lnr Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. Redigirt von Leopold Kordefch. ^ 29. Montag am 8. April 1844. Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes Mal ein halber Bogen, und allmonatlich ein in Wien von Meisterhand in Kupfer gestochene« tolorirtes Costumebild, illyrischc Volkstrachten in Doppclfigur enthaltend, in Großquart. Der Preis de« Blatte« ist in Laibach ganz­jährig «, halbjährig 3 fl. Durch die t. k. Post unter Couuert mit portofreier Zusendung ganzjährig 8, halbjährig 4 fl. C. M,, und wird halbjährig vorausbezahlt. Alle k. k. Postämter nehmen Pränumeration an. I n Laibach pränumcrirt man beim Verleger »m Ro»n, Nr. I8U, im ersten Stocke. Der Gngel. ^)>e Mutter singt so leise. Den Säugling an der Brust, Manch' alte, fromme Weise I n stiller Mutterlust. Und als ihr Sang »erklungen. Neigt sie zum Kinde sich; Sie halt es fest umschlungen Und küßt es inniglich. D» schwebt mit leisem Fluge Ein Engel still herbei. Und segnet mild die Beiden Zur ew'gen Lieb' und Treu. Gesehen hat ihn Keines, Er zog so still dahin; Doch fühlen sie im Herzen Tief seinen Segen glüh'n. — 3. C. Etllnger. Anton von Blaßitsch, k, k, Appellations» und Criminalobergerichts-Präsident zu Venedig. (Beschluß.) das Wappen ist ein aufrechter, unten rund in eine Spitze zusammenlaufender, gold­und blauquadrirter Schild, in dessen erstem und vierten goldenen Felde ein ausgebreiteter blauer Adler — in dem zweiten und dritten aber eine, auf einer hölzernen Krücke stehende Eule in natürlicher Gestalt und Farbe zu sehen ist. Auf dem Schilde ^ruht ein rechtsgewendeter, goldgekrönter Turnierhelm mit offenem Roste und goldener Halskette, beiderseits mit einer herabhängenden Decke aus Blau und Gold vermischt, bekleidet. Auf der goldenen Krone des Helmes steht wieder die vorbesagte Eule zwischen einem gold- und blau-quergetheilten, offenen Fluge. Ueb­rigens ist dieses Wappen in der Mitte des Diploms äußerst zart gemalt und kunstreich ausgeführt. Das Diplom auf Pergament und in rothen Sammt gebunden, ist mit dem anhängenden k. k. und erzherzogli­chen größeren Siegel auf Goldschnur versehen, in der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien am 18. Mai 4795 aus­gestellt, und von weil. Sr. Majestät Kaiser Franz unter­fertigt. Im Jahre 1804 wurde Anton von Blaßitsch als Appellationsrath nach Venedig übersetzt. Bei der Ueber­gabe dieser Stadt an Frankreich im Jahre 180« kam er in gleicher Eigenschaft nach Brunn und ein Jahr darauf wieder zurück nach Klagenfurt. I m Jahre 4 814 wurde er dem Herrn Grafen von Säurau , der als Organisirungs-Hofcommissair der neu acquirirten illyrischen Provinzen in Laibach fungirte, beige­geben, und im nämlichen Jahre auch zum k. k. Hofrathe und Stadt und Landrechspräsidenten in Laibach ernannt. Schon im Jahre darauf kam er nach Venedig als Apella­tionspräsident, welche Stelle er aber kaum etwas über ein Jahr bekleidete. Gichtleiden und Unterleibsverhärtun­gen, die sich der rastlos thätige Staatsdiener durch bestän­diges Sitzen und anhaltendes Arbeiten zugezogen hatte, führten seinen Tod herbei. Zwar gebrauchte er auf ärzt­liches Anrathen die Schlammbäder zu Vataglia nächst Al­bano, jedoch ohne Erfolg. Nach sechsmonatlichen Leiden starb er an gänzlicher Entkräftung am 8. Februar 1815 zu