Sonäer-Müruck an- der veutscb-evangelircben Wochenschritt „Vie Wartburg" vom s. April rsos, V. Jahrgang Nr. Anastasius Grün. 6in Gectäcktnisblatt 2» seinem kuncterljäkrigen Geburtstag von Or. 0. I)egemann. München >yoH. Verlag von J. F. Lehmann. Anastasius Grün. Anastasius Grün. Am ff. April O06 jährt sich der Geburtstag eines der größten deutsch-österreichischen Sänger zum hundert¬ sten Male. Ts ist das Jubiläum A n a st a s ius Gr ü n s. hinter diesem Dichternamen verbirgt sich bekanntlich der Name eines der ältesten und edelsten Adelsgeschlechter Oesterreichs, der Grafen von Auersperg, die noch heute auch den Titel Herzöge von Gottschee, der südlichsten deutschen Sprachinsel in Oesterreich führen. Anton Ale¬ xander Maria Graf von Auersperg ist vor gerade hundert Jahren in Laibach in Rrain geboren. Des deutschen Dichters Geburtshaus ist das „Deutsche Haus", das Aomthurgcbäude des deutschen Ritterordens, das bei der Erdbebenkatastrophe von fbsjü in Trümmer sank. Nur eiue bescheidene Gedenktafel erinnert heute in Laibach an Laibachs größten Sohn. Tin anderes Denkmal zu errichten, gestattet der Fanatismus nationaler Gegner in dem nun gerade ein Vierteljahrhundert slowenisch be¬ herrschten Laibach nicht. Ist doch felbst jene bescheidene f886 vom Laibacher deutschen Turnverein gestiftete Ge¬ denktafel immer wieder von bübischen Händen besudelt worden — zum Dank dafür, daß Anastasius Grün in seinen „Liedern aus Arain" den im vorigen Jahr durch ein prunkvolles Denkmal geehrten slowenischen Dichter jÜrescheren in die Literatur eingeführt hat! Mag der Dichter aber auch Gegenstand des sla¬ wischen und ultramontanen Hasses sein, mag er von seiner eigenen, streng klerikalen Blutsverwandtschaft als ein Abtrünniger verworfen werden, wir Deutschevange- 6 lischcn haben um so mehr die Pflicht, ihn zu feiern. Denn, wenn er auch an hinreißender Gewalt und melo¬ dischen: Schmelz hinter seinem Freunde Nikolaus Lenau, wie auch den anderen österreichischen Freiheitssängern Hermann von Gilm, Robert Hamerling, Adolf Pichler zurückbleibt, an geschichtlicher Wirkung wie an Linfluß auf die Zeitgenossen, kann sich keiner unter allen Sän¬ gern des hochbegabten Volkes der Alpen und Sudeten messen mit Anastasius Grün. Nur der Tiroler Walther von der Vogelweide läßt sich ihm darin vergleichen. Die freiheitlichen Errungenschaften der Aera von (86? sind nicht zum kleinsten Teile seinem Liede zu ver¬ danken. Wit weithin durchhallendem Klange durchtönte es den Kampf jener Tage. Seines Worts Gewalt hat die Gemüter aus dem überkommenen Schlendrian auf¬ gerüttelt und zur Tat befeuert. Ts ist die Aufgabe unsres Blattes, besonders auf diese religiös-reformatorische Be¬ deutung der Dichterwcrke des prächtigen Alannes hin¬ zuweisen.*) wir vergessen Labei nicht die Verdienste, die sich der „Staatsmann Graf Auersperg" (nach der Inschrift auf den: Grazer Denkmal Grüns) erworben. Längst als ein Haupt der liberalen Partei in seinem Vaterlande geehrt, wurde Auersperg (8H8 vom Kreise Laibach in die Frankfurter Nationalversammlung entsendet. Die bald hereinbrechende Reaktion verbannte ihn aus dem poli¬ tischen Leben. Trst nach des allmächtigen Bach Sturze, (859, trat er wieder in den verschiedenen österreichischen Vertretungskörpern hervor. Zehn Jahre erneuerte er alljährlich im Herrenhause seinen Angriff auf das Kon¬ kordat. Zuletzt kam jene denkwürdige Szene vom 20. Wärz (868, da er seine berühmte Rede gegen das „gedruckte Tanossa" hielt, „in welchem das (Oesterreich des (9- Jahr¬ hunderts für den Iosefinismus des (8. Jahrhunderts in Sack und Asche zu büßen hatte". Dann führte