vor vielen, vielen hundert Jahren ausgesehen hat. (Urgeschichte.) 4. Von den Menschen, die in dieser Wildnis lebten. (Von ihren Werkzeugen. Stein- und Bronzezeit.) 5. Die kühnen Germanen, die Vorfahren der Deutschen, besetzen das Land. 6. Wie unsere Vorfahren hausten. 7. Der fremde Handelsmann als Lehrer der Deutschen. 8. Wie die fremden Krieger bezwungen wurden. (Marbods und Hermanns Kämpfe.) 9. Während die alten Deutschen in einfachen Blockhäusern lebten, erbaute man in Griechenland und Italien Paläste, die heute noch bewundert werden.3 10. Was die Pyramiden erzählen und warum die Gelehrten die Trümmer- haufen in Kleinasien umgraben. 11. Wilde Gäste im Römerreiche. 12. Wie die Germanen Staaten gründeten. 13. Warum die Deutschböhmen kein Gastvolk sind. 14. Vom Gaukönig zum römischen Kaiser. 15. Ein Deutscher als Führer der Tschechen im Kampfe gegen die Awaren. (Samo, der Awarensturm.) 16. Die deutschen Kaiser als Oberherren der böhmischen Herzoge. 17. Wie der Grundstein zum Vaterlande gelegt wurde. 18. Die Magyaren lernen den Ackerbau. 19. Italien, der Deutschen übertünchtes Grab. 20. Der Kampf ums heilige Grab. 21. Die erste deutsche Gemeinde in Böhmen. (Die Verwaltung des Landes.) 22. Wie deutsche Dörfer und Städte in der Heimat entstanden. 23. In einer deutschen Stadt. 24. Was die Ruinen erzählen. 25. Fürst und Volk an der Arbeit, die Spuren der Verwüstung zu verwischen. 26. Der Ahnherr unseres Kaiserhauses kommt nach Österreich. 27. „Der Vater Böhmens“, ein Deutscher. 28. Wider die Deutschen. (Die Ilussitenstürme mit ihrem eminent nationalen Gepräge.) 29. Als Böhmen, Ungarn und Österreich zum erstenmal zusammengehörten. 30. Erfindungen, die die Zeiten änderten. 31. Wie man den Weg nach Amerika fand. 32. Von Maximilian, dem letzten Ritter. 33. Wie unter den polnischen Königen unsere Vorfahren unfrei wurden. 34. Von der Gründung der Monarchie. 35. Als in unserer Kirche ein anderer Glaube gepredigt wurde. 36. Der Halbmond droht. 37. Der Heimat und Deutschlands größtes Unglück. 38. Das Kreuz siegt. 39. Unter dem Sonnenkönig.4 40. Wie Rußland europäisch wurde. 41. Innig bleibt mit Habsburgs Throne Österreichs Geschick vereint. 42. Von der großen Kaiserin. 43. Das Denkmal Kaiser Josef II. 44. Krieg den Palästen. 45. Vom Leutnant zum Kaiser. 46. Das Kaisertum Österreich überwindet den Unüberwind- 1 Die Schüler haben in einem eigenen Hefte die Hinweise auf die Heimat zu vermerken, so daß sie am Ende der Geschichtsdarstellung in einmaliger Durchführung auch eine kurze Geschichte der Heimat gewonnen haben. 2 Die Verteilung auf drei Jahreskurse für einklassige Volksschulen schlage ich so vor: 1. Turnus L—20., II. Turnus 21.—40., III. Turnus 41.—61. An jeden Turnus schließt sich ein Teil der Bürgerkunde. 8 Die Geschichte der alten Völker ist nur im kulturgeschichtlichen Sinne aufzufassen; sie sind als Lehrmeister der Deutschen darzustellen. Da scheint mir die Darstellung sich passender in der angedeuteten Weise einzufügen, als wie es bisher geschah, wo die Darstellung der Kultur der alten Völker am Beginn des Unterrichtes genommen wurde. 4 Dieses und das folgende Geschichtsbild sind notwendig zum Verständnis der neueren Geschichte. 3629 liehen. 47. Wie das deutsche Volk sich befreite. 48. Von der Erfindung der Dampfschiffe, Lokomotiven und Telegraphen. 49. Unerfüllte Hoffnungen. 50. Das Sturm jahr und seine Folgen. 51. Mit Vater Radetzky. 52. Der Großvater im Kriege. 53. Wie das Deutsche Reich wieder erstand. 54. Unser Kaiser als Mehrer des Reiches. 55. Aufschwung Österreichs unter unserem Kaiser. 56. Der mitteleuropäische Vierbund als Schutz gegen Friedensstörer. 57. Moderne Türkenkriege. 58. Die Welt in Waffen. 59. Warum Österreich Kriegsschiffe baut. 60. Wie die Zeitung Nachrichten erfährt und die Geschichte des Tages erzählt. 61. Ein Kapitel, das die Schüler selbst schreiben müssen. (Zusammenfassung der Heimatsgeschichte.) Man gruppierte früher die geschichtlichen Ereignisse um große Persönlichkeiten. Sind es überragende Persönlichkeiten, so ist dies gerechtfertigt; doch nicht alle jene Namen, die die Ileldenbücher verzeichnen, bezeichnen solche gewaltige Menschen. In dem löblichen Eifer, zum Patriotismus zu erziehen, wurde aber manchen Männern der Geschichte zu viel Zeit gewidmet. Übrigens ist noch zu bedenken, daß vielleicht gerade diese Gruppierung Schuld trägt, daß die Kriegsgeschichte die Kulturgeschichte zurückdrängte; denn der Repräsentant der allgemeinen Kultur ist die Masse, die eben bei der angeführten Gruppierung außer der Betrachtung bleibt. Ich nehme bei der Ausarbeitung des Geschichtsbildes eines der oben angeführten Kapitel als Zielangabe und es bleibt Leitlinie des ganzen Unterrichtes und die Zusammenfassung muß dann in gedrängter Kürze sagen, wie es so weit kam. Mit gütiger Erlaubnis des Herrn Schriftleiters werde ich in einer der nächsten Nummern ein ausgearbeitetes Stundenbild bieten. Des Lehrers Takt und Schliff itt der Gesellschaft. 31. Der Lehrer afs Soldat. Der Krieg ist ein rauhes und rohes Handwerk. Wer sich da ob eines derben Griffes gleich im Ärger verzehrt oder in bittere Klagen ergeht, kennt ihn nicht, ist nicht ein rechter Soldat. Es ist mit ihm wie mit einem Biedermann, der sich stachelig anläßt, im Grunde aber nicht so schlimm ist. Der Krieg kennt vor allem keinen Standesuittei schied. Sv einmal einer in den bunten Rock schlüpft, ist er Soldat, sonst nichts. Der Professor, den es just- getroffen hat, in vorgerückten Jahren zur Waffe zu greifen, marschiert neben, wenn nicht gar hinter dem Schüler, der Doktor jnris neben dem Arbeiter, der Bürvchef neben dem Schreiber. Das ist recht so und für unser kasteneifriges Jahrhundert sehr gesund. Wir haben diese Nivellierung nicht immer richtig gewertet, so daß wir ob der Klagen über grobe Behandlung in Militär-kreisen als zimperlich bekannt sind. Angegeben, daß in einzelnen Fällen die militärische Strenge zur Bexierung wurde und dieses oder jenes Kraftwort nicht gerade notig erschien, waren wir nicht konsequent, wenn wir ans der einen Seite den Ausgleich der Stände begrüßen und uns höllisch darüber freuen, sofern endlich die Muttersöhnchen der Gesellschaft aus der Hätschelung gerissen werden, anderseits aber unwillig sind, da uns ein Streich trifft. Wollen wir ihm im Frieden entwischen, so wählen wir das Einjährigenjahr; dann bedeuten wir was beim Militär und in der Gesellschaft. — Sosehr nun mit Rücksicht ans das Wesen des Soldatentums übergroße Empfindlichkeit im Widerstreite ist, so ernüchternd und standcsschädigend wirkt es, sofern Kollegen als Kommandanten in dem Kasernhvflexikvn allzneisrig blättern. „Der rechte Ton" mag sich ans dem Munde des Korporals, der daheim die Sense schwang, meinetwegen urwüchsig anhören, aber er schändet den Gebildeten, wenn er an moralische Niederungen erinnert. Es ist so wie mit der studentischen Burschikositäl. Dem Jungen in der Mütze steht der Renommist gut an. beim Alten erscheint er