-Z 4g M -Z 1 * TTiTTtttttttttttttrrrrrrrrrrrrrrrr^rrrrrrrrrrr tern her Hegen Katholische missions-žeitschriit. « « herausgegeben von der Gesellschaft der „Sobne des bist fierzens Zesu". « « Erscheint monatlich 32 Seilen stavk. — Preis ganzjährig 3 K = 3 Mk. — 4 Fres. Wr. 9. Sepiemiier 1903. TI. Iahrg. Inhalt: Seite 257 258 Z'apst ZUus X................................ Hlnferc KffeWcn-lLotterie..................... Kurze gleberficht über das Wirken der Söhne des hhl. Herzens Jesu in der zentralafrikan. Mission int Jahre 1902 ................. 260 Ans «Seftntn.....................................263 pic Wissimlsjtation von illsmtit .... 265 Aus Afrilia......................................266 'g»flu Kairo nach Suakim.........................268 Aus beut gStssiottsscöcu: Das Skapulier unserer lieben Frau vom Berge Karmel und die Unfälle des Teufels. — Teuflische Anfechtung und Zaubereien. — Mutter und Kind. -—Die Macht der Gnade. — Eine wunderbare Bekehrung. — Okote. — Allerliebstes Briefchen einer Christin. — Eine Seite Bluttanfe. — Ein großes Opfer. — Urteil eines heidnischen Koffern über eine gemischte Ehe..............................271 Am Waricrpfahl.............................242 Werschredenes: Echo aus Afrika. — Kleine Afrika-Bibliothek. — Die Löweuplage in Afrika. — Dos Telephon in Abessinien. — Der große Nildamm in Schellal. — Wie verhängnisvoll ac. — Zeige, daß du Mutter bist. — Ein Tenfelsfest. — Eine Bitte. 283 Hcbctserhörungen und Empfehlungen . . 288 Abbild migen: Gott segne unsere Wohltäter! — Neger int Zweikampfe. — Hänsergruppe in Suakim. — Suakim vom Meer aus gesehen. — Ein schwarzer Offizier mit seiner Frau. — Mldampfer. K- I i i- B- i- ’B- Br A" Br Br Br Missionshaus Mühianü bei Brixeti (Tirol). Korrespondenz 6er Expedition. Eingegangene Geldsendungen. (Vom 28. Juli bis 28. August 1903.) Unsern geehrten Abonnenten zur gefl. Kenntnisnahme, daß wir der Einfachheit halber milde Gaben zc. für unser Missionshaus nur mehr an dieser Stelle quittieren werden. 3Tür das Missionshaus: Kronen Zakob Braitenberger, Naturns .... 10.— Ungenannt, Alberndorf.................... 8.— Anna Sporer, Ramsan................ 1-— Otto Mich, Pfarrer, Sarköz .... 1.— Aus Latzfons....................... 2.— Auton Füger, Welfs . '............. 1.— Josef Müller, Brixen............... —.46 Aus dem Grödental..................—.40 Von einer Wohltäterin in Welsberg durch Koop. Lorenz Codalonga . . . . 10.— Andreas Scheidacker, Regensburg . . . 23.36 Ungenannt, Vintl................... 3.— Aus Waldbreitbach.................. 7.63 Aus Innsbruck......................89.50 N. N., Hippach..................... 20.— Konvikts-Direktion, Melk........... 2.— „Antoniusbrot", Kältern............ 1.20 Johann Köfter, Brixen-Zinggen . . . 5,— Lorenz Müller, Abt, Stift Wilten . . 10.— Aus Villnös........................10.— Valentin Reisenhofer, Kleeberg .... 8,— Josef und Theres Hofer, Maishofen . . 5.— Peter Hofmann, Lehrer, Welsberg . . . 11.— Maria Lasser, Hallein.............. 2.— Ungenannt, Lienz................... 1.— Paul Putzer, Pfarrer, Campill .... 50.— S.k. H. Herzog von Cumberland, Gmunden 10.— Aus Oberösterreich.................60.— Ungenannt, Hittisau................ 8.— Dr. Schriebet, Bischof von Leitmeritz . . 10.— Simon Widmann, Rodeneck............ 4.— Ungenannt Sillian.................. 6.— Aus München....................... 35.22 'Christine Beu, Bonn............... 4.70 'P. Premstaller, Durnholz.......... 4.— Ungenannt..........................100.— '3t. N., Welsberg.................. 2.— .Josefa Haselmeier, St. Pölten .... 3.— Aus St. Leonhard...................—.40 Aus Neustift....................... 2.54 Kronen Aus Brixen................................. 4.99 I. Pvescru, Kopreinitz ,............ 3.—- Robert Heide, Spiritual, Kaaden . . . 10.— Ungenannt, Kesseling................ 4.10 Peter Schalter, Villanders..........20.— Aus Schlanders, um Genesung eines Kranken 10.— Aus Meran........................... 10.— Josef Mair, Jnzing.................. 3.— M. P., St. Martin in Passeier . . . 3.40 Maria Mößl, Natters................. 4,— Ungenannt, Brixen................... 4.— Ungenannt aus Walporzheim sandte 1 Jahrgang „Stimmen aus 9Jtcmct Laach." — Jakob Obkircher, Sarnthein, sandte Bücher. — Frl. Kistler, Brixen, schenkten gepreßte Pflanzen und ein Leintuch. Jür heilige Messen - Kronen 3Rontag, Pfarrer, Hopfenohe .... 15.49 Ungenannt, Riezlern................. 47.— Baronin M. Nagel, Vornholz . . . . 51.66 Jakob König, Trier................. 11.73 N. N., Schwaz............................ 10 — Aus Villnös . . . *.................60.— F. Kunkel, Mannheim................. 2.32 M. Edle von Urbas, Scheibbs .... 8.— Ungenannt, Sillian.................. 4.— Ungenannt, Bonn..................... 2.— I. Premstaller, Durnholz........... 2.— J. Gruber, München................. 1.76 Fuchs, Erzpriestcr, Kreuzdorf .... 35.22 P. Koßmann, Krüft................... 5.87 Ungenannt . . . .....................100.— Aus Zell am See..................... 2.80 Anna Nipp, Lend..................... 6.— Rupert Nigisch, Kooperator, Weistrach . 4.— Ungenannt, Kesseling................ 5.25 F. Baumgart, Braunsberg-........... 11.73 Fanny Schupfer, Innsbruck .... 10.— Ludwig Schmülling, Ahsen............ 2.34 Stadler, Direktor, Sarns............40.— „Vergelts Gott" und bitten um weitere Unterstützung Allen unseren Wohltätern sagen wir ein herzliches dieses Missionshauses. SSE»' i*!tSlt*S18® Katholische !tti$$io«s-Zeit$chrift. Hr. 9. September 1903. VI. Zatjrg. <4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4» <4 4 4» 4» 4 4» 4 4 4 4 4 4 4 4 4 M Tiv „-s. Papst Pius X Unser neuer Heiliger Vater, Papst Pius X., vorher Josef Sarto, ist am 2. Juni 1835 zu Riese in der Diözese Treviso geboren als Sohn einfacher Landleute. Er studierte Theologie in Padua und wirkte nach der Priesterweihe zunächst in Castelfranko, dann als Pfarrer in Tombolo und später in Salzano. Er wurde Domherr und dann Generalvikar in Treviso. Am 10. November 1884 wurde er zum Bischof in Mantua präkonisiert und am 15. Juni 1893. zum Patriarchen von Venedig ernannt, nachdem er schon drei Tage vorher zum Kardinal kreiert worden war. Am 4. August d. J. wurde er im Konklave zu Rom zum Papst erwählt und am 9. August in der Peterskirche feierlich gekrönt. Begleitet von der Liebe der katholischen Christenheit und von der Verehrung der gesamten Welt, besteigt der neue Heilige Varer den ehrwürdigsten aller Throne auf Erden. Wir vereinigen uns mit den Katholiken aller Nationen der Welt und nähern uns ihm als dem Nachfolger des hl. Petrus und sichtbarem Oberhaupte der Kirche Christi mit kindlichem Vertrauen, huldigen ihm mit aufrichtigem Gehorsam und bitten den gütigen Gott, er möge ihn bei der Ausübung seines obersten Hirtenamtes mit seinem reichen Segen begleiten. v/v tv 'tv tv v.v tv vvv vv vrv - v 4 f, ... -j. ... 4 ' ' - v-: " Z'* * \V~ r Wonsleben. überwunden. Das Geschrei, die Leiden, die Bemühungen der Kranken hören plötzlich auf. Sie fällt in eine Art Verzückung und ruft aus: „Da ist die Jungfrau, die mich holt und mich beim Anblick des Skapuliers als ihre Tochter anerkennt. Ja, Dank, meine lieben Kinder, daß ihr mich genötigt habt, es beizubehalten!" Und das Kind Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel verschied. Paul, einer meiner christlichen Knaben, fand leider in seiner Familie keine so liebevolle Seele. Als das arme Kind schwer krank geworden, ermangelte ich nicht, dasselbe oftmals zu besuchen und ich konnte ihm die Sterbesakramente spenden, welche es mit großer Frömmigkeit empfing und wobei es auf alle Gebete antwortete. Da ich es verlassen mußte, mn zu andern Kranken zu eilen, empfahl ich seinen Eltern, ihm das Skapulier und das Kruzifix, das an seinem Halse hing, nicht wegzunehmen. Die letzten Kämpfe nahten. Plötzlich macht Paul, der bisher erschöpft und unbeweglich mar, eine äußerste Anstrengung und sucht mit fieberhafter Hand, das Kruzifix und das Skapulier zu ergreifen und wegzureißen. Aber seine sterbende Hand hält in der Höhe der Augen an. Seine Zunge bewegt sich, als ob er sagen wollte, man solle diese geweihten Gegenstände wegnehmen. Seine heidnische Mutter nimmt das Kreuz und das Skapulier eiligst weg und Paul verscheidet sogleich. Das Gerücht dieses Todes unter solchen Umständen verbreitete sich im ganzen Lande und erfüllte alle Christen mit Schrecken. Heute noch sagte in einer Versammlung einer von ihnen, der im Namen Aller redete, zu mir: „Vater, ich bitte dich, sobald wir krank sind, gib uns starke Schnüre und besonders, laß uns nicht in den Händen heidnischer Verwandten, sondern bestimme eifrige Christen, daß sie Wache halten und einander bei den Sterbenden ablösen, um ihnen behilflich zu sein, damit sie der Versuchung nicht unterliegen. Der Teufel wartet übrigens nicht auf die letzten Augenblicke des Lebens oder die Annäherung des Todes, um sich der Seelen zu bemächtigen. Die teuflischen Anfechtungen, die Zaubereien, der Aberglauben und die eitlen Gebräuche sind nur allzu häufig. Eine Frau namens Rangory war seit mehreren Jahren krank. Nachdem sie die Mittel vieler einheimischer Quacksalber versucht hatte, beriet sie sich mit einem berüchtigten Wahrsager in der Hoffnung, daß er ihr das wahre Heilmittel für ihr Übel angeben werde. Der Wahrsager begann damit, der Kranken zu verordnen, 17 Vogelfedern von 17 verschiedenen Gattungen zu nehmen, um eine Art Beschwörung vorzunehmen. Als aber gar keine Linderung erfolgte, schrieb er eine anhaltende Behandlung während eines Monats vor. Die Kranke sollte während dieses Monats jeden Abend mit dem Wahrsager tanzen. Nach Verlauf dieser Zeit wird der „Sohn des Schöpfers" reden. Der feierliche Augenblick nahte. Das Haus wurde auf Befehl des Wahrsagers mit Seidenstoffen Be= hangen; die mit Purpur bekleidete Kranke führte auf einem Ochsen „Volanita" (ein Tier, das die besondere Eigenschaft weißer Flecken auf der