Graf Auersperg den gelähmten greisen Franz Grillparzer zur Abstimmung und gemeinsam gab das Sängerpaar seine Stimme ab für die Aufhebung des Konkordats. Auch *) Siehe Paul Hermens „Anastasius Grün". Ein Zeitbild aus der österreichischen Dichtung. (Leipzig, Carl Braun. Preis so pfg.) ? in den kirchenpoliüschen Debatten von l87H glänzte Graf Auersperg als Vorkämpfer der Neformgesetzgebung. Dem krainischen, dann dem steierischen Landtage gehörte er von s86s — (867 an und kämpfte hier gegen die vereinigten Slowenen und Klerikalen. Er starb (2. September (876 zu Graz. Unvergleichlich bedeutsamer als diese politische Tätig¬ keit aber ist des „Dichters Anastasius Grün" Wirk¬ samkeit. Allenthalben sind es deutsch-evangelische Klänge, die uns aus den Dichterwerken des österreichischen katho¬ lischen Grafen entgegentönen. Schon in dem Werke seiner dichterischen Anfangszeit, der (830 erschienenen epischen Dichtung „Der letzte Ritter" (Kaiser Max), spricht er es aus, daß alle politische und soziale Freiheit sich gründen muß auf die religiöse. Diese Erkenntnis bringt er zum Ausdruck in einer Szene des „Letzten Ritters", in der Kaiser Ukax seinem Enkel und Nachfolger, Karl V., seinen letzten väterlichen Rat und Segen gibt. Diese Szene ist natürlich ungeschichtlich — Karl V. hat seinen Großvater nie gesehen — aber der Dichter wollte etwas derart haben, um über die Zeit, dis er besungen, hin- wcgzuweiscn auf Tage, die den Leser näher angingen. So legt er denn dem sterbenden Vertreter der alten Zeit die Weissagung auf die heraufziehcnden Reforma¬ tionskämpfe in den Rlund: „Dich rufen andre Rümpfe, die Schwerter rosten ein, Lin Rumpf wirds der Gedanken, der Geist wird Kämpfer sein! Lin schlichtes Mönchlein predigt zu Mittenberg im Dom, Du bebt auf altem Thronsitz der Mönche Fürst zu Rom. Lin neuer Dom steigt herrlich in Deutschland dann empor, Da wacht mit Lichteswaffen der heil'gen Streiter Thor, An seinen Pforten möge der Spruch der Weisen stehn: Isis Gottes Mort, wirds bleiben, wo nicht, selbst untergehn! Am Altar weht ein Flämmchen, die Flamme wächst zur Glut, Aur ries'gen Feuersäule rotlodernd fast wie Blut! G fürchte nicht die Flamme, hellprasselnd himmelan! Lin himmlisch Feuer zündet kein irdisch tsaus euch an. Geläutert schwebt aus Gluten dann der Gedank' ans Licht, Und schwingt sich zu den Sterneni V hemm im Flug ihn nicht! Frei wie der Sonnenadler mutz der Gedanke sein. Dann fliegt er auch wie jener zu Licht und Sonn' allein." 8 Diese Worte richten sich vie,l mehr an Kaiser Franz als an Karl V. und der Dichter weiß sehr wohl, warum er Reformation und Ge¬ dankenfreiheit zusammenbringt. Das offenbart sich besonders deutlich in der im darauffolgenden Jahre f83l erschienenen erfolgreichsten Dichtung Grüns, den „Spa¬ ziergängen eines Wiener poete n". Es ist der machtvollste Protest aus vormärzlicher Zeit gegen die dumpfe Reaktion der Wetternichschen Periode. Resser als irgend ein anderer Dichter jener Tage durchschaute in diesem Dichterwerke Grün, daß hinter dem neugekräf- tigtcn Absolutismus eine andere wacht stehe, gefähr¬ licher als irgendeine, eine Wacht, welche begriff, daß der Drang, lästige und schmerzliche Retten abzuschütteln, auch ihr verderblich, ja tödlich werden könnte, und daß es an der Zeit sei, mit dem Despotismus gemeinsame Sache zu machen: Der wtramontanismus, der seit der Wiederherstellung des Jesuitenordens f8f^ Riesenfort¬ schritte gemacht hatte, der wtramontanismus, der sich der Revolutionsfurcht der Herrschenden als der sichere Felsen der Autorität empfahl und nach so vielen wohl¬ verdienten Demütigungen nun aufs neue