lnr Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. Nedigirt von Leopold Kordesch. ^ R3. Montag am 42^ Februar 1844 . Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes Mal ein halber Bogen, und allmonatlich ein in Wien von Meisterhand in Kupfer gestochene«, kolorirtes Lostumebild, illyrische Volkstrachten in Doppclfigur enthaltend, in Großquart. Der Preis de« Blatte« ist in Laibach ganz« jährig 6, halbjährig 3 fi. Durch die k. k. Post unter Couucrt mit Portofreier Zusendung ganzjährig 8, halbjährig 4 fl. C. M,, und wird halbjährig vorausbezahlt. Alle k, k. Postamter nehmen Pränumeration »n. I n Laibach pränumerirt man beim Verleger »m R»»n, Nr. 190, im ersten Stocke. Biindniß. u8 äe Me^aratt«,, Patriarchen von Aquileja, zum General-Vicär in Laibach ernannt, in wel­cher Eigenschaft er unter anderm im Jahre ^434 den Altar in der Schloßkapelle zu Reifnitz weihete und zwei Jahre darauf (noch^vör^der neuerlichen Stiftung dieses Bisthums durch Kaiser Friedrich IV.), wie das vorbenannte Denk­mal belehrt, am 8. Juli 1436 zu Laibach starb, (^.uztria Zaers, HI. Theil, V. Band, Valvasor VIll. Buch, Pag. 58i, 645, 653 und 6?9). Valvasor nennt ihn Seite 6 53 Pfarrer zu Laibach, und bemerkt ausdrücklich: Martinus , Bischof, sei im Jahre 1456 zu Laibach ge­storben, und in der Kirche des heil. Nicolau s unter der Kanzel begraben worden, wo noch sein Grabstein zu sehen wäre. — Deutliche Spuren an diesem Steine beweisen, daß er durch viele Jahre am Boden gelegen haben müsse, worauf er endlich späterhin bei der im Anfange des vori­gen Jahrhunderts geschehenen Erbauung der neuen Dom­kirche unter den Chor an den Boden, vor wenigen Jahren aber unweit davon auf jene Stelle der Mauer übersetzt wurde, die er noch heutiges Tages einnimmt. Der Hund. Novellette von Narcis Maithal. Juliu s und Amali e liebten einander herzlich, aber ihre Liebe — war hoffnungslos. Amalie verließ sehr selten, und wenn es geschah, stets nur an der Seite ihrer Mutter das Haus. Daher es erklärbar, daß die Liebenden für gewöhnlich sich nicht immer zu sehen bekamen. — Aber wenn ihnen dieses Glück bisweilen lächelte, und dieser letztere Fall sich ereignete, was regelmäßig alle Sonn- und Feiertage ein Mal zu ge­schehen pflegte, dann vermochte ein einziger Blick gegenseitig mehr Eindruck zu bewirken, als tausend unnütze Worte, mit denen ein moderner Courmacher eine vegetirende Co­quette überhäuft. — Julius war arm. — Mittel- und elternlos, war sein mäßiges Einkommen auf den geringen Ertrag beschränkt, welchen er sich durch Ertheilung des Unterrichtes auf dem Pianoforte, dessen er sich als Meister rühmen durfte, zu verschaffen suchte, und der ihn die meisten Stunden tags­über beschäftigte. Amaliens Vater dagegen war ein geachteter Bürger und Handelsmann. Reich und wohlhabend, täglich größerer Forderungen ansprüchig, fröhnte Kur mann einer einzigen Leidenschaft, welche von ihm bedeutende Opfer forderte, und seiner Familie großen Nachtheil drohte. Er war ein unglück­licher Verehrer des Lottospieles, und schonte keinen Preis, mit Gewalt das Glück zu überlisten. Aber ein Mal günstig, wollte ihm dasselbe nimmer wieder gewähren. Sein vor­hin so beträchtliches Vermögen hatte sich allmälich um ein Bedeutendes geschmälert; er sah es alsbald ein, daß keine Möglichkeit an Rettung mehr vorhanden sei. Sein Credit war untergraben, und das unausbleibliche Resultat aller seiner trügerischen Hoffnungen — ein Konkurs. — Der Gram darüber und das verletzte Gefühl seines gewichenen bürgerlichen