»84» Vöso St u n d e. <^)eqeisterunq, was rns' ich dir Und fleh' dich fruchtlos an? Begeisterung? Wornach? Wofür? — Bist du sclbstständig außer mir '? In dir? Und wo und wann? Sag' mir, wo du dein Haus gebaut, Welch' Zauber dich bewacht; Voraus dich nehmend hochvertraut, Hol' ich begeistert dich als Braut, .Durch Sturm und Kampf und Nacht. Begeistert für Begeisterung? Der Weg zugleich das Ziel? Wer ist so ungeübt und jung, Der nicht gewahrt den argen Sprung? Wer hat, und sucht noch viel? Du als» selber fehlest nicht-Was sonst denn, wenn ich kalt? «-Wärst etwa du die Flamm' am Licht, Verlöschend, weim's a>, Stoff gebricht, An Nahrung, folgenden Aestc des slavischen Stammes mit einem Alphabete zu versorgen. Höchst wahrscheinlich fällt der Ursprung dieser Buchstaben in die erste Hälfie des sechsten Jahr-Hundertes, als schon alle Gegenden, von der Donau bis zum adriatischen Meere, und von Constantinopel bis in das Herz Germaniens, von Slaven überschwemmt waren. So viel ist es gewiß, daß sich die Eroatcn schon im siebenten Jahrhunderte mit ihrer eigenen Handschrift gegen den Papst verbanden, keine Kriege mehr führen zu wollen. Erst im neunten Jahrhunderte reformirten die griechischen Mönche das slavische Alphabet. Constantln, ein griechischer Priester, nachmals Kyrillus genannt, machte sich darum be-sonders verdient. Noch als die Slaven zum christlichen Glauben bekehret waren, verharrten sie so hartnäckig auf den Gebrauch ihrer Muttersprache bei dem Gottesdienste, daß Papst Adrian der Zweite dem Kyrillus erlaubte, die Meß- und andere lithurgische Bücher in das Slavische zu übersetzen, und den Gottesdienst in dieser Sprache abzuhalten. Noch im sechszehnten Jahrhunderte schrieben die Krämer ihre Sprache glagolitisch; man findet noch dergleichen Handschriften, aber in Urkunden darf man nie die glagolitischen Buchstaben suchen, weil die Urkunden, besonders die öffentlichen, nur von deutschen Herren ausgingen. Laibach verlor seine gla« golitische Buchdruckerei im sechszchnten Jahrhunderte, sie befindet sich gegenwärtig in der Propaganda zu Rom. Ungefähr um die Hälfte des sechszehnten Jahrhunderts ließ Primus Trüber, ein Domherr zu Laibach, einige krainische Reformationsschriften mit lateinischen Lettern drucken. Man sehe hierüber die Vorrede zur krainischcn Bibel von Georg Dalmatin. Wittenberg 1584, Folio. Die Capelle. Droben stehet die Capelle, Schauet still in's Thal hinab, Dluiiten singt bel Wies' und Quelle Froh uud hell dcr Hirtenknab'. Traurig tönt das Glocklein nieder, Schauerlich der Leichenchor; Stille sind die frohen Lieder, Und der Knabe lauscht empor. Droben bringt man sie zu Grabe, Die sich freuten in, dem Thal; Hirtenknabe! Hirtenknabe! Dir auch fingc man dort «inmal. L. U hl and. Vizareerie «. i. Recept für die Männer, um von den Damen geliebt zu werden. Man nehme zwei Unzen Assectation und eine Unze Eleganze und lasse sie in einem, mit hinrci. chcndcr Dosis Geduld gefärbtem Wasser auflösen. Delicatrsse, Empfindlichkeit, üble Laune, für zcdes eine Drachme, dann lasse man drei Drachmen schlanken Wuchs und interessante Blässe, drei Zehntel Gran Verstand und einige Atome Geist ldcstilli-rcn; mit Geduld gelingt Alles, ohne dieselbe nichts. Ist dcr Effect gut, füge man hierzu noch drei Unzen Zeitvertreib für die Mutter und doppelt so viel Zuvorkommenheit für die Tochter. 