Reise Gebiet des Weissen Iii und seiner westlichen Zuflüsse in dm Jahren litt—JIM. Von U. ■ Ii. v. lleugliii. Mit einem Vorworte von Dr. Aug. Peteraiaim. Nehst einer Karte sowie a in den Text gebrockten Holzschnittes und acht Tafeln, nach Originaläeichnanporj entworfen .tind auf Holz übertrageq von 0. Heyn. Leipzig und Heidelberg. G, I'. Wi ii t c r's cIi c V e r 1 agsIi an d 1 u n g. Reise in das Gebiet des Weissen Iii und . %' h ?- v .»''^ seiner westlichen Zuflüsse in den Jahren M tiU. Von M. Th. v. II«»iiff]In. Mit einem Vorworte von Dr. Ans». IVierniaim. Nebst einet' Karle Bowie !» in den Text »"•'di'iiekten Ilr. — Handelsleute. — Das Kosangagebirge. — Dr. Stoud-ner's Tod. — Bongo — Die Niederlassungen Biseli und A;li Abu Ajmuri in Bongo und Dembo. — Rückkehr nach der Meaehra].— Consul Petherick. — Meine Krankheit. — Abreise der ganzen Expedition nach Bongo. — Schwierigkeiten in Bezug auf die Weiterreise. — Regenzeit. — Der Dcmbo-Fluss. — Tod von Madame Tinne und Schubert. — Verlust der Reit- und Packthierc. — Die Dor-Produkte. — Eisenindustrie. X Inhaltsverzeichnis«. 7. Die Niamaniam............ Ihre Herkunft und Ausbreitung. — Herrschende und Unterworfene. — Produkte und liouten ins Innere.— Industrie.— Die Kredj.— Die Bodenerzeugnisse der Djnr und Dör. — Ein Gesandter des Sultan Molio. — Blutiger Auftritt im Lager. — Rückreise nach Wau. 8. Rückkehr zur Meschrai und nach Chart um............... i». R e i s e von Chartum über Berber, Sauakin und Djedah Dach Sa es....... Zustände in Ost-Sudan. — Abreise nach Berber. — Stromschnellen. — Bebend!. — Meroc. — Berber; Stadt und Umgebung. Sklavenhandel. — Die Brunnen Moh'a-Bek. — Bir el Bäk. — Die Bischarin - Wüste. -— Rauai'. — Koqreb und das Abatab - Gebirge. — Abu Qoloda. — Hirtenvölker. — Niederlassung Sinkät oder O-kuak. — Uebersteigung der (iebirgskette nach dem rothen Meere. — Die Brunnen von Schaden. — Sauakin; seine Lage und handelspolitische Bedeutung. — Küstenfabrt von Sauakin nach Uns K;uiaV. Djedah. — MiLtelst Dampfboot nach Sues. A p p e n d i x. 1. Naturhistorisches. — Säugethiere, Vögel und Pflanzen vom obern Nilgebiete ....................... 2. Karewancnrouten in Kordofaii, Dar*För u. s. w......... . 3. Winkelrnessungen................... 4. Vokabular der Dor-Sprache................ Bild er und Karte. Titelblatt. Tamarhinden-Gruppe am Gazellcnfluss............. Mcschra\ cl li'eq, Qucllsoe des Gazellunflusses........... Scheter Abu-Senun (parkartige VVildniss)............ Sykomoren-Gruppc von Auen.........;...... Verschanztes Lager in Bongo................ Der Berg Tefafain.................... 71 Sauakin........................ Schmelzofen der Dor...................197 Geräthschaften der Eingeborenen...............213- Karte. Sehe 206 23U 251 293 362 \\n :>81 101 125 148 149 UI2 211 281 198 217 1) r u c k f e h 1 e r. 1. Zeile 2 V. u. lies oXJLo statt dULo. 5. - 11 V. 0. - Sklavenhandels statt Sklavenkandels. 10. - 17 V. u. - seit statt vor. 11. - 6 V. u. - geographische statt wissenschaftliche. 14. - 3 V. u. - Alikari statt AVcari. 19. - 6 V. 0. - DjemaJieh statt DjemSieh. 19. - 7 V. u. do. - do. 23. - 1 V. 0, Mundilelt. statt Muadieh. 23. - 5 V. 0. - MauMaui statt Maitdaiii. 24. - 1 V. u. 5^j^.£* statt j^jZ?-' 28. - 3 T. <>. - „Mosuaq" statt „Masuäq" 37. - 1 V. 0. - polenta-ar- statt polenta-ar. 37. - 6 V. 0. - das Gummi statt der Gummi. 39. - II V. u. - Acacia statt Acazia. 42. - 3 T. o. - Aufnahmen statt vufuahmen. 50. - 11 f. u. - melanocephid« statt atricapiUa. 90. - 4 V. 0. • einer statt meiner. 75. - 12 V. ii. - einem statt dem. 77. - 15 V. 0. - äaphroxylon statt vluphroylon. 79. - 8 V. 0. - Perlhühner statt Pcshühncr. 104. - 4 V. (>. etwa zu streichen 104. - 10 V. 0. als Vögel zu streichen. 110. - 20 ?. 0. lies ToyouluK statt l'oijouia. 114. - 3 V. 0. - Tockns statt Totkui. 137. - 19 V. u. - Längenaxe statt Liingenachse. 145. - 1 T. u. muvroccrcua statt »Mcroccreun. 149. - 2 V. 0. - seineu statt einen. 155? - 1 7 0. Ccpupi. statt Cepapti. 160. - 17 V. 0. - guter Waide, statt guter. 203. - II V. u. - gutmüthigen statt guthmüthigen. 210. - 9 V. u. - Wir statt Wie. 211. - 17 V. 0. - erwähnten statt erwähnt. S. 227, Zeile 7 T. 0. lies mich statt mieh. - 246. 13 V. o. - Polyptcrus statt Polyterus. - 257. 4 V. 0. - geraden statt geragen. - 258. 9 V. 0. - zugetheilt statt zugeschrieben. - 260. 18 T. u. - Cafcschenken statt Kaffc. - 278. 1 V. u. - Bcdaui statt Itadaui. - 289. 6 V. 0. - Mckah statt Mekkah. - 301. 11 V. u. sehr statt so. • - 304. Ii V. u. - plötzlich statt glötzlich. - 309. 16 V. 0. • ihr statt der. - :h3. 1 V. 0. - ebenfalls statt jedenfalls. - 335. nach Z. 10 schalte ein: „Der Sekretair ist wohl Strichvogel; wangige Habicht, Oymnoyoiys madayascur - 337. Zeile 16 T. u. lies platyura statt platura. - 3 37. - 18 V. u. Longwmarci statt Longuemarii, - 310. - 3 y. 0. - Pycnonotus statt Pycnonatm. - 341. - 2 V. 0. • macrocercus statt macrocercus. - 341. - 17 V. u. • Notauges statt Notanges. - 341. - 10 V. u. - Textor statt Testor. - 343. - 8 V. u. L'hrysococcyx statt Vhrysoccocci/.i. - 346. - 16 V. 0. nach V. cinetus, Hgl. schalte ein: „ V. bicoiclus untern Abiad vorkommen." Ebendaselbst lies pratincola statt pratineida. Chart um. Mulfamed A'li hatte die Mainelukenherrsehaft in Egypten gebrochen , seine Macht nach Innen und Aussen befestigt und sich thatsäehlich zum unabhängigen Beherrscher von Egypten emporgeschwungen,—jetzt suchte er auch seines ReichesGrunzen zu erweitern. Waren auch seine Hilfsquellen noch lange nicht versiegt, er wellte als kluger Staatsmann sich deren noch reichere schallen und durch neue Eroberungen zugleich seinen Ehrgeiz befriedigen; sein Blick lenkte sich auf Xuhien und den Sudan,1) welche ihre reichen Schätze fast ausschliesslich in Egypten zu Markte brachten. Sie führten hier grosse Sklavencaravanen ein. Sie betrieben einen ansehnlichen Handel mit Elfenbein, Straussfedern, Goldringen und (leidstaub aus Fazoq] und Schabttn, mit Salpeter, Gummi arabicum und Sonn, mit edlen Berberpforden und ganzen lleerden von Kamelen. Entlang der uralten Wasser- und Handelsstrasse nach jenen reitdien Ländern, dem Nil, zogen mächtige Heersäulen von Fussvolk, Moghrabinern und Amanten unter Anführung des zweiten Seimes Meh'emed A'li's, lsinael Buscha. Die Moluk*) von Sukot, Mah'as und Donqolah lieferten weitere Zuzüge von Reisigen und die nöthi-gen flihrer. Der Stamm der Sohalqieh erlag zum Theil, ein anderer verkaufte seine Unabhängigkeit. Kordofan, Berber, Schendi und Senar wurden erobert, und bald darauf die Provinzen um den Atbara UndFazoql der egypti%chen Herrschaft einverleibt, Die neuen Mudiriat') ') Arabisch ^tti^-u* von vsued, schwarz, also das Land der Schwarzen. s) Plural von meiek (dULo) König. von miiiliiiili (äj^JlVx1) Provinz, Statthalterei. Hoh gl 1 n , Relg« nach dem mlnen Nil. t erhielten besondere Befehlshaber und Garnisonen; doch fehlte es noch an einem gemeinsamen Mittelpunkt für Stunden Entfernung vom Weg als zusammenhängenden Gebwgsstock erseheinende, flache, rostfarbige Uiig(d in Sicht, auf denen man keine Vegetation wahrnehmen kann. 30. September. Wir beginnen den Morgenritt mit einer Irrfahrt, bald bemerkt jedoch der Führer, dass wir uns ZU sehr westlich, anstatt Süd zu Südwest halten, und man sucht die Nähe des Flusses wieder zu erreichen. Im Allgemeinen bleibt der Charakter der Steppe unverändert, aber der Hoden wird sandig und ist hier und da von ganz frischem Grün bedeckt, während am Fuss von Dünen bereits der gefürchtete „Askanit" auftritt: so nennt der Araber die Samen von Cmch/rus echinatus, einer Graminee, Welche in Kordofan ungeheure Strecken bedeckt; diese Früchte sind mit hakigen Stacheln bewaffnet und dringen Bichl nur direkt in die Haut, sondern hängen sich an alle Kleider und lassen sich nur not grosser Mühe wieder entfernen. Hier zeugen sich bereits in der Qabah einzelne Strohhüten und nach 6 Midien gelangt man zu einer weitläufigen Ortschaft der Djenuuieh- Araber im Qoz Solimäuich, Ifeiet Ibraliim Woad el Mek genannt, meist aus festen, d. h. seden tären Toqul (Strohhütten), welche theilweise mit Dornhecken um geben sind, bestehend. Nach der ersten Stunde Wegs vom Nachtlager an haben wir den Berg Mcdah'a direkt in West; von Qoz Solimäuich aus einen kleinen isolirten Berg Heneq in WNW., vor dem sich einige llügelzüge, Djebel Tireb (1 Meile von LTelet el Mek), ausbreiten, an deren Fuss flache Regenbetten ihren Ursprung haben, Unter Qoz verstehen die hiesigen Araber eine unbebaute, ebene, sandige mit verkrüppelten Bäumen mehr oder weniger bestandene Hegend, die gewöhnlich etwas erhaben .ist und oft gute Kamel weiden abgibt Der Baumsehlag ist hier schon kräftiger, wir bemerken stattliche Abunderäb, Akazien und Dattelpflaumen, auch niedrige, halbkricchende und sich weit ausbreitende Büsche von Schau (Salmäom persica) mit ihrem lebhaften Grün und unscheinbaren, in Rispen stehenden Bitithehen. Das fasrige Holz und die Wurzeln dieser Pflanze dienen den Arabern als Zahnbürsten und viele Leute führen beständig ein solches Stückchen „Masuäq" im Munde. Linen Jlochbaum mit zahlreichen, kleinen rot he n Trauben bedeckt, die ganz das Ansehen von unsern Johannisbeeren haben, sahen wir im Vorüberreiten. Von Thieren bemerkte man wenig Nennens werthes; einige roth-äUgige Würger mit langen, dichten und zarten Rückenfedern (Mdr laconotus eubla), die senegambische Blauracke (Goraeias senegcUensis), Glanzstare und Bienenfresser, darunter den kirschrorhen Merops uiihirntt, von welcher Art sich mehrere auf weidende Esel nieder gelassen hatten. Man hält nach 4 Stunden Marsch in einem der weitläufigen Gehöfte von ITelet Ibrahim. Um wenige Piaster erstand der Koch unserer kleinen Karawane etwas Milch und ein fettes Schaf, das als „Sehaurniah" zugerichtet, d. h. mil Reis gefüllt und ganz am Spiess gebraten wurde. Es ist dies eine namentlich bei den Türken und Kurden sehr übliche, vortreffliche Speise. Ein anderes Lieblingsgericht der Wüstenaraher ist die Marärah. Sobald das Schaf gesehlachtet ist, wird Leber, Nieren, Merz und Vormagen herausgenommen, gereinigt und dies Alles in kleine Stücke geschnitten, dann gibt man Salz, rothen Pfeffer und Zwiebel darauf, womöglich auch Citronensaft, und träufelt etwas Galle Uber das Ganze, das dann gleich roh verspeist Wird. In der Abendktihle machten wir noch 5 Meilen ') immer in SSW. Nach :5 i Stunden Marsch von ITelet el Mek bleibt direkt in Osl der am ostlichen Flussufer im Gebiet der kleinen Araber Qubileh Djar-cl-Ncbi gelegene Djebel Auli -); dieser Berg hat kaum 2—300 Fuss relativer Höhe, ist aber weithin sichtbar; er besteht aus eisenschüssigem Sandstein; sein Fuss ist theilweise mit schönen Hochbäiimen und grünem Weideland umgeben, die Gehänge mit Ruschwerk bestanden, «las mit Cissus und andern Schlingpflanzen dicht bezogen ist, 1. Oktober. Nach '/•»ständigem Marsch bleibt der schon bedeutendere Djebel Mandera in West auf 2—3 Meilen vom Weg. Er scheint ziemlich vegetationslos, ist etwas steil und seine Gipfel tafelförmig. Seine Benennung kommt vom arabischen „nadr"3)? ') Wir rechnen hier immer nach nautischen Meilen, 01)-^ 1°, (1. Ii. weite Aussicht haben, weit sehen, daher auch „Nodära", das Fernglas. Bald nähert sieh die Strasse etwas mehr dem Flusse; die mit Akazien und andern Dornbäumen bestandene Landschaft wech seh mit kahlem Boden und Schlammniederschlägen, welche durch die Sonnenhitze allseitig und tief zerrissen sind. Im I lochgras begegnen wir einigen Trappen (Otis arabs), unter Husch werk im niedrigen, saftigen Grün einer Familie von Rennvögeln (Cwsorius mwfjalmsis). Nach 1 starken Stunden Wegs vom Nachtlager bleibt auf 1 i Stunde zur Linken der dem Westufer des Bah'r el abiad entsteigende Djebel Bereineh, auch Djebel Musah genannt, eine an 200 Fuss hohe, domförmige, kahle Felsmasse mii schaligen Absonderungen, wohl ebenfalls aus Sandslein bestehend, wie das umliegende Terrain; dann geht es wiederum über eine ziemlich kahle Fläche mit vielen Melachah, d. h. Gruben, in welchen durch Auslaugen der Erde Kochsalz gewonnen wird, und nach weitem ;V'i Stunden lagert mau am Chor Bereineh, der hier in einen Sumpf mündet und mit einigem Baunischlag umgeben ist. Wir haben diesen Vormittag nicht weniger als sechs Regenbetten überschritten, deren bedeutendste Chor Abu Chalafa und (bor el Aleqa (nördlich vom Djebel lieremch) heissen. Südlich vom Chor Beremeh liegen die Cherän Woad-Eiallah Und E?d-Dolircn, erstcrer von einem gleichnamigen Westliehen Illigolzug kommend. An ihm geiiannlen Salzgruben erscheint eine CelomrkxX in Menge, sowie ein grauwolliger ConvohiduS. Südlich vom ('bor Beremeh breitet sieh längs des Stroms eine sumpfige Niederung aus, in welcher viel Büsclielmais und Baumwolle kul tivirt werden sollen; dieses Terrain scheint durch Infiltration vom Fluss aus befeuchtet zu werden, wenn die Hochwasser zurückgetreten sind. Bis gegen Abend verbleiben wir am Chor und Sumpf im Schatten einiger iTaraz -Bäume, auf welchen der schwärzliche Webervogel (Textor Aheto) seine grossen Nester aufgeschlagen hat. Eine ganze Familie von 4 —10 Haaren bewohnt einen solchen Bau, der aus einer unregelmässig zusammengehäuften Masse von trockenen schwarzen Reisern besteht, welche häufig3—5 Fuss im Durchmesser hat. Ein Baum trägt oft einen, oft mehrere dieser Büschel, in welchen jedes einzelne Haar sich besondere, fein mit Gräsern ausgefütterte, tiefe Nester anlegt. Der Textor, welcher im ganzen wärmern Afrika vorkommt und Zugvogel ist, erscheint im Juni, benutzt seine Nislplälze viele Jahre hindurch und dürfte mehrere Brüten machen, da wir vom August bis Oktober Hier und kleine Nestjunge angetroffen haben. An» Sumpfe selbst standen einige Nimmersatt (Tantakts tbis) und Edelreiher mit ihren zierlieh zerschlissenen Sohmuckfedern. Abends reiten wir noch 3Stunden weit nach WSW. über einen niedrigen Hügel weg, der bis gegen den Ström vortritt und dessen äusserste Spitze Suq-el-hadjar „der Steinmarkt" genannt wird. Er bildet die (j! ranze zwischen den zwei Qabeil1) A^rab Musah und 11a-sänieh, welche je naeh der Jahreszeit liier oder auf einer benachbarten Insel Wochenmärkte abhalten. Suq-el-hadjar soll nach Aussage unSCrer hier allerdings nicht eben ortskundigen Diener gegenüber dem Dorfe QetCneh, einem beträchtlichen Marktplatz auf der Halbinsel Se-n;ir, oder wenig nördlich davon gelegen sein. Hier befindet sich eine führe, welche die Verbindung zwischen beiden Stromufern unterhält. Von Suq-el-hadjar aus biegen wir etwas mehr südwestlieh ein und lagern für die Nacht auf einer sandigen Fläche mitten in der Qäbah (d. h. bewaldete Steppe). 2. Oktober. Zur Linken bleibt uns eine von Kanälen durchzogene, sumpfige Linsenkung, zur Rechten etwas erhöhtes Terrain, von "Wasserrinnen und ('heran -) durchschnitten, und nach schwach 21/2Stünuigem Marsch gelangt man über eine niedrige Sandstein Terrasse, Schaqäh el b'aiura, in dem LlQucz benannten Distrikt zu einem Feriq der Müsah-Araber, nrelet-el-Quez. Der Ort scheint eine trockene gesunde Lage zu haben; die zerstreuten Wohnungen bestehen theils aus Toqul, theils aus Schaqäh, d. Ii. Zelten, die nicht aus Zeug, sondern von Matten aus langen, geraden ({eisern von Aselcpiadcen, vorzüglich von Stwcmiemma, gefertigt sind, welche durch Schnüre von Leder oder Bast dicht an einander gelloehton werden. Solche Niederlassung aus Mattenzelten, gleichviel ob sie wandernden oder sesshaften Arabern angehören, nennt man in Kordofan Feriq;i). H'elet-el-Quez ist übrigens sehr Weitläufig gebaut, cinFaqi hat hier seinen Sitz und derselbe hält zugleich eine Schule, vor der sich allabendlich die hoffnungsvolle Jugend des Dorfes versammelt, um Unterricht im Beten des Koran und im Schreiben zu gemessen; jedes Kiml bringt einiges dürres Holz mit, welches zur Beleuchtung während der Lektion dient. Auf dem Wege hierher bemerkten wir ziemlich viele rostüüg- i) Plur. vim Qäbtteh — \JLa»ö — Stamm, Familie, -) Regenbettetl. 3) Von fereq — , i'yi — abtheile», lige Falken (Poliamis nt/ipninis), die sieh gleich den Thunui'alken und Weihen der Steppe von Heuschrecken nähern, ferner kleine Trupps einer Seeschwalbenart (Sterna cmgUea)^ die ebenfalls sehr geschickt Orthopteren im Fluge zu fangen versteht. Auch Steppen* hühner (Pfcror/cs) und einige Gesellschaften pfeifender und immer beweglicher Steppenkibitze (Harri ophorus pileatus) wurden gesellen, und ich erlegte in einem Hegenbett ein sehr seltenes Raubthier, den Uberaus zierlichen und raubgierigen gelblichen Ichneumon (Herpesteß sangmneus, Wipp.). Nachmittags entlud sich ein heftiger Sandsturm, jedoch ohne von einem Regeuguss begleitet zu sein und so rasch verziehend, als er gekommen war; schon in den Morgenstunden hatte man Sand hosen in der Steppe und am Fluss bemerkt, die häufig die Vorboten von Unwettern sind. Die Vegetation bleibt etwa die gleiche; in den Niederungen stehen zuweilen U'scher-Büsehe (< 'alot)■<>/>/* procera) mit ihren grossen mit Seidenlasern gefüllten Sinnenkapseln und einzelnen Ceratotheea sesamoiäes, dann Euphorbia hypericifolia, Acalypha, Tri-intlns. und kleine Convolmdus-Arten. Wir bleiben bis gegen Abend in dem gastlichen Dörfchen, dessen Bewohner uns Büsehelmais, Milch, Butter und ein Schaf verkauften ; gegen Sonnenuntergang beobachteten wir neben andern Kaubvögeln auch einen Königsadler (Äfwffla imperkdis) und den sich hauptsächlich von Fröschen und Reptilien nährenden Voh/borohlcs typi-cus. Wir ziehen noch etwas mehr westlich, lassen soviel in der Nacht bemerkt werden kann — weitläufige Durahtluren zur Linken, doch muss der Strom nicht gar fern sein, da man das heissere Krächzen von Fischreihern und das helle Pfeifen der bin- und herstreichenden. Wildenten (Anas viduata) und Höckergänse (Sati-diornis Dtrlamrfus) die ganze Nacht durch vernimmt. Von H elet el Qjtez bis zum Nachtlager wurde schwach 1 Stunden marschirt. 3. Oktober. Unser Uabir hat bald wieder die richtige Strasse verloren, indem er uns zu weit vom Flusse abführt; nach <<) sind ebenfalls häufig, ebenso einige Würger- und Steinschmätzer-Arten und dicht gedrängte Gesellschaften von Kampfbahnen, die in der Steppe wie amGeWäSSer ihrer aus Insekten bestehenden Nahrung nachgehen. Nach 2stündigem Kill (I 4J/2 ML) lagert man in einer reinlich gehaltenen kleinen Niederlassung — Feriq-el-A:bid — im Qoz Hischara Wad-Schclai, etwa 4 Ml. vom weissen Nil entfernt. In weiter Ferne sind von hier aus bereits die blauen Berge des Arasch Kol sichtbar in S. 12" W., der Tms unfern des grossen Dorfes Abu Qeräd in W. 25 ° S. 4. Oktober. M;.....ii.....1 anfänglich eine etwas mehr östliche ßichtllllg von den immer deutlicher hervortretenden binnen Felszacken des Arasch-Kol; zur Linken bleibt die Niederung längs des weissen Nils, zur Rechten wellige, zum Theil mit Vöfien bestandene Erhebungen von sanften Thälern durchzogen und hier und da unterbrochen durch Baumpartien und mit Steppengrai bewachsene Land* schaft. Nach vierstündigem Marsch lagert man in einem H nsanich-Fcnq auf der Lichtung von ziemlich üppigem Gehölz, '/i Stunde westlich von einem der zahlreichen mit dem Nil in Verbindung Stehenden Altwasser, die sich von Tünch el ehadra aus um den Arasch-Kol bis zum Tcus hin erstrecken und das ganze Jahr über Wasser enthalten. Der Perlq bestand bloss aus Mnttenzelten (Hchta/äh)] die Leute nahmen uns recht gastfreundlich auf, obgleich namentlich der weibliche Theil der Bevölkerung sich anfänglich uiisstrauisch entfernt hatte; einige bunte, den neugierigen Kimlern zugeworfene Glasperlen waren übrigens das geeignete Mittel auch die Krauen und Mädchen wieder zum Erscheinen zu bringen. Im Schatten einiger Akazien- und Seifenbäume wurden unsere Teppiche ausgebreitet; die Araber brachten bald unaufgefordert etwas Lio/iiidh, Mehlbrei mit zerlassener Butter, Milch und Brede für die Diener. Die Kamele, welche neben uns gierig die grünen, mit scharfen Dornen versehenen Zweige der Akazien abweideten, ver schafiten uns einen weitern, aber freilich sehr ungebetenen Gast, indem sie einige junge Hornvipern (Cwastcs) von den Bäumen rüttelten, deren eine mitten auf die als Tafel dienende Matte zwischen dem Tischgeschirr niederfiel! Die ifasanieh sind ein sehr wohlgebauter Menschenschlag, wie alle Vollblutaraber Kordofans; sie unterscheiden sich in ihrer Tracht nichl von ihren Nachbarn auf der Djeziret Senär, sind aber weniger streng in ihren religiösen und moralischen Anschauungen, namentlich gemessen ihre schönen Krauen nicht des besten Hufes ehelicher Treue. Sic treiben sowohl Viehzucht als Ackerbau, letzteren besorgen vorzüglich die Sklaven und das weibliche Geschlecht, das bei (untre tendeiu Getreidemangel attch die Samen des Steppengrases in Menge einsammelt, die sowohl unter Durah und Dö&fen genlischt, als auch für sich allein geschwellt, gemahlen und zu Bföd, Agidßh und sonstigen Nationalspeisen verwendet werden. Es sind dies namenl U engl in, Heise nach dem weissen Nil. ,'t lieh die Körner von Triarlu/niui conlofanum, Eragrostia tmnida und jdlosa und /Vu/c./t-w-Arteu. Die Araber Kordofans züchten sehr geschätzte, luuucntlicli als Lastthicre brauchbare Kamele, die Rasse ist jedoch nicht so edel, als diejenige der Bedjah-Völker zwischen dem Nil und dem Kothen Meer, und verliert an Qualität, wenn sie ausgeführt wird. Die Menge der im Lande gehaltenen Kamele ist unglaublich gross. Ihr Fleisch wird viel genossen und die Milch gilt als grosser Leckerhissen. Hochgeschätzt sind die Pferde der Provinz, namentlich die Gfhar-&dt*i-RaSse, welche mehr an der Westgränze von den H'omr und Kabahiseh, auch bei den Baqara gehaltet) werden. Sie gehören zum Sahara-Stamm, erhalten viel Milch, sind äusserst dauerhaft und flttohtig, und können im Nothfall mehrere Tage ohne Wasser sein. Der Kopf ist nicht sehr edel, etwas eckig, die Ohren fein, klein; Mähne und Schweif ungemein lang, zart und schwer, die Brust nicht breit, aber hoch; Croupe abgcschlagcn,Schweifansatz niedrig. Auch Esel giebt es viele, doch ist die Qualität nur eine mittlere. Man benutzt sie mehr zum Wassertragen als zum Reiten. Horm ich wird vorzüglich im Süden von den Baqara und ihren Nachbarn gehalten, Ziegen und Schafe überall. Milch gemessen die Kordofan-Araber täglich, sowohl süss (llidd>) als sauer (Höh)] auch wird viel Butter bereitet, nachdem die dazu bestimmte süsse Milch in Schläuchen aufgehangen und tüchtig hin und hergcriittelt worden ist. Um die Butter haltbarer zu machen, zerlässt man sie am Feuer und bewahrt sie in söge nannten „Bcridh" (Gelassen aus Kamelhaut) auf. Von Hühnerzucht kann bei den nomadisirenden Arabern wenig die Bede sein, doch sieht man hier und da auch kleine Haushühncrrasscn, namentlich eine, mit aullallend zerschlissenem Gclicder und auf- und vorwärts gerichteten Federn. Als Hausthier erwähne ich noch die Katze, die in wenig Mattenzelten fehlt und hei der Wanderung in einem sackartigen Korbe mitgenommen wird; feiner den Hund, meist klein, mager, kurzhaarig, von gelblicher Farbe, ursprünglich wohl vom arabischen Windhund abstammend. Er dient hier mehr als Wächter denn zur Jagd. Ucherhaupt sind die tTasanieh weniger Jäger als ihre südlichen und Westlichen Nachbarn. Viele der Araberstämme Kordofans geben sich allerdings mit -Jagd ab, theils des Fleisches wegen, theils um des Gewinnes willen. Neben Husen, Erdferkeln, Antilopen aller Art, Stachelschweinen und Perlhühnern werden namentlich Giraffen und Strausse eingefangen, erstere hetzt man ZU Pferd, letztere, sowie viele Gazellen, fängt man mit Fussschlingen, zuweilen mittelst Lasso. Auch Straussen eier sammelt man in Menge; ein. Aus der Haut der Giraffen und grossem Antilopen fertigt, man treffliche Schilde; ihr Fleisch wird sowohl frisch gegessen, als in lange Kiemen geschnitten, gesalzen und an der Luft getrocknet. So zubereitet, kann es jahrelang aufbewahrt werden. Will man es gemessen, so wird es zerrieben und zerstossen, mit dein Pulver aus ebenfalls getrocknetem Weqa oder Bäniieh (Früchten von JIUnsens csculentus) gemischt und liefert so eine vortreffliche Sauce. Auch das Fleisch der Strausse, namentlich der jüngeren Vögel ist nicht unschmackhaft; der Inhalt der Eier wiegt zuweilen über 4 Pfund, ist also im Stande, mehrere Menschen vollkommen zu sät (igen. Die Federn der Männchen sind hochgeschätzt und bilden einen namhaften Handelsartikel. Man theilt sie in verschiedene Klassen, die ihre besonderen Namen haben, nach Farbe, Frische und Qualität. Will der Käufer eine schöne Feder prüfen, so schlägt er sie leicht auf den Sand und legt sie in die Sonne, dann muss dieselbe wieder „lebendig" werden, d. h. die zarten Fasern müssen sich aufrichten und bewegen. Schwärme von Wanderheuschrecken wälzen sieh namentlich nach der Sommerregenzeit über das Land, oft alle Vegetation verheerend. Man sucht sie durch grosses Geräusch und Feuer von den Fluren abzuhalten. Sie dienen übrigens auch als Nahrungsmittel und werden — nachdem die Extremitäten entfernt worden sind — an Dattelblattstiele gesteckt und gebraten. Viele Qabeil sammeln diese Thiere im Grossen, trocknen sie und stossen sie dann zu Pulver, das mit Weqa, rothein Pfeffer und anderen Gewürzen ver setzt, in Ledersäcken aufbewahrt und wie das getrocknete, zerriebene Fleisch genossen wird. Der Geschmack ist wirklich fein, am meisten dem der Krebse zu vergleichen. Neben etwas Sesam, Tabak, Höhnen und anderen Hülsenfrüchten, Hamich und verschiedenen Küchengeinüscn, Datteln, Baum* wolle u. s. w. pflanzt man in Kordofan vorzüglich zwei Arten von Cerealien, Durah (Sorghum) an feuchten, humusreichen Orten, und ------- 3o ------ Volten (Pennicülaria)u, welch' letzteres auf trockenem und mehr sandigem Terrain gedeiht, wo erstcres gar nicht mehr zur Blüthe kommt. Jeder Stamm hat sein bestimmtes Territorium, die Felder sind alier häufig weit entfernt von den festen Wohnplätzen und Zeltlagern. Die Aussaat geschieht gewöhnlich mit Beginn der Sommerregen. Das Hauptwerkzeug beim Säen ist ein kurzer Stock aus Akazien holz, der auf der einen Seite zugespitzt ist. Nachdem das Terrain von Unkraut, Sträuchern und dergleichen gesäubert, werden mit jenem Stock EeiheU von Löchern in gehörigem Abstand gestossen und die Körner in diese eingeführt. Zum Reinigen der frischkeimenden wilden Bilanzen, welche die junge Saat unterdrücken Würden, bedient man sich eines langen Stabes, an dessen einem Ende der sogenannte Ihtxchtwh, eine 3 1 Zoll lange Krücke von Liscn, angebracht ist. die mit einer Hand wie eine Schaufel gehandhabt wird. Diese llaschnsch sind ein Brodukl der ECordofaner Eisenindustrie, die namentlich in den südöstlichen Provinzen auf den dortigen Rascneiscn-steingruben schwunghaft betrieben wird. Erstcre dienten bis vor einem Jahrzehent als Scheidemünze im ganzen Lande, wie noch heut zu Tage die Lanzenspitzen hei vielen Negern. Gelangen die Feldfrüchte zur Reife, so müssen die Saaten an Orten, wo es viel AVild gibt, durch Dornhecken geschützt werden; auch errichtet man kleine Warten und zieht Leinen mit Lappen behängen durch die Aecker, um die Vögel zu verscheuchen. Das Einsammeln des Getreides nimmt, da die Früchte nicht gleichförmig zeitigen, mehrere Wochen in Anspruch. Weiber und Sklavinnen errichten sich dann mitten in den Fehlern Ilcknbcn, d. h. Schutzdächer von Stroh, unter welchen sie über die Erntezeit wohnen. Singend verrichten sie ihre Arbeit und tanzen und musiziren auch wohl die halbe Nacht. Das Ausdreschen geschieht auf einer Tenne entweder durch Vieh oder durch Menschenhand. Ist das Getreide von Staub etwas gereinigt, so verpackt man es in Ledersäcke und schafft es in die Dörfer, wo es meist in grossen Thoneylindcrn aufbewahrt wird. Auch bringt man es in tiefe Gruben, die mit Matten ausgelegt und bedeckt und dann wieder mit Erde überschüttet werden. Das Getreide wird auf der Murliakah (einer Steinplatte) mittelst einem Stein zu Mehl gerieben und entweder auf der Döqoli, einer eisernen Platte, die mit Fett oder Baumwollkörnern, auch Ricinus be- strichen ist, zu Brodfladen („Qismh") verbacken, oder zu polenta-ar tigern Brei (Az'ukh) geschlagen und endlich zur Bereitung der allgemein beliebten Merisah oder Bübü, einer Art von Bier, benutzt, das bei keiner Festlichkeit fehlen darf und vielen Leuten fast ausschliesslich als Nahrung dienl. Das beträchtlichste Handelsprodukt Kordofans ist der Gummi arabicum'). Der grösste Markt für dasselbe sind die südlichen, bergigen Provinzen und Taiärah (a^Ldo), 12 Stunden östlich von der Hauptstadt El-Obed (yö-uNf). Die jährliche Ausfuhr belauft sich auf GO —80,000 Ctr. Das Einsammeln geschieht nach der Regenzeit, die beste Qualität liefert der 7fVw7wfr-Baum, Aßocia Verdi der Botaniker. Die Weiber des Feruj, in dem wir rasteten, versammelten sich schliesslich um unser kleines Lager, um die beim Empfang von Gästen üblichen Tänze aufzuführen; Alt und Jung reihte sich in einen Halbkreis, und es begann ein eintöniger Gesang unter Hände klatschen und Taktschlagen mit dem etwas vorgesetzten rechten Vorderfuss. Line ältere Person, offenbar eine Nuba-Nogerin, trat hervor und näherte sich in kurzen gemessenen Schritten mit geballten Fäusten, den Kopf möglichst weil zurückschnellend und die Schul lern und Hüften krümmend und verdrehend, und zog sich dann ebenso wieder in den Kreis zurück, worauf andere Frauen und Mädchen zum Tanz vortraten. Auch sie bewegten sich in gleicher Weise vorwärts bis dicht vor ihre weissen Gäste, hielten hier einen Augenblick an, den Kopf plötzlich lebhaft niederbeugend, so, dass ihre vielen zierlichen Zöpfehen uns berühren mussten. Einige der Mädchen waren sehr hübsch und gut gebaut, von auffallend hell olivenbraungelbcr Farbe, mit langen Haaren und mit Korallenhalsbändern und Ohr- und Xasenringcn geschmückt; sie trugen den allgemein üblichen Kahad, einen Ledergürtel um die Lenden, der mit 1 2 Spannen langen, feinen Schnüren behängt und oft mit Kaui'i (inuln. Cypraca nionrfu) und (ilasperlen verziert ist, dar über eine einfache baumwollene Ferdah (Umhängtnch). Der gesueh teste Schmuck der Kordofaner Damen sind silberne Arm- und Fuss spangen, ächte rothe Korallen, mit denen sie die Haare zieren, und Kerim, eine kleine egyptische Goldmünze im Werthe von einem halben türkischen Thaler, welche zugleich mit Ausnahme des alten ') Arabisch Somgh (z**-*0)* grossen egyptischen Piasters („Qiwli tiadideh"), die gangbarste Münzsortc im Lande ist. Die Pfasanieh sind einer der beträchtlichsten Stämme des östlichen Sudan, sie gehen nordwärts bis zur Bajuda-Steppc, südlich bis gegen die Negerberge und haben auch einen Theil der östlich vom weissen Nil gelegenen Distrikte inne. Sie sollen eine Abgabe von 5500 Thcresicn-Thalern an die Regierung bezahlen, die theils in haaren) Geld, theils in Naturalien als Kamelen, Rindvieh, Butter, Cerealien und Salz abgetragen wird. Ziemlich spät Abends erst vcrliessen wir unsere neuen Freunde, anfänglich wieder Richtung naeh dem Arasch-Kol nehmend. Das Terrain ist meist Culturland ohne Baumschlag, theils aber auch Savanne, in der Schwärme von Pleuschrcekcn hausen, von denen sich eine Unzahl von Vögeln verschiedenster Klassen in dieser Jahreszeit ausschliesslich zu nähren scheint. Ich nenne hier namentlich die Raubvögel, als Milane J'o/ioruis rufipennis, Thurmfalken, Rohr- und Steppenweihen, dann Bienenwölfe, Meröps olbicoUis und M. nubicus. Letzterer sitzt oft gcniiithlieh auf dem Rücken eines Abdim-Storchcs, der gemessenen Schrittes im lioeligras Orthopteren fängt, während der Bienenfresser sich die auffliegenden aneignet und sie entweder in der Luft oder auf dem Storch, wo er wieder Platz genommen hat, verzehrt; dann Brachschwalben (Ghmohi pmüncola), Wachteln, Reiher, Ibisse und Störehe, Seeschwalben, Dickfüsse (Ocdicwmus) und Trappen. Entsteht ein Steppenbrand, so sammeln sich aus weiter Ferne her alle diese Gesellen zum leckern Mahl und stürzen sich oft in die dichtesten Flammen und Rauchwirbel, um die massenhaft aufgehenden Thicrc im Flug zu erhaschen, während andere, wie Störche und Trappen, es vorziehen, die halbgebratenen Heuschrecken vom Brandplatz aufzulesen. Heute sind wir schon mehreren Transporten von Sklaven begegnet. Der Menschenhandel ist zwar von Seiten der egyptischen Regierung dem Wortlaut nach aufs Strengste verboten, dessen ungeachtet machen die Konimandanten der Gränzprovinzen, angeblich behufs der Einziehung des Tributs, Sklavenjagden im Grossen und jeder Araberstamm, sowie die Besitzer von Bewässcrungsniascliinen, haben Befehl erhalten, eine verhältnissmässig beträchtliche Anzahl Schwarzer als Soldaten zu stellen, welche natürlich gekauft oder oder geraubt werden; was nicht tüchtig erscheint, wird ausgeschossen und dem betreffenden Schech gegen tauglichere Mannschaft zurückgegeben. Sind diese armen Volontärs noch nicht zu weit von ihrer Heimath entfernt, so legt man ihnen die Schebah (Sklavengabel) um den Hals, die erst dann abgenommen wird, wenn an ein Entkommen nicht mehr zu denken ist. > Nach zweistündigem Marsch ziehen wir uns mehr in SW. nach einer vielverzweigten sumpfigen Niederung, einem der Arme der Ablachen von Turadi-el-cliadruh (d. h. der grüne Kanal), umgeben von vielen zerstreuten Fcriq, setzen bei sinkender Nacht an einer etwas praktikablen Stelle über die Lachen und lagern nach abermaligem zweistündigem Kitte l/a MI. nördlich vom Dorfe Om-Kenen, das zum Bezirk von Tur&h gehört. Am 5. Oktober waren wir schon nach einer kleinen Viertelstunde in Wegstunden; die höchste Erhebung über Turaii wohl mehr als 800 Fuss. Das ganze Gebirge besteht aus platonischen Massen, vorzüglich Granit mit Quarzgängen, der vielfache Zerklüftungen erlitten hat und an einzelnen Stellen der Oberfläche in groben Gries zersetzt ist Die Gehänge sind meist Steil, theils kahler Fels, theils mit Dammerde bedeckt, auf welcher eine ziemlich reiche Pflanzenwelt Platz gegriffen hat. Jetzt ist in Folge der wenigen Sommerregen, die das Erdreich nicht tief und vollständig genug gesättigt haben, und einer zu früh eingetretenen Dürre der Hflanzenflor aber meist dahin, so dass Dr. Stcudner nicht sehr von seiner botanischen Ausbeute befriedigt sein konnte. Das tiebirg sireicht ungefähr von NNO. nach SSW., enthält mehrere enge Iloehthäler mit spärlichem Wasser, welches in Hecken am Fuss aufgefangen und als Trinkwasser benutzt wird; während der trockensten Jahreszeit, dem Sef (vjLuö), versiegen diese Quellen, und die Bewohner, welche während des Charit' (gü^) und Schita (i^j d. h. der nassen und Wintermonate hier ansässig sind, ziehen mit ihren Herden weiter nach dem Chor und gegen den Fluss zu. Von den schwierig zu ersteigenden Gipfeln des Arasch-Kol ge-niessl nein eine umfassende llundsicht; in Ost erblickt man den, so weit als das Auge reicht, sich nach Süd erstreckenden Kanal, von grünem Baumschlag umsäumt, dahinter die flache Ebene; denHorizonl begränzt ein langer, dunklerStreit" vonSuntholz, welcher den Lauf des weissen Flusses bezeichnet, über den noch einige Beichte, fahle Dünen der Djr.iirch (Senär) herüber schauen. In Süd (S. (5° W.) erhebt sich der kleinere, ziemlieh spitze Felsberg Bcdji auf etwa Iß Meilen Entfernung, mit sanften Ausläufern nach dem Strom hin. Nach West steigt das Terrain leicht nach dem Innern zu, bedeckt mit gelber Savanne und kleinen, oft dichten Gehölzen von Gummi schwitzen den Akazien; dahinter erblicken wir die blauen Umrisse des Djebel Teus (im N. 69','2" YV.) und des Derwisch (N. 701/»6 W). Dr. Kotsehy hat eine sehr ausführliche botanische Schilderung der Umgebung des Arasch Kol in Petermann und Nassensteins „luner-afrika" I. p. 7—9., gegeben, Steudner führt in seinem Tagebuche als hier vorkommend auf: Acacia (jummifcrax\ Acac'ai. ferratfinca, BaiamtesT), zwei Arten von lialsamodcndron; an feuchten Stellen, wo Bergwasser herabrieseln, zeigt sich unter den Felsen eine kleine blaue Üimmelma, Ammanin, Vcdalium Cadliaudi; an trockenen Funkleu Ceratotheca momoides, Mcdimao, Euphorbia, Hufaccm, Tribnlus alatus, ein kleines Aeanthdäüim, Corporis, Idnaria, Comohndus, Gercvnien u. s. w. Auf kleinen Feldstücken in erweiterten Thal einschnitten werden etwas Sesam und Hülsenfrüchte angebaut, die Steppe liefert Wassermelonen in Menge. Die Gehänge und Vorberge.tragen neben einiger Strauch und Baum Vegetation jetzt höhere oder niedere, trockene Gramineen, die das umherliegende lose Gestein verdecken und den Boden äusserst glatt und unwegsam machen. Dazu kommt noch der abscheuliche Askanit und Abu-Schoo;, die stachligen Samen von Coichrns und Tribidas, welche vom Winde massenweise in Klüften, Regenbetten und auf Ziegen-und Wildpfaden zusammengetrieben, durch die Fuss bckleidung dringen und sehr schmerzhafte und leicht entzündliche ') Ohne Zweifel nieint Steudner den lfaschiib-Baum, Acacia Vtfth, '2) Arabisch IL'edjlidj, ein Dorn bäum mit lederglänzenden Blättern und dattcl förmigen Früchten, die einen sohr adstringirendon Geschmack haben, aber dennoch gegossen werden; die Kerne benutzt man als Seife zum Waschen der Kleidungsstücke. Wunden verursachen. Trotz Askanit und Sonnenglut war ich doch den ganzen Tag mit Durehstreifen der Gegend und geographischen yufnahinen beschäftigt und hatte allen Grund, auch mit meinen zoologischen Funden zufrieden zu sein. Die Umgebung war dermalen von Arabern und weidenden Vieh, herden zu sehr beunruhigt, grösseres Wild daher nicht in Ucberfluss vorhanden. Wir fanden eine Fledermausart, paarweise in den Betgen eine Gazelle, arabisch (ilni,:nleli. (adiyt), die mit Antilope ('oriwna übereinzustimmen scheint, in der Qabah (Steppe) eine zweite, grössere Art, wohl Antilope redunca, arabisch El-Iutnira (oj+^f) das ist: die Rothe. Von Kaubl liieren erscheint der Gepard '), einzeln der schwarz-ohrige Luchs2). Zwei Ichneumon Arten11), das Stinkthier'). In Felsen und Erdhöhlen hausen Füchse"'), die oft grosse Strecken Boden unterwühlen, dann der Ratcl1'1), das Stachelschwein7). Nicht selten ist der Igel8). Im Gehölz der Savanne haust einzeln die rothe Meerkatze") und der niedliche Halbaffe10), der eine vollkommen nächtliche Lebensweise führt, den Tag über in hohlen Bäumen ruht und sich theilweisc von Gummi arabicum nährt, Die Herden beunruhigt häutig die gelleckte Hyäne M) durch ihr wahrhaft teuflisches Gelächter und Geheul. , Isabellfarbige Hasen18) sind ziemlich häufig, ebenso einige Arten von Springmäusen, fllcriones und Dipus (arabisch Djerbua). Zu den interessantesten Thicren des Landes gehört aber das U Ci/nadurux, arabisch fallad JlOiVi 2) Felis caraeal, Om rischad J>L«£ij *! 3) Jlcrpcsles sanguineus und II, Zebra, letzterer Qotneh x 1 \n' genannt, l) Rhabdogale tnustrtina, arabisch Abu Wutialh XJtJbwua ^jf s) Canit pallidum, Baschöm oder Abu-Schom — ff**1 — °^er e^ ttosein — <) Ahn-Kein — ^jS yA 7) Abu Schok ^Lav jf\ '■') Cercopit/irr/is ruber, Abelandj ti u?tmar ^ t VI ^äXA 10) Otolionua xcncgulenaüt, Tin — 11) Uyaena crocuta, arabisch Mara\fil JIaÄä^x» Iajx's isabeltinum, arabisch Arnab v-^Jjl Erdferkel und das Schnppenthier, zwei Edentaten, die übrigens nirgends liiiufig zu treffen sind. Das Erdferkel, Orycteropus capensis, rar. aethiopica, arabisch Ahn Jh'läf o^.is yi\') — ist Bewohner der ebenen Stcppcnland-sebaften, welche viele Termiten und Mntillen beherbergen, die seine vorzüglichste Nahrung ausmachen. Den Tag über ruht es in selbstgegrabenen, tiefen Erdhöhlen in zusammengerollter Stellung und kommt erst mit einbrechender Dunkelheit hervor, um sieh Speise zu suchen. Sein Sehvermögen scheint gering zu sein, sehr aus-gebildet sind dagegen die Gehör- und Geruchs-Werkzeuge. Mit staunenswerther Fertigkeit und Kraft Offnet der Abu Delaf die Ameisenbaue, welche er plündert. Er geht gewöhnlich auf diu Hinterbeinen, mit stark gekrümmtem Rücken, den kleinen Kopf mit ansehnlichem Rüssel und langen Ohren senkrecht abwärts gerichtet. Wird er verfolgt, so eilt er in riesigen Sätzen davon und gräbt sich rasch in den Boden ein. Sein Fleisch ist weiss und wohlschmeckend; er mag ein Gewicht von wohl HO Pfund erreichen. Weniger behend und lebhaft ist das Schuppenthier2), das eine ähnliche Lebensweise führt, wie das Erdferkel, auch gewöhnlich ebenfalls auf den Hinterbeinen geht. Beide Arten habe ich durch lange Zeit in gezähmtem Zustande im Zwinger und theilweise frei im Garten erhalten. Nach Ketsch v käme ein Ihjrax und Antilope riwlmrr, bubalis und msieornis in der Gegend vor. Die beiden erstgenannten Antilopen habe ich niemals in Kordofan gesehen, A. vnchorc ist überhau])! nur auf das südlichste Afrika beschränkt. Von Vögeln beobachteten wir den Ohrengeier (Vidtur awlndaris), Aasgeier und Schmarotzer-Milane, den Zwergadler, der regelmässig den AVinter im Sudan zubringt. Der Gaukeladler — lief ata rdun iraiulatns orientalis — zeigt sich den Tag über meist hoch in den Lüften, in raschem, ich möchte sagen etwas schmetterlingsartigem Flug sein weites Revier durcheilend; die Nacht bringt er auf dürren Baumästen auf dem Berge zu. Ein Wüstenbussard (Buteo anceps) wurde nahe am Gipfel des Arasch-Kol geschossen, und zwar ein jüngeres Männchen mit fast nun blendend weisser Unterseite und ebensolchem Augenstern. Ein ächter Felsenvogel ist auch der schöne Fako Aloprx-, lleuglin, 1) D. i. der Vater, der Besitzer der (scharfen, langen) Nägel s) Mmi$ Tcnuni»rl,:>, arabisch Om qirfch — üJsJi |*t, d. i. die Mutter der Kinde oder des Zitumcts. ein höchst eigenthümlich gefärbter grosser Thurmfalke; sein Vetter, der gemeine Thurmfalke, besucht mit dem Röthelfalken als Wintergast die Steppen und lebt hier vorwiegend von Heuschrecken. Der Würgfalke (Falco eervicolis) hält sich mehr an den Regenbetten auf, wo es von Wassergeflügel wimmelt. Auch die niedliche Poliornis nifijxiüiis. der Gleitaar (Finnas mela/nopterus) und die verschiedenen Weihen (Circus paUidus, cinereus und rufus) gewahrt man häutig (Iber den unabsehbaren Savannen. Hier treibt sich aber noch ein anderer Raubvogel herum mit reiherartig verlängerten Extremitäten: der Sekretär (Gypogerawtä serpentariuS) arabisch der Schicksalsvogel, Ter el nesib{^^iS\ yJb). Mit der Regenzeit kommt er, meist schon paarweise, aus dem tiefen Süden angezogen und wählt seinen Stand in den weiten Grasebenen, namentlich in Gegenden, welche etwas Hügelland mit einzelnem Buschwerk und Regenteiche in der Nähe haben. Vom frühen Morgen an sieht man ihn da in weiten Schritten seinen Jagdbezirk durchmessen; der Gang ist storehenartig, wobei der aufrechte Hals leicht hin und her bewegt wird; doch läuft er zuweilen auch sehr schnell, was äusserst possirlich aussieht; im Affekt sträubt er die den Hinterkopf und die Kopfseiten umgebende Haube. Seine Nah rung besteht in kleinen Säugcthieren, die er auch bei Steppenbränden geschickt erhascht, jungen Vögeln, Fröschen, Reptilien, Eidechsen und Schildkröten, Ganz abweichend von Raubvogelarf bemächtigt der Sekretär sich seiner Beute. Er holt sie im Kauf ein, wobei er sich selten der Flügel zur Unterstützung bedient, und führt mit ganz erstaunlicher Kraft einen oder mehrere Schläge mit den stahlharten Fängen auf den Kopf seines Schlachtopfers, stellt sich, nachdem das Thier verendet hat, auf dasselbe und zerrcisst es, wenn es zu gross ist, um ganz verschlungen zu werden. Zuweilen lässt er sich beim Fressen mich auf die Fersen nieder, und so sitzen auch die Jungen im Nest, ganz nach Reiherart. Diese brauchen sehr lange Zeit, bis sie ausgewachsen und fähig sind, ihre Nahrung selbst zu suchen. Wir haben viele Sekretäre geschossen und ebenso viele zu Pferde gehetzt. Sie sind nicht sehr scheu, gehen vor dein Reiter langsam und ziemlich mühsam auf, streichen niedrig über die Erde weg und lullen nach 1000—2000 Schritten wieder ein, und zwar womöglich in der Nähe von Gebüsch oder hohen Dollen-Feldern. Wird so der Vogel rasch 2—3 mal hinter einander aufgejagt, so ist er nicht mehr im Stande ZU fliegen und wirft sich meist in Dom-gestrttpp, WO er leicht /.u fangen ist, doch muss mau vorsichtig sein, da er wiithende Schlüge mit den Fängen nustheilt. Im Mo mit Deoember verstrcielit der Sekretär wieder. Aus der Familie der Eulen sahen wir im Schere, el ftSqabah, wie der Distrikt um den Arasch-Kol benannt wird, nur den afrikanischen rhu1), dann die niedliche weissohrige Ohrcule (Otiis leitCOÜs), Welche zum Theil auch hei Fug fliegt und ebenfalls gerne Heuschrecken frisst. Von Hiencnfresscrn gab es Merops apiaster (Zugvogel), Mwops mibicus und albieollis (Strichvogel) und M. rirldisslmn.