lächerlich. Der Lehrerkvmniandant braucht darob nicht minder schneidig zu sein; nur meide er die Zote 1 — Überaus schwer fällt dem Schulinipcratvr das Gehorchen. Wie auch nicht 1 Daheim ist er König, unumschränkter Herrscher, jetzt das blinde Werkzeug. Dieser Umschwung bringt ihn in den Harnisch; er ist gallig, unglücklich. Wie verkehrt! Gerade ihm, der mitten im Bolle steht und Autorität verbreiten soll, der weiß, wie wertvoll eine gute Disziplin ist, muß es klar werden, daß die Masse nur durch ein strenges Regiment geleitet werden kann. Man hat oft über die preußische Zucht gewitzelt, heute muß man sie loben; ohne sie wären viele Siege unmöglich gewesen. — Und für eine große Sache, fürs Baterland, ein bißchen Unbill ertragen, ei, wer wird denn darüber grämlich fein I — M 3630 Die künftige Ausgestaltung unseres Standes. Vorgetragen in der Sitzung der Gleisdorfer Junglehrerfortbildungs-Runde von Hans Zach. Muß ich erzählen, welche Mängel unserem Stande schon durch die Art seiner Ausbildung anhaften? Ich glaube, jedem von uns werden sie schon bewußt geworden sein. In der Anstalt fühlten wir sie nicht, leider erst, als wir selbständige Arbeit leisten mußten. Nur kurz will ich einige der Mängel streifen. — Eine Aufnahmeprüfung wertet den Zögling. Wie mancher mag, vom Unglück verfolgt, der Prüfung zum Opfer fallen, wie mancher übersteigt mit Hilfe einflußreicher Fürsprache die Schranken, ohne das verlangte Vorwissen zu beherrschen. Ein lückenhafter, oberflächlicher Lehrplan, rückständig und den modernen Anforderungen der Pädagogik nicht annähernd entsprechend, beginnt seine Herrscherrechte auszuüben. Das Gegenwartswissen, die neuen Bestrebungen auf dem Gebiete der Erziehung und des Unterrichtes, sind förmlich ausgeschaltet. Durch vier Jahre wird der Zögling nun mit allerlei, aber mit lauter lückenhaftem Wissen vollgepfropft, durchweht mit ein bißchen fader, ganz veralteter Pädagogik. Staunend hörten wir, als wir als „ausgebildete“ Lehrer unser Wirken begannen, von wertvollen Neuerungen, wie von „Schaffender Arbeit in der Schule“, vom „Freien Aufsatz“, vom „Bodenständigen Unterricht“, von „Experimenteller Psychologie“ usw., denen der ernstliche Lehrer sich nicht verschließen darf. — Gesellschaftsklassen, die unsere Bildung nicht vollwertig als Mittelschulbildung anerkennen und uns nur Fachausbildung zusprechen, irren sich: gerade von unserem Fache hören wir wenig. — Leider ist es wahr: Mittelschulbildung besitzen wir nicht, obwohl wir mehr Gegenstände zu beherrschen haben. Dieses „Mehr“ bringt aber auch eine Zersplitterung unseres Wissens mit sich. — Die Lehrerbildung ist ein Kampfgebiet der verschiedenen politischen Parteien, die wohl wissen, wie mächtig der Einfluß des Lehrers ist. Wie jene an verschiedenen Enden des Strickes ziehen, um sich Vorteile zu erringen, ist dies auch bei vielen Lehrerbildnern der Fall. Die Folge ist die Übertragung dieses zielunsicheren Zustandes auf die Zöglinge: Erziehung zu schwankender Gesinnung, zu schwachem Charakter, zu Unmannhaftigkeit, zu eklem Strebertum und feiler Kriecherei. — Es sind harte Worte, doch finden sie leider durch Beispiele Bestätigung. Nur der, dem häusliche und Selbsterziehung einen festen Kern gab, bleibt standhaft gegen solche Einflüsse und festigt im Lebenskämpfe männliche Tugenden. Leider, ihrer sind wenige! — Der praktischen fachlichen Ausbildung soll die Übungsschule dienen, die aber in ihrer derzeitigen Gestaltung nur eine Vorspiegelung falscher Tatsachen bedeutet. Die zwei Lehr-versuche, monatlich in Klassen mit 30 Kindern, mit denen schon alles „durchgekäut“ wurde, was kommt, sind eine Erziehung zu Eigendünkel und Selbstüberhebung, aber kein Prüfstein. Die folgenden Besprechungen des Versuches glänzen auch nicht durch das Wertvolle ihrer Art. Statt freundschaftlicher Belehrung wird dem ohnehin halbtoten „Verbrecher“ eine Standrede gehalten und ihm ein mehrfaches Sündenverzeichnis vor Augen geführt. Nach vierjähriger Bildungsdauer, idealerfüllt, tritt der junge, reife Lehrer dann hinaus in die rauhe Wirklichkeit und sieht sich allem gegenüber als — Neuling! Nach Jahren 1 . . . (Zukunftsbild.) Endlich ist sich der Staat bewußt geworden, welch wichtiger und notwendiger Stand der Lehrerstand ist, welch hervorragende Aufgabe er zum Nutzen und Vorteil des Staatswesens zu erfüllen, welch Riesenarbeit er trotz ungünstigster Verhältnisse geleistet hat, um die Masse des Volkes auf diese geistige und wirtschaftliche Entwicklungsstufe zu bringen. — Er sah sich veranlaßt, der Ausbildung der Erzieher seines Volkes größere Aufmerksamkeit zu widmen, da die Erkenntnis durchdrang, daß tüchtige Mitglieder der menschlichen Gesellschaft und vollwertige Bürger des Staates nur durch tüchtige Lehrer erzogen werden können. Der Lehrerbildungsanstalt wurde gegeben, woran sie Mangel litt. — Sie wurde befreit von veralteten Vorschriften, welche die Hände der Lehrerbildner fesselten und welche die Grundlage der saft- und kraftlosen, einseitigen Bildung waren, die aus den Lehrern keine Männer machte. In ihr schlug der frische, freie Geist der Neuzeit sein Lager auf und beherrscht Lehrplan, Lehrer und Lernende. Freie, unabhängige Lehrerbildner, die von der hehren Aufgabe der Erziehung jener, welche die breite Masse des Volkes einst zu bilden haben, tief durchdrungen sind, verstehen es, Arbeitslust und Lern- freudigkeit zu erwecken und die Liebe zum künftigen Berufe wacbzurufen. Ihr freundliches „Sichgeben“ schafft eine eifrige Arbeitsgemeinschaft. — Drei Jahre werden der wissenschaftlichen Ausbildung gewidmet, die gewiß andere Erfolge aufzuweisen haben wird, wenn das Wissen der vier Klassen Bürgerschule zur Grundlage genommen und daran aufgebaut und nicht, wie bisher, alles als neu aufgetischt wird. Dem Gegenwartswissen wird die gebührende Stellung eingeräumt, die gemtlt- und geistbildende Wirkung der Kunst nicht unterschätzt. Die Zöglinge besuchen unter Führung von Fachleuten die Ausstellungen bildender Künstler, fühlen sich im Konzertsaale nicht fremd und erleben im Musentempel so manches unsterbliche Werk unserer großen Geister. Sie werden die Künste schätzen und lieben lernen und an ihnen sich bilden. Sinn und Freude an Schönem und Gutem sind zugleich Kräfte zum Widerstande gegen verderbliche Einflüsse eines gottverlassenen Nestes auf den jungen Lehrer. — Auch das vierte Jahr ist der wissenschaftlichen Ausbildung gewidmet, doch tritt jetzt die Pädagogik auf den Plan, zu deren Aufnahme und Verarbeitung volle geistige Vorbildung unbedingt nötig ist. Der Unterricht in der Pädagogik hält Schritt mit den neuen Bestrebungen; an der Hand aufliegender Fachschriften sprechen hervorragende Schulmänner zu den Zöglingen. Die Verwertung, bezw. Anwendung neuer Anforderungen an den Unterricht, wie den allgemeinen Betrieb desselben zeigt die Übungsschule, die aber zur praktischen Ausbildung der Zöglinge nicht mehr ausschließlich benützt wird. Zu diesem Zwecke ziehen die