MtmcherMMtung. V»H* > 4N ft. 11. li^l.,. N. 5.5". Fill die^uss.-N.l„„ nl« Hau« <^»^« A.^I^ff. haldj.not'.. Mitdcl T'ostiiaüzi.N.l:'., h.ubi.fi.7.50. Donnerstag, l.Iuli Insert« onsgebühr bi« 10 feilen: lmal SU l».. 1t) ^i»^«I. »m. lo lr. u.s. w. Iulerl^'itt'inmpel iede»m.5>o l,. ^.v^ ^, »^ » Amtlicher Theil. Se. k. und k. Apostolische Majcstät haben mi! Allerhöchster Entschließung vom 22. Inm d. I. den Priuatdoccutcu an dcr Universität zu Wicn, Dr. Joseph Bö hm zlim unßci ordentlichen nnbcsoldclcn Professur für Botanik an dieser Hochschule allcrl,n>idlgst zu ernennen geruht. ' Hasncr m, I». Der k. n. k. Finanzministcr Hal dcn Kanzlciofficialcu im Finnl^ministcriniu ^ohaon Holzyackcr zum Di-^rcctionsadjmiclen bci dcn pilfsämtcru dirfcS Ministc-rinnis crnauut. Nichtamtlicher Theil. Das Ueichsgcricht. Wien, 28. Juni. In dem lebhaften Wellenschlag der TagcSströmung ist ein in den letzten Tagen znr Thatsache gewordener neuer Fortschritt auf dem Gebiete der verfassungsmäßigen Entwicklung fast unbemerkt au der öffentlichen Meinung vorüber gezogen. Wir meinen die soeben vollzogene Constitniruug des Reichsgerichts. Mit ihr ist cincr der erhabensten Gedanken unserer Verfassung, der Schutz der Vcrfassungsrcchtc des Einzelnen wie dcö Ganzen gegen dic Eigcumächtigfcit oder die falsche Auffassung der Exe cutivc zur Wahrheit geworden uud steht heute verkörpert vor uns. Das Rccht des Einzelnen, welches vor keiner Admimstrativvchördc zur Geltung gelangen konnte, eS hat nnn eine Stelle gefunden, bei der cs den ausreichendsten Schutz finden wird. Der Schutz dcö ordentlichen Richters mochte dort genügen, wo dcr Staat als Partei seine Forderungen oder Einwendungen nnr aus dem feststehenden Privat-rechte ableitet; dort aber, wo es sich um Fragen des öffenllichen Rechtes handelt, wo dic wichtigsten politischen Rechte dcr Staatsbürger in ihrer Durchführung und Wirksamkeit dcn Entscheidungen der administrativen Organe des Staates anheim gcgcbcu sind, oder wo sich dcr Staat seinen Verpflichtungen durch Ordonnanzen cnt-schlagcn kann, ohne sich vor dcn ordentlichen Richter citiren lassen zu müssen — da mnhte eine richterliche Instanz geschaffen werden, welche dnrch ihre hohe Stellung, ihre Unabhängigkeit und möglichste Unbefangenheit dic meiste Gcwähr bietet, daß auch in solchcu Fallen nicht die Willkür dcr Executive, soudern Recht und Billigkeit zur Geltung kommen werden. Und diese Instanz ist das Reichsgericht, bestimmt, dcn Schlnßstcin dcr Vcifassuug und eine dcr wichtigsten Garantien derselben zu vildcu. Mit dcr Aufstellung des Satzes: ..Die Rechtspflege wird von dcr Verwaltung iu allcu Instanzen ge trennt," trat für das praktische Etaatslcbcu dic Noth' wcndigkcit ein, eine Garantie zu schaffe,,, daß auch dort, wo die Eompctcnzcn dcr Justiz und Verwaltung sich berühren, oder zweifelhaft siud, dieses Princip dcr Trennung beider Sphären aufrecht erhalten und jedes Falls, je nachdem es in das Rcfsort dcr Justiz oder Admiui-straliun gehört, auch nur vou der compctcnteu Behörde entschieden werde. Es ist aber trotz aller Bemühungen dcr Gesetzgebung eine Unmöglichkeit, dic Grenzen zwischen beiden Ressorts so scharf zu zichcu, daß ein Streit über Eompctcnzfragcn ausgeschlossen geblieben wäre. Die sich hieraus ergebenden Fragen zu lösen, gleichzeitig aber auch dem Einzelnen, dessen Recht unter diesen Eompctcnz-Conflicten dcr Behörden leiden könnte, dcn Rechtsschutz zn gewähren, bildet eine dcr wesentlichsten Aufgaben des Reichsgerichtes. Neben dieser gewissermaßen priuatrechtlichen Gcdeu-tnng hat unser soeben ins Lcbeu getrctcucr Compctcuz-gcrichtöhof anch cinc wesentlich politische Ansgabc. Mit dieser Institution wird der thatsächliche Beweis geliefert, daß alle in den verschiedenen Königreichen und Läuderu lcbcudcn Nationen dort, wo es sich um dcn Schutz allgemeiner politischer Rechte handelt, solidarische Interessen haben uud dicsclbcu mit Beruhigung einem gemeinsame,, obersten Richter, dem Rcichsgclichtö-hofc, mwertraucu köuncn. Wenn die rcvidirte Verfassung ihre Kraft uud Wahrheit darin findet, daß sie den im Leben dcr österreichischen Völker entwickelten Kräften, Ansprüchen uud Hoffnungen eine durchführbare Form und in dicscr die Znvcrsicht dcS Rechtes gibt, so hcit sie vor allem die unantastbare Gcltnng dieser ncueu Formen zn vertreten — Die Verkörperung dicscr Vcrfassungs-Aufgabc ist dcr RcichSgcrichtohof. Dic dcn Bändern eingeräumte Autonomie und die deren Organen zustehenden administrativen Befugnisse bringen cö mit sich, daß in Oesterreich anch Eompctenz-conflicte zwischen Verwaltungsorganen vorkommen, bei welchen es nicht möglich ist, dcn Eonstict durch die Vor lagc derselben an cinc höhere Administrativ - Instanz ;u lösen. Nehmen wir einen Eonflitt zwischen einem Landcs-ausschussc und cincm Ministerium, iu welchem dcr Laud-tag dic Ausicht seines Exccntivorgaucö a!S LaudcSauS-schuß, daö Ministerium jcuc dcr Adnnuistrativ-Bchördc theilt, so ist cinc solche Frage ohne dcn Bestand des NcichsgcrichtShofes unlösbar, weil eben jenes entschei-dcnde Organ fehlt und kein Theil seiner autonomen Stel-lnng nach verpflichtet ist, sich dem anderen unterzuord-neu. Andererseits sind aus demselben Grunde auch Com-pctcuzconflictc zwischen den autouomcn Organen der einzelnen Bänder, z. B. iu Straßen, Kirchen und Schul-concnrrcnzsacheu, in den Vcrpsicgskosten für Kranke :c. möglich, zu deren Entschcidnng ohne den Bestand des Reichsgerichtes das coinpctentc Organ fehlen würde, da cs sich hicr um gleichberechtigte, m«r dcn Landtagen un» tcrstchcnde Ächördcu haudclt. Vom spccicllcu Werthe ist die Einsetzung des Reichsgerichtes im Hinblicke auf den Umstand, daß mit dem-» sclbcu uunmchr die Möglichkeit gcbolcn ist, Ansprüche öffentlichen Rechtes gegen das Land oder das Reich geltend zu machcu und dnrchzusctzcn. Jetzt konnte nur dort dcr Rechtsweg betreten werden, wo Reich oder Land aus ciucin rein privatrcchtlichcn Titel verpflichtet warcu, iu allen anderen, oft hochwichtigen Fallen blieb die Anerkennung selbst dcr wohlbegründctstcn Ansprüche dcr administrativen Willkür anheimgestellt oder fand dieselbe nur in dcr Zugestchuug landesfürstlicher Gnade. Die Beispiele solcher bisher vergebens erhobener Ansprüche sind zahlreich, wir brauchen nur au die Verschiß dcucn Forderungen dcr Bänder an das Reich aus dem Titel von Acqniualcntcn — uud Ncluitioncn eines Landes an das andere wegen Ersatzes von Findelkinder- oder Krankcuvcrpflcgökostcn u. s, w. zu erinnern. Für alle die streitigen Fragen ist jetzt die oberste, über den Par« teien stehende Instanz geschaffen. Einer der wichtigsten Vortheile dcö Reichsgerichts besteht jedoch darin, daß die in der Verfassung selbst gewährleistete,, Rechte dcr Staatsbürger unter gericht» lichen Schutz gestellt sind nnd dem ausschließenden Ein-flnssc der Administrative entzogen werden. Hier handelt cs sich in erster Linie nm dcn Schutz der Verfassung selbst, msoferne sie dem Einzelnen Rechte gewährt, es handelt sich um specielle Fälle, iu welchen dcr Vcrfas-snng nicht die schützende Macht der Vcrtrctuugstürper ;ur Seile steht, iu welchen die Vcrfassnngsmäßigkeit mit Ucbcrgl'iffcn oder verfehlten Meinungen und irrigen An» schanniWn dcr administrativen Gewalt in Conflict ge-räth nnd eines uuabhäugigcn Richters bedarf, um im einzelnen Falle gerade dort, wo dcr Wortlaut der Vcr-fafsnng zur lebcnsvollcu Wirksamkeit gelangt, nicht schutzlos unterzugehen. Wir glauben nach dcn hicr entwickelten Aufgaben, die dem Reichsgerichte zufallen, der Mühe euthobcn zu sein, dessen besonderen Werth für die vcrfassuugsmäßige Entwicklung des Reiches zn betonen. Ein Hort des Rcchtcs ist uuumchr aufgerichtet in jenen Fragen, in -leuillellM. Zur Milliouen-Erl'schnst. Die „Dcb." schreibt: Die jüngsten Mittheilungen, die wir über die Martin Graf Pichlcr'schc ErbschaftS-augelcgcnhcit gebracht. wurden mit Eitirung dcr „Debatte" nicht blos von hiesigen Blättern reproducirt, sondern sic haven dic Rundc durch fast alle Prouinzblättcr gemacht, Eö ist dics cin sprechender Beweis für daS große Interesse, welches das Publikum an dicscr noch immer nicht gnnz aufgehellten Sache nimmt. Jedenfalls ist mit denselben schon jetzt das gulc erreicht worden, baß die früher sehr hoch gespannten Erwartungen dcr Crbs-Iutcrcsscntcu auf ihr richtiges Maß rcdncirt wurden und daß die vordem so zahlreichen lügcnhastcn "vtizcu nuu gänzlich verstummt sind. . Um dcn zahlreichen Anfragcn diverser Pichler, welche bei ihr eingelaufen sind, gerecht zu werden, theilt dic ..Debatte" iu. Nachstehenden mit, was sie über diese so comulk'nte Rechtssache iu Erfahrung gebracht. Außer den bereits letzthin angeführten Erbs-Inler-essentcn haben sich nun auch solche ans B ö h mischkru t ^mclM)cnds Baucrn), Hirten fcld bei Baden (cin "^dntöardcitcr) und Gumpoldskirchcn (ein Messer-^^dmcistcr) angemeldet. Im Gan;cu sind cs gegen "lindert Pcrsoncn, welche Anspruch auf die Erb-'l/ m^^"- ^" "^' ^ Erbschaft, wie erwähnt, " /^ Millionen Gulden beträgt uud dic Realitäten, namentlich dic ausgedehnten Wälder des Ontcs Stadt ^tcyr. seit Einziehung des Martin Graf Pichlcr'schcn '"ermögcus in, Werthe seitdem bedeutend gestiegen siud, so würde, trotz dcr großen Anzahl dcr Erben, doch jcdcr derselben seinen reichlichen Theil erhalte», selbst dann, wcuu nur das Eapital uud uicht gleichzeitig auch die seit Abschluß des westphälischcu Friedens, also seit mehr als zweihundert Jahren riesig angewachsenen Zinsen und Ziuscs;iuseu ausgezahlt würdcu. Von dcn Pichler'schcu Erben wurde, um dcu Win-teladvocatcn Zinilcr, welchem sie früher, unvorsichtig gc-uug, ihre Familicndocuuicnte übergeben hatten, zur Herausgabc aller zur LuMdirung der Pichlcr'schcn Erbschaft nöthigen Papiere zu bcwcgcn, schriftlich die Zusage ge-gclcn, er sollc fünf Percent von dieser Erbschast erhalten, jedoch nur uuter der Bedingung, daß er alle Dotu-lncutc herausgibt. Einen Theil derselben hat er auch wirtlich an dcu bevollmächtigten Advocate» der Pichlcr'schcn Erben auSgclicfcrt. Vcluünftiger Weise sollte man meinen, daß das eigene Interesse Zinucr bcwcgcn müßtc, anch dcn iltest dcr ihm übcrgcbencn Pichler'schcn Schriften hcranszugcbcn. Da dics bis znr Stunde jedoch nicht geschehen, so ist die Annahme gewiß wohlbegrüudct, cs stecke hinter dem Wiuteladvocatcn Zinncr cinc einsiuß-reichere Persönlichkeit, welcher gegenüber er früher Verpflichtungen eingegangen ist und welcher die fehlenden Dokumcutc möglicherweise übcrgcvcu wurden. Sehr zn bcdaucru ist cs, daß manche dcr Pichlcr'schcn Erbschaft^werber sich dic Schriften, welche sie im blinden Glaubeu au Ziuncr übergaben, nicht l>^:rtcu, weil