-t, der hier wohl auch Sedentär ist; dann die binde Alrnlo semicoeruka (Zug- oder Strichvogel), sowohl von fischen als von Orthopteren lebend; die langsehwänzige Blauracke (Coronas habvsshika), die überall Standvogel ist; den weissrückigen Wüstenraben, Corvusscajndaris. Eigentliche Singvögel waren äusserst selten, ich nenne hier den einheimischen rothküptigen Stalfolschwanz (Drymöeca rußeeps) und die grosse, diekschnäblige Grasmücke (Owruca ermsirostns), beide auf Dornge hiiseh in den Regenbetten lebend. Ferner als Zugvogel Cnrraea yarrala. Sesshaft sind der rothbäuchige und qabah ist Carpospizo fomiipennis, ein Mittelding zwischen Stcinsperling und Ammer: in kleinen Flügen treibt sie sich auf Felsen, ausgebrannten Stellen der Steppe, auf Umzäunungen und an Wegen herum, nährt sich von Gramineen-Samen, zirpt ammerartig und zieht wohl im Decembei wieder wreg. Von Klettervögeln sahen wir bloss den eleganten Strausskuknk und seineu Verwandten, Oxylophns pico. ') Hitbo vinvrascens, der wohl nicht als selbstständige Art und kaum als Conspecies Von Jlubo mnculosH» eu betrachten ist. u; Ständige (laste 11111 die Wüstenbninnen sind die Turteltauben: Turtur vinaceus, T. aegyptiiacus und T. semitorquatus; Chcdeopelia afra und die langsehwänzige Oena cujuitsis: als Wintergast traten wir auch den europäischen Tnitur nuritns. Ein buntes Wiistenhuhn, Pteroclcs quuilricincfatö, lebt abweichend von allen seinen Gattungsverwandten nur paarweise; wir traten es an huschigen Gehängen des Arasch-Kol. Aus der Familie der Trappen kommen vor: Otis arabs und Otis nah«, beide gewöhnlich paarweise in den Steppen am Fuss des Arasch-Kol nicht eben selten; auch sahen wir eine dritte Art, wahrscheinlich Ulis 1 )rttttia) hier angetroffen und mehrere Exemplare derselben nach Europa gebracht. Von Sceschwalbcn sahen wir hier nur die grosse caspische (Stvrna caspiß) und zwar ziemlich einzeln, häufiger waren kleine Gesellschaften von St. anglica und nigra in der Steppe. Die Dickichte von Dornbäumen am Ufer der Kanäle sind übrigens 4* nicht minder belebt, als die Gewässer selbst. Die metallfleckige Zwergturteltaube (Chulcopetiaafra) lässt vom dürren Gipfel herab ihren tiefen, vollen Lockion hören, andere Arten gurren und schnarren dazwischen; eine Familie Staffelsehwänze (Argya Aeaeiae) flattert unter flötendem Pfeifen von Busch zu Busch, der Spornkukuk (Ge/to* tropus affinis) schlüpft neben Lappenstaren (DUopltus camucnlntm) durch die mit scharfen Dornen bewaffneten Cappa¥iäeen, um einen träumenden Bartvogel (Pogonias Vieilloti) aus seiner sentimentalen Ruhe zu stören. Gleich Schwalben segeln buntfarbige Bienenfresser (Merops super-bus, M. virallsshuus, M. apiaster und M. albicollis) Insekten fangend durch die Lüfte, immer nur Art zu Art gesellt, einige lassen sieh zirpend auf nahen Gipfeln und Zweigen nieder. Zuweilen stösst ein Sperber in die Büsche, um sich aus einem dichten, zwitschernden Flug durstiger Goldlinken (Chri/sospim lutea) seine Beute zu erjagen, während es die ziemlich zahlreichen Würgfalken (Faleo tuni/plcrns) mehr auf Wassergeflügel abgesehen haben, das sie mit unglaublicher Fertigkeit im sausenden Fluge niederschlagen. Mit Sonnenuntergang wird der Lärm der Wasscrvögel wirklich betäubend. Schwärme von Enten, Gänsen, Lölflcrn und Strandläufern schwirren bunt nach allen Seiten durcheinander, das pfeifende Geschrei des Dickfusses und der Kibitzc schallt dazwischen, darein mischt sich ein fernes, tausendstimmiges „Qaru-Qaru": Herden von Kranichen, die sich den Tag über in den Durah fehlem gemästet haben, ziehen hoch in der Luft und nicht in geschlossenen Reihen wie zur Wanderzeit nach ihren Nachtquartieren, den Hochbäumen und Sandinseln des weissen Nilcs zu. Namentlich in mondhellen Nächten kommen viele dieser Thiere gar nicht zur Ruhe, manche Schwimmvögel, wie die Witwen-Enten und llöckergänsc, rauschen pfeifend von den Fruchtfcldcrn zum Wasser und wieder zurück; schnarrende Fischreiher thun desgleichen, die Kibitzc sind ohnedem halbe Nachtvögel und stören gewissenloser Weise die armen Uferläufer, die sich reihenweise, auf einem Beine stehend, den Kopf unter die Flügel gelegt, längs der Sandbänke geschart haben. Als weitere Bewohner der Sümpfe Kordofans nenne ich den Monitor (Varanus), arabisch Warm, eine Eidechse, welche bis zu 6 Fuss Länge erreicht, sowohl im Wasser lebt, als weit draussen auf dem Festland. Er rrisst Fische, Fischlaich, Frösche, Krabben, Käfer, Heuschrecken und plündert namentlich die Eier der Hühnerhöfe, ist äusserst gewandt und kräftig und im Stande, gewaltige Schläge mit seinem muskulösen cmnprimirtcn Sehwanze auszutheilen. Die zahlreichen Fische, welche die Teiche und Altwasser beleben, sind meist Siluridcn-Arten, welche auch im Nil vorkommen. Aber im ganzen Innern Afrika's gibt es Fischteiche, welche mit keinem fliessenden Gewässer in Verbindung stehen und im Frühjahr vollständig vertrocknen. Ebenso haben wir Krokodile, die allerdings auch Landreisen zu machen verstehen, in Wildbächen gefunden, welche auf viele Stunden weit mit Ausnahme von kleinen Tümpeln gar kein Wasser mehr enthielten. Seihst jene Tümpel liegen oft monatelang trocken. Mit dem ersten heftigen Regenguss erscheint wieder Lisch und Krokodil und man hat heim Graben in diesen Strombetten nach Wasser oft beide klaftertief im feuchten Sand eingewühlt entdeckt. Ausser jenen Siluroiden, die mehrere Monate im Jahr tief in der Erde, Schlamm und Sand zubringen, gibt es im Gebiete des weissen Nil eine oder mehrere Sircn-Arten, welche im Wasser und auf der Erde leben können und unter verfaulendem Laubwerk in Gräben und trockenen Kanälen, wie auch in Erdlöchern hausen. Auch erzählte man mir, dass auf der Halbinsel Senär und im südlichen Kordofan „Fische" im trockenen Sand leben und über Nacht feuchte Aufwürfe machen wie der Maulwurf; die Neger am Chtlr Tombäq stellen denselben sehr nach. Ebenso soll man beim Brunnengraben im Geröll und Sand und an Orten, die nicht überschwemmt werden, bei Chartum und in Kordofan oft Fische und zwar einer ganz besondern, eigenthlinilichen Art zugehörig, antreffen; als einen solchen brachte man mir ein riesiges Exemplar von Cletrotes Uenißni), Kncr, einen Wels, der allerdings die Fähigkeit besitzt, sehr lange Zeit ohne Wasser zu existiren. Jenen Ciarotes habe ich später aber auch als Bewohner der Sümpfe der Schilukländer wieder gefunden, und ich halte es für wahrscheinlich, dass der „Fisch" vom Chor Tombäq wie die der Brunnen bei Chartum und in Kordofan Siran-Arten sein dürften; die Bewohner der sogenannten W) Kordofans sind jedoch wirkliche Welse. Gern hätte ich noch einige Tage länger in Tura'h, diesem Eldorado für den Ornithologen, zugebracht, weniger in der Absicht zu sam- ') l'lur. von Fuleh, Regenteich. mein, als um das Leben und Treiben der zahllosen gefiederten Sumpfbewohner näher kennen zu lernen. Aber Dr. Steudner fand auch hier wenig Ausbeute in botanischer Beziehung, die Jagd in den Dornen und Sümpfen und unter der glühenden Tropensonnc sagte ihm nicht zu, und so beschlossen wir, schon am Nachmittag des 15. Oktober den Klick weg nach Chartum anzutreten. Es kam erst gegen Abend zum Aufbruch und wir wollten bis Qoz-el-A:bid wieder den frühern Weg nehmen, um von dort aus eine direktere Strasse ausfindig zu machen. Mein Begleiter und Ich ritten der kleinen Karawane voraus, die angewiesen war, uns in den Fenq, wo wir am Mittag des 4. Oktober gerastet hatten, zu folgen. Wir hatten noch nicht lange die letzten Sümpfe des „grünen Kanals" passirt, als es zu dunkeln begann; schwarze Gewitterwolken zogen am Himmel auf und hüllten die Steppe in dicke Finsterniss. Mittelst Kompass suchten wir uns zu orientiren und steuerten auf ein fernes Feuer zu, das wir für dasjenige des betreffenden Lagerplatzes hielten. Nach stünde gern starkem Kitt stiegen wir endlieh bei einem andern H'asanich-Lager ab, gaben unsern zurückgebliebenen Leuten Signale durch Schüsse, doch eine und zwei Stunden vergingen, Niemand erschien. Die Araber gaben uns Anqarcb luden uns zu einem frugalen Abendessen, und wir ruhten auch ohne Teppiche und Polster herrlich bis zum frühen Morgen, trotz N achtkühle und Thau. Am IG. Oktober gelangten wir in 372 Stunden nach Qöz-el-A?bid um unser Gepäck zu erwarten, das erst gegen Mittag eintraf, nachdem einige arabische Schönen sich unser angenommen und ein kleines Frühstück, bestehend in Hühnern mit Weqa und Durah-teig, bereitet hatten; das ganze Gericht wurde in einer lud/erneu Schüssel aufgetragen und in Ermangelung von Tafclzeug mit den Händen verspeist. Von hier aus hielten wir uns mehr östlich vom früheren Wege, kamen an fast vertrockneten Sümpfen vorüber, meist durch schöne DwmÄ-Plnren, in denen eben die Ernte begann, weshalb viele Ära-berfamilien aus dem Innern sieh gegen die Niederungen herabgezogen und mitten im Felde ihre Mattenzelte aufgeschlagen hatten. Nach weiterem dreistündigem Ahendmarsch auf dem ganz {) Schlafstellen mit Ledergeflccht überzogen. ebenen, aus Nilanschwemmungen bestehenden, aber in Folge der eingetretenen Trockenheit vielfältig zerrissenen Boden lagerten wir unfern der Hütten von wandernden Landlcuten. Am 1 7. Oktober ging es innner durch hohe Büsehelrnaisfelder weiter; Scharen von Feuerfinken hatten sich eingefunden und plünderten die schweren Aehren, ebenso Helen da und dort Flüge von .iungfernkranichen ein, welche die Jugend mittelst Vogelscheuchen und Schleudern zu verjagen bemüht war. Bald erreichen wir den Chor Duechieh, der an einzelnen Stellen noch Wasser enthielt und wie es scheint ost-nord-östliche Richtung, übrigens einen sehr gewundenen Lauf hat; nach 2'/-2 Stunden weiteren Weges passiren wir den Chor Alaqa und rasten nach schwach dreistündigem Marsch unfern desselben unter einer einsamstehenden Baumgruppe. Das letztgenannte Regenbett war ebenfalls noch nicht vertrocknet, es mündet nach SO. zu in den weissen Nil, von dem wir nicht fern sind, da wir die Hochbäuinc längs seines Liers deutlich unterscheiden können. Hier ist die Durah-Einte last zu Ende, selbst die Stengel, die ein vortreffliches Kamelfutter abgeben, werden ein» geheimst. Mehrere Züge von Kababisch-Arabern begegnen uns, meist auf ihrem schönen Rindvieh reitend. Dieser grosse Stamm wohnt im Norden Kordofans, von den Gränzcn von Dar Für an bis zur Ba-juda-Steppe. Zur trockenen Jahreszeit versammelt sieh ein grosser Theil der Bevölkerung um die Brunnen von Sali, 15 Stunden nordnordöstlich vom Djebel Ifaraza, wo gewöhnlich auch der Grossscheeh der Qa-bilch residirt; andere legen Beschlag auf das Waiderecht um Häraza, bei den Dnrlf omr, Madjanin, H'ababin, HcseinU, ETasanieh, Djeraiad u. s. w. Drei und dreiviertel Stunden Abendmarseh bringen uns wieder nach 11'elet-el-Quez, dem Fenq der Qabileh Musah. Es war bereits Nacht, als wir bei unserem frühern Gastfreund, dem Schech des weitläufigen Mattendorfcs abstiegen, das ganz erfüllt war mit Dar-Furcr Pilgern, welche bei dem Faqi sangen und beteten, während ihre säubern Spiessgesellen auf Kaub und frechen Bettel ausgezogen waren. Die wenigsten derselben verstanden etwas arabisch ; all' ihr Hab und Gut ist eine zerlumpte I'rri/ah (Umhängetuch), eine Lanze oder ein langer Stock, ein Paar Sandalen und die Kür ('istlasche. So betteln sie sich hunderte von Meilen weit durch Wüste und über Meer. Viele gehen auf der Reise zu Grunde, andere lassen sich in Qalabat und der Gegend zwischen Atbara und Setit nieder, wo sie durch Feldbau und Baumwollweberei zu einigem Erwerb gelangen. Bei Quez beobachteten wir den weissküpiigen Flussadler (lla-Uaetos voeifer), arabisch Abu-Toq genannt, Bart- und Nashornvögel (Poffonias ViaUoti und Tokn* rri/throyhi/Hchit.s), ferner einen Staffel schwänz (Drymoeca mfieeps); eigentliche Singvögel, mit Ausnahme von europäischen Wintergästen, waren überhaupt höchst sparsam vertreten. 18. Oktober. Nach zwei Stunden guten Marsches passiren wir Suq-ubu hadjar, dann wieder eine Dfdaehah und rasten nach weitem zwei Stunden unter spärlichem Baum seh lag über den heissen Mittag an einem fast vertrockneten Sumpf, wo Iponicen und Luffa hüulig sind. Von Vögeln bemerken wir Oircus airuainosas, Poliornis, Pelikane, Nimmersatt und Webervögel. Nach P.i Stunden von hier sind wir dem Djebel-Beremeh wieder ganz nahe und bleiben nach einer weitern guten Stunde Weges in der Steppe über Nacht. Ii). Oktober. Bald taucht der Djebel Auli zu unserer Rechten auf, während der Mandera ziemlich fern links bleibt, ebenso der Djebel Tirch, nahe der iPelet Woad-el-Mek im Qoz Solimanieh, wo wir nach 5 y, stündigem starken und heissen Marsch Mittag machen. Abends nähern wir uns wieder dem Strom und lagern 1 1 Stunde von demselben entfernt nach 2'/2 stündigem Weg am grossen Chor Ed tfaräz, der hier noch ziemlich viel Wasser enthält, welches von den Hirten durch einen Lehmwall abgedämmt ist. Djebel Mcdalia liegt von hier W. einige Grade N. auf 2—3 Ml. Entfernung. 20. Oktober. Bald wird die Gegend selbst noch im Bereich der Hochwasser des weissen Nil öder und dürrer; wir sind sehr früh aufgebrochen, um womöglich noch Om-Dermän zu erreichen, ehe die Hitze zu unerträglich wird. Auf mit Buschwerk umgebenen Blossen scheu wir unterwegs mehrere Paare des isabellfarbigen Wüstcnläufers, die — was ich früher nie von ihnen beobachtet — sich sehr hoch in die Luft erhoben und spielend verfolgten, unter Ausstossen eines eigentümlichen Geschreies; ohne Zweifel paaren sich die Vögel um diese Zeit. Das Gepäck folgt etwas langsamer nach, während Steudner und ich unsere Rcitthiere gehörig antreiben. De Pruysscnaerc war, wie ich von Kainelhirten erfuhr, den Abend vorher schon hier durchgeritten und schiffte eben sein Gepäck ein, als wir nach 5 Stunden von Eid lfaräz an der Mündung des Bah'r Abiad abstiegen. Unsere Leute hatten sich übrigens auch gesputet und erschienen gegen ihre Gewohnheit lange, ehe wir sie erwartet hatten, am Iloehgestade von Om-Dermän. Dort miethete ich am selben Abend noch eine Segelbarke, welche uns, unterstützt durch gute Nordbrisc, mit Sack und Pack glücklich in Chart um ans Land setzte. Aufenthalt in Chartum vom 21. October 1862 bis 24. Januar 1863. Auch nach unserer Rückkehr von Ost-Kordofan waren wir noch für einige Monate an Chartum gebannt, ehe sieh eine acceptable Gelegenheit oder Aussieht für Fortsetzung unserer Forschungsreisen bot. Der Generalgouverneur Musah-Buscha beabsichtigte einen Feld zug (arabisch Ghazüa) gegen die aufständischen Gränzvölker am Dender und Hahad zu unternehmen, und den nach Nordwcst-Abessinien geflüchteten Mek (Abkürzung von Mclek) Nimr zu züchtigen, der sich in Mai-Qabah unfern des Setit zwischen den Bezirken der Bazen und Qedaui niedergelassen hatte und von da aus die Araberstämme um den Atbara beunruhigte. Musah-Bascha wünschte, ich möchte ihn begleiten, und sagte mir allen möglichen Vorschub für meine wissenschaftlichen Arbeiten zu. Aber die Gegenden, welche voraussichtlicher Weise während dieses Feldzugs berührt werden konnten, waren mir im Allgemeinen nicht neu, und ich hoffte immer noch, mich einer Handelsexpedition nach Süden oder Westen anschliessen zu können, weil voraussichtlich die Kosten einer selbständigen Reise nach dem Innern des Coutinents hin unsere Mittel weit überschritten haben würden, selbst dann, wenn es nur in unserer Absicht gelegen hätte, den Abiad (»der seine Zuflüsse während der Dauer der jetzt beginnenden Wintersaison zu besuchen. Im November 1862 trafen last gleichzeitig mit dem französischen Geographen Lcjonn, der von Egypten kommend über Abcssinien nach Masaua: zu reisen gedachte, drei holländische Damen in Chartum ein, nämlich Madame Tinnc und Tochter, nebst ihrer Schwester, Fräulein von Capellen, Diese Damen hatten schon früher Syrien und Egypten besucht und kehrten eben jetzt von einer längeren Tour auf dem Abiad und Bahrr el Djebel zurück. Doch damit war ihre Reiselust noch nicht befriedigt, sie Hüllten auch den grossen westlichen Ann des weissen Nil, den Bahr Ghazäl und seine Quellenländer sehen. Ihre Ausrüstung für die Flussreisc war eine vortreffliche. Das einzige Dampfboot, welches sich zu jener Zeit oberhalb der Katarakten befand und Eigenthum des Prinzen IFalim, eines Sohnes Molni-med Aäli's war, stand den Reisenden zur Verfügung. Dieses allerdings kleine Boot wurde als Remorqueur für eine grosse Segelbarke benutzt und gewährte somit immerhin ansehnliche Vortheile in Bezug auf Zeitersparniss und Unterhaltung der Verbindung mit Chartum. Die Damen, wehdien ich unsere eigenen Reisepläne mitgetheilt hatte, machten mir den Vorschlag, Steudner und ich möchten sich an ihrer Unternehmung betheiligen. Wir gingen dankbarst auf dieses Anerbieten ein. Die neue Expedition sollte auf grossartigem Fasse ausgerüstet werden, und man sprach die Absicht aus, den Quellsee des Ghazäl mittelst des Dampfers zu erreichen und von hier aus zu Land wenigstens bis zu den Niamaniam-Völkern vorzudringen. Zu einer solchen Reise bedurfte man tüchtiger Führer, einer grösseren Anzahl von Bewaffneten, von Dienern und Last-thicren und mehrerer Transportschiffe, welche Mannschaft, Kamele, Esel und Provisionen bis zum Req-See bringen konnten. Zeit war wenig zu verlieren, da wir wussten, dass in den Distrikten, welche unser nächstes Ziel sein sollten, die Sommer-regen sehr früh, oft schon im April beginnen. Die meisten Barken der I landclsuntcrnchmungen auf dem Abiad waren aber bereits ausgelaufen oder wenigstens zur Abfahrt gerüstet, so dass das Engagement von tauglicher Mannschaft mit manchen Schwierigkeiten PCT hunden war, da um diesen Zeitpunkt immer Mangel an Matrosen und sogenannten Soldaten einzutreten pflegt. Die Werbung betrieb ein sogenannter Wa/tl. der auch alle Verantwortlichkeit für die Leute hat und speciell das Kommando über die ganze Expedition leitet. Die Anschaffung der Provisionen für die Damen, Besorgung der nöthigen Transportbarken, Tauschmillel und Reit- und Paekthierc, hatte in zuvorkommendster Weise der französische Viceconsul Tin baut übernommen, wobei ihm der Wegyl zur Seite stand. Dr. Steudner und ich nahmen noch mehrere Diener an. Die Damen hatten sich erboten, uns ein Transportschiff oder eine Lastbarke (arabisch Itfeqer) zur Verfügung zu stellen, nebst 8—10 Leuten ihrer Schutzmannschaft, so dass ich hoffen durfte, mit meiner Summe von 10—15,000 Piastern alle Vorauslagen für mich und meinen Legleiter bestreiten zu können, da wir noch im Besitz vieler zweckmässiger Ausrüstungsgegenstände waren. Waffen und Munition hatten wir in Menge; dagegen waren die mathematischen und physikalischen Instrumente grösstentheils in Unordnung gcrathen und Chartum natürlich nicht der Platz, sie wieder in Stand zu setzen oder mit neuen zu vertauschen. Ich kaufte auf gut Glück noch eine Sekundenuhr und erwarb einen Schiffskompass und Glashorizont; ein italienischer Tausendkünstler machte sich sogar an Regulirung meiner Chronometer. Garderobe und Chaussure wurden reparirt und erneuert, so gut es ging. Steudner wollte sich für die Landreise seines abessinischen Maulthiers bedienen, ich besass ein gutes Gharbaui-Pferd für die Jagd und kaufte noch ein Maulthier nebst 8 Eseln. In Bezug auf Provisionen beschränkten wir uns eben aufs Notwendigste, namentlich Schiffszwieback, Büschelmais, Mehl, Butter, Reis, Kafe, Tabak, Kerzen, Seife, etwas Wein und Branntwein. Als Tauschwaaren kauften wir 2 Centner Kupferstangen und kupferne Armbänder, 4 Gentner feinerer Glasperlen, weisse, blaue und bunte Baumwollstoffe, Salz und dergleichen. Kurz vor dem zur Abfahrt festgesetzten Zeitpunkte langte ein anderer Reisender in Chartum an, Baron van Arkel d'Ahlaing, ein Landsmann der Damen Tinne, der sich ebenfalls entsehloss, letzteren wenigstens bis nach dem Req-See Gesellschaft zu leisten. Unsere Expedition bestand nun im Ganzen aus dem schon erwähnten kleinen Dampfboot, das mehr als Schleppschiff dienen sollte, aus zwei grossen J)ahabkhx) und drei Tränsportschiffen oder„Neqer". Letztere sind starke, schwer gebaute Barken aus Akazienholz („Sunt", Acacia nüotica) mit Vorder- und Hinterdeck und weitem, ganz offenem Baum in der Mitte. Sie führen gewöhnlich einen einzigen, nur 20—25 Fuss hohen Mast, an dessen oberem Ende ') Egyptische Luxusboote mit mehreren Kajüten und vollkommenem Deck. eine Segelstange von 60—80 Fuss Länge hängt, an weicher ein entsprechend grosses dreieckiges (sogenanntes lateinisches) Segel befestigt wird. Die „AVv/cr- sind um ein Ansehnliches breiter und mit höhcrem Bord verschen als die Dahubivh, haben daher viel mehr Tragkraft, aber auch beträchtlichen Tiefgang. Auf einem solchen Neqer wurden wir einquartirt. Ich liess denselben, um ihn für unsere Zwecke einzurichten, in der Nähe meiner Wohnung vor Anker geben. Auf dem Hinterdeck wurde eine niedrige Hütte aus leichtem llolzgestell und mit Balmmatten gedeckt, errichtet, gross genug, um zwei „Angareb" unterzubringen. Der grösste Theil des Raumes unter dem Vorder- und Hinterdeck diente zur Aufnahme von Büschclniais. Die Reit- und Last-thiere brachte man in dem freien, nicht eingedeckten Feld in der Mitte des Bootes unter. Der „/.V/V- (Capitain) und „Mnxln Chartum, an einer kleinen, durch hohe Dänen verdeckten Ecke des Ostufers liegen zer streute Hütten zu dem von armen Barabra bewohnten Dörfchen Kalaqla gehörig, theiiweise unter hübschen Gruppen schlank und hochstämmiger Akazien. Hart am Strome, den Fuss gebadet in den Finthen des Hochwassers, erhebt sieh dort ein alter Wird: bäum (Acacia cdbida), weit und breit bekannt als ,,Schetr Mohn Bek"; nach altem Schifferbrauch legen die- Barken an dieser Stelle auf kurze Zeit an, um die letzten Nachzügler an Bord zu nehmen, denn die Lqiiipage Bestellt meist aus Berberinern, die sich nur schwer von ihren Schönen, Tanz und Merisakneipen der Hauptstadt lies Sudan trennen können. Gewöhnlich Wird für jedes Lahrzeug dann hier noch ein Ochse geschlachtet, das Fleisch in lange Riemen geschnitten, (ungesalzen und am Takelwerk aufgehängt; auch geben die Europäer Chartüms ihren scheidenden Freunden das Geleite bis zum „Baume", und ich selbst hatte mich vor Jahren so wohl für meine Heise naeh den Schilukinsolu, als für die nach lleuglin, KeUe nacli dem weissen Nil. 5 Süd Kordofan hier eingeschifft. Die Mannschaft jedes unserer Keqer hatte, um einen lungern Aufenthalt und seine Folgen ZU vermeiden, diesmal den Abend vor dem Auslaufen ihre Fleisehvorräthe erhaben, auch sollte der Weqll dafür Sorge tragen, dass keiner der Ma trosen bei der Abfahrt fehle. Doch vermissten wir einige Soldaten und Diener, die übrigens bereits auf dem nähern Landweg an Ort und Stelle angekommen waren. Die Brise war vortrefflich, man legte nur an, um die Leute einzuschulen, und bald waren die Barken wieder Hott Die Ufer werden immer grüner, namentlich das westliche, dem wir uns des bessern Fahrwassers wegen mehr nähern; der Strom scheint da von förmlichen Waldpartien eingesäumt; davor breiten sieh die eben erst von der Ucberschwcm-mung verlassenen, neu keimenden Grasteppiche am Gestade aus, hier und da von Schaf- und Ziegenherden begangen." Menschliche Wohnungen bekommt man nicht zu Gesicht, auch selten etwas von dem umliegenden Flachland, das häufig niedriger ist oder zu sein scheint, als die Dünenketten um das eigentliche Strombette. Unsere Richtung im Allgemeinen ist S, 15° W. Ich habe während der ganzen Heise versucht, die Stromrichtung möglichst genau mittelst Uhr und Schilfsboussole aufzunehmen. Dabei trat allerdings der I ebelstand ein, dass die Lntleriiungen nur geschätzt und nicht gemessen werden konnten, indem uns ein eigentliches Log zur genauen Controle der Fahr-Geschwindigkcit wie der Strömung fehlte. Auch führten wir kein Boot, und nicht einmal einen Anker an Bord, um Tiefen und Breitenmessungen anstellen zu können. Die einzelnen Angaben über den vielseitig wechselnden Lauf des Stroms werde ich hier übergeben, da sie ja doch nur für den Geographen und Kartographen von Interesse sind und wohl bald auf einer Karte verwerthet werden sollen. I in !i Uhr Morgens war vom Sehetr Mohu-Bek vom Land ge-stossen worden. Meist zwischen niedrigen Inseln hinsegelnd und nur selten den Strom in seiner ganzen Breite tiberschauend, kommen wir mit A Ii Meilen Geschwindigkeit weiter. Iiier und da hat man eine kleine Durchsicht Uber das Gestade hinaus, wo — namentlich am Westufer — auch tafelförmige, niedrige Bänke vmi rothbraunem Sandstein, sowie fernere, einzeln liegende, kahle ritt geh züge auftreten. Der kaum 2—300 Fuss relative Höhe erreichende; Djebel Aldi taucht gegen Mittag in S. 2" W. vor uns auf und scheint oft quer Uber dem Strom zu stehen; er ist von ziemlich regelmässiger, kup-ponförmiger Gestalt, hart am Ostufer gelegen, und wenn weder seine Masse noch der bescheidene Baumschlag seiner Gehänge besonderen Kindruck macht, so bietet er doch dem Auge, das die Flachlandschaft bald ermüdet, einen angenehmen Huhepunkt; der llcrg besteh! nus neuerem, kicseligem, mergelreichem Sandstein, der an einzelnen Stellen in Hauken ZU Tage kommt, ist Übrigens an vielen Stellen mit Humus und Vegetation bekleidet. Nicht ferne sind kleine Niederlassungen von l-'duliin (/>hir. von FelaH. Laiidmann), Om el \ rdeh genannt, und die Feng. (Wanderdörfer) der unbedeutenden Qabileh Djar-el-nebi. Die Benennung Äuli kommt wohl vom arabischen Auel (Jj') d. h. der „erste", nämlich Berg, dem mau stromaufwärts segelnd begegnet. Wir passiren ihn um 1 Uhr 20 Minuten Nachmittags; in seiner Nähe zieht sich eine bei niedrigem Wasserstand die Schitffahrt hin dernde Austerbarre ", kurze Zeit in S. 70 HO W. über, bis 12 Uhr 4f> Minuten, wo dann nach und nach der alte Goars S. 20 und 8. 10 W. eintritt, dann wieder ein Stück SW., dann S. und endlich S. 5- 10° O. bis gegen 3 I hr in der Früh, dann S. 10" und S. 20° O. Um I Uhr Morgens landen wir am Ostufer in Woad Scludai. 26. Januar. Dieser Ort liegt ziemlich zerstreut längs den jetzt 15 20 Fuss über dem Wasserspiegel erhabenen, meist steil abfallenden Dünen und besteht eigentlich aus mehrern Dörfern, welche von Herbe rinern, Djaüin, Schaiqieh und Arabern der Qabüeh W.....I Schelai und der Musah bewohnt sind. Sie leben meist von Ackerbau, Viehzucht ') .1. i. Thal; und Zwischenhandel. Hier befand sich noch vor kurzem eine Schills werfte (Manscharah) der Regierung, für deren Bedarf die vielen benachbarten Inseln ein treffliches Bauholz lieferten. Der Ort ist ein Verbindungsknoten für den Handel von Senär und Chartum mit Kordofan. Ks gibt da noch einige Lehmhütten nach Art der egyptischen Bauernhäuser, die meisten Widmungen sind jedoch Toqul, runde Strohbaracken mit hohen, spitzen Dächern, die dem hiesigen Klima ganz angemessen sind. Die Kordofan Karawanen und Schiffe können Bich in Woad Sehelai mit Milch, Butter, Schlachtvieh, Hühnern und etwas Gemüse und mit Wassermelonen verproviantiren; auch fehlt es nicht an Merisa- Schenken, in denen unsere Matrosen und Soldaten sich schon vor Tage festzechten. Noch vor 10 -Jahren war das Hochgestade von Woad Sehelai schön waldartig bestanden mit Suntbäumen, die nun unter der Hand der Schilfsbauleute gefallen und deren Standort theilweise in Cultur land verwandelt worden ist; hier fand ich auf Akazien die ersten Lornnthus (wahrscheinlich />. miHshtx), jedoch leider hliithenlos. Dort wo die Schmarotzerpflanze auf den Zweigen des Mutterstamms apge wachsen ist, hat sich immer eine kleine, niaserähnlicho Verdickung des Holzes gebildet. Etwas weiter landeinwärts ist eine beträchtliche Depression, die dem Strome gleich läuft, ähnlich den jenseitigen Sümpfen von Tunch-cl-liadra. Dort wimmelt es von Wassergeflügel, während die nach und nach durch Versinken des Wassers und die Verdunstung trocken gelegten Stellen mit Büschelmais und Goton bebaut werden. Mehrcrc Fähren unterhalten über und unter der langen Insel von Sehelai die Verbindung mit dem jenseitigen Tier. Ks sind meist schwere Segclbarkcn mit flachem Bord, so dass sie Kamele und grosse Waarenlasten auf einmal übersetzen können. Auch wir machten hier einige kleine Einkäufe an Lebensmitteln. Die geographische Breite von Woad Sehelai bestimmte ich nach der Mittagshöhe der Sonne auf 18* 52,,n1-. Ks kostete nicht wenig Mühe, unsere nach allen Winden zerstreute Mannschaft wieder zusammen zu linden. Der MV7,7 erweist sich immer mehr als ein Mensch ohne allen Willen und Einfluss, um dessen Befehl, wenn er überhaupt wagt, den Leuten einen Bolchen zu geben, sich niemand kümmert. Km 2' > Uhr Nachmittags kann endlich die Abfahrt bewerkstelligt werden, aber man hat die beste Zeit der günstigen Morgen brise versäumt. Der Wind ist flau, so dass wobl durchschnittlich nicht über 2 Meilen heruntergesegelt werden; Dircction: Süd mit wenig Krümmungen naeh Ost und West. Um 5 Uhr 30 Minuten passiren wir bei der Mündung des Kanals unfern der Ortschaft Tünch. Schon kurz nach der Mandjarah zeigten sich die Gipfel des Granitgebirges Arasch-Kol in Ost Kordofan, etwa b' Stunden venu Nil entfernt gelegen, in S. 20u W.; von der Höhe von Tünch aus liegt der Berg in S. 26° W. Dicke Rauchsäulen hüllen die ihn nördlich umgebenden Savannen ein. Solche Steppenbrände kommen selten durch Zufall aus, die Eingcbornen legen absichtlich Ecuer, namentlich weil sie der Meinung sind, dass der neue Graswuchs dadurch gefördert werde. Iläulig geschieht es ferner, wenn der Wind gerade eine günstige Richtung hat, um das Wild aus den dichten Grasmeeren zu treiben, auch wohl um gewisse Gegenden zugänglicher zu machen und den Askanit (s. S. 27) zu zerstören. Dabei geht aber leider auch viel junger Baumschlag zu Grunde, weshalb viele Stellen, wo ein solcher gewiss reichlich aufkommen würde, kahl und ausgebrannt stehen. Hochhol/, ist namentlich am Westufer mehr noch auf Inseln; am östlichen Gestade sind höhere Dünen mit Gebüsch von (1alofropis (arab. ü'scher) bestanden, mit Salvadora und Schlinggewächsen, Nabaq, Stint-, Sek in- und Ifurd.z Akazien, einzeln schon die Habbas-Mimose, letztere meist an Uberschwemmten Stellen. Auf der dicht mit Schilf bewachsenen Spitze einer kleinen Insel zeigen sich einige Nilpferde, die dort ihre Mittagsruhe gehalten hatten und durch den Lärm der Schilfe aufgestört worden waren. Mit gewaltigem 1'lumpen stürzen sie in die Flut. Auch mehrere am Strande liegende Krokodile bemerkten wir, doch meist schwächere Thiere. Erst mit einbrechender Nacht begann der Wind sich etwas zu verstärken; es war ein herrlicher Abend; vom Vorderthcil des Schiffs ertönte der melancholische Klang der Tarahnt/alt den Oe sang der Matrosen begleitend. Nachts 11 Uhr wird, nachdem man auf Untiefen gerathen, beigelegt. 27. Januar. Mit guter Brise sind wir um 6 Idir in der Frühe flott, Man begegnet wieder vielen, meist langen Inseln; einzelne davon zeigen Spuren des Anbaues von Dundi, andere sind mit Akazien und Ntitiatj bestanden, wie auch die Ufer. Häufiger zeigt sich bereits Mimorn Ruhlas. Die erste Insel, die wir zur Lin ') Ein trommelartiges Instrument aus Thon, das mit der Hand geschlagen wird. kcn lassen, ist Djeziret iTasäni; der Cours ist bis 8 Uhr S. 40" O., geht dann in S. 15—20" Ost Uber, und um 8 Uhr 53 Minuten lassen wir den Stapelplatz Duem zur Rechten. Der Ort ist mehr eine weit-läutige Kette von Gehöften mit Strohhütten. Auch von hier aus führt eine Handelsstrasse nach Kordofan; die nächste Station heisst Fiqedj. Trotz dem diesjährigen niedrigen Wasserstand sind manche Inseln noch ganz tiberschwemmt, ihre Stelle bezeichnen einzelne grosse ^m/bäume mit verlassenen Ibis- und Ldfl'ler Horsten. Das westliche Ufer bietet waldige Strecken von Akazienbeständen, dazwischen dornige Nabaq und schilfartiges, dürres Hochgras (arab. iDdja). in welchem Kamele weiden. Von 9 Uhr 40 Minuten bis 10Uhr Ii Minuten wird beigelegt, um Futter zu schneiden und Brennholz zu fällen, was vorläufig die ganze Beschäftigung unserer Soldaten ist. Der Landungsplatz muss noch vor Kurzem unter Wasser gestanden haben, da der aus schwarzer, aufgeschwemmter Knie bestehende Boden vielfache frische Sprünge und Risse und noch nicht ganz trockene, tiefe Nilpferdspuren zeigte. Im dürren Hoehgras stehen da und dort seliwarzhalsige Reiher (Ardea atrieoUis) mit Ileusehreckenjagd beschäftigt. Diese Vögel sind wahre Steppenbewohner und entfernen sich oft viele Meilen weit vom Wasser; sie sind ziemlich scheu und flüchtig, verrichten aber trotzdem ihr llrutgeschäl't während der Regenzeit oft mitten in Ortschaften, gemeinschaftlich mit dem Ab dim-Storcfa und Kuhreiher. Am Ufer angeschwemmt und zum Theil noch treibend fanden sich hier die ersten l'islien (Pistia stralinlrx), die ich weiter stromabwärts nicht beobachtet habt'. Auch CeratophyWam demersum zeigte sich häutig am Gestade. Den Westufer-Distrikt haben Sclim-Baipira inne, südöstlich wob neu n'asänieh, Baqara und Lchauin-A:raber. Der Wind kriecht nach und nach etwas ein, wir segeln durchschnittlich S. 5° 0. bis S. 25" O. von 10 Uhr 22 Minuten bis 12 Uhr, wenden uns dann nach S. 40—50° 0., bis 2 Uhr 45 Minuten. Um 1 Uhr hatten wir die lange, theils mit Durah bepflanzte Insel Manschcrat-cl-Hcedjäzi mit hübsch gelegenem ToqtdAori zur Linken. Am gegenüberliegenden Festland sind einige Schöpfmaschinen, sogenannte Schatüff ähnlich unsern Ziehbrunnen mit langem Hcbebauni. Nach und nach gelangt man in ein wahres Inselnieer, so dass es schwierig ist, das Festland zu unterscheiden. Um 3 Uhr ist der Cours S. 15" ()., mau passirt gleich darauf den Marktplatz El F/is, auf einer früher sehr namhaften llandelsstrasse zwischen Kordofan und der Stadt Senär. Kl K'Ts war einst eine Hauptstadt der Fundj-könige, die in der letzten Hälfte des vorigen Jahrhunderts sich ganz Kordofan zinsbar gemacht hatten; jetzt heisst der Ort Ifelet-el-Baqara. Es ist am Westufer des Bah'r-el-abiad, iTeletel-Danaqla gegenüber am östlichen gelegen. Hier trafen wir ziemlich viele Barken vor Anker, die ohne Zweifel alle mit Baqara bemannt waren und von Sklavenjagden zurückkehrten. Denn viele sogenannte Handelsschule, die im Oktober und November angeblich behufs des Einkaufs von Elfenbein den Fluss besuchen, führen, wie schon oben erwähnt, nur die milbige Equipage und eine Anzahl Fcucrwall'cn und Munition bei sich, nicht aber etwa Tauschwaaren. Bei den Baqara, die nicht nur ein idyllisches Hirtenleben führen, sondern auch kühne Klephantenjäger und Kiiüber sind, sammeln die Unternehmer „Ge-schäftstheilhaber", die womöglich einige gute Pferde besitzen und mit Musketen bewaffnet werden. Oft halten mehrere solcher Barken zusammen und segeln mit einer Besatzung von mehr als 100 streitbaren Männern stromaufwärts bis zu den Dinka oder Djeuqeh, lediglich um Menschenraub zu treiben. Die Baqara erhalten als Löhnung einen Antheil an dem Gewinne. Nach einem kleinen Aufenthalt von 50 Minuten in lTelet-el Danaqln geht es wieder mit massiger Brise stromaufwärts. Gleich zur Rechten haben wir die grössere Insel Nabreh, ihr folgt eine zahllose Menge anderer; der Strom scheint sich bedeutend aus/u breiten, ist aber vom Schilf aus nirgends in seiner ganzen Breite zu übersehen. Die Vegetation, namentlich aber die Suntwaldungen, werden grossartiger; hin und wieder sieht man Mattenhütten und Gehöfte der Baqara halb im Gebüsch versteckt. Die Gehölze sind von den verschiedensten Vogelarten belebt und vielstimmiger Gesang ertönt über die las! spiegelglatte Wasserfläche herüber. Herrlich sticht das blendend weisse Gefieder des Abu-Toq1) von dem dunkelgrünen Laubdach ab, auf dem er sich unter lautem, wirklieh singend pfeifendem Geschrei niedergelassen hat, nicht weniger das Kleid der kleinen Silberreiher, welche auf schwarzen, morschen, ge-fallneu Baumstämmen ruhen. Auf einem überhängenden Ast lauert •) Der afrikanische Fisch- oder Sin^-Adler. der hebende und scheue Ghatas (Schlangenhaisvogel, Plotm mdano-tjosfrr) mit feuriggrtineu Augen auf seine schuppige Beute, fällt plötzlich kopfüber, plumpcnd wie ein Stein, ins Wasser und erst nach geraumer Zeit zeigt sich nichts als sein schlangenartig hervorragen der Kopf und Hals auf irgend einer entfernten Stelle wieder. Einer seiner Kameraden scheint sich beim unaufhörlichen Tauchen — er schwimmt immer mit ganz eingesenktem Körper das schöne, straffe, dunkelmetallgrttne Gefieder allzu sehr durehnüsst zu haben, denn er sitzt in der Sonne, die Flügel halb ausgebreitet und herabhängend. Einzeln steht der Riesenreiher auf Untiefen und geht unter Ausstossen eines grimmigen, heiseren Bellens schwer und langsam auf. Der pfeifende Ruf der muntern Glanzstare wechselt mit dem liefen und vollen Lockton des im Dickicht des dornigen Näbaq verborgenen rothbäuchigen Würgers (Lanio erythrogaMer); hochgelbe Webervögel zwitschern in Schwärmen auf schwanken, die Wasser-fluth fast berührenden Zweigen; aus dem düsteren Dunkel der Bäume schallt das bekannte Racksen der Turteltauben. Stumm und starr, einem alten Baumstamm gleichend, zuweilen mit weit aufgesperrtem Ilachen, pflegt das Krokodil seiner Buhe auf irgend einer flachen Inselspitze; hier und da taucht Behemoth's riesiger Kopf aus den trüben Finthen, unter dumpfem Geräusch einen Schwall von Wasser aufblasend oder mit seiner fürchterlichen Stimme, die vielfach vom fernen Ufer widerhallt, die Stille der Waldeinsamkeit unterbrechend. Bald begegnen wir mehreren Dutzenden von Aasvögcln, die auf dürren Aesten einer alten Mimose sitzen, namentlich dem weissen Jlaliamah (Cathartes prrenoptents)] nicht fern davon einer Unzahl Klaffschnäbel {AnoMomus CameUigerus), während ein paar grosse Lappenstörche (Mgcteria scnc.galcmis) in weiten Schritten das Grün des Ufers messen. Der Cours wechselt zwischen Süd und Süd 73° Ost, der Wind zwischen flau und mehr oder weniger kräftig; um 1) Uhr 30 Minuten passiren wir zwischen den Inseln Schauäl (W.) und Lchauin (0.), dann frischt die Brise wieder beträchtlich auf und staut den langsam und majestätisch dahin rollenden Strom in langen Wellen; ruhig, doch rasch gleitet die Barke unter Tarawa-Schall und Sang der Matrosen dahin, da erfolgt (11 Uhr Nachts) plötzlich ein fürchterlicher Stoss, dass alle Rippen des schweren Neqer krachen und eine für den Augenblick höchst possirliche Unordnung unter den vollkommen aus dem Gleichgewicht gekommenen Rcitthicrcn entstellt. Wir waren mit vollen Segeln auf eine Austernbank aufgefahren und der Kiel rutschte noch ein gutes Stück auf derselben fort, bis das Schiff gehörig fest sass und sich auf die Seite neigte. Augenblicklich war das Segel nothdürftig gerefft, wir konnten aber trotz der Anstrengung der Mannschaft, die bei eisig kaltem Nord, tief im Strome stehend, den Stern nach dem Fahrwasser zu drehen suchte, und trotz Beten und Fluchen des halbbetrunkcnen Bcis (Kapitän) nicht wieder flott werden, so dass man sich endlich cntschloss, auf diesem Ankerplatz wider Willen den Morgen zu erwarten! 28. Januar. Erst nach Sonnenaufgang gelang es den vereinten Anstrengungen des ganzen Sehill'spersonals den Nrqrr wieder frei zu machen. Die andern Barken waren verschwunden und ohne Zweifel die Nacht durch gesegelt. Anfänglich geht es 3/4 Stunden lang nur mittelst Ruderstangen weiter, da, zum ersten Mal seit der Abreise von Chartum, vollkommene Windstille eingetreten ist. Wir erreichen bald eine enge Durchfahrt; ringsum nichts als bewaldete Inseln, die sogenannten Sunt- oder Schiluk-Inseln. Die Flussbarre, auf der wir die vergangene Nacht zugebracht, mag wohl den Strom stauen und die Veranlassung sein, dass oberhalb derselben so zu sagen gar keine Strömung stattfindet. Das Wasser ist hier spiegelglatt, autfallend klar und nicht so schmutzig graulich-weiss, wie gewöhnlich; Stille und geheinmissvollcs Dunkel herrschen in den wunderbaren Urwäldern, die nie eine Axt berührt und deren treues Spiegelbild der Strom wiedergibt. Die Inseln sind niedrig, meist lang gestreckt und sumpfig, wo Buschwerk und Hochholz es erlaubt, mit Gramineen und Schilf bedeckt; zahllose sehr ansehnliche Bäume haben die Finthen entwurzelt und dieselben, ohne sie viel zu beschädigen, umgeworfen und an den Ufern angeflösst; hoch und wirr durch einander starren diese natürlichen, von einer grauen Schlammkruste bedeckten" Barrikaden aus wohl schon seit mehr als einem halben Jahrhunderl modernden Holzmassen,— aber dazwischen hat ein neues Geschlecht Platz genommen, dem sie Schutz gegen das Hochwasser und Nahrung gewähren. Die eigentliche Waldung besteht vorherrschend aus uraltem Sunt von gewaltigem Stammdurchmesscr; weithin ragen die wagrechten Aeste, ein frisches, feingefiedertes, angenehm grau-grünes und dichtes Laubdach tragend. Zahllose Schlinggewächse ziehen sich bis zu den himmel- anstrebenden Gipfeln, bedecken domartig weite Strecken und schlingen wie Schiffetaue in immer weiterer Ausdehnung ihrer schwanken Ranken fort von Baum zu Baum. Andere hängen senkrecht herab und baden ihre iiussersten Spitzen wieder in der kühlenden Fluth. Die zartgelben, einen balsamischen Duft verbreitenden l>lü-thenkätzchen der Ameia nilotica sind nur noch spärlich vorhanden, die meisten haben sieh bereits zu langen, halbdurchsichtigen grün-rostfarbigen Schoten entwickelt. Am Sehetr-el-fas1) mit seinem von dicken Dornen umgebenen, dunkelgrauen Stamm wuchern Ipomecn empor, so dicht, dass von ersterem nichts mein- zu sehen ist; die übrige Lianenvegetation besteht zumal aus scharfbewafineten Capparideen 'und aus dem mit eorallrothen Trauben behängten Cissus. Eine zauberhafte Ruhe herrscht über diesem Eden; kein Lufthauch bricht sich pfeifend oder rauschend im Urwald, lautlos verrinnt der glatte Fluss dem Norden zu, nur selten erklingt eine verhaltene Vogelstimme aus den undurchdringlichen Dickungen, als ob selbst dem schüchternen Sänger Schweigen auferlegt wäre. Endlich kräuselt sanft ein leiser Nord streifenweise den Wasserspiegel, das Segel schwellt, leise rauscht es am Bug, die Barke gleitet langsam aber stetig wei ter, immer längs der Kanäle zwischen unzähligen jSww&nseln hin. Der Unterschied zwischen dem jetzigen und dem diesjährigen höchsten Wasserstand beträgt hier, wie man dies an den Marken der Bäume deutlich sieht, nicht mehr als 3—3J/2 Fuss, was auf eine ganz aiissergewödinliche Ureitenausdchniing des Flusses sehliesscn lässt. Richtung, einige kleine Biegungen abgerechnet, zwischen S. 5° und S. 30° 0. — Die erste grosse, zeitweise bewohnte Insel, deren Nordende wir gestern Nacht schon erreicht zu haben scheinen, lieisst Meserän; zur Rechten die wohl 6 — 8 Stunden lange A'ba, deren Südlichste Spitze um 1 Uhr 45 Minuten erreicht wird. Sie ist durchschnittlich elwas höher gelegen und trockener, als die übrigen, zeigt jedoch in ihrem Innern auch theilweise noch Sümpfe und Kanäle; das 1 lochgras ist meist schon dürr, und wie es den Anschein bat, zum Theil abgebrannt. Ganze Rudel von grauen Meerkatzen {('n-copitheem rinde griseus, arabisch Alm-lcndj) treiben sich furchtlos am lder hin, entweder dem Schilfe folgend oder ihm vorauseilend, auf der Erde laufend und in weiten Sprüngen die Luft mit dem langen ') Acacia spec. ?, eine Holzart, deren Blätter sich beim Anhauen dos Stammes schlicssen. hochgetragenen Schweif peitschend, andere von Baum zum Baum setzend und dabei als kühne Seiltänzer über die Schwanken Lianen kletternd, meist über der Wasserfläche, als ob sie sich in deren Spiegel betrachten wollten. Trupps von kleineren Antilopen, kaum grösser als Antilope dorcas, huschen durch das Steppengras, während drüben am östlichen Festland einige Pferdantilopen1) zur Tränke gekommen sind. In hirschähnlicher Haltung betrachten sie sich die Schifte, werfen den Kopf zurück, der das verhültuissmässig kleine, aber kräftige, einfach rückwärts gebogene, vielknotige Geweih trägt und setzen flüchtig über die Büsche. Nach und nach während der Wind immer mehr zunimmt, werden zahlreiche Vogclstimmcn wach und vereinigen sich ZU einem, wenn auch nach unsern musikalischen Begriffen nicht eben harmonischen Gonccrt. Von den auf der Fahrt bisher noch nicht beobachteten geflügelten Bewohnern dieser wildschönen Tropenlandschaft erwähne ich den mctallHügligen Ibis / (Fbis JFagedaseh), der in kleinen Gesellschaften auf dürren Aostcn längs der Ufer sich herumtreibt. Er ist ein ziemlich träges Geschöpf, seine laute Stimme klingt wie ein tiefes „Kraa." Der afrikanische Sporntlügler (Varra afriraoa) läuft behende zwischen blühenden Nymphaeen auf den grossen tellerartigen Blättern hin und her. Mit der Südspitze von A:ba, früher von Schiluk bewohnt, welche auf grossen, künstlich geebneten Plätzen mitten im Holz eine Art von Gallus ausübten, haben die „Sunt" auch ihr Ende erreicht; südlich davon wechselt die Physiognomie der Landschaft vollkommen. Mehrere Museheibarren (von Etheria) setzen quer über den weniger inselreichen Fluss, statt der Suntw'tidcr breiten sich weite Schilffelder aus, gebildet von einer wilden Zuckerrohrart (Saccharum Tschaemum); die Zahl der Pistien nimmt beträchtlich zu, ebenso begegnet man schwimmenden Grasinseln, aus denen zuweilen eine Papyrusstaude emporragt; neben Ni/w}tha.ca Lotus und N. caerulea zeigt sich Cemtopbyllwm demersum; an Stellen, wo keine oder wenig Strömung ist, die goldgelben Blüthen von Oftelia vereinzelt in seichtem Wasser. Häufiger erscheint am Gestade eine Akazie mit violetten oder rosenrotheu lilüthenköpfchen (Calliea?). Von 2 Uhr 50 Minuten bis 5 Uhr 15 Minuten segeln wir, einen kleinen Aufenthalt abgerechnet, mit schöner Brise zwischen S. 30° 0, und S. 65° 0., biegen dann in S. 10—15° 0. bis (5 Uhr 5 Minuten Abends, wo Cj Arabisch Abu-Maa\ref. wir die hohen Bäume von Moli atat Abu Se:d (Motiateh gleich Fuhrt) an einer beträchtlichen Strombiegung in S. 22° 0. vor uns haben, während wir S. 12° und 8. 5° W. und endlich in Süd segeln. 8 Uhr 50 Minuten lauten wir in die genannte Biegung bis '.I Uhr 5 Minuten über S. 70° 0. nach S, 45" 0. ein. Daun folgt Directum nach S. bis S. 70° W. Die Westseite des Flusses ist südlich an der Fuhrt und Auslerbnrre Abu Se,d seicht und bildet ein wahres Labyrinth von wildem Zuckerrohr1), durch welches sich zahlreiche Kanäle hinziehen. Die Kohlfelder bilden die Nachtherberge unzähliger Webervogelarten, namentlich von hlut-schuäbligcn Quclcen (Quelea somguinirostm orientälis), die, wenn die Barke sieh nähert, mit einem donnerähnlichen Lärm aufgehen, der auch die übrigen geiiederten Bewohner der Umgegend aus ihrer Nachtruhe schreckt. Hier begegnet man dem ersten AuihtuljhusvUv (Herminiera elaphroylon). Jetzt ändert sich der ÜOUrs wieder nach West hinüber bis S. 70° W. (um 10 Uhr 45 Minuten), nachdem wir um 10 Uhr 15 Minuten die Zicgcnfiihrt, Moh'atct-el-ans, passirt haben; um 11 Uhr 45 Minuten ist die Richtung S. 21" W. und wechselt dann zwischen S. 50" W. und & 18« <>. Bald verirrt sich die Barke in den Schilfkanälen, stösst ahm- bei dieser Gelegenheit wieder auf die zwei vorausgeeilten Schilfe und legt um 2 Uhr 43 Minuten Morgens nahe am Westufer an. Durch schmäh- (Jrasinseln von uns getrennt erscheinen die Wachtfeuer einiger Raubschiffe. 