Venedig ohne Nachkommenschaft. Geheimer Rath war v. Blaßitsch noch nicht; jedoch finden sich Gratulationsbriefe vom Monate December 181L aus Wien vor, die Bezug auf seine Erhebung zur Würde eines geheimen Rathes haben; allein sein wenige Wochen darauf erfolgter Tod vereitelte ihm diese Auszeichnung, die ihm unfehlbar geworden wäre. Als Mensch und im geselligen Umgange war er von allen, die ihn kannten und mit ihm verkehrten, hochgeachtet und geschätzt. Gütig und freundlich gegen seine Untergebe­nen, erwarb er sich ihre Liebe und Verehrung im hohen Grade. Neben seinen ausgezeichneten Berufskenntnissen auch wissenschaftlich hochgebildet und sehr bewandert in meh­reren fremden Sprachen, war er ein großer Freund der Künste, wie alles Schonen und Nützlichen, und überhaupt einer der ausgezeichnetsten Männer unsers Vaterlands. RR4 Der Gisgang des Nheins. Erzählung aus dem Leben, von Garl Grober. (Fortsetzung.) Der rauhe Spätherbst kam. Viele Einwohner des Dorfchens fanden Theresens Hütte für zu entfernt, um ihre,Kind'er m der leichten, ärmlichen.Bedeckung'vom heimi­schen Herde wegzulassen; die kleine monatliche Einnahme schmälerte sich, und doch bedurfte Therese für den armen Kranken des erwärmenden Feuers. Sie geht hinaus in den Wald, Holz zusammen zu lesen, und muß darüber ihre Strickarbeit, ihren einzigen Nahrungszweig, der sie und den Greis ernährt, vernachlässigen. Eines Abends, als ihre Blicke sich sehnsüchtig nach der Seite wandten, woher Wilhelm , dem die Jahreszeit seine Spaziergänge nicht verleidet, gewöhnlich zu kommen pflegte, ersah sie neben ihrer Thüre ein Reiserbündel, und von die­sem Tage an fand sie jeden Abend ein gleiches an derselben Stelle. Der arme Greis darf nicht mehr frieren und sie selbst kann nun desto fleißiger über ihrer Arbeit sitzen. Doch die Jahreszeit wird immer strenger. Eines Abends findet sie neben dem Reiserbündel auch noch eine wärmende Bett­decke. Tags darnach glaubte sie sich nicht mehr begnügen zu dürfen, Wilhel m so lange als möglich mit ihren Au­gen zu folgen; ihr Abschied war von einem schüchtern-zärt­lichen Winken ihrer Hände begleitet, dann preßten sie sich dankend an die Brust. Wilhel m kehrte freudigen Herzens und mit jener froh, lockenden Zufriedenheit, die den kleinsten Erfolg einer wah­ ren, reinen Liebe begleitet, nach Hause zurück. Doch die­ ser süße Triumph sollte durch den Empfang, den ihm sein Vater bereitet hatte, schmerzlich verbittert werden. Dieser hatte sich mit all der feierlichen Würde umgeben, die Em­ porkömmlinge und noch dazu eitle Gecken allen ihren Hand­ lungen und Reden aufzudrücken pflegen; um den Herd und vor dem Thore, wo er, das Schüreisen in der Hand, thronte, waren einige jener Speichellecker gelagert, die bei einem reichen Thoren eben so wenig, wie die Fliegen beim Honig, fehlen. Ein solcher Kreis, in welchem ersicher war, nur auf bereitwilliges Zunicken und bewundernde Blicke zu stoßen, steigerte seinen Eigendünkel bis zum höchsten Grade; er ließ sich dann zu den unbesonnensten, folgereichsten Ent­ schlüssen hinreißen, und hatte er sie ein Mal vor solchen Zeu­ gen, den eifrigen Lobrednern seines festen durchgreifenden Charakters geäußert, so vermochte nichts, ihn davon ab­ zubringen. Jeder Mensch — also auch ich und du, lieber Leser — hat seine