Stirne, dem Rücken, am Schwänze und an den Beinen besitzen muß), einen Tanz auf. Als dieser Ochse als Opfer geschlachtet war, sprach sich der Geist durch den Mund der Kranken ungefähr in folgenden Worten aus: „Hier bin ich, „der Ehrwürdige mit den langen Ohren", ich komme von den Baras her. Alle Götter der Erde sind meine Söhne oder meine Enkel und sind mir untertänig." Und die Kranke machte mit den Händen die Bewegungen der Ohren eines Ochsen nach. „Hier bin ich, ich, „der Herr von tausend Teilen", König der Sakalaren. Ich komme von Mojanga." Und die Kranke beginnt zum großen Staunen der Anwesenden den Tanz der Männer zu tanzen. Hierauf folgt der Vortrag der „Vorbote". Die Kranke soll sich des Fleisches der für die Leichenfeier geschlachteten Ochsen enthalten; sie soll weder Schweine- ffeisch, noch Geffügel, noch Pfeffer, noch Maniokblätter essen. Niemand darf die für sie bestimmten Nahrungsmittel anrühren; auch muß sie zu ihren Mahlzeiten immer einen Löffel und einen Teller mitbringen. Da der Geist endlich erklärt, alle Gattinen der Männer gehören ihm an, so muß Rangorys Mann sie durch einen silbernen Ring und eine Muschel loskaufen. Zudem muß die Kranke jeden Monat mit einer Flinte und einem Säbel bewaffnet bei einer großen Versammlung erscheinen. Rangory tat ihr Möglichstes, um diesen närrischen Gebräuchen treu zu sein. Der Teufel ließ sie jedesmal, wenn sie einen derselben nicht beobachtete, in Ohnmacht fallen. Diese Sachlage dauerte ungefähr zwei Jahre; die katholische Religion sollte^ wie immer, so auch hier Hilfe bringen. Als diese Frau und ihr Mann hörten, daß der böse Geist über diejenigen, welche das katholische „Gebet" treu verrichten, nichts vermöge, wollten sie sich unterrichten lassen und wurden eifrige Katechumenen. Von dieser Zeit an hörte der Teufel auf, sie zu plagen, noch bevor sie die Taufe empfangen hatten. Als sie eines Tages in einer Gegend, welche den Teufelskünsten sehr ergeben war, Verwandten besuchten, sahen sie einen Mann, der auf glühenden Kohlen lief, ohne daß er irgendwelchen Schmerz davon verspürte. Als dann die zwei Katechumenen das Kreuzzeichen gemacht hatten, verbrannten die Kohlen die Füße des vom Teufel Besessenen fürchterlich. Nach zweijähriger Prüfung taufte sie der Missionär, der Zeuge ihres beharrlichen Eifers war, unter dem Namen Elisabeth und Zacharias. (Ein Missionär.) * * * Mutter und Kind. AI ach einer regnerischen und stürmischen Nacht, w*1 als die Sonne mit ihren ersten Strahlen die Berge vergoldete, machte ich mich auf den Weg zu einer apostolischen Rundreise. Die Luft war noch schwer und drückend und ich ging langsam den Abhängen entlang auf einem kleinen Fußwege, der in tausend und abertausend Windungen zu einer Hochebene emporsührte, auf welcher ein großes Dorf liegt. Schon beschien die Sonne die Hälfte des Berges und tiefes Schweigen herrschte ringsum. Im Tale zeigte sich keine Seele, weder auf dem Wege, noch auf den Feldern; ich war allein und konnte mit Muße das schöne Panorama, das sich vor mir ausbreitete, betrachten. Es interessierte mich umsomehr, als es zum erstenmale war,' daß ich von diesen Höhen herab die im Werden begriffene Mission und was dazu gehörte, erblickte. Sie glich einer lieblichen Villa, zu ihren Füßen der Fluß, welcher die Anhöhen, wo sie gebaut ist, umspült. Die Bäume, die hohen Pflanzen baden oder wiedererscheinen im Wasser und geben der Landschaft den lachendsten Anblick. Plötzlich machte ein rauhes und dumpfes Geschrei meinen Träumereien ein Ende. Ich blickte um mich. Ein Weib, leichtfertiger gekleidet, als es sonst landesüblich ist, rannte auf mich zu. Ihre Miene war verwirrt und stumpfsinnig: die verstörten Augen rollten dahin und dorthin, oder hefteten sich vielmehr mit einer auffallenden Starrheit auf mich. Das Weib machte die seltsamsten und lächerlichsten Gebärden; in der einen Hand schwenkte sie ein dickes Messer, in der anderen eine alte, angerauchte Kürbis-flasche; der Leib krümmte sich zeitweilig in schrecklichen Windungen; sie schrie, heulte Worte, deren Sinn ich nicht enträtseln konnte. Als ich sie fragte, was sie wolle, sagte sie immer wieder: „Mein Vater, mein Vater!" und einige Worte, die ich nicht verstand; dann legte sie sich ins hohe Gras und wälzte sich in zuckenden Bewegungen. Als ich mich ihr näherte, trat sie zurück und bewegte den Leib in tausend Krümmungen. Ich sitze nieder; die auffallende Person nähert sich bald wieder und beginnt ihren tollen Tanz um mich wieder; einmal kam sie drohend auf mich zu; ich glaubte, sie wolle mit dem Messer nach mir stechen und ich richtete mich daher vor ihr in die Höhe. Das schien sie zu verstehen, denn sie ließ ihr dickes Messer fallen und begnügte sich, den Rosenkranz, den ich in der Hand hielt, furchtsam zu berühren. Müde dieser unerklärlichen Albernheiten und wenig gewillt, meinen Weg mit dieser seltsamen Person fortzusetzen, wollte ich mich ihrer Gegenwart entziehen und begann schnell zu laufen. Gleich macht sich das Weib zu meiner Verfolgung auf, wobei es ein furchtbares Geschrei ausstößt, das von allen benachbarten Hügeln wiederhallt. Sie holt mich ein, kommt mir vor, stellt sich vor mich hin in einer Haltung, daß ich glaubte, sie wolle mir den Weg verlegen. Nach und nach bemerke ich, daß ihre Augen immer auf meinen Rosenkranz hinstarren. Da kommt mir plötzlich ein Gedanke. Ich lege den Rosenkranz zu ihren Füßen hin; sofort hört das Wutgcschrei auf, sie bückt sich, hebt den Rosenkranz arif, riecht fünf Minuten lang an demselben herum, küßt ihn, drückt ihn ans Herz, betrachtet alle Kügelchen, lächelt mir sanft gu und verschwindet hinter einem Gebüsche. Ich beschleunigte meine Schritte nach dem nächsten Dorfe, um Aufschluß über die sonderbare Begegnung, die ich gehabt, zu erhalten. Wer war dieses Weib? Niemand kannte sie. Man sagte nur so im allgemeinen: „Es ist ohne Zweifel ein vom „Pepo" besessenes Weib." Das war alles. Traurig kehrte ich in die Mission zurück, verdrießlich darüber, daß ich meinen Rosenkranz einem irre gewordenen oder besessenen Weibe gegeben hatte. Die folgenden Tage ging ich wieder dieselben Fußwege, in der Hoffnung, die geheimnisvolle Person anzutreffen: doch alle meine Nachforschungen blieben erfolglos. Vierzehn Tage waren seit meiner seltsamen Begegnung verflossen, als ich bemerkte, daß ein kleiner Knabe, ganz in Lumpen gehüllt, jeden Morgen unter der Veranda meines Zimmers sich niedersetzte und auf alle meine Bewegungen lauerte. Wenn ich auf den Markt ging, näherte er sich mir, nahm die gekauften Gegenstände und trug sie in das Magazin. Bewegung, Züge, besonders der Blick, zeugten von solchem Schwermutc und solcher Unschuld, daß ich nicht umhin konnte, mich um ihn zu interessieren. Eines Tages war er kühner als sonst, wagte sich bis an einen Tisch, fiel auf die Knie und blickte mich mit bittender Miene an. „Was willst du?" fragte ich sanft. „Sage es mir, wenn du etwas wünschest." Der Knabe begann zu lächeln und sagte mit schüchterner und zutraulicher Stimme: „Meine Mutter ist krank, komme und besuche sie!" Das Wetter aber war regnerisch und ich sagte zu ihm: „Komme morgen wieder und dann wollen wir deine Mutter besuchen." Als der arme Kleine diese Antwort hörte, wurde er sehr traurig und große Tränen begannen über seine Wangen zu rollen. Gerührt von diesem Schmerze eines Kindes, sagte ich, daß ich ihm folgen wolle. Ich nahm dann den Sack mit den Arzneien und gab ihm denselben in die Hände. Geführt von meinem kleinen Geführten, stieg ich einen kleinen Hügel hinan, dann hinunter, setzte über einen starken Bach, stieg von neuem aufwärts, ging unter überhängenden Felsen durch, die wie natürliche Schwibbogen aussahen und gelangte mit einemmale zu einer runden, bienenstockförmigen Hütte, wie es eben alle Hütten der Eingeborenen hicrselbst sind. Ich trat ein und erblickte auf einer an der Sonne getrockneten Tierhaut eine Frau liegen, die noch jung schien. Das blasse Gesicht die abgemagerten Züge verrieten, daß sie sehr leidend sein müsse. Wie sie mich sah, strengte sie sich einigemale an, Seite 274 Stern der Neger Nr. 9 aufzustehen; dann legte sie die Hand ans die zahlreichen Glasperlen, die ihren Nacken schmückten, ließ mich auch einen Rosenkranz sehen, den sie gleichfalls umgehängt hatte. Ich kannte ihn schon; es war der meinige, derselbe, den ich vor kurzem jener geheimnisvollen Person, die ich auf meinem Wege angetroffen, gegeben hatte. Ich hatte also das Weib vor mir, das ich suchte. Sie war nicht mehr vom „Pepo" besessen, wohl aber von einer heftigen Ruhr befallen, die ihr Leben in Gefahr setzte. Als die Kranke den Rosenkranz an die Brust drückte, fragte ich, warum sie diesen Rosenkranz so lieb habe. „Weil du mir ihn gegeben hast," antwortete sie in sanftem und zuversichtlichem Tone, „und weil er den Ge!st, bei meinen Körper quält, vertrieben hat; seit ich ihn trage, weiß ich nichts mehr von den Zuckungen und dem Geschrei, von dem ich soviel zu leiden hatte; ich arbeite tags und schlafe nachts." „Glaubst du denn, die Kügelchen dieses Rosenkranzes seien dieselben wie die Glasperlen, welche deine Stammesgenossen am Halse tragen. „Ich weiß, daß die Kügelchen, die du mir gegeben, eine größere Macht über böse Geister haben, da du sie mir gegeben und ich seit dieser Zeit von den Anfällen des „Pepo" frei bin." Bei diesen Worten, welche die barmherzige Da-zwischenkunft derjenigen verrieten, die nie umsonst angerufen wird, selbst nicht unbewußterweise, wie es dieses arme Weib getan hatte, beschloß ich, so gute Gesinnungen zu benützen. Ich begann zu der Kranken von den Hauptwahrheitcn des Glaubens zu reden; sie hörte sehr aufmerksam zu und als ich zur himmlischen Seligkeit kam, rief sie entzückt: „Ja, ja, o wie gerne vertauschte ich diese Erde voll Staub und Elend mit dem wonnevollen Orte, von dem du sprichst; dort lebt man glücklich; dort hat man nichts mehr von den bösen Geistern zu leiden." „Wohlan denn," erwiderte ich, „glaubst du an Gott, der Himmel