63 Ejn Zehntel Gran Kurzsichtigkeit, welche durch zierliche Brillen abzuhelfen, und dieselbe Dosis par-fumirtcr Haare unter die Nase und das Kinn, eine Unze Eifersucht und Tollheit, drei Unzen Geschmeidigkeit und eben so viel Verschmitztheit. Eine Drachme nichtssagendes Lächeln für das Theater und den Ball, mtt zwei Drachmen mimischer Augen« spräche. Dieses Gemisch klug und schnell zubereitet, sichert einen guten Erfolg. 2. Recept .für die Damen, um von den Männern geliebt zu werden. Nchmt ein Pfund Eoketterie, wohl gestoßen und gerieben in einem Gefäß von Wankclmuth; füget dazu zwci Unzen auflösbaren Weinstein und mischet dem Ganzen eine hinreichende Dosis anscheinender Ernsthaftigkeit bei: daraus machet drei Portionen — eine für die Morgenvisiten, die jedoch nicht früher angenommen werden dürfen, als wenn schon die Sonne hoch am Mittagshimmel steht — die andere für zärtliche Nedensvouz ___ und die dritte für das Theater. Alle zwei Stunden des Tages nehmt eine Pille Schwärmerei. Auch müßt lhr immer ein Dutzend Thränchen und Seufzer in Bereitschaft haben, ein halb Dutzend Ohnmachten, HUilnlum 5alis Konvulsionen und sechs Pfunde Echwache. - . Beste Lcbe'nsrcgel. Viel versprechen, wenig halten, nichts verlangen, heftig eifern und zür rechten Zeit wieder die Gleichgültige spielen. 3. M Recept, gratis zu speisen. Geschmackvolle, Toilette; großer Luxus an Kleidern, kostbare Ring.', eine zierliche Cylinder-Uhr mit prätioscn Gehängen, eine goldene Tabatine im> mer wohl gespickt mit dem feinsten Rappe; klirrende Eporen, eine hohe zierliche Gestalt, immer von Protectionen sprechen, die man submisscn Compc-tentcn gnädigst angedcihcn läßt,.ein schmeichelhaftes nie verschwindendes Lächeln, nie schweigen, unaufhörlich sprechen und immer Recht haben. Bei Tische den Damen Schönheiten sagen, den alten sowohl als den jungen, den geistreichen Eoketten und den albernen Tanten und Muhmen; man zeige vielseitige Kenntnisse oder wisse sich mindestens den Schein von allumMender Bildung zu geben; man assectire den Gelehrten, was der seichteste Kopf bei hinlänglichem Raffinement zü Stande bringen kann, dichte in Reimen, improvisire u s. w. Man wisse alle Neuigkeiten des Tages, die Liebeleien jeder Schönen, die Thorheiten jedes Gecken, entschuldige die ersteren, geißle die andern, vor allem aber spotte man der Narrheiren eines jeden eifersüchtigen Ehegatten, der Drangsale eines jeden unglücklich Liebenden, der Stoßseufzer jcdcs bankerutten Stutzers. Man rede Uebles von seinem Nächsten mit Zusätzen ohne Ausnahme, ohne Mitleid, ohne Echo--nung; im Theater zeige man sich in den ersten Logenreihen, man imponire in den Hotels und Caf--fch's, man werde zum Dictator in den abendlichen Männcrcirkeln und Elubbs. Weitere Erfordernisse: Luchs-Augen, ein Pro-teusgesicht, Ohren eines musikalischen Feinhörcrs, tie geläufige Zunge eines Comikers, Schulden haben und zwar viele und alte,... und zuweilen im Fiaker fahren. S fd. Der Glaube an Wehrwölfe in ^ Polen.) Wehrwolf bedeutet bei den Ncußen einen Menschen, der durch Hexereien in einen Wolf verwandelt ist. Bei den Serviern und Morlachen jedoch^ eben so wie bei den Böhmen, bedeutet dieß Wort so viel wie Gespenst: auch hört man bei diesen slavischen Völkern kcine den unsrigen hierin ähnlichen Sagen. Dem Aeußern nach sollen sich diese Un-thiere durch ihre ungeheure Größe von den gewöhnlichen Wölscn unterscheiden. Sie zeichnen sich durch eine besondere Kühnheit aus, werfen sich blindlings auf alle Menschen, verwunden