Zöglinge im fünften Jahre, dem Jahre der praktischen Fachausbildung, hinaus in die Umgebungsschulen der Stadt, um in den einzelnen Arten der Schulen, beginnend mit der niederorganisiertesten, der Einklassigen, die Wirklichkeit kennen zu lernen. So werden sie am besten in deren Einrichtungen und Unterrichtsweise Einblick nehmen, sich selbst betätigen und wirklich lernen. — Auf diese Weise werden aus der Anstalt nicht nur charakterfeste, gesinnungsstarke, sondern auch wissenschaftlich gebildete und tüchtige Lehre'1 kommen. Sie nennen vollständige Mittelschulbildung ihr Eigen und verfügen über eine gründliche theoretische und praktische Fachausbildung. Ihnen steht nun auch die Hochschule zu weiterem Studium offen. — Durch diese in jeder Hinsicht lückenlose Ausbildung des Lehrers entfällt die Lehrbefähigungsprüfung, nur vor der Ernennung zum definitiven Lehrer besucht den die feste Anstellung Anstrebenden eine Prüfungs-Abordnung tüchtiger Schulmänner in dessen eigener Arbeitsstätte. — In kurzen Zügen entrollte ich hier ein Gegenwarts- und Zukunftsbild! Pochen wir nicht auf den Hochstand unserer Bildung; stecken wir nicht wie „der Strauß den Kopf in den Sand“, um die Fehler nicht zu sehen, die ihr anhaften! indem wir ihre Unzulänglichkeit und ihre Mängel bekennW und für die Ausgestaltung unserer Vorbildung eintreten und kämpfen, zeigen wir das tiefgehende Bewußtsein von der Wichtigkeit und der Bedeutung unseres Standes. Dies Streben gereicht ihm zur Ehre, die Erfüllung dieser Forderung ihm und unserem Volke zum Heile! Gefahr. „Du Kamerad, so höre doch, Heb’ nicht den Kopf so fürwitz hoch! Die Deckung schirmt nur dann und schützt, Wenn man mit Vorsicht sie benützt.“ Gewehrgeknatter hallt im Feld, Ein Mörser dumpf dazwischen bellt. Der Angeruf’ne lachend spricht: „O so gefährlich ist das nicht! Dort drüben schleicht ein Feind nach vorn, Bekommen muß ich ihn aufs Korn.“ Gewehrgeknatter hallt ... Dann jählings er sich niederstreckt. Hat Freundesmahnung ihn erschreckt? . .. Nein, eine Kugel flog daher, Er hebt den Kopf, ach! nimmermehr. Gewehrgeknatter hallt ... Emil Förster. Die Wechselnde. 41. Frage. Wie stellen Sie sich zu den Schulbesuchserleichterungen ? 1. Urteil. Oberlehrer Friedrich Walser in Steinbach am Ziehberge. — Durch manche Jahre hatte ich verkürzten Unterricht (7. und 8. Schuljahr) zu erteilen und dürfte daher gewiß berechtigt sein, über Nutzen oder Schaden desselben zu sprechen. 1.) Die Kinder kommen — namentlich im Sommer — sehr häufig zu spät, da sie vor der Schule ihre Arbeiten im Stalle usw. zu verrichten haben und nach gewisser Ansicht eben in erster Linie Dienstboten sind — Dienstboten, die ohne Widerrede tun müssen, was ihnen der Dienstgeber, der Knecht oder die Magd anschafft. 2.) Im Sommer kommen die Kinder — besonders am Sonntag-Nachmittag — „abgehetzt“ und matt zum Unterrichte. Früh oder vormittags mußten sie den Gottesdienst besuchen, dann eine Stunde und noch weiter heim, die Arbeit verrichten, essen, und so kam man statt um 12 Uhr um 12 >/« oder gar erst um >/2 1 Uhr zur Schule. Anzeigen, wird mancher sagen! Ja, gut! Dann kommt das Kind ohne Mittagessen oder gar nicht (hat Zahnschmerz oder wie diese Krankheiten alle heißen). 3.) Die paar wöchentlichen Schulstunden sind zu wenig, um das Kind fortzubringen. Häusliche Nachhilfe oder Hausaufgaben fast nicht denkbar. 4.) Der Sonntag sollte auch für diese armen Kinder und auch für den Lehrer ein Erholungstag sein. Du sollst den Feiertag heiligen 1 5.) Direkt notwendig ist der verkürzte Unterricht nicht: die Schule in A hat siebenjährige Alltagsschule, die Nachbarschule B, bei ganz gleichen wirtschaftlichen Verhältnissen aber sechsjährige Alltagsschule. Warum? Geht es in A, warum nicht in B? Der Wille fehlt. Mit gutem Willen ginge es sehr leicht. 6.) Gerade während des Besuches des verkürzten Unterrichtes werden die Kinder überangestrengt (sehr gelinde gesagtI). Ich sehe in dieser frühen Ausnützung der Kinder einen Hauptgrund der Landflucht. Kommt ein solch ausgenützter junger Bursche in die Stadt (Militär), lernt er einen weniger angestrengten Dienst kennen und bleibt dort. 7.) Welch sittliche Gefahren erwachsen aber erst aus dieser frühen Ausnützung! Die Kinder des verkürzten Unterrichtes schlafen in der Mägdekammer bezw. bei den Knechten. Was hören sie da alles sprechen — was sehen sie da alles? Darüber ließen sich Bände schreiben. Hohe Geistlichkeit — das wäre ein Feld, das der ganzen Fürsorge bedarf! Weg mit dem verkürzten Unterricht hieße: die beste Gelegenheit zur Sünde wegräumen! Läßt sich Wahlpflicht, Steuerpflicht, Militärpflicht usw. durchführen, warum nicht wirkliche achtjährige Schulpflicht. Sagt der Staat: „Du mußt!“ — nun, so wird es mit kurzem Murren sicher auch gehen. Nutzen erwächst aus dem verkürzten Unterricht nicht — der Schaden ist unermeßlich — also weg mit dem verkürzten Unterrichte. Geht es schon auf einmal mit der achtjährigen Schulpflicht (Alltagsunterricht) nicht, nun, so greife man erst zur siebenjährigen Alltagsschule mit einem Jahre verkürzten Unterricht am Wochenferialtag (durch das ganze Jahr an diesem Tage Ganztagunterricht). Dieses 8. Jahr benütze man zur praktischen Ausbildung — bodenständiger Unterricht. Sieht man dann eine Besserung der Schuljugend, wird man vielleicht auch 8 Jahre Alltagsschule haben wollen; mit dem Essen kommt ja bekanntlich der Appetit. 2. Urteil. Lehrer E. Buxbaum in Bottenbrunn, N.-Ö. — Das Wort „Schulbesuchserleichterung“ allein weckt schon in mir den Kritiker auf. Wie kann man von einer Erleichterung bei einer Einrichtung sprechen, die doch dem Volke als die größte Wohltat gelten sollte, ich meine den unentgeltlichen Unterricht der Jugend. Jede Art der Schulbesuchserleichterung ist vom volkserzieherischen Standpunkte aus verwerflich, weil das bloße Bestehen dieser „Begünstigung“ dauernd suggestiv wirkt, die Anschauung im Volke zeitigend, daß der volle Unterricht ein Luxus für Bevorzugte, vom Geschicke besser situierte Klassen darstellt. Da nun überdies auf dem Lande die Schulbesuchserleichterungen insbesondere der bäuerlichen Bevölkerung zugute kommen sollen, muß im Bauer sich die Idee zur Gewißheit festigen, daß er mit einer geringeren Bildung sein Auslangen finden könne. Weil man also dem Bauernstände auf die Beine helfen will, verkürzt man seine Bildungszeit! Glaubt jemand, daß in der Tat dem wirtschaftlich schwachstehenden Kleinbauern geholfen wird, wenn sein Kind ein Jahr früher in die harte Arbeit kommt? Kann ihn dies eine Jahr „herausreißen“, das dem Kinde aber so reichen Gewinn brächte? Gerade um das eine abschließende und vollendende Jahr wird das Kind gebracht, das nach allen Erfahrungen ausgiebiger wirkt als zwei, drei andere. Man steht da auf dem Standpunkte der einfältigsten Landleute, die zum Lehrer kommen mit dem Argumente: „A mein, wenn er sieben Jahr nichts g’lernt hat, lernt er im achten a nichts mehr!