Ansehens hatten einen plötzlichen Tod zur Folge. Kurmann s trauernde Witwe kam seit dem Hinscheiden ihres unglücklichen Gemahls nicht wieder aus dem Hause, und Juliu s sah seine Geliebte seither gar nicht mehr. Er vernahm mit blutendem Herzen das Unglück, wel­ches sie getroffen, und fühlte sich jetzt doppelt elend, da ihn das Geschick auf ewig zum armen Manne verdammte und ohnmächtig machte, einer Familie hilfreich beizustehen, deren Mitglied zu werden, sein einziges und schönstes Ver­langen auf Erden gewesen wäre. — Die anhaltende Anstrengung seines Geistes, die strenge Diät seines Körpers, dazu der geheime Schmerz, welcher merklich an seinem Leben nagte, untergruben seine ohnehin schwankende Gesundheit gänzlich und nöthigten ihn, auf lange das Bett zu hüten. Da zudem noch der betrübende Umstand kam, daß durch seine Wirkungslosigkeit auch sein Verdienst aufhörte, so können sich meine verehrten Leserinen vorstellen, in welch' elendem Zustande der Arme geschmachtet haben mußte, welcher gänzlich fremdem Mitleide überlassen, hilflos sein Leben hätte einbüßen müssen, wenn nicht ein glücklicher Gedanke in seiner Seele Platz gegriffen, 1>er ihm Mittel 5» an die Hand gab, seine Gesundheit wenigstens in soweit wieder herzustellen, um seinem Berufe nachkommen zu können. Außer Stande, einen Arzt holen zu lassen — richtete er sich eines Morgens nachdenkend an seinem Lager auf, und nachdem er, vorsichtig das ganze Gemach durchspähend, auf das Ende seiner Bettstätte sah, preßte er sich eine be­deutungsvolle Zähre aus dem Auge: Ih m zu Füßen lag sein Hund , und blickte wehmüthig zu seinem Herrn hinan, als wollte er errathen den Ent­schluß, der sein Inneres beschäftigte, als wollte er sagen: „Herr, verstoße nicht dein treues Thier, das einzige lebende Wesen, welches mit ungetheilter Liebe an dir hängt!" Juliu s konnte sich einer leisen Rührung nicht er­wehren. Sorgsam und tiefsinnig strich er dem kleinen Pu ­del die seidenen Mähnen, und in seinen Liebkosungen plötzlich etwas inne haltend, sprach er: »Kleiner Freund! der du schon in so vielen Gefahren des Lebens deine vielfältige Treue bewie­sen, und deinen Werth mir erhöht hast, dich soll ich nun ver­stoßen?! Ich könnte es wahrlich nie thun, wenn nicht die Sorge um's eigene Leben es mir gebieten würde." Da stockte seine Stimme, er sank langsam wieder an das Kis­sen zurück und weinte bitterlich, wie ein Kind , wenn man es von dem klopfenden Herzen seiner Mutter reißen will. — Die alte Dame, die Juliu s gegenüber wohnte, war eine reiche Witwe, welche ihm schon oftmals den Antrag gemacht hatte, ihr sein allerliebstes Hündchen, wie sie es nannte, abzutreten. Er könne begehren nach Belieben, lautete ihre Aeußerung, keine Summe wäre ihr zu groß. Aber Juliu s konnte sich nie dazu entschließen; er glaubte unmöglich je in eine Lage kommen zu können, wo er an seinem treuen Thierchen undankbar handeln müßte. Und dennoch war alles so gekommen, daß er es wohl einsah, es bliebe ihm kein anderes Mittel übrig, zu Geld zu gelangen, als durch den Verlust seines Hundes. — Caro , so nannte er das Thier, empfing den letzten ersparten Bissen Brot aus der Hand seines tiefbetrübten Herr n und ging geduldig, wie ein Lämmchen, seinem neuen Schicksale entgegen. — Nach Verlauf einer Stunde kam Frau Marthe, Iulius's Zimmerfrau wieder zurück. — Si e brachte dem Kranken Arzeneien und Lebensmittel-, welche sie um das durch den Verkauf des Hundes erhaltene Geld eingekauft hatte. Juliu s legte den Rest davon sparsam