in der Aureole der einzig staatserhaltenden wacht erstrahlte. In Ver¬ kennung Jahrhunderte alter kehren der Geschichte sahen die Fürsten, darunter auch die Hohenzollern, in Rom ein Wittel, ihr Gottesgnadentum zu stützen. Auch Preu¬ ßen schloß damals bald wieder seinen Frieden mit der Kurie, in Oesterreich war der wcrus so wie so von jeher allmächtig, abgesehen vom josefinischen Jahrzehnt. Die vereinten Wächte staatlicher und kirchlicher Reaktion boten alles auf, die neuerrungene Wacht nach Kräften zu nutzen, um so mehr, als die Julirevolution die Ge¬ fahr wieder in ihrer ganzen Größe zeigte. Wit dem Drucke von oben aber wuchs der widerstand von unten, die Stimmung wurde immer gespannter, das Feuer glühte unter der Asche, um zunächst nur in einzelnen Kund¬ gebungen und Schriften sich zu entladen, bis dann lM8 die Explosion erfolgte. In diese gewitterschwülen Tage platzten die „Spa¬ ziergänge" Grüns hinein wie ein Frühlingssturm. Hier weht ein anderer Hauch als in seinen bisherigen Schöp- 9 fungen. Das kalte Feuerwerk der Schlagworte und Anti¬ thesen ist abgebrannt, der Dichter läßt das Donner¬ grollen des ehrlichen Zornes, auch die Sonnenblicke fröh¬ licher Hoffnung spielen. Er ist mit ganzem Herzen dabei und er findet für da^, was ihn beseelt, zarten und mächtigen Ausdruck. Wie feiert der damals 25jährige Dichter hier „des frommen Mannes Lutheri neue Lehren": „Die aus dumpfen Klostermauern frei und leuchtend einst entstiegen, wie aus schweren Felsgeklüften Scharen weißer Tauben fliegen. Und sie flogen bald auch siegreich über Gcsterreichs Toren hin. Die Verwegnen sah mit Zürnen Kaiser Ferdinandus ziehn, Und Edikte ließ zermalmend über sie vom Thron er fallen, wie von hohen Felsenhorsten «Leier mit den scharfen Krallen." Wie 600 Jahre vor ihm Walther vou der Vogel¬ weide die schärfsteu Pfeile seines Liedes gegen den Anti¬ christ zu Nom gerichtet hatte, so erhob hier Grün wieder und wieder seine Stimme gegen die ultramontane Gefahr: „Stoß insHorn, Herold des Krieges: Zu den Waffen, zu den Waffen Kampf und Krieg der argen Horde heuchlerischer dummer Pfaffen Aber Friede, Gottesfriede, mit der frommen priestei schar, Frieden ihrem Segensamte, Ehrfurcht ihrem Weihaltar. Linst von Gott erbaten Priester wohl die Sonne für die Erde, Daß der Tag, der schöne, Helle, schöner noch und Heller werde; Doch des Ulonds, der Stern' Erlöschen flehten Pfaffen stets herbei, Daß die Nacht, die schwarze, finstre, schwärzer noch und finstrer sei." Der Dichter ruft gegen solche Nacht den Geist Josefs II. zur Hilfe, der einst die „dicken, plumpen, kugel¬ runden Pfaffen" abgetan und nun gegen die Dünnen, d. h. die modernen Jesuiten, die „leise kriechen wie die Viper", uns beisteheu sollte: „Längst schon hat ein tapfrer Ritter kühn der Dicken Heer gebändigt Und als goldner Stern des Tages jene finstre Nacht geendigt! Joseph hieß der Stern und Ritter! Wien, du kannst sein Denkmal sehen! Ach und will denn gen die Dünnen nimmer solch ein Held erstehen?" Josef II. wird mit den unsterblichen Strophen ver¬ herrlicht: O „Lin Drspot bist du gewesen! Doch ein solcher, wie der Tag, Dessen Sonne Nacht und Nebel neben sich nickt dulden mag, Der zu dunklen Diebesschlüften die verhaßte Leuchte trägt, Und mit goldner Hand ans Fenster langer Schläfer rastlos schlägt. Lin Despot bist du gewesen! Doch fürwahr, ein solcher bloß, Wie der Lenz, der Schnee und Kälte treibt zur Flucht erbarmungslos." Doch ach! Auf die Aufklärungszeit Joses II. folgte wieder der lastende Druck der Aletternichzeit, die der Dichter mit den schärfsten Hieben geißelt, deren schmach¬ volle Vorgänge er