“ Wer jemals mehrere Jahre auf der Oberstufe unterrichtet hat, weiß, wie ganz anders Kinder im Alter von 12—14 Jahren lernen als solche, von 6—12 Jahren. Wenn auf der Unter- und Mittelstufe größtenteils Fertigkeiten geübt werden, setzt jetzt im Realunterrichte erst mit Erfolg das Vermitteln der Kenntnisse ein, das auf eine halbwegs vollendete Fertigkeit im schriftlichen und mündlichen Gedankenaustausche (Schreiben, Lesen, Sprechen) beruht. Auch im Rechenunterrichte bemerken wir etwas Ähnliches. Wenn der Schüler bis zum 7. Schuljahr die Technik der verschiedenen Operationen sich gründlich und sicher angeeignet hat und nun endlich zum selbständigen Verfügen über dieselben gelangen soll, entzieht man ihn der Schule. Bekanntermaßen kann man früher als im 7. und 8. Schuljahre ein vollkommen selbständiges Disponieren über eine praktische Rechenaufgabe, wie sie das Leben stellt, nicht verlangen und wird sie auch nicht erreichen, wenn auch in jedem Schuljahre praktische Aufgaben gelöst werden. Schon der erweiterte Erfahrungskreis der Dreizehn- und Vierzehnjährigen rechtfertigt meine Behauptung. Nun aber knipst man in diesem Gegenstände wie in allen anderen dem wachsenden Bäumchen mit der „Schulbesuchserleichterung“ den emportreibenden Gipfeltrieb ab. Haben wir so vom volkserzieherischen und schultechnischen Standpunkte aus die Sch. B. E. als verderblich bezeichnen müssen, so noch mehr vom pädagogischen Standpunkte im engeren Sinne. In dem Alter, da aus dem Kinde der Jüngling, die Jungfrau wird, ist Führung und Einwirkung auf die werdende Vernunft am meisten notwendig. Jetzt soll der junge Mensch ein ragendes Beispiel in der Persönlichkeit des Lehrers, ein zweites Ich stets vor sich haben, bis er, ohne es zu wissen, sein höheres Ich mit der Erzieherpersönlichkeit indentifiziert hat. Wenn man ihn in diesem gefährlichen Zeitpunkte nicht nur des Führers beraubt, sondern ihn auch noch in das verführende Milieu des Stalles oder Fabrikslokales zerren läßt, darf man sich nicht wundern, wenn die Entsittlichung der Jugend so überhand nimmt. Was der eine Sommer aus den Kindern macht, das merkt der Lehrer, der die Wintergruppe unterrichtet, nicht nur an Händen, Kleidern und Sprache, auch die Gesichtszüge sprechen für das scharfsichtige Auge des Pädagogen. Aus dem unbefangenen Kinderblicke ist ein zwiespältiges Blinzeln geworden — aber das kommt wohl nur daher, weil die Buben und Mädeln eben schon zu groß sind zum Schulgehen. Gerade die Sch. B. E sind Anlaß, daß auf dem Lande gewinnsüchtige Menschen schulpflichtige Kinder armer Leute als billige Dienstboten in das Haus nehmen. Wenn man sich nun schon von dem sparsamen Standpunkte nicht losreißen kann, daß die achtjährige Schulpflicht ein Luxus ist, gut, ich komme mit sieben, auch mit sechsen aus, aber man nehme die Jahre unten weg! Zeit-Sprüche. 8. Muß denn nicht mit Recht die Menschheit fluchen, Die vor dem Kriege nicht den Frieden suchen? Fluchwürdiger doch ist der, der feig, verschmitzt Zum Kriege andre reizt, für sich ihn nützt. 9. Im Kriege gilt das Wort: „Versehen ist verloren“; Drum sei der beste Mann zum Feldherrn auserkoren. 10. Wenn jede Kugel träfe ihren Mann, Wo nahm' Soldaten her der Kaiser dann? 11. Wer wird denn nur den Krieg des Krieges halber betreiben? Des Krieges Endzweck muß der Friede, der Friede doch bleiben! 12. Ei, nach dem Kriege, so ist es der Lauf, Da tauchen die tapfersten Helden erst auf, Die weisesten Mäuler, die euch enthüllen, Wie alles sich anders halt' sollen erfüllen. 13. Wenn Kriegswunden auch heilen im Glück, Narben und Schrammen bleiben zurück. 14. Der Krieg, das Feuer und die Zeit Verlachen des Menschen Herrlichkeit. 15. Wer ewigen Frieden schauen will, Der wandle nach dem Friedhof still. 3634 Literatur zum Studium der Geologie. Aus (1er großen Zahl der hier in Betracht kommenden Schriften wird eine beschränkte, aber doch nicht zu kleine Auswahl genannt für jene Kollegen, die sich über unser Thema orientieren wollen. Die Geologie wird auch heute — trotz aller Aufklärungsarbeit — immer noch oft unrichtig eingeschätzt. Wer sich ein Urteil bilden will, auch darüber, ob und inwieweit er geologisches Material in der Schule verwerten kann, möge doch zuerst wenigstens einige Werke lesen, Uberdenken, dann die methodischen Vorschläge prüfen und erproben. A. Kleinere, billige, einführende Werke. 1. Joh. Walther: Vorschule der Geologie. G. Fischer, Jena. 1. Aufl. 1905. 5. Aufl. 1912. Geb. Mk. 2-50. 2. Alfred Berg: Einführung in die Beschäftigung mit der Geologie. G. Fischer, Jena. 1909. Geb. Mk. 2-40. 3. Alfred Berg: Geologie für jedermann. Th. Thomas, Leipzig. 1912. Geb. Mk. 3-75. B. Kleinere Einzeldarstellungen. 1. F. Kossmat: Paläogeographie. Sammlung Göschen. 90 Pf. 2. K. Diener: Paläontologie und Abstammungslehre, Sammlung Göschen. 90 Pf. 3. R. Iloernes: Paläontologie. Sammlung Göschen. 90 Pf. 4. F. Machacek: Gletscherkunde. Sammlung Göschen. 90 Pf. 5. F. Machacek: Die Alpen. Wissenschaft und Bildung. Verlag Quelle und Meyer, Leipzig, geb. Mk. 1-25. 6. P. Ehrmann: Grundzüge einer Entwicklungsgeschichte der Tierwelt Deutschlands, lt. Voigtländer 1914, geb. Mk. 2'GO. C. Lehrbücher der Geologie. 1. E. Kayser: Lehrbuch der Geologie. 2 Bände. 3. Aufl. Encke, Stuttgart, 1908/9. Ein größeres, teueres, aber sehr klares, viel benütztes Werk, das auch der Anfänger mit Erfolg lesen kann. 2. F. Löwl: Geologie. F. Deuticke, Wien, 1906. 3. E. Toula: Lehrbuch der Geologie. A. Holder, Wien. 6. Aufl. 1906. 4. 0. Abel: Bau und Geschichte der Erde. F. Tempsky, Wien. 1909. Ein kleineres, aber gutes Werk, in dem Österreich besonders berücksichtigt ist. D. Einige für den Lehrer wichtige Spezialwerke. 1. G. Linck: Tabellen für Gesteinskunde. 3. Aufl. G. Fischer, Jena. 1909. 2. E. Fraas: Petrefakten-Sammler. K. G. Lutz, Stuttgart. 1910. 3. J. Walther: Geologie Deutschlands. Quelle und Meyer, Leipzig. 1910. E. Methodische Arbeiten. 1. K. C. Rothe und F. Kossmat: Mehr Geologie! Geologie im Geographieunterricht in K. C. Rothe: Der moderne Naturgeschichtsunterricht. F. Tempsky, Wien, G. Freytag, Leipzig. 1908. 2. A. Berg: Sinn und Behandlungsweise der Geologie im Geographieunterrichte. 3. H. Vetters: Stratigraphie, Paläontologie und Paläogeographie. 4. K. C. Rothe und II. Vetters: Exkursionen 2, 3, 4 in K. C. Rothe und E. Weyrich: Der moderne Erdkunde-Unterricht. F. Deuticke, Wien. 1912. 5. N. Roestel: Die Geologie im Lehrplan der Volksschule. C. Markowsky, Minden. Zahlreiche Artikel sind ferner in den verschiedenen Zeitschriften, wie z. B. in Natur und Schule, Monatshefte für den naturwissenschaftlichen Unterricht aller Schulgattungen (Teubner), Neue Bahnen (Voigtländer), Zeitschrift für Lehrmittelwesen und pädagogische Literatur (Pichler), Monatsschrift für den elementaren naturwissenschaftlichen Unterricht bezw. Natur und Unterricht (Kosmos), Monatsschrift für den grundlegenden naturwissenschaftlichen Unterricht, Lehr- und Lernmittelrundschau (Tempsky), Zeitschrift für das üsterr. Volksschulwesen (Tempsky) u. a. erschienen. Von den oben genannten Werken liest man am besten zuerst J. Walther: Vorschule, A. Berg: Geologie für jedermann. K. C. Rothe. aea5 Kleine Mitteilungen. 