auf die Seite, und ließ einen Arzt rufen. Dieser fand den Zustand des Patienten anfangs sehr bedenklich, aber den­noch nicht, lebensgefährlich. Später tröstete er ihn sogar, in einem Monate das Zimmer verlassen zu dürfen. Juliu s war sehr erfreut darüber, und konnte die Zeit nicht erwar­ten, wo er zum ersten Male wieder in Gottes freier Na­ tur sich ergehen könnte. — So war ein Monat verstrichen. Der sehnlichst erwar­tete Tag erschien und lockte Juliu s an's Fenster, welcher der gütigen Vorsehung dankte, daß sie neues Leben in seine Adern hauchte. — Sein erster Blick war nach dem Fen­ster der alten Dam? gegenüber, welcher er zum Theile die Wie­dererlangung seiner Gesundheit zu danken glaubte, gerichtet. Aber welch' ein überraschender Anblick, als, statt der alten Matrone, ein junges, schwarzgekleidetes Mädchen errothend seinen Gruß erwiederte', und ein Schrei der Ueberraschung sich ihren Lippen entwand. , (Beschluß folgt.) Eharade. Aus dem Ersten wird dos Zweite durch die Zweit ' hervorgebracht; Auf da« Erste wirkt d»i Ganze laut mit seiner Riesenkraft, F.A.Werner, Lesefrüchte Arbeit und Mühe sind in unserm Leben der eigentliche Moses-stab, der uns aus harten Felsen die Quelle der Labung hervor­zaubert. Prahlerei kömmt mir vor, wie das widerwärtige Pfeifen eines schon von Weitem sich selbst ankündigenden, ungeschmierten Wa­gens; immer werden des Zuhörers Ohren dadurch beleidigt. Handlungen der Großen und Mächtigen gleichen oft großen Strö­men. Nur Wenigen ist ihr Ursprung bekannt, ihren Gang aber sieht Jedermann. Offenheit ist des Edelsinnes Spiegel, des Mannes Stolz, des Weibes süßester Reiz, des Schurken Spott und der Gesellig­keit seltenste Tugend. Ruhm und Schönheit gleichen sich in einer Beziehung; denn, wie ein reizender Zug nicht hinreicht, ein Mädchen schön zu machen, eben so macht eine einzige schöne Handlung nicht berühmt. — Irre n ist menschlich, sagt ein Sprichwort. Der Mensch aber muß irren können, sonst wäre Wahrheit suchen, finden und be­haupten, indem man sie ja eben durch Irren erst kennen lernt, kein Verdienst. Sprachen sind nur oberflächliche Mittel zur Bildung, nur An­fänge zur Uebung des Geistes; durch Sprachen allein sind noch keine Siege erfochten worden, als etwa auf grammatischen Wahlplätzen. Malerei ist stumme Poesie; die Poesie redende Malerei. Die Mittel der Malerei sind unendlich, ihre Resultate beschränkt, bei der Poesie ist dies gerade umgekehrt. Eigensinn ist nichts Anderes, als ein krampfhaftes Zucken der überreizten, menschlichen Schwächen. Neigungen sind wie flinke Pferde, die uns von der Stelle brin­gen. Weh uns, wenn dabei die Vernunft nicht kräftig die Zügel hält und das Gespann weise lenkt! — Leopold Kordesch. Feuilleton des Mannigfaltigen. (Gin trauriger Vorfall) ereignete sich in der Nacht vom 19. bis 20- Jänner 1844 zu Uggovitz in Kärntens Kanolthale. Bereits am 18. genannten Monats wurde eine, in jüngster Zeit neu eingewölbte Stube mit glühenden Holzkohlen einge­wärmt. Ohne einer schlimmen Ahnung begaben sich in der zwei­ten, darauf folgenden Nacht drei in der Blüte ihrer Jahre ge­standenen Jünglinge (Brüder von 9, 12 und 15 Jahren), alle drei Söhne zur Hausfamilie gehörend, in die obgenannte, tags vorher erwärmte Stube zur Nachtruhe. Die Jünglinge schliefen ruhig ein, um — nie mehr zu erwachen. I n der Frühe um 20. Jänner 1844 wurden die drei Brüder von ihrem untröstlichen Vater und von ihrer bis zur Verzweiflung trauernden Mutter entseelt auf ihren Schlafstättcn gesunde». Möge doch dieser traurige Vorfall vielseitig e Veröffentli­chung finden und Jedermann bei Anwendung der Holzkohle zur Be­hebung der bewohnbaren Zimmer zur größten Vorsicht mahnen. . . . . !