und Erde und alles, was du siehst, gemacht hat?" — „Ich glaube alles, was du lehrst und alles, was du glaubst," antwortete die Kranke in einem Tone der Überzeugung; „gib mir dieses Heilmittel, das meine Sünden tilgt, meine Seele weiß machen wird, um in den Himmel einzugehen." Ich war tief gerührt von diesen Gesinnungen und erinnerte mich an die Worte des Herrn: „Solchen Glauben habe ich in Israel noch nicht gefunden." Ich nahm denn auch keinen Anstand, der armen Wilden die hl. Taufe zu spenden. Als das heilige Wasser über die Stirne derjenigen, welche den Himmel an sich reißen sollte, geflossen war, nahm mich ihr Knabe bei der Hand und bat mich, daß auch ich ihm das gleiche Heilmittel geben möchte. Bei den Worten des Kindes richtete sich die Mutter wieder auf, nahm eine Hand desselben in ihre eiskalten Hände, zog den Kleinen sanft an sich, küßte ihn und sprach: „Mein Kind, ich fühle, daß ich sterben werde; aber wenn ich nicht mehr sein werde, dann folge dem Weißen: er wird dein Vater sein!" Zwei große Tränen liefen dabei über ihre abgemagerten Wangen; ich selbst war tief ergriffen. Ich hängte eine Medaille um den Hals des Kindes und sagte ihm, es solle dieselbe immer und überall tragen. Dann wandte ich mich zur Mutter und richtete einige Worte des Trostes an* sie. Als ich geendigt, sagte ich zu ihr, daß ich mich jetzt zurückziehen werde. „Ach," erwiderte sie, „auch ich will mit dir gehen, um in dem Hause des lieben Gottes zu sterben." Ich tröstete sie, da ich ihren Wunsch nicht erfüllen konnte, so gut als möglich mit der Versicherung, daß ich bei Tagesanbruch wieder bei ihr sein würde. Ich kehrte wirklich des folgenden Tages zurück, war aber erst halben Weges gekommen, als schon Geschrei und Weinen, das von den Bergen wiederhallte, mir verkündete, daß die tags zuvor glücklich Getaufte ihren Flug nach einem schöneren Orte genommen hatte. Ihre Wünsche waren erhört: sie ging in den Himmel ein, um dort den Marienmonat zu beschließen, denn es war am 31. Mai. * * * Die Macht der Made. — Eine wunderbare Kekehrung. SStneS Tages stellte sich ein Schwarzer in der Mission ein. Er sah nachdenklich aus. Der Gang und das Äußere verrieten das Unschlüssige eines Menschen, der sich aus Furcht, lästig zu fallen, nicht zu nahen wagt. Was wollte er? Weshalb war er gekommen? Am Abend vorher war ein neuer Pater angelangt und gerade während der Nacht hatte man uns zu einem Sterbenden gerufen. Wir eilten zu dessen Hütte, kamen aber nicht mehr zeitig genug an, um ihm irgendwie nützlich sein zu können. Wir traten daher, mehr oder weniger von unserem nächtlichen Gange erbaut, den Rückweg an und trösteten uns wechselseitig über dessen Nutzlosigkeit, als wir unterwegs einen Menschen trafen, den wir beim Mondschein nur mit Mühe unterscheiden konnten und der uns beim Vorbeigehen Nr. 9 ©'em der Neger Seite 275 mit vielen und herzlichen Grüßen bewillkommnete. Wir hatten dieselbe in gleicher Weise erwidert und gingen weiter, ohne mehr daran zu denken. Gott aber dachte daran und sein Geist hatte geweht. Der Mensch, der diesen Morgen an unserer Türe angeklopft, war derselbe, den wir, fast ohne ihn zu bemerken, die Nacht zuvor angetroffen: und was ihn zu uns herführte, war ein Antrieb der Gnade, welcher er treu entsprochen hatte. Nachdem er in mein Zimmer getreten, gab er mir zu verstehen, daß er mich zu sprechen wünsche, und nachdem er einmal auf dem Boden Platz genommen (denn einen Stuhl hatte ich ihm nicht anzubieten), öffnete er mir sein Herz mit folgenden Worten: „Ich fürchte mich vor den Weißen; ich weiß nicht, wie mein Mund dir das Wort sagen wird, das in meinem Herzen ist; doch will ich meinen Mund nehmen, um zu sprechen, denn mein Herz schlägt. Gestern, nachdem die Sonne hinter den Bäumen .verschwunden war, habe ich euch euren Fuß nehmen sehen, um zur Hütte eines kranken Mannes zu gehen und mein Auge hat euch beobachtet. Der Mann, dessen Haut krank war und der diese Nacht gestorben, war nicht euer Bruder, nicht von euerer Familie, denn seine Familie ist nicht dieselbe wie die eitrige; euer Auge hat diesen Mann nie gesehen, denn er ist nie gekommen, um zum großen Gott zu beten; dennoch ist euer Herz gut gegen ihn getvesen, ihr habt eure Hand zur Hilfe gereicht. Eure Handlungs-iveise ist schön in meinen Augen; unsere Fetische haben uns nie gesagt, daß wir so handeln sollen. Schon einmal bin ich gekommen, um dein Wort zu hören; diese Nacht nun habe ich gedacht, daß dein Wort gut ist, denn du bist nicht gekommen, uns einen schlechten Weg zu lehren. Und jetzt bitte ich dich, setze dein ganzes Wort in meinen Kopf, damit es in mein Herz herabsteige und mein Herz sich wende." Das tvar so ziemlich alles, was er uns in einer noch bilderreichern Sprache sagte, die schwer genau zu übersetzen ist. Ich für meinen Teil schämte mich vor mir selbst, denn als ich in der vorigen Nacht »ach einem Gange, den ich für unnütz hielt, in die Mission heimkehrte, war es mir auch im entferntesten nicht eingefallen, daß Gott da, tvo wir nur einen widrigen Vorfall gesehen hatten, seine Absichten haben könne. Auf der anderen Seite war ich gerührt von der Einfalt und betroffen von dein gesunden Urteile dieses armen Wilden, der beim Anblicke der Werke der Missionäre so richtig auf deren Wahrhaftigkeit geschlossen hat. Wie sehr wir uns seinen Unterricht angelegen sein ließen, brauche ich Ihnen nicht zu sagen. Man prüfte ihn längere Zeit und sein Wille wurde sich nie untreu. Nach mehreren Monaten des Wartens gewährte man ihm endlich, um was er so dringend bat; das Wasser der Wiedergeburt inachte ihn zu unserem Erstbekehrten. Seitdem blieb unser Thoinas Okoro immer treu. Die härtesten Schläge setzten seinen Glauben auf die Probe, ohne ihn erschüttern zu können: er verlor eines nach dem andern, drei seiner getauften Kinder und nur eines blieb ihm noch zur Seite. Seinen Brüdern, die ihn höhnten und ihm vorwarfen, seine Kinder durch die Taufe getötet zu haben, antwortete er immer mit der nämlichen Festigkeit und gleichen Ergebung: „Er weiß, was er macht." Ein Anfall von Seitenstechen heftete ihn an seine Matte und das setzte einen neuen Kampf ab; die Leute seines Hauses verdoppelten ihre Angriffe, um ihn zu zwingen, den Fetischen seiner Hütte Opfer darzubringen. Eines Tages gingen sie soweit, daß sie mit Gewalt Opferblut über seinen Leib ausgossen. Er ließ tnich rufen und ich legte mich ins Mittel. Ich ries die Häuptlinge des Viertels zusammen und drohte ihnen mit schwerer Strafe, wenn sie die Wiederholung des Auftrittes gestatten würden. Thomas ging siegreich aus dieser Prüfung hervor und dankte Gott, der ihn den Fetischen zum Trotze gerettet hatte. Durch sein Wort und besonders durch sein Beispiel leistet Thoinas unter diesem Volke eine langsam aber sicher wirkende Arbeit und mit der Gnade Gottes wird unser erstgeborener Sohn unsere treue Stütze bleiben. * * * Mote. °8Mie Gebete derer, die zum Himmel vorangegangen, tragen hier wiederum ihre Früchte. Wiederum unterrichten wir einen Heiden, der von besten Gesinnungen belebt zu sein scheint und in dem die Gnade in ganz besonderer Weise wirksam erscheint. Okote, (das ist sein Name,) hatte nie Beziehungen zu uns, es sei denn nur, um uns einigemale Fische und Birnen zum Kaufe anzubieten. So kannte ich ihn denn auch kaum; alles, was ich von ihm wußte, war, daß er ein mehr oder weniger naher Verwandter unseres Thomas war und zu den Protestanten ging. Eines schönen Tages nun stellte sich Okote au die Türe der Mission und verlangte mich zu sprechen. Einigermaßen erstaunt über seinen Besuch, führe ich ihn auf mein Zimmer. Kaum hatten wir da Platz genommen, als er selbst das Gespräch einleitete. Ich will ihn reden lassen und die bilderreiche Sprache, diese Eigentümlichkeit in der Sprache der Schwarzen, so gut als möglich übersetzen. „Ich weiß, Vater, daß du mich nicht kennst," sagte er, „daher kann dein Kopf nicht begreifen, warum ich in dein Haus gekommen Bin; aber ich will e§' dir sagen und wenn mein Wort zu Ende sein wird, dann erst wirst du mir sagen, was du davon denkst. Höre: seit langem ist mein Herz verwirrt und wenn ich die Hand aus die Brust lege, so fühle ich, daß es sehr stark schlägt; deswegen bin ich gekommen, um mit dir zu reden. Vor Jahren, da ich noch ganz klein war, gab mir mein Vater einen Feuerbrand in die Hand, nahm ein Huhn in die seinige und führte mich zu einem großen Baume im Walde, um dem Geiste meiner Eltern Hühner zu opfern. Aber nach und nach begann mein Herz in meiner Brust zu schlagen; Männer, die über das salzige Wasser (Meer) gekommen waren, ließen meine Ohren das Wort des großen Gottes hören und mein Kopf begann, an dieses Wort zu denken und mein Herz schlug. Wenn ich an das große Wasser ging, vergaß ich bisweilen meine Arbeit und, aufrecht bei meinem Fahrzeuge stehend, irrten meine Augen bei der Betrachtung des Wassers, das breit ist. Wenn der Wind sehr stark wehte, das Wasser hob und die Bäume beugte, wenn das Feuer des Himmels mit Gekrache niederfuhr, Bäume und Häuser verzehrend, da sagte mir mein Kopf: „Das ist nicht der Fetisch des Waldes, der all dies getan hat; das ist die Hand des großen Gottes, des Schöpfers von allem, was ich sehe. Dann ging ich und hörte diejenigen an, wellche vom großen Gotte redeten und ich lernte zu ihm beten. Dann vergaß mein Fuß den Weg zum Walde und meine Hand streckte sich nicht mehr aus, um das Blut über die Fetische meines Vaters auszugießen." So vergingen mehrere Jahre, als ich eines Tages, es ist schon lange her, da die Gewässer seitdem dreimal gestiegen und gefallen sind, in Gesellschaft meines Bruders Thomas dich besuchte. Du und Thomas, ihr redetet miteinander; mein Mund aber blieb geschlossen. Dein Auge schaute mich an, und als du genug geschaut hattest, fragtest du Thomas, ob ich zu dem großen Gott bete oder ob ich es mit dem Fetisch halte. Als Thomas dir gesagt hatte, daß ich keine Hennen mehr für die Fetische töte, sondern daß ich zu den Protestanten