und todten dieselben und sind vorzüglich nach jungem Blute begierig, weßhalb sie auch am meisten Kinder anzufallen pflegen. In wie weit ich diesen Gegenstand mit aller Aufmerksamkeit habe untersuchen können, sind die Erzählungen von Wchrwölfen jetzt noch größtenthcils längs dem Bug in den rcußischen Colonien der Woiwodschaft Podlachien bekannt. Am Dniestr hahe ich fast nichts davon gehört, obwohl Adam Naru-ßewicz dort noch die Spuren der Herodotischen Neuren zu finden meint, die sich zu gewissen Iah-icszeiten selber in Wölfe und dann wieder in Menschen verwandeln konnten. Die Zauberer und Hexen haben, der Sage zu-jolge, die Gewalt, jeden Menschen in cincn Wolf zu verwandeln. In der Woiwodschaft Podlachien, im Dorfe Chlopkow, unweit des Städtchens Losice, kam eine böse Hexe auf eine Hochzeit, um aus Rache ') Wehrwolf l^lsit im Polnische!! Willolak von W'lk. Wett lmd,ist dacsclbc Wort, das ,v>r im Neuginchisch'-n " K Nroukölatas. Vampvr, findc". Das Ol'igc '«V"'^", Lovcstam, eütnoiiüix'». 64 für irgend eine Beleidigung die Neuvermählten in Wchrwölfe zu verwandeln. Sie drehte deßhalb ihren Gürtel zusammen, legte ihn auf die Schwelle und dann braute sie einen Trank aus Lindenholz und goß diesen gekocht den Leuten unter die Füße. So erzählte mir eine Bäuerinn, welche diese Hexe persönlich gekannt hat — und das soll im Iayre 1821 oder 1822 geschehen seyn. Als die Neuvermählten mit den Hochzeitsgästen über die Schwelle des Hauses traten, wurde der Bräutigam mit der Braut und ftchs Brautführern in Wehrwölsc verwandelt. ^5>ie flohen aus der Hütte und liefen drei ganze Jahre in Wolfsgestalt um das Haus der Hexe mit furchtbarem Geheul herum. Als nun der Tag heran kam, an dem sie wieder entzaubert werden, sollten, heulten sie kläglich an der Thüre des bösen Weibes. Die Hexe trai mit einem Pelz heraus, bei dem das Haar nach Außen gewendet war. Damit bedeckte sie einen Wehrwolf nach dem andern und gab.ihm dadurch wieder die menschliche Gestalt zurück. Dem Bräutigam jedoch, dem sie den ganzen Körper und nur den Wolfsschwanz nicht bedeckt, blieb dieser schon auf immer, und wenn er dann in seiner Jacke auf die Arbeit ging, bemerkte man durch die leinenen Beinkleider gar leicht die unbequeme Zierde. »Obgleich die Hexenmeister," so sagt Stanislaw Dunczewsky, der bekannte Herausgeber polni-nischer Kalender in der Mttte des vorigen Jahrhunderts, »obgleich die Hexenmeister nicht das We-sen eines Menschen in Ochsen, Pferde oder andere Thiere zu verwandeln im Stande sind, so können sie. ihn doch äußerlich in jede beliebige Bestie verwandeln, und ihn auch allen Instinct derselben an» nehmen lassen." Die folgende Erzählung gibt noch andere Arten an, auf welche die Wehrwölfe wleder in Men« schen verwandelt werden können. Ein Soldat ging durch ein Dorf, in welchem gerade Hochzeit war. Der Bräutigam, von stavtcm Trunke glühend, hetzte die Hunde auf ihn los: dafür verwünschte ihn der Krieger und rief im Zorn: »Warte nur! du wirst sehen, wie bald dieselben Hunde dich anbellen werden.