2 9. Januar. Um C Uhr in der Frühe wird abgesegelt bis 7 Uhr SW. bis S. 20° W. Vor uns liegt breiteres, freies Fahrwasser; am Westufer, das jenseits der Schilfgränze, die es einfusst, sandiges, nur spärlich mit Büschen bedecktes Land zeigt, erhebt sich eine 6 -8 Fuss hohe Terrasse mit lichter tyihah (Waldlandschaft). Die Brise ist Hau; eine weitere halbe Stunde lang behalten wir Südrichtung bei, dann erscheint über der östlichen Qabah um 7 Uhr 50 Minuten der Djebel Denka oder Njemati, auch Djebelen, d. h. die zwei Berge genannt, dessen nordöstlichste, steil nach der Dje-eireh zu abfallende Spitze von hier aus in S. 25° 0. gelegen ist. Der Fluss ist immer beträchtlich breit und fast ganz frei von Inseln, abgesehen von den mannshohen Schilfpartien,; am Ostufer entwickelt ') Arabisch Hu* (^jjj. TS sich mehr und mehr ein frisehgrtiner, theilweise höherer und dichter Baumschlag, darunter zahlreiche Tamarhinden mit ihrem lieblichen, VO-llen Blätterschmuck, welcher kaum eine Durchsicht nach dem Innern gestattet. Ks geht bald etwas rascher voran, doch immer langsam genug, und zwar in S. 5" bis S. 20° Ost, und am Mittag legt man unfern des Kusses des grössern Njemati an. liier ist das Ufer frei von Schilfwäldern und dasselbe erhebt sich vom grünen Gestade aus auf Gries und Kiesgrund mit Bruchstücken von Granit und Humuspartien nach dem kaum eine .Meile entfernten Gebirge, welches aus zwei Kämmen von schönem grauem Granit besteht, dem niedrigeren südlicheren, der zum Fluss hin vortritt, und «lern ostnord-östlichen, welcher zwei höhere Kuppen zeigt, eine mittlere mehr domförmige und eine andere nach Osten zu als äusserste Gränz marke fast senkrecht in die Ebene abfallende. Das Gebirge wird wohl im Ganzen nicht über 3 — 4 Meilen Länge haben, seine höchste Erhebung möchte ich zu mehr als 700 Fuss über dem Flussspiegel anschlagen; die Richtung ist WSW. zu ONO. Den Ilauptstock bedeckt einige nicht unmalerische Gras- und Akazienvegetation, der östlichere besteht mehr aus kahlem Triimmcrgestcinc. Da unser Weqil grosse Eile hat, verziehte ich auf eine Besteigung und nehme nur das nächste Uferland und die Vorberge in Augenschein, die von vielen Begcnbctten durchfurcht sind. Neben dem Sehet e-el-ftts tritt hier in grosser Menge die Ktt/itimut-Ak'.v/Äe auf, ohne dass der Bau in jedoch jene Grösse erreichte, wie z. B. in Ost-Senär.1) Im ganzen südlichen Theil der Djetiweh Senär, zu welcher der Njemati, selbst der Söhnt noch gerechnet werden, wächst in grosser Menge eine Grasart aus der Gruppe der Sehoenanthi — wohl Au-dropogon circiuattts Höchst — das, wenn es in Blüthe kommt, von den Dinka und auch von vielen arabischen Nomaden gesammelt, im Schatten getrocknet und dann mit siedendem Wasser übergössen, als Theo benutzt wird. Man schreibt der Pflanze blutreinigende Wirkung zu und ihr Geruch in trockenem Zustand ist ausserordenl lieh würzig. Die früher von Dinka-Ncgcrn bevölkerte Gegend ist gegenwärtig ej Am Ankerplatz, fand Steudner Jialanites, Cappari*, Botcia, Celastrus, Hibis-Ott*. Cordte myjru. l,r»,i»iis, I erhesina, Ipumucen, am Lande Cucurbitaceen, Acacia Selon, nilotifit, j'erriujinea, rteyoiuliiiun, Tamarindus, eine Indiijofere, lhmpalnumt Aspa-ragut, Gyperut. nicht bewohnt. Die Schwarzen sind nach Süden verdrängt worden, während die Abu-Rof-Araber, von Norden her sich immer mehr ausbreitend, die thatsächlichen Besitzer des Bodens sind und wegen des Sklavenhandels mit den Kaubschiften, sowie zu Zeiten, wenn auf der Insel Senär grosse Trockenheit und Wassermangel eintritt, mit ihren Kamelen hier zur Tränke kommen. Der Njemati ist Zufluchtsort mancher Kaubthierc, namentlich der gefleckten Hyänen, Serval und Leoparden. Zahlreiche Peshtihncrketten sind in den Vorbergen; die grasreichen Ebenen des Innern beweiden Büffel, Giraten, das Nashorn, viele Antilopenarten und der Strauss. Von Vögeln bemerkte ich noch unsern Bracbpicpcr, den lang-sehwänzigen Ziegenmelker (dapyimuhjm lonqicttudus), einen grossen Glanzstar (Lamjiyoloritis pnyjaiyo/dcya), verschiedene Finken, darunter niedliche hellblaue Bengali mit hochrothem OhtÜQok(FringiMaphoem* cofis), ferner Fringüla minima und mmiuhurtutt-m. In den liegen betten nahe am Strome sonnten sich zählreiche Krokodile und Varanus. Um 2 Uhr 30 Minuten stossen wir wieder vom Land und segeln mit flauer Brise kurze Zeit S. 10° 0., dann zwischen S. 16° und S. 6()° W. Ist die Strömung gleich nicht heftig, so mag sie durchschnittlich doch mehr als eine Meile betragen. Ueberau zeigt sieh das öfter erwähnte IMs (Sa7; er musste jedoch, gedrängt von den Schiluk, den Platz wie der räumen und ist jetzt auch keine Spur mehr von diesem Dorfe UiMiglin, Kci»e nach ilem wcinson Nil. vorhanden. Die Stelle war etwa 5 Fuss über dem Plussspiegel erhaben und dürfte vom Hochwasser kaum übeHluthot worden. Eipge Gruppen von blühender Acacia fcrraijiaca oder Hci/al, Seifenbäume (Juäanitcs), lla Min. erblicken wir auf etwa 8 Meilen Entfernung den Berg Tefafam in S. 2° (>.; die Richtung des Stromes ist anfangs aus Süd, biegt dann dem Gebirg zu, an dessen Gehängen der Fluss sich gebrochen zu haben seheint, über S. 50 0 W. wieder SSW. zu SW. um. Von !) Uhr 27 Minuten bis 12 Uhr 4~> Minuten legen wir am Ostufer an, um Gras zu schneiden und Brennholz zu sammeln. Der Strom scheint nordwärts vom Berg ziemlich schmal; am westlichen Ufer zeigen sich höhere Sanddüiien '.) mit Vaaj und Cissus; links mehr Hochbäume, namentlich Tamarhinden, auf denen sich Flüge von Nachtreibern herumtreiben, theils gesondert, theils gemischt mit Kulireihern, die von ferne auf den lebhaft grünen Bäumen sich wie lichter BHilhensehnce ausnehmen. Ausserdem zeigen sich grau-und sehwarzhalsige Reiher und die kleine Ardea roMoides, sowie eine Scharbe, ohne Zweifel Cosl»> africanus; einzelner lauert der Purpurreiher im hohen Schilf. Tefafam ist nach Bericht der Nach {) Auf der l'etcrniann'schen 10. Blattkarte C'entralafrikas „Giräh (soll heissen Djuii.h el E;sch"; so nennt man uns eine Nilkrüniniung, viel südlicher von liier, nahe bo\l)<'nal), kommen der Könige von Dar-Fundj ein Fundjwort, aber ein Name, dessen Etymologie und Bedeutung Niemand kennen will; meine Berichterstatter über diesen Punkt sehreiben *tj li3". Der Berg liegt kaum zwei Meilen östlich vom eigentlichen Streun, ist jedoch durch einen breiten und tiefen Kanal, der nie mals ganz vertrocknen, ja, in manchen Jahren schiffbar sein soll, noch von ihm geschieden; diesen Canal nennen die arabischen Schiffer Chor el Djebel Der Tefafam ist ein gegen 400 Fuss hoher Felshügel, dessen Gipfelkante gratartig zugeschärft scheint und an den sich in 0. ein niedrigerer FelshÜgel anlehnt. Soviel ich mit dem Fernglas bemerken kann, ist er, namentlich gegen den Fuss herab, mit Felstrümmern bedeckt, zwischen denen Dammerde liegt, mit ziemlich hohen, jetzt trockenen Gramineen; auch zeigen sich an den Gehängen Büsche und selbst auf dem Gipfel einige isolirte kleine Bäume. Auf der Nordwand ziemlich hoch oben erscheint eine nicht gar unregclmässigc, kreisförmige Erhöhung des Gesteins, das durch grobschalige oder hankartige Absonderungen gebildet sein könnte. Die Farbe des Felsens ist gelbröthlich und mehrere senkrechte und wagrechte Schichtbildungen glaube ich am Fasse der Nordabdachung deutlich bemerkt zu haben. Leider mussten wir darauf verzichten, den Tefafam zu besuchen, welcher nach Untersuchung der von Werne gesammelten Gesteinsproben durch Dr. Girard für einen erloschenen Vulkan erklärt wird. Ich erinnere mich, mehrere von meinem Freund de Fruyssenaere de Lawostyn von hier mitgebrachte geologische Handstücke gesehen zu haben, die ich allerdings nicht näher prüfen konnte, welche mir jedoch eben sowenig als die Gesammtgestaltung des Berges den Eindruck einer vulkanischen Bildung machten. Es wäre somit nicht unmöglich, dass bei den von F. Werne mitgebrachten Stücken eine Verwechselung der Bezeichnung des Fundortes stattgefunden hat. Zwischen dem Tefafam bis gegen den Djebclen nordwärts Wohnen die Abalang oder Abalandj, ein sehr volkreicher Dinka stamm, der jedoch in Folge des beständigen Sklavenraubs und der Einfälle der am Westufer ansässigen kriegerischen Schiluk sich mehr ins Inncrc zurückgezogen hat. Dort münden verschiedene AUS den Fundjbergcn herahströmende Bcgenbetten, die Wenigstens in ihrem untern Lauf das ganze Jahr durch Wasser (ob 1 linier wasser vom weissen Nil?) enthalten sollen. Sic wurden mir vom Grossschech der Iiamedj „Chor Sunighcr" und „Chor Doleb" oder „Qöreh" benannt; ilcr erstcre ist der Südlichere und kommt aus dem Gebiet von Abu Qones und vom Djebel Ulli, der Dolch von den Bergen der Enqaeana, und dieser fliesst zwischen dem Djebel Qu! und Djebel Bod durch naeh WNW. — In ihre Mündungen sind schon Schiffe eingelaufen, um in den Chor-Dinka vorzudringen, der sich auf 3 bis 6 Meilen im Innern durch das Gebiet der Abalandj dem Hauptstrom gleichlaufend hinzieht und an verschiedenen Orten durch Kanäle mit ihm in Verbindung steht. Seine Ufer sind sehr dicht bevölkert, Ortschaft reiht sich dort an Ortschaft, auch wird die ganze Gegend ßeissig mit Büschelmais und Hamich (Ifilnscm) bebaut Die Dinka stehen in physischer wie in geistiger Beziehung unter ihren Nachharn. Noch vor wenigen Jahrzehnten war dieses Volk, das übrigens 'eine ganz cigcnthümliehe Sprache spricht', im Besitz weil ausgebreiteter Bezirke, aber von Norden setzen ihnen die längs des weissen Stroms immer mehr Fuss fassenden uomadi sirenden Baqara zu, von Westen her die Schiluk, Dor und Djur, von Osten die Wanderstänune der Djc.tirch (Senär); am Söhnt halien sich Sehilukstämme zwischen sie und ihre südlichen Stamm verwandten eingenistet, im Südosten scheinen sie von Galahorden bedrängt zu werden, sowie im Süden von den kriegerischen Bari. Obgleich die Dinka Raubzüge bis zum blauen Nil hinüber unternehmen und einzelne Familien und Horden sich gegenseitig bekriegen, ist die Nation doch von vorwiegend friedlicherem Charakter und ihre Finfälle auf egyptisebes Gebiet werden nur zur Wiedervergeltung unternommen. Die Dinka sind von hoher, meist schlanker Gestalt, der Kopf ist gewöhnlich klein, rund, der Hinterkopf zuweilen etwas zugespitzt, die Extremitäten lang, mager, die Schultern horizontal, eckig. Das Stumpfe Gesicht kennzeichnet sie' als ächte, reine Neger, doch tritt die Stirn nicht eben auffallend zurück, die Nase ist weniger kurz und breit, und die Lippen im Allgemeinen (aber immer relativ) nicht besonders wulstig. Das Stamnizeichcn aller Dinka oder Djeng scheint ein Einschnitt längs der Stirnmitte zu sein, der seitlich von conccntrischcn Linien umgeben ist, welche die ganze Stirn und den Vorderkopf bedecken; ausserdem fehlen gewöhnlich mehrere vordere Schneidezähne im Unterkiefer. Die Männer verachten jede Art von Kleidung gründlich, dagegen tragen die Weiber von ihrer Verhei rathung an eine Lederschürze, welche hinten gewöhnlich länger ist als vorn. Alle Haan' am ganzen Körper werden mittels! einer scharten Lanze rasirt und nur auf der Mitte des Scheitels bleibt ein kleiner Busch. Wie alle Neger liehen sie Schmuck, als Gluskurnllen, Hinge von Eltenbein, Eisen und Kupfer, Stricke, geflochtene Kiemen, Zähne, Klauen und Ilautstücke, Kulischwänze u. dgl. Ihr grösster Reichthum sind Herden, sowohl Rindvieh als Ziegen; dagegen werden Pferde, Kamele und Esel nicht gehalten. Ihre Kulturpflanzen sind vorzöglich'Büschelmais, dann Sesam, Gurken, Tabak, UibiSCUS; die Sümpfe rudern ihnen Lotusknnllen und wilden Beis, die Steppen eine Menge von Gramineen, die Wälder Tamarhinden, Ndbaq und eine Menge andere geniessbare Früchte. Viele Dinka sind Fischer und Jäger; die Fischerei wird meist mit einer Art von Harpune oder auch mit der Lanze betrieben, auch dämmen sie mittelst Erde und Rohrbüschcl;i (ischreiche Altlachen ab; sie bedienen sich kleiner Piroguen, aus Papyrusbttndeln recht niedlich zusammengefügt. Die Dinka-Waffen bestehen vorzüglich in Lanze und Schild, auch führen diese Völker schwere, spitze Keulen vom Holz der Dahlbergia, manche Stamme Hegen und Pfeil.1) Vom Tefafam aus hat der Fluss stromaufwärts nicht die ,.s| westliche Richtung, wie sie auf den Karten von IVferiuann Hassenstein verzeichnet ist, sondern sie geht mit einer ganz ') Der Missionar A. Kaufmann, der längere Zeit am weissen Nil lebte und Gelegen« heit hatte, Sitten und Sprachen dieser Völker gründlich zu studiren, theilt in seiner kleinen, aber viel Neues und Wissonswürdiges enthaltenden Schrift „Das Gebiet des weissen Flusses, Brixen 1SGI.", die Dinka'in folgeude Stämme: I, Abalang, Abalandj, zwischen Djcbelen und Tefafam. '1. Agcr und Abago und Abujo, zwischen Tefafam und Jal. 1. Dongyol, Donghol, Dundyol, zwischen Jal und Sobät. t). Tuic, Tuidj, um den Bah'r Zerit, nördlich von den Nuer, östlich von liah'i el djebel zwischen 8° und 7° 30' nördl. Br. b\ Bor, südlich von jenen bis zum (1° nördl. Br. 7. Die Eliiib, am Westufer gegenüber den Bor. 8. Kiek, Kidj, nördlich von den Eliiib, westlich von den Tuidj. Zwischen den zwei letztgenannten Stämmen endlieh und östlich von den Dor und Djljr, nördlich bis zum untern Lauf des Djur, Bah'r el h'omr und Bah'r cl a:rab wohnen noch zahlreiche hierher gehörige Völkerschaften. geringen Biegung nach Westen gleich in eine süd-westliche über. Wir lassen übrigens den 1 luiiptstroni zur Rechten und laufen in enge Kanäle zwischen zahl reichen Grasinseln ein, erreichen aber den Fluss schon naeh 2 Stunden wieder. Gegen Abend frischt der Wind wieder auf, bleibt jedoch die ganze Nacht durch veränderlich; um Uhr in der Frühe legt die Barke in Ifelet Kaka an, der jetzigen Residenz Muh'amed Chör's. Der Ort liegt am Schiluk (West-) Ufer, nicht am Hauptstrom, sondern an einem Kanal von 50—100 Schritt Breite und mit gutem Fahrwasser. 1. Februar. Die Gegend von Kaka ist wenig über die Hochwassermarke erhaben, etwas im Innern bemerkt man eine sandige Terrasse, hier und da mit Palmen und grössern isolirten Laubholzbäumen bestanden. Ursprünglich lag hier eine grössere Niederlassung der Schiluk, die von dem genannten Muh'amed Cher vor etwa (> Jahren zerstör! worden ist. Dieser Mann ist ein geborener Berberiner, der als Djeläb (Krämer) früher Tekeleh und die Länder nördlich vom Keilaq bereist hat; später verband er sich mit Sklavenhändlern, schuf sich durch Muth und Unternehmungsgeist Ansehen und Mittel und fasste den Entschluss, im Lande der Schiluk eine befestigte Niederlassung zu gründen, um von hier aus, vereint mit seinen Freunden, die Sklavenjagden im Grossen betreiben zu können. Es gelang ihm, grössere Einkäufe von Waffen und Munition abzu-scldiessen und die räuberischen Baqara in sein Interesse zu ziehen. An Zulauf von Deserteuren von den Handelsbarken und landesflüchtigen Berberinern und Arabern fehlte es ihm nicht. Von den Baqara verschaffte er sich eine Anzahl Pferde und unterstützte mit Mannschaft und Führern die Raubschiffe, welche ihm Vorräthe zuführten und gemeinschaftlich mit ihm Geschäfte machten; selbst viele Europäer Chartmns standen in Freundschafts- und Handelsbeziehung zu Schech Moh'amcd Cher und überliessen ihm für die betreffende Zeit ihre Schiffe mit der ganzen Ausrüstung. IFeiet Kaka erhob sich bald zum Rang eines beträchtlichen Stapel- und Hafen-platzes, wo der einstige Djeldbfäit als Sultan unumschränkt herrschte; der Ort wurde nothdürftig mit einer Schanze befestigt, eine „Garnison" hier gegründet und kriegerische Baqara mit ihren Herden in der Nähe augesiedelt, während die umwohnenden Schiluk sich unterwarfen oder als Sklaven verkauft oder endlich als Rebellen erschossen wurden. Die egyptische Regierung in Chartum nahm weiter keine Notiz von dem, was auf dem weissen Nil vorging-, sie hatte in ihrem eigenen Gebiet genug zu thun, gewann auch durch den blühenden Sklavenhandel an Abgaben und an Mannschalt für den Militärdienst, zudem stand Moh'amed Cher in zu vielerlei Beziehungen zu türkischen Würdenträgern und europäischen wie einheimischen Handelsleuten; er hauste ja im „Beled-el A'bnH, im Land der Sklaven, wenn er gleich egyptischer Untcrthan war. Indess vermochte der unruhige Geist dieses Mannes doch gewisse Befürchtungen für seine Stellung nicht zu unterdrücken; das Generalgouvernement von Chartum konnte ihn wegen der fahnenflüchtigen Soldaten, die in seinen Diensten standen, sowie der Baqara, wegen, welche ihre zinspflichtigen Ueimatsorte verlassen, zur Verantwortung ziehen, auch dafür endlich, weil er, der niedrige Berbe-riner, sich unabhängig gemacht und, vereint mit den Feinden der Regierung, ihr selbst gefährlich erscheinen mochte. Zudem wurde im Sommer 1862 ein Generalgouverneur für den Sudan ernannt, von dem Muh'amed wohl nicht viel Gutes für sein ncugcgrüudetes Sultanat erwartete. Er sann daher auf Mittel, seine Herrschaft auch nach dieser Seilt- hin sicher zu stellen. Ein Schiff Muh'amed Chors erschien in Chartum, natürlich unter türkischer Flagge; es brachte als Abgesandten den Bruder Muh'a meds, Talmi, mit den nüthigen Vollmachten, Geschenken und Ver Sprechungen, sowie mit dem Auftrage, heim Buscha um „Amam" d. h. Verzeihung, Gnade für etwaige Fehler, und um Bestallung Mutfameds als Grossschech der Schiluk zu bitten, die er auf eigene Kosten der Regierung unterwerfen wollte, so dass sie derselben einen von ihr festzusetzenden jährlichen Tribut in Sklaven, Gehl und Vieh zahlen würden. Unglücklicher Weise hatte der Unternehmer vergessen, seinen Wem und Bruder Tah'a, der als türkischer Efendi gekleidet erschien, auch mit den nöthigen Mitteln zu verschen, seine Gläubiger in Chartum zu bezahlen. Mancher Handelsmann mochte für sein Guthaben beim Schirlt.-'sch der „Djal'', den die Matrosen auch wieder Chör-el-Dinka benennen« Dieser Fluss soll das ganze Jahr über Wasser enthalten, aber die Einfahrt wegen einer Bank von Schlamm und Schilf für Lastschiffe bei gewöhn liebem Wasserstand nicht möglich sein; dagegen waren unsere Berichterstatter — wahrscheinlich gelegentlich einer Sklavenjagd — mittelst Booten in östlicher Richtung ziemlich weit ins Innere vorgedrungen, Etwas stromaufwärts wohnen viele Dinka, die fleissige Ackerbauer sind. Ein sehr zuverlässiger Kaufmann, der Syrer Ibrahim Bas, (leiden weissen Fluss oft bereist hat, versicherte mich, dass der Sobat sich in seinem untern Lauf in zwei Arme verzweigt und einen Theil seiner Gewässer in die Dinkaländcr gegen den Djal zu sende. Auch d'Arnaud-Bek scheint der Meinung zu sein, dass eine solche Verbindung zwischen Djal und Sobat bestehe. Oder sollte der Djal vielleicht der Fluss sein, der mir von den lTa-medj der Fundj-Berge als Sobat oder Chor Tombäq bezeichnet wurde und welcher im Laude der Burma und Karöra unter 10" nörd. Br. und ungefähr 34° östl. L. v. Gr. seinen Ursprung hat, oder wenigstens aus der Gegend von Djebel Dul und Qomasch beträcht liehe Zuflüsse erhält? Mit schlechtem Wind wird der Rest der Nacht (von Mitternaht an fehlen mir die Beobachtungen) durchgesegelt; im Hohlichl unter scheide ich auf Inseln oder am Festland zahlreiche hochstämmige Do^'b-Taimen (Borasms aethiopkus). 2. Februar. Nach Aussage der Leute haben wir in den letzten 6 Stunden der Nachtfahrt kaum 6 Meilen gemacht. Um 6 Uhr 30 Min. bis 7 Uhr ist die Stromrichtung aus Süd, wir biegen dann in West um, während der Wind äusserst heftig wird, so dass die Barken ohne Segel recht gut vorangehen. Einigen Aufenthalt verursacht der Umstand, dass wir gegen die Schilfpartien des Dinkaufers getrieben werden, wo nirgends fester Grund ist, um die Ruderstangen mit Vortheil ansetzen zu können. Von 10 Uhr 15 Minuten W. 35° S. um 12 Uhr 5 Min. S. 50" W. und um 1 Uhr wird etwa ll j Meilen südlich von Denab, dem Hauptort der Schiluk, beigelegt, und zwar an einer etwas erhabenen, jedoch von Sumpf ganz umgebenen Stelle, wo die katholische Mission im Jahre 1860/61 eine Niederlassung zu gründen beabsichtigte, von welchem Vorhaben sie jedoch gleich wieder abstellen musste. Einige riesige Bäume stehen am 1,'1'er, im Hintergrund sind muh halhühersehweiumte Wahlpartieen, in denen viele Perlhühner erlegt wurden. Sohilukhirten, die ich in der Nähe antraf, Htlehteten eiligst muh dem Innern. Auffallend war mir, dass die Kühe, oft bis über die Mitte des Leibes im Wasser watend, selbst weld gar schwimmend, gemüthlich das frischgrüne Sehilfgras abweideten. Zwischen unserem Ladungsplatz und Denan oder Faschödah, wie die Residenz des Sultans der Schiluk auch heisst, zieht sich eine baumlese Niederung hin, wohl ein Kanalbett. Denah seihst besteht aus einer meilenlangen Reihe von Toqul, deren spitze Dächer meist in der Mitte etwas ausgehaucht sind; die L'fcrtcrrasse scheint hier erhabener als gewöhnlich, und ihre Richtung bezeichnet weithin eine lange Linie em.rmer Ddelh und Vom - Palmen und grosser, weilästiger Laubbäume, wahrscheinlich Sykomoren; darunter reibl sich in weiter Keine wieder Doli" an Dorf. Während bei den Dinka und Xuer die Angesehensten, Reichsten und Mächtigsten .jedes kleinen Bezirkes als Schiedsrichter und Führer im Kriege auftreten, haben die Schiluk erbliche Sultane, deren mächtigster seinen Sitz in Denah hat und den Titel Mek1) führt. Ks sind die Schiluk, wenn auch ohne Zweifel an Zahl den Dinka nicht tiberlegen, doch die mächtigste Nation längs des des weissen Nils; sie können jeden Augenblick eine starke Streitmacht ins fehl stellen, da sie sehr dicht bei einander wohnen. Ihr Stamm, der sich übrigens bis gegen die Südgrenzen von Darfur ausdehnt und Zweige am mittleren Lauf des Sobat angesiedelt hat, spricht eine eigene Sprache, deren Wurzeln entfernt ihren ursprünglichen Diukad'harakter nicht verläugnen; auch verstehen viele Schiluk beide Sprachen. Sic sind durch freundschaftlichen und friedlichen Verkehr mit den Baqara und den muhamedanischen Nuba-Negern, welche die Berge \oii Teqclch bewohnen, etwas civilisirter als ihre Nachbarn, und viele arabische Djelabffl [ Handelsleute) haben sieh mit Familie unter ihnen niedergelassen. Die Nation hat einen auf geweckten, kriegerischen tieist, althold jedem mächtigen fremden Finlluss. sie lieben, wie alle Neger, Mrrisn, Tanz und Musik. Die Männer geben ganz, nackt, selbst ihr Sultan und sein Wem er- 1) Abbreviatur des arabischen .1/VA7.. scheinen Mos bei amtlichem Auftreten und hei feierlichen Gelegenheiten in einer Art von buntem Bemd. Sic1 haben sonderbare Haar trachten i ihre krause, natürliche Perrüekc flechten sie mit vieler Müsse und Kunst in Form eines Helmes oder niedrigen Hutes; viele, namentlich tapfere Krieger, tragen Stranssfedern In diesem Haarkamm. Weiber und Mädchen sind mehr oder weniger bekleidet, erstcre mit kleinem Röcken von Fellen, letztere mit dem Hahad. Ihre Wohnungen bestehen in Strohhtttten, deren Seitenwände meist mit Lehm bestrichen sind, und im Innern derselben und vor der Thür herrscht eine peinliche Reinlichkeit. Da die Stechfliegen auch die Dörfer überschwemmen, so schlafen die Schiluk wie ihre » Nachbarn, gewöhnlich in der äusserst reinen und zarten Asche. Ihr Hansgeräth besteht ans Thongefässen, namentlich aus grossen runden Töpfen zur Afmsdbereitung und der MiwJiaqa, dem Reibstein zum Mahlen des Getreides. Dieser ist, da es weit und breit keine Steine gibt, aus einer gebrannten, sehr harten, thonigen Masse, die viel Sand enthält, angefertigt. Das Getreide und trockene Gemüse bewahren die Schiluk in Lederschläuchen und Thongefässen auf, wie die Araber. Auch sieht man bei dieser Nation feinere Thongefässe und namentlich enorme Pfeifenköpfe, welche oft recht artige Verzierungen tragen, ebenso wie ihre Kürbisschalen, welche als Schüsseln und Trinkgeschirre dienen. Man versteht es auch, schöne Körbchen und Matten aus Stroh und Fahnblättern zu Hechten, sowie feine Beutel zum Reinigen der Mrrisii, die bei den Arabern Sofaieh genannt werden. Ihre sehönen Lanzen werden von Süden und Westen her eingeführt. Auf importirte Glaskorallen legen die Schiluk jetzt wenig Werth mehr, dagegen tragen sie häutig sehr massive und sauber gearbeitete Armringe von Elfenbein. Mit den Dinka, ihren östlichen Nachbarn, leben sie in beslän diger Fehde, durch welche sie1 im glücklichen Falle auch Vieh und Sklaven von ihnen erwerben. Ihre flinken Piroguen bestehen aus dicken, ausgebrannten Baumstiimmen und sind oft so gross, dass sie 10- 12 Mann zu lassen vermögen. Bei Raubzügen werden öfter zwei derselben nebeneinander gebunden, wohl um das Umschlagen zu verhüten und zugleich mehr Tragfähigkeit ZU erlangen. Dieser Stamm besitzt zahlreiche Herden, mau hält auch viele Ilaushühner und kleine flüchtige, zur Jagd abgerichtete Hunde von der Gestalt des Windhundes, doch häufig nicht von fahlgelber Farbe wie die arabische Raec es ist, sondern schwarz und weiss gescheckt. Pfeil und liegen führen die Schiluk nicht. Viele sind Jäger und fangen das Wild in (trüben, Blockfallen und Netzen; auch gibt es viele Fischer unter diesem Volk. Für den Feldbau ist wenig günstiger Beden vorhanden, doch scheinen die Schiluk denselben keineswegs zu vernachlässigen. Ihre Hauptprodukte sind Büschelmais, Howiek, Tabak, Sesam und Hülsenfrüchte. Trotz dem verhältnissmässig grossen Verkehr dieses Volkes mit seinen muh'amedanischen Nachbarn hat der Islam hier noch gar keine Wurzel fassen können. Der Schiluk scheint gleichgültig * gegen jede Art religiösen Gefühls oder zu stolz, seine Ansichten mit fremden zu vertauschen. Wir verlassen den Landungsplatz bei Denab tun 3 Uhr Nach mittags: der Wind ist imless ziemlich eingekrochen. Bis IM > Uhr Abends wechselt die Richtung zwischen S. 60° W. und S. 72° W. Auf Inseln und an dem Ufer, auch des da und dort ziemlich er habeneu Ostgestades zeigen sich theils schöne Gruppen, theils lange Reihen von Dofeo-Palmen, dazwischen Dom, von einer Höhe, welche sie am eigentlichen Nil niemals erreichen. Um 10 Uhr Nachts frischt die Brise wieder auf; wir wenden über Süd nach SSO., um 1 l/i Uhr geht es aber wieder in südwestliche Richtung über, welche wir bis zur Sobatmümlung beibehalten, in welcher das Boot um 4 Uhr früh vor Anker geht. 3. Februar. Mit Tagesanbruch erhebt sich ein heftiger Nordsturm, der uns derart gegen das mit llochsehilf bewachsene Süd ufer der Sobatmümlung drückt, dass wir erst gegen 9 Uhr wieder flott werden können. Der Sobat soll theils aus SO., theils aus dem fernen Süden herkommen, und nach Allem, was ich über seinen Lauf erfahren konnte, scheint es nur mehr und mehr zweifelhaft, dass derselbe mit dem Baro in Kala in Zusammenhang stehe. Die Handels-unternehmungeu sind hier nie weit vorgedrungen, weil die SchifTs-reisen nur zur Zeit der Nordwinde, also bei niedrigem AVasser-stand unternommen werden und es im obern Lauf des llauptstroms bald an Fahrwasser mangelt; auch ist die Bevölkerung eine sehr kriegerische. l in die Mündung wohnen Dinkastämme, dann aber folgen stromaufwärts Nuer; am, linken Ufer die Djikeb, am rechten die Lau, weiter oben dagegen, soweit man überhaupt gekommen ist, wieder Schiluk, welche Nation auch um die Mündung herum fisch fang betreibt, hier aber nicht förmlich ansässig ist. Die Handelsschule können hier nur sehr langsam vordringen, indem die Richtung des Flusses eine ost-westlichc ist, der Nordwind also nur als Halb wind zum Segeln dient; Überdies macht der Sobat viele kleine Wendungen, zeigt da und dort Untiefen, die alljährlich wechseln, und seine Ufer sind sehr steil und hoch, so dass der Wind nur theil-weise die Segel trifft. Der Elfenbeinreichthum am Sobat scheint verhältnissmässig weniger beträchtlich, dagegen erhandeln die Barken dort namentlich gegen Lanzen, Spaten und andere Eiscngeräth Schäften Vieh, Häute, viel Butter, Wachs und Honig. Nach l4/-2 Tagereisen, theils mit Wind, theils mittelst Ziehen des Schiffes erreichen die Handelsexpeditionen, welche das Sobat gebiet ausbeuten, einen am südlichen Ufer sich ausbreitenden Sumpf, der mit dem Bah'r Zeräf in Verbindung stehen soll und früher mit kleinen Barken befahren wrerden konnte. Nach bri weitem Tagereisen gelangen sie zum grossen, reissenden Bah'r el A:rab, der aus Osten kommt, während der Sobat im Allgemeinen eine mehr westnordwestliche Richtung hat; nach einer weitern Tagreise folgt ebenfalls aus Ost kommend der Bah'r el-Djor. Beide genannten Nebenflüsse haben hohe Ufer, die des A:rah sind meist mit Hochbäumen bewuehsen, jene des Djör kahler. Nirgends sieht man Gebirge. Nach weitern 4—5 Tagereisen auf dem Hauptstrom stösst man auf die Mündung des Bah'r Sultan (Ost), der unbedeutender ist, als die zwei früher genannten; seine Ufer sind niedriger, schilfreicher und mit zahlreichen Ortschaften umgeben. Vom Bah'r Sultan 6 Tagereisen südöstlich mündet der grosse Bali'r Djuba oder Bah'r Bondjak aus Süden her in den Sobat. Er, wie der Hauptstrom, sind von hier aus eigentlich nicht mehr schiffbar, sie gleichen den Sumpflandschaften des Ghazäl; die Her sind flach und schilfreich und wenigstens die des Bondjak ganz unbewohnt. Letztgenannter Fluss soll dem Bahfr el-Djebel oder Kir parallel laufen und aus den Beri-Bergcn kommen. Dieser Strom, der Bondjak, ist es wahrscheinlich, welchen mein schon öfter genannter Gewährsmann, Ibrahim Bas, von Qäbah Schambil am Kir (unter 7° nördl. Br.) in 16 Tagemarschen in östlicher Richtung erreicht hat. Nach 3 Tagen gelangte er zum Zenit', naeh 10 weiteren zu einem Znfluss des Sobat (wohl dem Lotuka oder Fluss der Beri?), und nach weitern 3 Tagen an den Bondjak oder Djuba. Jenseits dm- Ostufer des Bondjak erheben sich ansehnliche Gebirge, von Galavölkern bewohnt, welche Pferde und Maultbiere führen und kriegerische Hinfalle ins Tiefland machen '). Die Breite des Strombettes über die Mündung des Sobat beträgt durchschnittlich 200 Schritt; die Strömung ist hier eine sehr geringe; die Farbe des Wassers heider Flüsse ist in dieser Jahreszeit nicht verschieden, aher wir bemerken weder Pisticn noch schwimmende Grasinseln in dem Sobat, der übrigens früher zu steigen beginnen soll, als der weisse Nil, und dann wohl auch einen rascheren Lauf annimmt. Gegenüber seinem fEinfluss in den Bah'r el abiad hat sich, wahrscheinlich nur aus Alluvium des Sobat, eine grössere Insel gebildet. Links von der Mündung zieht sieh freies, stehendes, nach Westen am von dichtem Schilf begräuztes Wasser hin; am Ostgestade dieses Altwassers, das kaum eine durchschnittliche Breite von 5—800 Schritt hat, erhebt sitdi steil die Böschung des Flachlandes um 15— 18 Fuss; dieselbe Höhe haben hier auch die Ufer des Sobat selbst, die aus Schichten von Thon, Sand und Muschcltrümmcrn besteben. Die' Richtung unmittelbar über der Mündung ist S.40" 0. — Der Strom heisst bei den arabischen Schiffern Sobat und Bah'r el Moh'ateh, nicht aber Balm- Makadeh, wie viele Karten fälschlich angehen. Die Benennung Sobat soll daher kommen, dass die ersten Besucher ihn für ein und denselben Fluss mit dem gleichnamigen (Sobat) der Fmulj gehalten haben, der auch Bahcr Tombäq heisst und sich möglicher Weise als Bah'r cl arah in denselben ergiesst. Balm- Moh'ateh be deutet einen Fluss, an dem man sich aufhält, anlegt, einkehrt. Im Jahr 1850 wurden türkische Vorposten an die Sobat mündung verlegt unter dem Befehl des damaligen Binbaschi (Major) Sälen* Efendi Dieser errichtete etwas westlich von genanntem Fluss am Hoehgcstade Schanzen und Verhaue, in welche er seine kleine Truppenabtheilung warf. Mit den Eingcbornen kam diese in wenig Berührung, litt aber viel in Folge von Mangel au guten Lebensmitteln und durch Krankheiten; dazu kam noch der Verlust des l) Vgl. Fetntf. Geopr. Mittlieil, 18C>:(. Ergln8.-Heft If. S. 104 n. S. 1,r>0. ' Pulvermagazins, das zufällig Feuer fing, und der Posten wurde im Frühjahr 1857 schon wieder abgelöst und aufgehoben. Am diesseitigen (Dinka-) Ufer bemerken wir keine Spur von Ausiedlung der Eingcbornen, einige kleine, in Trümmer Liegende Rohrbaracken von Fischern ausgenommen, während sich am ent gegengesetzten Gestade, jedoch mindestens eine Meile vom eigentlichen Ufer entfernt wieder Dorf an Dorf reiht. Diese Schilukniederlassun gen sind beschattet von einzelnen stattlichen l/cdjlii/j HYwuwvw und Dom-Palmen, die Sobatufer dagegen ganz baumlos; soweit hier das Auge reicht, erblickt man nur weite, topfebene Savanne mit niedrigem Akaziengestrüpp. Nach langer Zeit begegnen wir hier wieder einer Barke; sie ist Eigenthum des englischen Consuls J. Pctherik von Chartum, kommt vom Bahr el Ghazäl, wo sie Lanzen, Spaten, Beile und andere Eiscngcräthsehaften erworben hat, um sie am Sobat gegen Elfenbein umzusetzen. Um Uhr Vormittags werden wir flott und segeln mit guter Brise in W. 18° S. — Zwei bis drei Meilen oberhalb des Sobat uiüinlel in zwei Armen und zahlreichen Kanälen, aus einem grössern Bassin austretend, der Kelaq oder Keilaq, auch Bah'r Dolch genannt, aus N. 88° W. kommend und eine kurze Strecke dem Bah'r cl abiäd parallel laufend. Die schon erwähnten Schilukdörfer setzen sich auch jenseits dieses Stromes fast ununterbrochen fort. Seine Wassonnasse scheint sehr beträchtlich, aber der untere Theil des Kelaqgebictcs soll derart versumpft sein, dass Barken nur mit grösster Schwierigkeit etwas vorwärts gelangen; die wenigen Versuche, welche gemacht worden sind, den Fluss zu befahren, scheiterten aber mehr noch an dem feindlichen Entgegentreten der Eingebornen. Die Berichte der Schiller und Djclabru stimmen darin überein, dass der Chor Dolch seine vorzüglichsten Zuflüsse aus den südlichen Theilcn der Gebirgsgruppcn von Tcqelch erhalte, sowie aus zwei Armen gebildet werde, die das Gebiet der H'omr und Riseqat durchmessen und zwischen denen der Djebel Tckem gelegen ist. Am einzigen, weithin sichtbaren, aber doch niedrigen Vorsprung des Festlandes am Ostufer, etwa 2 Meilen oberhalb der Kelaq-mündung, legen wir um 10 Uhr Vormittags an, unfern der Stelle, wo Salelf Efendi seine Verschanzungen aufgeführt hatte. Die Entfernung von hier zum Sobat beträgt zwischen 3'/2 und 4 Meilen. U c u g 1 j n , Keiso nnoli dem weissen Nil. 7 Auf der Fahr! hatten wir grosse Kelten von Wildenten (Anas vUhutta) gesehen, die hart an der Schilf harre des Kelai| sich hielten, um sich vor dein heftigen Wind zu schützen. Dort bemerkten wir auch die ersten weissinaskigen Kibirze( VaneUus crctssirostris), die in Faa.ien, laut schreiend und niedrig über dem Wasserspiegel hinstreichen. Ich machte hier Beobachtungen zur Bestimmung der geographischen Breite durch Sonnenhohen und einen kleinen Ausflug ins Innere; der Boden war meist sandig und zeigte wenig Spuren von N i 1 schla m m; es findet sich Steppengras und niedrige, theihveis bereits entlaubte Akazien und BalctniißS in zwei Arten, oft von Copparis und Cncur-hitaemt tiberzogen. Der Platz soll von Dinkatischern häufig besucht werden und im benachbarten Schilf tagen mehrere ihrer aus Ambndj-stengeln bestehendem, Turm- d. i. Floss, genannten Boote. Diese ein fachen Fahrzeuge sind 2 — 3 Ellen lang auf eine Elle Breite, ziem lieh flach und eigentlich ohne Bord, also eher Flösse als Barken, doch von Form der letztern mit Schnabel und stumpfem llinterthcil. Das Material ist bündelweise durch Schnüre sehr fest aneinander gereiht. Die Torör tragen nicht mehr als eine, höchstens zwei Personen, die auf der kaum etwas hohlen Oberfläche sitzen; zur Bewegung bedient man sich eines kleinen Doppcirudcrs. Diese Fahrzeuge haben den Nachtheil, dass sie sehr leicht umschlagen; (Linn sinken sie allerdings nicht, können jedoch von einem Schwimmenden vom tiefen Wasser aus nicht mehr bestiegen werden. Von Säugethieren bemerkten wir am Ufer Mos Spuren, namentlich Fährten von Gazellen; in und an den Sümpfen zeigte sieh der mctallllügligc Ibis i Ihix ll<«f<< Uhr eine dritte. Der Nordwind ist immer sehr sehwach gewesen, so dass wir in 0 Stunden wohl nicht mehr als eben so viele Meilen zurückgelegt haben; jetzt verstärkt er sich wohl etwas, doch kommen wir nicht rasch voran, da uns die Windrichtung nicht eben sehr günstig ist. Um 9'.,. 1 rhr geht es W. 10" S. und 10 Uhr W. 20° X. Zur Linken lassen wir die Mündung des Bah'r Zeraf, von der wenig zu sehen ist, da sie grössten Theils durch eine vorliegende Insel und Schilfbarre verdeckt wird. Der genannte Fluss kommt etwa aus S. 25" W. und der Djebel Zeräf ist ganz nahe an seinem Westufer gelegen. Ersterer wurde sowohl zu Schitf von Handelsleuten untersucht, als bei Landreisen östlich vom Kir berührt; er gilt allgemein als Bifurkation des Kir, die ungefähr unter 6° 3$y nördl. Ur. unfern der Ortschaft Akwah beginnt, Ungefähr eine Meile westlich von der Mündung des Zeräf legt man um II1'-. Uhr Nachts wegen eingetretener vollständiger Windstille im Schilf an, aus «lern ganze Wolken von lianda über uns herfallen. 4. Februar. Man ist mit sehr flauem Nord um b\'i Uhr auf gebrochen, etwa in westlicher Richtung; um 7 Uhr sieht man die letzten Spuren von Schilukdörfern in Nord am fernen Horizont. 7* Der Zeräfberg liegt von hier in S. 20" 0. und die kdhnen Felszacken des jetzt auftauchenden Djebel Tekem in X. 12° W. (um 11 Uhr liegt er direkt in Nord). Iiis gegen !> Uhr segeln wir, seihst die schwäche Strömung kaum überwindend, anfänglich W. 47* N., dann gleich W. 20" N., der Wind frischt aher auf, nun geht es W. 20° S. um 10 Uhr SW., um 11 Uhr W. 15° X., um 11 Uhr lf> Minuten W. 10" S., dann wieder ein gutes Stück weit W. 10" — 20" N., bald hört aher aller Wind auf und nur ruckweise sohleicht die Harke in westlicher Richtung noidi voran. Man ist heute durch dele kleine Wendungen und schmale, dicht mit Papyrus und Arth htitlj eingefasste Kanäle gesegelt; Pistien, sowie grössere und kleinere schwimmende Grasinseln begegnen uns häutiger, später lässt sich von Bord aus oft nicht einmal mehr die Qnlxth am Festland Unterscheiden, aher weit jenseits des Kclaq brennt die Steppe an verschiedenen Orten, doch steigt der dicke Rauch nieht hoch empor, sondern lagert dicht, Scheinbar unbeweglich:, über der Knie. Das Schilf im engen Fahrwasser erreicht eine noch nicht gesehene Höhe, noch mehr die in grössern Mengen zusammenstehenden Gruppen von Papyrus, deren dunkelgrüne Köpfe sich recht hübsch vom lichteren Zuckerrohr abheben. Von 4 Uhr Nachmittags an liegen wir ganz still und bleiben die Xaeht über im Schilf sitzen, bis .•luls Ulm gequält von den Bauda, die selbst den Nilpferden hart ZUSetzCn müssen, indem dieselben so wenig als wir zur Ruhe kommen können, .kaier Soldat und Matrose hat sich mit einem Büschel belaubten AmbadjrQmee oder blühenden Papyrus als Fliegenwedel versehen. Abend und Nacht waren kühl, bald fiel ein ziemlich starker Tlmu; Grillen zirpten und Leuchtkäfer Schwärmten in zahlloser Menge, während die Frosehe im nahen Sumpf in allen Tonarten ein tausendstimmiges Concerl aufführten. Stichst s.....lerbar sind einzelne dieser Frosehstiniineu: da knarrt eine wie die dumpfe Saite einer BäBSgeige, dort gleicht sie dem heiseren Bellen eines Hundes aufs Täuschendste, eine dritte quikt hell wie ein EXudelsackJ Tamarhinden-Gruppe am Gazellenfluss. Der Gazellenf I u ss. 5. Februar. Vor Tagesanbruch macht man etwa 2 Meilen in W. 10—15° N. und legt dann am Ostufer an einer etwas er habenen Stelle der Qabah an steiler Böschung an, um Holz zu machen, das sich hier in Menge iindet; dagegen bietet sich kein Wild, nicht einmal eine Wildtaube für unsere magere Küche; schon um 73/4 Uhr wird wieder abgefahren, da indess sehr schöne Brise eingetreten, wenig in W. -l.V N., dann in W. 20° N.; endlich direkt West, bis zur Einfahrt in den No-See der Karten, in welchen die Barke mit 2—3 Meilen Geschwindigkeit um 8:,/i Uhr einlauft. Die Vereinigung des obern weissen Nil, Kir oder Bah'r el Djebel mit dem Bah'r Ghazäl bildet hier eine Nappe freien Wassers von im rcirclmässia' ovaler Form von N. nach S. höchstens eine Stunde lang und von 0. nach W. 20 Minuten breit, umgeben von weitem Sumpf und Gramiiieenfcldcrn. Nur unmittelbar am Ausfluss des vereinigten weissen Nils, nach Osten zu, zeigt sich rechts und links von dem nicht sehr breiten Strom aufgeschwemmtes Land und niedrige Dünen mit verschiedenartigem, aber sehr bescheidenem Pflanzenwuchs. Von Süd her mündet raschen Laufs der Bah'r el Djebel, der von den Schiffern niemals mit dem Beisatz iddod bezeichnet wird;' den No nennen sie allgemein Moqren el boh'ür d. h. schlechtweg die Mündung der Flüsse, nämlich des Ghazäl und Kir. In Süd. links von der Mündung des letztgenannten Stromes, ist ein grosse res Dickicht von Schilf; die Hauptströmung des Kir zieht sich hart am Südostufer herunter und führt eine grosse Menge rasch dahin eilender Pistieu mit, auch zahlreiche kleine schwimmende Grasinseln, während im Ghazäl die Pistie gar nicht vorzukommen scheint, so wenigj als im Sobat. Ebenso fehlen im untern Gazellen fluss die schönen Ipomäen und andere Sehlinggewächse; das Zuckerrohr ist niedriger, weniger üppig, und obgleich im Wasser stehend, oben Schon theilweise abgestorben. Während der Hain* el Djebel ein gelblich grau - weissliehes Wasser führt, ist das des westlichen Zuflusses, obgleich sehr dunkel, doch äusserst klar und durchsichtig. Unter dem Klang der Tn.mlmqa und dem Gesang der Matrosen kreuzen wir den Moqren cl-bolfür mit scharfer Nordbrise in 10 Minuten in W. s» N.-Richtung. Von „Gegend" sieht man kaum eine Spur, überall, wohin sich das Auge wendet, Schilf und wieder Schilf ohne alle Abwechslung; nur am nördlichen Horizont nimmt man lerne Abgrenzungslinien wahr, gebildet von Akaziengruppen am entlegenen Pestland der Schiluk. Von einer Insel" im No sahen wir durchaus nichts, wenn man nicht etwa die Schilfgruppen in der südlicheren Ecke so zu nennen für gut findet. Der Gazellen fluss scheint sich übrigens hier nicht bloss durch einen einzigen Kanal zu ergiessen, sondern durch mehrere, welche zeitweise von Wasserpflanzen wieder verdeckt werden; auch kann man, obgleich die Strömung sehr gering ist, eine solche doch selbst überall im Schilf luich bemerken. Das freie Fahrwasser, in das wir einlenken, hat ungefähr die Breite des Abiad an seinem Ausfluss aus dem Moqren und durchweg eine Tiefe von 18—21 Fuss. Wir segeln 22 Minuten in W. 80« X.; ungefähr auf der Mitte dieser Strecke passirt man eine grosse Mündung aus W. zu S., die sich aber bald im Sumpf verlieren soll. Dann geht es weiter, über W. 10" und W. 15« N. nach W. 18° S., zu einer Stelle, wo der Sumpfwald in X. ganz nahe an das Fahrwasser vortritt und wo aus XW. ein mächtiger Chor mündet, Bah'r el Il'awadjah Jaqub benannt, welcher l1 > bis 2 Tagereisen weit durch Brun Rollet befahren worden ist, der dort Baqara antraf, aber durch Dickicht verhindert war, weiter vorzudringen. Von der Einfahrt zum gedachten Chor bis /ami Moqren rechne ich nicht über 4 Meilen. Dann gehl es mit gutem Wind durch t:! i Stunden nach W. durchschnittlich 20— 30° S. Hier und da tritt die Waldlandschaft näher heran; man bemerkt die spitzen Strohdächer der Nuer, namentlich in Nord, und biegt nun wieder in W. durchschnittlich einige Grade S. um. Das Fahrwasser verengt sich beträchtlich, an einzelnen Stellen bis auf 20 loa oder '60 Schritt; indes* kriecht auch die Brise mehr und mehr etn-Gegen 2 Ihr hat man Ihm- und I)o(ch-['ahnen nicht sehr fern in Süd, wahrscheinlich sind es die von mir während der Tlmll'ahrt längs des sogenannten Chor el-DolCb gesehenen Hochbäume« Die Temperatur steigt bis auf 271 j« R. Von Wassergeflügel lässt sich nicht viel sehen und hören; einzeln fischt der egyptische Eisvogel {Ahrtlo rtulis), Rallenreiher gehen unmittelbar-vor dem Schiffe aus dem Schilf auf, um einige liumlerl Schritte weit zu streichen und sich dann wieder und wieder auf scheuchen zu lassen. Kbrmoranartige Vögel ziehen in kleinen Ge Seilschaften nach der Qabah (entweder Carbo africanus oder Vlotus), sehr einzeln der stattliche Sattelstorch (Mycteria senegaiensis), Wieder kommen Hutten, und zwar eine ganz lange Reihe derselben in Sicht,desgleichen weidendes Vieh; die Niederlassung ist beschränkt auf einen schmalen inselartigen Streif Landes zwischen der kahlen, (baumlosen Steppe im fernen Hintergrund und dem Schilf. Letzteres ist — obgleich tief im Wasser stehend — oben nicht nur zuweilen ganz dürr, sondern durch Steppenbrände versengt; dazwischen ragen, ebenfalls aus feuchtem Grund, zahlreiche Termitenhügel. Nach und nach verlässt uns aller Wind, und wir sind genüfhigt, um 5 Uhr Abends schon im Schilf beizulegen. Fern im Norden brennt die Steppe die ganze Nacht durch und röthet an verschiedenen Stellen den Himmel. G. Februar. Um 7l/-2 Uhr früh geht es mit anfänglich sehr leichtem Wind zuerst in W., dann bis zu W. 50° S. weiter; aber mit immer zunehmendem Nord. Die eigentliche Qabah, die gestern, wenn auch scheinbar nur in Schmalen Streifen, sich dem Kanal näherte, wehdien wir hinauf steuern, ist heute ganz nach dem Horizont hin zurückgedrängt; aber trotzdem erscheint wieder ein weitläufiges Dorf zu unserer Hechten, bald zeigen sich auch links Hütten. Die Bevölkerung, namentlich der weibliche Theil derselben, beobachtete uns von ihren Warten, den Termitenbauten, aus; die den Gehöften sich nach und nach mehr nähernden Schiffe werden baldig von den Frauen durch Händeaufheben begrüsst, wobei diese schlanken Schönen einige weder besonders annuithige, noch auch nach unsern Begriffen sehr anständige, tanzende Bewegungen ausführen. Ks ist noch früh am Tage und manche Schwarze kommen auf allen Vieren aus ihren Hütten gekrochen, welche Operation bei einem sieben Fuss langen Kerl, der ohnedies keine Eile hat, immerhin 20 30 Sekunden in Anspruch nimmt. Das adamitische Kostüm der Leute fällt weniger auf, da sie in der Asche geschlafen haben and, Augen und Mund ausgenommen, ganz gleichförmig grau gefärbt sind, wenn nicht etwa zufällig Einer schon etwa durch einen Kanal spazirt ist, wodurch er sich schwarze Strümpfe zugelegt, soweit nämlich das Wasser die Asche abgewaschen und die Naturfarbe hat wieder erscheinen lassen. Die Männer tra gen meist eine Lanze, nicht etwa als Waffe, sondern um sich derselben als Stock und Stütze zu bedienen. Die Basse der Nuer, die namentlich längs des Ghazäl und seiner Zuflüsse, sowie zwischen der Mündung des Zeräf und dem Moqren oder No scsshafl sind, erscheint mir noch hagerer und länger, als Schiluk und Dinka; Arme und Beine verhältnissmässig noch schlanker, ebenso der Hals mit dem kleinen Kopf; nicht weniger verlängert ist der Vbrderfnss und die Ferse. Sie machen als Menschen den Lindruck der Strandreiter oder der Flamingo als Vögel im Vergleich zu ihren andern geflügelten Verwandten: es sind Sumpfmenschen, die vielleicht auch noch eine Andeutung von Schwimmhaut zwischen den Zehen haben können, wenn nicht der Plattfuss dieselbe ersetzt; die Verlängerung der Ferse ist ebenso bezeichnend. Dazu kommt noch ihre eigentümliche Gewohnheit, nach Sumpfvogelart auf einem Lein zu stehen und das andere1 auf das Knie aufzusetzen. Ihr gCmesse ner langer Schritt im hohen Schilf ist dem des Storches zu ver gleichen. Um 10 Ihr 50 Minuten Morgens landen wir an einer Stelle, WO der Kanal sehr enge ist; namentlich südlich von diesem Platz stehen zahlreiche Hütten, die alle bewohnt sind. Die Xuer am Kir sollen, wie überhaupt der ganze Stamm, ein sehr kriegerisches Volk sein, gefürchtet von allen Nachbarn, die durch sie theil weise aus ihren ursprünglichen Wohnsitzen verdrängt worden sind. Der eigentliche Stamm wohnt ziemlich fern vom Ghazäl auf festerem Grund und Boden, wo diese Schwarzen viel Büsohelmais Im mm, auch beträchtlichen Viehstand halten; wir freilich sahen nur sehr wenig Herden magern Viehs, namentlich Ziegen. Die Männer färben sich meist die Haare rostrotb oder tragen Perücken aus gedrehten Baumwollfaden, mit Eisenocker eingerieben. Doch sahen wir auch viele mit geschorenem Kopf. Sonst gehen sie meist ganz nackt, manche haben schmale Ledergürtel, die Weiher tragen Leders«'Ii Urzell, ältere Mädchen einen Rahnd aus Grasfranzcu Wie manche Stämme der Kidj. Viele Frauen durchbohren sich die Oberlippe und stecken einen Zahn oder einen geschliffenen und zugespitzten weissen Stein durch die Oefl'nung. Die Bewaffnung he steht in Lanzen und kleinen Keulen, Angesehencrc führen einen Rogen von ganz antiker Form, mit Eisenblech uniwunden, der jedoch mehr zur Zierde, als zum Gebrauch dient. 