sogenannten schwachen Stunden, wo ihn eine geistige Verlassenheit überkommt; wo die Vernunft mit, oder eigentlich ohne uns, Reißaus nimmt, und die Eigenliebe uns am Narrenseile führt. Entgehen können wir solchen Stunden nicht, die menschliche Natur behauptet alle ihre Rechte; aber gleich den weiland verzauberten Prinzen und Prinzessin«« hat uns die waltende Macht ein leises Gefühl für das Nahen unserer Verwandlung in die Brust gelegt, und dann wollen wir, ehe wir Beweise unserer Doppel­ natur gegeben, in die Einsamkeit fliehen, um uns den Kampf — das Geständniß unserer Thorheit — zu erleich­tern, und nicht eher wirkend und entscheidend in die Welt treten, bis das Bessere in uns wieder die Oberhand ge­wonnen. — Ein mit feierlichem Nachdruck gesprochenes „Ic h er­wartete Dich' machte ben armen Wilhelm vor Schreck, erstarren, und nun hielt ihm sein Vater eine Rede, die das schwache Gebäude seines erst beginnenden, stillen Glückes unbarmherzig über den Haufen warf. Gleich der Eingang der erbaulichen Strafpredigt verrieth ihm, daß seine Liebe dem Vater bekannt sei und von ihm verworfen werde, ja, daß er sie für das Traumbild eines schrecklichen Wahnsinns ansehe, dessen Anfällen so schnell und kräftig, als nur im­mer möglich, entgegengearbeitet werden müsse. Mi t leiser und erstickter Stimme wagte es zwar Wil ­helm zu betheuern, daß nur Therese ihn glücklich machen konnte, und den Vater zu bitten, daß ersich von Theresens Werth selbst überzeugen wolle; aber der alte Passen heim fuhr ihn mit erneuerter Strenge an: »Ich verstehe mich auf das Glück so gut, wie auf andere Dinge, und du wirst mir, Herr Sohn, erlauben, dir einen Gegenstand meiner Wahl, der auch dem Geschmacke anderer verständiger Leute mehr entsprechen wird, vorzustellen. Ich hoffe, daß du ihn dann so, wie es einem folgsamen und vernünftigen Kinde zukömmt, aufnehmen und in Ehren halten wirst. Meine Wahl wird sicher auf ein Mädchen fallen, das dein Vermögen nicht bloß durch eine reiche Mitgift, sondern auch durch kluge, vom Hause aus gewohnte Wirtschaft­lichkeit zu vermehren im Stande sein wird. Muthe mir nicht zu, deine Dirne kennest, zu lernen; der Apfel fällt nicht weit vom Stamme, und es ist kein Verdienst, nichts zu verwirthschaften, wo nichts mehr ist/« Wer, der selbst geliebt, oder das menschliche Herz von dieser Seite kennt, hofft wohl noch etwas von solch' einem zwängenden Damme? Entweder durchbrechen, und überfluthen ihn die em­pörten Wogen der plötzlich gehemmten Leidenschaft, oder sie graben sich tiefer in ihr eingeengtes Bette und werden um so gefährlicher, je ruhiger ihr glatter, glänzender Spiegel sich zeigt. So bei Wilhelm . Ueberzeugt, daß alle möglichen Einwürfe über den hartnäckigen Sinn seines Vaters nichts vermögen würden, entfernte er sich stillschweigend und be­schloß, von seiner armen, geschmäheten Therese um keinen Preis zu lassen, aber seine Liebe in ein tieferes Dunkel zu hüllen und Alles klug zu vermeiden, was ihn zu. einem offenen Widerstände gegen seinen Vater hinreißen könnte. Aber wie konnte Passenheim von dein', was auf dem andern Ufer geschah, so genau unterrichtet sein? Wil ­helm vermochte sich das nicht zu enträthscln. Der arglose, unerfahrene Jüngling wußte noch nicht, daß kein Glück ohne Neider, leine Liebe ohne Eifersucht