^. — (Charles Nodier), der große Philolog, Dichter, Ge. lehrte und Mitglied der französischen Akademie, von dessen Krank­heit wir neulich berichteten, ist am 27. Jänner nach langer Krank­heit zu Paris im 64. Jahre seines Alters mit Tod abgegangen. Er war geboren zu Vesancon am 29. April 1?8N. — Man er­zählt sich, daß er am Todtenbette von einem Aspiranten auf eine erledigte Stelle in der Akademie um sein Fürwort ersucht, gegen denselben geäußert haben soll: »Ich will noch mehr für Sie thun, ich will Ihnen sogar selbst Platz machen.« (Der Großherzog von Baden) ist einer ernsten Gefahr glücklich entgangen. I m Audienzsaale fiel nämlich ein großer Lu­ster plötzlich von der Decke. Kurz vorher hatte der Großherzog während der gewöhnlichen Mittwochs-Audienz eben unter demsel­ben gestanden. (Entschädigung.) Bei dem Bruche einer Liebschaft ver­langte unlängst ein Mädchen in einer Stadt Preußens von dem 53 Geliebten klagweise beim Amte, baß er ihr die mit ihm durchge­ tanzten Schuhe Vergüte, was auch mit einem preußischen Thaler geschah. (Einfluß des Straßenpflasters auf die Gesundheit.) Genaue Nachforschungen, die in der Stadt Lcicester angestellt wurden, haben erwiesen, daß das mittlere Lebensalter aller in gepflasterten Straßen gestorbenen Personen 32'/2,>>n thcilweise gepflasterten 17'/?, und in ungepssasterten 12V2 Jahre betrug. Das Straßenpflaster bewirkt daher eine längere mittlere Lebens­dauer von 10 Jahren für jeden Menschen. (Fü r Damen. ) Nirgends wird strenger auf den Rang­unterschicd der Frauen gehalten, als in Sardinien. Jede Klasse hat da ihre eigcnthümliche Bezeichnung. Die Dama ist eine Dame von hohem Rang, die Signora eine Frau von mittlerem Stande; die Frau eines Advokaten oder Arztes heißt Nostrada, die eines Pächters Contadina-Prinzipale, die eines gewohnlichen Bauers Contadina-Rustica, und die Frau eines Handwerkers Arteggiana. Die Frauen der beiden untern Klassen müssen, wie bei den Wilden, alle schweren Arbeiten verrichten­ (Eiu kräftiges Mittel zur Sicherung des Lebens.) Die Polizei zu Madrid wußte früher das Leben der Fußgänger auf eine sehr wirksame Weise zu beschützen. Jeder Kutscher, der einen Menschen umfuhr, mochte er ihn beschädigen oder nicht, ward festgehalten und erhielt auf der Stelle 300 Peitschenhiebe; Kutscher und Pferde, mochten sie gehören, wem sie wollten, wur­den in Beschlag genommen, um für die Folge des Unfalles als Entschädigung zu dienen. Waren die Folgen tödtlich. so kam der Herr mit der Confiscation von Kutscher und Pferden noch nicht da­von, und der Kutscher wurde l ebensläuglich auf die Galeeren nach Afrika geschickt. (Definition des Wortes „absurd.") Absurd ist, Geld im Spiel verlieren, und sich darüber crboßen; — den Verleger einer neuen Zeitschrift nach der Zahl der Abonnenten fragen; — erwarten, daß ein Redakteur mit umgehender Post antworte; — einen Gastwirth fragen, ob er guten Wein habe; — überall ver­stoßen und sich wundern, daß einen Niemand mag; — sich des Abends betrinken, und am nächsten Morgen über Katzengeschrei klagen; — -im Oktober zu Hause vor Kälte klappern und erst im November einheitzen wollen; — annehmen, daß Recensenten von den Büchern, die sie loben oder tadeln, mehr als das Titelblatt gelesen haben; — seine eigenen Geheimnisse ausplaudern, und ver­muthen, daß Andere sie bewahren