1 Meile und Köcher sah ich nicht bei ihnen. Die Sprache der Nuer ist von der der Dinka wieder ganz verschieden. liier scheint man uns gegenüber mehr luissirauisch, wohl wegen unserer zahlreichen bewaffneten Mannschaft. Der Wegll und ein Dragoman gehen ans Land, um womöglhdi Schlachtvieh zu kaufen, doch sind die Schwarzen nieht geneigt zum Bändel, oder nicht zufrieden mit den ihnen gebotenen Tauschsachen; auf den Schilfen läSSt sie Ii keiner sehen. Die Gegend weit und breit ist baumlos, lange Streifen trocke neu, aber höchstens einen Fuss ßber den Stand des Sumpfes erhabenen Landes ziehen sich, dem Kanal ungefähr parallel laufend, durch das Schilfmeer; dazwischen morastige stellen und Wasser-tümpcl mHPapyrus, Sacchamm undNymphaeen, OtieUa, AUsma, Typka angustifolia, Cyperus und Iponawa, Auf dem trockenen Erdreich stehen ein strauchartiges Solanum, Urtivit, Antonia, Conrolvulus und Layniaria. Der Hoden ist trockener Schlamm mit viel Asche gemischt, wodurch er eine mehr bläuliche Farbe erhalten hat. Abends ging ich mit Steudner und einem Diener ans Land; durch Dick und Dtinn gelangten wir bald an die ersten Hütten; die Leute schienen an neugierige Besucher gewöhnt und kümmerten sich wenig um uns. Selten stehen mehr als einer oder zwei dieser Strohpaläste beisammen, jede Familie scheint sich etwas abzuson dem. Die Hütten sind übrigens eben so sauber gebaut, wie reinlich gehalten. Sie bestehen aus einer eylindrischen Mauer, äusserlich mit Thon bestrichen; diese ist selten über 4 Fuss hoch und hat einen Durchmesser von 15—25 Fuss; auf ihr ruht, unterstützt von Stau gen, ein hohes konisches Dach, das häutig bis zur Erde herabläuft, wodurch zwischen der Mauer und der Basis des Letztern noch ein kleiner, schattiger Kaum gebildet wird. Jedes Dach ist mit 7—10 gleichförmigen Lagen von Steppengras gedeckt und zwar so, dass immer ein Theil der obern Luge über die Basis des folgenden herabreicht, um das Ablaufen des Kegenwassers zu begünstigen. Die Thür, die zugleich die Stelle des Fensters und des Rauchfangs vertritt, ist ein länglichrundes oder kreisrundes Lech in der Wand, etwa f..» Fuss über der Erde angebracht und eben gross genug, damit ein erwachsener Mensch auf allen Vieren aus- und einkrieeben kann. Diese Öffnung schliesst man über Nacht mittelst eines Dorn bnsches oder einer Thür von neben einander gebundeneu Amhadj-Stöcken, welche zwischen die Mauer und zwei jederseits von dem Schlupfloch in die Erde gerammte Pfähle geschoben werden kann. Der Fnssboden und ein kleiner Raum um jede Wohnung besteht aus feinem, festgestampftem und mit Asche gemischtem Thon, und ist sorgfältig geglättet. ■ Letzterer Platz wird täglich wenigstens einmal mittelst eines Busches oder eines Papyrusbesens vom Staub gereinigt. Der Hausrath ist nicht minder einfach; er besteht aus einigen gebrannten Thongefässen und Schüsseln und aus Säcken von Thierhaut. Der Theil des Innern, der als Nachtlager dient, ist mit der feinsten Asche wohl einen Fuss hoch bedeckt. Dort ruht der Familienvater sammt Frau und Kind, geschlitzt vor der lästigen Rauda. Dornlieckeii habe ich hier nirgends um die Gehöfte gesehen. Das Vieh, welches Abends von der Weide kommt, wird unfern der Wohnung an hölzerne 1'Hocke gebunden. Vor einigen der Hütten, also im Freien, gewahrt man auch Schlafstellen von 1 -5 Fuss Höhe, sonst ähnlich den arabischen Ampi reb, mit Kiemen tibertlochten, wohl für die wachthabenden Hirten bestimmt Dass die Nuer nur zur trockenen Jahreszeit hier wohnen kön neu, versteht sich von selbst; steigt das Wasser auch nur um ein Weniges über den jetzigen Stand, so ist die ganze Gegend in unzugänglichen Sumpf verwandelt. Die hiesigen Nuer verstehen meist die Dinka- und Schiluksprache, ihr ursprüngliches Idiom ist aber, wie erwähnt, von beiden auffallend verschieden. Wie die übrigen hier üblichen Sprachen, besteht es aus Lautim, die sehr unartikulirt und nicht scharf genug ausgesprochen werden. Es wäre dalier sehr schwierig, sie durch unsere Schrift-zeiehen wiederzugeben. Vorherrschend sind Gonsonanten und con semantische Diphthongen, welche wie ng, gn, und weicheres und härteres gh und dj klingen; Zischlaute fehlen fast'ganz, doch mag der Mangel einzelner Schneidezähne, welche sich die meisten Negerstämme im Gebiet des Abiad ausziehen, auch viel dazu beitragen, dass manche Laute halb verschlackt werden. im Hochgras begegnen wir grossen Flügen einer Finkenart, die ich nicht erkennen kann, da die Vögel das Winterkleid tragen; ein kleiner, lasurblauer Eisvogel (Alcedo eristata) ist nicht selten um die Kanäle, ebenso der Nachtreiher (Ardea nycticoracc) mit verschiedenen Verwandten, Kibitzc ( Vandlus spinosus und V. senegalaisis), eine kleine Trappenart (Otis ITavtltmbii, lleugl.) paarweise; endlich die sebwarzköptige gelbe Bachstelze (MotaciUa mela^nocephcda); auch sahen wir Ketten von Enten und Gänsen (Anas viäuata und Anser aegypUacm) von einer Lagune zur andern ziehen; aus dem Schilf ertönte der lebhafte Ruf des Spornllüglers (Parra africaata), an entfernteren Lachen sucht der mctallllüglige Ibis nach Muscheln, aus welchen jetzt seine Hauptnahrung zu bestehen scheint. Was die Säugethiere betrifft, so bemerken wir nur frische Spuren von Hyänen, deren aus rein weissem Knochenmehl bestehende Exereniente sich nicht verkennen lassen. 7. Februar. Die vergangene Nacht passirt nahe bei uns ein von der Meschra; el Req kommendes Handelsschiff des Scherif Otman von Charttim. Es hat Eiscnwaaren von den Dor und Djur erkauft und ist für den Sobat bestimmt, Der Re'is berichtet, dass der Wasserstand um die Meschra; noch ungewöhnlich hoch und die Anfahrt an das Festland äusserst schwierig auszuführen sei. Woad Chalid, der Wcqil, der wohl die Absicht hat, bei den Nuer Privatgeschäfte zu machen, behauptet, Befehl zu haben, den Dampfer und die Dahabkn hier zu erwarten. Allerdings ist ihr langes Ausbleiben uns rein unbegreiflich, da die Witterung immer günstig war, und wie Jedermann wusste, wir wegen der bevorstehenden Regenzeit keinen Tag zu verlieren hatten, falls überhaupt noch eine Landreise gemacht werden sollte. Mir hatten die Damen aufgetragen, wir möchten möglichst rasch voran ZU kommen und jeden Aufenthalt zu vermeiden suchen, was auch «las Angemessenste war und wesshalb ich — wenn nicht ohnedies beigelegt werden musste, um Holz und Futtergras (anzunehmen — nicht einmal Behufs astronomischer Ortsbestimmungen ans Land ging. Ein weiterer Grund, unsere Fahrt zu beschleunigen, war der Zustand der Last- und Reitthicre, die nun schon wochenlang im engen Schiffsraum schmachteten, der Sonne, dem Thau und den Stechfliegen ausgesetzt. Selten fanden wir Gelegenheit, den armen Thieren frische Streu zu verschaffen, und das grtine Futter sagte ihnen auch nicht besonders zu. Woad Chalid blich trotz niler Verstellung — Befehle hatte ich ihm nicht zu geben- mit den zwei übrigen Transportschiffen hier, und wir segelten in der Frühe des 7. Februar weiter. Der Wind begünstigte uns den ganzen Tag sehr wenig; die Richtung im Allgemeinen ist S. 40 — 50" W.; zur Rechten tauchen noch mehrere Nucr-Ortschaften aus dem Schilfe auf, zur Linken tritt die Qabcih mit Akazien, X, deren Ende wir übrigens nach Versicherung unserer Leute demnächst erreicht haben. Man versucht noch einmal, zu landen. Der Platz Steht, einige hohe Kontur ausgenommen, ganz unter Wasser, doch ist der Sumpf nicht tief und von zahlreichen Fährten von Büffeln, Nilpfer- den und Elephanten durchfurcht, die wenigstens einigermaassen als Wege durch Dickicht und Dornen gelten können. Wir befinden uns da in einem Hochwald mit Liebtungen, dichtem Buschwerk und Hochgraspartieen, seltener Plätzen mit Zuckerrohr. Das Wasser steht gewöhnlich nicht über 1—2 Fuss hoch; wenige Stellen ausgenommen, ragt die ganze niedrige Vegetation Uber seinen Spiegel heraus; doch gibt es auch kleinere, sehr klare Wasserbecken, in welchen hauptsächlich der Panzerfisch (Potypferus, arabisch Abu Beschir) haust. Die Baumwelt besteht hauptsächlich aus Tantarhmden, Crataeva Adansonii (Sehetr el Jioqa oder Dakba/r, auch Neak genannt), Platanocarpim africanwm, Cordin myxa, Abenderah, Akazien, Euphorbien, einer storrastigen, laublosen (inrdenia, mit dürren, holzigen Früchten behängen, welche die Form von Feigen haben, Capparix U. a. m. Aul' trockenen Ameisenhaufen warbst Sanseviera, zahlreiche Cissusbedecken die Gesträuche, unter denen Conyza, Yiyna und Lupiwus blühen. Im ruhigen freien Wasser stehen wieder Symplmeen. Ottelia, eine roth- und eine weissblühende Utricidaria, Aiuauiu und Alisiiui; endlieh die überall gemeine fpaniaea mit ihren grossen, violettpurpurnen Blüthen, und wilder Reis (Oryza pimetata). Die schönen weissen und wohlriechenden Blüthen der Crataeva sind meist dahin, and an ihrer stelle erscheinen grüne und hochgelbe Früchte von der Form der Orange. Cordia myxa steht Uberall in Frucht, und iiinI ihre Zweige beugen sich unter der Last der korall- und teuer rothen Beeren. • In Hoffnung reicher Jagdbeute und um die zurückgebliebenen Schiffe zu erwarten, bleiben wir volle acht Tage hier. leb durchwandere, gewöhnlich begleitet von einem Diener, mit Jagdtasche und einem Reservegewehr alle Morgen und Abend die Qabah stundenweit; allerdings ist das Waten im Wasser eben so wenig amüsant als der Gesundheit zuträglieh und nebenbei gesagt wirklich äussefstan strengend. In Nord zu Ost öffnet sich, wenn man den Sumpfwald im Bücken hat, eine fast baumlose Fläche, meist mit Schilf bestanden. Man kann sie von einigen Kautur aus bequem Ubersehen, Dort versammeln sieb gegen 9 Uhr Vormittags hunderte von Elephanten, die, von einer Waldpartie zur andern ziehend, sich hier einige Zeit im Sonnenschein zu ergehen pflegen. Mit Leichtigkeit wandeln diese Kiesen unserer Schöpfung über die schlammigen, grundlosen Schilfebenen, die sie ohne Zweifel auch des wilden Heises wegen aufsuchen. Sie klatschen die lästigen Fliegen mit den Ungeheuern Ohren und sind bedeckt von Kuhreihern, deren Anwesenheit den Jäger oft erst auf die Spur von Elephanten führt; denn so lärmend diese häufig sind, so geschieht es doch oft, dass man in ihrer nächsten Nähe ist, ohne ihre Gegenwart zu ahnen. Da pflegt ein Hippopotamus im dichten Kohr der Ruhe; er geht bei unserer Annäherung unruhig grunzend und blasend auf, um sich mit einem mächtigen Geräusch in den nahen Fluss zu stürzen. Herden von Büffeln weiden an buschigen Stellen, vornehmlich in der Nähe der Ameiscn-hügel, deren Farbe sie tragen. Einzeln oder in Paaren schreitet eine grosse Antilope (Kdbus ctli/isijn-iiwnns), den mit mächtigem Gehörn gezierten Kopf hoch und stolz tragend, durch das Kohr oder besteigt einen Kantür, ihr weites Revier zu überschauen. Doch ist die Jagd hier schwierig, schon wegen der schlimmen Bodenverhältnisse; mit jedem Schritt kann man in die unsichtbaren Fährten eines Elephanten stürzen, das Gehen im Wasser macht zu viel Geräusch; da und dort hängt sich ein Kleidungsstück an die hakigen Dornen einer Capparifke; das Wild wird oft flüchtig, che man seine Gegenwart nur ahnt. Seihst der Löwe und die gefleckte Hyäne verirren sich in die nasse Qabah, doch wurden sie nur Nachts in unserer Nähe gehört, wohl angezogen durch den Fleischgerucb der präparirten Thiere. Vielfältiger ist bereits die Vogelwelt vertreten, Mehrere Geierarten lassen sich scheu, darunter der stattliche Vultar oceip&ßlis, noch häutiger Catharks monafkHß und der nirgends fehlende Schmarotzer milan. Auf den dürren Gipfeln des höchsten Baumes der Qabah sitzt mit gesträubtem Gefieder ein Singadler, wohl Fische und Frösche verdauend, die seine Nahrung ausmachen ; wie aus einem Traum erwacht, schüttelt er den schönen Kopf, wirft ihn plötzlich weit zurück in den Nacken und lässt seine singend-pfeifende Stimme hören, die weit durch die Wälder hallt und da und dort von einem seiner Verwandten erwidert wird. (Jircaeins sonuras, ein Schlangenadler, von gedrungener, kräftiger Gestalt, mit schwarzem Schwanz und breiter weisser Binde, kreist hoch in den Lüften. Der Schildrabe verfolgt ächzend und auf ihn stossend den niedlichen, kurzzehigen Sperber (NimS bädimjf der sich eben einige Eidechsen von einem Kantür herabgeholt bat. Kleine Truppen der niemals schweigsamen Hals baiulpapngeicn (Palaronds rubicutaris) fallen mit gellem Pfiff auf den Ueuglin, Ueiso nach dem weissen Nil. 8 AntilcbbWumen (Tainarhinden) ein, um das säuerliche Fleisch der eben reifen Früchte zu kosten. Lärmend verfolgen sich im Unterholz Nashornvögel | Toskus erythrorhynchtts und T. poecilorhynchm) und glänzende LachhÖpfe (lrrisor senegcUensis). Nicht weniger lebhaft treiben sich von Hann» zu Baum Flüge von (>!lanzsturen (Lampro-tomis purpuroptera und Lamprocolnis aimfhysfiuus, Ileugl.) Dem Sumpfwalde ganz eigentümlich scheint ein Monstrum von Kern beisser mit fast zolldickem Schnabel, der weissstirnige Kern-Weher vogel (Coryphegnathus albifrons), den wir in Paaren nur hier und namentlich auf Plahuwaiptine afriauuwi und Gardenien gesehen haben, deren Früchte er zu fressen scheint Aus der Familie der Finken erwähne ich noch zwei neue, hier entdeckte Arten: Estrelda oder Habropyga ptätidtcola und RhodopygaWhodopsist IIrngl.— dann den Liebliehen blauen Granat - Aßtrikl (l'ntrgüttltas phovuicotis) '). Von Reptilien sahen wir mehrere Riesenschlangen und Brillen-schlangen (Tracws), von welch letzteren mich einmal eine im Wasser verfolgte; von Fischen ist der BeseMr ungemein häutig, jedoch sahen wir keine sehr grossen Exemplare. Zahllose Frösche wetteifern die ganze Nacht über ans jeder Pfütze in Gesangsübungen, die mit dem fernen Geblöck von Rindern, gemischt mit heiserem Hundegebell zu vergleichen sind; im Schilf zirpen Cicaden, umschwärmt von Leuchtkäfern (Lampyris) und Myriaden von Moskitos. Unsere Matrosen langweilen sich auch hier in der Wildniss, doch nützen sie ihre Zeit wenigstens, indem sie Ruderstangen mit einer Gabel am vorderen Ende zurichten. Ich konnte mir den Zweck dieser „Scha-b" erst später erklären. Am Abend des Ii». Februar beginnt der Ramadan oder Fastenmonat, eine harte Zeit für Leute, die während der Fahrt doch den ganzen Tag, oft der glühenden Sonne ausgesetzt, arbeiten müssen. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang soll gar nichts — nicht ein *) Ich zähle kurz noch hier auf, was sonst von omithologischcn Vorkommnissen beobachtet worden ist: llirundo domieella un Uhr in der Frühe geht es weiter, Anfangs wenig S. zu W., dann OSO. — Um 8 Uhr gelangt man links von einer Grasinscl wieder an eine sehr enge Stelle, wo scheinbar gar keine Durchfahrt ist, doch sieht man jenseits wieder freies Wasser, das man, vom Wind unterstüzt, durch Ziehen und Stessen über das Schilf weg, nach weiter 1 i Stunden erreicht. Sehr langsam geht es in einem engen, vielfach gewundenen Kanal, im allgemeinen südwärts bis 1 Uhr 30 Min., wo wir an einer Theilung des Gazellenflusses anlangen; der westliehe Kanal kommt aus W., wenig S., der, in welchen wir einlaufen, aus S. 60° 0.; unterdess hat die Brise ganz aufgehört; mittelst Tauen, welche auf einer Dinka-Barke vorangeschickt und am Schilf befestigt werden, schüft man das Fahrzeug wohl noch um 1 Meile voran und legt um 3' j 1 dir Nachmittags bei. An der genannten Gabelung hat der ganze Fluss SO Schritt Breite, auf 12—IT) Fuss Tiefe. Von Q/ilxih sieht man vom Deck aus keine Spur mehr, nur Schilf, Ambadj und hier und da grössere, dunkle Zfy>yrjfsgruppen. Zahlreiche Wechsel von Nilpferden führen von unserm Kanal nach den Schilfdickungen; von Vögeln bemerkt man nur l'urpurreiher, die jetzt als Wintergäste hier sind, Kormoranc und Schlangenhalsvbgel, welche sich häutig auf dürfen Awhmlj-Aesteu niedergelassen haben; ferner zwei Bienenfresser, Merops superbm und M. minuHus, die gleich Eisvögeln auf schwanken, überhängenden Rohrstengcln sitzen. 24. Februar. Schon um 4 Uhr in der Frühe erhebt sich bei bedecktem Himmel und trüber Atmosphäre ein ziemlich heftiger Wind. Eine kleine Strecke segelt man S. 10° 0., dann SSW., um 5 Uhr SW., darauf eine kurze Strecke W. 15° S., geht dann länger WSW. und endlich S. — um 7 Uhr 20 Minuten S. 10° W., 7 l In 25 Min. W. 20° N. — 7 Uhr 30 Min. N. 30" W. — 7 Uhr 37 Min. W. 20" N. bis gegen 8 Uhr. Der Strom ist hier 5—800, an einzelnen Stellen wohl 1000 Sehritt breit. Der Nordwind hat uns in der grossen Biegung, die der Fluss hier macht, um 8 Uhr 15 Min. an die dm/w//'-Wäldchen des Süd ufers getrieben, und frei werden wir erst nach langem Arbeiten und Ziehen mit Lvbän (Tau) an der Ecke dieser Biegung, gerade gegenüber der Mündung des Bahc r el H'omr oder Bah'r Aa-ab'). Die Richtung des lTomr lässt sich wegen der vorliegenden Barre von Schilf von unserni Standpunkt aus schwer bestimmen. Eine Barke läuft soeben dort aus, salutirt und legt einen Augenblick in unserer Nähe an. Es ist eine Dahdbieh, Eigenthum des Sklavenhändlers Ali Abu A;muri, befehligt vom Sohn des letztem, der versucht hat, durch diesen Fluss in den Djur zu dringen. A;li Abu A'muri ist unstreitig einer der unternehmendsten Leute, welche das Gebiet des Gnzellentlusscs ausgebeutet haben. Er besitzt mehrere Va-habieh und Transportschiffe und eine feste Siedclung in Bongo, eine zweite am Ufer des Kosangaflusses. Er hatte früher schon mit einigem Glück den Versuch gemacht, mit Umgehung der Meschrtf el Recj sich einen Flussweg durch die Djürmündung nach seinem befestigten Lager oder Zeribah in Bongo zu suchen. Noch bei gutem Wasserstand lief eine wohl bemannte, leichtere Barke dort ein, arbeitete sich in b* Tagereisen immer durch dichtes Schilf, musste jedoch ein Steigen der Gewässer erwarten und erreichte dann glücklich nach 3 Monaten das freie Wasser des schiffbaren Djur. Dies war mit den ersten Nordwinden etwa im November bewerkstelligt worden, zu einem Zeitpunkt, wo die Hochwasser von der Regenzeit her sich noch nicht ganz verlaufen hatten. Der Unternehmer ging aber noch weiter. Er fand, dass die (legend seiner Niederlassungen reich an vortrefflichem Schiffsbauholz war, warb Zimmcrleute in Chartum und baute am Kosanga eine Barke, mittelst welcher er zur günstigsten Zeit, schon mit der leberschwcmmung versuchen wollte, die Gegend zu erforschen, und womöglich eine direkte Durchfahrt aus dem Kosanga oder BongOÜUSS in den Bah'r el Ghazäl zu linden. Das Schiff lief vom Stapel, wohl bemannt und bewaffnet, verirrte sich jedoch in die Sumpfregion, die Gewässer traten zurück, und die Barke blieb in einer höchst gefährlichen Lage, mitten unter feindseligen Stämmen im Schilf sitzen. Doch konnte die Mannschaft Nachricht von dem Vorgefallenen und von ihrer Lage nach der Meschra: el-Keq gelangen lassen, und mau suchte nun jetzt vom Gazcllenlütss her mit Httlfsmannschaft und Lebensmitteln das Fahrzeug zu erreichen. Im lTomr stiess man bald l) Die boiden Namen der Flüsse verwechseln unsere Leute immer. auf undurchdringliche Schilfwälder, jetzt wollte man durch die Djurmündung heizukonimen suchen. Man sagt nämlich, dass Il'omr und Djur mehrlach durch Kanäle verbunden sind; es ist somit wahrscheinlich, dass ersterer nur als eine zweite Mündung des letztem betrachtet werden darf. — Die Richtung von der Mündung des lfomr nach der Maiet el Djur ist S, 10—20 °W.; die Strecke, die wir mit gutem Wind in 30 Minuten zurücklegen, dürfte 1 Meilen betragen; der Gazellenfluss hat vom Efomr an das Aussehn eines ziemlich breiten Landsees angenommen; die Entfernung vom Ambadj des einen bis zu dem des andern Ufers wenn man damit die Grunze des freien Wassers bezeichnen will — mag durchschnittlich eine Meile betragen. Vorzüglich zur Linken haben wir eine förmliche Waldpartie des genannten Ambadj, bis zu 30 Fuss hohe, ziemlich gerade, unten etwas konische flamme mit spärlicher, ganz horizontaler Verastung, wenig Laub und vielen abgestorbenen Gipfeln. Daneben stehen wohl noch mehr abgebrochene Strünke und Wurzelstöcke: umgeworfene Stämme bedecken weite Strecken; die noch stehenden dienen den Kormorancn und Schlangenhaisvögeln als Stände, und die Exkremente dieser Thiere haben einen Theil der schwarzen Rinde ganz weiss übertüncht. Unmittelbar vor seiner Mündung in den Gazcllenfluss bildet auch der Djfir eine grosse, seeartige Wasserfläche. Wir verfolgen den breiten Strom noch ungefähr 4 Meilen weit, zuerst in Süd 20—30° O., dann in S. 65° W., bis zu einer Stelle, wo er vollkommen durch Ambadj geschlossen und somit sein Ende erreicht zu haben scheint; auch wird er nur von hier an stromabwärts Bahfr Ghazäl genannt. An seinem südwestlichsten Ende scheint übrigens noch eine Flussmündung aus W. her (also wohl ein Arm des Djur) zu kommen. Einige 1000 Schritte östlich liegt (du kleines Fischerdorf mitten im Schilf. Einige Schwarze auf Piroguen haften unsere Ankunft beobachtet und sich dann in's Sumpfdickicht zurückgezogen. Auf denselben Schilfflächen in Ost bemerkten wir die ersten Schuhvögel (Bafaqniceps >■<:<■), Abu, Markttb der Araber. Es waren zwei Stück, also wohl ein Paar, die auf einem Termitcn-haufen süssen und zwar in sehr aufrechter Stellung des Körpers, den riesigen Kopf und Schnabel auf dem vollen Kröpfe ruhend. Von diesem merkwürdigen Vogel wurden ungefähr im Jahre, 1850 zwei Bälge, welche ein italienischer Kaufmann vom weissen Nil erhalten hatte, nach Europa gebracht. Lunge wollte es nicht gelingen, ihn wieder aufzufinden, bis ich im Jahre 1855 56 in den Besitz mehrerer sehöner Exemplare gelangte, welche mein Jäger Moh'amed erlegte, ein trefflicher Schütze, den ich mit zwei cingebornen Präparatoren bei einer Elfenbein-Expedition der Herren de Malzae und Vaissiere untergebracht halle. Meine Vögel stammten aus den Sümpfen westlich vom Bah'r el Djebel im Distrikt der Kitsch-Neger, später lieferte man mir wieder weitere ungefähr aus derselben Lokalität und selbst die Hier. I'etherick fand den Abu MarkVib in den Morästen des Gazellcnflusses und er ist auch nordwestlich von der Mcschnc el-Keq nicht' eben selten gewesen, hat sich jedoch in neuerer Zeit entweder mehr ins Innere, an vollkommen unzugängliche Stellen im Sumpf zurückgezogen oder er verschwindet nach und nach ganz. Der Abu Mcurh/ub dürfte nicht wandern, hält sich aber nur in tischreichen Stellen und in der Nähe von freiem Wasser auf, wenn ihm dieses Nahrung genug bietet und nicht zu tief zum Fischfang ist. Er ist ein Marabu mit dickem Kopf und Hals und sehr verkürztem und in demselben Yerhältniss verdicktem I'clikanschnabcl, der mit geschwungenen, scharfen, übereinander gehenden Schneiden und enormem Zahn an der Spitze versehen ist. Gewöhnlich trifft man diese Vögel in Gesellschaften, auch tischen sie gemeinschaftlich in Reih und Glied wie die Pelikane, jedoch nur stehend, aber oft tief im Wasser, dass der untere Theil des Körpers noch eingetaucht ist. sie halten sich meist auf der Erde, im Ambadj und im dichtesten Röhricht auf, sind scheu, fliegen schwer, reiherartig mit angezogenem Kopf und Hals und nisten zur Regenzeit in grossen, aus .1 /j//«^(/stöckcn bestehenden Nestern, die zuweilen mit Schlamm und Erde verkittet sein sollen. In gereiztem Zustande haut und knackt der Abu Marlädt mit seinem schweren Sehnabel und bringt durch Zusammenschlagen der Kiefer ein kurzes Klappern hervor, ähnlich dem des Storches. * * Was den Bah'r el Ghazäl anbelangt, 80 betrachten wir den selben als einen weiten mit Schilf erfüllten See von unbedeutender Tiefe, als ein Becken, dessen überhaupt unbestimmte Grunzen je nach der zur Regenzeit fallenden und in ihn sich ermessenden Wassermenge sich erweitern oder verengern, welches jedoch das ganze Jahr durch gespeist wird von einigen ziemlich mächtigen Strömen, die theilweise vielleicht noch ganz unbekannt sind. Sein höchster Stand übersteigt während der nassen Jahreszeit den niedrigsten wohl nicht um mehr als 3—4 Fuss. Durch die starken Zuflüsse, welche er dann vornehmlich aus Westen und Süden her erhält, entsteht eine betrachtlichere Strömung, welche einen Theil der während der trockenen Monate in tropischer Ueppigkeit aufgeschossenen Sumpf-Vegetation zerstört und fortschwemmt; hierdurch bilden sich oft grosse schilffreie Stellen, die in manchen Jahren derart an Ausdehnung zugenommen hatten, dass man von ihrer Mitte aus kaum die Ufer sehen konnte und die Schiffer nach den Sternen sich orientiren mussten '). Die Mündungen der Flüsse, die ihn vorzüglich speisen, erleiden durch Schlamm und Sandniederschläge beträchtliche Anschwemmungen, welche — da die Strömung im „Gazellensee" wie ich denselben nennen möchte, eine verhältnissmässig geringere ist — auch durch kommende Hochwasser nicht fortgeführt, sondern immer noch mehr ausgebreitet werden. Das Fahrwasser des Gazellenflusses ist der Abzugskanal des Sees, der ihn ungefähr in seiner Mitte der Länge nach durchzieht und durch den er während der trockenen Jahreszeit theilweise entwässert wird. Dadurch kommen Stellen festen Landes zum Vorschein, nur sehr wenig über dem niedrigsten Wasserspiegel erhaben, welche ') Die Vegetation des Ambadj soll nach wohl glaubwürdigen Aussagen auch ihre gewissen Perioden haben. Der Baum wächst nur in ziemlich tiefem Wasser und seine grossen, horizontalen, oft wohl gegen einen Fuss dicken liauptwurzelschossc, an welchen eine zahlloso Menge zur Ernährung bestimmter, langer Fasern hängen (ähnlich den Luftwurzeln vieler Ficns - Arten und denjenigen des wilden Zuckerrohrs), dürften kaum eigentlich in der Knie fostsitzen. Sie bilden eine grosse, verworrene Masse, die, wenn Juan darauf tritt, sich senkt. Aus diesen horizontalen, immer im Wasser eingetauchten llauntwurzeln schiessen die unten etwas konisch verdickten, ziemlich geraden Stämme bis auf eine Höhe von 30 Fuss empor. Man sagt, dass diese Entwicklung der l'llanze fünf Jahro Zeit braucht, in den nächsten fünf Jahren soll sie nach und nach absterben, zerfallen und weggeschwemmt werden und dann (also erst nach 10 Jahren) eine neue Vegetationsperiode ihren Anfang nehmen. Wir sahen die A>nbadj\i'{ih\w ani obern Gazellcnrtuss und der Mesehra: el-Ite'q jedenfalls im letzten Stadium einer solchen Periode; fast alle Hochstämme schienen abgestorben, eino Menge derselben schon zerbrochen , der Wald hatte das Ansehen von verbrauchtem liesenreis im Grossen. sich in sehr trockenen Jahren über den grössten Theil des Bassin ausbreiten. Ursprünglich hatte auf solchen erhöhten Stellen wohl überall eine waldartige Vegetation Platz gegriffen, welche nun theilweise durch die Eingcbornen und durch Steppen- und Schilfbrand zerstört worden ist. Der niedrigste Wasserstand tritt im Monat März und April ein; fielen den vorhergehenden iVarif wenig Sommcrregen, so trocknet, wie gesagt, der bei weitem grösstc Theil des Sees aus und es können weite Landreisen auf demselben unternommen werden, Man bemerkt denn auch aus den Sümpfen der Ufergegend her eine beständige Abströmung, ein immerwährendes Abrinnen des noch vorhandenen Wassers nach dem Abzugskanal oder dem eigentlichen Bah'r Ghazäl. Die Strömung in dem letztem beträgt durchschnittlich nicht über 1 /.% Meile, seine Tiefe im obern, westlichen Theil 12—14, im untern, östlichen 18—20 Fuss. Der Bah'r Ghazäl enthält kein Uinter-Avasser des Bahcr el Djebel, hängt jedoch nach unverbürgten Nachrichten durch Kanäle mit diesem zusammen, und beide vereinigt bilden erst den weissen Nil der Araber, der dann noch den Kelaq und Sobat aufnimmt. Was die Zuflüsse des Ghazäl anbelangt, so kennen wir nur mehrere Mündungen derselben und einen Theil des untern und mittlem Laufes des Djür und Kosangaflusses. Dieselben enthalten das ganze Jahr hindurch fliessendes Wasser, und der erstere (Djur) soll nach den Forschungen J. Fetherioks nicht identisch sein mit dem JeTfiuss, 60 Meilen westlich vom Barilande, sondern westlich davon mehr direct aus Süden kommen, also aus den Bergen um den Albert Nyanza. Der Djur ist nach Pethcrick noch unter 5° 30' Nord 120 Yards breit und schiffbar, dürfte also, bis er zu dieser Stelle gelangt, bereits einen sehr weiten Weg zurückgelegt haben; möglicherweise liegen seine Quellen ferner, als die des Bah'r el Djebel. Weniger beträchtlich ist der Bongo oder Kosanga, der im Niamaniam-lande ungefähr unter 0 u nördl. Br. Und 26° 0. v. Gr. seinen Ursprung hat. Dieser Fluss soll im untern Lauf mit einem grössern aus W. zu N. kommenden Strome, dem Bah'r Tclqaumi vereinigt als lfomr in den Ghazäl fallen. Ein weiterer Zutluss des letztern, der sich aus der Vereinigung zahlreicher Regenbetten im südlichen Darier bildet, ist der Bah'r el A'rab. Zu seinem Gebiet gehört wohl auch die Om-beledja, bei EToferat el-Nah'us, welche mir als beträchtlicher Strom geschildert wurde. Das Nilgebiet und im engem Sinne dns des Ghazäl und seiner Zuflüsse dürfte sieh jedoch westwärts nicht über den 250 östl. L. erstrecken, aber schon aus diesen kurzen Andeutungen erhellt, wie wenig dasselbe noch erforscht ist. Es bleibt seihst noch dahin gestellt, welcher von beiden Flüssen — der Bah'r cl-Djebel oder der Ghazäl — der grössere, längere, und somit als der Hauptstrom zu betrachten ist; bei erstcrem lässt sich die Wassermenge leicht bestimmen, da er an vielen Stellen zwischen festen Ufern hinströmt, bei letzterem ist dies unmöglich ausfahrbar/, und man könnte nur endlieh zu einem etwas zuverlässigen Resultat kommen, wenn es gelänge, Sektionen an allen seinen Nebenflüssen anzustellen und zwar zur Zeit eines mittleren Wasserstandes. Aus der Summe der wich für jeden einzelnen Zu-fluss ergebenden Wassermenge erhält man die des Ghazäl selbst, welche an seiner Mündung schlechterdings nicht mit nur annähernder Zuverlässigkeit zu bestimmen ist, da auch der uferlose Abiad unterhalb der Vereinigung mit dem Bah'r el-Djcbel vor Eintritt des Kclaq und Sobat nirgends mit einiger Sicherheit quantitativ messbar ist. * * * Sackförmig verengert sich die südsüdwestlichstc Ecke des Ghazäl, und vor uns, nach Süden zu, erblickt man selbst vom Mast des Schiffes nichts, als einen unübersehbaren Ambadj' Wald; nach Ost gewinnt das Schilf mehr und mehr die Oberhund und nur am fernsten Horizont zeigen sich dunkle Linien von Qabah (Hochwald). Hier scheint jedes weitere Vordringen zu Schiff unmöglich, man glaubt, dass selbst die schlanke Pirogue der hiessigen Dinkastämme diese Dickichte nicht mehr befahren könnte. Und doch führt uns eine Wasserstrassc noch ein gutes Stück ins Innere. Die erste Bandeisbarke von Chartum, welche im Jahre 1854 den obern Ghazäl ausbeutete, dem ChartUmer Elfenbcinhändler H'abeschi gehörig, ist ohne Zweifel durch befreundete Eingeborne und zu einer Zeit, wo der Wasserstand ein ungewöhnlich hoher war, hierher geführt worden. Diesem Ifabesehi folgten einige andere eingeborene Handelsleute, dann der sardinische Viceeonsul Brun Rollet und später Petherick, die Gehrüder Poncet u. a. Jetzt ist der Elfenbeinhandel westlich und südwestlich vom Ghazäl ausschliesslich in den Händen türkischer Unterthanen, nachdem Pethcrick seine Niederlassung bei dem Djttr 1863 aufgehoben hat. Oer Wind hatte unsere Fahrt in die Maiet el-Djtir begünstigt, denn schon um 1 Uhr Mittags lugen wir vor den ..Au/Ixulj" oder „Ambadjah/* Hier lässt leider die Brise nach. Vor uns haben wir nur Dickicht, jedoch im tiefen Wasser, dessen Grund ich mit den langen „Meterah" (Ruderetangen) nicht erreichen kann; in diese Dickung führt ein Weg von Schiffsbreite, hauptsächlich erkenntlich an den abgebrochenen Stämmen, die jedoch nicht hinweggeräumt sind. Diese Wasserstrasse hat im allgemeinen eine südliche Richtung wenig zu West und windet sich in kleinen Sohlangcnkrümmungcn immer durch AmbadjvQgctatwn, zuweilen auch über Schilf und Grasbüsche weg. Das Segel versagt wegen fast gänzlicher Windstille seinen Dienst, aber man schiebt mittelst der Schcßb1) durch Dick und Dünn; um 2 Uhr 45 Minuten mögen wir eine Meile zurückgelegt haben, dann öffnet sich wieder ein freier Kanal von 10—12 Fuss Tiefe, dessen Breite zwischen 100 und 200 Schritt wechselt. Das Wasser ist dunkel, aber klar. Am Rande dieser Lichtung liegen eine Menge faulender Ambadjsi&mme, die wohl dem Einlluss von Sonne, Wasser und Luft nicht hinge widerstehen können. Neben vielen Schlangenhaisvögeln und Kormoranen bemerken wir hier verschiedene kleine Singvögel, die wie Rohrsänger im Schilf umherflattern, und die reizende Ardea eaendaf.a,} einen kleinen, dickhalsigen Reiher mit schneeweisser Rückenmitte. Das Wasser hat keine auffallende Strömung mehr, und unsere Schiffer sagen, dass es zur Zeit des hohen Wasserstandes nach dem Djur hin füesse, zur Zeit des niedrigen eine entgegengesetzte Bewegung annehme, also als 1 Unterwasser des letztern zu betrachten wäre. Da der Wind vollkommen abgefallen ist, legen wir um 3 Uhr Nachmittags schon an. Selten sieht man noch niedrige, grüne Andxolß tusche, und die baumartigen Pflanzen sind entweder ganz abgestorben oder tragen auf (duem kurzen, horizontalen Ast etwas dürftiges Laubwerk. Die frischen Zweige sind von grüngraulicher Farbe, nicht sehr dicht mit lebhaft grünen, gefiederten, ziemlich grossen Blättern, ') UuduTütaDgon mit Gabeln an der Spitze. ähnlich denen der Mimosen bedeckt, daneben an frischen, öligen Trieben einzelne grosse, cicrgclbe oder ockergelbe Sehmetterlings-hliithen; auch sind die Zweige mit kurzen Dornen bewehrt. Zerschneidet man einen Ast oder Stamm, so scheint er nur aus lederartig anzufühlenden Blättern oder Lagen von zelliger Substanz zu bestehen, die wenig elastisch sind und durch Pressen leicht Eindrücke erhalten. Man benutzt dieses Holz, das leicht ist, wie Hollundermark, zu Flössen, grössere Stücke als Kopfkissen und namentlich als Pflöcke an Harpunen und Grundangeln. Zum Brennen ist es nicht zu gebrauchen. Neben dem Ambadj sieht man hier und da grosse Papyms-gruppen, Nymphänn, 0$pemt8 und andere Gräser, auch das oft erwähnte wilde Zuckerrohr r schwimmende Ccmtophyllen, Utricuhtricu, L< iuua und Eiccia. 25. Februar. Wind wechselt beute viel mit fast gänzlicher Windstille. Bald gelangt man wieder in die öfters kaum 15 Sehritt breite .Lz/o^/ystrasse, welche oft durch die allerdings der Schiff-fahrt wenig binderlichen Stämme und angeschwemmte Gras- und Schilfhaufen gesperrt ist; mittelst Segel und Sclacb und durch Ziehen an dem vorausgeschickten und an den Pflanzen befestigten Taue überwindet man —zwar langsam, aber sieher, alle Schwierigkeit, Oft muss das Schiff buchstäblich über Hinxlcrnissc weggehoben werden. Mittags wird eine Stunde lang gerastet, dann geht es weiler, theils in freierem Fahrwasser, theils im Dickicht; der Weg macht einen auffallenden Bogen nach W., von dieser Ecke aus ist die Hauptdirecktion SSW., wo es in einem ziemlich breiten Kanal fast ohne Wind fortgeht bis Abends 6* Uhr. Schon auf der Maiet el Djurx) hatten wir mehrere Segel hinter uns bemerkt. Es waren zwei Schifte, welche weit besser segelten, als unser schwerer Ncqrr; wir zweifelten kaum, dass es die der Expedition wären. Jetzt kamen sie näher und ich konnte durch das Fernglas eine türkische und eine italienische Flagge erkennen; Es waren zwei 1 landelsbarkcn eines gewissen Oharas. An Bord befand sich ein Bekannter von uns, der Elephanten Jäger Piaggia; dieser erzählte, er habe die so sehnlichst erwarteten Barken der Damen mit Dampfschiff vor ungefähr 18 Tagen etwas oberhalb ') l 'nter Maiah verstehen die arabischen Schiffer die secartige Erweiterung eines Gewässers, das wenig oder keine Strömung hat. 4 El Eis angetroffen; das eine unserer Transportschiffe war wieder nach dem Moqren zurückgegangen, das andere bei den Nußrdörfern vor Anker geblieben. Herr (Jontarini, der Charge d'affaires der Damen, hatte durch Piaggia die Kapitäne der Transportschiffe anweisen lassen, ungesäumt nach der Meschra? ZU segeln, falls sie die Absicht gehabt hätten, erstcre im Gazcllenfluss zu erwarten. Wir konnten somit annehmen, dass, wenngleich irgend eine ganz unbegreifliche Verzögerung eingetreten, doch die ganze Expedition in wenig Tagen vereint sein würde. Gegen Altend hat man die Barke aus dem schon erwähnten breiten Kanal, der sich durch stattliche Papyrus-Gn\\)\)en auszeichnet, noch eine Strecke weit in einen westlich einmündenden engen Weg bugsirt, wo wir die Nacht über liegen blichen. Mehrere Male hatte ich den Mast bestiegen, um Kundschau zu halten. Auf eine kleine Meile rechts von uns zeigten sich dicht belaubte Hochbäume in waldartigen Gruppen. In W. 5° S. unter schied ich deutlich viele Masten der abgetakelten SchitTe, die in der Masch m' vor Anker lagen; die Entfernung von unserem Standpunkt aus kann nicht viel über eine Meile betragen. Der sink liehe Horizont scheint durch vollkommen ununterbrochenen Hochwald begränzt: es ist das langersehnte Festland. 26. Februar. Vor uns ist dichter Amlxulj und VapymsAX'.M mit Schilf; meist wieder durch ganz enge Durchfahrt und vielfach gewundene Kanäle fast ohne alles freie Wasser gelangt man nach 2l/2stündigem Schieben und Ziehen an der Leine endlich zur Maschm■-<■!-Itc(/V). Nicht wenig wurden wir enttäuscht, indem aus dem riesigen See der älteren Pethcrick'schcn Karte'2) und der 10. Blattkarle von Petermann und Hassenstein, so rasch eine kleine, schmutzige Lache geworden war! Vor uns öffnet sich eine freie Stelle von 30 — 40 Schritt Breite und nicht 150 Schritt Länge in stbl-nördliidier Richtung. Rechts von der U in fahrt in N. gruppiren sich in einer kleinen Lucht einige zwanzig IIandclsfahrzeuge, theils vor einer Insel, theils westlich davon au hohen Papyrus-Gruppen, aber alle so dicht gedrängt, dass wir kaum Raum linden, daneben einzulaufen. Wie üblich, haben die Barken geilaggt, man salutirt beider- ') Mesc/trai, arabisch Landungsplatz, Station, wo Schiffe tot Anker gehen. *) Rough sketch of countries north and south of tho cquator on the moridian of Khartiim. seits auf türkische Art, nämlich mit scharfen Patronen, dass die Kugeln nach allen Seiten hin pfeifen! Etwa 30 Schritt vom Ufer der Insel können auch wir vor Anker gehen; doch ehe wir noch den betreffenden Platz erreicht haben, werde ich bereits mit so vielen Besuchen beglückt, dass es an Kaum mangelt, die Herren Sklaven bändler anständig zu empfangen. Ich wUnschte sie zu allen Teufeln und hätte sie am liebsten sainmt und sonders über Bord geworfen. Hier zu Land mach! man überhaupt wenig Imstande. Leber sechs andere Schiffe weg und endlich durch einige Klafter Morast gelange ich zu der Insel Kit (nur von den Kartographen so genannt), die vor Allem behufs der Errichtung eines Lagers besichtigt werden muss. Es ist ein schmaler, flacher Streif Landes theils von Wassergräben mit vielen Nymphaeen, theils von Sumpf mit Schilf und lloehgras umgeben. Bäume gibt es nicht viele hier, also auch wenig Schatten] einer der höchsten Punkte — wenn überhaupt von einem solchen die Hede sein kann - nur 60 Schritt von den Barken entfernt, scheint trocken; dort steht die IJuine eines Kmtür (Termitenbau) mit einigen öapparis- und Büschen, daneben Dabkar (Crataeva Adansonii)] rings umher ist meist Graswuchs, liier schlagen wir, nachdem der Boden etwas geebnet und die Büsche mittelst Hirschfänger ausgeputzt sind, unser Zelt auf, während die Diener für Sich ein kleines Schutzdach errichten, unter welchem Feldküche und Wachtstube vereinigt einen Platz linden, funige Kisten vertreten die Stelle von Tisch und Stühlen, die Teppiche werden ausgebreitet und in weniger als einer halben Stunde sind wir auf festem Grund und Boden ansässig. Sofort sollten die Lastthierc aus ihrer langen, peinlichen Haft erlöst werden, doch war das wegen des tiefen Schiffsraums nicht so leicht auszuführen. Ich Hess die eine Seite des letztern mit Schilf und Papyrus fast bis zum Hand füllen, so dass man ohne viele Umstände Pferd und Maulthicrc auf das Vorderdeck bringen konnte, von hier gings mit einem Sprung ins tiefe Wasser und ein paar schwimmende Soldaten geleiteten die Thiere ans Land. Die Esid warf man einfach Über Bord und sie folgten eiligst ihren Gelahrten. Es war eine wahre Lust, zu sehen, wie die ganze Gesellschaft sich im Grünen wälzte und in munterem Trab den Weiden zueilte. Trotz der grossen Hitze mache ich mich bald auf, um die Bodenbeschaffenheit unseres Reiches zu untersuchen; nach Süden ist die Insel begränzt durch einen 20 Sehritt breiten, natürlichen Wasser gruben, hinter welchem sich aus dem Sumpf nieder Schilf, Papyrus und Amtmim ca-pensis), vernimmt aus dem Gehölz den Ruf von Spechten. Nashornvögeln und Glanzhopfen, Irrisor senegalensis. Schreiende Ketten tausendaugiger Perlhühner kommen zur Tränke und schnüren sieh Abende lärmend auf Iloehbüumen, einzelner erscheint ein Fraukol in (l-'nnin,li)ins ('Uippt ihmii). Eine Wachtel wurde beobachtet, aher nicht erlegt (ob Coturnix communis oder 0. histrionka?), dann ein Sandhuhn (Pterodes quatlrkinctus). Aus der Familie der Trappen zeigte sich eine grössere Art, ohne Zweifel Otis Iknhami, die ich später am Festland erlegte, und eine kleinere, schlankhalsige, von welcher ich nur das Weihchen und ein junges Männchen im l'cbergangsklcid hier einsammelte— ein geschossenes altes Männchen ging im Sumpf verloren. Ich halte sie für identisch mit der weissflügligen Otis Ilortlaubii, Ilcugl. Ferner erwähne ich einige europäische Sumpfvögel, wie Totanus hypolcucus und ochropns, die Ileersumpfschnepfc und einen kleinen Regenpfeifer (wohl Acyialitcs zonalns Statins., wenn diese Form nicht überhaupt mit A. ntiunttts zusammenfällt). — Macht man vor Tagesanbruch oder mit der Abenddämmerung einen Gang nach den von blühenden Nymphaeen bedeckten Gräben, welche wenig-tiefes Wasser enthalten und einerseits an die dunkeln, dichten und oft mehr als 15 Fuss Indien Popyms-Wäldchen grunzen, so beobachtet man neben den häutigen Spomtliiglern (l'arrtt af)-kana) kleine Wasserhühner, deren gellender Ruf auch hin und wieder Uber Tag aus den undurchdringlichsten Dickichten gehört wird. Die Brust ziemlich tief eingetaucht, den Schwanz aufgestellt und mit dem lebhaften Köpfchen nickend, kommen sie vorsichtig ins freie Wasser geschwommen und suchen dort Wasserlinsen, Gewürm und Sämereien; die eine Art, Oallinnlo Alliuii, hat ganz die hochblaue Färbung des grünriiekigen Sultanshuhns, erreicht aber nicht die Grösse unseres Teichhuhns, sie frisst auch Lotuskörner und klettert hebende in Büschen und an Schilfstcngcln auf und ab; die andere (Gal-linula nigra oder aethiops) ist unser grünfüssiges Teichhuhn im Kleinen: doch fehlt ihr der Stirnschild; der Schnabel ist grünlich gelb, Augenring, Iris und Füssc roth, die Armilla grüngelb. Letztere Art läuft zuweilen nach Weise der Spornflügler auf den schwim menden Blättern der Sumpfflanzen und nähert sich sogar bei Tag zuweilen den Schiffen. Wie alle Sumpfhühner sind auch diese ziemlich schwer zum Aufstehen zu bringen und bergen und drücken sich so fest in Schilf, dass es mir mehrmals gelungen ist, sie lebend einzulangen. Ferner beobachteten wir die verschiedenen, schon während der Kcise hierher gesehenen Fischreiher und Sattelstörche, Wittweu-Enten (Dendrocygna viduakt) in grössern Flügen, ebenso den Sporn-schwan (Flecfropterus garnbensis) und die Höckergans ißarcidiornis africana), Spornkibitze und VaneUus senegedensis, Nicht erlegt konnte werden eine bunte kleine Entenart (vielleicht Nrttnjius ma-tlagnsctirirnsis) und ein Schwimmvogel von der Grösse einer Taube, der sich meist unter überhängenden Hoch bäumen auf freiem Wasser aufhielt, aber buchstäblich unnahbar war. Wir sahen ihn immer nur einzeln, er schwamm ganz taucherartig, ohne jedoch häufig ganz unter dem Wasser zu verschwinden; derselbe stand dagegen schon auf grössere Entfernung auf, niedrig über die Wasserfläche hinziehend und nach einigen 100 Schritten wieder einfallend, und zwar wieder an schilffreien Stellen. Ich glaube fast mit voller Bestimmtheit, diesen Vogel für eine Podoa-Xrt erklären zu können, doch fiel mir nicht auf, dass der Unterleib heller gefärbt gewesen wäre, als Kopf, Oberhals und Oberseite. * Das Krokodil trifft man einzeln längs des ganzen Gazellen flusses und selbst in den engen Jw//>m//-Kanälen, was höchst auffallend ist, da diese heimtückischen Wegelagerer sonst immer freies, strömendes Wasser dem stehenden vorzuziehen püegen, auch Sand bänkc und flache, trockene Alluviuminseln gern in ihrer Nähe haben, um dort ihr Morgenschläfchen zu Im Ifen und Eier zu legen. Kurz vor unserer Fuhrt durch die Ambadj war dort ein Matrose von einem Krokodil ergriffen worden. Thiere von der ungeheuren Länge und Dicke, wie man sie auf dem blauen Nil sieht, sind mir am weissen Fluss nicht'zu Gesicht gekommen; sie sollen überhaupt im Bah'r el Djebel viel häufiger sein, als am eigentlichen Abiad. Das Fleisch des temsaK') ist schön weiss, wie Fischfleisch, ' , I w , arabischer Name des Krokodils. auch im Geschmack diesem nicht unähnlich, jedoch fester und je nach der Jahreszeit mit einem spezitischen Moschusgeruch durchdringend behaftet. Man sagt, dass es — wohl hauptsächlich zur Paarungszeit — unter glinstigem Wind möglich sei, die Anwesenheit dieser Thiere auf grosse Entfernung schon durch den Geruch, den sie verbreiten, zu entdecken. Zu den längst veralteten Fabeln gehört die, dass man das alte Krokodil für unverwundbar durch gewöhnliche Flintcnkugcln erklärt; diese Sage mag wohl darin ihren Ursprung haben, dass man allerdings den Schlag des Bleies auf dem Panzer deutlich vernehmen konnte, dass aher höchst selten ein Krokodil todt auf dem Platze blieb, weil es überhaupt viel Lebensfähigkeit hat, und die Kugel nicht so leicht den richtigen Fleck trifft, um den Tod augenblicklich herbeizuführen. Weit sicherer, als ein BüchsenschusS, — natürlich auf geringere Entfernung — ist ein Schrotschuss auf den Kopf. Wahre Kicsenexcmplarc haben wir mit der Kugel durch und durch geschossen, sie eilten trotzdem behend ihrem Elemente, dem Wasser, zu, bis ein Hagel von Schroten Nr. 0 sie auf dem Fleck niederstreckte. Die überall im ganzen wärmern Afrika gemeine Nil- oder Warn-Eidechse fehlt auch im Gazellenfluss und seinen Sümpfen nicht. Trotz ihrer enormen Grösse und Schwere klettert sie auch recht gut, macht weite Ausflüge auf das trockene Festland, sogar in die AVrüste hinein, besucht selbst Taubenhäuser und Hühnerställe und frisst die Eier wie das Geflügel selbst. — An Fröschen sind die Sümpfe ebenfalls sehr reich, ebenso wimmelt es im lloehgras und den Lachen von Reptilien. * * * Das Gewässer der Mcsihrai, wo die Barken vor Anker zu liegen pflegen, hat jetzt in seiner Mitte eine Tiefe von 10—£5 Fuss, der schlammige Grund verflacht sich aber nach Norden zu nach und nach in die Sümpfe, welche die sogenannte Kit Insel umgeben. Fische sind hier in Menge, werden .jedoch, da sie sich zum grossen Theil von den Aborten der Barken ihre Nahrung luden, gar nicht oder nur selten gegessen. Eine der merkwürdigsten, häufig hier vorkommenden Formen ist die Lcpafosircm. (Protopicras nethiopicus, Heck.), die wohl mehr als drei Fuss Länge erreicht. Ihre Gestalt ist aalartig, aber gedrungener; in dem eher kleinen als grossen, ^Hergestellten Maule, das über die Nase hervorragt, stehen 4 starke, konische, etwas bewegliche Eckzähne. An der Stelle der Brust- -und Bauchrlossen entwickeln sich lange, etwas comprimirte, fadenartige, auf den ersten Anblick an die Bartfasern gewisser Siluridni erinnernde Flossen von Spannenlänge, welche weder zum Schwimmen noch zur Fortbewegung auf dem Festlande dienen können und die man für Tastorgane erklären wollte; ihr Band zeigt einen strahligen Saum. Die Rückenflosse, welche ungefähr auf der Mitte des Rückens beginnt, verläuft am Schwanz mit der Bauchflosse. Der Körper ist mit kleinen Schlippen bedeckt und es sondert sich viel Schleim auf demselben ab. Die aus zwei zelligen Säcken bestehende Schwimmblase bewirkt vornehmlich die Oxydation und Entkohlung des Blutes. Die Iris ist kastanienbraun. Der Protopterus findet sich im ganzen Gebiet des weissen Nils von Beginn der eigentlichen Sumpfregionen südwärts. Er lebt übrigens mehr im Schlamm als in einem fliessenden Wasser, wo ich ihn wenigstens niemals angetroffen habe, — in Graben, Nilpferd-Wechseln und Regenbetten und er besitzt das Vermögen eben so gut im Trockenen, als im Wasser leben zu können, scheint sich auch während der dürren Jahreszeit tief in den Erdboden einzugraben. Er ist ein sehr rauflustiger Gesell, der sich mit seines Gleichen immer balgt und herumbeisst, sich auch sehr entschieden zur Wehr setzt, wenn man zufällig auf ihn tritt oder ihn ergreifen will. Selten trifft man ein älteres, erwachsenes Thier, das nicht Spuren von Verletzungen, namentlich verstümmelten Schwanz oder abgebissene Brustflossen zeigte. Wie der „Schäl" (Synodontis) und andere Fischarten, ist auch die Lepiüosimui im Stande, einen Ton von sich zu geben, der bei ihr aber wohl durch Luftansblasen hervorgebracht wird, indem man denselben dem Zischen der Schlangen vergleichen könnte. Man findet diesen Fisch auch hier und dort an den Uferwänden trockener Regenbetten in tiefen horizontalen Löchern, nach denen er sich, wenn er verfolgt wird, zurückzieht; ebenso im feuchten,verwesenden Laub. Seine Bewegungen auf der Erde sind nicht sehr behend, aber kräftig, doch sieht man, dass er einige Mühe hat, sich über grössere Erhabenheiten weg zu schieben, was durch Aufrichten des Vorderkörpers und Nachschieben mittelst des aalartig nach rechts und links sich windenden Schwanztheilcs geschieht. Die Nahrung besteht In Krabben, Mollusken, Fröschen, Würmern und Exkrementen nus den Schiffen. Während der Regenzeit sieht man die Strassen dieser Thiere oft im halbvertrockneten Schlamme. Die Neger stellen ihnen, da sie häufig und nicht schwer zu erlangen sind, nach und essen das Fleisch, das sehr guten Geschmack haben soll. Hei