sei. Wie wir denen, die uns gleichgültig sind, keine Auf­merksamkeit schenken, eben so hatten auch weder Wilhelm noch Therese bemerkt, daß ein Strandwächter*), Na­ ») Dem französischen Jargon huldigend, auch Douainer genannt. RR5 mens Robert , während des Wachdienstes seine« Weg im­mer bis zu Theresens Hütte ausdehnte und auch sonst fast immer dort herum schlich. Ein Strandwächter hat mehr Zeit und Gelegenheit, sich zu verlieben, als ein Anderer, denn er thut nichts; Rober t konnte daher seiner erwachenden Leidenschaft für das unschuldige, schone Mädchen, das' er überdies noch arm und unglücklich wußte, nicht einen Tag lang widerstehen; das reizende Bild schwebte, immer verführerischer vor seinen aufgeregten Sinnen , denn im geistlösen Treiben liegt die Kräftigung des nieder« Begehrungsvermögens. Rober t wandte seine Spürkunst jetzt im Dienste sei­ner Liebe an und entdeckte bald die Zusammenkünfte, die frommen Geschenke; er erfuhr auch, wer Wilhelm , wer sein Vater sei, und ging unverzüglich zu Letzterem, ihm unter dem Scheine nachbarlicher Dienstfreundschaft den Ver­dacht mittheilend, den die Verwaltung der Strandwache in Betreff der Ausflüge seines Sohnes hege. Passenheim ward von dieser Mittheilung wenig beunruhigt und behauptete, Robert sei in Irrthum, und wirklich kam einige Tage später Rober t wieder, um Pas ­sen he. im den geäußerten Verdacht abzubitten; erzählte ihm aber alles, was er wußte, um ihn zu überzeugen, daß diese geheimnißvollen Gänge ihn über deren eigentliche Ursache wohl leicht hatten täuschen können. — Diesem Liebesdienste seines unbekannten Nebenbuhlers nun verdankte Wilhel m den Empfang, der ihm bei seinem Vater geworden „ und das strenge Verbot, an Therese zu denken. Die abendlichen Ausflüge mittels der Fähre waren un­möglich geworden; eine Unmöglichkeit aber, die sich mit einiger Lebensgefahr überwinden läßt, ist für einen wahr­haft Liebenden nur eine Kleinigkeit. Wilhel m war kein vorzüglicher Schwimmer; aber er liebte Therese zu heftig, als daß er auch nur einen Au­genblick angestanden hätte, den Fluß trotz seiner Breite und reißenden Strömung zu übersetzen. Die Fähre war auf der Seite angebunden, wo Passe »heim wohnte; er konnte also leicht bis in die Mitte derselben gelangen, ohne sich einer Gefahr oder Ermüdung auszusetze«, und feine Kraft auf die zweite Hälfte des Stromes sparen. Wil ­helm begab sich leicht bekleidet auf die Fähre, ließ sich von ihr in das Wasser und kam, indem er sich an der Kette, mittels der die Fähre an dem festen Punkte in der Mitte des Stromes befestigt war, anhielt, von Nachen zu Nachen endlich bis zur' gefährlichsten Stelle des Rheins, wo ihm alle fernere Hilfe mangelte; hier hielt er einen Augenblick inne, bevor er sich den Wogen anvertraute; nicht, als wäre er unschlüssig, sondern um ein Gebet, in das er auch Theres e einschloß, an den Höchsten zu rich­ten, und einen Augenblick später nahm der reißende Fluß den schwachen Kämpfer gleich einer, leichten Feder in seinen Fluthen auf. Diesen Tag war Therese besonders traurig und un­glücklich. Ih r Vater konnte nicht mehr das Bett verlas­sen ; die Lähmung war in die Glieder getreten. Aber wäh­rend die Krankheit an den letzten Lebenskräften zehrte, schien im Gehirne des Kranken eine plötzliche Verwandlung