gehe, nahmst du beide Augen, um mjr ins Gesicht zu schauen und nachdem du mich lange genug angeschaut hattest, öffnete sich dein Mund, um mir zu sagen: „Du gehst, nur das Wort der Menschen anzuhören und nicht das Wort des großen Gottes." Als dieses Wort an mein Ohr drang unb- sich in mein Herz senkte, fing' mein Kopf an, nachzudenken. Ich schlug wieder den Weg nach meiner Hütte ein; meine Frau brachte mir meine Obisstaude und mein Palmöl; aber die Obisstaude und das Öl wurde kalt; meine Hand rührte sie nicht an und mein Mund öffnete sich nicht, um sie zu essen. Die Sonne war schon lange verschwunden und meine Augen waren nicht geschlossen, denn mein Kopf dachte. Am Morgen rann das Wasser nicht über meine Haut, um mich zu waschen, denn mein Herz war traurig. Meine Füße wollten dich aufsuchen, aber die Scham zog über mein Gesicht, weil ich fürchtete, daß die Leute über mich lachen würden. Dann sagte ich zu meinem Herzen: „Schlage mich nicht; ich werde die Augen brauchen, um zu. sehen und mein Kopf wird denken, bis ich den Weg, der nicht krumm ist, finde." Mein Herz hat mir aber seitdem keine Ruhe gelassen; an allen Versammlungstagen (am Sonntag) sagte ich, wenn ich bei der Kapelle vorüberging, zu mir: „Dahin sollst du gehen." Heute ist mein Herz zu hoch gestiegen und ich kann seine Schläge nicht mehr ertragen. Gott hat mich mit seinem Auge angesehen; er hat mir die Hand hingestreckt, um.mich zu unterstützen. Die Scham ist von meinem Gesicht gewichen und ich bin zu dir gekommen, damit mein Ohr das Wort des großen Gottes höre." Als er fertig war, heftete er einen Blick auf mich, der sagen wollte: ich bin in deinen Händen, mache mit mir, was du willst. Es wurde beschlossen, daß er kommen und sich unterrichten lassen sollte. Seit dieser Zeit hat er nie unterlassen, der hl. Messe beizuwohnen; er ist jeden Morgen früh in der Kapelle und bringt oft Freunde mit, die er durch sein Beispiel und seine Worte anzieht. Pater Z. * * * Allerliebstes Briefebeit einer Christin. Ipeor kurzem erhielt ich, schreibt ein Missionär aus Afrika, von einer Neubekehrten folgendes Briefchen: „Vater, es ist schon lange, seitdem du uns nicht mehr besucht hast. Du hast mich das Wort Gottes kennen gelehrt; dann hast du mich sehr glücklich gemacht, aber ich, ich habe nichts, was dich glücklich machen kann. Dennoch wird dir mein $ßott, so wie es ist, wenn du es verstehst, vielleicht Freude machen; es ist wahrscheinlich." „Dein Herz dachte zu uns hin; du hast ihm gehorcht; siehe, da schickt dich Gott zu uns. Deinen Vater, deine Mutter, deine Verwandten und Freunde in großer Zahl, auch sie hast du verlassen; fern von ihnen, zu uns hast du dich gewendet, so sehr hast du uns geliebt; wegen all dem liebe auch ich dich. Wie glücklich hast du mich gemacht! Ich, ich weiß nicht, was ich tun soll, um dich glücklich zu machen." „Wenn der „große Betende" (der Bischof), wenn auch du fortgehst, dann werden wir verwaist. Vater, wenn das geschieht, dann macht es uns Schmerz, durch deine Gegenwart war unser Herz stark." „Korona Daba ist's, die redet." „Diesen ganz kleinen Brief für den „kleinen Betenden" habe ich ihm geschrieben." Wenn ich dürfte, verehrte Leser, so würde ich Sie um ein Almosen bitten, um dasselbe unserer kleinen „Korona" als Belohnung zu geben; sie trügt, so setze ich voraus, diesen Namen in Voraussicht der Krone, welche ihr Gott einst geben wird; das ist ein Name der Vorherbestimmung für den Himmel, nicht aber für die Erde, denn das arme Kind ist sehr unglücklich. S I Eine Bluttaufe. AHine Missionsschwester in Uganda schreibt: Vor einigen Monaten wurde vor dem einheimischen Gerichtshöfe und dann vor der englischen Behörde in Kampala ein Fall verhandelt, der Aufsehen erregte. Gegenstand desselben war der Mord oder vielmehr das Martyrium einer Frau. Der Vorfall war folgender: Ein Heide hatte drei Frauen. .Von der allgemeinen religiösen Bewegung ergriffen, begannen alle drei zu beten und sich im Glauben unterrichten zu lassen. Der Heide kam hinter ihr Geheimnis und geriet in eine fürchterliche Wut. Von Drohungen kam es zu Tätlichkeiten und zwei der Frauen ließen sich auch durch die Schläge einschüchtern. Die dritte, die Lieblingsfrau, blieb standhaft. Um aber den Zorn ihres Herrn und Gebieters nicht übermäßig zu reizen, ging sie irf® '1 ;7 . -• v";.’ 4 Ein schwarzer Offizier mit seinen Trauen. von nun an in ein entfernteres Dorf zum Unterricht. Der Heide aber verfolgte ihre Spur und fuhr fort, sie zu mißhandeln. Sie fuhr fort, zu beten. Die Leidenschaft, die der Heide für seine Frau gehabt hatte, verwandelte sich in glühenden Haß und er brütete Rache. Eines Tages befahl er seinen drei Frauen, ihm zum Seeufer zu folgen, er wolle fischen. Auch das Kind seiner Lieblingsfrau war dabei. Als es Abend ward, gebot er den beiden andern Frauen, nach Hause zu gehen und das Kind mit sich zu nehmen. Sie zögerten und wagten erst zu widerstehen, denn eine böse Seite 278 Stern der feget * fe. § Ahnung stieg in ihnen auf, aber sein Zorn schüchterte sie ein. So entfernten sie sich schweren Herzens. Als die Nacht anbrach, kam der Heide allein nachhause. Die Frauen wagten nicht, ihn nach dem Verbleib ihrer Gefährtin zu fragen. Auch der folgende Tag verstrich ohne Nachricht von ihr und noch ein zweiter und dritter. Da machten sie verstohlen Anzeige. Man forschte nach, man ergriff den Mörder und er machte kein Hehl aus seinem Verbrechen. Voller Haß enthüllte er die freche Tat und den Grund derselben — Haß gegen die Religion. —- Er hatte im Sande des Seeusers ein Loch gegraben, den Kops seines Opfers hineingesteckt und es so im Sande erstickt. Die Frau war eine Bekennerin im wahren Sinne des Wortes, denn eine Bewegung nur hätte ihr Leben gerettet. Sie hatte noch nicht die hl. Taufe empfangen. Der Mörder wurde durch den einheimischen Gerichtshof zum Tode durch den Strang verurteilt. Das englische Gericht bestätigte das Urteil. * * * €iit grosses Opsen H8m November vorigen Jahres siel ein junges G'Sx Kaffernweib plötzlich in eine schwere Krankheit und bat um die hl. Taufe. Doch da gab es eine schwere Bedingung. Sie war die Nebenfrau ihres ebenfalls noch heidnischen Mannes, mit dem sie im besten Frieden und vollster Eintracht gelebt hatte. Ihre gegenseitige Liebe war groß und nun sollten sie sich für immer voneinander trennen, nachdem sie kaum ein Jährchen zusammen gelebt hatten! Der Mann war außerdem noch fünf Ochsen für sie schuldig. Gern wollten sie sich zu allem Übrigen verstehen, wenn sie nur hätten beisammen im Kraal bleiben dürfen. Der Kamps war schwer, besonders weil sie vom Christentum noch eine sehr unvollkommene Kenntnis hatten. Doch die Gnade siegte. Ganz und vollständig stimmten zuletzt beide in die Trennung ein. Die junge Frau warf ihre Perlen und den ganzen heidnischen Schmuck in Gegenwart aller von sich und empfing mit großer Reue und innigem Verlangen die hl. Taufe. Ihre Bekehrung war ausrichtig und erbaute uns alle im höchsten Grade. Schon in der folgenden Nacht starb sie in frommer Ergebung in Gottes hl. Willen. Seitdem kann man ihren Mann jeden Sonntag mit großer Ehrfurcht und ordentlich gekleidet beim Gottesdienste sehen, was früher nie der Fall gewesen; desgleichen bat ihre Mutter um Kleider. * * * ilrtell eines heidnischen Raffern über eine gemischte Ehe. HMir haben in unserem Missionsbezirk Maria e*‘3^2 Ratschitz einen heidnischen Kaffern namens Luhapi Mtschiako, der vier Weiber und dementsprechend einen ganzen Hausen Kinder hat. Von den Kindern der ersten Frau sind hier in der Nähe der Station ein Sohn und eine Tochter verheiratet. Bei letzterer weilt seit ein paar Jahren auch die Mutter; sie verließ mit Zustimmung ihres Herrn und Gemahls den Kraal und kam hierher, um Christin zu werden; ein Glück, das ihr vor einem Vierteljahr auch zuteil wurde. Der alte Heide weiß recht gut, daß die drei anderen Weiber und er selbst nicht getauft werden können, es sei denn, er entlasse dieselben; davon will er jedoch nichts wissen. Trotzdem bekundet er in einem anderen Punkte eine merkwürdige, höchst löbliche Strenge. Eine seiner Töchter wohnt auf dem Missionsgrund bei ihrem Bruder und zählt zu den besten und verlässigsten unserer Mädchen. Ein protestantischer Bursche, der jedoch ob seines gesetzten, ruhigen Charakters den besten Eindruck macht, hat schon oft um die Hand des Mädchens angehalten, aber jedesmal vom alten Luhayi die Antwort erhalten: „Gehe zuerst zu den Trappisten, lerne daselbst und werde Katholik! Ich gebe mein Kind keinem, der nicht denselben Glauben hat wie sic." 11 nt Marterpfahl. Novelle von Pater Bernard Zorn, Sohn des heiligsten Herzens Jesu. ÜSaum wurden die Wilden der Gefangenen an-^ sichtig, so stießen sie insgesamt ein Freudengeschrei aus. Auf einem nahen Hügel wurde etwas, wie man in Europa z. B. eine Bühne für ein Theater aufschlügt, hergerichtet; sie und ihre Leiden nämlich sollten allen zum Schauspiele dienen! Ein jeder schnitt im Gehölze, wie es ihm seine eigene Grausamkeit eingab, Stöcke oder Dornen ab, um sie so grausam als möglich zu empfangen. Bevor die Opfer ans Land stiegen und durch das Spalier, welches die Henker vom Ufer bis zu jener Vorrichtung bildeten, geführt wurden, beraubte man sie ihrer Kleider. Der arme Pater Byron wurde zuletzt ans Land gesetzt, damit er gezwungen würde langsam und getrennt zu gehen, und man ihn so nach Lust behandeln könnte. Doch lassen wir ihn diese so grausame Szene selbst erzählen: „Sie überhäuften uns mit so viel Schlägen, daß ich unter ihrer Zahl und Grausamkeit zur Erde fiel. Sei es aus Schwäche, oder sei es aus Mutlosigkeit, ich stand nicht wieder auf; ich glaubte, diesmal sterben zu müssen! Gott allein, zu dessen Ehre zu leiden, ich mich freute, weiß, wie lange und wie unbarmherzig sie mich marterten! — Nur einer grausamen Nachsicht, nämlich mich noch lebendig in ihr Land bringen zu können, verdankte ich diesmal mein Leben. Halbtot und mit Blut überronnen wurde ich auf den Hügel getragen, oder besser gesagt, geschleift. Wie lange ich daselbst gelegen, vermag ich nicht anzugeben. Als sie sahen, daß ich wieder zu mir kam und metne Kräfte etwas zunahmen, fielen sie von neuem über mich her; Kops und Rücken wurden ivieder von einem wahren Hagel von Schlägel zerfleischt. Es würde kein Ende nehmen, wollte ich alles erzählen, was ich da zu leiden hatte: Einen Finger brannten sie mir ganz ab, einen andern zermalmten sie mir mit ihren Zähnen und die noch übrigen verdrehte!: sie mir und entstellten sie derart, daß sie kaum mehr als solche kenntlich waren. Das Los meiner übrigen Leidensgefährten war nicht besser. Gott hat uns ivohl erkennen lassen, daß er uns nicht vergessen, sondern sich unser annehme, sonst hätten wir es überhaupt nicht so lange aushalten können; aber er zeigte uns auch mehr als zu Genüge, daß er unsere Treue und unsere Standhaftigkeit prüfen wolle.