den Bari wird die Leptämrene Doko, bei den Kid}- Negern Agualc und Komtok genannt. Von andern hier auf der Mcschm> gefangenen Fischen erwähne ich noch Heterobranchts, Chromys, Polyptcrus, Hetcrotis und eine Gattung, von der wir indess nur ein Exemplar erhielten, das in Weingeist conservirt wurde, jedoch verloren gegangen ist. — Das in Rede stehende Thier scheint den Clupeaceen anzugehören, gleicht in Fenn dem Schübe wafwsCopus des Nil (Schübah afrdbi der egyptischen Fischer), hat einen sehr gewölbten Rücken, gar keine Rücken- und Fcttllossen, eben so fehlt die Schwanzflosse, die kleine Brustflosse (iberragt den After; unmittelbar vor demselben zeigt sich eine kaum eine Linie lange Andeutung von Bauchllossc; die ungewöhnlich lange Afterflosse reicht bis zur Schwanzspitze; und längs der Brust vom Hals an bis zum Alna1 befindet sich ein eigentümlicher, aus einer Reihe kurzer, slrahlenartiger, aufrichtbarer Stacheln bestehender Apparat. , Länge 6", Farbe hechtgrau. Wohl ein Xeno-wyslns. Giinth. — Von Conehylien begegneten wir grossen Ampulhirioi (A. ovata und carmata) in Menge. Zu den vorzüglichsten Landidagen der Meschra' gehören die Moskitos (in mehren Arten) nebst gewöhnlichen Fliegen. Auch gibt es verschiedene Ameisen, dagegen fanden wir keine Termiten, sondern nur ihre längst verlassenen Baue. Das Klima des Platzes ist nicht das vortrefflichste. Durch Schiffe waren die Blattern unmittelbar vor unserer Ankunft hierher verschleppt worden und hatten namentlich unter den Eingeborenen fürchterlich gewÜthet Gefährliche Fieber und Dyssentcric stellten sich mit Beginn der heissen Jahreszeit ein, während im /Tarif (Regenzeit) die Leute weniger von klimatischen Krankheiten zu leiden haben. Aousserliche, oft höchst unbedeutende Verletzungen durch Stoss, Druck, selbst Stiche von Dornen nehmen meist einen ungewöhnlich entzündlichen Charakter an, vorzüglich auch während der heisscren Zeit. Fadenwurm ist sehr gewöhnlich, und man behauptet, er befalle nur Leute, welche viel im Sumpf uml Wasser gehen. Syphilis hat mit den Elfenbein- und Sklavenjägern auch unter den Eingebornen sehr überhand genommen, und die Krankheit scheint hier im feuchten Klima der Sümpfe einen viel verderblichem Einfluss auf den Körper auszuüben, als im heissen, trockenen Nubien und Egypten. * * ■fe. (lern hätte ich sowohl die Sumpfregion als das benachbarte Festland öfter von der M<'Schr(C> aus besucht, aber es fehlte uns eine eigene Harke, und eine solche von den Handelsschiffen zu miethen, war selten möglich. Ueherdies durfte ich mich weder der Nässe in ich der glühenden Sonne viel aussetzen, da einem solchen Versehen gleich die Strafe auf dem Fusse zu folgen pflegte und ein Fieberanfall selten ausblieb. Nur einmal versuchte ich, die nordwestlich von der Meschra" gelegenen Inseln mir anzusehen. Zwei himmellange Dinka führten mich in einer ihrer Piroguen über. Ein solches Fahrzeug hat wohl über 25 Fuss Länge und besteht aus zwei mittelst Feuer ausgehöhlten Baumstämmen, die in ihrer Längenachse an einander gefügt, d. h. mit Stricken und Kiemen zusammengebunden sind. Die Oeffnungen und sonstige lecke Stellen werden mit Koth verkleistert; löst sich dieses Bindemittel irgendwo ab, so greift einer der Stelz* füssc mit seinen langen Armen in den Sumpf, bringt einen Klumpen Lehm herauf und patscht ihn auf den schadhaften Fleck. Diese Fahrzeuge sind sehr schmal, ziemlich halbkreisförmig in ihrem Querschnitt, sie schlagen somit um, wenn der Schwerpunkt nur wenig verrückt wird. Schon das Einsteigen in diese Kinne ist mit Schwierigkeit verbunden. Meine Schiffer bedeuteten mir, ich möchte mich in der Mitte der Fähre, die keine Bank hat, niederlassen, was 'wegen des engen Raumes nicht leicht ist, doch zwängte ich mich zwischen die Wandungen ein und sass da einen halben Fuss tief im Wasser. Anfangs durch einen Kanal mit Binsen und wirklich grossartige Lotus-Vegetation gelangten wir in eine grössere, seeartige Wasserfläche, dann über einen breiten, 15 Fuss tiefen Kanal mit etwas Strömung nach Ost-Nord-Ost an das Hochgestade einer Insel mit vielen Hochbäumen; weiter westlich zu einer zweiten, aufweiche die Dinka ihre Viehhcerden geflüchtet hatten. Beide Inseln sind wohl um 4 — 6 Fuss höher als die der Me&ßhraS und bestehen nur aus Alluvium; weiter nach Norden ZU breitet sich wieder weite Sunipflandschaft aus, nach Westen war keine Durchsicht vorhanden. # ' * * Stündlich erwarteten wir unsere zurückgebliebenen Schiffe, aber Tag um Tag verging, und mehrere indess eingelaufene llandcls-harken hatten nur Kunde von den zwei Neqer, welche trotz ausdrücklichem Befehle sich nicht von der Stelle gerührt hatten. Endlich am 9. März, nachdem Steudner und ich schon mehrere heftige Ficbcraufällc bestanden, die uns dringend an Verlegung unseres Lagers an eine gesundere Stelle gemahnt, erschienen wieder einige Segel im Osten; es war fast Windstille, und sie näherten sich ziemlich langsam. Steudner und ich bestiegen eine kleine Barke und vermittelst Ruderstangen ging es durch die engen ylw/wfjkanälc den Ankommenden entgegen. Nach fast zweistündiger Fahrt gelangten wir zum ersten Schilf; es war einer unserer Neqer, dem unmittelbar die DaJiabieh von Fräulein Tinnc folgte, von erstcrem ins Schlepptau genommen; die dritte Barke war die des Baron d'Ablaing, der sich entschlossen, die Damen bis hierher zu geleiten; dann kam wieder ein Neqer, der zu unserem nicht geringen Erstaunen das Dampfboot schleppte, welchem die Bäder abgenommen worden waren ! Die ganze Mannschaft, Matrosen und Soldaten, arbeiteten wirklieh mit anerkenneuswerther Anstrengung und Ausdauer mit Tauen, Ruderstangen und Scluc-b bis gegen Abend. Noch hatte man die letzte Krümmung des Kanals jedoch nicht erreicht. Wir erfuhren, dass die Damen bereits in Chartum acht Tage länger zu verweilen sich genöthigt sahen; auf der Reise selbst hatten sie da und dort sich tagelang der „schönen Gegend wegen" aufgehalten und so mittelst Remorqueur ungefähr die doppelte Zeit zur Herreise gebraucht, als eine Segelbarke! Zwei Lastkamele waren bereits zu Grunde gegangen, die beiden andern krank! Am Vormittag des 10. März endlich lief die ganze Expedition in der Meschrai ein, Alles war beflaggt, unsere Soldaten, wie die der verschiedenen Equipagen begrüssten sie mit einem höllischen Flintenicucr; die ganze Mannschaft erhielt eine halbe Monatgage als Baghschisch (Trinkgeld) verabreicht, sowie 150 Flaschen Branntwein, die noch am selben Abend redlich und ehrlich bis zum letzten Tropfen vertilgt wurden! Den folgenden Tag ging es an das Ausschiffen der eben mit angelangten Reit- und Lastthiere, die gleich ans Festland zu dem 2 3 Stunden entfernten Mnnilt (Viehpark) der Lau, eines Dinka Stammes, gebracht wurden; gleichzeitig Hess ich auch die unsrigen mit mehreren Dienern und Soldaten dorthin abgehen. Die Damen wohnten auf ihren Booten, während die Neqer sich zur Heimreise rüsteten. Es ward indess endgültig beschhissen, von hier aus bis zum Kosanga-Gcbirge oder womöglich bis zu den Niamaniam vorzudringen und dort die Regenzeit über zu bleiben. Nun erst fand man naeh den Nachrichten, welche die Handelsleute gaben, dass die mitgenommenen Tauschartikel einesthcils weitaus unzureichend für längeres Verweilen und den Unterhalt den grossen Schar von sogenannten Soldaten und Dienern war, und dass andern-theils die für Landreisen nach der gedachten Richtung bestimmten Waaren dort gar nicht gäng und gebe, also vollkommen nutzlos sein sollten. Ferner reichten die Lastthiere nicht aus, um nur das IVivatgepäck der Damen weiter zu schaffen, geschweige denn einige hundert Trägerlasten von Munition, Provision, Kupfer, Zeugen und Glasperlen. Man suchte durch den Weqtl Verbindung mit den anwesenden Agenten der Handelsleute anzuknüpfen, um durch ihre Vermittlung Träger zu erhalten. Anfänglich wurden solche auch in Aussicht gestellt, aber es zeigte sich bald, dass die Sklavcnjäger unser Vordringen nicht nur nicht begünstigen wollten, selbst wenn sie Vortheil daraus ziehen konnten, iniGegentheil stemmten sie sich geradezu gemeinschaftlich gegen unsern Plan. Auch der Weqll Woad Chalid, der indess unterwegs Geschäfte in Sklaven gemacht und auch hier auf der Meschra' deren erhandelt hatte, schien alle Lust zur Weiterreise verloren zu haben. So verging ein Tag um den andern. Wir wussten, dass die Regenzeit hier spätestens im Mai eintritt, in den Gebirgen noch früher, dass im April schon die Gewässer zu steigen beginnen und bald unpassirbar für Karavanen werden, und endlich, dass es unmöglich ist, in den vor uns liegenden Niederungen Lastthiere länger als einige Monate am Leben zu erhalten. Unumgänglich nothwendig erschien in erster Linie eine voll- standig neue Proviantirung, sowie Ankauf der gesuchtesten Tausch* artikel und einiger Dutzend neuer Lastthiere. D'Ablaing, der sich hier gefiel, wünschte die ganze Expedition mitzumachen und wollte, da er ebenfalls nicht hierzu vorbereitet war, das Dainpfboot naeh Chartum führen, dort das Fehlende ersetzen und möglichst rasch aachkommen. Nach reiflicher Erwägung aller Umstünde machte ich den Vorschlag, die Damen möchten — wenn sie überhaupt die ernstliche Absicht hegen, eine längere Heise ins unbekannte Innere zu versuchen — ohne allen Aufschub in unserer Begleitung mit leichtem Gepäck wenigstens bis zum Kosangagebirgc vordringen; die Itoute war, wenn auch etwas beunruhigt durch einzelne Negerstämme — frei. Bei nicht zu anstrengendem Marsch konnte man das genannte Gebirge in 10—12 Tagen leicht erreichen, sich dort geeignete Wohnungen für die Regenzeit errichten, Träger miethen, Lastthiere und Soldaten aber, mit Ausnahme einer kleinen Garnisen, zur Meschra zurücksenden, wo d'Ablaing bis dahin mit allem für die nächste Zukunft Notlügen wohl von Chartum ans wieder eingetroffen sein würde. Waren wir einmal jenseits der von den Handels- und Sklavcn-karavanen besuchten und ausgesogenen strecke, so kennten wir mit ziemlicher Sicherheit auf freundliche Aufnahme seitens der Ein-gebornen rechnen, sowie auch mehr Aussicht vorhanden war, dort unsere viele überflüssige Mannschaft und die Thiere zu ernähren. Fräulein Tinne, welche überhaupt die eigentliche Urheberin des ganzen Unternehmens war, schien dem Plane nicht abgeneigt; Madame Tinne jedoch erklärte, dass sie durchaus nicht Willens sei, sich einzuschränken und ohne den gewöhnten Comfort zu reisen, nachdem sie so enorme Summen auf diese Expedition verwendet. Ich erbot mich sofort mit Steudner, unsern Privatdienern und einem Theil der sogenannten Soldaten, die den Damen in der Meschra* nur zur Last sein mussten, die Gegend zu erkunden, an Gepäck mitzunehmen, was die Lastthiere zu tragen vermöchten, womöglich Träger zu werben, an einem geeigneten Platze ein Verhau anzulegen, dort das Gepäck niederzulegen und Lastthiere und den gröss-ten Theil der Mannschaft mit den Trägern wieder zur Meschra' zu senden. Dieser Plan wurde angenoi.....eit und auch unverzüglich ins Werk gesetzt, da ich eindringlich vorstellte, dass jeder Tag unnützen Zögems nur neue Nachtheile und Verwicklungen herbeiführen musste. Woad Chalid erhielt die nöthigcn Anweisungen; das jetzt zu versendende Gepäck sollte in die nöthige Form gebracht werden, ich selbst liess einen Theil meiner vorläufig überflüssigen Provisionen auf 'ytItroptera halte. Auf vereinzelten Bäumen und Hecken der Lichtungen paarweise und in Familien Laniua macrocereus. Heugiin, UcUo nach dorn weissen Nil. 1 0 kischc Pistolen nach Arnautcnart im Gürtel, auch zeichnen sich die Herren Offiziere durch rothe türkische Mützen (Tarbmch) mit langer blauer Quaste vor ihren Untergebenen aus, die übrigens von Manns zueht und Gehorsam nichts wissen wollen. Viele der Soldaten und Diener hüben sich als Kopfbedeckung eine sogenannte „Libdah", eine dicke Filzmtttze, wie sie die egyptischen Bauern zu tragen pflegen, aufs kriegerische Haupt gesetzt. Zum Schutz vor Dornen dienen der Mehrzahl der Leute praktische lederne Kamaschen, die meisten sind mit Schuhen versehen, einige Sehaiqieh sogar mit alten, zerfetzten Arnautensticfeln. Auch vergisst keiner, einige Tauschartikel zu kleinen Privatunternehmungen mitzunehmen: etwas Glasperlen, Salz, Kupfer, Baumwollenzeuge, Tabak. Als Lager dient eine Strohmatte, nicht länger und breiter, als der Mann; diese und etwa ein Schaffell nebst einem Stück ordinären Baumwollzcugcs als Reserve-kleidungsstUck macht mit den genannten Handelsgegenständen das ganze Gepäck eines Soldaten aus, selbst wenn er weiss, dass er in Jahr und Tag noch nicht nach Hause zurückkehrt. Unser Weg führt nach West, einige Grade Nord, anfänglich durch offenere Landschaft, dann in lichtere Qabah, die jedoch da und dort auch dichtere, grüne Stellen enthält, mit manchen von mir noch nie gesehenen Gewächsen; ich erwähne einen Dornstrauch mit kleinen apfelartigen Früchten; dann begegnen wir den ersten Feigenbäumen, vielen Bauhinien, Condarten, Gardenien, schmarotzenden Loranihus. Wir befinden uns auf einem förmlichen Fusspfad, der nicht zu verfehlen ist, und ich reite der Karavauc bald auf einige hundert Schritte voraus. Wild zeigt sich hin und wieder; so begegne ich einem Rudel von Warzenschweinen und einem Paar Giraten, die ganz harmlos auf 30—40 Schritte vor mir über die Akazien Bäume, an denen sie sich äsen, herunter-schaucn, wie aus dem ersten Stock einer Wohnung; sie verschwinden erst im Holz, als der Lärm der Leute näher kommt und gleichzeitig mein Pferd unruhig zu werden beginnt. Obgleich wir uns in vollkommener Ebene hclinden, scheint der Boden doch westwärts sich stetig etwas zu erheben; die Hochwasser der Sümpfe dehnen sich nicht mehr bis hierher aus, der Boden wird sandig, trocken. Die Gewächse, unter denen eine Akazie mit ziem lieh weissem Stamm und Zweigen und langen weissen Dornen eine hervorragende Rolle spielt, sind zum grossen Theil entblättert. Nach 21/4 Stunden gelangen wir zu einem zerstreuten Dorfe, das auf der Grunze der Lau und Af'odj oder Fudj gelegen ist, welche auch zum Stamm der Dinka gehören. Unter ziemlich schattenlosen Feigenbäumen ruhen wir kurze Zeit hei einigen Brunnengruben, die nur wenig schlechtes, schmutziges Wasser enthalten, und schon am Mittag wird hei 32° Hitze wieder aufgebrochen. Wir wenden uns etwas mehr sudwestlich, immer zwischen weitläufigen Gehöften, die zuweilen von Capparishcukcn umgeben sind. Auch viele IJnlmiitrx-Bäume treten wieder auf, an deren Zweigen eine sehr niedliche uud seltene Finkenart, Nigrifa Arnaudi, ihre Beutelnester aufgehängt hat. Der Boden ist meist sandig, jetzt mit wenigen dürren Gramineen bestanden, oder ganz kahl; nach Westen zu hört der Baumschlag auch fast gänzlich auf, und nur vereinzelte grosse Feigenstämme ragen aus der dürren Niederung. Schon nach 3/< Stunden Mittagsmarsch muss gelagert werden, da ich nicht mehr im Stande bin, mich auf dem Pferde zu halten. Ein sehr heftiger Fieberanfall mit Delirium und glühendem, unersättlichem Durst bricht aus, der bis nach Mitternacht währt, dann folgt Schweiss und etwas Buhe. 26. März. Man ist noch vor der Sonne unterwegs; die Luft aber bereits schwer und dumpf. Das Dorf, welches wir gestern Mittag betraten, zieht sich noch eine halbe Stunde weit zur Linken längs des Pfades bin, der bis jetzt ungefähr südliche Richtung hat, aber dann in W. 25*3. umbiegt. Oestlich ist höhere Qabah in Sicht, überragt von einzelnen JM'6-Palmen. Rechts zeigt sich wieder Alluvialboden, trocken und geborsten unter den Gluten der Tropensonne, das Steppengras meist bis auf die letzte Spur verbrannt oder abgeweidet. Nach 3 Stunden 20 Minuten gutem Marsch (vom Nachtlager an) erreichen wir einen Viehpark und Brunnengruben unter mehreren weitastigen Kigcliiu, Schetr Abu Senün benannt. Die Brunneu sind wohl 25 Fuss in eisenschüssigem Alluvial- und Sandgrund abgeteuft; die unmittelbare Umgehung zeigt da und dort frischeres Grün, das sich die Lastthiere wohlsclnneekcn lassen. Ein jetzt trockenes Regenbett schlängelt sich durch die Gegend nach dem westlichen Theile der Meschral zu. Man hat wieder verschiedenes Wild getroffen, namentlich Giraten, welche die Trockenheit im Innern nach den Sümpfen zu getrieben hat. Feste Niederlassungen sind nicht in der nächsten Umgebung; die Hirten sollen zum Dinka-stamm Aquoi gehören. Nachmittags geht es nur eine kleine Stunde weit in SW. — Es treten wieder dichtere Baumgruppen auf und parkartige Lichtungen mit vereinzelten weirastigen Khjclim, und namentlich bei unserm Nachtlager untern eines Murah zwei Arten von Feigenbäumen, deren eine unserer Firns elastica sehr ähnlich ist und hier und da hübsche Luftwurzeln bildet. Ein Scheeli des Bezirkes, der mit den Karavanen in besserem Einvernebinen steht, besuchte uns in Begleitung einiger anderer langer Dinkaiii. Wegen seiner nicht gerade zur Verschönerung weit vorstehenden oberen Schneidezähne heisst der Mann bei den Arabern Schech „Ahn Smun", auf Deutsch „Vater Raffzahm" Eilst Besitzer einiger Herden und trägt sogar ein Hemd, das jedoch ursprünglich wohl für ein menschliches Wesen gewöhnlicher, mittlerer Statur, nicht aber für einen sieben Fuss langen Bengel bestimmt war. Seine Gesellschafter befinden sich aus triftigen Gründen in rein ada-mitischem Kostüm, nur sitzt auf dem Kopfe eine spitze Mütze von Leder, mit Kauris und einigen schäbigen Straussfedern geschmückt. Sie reichen Jedem von uns brüderlich die Hand, knicken ihre schmäeh tigen Untcrthanen wie ein Taschenmesser zusammen und kauern und lungern um unsere Teppiche. Jeder erhält ein kleines Geschenk, wofür sie etwas Milch liefern, die aber ungeniessbar ist, da die Gelasse vor dem Melken der Kühe — wie dies fast längs des ganzen weissen Flusses üblich — mit Urin ausgespült werden! Auffallend war mir, dass die rechte oder linke Wange bei allen unseren neuen Freunden angeschwollen oder aufgeblasen erschien. Der Grund dieser Verunstaltung klärte sich aher bald auf Die Dinkaui sind, wie alle Neger, lcidensohnflliehe Tabakraucher. Sic kultiviren ihr Kraut meist selbst und heizen dasselbe durch Kuhmist und Honig auf die pikanteste und ausgesuchteste Art. Der Gcnuss des Tabaks wird dann in doppelter Art bewerkstelligt. Zuvörderst raucht man denselben aus einer Pfeife mit kleinerem oder umfänglichcrem Thon-kopf; das Rohr ist kurz und stark und auf demselben sitzt als Verbindungsglied mit der Mundspitze eine kleine kugel- oder birn-förmige. Kalabasse, welche leicht abgenommen werden kann. Die letztere ist erfüllt not der hau 1 ähnlichen Faser von llibiacns, und aller Rauch muss durch diese gehen, so dass sich die öligen und narkotischen Erzeugnisse der Verbrennung des Tabaks in der schwammigen Masse niederschlagen. Der grösste Genuss eines Parkartige Wildniss. (Scheter Abu>Senim.) 432893549^ 93^0139488576^ Dinka besteht nun darin, diese Pflanzentäser hinterher zu kauen, und er trügt ein und dasselbe Stück oft mehrere Tage in einen Backentasehen herum. Treffen sich zwei gute Freunde, so geschieht es, dass —■ wie man sich in Europa eine Prise oder Oigarrc bietet, — einer dem andern eine namhafte Dosis seines Kaumaterials in den Mund steckt. Vom Murali des Schetr Abu Scnün thcilen sich die Wege der Karavanen; der eine führt etwas mehr südlich nach der Station eines Agenten Pctherick's, der andere nach Westen, zu den Zcruib (Flur, von Zrribah, d. i. verschanzte Handelsniederlassung) jenseits des Djürflusses. 2 7. März. Bald haben wir die parkartige Gegend von Ahn Seuün verlassen und gelangen wieder in Steppenlandschaft, theils mit niedrigen iV«7xw/-Dickungen, in denen eine schöne 7)/;//7<7.//.s-artige Pilanze mit rothen Blüthen sehr häufig ist. Hechts vom Pfad begegnet man einzelnen kleinen Gehöften, die in Anbetracht der bevorstehenden Regenzeit eben von ihren Besitzern ausgebessert werden. Der Boden besteht meist aus ziemlich fettem, blaugrünem Thon und scheint in der nassen Jahreszeit theilweise bestellt zu werden Vier und eine halbe Stunde guten Marsches in W. 10(1 S. bringen uns an eine Gruppe von äusserst malerischen, uralten Sykomorcn in der Nähe von Gehöften der Auen. Hier sind Brunnen in einem kleinen Regenbett, und links bemerken wir, dass der Boden einige, wenn auch geringe, wellenförmige Erhöhungen zeigt. Die Bewohner sind misstrauisch, und nur mit Mühe lassen sich einige Lebensmittel von ihnen erwerben. Auch von Wild sehen wir heute kaum die Spuren, von Vögeln den Häherkukuk, Schildraben und Blauracken (Coraeias luibrssiaira). Gegen Abend geht es noch l'/-2 Stunden weit in derselben Richtung; links haben wir immer einige flache Erhebungen mit zerstreuten Wohnungen; im Allgemeinen wieder kahles, fast ganz baumloses Land, das aber überall Spuren von Ackerbau und l'ebcrschwemmung zeigt, namentlich künstliche Gräben, in welchen sich beim Zurücktreten der Gewässer die Fische sammeln; auch einige vertrocknete Teiche mit Brunnengruben liegen unfern unserer Strasse. Ein grösserer Theil der Bevölkerung soll sieh in die Nähe der Regenbetten und Sümpfe gezogen haben. Woad Chalid hatte in Lau noch einige Neger als Führer und Träger für Nahrungsmittel und Gepäck der Soldaten gemiethet oder gepresst; diese waren der strengen Aufsieht mehrerer Aisakar anempfohlen ; sie wurden förmlich als Gefangene behandelt und Nachts sogar gebunden. Zu meinem grossen Vergnügen linden die armen Teufel aber doch Gelegenheit, sich aus dem Staube zu machen, während ihre Wächter die verlassenen Hütten einer Niederlassung durchsuchen, ohne jedoch in denselben Etwas für ihre Aneignung«-gelüste vorzufinden. 28. März. Trotz der Hitze und Trockenheit gestaltet sich die Gegend vor uns etwas freundlicher. Ueberau Spuren von Bodenhau und in der Qabah zerstreute Herden. Der Landstrich soll stärker bevölkert sein, die Eingebornen wurden aber als schlechtes Volk geschildert, das jede Berührung mit den Handelsleuten zu vermeiden sucht. Da und dort sind Brunnengruben von wenig Tiefe, auch Termitenbaue treten wieder auf. Um einzelne Hütten steht Ricinus und wilde Baumwolle. Vormittags macht man 4 Stunden in W. 15—20" S., Abends 11 s Stunden nach SW. — Auf Viehweiden treiben sich Scharen von AIhUih-Störchen und Kranichen (Grus paronina) herum, von welch letzteren ich einige zu koehkünstlorischen Zwecken sebiessen Hoiss, da wir seit der Mcschrat kein Schlachtvieh kaufen konnten. Ausserdem bemerkt man den europäischen Wiedehopf, den Häher kukuk, Gimpellerchen, eine kleine Pinkenart [Criihagra mMsica) und Spornschwäne {Fiectopterus gambensis), endlich im Gebüsch und Hochgras einzelne grosse, lebhaft rostrothe Meerkatzen mit weissen Fttssen: Während des Nachmittagsmarsches erblicken wir einen uns neuen Baum, mit Blättern ähnlich denen der Kastanien, eine Vcrbcmtccc und zahlreiche Dolrb-Fulman, manche der letztern scheinbar in der Kronhöhle riesiger Sykamoren aufgewachsen. Mir kam es immer Unglaublich vor, dass ein Baum von solchen Verhältnissen, wie sie die genannte Palme zeigt, die zu ihrem Wachsthum und Gedeihen nöthlge Nahrung und genügenden Halt in der Stammhöhle von Feigenbäumen finden könne, und bald überzeugten wir uns ans vielen augenscheinlichen Beispielen, dass nicht die Palme, sondern die Sykomom hier die Rolle des Schmarotzers spielt und dass letztere immer die .jüngere Pflanze ist, welche erst, nachdem der Doleb schon vollkommen ausgebildet war, nachwuchs. Die Palme muss übrigens mehr als alle hier vorkommenden Bäume das Vermögen IM besitzen, gerade der Sykomore Schutz, Anhaltspunkt und Nahrung zu gewähren. Wir fanden sehr häutig junge, kaum armsdickc Feigenranken am Fasse des Borassus, vielleicht auf dessen Wurzeln entsprossen und sich eng an die untern Theile des Stammes anschliessend. Während die Narben der Blattstiele frei bleiben, rankt sich Zweig an Zweig und Luftwurzel an Luftwurzel in die dazwischen liegenden Vertiefungen ein, und umschlingen endlich netzartig die Palme in ihrem ganzen Umfange bis zu einer Höhe von etwa 15—25 Fuss, wo der Stamm der letztem ganz glatt zu werden beginnt, um sich bald darauf etwas spindelförmig zu verdicken. Dieses eben beschriebene Netz wird dichter, die Aeste verstärken sich mehr und mehr, ohne Zweifel auch durch Ausllicssen des milchigen Saftes, in welchem, nachdem er vertrocknet ist, neue Gewebe von Zellen entstehen. Endlich erscheint dieser ganze Uebcrzug als eine zu sammenhängende, stammartige Masse mit vollständig ausgebildeter, dicht belaubter Krone. Wo nur im Gebiete des weissen Nil der DoUb vorkommt,-erscheint auch als sein treuer Insasse die senegambische Elster (IMUosfomus $ene&dmm) mit glänzend schwarzem Kleid, langem Kcilschwanz, schwarzem oder rothem »Schnabel und hochrother Iris, cingefasst von schön lilafarbenem Ring. Ihre Zutraulichkeit, ihr lebhaftes, geschwätziges Wesen machen sie zum angenehmen Gesellschafter, denn der Vogel besucht gern die Lagerplätze der Karavanen, zieht auch mit den Viehherden zur Weide. Abends versammeln sich diese Elstern mit doldenartigem Geschrei um die Bäume und ftth reu verschiedene Spiele auf, ehe sie ihre Ruheplätze auf den Blatt stielen einnehmen. Unter diesen bringen sie auch ihre Nester an, ölt gemeinschaftlich mit der schönen Guineataube, dem rothhalsigen Edclfalkcn und verschiedenen grösseren Fledermausarten, unter denen ich hier eine neue Spccics (Dysopcs hepaticus, lleugl.) auffand. Auch eine kleine Seglerart ((.[i/psclns awhrosiants) scheint den Doleb zu bewohnen. Auf den Triften schwärmen grosse Flüge unseres Kampfstrandläufcrs, merkwürdiger Wense im kederwechsel zum Hochzeitkleid begriffen. 29. März. Vor Sonnenaufgang hat uns bei 23° Lufttemperatur ein heftiger Regen aus der Ruhe gestört, Er bringt aber nicht das Erfrischende unserer Frühli ngsregen, sondern eine schwere dampfe Atmosphäre. Eines der beiden Kamele isi nicht mehr fortzubringen, und nmn bleibt hier, bis das Thier verendet hat, Erst gegen Mittag geht es durch parkartige Landschaft, drei starke Stunden nach S\V. bis zu einer Theilung der Strasse, wo wir nach West einige Grade Süd einbiegen, während man in der erstgenannten Richtung nach der Niederlassung des Arnautcn Ku-tschak Ali gelangt. Die Wohnungen der Eingeborenen sind recht malerisch auf weiten Lichtungen oft unter stattlichen Baumgruppcn gelegen und gewöhnlich von Duralt- und MV/o? Feldern umgeben, von welchen man allerdings in der jetzigen Jahreszeit nur wenig Spuren bemerkt. Man sieht zahlreiche Herden, und den Horizont begränzen ausgebreitete Dorfschaften. Vor uns öffnet sich eine flache Senkung von fast zwei Stunden Länge, bestanden mit den herrlichsten AVr/>-Palmen. Lange, allerdings nicht dichte, oft unterbrochene Gehöfte, die uns Aqoanti benannt werden, reiben sich darunter hin. Wir lagern endlich am südwestlichen Ende der Ihh'b-Gruppen nach fünfstündigem, aber in direkter Linie nicht mehr als 0 Meilen betragendem Marsch. Die Hütten der Schwarzen sind hier nicht so schön und gross, wie bei den antern Dinka, aber ebenfalls recht reinlich gehalten; meist stehen ihrer mehrere in einer Umzäunung von Blattstielen und" Blattseheiden Her Kiesen bäume, welche sie beschatten und die ich nirgends in solch vollendetem Wuchs und in solcher Menge beisammen gesehen habe, wie hier. Ihr unterer Stamniumläng beträgt oft nahezu zwei Klaftern bei einer Höhe, die ich wohl zu 70—80 Fuss anschlagen möchte. Tadellos senkrecht, den stärkste) Schilfsnmst.cn gleich, ragen die spindelförmigen Slümme, glatt wie gedrechselt und überdacht von den langen, büschelartig stehenden und dicht belaubten Blattstielen BOCh über edle übrige Vegetation; die Schwarzen scheinen die dürren Djcri(l{ Blattstiele) sorgfältig ab/.unehmen, aber es ist kaum hegreiflich, wie ein Baum von solchem Umfang und solcher Form nur beistiegen werden kann. Ks sind weit mehr Palmen weiblichen, als männlichen Geschlechts vorhanden, die ersteren jetzt belmngen mit sclnvcren Bündeln der zwei Faust grossen, hoch bräunlichgelben Früchte. Letztere haben ein zähes, holziges, rothgelbes Fleisch von sehr fein aromatischem Gertroh und Geschmack und enthalten ziemlich viel Feuchtigkeit. Bei vollkommener Beile soll das Innere weicher und geniessbarer werden; die Kerne der noch nicht ganz soweit Doleb-Palme. vorgeschrittenen Frucht versuchte ich vergeblich mit dem Hirschfänger zu durchhauen. Von ornithologischen Vorkommnissen am heutigen Tag gedenke ich eines eben so schönen, als seltenen Falken, Pofyborohh38 typicus, einiger Glanzdrosselarten, Flüge von Handlinken (Amadina fasciata); auch bemerkten wir, dass die schon erwähnten scncgambischcn Elstern Neststoff, namentlich Strohhalme sammelten, die sie aus unserer Mitte weg, selbst aus den bereits schadhaften l'ack- und Kamelsatteln holten. Wir bezogen für die Nacht Lager unter einer der schon erwähnten, scheinbar auf der Krone von Sykomoren wuchernden M-/c/>-Palmen. Die Schildwachen waren verdoppelt worden, weil man einen Ucberläll der Eingeborenen fürchtete, denen Kutschuk A>\\ vor Kurzem einen Theil ihrer Herden hatte wegnehmen lassen. 3 0. März. Die Nacht verging ohne Beunruhigung von Seiten der Schwarzen, aber nicht ohne Sturm. Nach Mitternacht hatten sieh schwere Wolken am Slidhimmel zusammengeballt, welche rasch heraufzogen. Einige heftige Windstösse erfolgten, und plötzlich erhöh sich über unsern Köpfen ein bedrohliches, dröhnendes Gepolter: der Sturm, auf den wieder etwas Regen folgte, rüttelte ein halbes Dutzend der Palmnüsse herab, die beim Fallen auf die Sykomorcnäste schlugen und dann schwer zu Boden fielen. Glücklicherweise ward Niemand getroffen; ich glaube, dass die Frucht bei grosser Fallgeschwindigkeit und bei ihrem Gewicht von mindestens 6 Pfund einen Ochsen Schädel zu zerschmettern im Stande wäre. Gegen 4 Stunden Marsch, die allgemeine Richtung des Wegs wird W. 20" S. betragen. Bald betritt man eine Aiqabah, d. h. wasser und baumlose Wüstenstrecke, die übrigens mit lloehgras erfüllt und kaum eine Wegstunde breit ist. Der Boden scheint hier theils sandig, theils durch Uegenströme mit Humus übersidiwemmt; nach Westen zu ist diese Fläche be-gränzt durch schöne Qabah (Waldregion) mit zahlreichen, bis jetzt noch nicht gesehenen Pflanzen. Gleichzeitig tritt festes Gestein auf, Bänke von kieseligem und mergligem Eisenthon, die oft den abessinischen Waeken nicht unähnlich sehen. Ist uns auch bisher die Abwesenheit aller festen Mineralien nicht gerade aulgefallen, so ruft der klingende Hufschlag, den das Waldecho zurückgibt, schon deshalb ein freudiges Gefühl wach, weil diese lange nicht gehörten Töne an ferne, heimatliche Gegenden erinnern. In unserem Eisenthon, der meist mit Humus bedeckt ist, welcher ein Zersetzungsprodukt des ersteren zu sein scheint, finden wir kleine Hecken und Niederungen mit äusserst klarem Wasser und Sumpfpflanzen- Bisher begegneten wir da und dort den im ganzen Sudan häufigen Termitenhügeln von konischer und back-ol'cnt'örmiger Gestalt, gewöhnlich viel mehr als Mannshöhe erreichend und meist ursprünglich um Bäume herum angelegt. Hier dagegen erscheint eine ganz andere Art: niedrig, höchstens zwei Fuss hoch, ganz pilzförmig; sie stellen einzeln oder mehrere zu Gruppen vereinigt; es sind (\ linder von 4—6 Zoll Durchmesser, senkrecht, hier und da auch ein wenig geneigt oder gekrümmt und von einem schirmförmigen, weit vorstehenden, flachkonischen Dach überragt. Das Material ist ein bläulicher oder grauliehviolcttcr Thon, gemischt mit äusserst feinen Bohnerzkörncrn, so dass sie aus Rogeneisenstein zu bestehen scheinen. Von den nur auffallenden Bilanzen erwähne ich eine herrliche Erythrine, deren Stamm gewissen holzigen Stapelten ähnelt; dann Bataten, ein fast stielloses Hypericum mit vielen grossen, ci-gelben Blüthen. Die Akazien haben fast vollständig aufgehört, auch die Doleb sind wieder verschwunden. Im Wald, dessen Blätterschmuck allerdings in der jetzigen Jahreszeit nicht im schönsten Flor ist, liegen kleine, von rohen I'aIiisaden umgebene Gehöfte, jetzt anscheinend ganz verlassen, aber nach der Hegenzeit bewohnt von /--Negern, welche hier Eisen sehtnel-zen. Auf ihr Schmelzverfali reu seihst werden wir später zurückkommen. Djn r und Dinka oder Djcngeh haben diese Wenig bevölkerte Gegend gemeinschaftlich inne, bis zum Djur-Fluss westwärts. Erstcrc dürften ihrer Sprache nach ein versprengter Schiluk Stamm sein; eine Qulnlch südlich von hier heist Njang-Lau oder Djcng-Lau, östlich davon hausen die Djcruil. Nach einiger Rast in der Nähe jener Sehmiedehütten, wo uns Seharen von kleinen Fliegen, ganz von Gestalt der Stubenfliege, belästigen, geht es noch eine Stunde westwärts bis zu einem kleinen Dorf, wo Djur und Dinka genascht wohnen. Niederlassung und Gegend werden uns Adjofin benannt. Wir sind im Ganzen beide vielseitig von der richtigen, geraden Strasse abgewichen und dürften somit im Ganzen kaum mehr als 8 Meilen zurückgelegt haben. 31. März. Drei Stunden Marsch durch hoehbäumige Qabah, in welcher sich Lichtungen mit kleinen Niederlassungen heiinden. Kaum können unsere Leute etwas Wasser auftreiben, das überdies einen auffallenden Tintengesehmaek hat. Von den Eingeborenen ist nicht einmal etwas Korn zu erhalten; mir bringt man eine Kürbisschalc Merisah, und etwas Honig. An jagdbaren Thieren ist Mangel, und wir haben daher heute wieder sehr kargen Tisch, bestehend aus etwas Reis ohne allen Zu behör, selbst ohne Butter. Der Tag ist sehr heiss; viele der Leute klagen über Kopfschmerzen, Schwindel und Fieber, mehr noch über Mangel an Lebensmitteln, und wir haben alle Mühe, sie vom Plündern der Gehöfte abzuhalten, wo allerdings voraussichtlich auch nur sehr kärgliche Beute gemacht werden dürfte. Woad Chalid vertröstet die aufsässige Mannschaft auf heute Abend oder morgen früh, wo wir in eine wohlhabende Gegend kommen sollen. Von Thieren bemerken wir in der Gegend ein Baumeichhorn, nächst verwandt dem Süktrus Cepapti, einen prachtvollen Pirol, dessen Stimme weithin durch die Wälder schallt (Oriolu* H> color); einen fliegenfängerartigen Vogel von der Grösse der Singdrossel (Graneafas pecioralis), Glanzstare (LamßrocdlMts cycmogenys, ckakurus und die östliche Conspeeies von L. auratus)', den munteren, namentlich im dürren Hochgras herumkletternden rostfarbenen Fistensängcr (Cistkola fhrwjinea Heuyl). Nachmittags kommt es erst spät /um Abmarsch; zwei Stunden geht es wieder auf lockerem Sandboden durch waldiges, unbewohntes Gebiet, wo viele Butterbäume stehen, dann nach einer weitern halben Stunde, während wir nach WXW. einbiegen, zu einem sehr weitläufigen, aber derzeit ganz verlassenen Dorfe, dessen Bewohnersich eine kleine Stunde weiter nordwestlich angesiedelt haben. Erst in ziemlich später Nacht erreichen wir ihre Wohnsitze nach längerem Hin- und Hersuchen in der Dunkelheit. Hier sind ebenfalls Djur und Djeng gemischt; der Schech, der unserm Führer wohl bekannt ist und Arealbeh heisst, empfing uns im Tarbnsch (Türkenmütze), mit pfundschwerer Halskette von grossen, milehweissen Glasperlen (Bcrcd genanntj und blauem Hemd. Er verschaffte uns etwas Korn und eine Ziege, liess Wasser und Holz herbeischaffen und zeigte sich wirklich sehr aufmerksam. Dieser Schech besitzt viele Viehherden und soll der einflussreichste Mann der Gegend sein. Leider konnte ich auch hier unsern Soldaten kein frisches Fleisch verschaffen; unser Wirth versicherte, dass er sehr gerne bereit wäre, einen oder mehrere Ochsen abzutreten, dass aber alle Herden bereits die Gegend verlassen und sich wegen der Trockenheit gegen den Djur hin gezogen hätten. Hier schon und weiter westwärts nach dem Innern zu kann überhaupt das Hornvieh nur zur trockenen Jahreszeit leben; während und naeh dem Ihnif erscheint eine Fliegenart, welche die Thiere binnen Kurzem tödtet; auch Esel und Pferde lassen sich unmöglich zu dieser Periode hier durchbringen, wie man uns bereits auf der Meschrtä allgemein versichert hatte und Arealbeb jetzt wieder bestätigte. Auch hier wird viel Eisen erzeugt und die Neger stehen deshalb im Verkehr mit vielen Nuchbarstäuunen, welche ihr Bcdürfniss in diesem Metall von Arealbeb. beziehen. Die Djur sind kleiner und kräftiger von Statur, als die Dinka. Man sieht bei den Männern schön gearbeite massive Armringe von Elfenbein, auch zeigte uns Arealheh als höchst kostbaren Schmuck Solche aus Messing oder sehr hellgclblichcm Kupier, welche bei den Ifomr-Baqära angefertigt werden; es sin'd fast zolldicke Ringe, nicht ganz geschlossen und an beiden Enden mit grossen achteckigen Köpfen verschen. Zur ganz trockenen Jahreszeit soll es nicht eben schwer sein, von hier aus über die Flüsse und Sümpfe weg nach den von den südlichsten Baqara bewohnten Gegenden zu gelangen. 1. April. Den Vormittag und Mittag muss hier gerastet wenden; denn Kranke und Nachzügler, die der Ruhe und Erholung bedürfen, sind erst den Morgen eingetroffen, und die Hitze wird sehr drückend. Am Abend geleitet uns Arealheh, jedoch ohne alle Abzeichen seiner Würde, ein Stück weit westwärts, anfänglich durch Schöne Qabah, die sich auffallend nach dem Djur einsenkt, während in NW. bereits die gegenseitigen flachen Erhebungen des Thaies sichtbar werden. Die Soldaten necken den braven Schech, weil er in seinem adamitischen Kostüme keinem Grossen der Welt gleiche, sie nennen ihn deshalb „A'.rinu IM". Er trägt übrigens doch etwas, das an Kleidung erinnern kann. Der Arme ist mit einer Hydrocele (Wasserbruch) vom Umfang eines ansehnlichen Kürbis hehaftel und trägt daher das Scrotum in der Haut einer Ziege, welche davon m ziemlich erfüllt wird, während das Glied fast gänzlich in die Falten der Leistengegend zurückgetreten ist. Ilydrocele ist ein Uebel, das bei allen östlichen Negerstämmen, welche ich zu besuchen Gelegenheit hatte, sehr häutig in verschiedenen Graden auftritt, daher auch die auf Karten Centraiafrika's häufig vorkommende Benennung „Ahu-Kuka" für Ortschaften, wo irgend eine bekannte Persönlichkeit von diesem Leiden heimgesucht ist. Niemals habe ich gehört, dass irgend inneres oder äusscrlichcs Mittel dagegen in Anwendung kommt. Erreicht das Serotum einen ungewöhnlichen Umfang und allzugrosses Gewacht, so dass die betreffende Person in ihren gewöhnlichen Ver richtungen dadurch belästigt ist, so wird es in einem um die Lenden geschnürten Beutel gehalten und getragen. Wir passiren Flächen von Eisenthon, zwischen deren Bänken Wasser zu Tage kommt und welches hier und da Schilf beherbergt. Nach 2'/'2 Stunden passiren wir einen aus Süd kommenden, fast trockenen Ckör am Bande der Qabah, die scharf begränzt ist, und erreichen gleich darauf den ,/)/77/--Fluss, der auf dieser Stelle etwa südwest-nordöstlichen Lauf hat. Es ist bereits Nacht geworden, man zieht am rechten Ufer noch gegen eine Stunde weit am llochgestade stromaufwärts über der Ucbcrschweimnung ausgesetzten Boden, der viele, jetzt trockene Wasserrinnen zeigt und mit schilfartigem Hoch gras bestanden ist, das man aher meist abgebrannt hat. Diese Strecke ist baumlos, und nur am Gestade linden sich einzelne Büsche und ein Federschilf von ganz unglaublicher Höhe. Ich ha he Schafte desselben gesehen, die wohl 36 — 40 Fuss Länge erreicht mögen. Viele Nachzügler sind noch zurück, und wir lagern, nachdem wir das steile llochgestade des Flusses hinabgestiegen, auf einer breiten, bankartigen Fläche von trockenem Quarzsand. 2. April. Vor uns liegt der majestätischeDjurstrom. Sein flaches Bett hat hier an 300 Schritt Breite, dazu kommen indess auf die derzeitige Wasserfläche nur 180 Schritt. Das Gestade ist steil, jetzt (zur trockensten Jahreszeit) 15 — 18 Fuss hoch und bestehend aus Schichten von eisenhaltigem Thon, Dammerde, Quarzsand, Glimmer blättchen und Kesten von zweischaligen Uonehylien. Die Strömung fanden wir gering (1 — 2 Meilen Schätzung), die Tiefe an der Furt zwei bis dritthalb Fuss. Das Wasser ist äusserst klar und durchsichtig, die FlusSricbtung hier N. 25" 0. Eine bis zwei Meilen stromabwärts verengt sich übrigens das Bett und biegt nach NW. um. Es war nicht möglich; viele Nachrichten Uber den Djur zu erhalten; die Eingeborenen machen keine grössern Reisen, sind auch zu theilnahmlos, als dass sie es der Mühe Werth hielten, sich um ihr weiteres Vaterland zu kümmern. Die Handelsleute haben wohl da und dort Gewässer überschritten, können aber nicht mit voller Bestimmtheit nachweisen, welches derselben der Djur ist, noch weiss man, wo dieser Fluss seinen Ursprung hat, wenn es gleich wahrscheinlich ist, dass die Berge westlich vomNzigeLutu oderM'wutan-See sein Quellgebiet nach S. und 0. begränzen. Der obere Laut' des Stroms, unmittelbar südlich von hier, scheint eine Süd-nördliche Richtung zu haben. 