« Sogleich war auch das Braucpaar nebst den Hochzeitgästen in Wchrwölfe verwandelt, die unter Menschen und Vieh großen Schaden anrich< ' teten,. Dieß geschah im Jahre 1820; ein Paar Jahre später hörte ich von Jägern aus der Umgegend, daß man kürzlich auf der großen Wolfsjagd drei Wchrwölfe getödtet, die während jener Hochzeit durch des Soldaten Fluch verwandelt worden wa. ren. Die Beweise dafür waren unlaugbar. denn unter dem Fell des einen Wolfes fand man eine Geige und anderen Musikantenkram, unter Vem zneten das Hochzeitskleid des Bräutigams, unter dem- dritten 'den Putz der jungen Braut. Noch vor der Jagd, gleich als die Geschichte bekannt geworden war, beschloß ein renßischer Bauer, diese Wehrwölfc zu entzaubern. Zu diesem Zwkck nahm er ein gebratenes Ferkel, ein geweihtes Brod. und eine Heugabel mit sich und ging in den Wald", um einem Wehrwolf zu begegnen, wa3 ihm jedoch nicht glückte. Wenn er einen angetroffen hätte, so würde er ihm Ferkel und Brod vorgeworfen haben: der Wchrwolf, hä'tte sich dann, nachdem er diese aufgefressen, auf ihn selber geworfen; doch würde ihn der Bauer mit der Heugabel auf den Kopf geschlagen und ihm dadurch seine ursprüngliche Gestalt zurück gegeben haben. Das Wort Wehrwolf allein diente schon als Schreckmittel. Daher findet man bei den Polen auch mehrere darauf bezügliche Sprüchwörter. Man sagt: »er ist gefräßig wie ein Wehrwolf," und zwar nicht allein von starken Essern, sondern auch von muthigen Kriegern. Ferner sagt man noch: »er hat sich eingefressen wie ein Wehrwols; — er hat sich in die Schüssel Grütze eingefressen, wie ein Wehrwolf u. s. w." ... Feuilleton. (Das Wörtchen «man.«) Die zahllosen 0n lli«.'5,-an denen die französische Prcjie ganz bc^ sonders reichhaltig ist, haben einem Berliner Blatte zu einer artigen Philippica gegen das Wörcchen man Anlaß gegeben: »Man- ist Niemand und doch die ganze Welt; man hat Niemand gesehen, und doch begegnet es einem überall: es ist nirgend, und doch belästiget es die Eide mit seiner fortwährenden Gegenwart. Es gibt Niemanden, dem es nicht einen fchlech-ten Streich gespielt hätte; jeder sehe sich vor, es streift durch die Lüfte, wandelt auf der Erde umher, wohnt in jedem Munde, schwimmt auf allen Zungen, und vergiftet alle Unterhaltungen. Zugleich ist es der größte Schwätzer: es erzählt, was es weiß, und lieber noch,.,wa5 es nicht weiß; es horcht an allen Wänden, versteht die Gedanken, sieht die Finsternisse, erräch das Schweigen, und übersetzt eine Vermuthung m die Gewißheit. Wenn irgend eine falsche Nachricht iO Publitum umgeht, man hat sie ausgebracht, un> dabei verbirgt es sich hinter dem Schleier der Anonymität und trifft ungestraft. Man eittdeckt Meerschlangln und musikalische Spinnen; m a n findet römische Vtra-«ßen auf Rübenfeldern und Schätze in Stiefeln; man setzr alle jene typographischen Lockvögel in Bewegung, deren Concert Paris jeden Morgen in Aufruhr bringt. Man ist der schlaueste Philiant, den man sich denken kann, man nennt Niemanden, verräth nichts, man vergißt gern, wodurch es compromittirt weiden könnte, 'und wandelt medisirend und anschwärzend ruhig seinen Wcg, ohne sich um die Zuchtpolizei zu bekümmern. Dieses Pronomen versteckt sich hinter eine Phrase, verschanzt sich in einer Parenthese, und stürzt melichclmöroerisch aus euch los, ohne zu rufen: Vor-aesehen! Und wenn ihr zur Hilfe ruft: .wer lst es? fraat man denn, was haben Sie? Es lst Nlemand, es'ist man. Man ist eine Cartouche m drei Buchstaben, der mehr als zehn Räuberbanden geschadet hat. Man muß abgeschasst werden! Wir verlangen, daß man aus allen mehr oder weniger acadenu,chen Wörterbüchern gestrichen werde! Er und Sie genügen vollkommen zur Verständlichkeit eines Dialogs. Auflösung der ChcBgd'e aus dem Illyr. Blatte Nr. 12: Diebstahl. Verleger: Ignaz Alpis Edler v. Kleinmayr.