vorgegangen zu sein; denn der Blick des Greises belebte sich wieder. Mehrere Male blickte er erschreckt um sich; der Anblick des Elends, den die Wohnung bot, hatte ohne Zweifel die verschiedenen Momente seines vergangenen Le­ bens' wieder in das Gedächtniß zurückgerufen, und er kehrte sich endlich so hastig, als seine schwachen Kräfte es noch gestatteten, wieder gegen die Mauer; doch Therese, die allen seinen Bewegungen gefolgt war, beugte sich über ihn und sah Thränen über die eingefallenen Wangen des greisen Vaters herabrollen-. (Fortsetzung folgt.) Feuilleton des Mannigfaltigen. (Technisches.) I n der letzten Sitzung der Akademie der Wissenschaften in Paris machte Herr Grot y aus Petersburg der Akademie die Anzeige, daß er.die Erfindung gemacht habe, aus den Krebsschalen die schöne rothe Farbe, welche sie nach dem Kochen zeigen, auszuziehen. Er hat sein Verfahren beschrie­ben, und angewandt, und mit diesem färbenden Stoffe gut gelun­gene Versuche zum Rothfärben der Wolle gemacht. Da im Ver­hältniß der Einwohnerzahl nicht leicht in irgend einer Stcidt mehr Krebsen »erzehrt werden, als bei uns in Laibach, so würde die Kenntniß der Groty'schen Verfahnmgsart hier vielleicht ihren Mann nähren können­ (Frecher Diebstahl.) I n M»con wurde ein Diebstahl mit unerhörter Frechheit verübt. Als das Dampfboot von Chi­tons seine Passagiere an's Land setzte, warf ein Mensch einen der Ankömmlinge, der einen Sack mit Geld trug, zu Boden, nahm ihm den Sack und eilte damit auf das Dampfschiff, das eben wieder vom Ufer stieß. Dies Alles ging so leicht und bei dem Gedränge so sicher vor sich, daß Niemand etwas merkte. Als der Beraubte den Umstehenden seinen Unfall klagte, war der Dieb schon in weiter Ferne. (Der treue Hund.) In Paris wollte kürzlich ein junger Mensch seinen Hund ersäufe». Er ruderte nach der Mitte des Flußes und warf ihn hinein. Das arme Thier suchte den Kahn hinan zu klettern, wurde aber von seinem Herrn mit dem Ruder zurückgestoßen. Darüber fiel dieser selbst in's Wasser und wäre ertrunken, hätte der treue Hund nicht den Kahn fortschwimmen lassen und seinen Herrn über dem Wasser gehalten, bis man her­beikam, ihn zu retten. (Gin wohlfeiles Licht.) Man schält eine trocken gewor­dene wilde Kastanie (Roßkastanie), durchbohrt sie an verschiedenen Stellen mit Pfriemen und legt sie 24 Stunden lang in Oel. Dar­auf ziebt man einen kleinen Docht durch, läßt die Kastanie in einem Gefäß mit Wasser schwimmen, zündet den Docht des Abends an und kann sich darauf verlassen, daß man bis zum andern Mor­gen Licht haben werde. (Origineller Selbstmord.) Ein Holzerversilberer in der Vorstadt Landstraße zu Wien hat sich kürzlich, wegen eines Casscn­defieits von 3000 fi. C. M-, auf eine noch originellere Art, wie jener Einwohner des Fleckens Varoth in Siebenbürgen, von dem wir neulich berichteten, aus der Welt erpcdirt. Der Unglückliche lud ein Federmesser in die Pistole, drückte ab und traf sich mitten durch's Herz. — (Auszeichnung.) Den Herren Ludwig und Andreas Haase in Prag ist in Berücksichtigung ihrer typographischen Ver­dienste, wie ihres typographischen Institutes, das in Bezug auf Größe und Trefflichkeit seiner Leistungen von keinem zweiten in der Monarchie überboten wird, hohe» Orts die Auszeichnung be­willigt worden, sich fortan k. f. Hofbuchdrucker nennen zu dürfen. (Komisches.) Ein Betrunkener blieb bei der Nacht auf der Landstraße liegen. Als er halb ausgeschlafen hatte, gab es in der Nähe Feuerlärm. Die Dorfglocke -wurde angeschlagen. Der Erwachte zählte bis zwölf, aber es schlug noch weiter bis fünf­zehn. Verwundert rief er aus: »Nein, so spät ist es mein Leb­tag noch nicht gewesen!