der Verachtung prcisgibt. Lr sieht im vüudnis der Pfaffen mit der weltlichen Despotie zur Unterdrückung der Geistesfreiheit den Ursprung aller Nebel. In dem Gedichte „Wohin?" malt er mit düsteren Farben das Ziel, dem solches Wesen vorarbeitet. Schwarz genug zeigt sich die Zukunft, der Oesterreich unter solchen Auspizien zusteuert: „Seiner Fürsten Szepter formte sich zum Weihbrunnsprengel um Und ihr Purpur, der vecschwärzte sich zum mönch'schen Pallium. Aus den alten Tagen mochten nur die Weihrauchfässer bleiben, Die noch immer, lustig qualmend, obligate Wolken treiben." Druckerpressen — eine unbekannte Sache. Druck? jawohl: Steuerdruck, anderer wird nicht mehr geduldet: niemand schreibt, es sei denn der Steuerschreiber: „Am Katheder trägt der Lehrer schaudernd seinen Schulern vor, Wie zwei fürchterliche Inseln ragen nah am Pol empor, Line voll von Kannibalen, menschenfressend gleich den Raben, Line andre, wo da wohnen Menschen, die Gedanken haben L'wge Nacht ist eingebrochen übers ganze, arme Land, L'wgen Nebels dichte Schleier ruhn darüberhin gespannt; Mond und Sterne sind erblichen, ein Gestirn doch blieb noch iminei : Nur das Sterncnbild des Krebses deutungsvoll in fahlem Schimmer. Doch vor Sankt Liguoris Kirche, auf der Bank sich streckend breit, Ruft ein heilger Mann behaglich: Welch ein schöner Tag ist heut." In so düsterm Lichte sah der edle Sänger die Zu¬ kunft seines geliebten Oesterreichs liegen! Demgegenüber ist es ihm immer aufs neue vedürf- uis, auf die starken Wurzeln deutscher Kraft, die im evangelischen Glauben ruhen, hinzuweisen. So finden wir in den s837 erschienenen „Gedichten" eine der schönsten Verherrlichungen der Wartburg: u - „Dich, ernste Wartburg, inöcht ich grüßen Als Frühlingsburg zu aller Frist, Da deutschen Lenz treu zu umschließen Freistatt und Liebeshort du bist. — In dichter Wälder dunklem Rahmen Warst du ein lichtes Frühlingsbild, Daß allen, die zu dir je kamen, Lenzahnung süß im Herzen quillt. — Du Fels, draus los dis Donnerwolke, Das Lenzgewitter, Luther, brach, Da der Prophet zu seinem Volke verhüllt aus Wolkenschleiern sprach I — Das Wetter hat gereint, durchschüttert Den Himmel, daß er Heller blaut, Manch morsches Haus in Grund gesplittert, Daß fester, schöner man's erbaut." Noch gewaltiger verherrlicht der Dichter Luther in der erst nach seinem Tode erschienenen Sammlung von Gedichten: „In der Veranda". Hier wendet sich der Dichter in den abermals „Zeitklänge" betitelten Ge¬ dichten aus den Sturmjahren lM8/V scharf gegen die Regierung, die von ihrem kleinlichen Standpunkte aus nicht in der Lage ist, den großen Geistern, den Wohl¬ tätern des Volkes und der Menschheit, den echtesten Ver¬ tretern germanischen Geistes, gerecht zu werden, weil sie nicht in ihren engherzigen Maßstab passen: Die Wal¬ halla zu Regensburg, die von dem idealgesinnten Baycrnkönige gegründete Ruhmeshalle der Deutschen, hat für drei Männer keinen Raum, für drei Männer, deren Namen vor anderen ein echtes deutsches Herz höher schlagen machen: Luther, Josef II., Andreas Hofer. Diese drei aber — der Tote braucht nicht mehr bescheiden zu sein — verlangen Linlaß. Lin Mönch i st d e r e rste — freilich paßt die Rutte schlecht zu seiner Rcckengestalt — die Bibel hält er in der Hand und schlägt damit an die Pforte: „Die schlimmsten Retten, die mein Volk getragen, Wahnglaubens Retten hab' ich stolz zerschlagen, Dreiköpf'gen Höllenrachen kühn zertreten, Der sich in dreifach Rronenband vermummt. Dem deutschen Wort, dem Seraph gramverstummt. Löst' ich die Dung und lehrt' ihn singen, beten Und reden treu die Sprache der Propheten. Nur