2 Tagereisen in S. zuW. von unserer Furt mündet von Westen her ein Chor, welcher das ganze Jahr über iiiessendes Wasser cur halten soll. Er heisst bei den arabischen Handelsleuten Bahcr-el-Dör. Unfern der Vereinigung beider zeigen sieh am Westufer des Djur mehrere kleine Hügel. Nicht fern davon in der Nähe des Dor Flusses sind zwei Zeribah der Sklavenhändler Kutschuk Ali und lUasab-Allah. Drei bis vier Tagereisen südlich von unserer Stelle befinden sich Stromschnellen oder Wasserfälle, naeh drei weiteren Tagereisen nahe am Westufer und im Distrikt eines kriegerischen Volkes, das Balanda heisst, ein einzelnstehender Berg, Djebel Abu Schatur genannt. Diese Balanda sollen auch Djur-Baqr heissen und manche Handelsleute erklären sie für Niamaniam und ihre Sprache für die der Qolo d. h. Ferrit. Sic werden als sehr streitbare Männer geschildert, welche Menschenzähnc in den Ohren tragen. Nie sind sie von den Karawanen angegriffen worden. Pethcrick hat während seiner ersten Reise von der Mesdwa\ ins Innere den Djur unier 5 6° nördl. Br. etwa im Meridian der Dörfer des Arealheh gekreuzt; dort hat der Fluss nördlichen Lauf mit wenig Neigung zu West, ist 150 Yards breit und noch schiffbar. Nilpferde und Krokodile sollen sich an tiefen Stellen in Menge aufhalten. Nordwärts von unserer Furt verrinnt der Strom bald in weitläufige Sümpfe, nachdem er den Bah'r Wau (von W. her) aufgenommen hat, und ergiesst sich — wie wir bereits wissen — durch die Maict-cl-Djur in den Ghazäl. Wir passiren den Djur ohne allen Unfall mit Menschen und Thieren in der Frühe des 1. April, ersteigen das scheinbar etwas höhere, schroffe, jenseitige Gestade an einer Stelle, die jedenfalls auch der Uebcrsehwemmung noch ausgesetzt ist, da sie viel Sumpf und Schilfgras mit deutlichen Spuren von Hochwasser zeigt. Von Bäumen bemerken wir hier wieder Plofonoiar/mui. zwei Com-hniiim-Arien, wenige Jtoh'b-Fahnen, einen weitastigen Busch, den die Leute wilde Rah inf nicht („Qcxtah") nennen; an der Spitze seiner mit grau-grünen, etwas spateiförmigen Blättern besetzten Zweige setzt sich eine rundliche, grosse Frucht an, deren Inneres ganz tleischlich-röthlieh gefärbt ist (ein Sa^COtephalus?). Von Vögeln bemerkt man am Wasser seihst I'lnriann* enrsto; Oedienemm ("wohl crepitons oder die Conspecies senegakmsü), Anser ucyypHffcm; am Gestade Pisangfresscr (Chizaerkis zonura), einen llonigsauger (Nectariniä senegalensis oder nächstverwandte Art) uud den europäischen Wiedehopf. Am Hand der westlichen Qabah zeigen sich Rudel von Antilopen, darunter A. wchmijnis. Unsere Weg-riebtung ist W. 5° S.; nach 1 Meile Marsch bleibt zur Rechten ein Schmiedehof, kenntlich an den leichten, zeltfönnigen, sehr spitzen Strohhütten, daneben wuchern viele wilde Dattelpalmen, arabisch Tamr Abu-Zcd genannt. Diese bilden keine eigentlichen Stämme, es ist mehr ein durchschnittlich 12 bis 15 Fuss hohes Gebüsch. Ucbrigens trägt die Pflanze in diesem Zustand Früchte, welche sehr klein sind und wenig Fleisch haben, wie ich mich später überzeugte; jetzt hat sie eben abgeblüht. Sie macht ganz den Eindruck einer verkrüppelten Dattelpalme [Phoenix tho-ji/fifrnt). Zur Linken lassen wir ein Dorf, das sieh bis gegen den Djur hin auszubreiten scheint und wo die Bevölkerung ebenfalls noch gc mischt ist, während weiter nach Westen zu keine Dinka mehr wohnen sollen. Bald gelangen wir wieder in Qabahf die nicht gerade immer dichte Waldpartiecn enthält, aher dennoch grosse Hochbäume in Menge; die Eisenthon - Bänke stehen da und dort zu Tag, doch erheben sich dieselben nirgends über das Niveau der Gegend überhaupt. Naeh drei Stunden gelang! man in ein Dorf auf weiter Lieh tuug mitten im Walde; es muss dies eine ganz neue Niederlassung sein, denn die Bewohner sind noch mit Ausroden des Unterholzes beschäftigt. Um die Strohhütten des Dörfchens herum stehen einzelne, von uns noch nie gesehene Hochbäume mit dichtem Laubdaeh. Gegen mehrere'Pfund Glasperlen können wir nur ein Huhn und zwei Kürhissehalen voll Mehl erstehen; die armen Leute, die zur Qabllrh der Wau gehören, haben seihst nicht, was sie bedürfen. lfm 4 Uhr Nachmittags wird weiter gezogen; der Wahl vor uns ist dichter, und wir begegnen keinen Wohnungen, doch sieht man hin und wieder kleine Fusswege nach allen Richtungen hin sieh kreuzen. Nach l1/« Stunden gelangt man zu einem halb-troekonen, nach NO. fliessenden, 15 Sehritt breiten, aber ziemlich tiefen Regenstrom und nach 3/4 Stunden zu einer weitern Niederlassung der Wau auf einer grossen Lichtung des beträchtlichen Hain- el Wau. Hier müssen wir uns für alle Fälle mehrere Tage aufhalten, um die nöthigen Erkundigungen über den etwa einzuschlagenden Weg einzuziehen; auch glauben unsere Führer, dass es nicht unmöglich sei, in dieser Gegend Träger zu bekommen. Endlich ist der grösste Theil der Mannschaft krank und entkräftet, die Thiere, obgleich sie weder zu sehr belastet, noch durch den Marsch ermüdet sind, bedürfen ebenfalls einiger Erholung und namentlich guter. * * * Wau gehört zum Stamme der Dör, dessen Gebiet übrigens hier nur sehr schmal ist, indem der Wau-Fluss, den unsere Führer auch fälschlich llalfr Fert.it nennen, ihre nördliche, der Djur ihre östliche Granze bildet; dagegen soll sich diese Völkerschaft weit nach Südosten ausdehnen. In ihrem Haupttypus fanden wir, die gedrungenere Gestalt ausgenommen, keine namhafte Verschie denheit von dem der Schiluk, deren Sprache oder wenigstens ein Idiom derselben sie sprechen. Ihre Lebensart ist in mancher Weise wohl eine andere und bedingt durch die Ortsverhältnisse; sie sind von etwas untersetzterem, kräftigcrem Bau, gehen aber nicht nackt, sondern tragen gemeiniglich eine Schürze aus gegerbten Fellen, was bei den Dinka nicht der Fall ist; auch die spitzen Mützen der letztern sieht man hier nicht mehr. Die Gegend von Wau ist ziemlich dicht bevölkert, doch wohnen die Djur nicht in geschlossenen Massen in grössern Dörfern, sondern in vielen vereinzelten Gehöften, auch nicht ausschliesslich längs der Regenströme, sondern überall in der Qabah zerstreut. Ausser Ziegen, Haushunden und Hühnern halten sie keine gezähmten Thiere; Hornvieh soll vom Djur westwärts, wie schon oben angegeben, nicht mehr gedeihen. Die Djur treiben fast alle Eisenfabrikation; ihre llauptnahriingsquelle jedoch ist der Ackerbau, ferner Jagd und Fischerei. Sie bauen Erdbohnen (Arachys hypogaea), mehrere andere Leguminosen, Cucurbitaceen, Tabak, Büschelmais, Awjoleb, etwas Bataten, Hibiscm esculentus, Sesam. Ihre Wälder bieten ebenfalls eine reiche Ernte an Früchten, Knollen und Wurzeln aller Art, auch wachsen viele Kutterbäume in der Gegend, deren Ertrag jedoch ein sehr geringer sein soll, während vom Kosangatluss westwärts llntyrospermnm niloticmn eine reiche Erwerbs- und Nahrungsquclle der Bewohner ausmacht. Festen Grundbesitz haben die Djur nicht; sie bestellen den Boden heute da, morgen dort, je nachdem ein Platz ihnen zusagt; auch suchen sie ihre Pflanzungen in den vor Plünderungszügen der Kaufleute sicheren Gegenden anzulegen, gemeiniglich auf ausgerodeten und ausgehrannten Stellen im Walde; zunächst um die Wohnungen gibt es wohl auch Gärtehen und kleinere Felder. Bei unserer Ankunft in Wau fanden wir nur Weiber und Kinder, alle waffenfähige Mannschaft war von dem Handelsmann Biseli zu einem Feldzug aufgeboten. Die um den Dembo oder Kosangatluss angesiedelten Dor-Neger hatten sich nämlich gegen ihren Peiniger, Mi Abu Aniiuri empört, welcher Biseli's nächster Nachbar nach Norden zu ist. Unter den bedrängten Schwarzen ging das Gerücht, A:li Aünuri sei mit seiner Schiffsmannschaft ermordet worden, und sie beschlossen, nun auch seine Zeribah zu stürmen und dem Erdboden gleich zu machen. Mehrere Soldaten des Sklavenhändlers, welche auf Plünderung um herstreiften, wurden ermordet und die Nieder Lassungen, in welchen nur wenig Schutzmannschaft zurückgeblieben, augegriffen, doch anfänglich nicht direkt; die Neger beschränkten sieh darauf, sie einzuschliesscn und die benachbarten Brunnen zu verschütten. Endlich erfolgte ein Sturm, der allerdings zurückgeschlagen wurde; aber es begann den Leuten Aili's an Munition zu gehrechen, und die Schwarzen schössen mit einigem Erfolg brennende Pfeile in das aus Strohhütten bestehende Innere des Lagers. Biseli ist der persönliche Feind Adis, aber sein eigenes Interesse erforderte, letzterem unverzüglich Hilfe zu leisten. Die unerwartet auch von Biseli's Truppen angegriffenen Neger flohen, und beide Handelsleute rüsteten gemeinschaftlich einen Raubzug gegen die Rebellen aus, der natürlich wieder zum Nachtheil der Schwarzen ablief. Eine grosse Zahl von Männern wurde erschossen, Heu gl In, Reise narli dorn weissen Nil. i i Weiber un Fuss lange eiserne Klinge mit Handhabe und sichelförmig gebogenen Zähnen und Messern auf der Spitzseite. Diese Tromhadj werden in horizontaler Richtung so geschleudert, dass sie während ihrer Flugbahn sieh immer um sich selbst drehen, wie der iiomaranq der Seeländer. Verwundungen durch diese Watte nehmen einen sehr gefährlichen Charakter an. Der Waufluss scheint keinen langen Lauf zu haben; er soll eine Tagereise weit südwestlich von hier, an vereinzelt gelegeneu M Granithügeln, Keri genannt, entspringen, .letzt, in der trockensten Jahreszeit enthält derselbe in der Nähe unseres Lagers einzelne last ganz trockene Stellen, doch hat er noch einige Strömung, und das Wasser verrinnt nur auf kurze Strecken im Sande;, um dann bald wieder zu 'Page zu kommen. Das Bett ist ein weites flaches Thal, welches zur Zeit des Hochwassers einige hundert Schritte breit vom Strome erfüllt ist; naeh und nach zieht sieh derselbe aber in sein eigentliches, engeres Rinnsal zurück, welches tief im Allmialboden eingerissen ist und eine Unzahl von Seh langen Windungen macht. Die Hauptriehtung ist nach Nordost. Längs der Ufer Zeigen sich hier und da auch Bänke von Eisenthon, und in einem solchen kommt unmittelbar in der Nähe unseres Lagers eine ziemlich warme, etwas eisenhaltige Quelle zu Tage. Etwas weiter stromabwärts ist eine zweite im Bett einer Altlache, welche viel Eisenocker an Pflanzen absetzt. Das Gestade ist nieist mit dickem Buschwerk bestanden, unter dem eine* mehr als 25 Fuss Höhe erreichende, in ihren Formen an den Oleander erinnernde Pflanze, Morelia senegalensis, mit lederartigen, jenen der Orange ähnlichen Blättern und rosaweisslicben, Sehr wohlriechenden Blüthen (dm- grosse Holle Spielt. Binde, Blätter und Früchte benutzt man wie Bkyeknos zum Betäuben der Fische. Auch einige Kronlcuchtereuphorbien erheben sieh am Hochufer. So weit die l'eberscbwemniung reicht, ist nirgends eigentlicher Hochwald, der erst mit der Grunze des Hochwassers, dann aber allseitig wieder beginnt. Wir fanden den Fluss an mehreren Stellen quer mit niedrigen Erddämnien und Faschinen verschlossen, wohl damit die Bewohner etwaigem Wassermangel vorbeugen, vielleicht auch, um grössere Fische in diese tiefem Stellen zu locken. An mehreren Orten sind Spuren hölzerner Brücken, da das Gewässer während der Hegenzeit seiner gewaltigen Strömung wegen mit Fähren nicht passirt werden kann. Den Fischfang betreib! man namentlich beim Zurücktreten der I'eherschwemmung. theils mit der Harpune oder Fischlanze, theils durch Betäubung der Fische mit der schon erwähnten Pflanze, endlich durch Einsenken von reusenartigen Körben von spitzer Kegelform, aus langen, schwachen Zweigen geflochten, Jetzt konnten wir gar keine Fische aus dem Flusse erhalten; es scheint, dass sich manche Arten auch im Sand und Schlamm eingraben, wenn das Wasser zu mangeln beginnt; den bei weitem 11 * KU grösstcn Theil mögen die Eingeborenen in Gemeinschaft mit Fischreihern und Marabus herausfangen. Während der Regenzeit wurde mir einstmals ein Siluroide von 2'/2 Fuss Länge aus dieser Gegend gebracht; er gehörte zu der im eigentlichen Nil sehr seltenen Spezies Meterotis Ehrenbergii, — Von in Wau vorkommenden Pflanzen liel mir namentlich noch ein hochstämmiger Raum mit prachtvoller Tamarhindenähnlicher Belaubung auf. Seine Form ist übrigens ab weichend, das Laubdach voller, gerundeter, die feingeüedcrten Blattei-grösser, länger und mehr büschelförmig beisammen stehend. Ebenso bilden die langen, bohnenartigen Früchte grössere Büschel. Sic enthalten ö1—Ö Kerne, welche mit orangegclber Fleischschicht umhüllt sind; letztere ist wieder von der etwas lederartigen Schale der Hülse umgehen und hat einen aromatischen, süsslichen Geschmack. Die Frucht wird viel genossen; vielleicht Detulium Senegalense der Botaniker? - Ein anderer hochstämmiger Baum, ebenfalls mit gefiederten Blättern, trägt seine Blüthen an senkrecht herabhängenden, bis zu einein Fuss langen Stielen. Die Blüthe selbst hat das Ansehen von zwei aufeinander gewachsenen Kugeln, deren hintere sehr klein ist, während die vordere die Grösse eines starken Taubencies erreicht. Das Ganze ist über und über sammetartig bekleidet mit äusserst zarten, hoch braunrothen Blüthchen (Parkia biglobosa, Bent.) Eine Pflanze, halb Baum, halb hoher, vielartiger Strauch, ist oft ganz bedeckt von bläulichen Blüthen, welche aus der Feme das Ansehen von Syringen haben. Neben Brautbohnen (arab. H'abat el airüz, Ahrus prrcatorms) stehen unfern der Gewässer Am/m mit 1—172 Fuss hohen Blüthen, daneben eine andere sehr kleine Art, dann ein schöner gelber örocus mit wolligen Blättern. In der Qabah finden sich Elephanten; gegen das Quellenland des Wautlüssehens zu viele Antilopenarten, darunter namentlich ein sehr grosser Boselaphus, Antilope senegalensis, Caama, scripta, eleotragus u. a. in. Aus der Klasse der Vögel erlegten und beobachteten wir zur Zeit unseres ersten Aufenthalts im Distrikt Wau manches Erwähnens-werthe l). ') Jlelotarsus eeaudatua orientalis, Niaus badittt) erstcrer ziemlich häufig, es wurden von mir hier zwei weissrückige Vögel dieser Art geschossen ; Nivts hadius ist seltener und hält sich namentlich in den dickhelaubten Kronen van Hochbäumen auf. Der ,,Vater der vier Flügel" (Macrodipteryr lonyipennis) erschien ganz regelmässig allabendlich, Es gelang uns in der Gegend kleine Einkäufe an Mehl, Büschelmais, Hühnern und Ziegen zu machen, auch Milch und Merisdh brachten die Neger öfter gegen etwas Glasperlen; doch hüteten sie sich, beträchtlichere Quantitäten von Getreide, auch gegen übermässige Bezahlung abzugehen, sie mochten derzeit wohl auch keinen üeberfluss in diesem Artikel haben. Nach und nach erfuhren wir jedoch, dass den Leuten von dem benachbarten Zrrlhrh Besitzer, der Land und Volk als seine angestammten Untcrthanen erklärt, sehr beträchtliche, willkürliche Abgaben an Getraide, Eisenwaarcn, Honig U. s. w. auferlegt werden. Zugleich ist ihnen bei Androhung der Todesstrafe untersagt, Durchreisenden Lebensmittel zu verkaufen, da diese sodann dem selbstherrlichen Herrscher entgingen. Diese Handelsleute sind erst seit wenigen Jahren hier ansässig. Ungefähr um das Jahr 1851 wurde der Elfenbeinhandel auf dem weissen Nil eröffnet. Er war damals in den Händen weniger Ghartflmer Kaufleute und Spekulanten, welche recht einträgliche sobald" die ersten Sterne am Himmel zu sehen waren, hoch über die Qabah kommend und immer genau dieselbe Richtung einhaltend, über der Lichtung unseres Lagers; es war immer nur dasselbe Exemplar und zwar ein Männchen , dem der rechte Hart der abortiven, langen Schwinge fohlte, weshalb ich es auch nicht beunruhigte. Am Rande des Flusschens ist der schöne rothkehlige Bicncnfrosser mit kobaltblauen Unterschwanz-deckfedern {Merops Bullockii) sehr häufig, im Hochwald nur fand ich die einzige bekannte gabelschwänzige Art dieser Gattung, Merops hirxndinaceus. Aus der Familie der Honigsauger Xectarinia scnegalcnsis, N. pulchella und N. Lovgucmarii, eine grosse, eigentümlich gefärbte Form: obonher, wie auch Kinn und oberer Theil der Kehle violet, ganze übrige Unterseite rein weiss mit schwefelgelben, Seitcnbüscheln. — Cisticola fer-ruginea, Hcugl. — Keine Curruca- und Seu icola-Arten, ebenso nur einmal eine Lercbe gesehen, aber nicht erlegt. — Bradyorm'x pallida, Heugl. — Turdus pelios, Bp. -Cosxyp/ia Ihaglinü, Harth — KhrOteropus plcbejux, ltiipp. — Den prächtigen Oriolns bicolor; Tchitrea ferretä; Plalyxteira pririt; Stenostira plumbea; Muxcicapa aqualica, Heugl. — Hi/Uola ßavigaxtra, Sw. — Ceblepyrix pcctoraUs. — Dierourus lugens; Mclaenornis edoloidc»; Corvintlla aj'ßnis, Heugl. — Eurocephalax RüppcUii (nur einmal zwischen Djur- und Waulluss). — Malaconotu» chrytogasttr; Latnprotottiit purpuropfera und atnea; Lamprocolius tyanogcnys; Philagrus supercilioxux; Si/eobius mclanotis; La-gonosticta lalerüia, Heugl. —■ Lagonostieta nigricollis, Heugl., Khodupyga hypomelax, Heugl. — Pytclia phoenieoptera; Orithagra barbata, Heugl. — Schizorhis \zonura; Bueeros haxtatus; B. erythrorhynehus und />'. poccilorhynchus; Pxittacus Mcyeri. — Palaeomix eubirularis; Agapornix pullaria; Pogoniorhynchux liollcli, Vicilloti und P. leucocephalns; Picux xchoetisis. — Ittdicalor albiroxtris; Trcron habexsinica; Tariur scnegalcnsis; Chalcopelia afra; das ostafrikanische Ferlhuhn (Namida ptilonrhynch«) > Frnncolinux Clappertoni und don niedlichen Ptilopachus ventrali»; letztere drei Hühner-arten ziemlich häufig. Geschäfte machten. Ihre Zahl vermehrte sich mil jeder neuen Saison, man sachte neue Wege zu Wasser und zu Land, um der steigenden Concurrenz zu begegnen. Mühsam arbeiteten sich die Unternehmer durch die unübersehbaren Rohrwälder des Ghäzal, entdeckten die Mwlmr. und fanden von da die Strasse nach dem Djur, den Kredj und Niamaniam. Wir haben oben erwähnt, dass der Kaufmann oder sein Stellvertreter jetzt gewöhnlich das Elfenbein von den Niederlassungen aus auf Handelsreisen mittelst bewaffneter Karavanen erkauft oder raubt, und dass auch Elephanten durch besonders dazu bestellte Jäger geschossen werden. Der Neger, welcher früher die Zähne um cilel 'fand und Glasperlen veräussert hat, findet keinen Geschmack mehr an diesen Dingen; er sieht ein, dass das Elfenbein viel mehr werth sein muss, als elende, zerbrechliche Glaswaaren, die bereits Jedermann besitzt und die — ich möchte sagen — jetzt aus der Mode gekommen sind. Er setzt den Wegtl in Kcnntniss, dass er in Besitz von Zähnen ist, dass er diesclbeu auch zu veräussern gesonnen sei, aber etwa gegen viele kupferne Armringe, oder besser gegen ein Paar schöne Kühe. Das Kupfer ist nun schon in Chartum eine geschätzte Waare, es kostet viel Geld, wird daher auch von den Handelsleuten nicht in solcher Menge auf den Platz geschafft; dagegen kann der We.qll auch auf billigere Art zu Kühen kommen. Der Neger ist im Fall, ihm den Weg dazu zu zeigen; der oder jener benachbartc Stamm hat deren viele, und den Soldaten gelüstet es doch auch zuweilen nach einem Stück guten, frischen Fleisches oder nach Milch. Man entwirft rasch einen Fehlzugsplan und führt ihn sofort aus. Die Umwohner der Gegend der Zeribah hoffen gleichfalls auf einen Theil an der Beute: sie* schliessen sich an, man fällt ohne Umstände mit bewaffneter Hand über den betreffenden Stamm, schiesst nieder, wer sich zur Wehr setzt, treibt die Herden fort und nimmt Knaben und Mädchen als gute Beute auch mit. Die Kühe schickt man zum Theil als Tauschmittel für Elfenbein und Sklaven ins innere, einige abgängige erhalten vielleicht die Umwohner für ihre guten Dienste, die Sklaven werden vom Schiffsherrn mitgenommen und auf bestimmten Stationen wieder gegen Geld verkauft. So wird aus dem Elfenbeinspekulanten in kurzer Zeit ein Freibeuter. Auch bei diesem säubern Handwerk sind Europäer und ihre Bevollmächtigten mit schönen Beispielen voran- gegangen und haben durch viele Jahre in ähnlicher Weise am Abiad gewüthet, ohne dass die Obrigkeit sieh weiter um ihr Treiben kümmerte. Das Geschäft trug reichlichen Gewinn, und man fand Mittel, die Vorgesetzten zum Schweigen zu bringen, hatte auch im Nothfalle gleich einige Zeugen bei der Hand, um sieh vollkommen rein zu waschen. Klagen konnten die Beraubten nicht, und die Räuber — wenn auch unter sich die bittersten Feinde, — mussten, um nicht (Ins ganze edle Handwerk bloszustellcu, vor den Augen der Welt ihre Concurrcnten nicht nur schonen, sondern sogar ihre Partei ergreifen. Doch war die Sache da und dort ruchbar geworden, der Vice-könig von Egypten hatte den Sklavenhandel pro forma abgeschafft und die gefangenen, gelegentlich wohl auch erkauften Schwarzen konnten Öffentlich nicht wohl mehr in Chartum eingeführt werden. In Ifelet Kaka hatte sich der uns schon bekannte Muh'amed Cher als Zwischenhändler aufgethan. Dieser bildete, wie wir schon gesehen, förmliche Gesellschaften lediglich für Sklavcnjagd, an denen 10—12. Schilfe und hunderte von berittenen Ba<|ära theilnahmen. Gleichzeitig gründeten die Araber der Djezireh (Senär), namentlich der Grossschech der Abu Rof, für die betreffende Saison einen festen Stapelplatz am Djebel Dinka (Njemati). Andere Sklavenhändler fanden sich in H'elet Danaqla (El E:is) und Woad Sehelai, von welchen Plätzen aus die Versendung der Waare zu Land bewerkstelligt wurde, und die Schiffe brachten nur dann und wann einige Köpfe nach der Hauptstadt, namentlich Mädchen, die man für Frauen der Equipage ausgab, wenn ja einmal danach gefragt wurde. So ward der weisse Nil und einzelne ins Inncrc führende Wege durch Zcrihah in Beschlag genommen. Man ging weiter, erforschte vom Ghazäl aus, soweit es möglich und nützlich erschien, das Innere und gründete auch hier Niederlassungen, indem die gleiche Art und Weise des Geschäftsbetriebes eingeführt wurde. Aber auch hier galten wie am weissen Fluss, gewisse, auf Gegenseitigkeit beruhende, zum Schutze des „Metier- dienende Formen. Jeder Zeribali-Besitzer betrachtet und behandelt das Land und Volk, bei dem er sich elablirt bat, als sein Eigenthum; er wird aber von seinen Collegen in diesem Eigenthumsrecht durchaus nicht beeinträchtigt. - Jeder erklärt das in sein Gebiet fallende Elfen- bein als selbstverständlich ihm atigehörig, gleichviel, oh die Eingeborenen einen Elephanten getödtet haben, ob er gefunden oder von den Jägern geschossen wurde. Jeder lässt Handelsexpeditionen von den Zeribah aus ins Innere machen, hütet sich aber wohl, die Strasse eines seiner Nachbarn zu betreten. Nach einer gewissen Richtung breitet er sich aus; wo einmal seine Leute eingefallen sind, gehört der Platz ihm ausschliesslich und filr alle Zeiten. Die Sklaven- und Ochsenjäger haben sich auf diese Art recht hübsch in das ganze Land gethcilt. Kommt ein neuer Geschäftsmann an, er findet keinen Platz mehr für sich, wenn er sich nicht gerade mit einem der Galgenstricke zu gemeinsamem Handeln verbinden will. So geschieht es, dass, wenn je einmal ein Reisender in diese Gegenden gelangt, er ganz und gar von diesen Händlern abhängig ist. Nur durch sie kann er die nöthigen Träger erhalten, sie allein können Unterhalt für seine Mannschaft verabreichen, da der Neger dem Fremden nicht einmal Getreide verkaufen darf. Für ihre Leistungen lassen sich die Händler unverschämte Preise bezahlen, obgleich sie den Schwarzen durchaus keinen Lohn für irgend einen Dienst verabreichen, diese im Gcgenthcil noch von allen Erzeugnissen des Bodens und des Viehstandes Abgaben für den Unterhalt ihrer Peiniger entrichten müssen! Die Neger eines solchen unterworfenen Bezirks werden dagegen von den benachbarten oder etwa durchreisenden Zeribah-Besitzern in keiner Weise beunruhigt oder zu sehr harten Frohnlcistungcn gezwungen, ausgenommen etwa, wenn es gilt, das Elfenbein nach den Hafenstationen zu schaffen. So waren die Verhältnisse, als wir unsere Reise vom Gazellen-fluss ins Innere antraten. Wir hatten wohl einige Kunde von den |Gräuelscencn der Händler und ihrer Trabanten, waren aber durchaus nicht eingeweiht in die ganze exclusive Einrichtung und Gliede rang ihrer Unternehmungen. Woad Chalid musste endlich mit der Erklärung herausrücken, dass wir auf eigene Rechnung durchaus keine Träger hier finden würden und uns nichts Anderes übrigbliebe, als dies durch Vermilte-lung der Zeribah-Besitzcr zu versuchen. Die nächsten dieser Potentaten waren der; Arnaut Kutschuk Adi, ein Moghrabincr, Biseli, und ein Egypter, Namens A;li Abu Ammri. Der Wrqil glaubte, dass diese Handelsleute uns gegen Bezahlung in Wechsel auf Chartum das nöthige Getreide verabfolgen würden. Was Lastträger anbelange, so sei jetzt der Zeitpunkt, wo das Elfenbein zum Flusse geschafft werde, von wo man die Neger grösstenteils ohne Gepäck zurückschicke, es sei somit leicht ein Abkommen zu treffen, da die Handelsleute immer einen ansehnlichen Nutzen ziehen würden, ohne die geringsten Auslagen zu haben. Der Wcqil wollte es Ubernehmen, mit den Agenten der Niederlassungen in Unterhandlung zu treten. Es war wohl noch von einem Ausweg die Rede, aber man hegte wenig Hoffnung auf Erfolg. Am Fusse des im Gebiet der Kredj, 5 Tagereisen westlich von Wau gelegenen Kosanga-Gebirges sollen Freie, d. h. von den Herren Biseli und A'muri noch nicht in Besitz genommene Stämme sich befinden, die den Karavanen gegen Tausehgegenstände Dienste leisten. Dort hatte ein früherer Arbeiter der katholischen Mission in Chartum, Klanznik, eine kleine Faktorei gegründet. Unser ursprünglicher Plan ging dahin, geraden Weges auf jenes Gebirge loszusteuern, da seine Lage als äusserst gesund und angenehm geschildert worden war. Hier erfuhr man jedoch, dass die Schwarzen sich theilweise nach Westen zurückgezogen und um die Gegend der Berge gar keine Aussaaten gemacht hätten, somit also keine Rede davon sein könne, dort unser Lager aufzuschlagen, da es an Mitteln gefehlt hätte, die höchst überflüssige Schleppe von Mann schaff, die wir mitführten, zu ernähren. Es blieb somit bei dem Beschluss, mit Biseli und A>li A-muri wegen zu liefernder Träger zu verhandeln. * * * Viele unserer Leute waren krank in Wau angekommen und selbst wir Europäer auch von Fieberanfällen heimgesucht, die bei Dr. Steudner bald einen sehr bedenklichen Charakter annahmen. Er litt an heftigem Durchfall, Brechreiz, und vollkommener Appetitlosigkeit. Der Kranke nahm am 6. April sehen eine Dosis Brechweinstein, der seine Wirkung nicht versagte, und bald darauf 80 Gran schwefelsaures Chinin in Citronensäure. In der darauf folgenden Nacht folgten noch einige Entleerungen. Dabei stellte sich ein heftiger, fast unersättlicher Durst ein, aber am 7. und 8. befand sich Steudner scheinbar wieder auf dem Wege der Besserung; auch trat kein Fieberanfall mehr ein. Ieh war am Abend des 8. April mit ziemlieh reicher Jagdbeute nach Hause gekommen und arbeitete bis Mitternacht am Wachtfeuer, während wir uns gegenseitig munter unterhielten. Steudner war sehr gesprächig, und schien in keiner Weise fieberhaft aufgeregt. Am Morgen des 9. April ging ich vor Tagesanbruch wieder auf die Jagd, während mein Gefährte noch ruhig schlief. Um Mittag fand ich ihn immer noch auf seinem Lager, die Diener erzählten, er habe so den ganzen Vormittag ruhig gelegen und weder Frühstück noch Erfrischungen hegehrt. Der Athem schien ruhig, der Fuls eher schwach als fieberhaft, die Gesichtsfarbe jedoch auffallend gelb, was mich sehr überraschte. Dieser Zustand währte die ganze kommende Nacht und am Vormittag des 10. April fort; die gelbe Farbe vorzüglich auf den Lippen nahm zu, der Puls wurde immer schwächer; der Kranke gab nicht das geringste Zeichen von Schmerz von sich, der Athem war ganz frei und Leicht, fast ganz unbemerkbar hauchte er aus. — Wir senkten die irdische Hülle meines Freundes auf einem erhabenen Platz zwischen riesigen Bäumen unfern des Flüsschens von Wau in die Erde ein, mitten in der grossen Natur, deren treuer Jünger und Verehrer er gewesen. Um ihretwillen hatte er Heimat und Vaterland verlassen, unter saurer Arbeit und Entbehrungen nie sein grosses Ziel ausser Augen gesetzt, in ihrem Dienste aus gehalten bis zum Tode. Möge ihm wenigstens durch würdige Veröffentlichung seiner trefflichen botanischen Forschungen ein bleibendes Denkmal gesetzt werden! * * * Am 11. April besuchten uns mehrere Eingebornc aus Bongo, zum Stamme der Dor gehörig. Ein schöner, etwas untersetzter, kräftiger Menschenschlag, von sammtschwarzer Hautfarbe und doch offenbar keine Neger! Muskulöse Arme, kleine Hände, starke Waden, wenig entwickelte Ferse und offenes, volles, mehr semitisches Gesicht zeichnet sie vortheilhaft vor den benachbarten Dinka und Djur aus. Die Männer tragen eine Schürze von blauem Zeug, ihre Oberlippe ist vielfach durchbohr! und mit Kupferdrahtringen durch-llochtcn. Sie tragen Lanzen und Trombadj, einer der Gesellschaft führt eine hübsch gearbeitete Keule und keinem fehlt ein Rauchapparat d. h. Pfeife mit Kaumnadcl, Feuerzängchen und anderm Anhängselkram. Glasperlen interessirten sie wenig, besser gefielen ihnen Berustcinkorallen und kupferne Annspangen, sowie Zeuge. In den Nachmittagsstiinden erbeben sich bereits heftige Orkane aus SO., denen gewöhnlich ein Gewitter mit Regenguss folgte. Die Zeit der tropischen Sommerregen ist allerdings noch nicht gekommen, aber ihre Vorboten mahnen uns ernstlich, einen festen Aufenthalt zu nehmen. Am 14. April kommt auch Biseli in höchst eigener Person. Ich bin erstaunt zu hören, dass der Weg bis zu seiner ZerfMh nur 2—3 Stunden beträgt; Woad Chalid, der bereits dort gewesen, hat nur gesagt, dass es kaum möglich sei, in einem Tage hin und her zu gelangen. Ich litt eben an einem Ficbcranfall und konnte daher nichts mit dem Manne verhandeln. Er brachte ein Geschenk von Mehl, Merisah und einige Ziegen. Man schildert ihn als geizig, unzuverlässig, geschwätzig, obgleich er ganz das Aussehen eines moghrabinisch.cn Biedermanns hat. Er klagt über böse Zeiten, schlechte Geschäfte, grosse Concurrcnz, über die Maassregeln der Regierung, Besteuerung der Diener und Soldaten und namentlich über seinen Nachbar Aunuri, der keine Diseipliu unter seinen Leuten halte, weshalb ihm alle Unzufriedenen und Deserteure mit Waffen und Munition zulaufen. Endlich verspricht er eine Anzahl Träger, jedoch bei weitem nicht so viel, als die Damen nöthig haben. Wir senden somit auch Leute zum Agenten Ali Arnuri's, welche bei diesem eiue recht gute Aufnahme finden. Er verabfolgte ihnen Getreide und lud uns ein, ihn zu besuchen, Gepäck und Kranke in seiner Zcrtbah unterzubringen und mit ihm zur Meaclmo zu gehen, wohin er in einigen Wochen öOO Trägerl asten Elfenbein zu schaffen hat, Bezüglich der Träger kann er nicht selbständig verfügen, sein Herr ist übrigens wohl bereits auch dort angelangt und wird das Geschäft mit den Damen ordnen, Wir hatten indess in Wau bereits einige Magazine aufgeführt, die der Vollendung nahe waren. Ich hielt jedoch eine Unterbringung des Gepäcks in einer geschlossenen Zn-ibah für weit zweckdienlicher, namentlich betreffs der Sicherheit, gab somit die Arbeiten hier auf und liess Alles zur Abreise rüsten. Am 17. April verlassen wir schon mit Tagesanbruch das Lager, ein Stückchen weit geleitet vom Schech von Wau. Man tiberschreitet sofort das Flüsschen und das breite, thalartige Bett der Hochwasser, und tritt dann gleich wieder in hübsche Qabah ein; ein reizender Fusspfad führt uns in westlicher Richtung, wenige Grade zu Nord, naeh 2 Wegstunden auf eine weite Lichtung mit einem Sehmiede-dorfe, das sehr malerisch unter schattigen Baumgruppen gelegen ist. Schon nach einer weitern halben Stunde gelangen wir zur Zeribah Itisch. Das Gepäck zieht weiter, während ich mit Woad Ghalid hier einspreche. Die Zeribah ist auf einem weiten, freien Platze erbaut, in der Nähe eines Regenbettes, welches das ganze Jahr über Wasser enthält und in nordöstlicher Richtung gegen den Djur fällt. Erstere besteht in einem etwa 150 Schritte langen und fast eben so breiten, ziemlich regelmässigen Viereck, von einer rohen, 18—20 Fuss hohen Pallisade von Baumstämmen umgeben. Im Innern ordnen sich die Strohhütten der Soldaten unrcgclmässig um einander; etwa (5 derselben sind noch besonders umzäunt und Eigenthum des Weqil A'li, eines Negersklaven Biseli's. Der Herr des Etablissements wohnt in einer viel kleinem, äusserst sauber gehaltenen Umzäunung, nahe an der Nordostecke des eigentlichen Verhaues, und beide Anlagen enthalten auf freien Plätzen einige schattige Bäume. Das Innere der Hütte, in welcher wir empfangen wurden, ist, wie gewöhnlich, nur durch die Thür beleuchtet. Wände und Boden sind mit der feinen, grauen Erde von Ameisenhauen, die zuvor geschlämmt wird, beworfen und diese dann schön geglättet, so dass sie das Ansehen von Stuck oder hydraulischem Kalk erhalten. Alles Mobiliar besteht in einem Ruhebett des Besitzers und einigen alten Teppichen. Waffen jeder Art, alle sauber im Stand gehalten, zieren Tragbalken und Wände. Wir nehmen Kaie, Abre'A) und einige Qerai Merisah. Zahlreiche Sklavinnen des Moghrahiners produziren sieh bei der Gelegenheit. Es sind meist Dor, über und über mit einer Mischung von rother Ockererde und Oel angestrichen und mit 11 •> Zoll breiter hölzerner Scheibe in der Unterlippe, die horizontal wie eine Klappe von der Mundspalte absteht. Ihre übrige Toilette besteht in einem geflochtenen Gürtel, nicht handbreit, der eng an den Lenden au- ') Feiner, getrockneter Brodteig mit Wasser übergössen. liegt; die Stelle einer Schürze vertreten hinten und vorn in der Mitte dieses Leihgurts zwei t'rischgrüne Zweige, die einige Spannen weit herabhängen und je nach Bedürfnis* mit andern vertauscht werden: ganz wie weiland Mutter Eva nach ihrer Vertreibung aus dem Paradies. Von der Zeribah Lisch bis zur Zeribah Ali Arnum rechne ich "> Medien in W. 25° N. Ausser dem (Itör, der nördlieh an ersterer vorbeiströmt, passiren wir noch drei andere, deren jedoch keiner tlicssendes Wasser enthält und welche alle naeh NO. zuführen. Die (legend ist ganz ebene QabaJi, der Hoden hier und da sandig, meist mit Dammerde bedeckt. Ein niedliches Schmiededorf liegt wieder unfern des Weges, mit kleinen auf Pfählen stehenden Getreide schuppen. Derjenige Soldat, welcher die Aufsicht über den Packesel hat, der unsern Schicssbedarf trägt, vernachlässigt die ihm gegebene Ordre Woad Chalids, und etwa 120 Pfund Patronen werden in einen Pfuhl geworfen, in welchem sieh der Esel verwickelt hat. Zum ersten Male entbrennt des Wcqils Zorn, er droht den Mann zu er-schiessen, spricht von 100 Peitschenhieben, die er ihm zuertheilen werde, beruhigt sich jedoch schleunigst wieder, da er einsieht, dass jede Aufregung seinem zarten berberischen Nervensystem unzuiräg lieh sein könnte. Seiini, der Agent Attnuri's, ein geborener Maria aus den Gebirgen östlich von Kasalah, von athletischer Gestalt und mir freiem, offenem Aeussern, war früher Haschilntschuk (irregulärer Kavallerist), spricht türkisch und ist (Iberhaupt ein Mensch von gutem Benehmen, gegen die Neger aber Barbar. Er empfing uns mit orientalischer Gastfreundschaft, d. h. er gab, was er hatte, um seine Gäste zu ehren. Auf meine Frage über die Umgegend und vornehmlich he tretfs eines Platzes, der alle Eigenschaften für eine Niederlassung während der Pegvnzeit in sich vereinigen sollte, meinte Seiini, dass weder am Kosanga-Gebirge noch bei den nördlichen Niamaniam die Möglichkeit sich bieten würde, unsere Leute zu unterhalten. Es sei dieses Jahr dort grosse Dürre und Misswuchs eingetreten, die Neger am Kosanga seien von den Handelsleuten hart heimgesucht und überdies theilweise ausgewandert, der König Motiö der Niamaniam müsse den schwer Nothleidenden der Handelsplätze unter die Arme greifen und sei bis eine neue Ernte gemacht werden könne ebenfalls in Verlegenheit um Getreide. Sein Rath war, wir sollten uns nach dem Berg Mara wenden. Dieses Gebirge liegt jenseits des Dembo-Flusses, etwa 30 Wegstunden WNW. von liier. Die dortige Gegend wird als felsig und waldreich geschildert und das Klima so wohl für Mensehen als für die Lastthiere zuträglich. Zudem sei dort der Ort, wo man am leichtesten Büschelmais, Teläbün (eine Eleusine-Art) und Hülsenfrüchte erwerben könnte, auch seien die Umwohner ihm gehorsam. Naeh Verlauf der Regenzeit würden sich dann schon Mittel und Wege linden, von da aus weiter in das Innere vmv.ii dringen. Dort widmen Djur, die nach Selim wirklich zu den Schiluk gehören, südlich und westlich dagegen Fertit oder Kredj, gemischt mit aus Süden eingewanderten Niamaniam. Von Mara in NW.'Richtung erreicht man in 8 Standen ein später sich mit dem Kosanga oder Dambo Fluss vereinigendes Gewässer, und etw.i in derselben Richtung und Entfernung von diesem den Chor oder Batir TelQauna, an dem — stromaufwärts gegen H'oferat el Nah'as hin der Berg und Handelsplatz Telqauna selbst gelegen Ist. Nördlich vom Djebel Mara sollen wieder Dinka wohnen und nördlich von diesen wandernde und grossen Theils von der Jagd lebende Araberstämme, die auch den Markt von Telqanna besuchen; sie sind zum Theil an das benachbarte Darfttr tributpflichtig, und ihre hauptsächlichsten (Jiibril sind die H'omr, Mendeleh und Riscqat. Diese unter sich viel in Fehde lebenden, kühnen Elephantcnjägcr veranstalten eigene .Jagdzüge, welche sie bisweilen bis gegen das Mara-Gebirge und den untern Djur ausdehnen, da die grossen Dickhäuter namentlich zur trockenen Zeit mehr die Niederungen besuchen. Die Araber sind auf diesen Exemtionen zum Theil berilten, meist aber zu Fuss. Ihrer drei Ins vier Mann halten zusammen, und es nähern sich immer zwei dem Elephanten von rückwärts bis auf wenige Schritte, während die andern von der entgegengesetzten Seite auf irgend eine Art seine Aufmerksamkeit auf sieh zu ziehen suchen. Ihre einzige Walle besteht in einer starken, langen Lanze, deren breite Spitze schärf geschliffen ist, wie ein Rasinnesscr. Ein mächtig geführter StoSS durch den Hinterleib in die Eingeweide tüdtet oft schon das kräf tigsto Thier im Augenblick; stürzt es nicht, so sucht der zweite Jäger mit seiner Waffe die Arbeit zu vollenden. Das Elfenbein dieser Araber geht entweder nach Darfur, oder an Kaufleute aus Kordofan, welche alljährlich bis Telqauna kommen, oder endlich nach den Deum (plur. von Dem, Handelsplatz) so heisst ein viel besuchter, sehr volkreicher Ort oder vielmehr eine Gruppe von Niederlassungen in Dar Fertit, etwas nördlich von den Dika oder Niamaniam des König Moiiö, auf der Strasse nach Dart'ur Uber H'otarat el Nahcas gelegen. Dorthin kommen vorzüglich die Darfurer Djelaben, die ihre Waaren vermittelst Eseln herbeischaffen; sie erhandeln Elfenbein und Sklaven gegen Kupfer, Glasperlen und Baumwollstoffe. In den J>eaw wird ein fröhliches Leben geführt, zahlreiche ilfov'.sv/A-Sehenken von freien Frauen und Sklavinnen unterhalten die Karavanen mit Gesang und Tänzen; der Handel trägt den hier von allen Seiten Zusammenströmenden einen grossen Gewinn ein, von welchem meist ein namhafter Theil den Freuden und Lustbarkeiten der Niederlassung geopfert wird. Letztere heisst auch Kerdfek, und ich halte einen Besuch derselben für einen Reisenden, welcher die Absicht hat, süd- und westwärts ins Innere vorzudringen, für sehr wichtig und vortheilhaft, indem sieh dort Bekanntschaften mit Leuten anknüpfen lassen, welche den Verkehr zwischen den fanatischen Muhamedanern und den Heidenstämmen des centralen Afrika vermitteln. * * Das Klima der Zeribah Asmuri scheint unsern Leuten und Thieren zuzusagen; auch mein Zustand bessert sich nach und nach wieder. Die Ursache schreibe ich auch der bereits durch die ersten Regen und Stürme namhaft herabgedrückten Temperatur zu; selten steigt das Thermometer um Mittag über 30", ein Stand, welcher in Wau noch mit Sonnenuntergang herrschte. In der Qabah begann junges Hochgras zu sprossen, und hier und da entwickelten sich bereits Blumen, von der Feuchtigkeit wach gerufen. Die schon erwähnte Erythrine stand im schönsten Schmuck, ferner ein sehr grosser Haniainfhas. eine Aman/Ms, Gladiolns, Gloriosa, zwei Arum-Arten , einzelne Gardenien, eine Groms-Att mit gelber Blüthe und grauen, wolligen Blättern. Eine ptluumenartige, gelbe Steinfrucht trifft man in Menge in der Qabah, ich glaube Ximenia latirioa, Del. In der Nähe der Zeribeh steht wieder eine /W^-l'alme, die erste, welche wir im Innern westwärts vom Djur angetroffen haben; unfern einer zweiten Zeribah Vmuri's am Dainbo fduss soll sie baldiger vorkommen; auch eine grosse Sterculea ist hier. Das Thierreich bot Einiges zur Vermehrung meiner Sammlungen; wir landen die ersten Spuren des Vorkommens eines Erdgräbers (Georychus), eine äusserst zierliche, gestreifte Maus (Mus Zebra, Heugl. = Gohmda pidchclla, Gnu/, Proeeed. 18(14, pl. XIII.)1). Mit den Eingeborenen kommen wir seltener in Berührung. Sie gleichen ganz den schon in Wau und bei Biseli gesehenen Dor, sind häufig mit Eisenecker bemalt, und ihre reinlichen Hütten unterscheiden sieh von den Dinka-Wohnungen durch mehr backotenfürmige Gestalt der Dächer, deren Tragbalken häufig bis auf die Erde herab laufen. Bei jeder Niederlassung linden sich zwischen den Hüllen auch Getreidemagazine, ebenfalls mit Steppenstroh gedeckte, kleinere Hütten, welche auf 3 — 5 Fuss hohen Baumstämmen stehen, um das Eindringen von Termiten zu verhüten. Auch hier gibt es viele Eisenarbeiter, welche für die Zeribah alljährlich eine gewisse Zahl Lanzenspitzen und Meloteh (eine Art von Spaten) zu liefern haben. Diese Eisenwaaren werden auf der Meschrai mit Vortheil an die Handelsleute verkauft, welche mit den Schiluk, Dinka, Baqara und am Sobat Tauschgeschäfte machen. In jedem Gehöfte sahen wir Haushunde, ähnlich den halbwilden egyptischen, aber viel kleiner, wttstengelb, zuweilen mit weissen Abzeichen und spitzigerem, kleinerem Behäng. Neben Ackerhau und Eisenverarbeitung beschäftigen sieh manche Dor noch mit Brennen von Thonwaaren, als Pfeifenköpfen, kleinem und grössern Geschirren; dann mit Anfertigung von Stroh- und Zweiggeflechten, die oft sehr zierlich sind. So machen sie wasserdichte1 Körbe von der Form einer flachen Glocke aus glatten, dünnen Zweigen; die kleinen Zwischenräume sind mit einer Mischung von Erde und Kuhdünger verstrichen. Dann verstehen sie grosse Baum blätter in Kugelform zusammenzuheften und zwar so solid und dicht, dass man Getreide in diesen Ballons transportirt. Alle Dor sind Jäger. In jeder Hütte sieht man ihre grossen Netze, und zur trockenen Jahreszeit versammeln sich die wallen fähigen Männer ganzer Gegenden, Jeder seine Garne mitführend, mittelst denen allgemeine Treibjagden veranstaltet werden. Das ') Von Vögeln: tiyeobiu* mclunolin, Spertneties eucnllala, Hahropyga paludicota, Hhodopyga Kypomelas, Lagonättieia higrieollit, Pyttlia erythroptera, Hubrpoygn attrttit. zwei neue Frankolin-Arten {Praveolinim ielerurh ynchas und Schlegel Ii, Heugl.). Treiben in diese geschieht sowohl durch Menschen als durch Feuer, das unter günstigen) Wind im dürren lloehgras angelegt wird. Neben Lanze, Schild und Keule bedienen sieh die Dor noch des Bogens als Waffe. Letzterer ist mannshoch, die mit Eisenspitzen versehenen 1 Teile ."> 4 Fuss lang. Sie schicssen 80—100 Schritt weit, doch nicht mit Sicherheit, und ein gewandter Gegner kann diese Wurfgeschosse leicht mit Schild oder Lanze abwehren. Von ihren Nachbarn, den Fertit und Niamaniam, erhandeln sich die Dor übrigens auch die bei jenen Üblichen Waffen, nämlich Dolch inesser, kurze Säbel von Sichelform mit der Schneide auf der inner») Seite; dann den Trombadj und kleine liegen und Pfeile, die alle Kredjstümme führen. Letztere haben höchstens eine Länge von 20 Zoll, der aus einer soliden Uohrart bestehende Schaft nur 12 —14 Zoll. Die eiserne Spitze ist sehr fein und zierlich gearbeitet, mit zahlreichen Widerhaken, und sie besteht aus 3 — 4 der Länge nach dUrch Dorne in einander gefügte Stücke, die in der Wunde haften bleiben; .auch vergiften sie die Kredj mit Pflanzensaft. Der straff gespannte, sehr kurze Bogen ist aus Mokmg gefertigt; den Pfeilen gibt der Schütze womöglich eine ganz horizontale Richtung, und sie werden wegen ihrer ausserordentlichen Wurfgeschwindigkeit und geringen Grösse vom Feind selten gesehen, ehe sie ihr Ziel erreicht haben. Ein Kredj führt oft wohl ein Hundert solche Pfeile in kleinem, sackartigem Lcder-Köcher bei sich: sie dienen mich nicht nur als Wulfe, sondern zugleich als Tauschmittel. Eine Kürhissehaie Merisah kostet z. B. einen oder zwei Pfeile. * Selim hatte sehr vieles Elfenbein gesammelt und etwa 10 Centner Eisenwaaren, welche er nach dm1 Meschrai befördern sollte. Seine Soldaten waren bereits ausgesandt, um die nöthige Anzahl von Negern zusammenzubringen. Die ganze Karavane sollte etwa bis 26. April marschfertig sein. Die Damen halten mich bei unserem Abgang von den Schiffen ersucht, wieder zur Meschrai zurückzukehren und sie daselbst abzuholen. Ich liess zur Bewachung des Gepäckes, für welches wir zwei wasserdichte Magazine errichtet, einige Diener nebst allen Kranken und Invaliden zurück und beschloss, früher als Selim abzureisen, damit bis zur Ankunft des letztern Alles zur Uuugli.. , Heise nHcli dem WtllHO Nil. M Abreise bereu sein möchte, weil der Agent zum Voraus darauf auf merksam gemacht halte', dass er seine Neger, die bei den Schilfen Wehl nicht genug Mittel für ihren Lebensunterhalt linden würden, nicht länger als 1 2 Tage dort verweilen lassen könne. Woad (dialid wollte dagegen Selim begleiten. Er halle von diesem eine Anzahl Sklaven gekauft, welche er auf den rückkehrenden Schiffen u nterz u b ri nge n geda chtc. Am Morgen des 2 4. April ging ich mit der Übrigen Mannschaft und den Lastihieren voraus. Der Marsch konnte, jetzt rascher bewerkstelligt werden, denn auf der Herreise hatte das Auf- und Ahladen des vielen Gepäckes und der I!ebelstand, dass dasselbe unterwegs oftmals besser aufgebunden und die Sattel anders ge gürtet werden musten, viel Zeitverlust verursacht. In 5 Stunden erreichten wir schon das alte Lager in Wau, am 2f>. in derselben Zeit den Djur, und von da aus in 3 Stunden die Niederlassung unseres Freundes Arealbeh. Am 2h. April gelangt man nach 41 ■> Stunden Marsch naeh Adjoliu. passiri am 27. Aqoauti mil seinen schönen Doleb] es konnte an diesem Tag 8 stunden weit in gutem Schritt vorangegangen werden, obgleich der Tag sehr heiss war und wir sehr an Wassermangel litten. Am 28. wieder 8 Stunden Marseh bis zu den Sykomorcn von Auen; dann am 29. 5 Stunden bis zum Sclutr el nischem, und am 30. April in 5:| t Stunden bis zum Muruli Schol in Lau. gegenüber der Mcnchnr.. Der Djur war bereits um mehr als einen halben Fuss gestiegen, seine Fluten getrübt und die Strömung auffallend heftig. Ein Gewitter mit kurzem, aher gewaltigem Kcgenguss erreichte uns zwischen dem Fluss und Arealbeh. Nachdem Woad Chalid abwesend ist, längen die Soldaten an sich bitter über ihn ZU beschweren. Sic sagen, er betrüge die Damen bei den für Unterhalt der Leute angewiesenen Glasperlen und Stollen und habe einen Theil der Pulvervorräthe nebst Salz und Kupfer an Selim abgegeben, um Sklaven dafür einzutauschen. Die Neger sollen sieb bloss deshalb weigern, ihm Lebensmittel zu verkaufen, weil er hier von früher her weil und breit seiner Gewalttaten wegen bekannt sei und verschiedene Raubzüge gegen die Stämme südlich von den Req mitgemacht habe. Er beabsichtige, weil er jetzt gute Geschäfte gemacht habe, seinen Abschied zu nehmen oder zu entwischen. Wirklich traf es sich , dass wir in der Ortschaft Adjolin ohne Anstand Nrrisnh, Höhnen und Erdnüsse von den Schwarzen, hei denen auf der Herreise durchaus nichts zu kaulen war, gegen wenige schlechte Glasperlen und etwas Tabak erhandeln konnten. Im Diuka-Land ist indess auch schon Regen gefallen und die Neger sind daher überall mit Bestellung ihrer Felder beschäftigt Wo waldige Stellen urbar gemacht werden sollen, hat man die Bäume ausgehauen oder ausgehrannt, ebenso das Unterholz, das häufig sofort als Dornheeke um das neue Feld aufgeschichtet Wird; Gras und anderes Unkraut bringt man auf Haufen und verbrennt dasselbe, sobald es trocken geworden. Zur Bearbeitung des Bodens dienen 8—5 Zoll breite, etwas zu geschärfte, eiserne Scheiben, die am Hand eine Hülse haben, wie eine Lanzenspitze, in welcher ein Stock befestigt wird. Diese Spaten heissen bei den Handelsleuten Melöi oder Melöteh, und sie sind ein sehr gesuchter Tauschartikel für die Gegenden, welche keine Eisenproduktion haben. Wir sahen hier nicht nur die Männer mit Feldarbeit beschäftigt, selbst Weiber und Kinder betheiligten sieh an derselben; die laute brachen die Erde meist in kniender Stellung um, wohl um gleichzeitig Knollen und Früchte zu sammeln. Der ISiischelmais und Dotim werden in Löcher ausgesät, welche man vermittelst eines kleinen rufideif und spitzigen Stockes von Hartholz auf ziemlich grosse Entfernung von einander, aber sehr regelmässig absticht, was eine ganz leichte Arbeit ist, da sich nirgends eine Spur von Gestein findet und der jetzt feuchte Boden nur aus Dammerde besteht. Gelegentlich der Vorarbeiten zur Aussaat werden jetzi noch die letzten Erdnüsse (Arachy* hypoynrn. arabisch Fäl-Ihrfor) einge sammelt und zwar in grosser Menge, obwohl die einzelnen Bilanzen nie dicht; sondern immer mehrere Fuss von einander entfernt Stehen. Während der Regenzeit schon sprossen sie wieder und bilden kleine niedrige Büschel, ähnlich recht frisch grünem Klee. Die Blüthe ist ziemlich gross und lebhaft gelb; während der Sainen-bihlung legi ' sich der Blüthenschafl auf die Erde und die Frucht reift in und unter derselben. Die Schwarzen rösten die ErdnuSB gewöhnlich vor dem GenUSS, wodurch sie ihren mehligen Geschmack verliert und so ziemlich den einer Mandel annimmt. Sie enthält 12* ungemein viel Oel, dessen ich mich durch lange Zeil anstatt der Butter zur Bereitung der Speisen bediente. Am 27, April begegneten wir Dutzenden von Marabu (Lepio-»filos cninicuifrr, arabisch Ahn Bern, d. I) der Vater des Kropfes), welche wir auf der Herreise nichl bemerkt; auch der heilige Ibis erscheint in Menge als Vorbote der Regenzeit; merkwürdigerweise waren Flüge von Kampfstrandläufern noidi überall anzutreffen. In dem hohlen Stamme inner Sykomore fand ich zufällig eine ziemlich grosse Riesenschlange {Python Sebae) in höchst eigen thümlicher Stellung. Der Baum hatte einen langen, vollkommen geöffneten Spalt, der sich von zwei grossen, hnlbentblüssten Wurzeln bis zur Krone hinaufzog. Der Kopf des mehr als armsdiekeii Thieres lag ruhig auf der Erde Zwischen den Wurzeln, Hals und Vorderhälfte des Körpers wenig weiter zurück und in Form einer Brille verschlungen ; der Scbwanztheil stand dagegen ziemlich gerade und hoch rück- und aufwärts. Die Neger eines benachbarten Gehöftes waren sehr ungehalten, weil ich das Thier erlegte, und sagten, der gewaltsame Tod ihres Ahnherrn, der sehon so lange in Frieden bin ihnen wohne, werde ihnen Unheil bringen. Ob die Dinka Schlangen essen, weiss ich nicht; die Dor dagegen verachten das Fleisch nicht, welches seinin weiss ist, ungemein viel Fett ablagert, jedoch einen eigenthtimlichen, durchdringenden Geruch hat Am 28, April begegneten wir auf den Weideplätzen zahlreichen, von den Sümpfen jetzt landeinwärts ziehenden Viehherden; auch grossen Flügen von Kronen Kranichen gemischt mit A/«/////-Störchen (Ciconin Ahd'on'ii und (\ Icucocephcäay. Schech Abu Seuün besuchte uns wieder, diemal von Bewaffneten begleitet. Er erzählte, dass die Leide des Amanten Kiitsidiuk Ali Schon vor f> Monaten in seinem Gebiete geplündert und einen Mann erschossen, einen andern schwer Verwundet hätten. Jetzt hatte eine Karawane des Arnauten den Platz wieder passirt, Träger gepressl und, als diese mit einigen zum Ankauf von Lebensmitteln ihnen verabfolgten Glasperlen und Armringen das Weite suchten, den Hauptort des Stammes angegriffen. Die Neger vertheidigten an fänglich ihre Habe, niussten aber der 1 eberniacht weichen, und zwar mit Verlust von 5 Männern und M Weihern und Kindern, die erschossen worden waren; das Dorf wurde überdies verwüstet und geplündert. Mi nahm mehrere Augenzeugen, die dem ganzen Vorgänge angewohnt hatten, mit nach der Mesehrai, wo wir den Vorfall zu Protokoll brachten und dieses dem französischen Oonsul in Chartum zur [Jehergabe an den Generalgouverneur einsandten. Am Morgen des 30. April setzte ich nach der Mrsrhnr. seihst ober, wo sich Während unserer Abwesenheit nichts Besonderes zugetragen harte. Nur war Madame Tinne mehrere Wochen leidend gewesen, aher bereits wieder hergestellt. Ali Ahn A muri war indess hier angelangt and bereits in Unterhandlung mit ihm Damen bezüglich der Träger. Kr machte, weil er Wohl (dnsah, dass wir fast einzig und allein auf seine Hille an gewiesen Waren, ganz fabelhafte Forderungen sowohl für die Neger, als für Getreide, das Cr zum Unterhält unserer Mannschaft zu liefern sich erbot. Zur Fortsetzung der Heise war beides ganz unumgänglich notwendig, wenn alle die zahlreiche Begleitung und das höchst umfängliche Gepäck mitgenommen Werden sollte. Man kam endlich mit Amiuri Überein, Er erhielt eine in ChartUm zahlbare Anweisung auf etwa 1500 Thlr. und versprach dafür eine bestimmte Anzahl Neger für den Transport bis Bongo zu stellen und %% Ardeb Büschelmais binnen zwei Monaten dorthin zu liefern. Am 4. Mai landete zu unserem grossen Erstaunen der englische Consul Petherick mit Gemahlin auf der Meschra ; wir glaubten ihn Weil im Innern, in der Aufsuchung Speke's und Grant's begriffen. Bekanntlich hatte er die Absicht gehabt, nach Qondokoro zu segeln und von dort aus zu Land gegen den ruiaiiiuezi-Sec vorzudringen. Seine Abreise von Chartum war aber ZU sehr verzögert worden, Regenzeit und Südwinde verhinderten ihn zu Schiff weiter als bis zum Gebiet der Kidj zu gelangen, wo er doharquirto und den Versuch machte, zu Land seine Heise fortzusetzen. Mit Ungeheuern Schwierigkeiten und Gefahren kämpfend, erreichte er endlich seine Siedelung unfern des Jet-Flusses und gelangte im März nach Qondokoro, wo die Entdecker der Nilqnellen, uns Süden kommend, wenige Tage vor ihm eingetroffen waren. Petherick hat wahrend dieser Heise durch gänzlich unbekannte Gegenden fast all sein Gepäck eingebüst, aber höchst interessante geographische Forschungen gemaCht, Weicht; auf seiner \on