620.) AVer die deutsche Kuktureinycit im Anterricht sprach Pros. Dr. Sprengel aus Frankfurt a. M. im Zentralinstilnt für Erziehung und Unterricht. Die deutsche Kultureinheit, deren Grundlinien der Redner eingehend erläuterte, muß künftig die Grundlage unserer Geistesbildung abgeben und mit ihren lebendigen Kräften die Jugend erfüllen. Es ist unumgänglich, auf den höheren Schulen ein zusammen-hängendes Bild der deutschen Kulturentwicklung zu geben an der Hand des Schrifttums, unter Heranziehung aller übrigen Gebiete des Geisteslebens, besonders der deutschen Kunst. Unsere Sprache enthält bereits eine lebendige Kulturgeschichte des deutschen Volkes. Neben der fortlaufenden Betrachtung, die die vier obersten Klassen umfaßt und mit der mittelhochdeutschen Dichtung einsetzt, muß die Einheit unseres Geisteslebens durch mannigfache Stoff- und Motivgruppen beleuchtet werden: Deutsche Sittlichkeit in ihren verschiedenen Erscheinungsformen, Glaube, Natnrgefühl, Verhältnis zum Staat, Familienleben, die Ausprägung des Volkstums in der Eigenart der Stämme, der Mundarten, in der Erscheinung der verschiedenen Stände und Berufe; dazu kommt die Betrachtung einzelner Stoffe in der verschiedenartigen Gestaltung der Zeiten, so der Nibelungensage von dem Siegfriedsmärchen bis zu den Neudichtungen des 19. Jahrhunderts. Auch die Dichtungsgattungen liefern ihren Anteil. Deutsche Kunst muß immer unter ihren besonderen eigentümlichen Voraussetzungen betrachtet und beurteilt werden. Überall wird sich so in der Einzelerscheinung das große Ganze der deutschen Kultur und ihre Eigenart wiederfinde». Für diese bedeutsame Aufgabe bedarf der deutsche Unterricht der Zukunst eines ausreichenden Raumes und auch der erforderlichen Hilfsmittel. 621.) Schükerörieswtchsek. Herr Amtsbruder F. Meixner in Wien ließ von den Schülern seiner Klasse an das 1. Progymnasium in Sofia einen Neujahrsbries schreiben. Daraufhin kamen nachstehende Antworten zurück: „Vielgeliebte KameradenI1 Teure und treue deutsche Freunde! Am 15. Dezember haben wir ein kleines Freudensfest gefeiert. Der Herr Direktor las uns Euer Begrüßungsschreiben vor und zeigte uns die ihm beigelegten Ansichtskarten Eures schönen Wien sowie die Photographie Eures geliebten Kaisers, den wir sehr gut von den Illustrationen kennen. Er zeigte uns auch das Zweiglein vom Weihnachtsbaume, welcher zu Weihnachten auch jedes bulgarische Haus ziert. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie froh wir waren über diesen Euren Gruß und die erwiesene Aufmerksamkeit. Hoch leben unsere Wiener treuen Kameraden ! Hurra rufen wir alle einstimmig I Ja, liebe Kameraden, der Krieg gegen die treulosen und hinter-listigen Serben ist nun beendet und zu unserer größten Freude ist das gequälte Mazedonien frei. Der Räuber ist bestraft. Hoch leben die tapferen österr.-ungar.-deutschen und bulgarischen ArmeenI Wir sind glücklich, daß wir jetzt die Möglichkeit haben, in den Straßen von Sofia Eure tapferen Väter, Verwandte und Bekannte sowie Deutsche zu begrüßen. Einige unter uns grüßen diese auch militärisch. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie sroh wir sind, wenn sie lächelnd unseren Gruß erwidern. Vorgestern waren einige von uns so glücklich, den Feldmarschall und Sieger Mackensen zu sehen und zu begrüßen, als er in unserer Hauptstadt ankam. Indem wir Euch von Herz und Seele grüßen und für Eure brüderlichen Glückwünsche zu Neujahr danken, bitten wir Euch, auch unsere brüderlichen und aufrichtigen Glückwünsche entgegenzunehmen für reiche Gesundheit, Glück und gedeihliche Beendigung des Schuljahres. Unser Schulgebäude ist jetzt ein Krankenhaus, in dem unsere verwundeten tapferen Soldaten untergebracht sind. Wir studieren jetzt im Gebäude des französischen Gymnasiums, dessen Schüler als Feinde ausgewiesen worden sind. Wir legen hier als Christbavmzweig ein Reis aus dem Prinz Boris-Park sowie Ansichten unserer geliebten Hauptstadt und das Bild unseres geliebten Zaren, des Kronprinzen Boris und des Prinzen Kyrill bei. Wir grüßen Euch und verbleiben Eure für immer treuen Kameraden und Freunde." (Folgen 52 Unterschriften.) — Direktor Pantscheff schrieb: „Sehr geehrter Herr Amtsgenossel Ihren freundlichen Brief und denjenigen der Schüler Ihrer Klasse habe ich erhalten. Es war für mich, ebenso für die Schüler der ersten Klasse meines Progymnastums eine große und freudige Überraschung, als wir Ihren amtsbrüderlichen Gruß und die herzlichen Glückwünsche der lieben kleinen Wiener Schüler der ersten Klasse anläßlich der frohen Weih-Nachtsfeiertage und des neuen Jahres bekamen und besonders, als es in einer großen und für die verbündeten Völker so bedeutungsvollen Zeit geschah. Ich und meine Kameraden, Lehrer am 1. Knaben-Progym-nasium in Sofia, sind entzückt von der brüderlichen Aufmerksamkeit der lieben Wiener Jugend, der künftigen Wiener Bürger, unserer Schuljugend gegenüber und wir alle, Lehrer und Schüler, halten es für eine große Ehre, Ihnen und Ihren Schülern unsere herzlichsten Glückwünsche und Grüße senden zu können. Indem ich Ihnen meinen innigsten Dank für die freundlichen Wünsche ausspreche, erlaube ich mir, Ihnen meine aufrichtigsten Glückwünsche und diejenigen meiner Kameraden zu senden, und bitte Sie, beiliegenden Brief Ihren lieben Schülern übergeben zu wollen und ihnen unsere herzlichsten Glückwünsche zu vermitteln. Hochachtungsvoll Direktor Pantscheff.' — Die Zuschriften aus Wien lauteten: „Sehr geehrter Herr Direktor! 1 Der Brief ist bulgarisch geschrieben; der Herr Sekretär der bulgarischen Botschaft war so liebenswürdig, ihn zu übersetzen. 3636 Wenn ich mir gestatte, vorliegendes Schreiben an Sie zu richten, so tue ich dies als Dolmetsch der Gefühle meiner Klassenschüler, welche den guten Gedanken hatten, spontan den Wunsch auszusprechen, ihren Kollegen in Sofia anläßlich der Weihnachtsfeiertage herzliche Glückwünsche zu entbieten. Die Freude über diese Art brüderlichen Bekanntwerdens unter meinen Schülern veranlaßt mich, die löbliche Direktion der ersten Sofioter Knabenbürgerschule zu bitten, den Brief meiner Wiener Jungen den Schülern Ihrer Anstalt zugänglich machen zu wollen. Indem ich auch meine Wünsche hinzusüge, verbleibe ich mit vorzüglicher Hochachtung Franz Meixner, städtischer Lehrer." — „Teure Kameraden! Liebe bulgarische Freunde! Unsere Väter haben den Krieg gegen Serbien beendigt! Weihnachten stehen vor der Tür! Bei uns besteht der Brauch, an diesem Feiertage Freunde und Bekannte zu begrüßen. Als am letzten Festtage unseres Kaisers vom Rat-hause in Wien auch Eure Fahne wehte, beschlossen wir, Euch diesen Brief zu schicken und Euch anläßlich der Weihnachten und des neuen Jahres unsere herzlichsten Wünsche zu senden. Euere Väter feierten wir bereits in einem unserer letzten Schulthemen: „Der Vierte im Bunde." Unserem Schreiben fügen wir ein Zweiglein vom Weihnachtsbaume bei, da dieser jedes deutsche Haus zu Weihnacht schmückt. Außerdem bitten wir Euch, noch eine Ansichtskarte unserer geliebten Geburtsstadt und ein Bildnis unseres geliebten Kaisers entgegenzunehmen. Euere Antwort erwartend, verbleiben wir (folgen 49 Unterschriften)." — Herr Panischest verlas seinen Schülern dieses herzliche Schreiben, das seinen Eindruck nicht verfehlte. Nach Verlesung riefen die Schüler: „Es leben die Wiener Bürgerschüler! Es lebe Kaiser Franz Joses! Hurra!" 