sic nicht schreiben tonnten. Dem RcchtSanwalt isl hierdurch sciu Geschäft begreiflicherweise unendlich erschwert worden. Unter dcu Pichler'schcn Fannlieudokumeuten befindet sich die gewiß sehr merkwürdige Aussage dcs Anton Pichler, Iusasscn des Olles Unter-Türnan, wclchcr zufolge die Herrschaft Drofenoorf, die bekanntlich dein Grafen Lambcrg gehört, bci dem Tode dcs dort früher bcdicnstclcn Olicrjägcrs Joseph Pichlcr alle seine Familiendocuinente abnehmen licß uud daher soll auch eiu k. k. Obcrlicutcnant dcn Grafen Lambcrg einen Dieb genannt habcn. Wir lnüsscn hicr, um dcr Wahrheit willen und um keiner Verdächtigung Raun, zu gcbcu, gleich hin;»fügeu, daß wir an diese Erzählung umsowcniger glaubcu, da dcr Name des kühnen, hitzigen t. t. Obcr-licutcnants nicht genannt nnd blos angeführt ist, derselbe sci ein l. k. Ocnic-Officicr gewesen. Dic Schritte, welche von Seite dcS gegenwärtigen Advocate» dcr Pichlcr'schcn Erbs-Inlcrcsscntcn in jüngster Zcit gcniacht wurdcn. sind folgende: Er begad fich zum Herrn Pater Prior bci dcn Schotten, welchem von einer dcr Pichlcr'schcn Vormundschaft angehörigcn Frau ciu auf die Pichlcr'fchc Erbschaflsan-gclcgcnhcit bezügliches Document übcrgcbcu wurde, nnd bat denselben, er möge ihm allcs, was cr über die Pich-lcrschc Sache wissc, mittheile». Dcr hochwürdigc Herr gab die Erklärung ab: „Ja, die Erbschaft ist vorhanden, aber ausgefolgt kaun sie nicht werden, weil noch dcr Taufschein Tobias Pichlcrs, deS legitimen Sohnes des Martin Graf Pichlcr, fehlt." Ein Bescheid dcs Wiener ObcrlandcSgcrichtcS vom 9. November 1858 sprach dasselbe aus. Was ist mit diesem Taufschein, dem archimedischen Pnnkt der Pichlcr'schen ErbschaflSmasse, geschehen? War derselbe nie vorhanden? In dcu Pichler'schcu Familicnschriften ist nun doch cin AnhallSpuutt gefunden worden, welcher beweisen würde, daß dicfcr Tauffchciu wcuigstcus cxistirt hat uud unr mittlerweile in „Verstoß" gerathen ist. Es findet fich nämlich dariuucu folgcudc Ausfagc des Herrn Becker, Pfarrers von Rastenfeld: 1098 denen bis vor wenigen Jahren kaum ein Recht bestand, in Fragen dcr Verfassung; was das Gcscn, jcnc Stütze des HanSrcchtcs dem einzelnen, der Familie bietet, da? strebt das Reichsgericht in Betreff dcö StaatSganzcn als moralische Person an: cö schützt das HauSrccht dcr Vcrfassling. Czechischc und polnische Opposition. itaibach, :>(.». Juni, Wir haben schon öfter Gelegenheit gehabt, den Ernst und die Aufrichtigkeit zn conslatirc», welche die Regierung in ihrer Haltung dcr czcchischcu Opposition gegenüber beseelen und von dem Wnnschc Zeugniß geben, mit einem unzweifelhaft thatkräftigen und bei besonnener Entwicklung zu schöucu Hoffnungen berechtigenden Volts-stamme auf dem Boden dcr Verfassung Frieden zn schließen. Dir beiden neuesten Knndgcbuugcu in dieser Richtung tönncn nur ciucn ncncn Beweis für die Nichtigkeit dieser Anschauung, leider aber auch für die Erfolglosigkeit jenes versöhnlichen Entgegenkommens liefern. Es sind dies ein Artikel des „Präger Abendblatt" und eine auf denselben ertheilte Erwiderung eines Organs dcr czechischcu Opposition, der Präger „Politik." In dem Rcgicrungsblattc wird constatirt, daß alle Bemühungen, einen Ausgleich anzubahnen, bishcr kein güustigcs Nesultat hatten, ungeachtet die Rcgicrnng jeden Augenblick bereit sei, innerhalb des Nahmens der Verfassung Alles zn gewähren, was der nationalen Partei in Böhmen zugestanden werden kann. Einen Ansglcich, wie ihn die slavischen Parteiführer verstehen, tonne und dürfe mau der Ncgicrnng und dcr Vcrfassnngspartci nicht znmnthcn; es hieße dies nichts anderes, als die große Majorität dcr Völker Oesterreichs, ja Oesterreich selber, aus Gnade und Ungnade den böhmischen Födcra-l'stcn überliefern. Das Blatt schloß seine Ausemanderscl^ung mit folgender Apostrophe: „Kann Böhmen gedeihen, wenn seine Kinder in Hader und Unfrieden mit einander leben? Nein und abermals nein? Nnr Friede uud Eintracht, nur gc^ mcinsameS Streben nnd gemeinsame Ziele können unserem gottgcscgncten Böhmen, dieser Perle in HabsburgS Krone, jene Blüthe verleihen, ans wclcyc rs durch ^age und Natur, durch Kraft und Intelligenz vor allen Bänder» Oesterreichs Anspruch hat, Sollte dieser Umstand nicht gewichtig genug sein, um manches staatsrechtliche Bc^ denken schwinden z» machen? Sollte die Rücksicht auf das gemeinsame Vaterland nicht das vermögen, was bisher keinem staatsrechtlichen Disput, keiucr politischen Ausciuandcrsctzuug gelang?" Hierauf antwortet die „Politik" in ihrer Souutags-uummcr.- „Wir halten cine Discussion über den Ausgleich mit Böhmen unter dcu gegenwärtig obwaltenden Verhältnissen, bei den dermal herrschenden Anschauungen und Ansfassungcn dcr maßgebend stcnKrcisc für dnrchaus verfrüht und müßia. So lange die Ueberzeugung sich nicht Bahn gebrochen hat, die ^v'suug dcS böhmischen Eonflictes in Oesterreich sei eine Htaatsamon ersten Ranges, adäquat den« vorangegangenen ungarischen Ausgleich, so lange die Ausfassuug nicht zum Durchbruch tömmt, der Ausgleich mit dein böhmischen Volke sei ein Ansglcich zwischen diesem und dcr Krone selbst ans den Grundlagen des böhmischen Staatsrcchtcs, so lange ist es verlorene Mühe, von einem „Ausgleich" nur zu sprechen. Und die Zeit ist noch nicht gekommen. Man hat den ungarischen Ausgleich selbständig ausgeführt, wir habcu nichts dagegen und acccptircu ihn, soweit er uns nicht prüj uo icirt, allciu ebenso selbständig muß der böhmische Ausgleich ausgeführt werden, ohne daß wir den deutschen, dcn polnischen, den slovcnischcn Bändern, deren Eonslituirung wir nicht im mindesten beeinflussen oder hindern werden, irgendwie präjudicireu wollen. Znr Anbahunug einer böhmischen Ausglcichsactiuu aber ist weder das cislcithanischc Ministerium, noch der cislcithanischc Ncichsrath, uoch dcr Nahmen dcr Verfassung berufen, am allcrwcuigstcn sind es die Vcrsammluugeu deutscher Abgeordneten iu Prag, Brüun und Troppau." Bei einer so maßlosen Selbstüberhebung, wie sie aus jeder Zeile dcS czcchischcu Blattes spricht, bei ciucr solchen absichtlichen Vcrkennuug der reellen Verhältnisse, wie sie z. B. schon aus dem Ausdrucke „slovcnischc Bänder," worunter wahrscheinlich, abgesehen von Kraiu, auch Stcicrmart nnd Kärulcn verstanden werden, ähnlich wie man die dcntschcn Elemente Böhmens. Mährens, Schlesiens einfach ignorirt, — erscheint allerdings die Discussion eines Ausgleichs mit ciucr solchen Opposition sehr verfrüht. Ein anderer Act der Opposition, nämlich dic Resolutionen dcr ^cmbcrgcr Volksversammlung vom verflossenen Sonntag, welche sich für Nichlbcschickuug des NcichsralhS aussprach, wäre allerdings geeignet, dcn Blick in die Zuknnst dcr Monarchie zu trüben, stünde diese neue polnische Manifestation nicht im dircctcu Widersprüche nahezu mit dcr gesammtcn Presse Gnli-zicus, ja sogar mit dem in Galizicu so viel gefeinten Fürsten Sapicha, welcher bei jeder Gelegenheit die Nothwendigkeit des Beharrens nnf dcr constitutioncllcn Bahn in Uebereinstimmung mit dcm ^andcSausschussc anö-sprach. Die besten Frcnndc der Polen lüuucn daher uutcr diesen Umständen die Hoffnung nicht aufgeben, daß die Stimme dcr Besonnenheit, welcher die Polen bisher wiederholt im rechten Momente noch Gehör gegeben habcu, in dcm Sturme von Meetings, welche ihre spitze zuuächst gegen die gemäßigten Opftositionsclcmcntc, wie Zicmialkowski uud Goluchowoli, kehren, nicht uugc-hört verklingen werde. Darin, daß wir diese Hoffnung auszusprcchcn u»S berechtigt halten, möchten wir'auch dcu markantesten Unterschied zwischen czcchischcr und polnischer Opposition constatiren, UcbiigcuS werden wir in dieser Anschauung auch durch die Schilderung bestallt, welche ciu Schreiben aus K rat au iu der „AugSb. Allg. Ztg." übcr die Zustäudc Galizienö gibt. Es heißt in demselben: Die czechischcn, ruthmischcn uud national-demokratische» Agitatoren entwickeln eine unermüdliche Thätigkeit, uud suchcn namentlich das Volk zu demonstrativen Masscn-lundgcbuugcn aufzustacheln, doch ist dcr bisherige Erfo!g sehr gering. Außer dcm nur schwach besuchten Rcsolu-liousmccting bei ^emberg konnte keine eigentliche Volksversammlung in Scene gesetzt werden. Die Regierungspartei hingegen ist mächtiger als jemals. Dcr polnische Adel uud ein großer Theil uuscrcr Eapitalistcn sind an den neuen industriellen Unternehmungen, dcr Aulcgung ucucr Eisenbahnlinien, Fabritcn u. s. w. bcthciligt, und daher anch bemüht, jeder die gedeihliche Entwicklung unserer aufblühcuden Industrie bcdrohcudeu Volksbcwcguug nach ^ Älöglichkcit Schranken zu setzen. Diese Rücksicht bewog auch den Viccpräsidentcn des Abgeordnetenhauses Dr. Zicmialkowski, sciuc Wähler zusammcnzubcrufcn und vor ihncu sein Verhalten im Reichstag, sowie dic UtilitätS-politik dcr polnischen Dclcgirteu überhaupt ;u rccbt-fcrligcu. Einc nord>culschc Pcrsldic. Die „Weser-Zeitung, ein Blatt, welches, obwohl in emcr „freien Stadt" erscheinend, vor dcm preußischen Könige bei desscu jüngster Auwescuhcit in Brcmcn form-llch auf dem Bauche kroch, ihm dcn Staub von dcn Füßen küßte, bringt, um die Regierung an dcr Spree sich uoch mehr zu verbinden, mit wichtigthucndcr Miene cinc ..Enthüllung aus dcm Iahrc 1800," die dcn Stempel dcr Erfindung au dcr Stirn trägt, auch wenn mau davon abstral'irt, daß es Berlin ist. von wo dieses Blatt die wnudcrsamc Mähr sich schreiben läßt. Im Wesentlichen lautet die Mittheilung des mit Bismarck cokctlircudcn Blattes wie folgt: „Daß vor dcm Ausbruchc des Krieges ein Vertrag zwischen Frankreich uud Oesterreich abgeschlossen war. durch welchen Frankreich, im Falle dcr Sieg ans österreichischer Seite war, als Eompensa tioli für die Machtcrwcitcrung des österreichischen Kaiserreiches iu Deutschland das liukc Rhciuufcr zugesichert war. Allerdings wurde (schreibt dic „Weser - Zeitung" weiter) die Rhcingrcnzc un Venragc selbst nicht ausdrücklich bezeichnet, über dic Bedeutung dcr stipulirtcu „Eompcnsation" bestand indessen zwischen den Eoutrahcnw, ein völliges uud still« schweigendes Einverständnis;. So glaubte sich Napoleon gesichert für dcu Fall, daß Ocstcrrcich siegte. Die Niederlage Oesterreichs hielt man in Paris für unmöglich. Ueber die preußischen Rüstungen und dic preußische Armee war mau uur sehr mangelhaft oricntirt durch die Berichte des damaligen Militär-Attaches bei dcr französischen Botschaft in Berlin, des Grafen dc Elcrmont-Touucre, dcr deuu auch nach dcm Kriege durch ciucu bcsscrcu Beobachter, Baron dc Stoffel, ersetzt wurde. Die unterschätzende Meinung, welche man in Pavis von dcr Macht Preußens hatte, führte sogar zu dcr Besorg-niß, die Niederlage Preußens werde ciuc über das Maß ocs