« (Amüsantes.) Ein sehr schlechter Schauspieler, nur im Durchgehen sehr groß, wurde vor Kurzem auf einer Bühne in der Nähe von Mainz ausgepfiffen. »Erschrick nicht,« sagte ein Kollege von ihm, »das sind nur Locomotivpfiffe, welche dir an­kündigen, daß die Abfahrt losgeht!« (Mehemed Ali.) Nachrichten aus Alerandrien zu Folge ist der fast 80jährige Vicckönig von Egypten körperlich und geistig geschwächt, namentlich soll ihn sein Gedächtniß verlassen haben. Rt« Nachricht. Die Sangerfamilie Vi»ne«i, bestehend aus 6 Knaben von 6 bis 14 Jahren, in Begleitung der Eltern, welche in Rom und allen sonst bedeutenden italienischen Städten sich einen »ortbeilhaf­ten Ruf erworben hat, wird in Kürze eine Reise nach Deutsch­land unternehmen, Laibach Yassiren und wahrscheinlich auf unserm Theater einige Opernvorstellungen, als: »«»rbier« üi »ivi^iik,« »Oenei-eiitol»« und »Vlisir s' Kinore« geben. Wir glauben mit dieser Nachricht, die uns brieflich mitgetheilt wurde, das kunst­sinnige Publikum angenehm zu überraschen. Beim Tode einer sanften Frau. »Nun trägt man sie st still hinaus! — Darf auch ich endlich etwas wollen? — Wie mäuschenstill ist's jetzt im Haus', Und wie der ganze Lärm verschollen! — Ja dies war wohl das erste Mal , Daß sie nicht ihren Willen hatte,« — So sprach bei Liesens Todesfall Der arme, tiefgebeugte Gatte. L. K, Wiener Gisenbahnbriefe. Von A. C. Naske. Ende März 1844. Line« Gegenstand des allgemeinen Stadtgespräche« bildet fortwährend «och die am 19. März Statt gefundene Hinrichtung jenes Gemeinen eine« hier Nationirten Infanterie-Regiments, der, wie ich in meinem letzten Be­richte mittheilte, einen Corpora! erschossen hatte. Die Untersuchung dieses Verbrechers war in 8 Tagen formlich geendet, und soll der Exemplifikation wcgen so beschleunigt worden sein. Das Benehmen dieses Verbrecher« in den letzte» Augenblicken seines Lebens war so empörender Art , und zeigte von einem so hohen Grade moralischer Verderbtheit, das sich das Regimenti-Com­mando veranlaßt fand, ihn in den letzten 3 Tagen «uf die gewohnliche Menage zu beschränken, und dem Publikum den Eintritt in die Wohnung des Profoßen zu »erwehren. Am Tage der Hinrichtung brach der Zug schon um « Uhr Morgens »uf, wobei sich der Vcrurtheilte immer noch sehr gleichgültig zeigte. Den ganzen Weg von der Alserkascrne bis zur Kärntnerthorbrücke legte der Zug in großer Schnelligkeit zurück; denn der Vcrurtheilte verdoppelte im strengsten Sinne de« Wortes seine Schritte, so daß das ihn begleitende Mili ­tär förmlich trottiren mußte. Bis vor die Matzlcinsdorfer Linie hinaus ging er rüstigen, festen und schnellen Schrittes; in allen seinen Gesichtszügen und Bewegungen war eine beispiellose Gleichgültigkeit zu lesen, und sein Gesicht war gut gefärbt. Al i er aber eine ziemliche Strecke vor die Linie kam, und von Ferne die Spinnerin am Kreuze erblickte, entfärbte sich sein Gesicht, doch desto trotziger