632.) Ier Krieg. Illustrierte Chronik des Krieges 1914. Monatlich zwei reichillustrierte Hefte zum Preise von je 30 Pfennigen. Heft 5 und 6 mit Tondrncktafeln und einer Reliefkarte von Nordsrankreich. Stuttgart, Franckh'sche Verlagshandlung. Vor uns liegen bereits 30 Heste dieses Werkes und wir können gleich in vorhinein sagen, daß wir dasselbe mit großem Interesse lesen und verfolgen. Es ist eine gute und empfehlenswerte Kriegszeitschrift, eine illustrierte Chronik des Krieges, die aus dem massenhaften Stoffe, den der Krieg tagtäglich bietet, das Wichtigste und Beste herausschält und in Einzelbildern festhält. Das Buch bringt so manches über die großen Ereignisse, die wir miterleben und über die wir nähere Auskunft wünschen; denn die Tagesblätter, welche wir verfolgen, genügen dem wißbegierigen Leser nicht; sie bringen zu viel und zu wenig, dabei naturgemäß ganz unübersichtlich. In dem vorliegenden Werke finden wir eine fortlaufende Cbronik der Ereignisse, packende Einzelschilderungen, mit Kärtchen versehene Berichte über die einzelnen Schlachten, Berichte aus dem See-, Lust- und Festungskrieg, Lebensbilder der eigenen und der fremden Führer, Beschreibung der Kriegsmittel, künstlerisch und belehrend gehaltene Textbilder, Vollkarten, viele Reliefkarten u. a. An dem Werke beteiligen sich hervorragende und bekannte Schriftsteller, welche den oft spröden Stoff in sehr anregender Form bearbeiten, lebendig schildern und so ein anziehendes, belehrendes Buch von bleibendem Werte gestalten. Wir können dasselbe auch zur Anschaffung für Schülerbibliolheken schon von den oberen Stufen der Volksschule an nur warm empfehlen, denn es entspricht allen Anforderungen, welche für die Einstellung in österreichische Schülerbibliotheken vorgeschrieben sind. Regierungsrat Dr. Deschmann. 623.) § ft „Leutnant" ein Kremdrvort ? Nein! Es klingt nur so, weil es die Franzosen in „Lieutenant" verunstaltet haben. Im Worte Ferdinand, das doch gew iß gut deutsch ist, steckt die Silbe „nand" die soviel wie „kühn" bedeutet. Und die erste Silbe „Leut", die ist nichts anderes als der Stamm vom Worte „Leute". Also ist unser Herr Leutnant der Mann, der die Leute kühn macht, d. H., der sie in den Kampf führt und ihnen dabei mutig voranschreitet. Sagt niemals „Lieutenant", sondern sprecht auf heimisch „Leutnant" und zieht vor dem, der einen blitzenden Stern am Kragen und eine blanke Denkmünze an der Brust trägt, in Ehrfurcht das Käppleinl Der hat den deutschen Namen „Leutnant" verdient. (Nach einer Darstellung von Sarrazin.) 624.) Hin Kapitel praktischer Htolksöildungsarveit. Die Bildungszentrale beim General-Gouvernement in Brüssel hat dieser Tage ein Büchlein heransgegeben: „Handbuch für die Veranstaltung von Sol-daten-Bortrags- und Unterhaltungsabenden im Besatzungs- und Kriegsgebiet". Das bescheidene graue Gewand, in dem das Büchlein erschienen ist, steht in schroffem Gegensatz zu der Fülle höchst wertvoller geistiger Arbeit, die da draußen an den Seele» und Herzen unserer Feldgrauen getrieben wird, u. zw. nicht nur an den in den großen Truppenstandorten stehenden, die verhältnismäßig leicht erreichbar sind, sondern auch an den vielen Bahnschutzkommandos und sonstigen Sicherungsabteilungen, die sich wie Netzmaschen über die kleineren und kleinsten Orte hin verbreiten. Obwohl sich Belgien dank seiner vorzüglichen Verkehrs-Verhältnisse auch vorteilhaft vor den anderen Besatzungsgebieten auszeichnet, so blieben doch noch genug Schwierigkeiten zu überwinden, um das zu erreichen, was in wenigen Monaten erreicht worden ist. Wenn heute die Entwicklung so weit gediehen ist, daß diese Betätigung allen anfänglichen Hemmungen zum Trotz mit der Selbstverständlichkeit, mit der die Teile einer Präzisionsmaschine ineinandergreifen, vor sich geht, so ist das der unermüdlichen Arbeit und des Einsetzens der ganzen Persönlichkeit des in solchen Dingen wohl-erfahrenen Vorstehers dieser Abteilung, Herrn Th. H. Jansen, zu verdanken, der in Friedenszeiten als «Sekretär der Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung sein starkes volkserziehliches Interesse und sein ungewöhnliches Organisationstalent in den Dienst der Volksbildungssache gestellt hat. Den verschiedensten Bedürfnissen wird bei den Vortrags- und Unterhaltungs-Veranstaltungen Rechnung getragen. Da gibt es für einen engeren Kreis besonders interessierter Persönlichkeiten wissenschaftliche Vorträge, deren Veranstaltung immer nur von sachkundigen und entsprechend vorgebildelen Persönlichkeiten in die Wege geleitet werden kann. Für einen größeren Kreis sind volkstümliche Vorträge berechnet. Ein geeignetes Mittel, auch die große Schicht der geistig weniger Beweglichen zu fassen, besteht darin, die Vortragsabende durch sinngemäße Ausstattung mit Gedichtvorträgen, Musik, Einzel- und Chorgesängen usw. zu Unterhaltungsabenden auszugestalten. Endlich ist auch solchen Verhältnissen Rechnung getragen, wo nur leichte, angenehme Unterhaltung, natürlich in einwandfreier Fori», am Platze ist. Das ist beispielsweise der Fall bei den aus den Schützengräben in die Ruhequartiere zurückkehrendcn Soldaten, die nach den Nervenspannungen dringend der Zerstreuung und Erheiterung bedürfe». Bei all diesen Forme», in die solche volkserzieherische Arbeit gefaßt ist, spielt das Lichtbild, das ruhende wie das lebende, eine wichtige Rolle. Es stehen eine stattliche Reihe von Apparate», 137 Lichtbilderreihen und, was wohl das wertvollste ist, über 150 Vortragskräfte zur Verfügung, die die Besatzungstruppen in Gestalt von Rednern, Sängern, Sprechkünstlern, Humoristen, Zauberkünstlern usw. stellen. Wenn nun die Veranstaltung eines Vortrags- und UnterhaltungSabendes in Friedenszeiten schon der größten Umsicht und Sorgfalt bedarf, wie viel mehr trifft das zu auf solche AuS-nahmszustände, wie sie hier vorliegen. Aber alles ist so gut bis in8 Kleinste organisiert, als ob Arras und Dpern weit hinten in der Türkei lägen. Unendlich viel Segen ist aus dieser unermüdlichen Bildungsarbeit unseren Feldgrauen drüben in den belgischen Landen erwachse». Nur zu leicht entfesselt das rauhe Handwerk des Krieges, der beständige Umgang mit Gefahr und Tod einen Lebenshunger, der gierig den niedrigsten Sinnesgenüssen sich ergibt. Trotz aller strengen Maßnahmen des General-Gouvernements bieten die großen belgischen Städte noch immer des Versachlichen genug. Da setzt diese Arbeit ein und führt von den Talsohlen menschlichen Trieblebens hinein in die Bezirke und hinauf zu den Höhen der geistigen Erhaltung. In der Tat scelensorgerischc Arbeit im besten Sinne des Wortes. Aber nicht nur dieses bewahrende Moment, das letzten Endes dem Kriege zugute kommt, ist von höchstem Werte. Diese Sämanns würfe in Menschenherzen und Mcnschenseelen werden auch sicher für die Friedenszeil nicht vergeblich getan sein und Tausende und Abertausende werden nach dem Kriege in ihre alten Lebcnskrcise zurückkehren, erfüllt von Hunger und Durst nach einer Geistcskost, deren Ausnahme in vielen Fällen zugleich eine Wcrlsteigcrung nach der seelisch-sittlichen Seite bedeutet. O. W. Ich habe ähnliche Einrichtungen für unser Vaterland bereits vor längerer Zeit in Anregung gebracht; hoffentlich werden sie bald zur Tat werden. Peerz. 