Wi'mschcuswcrthcu hiuausgchcudc sein, Preußen könnte „ccrasirt" werden, so daß Frankreich durch die Annexion dcS liukeu Rhciuufcrö ciuc uur ungcnügcudc Eompcnsa-tion für die Machtcutwicklung Oesterreichs auf Kosten Preußens uud iu Deutschland selbst erhalten würde. So war mau iu Paris, trotz dcr zugesicherten Neutralität, fcst entschlossen, die völlige Nicdcrwcrfung Prcu-ßcuS durch ciuc rechtzeitige Iutcrvcutiou zu Gunsten dcösclbcn zu verhindern, natürlich in dcr VorauSsctzuug, daß das durch franzöfifchc Vermittlung gcrcttcte Prcu-ßcu am wcuigstcu iu dcr Vagc sciu wcrdc^ die Annexion des linken RhcinufcrS zu verweigern. In Wicu wiegte mau sich iu ganz ähnlichen Illnsionen." Man wird zugcbcn, etwas Perfideres als diese Verdrehung des Sachvcrhaltcs ist selten ersonnen wor-dc>,. Doch wir sind von dieser Seite bereits an alles gewöhnt uud rcproducircn als Autwort ganz einfach, was liberale preußische Blätter zu den „Enthülluu-gcn" dcr „Weser-Zeitung" bemerken. Die „R hciuischc Zcituu g" fertigt das schweifwedelnde Bremer Blatt folgendermaßen ab: „Das ist also die ucucstc Art, wie man in Vcr-liu Geschichte macht. Ueber dcu haarsträubenden Unsinn dieser Geschichtstlittcrung vcrlicrcu wir kein Wort, cbcn-sowenig übcr dic unglaublicheKritillosigkcit, mit der na- „Eines Tagcs besuchte mich dcr Wirthschaftsucr-waltcr dcr Herrschaft Droscndorf. Wir sprachcn übcr verschiedene Dinge; endlich lenkte dcr Verwalter das Gespräch auch auf die Pichlcr'schc Verwandtschaft. Ich sagte ihm, es seien mehrere Personen von derselben Tags zuvor bei mir gcwcsen und hättcn dcu Taufschein verlangt." „Uud Sie haben ihnen denselben doch nicht gegeben ?" fragte dcr Verwalter lebhaft erregt. „Allerdings habe ich dcn Bitten dieser ^cutc willfahrt, ich habe 1l> Stück Taufscheine von T o-oinS Pichlcr ansgcfcrtigt und ihnen gegeben." „Was? Satcrmcnt!" schrie da dcr Verwalter, wurde dann todtcnblcich, sprang auf, raunte fort und ist neun Tage darauf in Folge des Schreckens gestorben. Gutmüthig fügt dcr Pfarrer in seiner Aussage hinzu: „Halte ich gcwußt, daß dcr Mann darüber sterben mühte, ich hättc ihm von dcm Taufschein nichts gesagt." Wohin sind dicsc ls> Stück Taufscheine von Tobias Pichlcr gctommcn? Darüber herrscht noch vollständiges Dunkel. Giugcn sie verloren oder wurden sie von Personen, die ein Interesse daran hatten, verbrannt? — Niemand weis dies. Iu neuerer Zeit wurde dcr Pfarrer von Rastcn-fcld öfters von Pichlcr'schcn Verwandten wegen Ausfol-gnng des Tobias Pichlcr'schcn TanffchcincS angcgangcn, sie erhielten abcr den Bcschcid: er könne den Tauffchcin nicht schicken, da sich dcr Name dcö Betreffenden im Taufbuchc uicht finde. Vielleicht fei derselbe vor dcm Tr ide utiui schcn Eoucil gcborcn nnd da seien die Taufmatrikcl uurcgclmäßig geführt wordcn. Dem steht aber, wie oben erwähnt, die Aussage des Pfarrers Becker von Rastcnfcld gcgeuübcr uud es drängt sich nun die Frage auf: Wurde etwa aus dcm Taufrcgistcr das Blatt, wclchcs dcu so dringend, ja für dic Pichlcr'fchcü Erbcu ganz unerläßlich uöthigcu Taufschein des Tobias Pichlcr enthielt, von verbrecherischer Hand hcrausgc-schuittcu? Möglich wäre dicS immcrhiu; cö sind Fällc vorhanden, wo Gemeinden auf ähulichc Weise ihrer Wälder beraubt wordcu sind. Gegenwärtig hat dcr Ncchtsfreuud, welchem die Pichlcr'fchcü Erbschaftswcrbcr die Durchfcchtung ihres ErbschastsrcchtcS anvertrauten, cinc Reisc nach ^iuz au-gctrctcn, um dort Nachforschungen übcr dic Martiu Graf Pichlcr'schc Vcrlasscnschaft zn Pflegen. Dcu diucrscn Pich-lcru, mcist blutariu, wärc zu wüuschcn, daß dic Ergcb-nissc dicscr iu ihrem Interesse unternommenen Reise günstig scicn. Abcr selbst wenn dies nicht dcr Fall sein, wenu sich wider dcrcu Erwarten hcrausslcllcu sollte, daß sie uud deren Enkel und Urenkel von zweihundert Jahren her die Opfer eines großartigen Schwindels gcwcscn scicn — selbst in diesem äußersten Falle wärc cS für sic doch noch ciu Gcwiuu, wcnn ihncn von cincm wahrcn Frcuudc des RechlcS einmal mit Bestimmtheit gesagt werden könnte: „Es ist nichts an dcr Sache, schlagt sie Euch aus dcm Kopfe, Ihr wurdet nur gefoppt." Für diese armen ^cutc, wclchc durch ihrcu Stammbaum nachweiscu köuucu, daß sie iu dircctcr oder in-directcr Linie vom Grafcu Pichlcr abstammcu, wärc cS allerdings ciu harter Schlag, wcnn sie dann wieder als simple Aicglcr oder Büglcr zu Nadel, Schcerc uud Eiscu grcifeu und ihre Fraucu uud Töchter statt den Seidcutlcidcru, welche sie ihncn an dem Tage, wo dic Erbschaft „da" ist, zu kaufen versprochen, mit gctäusch- tcu Hoffnuugcn abspciscn müßten, wenigstens abcr brauch-tcu sie dann uicht mchr länger die Narrcu dicscr Millionen^ Erbschaft zu sein und würdcu wieder zurückkchrcn zur ernsten Arbeit. Dic Vcrnüuftigcu uulcr ihucu wcrdeu uiit Gleich-muth dic definitive Eutschciduug ihrcr Sache, die jctzt so oder so in Bälde ciutrctcu muß, abwarten. Sollte die ^iquidiruug dicscr 3Nillioucn-Erbschaft schließlich doch crstritlcu werden - uud die Möglichkeit hicoou ist ja thatsächlich noch keineswegs ausgcschlosscu -- s» löuutc mau in diesem Falle, der bereits übcr zwcihuudert Jahre latent ist, gewiß mit Recht sagen: „Gut Ding braucht Zcit!" Dcr Erbschaftsproccß, welcher wegen dcr Martin Graf Pichlcr'schcn Vcrlasscnschaft geführt wcr-dcn muß, hat nicht uur wcgeu dcr Höhc dcr Geldsumme, soudcru auch in audcrcr Bczichuug uoch ein besonderes Interesse. bauten dic Erhebungen iu Linz für die Erben günstig, so wird au dcu Advocalcn die Frage herantrete», gcgcn wcu ist dcr Proceß anzustrcugcu? Im Stamu'baum dcr Pichlcr'schcu Erbschaftswcr- ^ bcr hcißt eS: Kaiser Fcrdiuaud III. hat das Vermögen ß des Grafen Pichlcr eingezogen. 's Soll alfo das Obcrhanpt des dcutschcu Reiches zur Rcstitutiou dicscs Vermögens verpflichtet sciu? Es gibt kciu solches Oberhaupt mchr, daS deutsche Reich ist seitdem iu Trümmer gegangen. Oder soll dcr Kaiser von Ocstcrrcich, respective di< W österreichische Rcgicrnug, zur Herausgabe dieses Per- > mögcus gehalten sein? Und wcnn, berührt die Sacht > den cislcithanischcn Fiuanzministcr Dr. Brestel allein, « oder zugleich auch sciucn Eollcgcu, den sserru Barol' > Vcckc? " > 1099 tional-liberalc Blätter (auch in der Magdeburger Zeitung finden wir dieselbe „EntlMuug") sich dazu hergeben, solchen Unsinn zu verbreiten. Aber wir fragen: Welches Interesse gebietet in diesem Augenblick, zu derartigen Entstellungen und offenbaren Fälschungen der geschichtlichen Thatsachen seine Zuflucht ;u uchmcn? Werden die Abmachungen von Äiarritz im Angcn'olick von neuem geltend gemacht, uud sucht man sich der erhobenen Ansprüche dadurch zu erwehren, daß man Oesterreich als den Theil hinstellt, an welchen sie eigentlich zu richtcn wären? Oder ist es direct auf Oesterreich abgesehen, bereitet die norddeutsche Diplomatie einen Schl^ gcgcn dasselbe vor, oder aber handelt es sich nur wieder nm einen elenden Zcituugslricg, der die Aufmcitfamkcit von den Nieder lagen abzielen soll, die unm im Reichstage wie im Zollparlamcntc erlitten hat? Man erinnert sich, uor der Eröffnung dcs Landtages spnktc die Mähr von einer französisch italienisch österreichischen Allianz, uud damals war die „Kölnische Zeitung" in der Lage, sie „zuerst" mittheilen zu können. Wir haben sofort unsere Meinung darüber ausgesprochen, uud diese hat sich seitdem vollkommen bestätigt. Hentc sind wir ebenso überzeugt, das; es sich wicdcr um eine rein tendenziöse, ans die Tä » schuna des Pul> licum 6 berechnetc Erfindung handelt, nnd wir werden an dicfcr Ueberzeugung s° lange festhalte», bis sic durch die Vcröfsentlichnna der authentischen Actcnstückc. die man in Händen zu haben vorgibt, widerlegt ist." Achnlich schreibt die „F r an tfurt c r Zeitung" : ..Obwohl der betreffende (Berliner) Correspondent der Wescizcitnna Alles ausbictct, die änßcrc Glaub, würdigtnl seiner Mittheilung zu erhöhen, indem er sic als „durchaus zuverlässig," als „aus französischer Quelle stammend" und „durch übereinstimmende Mittheilungen aus London bestatt" charaklerisirt, halten wir sie cinilwc'lcn doch für weiter nichts, alö für eine gro hpreußisch c Erfiudun g. Sie trägt alle Sftn-rcn einer recht plumpen Erfiudung — einer simplen Netonrkutsche auf Biarritz. Was dieselbe geradezu lächerlich macht, ist der Znsatz, daß Napoleon entschlossen gewesen sei, cinc völlige Niederwerfung Prcnßene dnrch cinc rcchtzeitiqc Inlervenlion zu Gunsten desselben zu vcrhiudcru. Wer sich dcs damaligen Standes der Dinge und der napolconischen Eifersucht auf die großprcußischcn Siege erinnert, tanu gar nicht umhin, die Frage auszuwerfen, waiuin denn Napoleo» die preußischen Elobcrungcu ruhig sich vollziehen ließ. War er einschlössen und bereit, eventuell zu Guuslcn Prcußcus zn iutcrucuircn, so halte er ohne Zweifel zu seinen eigenen Guustcu uud zu Ungunstcn Preußens inttrucnirt, als Oesterreich von dicscm uie-dergewoifen wurde. Wcun man die Enthüllung der Uscdom-Note uud der Ooltz'Dcpcsche arobprclißischn-seits Wctlmacheu will, so wird man glaubwürdigeres Material beischaffcu miisfen, als die Mittheilung von cincm fobuloscu Vertrage. Zunächst einmal Wortlaut gegen Nortluut!" Die Berliner „Zukunft" sagt übcr die ,.Eut-hulluug" der „Wcser-Zcituug": „Von irgend welchen Bcwciseu für die llcine Erzählung ist natürlich nicht die Nede — mau hat lange, zu lauge schon, in den, offlcwscn Federkriege gegen Wien pausilt: weiter hat es leinen Zweck." Oesterreich. Wien, 28. Juni. Die „Wiener Abcndpost" schreibt: Mehrere hier erscheinende Blätter brachten vor emigeu Tagen nach dem „Tagcsb. a. Mähren" Mit» thcilungcn übcr ein Gespräch, welches Ec. l. uud k. Hoheit der durchlauchtigste Herr Erzherzog Albrecht nut ciucm ehemaligen Minister, der gegenwärtig cinc hohe Stelle bci cincr Justizbehörde bekleide, gcsühit hätte, ^s wurde dabei Lr. k. Hoheit die Bemerkung in den -Mund ^^ Höchstdicsellicn würdcu, falls die bishcri« gen Beschränkungen dcS Wirkungskreises nnd der Func^ tioncn des Armcc.Inspectors andaucrtci', auf Hochführe Stelle resignircu. I» Folge dirccicr Ermächligang von Sr. l. und k. Hoheit, des derzeit von Wien abwesenden durchlauchtigsten Herrn Erzherzogs Albrecht si»d wir in dcr Lage, die erwähnten Miltheilnngcn in ihrem ganzen Umfange uud mit allen daran getni!pstcn Details als ^rsmdungen zu bezeichnen. -^ (Ehren bürg crrcchtsvcrl ei hung.) Der Bnrgcrausschuß der Stadt Eg er hat in feiner Sitzung ^om 2«. Juni Sr. Ejecllcuz dem Herrn Minister Dr. Giskra das Ehicnbürgcrrccht verliehen. Prag, 28. Juni. (Meeting.) Das gestern bci «Ysic „ächst Pilsen abgehaltene Meeting ucrlicf ruhiq und sollen nach Augabc der czcchischcu Blätter 20.000 pcrioucn au dcmsclbcu Theil genommen haben. «emberg, 27. Juni. (Nühlcr v c rsam m l u n g.) ,^."