----------Einer dieser Wilden, voll un- ersättlicher Blutgier, schritt auf mich zu, in der Rechten trug er ein Messer.-----------— Kaum hatte ich mich versehen, so hatte er auch schon mit seiner Linken meine Nase erfaßt und schickte sich an, mir selbe mit dem Messer abschneiden zu wollen. Was konnte ich machen? Schon lange hatte ich dem lieben Gott mein Leben für das Heil dieser Unglücklichen zum Opfer gebracht; ich erhob also meine Augen gen Himmel und erwartete ängstlich, was mit mir geschehen werde. Es ging besser, als ich zu hoffen gewagt: eine geheime Macht hielt den Schwarzen zurück; er entfernte sich. Nach einer Viertelstunde kehrte er zurück; es schien, als ob er sich seiner Nachsicht schäme und jetzt um so entschlossener sei, das Versäumte nachzuholen! Doch eben dieselbe Macht, die zuvor, hielt ihn auch jetzt noch zurück und er mußte sich zun: zweiten Male unverrichteter Dinge wieder entfernen. Großer Gott! tvie bist du doch gut gegen uns! Doch, anderseits betrübte es mich auch wieder, daß dieser Unhold sein Vorhaben nicht an mir ausgeführt; die Wilden pflegen nämlich einen derart Entstellten gleich nachher zu töten, und so wäre ich mit der Palme des Martertums für ewig in die himmlischen Freuden eingegangen!" Von den übrigen Gefangenen hatte RaS am meisten von den Wilden auszustehen: Sie schnitten ihm beide Daumen ab und stachen durch die Wunde der linken Hand einen spitzigen Stock bis zum Ellbogen hinein. Er erlitt diese Marter als wahrer christlicher Held; kein Seufzer entfloh ihm, keine Träne rollte über seine Wangen! Pater Byron jedoch, obgleich er für seine eigenen Leiden unempfindlich schien, konnte bei dieser Szene seine Tränen nicht mehr zurückhalten! Ras bemerkte dies und zu seinen Henkern gewendet, sprach er mutvoll zu ihnen: „Glaubet nur nicht, daß diese Tränen von Schwachheit herrühren; nein, nicht Mcm^K an Mut, sondern seine vüter- liche Liebe zu mir erpreßt sie ihm! Habt ihr ihn je in seinem eigenen Leiden weinen gesehen?" Gerührt sprach nun auch Pater Byron: „Führwahr, mein Sohn deine Leiden schmerzen mich mehr, als die meinigen. Doch, Mut! vergiß nicht, daß es ein anderes Leben gibt. Gott, der alles sieht, wird uns in demselben reichlich vergelten, was wir für ihn gelitten haben!" „Ganz gewiß denke ich daran," erwiederte Ras, „und mit der Gnade Gottes werde ich standhaft bleiben bis zum Tode!" Am folgenden Morgen wurde aufgebrochen: der Trupp, von dem wir bisher gesprochen und der unsere Gefangenen führte, zog weiter, der Heimat zu; die andern marschierten, wie sie vorgehabt, noch in den Krieg. Noch vier Tage war man. vom Bestimmungsorte entfernt. Die übermäßige Hitze und der klägliche Zustand der Gefangenen machte diesen Weg, der noch zu Land zu machen war, sehr beschwerlich. Man lud ihnen einen großen Teil des Gepäckes auf. Auch der Wächter des Pater Byron lud, ohne sich um dessen Schwachheit und Erschöpfung zu kümmern, einen Teil seiner Last auf dessen zerschlagenen und blutenden Schultern. „Indessen", fügte Pater Byron mit einem bewunderungswürdigen Gefühle von Liebe und Demut hinzu, „wurde ich doch ein wenig geschont; sei es, Geil ich so schwach war, sei es weil ich mir so wenig daraus zu machen schien; so stolz war ich, bis in die Gefangenschaft und im Angesichte des Todes!" Was die Beschwerlichkeit der Reise vermehrte, war der gänzliche Mangel an Nahrungsmitteln, die alle; aufgezehrt waren; nur ein wenig schlechte Früchte konnte man im Gehölze sammeln. — Am zweiten Tage hofften die Gefangenen eine Erleichterung zu bekommen; sie sahen nämlich, daß man da, wo man das Zelt aufschlug, Feuer machte und Kessel zubereitete. Hatte einer von ihnen vielleicht ein Wild geschossen, daß man nun zubereiten und unter alle verteilen wollte? Doch, o, wie täuschten sie sich! Um sich selbst zu betrügen-------------damit sie den Hunger nicht gar so sehr merkten, hatten die Wilden weiter nichts vor, als Wasser warm zu machen und jenes dann in großer Quantität zu trinken. Die armen Teufels hatten auch nichts zum Kauen mehr! — Also ohne jegliche Nahrung und • Erquickung mußte man sich zur Ruhe begeben, wenn überhaupt von Ruhe die Rede sein konnte. Kaum graute der folgende Morgen, so brachen die Wilden wieder ans; der Hunger trieb sie an, ihre Schritte immer zu beschleunigen. Pater Byron war mit einem. Neubekehrten etwas hinter dem Zuge zurückgeblieben; als er glaubte, nicht sonderlich von den Wilden beobachtet zu werden, riet er jenem, sich im Gebüsche zu verbergen und nach einer Weile davon zu fliehen und sich zu retten. „Aber Sie, mein Vater", sagte der fromme Jüngling, „was werden denn sie anfangen? Werden die Wilden sich an Ihnen nicht rächen?" „Was mich betrifft", antwortete Pater Byron, so siehst du auch wohl ein, daß ich unmöglich fliehen kann und darf. Ich bin fest entschlossen, lieber alles zu dulden, als meine geliebten Kinder zu verlassen. Wenn ich auch sonst nichts für sie tun kann, so kann ich sie doch wenigstens trösten, ihnen die hhl. Sakramente der Kirche spenden und sie auf einen guten Tod vorbereiten!" „Lassen Sie denn auch mich mit Ihnen kommen", sprach der Jüngling tief bewegt; „ich bin bereit, Ihr Los zu teilen, mag es da kommen, wie es will". — Ein junger Wilder, der sie doch bemerkt, stets überwacht und keinen Augenblick aus den Augen verloren, kam auf sie zu; gewiß nicht mit guten Absichten! — Er befahl ihnen, ihre Beinkleider auszuziehen, damit sie ihnen im Gehen nicht hinderlich seien. Kaum noch dürftig mit dem Hemde und der Unterhose bedeckt, mußten sie die beschwerliche Reise fortsetzen. So gelangte man an einen Fluß; er war nicht reißend, aber ziemlich tief. Die Schwarzen, die wie Frösche schwimmen, stürzten sich sogleich hinein und rissen auch den armen Pater mit sich hinein; dann aber überließen sie ihn sich selbst, unbe-künnnert, wie es ihm ergehen werde. Glücklicher Weise konnte er auch schwimmen, sonst wäre er unrettbar verloren gegangen! Am dreißigsten Tage des Marsches, gerade am Vorabende des Festes Mariä Himmelfahrt, gelangten sie bei den Räuberhöhlen — oder, wie soll ich sie sonst nennen? — der Wilden an. Das gebräuchliche Signal der Ankunft war gehört worden; die Einwohner des nächsten Dorfes waren zum Ufer gekommen, um die Gefangenen zu empfangen: Männer, Weiber, Jung und Alt, alle waren mit Stöcken und eisernen Hacken bewaffnet. „Immer dächte ich", sprach Pater Byron zu einem seiner Leidensgenossen, „daß dieser große Freudentag für den Himmel ein Schmerzenstag für uns sein werde und ich danke dafür meinem lieben Jesus! Die Freuden des Himmels kann man sich ja nur mit vielen Leiden erkaufen. Wirklich wurden die Gefangenen mit einem Hagel von Schlägen empfangen und, La ein Kahlkopf für I diese Barbaren etwas Widriges ist, zog Pater Byron Nr. 9 Stern der Neger Seite 281 ihre besondere Aufmerksamkeit auf sich: Sein Fleisch wurde bis auf's Gebein mit den Nägeln zerrissen und zerfetzt. Ein alter griesgrämiger Zauberer, der wohl der Bruder jener Großmutter Luzifers gewesen sein mochte, rief ihnen zu: „Elende, ihr seit verloren: es ist keine Hoffnung mehr für euch: bereitet euch zum Tode vor; die Scheiterhaufen und der Marterpfahl sind schon bereit, ihr werdet' lebendig verbrannt." An die Spitze des Zuges stellte man Ras, weil er in den Augen der Wilden, deren tapfersten Häuptling er erschossen, einer der schuldigsten war. Dann kamen in gewissen Zwischenräumen die getauften Neger; Pater Byron schloß den traurigen Zug. Zu beiden Seiten des Weges hatten sich, wie bereits erwähnt, die Wilden aufgestellt. Ein Häuptling wandte sich an die jungen Leute und ermunterte sie, auch die Gefangenen wohl zu begrüßen. Es war dies eine jener spöttisch-grausamen Redensarten, die beim barbarischen Empfange der Gefangenen üblich waren. Auf ein gegebenes Zeichen setzte sich der Zug in Bewegung; es war wirklich einer jener Wege zum Himmel, von denen es im Evangelium heißt, daß sie sehr schmal und schwierig seien, den sie jetzt wandeln mußten! — — Alle Arme erhoben sich zugleich und es wurde jedem zu lang, bis er sein Opfer erreichen konnte. Pater Byron glaubte seinen Erlöser in der Geißelung zu sehen und rief mit David aus: „Die Sünder schlugen lang und grausam auf mich, wie der Schmied auf das Eisen!" Wilhelm war gräßlich entstellt, gebrochen und in Blut gebadet, fiel er erschöpft zu Boden. In seinem Gesichte war außer den Augen kein gesunder und weißer Fleck mehr geblieben! Er vermochte nicht mehr selbst auf das Blutgerüst zu steigen; man mußte ihn hinauftragen. Pater Byron hatte, außer den Leiden, die mehr oder minder allen gemeinschaftlich waren, noch andere auszustehen: Eine eiserne Kugel, die ein Kilogramm schwer war und am Ende einer Schnur befestigt war, wurde mit Kraft geschleudert und traf ihn mitten auf die Lenden. Sogleich fiel er wie tot zu Boden, er erholte sich jedoch wieder und erreichte das Blutgerüst. — Als alle Gefangenen auf diesein Theater des Schreckens, das für sie jedoch ein Ort der Glorie werden sollte, angekommen waren, wartete man einen Augenblick. O, schrecklicher Augenblick! o, peinliche