625.) Spitz- und Spottnamen im Weltkriege.' Der gewaltige Krieg, der uns schon so viele Überraschungen bereitete, hat uns auch eine ganze Reihe von neuen Spitz- und Spottnamen beschert, die zum großen Teile sehr interessant und bezeichnend sind und in treffender Weise menschliche Schwächen und Eigenheiten beleuchten. Es fehlt aber anderseits auch nicht an spöttischen Bezeichnungen, die durchaus verfehlt sind, bös daneben hauen und nur den Ausdruck eines törichten, künstlich geschürten Hasses bilden. So ist es im höchsten Grade unvernünftig und unangebracht, wenn unsere Feinde die tapferen deutschen Truppen „Hunnen und Barbaren" nennen oder wen» die Franzosen uns bis zum Überdruß mit dem Schimpfwort „Koches" belegen. Derartige kindische Anpöbelungen treffen uns weder, noch können sie uns beleidigen. I» jedem Falle sind wir „Hunnen und Barbaren" die besseren Menschen, da wir für die lange Reihe unserer Feinde noch keinen Spottnamen zur Anwendung gebracht haben. Gewiß, wir sprechen manchmal von „Rothosen", von „Moskowitern", von den „Japs", aber dies sind allgemein übliche, sozusagen allgemeingültige Bezeichnungen, die überall gang und gäbe sind und auch nichts Verletzendes an sich haben. Vielleicht könnten mir deshalb hier eine kleine Anleihe bei den Russen machen, die ihre französischen Mitstreiter „Mctericki- (Meter) Kameraden" nennen, weil fast in jedem der Berichte der französischen Heeresleitung der Satz vorkommt: Wir eroberten soundsoviel Meter Schützengraben. Die Russen haben sich überhaupt sehr erfindungsreich in der Schaffung neuer Spitznamen erwiesen. So nannten sie die ungarischen Honvedhusaren die „Roten Teufel", die nicht minder schlagfertigen Tiroler Kaiserjäger, deren Kopfbedeckung stets mit Blunien geschmückt ist, die „Blumenteusel". Für das russische Hauptguartier erfanden sie sogar das Wort: „Departement der Niederlagen". Während 1870/71 eine ganze Reihe unserer Feldherren sich eines ehrenden Beinamens erfreute, hat von den Feldherren, die im Weltkriege unsere Heere von Sieg zu Sieg geführt haben, bisher noch keiner diesen Gipfel der Volkstümlichkeit erreicht. Hier und da nennt man wohl unseren unvergleichlichen Hindenburg den „Russenschreck", doch ist diese Bezeichnung nicht allgemein üblich geworden. Nur an dem „Alten Gottlicb", dem „Tiger von Metz", halten unsere Soldaten unverbrüchlich fest.- Unter diesem Namen kennt jeder unserer Krieger de» alten Generalfcldmarschall Grafen 1 Aus der „Illustrierten Geschichte des Weltkrieges 1914/15“. Verlag der Union Deutsche Verlagsgesellschaft in Stuttgart, Berlin, Leipzig, Wien. Haescler, der ohne selbständiges Kommando den Feldzug inmitten seiner Soldaten mitmacht. Dem früheren englischen Kriegsminister und Schöpfer der sagenhaften englischen Millionenheere, Lord Kitchcner, klebt noch von früher her der vernichtende Beiname „Henker von Omdurman" an, zur Erinnerung an das schauderhafte Blutbad, das er seinerzeit unter den Derwischen im Sudan anrichtete. Zwei anderen englischen Mi-nistern haben die Londoner Spottzungen erst kürzlich Spitznamen verliehen, und zwar nennen sie den schon mehr unfreiwillig komisch anmutenden Maulhelden Churchill, der einmal einen Flug in einem Doppeldecker mitmachte, „Fliegerminister", während sie dem nicht weniger ruhmredigen Finanzminister Lloyd George den Spitznamen „Lügenminister" anhängten, einen Beinamen, den sich auch Churchill redlich verdient haben würde. Die Londoner Lästermäuler haben selbst vor ihres Königs Majestät nicht haltgemacht: „König Ofenhocker" nannten sie ihn, weil er ruhig zu Hause sitzen blieb, während seine Tommys sich in Flandern verbluteten. Da sind die Italiener doch weit ehrfürchtiger und weniger boshaft. Sie nennen ihren Herrscher, der bekanntlich von sehr kleinem Wuchs ist, nur den „Baby-König". „Mit den Makkaronifressern werden wir auch noch fertig," sagten unsere Feldgrauen. Inzwischen hat sich aber der Berliner Volkswitz über die Makkaroni hergemacht und sie in „Treubruchnubeln" umgetauft. Daß die Feldküchen „Gulaschkanonen" oder „Hungerabwehrkanonen" genannt werden, weiß jeder. Weniger bekannt ist, daß unsere Flieger ihren Kameraden von der Besatzung der Luftschiffe den ungemein treffenden Spitznamen „Die aufgeblasene Konkurrenz" verliehen haben. Aus dieser auf Vollständigkeit keinen Anspruch machenden Blütenlese ersieht man, daß es der Spitz- und Spottnamen gar viele sind, die der Weltkrieg gezeitigt hat. Aus der anderen Seite hat er aber auch einem früher sehr häufig gebrauchten Spitznamen für immer den Garaus gemacht. Die Türkei wird heute keiner mehr den „kranken Mann" nennen, wie es sonst allgemein üblich war, denn sie hat im Weltkriege eine kriegerische Kraft gezeigt, die alle Welt in Erstaunen setzt. Lose Gedanken. 36.) Fachlehrer: Man sagt: Fachlehrer. Aber vom Fach soll er auch sein. Nicht nur, daß er sich durch sein Fach hölzern durchstudiert hat: Er soll auch Begabung für sein Fach mitbringen. Der Erstgruppier sollte ein Stück Schriftsteller sein, der Zweitgruppier ein kleiner Naturforscher, der Drittgruppler ein Zeichner von Gottes Gnaden. Dann würde es richtig sein; dann heißt es erst mit Recht: Fachlehrer. W. Hampel. Nachbemerkung: In den vorstehenden Zeilen wird mittelbar auch die Zersplitterung getroffen, der die sogenannten Prüfungsfexen verfallen. Kaum haben sie eine Fachgruppe geschluckt, so stürzen sie sich auf die zweite, ja später sogar noch auf eine dritte. Von einer Vertiefung kann solcherart nicht die Rede sein. Wir werde» im Ncuenlwurse für unser Prüfungswesen sogar bie bestehenden Fachgruppen teilen müssen, um durch Einschränkung Konzentration zu erziele». In allem Meister sein wollen, heißt Stümper sein. Es gibt denn auch bereits einsichtsvolle Referenten, die mit Prüsungszeugniffen verschiedenster Art gespickte Gesuche ohneweiters beiseitelege», weil sie dem Beiverber lediglich als Stoffmagazin betrachten. — D. Sch. Mdliriogische Reimpaare. 23. Micht im Zorn. Wer straft in plötzlich auigestiegenem Zorn, Muß bitter fühlen bald der Reue Dorn. 24. Nervot. Was man dem Kind verwehrt Es doppelt gern begehrt 25. Morsicht im Wort. Was das Kind am Herd erlauscht, Gern es vor der Türe plaufcht. 