werden; — jemanden gefällig sein, und auf seine Dankbarkeit rechnen; —einen Dieb ohne Zehr­pfennig aus dem Gefängnisse entlassen, und ihm aufgeben, sich ehr­lich zu nähren; Jemanden öffentlich schlecht machen, um ihn zu bessern; — gegen seine Geliebte die Schönheit ihrer Freundin rühmen; — endlich — fünfzig Iabre alt sein und zweifeln, daß alle diese und noch viel mehr absurde Dinge täglich geschehen. Gorrespondenz. Steier, Ende Jänner 1844. Liebe Carniolio! Du weißt, ich bin überall dabei! ich bin Mitglied von allen Clubbs, Ver> einen, Gesellschaften, Congreßcn und Akademien, Correspondent aller Gelehrten undGclchrtthuendcn, bin Verfasser aller erdenklichen Reisekarten, Mignon», Tour-, Hilfs-, Hand- und Taschenbücher, wenn mansie «uch in keinen Sack bringt! Vom Nord» bis zum Mittel-Meere, und von da bis zur Ostsee gibt es kein Monu­ments-Essen, keinen Vcreinsschmaus, wo ich nicht mitgegessen, kein Erinnerungs» glas, daraus ich nicht mitgetrunken, keinen Eröffnungsrausch, den ich nicht mitge­habt! — I n allen Fremdenbüchern steht mein Tauf- und Zuname, auf allen merk­würdige» Felsen, römischen Mauern und öffcntlichen Statuen steht meine Unter­ schrift und mein Charakter aufgekritzelt, in auf allem, was nur ober und unter der Erde gratis oder um's Geld gezeigt, odcr blo« erplizirt wird, prangt meine Chiffre; alle» Hermaphroditen, allen Riesen und Zwergen, allen zwei­ köpfigen Kinder«, fünffüßigen Kalbern, allen Albino's, Kaffern, Eskimaux, Beduinen und Arabern gebe ich meine Karte ab, und nur die Furcht und das Entsetzen konnte mich hindern, der schauerliche« Hyäne des Hrn, Aduinent ein Visitbillet zu überreichen, oder dem großen Löwen eine papierne Dute mit meinem Namenszuge auf den Schweif zn binden. Ich bin beständig »uf der Reise und treibe mich nach Berühmtheit in der Welt herum, ausgenom­ men, wenn mich die Berühmtheit oder die Welt geflissentlich sitzen läßt. Auf meiner Fußreise um die Erde bin ich nun in das österreichische Bir ­ mingham gekommen, wie Balbi das Städtchen Steyer im Lande ob der Enns zu nennen beliebt. Ein schönes, liebes Städtchen, das Steyer, voll heiterer. herzlicher und biedrer Leute »0« innen, und schöner und herrlicher Umgebun» gen von außen! Es hat, so wie überall, auch hier seine Krähwinkliaden, und Schildauriana; es ist aber ein Aberglaube, zu glauben, daß nur in kleinen Städten das kleinstädtische Wesen geboren, erzogen und zu Hause sei. Was in der Provinz eine kleine Stadt, ein Marktflecken, ein Dorf, das ist in der Residenz eine Vorstadt, ein Quartier, eine Gasse, ein Haus, ein Stock­werk für sich; hier, wie dort Gewäsche und Nachbarnzwistc; derselbe Klcingeist voll Neugierde, Neid, Eifersucht und dgl. Familienteufeln mehr. — Weißt du, liebe Larniolia, daß du sehr wahrscheinlich noch nichts gestochen, noch nichts geschnitten hast, ausgenommen mit einer Gabel von Steyer, und einem Messer dort gemacht, woher die Gabel kam? — Die ganze Welt schneidet und sticht mit Steyrcr Bestecken, und würde gerne auch das treffliche Steyrer Bier dazu trinken, wäre es so weit vcrschickbar, wie sein Stahl! — Doch ge­nug davon! Auch Breter, die die Welt bedeuten, gibt es hier; aber davon nur so viel, daß die jetzige Schauspielergesellschaf« unter der Direktion des Herrn Alois Mille r stehe, eines wackern Komikers im Sch o lz'schcn Genre, der, wie verlautet, zu Ostern nach Grotz berufen sein soll, und daß der be­kannte, reisende Mime, Herr Kunst mit seinem Sohne und seinem Neffen Feltscher, in unscrm Theater