°. Nachmittags fand im Hofe dcS RalhlMscs cinc Z"",^'^ besuchte Wählcrvcrsan.mlung statt. ^icmial. nwou) vertheidigte die galizischc R^ichsrathsdelegation uno iprach ^^. ^g Verbleiben im RciclMathc; Golu-cl)owoi, und Dubs sprachen in demselben Sinne. Smolka prach sur d,c Nichlbcschickung des Rcichsralheö. Walski warf dcr Polnischen Delegation zweideutiges Verhallen "och mehr in Freiheit^ als in Autonomicfragcn vor, und beantragte, derselben größere Energie auznempfchlcu. Armatys empfahl in cincr heftigen Rede die Resolution, die Versammlung beauftrage ihre Abgeordneten, den bekannten Antrag Smolka's wegen Rcichslalhöenthclltung im Landtage zu verfechten. DobrzanSIy stellte den Sc-paralantrag, die Versammlung fordere die jetzigen gali« zisch,'n Neichsrälhe zur Mciudatsnicdctleguug auf. Die Auträgc Armatys' uud Dobrzansky's wurden mit überwiegender Mehrheit angcnommcu. Ausland. Verliu, 28. Juni. (Dcr russische Staats-kanzlcr Fürst Gortschako ff) trifft morgen auf feiner Durchreife nach Baden-Baden hier ein. Florenz, 28. Juni. (Un t er suchn n gsc om-mission.) Die „Amtözcitung" veröffentlicht folgenden Bericht: „Dcftntirtcntammer. Eommijsion zur parlamcu-tarischcn Untersuchung dcr Vorfälle in dcr Tabatrcgic. Die von der Dcputirtcnkammcr in der Sitzung vom N. d. M. eruauutc parlaineutarifchc Untcrfuchungs-commisfion hat nach Anhörung dcr Deftutiricu Eriepi uud Lobbia und der bezeichneten Zeugen; nach Kcunt< uißnahme der vorgelegten Docnmentc; nach Anhöruug dcr Deputirtcn Brenna, Eiviuini uud Fambri, auf welche fich die Zcugcuausfagcn und die Docnmentc beziehen, uud iu Erwäguug, daß die bisher gesammelten Daten weitere Untersuchungen, welche das Verhältniß eines jcdcu der Interessenten klar darlegen sollen, zweckmäßig erscheinen lassen, beschlossen: sich jede Beurtheilung dcr Sachlage vorzubehalten uud die Untersuchung in öffentlicher Sitzuug fortzusetzen. Die öffcutlichcn EommissionSsitzungcn werden mit 1. Juli beginnen. Florenz, am ^7. Inni 1869. Der Präsident: G. Pisanclli." Paris, 27. Juni. (Ansprache dcs 5k ai fers.) Dcr Kaiser wurde in BcauvaiS gclcgcutlich dcs Besuches dcr laudwirthschaftlichen Ansstcllung glänzend empfangen. Es waren bei hunderttausend Fremde und zehntauscud Pompiers anwesend. Dcr Kaiser dankte dem Maire für den Empfang, welch letzterer ihn an den ihm vor 20 Jahren bereiteten erinnere. Er drückt seine Sympathien für die Laudwirthschaft aus, hofft, daß felbe sich uoch mchr entwickeln werde, und schließt mit der Auf-fordcruug, Vertrauen zu habcu, da die Ordnung nicht ernstlich gestört werden wird. In Beantwortung der Ansprache dcs Bischofs sagte der Kaiser, er nahm stets mit Achtung dic Adressen dcr Bischöfe entgegen, die ihm die Sprache dcr Frömmigkeit reden nnd ohne Unterlaß die heiligen Lehren in Erinnerung bringen; wenn ihre Gebete erhört würden, wäre die Religion geachtet, das Volk glücklich und Frankreich groß nnd blühcud. Stockholm, 28. Juni. (v. S an d t st r ömcr), der schwedische Gesandte am preußischen Hofe, ist in der verflossenen Nacht am Schlagflnß gestorben. (Tonstantinopel, 28. Juni. (Eine Broch n r c.) Eine „Egyptcn nach den Verträgen von l840nnd 1841" betitelte Brochure von dem Ehefrcdacteur dcr „Turquie," Herru Bordeauo, ist erschienen und gelangt zu dei Schlußfolgerung , daß dcr Sultan die Abfetzung dcs Khcdive von Egyptcn auösprcchcn follc. Hagesneuigkeiten. — Ihre Majestät die K ö u i g i n von Portugal ist am 26. Inni Morgens halb 11 Uhr in Pcnziug angekommen, dort von Sr. Excellenz dem FML. Freiherrn v. Kudriafssky empfangen worden und ohne längeren Aufenthalt nach Leesdorf wcitergereist. Mit Rücksicht auf den leidenden Znstand Ihrer Majestät und die voranssichllich größere Crumdnng dnrch die Reise ist ein weiterer Empfang auf besonderes Ersuchen unterblieben. Ihre Majestäten dcr Kaiser und dic Kaiserin begaben sich anderntags uach Lecödorf. — (Bon der ustasiatischen Expedition.) Ans Siam, wo von dem k. uud k. Gesandten Contrcadmiral Varon Petz lant des früher mitgetheilten Kabeltele-gramnlcs (ab Point dc Galle auf Ceylon von» 6ten Juni) bereits am 17. Mai der Handels^ und Schiffahrls-l vertrag unterzeichnet wurde, kommen von dcr oft asiatischen Expedition jetzt erst Briefe und Berichte vom 26. April an, als dem Tage dcr Anknnft auf der Nhcdc von Packuam. Da größere Schiffe die Varre daselbst nicht passiven lönneu, so wurden von dcr siamesischen Regierung bereitwilligst Anstalten getroffen, das t. uud t. Gc-sandtschaftöpcrsonal auf mehreren lleiuen Rcgicruugsdam-pfcrn den Mcnam hinauf nach Vcmgtok zu bringcn, wo ein Staalsgcbändc zu deren Aufnahme seit längerer Zeit bereit gehalten wurde. Der GesuudheitöZustcmd war trotz dcr großen Hitze befriedigend. Nach Briefen dcs k. uud t'. Geuencralcousllls vmr Overbcck aus Hongtoug vum Iltcu Mai war man daselbst dcr Meinung, daß Eontreadmiral Baron Petz, der täglich erwartet wurde, wcgeu der für China bereits nahe bevorstehenden hcißcn uud ungesunden Jahreszeit sich entschließen würde, dic Fahrt zuerst nach Japan fortzusetzen, wo dcr Sommer gemäßigter und für Europäer zuträglicher ist; daß dagegen die Gesaudtschafts-rcisc nach China erst im September angetreten werden sollte, nachdem dic erhofften Vertrage mit Japan glücklich abgeschlossen sein würden. — (Dcfraudatiou.) Aus Vudweis wird nuterm 25. Juni geschrieben: Pciulicheö Aufsehen crrcgtc gcstcru hier ein Vorfall, welcher alle Bewohner unferer sonst so stillen Ttadt mit wahren Schrecken erfüllte. Der allgemein geachtete und überaus beliebte Expeditsvorstand dcr Elisabcth-Westbahn, Herr Kleinbell, wurde nämlich gestern Abends wegen verübter Anitsveruntreuung plötzlich vom Dienste suspcndirt. Der Genannte hat nahe au 5000 st. aus dcr Amtscasse cntuolumeu und ^ verspielt. Kleinhell ist Vater von fünf erwachsenen Söhnen und Töchtern, war noch vor kurzein Hausbesitzer und galt allgemein als ein rechtschaffener, äußerst rangirtcr Mmm; deshalb genoß er auch das unbedingte Vertrauen der Vahuanstalts-Leitung. Der Dcfraudant wird hier allgemein bedauert. — lEigenthUmlichcr Blitzschlag.) Von Kö- nigswart giug vor Kurzem während eines Gewitters ein Manu gcgen Altwasser und schützte sich mit einem Regenschirm vor dem Regen. Plötzlich schlug ein Blitz in die Epitzc des Regenschirmes, fnhr an dein Stocke herunter, durchbohrte die Weste, von wo er durch die Beinkleider über den Vauch uud den linken Oberschenkel sich uach rückwärts wcndctc, dann seinen Weg übcr dic linke Wade nahm nnd beim Stiefel wieder herausfuhr. Die Haul war an allen Etellcn, wo sic der Blitz streifte, verbrannt, die Kleider abcr waren unverfcngt geblieben. Der Mann stürzte betäubt zu Boden uud kroch, nachdem er wieder zur Besinnung ge< lommcn, gegen Altwasser hin, bis man ihm zu Hilfe kam. Er ist jedoch, wic die „Eg. Ztg." berichtet, der wir vor-anstchendc Mittheiluug eutuonmren, bereits soweit hergestellt, daß er wieder gehen kann. — (Aus Ungarisch-Alten bürg.) Als Ergänzung zu der in Betreff dcr landwirthschaftlicheu Lehranstalt zu Ungarisch-Altcnbnrg in diesem Blatte vom 30sten Juni enthaltenen Nachricht wird von zuverlässiger Seite die Mittheilung gebracht, daß die ungarische Regierung ent^ schlössen ist, dicsc Akademie ohne Unterbrechung, und zwar mit deutscher Unterrichtssprache fortzuführen und die durch dic abgehenden Professoren entstehenden Lücken durch Gewinnung neuer tüchtiger Lehrkräfte volltonimen auszufüllen. Zur Erreichung dieses Zieles sind die geeigneten uach dem Inlande und nach Deutschland gerichteten Schritte bereits eingeleitet. Die ungarische Regierung wünscht lediglich hervorragende Fachmänner zu gewinnen, welche nachhaltige Lust und erwiesenes Geschick fürs Lehramt mitbringen ; von einer Verpflichtung zur Aneignung der ungarifchen Sprache ist keine Rede. — (Ans der Statistik der siebenbltrgi-fchcu Gefängnifse) entnehmen wir folgende nicht uninteressante Daten, welche für den sittlichen Werth der daselbst lcbeudcn Deutschen (Tachsen) ein deutlich sprechendes Zeugniß liefern. Von der sicbenbürgischen Bevölkerung machen die Magyaren uud Szetler 27.^, die Rumänen deine rechte .Hand, so haue sie ab und wirf sie von dir." Dcr Bnrschc geht in die Küche, uiulint ein Hackmesser und haut sich die rechte Hand ab. Als der Dr. H. znr ärztlichen Hilfe hcrbeigcrusen wurde, fand er die abgchanenc Hand anf dem Tifche liegend. — (Tunncliruug des Canal La Manche.) Das britische Handclsamt hat den Bericht dcr vom Kaiser Napoleon ernannten Commission übcr das Project eincr Tun-nclirnug dcs Canalcö zwischen England und Frankreich erhalten. Ueber die Ausführbarkeit dcs Unternehmens, wie dasselbe von englischen Ingenieurs vorgeschlagen wurde, sind die Mitglieder der Commission sämmtlich einig; es herrscht dagegen Meinungsverschiedenheit bezüglich der Ren< tabilität, zumal während der ersten Zeit. — (Besoldung der Schulmänner in England.) In England ist das Einkommen der Schnlmänner ein anderes als in den gerühmten cominentalcn Bildungs-anstaltcn. Mau bezahlt wenigstens anständig, wenn das eigentliche Uutcrrichtssystem auch noch einiges' zu wünschen übrig laßt. Wic ein Mährchcn ans Tausend und Eine Nacht dürfte es manchem deutschen Gelehrten vorkommen, wenn er erfährt, daß der Rector einer gelehrten Schule in England (Rector zu Eton) eine jährliche Einnahme von 4572 Pfund Sterling oder von 30.460 Thalern bezicht. Ucbrigcus sind auch noch viele andere Stellen mit Ein^ kiinftcn bedacht, dic in Erstaunen setzen. So bezieht der zweite Lehrer in Eton 220<> Pfund Sterling (14.6K« Thaler), der Rector von Winchester 20.000 Thaler, sein erster Untergebener i). bis 10.000 Thaler. In Rugby fließen dem Rector jährlich 19.713, dem zweiten Lehrer 10.760 Thaler zu. Dic Einnahmc der Rectoröstclle zu Shrewöbergy belaufen sich auf 13.333 Thaler, zu Harrow 1098 denen bis vor wenigen Jahren kaum ein Recht bestand, in Fragen dcr Verfassung; was das Gesetz, jcne Stütze dcs Hausrcchtcs dem einzelnen, der Familie bietet, dad strebt das Reichsgericht in Betreff dcö Staatsganzcn als moralische Person an: es schützt das Hansrccht dcr Verfassung. C)cchischc und polnische Vppolltion. itaibach, !