26. Mnwert. So manchen Eltern Kinder sind beschert Und sind, ein Kind zu haben, gar nicht wert. 27. Westes Erbteil. Der Eltern Tugend und gute Zucht im Haus, Die machen der Kinder bestes Erbteil aus. Ernst Krekmut. Talaufwärts durch den Krieg. Eine grausige Wacht. Und der (Oberlehrer begann: „Wir, die Anreiner des falschen freundes da drüben, wußten es schon längst, daß mit dem nicht Frieden zu halten ist. Sein £)aß gegen unser Vaterland saß zu tief, seine Gier nach unfern grünen Wäldern und üppigen Feldern war zu groß. 3n jedem Einzelnen, der da über den Berg kam, um unsere Forste auszubrennen und sodann Kohle in seine Heimat zu schleppen, spiegelte sich das gesamte Volk der Verräter. Darum rüsteten wir sogleich zu Beginn des Weltkrieges alle zwischen sechzehn und sechzig, so sie noch daheimgeblieben waren und die Büchse tragen konnten. Da wurde exerziert und marschiert und patrouilliert, daß es eine Freude war. An der Spitze der Freiwilligenkorps standen zumeist Lehrer; sie hatten ihre Aufgabe als Volksoffiziere voll erfaßt. Als nun der Welsche immer lauter, immer frecher wurde, zogen unsere Braven den Hang hinan, um die Grenze gegen einen plötzlichen Einbruch zu schützen und die Spione abzufangen. Die ganze lange Kette von schier sOO km standen sie Tag und Nacht auf Wache. Der Schurke wußt' es, daß man ihm nicht traute; er vergiftete die Huellbäche auf dem Höhenkamm, ujp unsere Getreuen zu vernichten. Es half nichts, sie blieben. Da nun der Krieg kam, rückten die Standschützen höher hinan, den Räuber zu empfangen. Doch was konnte das Häuflein zwischen sechzehn und sechzig gegen die wohlgeschulten Alpini Ausrichten ? Die Erwägung führte zu einer allgemeinen Flucht aus dem Tale. „In wenig Stunden", so hieß es, „ist der Feind da und raubt uns die Habe und kühlt an uns zuerst seinen Haß, seinen Mut, und schändet und mordet und brennt." Also packte jeder in Eile auf, was er schleppen konnte, und wanderte über den Sattel ins Tal, durch das die Eifenschienc läuft. Auch ich wollte anfangs mit. Allein, da erfaßte mich der Gedanke: „Sieh, hier hast du an die dreißig Jahre gewirkt, hier Ehe und Beruf genossen, hier dein Leben verbracht. Und nun sollst du von deinem trauten Heim, von der Stätte deines Wirkens, von dem Grabe deiner Frau scheiden? Nein! Sie mögen kommen und dich fortschleppen oder töten; du bleibst! Besser auf dem heiligen Boden der Heimat sterben, als in der Fremde umherirren." Und ich blieb. — Der Abend kam. In den Schluchten begann ein grausiges Donnern: die ersten Gefechte. Dann wurde es still. Nach Mitternacht, es wird etwa 2 Uhr gewesen sein, hob ein Rasseln und ein Tuten, ein Getrappel und ein Trompeten an: kein Zweifel, der Feind hat die schwache Besatzung geworfen und rückt nun ungehindert in den (Drt ein. Ich wage es nicht, aus dem Haufe zu treten. Der Lärm schwillt an, Wagen um Wagen rollt vorüber, Truppen marschieren mit festem Schritt und Rosse wiehern in den grauenden Morgen hinein. Da pocht es an die Tür. „Also der furchtbare Augenblick ist da!" Ich lasse noch einmal den Blick durch die Zimmer streichen, sehe noch einmal auf das Bild meiner Frau und gehe fest entschlossen wie einstens der Hofer in Mantua zur Tür. Stumm gleich dem Senator auf dem Kapitol will ich den Feind begrüßen... Doch sieh, trügt mein Blick? Ein österreichischer (Offizier! Ehe ich mich fassen kann, hat er mir zugerufen: „Sind Sie der Herr Schulleiter?" Und da ich nicke, salutiert er und erfaßt meine Hand mit den Worten: „Bravo, ich beglückwünsche Sie zu Ihrer Unerschrockenheit! Nun können Sie mir behilflich sein, die Mannschaft unterzubringen und alles Nötige vorzukehren." — Hei, wie da mein Herz jubelte, da ich unsere tapfern Kaiserjäger sah! Ja, was da in wenigen Stunden herangerollt kam, was da trabte und im Rasen kauerte, das war eine bunte Welt; mir kam es vor, als hätte der liebe Gott den Himmel geöffnet und ein Feldlager herabgelassen. Da jagten Reiter durchs Feld, da polterten Aanonen und Munitionswagen gegen die Höh’, da drängten Blaffen bewehrter Soldaten zur Schlucht . . . das Tal war gerettet, Wie tbir später durch Gefangene erfuhren, hatte sich der Welsche durch die Gewandung der Standschützen, die der der Raiserjäger glich, täuschen lassen, und in der Meinung, die regulären Truppen seien bereits da, Reserven nachgezogen. Mittlerweile waren die Gefürchteten wirklich gekommen und aus war es mit dem Einmarsch ins Tal, aus mit dem geträumten Sieg. Droben stehen sie nun fest wie die Felsenzinnen und der Bauer hat recht, der da sagte: „Über dö Berg, Herr, käman lei zwoa: a Vogel und der Herrgott." — (lüirb fortgesetzt.) Lehrer Krieg. Originalbeitrag für die „Blätter für den Abt.-Unterr.“ Oft hat mir mein Schöpfer das Herz gerührt; war’s Mutterliebe, die ewig treue, war’s Gottesnatur, die ewig neue, ich habe den Frühling, die Liebe gespürt. Viel hat mich bewegt in meinen Tagen. War’s innig Verlangen, war’s Sorgen und Bangen, war’s Jubel und Freude, — war’s stilles Klagen; doch gingen die Tage so still und gleich. Ein holder Frieden war uns beschieden; wir schätzten ihn nicht, wir waren zu reich I Wir kannten sie nicht, die nagende Not, das wilde Verderben — das treuheiße Sterben, den Kampf und die Bitte ums tägliche Brot. Da kam wie ein Lehrer der strenge Krieg, ein wildes Verheeren, ein göttliches Lehren, der Falschheit die Strafe, der Treue den Sieg! Wie Frühlingsstlirme die Welt dunhbrausen, klang herrliche Kunde von Mund zu Munde, wie wenn die Wipfel aufjubelnd brausen. Und als ich die Siege der Treue sah — Gott über den Sternen aus ewigen Fernen, mein gütiger Schöpfer, wie warst du mir nah! Htinrichsgrün. Anton Haubner. Polack-Ecke. 8. „Ehre hat mich immer gcbemütigt, Liebe aber beglückt." 25. Jänner 1911. Aus einem Briefe an den kaiserl. Rat A. Hofer in Wien. (Bisher noch nicht veröffentlicht.! Herau»geber und „eraniworHlcher • Hildulf toieu nun >>,e> Hanllcef in #»ut<%cc Franz u. Antonie = Rauch = vorm. Johann Hajek. Pilsen, Reichsgasse 4 Flügel, Pianinos, Harmoniums von bekannten Firmen: Bösendorfer, Förster, Wirth, ^Gebrüder Stingl, Rösler, Koch und Korelt u. a. Grosse Auswahl. Billige Preise. Leihanstalt. Bezahlung auch in Raten möglich. 75 Auszeichnungen! Gegründet 1790. 75 Auszeichnungen! L.&C.Hardtmnths I Q || L.AC.Hardtmuths ns-; L&uriaraimuin “s,» Schulstifte etc, WIEN IX. Budweis in Böhmen, ^gsbige Kreiden Für Schulzwecke anerkannt bestes Fabrikat. Durch jede Papierhandlung zu beziehen. Die Reformkreide staubt nicht, färbt nicht ab und schont die Schul-tafeln. In den meisten Schulen Österreichs mit dem besten Erfolge eingeführt. Vom n.-ö. Landeslehrervereine empfohlen. Probesendung: 100 Stück K 2. Wiederverkäufer erhalten entsprechenden Rabatt. Franz Hoschkara, Kreidefabrik, Waidhofen a. d. Ybbs. Grüße an unsre tapfere — Armee. ----- Sonderheft. 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