der königliehen Geographischen Gesellschaft in London (Vol. ob) ver- öffentlichen Karte niedergelegt sind. Diese verbreitet neues Lieht über (du weites Terrain westlich vom Bah'r el Djebel, gibt jedoch immer noch keinen vollständigen Ausschluss über das (lewirr von Sümpfen und Flössen jener Strecken. Der Beisende beabsichtigte von hier nach dem Sobat zu gehen, kehrte jedoch, wie wir später erfuhren, namentlich wegen des badenden Ziisfnndes seiner Gemahlin last geraden Weges nach Chartum zurück. * * * Am 8. Mai endlich konnte (ha- grössere Theil des Gepäckes der Damen aus Land gebracht werden; doch war die Jahreszeit bereits so weit vorangerücki, dass wir voraussichtlich auf vielerlei schwere Bindernisse stossen musstcn. Der Himmel umwölkte sieh täglich und im Süden und Westen witterte es fast jede Nacht durch; dagegen ist die Luft auffallend erfrischt, die Morgen oft kühl. Am Nachmittag des Mai beobachteten wir eine höchst eigentümliche, dem Zodiakallicht ähnliche Erscheinung. Der Himmel war in einen leichten Dunstschleier gehüllt, aus dein die Sonne trttbwciss wie eine matte Strassenlaterne erschien, umzogen von (duem grossen sehr dunkeln Hof, der wieder von einem weisslicheu, leuchtenden Hand umgeben war. Unter Letzterem zeigte sieh ein Stück eines zweiten Kreises, der den ersten berührte und in Regen bogen färbe spielte. Ith war indess von einer schweren Krankheit heimgesucht worden; durch viele Fieberanfälle schön sehr entkräftet, kam ich aus dem Innern zurück, war genöthigt, da mein Zelt mit all meinem Gepäck auf der Zeribah A:muri's zurückgeblieben, die nassen Nächte auf (hau Req-Sumpf int Freien zuzubringen, und wohl in Folge von Anstrengungen und Mangel während der letzten Heise und des unzureichenden Schutzes gegen Feuchtigkeit und Kälte wurde ich von einer s" heftigen Dysenterie befallen, dass ich selbst alle Hoffnung auf Genesung aufgegeben hatte. Mein Zustand war mehrere Wochen hindurch ein ganz verzweifelter: ich hatte Niemand, der mich pflegen konnte; die wenige Medizin, mit der mich IVtherick vor Beiner Abreise noch versorgte, war nur zu bald aufgebraucht; alle meine Nahrung bestand in Beiswasser, und bald fing ein ganz unersättlicher Heisshungcr mich zu (piälen an. Ks wäre rein unmöglich gewesen, mich einigermassen in richtiger Diät zu halten, wenn ich die Mittel gehabt hätte, Ausschweifungen in dieser Be ziehung zu begehen. Am 15. Mai landete endlich Baron d'Ablaing, von Chartum kommend. Er brachte auch mir einigen Trost, namentlich fiele Briefe von Europa, einen von Capitata Speke, sowie -Tauschartikel, die ich mir hatte nachsenden lassen. Am 2 5. Mai setzten die Damen ans Festland Uber. Sie besuch ten mich noch vor ihrem Abgang, ich konnte ihnen bloss den Rath gehen, jetzt nieht mehr abzureisen und die Regenzeit am Abiad au verbringen; doch versprach ich, wenn mein Zustand es gestatten sollte, ihnen unter allen Umständen zu folgen. Sie hatten noch eine ziemliche Anzahl weiterer Lastträger durch Vermittlung eines Agenten IVthericks erhalten, aher trotzdem konnte ein Theil der neuange konnuenen Provisionen immer noch nicht befördert werden. Auch dafür wurde endlich Rath. D'Ablaing hatte indess die Damen bis zu dem Miirali Abu Senium begleitet. Dort waren sie von einem heftigen Sturm mit Regengüssen, welche «Iii' ganze Gegend über schwe......ten, heimgesucht worden; Fräulein Tinm1 litt schwer am Fieber, und die ganze Gesellschaft musste voraussichtlich länger daselbst verweilen, während d'Ablaing wieder nach den Schiffen zurückkehrte, um hier die letzten Befehle' zu übergeben und noch mals Gepäck nachzuschauen. Er hatte den Auftrag, mich womöglich in einer Sänfte ins Innere mitzunehmen. Unterdess kam die kleine Karawane des Handelsmanns Klanzuik, der sich vor zwei Jahren am Kosanga Gebirg etablirt balle, zum Flusse, geführt von besagtem Kaufmann in eigener Person. Seine Geschäfte gingen schlecht und er wollte jetzt direot nach chartum zurückkehren, da ihn sein Schiff auf der Meschrtö erwartete. Ich empfahl d'Ablaing, er möchte Klanznik als Weqü für Woad Chalid, der seinen Abschied nehmen wollte, bestellen, weil jener im Lande gut bekannt war. Wirklich fand eiuUebereinkommen statt, und Klanznik erbat sich nur einige Tage Zeit zur Regelung seiner Geschäfte. Am Abend des 1. Juni Hess mich der Baron von 8 Negern wieder nach dem Murnli Schol ans Festland hin Uberbringen; die Leute hatten eine Art von Tragsessel zurecht gemacht, auf dem ich ziemlich bequem sitzen und ruhen konnte. Der Weg war in Folge der liegen fast bodenlos geworden; wir kamen erst spät in der Nacht am Festland an, wo ich zum (asten Mal seil lauger Zeit wieder mehrere Stunden ungestört schlafen konnte; die Luft-Veränderung schien ihren günstigen Funfluss auf meinen Zustand nicht zu versagen, und ich wagte schon am 10. Juni die Weiterreise auf meinem guten Maulthier und zwar in Gesellschaft Klanzuiks. Mein weniges eigenes Gepäck, bestehend in Decken und Küchenzeug, hatte uns am Abend des 11. Juni noch nicht erreicht, als wir von einem Gewitter überfallen wurden und die ganze Xacht in Nässe und Kälte zuzubringen genöthigl waren. Darauf folgte natürlich wieder ein Rückfall, aber ich erreichte den andern Mittag trotzdem die Hauptabtheilung der Expedition, die noch nicht von Schetr Alm Seniin aufgebrochen war. Mehrere heftige Regen waren neuerdings auch hier wieder gefallen ; das Land stand bereits stellenweise unten-Wasser, doch ver sicherte man allgemein, dass es immer noch möglieh sei, den Djur zu erreichen, indem die ersten Gewässer ungemein schnell von dem trockenen Terrain aufgenommen werden. Nur die Niederungen und Regenbetten werden — auch wenn die Witterung sich für einige Tage aufhellt — von jetzt an für die ganze nasse Jahreszeit nicht mehr trocken, weil aus dem stetig nach dem Innern ansteigenden Land die Gewässer nach dieser Richtung zu ihren Ablauf nehmen. Wie durch einen Zaubersöhlag war übrigens alles Pflanzehieben wach gerufen; namentlich entfaltete sieh allenthalben ein reichlicher Graswuchs. Die überschwemmten Stellen bevölkerten sich mit Ma ruba", Mtjcterienj Klaffschnäbeln, Störchen und Reihern aller Art, sowie mit Enten und Gänsen: Es wimmelte von Schnecken (namentlich grossen Ampuümitm), Fröschen und Fischen, welch letztere zur trockenen Jahreszeit sich tief in den Schlamm einwühlen sollen. Am Nachmittag des IL Juni kam es zum allgemeinen Aufbruch. Die Damen Hessen sich in schweren Tragsesseln von Negern, die ein Wciji! mit der Peitsche in gehörigem Schritt hielt; torthrin gen, umgehen von den Soldaten des Divan. Sämmtliche Agenten, welche Lastträger geliefert hatten, waren anwesend, das Heer von über 400 Negern um! mehr als 150 Soldaten und Dienern drängte sich nur mühsam auf den engen Fusspfndon weiter, wo der Hoden häufig sumpfig und glatt war. Da sich für diese grosse Menge von Menschen nicht Getreide genug fand und auch nur Yorräthe für -)—;i Tage von der Meschrai mitgenommen worden, sah mau sich genöthigt, die Schwarzen fast ausschliesslich mit Rindfleisch zu vn- köstigen, das um hoho, Preise vom Agenten Pelhericks angeschafft wurde. In Folge dessen, und der nassen Witterung, gegen welche die «innen Neger, die Statt sechs 'ragt1 nun mehr als drei Wochen unterwegs behalten wurden, auch nicht den geringsten Schutz hatten, wurden viele von Dysenterie befallen, welcher Krankheit binnen wenigen Tagen eine beträchtliche Anzahl der Träger erlag. Aber Niemand kümmerte sich um das Koos dieser Menschen1, manche konnten sieb buchstäblich selbst kaum mehr fortschleppen und ihnen wurde noch aufgebürdet, bis sie zusammenbrachen. Man marschirte am 14. Juni blos bis zu den SykomorCn von Auen; am 15. Juni ging es weiter. Nach 2 Stunden verliessen wir unsere alte Strasse, uns etwas mehr nördlich und gerade in der Richtung der Zeribah A*li Aännri haltend. Man begegnet einem sehr grossen Yiehpark, der ganz mit Euphorbien umfriedet ist. 6J ■ stunden Marsch, ohne auch nur einen Augenblick zu ruhen, war für mich fast zu viel; selbst Selim und Petherieks Agent baten umsonst, den Trägem (dinge Ruhe ZU gestatten: man hafte Pale und strengte Bich dabei oicht an, Jetzt sollte mit einem Male eingebracht werden, was in 3 langen Monaten an Zeit unnützer "Weise vergeudet worden! Abends war der ganze Himmel wieder schwer umwidkt, und es witterte auf allen Seiten. Wir lagerten zur Vorsicht in einem Dorfe, dessen Bewohner sich zum grössten Theil geflüchtet hatten. Am 1 (>. Juni 5:1 i Stunden Marsch bis in eine (legend, wo sich wieder viele BolSb zeigen. Von Bewohnern sieht man wenig Spuren, meist führt (ha- Weg durch parkähnliche Wildnissi Ibis frischgriine, junge Gras verleiht diesen Waldgegenden einen besonderen Heiz; dazwischen blühen eine Menge von Zwiebelgewächsen, namentlich Gladiohis und lltxnmnthis. Man lagert wieder bei Gehöften; in der Nähe liegen mehrere Büschclma isfelder, auf denen einzelne Pflanzen schon mehr als 8 Fuss Höhe haben, Kleine Pudel der senegalischen Antilope zeigen sich in der Nähe des Lagers; d'Ablaing erlegt einen schweren Bock dieser Art. Man wendet sich am 17, Juni wieder nach den Niederlassungen des Arealbeh zu. Da die Damen das Frühaufsteher) durchaus nicht lieben und überdies mehrere Stunden zu Toilette und Frühstück nüthig haben, ward immer erst unter der glühenden Mittagssonne statt in der Morgenkühleabnmrschirt; so kann heute bloss! Stunden weiter voran gegangen werden; am 18. J u ni bleibt nach 5stÜndigemWeg ein massiger Hügel, schön bewaldet und anscheinend aus Fisenthonfels bestellend, nicht fern rechter Hand (N. zu W.). Es mussten noch 8l/i Stunden Wegs zurückgelegt Werden bis in Arealbeh's Dorf; die Träger waren äusserst erschöpft, namentlich diejenigen, welche die Sänften der Damen zu schleppen hatten. Diese Lehnstühle ruhten auf zwei langen, schweren Stangen; je 8 und 8 Neger wechselten etwa alle Stunden ab; sie trugen ihre Last auf den nackten Schultern und hatten in den engen, tiefen, oft schlüpfrigen und sümpfigen Pusspfaden nicht Kaum genug, um paarweise nebeneinander fort zu kommen. Alle ohne Ausnahme waren schon seit dein zweiten Tage unseres Aufbruchs vom Schech Abu Senfin wund gedrückt bis aufs Fleisch, sie hatten nicht einmal ein Kissen oder eine andere Unterlage, die wunden, nackten Stellen einigennassen schützen zu können. Immer wurde vorwärts kommandirt; ginge sehlecht und wollten die Leute nach Kurzem wieder sich ablösen lassen, so kam die Peitsche oder Kippeiistösse mit Flintenkolben! Am Nachmittag des Ii). .Juni gehen wir bis zum Djur vor, den wir in o1 ■> Stunden etwa \li Meile unterhalb unserer frühern Furt erreichen. Auf dein Wege dahin bemerkten wir verschiedene für uns neue Pflanzen, die eben zu blühen begannen, darunter eine Ltfäacee, gewöhnlich mit 7 rosafarbenen, grossen Blumen, ähnlich denen der Herbstzeitlose, verschiedene Asrlcjüudmi, prachtvolle Orchideen, auch erhielten wir Früchte eines sehr hohen Waldbaumes von Grösse und Farbe der Orange, etwas gestreckter, mit zahlreichen dunkeln Kernen, ähnlich denen von Anmut geordnet; sie schmecken etwas bitter, aber nicht unangenehm. Schon in Damho und Bongo hatte ich die Pflaumen von Ximcniu gesehen, diese waren nun auch hier vollkommen gereift. Der Genuss der Haut dieser Frucht soll übrigens Brechreiz und Durchfall erzeugen. Wir lagern etwas am diesseitigen Ufer des nun hoch angeschwolleneu und die Grunze des llochgestades fast erreichenden Flusses. Drei Fähren von grossen hohlen Baumstämmen und ein kleines von Petherick erkauftes Gummiboot sollen Gepäck und Leute hinüber bringen. Die Maulthiere und Fsel müssen natürlich schwimmen, Ich gelangte erst mit Einbruch der Nacht ans jenseitige Ufer, während eben ein schweres Gewitter losbrach. Wohnungen gab es weit und breit nicht, es blieb mir somit nichts anderes übrig, als mich im Hochgras auf eine Ochsenhaut niederzulegen, welche so gross war, dass mir die eine Hälfte als Dach diente. Ks goss die liehe, lange Nacht; meine Lederdecke hielt wohl eine Stunde lang schützend aus, aher schliesslich drang das Wasser von unten ein! Zu müde und schwach, mich zu erheben, blieb ich liegen, konnte aher natürlich kein Auge schliessen. Die Nacht wollte kein Ende nehmen, end lieb bei Tagesgrauen erschien einer meiner Bedienten, mich zu suchen. Mein Gepäck befand sich noch auf der andern Seite des Flusses, ich wäre nicht einmal im Staude gewesen, mich umzukleiden, wenn d'Ahlaing nicht ausgeholfen hätte. Nun fehlte es aber an Allem, um mich etwas zu erwärmen: kein Theo, kein Kafe, und nicht einmal Feuer brachten die Leute zu Stande! Man glaidde, dass das Ueberfabren des Bestes von Bagage bis zum Abend währen würde, und wir zogen indess langsam zum nächsten l1 ■■ Stunden entfernten Diukadorfc, wo wir uns im Laufe des 20. Juni wieder sammelten. Klanznik hatte von den Damen Befehl erhalten , vorauszueilen und zwischen Wau and Mara oder Kosanga eine Furt über «hm Dambo ausfindig zu machen. Der Arme litt aber an Fadenwürmern (Filarien) und hatte nicht einmal ein Beitthier bekommen. Auch wollte man ihm nicht die nöthige Anzahl Soldaten und Arbeiter mit Werkzeugen mitgeben, um nöthigenfalls Flösse und Baraken bauen zu können. Am 21. Juni kamen wir in 5 Stunden nach Wau; das Ucber schreiten des hoch angeschwollenen Flüsschens daselbst machte eben falls grosse Schwierigkeiten und viel Aufenthalt, und am 22. Juni endlich gelangte Alles (in 3 Stunden) zur Zeribah Biseli. Dort war grossartiger Empfang. Die Soldaten des Moghrabiners rückten aus und feuerten gleich den unsrigen, als ob das Pulver keinen andern Zweck hätte. Selim undPcthcricks Leute, welche laut Vertrags das Gepäck bis zur Zeribah Annuri zu besorgen hatten, wünschten, ihrer halb verjiun gerten Neger wegen, möglichsl rasch an Ort und Stelle zu kommen; sie erklärten, dass es ihnen unmöglich sei, hier not all' den Leuten zu verweilen. Die Damen hatten manchen Grund, mit Selim unzufrieden zu sein; er thaf wohl seine Schuldigkeit, spielte aber nicht den unterthänigen Diener, sondern den freien Herrn, derer hier war. Mau verabschiedete ihn in Ungnade und warf sich Biseli in die Arme, der uns über den Damludhiss weiter befördern sollte. Dieser machte, um nicht weniger Nutzen zu haben, als sein Nachbar, fabelhafte For derungen, ebenso Selim, an den man sich unter der Hand doch wieder wendete. "Woad Ohalid und gleich darauf sein Nachfolger verlangten ihren Abschied, mit ihnen mehr als -/< der Soldaten; alle Bande des Gehorsam« waren aufgelöst, nachdem Abdallah Efcndi, der türkische Lieutenant, das Kommando übernommen, lad/derer sollte nun auch für Träger sorgen, während BiSeli für l.'nterhringung der ganzen Gesellschaft eintrat. D'Ablaing erkrankte indess schwer. Niemand wusste sieh zu rathen und zu hellen. Ich hütete mich wohl, mich in diesen kopflosen Wirrwarr zu mischen, war auch so leidend, dass ich schlechterdings der frühe bedurfte. Klanznik war ebenfalls aufs Lager geworfen. Ich sandte indess doch Leute aus und zwar in Begleitung eines Dieners von Klanznik, der alle Wege und Stege kannte, um zu sehen, ob der Dambofluss in demselben Yerliiiltniss angeschwollen war, wie der Djur. Die Strasse dahin sollte theilweise Schon unter Wasser sein, der Fluss sehr hoch, an einer Stelle jedoch so schmal, dass es leicht möglich gewesen wäre, eine fliegende Brücke mit Flüssen zu errichten. Aber die Menge von Gepäck hinderte alle freie Bewegung. Biseli forderte 1600Thaler für 400 Träger nach dem Kosängagebirge, auf das man doch jetzt zusteuern wollte, um mit den Leuten A-Ii Annuri's nichts zu schatten zu haben. Man wurde am Faule handelseinig, aber die Damen kamen zu keinem Entschlüsse und wollten die mühselige Weiterreise verschieben. Sie mietheten die kleine Privat-Zeribah Biseli's für einen Monat und glaubten immer auf eigene Faust noch Mittel zur Weiterreise zu linden. Die Witterung hatte sich wieder etwas günstigergestaltet, und Fräulein Tinne selbst versuchte, begleitet vmi dem kranken d'Ablaing, eine für Aufbau eines Lagers günstige Stelle atisfindig zu machen, sie kehrten jedoch unbefriedigt Zurück. Ääbd-el Pah'man, der Agent Pethcricks, war indess wieder nach (hau Marali Schol gegangen, um nochmals Reste von Bagage nachzuschauen und Getreide zu liefern. Fr brachte als Baghscftisch Zwei Sklaven für Abdallah Efendi, der auch von Selim weiche verlangt hatte, für den Fall, dass letzterer einen günstigen Vertrag mit den Damen absehliessen könnte; aber ZU seinem Leidwesen wurden alle weitern Unterhandlungen mit den Leuten A> muri's jetzt positiv abgewiesen. Ks war augenscheinlich, daSS wir — wenn man überhaupt die Absicht hatte, noch vor Ausbruch der eigentlichen Hegen und der damit verbundenen grossen IJeberschweminung, den Sklavenhändlern aus den Klauen zu kommen und namentlich die Lastthiere zu ret-ten - keinen Tag verlieren durften. Ks geschah jedoch nichts, man berieth lange, alier ohne recht ZU wissen, was ins Auge zu fassen war. Allah kirim! Die Vegetation entwickelte sich immer herrlicher, die ganze Qabah stand in neuem Friihlingsgriin, das lloehgras schoss mehr als mannshoch auf, alles trieb mau1 Rauken und Blüthen, auch war im Allgemeinen (ha- Gesundheitszustand der Mannschaft, die uns noch geblieben war, ein besserer, als wahrend der trockenen, heissen Zeit im April. Nur mit meiner Genesung ging es unbegreiflich langsam voran; kaum eine Viertelstunde konnte ich langsam am Stocke gehen! Die Luft ist nun allerdings oft etwas drückend schwer, nicht aber heiss; es regnet noch nicht alle Tage;, und wenngleich stark, so doch selten anhaltend; dazwischen folgt immer wieder schöner, heller Sonnenschein. Die meisten Gewitter treten um die Neu- und Vollmondzeit ein, und zwar Nachmittags zwischen 3 und (> Uhr. Ein heftiger Orkan, der nicht selten unsere Strohdächer abdeckt, geht ihnen gewöhnlich voran. Am ä. Juli zogen die Letzten Karawanen der Zeriben, worunter auch mehren1 unserer invaliden Leute, zur Mcwhrat, wo die wenigen Schiffe, welche noch nicht abgesegelt waren, nun auch zum Aus laufen bereitet wurden. Mit ihrem Abgang waren wir auf viele Monate vollkommen abgeschnitten von der Welt! Trotz meines schlechten Znstandes wollte auch ich noch den Versuch wagen, einen günstigem Lagerplatz für uns aufzusuchen. Abgesehen von den Streitigkeiten mit Biseli's und Aanuri's Leuten, die nnter Umständen in offene Feindschaft auszubrechen drohten, in welchem Falle dann unsere Soldaten eher wider, als für uns Partei ergriffen hätten, waren, wde schon angedeutet, der Gründe zu viele, die eine Veränderung des Ortes höchst wünschenswert!] und nöthig erscheinen Hessen'. Ich machte Klanznik beritten, nahm zwei Diener und einige Leute, die mir Biseli überliess, mit welchem ich persönlich auf ganz gutem Fusse stand und reiste am 17. Juli nach Kulumla unfern des Dambo oder Kosangallusses, 18 Meilen westlich von der Zeribah, wo wir lagen. Dort residirt ein Schech, der allerdings an Biseli zinspflichtig ist, ahm- in vieler Beziehung freiere Hand hat, als seine Nachbarn. Wir ritten meist durch Qabah und passirten mehrere versumpfte Kegenbetlen, an denen sich eben Elephanten herumtrieben. Nach den ersten ß Meilen gelangt man an eine eigen thümliche, nie versiegende Quelle, die mitten auf einer Thoneisen-stoinhank in einem 20 Fuss breiten Felskessel ihren Ursprung hat. Das Wasser ist sehr klar, aber ziemlieb warm, seine <)ber~ tiäehe bedecken zahllose Nymphaeen und andere schwimmende Pflanzen. Nach 15 Meilen lütt von der Zeribah erreicht man eine höher gelegene Lichtung, welche ziemlich freie Aussicht nach dem Fcrtit-Lande gestattet, dessen östliche Grunze der Kosanga oder Dambofluss bildet. Vor uns im Westen zu X. erheben sich jenseits des Stromes zwei grössere, isolirte Berge, etwas mehr nordwestlich eine längere Kette, alle mit Wald bestanden. Von unserem Standpunkt aus fällt der Boden allmählich gegen den Fluss hin. Wir kommen durch mehrere Wasser-rinnen und schluchtenartige fanrisse, wo überall Kisenthon ansteht. Auf dem ganzen Wege sahen war keine Spur von menschlichen Bewohnern, begegneten aber Büffeln und mehreren Antilopenherden. Es war bereits Nacht geworden, als wir beim Schech von Kulanda abstiegen. Ich sagte ihm, weshalb ich gekommen; Klanznik, der ihn bereits von früher her persönlich kannte, bewog den Biedermann vollends zu dem Versprechen, uns eintretenden Falls mit Leuten zu dem Bau einer Zeribah an die Hand zu gehen. Des andern Morgens begleitete mich der Häuptling zu dem 1*/*"Metten entfernten Fluss, der nicht so breit ist, als der Djur, aber sehr reissend. Das Ostufer erseheint durchschnittlich noch 20—30 Fuss über dem Hochwasserstand erhaben, aber nicht sehr steil; das westliche flach, jetzt theils überschwemmt und auf grosse Strecken mit Fcclerschilf bedeckt. Ein freier, hochgelegener, trockener Platz mit Sand- und Felsgrund fand sich bald: ich blieb gleich hier, der Schech versprach binnen einigen Stunden Leute heizuschaffen, die schnell einige Stroh-bütten herstellen sollten, und bis zum andern Morgen wollte er vom jensei!igen 1 der noch mehr Keger liefern. Wir begannen den Platz vom Interholz zu reinigen, die Schwarzen brachten trockenes Steppengras in grosser Menge, und am 21. Juni hatte ich bereits 6 grosse, vollkommen wasserdichte Häuser und ein Gelreidemagazin aufgestellt. Die Neger, welche wir mit Kupfer und Glasperlen be zahlten, arbeiteten mit allem Fleiss und grosser Lust, sie verschafften uns von den Fertit-Dörfern des Westufers eine Menge frischer 1!>1 Bohnen, gute Kürbisse und Gurken und versicherten, dass sie auch Getreide liefern könnten, so viel wir bedürfen. Alles war im besten Glinge, als ich am Abend des 21. Juni ein Billet von d'Ablaing erhielt, das mir ganz kurz meldete, dass Madame Tinne, welche ich in einem allerdings leidenden, aber durchaus nicht besorgniss erregenden Zustande verlassen, plötzlich gestorben sei! Der Gärtner Schubert, der unsere Reise durch Abcssinien mitgemacht und den ich nothgedrungen hatte in Chartum verabschieden müssen, war einige Monate früher als wir, gemeinschaftlich mit klan/iiik nach dem Kosangaberge gegangen; er wollte die Regen zeit in der Zeribah des letztern zubringen und der Elephanten jagd obliegen. Er war ebenfalls an der Dysenterie erkrankt, als Klanznik abging, um sein Elfenbein zur Meschral zu bringen. Wir hatten ihm von Kulanda aus zwei Soldaten mit Briefen geschickt um ihn zu beauftragen, uns wo möglich eine Anzahl Träger und Getreide gegen guten Lohn nach dem Flusse zu bestellen oder zu bringen. Leider war indess auch Schubert seiner Krankheit erlegen und die Nachricht traf gleichzeitig mit der Botschaft des Hinscheidens der Madame Tinne bei uns ein! Ich liess sofort unsere Bauten einstellen und ritt am 22. Juni in aller Frühe nach der Zeribah Biseli zurück, die ich in triefendem Regen Nachmittags um 4 Dhr wieder erreichte. Madame Tinne war au demselben Tage bereits beerdigt worden und zwar unter einer Sylcomorc, unmittelbar an einem Regenbett zwei Meilen westlich von der Zeribah, In der Nähe Hess nun auch Fräulein Tinne von ihren Soldaten einige Hütten bauen, ihre Zelte aufschlagen und siedelte bald seihst dahin über. Ausser zahlreif her arabischer Dienerschaft blieben ihr noch zwei europäische Kammerfrauen, der Lieutenant Abdallah-Efendi mit 10 Mann In fantcristen des Gouvernements, und etwa 50 Berberiner, sogenannte Soldaten. Von den letztern, die sich freilich meist wegen Maugel an Manns-zue'ht und kräftiger Führung, so wie aus angeborener Gleichgültigkeit und Unverschämtheit nicht immer sehr löblich aufgeführt hatten, wurden etwa zwei Drittheile sofort entlassen, was natürlich grosse Erbitterung auch in der benachbarten Zeribah hervorrief. Man hatte diese Leute von Chartum hierher gebracht und musste sie — vorausgesetzt, dass eie sich keines Verbrechens schuldig gemacht hatten — offenbar wieder in ihr i'erne.s Vaterland zurückfuhren, anstatt, sie ohne alle Unterhaltsmitte] und ohne Waffen wegzuschicken, nachdem ihnen seihst die Möglichkeit benommen war, auf ihre eigenen Kosten die weile Heise nach Hause anzutreten, indem längst das letzte Schilf die 7 Tagrcisen von uns entfernte Mcschrcß verlassen hatte. Aller dings konnten die Verabschiedeten bis zur nächsten Saison in den verschiedenen benachbarten Zeribah Dienste nehmen, was die meisten auch thaten; einer, ein J^c/i, der mit einem Kameraden südwärts zu Kutschuk-A'li's Leuten sieh wenden wollte, wurde von dem Negern niedergemacht; ein anderer war ebenfalls verschollen; ob er irgendwo wieder zum Vorsehein gekommen, ist mir unbekannt geblieben. Ich hatte beabsichtigt, mich wieder nach dem Kosanga zu wenden und bereits einen Theil meine»Gepäcks dahin bringen lassen. D'Ablaing blieb Vorläufig bei Biseli, Uber dessen Benehmen uns gegenüber wir beide keine weitere Klagt' führen können. Wohl verlangte er für die Getreidelieferungen, welche er uns besorgte, eine vorhält nissmässig sehr hohe Bezahlung, wir mussten uns indess glücklich sehätzen, überhaupt die Mittel zum Unterhalt unserer Leute auf diese Weile zu erlangen. Fräulein Tinne hatte diberdies die Güte, mir ('inen Theil ihrer Tauschobjekte und weitere 4 (Sklaven), wie die Schwarzen gemeinhin genannt werden, sind angehalten, sümmtliches in der Zeribah Jahr aus Jahr ein nöthige Getreide zu liefern, obgleich sie in ungünstigen Zeiten und wegen Mangels an Mitteln zur neuen Aussaat oft seihst schwere Noth leiden. Sind die Magazine der Agenten auf der Neige, so sendet man Soldaten aus; diese lallen — wenn die Neger nicht freiwillige Zufuhr leisten über die Ortschaften her, nehmen was sie linden, suchen die unterirdischen Bfischelmaiskammern auf, und die Beraubten werden dann noch gezwungen, die gute Beute selbst nach den festen Plätzen zu tragen. Solche Erpressungszüge werden, wenn es die Noth erheischt, in ferne Gegenden — oft 3—6 Tagereisen weit unternommen, ist die Zeit der Peile von Sorgho (arabisch Anqoh'h) und Trlohun so beginnen die Soldaten Vorräthe im Grossen einzubringen. Sesam, der viel gepflanzt wird, kleine Gurken, Kürbisse, eine Bohnenart, Erdnüsse, Bataten, Früchte des Butterbaums, Tabak u. s. w. erwirbt sich jeder /r W/W/-Bewohner auf eigene Faust, ebenso hier und da Hühner und Eier. Die Djur und Dor besassen früher ziemlich viele Ziegenherdcn, auch hin und wieder Schafe, jetzt hat sich aber der Viehstand wegen der beständigen Räubereien der Soldaten so sehr vermindert, dass es im ganzen Lande kaum möglich ist, auch nur eine Ziege zu kaufen! Haushühner gibt es noch da und dort in grosserer Anzahl, sie haben jedoch an den Ichneumons, Stinkthicren und wilden Katzen viele Feinde. Die Schwarzen geniessen sowohl das Fleisch der Hühner als die Eier, letztere jedoch nur, wenn die .hingen fast am Ausschlüpfen sind. Haushunde linden sich da und dort, wie es seheint, vorzüglich als Wächter zum Schutz gegen wilde Thiere; die Rasse dürfte von der egyptischen abstammen. Die Dor theilcn sich in viele kleinere Qabr'il oder Familien. Zunächst um unsere Zeribah widmen die zu jenem Stamm gehörigen Bongo, weiter nördlich die Dambo. Da diese Völkerschuften fast ausschliesslich vom Feldhau leben, haben sie weniger das Bedtirf niss, sieh in grössere Gemeinden und Ortschaften zu vereinigen, [eh sah deren keine, welche mehr als 30 Hütten gezählt hätte. ') Ein« EUmitU - Art, welche iti grosser Menge bei den Niamaniam und Fertit ge» pflanzt wird und namentlich zur Merisah - Bereitung dient. Doch findet man oft ziemlich viele solcher Gehöfte auf einem kleinen Bezirk. Ihr Oberhaupt ist gewöhnlich der Reichste und Au gesehenste eines Dorfes oder einer Gegend. Die Jläuptlingswürde scheint ursprünglich erblich gewesen zu sein. Jetzt bestätigt der Handelsmann oder Agent diese Mescheich (plur. von Scheck, Orts vorstund), doch haben sie wenig Macht und Fun fluss. Vor den Hütten des Scheck, der immer mehrere Weiber und Sklavinnen hat, sind die Wahrzeichen seiner Würde aufgepflanzt: einige grosse Noqarah i hölzerne Trommeln) und ein troinpetcnartigcs Instrument, das ich bloss bei den Dor gesehen habe. Dieses besteht aus einem Baum stamm von ziemlich leichtem Holz, 3—5 Fuss lang bei 12—18 Zoll Durehmesser. Es stellt eine menschliche Figur von sehr roher Arbeit vor, ist hohl und hat am Kopfende eine kleine, seitwärts angebrachte Oeffnung. Ruft ein Mann von kräftiger Stimme in diese Höhlung, so vernimmt man den Ton auf grosse Entfernung, und es wird damit das Zeichen zur Vereinigung der waffenfähigen Mannschaft gegeben. Die Nor/arali schlägt man gewöhnlich bei Freudenfesten, bei welchen Kriegstänze und Gesänge aufgeführt werden. Die Bongo und Fertit sind grosse Freunde der Musik. Oft bedienen sie sich als Begleitung zum tiesang einer Art von Mandoline mit 5 Sailen, die übereinander liegen; dieses Instrument kommt vorzüglich von den Niamaniam und Kredj. Ihre Lieder sind äusserst harmonisch, meist Bchwermttthiger Natur, wie so viele echte Volks lieder, und bewegen sich, wie es auch bei diesen sehr häufig der Fall ist, in Molltönen, die in richtigem Takt und Rhythmus, theils ein- theils mehrstimmig hervorgebracht werden. Zumeist singt eiue Stimme vor und die andern fallen im Chore ein. Zu jeder geselligen Unterhaltung, welche die Schwarzen über Alles lieben, gehört auch Merisah, ein Getränk, das früher in allen Hütten zu linden war, wenigstens nach der Erntezeit, wo Ueberfluss an Getreide ist. Doch sahen wir hier bei solchen Gelegenheiten niemals Betrunkene, überhaupt führen sich die Leute, wenigstens Angesichts der Fremden, in jeder Beziehung anständig auf. Der Tanz ist ähnlich dem der Djur mit Pantomimen und Scheinkämpfen verbunden. Religiöse Begriffe scheinen die Dor eigentlich nicht zu haben, sie glauben aber an Geister, an Behexung und Verwünschungen. Betrifft Jemanden ein unerwarteter Tod, so glaubt man allgemein, dass irgend ein geheimer Feind die Ursache davon sei, der die 13* Mächt besitze, auch auf weite Entfernung Andern Schaden zuzufügen. Es gibt Hexen, welche vorgehen diese Mensehen zu kennen, ihr Thun und Treiben verrathen und das Lehel, das sie verursachen, beschwören. Auch gegen gewisse Leiden und Krankheiten werden hiiuiig alte Weiber zu Rath gezogen. Wir machten die Bekanntschaft einer solchen Frau, welche sehr gute Taschenspielcrkünstc zum Besten gab. Stirbt ein tapferer Krieger, so errichten seine Genossen auf dem Grabe einen Steinhaufen, dieser wird zuweilen mit einer kleinen Umzäunung aus rohem Holzwerk umgeben und ein Baumstamm schräg daraufgestellt, so dass man glaubt, einen Ziehbrunnen der ungarischen Puszten vor sich zu haben, in diesem Stamme sind rundum Querschnitte angebracht, einer etwa ö Zoll vom andern entfernt, und unsere Soldaten behaupteten, dass jeder solcher Schnitt, der den Baum gleichsam gliedert, einen erschlagenen Feind zu bedeuten habe. Nie hörte ich, dass die Dor-Häuptlinge zugleich Regenmacher und Zauberer sind, wie viele bei den Bari und anderen Stämmen am oberen weissen Strome. Wünscht ein Dor zu heiiathcu, so kauft er seine Zukünftige vom Vater um eine gewisse Anzahl Lanzen, welche im Lande verfertigt und als Scheidemünze gebraucht werden. Das Schmiedehandwerk wird hauptsächlich betrieben, wenn die Feldgeschäfte beendigt sind. Erzreicher Boden findet sieh im ganzen Lande; die Eisenarbeiter suchen vornehmlich diejenigen losen Eisenthone auf, welche durch Hochwasser etwas gereinigt und in muldenartigen Vertiefungen mit Humus und Thon angeschwemmt vorkommen. Diese haben auch die zweckdienlichste Form, da es meist Körner von Eigrösse bis zu der einer Bohne sind. Das Verfahren selbst ist höchst einfach, ungefähr das der katatonischen Schmiede. Man gräbt in die Erde ein Loch von 2—3 Fuss Tiefe und 2 Fuss Durchmesser, kleidet es mit Thon aus und lässt diesen vollkommen trocknen. Dann füllt der Schmied die Grube mit Kohle aus hartem Holz, welche er auch in Thongruben gebrannt hat und gibt oben auf einen Satz gut gereinigtes Erz ohne weiteren Zuschlag von Kalk oder Quarz, welche Gesteine hier überhaupt gar nicht vorkommen. Ueber den Herd, wenn man die Grube so nennen kann, stellt man eine trichterförmige 3—5 Fuss hohe Esse, gleichfalls von gebranntem Thon. In den Herd führen überdies 4—f> schräge angebrachte Ocffnungcn, in welche ebensoviele thünerne Röhren oder Düsen eingeführt werden. Ist die Esse gehörig auf den Herd gepasst, die Fugen mit Thon verstrichen und letzterer atr Fig. I. Esse um! Gebläse-Vorrichtung. — Sritenansklit. Fig. 2. Schmelzofen - Durchschnitt. getrocknet, so gibt man von unten Feuer. Auf jedem Düsenrohr ist ein lederner Sack befestigt, welcher als Blasebalg dient und beständig mit der Hand oder mittelst eines kleinen Stockes aufgezogen und zusammengedrückt wird. Der Satz geht hinnen weniger als einer Stunde nieder und auf dem Grund des Ofens bleibt ein dun l< Schlacken u. dgl. etwas verunreinigtes, stahlartiges Schmiedeeisen, welches dann auf einem steinernen oder eisernen Amhos ausgehämmert und zu runden Platten, den schon beschriebenen Meldt, oder zu Lanzen verarbeitet wird. Häufig ist dieses Produkt aber noch nicht gar und rein genug und enthält noch zu viel Kohlenstoff. In diesem Fall und überhaupt, wenn etwas feinere Waarc dargestellt werden soll, muss ersteres noch eine Art Frischprozess durchmachen. Dies geschieht wieder in einer Grube, die jedoch kleiner und flacher ist, als die, in welcher geschmolzen wurde, auch fehlt hier die Esse. In diesen Frischherd münden zwei sich gegenüberliegende Doppeldüsen, welche auch etwas Neigung nach der Mitte des Herdes hin haben. Das zu reinigende Eisen liegt, in Kohle eingehüllt, im Herd, und nun wird wieder gefeuert und ndtielsl Handblasebälgen beständig Wind gegeben, bis die nöthige Enthohlung stattfindet und das Eisen zu schweissen beginnt. Fig. 3. Frischfeuer. Fig. 4. Blasebalg aus Ziegenhaut. t Die Eisenmenge, welche durch einen Satz gewonnen wird, betrag! nicht über einige Pfand, das Erz dürfte kaum 15—18 Prozent Metall enthalten. Das Erzeugnis» seihst ist gerne rothbrüchig, die Arbeit trotzdem jedoch sehr sauber. Am Bah'r-cl-Djebel findet sich neben Thoneisenstein auch sehr schöner Spateisenstein als Geröll in Regenbetten. Nicht selten kommt bei den Dor auch Kupier in den Handel und zwar in kleinen Blöcken von etwa 1 Pfund Gewicht. Dieses wird in IToferat el Nah'as erzeugt und als Rohkupfer weithin entsendet. Es ist von sehr schöner Farbe und scheint ganz rein zu sein. Die Bongo schmieden Annringe und andere kleine Verzierungen aus demselben, ziehen es sogar zu Draht aus. Es ist bei den Niamaniam und Fertit als Tauschartikel sehr beliebt. In den von uns besuchten Neger-Ländern findet Bich nirgends Kochsalz. Die Djur und Dor suchen dasselbe durch die Asche gewisser Pflanzen zu ersetzen, die sie auslaugen und mit Tabak gemischt kauen. Salz soll durch die Araber Süd-Kordofaiis und Dar Furs dann und wann in kleinen Mengen hier eingeführt werden, aber man betrachtet den Genuss desselben immer als einen hohen Luxus. Die Art des Feldbaues ist ganz ähnlich der bei den [Djur und Dinka üblichen. Die Aussaat geschieht mit Anfang der Regenzeit. Man pflanzt Büschelmais fhlien (Pennioülaria), Sorgho, Telabu/n (eine Elemine). Verschiedene Arten von Bohnen, deren mehrere ich weiter nördlich nicht gesehen, Sesam, Gurken, Kürbisse von ungemeiner Grösse und gutem Geschmack, Tabak, Weqa (Hibiscus esculentus), Erdnüsse. Bei den Zeriben trifft man wohl auch einige Bananen, schöne lledindjan (Solanum), Zwiebeln, Rettige und MelocJtich (Corchorus olitorins), rothen Pfeffer (Cap&wm conieum, arabisch Srhilr/ch). Wild Wächst l'urlulal: (arabisch Hid/hh) und anderes Gemüse, namentlich Cienkowskia, weichte wir off als Salat genossen. Sehr zahlreich sind die Knollen und Zwiebelgewächse, welche den Eingeborenen ebenfalls Nahrung liefern; auch sahen wir grosse, rübenähnliche, sehr aromatische Wurzeln; wilder Reis ist häutig in den Niederungen, viele Gramineen der Waldregion dienen als Getreide. Endlich sammeln die Neger wilde Früchte, die Knollen und Samen von Nymjihaccn u. a. Wasserpflanzen. Von Bataten sahen wir wohl vier verschiedene Arten, welche alle recht gute und nahrhafte Knollen liefern. Die eine erzeugt deren von der Form und Grösse eines halben Apfels, andere gleichen in Gestalt einer grossen, langen Kühe, wieder andere sind 3—(5 Pfund schwer und mit sonderbar geformten Auswüchsen und Anhängseln versehen. Sic werden sowohl gezogen, als wildwachsend gefunden. Eine Hauptrolle unter den Produkten der Qabah spielt der Butter-baum {Butyrospcrnimn Tarka), von den Arabern Schctr d-Lidn oder Söhetr rl-DIlfni genannt. Es bildet dieser Baum oft grosse Waldpartien und er scheint — die Flussufer ausgenommen — im ganzen Gebiet des Gazellcnflusscs und Kir vorzukommen. Man trifft ihn an feuchten, humusreichen — wie an trockenen, sandigen und felsigen Standorten. Am vollkommensten soll er bei den Fertit und Niamaniam gedeihen. Dieser Baum erreicht eine Höhe von 30— 40 Fuss, bei einem Stammdurchmesser von höchstens 2 Fuss; in Form im Allgemeinen und der Art der Ausbreitung der knorrigen, häufig horizontalen Acste gleicht er unserer Eiche; die Kinde ist rauh, regelmässig und tief zerklüftet und von rauchgraucr Farbe, die Zweige kurz, stumpf und dick, oft rechtwinklig angesetzt; sie tragen an ihrer stumpfen Spitze Büschel von stumpfen, langovalen, fast lederglänzenden, quergerippten und ganzrandigen Blättern, welche über einen halben Fuss Länge erreichen und deren Band häutig etwas wellenförmig erhaben und vertieft ist; die jüngeren Blätter sind mehr braunröthlich, und ihr Rand ist meist nach rückwärts umgelegt. Zwischen ihnen stehen eine Menge lanzettförmiger Afterblättehen und die büschelförmig gruppirten Vft—2 Zoll langen Blüthen, aus der Ferne grossen Birnbliithcn gleichend. Ein kleiner birnförmiger Kelch trägt 4 äussere und 4 innere Kelchblätter. Die gelblich-wcisse, etwa 9 Linien im Durchmesser haltende Blume besteht aus einem achttheiligen Blumenblatt; am inneren, unteren Theilc desselben sitzen 8 Staubfäden fest und an deren Basis hüllen 8 kleine Blättchen den zwiebeiförmigen Fruchtknoten ein, aus welchem ein Stempel ohne sichtbare Narbe hervorragt. Der Geruch der Blüthe ist ganz unbedeutend. Aus den Zweigen fliesst ein Harz von niilehweisser Farbe, das bald erhärtet, klar und durchsichtig wird und schon im halbtrockenen Zustande mit lichter Flamme verbrennt; im Wasser ist es unlöslich, frisch dagegen klebrig, und die Fertit benutzen es deshalb, um Baststreifen als Bänder an die Schafte ihrer Pfeile zu befestigen, damit diese beim Hineintreiben der eisernen Spitze nicht springen. Ich habe versucht, dieses Harz zu sammeln, aber es scheint im verschlossenen Räume bald einenGährungsprocess durchzumachen, indem es immer den Kork aus den Flaschen trieb und auslief. Der Lulu kommt im November zur Blüthe und reift vor Beginn der Sommerregen. Die Früchte selbst sind — wenn ich mich recht erinnere — von einer gelben, genicssbaren Fleischschicht eingehüllt, und bestehen aus einem oder zwei Kernen, den essbaren Kastanien (Marroncn) in Farbe und Form nicht unähnlich. Geröstet, zerstossen, mit kaltem Wasser umgerührt und dann gepresst, liefern sie reichliche Menge eines wohlschmeckenden Ocles, das schon bei -f- 20" II. fest wird. Von Bäumen der Qahah erwähne ich noch mehrere Cftssia-Arten mit sehr langen Früchten, ähnlich der Cassia fistula; eine Jasmin-Art mit hellrosenfarbigen, mehr büschelartig stehenden Blättern; die Xwnenia laurina mit ihren wohlschmeckenden gelben Früchten; gelbblühende Dahlbertfini; ein akazienartiger Strauch mit grossen hellgrünen, gefiederten Blättern, ähnlich dem abessinischen Vterolo-bkm, mit langen weissen Blüthenkätzchen; Cordien, mehrere Bau-hinien, deren eine Art fast zweifingerbreite Früchte trägt; Gardenien, Kronlcuchtcr-Euphorbicn. Ein weiteres Erzcugniss des Landes ist der Honig. Die Neger sammeln denselben entweder von ganz wilden Bienen, oder sie legen an geeigneten Plätzen in der Qabah bohle Baumstämme und korbartige Gcfässe von Thon und Stroh nieder, in welchen sich die Thiere ansiedeln. Die Ocffnungen dieser Baue werden mit Erde verschlossen und man lässt nur kleine Schlupflöcher für die Arbeits bienen. Auch sorgt man dafür, dass der Honigdachs nicht leicht dazukommen kann. Honig sowohl als Wachs werden von den Negern gegessen, obwohl auch die Kaufleute in neuerer Zeit ihr Augenmerk auf Einsammeln dieser Produkte gerichtet haben. Die Jagd wird von den Dör auf verschiedene Weise betrieben. Wie in Dambo, so trifft man auch in Bongo in jeder Hütte grosse Wildgarne; ganze Bezirke vereinigen sich in der trockenen Jahreszeit, bilden mit den an Stangen und Bäumen aufgehängten Netzen mehr und mehr sich verengernde (Sassen, durch welche das Wild mittelst Feuer und Treiber in Gruben gehetzt wird. So werden zuweilen viele Büffel und Antilopen zugleich eingefangen. Das Fleisch dieser Thiere schneidet man in lange Riemen und trocknet es an der Luft. Auch Elephanten erlegt man auf diese Weise. In der Nähe der Gewässer stiess ich zuweilen auf eine Art von Priigel-falle, in welche namentlich Perl- und Frankolinhühner gerathen, hier und da auch ein kleines Säugethier, namentlich Katzen. Hatten, Springmäuse und ähnliche, meist unter der Erde lebende Thiere werden ausgegraben und wie Schlangen und grosse Eidechsen ebenfalls verspeist. Seihst eine Wanzenart, sowie fliegende Termiten und Heuschrecken verachten diese Neger keineswegs. Alles was nicht trockene Speise ist, essen die Schwarzen flicht aus der Hand, wie die Muhamedaner. Sie haben Löffel von Eisen, Horn und Holz und bedienen sieh als solcher auch der Schalen von grössern Muscheln. Die Dor haben keine besondern Stammzeichen durch Tätowiren wie die Dinka; den meisten fehlen zwei oder vier untere Schneidezähne. Ihre Trachten und die Sitte der Frauen, die Unterlippe zu durchbohren und die OctVnung durch immer grössere Holzstücke bis auf zwei Zoll zu erweitern, haben wir oben schon erwähnt, ebenso, dass sie häutig mit einer Mischung von Fett und Eisenocker den Körper rotb färben. Bei manchen Dor, sowohl Männern als Frauen, ist auch der äussere Rand der ganzen Ohrmuschel vielfach durchbohrt und mit kupfernen Bingen behangen; andere tragen deren hlos einen und diesen dann meist an der obern Ecke der Ohrmuschel. Da in den trockenen Gegenden die Mosquitos weit seltener sind, als längs der Sümpfe, so schlafen die Dor nicht in der Asche, sondern entweder auf Wildhäuten am Boden oder auf sehr kleinen mit Lederstreifen beflochtenen AnqarSb (Ruhebetten). Die Sprache scheint mit den Mundarten der Negerstämme längs des weissen Nils nicht verwandt zu sein, wie auch das ganze Volk anscheinend keine Gemeinschaft, mit jenen Stämmen hat. Wie allen mir bekannten Xegerdialektcn fehlt auch diesem eine scharfe Aus Sprache, wozu allerdings der Mangel der untern Schneidezähne viel beitragen mag. Ich beabsichtigte mir ein Vokabular der Dörsprache anzufertigen, machte auch den Anfang damit, fand aber bald, dass es mir nicht möglich war, die Laute mit unsern Schriftzeichen richtig wiederzugeben. Als Anhang werde ich noch einige Dor-Worte anführen. Die Aussprache ist nicht unnielodisch, weich, und beleidigt daher das Ohr keineswegs; selbst die Vokale hört man häufig nicht scharf und klar, viele werden halb verschlungen; vor- herrschend sind Kehllaute, Zahn und Nasenlaute, sowie consonan tische Doppcllaute. Von Krankheiten und Gehrechen, die das Volk etwa besonders heimsuchen sollten, hörten wir wenig; die Blattern traten von Zeit zu Zeit im Lande auf; Fieber erscheinen namentlich nach der Regenzeit, im Allgemeinen jedoch nicht in der akuten Weise wie in Chartum und am blauen Nil. Leichte Ifautkrankeiten sind häufig, ebenso Fadenwurm. Viel Fleischgcnuss verursacht hier zu Lande leicht Dysenterie, welche meist einen raschen und tödtlichen Verlauf annimmt. Höchst entzündlich und gefährlich sind zu allen Jahreszeiten die leichtesten Verwundungen — namentlich an den Beimai. Der Grund davon dürfte wohl in äusseren Einflüssen zu suchen sein. Syphilis ist durch die Handelsleute und Soldaten eingeschleppt, die auch zuweilen an Skorbut zu leiden haben. Rheumatische Uebel scheinen öfter vorzukommen. Von Gebrauch innerer Heilmittel habe ich nie etwas bei den Dör gehört, obschon sie allerdings sagen, dass diese und jene Pflanzen abführende oder der Gesundheit schädliche Eigenschaften haben. Gegen örtliche Schmerzen wird Blutentziehung oft und schnell angewendet. Augenleiden kommen hier nicht vor, wenigstens nicht in dem Masse wie in Egypten; dagegen sieht man vorzüglich bei den Dinka der Niederungen schlechte Zähne. Eine allgemeine Schilderung der Völkerschaften zwischen Djur und Dambofluss vermag ich nicht zugeben. Wir haben zu wenig Gelegenheit gehabt, sie in ihrem Urzustand zu beobachten. Sie scheinen guthmüthigen, heitern Wesens, lieben Vergnügungen und Gesellschaft, sind arbeitsam und sparsam mit ihren Vorräthcn, gesprächig, in ihren Sitten einfach. Oft kehrte ich in ihren Hütten ein, erhielt dort einen Trunk Wasser oder Merisah,; Feuer und (du Stühlchen /um Sitzen wurde gleich herbeigebracht, kleine Geschenke nahm man dankbar au. In den Dörfern, welche ich auf meinen kleinen Jagdaiisllügen oftmals passirte und wo die Leute mich bereits kannten, baten die Jungen immer, mich begleiten zu dürfen; sie trugen mir die Jagdtasche, eines meiner Gewehre, die Jagdbeute, und führten mich gern an Stellen, wo es viele Perlhühner gab; erhandelte ich kleine ethnographische Gegenstände, namentlich Lanzen von ihnen, so gaben sie zu verstehen, ich möchte dies in der Zeribah verheimlichen, weil sie sich schweren Straten aussetzen würden. In der Umgebung dor Niederlassungen soll unter dem weibliehen Geschlecht die Unsittlichkcit in hohem Grade eingerissen haben; doch ist das Benehmen der Frauen und Mädehcn in Gesellschaft durchaus nicht nnstössig, trotz ihrer höchst einfachen Toilette. Bei beiden Geschlechtern werden die Haare sehr kurz gehalten, wohl des Ungeziefers wegen, das übrigens in der Zerüiah mehr zu Hause ist, als in den Hütten der Eingeborenen. Die Industrie unserer Neger beschränkt sich auf Anfertigung der zu ihren bescheidenen Bedürfnissen nöthigen Gegenstände. Der beträchtlichste Zweig ist die schon besprochene Eisenproduktion. Neben Lanzen und Spaten fertigen die Männer kleine Messerklingen, lange Pfeilspitzen mit Widerhaken, eiserne Platten zum Brotbacken, kleine Beile, Glöckchcn, Ketten und Zierrath von Eisen. Ihre Lanzenschäfte, Pfeifenröhren, Keulen u. s. w. umwinden sie mit sclbstgescldagcncm Kupferdraht, auch verstehen sie aus letzterem zierliche Schnüre zu machen, die als Gürtel um den Leib getragen werden. Die Töpferei betreihen nur Frauen. Sie bedienen sich dazu verschiedener Thon-Arten und wissen dieselben auch zu färben und zu glasiren. In jeder Haushaltung gibt es mehrere grosse irdene Töpfe, in welchen das weibliche Geschlecht das Trinkwasser herbeischafft und Merisah bereitet. Kleinere zierliche Schalen, Krüge und Schüsseln sind nicht so gewöhnlich. Pfeifenköpfe werden aus schwarzgefärbtem oder rothein Thon gemacht, sie gleichen in Form den türkischen, sind jedoch etwas höher und weniger weit und konisch, während die Schiluk und Dinka wahre Riesenexemplare führen. Das hölzerne Kohr ist 10—15 