>(>. Juni, Wir habcn schon öfter Gelegenheit gehabt, den Ernst nnd die Ansrichligtcit zn conslatircn, welche die Regierung in ihrer Haltung dcr czcckischcn Opposition gegenüber beseelen und von dein Wunsche Zengniß geben, mit einem unzweifelhaft thatkräftigen uud bei besonnener Entwicklung zn schönen Hoffnungen berechtigenden Voltsstamme anf dem Boden dcr Vcrfasjung Frieden zu schließen. Die beiden neuesten Kundgebungen in dieser Nichtnng können nnr einen neuen Beweis für die Nichtigkeit dieser Anschauung, leider aber auch für die Erfolglosigkeit jenes versöhnlichen Entgegenkommens liefern. Es sind dies ein Artikel des „Präger Abendblatt" und eine auf denselben ertheilte Erwiderung eines Organs dcr czechischcn Opposition, der Präger „Politik." In dem Rcgierungsblattc wird constatirt, daß alle Bemühungen, einen Ausgleich anzubahnen, bisher kein günstiges Resultat hatten, ungeachtet die Regierung jeden Angenblick bereit sei, innerhalb des Rahmens dcr Ver-fasfung Alles zn gewähren, was dcr nationalen Partei in Böhmen zngcstandcn werden kann. Einen Ausgleich, wie ihn die slavischen Parteiführer «erstehen, könne nnd dürfe man dcr Regicrnng nnd der Vcrfassungspartci nicht znmnthcn; es hieße dies nichts anderes, als die große Majorität dcr Völker Oesterreichs, ja Oesterreich selber, auf Gnade nnd Ungnade den böhmischen Föderalisten überliefern. Das Blatt schloß seine Anscinandcrsc^nng mit folgender Apostrophe: „Kann Böhmen gedeihen, wenn seine Kinder in Hader und Unfrieden mit einander leben? Nein nnd abermals nein? Nnr Friede und Eintracht, nnr gc,' mcinsamcö Streben und gemeinsame Ziele können nnsemn goltgcscgncten Böhmen, dieser Perle in Habsbnrgs Krone, jene Blüthe verleihen, anf welche es durch Vage und Natnr, durch Kraft und Intelligenz vor allen Vändern Oesterreichs Anspruch hat. Sollte dieser Umstand nicht gewichtig genug sein, um manches staatsrechtliche Bedenken schwinden zu machen? Sollte die Rücksicht anf daS gemeinsame Vaterland nicht das vermögen, was bisher keinen: staatsrechtlichen Disput, keiner politischen Auscinandcrsctznng gelang?" Hicranf antwortet die „Politik" in ihrer Sonntags-nummcr: „Wir halten eine Discussion über den Ausgleich mit Böhmen nntcr den gegenwärtig obwaltenden Verhältnissen, bei den dermal herrschenden Anschauungen und Auffassungen der maßgebend stenKrcise für durchaus verfrüht und müßia. So lange die Ucbcrzcnaung sich nicht Bahn gebrochen hat, die Lösung des böhmischen Conflictes in Oesterreich sei eine Staatsaction ersten Ranges, adäquat dem vorangegangenen ungarischen Ausgleich, so lange die Auffassung nicht znm Durchbruch kömmt, dcr Ausgleich mit dem böhmischen Volke sei ein Ausgleich zwischen diesem und dcr Krone selbst auf den Grnndlagen des böhmifchcn Staatsrcchtcs, so lange ist es verlorene Mühe, von einem „Ausgleich" uur zu sprechen. Und die Zeit ist noch nicht gckommeu. Man hat den ungarischen Ausgleich selbständig ausgeführt, wir haben nichts dagegen und acccptircn ihn, soweit er uns nicht prüj ud icirt, allein cbcnfo selbständig muß dcr böhmische Ausgleich ausgeführt werden, ohne daß wir den deutschen, dcn polnischen, den slovcnischcn Bändern, deren Eoustituirung wir nicht im mindesten beeinflussen oder hindern werden, irgendwie präjudicircn wollen. Zur Anbahnung einer böhmischen Ausglcichöaction aber ist weder das cislcithanischc Ministerium, noch dcr cislcithanischc Ncichsrath, uoch dcr Rahmen dcr Verfassung berufen, am allerwcuigstcn sind es die Vcrsammluugeu deutscher Abgeordneten in Prag, Brüun und Troppau." Bei einer so maßloscu Selbstüberhebung, wie sie aus jeder Zeile des czechischcn Blattes spricht, bei einer solchen absichtlichen Vcrtcnnnng der reellen Verhältnisse, wie sic z. B. schon ans dem Ausdrucke „slovcnische Länder," worunter wahrscheinlich, abgesehen von Krain, auch Stcicrmart uud Kärnten verstanden werden, ähnlich wie man die dentschcn Elemente Böhmens. Mährens, Schlesiens einfach ignorirt, — erscheint allerdings die Discussion eines Anöglcichs mit einer solchen Opposition jchr verfrüht. Ein anderer Act der Opposition, nämlich die Rcso-lntioncn der Weinberger Volksversammlung vom verflossenen Sonntag, welche sich für Nichtbcschickung des Rcichsraths aussprach, wäre allerdings geeignet, den Blick iu die Zukunft dcr Monarchie zu trübcu, stünde diese neue polnische Manifestation nicht im dircctcn Widersprüche nahezu mit dcr gcsammtcn Presse Gnli-zicns, ja sogar mit dem iu Galizicu so viel gefeierten Fürsten Snpicha, welcher bei jeder Gelegenheit die Nothwendigkeit des Beharrens auf der eoustitutioucllcu Bahn in Uebereinstimmung mit dem ^andcsausschnssc anö-sprach. Die besten Frcnndc der Polen können daher uutcr diesen Umständen die Hoffnnng nicht aufgeben, daß die Stimme dcr Besonnenheit, welcher die Polen bisher wiederholt im rechten Momente noch Gehör gegeben habcn, in dem Sturme vuu Meetings, welche iyrc spitze zunächst gegen die gemäßigten Oppositionselcinenle, wie Zicmialkowski und Goluchowoki, kehren, nicht nngc-hört verklingen werde. Darin, daß wir diese Hoffnung auszusprcchcn nnö berechtigt halten, möchten wi/anch den markantesten Unterschied zwischen czcchischcr und polnischer Opposition eonstalircn, Ucbiigcns werden wir in dieser Anschauung auch dnrch die Schilderung bestallt, welche ein Schreiben ans Krat au in dcr „Anasb. Allg. Ztg." über die Zustände Galiziens gibt. Es heißt in demselben: Die czcchischcn, ruthenischen und national-demokratischen Agitatoren entwickeln eine unermüdliche Thätigkeit, und suchcu namentlich das Volt zu demonstrativen Masscn-knndgebungcn anfznstachcln, doch ist dcr bisherige Erfolg sehr gering. Außer den, uur schwach besuchten Rcsolu-liousmccting bei ^cmbcrg tonnte kcine eigentliche Volksversammlung in Scene gesetzt werden. Dic Regierungspartei hingegen ist mächtiger als jemals. Dcr polnische Adel und ein großer Theil unserer Eapitalistcn sind an dcn neuen industriellen Unternehmungen, dcr Anlegung neuer Eisenbahnlinien, Fabriken u. s. w. bcthciligt, uud daher anch bemüht, jeder die gedeihliche Entwicklung nnsercr , anfblühcnden Industrie bedrohenden Voltsbcwegnng nach, Möglichkeit Schranken zu setzen. Diese Rücksicht bewog anch den Viccpräsidentcn des Abgeordnetenhauses Dr. Zicmialtowski, seine Wähler zusammcnznbcrufcn und vor ihnen fein Verhalten im Reichstag, sowie die UtilitätS-ftolitik dcr polnischen Dclcgirten überhaupt zu rechtfertigen. Eine norddeutsche Pcrsidic. Die „Weser-Zeitung, ein Blatt, welches, obwohl in emcr „freien Stadt" erscheinend, vor dem preußischen Könige bei dcsscu jüngster Anwesenheit in Bremen form-Uch auf dem Bauche troch, ihm dcn Staub von den Fü^cn küßte, bringt, um die Regierung an dcr Spree sich noch mehr zu verbinden, mit wichtigthncndcr Miene eine „Enthüllung aus dem Jahre I860," die dcn Stempel dcr Erfindung an dcr Stirn trägt, auch wenn man davon abstral'irt, daß es Berlin ist. von wo dieses Blatt die wnndcrsamc Mähr sich schreiben läßt. Im Wesentlichen lautet die Mitthciluug des mit Bismarck cokctlircndcn Blattes wie folgt: ^ „Daß vor dem Ausbruchc dcs Krieges ein Vertrag zwischen Frankreich uud Oesterreich abgeschlossen war. dnrch welchen Frankreich, im Falle dcr Sieg ans österreichischer Seile war, als Eompensation für dic M ach tc rw cite ruug des österreichischen Kaiserreiches in Deutschland das linkc Rhciuufcr zngesichert war. Allerdings wurde (schreibt die „Weser - Zeitung" weiter) die Rhcingrcuzc mi Vertrage selbst nicht ausdrücklich bezeichnet, über die Bedeutung dcr stipulirten „Eompcnsatiou" bestand indessen zwischen dcn Eontrahcuw, ein völliges uud still« schweigendes Einucrständniß. So glaubte sich Napoleon gesichert für den Fall. daß Oesterreich siegte. Die Nie-dcrlagc Oesterreichs hielt man in Paris für unmöglich. Ucbcr dic prcußischcn Rüstungen und die preußische Armee war mau uur sehr mangelhaft oricntirt dnrch die Berichte dcs damaligen Militär-Attach<'>s bei dcr französischen Botschaft in Berlin, des Grafen dc Elcrmont-Tonnere, der ocuu auch uach dem Kriege durch einen besseren Beobachter, Baron dc Stoffel, ersetzt wnrdc. Die unterschätzende Meinung, welche man in Paris von dcr Macht Preußens hatte, führte sogar zu dcr Bcsurg-uiß, die Niederlage Preußens werde eine über das Maß des WünschcnSwcrthcn hinausgehende sciu, Preußen könnte „ccrasirt" werden, so daß Frankreich durch die Annexion des linken Rhciuufcrs eine nnr ungcnügcude Eompcnsa-tiou für die Machtcntwicklung Oesterreichs auf Kosten Preußens nnd in Deutschland selbst erhalten würde. So war man in Paris, trotz der zugesicherten Neutralität, fcst cutschlosscn, die völlige Niederwerfung Preußens dnrch eine rechtzeitige Intervention zn Gunsten desselben zu verhindern, natürlich in dcr Voraussetzung, daß das durch französische Vermittlung gerettete Prcu-ßcu am wenigsten in dcr ^age sein werdet die Annexion des linten Rhcinnfcrs zu uerwcigcru. In Wien wiegte man sich in ganz ähnlichen Illusionen." Man wird zugeben, etwas Pcrfidcrcö als diese Verdrehung dcs Sachvcrhaltcs ist selten ersonnen wor-del,. Doch wir sind von oicscr Seite bereits an alles gewöhnt nnd reprodncircn als Antwort gan; einfach, was liberale preußische Blätter zu dcn'„Enthüllungen" dcr „Weser-Zeitung" bemerken. Die „R hcinischc Zcitun g" fertigt das schweifwedelnde Brcmcr Blatt folgendermaßen ab: „Das ist also die neueste Art. wie man in Berlin Geschichte macht. Ueber dcn haarsträubenden Unsinn dieser Gcschichtstlittcrung verlieren wir kein Wort, ebensowenig über dic unglaubliche Kritiklosigkeit, mit dcr na- „EineS Tages besuchte mich dcr Wirthschaftsucr-waltcr dcr Herrschaft Droscndorf. Wir sprachen über verschiedene Dinge; endlich lenkte dcr Verwalter das Gespräch anch auf die Pichler'schc Verwandtschaft. Ich fagtc ihm, es seien mehrere Personen von derselben Tags zuvor bei mir gcwcseu und hätten den Taufschein verlangt." „Und Sie haben ihnen denselben doch nicht gegeben ?" fragte dcr Verwalter lebhaft erregt. „Allerdings habe ich dcn Bitten dieser Leute willfahrt, ich habe i5> Stück Taufscheine von To-biaS Pichlcr ausgefertigt und ihnen gegeben." „Was? Satcrmcnt!" fchrie da dcr Verwalter, wnrdc dann todtcnblcich, sprang auf, rannte fort und ist neun Tage darauf iu Folge dcs Schreckens gestorben. Gutmüthig fügt der Pfarrer iu seiner AnSsagc hinzn : „Hätte ich gewnßt, daß der Mnnn darüber sterben mühte, ich hätte ihm von dem Tanfschcin nichts gesagt." Wohin sind diese ll"» Stück Tanfschcinc von Tobias Pichlcr gckommen? Darüber herrscht uoch vollständiges Dunkel. Gingen sie verloren oder wurdcu sie von Personen, die ein Interesse daran hatten, verbrannt? — Niemand weis dies. In neuerer Zeit wnrdc dcr Pfarrer von Nasten-feld öfters von Pichlcr'schcn Vcrwandtcn wcgcu Ausfolgung dcs Tobias Pichlcr'schen Tanfschcincs angegangen, sie erhielten aber den Bescheid: er könne den Tanfschcin nicht schicken, da sich dcr Name dcs Betreffenden im Taufbuchc nicht finde. Vielleicht sei derselbe vor dem Tr id cntini schcn Eoncil gcborcn und da scicn dic Taufmatrikcl unregelmäßig