ward seine Miene. Man erinnert sich seit vielen Jahren nicht, einen Verbrecher mit solcher Todesverachtung sterben gesehen zu haben. — Ni e es verlautet, soll wegen dieser nun in kurzer Zeit sich so auffallend wie­derholenden Fälle von Subordinationsverbrechen höchsten Grade«, Stand ­recht publicirt nnd ein Garnison«wechsel vorgenommen werden. Höchst trau­rig ist der Umstand, daß bei allen diesen Verbrechen nicht etwa Verzweiflung, «der Unmuth über erlittene schlechte Behandlung, sondern totale moralische Verderbtheit, Unfügsamkeit, und wie sich Mehrere äußerten, Lebensüberdruß, die Ursachen waren. Mehrere Volkischriften erwähnen von einer Sekte, die sich unter dem Wiener Pöbel gebildet hat, und besonders in den letzten zehn Jahren sehr überhand nahm. Ei sind dies die sogenannten Kappelbube«, eine Legion müssiger, arbeitsscheuer und zu jeder Art von Schlechtigkeit Net« aufgelegter Burschen, die dei Abends in den entlegenen Vorstädten auf dem Glocii und in den uerrnfensten Kneipen zu treffen sind. Diese« Gelichter pflegt sich mit Leuten, die einzeln bei Nacht nach Hause gehen, in Raufereien einzulassen und dabei Diebstähle zu begehen. Man hat in jüngster Zeit Bei­spiele erlebt, daß diese Vagabunden förmliche RaubanfäNe wagten. Unsere Behörden »erfahren mit Strenge und Energie gegen jede« solche Subjekt, und doch vermochte bisher »Ne Strenge gegen dieses Gelichter nicht« auszurichten. Erst kürzlich wurde auf dem Olacii ein Herr, welcher sich in einer Gesell­schaft verspätete, von einem solchen Kappelbuben räuberisch angefallen. Durch die eben hinzu gekommene reitende Patrouille von seinem Vorhaben abgebracht, nahm der Bursche die Flucht und wollte über eine» sogenannten lebendigen Z»u» in den Stadtgraben springen, wurde aber durch einen Lanzenstich der­gestalt verwundet, daß er sogleich liegen blieb. Man hoffte, dieses Ereignis werde »ls abschreckendes Beispiel »°n ersprießlichen Folgen sein, aber es haben sich neuerdings Fälle ergeben, welche ei nur zu klar beweisen, daß man sich den tragischen Vorfall nicht sonderlich zu Gemüthe führe. Am unruhigsten ist es dermalen im Bezirke der VorstodtMieden, wo man in der Gegend der Kettenbrücke und des sogenannten Rotzenstadler Steges jede Nacht den furch­terlichsten Lärm und die empörendsten Raufereien gewahr wird. Ein Hof» büchhaltungs-Beamte, welcher in Gumpendorf wohnt und unlängst «ach ge­endeter Vorstellung im Hofburgtheatcr nach Hause ging, wurde in der Gegend dei erwähnten Stegei von zwei Kappelbuben förmlich »ngepatt, mißha«, delt und beraubt. — Einzelne wahre Begebenheiten rufen jedoch hier eine Menge Gerüchte in's Leben, die sich wieder »ls unwahr erweise«, und es wäre Thorheit, selbe, wie sie jetzt hier unter hundert Formen cirkuliren, nachzu­erzählen. Wie wir vernehmen, sollen bereit« von Seite der Behörden encr­gische Maßregeln zur Abstellung dieser Uebelstände getroffen worden sein, und zur gänzlichen Ausrottung dieses Gesindels künftig, besonders im Polizeibezirke Nicden, verstärkte Streif-Patrouillen beordert.wcrden. Ein hiesiger Bürger und Färbcrmcister, welcher vor l4 Tagen in einem hiesigen Bierhanse gesehen wurde, und seither nicht wieder in Vorschein kam wurde am 23. März oberhalb des sogenannten Stä'rkmachergäßchen« auf der Wicden aus dem Wiener