Iilyrisches Blatt z u m Nutzsn und Vergnügen. Nro. 2I. ^ Freitag den 16. Iuly 1619. A m y n t Mitteln den Vorzug geben sollen; denn wer Mittel besitzt, sucht Titel, und wer Titel hat, schmarotzt oft bey den Unbctitelten und gibt ihm die schmeichelhaftesten Titulaturen, um Mit-tel zu erhäschen. Einige, zu welchen der größere Theil gehört, halten mehr auf die Mittel! denn wer Mittel hat, sagen sie, erhält auch-recht leicht die allcrschon-sten Titel; sie sagen, (ich sage,?s nicht) die Mittel Machen die Schurken ehrlich, die Dummköpft ver-nünftig,, die Niederträchtigen ansehnlich, die mensch' lichen Blutsauger gnädig und vornehm, die alten Gecken liebenswürdig, die Niemande zu Iemande, die — o sie sagen noch weit ärgere Dinge, die ich zu sagen keinen Muth habe« Die Titclsüchtigen, das ist: die Gcistesariuen ha-ben einen andern Gusto. Ihr Vettclstolz leidet lieber einen hochwohlgebornen Hunger, wenn nur ihr Titel vornehm klingt. Diese epidemische Titelsucht übt chre Macht so gewaltig aus, daß ,es Mädchen gibt, die lieber :5nc zerrissene gnädige Frau, als ein reiches Bürgerweib zu seyn wünschen. Wenn man übrigens dem geheimen Calcul manches Betitelten näher zu Leibe geht, so findet man, daß er bloß deß« wegen nach Titeln jagte, um durch sie die Mittel zu erhäschen; denn vornehme Titel verschaffen Credit und Ansehen, und es gibt Pfründen, auf die nur ein Betitelter Ansprüche machen darf; zum Glück gibt der liebe Gott demjenigen auch Verstand, dem er ^ ein Amt und eine solche Pfründe verleiht. ' Die Titel vor den Büchern zeigen den Inhalt derselben an; oft betrügt sich aber der Leser entsetzlich, oder vielmehr der Schriftsteller den Leser, wenn an der Stirne seines Buches ein hochtrabender Titel stolzieret, und in dessen Eingeweiden leeres Stroh gefunden wird. Die Tttcl der Menschen sollen, so wie die Titel der Bücher, den nsoralischenInhalt des Men- 4 -------- schcn verkünden; es hat aber Mancher so viele Tttel, daß Man billig in Versuchung geräth, zu zweifeln, ob der Inhalt allen diesen Titeln entspreche; durchblättert man einen solchen Betitelten, so findet man oft kein Wort von dem, was del. Titel ankündiget. Vor Zeiten nahm man die Titel vo« der Beschaffenheit her, die der Betitelte seinem Stande oder Amte gemäß haben sollte: man nannte sie wohlwcise, fürsichtige, hochgelehrte, ehrenfeste, gestrenge, fromme, achtbare u. d. gl. Weil aber diese Titel oft zu satyrisch klingen, so sind sie jetzt in Verfall geralhen; dafür will nun alles gnadig heißen, wie ehemahls jeder streng genannt wurde, der einen Haarbcute! trug. Indeß ist oft der größte Titel keine Prise Tabak werth, Wie es dcr Substi tuietevice supernumerärec th o rschre ibersassi stentensge hülfe beweiset; cinc lange Bratwurst und kein guter Bissen daran. Im Gegentheile tragen oft dic unbedeutendsten Titel die meisten Mittel: es gibt Stiefelwichsfabrikanten und Stiefclvutzcrcomvtoire, die sich bey ihrer'freyen Kunst besser befinden, als mancher gnädige Herr, der sich von ihnen seine Stiefel reinigen läßt, und es ist noch nicht gar lange, daß man bey dem muthwilligen Aufwande eines Schuster-, Schneider-, Tischler«, und Webergesellen einen Cavalicr zu sehen glaubte, indeß ein anderer vornehm Betitelter die Ambrosia seiner Quargelkäsc gierig verschluckte. Die Titelsucht ist ein sicherer Beweis eines dürf? tigcn Geistes, der seine Armuth mit den; Zeichen der Ehre bedecken will. O du armseliger Figaros elendes Männlcin'. jage nicht so sehr nact> Titeln, denn die Titel machen dic andern Mcnschcndcsto aufmerksamer auf den Betitelten, sie fassen ihn dann desto genauer in's Auge und entdecken seine Mängel eher, als es ohne den Titeln geschehen seyn würde. Was half es dem Esel, daß er sich in die Haut des Löwen steckte? feine langen Ohren ragten hervor und seine Stiln-mc bewegte das ganze Thiervolk zum Lachen. Als Adam gehackt und Eva gesponnen hat, gab es keine Titel, denn die Natur ertheilt keine; sie sind erst in der Fabrik der menschlichen Conventionen ge- —' n5 "—« schminkt v'orden. Die Dankbarkeit des Staates ge-Li bildete, die v0!N Ihwoif selbst in mehr oder wenig,er, spitzigen Wiakel^ adst.'l)-eu, Ie mehr oder weniger sie lang, sind. Der Zerit erscheint bey weitem nicht genau begra'lizt, und dai, was man bey geringerenVergrößerunHen des achrom,nl« schen Fernrohrs begrä'nz.t nennen möchte, ist mehr Lichtatmosphäre des Kerns, d?r beynahe' wie jener des Cometcn von 1811 aussieht. Der beträchtlich? Schweif des Comcten erscheint doch, ob er gleich die gmize Nacht in der Dämmerung und bis gegen Morgen im Mondscheine stand, in eine? L.ange von 26 Graden. Am Z. um 1» Ithr in der Nacht stand er fast vertical aus dem Horizont und' zeigte gerade auf Ita des kleinen Vären,- Er ist f.asb volll'om:n>'n gerade, hat nicht beydcrfeit eine Begrän-zung wie jener des Comcten von. 1811, sondern ist-mehr rutHenförmig, wie der des Cometen vo>r 1807;-im Ganzen ist er schinahl, was ans eine nicht große' Entfernung von der Sonne schließen läßt.- Seitt Stand am Himmel war, theils wegen fremden Lich-. tes von Mond und Dämmerung, theils wegen Ar-> muth an Sternen in der Gegend seines Standortes schwer zu bestimmen, zumahl ohne Instrumente. Dem-A-ugenmaße nach mußte er sich am 4. nach Mitternacht zwischen dem Luchs und dem Teleskop, etwa> zwischen> oder in der Nähe von 1» und K des Luchses befun-den haben. Dieser prächtige Comet steht in der Mt-te der Nacht tief am nördlichen Horizont und schicke die Strahlen seines Schweifes wie ein Feucrbüscht, des Nordlichtes gerade in die Höhe; er geht gar nie unter und geht ym Tage fast über unsern Scheitel-Hinwege ^unds - und Hundetage. Oin alter Schulledrcr bemerkte jüngst in üble» (aber doch wohl nicht ganz ungerechter) Laune: Wir haben jährlich em Paar Wochen Hundstage, im Übrigen das ganze Jahr Hundetage.