halbes Ernten gab der reiche Same, Zerspalten hat mein Volk der Streit um Garben, Der Riß ging durch mein Herz, noch trägts die Narben! Tut auf, Utartinns Luther ist mein Name." Luther erhielt übrigens schon im folgenden Jahre f8V bas ihm in der deutschen Walhalla gebührende iLhrendenkmal! Tin ebenso schönes Lutherlied findet sich auch in den „Liedern aus Rrain": „Vas Licht, entquollen einst in Strahlen Dem Lämpchen jenes Bergmannssohns (Luther), Ls flog vom Schacht zu Höh'n des Throns, Und leuchtet' einst auch diesen Talen. Gesalbte Schergen doch zertraten Mit plumpem Fuß den Funkenrest, Die Finsternis begann ihr Fest Und Geistesnacht reift ihre Saaten. Sie heimsen ein, welch lustig Treiben! Hei, wie der Peterspfennig springt!" Aber eben deshalb ist Hoffnung, daß es anders werde: „Doch wo des Tetzels Büchse klingt, Wird auch nicht fern der Luther bleiben." Und hat der Dichter nicht recht gesehen? Geht nicht heute der Geist Luthers durch die Lande der Mstmark und predigt! „Los von Nom!?" Noch unmittelbar vor seinem Tode, im Herbst (8?6, hat der Dichter in der Widmung der siebenten Auflage seiner „Spaziergänge" dem deutschen Gstmarkvolk als letztes Vermächtnis den Luthergeist beschworen: „Aus ihren Schleiern läßt die Zeit Im Fürstenkreis ein Mönchbild ragen, Zu Worms sein mahnend Wort zu sagen. „Nur Heil dem Geiste, der befreit!" Weit leuchtend in des Sohnes Hand Lin funkelnd Kleinod seh' icb blinken, wie einer Krone goldne Zinken, Der jenes Wort umsäumt den Rand. Die alte Römerkrone ist es nicht. Der Schmuck und Sold in röm'scher Frohne, Nein, Deutschlands stolze Aukunstskrone, Die eignem Sieg das Volk einst flicht! — sS Lin Deutsch wie's jenes Wahnwort spricht, Der span'sche Karl hat's nickt verstanden, Nicht andre, die nach ihm sich fanden, Ihr Lnkel trägt die Krone nicht". In einem seiner Sonette: „Römischer Wegweiser" aber hat der Dichter durch ein treffliches Gleichnis die Art beschrieben, wie man sich Nom gegenüber zu be¬ nehmen habe: „Wenn, deutsche Herzen, deutsches Land zu spalten, Aufs neu die Blitze sprüh'n vom Vatikans, Seh' ich im Geist als Vorbild, das uns mahne, Zwei deutsche Freunde, die durch Rom einst wallten. Getrennt, versprengt im Menschenozeane Sucht irrend, Freund den Freund — vergeblich Walten! Bis vom Sankt Peter Glockenrufe hallten. Der Pontifex sich zeigt auf dem Altane. Lr spendet Segen, schleudert Bannesstrahle, Aufs Knie sinkt alles Volk mit einem Male, Sich beugend vor dem Haupt, tiarumwunden. Wie Säulen blieben nur zwei Männer stehen, Die Freunde sind's, sie haben sich ersehen. Und, aufrecht stehend, wieder sich gefunden." Aufrecht, im Luthergeiste: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders", soll der Germane den Germanen erken¬ nen, wenn rings sich beugt das Volk im feilen Sklaven¬ sinne! Fürwahr, ein wunderbar ergreifendes Gleichnis, das mahnend, strafend, warnend hincinklingen sollte in die Geschichte des deutschen Ostmarkvolkes, dem man einst den aufrechten Akannessinn entrissen, das man in den Staub gezwungen vor dem Herrscher im Vatikans, das aber nur dann, wenn es sich aufrichtet im Zeichen Luthers und Bismarcks wieder stellen kann im Rate der deutschen Stämme. Zu solchem Glauben an deutsche Zukunft seines hei߬ geliebten Nibelungenvolkes wollte der edle Sänger sein Oesterreich aufrufen. Pflanzen wollte er: „Glauben an die Sonnenkraft, — Die im Menschengeiste lodert! Glauben an den Lenz in Haft, Der sein Recht des Freien fodert. - Glauben an das Vaterland, An das große, deutsche, Line, Gb auf ein zerrissen Band Heute noch manch Auge weine I" freute, da wir den Iahrhunderttag