Canale ertrunken herausgezogen. Durch die bereits eingetretene Verwesung wird es nun schwer, zu entdecken, ob dieser Mann nicht zuerst durch äußere Gewalt gctödtet, und dann erst in'« Waffer gewor­fen worden sei, oder, ob er vielleicht im Zustande der Trunkenheit selbst in'« Wasser fiel. Beide Fälle haben die Wahrscheinlichkeit für sich; der crstere, weil man im Laufe des vergangenen Sommers mehrere Leichname in dieser Gegend fand, und der letztere, weil der schmale, über die tiefsten Stellen dei Canals führende Weg unbegreiflicher Weise noch immer mit keinem Ge­länder versehen ist. Von jenem Bäckermeister, der schon seit längerer Zeit abgeht, und schon durch das Amtsblatt der »Wiener Zeitung« citirt wurde, tonnte man bisher noch keine Spur entdecken. So reich übrigens Wien gegenwärtig an traurigen Ereignissen ist, so Hort man doch auch wieder manches angenehm Ueberraschende, — So z. B. er» erregte es eine freudige Sensation, als man vernahm, daß einsicherer F ritsch, Büchsenspanncr bei Sr. Durchlaucht, dem Fürsten Rud. Liechtenstein, den großen Treffer der am IS, März d. I . gezogenen großen Lotterie der neun Realitäten gewann. Fritsch soll ein recht braver und wackerer junger Mann sein, der sich demnächst mit der Tochter eine« Cossier« vermähle« wird, mit welcher er schon früher ein zärtliches Verhältnis unterhielt, von Seite seiner Schwiegereltern aber nicht besonders begünstiget wurde. Ein schöner Zug von ihm ist noch der, daß er sich alsbald auf die Reise machte, um seine betagten Eltern zu besuchen und ihnen durch die Mitthcilung seines Glückes ein Ver­gnügen zu bereiten. Das Loos wurde in der Lotto-Collectur dei Herrn Carl Soth er »m Hof »n den Gewinner verkauft. Die Glücksgöttin, welche sich diesmal wieder recht vernünftig aufführte, hat jedoch dem Handlungshause »Dl. Coith'i Söhne« nicht sehr freundlich gelächelt; denn seit IN Jahren ging vielleicht noch keine Lotterie so schlecht, »li eben diese. Dle Ursache hiervon war der altmodische, wenige Reize und Vortheile zeigende Spielplan, und hauptsächlich der Umstand, daß die journalistische F»m» hierbei fast gar nichts that. Neil ich gerade von diesen Glücks-Anstalten rede, so kann ich nicht umhin, die Miltheilung zu machen, daß das rühmlichst bekannte Großhanl­lungihaui G. M . Perisutt i demnächst wieder mit einer Lotterie erscheinen werde, welche noch größere Vortheile und eine noch größere Anzahl » tigkeit gelang es, ein glänzendes Geschäft zu machen und dem Publikum In­teresse für seine Unternehmung einzuflößen. Sämmtlichc Loos»Verschleiße! Nicn's schwelgen schon in der süsen Hoffnung auf glänzende Geschäfte, und ich bin gewiß, daß sie sich keiner ungegründeten Hoffnung hingeben. Die näheren Details über diese Lotterie werde ich nächstens mittheilen. (Beschluß folgt.) Gharade. Mein Erstes kann, wie es wird ausgesprochen, Al i Nahrung deinen Beifall zwar gewinnen. Und meine« Zweite n pflegt in Sommcrwochen Man sich zur Kleidung häufig zu bedienen: Doch jene« wird für immer nicht behagen. Und dieses schützt dich nicht in kalten Tagen, — Willst du dir eine Wohnung neu erbauen. Die außer dem, daß sie dich möge schützen. Auch stattlich sei von außen anzuschauen. Muß dich dabei mein Ganzes unterstützen. — L. K. Laibach. Druck nnd Verlag des Josef Blasnik.