Pause! o, marternde Ruhe! Dann erhob ein Häuptling seine Stimme und sprach mit höhnendem Lächeln: „Brüder, Stammesgenossen, tretet heran und stattet diesen Fremden nochmals einen letzten Gruß ab!" — Sie traten hinzu, wie Hyänen, schlugen sie mit ihren dornigen Stöcken und, da der Häuptling fürchtete, man möge sie totschlagen, befahl er ihnen, sich etwas zu entfernen. Dann stieg ein Mann mit einem langen Stocke auf die Vorrichtung und gab jedem Gefangenen damit drei gewaltige Schläge auf den Rücken. Als er bemerkte, daß Pater Byron noch zwei ganze Nägel habe, rieß er sie ihm mit den Zähnen aus. Nun kamen auch die andern Wilden, mit Messern bewaffnet, hinzu; den einen zerhackten sie die Finger, den andern schnitten sie ganze Fetzen Fleisch vom Leibe. Da ihre Grausamkeit sich nach dem Range der Opfer bemaß, behandelten sie den armen Pater noch viel grausamer. Dieses verdankte er der Achtung, die ihm seine Geführten auf der Reise gezollt. Er wurde als ihr Häuptling angesehen und behandelt. Der Großvater Luzifers (anders kann ich ihn nicht nennen!) kam auch mit seiner schrumpfeligen Frau hinzu und befahl ihr, dem Pater Byron den linken Daumen abzuschneiden. Zuerst weigerte sie sich, da sie jedoch von den andern verspottet und von ihrem Manne mit dem Tode bedroht wurde, gehorchte sie. Sie warf sodann das blutige Glied zu Boden. Pater Byron hob seinen Daumen wieder auf, erhob ihn gen Himmel und brachte ihn Gott zum Opfer; wie er sagte, für die Unehrerbietigkeit, mit der er so viele Jahre hindurch seinen heiligsten Leib im allerheiligsten Altarssakramente berührt. Da jedoch Wilhelm ihn: bemerkte, daß diese Wilden, wenn sie es sehen, grausam genug wären, ihn zu zwingen, seinen eigenen blutigen Finger zu ver- zehren, warf er ihn weit von sich. Bald darauf mußte Ras dieselbe Marter erdulden. Man schnitt ihm mit einer Austerschale den rechten Dauinen ab. Während dieser grausamen Qual hörte man ihn immer nur mit lauter Stimme die hhl. Namen Jesus, Maria und Josef wiederholen. Das Blut floß ihm aus dieser Wunde wie ein Bächlein und bald wäre der Tod erfolgt, wenn nicht ein Wilder es bemerkt und, sei es aus natürlichem Mitleiden, sei es, um mit dem Leben der Opfer auch ihre Qual zu verlängern, von dem Hemde des Missionärs ein Stück abgerissen und die Wunde damit verbunden hätte. Diese einfache Vorkehrung war hinreichend, und Gott wollte, daß sie den besten Verband ersetzte. Als es Abend geworden, ließ man die Gefangenen herabsteigcn und führte die noch Lebenden in eine Hütte. Diejenigen, die ihren Martern erlegen waren, warf man einfach etwas beiseite und überließ ihre Leichname den Hyänen und Raubvögeln. Auch die Wilden zogen sich zu einer kurzen Ruhe zurück. Ein paar geröstete Kornähren und ein wenig Wasser, in das man so viel Mehl gestreut, daß es eben weiß wurde, genügte zwar nicht, ihren Hunger zu stillen, wohl aber, um den Gefangenen das Leben zu neuen Martern zu erhalten. „Gott sei Dank!" wird hier vielleicht mancher aufatmen und denken, daß der arme Pater doch endlich einmal ein wenig Ruhe bekommen; doch, täuscht euch nur nicht! Die Nacht wurde für ihn und seine noch lebenden Gefährten zur neuen Folter. Sie waren an Händen und Füßen gefesselt und so an vier in die Erde gesteckte Pfähle befestigt, daß sie sich weder regen noch bewegen konnten; ich spreche nicht einmal von den zahlreichen Insekten, die sie fortwährend peinigten und auch nicht von dem Ungeziefer, das die Unreinlichkeit dieser Wilden anzieht! Größeren Schmerz noch bereiteten ihnen die kleinen Kinder der Wilden. Diese ließ man die ganze Nacht bei den Gefangenen, damit sie an ihnen gleichsam die Schule der Grausamkeit durchmachen könnten. Dies taten sie leider nur zu gut: Sie fanden ihr Vergnügen daran, lange Dornen in das weiche und mürbe geschlagene Fleisch zu stecken und ihre alten Wunden zu reizen, um so das Blut herausfließen zu sehen. Auch legten sie ihnen brennende Kohlen und glühende Asche aus den Leib und hatten eine grausame Freude daran, zu sehen, wie die Opfer vergebens sich anstrengten, sich ihrer zu entledigen. Stolz auf ihren Sieg, beschlossen die Ältesten dieses Dorfes ihre Opfer auch den Bewohnern eines andern Dorfes ihres Stammes, das ungefähr acht Kilometer weiter westlich liegt, zu zeigen. Es wurde also der Weg dorthin angetreten. Auf diesem Marsche hatte Pater Byron wieder eine besondere Verdemütigung zu bestehen: Sein Wächter nahm ihm sein Hemd weg, ohne Zweifel aus Furcht, es später nicht mehr zu bekommen. In diesem Zustande (er hatte nur mehr eine schlechte Unterhose an) ließ der Unbarmherzige den armen Pater weiter gehen. Eine Weile ertrug er auch diese Schmach geduldig, dann aber faßte er sich ein Herz und sagte; „Warum denn, mein Bruder, beraubst du mich so, da du doch schon all mein Gepäck besitzest?" Der Barbar schien diesmal Mitleid mit ihm zu haben: er gab ihm zwar sein Hemd, aus dem angeführten Grunde nicht zurück, wohl aber ein großes Tuch, das zur Einwicklung seines Gepäcks gedient hatte. Das genügte, um seine Schultern und teilweise den Rücken zu bedecken. Die Sonne sandte ihre Strahlen so glühend heiß auf die noch unbedeckt gebliebenen Stellen, daß die Haut wie gebraten, gedörrt schien und sich endlich ganz ablöste. Der Empfang der Gefangenen in diesem Dorfe glich dem in dem ersten, ja er war in gewisser Hinsicht noch grausamer: da ihrer nicht mehr so viele waren, konnte man besser auf sie zielen. Die Wilden dieses Dorfes suchten die Opfer hauptsächlich vorn auf die Beine zu schlagen und bedeckten sie mit Quetschungen, welche ganz schneidende Schmerzen verursachten. Als sie zur Marterstätte geführt wurden, trafen sie daselbst schon andere neue Gefangene, die man unterdessen noch eingefangen und hierher gebracht hatte. Pater Byron kannte sie; sie waren aus derselben Gegend, aus welcher er und seine Leidensgenossen I vier von ihnen waren noch Heiden. Der Missionär wurde bei ihrem Anblicke und noch mehr bei dem Gedanken, daß sie noch in der Knechtschaft Satans sich befanden und sie bereits zum Tode verurteilt waren, vom tiefsten Mitleide gerührt. Konnte er auch das Leben ihrer Leiber, ebensowenig wie das seinige retten, so wollte er doch wenigstens versuchen, sie des ewigen im Himmel teilhaftig zu machen. Er trat zu ihnen, tröstete sie und, da sie ihn in demselben Leiden erblickten, verfehlten seine Worte nicht, einen tiefen Eindruck auf ihr Gemüt zu machen. Sie sahen, wie er seine eigenen Schmerzen vergaß um sich nur mit den ihrigen zu beschäftigen und an der Schwelle der Ewigkeit, weigerten sie sich nicht, von Hoffnung sprechen zu hören. Als Pater Byron sie so bereitwillig sah, das Wort des Heiles zu hören, beeilte er sich, sie in den vorzüglichsten Wahrheiten des Glaubens zu unterrichten. Zwei von ihnen konnte er sogleich taufen; er hätte sie alle taufen können, doch genügten die wenigen Tropfen Wassers, die infolge des Regens auf den Blättern geblieben waren, nicht zur Gültigkeit des Sakramentes für alle. Einstweilen mußten die andern (es waren diejenigen, die verurteilt waren, etwas später gemartert und getötet zu werden), sich auf eine günstigere Gelegenheit vertrösten. Diese bot sich denn auch bald: Auf dem Gange zu einem andern Marterplatze mußte man durch einen Bach gehen. Pater Byron beeilte sich, jedem eine Hand voll Wasser über den Kopf und Nacken zu werfen und dabei die Formel des Sakramentes zu sagen. Einer von den Begleitern des Paters hatte noch keinen Finger verloren. Ein Wilder nahm es auf sich, das Vergessene nachzuholen. Mit einem Stück Muschel, dessen er sich wie eines Messers bediente, sägte er ihm die Hälfte des rechten Zeigefingers ab; da er den zu zähen und glatten Nerv nicht zerschneiden konnte, riß er ihn mit den Zähnen heraus; dies tat er mit solcher Gewalt, daß der Arm sich ganz krümmte und bis zum Ellbogen entsetzlich an- Nr. 9 Seite 283 Steril der Neger schwoll. Die Marter der Nacht, die man der Jugend überließ, ivar eine der grausamsten. „Unsere Henker", so erzählt wieder Pater Byron, „befahlen uns anfangs zu singen, wie es bei den Gefangenen üblich ist. Wir fingen also an zu singen des Herrn Gesang im fremden Lande. Auf den Gesang folgte die Marter! Mit aus Baumrinden gedrehten Seilen hängten sie inich bei den Armeir an zwei mitten in der Hütte errichtete Pfähle auf. Ich meinte, daß ich verbrannt werde, denn diese Lage geben sie gewöhnlich ihren Opfern. Man brachte jedoch weder Holz noch sonstiges Brennmaterial herbei. Was sollte also mit mir geschehen?" (Schluß folgt.) Verschiedenes. EchO atl$ JlfriRa. Illustrierte, katholische Monatsschrift. Herausgegeben von der St. Petrus Claver-Sodalität. Preis jährlich mit Post oder Zustellung 1.20 Kronen. — Probenummer gratis. Inhaltsverzeichnis der achten (August-) Nummer: Die Kukuruku. Ein Volksstamm am rechten Nigerufer. (Von Eugen Strub aus der Lyoner Missionsgesellschaft. — Missions-Korrespondenz: Apostolisches Vikariat von Arabien und Somaliland. (Berbera Msgr. Clark, O. S. Fr. C.) — Apostolisches Vikariat Zcntral-Madagaskar. (Fiuarantsoa,Joh. Beyzym, S. J.) — Apostolisches Vikariat des Gallasländer. (Harar, Schivester Alphonse-Maria.) — Die Sodalitnt des hl. Petrus Claver. (Von Dr. Hugo Miom, Fortsetzung.) —• Nachrichten der Propaganda. — Kürzere Missions-Nachrichten. — Chronik der St. Pctrus-Claver-Sodalitüt: Rom (aus dem Tagebuche der General-Leiterin.) Wien. Illustration: Msgr. Bernardin Thomas Clark, 0. S. Fr. C., mit einigen jungen Christen. Bestelladrcsse: Salzburg, Dreifaltigkeitsgasse 12. * * -I- Kleine JlfriRa-Bihliothek. Illustrierte, kathol. Monatsschrift. Herausgegeben von der St. Pctrus-Claver-^odalität. Preis jährlich mit Post oder Zustellung 1 Krone. — Probenummern gratis. Inhaltsverzeichnis der siebenten (Juli-) Nummer: Aus dein Kabylenlaude. (Von einer Weißen Schwester.) — Krieg! Krieg! — Ein Negerkatechist an seine Wohltäter in Europa. — Freitag — bei den schwarzen Neophytcn. — Das Ukuhlanza-Erbrechen. Auflösung des Diamant-Rätsels