geführt worden. Dem steht aber, wie oben erwähnt, die Aussage dcs Pfarrers Becker von Rastcnfeld gegenüber und es drängt sich nun die Frage ans: Wnrdc etwa aus dcm Taufrcgistcr das Blatt, welches dcn so dringend, ja für dic Pichlcr'schcn Erbcn ganz unerläßlich nöthigen Taufschein dcS Tobias Pichlcr enthielt, von verbrecherischer Hand hcransgeschnitten ? Möglich wäre dies immerhin; cS sind Fälle vorhanden, wo Gemeinden auf ähnliche Weife ihrer Wälder beraubt wordcu sind. Gegenwärtig hat dcr Ncchtsfrcund, welchem die Pichlcr'schcn Erbschaftswcrbcr dic Dnrchfcchtung ihres Erbschaftsrcchtcs anvcrtrantcn, eine Reise uach Linz angetreten, um dort Nachforschungen übcr die Martin Graf Pichlcr'schc Vcrlasscnschaft zn Pflegen. Dcn diversen Pich-lcru, meist blutarm, wäre zu wünschen, daß die Ergebnisse dieser in ihrem Interesse unternommenen Reise günstig scicn. Abcr selbst wenn dies nicht dcr Fall scm, wenn M wider deren Erwarten herausstellen sollte, daß sie und deren Enkel und Urenkel von zwcihnndcrt Jahren her die Opfer eincS großartigen Schwindels gewesen seien — selbst in diesem änßcrstcn Falle wäre cS für sie doch noch ein Gewinn, wenn ihnen von einem wahren Frcuudc dcö Rechtes einmal mit Bestimmtheit gesagt wcrdcu könnte: „Es ist nichts an dcr Sache, schlagt sic Euch aus dcm Kopfe. Ihr wurdet nur gefoppt." Für diese armen ^eutc, welche durch ihren Stamm-bauln nachweisen können, daß sie in dircctcr oder in-dircctcr ^inic vom Grase» Pichlcr abstcnnmcu, wäre cS allerdings ein harter Schlag, wenn sic dann wieder alö simple Aicglcr oder Büglcr zu Nadel, Schcerc und Eisen greifen uud ihre Fraucu uud Töchter statt den Seidenkleidern, welche sie ihnen an dcm Tage, wo die Erbschaft ,.dn" ist, zu kaufen versprochen, mit getäuscht ten Hoffnnngcn abspeise,, müßten, wenigstens abcr branch' ten sic dann nicht mehr länger die Narren dieser Millionen-Erbschaft zn sein und würden wicdcr zurückkehren znr ernsten Arbeit. Die Vernünftigen uutcr ihucu werden mit Gleich-lmith die definitive Entscheidung ihrer Sache, die jctzt so oder so iu Bälde ciutrctcu muß, abwarten. Sollte die ^iquidiruug dieser Millionen-Erbschaft schließlich doch erstritten werden und dic Möglichkeit hicvon ist ja thatsächlich noch keineswegs ausgeschlossen — so könnte man in diesem Falle, dcr bereits übcr zweihuudert Jahre latent ist, gewiß mit Rccht sagen: „Gut Ding braucht Zeit!" Der Erbschaftsproccß, welcher wegen dcr Martin Graf Pichlcr'fchcn Vcrlassenschast geführt werden muß, hat nicht uur wegen der Höhc dcr Geldsumme, sondern auch in anocrcr Beziehung noch ein besonderes Interesse. Vauten die Erhcbuugcu iu Liuz für die Erben günstig, so wird an den Advocatcn die Frage herantreten, gegen wen ist dcr Proceß anzustrengen? Im Stammbaum dcr Pichler'schcn Erbschaftswcrbcr hcißt es: Kaiser Ferdinand III. hat das Vermögen dcs Grafen Pichlcr eingezogen. Soll also das Oberhaupt dcs deutschen Rcichcö znr Restitution dieses Vermögens verpflichtet sciu? Es gibt kciu solches Oberhaupt mehr, daS deutsche Reich ist seitdem iu Trümmer gegangen. Oder soll dcr Kaiser von Oesterreich, respective die österreichische Rcgicruug, zur HcranSgabc dieses Vermögens gehalten sein? Und wenn, berührt dic Sache den cislcithllnischcn Finau^uiuister Dr. Brestel allein, oder zugleich auch sciucn Eollcgcn, dcn Herrn Aarol« Vcckc? 1099 tional-liberalc Blätter (auch in der Magdeburger Zeitung finden wir dieselbe „EntlMnug") sich dazu hergeben, solchen Unsiun zu verbreiten. Aber wir fragen: Welches Interesse gebietet in dicscm Augenblick, zu derartigen Entstellungen nnd offenbaren Fälschungen der geschichtlichen Thatsachen seine Zuflucht zu nehmen? Werden die Abmachungen von Biarritz im Augenblick von neuem geltend gemacht, uud sucht mau sich der erhobenen Ansprüche dadnrch zu erwehren, daß man Oesterreich als den Theil hinstellt, an welchen sie eigentlich zu richtcn wären? Oder ist es direct auf Oesterreich abgesehen, bereitet die norddeutsche Diplomatie einen Schlag gegen dasselbe vor, oder aber handelt es sich nur wieder um einen elenden Zcitungstricg. der die Aufmcrlsamlcit von den Nieder lagen abzichm sull, die man im Reichstage wie im Zollparlamcntc erlitten hat? Man erinnert sich, vor der Eröffnung des Landtages spukte die Mähr von einer französisch italienisch österreichischen Allianz, und damals war die „Kulmsche Zeitung" in der Lage, sie „zuerst" mittheilen zu können. Wir haben sofort unsere Mcimmg darüber angesprochen, uud diese hat sich seitdem vollkommen vcstätigt. Hculc sind wir ebenso überzeugt, daß cS sich wicdcr um cine rcin tendenziöse, auf die Tänschuna des P n u l i c u m s berechnete Erfindung hcmdclt, ""d wir werden an dieser Ucbcrzcuguug so lanac scslhallcn, bis sic durch die Vcrösfclitlichuua der anthcutischcu Acttustücke. die man in Händen zu haben vorgibt, widerlegt ist." Achnlich schreibt die „F r an tfurt c r Zeitung" : ..Obwohl der betreffende (Berliner) Correspondent der Weseizcitnna Alles aufbietet, die äußere Glaub, wl'ildiaknl scil,cr Ätitthciluug zu erhöhen, indem er sic als „durchaus zuverlässig," als ..aus französischer Qucllc stammend" nnd „durch übereinstimmende Mit-theiluugcu aus London bestätig" charatlerisirt, halten Wir sie einstweilen doch für weiter nichts, als für eine gro ßftrcußisch c E r f i u d u » g. Sie trägt alle Spuren einer recht plumpen Erfiudnng — einer simplen R etonrk ntsch e auf Biarritz. Was die-sclbc geradezu lächerlich macht, ist der Zusatz, daß Napoleon entschlossen gcwcscn sei, eine völlige Nieder» Wcrfung Preußens durch cinc rcchtzcitigc Intervcnlion zu Gunsten desselben zu verhindern. Wer sich des damaligen Standes der Dinge und der lwpolconischeu Eifersucht ans die großprcußijchen Siege clinuctt, taun gar nicht umhin, die Frage auszuwerfen, warum dcun Napoleon die preußischen Eroberungeu ruhig sich vollziehen licß. War er culschlosscn und bereit, cvcutucll zu Gunsten Prcußcus zu iutcvuenircn, so hätte er ohne Zweifel zu feinen eigenen Gunsten uud zu Ungunslcu Preußens intcrvcnivt, als Oesterreich von diesem »ic-dergewoifcu wurde. Wcnn inan die Enthüllnuq der Uscdom-Notc uud der Goltz'Dcpcschc grobprelißischcr-seits wettmachen will, so wird mau glauliwürdigcrcs Material bcischaffcu müssen, als dic Mittheilung von einem fabnloscn Vertrage. Zunächst einmal Wortlaut gegen Wortlmit!" Die Acrllncr „Zukunft" sagt über die „Enthüllung" der „Wcser-Zcitung" : „Bon irgend welchen Vcwciscn für die llcine Erzählung ist natürlich nicht die Rede — mau hat lange, zu lange schon, in dem officiöseu Federkriege gegen Wien pausirt: weiter hat es keinen Zweck." Oesterreich. Wien, 28. Juni. Die „Wiener Abcndpost" schreibt: Mehrere hier erscheinende Blültcr brachten vor einigen Tage» nach dem „Tagcsb. a. Mähren" Mit» thcilungcu üder ein Gespräch, welches Sc. l. nnd k. Hoheit der durchlauchtigste Herr Erzherzog Albrecht mit eiucm ehemaligen Minister, der gegenwärtig ciuc hohe Stelle bei einer Justizbehörde bekleide, gefühlt hätte. Es wurde dabei Sr. k. Hoheit die Vcmcttnng in den Mund yclcgt. Höchstdicsellicn würdcu, falls die bishcri« gen Bcschvimkuligcu des Wirkungskreises uud der Fnnc-tioucn des Armce.I»spectors andauerten, aufHöchs'ihrc Stelle resignircu. I» Folge dircctcr Ermächtigung von Br. k. und k. Hoheit, des derail von Wieu abwesenden durchlauchtigstcu Hcrrn Erzherzogs Albrecht sind wir in der Lage, die erwähnten Miltheilmigcu m ihrem ganzen Umfange und mit allen daran geknüpften Details als Erfindungen zu bezeichnen. — (Ehren bürgcrrcchls Verleihung) Der Zürgcrausschuß der Stadt Egcr hat in scincr Sitznug ^om 20. Iuiü Sr. Ercellcnz dem Hcirn Minister Dr. Giskra das Ehicnbürgcrrcchi verliehen. Prass, 28. Juni. (Meeting) Das gestern bei Kysic nächst Pilsen abgehaltene Meeting verlief ruhia und sollcu nach Augadc der czcchischcn Blätter 20.000 Personen an demselben Theil genommen hab?n. Lemberg, 27. Juni. (Wahlcr v c rsam ml u n g.) "^"c ^Nachmittags fand im Hofe des Nalhhanscs eine Mlr«lch bcsuchlc Wählcruers^mmlung statt. Ziemial-lowsN) vertheidigte die galizischc Nnchsralhsdclcgation MV Wruch für das Verbleiben im Ncichsrathc; Golu-chowsll und Dubs sprachen in dcmscll'cn Sinne. Smolka Iprach sur dic Nichlbcschickung des Neichsralhes. Walski warf der Polnischen Delegation zweideutiges Verhallen "och mehr in Frcihcits> als iu Autoiwmicfragcn vor, und beantragte, derselben größere Energie anzuempfehlen. Armatys empfahl iu einer heftigen Rede die Resolution, die Versammlung beauftrage ihre Angeordneten, den bekannten Antrag Smolka's wegen NcichsrathScuthaltung im Landtage zu verfechten. Dobrzanölu stellte den Sc^ paratantrag, die Versammlung fordere die jetzigen gali-zisch'U Ncichsrüihc zur Mandatöuicdcllcgung auf. Die Anträge Armatys' uud Dobrzansty's wurdcu mit überwiegender Mehrheit angenommen. Uuslanö. Verlin, 28. Juni. (Der russische Staats-kanzlcr Fürst Gortschako ff) trifft morgen auf feiner Durchreife nach Baden-Baden hier ein. Florenz, 28. Juni. (U n tcrsnch nn gsc om-mifsion.) Die „AmtSzcitung" veröffentlicht folgenden Bericht: „Dcftutirtcukammcr. Eommijsiou zur parlamcu-tarischcu Untersuchung der Vorfälle in der Tabalrcgic. Die von der Depulirtcutammcr iu der Sitzung vom 11. d. M. ernannte parlamentarische Uutcrsuchuugs-commission hat nach Anhörung der Deputmeu Erispi und Lobbia und der bezeichneten Zeugen; uach Kennt« nißnahmc der vorgelegten Documentc; uach Auhöruug der Deputirtcn Brenna, Eiviuiui und Fambri, auf welche fich die Zeugenaussagen uud die Docnmcntc beziehen, und in Erwägung, daß die bisher gesammelten Daten weitere Untersuchungen, welche das Verhältniß eines jeden der Interessenten klar darlegen sollen, zweckmäßig erscheinen lassen, beschlossen: sich jede Beurtheilung der Sachlage vorzubchaltcu uud die Untersuchung in öffentlicher Sitzung fortznsctzcu. Die öffentlichen Eommissionssitznna.cn werden mit 1. Juli beginnen. Florenz, am 27. Juni 1869. Der Präsident: G. Pisanclli." Paris, 27. Iuui. (Auspräche des Kaisers.) Der Kaiser wurde in Bcauvais gclcgentlich des Besuches der landwirthschaftlichen Ansslcllnng gläuzcuo cmpfaugcn. Es waren bei hunderttausend Fremde uud zchutauscuo Pompiers anwesend. Der Kaiser dankte dem Maire für den Empfang, welch letzterer ihn an den ihm vor 20 Jahren bereiteten erinnere. Er drückt feine Sympathien für die Laudwirthschaft aus, hofft, daß selbe sich uoch mehr entwickeln werde, und schließt mit der Aufforderung, Vertrauen zu habcu, da die Ordnung nicht ernstlich gestört werden wird. In Beantwortung der Ansprache des Bischofs sagte der Kaiser, er nahm stets mit Achtung die Adressen der Bischöfe entgegen, dic ihm die