von Anastasius Grün begehen, da insbesondere die Haibacher Deutschen sich anschicken, d e in Manne ihre Huldigung darzubringen, in dessen hochragender Erscheinung sie auf heißum- kämpsten Boden das beste Wahrzeichen ihrer natio¬ nalen und freiheitlichen Ideale gegenüber slawisch-ultra¬ montaner Hochflut finden können, sollten alle Deut¬ schen, besonders die, welche noch in Roms Lager stehen, seine Mahnung beherzigen: „Ausgestreut an allen Pfaden Ist der Wahrheit Saatensegen: Wer nur sucht von Gottes Gnaden, Findet sie an seinen Wegen. . . . Und der schönen Tat in Worten Könnten wir beinah' entraten; was uns nottut allerorten Ist ein schönes Wort in Traten." KtUirMLft SSSSSSS28S8 J. F. Lehmanns Verlag in München. Pf. F. Hochstetler in Weunkirchen (N.-Ö.) Vie Asrlburg Deutsch-evangelische Wochenschrift (für das Deutsche Reich) vr. Lifenkolb in Aussig a. d. E. (Böhmen) (für Gesterreich). preis vierteljährlich durch die Post oder den Buchhandel 1.5,0 Mk., in Gesterreich bei der Post 1 L 90 b, bei den Niederlagen 1 K 50 ii. Direkt unter Kreuzband vom Verleger fürs Deutsche Reich 1.90 Mk., für Gesterreich 2 K, fürs Ausland 215 Alk. vierteljährlich Line gewaltige Bewegung der Geister ist in Gesterreich erwacht. Bald wird das q.oste Tausend derer voll sein, die sich von Rom lossagten und zumeist der evangelischen Kirche sich anschlossen. Auch im Deutschen Reiche beginnt sich die Zahl der Nebertritte zur evangelischen Kirche zu mehren (so in Bayern, in Sachsen, in Berlin und in den östlichen Provinzen). Die Uebergetretenen tiefer in die evangelische Lebensauffassung ein¬ zuführen, die nach Klarheit Ringenden zu gewinnen, ist das Ziel, welches sich „Die Wartburg" gesteckt hat. „Die Wartburg" gibt aber auch den Freunden der Bewegung über den Fortgang derselben raschen, ausführlichen und zuverlässigen Bericht, sic ist das führende Grgan der evangelischen Bewegung. „Die Wartburg" hält sich in einer geistigen Höhenlage, die sie dem Durchschnitt des Volkes verständlich, aber auch dem Gebildeten lesenswert macht. Jur Mitarbeit haben sich die bewährtesten Führer der deutsch-evange¬ lischen Sache zur Verfügung gestellt Probenummern stehen in beliebiger Zahl zur Verfügung, auch werden solche gern auf Wunsch direkt an Leute gesandt, die Interesse an der Bewegung haben. In Gottes Welt. Ein Jahrgang Predigten über Teile aus den Evangelien von Superintendent l). Lris-rich Me»er, Stadtpfarrer in Zwickau i. S. Nreir geft b Mk, gev 7 INK ... In Gottes Welt — das ist der bezeichnende Titel. In der Welt steht Meyer mit beiden Füßen, aber es ist Gottes Welt, die durch Christus verklärte Welt. Nicht irgend eine dogmatische Aussage über die Person Jesu, s o n d e rn d i e s e s elbst als die Offenbarung Gottes steht im Vordergrund. Gott in Christo, das ist im Grunde das eine Thema aller dieser predigten, deren Sätze wie Mauern sind aus Guadern gebaut, wie Luther und Bismarck ist es Meyer gegeben, stets mit kernhaft-konkretem Wort den Nagel auf den Kopf zu treffen, wir wüßten keinen neueren Prediger, der in lapidarer Kürze und Geradheit so tiefe und große Gedanken böte, wie Meyer. Geschlossen, wie seine ganze Per¬ sönlichkeit, ist auch das Christentum dieser predigten, aus denen die Weltanschauung spricht, die weiß: alles ist euer, ihr aber seid Christi. Dazu ist ihre Lektüre sprachlich angesehen ein Genuß. Das Buch erscheint in München; wir möchten es auch katholischen Geistlichen zum Studium empfehlen, es wird ihnen vielleicht ein Licht ausgehen über die Inferiorität der römischen und die Superiorität der evangelischen Kirche. „Das Pfarrhaus", (y. Iahrg., Nr.