aus Nr. 5, Illustrationen: Muschee Gama el-Azhar in Kairo. — Hochzeitszug in Ägypten. Bestelladresse: Salzburg, Drcifaltigkeitsgasse 12. Die Eöwenplage in JlfriRa. Noch immer behauptet der König der Wälder in Afrika seine Rechte. Jüngst noch meldete eine afrikanische Zeitung, daß in Ostafrika ihm in einer Nacht zwei Menschen zum Opfer fielen. Ebendieselbe Zeitung meldet, daß in einer Woche schon fünfzehn Menschen von den Löwen aufgefressen worden seien. Die Küstenstriche an der Ostseite sind derart von solchen Raubtieren unsicher gemacht, daß man es nachts kaum mehr wagen darf, sich aus dem Hause zu begeben. Wohl stellt man schon allenthalben Fallen auf oder man gräbt tiefe Gruben, doch reichen diese Vorsichtsmaßregeln noch lauge nicht hin! Wird die Negierung nicht vielleicht einschreiten und einmal einen Kreuzzug gegen sie unternehmen? -I- * -r- Der Telephon in Jlhessinien. Der Negus Menelik geht mit dem Plane um, auch in Abessinien sowohl Telegraph als Telephon einzuführen. Herr Mourlon aus Belgien ist bereits beauftragte, die ganze Einrichtung zu übernehmen. Auch der Palast Meneliks soll seinen Telephon erhalten, der mit den hauptsächlichsten Stationen Anschluß haben wird. Seite 284 Stern der Neger Nr. 9 Unter der Leitung Mourlons wird das Werk bald vollendet sein. Auf einer Strecke von 1100 Kilometern sind die Stangen bereits gesetzt. Da der Draht oft und weite Strecken hindurch durch die Wüste geht und er oft Gefahr laufen wird, beschädigt zu werden, hat Menelik (zur größeren Vorsicht) durch Priester verkündigen lassen, daß die Telegraphenstangen, sowie der Draht als heilig zu betrachten sind und daß die Beschädiger derselben mit dem Tode bestraft werden. * * * Der grosse Dildamm bei Scbellal (siehe Abbildung in Nr. 7). Ein großartiges und wahrhaft Staunen erregendes Werk haben die Engländer wieder vollendet. Noch einmal mehr haben sie glänzend bewiesen, wie weit es doch der Mensch mit seinem Erforschungsgeiste, seinem Fleiße und seiner Standhaftigkeit bringen kann! Der Befruchter Ägyptens, der Nil, ergießt sich jetzt nicht mehr nach Belieben, wie er es seit mehreren Jahrtausenden zu tun gewohnt war, über das Land, denn man hat eine riesige Mauer gemacht, die vom einem Ufer zum andern geht. „Willst du, oder willst du nicht?" muß der ungeheure Strom da seine Schritte fesseln, bis er Erlaubnis bekommt, sich durch die 180 großen Tore, wie und solange es England gefällt, zu verteilen. Zwei Fragen sind es, deren Beantwortung wohl jeden, der von diesem großen Werke hört, interessieren:. Zu welchem Zwecke hat man ein so großartiges Unternehmen begonnen? Und zweitens wäre dann noch kurz dieses Werk selbst etwas zu beschreiben. Was das Erste anbetrifft, so sei vor allem erwähnt, daß der Nil so ungefähr alle 10 Jahre einmal nicht sehr hoch steigt und infolgedessen er das Land nicht genügend überschwemmen kann. So bleibt der nicht überschwemmte Teil unfruchtbar und das zum großen Nachteile des ganzen Landes. Jenes Wasser nun, das in den übrigen Jahren zu völlig kam, [mürbe man es' aufbewahren können für die Zeit, da es wirklich notwendig wäre, würde hinreichen, das ganze Land für immer bewässern und befruchten zu können. Diesen Plan nun haben die Engländer ausgeführt. In Oherägppten fließt der Nil an die 250 Kilometer zwischen hohen Granitfelsen hindurch. Also zwei Seiten zu einem riesigen Wasserbehälter hat die Natur schon hergestellt! Es galt noch, von unten das Tal zu schließen, aber das war ein Unternehmen! 20.000 Arbeiter waren von 1899 an (wo der Bau begonnen wurde), bis 1902 nur damit beschäftigt, den Granit für die Riesenmauer zu brechen! Diese Mauer ist unten 24, oben 7 Meter breit. Wie schon erwähnt, sind in derselben 180 große Öffnungen, die durch ebensoviele eiserne Tore geschlossen und geöffnet werden können. Sind sie geschlossen und hat sich das Becken mit Wasser angefüllt, so enthält dies 1.175.000.000 Kubikmeter Wasser. Selbstverständlich hat .dies Werk riesige Geldsummen verschlungen,' die Italiener allein verdienten sich daselbst 6.900.000 Kronen. So wie wir mit Staunen die großen Werke der Vorzeit betrachten, so wird auch dieses nicht minder für alle Jahrhunderte ein Gegenstand der größten Bewunderung verbleiben. * * * lüio verhängnisvoll eine der Mutter Gottes zugefügte Unbill werden kann. „Mein Beruf führte mich zu einem Sträfling," (erzählt der Seelsorger einer Strafanstalt,) „der zu einigen Jahren schweren Kerkers verurteilt roar; er mußte also ein großes Verbrechen begangen haben. Im Laufe des Gespräches sagte der Unglückliche zu mir: „Wissen Sie, Hochwürden, warum ich hier bin?" „Nein," entgegnete ich, „das weiß ich nicht; doch aus Ihrer Strafe schließe ich, daß Sie ein großes Verbrechen begangen haben müssen." Der Unglückliche seufzte: „Allerdings, ich habe ein großes Verbrechen begangen, aber das allein ist nicht der Grund, warum ich jetzt so unglücklich bin. Einst war auch ich rechtschaffen und überaus glücklich. Ich hatte eine gute Frau, lebte zufrieden mit meiner Familie und befand mich in guten Vermögensverhältnissen. Da kam ein unglücklicher Tag für mich; irgend etwas war nicht nach meinem Wunsche gegangen und so wurde ich aufgeregt. Meine Gattin wollte mich beruhigen, aber umsonst; je sanftmütiger sie mich ermahnte, umso aufgeregter wurde ich; ich tobte, fluchte und suchte alles in meiner Nähe zu vernichten. In meiner unsinnigen Wut, die ich gar nicht mehr bezähmen konnte, nahm ich auch die Muttergottes-Statue, die in einer Ecke des Zimmers stand und vor der ich schon so oft gebetet hatte und schlug sie in Stücke. — — D, hätte ich es doch nimmer getan! — „Heilige Jungfrau!" rief meine Frau, bleich vor Entsetzen, „was hast du getan!" Er stockte. Nach einer Weile fuhr er fort: „Von Nr. 9 Stern der Neger Seite 285 dieser Zeit an war es mit meinem Glück zu Ende; ein Unglücksfall kam nach dem andern; ich geriet in die äußerste Not, wurde zum Dieb und endlich zum Verbrecher. Die erste Ursache also meines jetzigen Unglücks sind nicht diese andern Verbrechen, sondern jenes erste, das ich an der Muttergottes verübt habe. * -i- * Zeige» dass du Mutter bist. Die untergehende Sonne sandte ihre letzten Strahlen in ein wohl- ausgestattetes Zimmer, wo ein abgezehrtes Menschenleben den letzten Kampf kämpfte, gewärtig des schauerlichen Rufes des Todesengels. An ihrer Seite kniete ihr einziges Kind, ein Knabe von 15 Jahren. Seine so innig geliebte und verehrte Mutter vor seinen Augen hinsterben zu sehen, war mehr, als er zu ertragen vermochte. Lautes Jammern und Schluchzen entrang sich des Knaben Brust und ein Strom von Tränen rann von seinen Wangen nieder. Der Mutter zarte, bleiche Hand ruhte liebkosend auf des Knaben gesenktem Haupte. So hatten sie eine zeitlang in tiefem Schmerze verharrt, der nur durch das Schluchzen des schwer getroffenen Knaben unterbrochen wurde. Endlich redete die Mutter und in Worten gliihcnder Zärtlichkeit ermahnte sie den Sohn, auf Gott zu vertrauen. „Und vor allem laß Maria deine Mutter sein. Sie, die eine so zärtliche Mutter für den göttlichen Heiland war, wird nicht minder zärtlich gegen die sein, die sich ihrem Schutze und ihrer Fürsorge anvertrauen. Wenn du, mein liebes Kind, jeden Tag Mariens Hilfe anflehst, so wird sie dich nicht hilflos abweisen. Versprich mir, daß, wenn du allein und verlassen dich befindest, auf des Lebens sturmbewegtem Meere, du dann dich immer willst leiten lassen durch diesen Stern, dessen Glanz so rein und fleckenlos ist." Richard hob seinen lockigen Kopf empor und zeigte sein mit Tränen benetztes Angesicht. „Fest verspreche ich dir das, liebe Mutter," sagte er in schluchzendem Tone. Und wiederum ruhte der Mutter Hand auf seinem gebeugten Haupte, während sie mit zitternder Stimme betete, und an des Knaben Ohr drangen deutlich die Worte: „Zeige dich als Mutter" und mit einem schwachen Seufzer entwand sich die Seele den irdischen Banden des Körpers. Unter heftigem Weinen stürzte sich der Knabe auf den geliebten Leichnam. Und auch später eine zeitlang weinte er täglich auf dem Grabe seiner Mutter und, eingedenk der letzten Worte derselben, war sein einziger Ruf: „Maria, meine Mutter, hilf mir!" Sollte sein Gebet unerhört bleiben? Richard Anberchon wurde von seiner Tante, deren Sorgfalt er anvertraut worden, in einer religiösen Anstalt untergebracht. Aber die Einschränkung sagte ihm keineswegs zu. Seine bisherige Erziehung war einzig geleitet worden von seiner Mutter, deren Nachsicht keine Grenzen kannte. In seinem Wesen wurzelte ein stolzer, hochmütiger Charakter und je mehr sich das Andenken an seine Mutter aus dem Gedächtnisse verwischte, desto mehr sträubte sich seine ehrgeizige Natur gegen alle Fessel. Die Lehrer, denen seine Lebensgeschichte bekannt war, grämten sich nicht wenig darüber, in ihm solche Eigenschaften entwickeln zu sehen; aber er wollte nun einmal keine Einschränkung erdulden und verließ im Alter von 20 Jahren die Schule. Nachdem er großjährig geworden, gelangte er in den Besitz eines kleinen Vermögens, das ihm seine Mutter hinterlassen. Bisher war er bei ctH’' seinen Fehlern dennoch ein treuer Katholik verblieben, aber nunmehr ergab er sich dem Tun und Treiben leichtfertiger Leute, die ihm seines Geldes wegen schmeichelten und er entzog sich ganz den Übungen seiner heiligen Religion. Im Alter von 25 Jahren war er in alle Laster und Schandtaten eingeweiht. Eine Nacht um die andere fand man ihn am Spieltisch oder auf den niedrigsten Schleichwegen. Da er jede Erinnerung an sein früheres Leben aus seinem Geiste ausmerzen wollte, erlaubte er sich jede Art von Gotteslästerung, sodaß selbst seine verkommenen Kameraden schauderten, wenn solch wüste Reden über seine Lippen kamen. Zuletzt, als das Geld ihm abging, sah er sich nach Mitteln um, sich solches zu verschaffen und er fiel in die Hände berüchtigter Diebe, die in ihm einen fertigen Helfershelfer fanden, und sie entwarfen Pläne zur Plünderung einer Bank. Sie bestimmten den