einige Gastrollen gab. Es bliebe mir zwar heute über den Carneval zu diskuriren übrig; allein über den Carneval sage ich nichts; der Fasching ist eiu verlorner Sohn, er wird im Ganzen genommen überall und alle Jahre schlechter. Der überhandnehmende Luxus, selbst in den untern Classen, erstickt die Geselligkeit und die Conuersation. Die Mädchen stehen sich auf den Bällen und in Casino-Unterhaltungen, wie congrcb'sche Raketen gegenüber, jeden Augenblick zum Zerplatzen bereit, und neben ihnensitzt das schwere Geschütz, die Mütter und Tanten mit der brennenden Lunte in den Auge«, und dem richtenden Schwerte im Munde! O es steht übel, sehr übel mit dem Gespräche; es gibt kein Gespräch mehr; es gibt bloß ein Ge­rede in den Tag hinein, ein Geplapper bis in die dunkle Nacht, und einen cwigenTritsch-Tratsch! Das ist der Positiv, Comparativ und Super­lativ des menschlichen Diskurirens! Wenn ich einen Ball , einen Moschus­bal l gäbe, (daß er im besten Gerüche stünde, versteht sich vou selbst), wenn ich so einen Ball gäbe, da müßte mir jeder Tänzer den Taufschein im Sacke, und sein Nationale auf einer Tafel um den Hals tragen; d» wüßte man doch, mit wem man tanzt! Es ist so unheimlich für die Tänzerin, ihr Leben einem Menschen anzuvertraucu, von dem man nichts kennt, als höchstens die Füße, und über dessen eigentliche Beschaffenheit man nichts in den Hände« hat, «ls seine Hand!,— Der Tänzer müßte bei der Mutter oder ll»ine üe <5»r<1e ein schriftliches Gesuch einreichen, worin er die Gründe und die Ansprüche geziemend auseinander setzt, aus welchen er mit dem anvertrauten Kinde zu tanzen hofft; natürlich würde jenen Tänzern der Vorzug gegeben, welche «och weitere und ernstere Absichten verrathc«, als das Mädchen nur ein paar hundertmal um die eigene Axe zu drehen, oder eine Rococo-Quadrille aus der Tournicrzeit Ludwi g XIV . mechanisch nachzutretcn. Am Ende meines Balles müßten alle Frauen und Mädchen gewogen wer. den, ihre Steine probirt, ihre Kleider gemessen, ihre Stoffe untersucht und geschätzt. Welche dann die schwersten und besten Steine, die kostbarsten Stoffe, die reichsten Kleider und den theuersteu, mühsamsten Aufputz «nhättc, diese Glückliche würde zur Konigi n des Festes ausgerufen werden! — 0 teu». z>uiÄ, u nwi«! Liebe Carniolia, ich bin ^ Dein getreuer Moschus, Garnevalistisches. Der maskirtc Ball zum Besten der hiesigen Kleinkinder-Bewahr-Anstalt, der alljährlich abgehalten zu werden pflegt, fand auch in diesem Jahre, Mitt­woch am ?. Februar, mit gewohntem Glänze und unter sehr zahlreichem Be­suche imständischen Redoutensaale Statt. Das geschmackvolle Arrangement, die herrliche Dekorirung des Saales, die gewählten Masken (worunter sich besonders zwei Zuckerhüte bemerkbar machten); ferner die reiche Beleuchtung, so wie die wohleingeübte Musik der Kapelle unsers vaterländischen Regiments unter der Leitung des Kapellmei­sters, Herrn Micheli , ließen nichts zu wünschen übrig. Nicht nur durch Lösung von mehr als 89« Eintrittskarten, sondern auch dadurch, daß viele der Abnehmer ihre Karten über den festgesetzten Preis von 4« kr. C. M . bezahlten, stellt sich der rege Wohlthätigkeitssinn der Bewohner Laibachs für dieses Institut heraus. Ueber den Reinertrag dieser heitern Abendunterhaltung zum Besten der unmündigen Kleinen, wie über die nähere Bezeichnung aller um dieses Institut besonders verdienten, edlen Gönner wird die nächste Nummer des Illyrischen Blatte s ausführlicher berichte». Laibach. Druck und Verlag des Josef Vlasnik.