Sprache der Frömmigkeit rcdcu und ohuc Unterlaß dic heiligen Lehren in Erinnerung bringen; wenn ihre Gebete erhört würden, wäre die Religion geachtet, das Volk glücklich und Frankreich groß nnd blühend. Stockholm, 28. Iuui. (u. Sandtströ m c r), der schwedische Gesandte am preußischen Hofe, ist in der verflossenen Nacht am Schlagstuß gcstorbcu. <3oustantinopel, 28. Juni. (Eine Grochur c.) Einc „Egyptcn nach den Verträgen von 1840 und 1841" betitelte Brochure von dem Ehcsrcdactcur der „Turquic," Hcrru Bordeano, ist erschienen uud gelaugt zu dn Schlußfolgerung , daß der Sultan die Abfetzung des Khedive von Egypten anssprechcn solle. Hagesneuigkeiten. ^ — Ihre Majestät die K ö n i g i n von Portugal ist am 28. Juni Morgens halb 11 Uhr in Pcnzuig angekommen, dort von Sr. Excellenz dem FML. Freiherrn v. Kudriaffsky empfangen worden und ohne längeren Aufenthalt nach Lcesdorf wcitcrgereist. Mit Mcksicht auf den leidenden Zustand Ihrer Majestät und die voraussichtlich größere Ermüdung durch die Reise ist ein weiterer Empfang auf besonderes Ersuchen unterblieben. Ihre Majestäten der Kaiser und dic Kaiserin begaben sich anderntags nach lcesdorf. j — (Von der vstasiatischcn Expedition.) Ans Siam, wo von dem t. uud k. bicsaudtcu Contrcadmiral Baron Petz laut des früher mitgetheilten Kabcltelc-grammcö (ab Point de Galle auf Ceylon vom 6teu Juni) bereits am 17. Mai der Handels- und Schiffahrt^, vertrag unterzeichnet wurde, tommcn von der ostasiati-j scheu Expedition jetzt erst Briefe und Berichte vom 28. April an, als dem Tage der Ankunft auf der Nhedc von Packnam. Da größere Schiffe dic Varrc daselbst nicht passircn könne», so wurden von der siamesischen Regierung bereitwilligst Anstalten getroffen, das k. und t. Gc-sandlschciftspcrsonal auf mehreren lleme» Rcgicrungsdam-pfcrn den Mcnam hinauf nach Bangkok zn bringen, ivo ein Staalsgcbändc zu deren Aufnahme seit längerer Zeit bereit schalten wurde. Der Gesundheitszustand war trotz der großen Hitze befriedigend. Nach Briefen des k. uud k. Gcnencralcousuls von Overbcck aus Hongkong vom Uten Mai war man daselbst dcr Meinung, daß Eontrcadmiral Baron Petz, dcr täglich erwartet »uurdc, wegen dcr für China bereits nahe bevorstehenden hcißcn und ungesunden Jahreszeit sich entschließen würde, die Fahrt zuerst nach Japan fortzusetzen, wo dcr Sommer gemäßigter und für Europäer zuträglicher ist; daß dagegen die Gcsandtschafts-rcise nach China erst im September angetreten werden sollte, nachdem dic crhosften Verträge mit Iapau glücklich abgeschlossen sein würden. — (Dcfraudatiou.) Aus Budweis wird unterm 25. Juni geschrieben: Peinliches Aufsehen erregte gestern hier ein Borfall, welcher alle Bewohner unferer fönst so stillen Stadt mit wahren Schrecken erfüllte. Der allgemein geachtete und überaus beliebte Erpeditsvorstand der Elisabeth-Westbahn, Herr Kleinbell, wurde nämlich gestern Abends wegen verübter Amtsveruntreuung plötzlich vom Dienste suspendirt. Dcr Genannte hat nahe au 5000 st. aus der Amtscasse entnommen und - - verspielt. Klcinhell ist Vater von fünf erwachsenen Söhnen und Töchtern, war noch vor kurzem Hausbesitzer und galt allgemein als ein rechtschaffener, äußerst rangirtcr Manu; deshalb genoß er auch das unbedingte Vertrauen der Bahnanstalts-Leitung. Der Dcfrandant wird hier allgemein bedauert. — lEigenth lrmNchcr Blitzschlag.) Von Kö-nigswart ging vor Kurzem während eines Gewitters ein Mann gegen Altwasser und schützte sich mit einem Regenschirm vor dem Regen. Plötzlich schlug ein Blitz in die Spitze des Regenschirmes, fuhr an dem Stocke herunter, durchbohrte die Weste, von wo er durch die Beinkleider über den Bauch und den linken Oberschenkel sich nach rückwärts wendete, dann seinen Weg über die linke Wade nahm und beim Stiefel wieder herausfuhr. Die Haut war an allen Stellen, wo sie der Blitz streifte, verbrannt, die Kleider aber waren unvcrsengt geblieben. Der Mann stürzte betäubt zu Boden und kroch, nachdem er wieder zur Besinnung gc-kommen, gegen Altwasser hin, bis man ihm zu Hilfe kam. Er ist jedoch, wie die „Eg. Ztg." berichtet, der wir vor-anstehendc Mittheilung entnommen, bereits soweit hergestellt, daß er wieder gehen kann. — (Aus Ungarisch-Alten bürg.) Als Ergänzung zu der in Betreff der landwirthschaftlichen Lehranstalt zu Ungarisch-Altcnburg in diesem Blatte vom 30sten Inni enthaltenen Nachricht wird von zuverlässiger Seite die Mittheilung gebracht, daß die ungarische Regierung entschlossen ist, diese Akademie ohne Unterbrechung, und zwar mit deutscher Unterrichtssprache fortzuführen und die durch die abgehenden Professoren entstehenden Lücken durch Gewinnung neuer tüchtiger Lehrkräfte vollkommen auszufüllen. Zur Erreichung diefes Zieles sind die geeigneten nach dem Inlandc und nach Deutschland gerichteten Schritte bereits eingeleitet. Die ungarische Regierung wünscht lediglich hervorragende Fachmänner zu gewinnen, welche nachhaltige Lust und erwiesenes Geschick fürs Lehramt mitbringen ; von einer Verpflichtung zur Aneignung der ungarifchen Sprache ist keine Rede. — (Ans der Statistik der siebenbitrgi-fchen Gefängnisse) entnehmen wir folgende nicht uninteressante Daten, welche sür den sittlichen Werth der daselbst lebenden Deutschen (Sachsen) ein deutlich sprechendes Zeugniß licferu. Von der siebenbürgischen Bevölkerung machen dic Magyaren und Szetler 27.,, die Rumänen K2.z, die Sachsen 0.^ Percent aus. Von schweren Verbrechen fallen anf Magyaren und Szekler 33.^,, auf Rumänen K2.4, anf die Sachfcn nur >l.^ Percent. Von begangenen Morden und Todtschlägen fallen auf Magyaren (Szekler eingeschlossen) 40.^, Rnmänen, 55.^, Sachsen 4 Percent. Von schweren körperlichen Verletzungen: Magyaren 16.2, Rumänen 80.,, Sachsen 0.„ Percent. Oeffenllichc Ruhestörung: Magyaren 11., , Rumänen 88.g, Sachsen 0.<, Percent. Auf Grund solcher Ziffern dürfen die Deutschen auf ihre Landsleute in der Fremde immer» hin stolz sein. — (Religiöser Wahnsinn.) Aus Rosenthal in Knrhcsscn wird ein Vorfall berichtet, dcr sich auf einem in der Nähe gelegenen Dorfe ereignet hat nnd davon Zeugniß »ablegt, bis zu welcher Uebcrspannung die Gemüther durch einc fanatische Geistlichkeit erhitzt werden können. Ein junger Bursche, der einer extremen kirchlichen Richtung schon längere Zeit anhing, wollte in der Nacht vom 14. Juni eine Vision gehabt habe», in dcr ihm dcr Teufel leibhaftig den Auftrag gegeben habe, feinen Vater umzubringen. In ^ einer zweiten Vision ruft ihm Christus zu: „Aergcrt dich ' ,dcinc rechte Hand, so haue sie ab nnd wirf sie von dir." Der Bursche geht in die Küche, nimmt ein Hackmesser und haut sich die rechte Hand ab. Als der Dr. H. zur ärztliche» Hilfe herbeigerufen wurde, fand er die abgehauene Hand anf dcnr Tische liegend. > — (Tunnclirnng des Canal ^a Manche.) Das britische Handclsamt hat de» Bericht dcr vom Kaiser Napoleon ernannten Commission über das Project einer Tun-»elirung des Canalcs zwischen England und Frcmtreich erhallen. Ueber die Allsführbarteit des Unternehmens, wie dasselbe von englische» Ingc»icurs vorgeschlagen wurde, smd dic Mitglieder der Commission sämmtlich einig; es herrscht dagegen McimmgSvcrschiedenhcit bezüglich der Rentabilität, zumal währcttd dcr erste» Zeit. — (Besoldung der Schulmänner in England.) In C'»gla»d ist das Einkommen der Schulmänner ein anderes als in den gerühmtcu coutineutalcn Bildungs-anstaltc». Ata» bezahlt wemgstens anständig, wen» das eigentliche U»tcrrichtösystcm auch noch einiges zu wünschen übrig läßt. Wie ein Mährchen ans Tausend und Eine Nacht dürfte es manchem deutsche» Gelehrten vorkommen, wc»n er erfährt, daß der Rector einer gelehrten Schule in C-nglcmd (Rector zu Eto») ei»e jährliche Einnahme von .15.72 Pfnnd Sterling oder von 'W.480 Thalern bezicht. Ucbrigcns sind auch noch viele andere Stelle» mit Ein< knttstc» bedacht, die in Erstaune» sehen. So bezieht der zweite Lehrer in Eton 2200 Pfund Sterling (14.6UU Thaler), der Ncctor von Winchester 20.000 Thaler, sein erster Untergebener l>- bis 10.000 Thaler. In Rugby fließen dem Rector jährlich 10.71Z, dem zweiten Lehrer 10.780 Thaler zu. Die Ein»ahme dcr Rectorsstelle zu Shrewsbcrgy belaufen sich auf 13.333 Thaler, zu Harrow 1100 auf 8000 Thaler, bei der Londoner Westmünsterschule auf 7820 Thaler, Charterhouse 7-^3 Thaler, Merchant Taylors 6662 Thaler und bei St. Paul auf 6000 Thaler nebst der Rente von zwei Häusern. — (Der Kaifer von Nuß land) hat in seiner Eigenschaft als Oberhaupt der griechifch^nichtunirten Kirche ein Decret erlassen, welches die Erblichkeit des geistlichen Standes aufhebt und es den Söhnen der Weltgcistlichen, unter Gewährung von Etandeörcchten uud Befreiung von der Militär- nnd Steucrpflicht, anheimstellt, iu den Militär- oder Civildicust einzutreten. — (Unglücköfall.) Als am 18. d. M. die Arbeiter der großen Krenholm'schen Manufactur in Narwa (Rußland) die Fabrik verließen, um sich über die lcichtge-baute Narwabrücke nach ihren Wohnungen zn begeben, cut stand in Folge einer Balgerei ein solches bedränge anf dieser BrUcke, daß das Geländer brach und !j2 Arbeiter ins Wasser stürzten. Zwölf von ihnen wurdeu gerettet, die Uebrigen aber ertranken. ,H o c a les. — (Eisenbahn 5!aibach - Tarvis.) Dem Vernehmen nach hat die Tracirung dieser Bahnlinie über Lack den Vorzug vor jener über Ncumart'tl erhalten, durch welche letztere ein beträchtlicher Mehraufwand verursacht worden wtire. Unter den künftigen Bahnstationen wird auch Viz-marje genannt. Man hofft, die Bahn bis November 1670 zu vollenden. —. (A ns Alexandrieu) wird der „Triester Ztg." geschrieben: Die Nachricht von der Ernennung des hier allgemein hochgeachteten nnd verehrten Herrn Schwcgel zum Consul mit Velassnng auf feinem wichtigen Posten beim hiesigen Generalconsulat wurde von der östcrr.