Ort in der Nähe ihrer Wohnung, wo sie sich treffen wollten; es war gerade am Eingänge zur Kirche der „Unbefleckten Empfängnis". Richard, der sehr diensteifrig war, kam zu der besagten Stelle viel zu früh, es wurde eben der nachmittägige Gottesdienst gefeiert. Ohne den Namen der Kirche zu beachten, tritt er ein. Man stelle sich seine Überraschung vor, als er sich zur Vesper in einer katholischen Kirche befand. Ein Chor reiner Kinderstimmen hatte gerade das Ave Maris Stella zu singen begonnen. Richard horchte neugierig, bis dann die Worte «Monstra te esse matrem» (b. h. „Zeige, daß du Mutter bist!") sein Ohr trafen; es war dies wie eine Stimme aus der andern Welt. So hatte seine Mutter sterbend gebetet, so hatte sie ihn beten geheißen. Er fiel auf die Knie und in einem Augenblick ging an seinem Geiste sein ganzes Leben vorüber, seine kindliche Unschuld, die guten Lehren seiner Mutter und seiner Lehrer und seine nachfolgende Laufbahn voll Elend und Verbrechen. Er kniete an derselben Stelle noch lange, nachdem schon alles Volk sich zurückgezogen. Der Sakristan , kam, zündete die Lichter an und bald erschien ein Priester in weißen Haaren, der ihn an der Schulter berührte und auf den Beichtstuhl hindeutete. Richard nickte zustimmend mit dem Kopfe und folgte bald dem ehrwürdigen Diener Gottes. Was sich da zutrug, können wir nicht wissen, denn das Geheimnis der hl. Beicht ist unverletzlich. Als beide sich erhoben, sah man auf eines Jeden Antlitz Spuren von Tränen. Richard kniete am Altare der seligsten Jungfrau und betete. Bald wurde die Kirchentüre verstohlen geöffnet und seine Kameraden lugten hinein. Als sie ihn erspäht, trat der Verwegenste an ihn heran. Richard stand auf, folgte ihm hinaus und sprach: „Nur eines habe ich euch zu sagen, das ist, euch zu danken, daß ihr mich an diesen Ort beschieden. Lebt wohl!" — Gleich war er wieder in der Kirche im Gebet versunken. Am folgenden Tage empfing er die hl. Kommmunion. Einige Monate später trat er in den Franziskanerorden und bemühte sich, durch ein strenges Büßerleben einigermaßen für seine Sünden genugzutun. Zwei Mütter hatten vom Himmel den irrenden Sohn bewacht. Vor allem aber Preis und Ehre der göttlichen Mutter Maria, die sich so ihrer Kiuder erbarmt. * * -I- Ein CeilfelSfCSt. Ein Missionär in Urundi schreibt: Schon ganz früh spüren wir heute morgen drüben auf den Hügeln eine riesige Volksmenge, die singend, tanzend und schreiend das neue Boot nach dem Ruvuvu transportieren. Um 9 Uhr kommen sie damit an den Fluß. Wir treten auch einmal aus unserem Zelte, um Zeuge zu sein von diesem Feste, denn die Warundi aus dem ganzen Umkreis beteiligen sich daran. Alt und jung, Männer und Weiber, nichts fehlt. Es fällt uns gleich auf, daß dieses Fest als ein religiöses gefeiert werden soll. Unsere Gegenwart scheint die Leute nicht im Geringsten zu hindern, denn in dieser Hinsicht haben die Leute gar keine Scham. In christlichen Ländern wird ein Schiff, das zum erstenmal ins Wasser gelassen wird, „getauft." Es wundert uns durchaus nicht, daß auch unsere Warundi ihr Boot „taufen", allein hier handelt es sich Seite 287 Nr. 9 Stern der Neger um eine satanische Taufe. Überall und zu aller Zeit hat der Teufel die Werke Gottes nachäffen wollen. Es sind wirklich nicht bloß die Freimaurer in Europa, die alles, was dem Katholiken heilig ist, besudeln und auf teuflische Weise verspotten. Unsere Warundi verstehen diese gotteslästerliche Kunst gleich gut, allein mit dem großen Unterschiede, daß sie — in der Voraussetzung, daß sie nie etwas von den katholischen Zeremonien und Gebräuchen gekannt haben ■— dies alles direkt vom Satan selbst erlernt oder vielmehr, daß sie es von ihren teufelanbetenden Vorfahren ererbt haben. Aber kehren wir zum „Feste" zurück. Erst also finden die „religiösen" Feierlichkeiten statt, dann folgen die Vergnügen und endlich wird alles beschlossen mit einem Ball, ganz wie in den „gebildeten" Ländern. Bevor das Boot ins Wasser gelegt werden sollte, wurde es gehörig eingesegnet mit heidnischem Weihwasser, d. h. Wasser, welches die Zauberer unter Anrufung der Geister, namentlich der Wassernymphen, und dem Aussprechen geheimnisvoller Formeln — mit Beimischung schmutzigen Zeuges — zum Teufelswasser geweiht haben. Zunächst wurde das Boot eingesalbt mit einer Mischung roter Erde und dem Safte einer gewissen Pflanze, welche Salbe gleichfalls durch Zaubersprüche und unter Anrufung des Teufels in eine wahre Teufelssalbe umgewandelt worden war. Nicht nur das Boot, sondern auch die Umstehenden oder vielmehr die Offizianten und andere, die diesen Wunsch äußern, werden darauf mit dem erwähnten Schmutzwasser besprengt und mit der Teufelssalbe gezeichnet auf Stirn, Schultern und noch an anderen Stellen, wo nur der Teufel salben lassen kann. Was uns besonders überraschte, war dies, daß jede Salbung geschah in Kreuzform, natürlich nicht in der Form unseres Kreuzes, des Zeichens der Er- lösung, sondern in der des gnostischen Kreuzes, d. h. des ägyptischen Tau, das den Freimaurern so gut bekannt ist: dieses Zeichen ist das wahre Zeichen des Satans; das des Antichristen, von dem in der Apokalypse Erwähnung geschieht, wird gewiß kein anderes sein. Ich sage, daß diese Kreuzform uns überraschte und dennoch würde es uns in Wahrheit mehr überrascht haben, wenn wir dieses Zeichen in Afrika, namentlich in Urundi, nicht gefunden hätten. Es ist ja eine allgemein bekannte und von allen Statistiken bestätigte Tatsache, daß der Antikatholizismus stets mehr Anhänger hatte und noch hat als der allein beseligende Glaube. Traurig, aber wahr! * * * MM . MM.MM MM eine Bitte hätte ich an die hochwürdigen Herren K a p l ä n e, Kooperatoren, Pfarrer re. re., denen einige Werke von irgend einem Kirchenvater die Bibliothek überfüllen, und die vielleicht doch selten Zeit haben, sie zu benützen! O! wenn die «Summa Theo- logica Sancti Thomae»-----Wir arme Patres hier haben in unserem Bibliothekchen nicht ein einziges Exemplar von solchen Büchern und sie wären uns doch so notwendig! Wenn sie auch schon ziemlich alt und abgenützt sein sollten; macht nichts! Immo, um so besser! Um so ehrwürdiger sind sie und geben ihren Spendern ein umso löblicheres Zeugnis! Schon im Voraus meinen besten Dank und herzliches „Mergelt’S G ott!" Seite 288 Stern der Neger Nr. 9 Gebelsevhörungen ^ Aus Kirchb ach. Vor zehn Tagen wandte ich mich im vollsten Vertrauen an Euch mit der Bitte, für mich zum hhl. Herzen Jesu und zur unbefleckten Jungfrau Maria beten zu wollen und in kaum zu glaubender Weise wurde das Gebet erhört. Schon seit drei Jahren fehlte in meiner Familie der Frieden und nun ist alles anders geworden. — Ich bitte Sie daher, für diese Gebetserhörungen dem hhl. Herzen Jesu und Mariä zu danken und mich und meine Familie deren Schutz anzuempfehlen. Brixen. In einem sehr schweren inneren Leiden, das von körperlichen Leiden begleitet war, habe ich mich vertrauensvoll an das göttliche Herz Jesu gewendet und im Falle der Erhörung Veröffentlichung versprochen. Und das göttliche Herz Jesu hat Hilfe für Leib und Seele gesendet. Gerührten Herzens bekenne ich hiemit, daß es an mir Barmherzigkeit auf bewunderungswürdige Weise geübt hat. Möchten doch alle stets zu diesem liebevollen, göttlichen Herzen ihre Zuflucht nehmen! Ganz sicher würden sie bekennen müssen: Das Herz Jesu ist das beste aller Vaterherzen! M. S. Ebendaselbst dankt ein junger Mann besonders der lieben Gottesmutter Maria, daß sie ihm so augenscheinlich in mehreren Seelenanliegen geholfen hat. Wären nicht gewisse Gründe vorhanden, die es ihm unmöglich machen, so würde er selbst die Güte und Barmherzigkeit seiner himmlischen Wohltäterin vor aller Welt verkünden! ^ Bad Frop. Ich versprach dem hhl. Herzen Jesu, fortan verschiedene Andachtsübungen zu seiner Ehre verrichten zu wollen, wenn mir ein gewisses Anliegen glücken würde. Ich fand bald Erhörung und zwar über alles Erwarten! Dafür sei ihm ewig Dank gesagt! Wenn Sie es für gut halten, so bin ich ganz damit einverstanden, daß Sie diese Zeilen veröffentlichen. N. N. * * -i- n o 9 Qg und Empfehlungen. Ein'e Wohltäterin unseres Missionshauses empfiehlt sich in einem gewissen Anliegen in unser Gebet und das unserer Abonnenten. -Jjt- Aus Innsbruck empfiehlt jemand seinen Sohn dem hhl. Herzen Jesu und der unbefleckten Jungfrau, auf daß er von seinen Irrwegen wieder zurückkehre. N. N. aus Heiligkreuz bittet, seiner am Herz Jesn-Altare eingedenk sein zu wollen. -ŽJ5- Möchte so gerne in ein Kloster gehen, aber immer wieder stellen sich mir soviele Hindernisse entgegen. Empfehlen Sie doch, bitte, mein Anliegen auch einmal am Herz Jesu-Altare. Wenn ich erhört worden bin, werde ich es Ihnen sogleich mitteilen. ^ Frau Maria Fuszla aus Trenesen-Tepliez empfiehlt dem hhl. Herzen Jesu einen Kranken, Bitte etwas für mich am Herz Jesu- und Marienaltare beten zu wollen. Jos.Obl., St. Ulrich. £{£ Ich habe ein großes, inneres Leiden; bitte mich dem hhl. Herzen Jesu anempfehlen zu wollen! Eine Dienstmagd, die krank ist, wird ebenfalls warm empfohlen. Noch eine Dienstmagd in St. Florian (Oberösterreich), vie schon seit langer Zeit krank ist, empfiehlt sich unserem Gebete an den Gnadenaltären. Aus Villnöß empfiehlt sich jemand dem unbefleckten Herzen Mariä in einem inneren Leiden, das ihn schwer drückt, Bin schon seit vielen Jahren krank. Sollten Sie mir vom hhl. Herzen Jesu die Gesundheit erflehen, so würde ich es veröffentlichen lassen und mich auch Ihnen dankbar erweisen! A Aus Innsbruck empfiehlt sich jemand in mehreren wichtigen Anliegen. Aus Tirol. Mein Bruder ist ans Irrwege gekommen; bitte, doch recht inständig für ihn beten zu wollen! Ein Anderer hat mehrere Familienangelegenheiten, die er auch dem hhl. Herzen Jesu und Mariä anempfiehlt. ii- N. N. aus Lienz hat ein großes Seelenanliegen und wünscht auch, in unser Gebet eingeschlossen zu werden. Für die Schristleitung: Anton v. Märt- — Druck von A. Weger's fb. Hosbuchdruckerei, Brixen.