-uugar. Co-lonie nicht nur AlerandricnS, sondern ganz Egyptens mit ungethcilter Freude und Befriedigung aufgenommen. Die aroßen Verdienste dcs Herrn Schwegel um unsere Colonie und nnsere Interessen in Egyplen sind allgemein bekannt. Herr Schwegel ist ebenso allgemein beliebt als geachtet, und wir können der Regierung zu der Wahl solcher Männer im auswärtigen Dienste nnr Glück wünschen. Die Wichtigkeit Egyptens und seine Zukunft rechtfertigt übrigens diese Wahl um so mehr, als auf solchen Posten nur Männer von erprobter Capacität und Energie den großen Anforderungen, die an sie gestellt werden, entsprechen können. — (Wölfe.) Am Gorianzberge auf dem Gebiete der Herrschaft Landstraß wurde am letzten Samstag ein junger Wolf erlegt. Man traf auch die frischen Spuren zweier anderen, welchen noch nachgestellt wird. — (DieSUdbahn und di e türti s chcu Bah-u e n.) Die „Tr. Ztg." bringt folgendes Eingesendet: „Der Name der Endbahn wird Tag für Tag mit der Angelegenheit der türtischen Bahnen in einer Weise in Verbindung gebracht, die der Wahrheit durchaus nicht entspricht. Die Zeitungen haben zu verschiedenen Malen berichtet, daß die Südbahn in Folge ihrer Verträge mit der türkischen Regierung Projectc mache» läßt, Personale entsendet, diese oder jene Strecke binnen dieser oder jener Zeit vollenden muß u. f. w. Ebenfo erhält die Direction der Südbahu-Gesellschaft zahlreiche Briefe von Personen, welche sich in irgend einer Weise beim Baue der türkischen Bahnen zu betheiligen wünschen. Die Südbahn fühlt sich verpflichtet diese Angaben richtig zn stellen: Die Südbahn ist nicht die Conccssiouärin der türkischen Bahnen und sie hat mit der türtischen Regierung keinerlei Vertrag abgeschlossen, der sie verpflichten würde, Projecte zn machen oder Bahnen zu bauen. Alle Notizen, welche seit einigen Tagen über Officicre und Ingenieure, welche die Süd'bahn in die Türkei gesendet und über Verpflichtungen, welche die Südbahn wegen des Baues verschiedener Linien übernommen haben soll, veröffentlicht wurden, sind durchaus unrichtig. Wien, 28. Juni 18C9. Die Geueraldirection der k. l. priv. Südbahngesellschaft." — (Die Auflöfung der Triestcr Territo-rialmiliz) ist nach einer Correspondenz des „Osten" definitiv beschlossen und die Ablieferung der Waffen wird in kurzer Zeit erfolgen. Die Bewohner des Territoriums sind über diese Maßregel nichts weniger als ungehalten, denn es war schon längst ihr Wunsch, des zwar ehrenvollen, aber beschwerlichen Dienstes ledig zu werden. Mucke Post. Nachrichten aus Florenz zufolge steht die Demission dcs Ministeriums Mnabrea nahe bevor. Mit der Bildung cines ncucn dürften entwcdcr Ferraris odcr General Durando odcr Natazzi beauftragt werden. Dcr König wird kommenden Samstag nach Turin abreisen. Am 24. hat ein von ihm präsidirtcr Ministcrrath, in welchem einige Maßregeln für gewisse eventuelle Fülle bestimmt wurden, stctttgcfuudcu. Dcr Bandit, dcr den Dcftutirten Bolivia angefallen hat. soll verhaftet worden sein. Für den 24., als dem Jahrestage dcr Schlacht von Custozza, befürchtete man in Venedig Unruhen, aber dcr Tag ging, Dank dem loyalen Sinnc dcr Bevölkerung und den von der Behörde getroffenen Vorsichtsmaßregeln, ohne Störung vorüber. In 'Neapel reizte am 2^. Abends nach ciner Erzählung dcs „Piccolo" ein bürgerlich gekleideter Priester einige Äillardspieler zu cmcr Gafsendemoustration mit dem Rufe ,,^w8»o Vitwi'io Nmiuniolu." Er wurde arrctirt, die Demonstranten zerstreuten sich sogleich bei dem Erscheinen dcr bewaffneten Macht. Liuz, 29. Juni. (C. Borst. Ztg.) Die hcutc Nachmittag bei günstigem Wetter im Freien am Fußc dcs PöstlingSIicrgcS abgchaltcnc, von Z000 Personen besuchte Volksversammlung nahm folgende Resolution uoll-stimmig an: „Iu Erwägung, daß die clericale Partei die Frei-hcitöcutwickluug Oesterreichs bekämpft uud Kirchcusnrstcn, wie der Linzer Blschof, Widersetzlichkeit gegcn die Staats-grunogesetze predige»; in Erwägung, daß halbe Maßre-gclu dem Klerus uur Handhaben zum Widerstände geben, erklärt die Volksversammlung: cs sei Pflicht dcr Regierung, die Umtriebe der Elericalcn mit allcu Mlt-tclu zu bekämpfen und vor allem das Concordat auf-zuHeben." Der auwescndc RcgicrungSvertreter, Bczirkshaupt-mann Mayfeld, ehemaliger Deputirtcr dcs Frankfurter Parlaments, ergreift hierauf das Wort gegen die Vorwürfe der Illibcralität dcr Regierung und erklärt uutcr dem Beifall dcr Versammlung, wenn die Regierung nicht liberal wäre, so würde dic Volksversammlung hier nicht tagen. Auch hätte er dieselbe bei schlechtem Wetter in Kinz unbeanstandet abhalten lassen. Die Versammlung nimmt schließlich das Programm der social-demokratischen Partei vollständig an. Berlin, 29. Juni. Fürst Gorlschakoff ist hculc hier eingetroffen. Dcisclbc slicg im russischen Ocsnuot-fchaftshotcl ab uud rciSt wahrscheinlich hcutc Avcudö nach Älldcu-Aadcu. Rom, 28. Iuui. Dic 'Nachricht, daß dic polnische geistliche Eongrcgatiou dcr Auferstehmig beauftragt wurde, ein Einvernehmen zwischcu Rußlauo nud Rom vorzubereiten, wird iu bestimmter Weise dcmcntilt. Paris, 28. Juni. Der „Figuro" sagt, die Königin Isabella habe sich definitiv cutschlosfcli, zu Gunsten dcS Priuzcn von Asturicu abzudanken. Gestern hat sich vor dcm Palais dcs geselMbcu» den Körpers cinc zal,lrcichc'Mcufchcumcugc vclsaimnclt. Paris, 30. Juni. Die Kammerbureaux wählten ihre Präsidenten und Secrctüre, die alle der Majorität angehören. Madrid, 29. Iuui. (C ortc s s i tz u ug.) Allc auf Erhöhung der Schutzzölle gestellten AmcudcmcntS wurden uerworfcu. Gcrüchtwcife verlautet, daß uach Schluß dcr Cor-tcö cinc Miuistcltrisc wahrscheiulich sci. London, 28. Iuui. Dcr Vicckönig von Egyft« ten reist Donncrolag vou hier ab. Washington, 28. Juni. Das Staatsdepartement entsandte einen Spccial-Agentcn nach Cuba bchufs zuverlässiger Iuformirung über den Stand dcr Insurrection. Havanna, 29. Juni. Dcr neue Gcneralgouvcr-neur Caballero Rodas ist angctommcn nud erließ eine Proclamation, welche Gerechtigkeit nnd Mannszucht verheißt und die Tapferkeit der Freiwilligen anerkennt. Rio Janeiro, 8. Juni. Cs bestätigt sich, daß d,c diplomatischen Beziehungen zwischen Amerika nnd Brasilien wieder aufgcuommcn wurden. Iu dcr Provinz Montevideo ist cine Revolte gegen den Präsidenten ausgcbrochcn. Die Iusurgcutcn werden vom Oberstcu Carabcllo befehligt. Dic Alliirtcu zcrstiw ten die Kauoncugicßcrci dcr Paraguitcu iu Hicuchy und bcfindcu sich auf dcm Marsche gegen Lopez, um dcnsel-bcu zu ccruircn. Telegraphische Wechsclcourse vom 30 Iuui. 5perc, MetalliqueS 62.85. — 5verc. Mtalliquc« mit Mai- und November-Ziusen 62.85. — 5verc.!1ill!io!ial-?lnl<'heu 70.85.- ,«60er StaatSaiileheu 104,70. — Vautaclien 74!». - Crcditaclicn 314 90. — London 124.65. — Silber 121.75. - K. t, Ducnteu 5,92 Das Postdampfschiff „Westphalia," Capitän Schwcnfen, welches am 9. Juni von Hamburg abgegangen, ist am 22. Juni wohlbehalten in Newport angekommen. Handel und Wolkswirthschastliches. Die Reduction drr nenen Hndbahn-Prioritäte». Auf dic am 21. Iuui zur Subscription anfgelegteu 40,000 stück Priorität-Obligationen dcr ucreiuigte» siido^erreichischen, lom. bardischen nnd ceiüral-italienischen Eiscildahugescllschaft nnilden 5.669,919 Stück gezeichnet nnd werden demgemäß dir gc^cichncleu Beträge i„ folgender Wlisc rcdncirt: Siibscribenten auf 1 5 Slilctc erhalten Nntlicilschmic auf '/. Slilck, Subscribcuten auf l',-83 Stucke empfangen Anthcilschcinc auf '/2 Stück, während mif Zeichnungen von 84 Slück nnd darüber ",,,. Percent ciitfallen. V>ebei werden Vrnchthcile nnter ',, nicht gerechnet „nd Vruch-theile uon ', und darüber fitr ein Ganzes aiigeuumnieu. Die cnisgcgebencn '/, uud »^ Antheil^scheiue sind spä'leste»^ bis Ende September 1^6'.» gsgs,, ^aiizc I!ilerimi>scheine nmzülauschen. Mün^fträssung in .«vemnitz ,»»d ^arlSbnrg. Wie ans authentischer Quelle verlautet, wurden seit den, Bestehen de« königlich nngarischcn FinmizministerinmS bis ;»m letzten December I8(itt in den Milnzamtcrn itremnitz und Carlsburg folgende Gold- mid Silbermllnzeii geprägt: 1.001.7W Stilcl Ducatcn, welche einen Silbcnucrth lion 4,»i.'i5.100 fl. Ü? kr, reprüseütiren. Ferner 854,22« Thaler im Silderwrrthc vo„ 1,281.342 fl., l,70« 771 Gnldcnstiicke, 4.2U3.400 Stück ZwlM,g-Nrnkren;ersti!cke iin Werthe uon «5Z.<'.«0 fl. «0 kr., endlich 4,261,4«.i Slilct Zchu-IrenMsmcke im Werthe uuu 42^.148 fl.; souüt Miinzeii im Ge-sammtsilbcrwcrthc von 8,^24.107 fl. 'Audolfswertli, 23. Inni. Die Durchschnitts-Preise stell-leu sich auf dem heutigen Markte, wie folgt: Weizen per Mctzcu 4 «0 Butter pr. Pfund . — ! 48 Koril „ :^ 80 Eier pr. Stilct . . -—1! Gerste „ 2 90 Milch pr, Maß . — 10 Hafer „ 2 - Rindfleisch pr, Pfd, - 22 Halbfnlcht „ 4 10 Kalbfleisch „ — 2« Heiden „ 3 20 Schweinefleisch „ — — Hirse „ 2 88 Schöpsenfleisch „ — 20 "utlirnh „ 3 — Hähndcl pr. StilÄ — ^8 Erdäpfel „ — ,^ Tauben „ - 20 ^"!"l " «! 40 Heu pr, Ecntncr . 1 80 Erbsen „ <; 40 Strol, „ . i _ Fisolen « 6 40 Holz, hartes pr. Klf't. 6> — Nindsschmalz pr. Pfd, — 45 — weiche«, „ — ^- Schweineschmalz „ 45 Wein. rather, pr.Eimcr 5! — Speck, frisch, ,. — — — weißer ., 4' — Zpcck, geräuchert, Psd. — 3w Morgen« nach 5'/, Uhr trat ein dichter Regen ciu. Trllbcr, regnerischer Tag. Wultrnoeckc c,cschlussen. Da« Tageömittcl der Wärme -^- 12'4", um 3° murr dcm Normale. Verantwortlicher Redacteur: Igna^, v. Hl l e > n m a t, r. ^n^s^nliii^i^t Wien, 28. Juni. Dic Vürsc war angenehm gestimmt, dcr Umsatz in jungen Vahneu und m Prioritäten bedeutender alö ln den Spcculationöobicclcn die Conrsueninde-Illl«l^NUlllU)z. rungcn Iiliclim in mäßigen Grenzen. Nur Aclicn dcr Handelsbank crsnhrcn eiuc Besfcrung von reichlich 0 fl., während dieselbe iu anderen Effecten 1 bis 2 fl. „icht überschritt. Vosc warm fast ganz außer Vcrlehr, Rente behauptet, Devisen auf London und Paris blieben miucrändevt, jcnc ans Silbcrplätzc zogen ctwaö au, während effectives Silber sich eher clwaö dilliger stellte. _______________________________________________ ^U. Allgemeine Staatsschuld. Für 100 fl. Geld Waare Einheitliche Staatsschuld zu 5 pCt.: in Noten verzins!, Mai-Nouember ,i2.60 62.70 „ „ ,. Fcbrnar-Augnst «2.50 02.00 „ Silber „ Jänner-Juli . 70.75» 70.85 „ „ „ April-October. 70.K0 70.70 Stcueraülcheii rückzahlbar (/) . ^.95 i<«.50 Lose v,1.1839 ..... . 25l.— 251.50 „ „ 1854 (4 "/«) zn 250 si. 9U.— 96.50 „ „ I860 zn 500 fl. . . 104.20 104,40 „ „ 1860 zu 100 fl. . . 105.5,1 10l,. - „ „ 1864 zu 100 fl. . . 124.75 125.— SlaatslDomanen-Pfaudbricfc zu 120 sl. i) W. in Silber . . 118.- 118.50 N. udw.B.i.S.verz.l.Em. 101.25 101.75 ! Geld Waare Ocsterr. Nordwcstbahn . . . . 91.80 92— ! Sicbcnb. Vahn in Silber ucrz. . 89 25 89 50 Staatöb. G. 3«/« ä 500Fr. „I, Em. 136 - 137 -Südb. G. 3'/,. i. 500 Frc. „ . . 116.75 117 -Si!ob.-Aons 6 7« (1870—74) -' 500 Frcs......242. - 242.50 «. Privatlose (per Sliick.) Ercditanstalt f. Handel u. Gew. Gcld Waare zu 100 fl. o W......16725 167.75 Rudolf-Stiftuug zn 10 st. . . 15.__ 15,5,9 Wechsel (3Mon.) Geld Wciar Augsburg für 100 fl, sildd. W. 103 30 103 40 Fraulfiirt a.M. 100 fl. dctto 103,35 103 45 Hamburg, für 100 Mark Bai:ca 91 35 9!,50 London, für 10 Pfund Sterling 124 60 124.75 Parie, für 100 Franc« . . . 49,60 49,6? EourS der Geldsovten Geld Waare K. Münz-Ducatcr. . 5 fl. 90 lr. 5 fl. 91 lr> Napulconöd'or . . 9 ,. 9? „ 9 ,. 98 , Pcrcinöthalcr ... 1 „ 82; „ 1 „ 83i " Silber . . 121 „ 75 „ 122 „ — - Krllinischc Grundeutlaftungs-Obligationen, Pli' vatnoUrung: 86.50 Geld, 90 Waare