Zoll lang, meist aus Bamhusholz, oben mit kleiner hölzerner oder metallener Mündspitze versehen. Die Flechtarbeit befasst sich mit Anfertigung verschiedener Arten von Körben aus Bast und Zweigen, von Strohmatten, Deckeln auf Töpfe und von Netzen zur Jagd wie zu Beuteln, die zur Aufbewahrung von Nahrungsmitteln dienen. Hibiscus - Fasern werden gedörrt, geschwungen und geschlagen, bis ein hanfartiges Material daraus entsteht, aus dem man Gürtel bis zur Handbreite macht, die beide Geschlechter zur Zierde tragen. Auch verwendet man diese Faser zu festen Schnüren und Stricken. Als Gerbemitte] zur Zubereitung von Wild- und Ziegenhäuten dienen verschiedene Rinden, namentlich die einer Sykomore und einer Akazie, mit weichem, mehr markigem als holzigem Stengel und gelben Blüthenkätzchen. Die Rinde der Sykomore. färbt die damit behandelte Haut lebhaft rostroth. Doch werden alle Lederwaaren bald brüchig, was wohl mehr in dem Gerbmittel seinen Grund hat, als in der sonstigen Behandlung. Sehr niedlich sind die kleinen Stühle, welche aus einem Stück Holz ausgearbeitet werden. Auch Blatten und Schüsseln von sehr schwerem, hartem Holz, namentlich von Duhlberyla, sieht man da und dort; diese sollen jedoch von den Fertit und Niamaniam eingeführt werden. Aus Hörnern von Antilopen, Büffeln und aus Elfenbein sieht man Armringe, Jagdhörner u. dgl. mehr. Da ich selbst aus Mangel an Rcitthicrcn und Trägern verhindert war, einen Besuch bei den Niamaniam zu machen, habe ich mich bemüht, alle mir direkt und indirekt zugekommenen Berichte Uber Land und Volk zu sammeln und zu sichten. Die geographischen Notizen sind sämmtlich bei Gonstruktion meiner Karte verwerthet worden. Niamaniam-. Das grosse Volk der Xianianiain grunzt in Norden an die Fertit, in Osten an die Dor- und vielleicht einige Djür-Stämmc, seine Ausdehnung naeh Süd und West ist noch nicht näher bekannt; ein/eine Zweige reichen jedenfalls bis jenseits des Aequator und noch westwärts vom 18" 0. v. Gr. Niamiam oder Namiam, im Plural Niamaniam, ist ein sudan-arabisehes Wort und bedeutet bei den Djeldben ursprünglich wörtlich nur Esser, Fresser, hier insbesondere Menschenfresser. Man erzählte sich, dass dieses Volk Hundszähne, auch Mundsgesichter habe und geschwänzt sei, weshalb man es auch Abu Krlab (llundciuenschen) zu nennen pflegte. Ob die Niamaniam in ihrer Sprache eine allgemeine Bezeich nung für den ganzen Stamm und die ihm unterworfenen und unter ihm wohnenden Neger haben, kann ich nicht angeben; überhaupt beziehen sich meine Nachrichten vorzüglich auf die nordöstlicheren Bezirke. Die Niamaniam theileu sich in Freie oder Adel, die herrschende Klasse, und in Unterworfene oder Sklaven. Erstere nennen sieh „Stmtlr' und gehören nicht der Negerrasse an, obgleich sie die centralstenGegenden des afrikanischen Festlandes bewohnen. Die Sande sind von gedrungenem, kräftigem Körperbau und gleichen in Gesichtszügen und Farbe den südlicheren Baqara Arabern; ihr Haar ist lang und wird meist gescheitelt und geflochten, wie dies bei semitischen Stämmen Afrika's üblich ist; der Bartwuchs ist stark und dicht. Die Männer tragen entweder Schürzen oder [Jmbängetticher von fremdländischem Baumwollstoff oder vom Bast einer Sykomore; andere ziehen nur ein Stack von gegerbtem Leder zwischen den Beinen durch, das vorne und hinten in dem handbreiten Leihgurt befestigt wird, niemals aber gehen sie nackt Die Kleidung der Frauen besteht in einem langen Leihrock, der zuweilen bis unter die Anne heraufreicht, ebenfalls aus Baumwoll- oder Faser-Stoff, oder sie tragen den Leibgürtel, von welchem — wie bei den Dör — immer frischgrüne Laubbündel herabhängen. Einzelne Qabeü (Familien) der Saude heissen Dika, Bendj, Makraka etc. Die unterworfene Bevölkerung gehört wohl ausschliesslich zur eigentlichen Negerrasse, besteht jedoch aus verschiedenen Stämmen; einige Namen derselben sind: ßambiri, Basa, Qerombo, Berembo, Sehen oder Schera, Bambia; mehrere der lelzlern könnten auch mit den Kredj verwandt sein. Die Sprache der Sande ist von derjenigen ihrer Sklaven verschieden, wie auch letztere unter sich wieder nicht gleiche Mundarten haben. Mehr als hundert erbliche Sultane oder Fürsten, alle aus dem Adel der Niamaniam, herrschen irn Lande, und viele derselben besitzen eine ansehnliche Streitmacht und ein grosses Gebiet. Dieses Volk dürfte mit den Danakil, den Somalen, 'den Gala Ostairika's und den Wuhama im Quellenland des Bah'r-el-Djebel in verwandtschaftlicher Beziehung stehen und hat sieb, im letzten .Jahrzehnt wenigstens, stetig nach Norden zu ausgebreitet, die Negerstämme, auf welche es stiess, unterjochend oder vertreibend. Seine Vorposten stehen bereits durch ganz Fertit bis au den Gränzen von Dar Kur. Die Niamaniam sind Ackerbauer und Jäger, doch bestellt der Sande sein Feld nicht selbst, sondern es ist dies Aufgabe der Leibeigenen. Kindvieh wird nirgends gehalten, Ziegen nicht häufig, dagegen züchtet man viele Hühner und eine kleine Hunderasse, welche theils zur Jagd gebraucht, theils gemästet und verspeist wird. Man isst aher allgemein ausser jeder Art von \ ierliisslern bis auf die Mäuse, auch Eidechsen, Schlangen, Termiten und in manchen Gegenden Fische. Der Boden bringt Teiabün (Wensiuc), Büschelmais, Sesam, Erdnüsse, Cucufbdaeeeu., Tabak etc. hervor, wild wachsen Bananen, deren Früchte bis zu einem Fuss lang werden sollen, Kaie (in Bcndjich), Bataten, eine Anona mit gelbem Fleisch, Bambus, Kotang (arabisch Ckeserdn) und namentlich eine Oelpalme, von den Handelsleuten Tarnet d faraiun benannt. Diese hat ungefähr die Form der wilden Kokospalme; die etwas dreikantigen Blatt stiele erreichen wohl eine Länge von mehr als 40 Fuss, und die gelben, in Bündeln beisammenstehenden Früchte haben die Form der Dattel, erreichen aber die Grösse der gewöhnlichen Bananen. Der Butterbaum ist, wenigstens in den nördlichen Gegenden, überall verbreitet, ebenso gibt es dort noch viele ölreiebe Früchte und zahlreiche essbare Knollen- und Bulbengewäehsc, wogegen Dorngewächse, namentlich die Akazien gänzlich zu fehlen scheinen. Auf dichtbelaubtem Hochholz längs der Flüsse haust in Paaren und Familien derüf'&on, ein Alle von der Grösse eines Mannes und von wildem Wesen, so dass er sich nicht scheut, den ihn verfolgenden Jäger anzugreifen. Dieser Vierbänder baut sich grosse Nester auf den Kronen der Bäume und versieht sie mit einem dichten Schutz dach gegen den Regen. Er hat eine olivenschwärzliche, nicht dichte Behaarung, nacktes, fleischfarbenes Gesicht und weissliches Gesäss. Häufig ist der I')tr-S. Tab. 20. edirten Karte wird der See auf I o nördl. — 2° südl. Breite und 23—2"" östl. Länge von Greenwich verlegt. Heu k lin, Keine nach dem wdHen Nil. 14 ziemlich reissendCs Wasser enthält. Dann Richtung in SW.; man iimlet nach einem Tagemarsch wieder eine Biegung des Flusses, den man noch zweimal überschreitet, und erreicht nach einem weiteren kleinen Tagemarsch den Kosangaberg; eine bis zwei Stunden zuvor kommt man Uber einen unbedeutenden Bach, der jedoch immer Wasser enthält. Während der letzten Tagereise hat man eine grosse Flussbiegung zur Beeilten gelassen, in welche ein beträchtlicher aus SW. zu S. kommender, Uber Felsgrund hintlicssender Strom mündet, der seitie Quellen noch in Fertit, in den Bergen des Häuptlings Manqiri hat. Der Kosangaberg besteht aus Granit und ragt ziemlich vereinzelt ans der durch verschiedene Regenbetten durchfurchten Ebene. Eine kleine Tagereise weiter westlich liegt der Berg Aquoi; die umwohnenden Fertit gehören zum Stamm der Andaqo und Qolo. Vom Kosanga berg in S. zu W. liegt auf einen starken Tagemarsch Entfernung die Zerfbah Idris Woad Ad'tcr; von hier ist es 5—6 Stunden, ungefähr in der gleichen Richtung bis zur Zeribah Arbäb el-Sibcr, am Fuss eines kleinen Berges und nahe am Kosangailuss gelegen. 7—8 Stunden südlich führen zur Zrrihah Qamr, von da 8—9 Stunden nach Dem Beqir; nach den ersten 3 Stunden (von Qamr aus) lässt man einen isolirten Berg, Mekaü genannt, nahe in West; daneben ist ein grosser Sumpf, Nach weiteren 2 -8 Stunden begegnet man zwei andern Bergen, Fascho und Jando. Geht man von Dem Beqir westlich, so gelangt mau in lr> Tagemarsch nach Dem Bah'er oder Kendel) Abu Kuka, geht dann über den felsigen und rauschenden Chör Scheher und nach 10—12 Stunden (von Dem Beqir gerechnet) erreicht man den grossen .Markt oder „Dem*1 Gudju oder Kerafeh Qoloani, den früher schon erwähnten, oft schlechtweg Deam benannten Stapel platz der Kaufleute von Dar-Für. Wie haben die Bekanntschaft eines Djrl/tb (Handelsmann) aus Fascher (der zweiten llauptsludt von Dar-Für) gemacht, welcher von seiner Heimath über lfoferat el nahäs hierher gelangte, sich längere Zeit in Kerafeh Abu Kuka niedergelassen und dann über die Meschrai der Req-Ncger zu Schilf nach Chartum gekommen ist. Ihm und seinen Begleitern verdanke ich ein interessantes Itinerar des Weges1). Von Dem Beqir erreicht man in stark 10 Stunden Marsch nach SW. M'banga, nach dem man etwa auf dem halben Wege die Granze des Niamaniam >) Siehe Appendix 2 (Knravauenrouten). iiinl den Kosangatluss wieder gekreuzt hat. Etwas nördlich am Fluss lässt man Gypshttgel mit viel Bambusgebttsob zur Rechten. .M'banga ist auf einer grossen, etwas erhabenen Lichtung erbaut; eine halbe Tagereise Südsüdwest liegt das vereinzelte Gebirge Somkala, «reiches als kahes Hochland geschildert wird; westlich, nach den Bergen des Hchrch Manqiri zu, das Hochland Sabora, das in Südost fortsetzt und die Wasserscheide des Kosanga- und somit des Nilgebiets bildet. Von M'banga direel Büdlich in etwa 4C> Stunden Entfernung ist die Residenz des Niamaniam-Sultan Makisa; dann Ks Stunden in SSW. diejenige des Sultan Daria. Unterwegs (zwischen Makisa und Baria) durchwandert mau weite sumpfige Ebenen mit dem Strom Makua oder Maqua und einem Zuiluss desselben; der Makua ist sehr breit, und da er zu viele Untiefen und Schilf enthält, so überschreitet man ihn nur auf einer Brücke aus Baumstämmen, von senkrechten Balken getragein, welche aher für Lastthiere nicht benutzt werden kann. Vom Sultan Baria kommt man in 10 Stunden in S. zu 0. zum Sultan Senä, an dem schon erwähnt grossen Flusse. Eine halbe Stunde von dieser Residenz liegen zwei hohe Berge, von wilden Berembo und Basa bewohnt, Unterthauen des Senä, die sich gegen ihren Gebieter empört haben. Hat man den Senä oder Eiso-Fluss im Kücken, so kommt man in 20 Stunden immer in Süd zur Residenz des Sultan Kita und von hier in 25 Stunden in S. zu W. zu dem grossen Binnenmeer. Andere wichtige Plätze im nördlichen Gebiet der Niamaniam sind Mcra, zwei Tagereisen (meist durch Bambuswildniss) von Dem Qudju in S. zu W. — Von da einen Tag zum Chor d-Chesemit und eine weitere Tagereise bis Dem Bodo in S. W, In Mera wohnen Kredj, in Bodo Seheri oder Schcra, Unterthauen des Molid. Von Bodo sind 3 Tagereisen in SW. bis zum grossen Markt Laqa in Dar Bcndjieh; an Dar Bemljieh grunzt westlich Dar Ad ja, wieder von Kredj bewohnt. Von M'banga in S. zu W. und 10 Stunden Entfernung wohnt der Niamaniam Sultan Djimio, 8 Stunden südlicher der Sultan Wade*, 2 1 Stunden südlicher nahe am Maquafluss der Sultan Bakua Janqo. 5—6 Tagereisen SQ. von Moliö's Residenz ist die des östlichsten Niamaniamfürsten der Gegend, (ha1 Monqorbo heisst. Von Sultan Baria eine halbe Tagereise westlich wohnt Sero, etwas weiter in SW. Beni Sange, von hier wieder eine halbe Ii * Tagereise SW. Eiso am Nordufer des Senüllusscs. Die nördlichen Niamaniamfllrsten sind alle unter sich nahe verwandt. Djimiö ist ein Brudersöhn des Mofiö, ebenso Masika; Bakua Janqo soll sein wirklicher Bruder sein. Mono hat verschiedene höhere Würdenträger, deren einige die Stelle eines Maqckm (Gränzwächter) vertreten. Sie heissen in der Landessprache Beqi Koinnicn Kaufleute oder andere Fremde an, so stattet der Beqi seinem Herrn Bericht darüber ab und geleitet sie zur Residenz. Wie bei allen besondern Gelegenheiten, namentlich aher vor Unternehmung eines Feldzugs, wird in Gegenwart des Sultans einem schwarzen Huhn ein Pflanzengift gereicht. Stirbt dieses Thier, so bedeutet dieses Unglück, im entgegengesetzten Falle ist man eines guten Erfolge sieher. Auch ehe Fremde vom König empfangen werden, wird diese Vogelprobe gestellt; fällt sie glücklich aus, so wird dein Ankommenden eine Wohnung angewiesen und der König betrachtet ihn als seinen Gast, lässt ihn aber oft lange Zeit auf Empfang warten. Motiö ist der einzige Handelsmann in seinem Bezirk. Er unternimmt alljährlich grosse Raubzüge auf Sklaven, sowie Treibjagden auf Elephanten, wobei seine Leibeigenen, die Schcri und Bamhiri, alle waffenfähige Mannschaft aufzubieten haben.1) Elfenbein und Sklaven vertauscht er gegen Kupfer, Glasperlen, blaue Baumwollstoffe und Schiessbedarf an die Djelaben. Seine Privatwohnung ist eine sehr weitläufige Zeribah, und er soll mehrere hundert Weiber besitzen. Von jedem in seinem Gebiet erlegten Wild erhält der König ein gewisses Stück. Er ist ganz unumschränkter Herr und hat Recht Uber Lehen und Tod. Man sagt, er würde Europäer und Christen gerne in sein Land aufnehmen, da er die Mohammedaner hassl und nur gegen seinen Willen Handelsverbindungen mit ihnen unterhalten muss. Bricht Krieg aus, oder beabsichtigt der König einen raschen Raub oder Jagdzug, so lässt er seine Noqardh schlagen; dieser Ruf wird von allen Ortschaften vernommen, und auch sie gehen, ') Die Scheri haben spitzig zugcfeiltc Schneidezähne und werden allgemein für Menschenfresser gehalten; sie sollen jedoch nur erschlageno Feinde aufessen, chenso Verbrecher, welche ihnen Mono zur Vollziehung der Todesstrafe überlüsst. Die Weiber der Scheri tragen einen glatten Steincylindcr in der Oberlippe. während sie sich sammeln, ein ähnliches Zeichen, so dass sofort im ganzen Bezirke wie auf einen Schlag Alles aufgeboten wird. Diese Art von Telegraphie nennen die Niamaniam „Rongo". Eine eigentümliche Art Freundschaft zu schliessen, haben diese Völker. Der Brauch ist sowohl bei den Eingeborenen unter sich, wie zwischen ihnen und Fremden üblich. Die beiden Betheiligten setzen sich auf eine und dieselbe Strohmatte und jeder ritzt mit dem Messer am linken Arm eine kleine Wunde, bis Blut fliesst. Dieses lässt man auf ein Blatt träufeln und trinkt es gegenseitig: damit beschwört jeder, dem andern treuer Freund in Noth und Tod zu bleiben. Freunde des Königs werden, so lange sie in seinem Bezirk sind, als unverletzlich betrachtet, Der Herrscher lässt sie beständig durch einen Beamten oder auch durch mehrere begleiten, welche während der Heise grosse Stäbe als Abzeichen vor ihnen hertragen. Dass die Niamaniam in jeder Beziehung hoch über ihren schwarzen Nachharn stehen, beweist schon ihre Macht und Ausbreitung, wie ihre geordneteren gesellschaftlichen und staatlichen Verhältnisse und endlich ihr Gcwerhileiss. Wir haben bereits des Baststoffes erwähnt, aus welchem namentlich in den höher gelegenen Theilcn des Reiches Decken für Männer und lange Lcibröekc für Frauen gemacht werden. Diesen Stoff gewinnt man von einer Ficus-Avt ■ gemeiniglich fällt man den ganzen geraden, glatten Stamm, nimmt die Krone ab und hämmert die Rinde so lange, bis sie sich mit dem Bast abbist, worauf sie in einem Stück abgestreift werden kann; dieses wird nun gewalkt und geknetet und mit Fett und Eisenocker eingerieben. So erhält es ganz des Ansehen eines weichen, dichten wolligen Zeuges. Neben schönen Lanzen und Pfeilen, welche ganz die Form wie die der Kredj haben, fertigt man eiserne Aexte, Spaten, Annringe, dann Wurf- und Säbelmesser, auch zierliche Dolche. Die Lanzen sind sehr breit, blattförmig und mit Blutrinucn versehen, ebenso mit eiserner Spitze am untern Ende. Die Wurfmesser oder TfOwhndj, auch Kurlmrij genannt (Fig. 5, ö), sind die im ganzen Mittelafrika bis zum Tschad See hinüber gebräuchlichen. Sic haben eine Länge von 15- 20 Zoll, einen Handgriff, mit Schnüren umwunden, und bestehen aus einem Stück Eisen, das vorn au der kurzen Klinge einen oder mehrere querstehende Arme oder Messer hat, die scharf geschliffen sind. Die Walle, welche mit dem neuseeländer Bomarang eine Aehnlichkeit hat, wird horizontal geschleudert, so dass sie während ihrer Flughuhn beständige Drehungen um sich seihst macht. (Fig. 5, 6). Trombadj oder Wurfmesscr. Fig. 7. Fig. 8. Eine andere Warle (Fig, 7, 8), von Form einer Sichel, ist zweischneidig und hat oft einen hübsch gearbeiteten Handgriff aus Holz mii Eisendraht umsponnen. Die kurzen Säbel (Fig. 9) werden ohne Scheide getragen und sind meist nur auf der einwärts gekehrten Seite der Klinge scharf, (Itters auch an der Spitze zweischneidig, auf der äussern Seite zuweilen stumpf gezähnt und auch mit einer Art Paradestange, sowie mit Blutrinnen versehen. Häufig wird der hölzerne Griff mit Draht umzogen. Sehr saubere Dolche (Fig. 10, 11) trifft man ebenfalls: der Griff besteht meist aus guter und sorgfältiger Drahtarbeit; die Klingen sind immer zweischneidig, oben sehr breit; haben sie lederne Scheiden, so biegt man, um Verletzungen zu ver meiden, diese unten krumm. Fig. «). Fig. II. Fig. 13. Fig. 10. Lanzenspitzen (Fig. 12) und Messer (l'dg. IS), die als Tauschartikel dienen, bilde icli hier ab. Die kleinen Messer kommen meist paarweise und noch mit der Angel verbunden in den Handel und haben so die Form unserer Schafschccre. Der Niamaniam-Bogen ist höchstens 2 21 -2 Fuss lang, besteht aus Rotang, wie auch die Sehne nur aus einem Stück Kinde der genannten Pflanze gefertigt wird. Der Köcher, gewöhnlich aus einer Thierhaut ohne Naht, enthält oft, über loo Pfeile. Das Pfeilgift wird aus Sü den und Westen zugeführt und aus einer Fig. 14. Fig. 15. Wurzel genommen, die mau stampft und auskocht. Die so erzeugte dicke Masse wird auf die Pfeilspitze aufgetragen. Die Pfeile sind die bei den Kredj erwähnten, mit oft spannenlanger, aus 2—4 der Länge nach in einander gesteckten Eisenstäbchen mit zahlreichen Widerhaken versehener Spitze. Die eigentliche Spitze ist häutig nicht regelmässig pfeilförmig, sondern trapezartig oder oblong viereckig gebildet, sie wird durch Hämmern des kalten Metalles gehärtet und geschärft (Fig. 14, 15). Nicht minder schön als diese Warfen werden die Schilde gearbeitet, welche gewöhnlich lang-viereckig mit abgerundeten Ecken und in der Mitte etwas bauchig erhaben sind. Sie bestehen aus dicht an einander gefugten, glatten Rotangstäben, der Rand ist mit schwarzem Fell eingefasst und Uber die Mitte läuft ein grosses, schwarzes Kreuz als Zierde. Der Mandoline der Niamaniam haben wir Pfeilspitzen der Kredj schon gedacht: eine Abbildung (Fig. 16) wird statt und Niamaniam, nutür- , , Hohe Grösse. stehender Beschreibung dienen. Sie hat in ihrer ganzen Form etwas sehr Elegantes; gewöhnlich ziert ein gut geschnitzter weiblicher Kopf das Sttick, an dem die übereinanderliegenden Saiten angeheftet sind. Letztere lassen sich durch Sehrauben stimmen. Moh'd hält an seinem Hofe einige blinde Miisi kanten, die ein sehr kom-plizirtes Instrument aus Bananen-Blattern spielen, ebenso eine Art grosser Harmonika, ähnlich der südafrikanischen Mmvmba. Diese besteht aus einem langen geraden Stock, Fig. 16. an welchem Querstäbe von Fig. 17. immer abnehmender Länge halten; am Ende der letztem sind Gr fasse von gebranntem Thon befestigt, die mit hölzernen Iläm-merehen angeschlagen werden. Ebenfalls von gutem Geschmack zeugten die Thonarbeicn der Niamaniam , namentlich Pfeifen- köpfe und kleinere Verzierungen aller Art. Nicht weniger kunstvoll sind ihre hölzernen Stühle und -, Schüsseln (Fig. 17, 18), alle Oefters bereits haben wir des grossen Stammes der Kredj oder Fertit erwähnt, welche zwischen den nördlichen Niamaniam, dem Kosangafluss und Darfur angesiedelt sind. Nach Westen zu scheinen siidi die Fertit noch weit auszubreiten. Auch sie sind keine wirk* liehen Neger, obwohl unter ihnen Fiele kleinere, meist versprengte und unterjochte Reste von Negern wohnen; die Schwarzen sind aher da in die Wälder und Berge zurückgedrängt. Die Kredj haben erbliche Sultane, wie ihre südlichen Nachbarn. Man schildert das Volk als ein friedliches, in ziemlich geordneten bürgerlichen Verhältnissen lebend; es treibt Ackerbau, Jagd und Eisenindustrie. Die Sultane von Dar-Fur haben mehrmals versucht, sie zu unterjochen und Sklaven hei ihnen zu rauben, doch wurden ihre Armeen aufgerieben, und vernichtet. Ibis Land isl nicht gebirgig; cs enthält viele zum Gebiet des Kosanga strömende Uegcnhäche, und aus den Ebenen erheben sich da und dort einzelne Granithügel und Felsen. Grosse Strecken sind unbewohnt und mit feuchter, ungesunder Urwaldvegctation bestanden. Die Oelpalmc iindet sich noch nicht hiev, dagegen ganze Wälder von /^//diäunien (liutyruspvrnmni Varkii), auch aus einem Stück Holz heraus gehauen und mit höchst einfachen Werkzeugen in schönem Ebenmass und glatt gearbeitet. Manche dieser Schnitzereien sind aus dem eisenharten Holz von Dahlbergia. Fig. 18. Slühlckon der Neger. viel wilder Honig. Das „Qolouni" ( Fcrtitspraehe) ist verschieden von der Sprache der Niamaniam und der unterworfenen Neger. Die Kredj stehen schon lange in Handelsverkehr mit Dar-Fur; ihre Fürsten erheben von den durchreisenden Vjeldben (Handels leuten) einen Zoll für jede Eselsladung von Zeugen, Glasperlen und Kupfer. Bisher sind die Üar-Furer Kaufleute von H'oferat el Nah'as her direkt südwärts nicht weiter als nach den Dviim gelangt. Schon vor erstcrem Orte thcilt sich ihre Strasse nach zwei Richtungen, die eine derselben geht von Ifofcrah nach SO. nach dem Berg Telqauna, eine andere nach SW. tief in die uns noch unbekannten Kredj-Gegen-den. Telqauna ist zugleich der südlichste von Kordoiänesen besuchte Handelsplatz. Es wohnen dort Niamaniam, Kredj und freie Baqara neben Negern, die ein Idiom der Sohiluksprache reden; man führt viel Elcphnutenzähne und Sklaven aus, und Gold, das wahrschein lieh von den südlichen Nuba-Bergen kommt, die auch mit diesem Markte verkehren. Es scheint, dass noch vor etwa einem Jahrzehcnt Handelsleute der Kredj am Bah'r el-Djebel mit diesen Furani in den Deüm in unmittelbarer Verbindung standen. Man fand am untern Bahcr el Djebel verschiedene am weissen Nil nicht gebräuchliche Glasperlen, auch ltotbkupfer, und die Bewohner erzählten, dass diese Dinge gegen Sklaven, Elfenbein und Vieh von ihren westlichen Nachbarn, den Kol oder Kai, welche Kidj oder Dinka sein sollen, im Nord-Westen bei den Korek geholt werden; letzterer Name ist wohl nur eine Verstümmelung von Kredj, welches Wort die Neger nicht auszusprechen vermögen. Dorthin bringen „Takarir" (also Furaui) die gedachten Artikel auf Lastthieren (Eseln), welche die Neger nicht kannten, deren Geschrei sie aber nachzuahmen suchten. Sic passirten auf ihrer Route unter anderen die Stationen Djur, Lol, Dabdin, Djak, Qcrlän, dann den Fluss Dschal oder Qadi, an dessen jenseitigem Ufer der Handelsplatz Dschonker oder Djon-Kor gelegen sei, am Fuss von Gebirgen, welche sie Madjaga benannten; Qerf&n dürfte wohl der verstümmelte l'lural von Kerafeh sein, der Djon-Kor aber der Kosanga- oder der Quru-Fluss, welcher sich nordöstlich vom Kosangaberg in den Dambo ergiesst. Auch klingt Madjaga etwas an Udjanga an, die Residenz des Kredj-Sultans Andjclö. Die unter den östlichen Kredj oder Fertit wohnenden Neger sind theilweise denselben Stämmen verwandt, die war bei den nörd- liehen Niamaniam schon gefunden haben, wie die Bambiri, von denen sich ein Zweig Bubuoi nennt, die gemischt mit Basa und Barembo wohnen; auch erzählte man mir von einer Qaibüah Aquoi, die ziemlich weit verbreitet sein muss. Angehörige derselben hatte ich beim Bau meiner Zeribah untern Kulanda beschäftigt. Wirkliche Fcrtit-Zwcige unfern des Kosanga sind die Qölo oder Qöla und die Mandabu oder Andago. Alle Bambiri sollen Mensehenlloisch geinessen, und ich sprach viele Handelsleute, welche behaupten, als Augenzeugen dies bestätigen zu können. Kommen Fremde durch ihr Land, so rufen sie ihnen; „Fidji, fidji" zu, was ihre Gelüste nach Menschcnfleisch bedeuten soll. Die Männer auch dieser Bambiri haben alle Schneidezähne zugespitzt, ihre Weiber tragen einen spitzen Stein oder Zahn in der Oberlippe. Was die von vielen Reisenden erwähnten geschwänzten Niamaniam anbelangt, welche uns auch als Menschenfresser geschildert werden, so sind die Nachrichten über ihr Vorhandensein durchaus nicht überein stimmend. Das Vorkommen einer Schwanzandeutung bei manchen Negern bestätigen Aerzte, welche in den Hospitälern von Egypten Gelegenheit hatten, solche Leute zu behandeln, namentlich ein sehr aufgeklärter Maiin, Diamanti Bck in Cuiro. Aber es scheint noch nicht gelungen zu sein, diese jedenfalls nur zufällig und höchst \ er einzelt vorkommende Verlängerung der Wirbelsäule (wenn der sogenannte Schweif nicht ein blos aus Haut bestehender Appendix wäre) anatomisch zu untersuchen. Ein Weifd Biseli's, dem ich über die geschwänzten Niamaniam oder Bandanianiam befragte, weil derselbe jahrelang mit den Bambiri in Berührung gekommen war, wollte durchaus nichts von dem Dasein derselben wissen, obwohl ihm nicht unbekannt war, dass die Sudanesen sich viele schauerliche Geschichten von diesem Volke zu erzählen pflegen Schon Wenn' und Fülme erwähnen derselben, aber je mehr sich unsere Kenninisse Centraiafrikas erweitern, um so mehr rücken die angeblich geschwänzten Menschenfresser mit Hundszähnen nach dem noch unbekannten Innern zurück. Mit dem Monat August waren wir in der vollen Regenzeit. Sehen verging ein Tag ohne heftige Gewitter; Stürme sind dann weit seltener, als zu Beginn des ITarif. Meist regnete es Nachmittags und Abends, seltener die Nacht durch oder in den Morgen stunden. Die Hitze ward nie mehr drückend, seihst bei hellem Mittagssonnenschein stieg das Thermometer in meiner dichten Stroh hiüte gewöhnlich nicht über 27 — 28° R. Die Morgen sind meist klar, eine unglaubliche Menge von Thau schlägt sich im Hochgras nieder, und dieser trocknet bei dem ohnedies feuchten Zustand der Luit nur langsam ab. Auch lagert früh zuweilen ein dichter Nebelschleier über den Grasllüchen und längs der Niederungen. Morgens wehen meist West- oder Südwinde, die überhaupt vorherrschend bleiben; der Vormittag ist durchgängig wieder stiller. Das Steppengras schoss bis zu 8 Fuss Höhe auf und stand so dicht, dass es die Fusspiäde fast verschwinden liess, namentlich nach Schlagrcgcn. Ein Mann ist nicht im Stande, sich durch diese Graswälder zu arbeiten, wenn er den Pfad verliert oder den Wechseln des Wildes nicht mehr folgen kann. In den Savannen hausen, wie im Schilf, eine Menge von Fliegen aller Art, die zwar den Mensehen weniger lästig fallen, aher das weidende Vieh um so mehr beunruhigen und peinigen. Beginnt die Grasblüthc, so sammeln hier 'Pausende von wühlen Bienen ihren Honig. Die Aussaaten geschehen, wde schon erwähnt, mit den ersten Regen des Frühjahrs, im April und Mai. Im Juli erntet mau bereits Bohnen, dann gibt es kleine, wohlschmeckende Gurken im Ucbcrfluss, sowie eine Art grosser Kürbis, welche als Gemüse genossen werden, türkischen Mais, der * eingeführt worden ist, und endlich Zuckermais (Sorgho), welch letzterer jedoch einen sehr mässi gen Ertrag liefert, obgleich die Halme wohl über 12 Fuss hoch werden. Im September kommt der Sesam zur Reife, der neben Paschel mais die vorzüglichste Pflanzennahrung der hiesigen Neger abgiebt; sie röschen denselben auf eisernen Platten oder in Thongefässen und verspeisen ihn so oder als Zugabe zu Gemüssen ; zur Oelbercitung scheint er wenig benutzt zu werden. Gleichzeitig beginnt auch das Einsammeln der Tabaksblätter, oft noch ehe die Pflanze in Blüthe ist. Der Tabak heisst bei den Dor Tawa, wie bei den meisten ihrer Nachbarn. Es sollen zwei Sorten erzeugt werden, ich kenne nur die Blüthe einer einzigen Art: diese ist hellrosenroth, und die ziemlich spitzigen, grossen Blätter fühlen sieh nicht sehr fett an. Hat die Pflanze eine Höhe von 3—4 Fuss erreicht, so nimmt man die grossen Blätter ah, zerreiht sie und presst sie halb trocken in kleine konische Formen, deren Inhalt dann, in Maisblätter verpackt, in den Handel kommt. Man sagt, dass die Neger diese unter ihnen seihst ziemlieh hochgeschätzte Waaro zuweilen durch Mischung mit Kuhdünger verfälschen, dem sie an Farbe nicht unähnlich ist; zuweilen soll, wohl zur Beförderung der Gährung, auch Honig hinzugefügt werden. Die zubereiteten Tabakstückc sind sehr schwer und erlangen einen solchen Grad von Festigkeit, dass man das Stück, welches man eben verwenden will, nur mit grosser Gewalt ablösen kann und es erst zwischen Steinen zerreiben muss. Der Geschmack ist etwas eigentümlich, doch wird man ihn bald gewöhnt. Diese Sorte nennen die Bongo „Meoßh&r"; sie ist so kräftig, dass ungeübte Raucher sie nur in der Mischung mit leichtern) Blättertabak gemessen können. Beide Geschlechter lieben den Tabak leidenschaftlich, doch besitzen nur Vermöglichere grössere Vorräthe, da der Preis ein verhältnissmässig sehr hoher ist. In Bongo zahlten wir 1 Pfund Rothkupfer für l1/» bis 2 Pfund Mesdür Tabak. Gegen Ende Septembers heimsen die Schwarzen die ersten Erdnüsse und Telabun ein. Es ist dies eine Eleusine-Art, die, wie schon gesagt, namentlich hei den Niamaniam und Kredj viel angebaut wird. Die Eingeborenen gemessen dieses Getreide gekocht mit geröstetem Sesam und benutzen es zur Bereitung von Merisah (Liyi oder Lcggi auf Bongo), welcher der Telabun jedoch einen bitterlichen Geschmack verleiht, Auch Hamich oder Weqa (Hibiscm sculmlus), deren Stengel wohl 18 Fuss Höhe erreichen, sammelt der Neger um diese Zeit ein. Die Pflanze scheint Übrigens auch hier ursprünglich nicht wild zu wachsen. Aus den Fasern dieser und einer andern IHbiscus-Art werden schöne Stricke und Geflechte gefertigt, welche ganz das Ansehen von Hanfstoffen haben. Der Büschelmais braucht wegen der lange anhaltenden Regenzeit oft 7—8 Monate zu seiner Entwickelung. Wir haben diese Pflanze aber nirgends in solcher Vollkommenheit gesehen, wie im Gebiete des Djur. Die Hahne erreichen an 3 Zoll Durchmesser auf mehr als 18—20 Fuss Höhe und werden ganz fest und holzig; der Ertrag der Pflanze wird jedoch kaum dem mittleren im türkischen Sudan gleichgeschätzt, obschon es Achren gibt, die wohl ihre 6 Pfund wiegen mögen. Die einzelnen Körner sind gross und hart, das Mehl jedoch nicht von so schön weisser oder gelblicher Farbe wie in Senär, sondern schmutzig-grau, allerdings mag uiudi die Art der Zubereitung etwas zum minder schönen Aussehen desselben beitragen. Ehe die Büschelmais-Ernte ihren Anfang nahm, hatten wir in der Zeribah immer mit Getreidcmangel zu kämpfen. Mehrmals sandten wir nach dem Djur, um Fleisch einzukaufen, aber die Schwarzen veräusserten ihr Vieh ungern und nur gegen sehr hohe Preise. Eher als Rinder waren noch Ziegen und Schafe aufzutreiben, auch llaushühncr und Eier fanden sich da und dort. Alle unsere Buttervorrüthe waren längst zu faule; ich bediente mich des Oels vom Butterbaum und bereitete mehrmals solches aus Erdnüssen; Diener und Soldaten suchten da und dort gegen (ilasperlen etwas Sesam zu erwerben, dessen Del übrigens einen höchst unangenehmen, ranzigen Geschmack* hat, Von einigen in der Nähe des Lagers geschossenen Elephanten bereiteten die Leute ebenfalls Fett, das, gesalzen und geläutert, immerhin für die Küche brauchbar ist. Im Allgemeinen war die Jagd hier wenig ergiebig, namentlich, so lange das lloehgras noch grün und also fast undurchdringlich war. Perl- und Frankolinhühner gab es wohl in Menge, doch erbeuteten wir vcrhältnissmässig auch von diesem trefflichen Wildpret nur wenig. Unsere übrigen eigenen Vorräthe schmolzen mehr und mehr zusammen; in Reis, Kaie, sogar Salz mussten die taglichen Rationen beträchtlich vermindert werden. Zu kaufen war in der Zeribah fast gar nichts oder doch nur zu ganz fabelhaften Preisen. Ich sah am Ende wohl ein, dass unter den obwaltenden Umständen für mich au eine Weiterreise ins Innere auch mit Beginn der bessern Jahreszeit nicht mehr zu denken sei, da mir alle Transportmittel fehlten, und ich nicht im Stande gewesen wäre; meinen Weg zu Fuss fortzusetzen. Zudem nahmen auch die Tanschvorräthe und der Schiessbedarf taglich ab: es blieben uns fast nur noch die schweren Glasperlen, die wir mit grossen Kosten hatten bis hierher schafl'en lassen, um zu erfahren, dass sie fast wcrthlos waren! Als das faule der Regenzeit nahte, liess ich daher mein nach dem Kosangatluss gesandtes Gepäck wieder zurück nach Bongo schaffen, auch schon aus dem Grunde, weil die als Wächter dort eingesetzten Diener ewige Plackereien von Seiten der Leute des Sklavenhändlers AÜi A?muri zu erdulden hatten; die dortigen Schwarzen hesassen mehr Getreide, und deshalb hatte sich auch ein Theil von den Soldaten d'Ablaing's daselbst nieder gelassen. Diese sollten gegen unser Wissen und Willen Elfenbein erhandelt haben, dessen Besitz-rcoht die Charttuncr Potentaten beanspruchten. Letztere sandten eine Anzahl sogenannter Soldaten nach Kulanda, drangen in die Hütten unserer Mann schalt, um sich der Elephantenzähnc wieder zu bemächtigen, und führten gegen 50 Kinder als Sklaven weg, um sich für den angeblichen Verlust zu entschädigen. Ein Schech wurde von ihnen gefangen gesetzt, seine Frau erschossen und zugleich den Negern strengstens untersagt, unsern Leuten weitere Lehensmittel abzulassen! Wohl waren wir gewärtig gewesen, in diesen fernen Landen auf grosse Schwierigkeiten und Hindernisse zu Stessen, doch hätte ich nicht vermuthet, dass sie von Seiten der Kauflcute, sondern eher von den Eingeborenen uns bereitet werden würden. Die unzähligen Luannchmlickeiten, deren aller Erwähnung zu thuu wohl überflüssig ist, hatten die Damen bereits bei Abgang der letzten Schilfe nach Chartum veranlasst, sich oifieiell mit einer dringenden Beschwerde an den französischen Consul zu wenden, und ihn zu ersuchen, den uns im Oktober entgegenzusendenden Schitlen einen türkischen Beamten beizugeben. Der Consul fand jedoch, wie sich später zeigte, keinen Grund, diesem Gesuch zu entsprechen. Ohne die geringste Scheu plünderten Biseli's und A-'muri's Leute alles Getreide weit und breit; bis nach den Fertit hinüber erstreckten sieh ihre Raubzüge. Aber auch dort war bereits all gemeine ilungersnoth, so dass selbst von den als Träger mitgenommenen Negern ein Theil umkam. Endlich gegen Ende des Oktober schien die Hegenzeit wirklieb ihr Ende erreicht zu haben. Vormittags stellten sich bereits Nordwinde ein, der Himmel war dabei meist rein und klar, nur Abends witterte es noch fern nach Süden zu. Es langten Nachrichten ein vom Zurücktreten der Flüsse, die liegenbetten trockneten rasch aus; das Steppengras, welches die letzten Stürme schon 1 heilweise niedergeworfen, begann sich röthlich zu färben, und hier und da loderte es bereits in lichten Flammen und Rauchsäulen auf, da die Eingeborenen auch hier, wie im ganzen Sudan, im Brauch haben, die Gramineenfeldern bald möglichst anzuzünden. Sie glauben, dass dann das neue Gras schneller naeh wachse; auch muss das Feuer ihnen das Jagdwild auftreiben. Für die Niederlassungen können solche Steppenbrände immer sehr gefährlich werden, indem der Wind die Flammen weithin trägt. Mat hat deshalb Sorge, das lloehgras um die Zeribah theils abschneiden, theils niedertreten zu lassen, che es zur Keile gelangt. Der Gesundheitszustand unserer Leute im Allgemeinen war ein befriedigender, nur die einzige noch lebende Kammerfrau konnte sich nicht wieder erholen. Unter den Soldaten und Dienern waren wohl auch Todesfälle vorgekommen, jedoch mehr in Folge von Syphilis, als von klimatischen Krankheiten. Ich konnte einige grössere Jagdausilügc unternehmen, da sich die Savanne nun mehr und mehr lichtete. Meine zoologischen Sammlungen nahmen so einen günstigen Fortgang, und nebenbei erlegte ich jetzt so viel Wild, dass ich die Küche von Fräulein Tinne noch alltäglich damit versehen konnte. Die Wälder beherbergen eine Menge von wilden und halbwilden Bienen, deren Honig nun eingesammelt wurde. Ich braute Honigwasser (Hi/iifoiHcl) daraus, fabricirtc auch lässig und Wachskerzen, ja, man verlegte sieb am Ende auf Branntweinbrennerei, die aber ein wahrhaft grässliehes Produkt lieferte! Die Temperatur war immer noch angenehm und stieg im Oktober und November nicht über 211° Ii.; morgens vor Tag dagegen fiel bei trockener Luft und wenig Thau der Thermometer-stand öfter auf 15—16° herab. Fräulein Tinne hatte indess einen Theil ihrer überflüssigen Wallen und Munition zu veräussern gesucht und diese einem Weqil Biseli's zum Verkauf in den Deüm anvertraut, Zugleich sandte sie einige Geschenke an den Niamuniam-Sultan Moliö. Mitte Novembers erschien ein Abgesandter des Letzteren, der den Hang eines Beqi oder Grenz-Statthalters bekleidete. Dieser brachte als Gegengeschenk eine sehr niedlich gearbeitete hölzerne Kufe und richtete sich dann häuslich bei uns ein. Der Mann war offenbar nicht reiner SamU-Kasse, sondern halb Neger, doch verläugnetc er den gewandten Hofmann keineswegs. Er hatte grosse Reisen gemacht, war bis nach Dar Für gekommen und sprach ziemlich fertig arabisch. Er sagte, dass sein Gebieter von mir gehört und mich längst erwartet habe, und machte mir Hoffnung, dass derselbe die nöthigeii Lastträger ohne Anstand stellen würde. Im Allgemeinen bestätigte der Ifcqi. alle geographischen und statistischen Nachrichten, welche ich über sein Land und Volk bisher eingesammelt, namentlich das Vorhandensein zweier grösserer, nach Nordwest Messender (Je wässer und des schon erwähnten Binnensees. Er glaubte, dass meine wenigen Vorräthc wohl für die Beise nach M'banga ausreichen würden, und war der Ansicht, dass ich in Ermangelung von Last-thieren mich eben von Sklaven tragen lassen solle. Ich schenkte dem Manne einige Stangen Kupier und Glasperlen ; letztere schienen ihm sehr zu gefallen, da sich mehrere bis jetzt noch nicht hierhör gebrachte Sorten darunter befanden. Sein Ideal ist der Besitz eines Doppclgewehrs, das ich ihm zusagte, wenn er im Stande sei, mir lebend oder todt einen Wald-mensehen, den schon erwähnten Gorilla-artigen M'Ikui, zu liefern. Im Gefolge des Beqi befanden sich Kredj-Neger, welche die für Klanznik höchst niederschlagende Kunde von einer Niederlage seiner Handelskaravane brachten, die er zu den Niamaniam geschickt. Klanznik's Leute waren unter Anführung seines Weqil, eines Eingeborenen von Chartum, jenseits des Kosanga südwärts gezogen und hatten auf ihrer Strasse das Gebiet des Sklavenhändlers Idris Woad Alfter passirt. Dieser ist ein Berberiner, der lange im Dienst der katholischen Mission in Chartum gestanden und sich nun seit mehreren Jahren im Quellgebiet des Kosanga herumtreibt, wo er eine Zeribah gebaut und sich fest niedergelassen hat. Vor Kurzem plünderte er Klanznik's Ansiedlung am Kosangaberg, und jetzt lieferte er dessen Leuten eine offene Schlacht. Die Soldaten und Träger ergriffen die Flucht, der Wcqtl selbst und einige andere sollen schwer verwundet worden sein. Waffen und Tauschartikel fielen dem Feinde in die Hände. Am IG. November ereignete sich ein Auftritt auf der Zeribah Biseli, der das heillose Treiben dieser brutalen Gesellschaft ganz kennzeichnet. Biseli soll seine Soldaten immer schlecht behandelt und bei den Abrechnungen entsetzlich betrogen haben; zudem waren sie hier jedenfalls dienstlich mehr in Anspruch genommen, als die Mannschaft der Nachbarn, die ihren Leuten mehr Freiheiten gewährten. Folge davon war, dass die Unzufriedenen sich mit ihrem Heuglin, Heiäo nach dein vrelwen Nil. I ■> ÖLerrn und den Geschäftsführern viel zankten und dass ihrer nicht wenige mit Sack und Pack durchgingen. Die Nachbarn und Con-currenten nahmen diese Leute gern in ihre Dienste und gaben nicht einmal die Watten der Flüchtigen, die Biseli's Eigenthum waren, wieder heraus. Ein Sehreiher und Rechnungsführer des Moghrabiners, Namens A'li Woh'äb, vom Stamm der Schaiqieh, war vor Kurzem von einer andern Niederlassung Biseli's mit fünf Sklaven nach Bongo gekommen, welche ursprünglich Eigenthum des Letzten) gewesen. Diese Sklaven hatte er an unsere Soldaten verkauft und war sofort zu A'li A'muri geflohen, unter Mitnahme eines Doppelgewehres und des von seinem bisherigen Brodherrn erhaltenen Schiessbedarfs. Einige Tage später kam er zurück, trank die ganze Nacht durch mit den Leuten in der Zeribah, verhöhnte die Geschäftsführer, ge-rieth indess doch mit einem derselben, welcher ihn festnehmen wollte, in Streit. Die Soldaten verhielten sich vollständig unthätig bei dieser Scene; endlich machte Ali Woh'äb sich frei, ergriff Gewehr und Patrontasche und (lob eiligen Laufes in der Richtung der Niederlassung Adi Anmri's. Im Vorübereilen soll er auf Biseli gefeuert haben, der sofort seiner ganzen, aus Fertitnegern bestehenden Leibwache Befehl ertheilte, den Deserteur einzuholen oder zu er-Bchiessen. Es knallten ein Dutzend Schüsse hinter ihm her, sie fehlten jedoch und nun begann eine förmliche Treibjagd im lloehgras, wo sich der Flüchtige zu bergen suchte. Nochmals lielen einige Schüsse, und nach kurzem brachte man den Mann, in der Magengegend von einer Kugel durchbohrt, aber noch lebend, auf die Zeribah, zurück. Er starb nach wenigen Stunden. Fräulein Tinne kam indess mit aller ihrer Mannschaft an, um womöglich dem Verwundeten noch Hülfe zu leisten. Alle Seddaten Biseli's erklärten einstimmig, dass sie sofort den Mörder ihres Kameraden verlassen würden, und binnen weniger als einer Stunde war die Zeribah leer. Alle Freien mit ihren Weibern, Kindern und Sklaven waren ausgezogen und hatten theils hei Aanuri, theils bei Fräulein Tinne Schutz gesucht. Auch meine und d'Ahlaings Soldaten und Diener verlangten abzuziehen, um die Niederlassung ganz ihrem Schicksal anheim zugeben; sie glaubten nämlich, die Neger würden die günstige Gelegenheit benutzen und sich ihres Beherrschers, dem nur noch der Weifil und seine Sklaven blieben, entledigen. D'Ablaing zog zu A'muri, ich in die Nähe der Zcrlhah von Fräulein Tinne, wo ich einige nothdürftige Hütten errichten liess. So verflossen noch November und D e c e m 1) e r. Eine herrliche Witterung begünstigte meine kleinen Jagden, die ich leider, weil ja längst alle unsere Reitthiere zu Grunde gegangen waren, nicht so weit ausdehnen konnte, als ich gewünscht hätte. Fand ich auch nirgends viel für mich Neues, so hatte ieh doch immer Gelegen heit zu weiterer Beobachtung über das Thierleben und zur Versorgung unserer Küche mit Wildprct. Die beginnende Trockenheit hatte allerdings hier und da ihren Einfluss auf die Vegetation schon geltend gemacht; nicht nur das lloehgras war längst erstorben, auch manche Bäume der Qabah verloren einen Theil ihres Blätterschmuckes; nur dichtere Hoch haumgruppen und feuchtere Niederungen bleiben hier eigentlich immer grün. Solche Stellen beherbergen dann meist auch vieles Wild und eine zahllose Menge von Geflügel. Von Tag zu Tag hofften wir jetzt bestimmt auf Nachricht von der Ankunft unserer Schiffe in der Meschrtf; sie hatten aus drückliehen Befehl, mit den ersten Nordwinden von Chartum auszulaufen und niusstcn nach unserer Rechnung somit spätestens bis Milte November im Gazellenfluss sein. Laut unzuverlässiger Aussage der Neger waren dort bereits Barken eingetroffen, aber keine weitere Botschaft gelangte zu uns herüber. Sowohl um uns leichter mit dem Hafenplatz in Verbindung setzen zu können, als auch in der Absicht Träger ZU werben, he schloss Fräulein Tinne, nach Wau überzusiedeln. Bis dahin unser Gepäck zu schallen, war nicht mit sehr grossen Schwierigkeiten verbunden, da sogar die Neger von Bongo sieh zu diesem Geschäft gegen eine kleine Vergütung verstanden. Am 4. Januar 1864 verliessen wir Bongo. Die Leichen von Madame Tinne und ihrer Kammerfrau hatte man wieder ausgegraben, um sie in heimatlicher Erde zu bestatten. — Der Transport alles Gepäcks währte mehrere Tage. Man hatte Soldaten vorausgeschickt, um in Wau leichte Strohhüten errichten 15* zu lassen, und hier sammelte sich nach und nach der ganze Tross wieder. Gleichzeitig lief endlich auf einem Umweg ein Schreiheu aus der Meschra' ein, mit der Kunde, dass die Schilfe mit Mannschaft und Provisionen endlich nach tOtägiger Fahrt doch eingetroffen, und ein neuer Wcqil die Neuangekommenen uns sofort zufuhren werde; es war am 14. Januar, als diese mit vielem Lärm und Flintensalven wirklich zu uns stiessen. Es waren nicht weniger als 75 neu angeworbene Soldaten! Die Lebensmittel, deren wir so nöthig bedurften, hatten die Leute zum allergrössten Theil auf den Schilfen gelassen, da ihnen keine Mittel zur Fortschaffung zu Gebot standen. Es ging nun eifrig an die Bearbeitung der Neger, um Träger ftir das viele überflüssige Gepäck der Damen nach der Meschra} zu erlangen. Die Angeseheneren der Eingeborenen aus der Gegend, durch Geschenke gewonnen, erklärten sich bereit, gegen eine angemessene Belohnung an Kupfer und Glasperleu die nöthigen Leute zu stellen. D'Ablaing, den ich von unserer Abreise benachrichtigt hatte, erhielt ohne Anstand Schwarze von AM Abu Ainiuri, so viel er brauchte, ebenso verschaffte mir Biseli etwa 40 Träger gegen eine verhältnissmässig nicht zu hohe Geldentschädigung, nämlich zu 6 Marien-Theresien-Thalcr für jeden Manu. Der Zustand der zweiten Kammerfrau der Damen war indess ein immer bedenklicherer geworden; sie starb endlich nach schweren Leiden am 22. Januar an vollständiger Entkräftung! Ich benutzte die wenigen Wochen unseres Aufenthalts in Wau noch zur Vervollständigung meiner naturhistorischen Sammlungen, die immer noch manchen hübschen Zuwachs erhielten. Die Zeit der Abreise nahte heran, aber die Neger für Fräulein Tinne Hessen sich nicht sehen. Man setzte den Schech und mehrere benachbarte Ortsvorstände sofort gefangen. Diese erklärten, von Biseli unter Androhung der Todesstrafe Befehl erhalten zu haben, auch nicht einen Mann ziehen zu lassen. Auf die erhobene Beschwerde in Bongo kam der Wcqtl selbst und sprach den Leuten zu, ihr einmal gegebenes Wort zu halten. Das wirkte und gegen Ende des Monats war wirklich Alles marschfertig. Ich brauchte 8 meiner Leute zum Tragen einer Sänfte, da ich zu schwach war, den Weg zu Fuss zurückzulegen; 32 sollten das Gepäck Übernehmen; davon erschienen nur 27, und ich war genöthigt, mehrere Centner Glasperlen, deren ich allerdings nicht mehr bedurfte, aber auch die grüssten Stücke meiner zoologischen Sammlungen zurück zu lassen. Der Zug war wieder ein ungeheurer! Da von den geworbenen und gepressten Negern des Fräulein Tinne nicht viel Gutes zu erwarten war, wurden sie aneinander gefesselt und streng von den Soldaten beaufsichtigt. Rückreise von Wau nach der Meschra* und von da nach Chartum, 1. Februar. Trotz der sehr drückenden Mittagsbitze wurde um Aser (Vesperzeit) von Wau aufgebrochen. Es gab aber tausend Anstände und immer wieder Stockungen in dem langen Zug von Dienern, Soldaten und Trägern. Mehrere Neger versuchten zu entrinnen, und dies gelang ihnen auch; nun wurde die Losung ausgegeben, dass jeder Soldat für die ihm insbesondere anvertraute Anzahl von Schwarzen verantwortlich und im Fall einer Flucht gehalten sei, die betreffenden Gepäckstücke selbst zu tragen. Den als Geisel gefangen und gebunden mitgeführten Häuptlingen von Wau und der Umgegend drohte man mit sofortigem Erschiessen, wenn wieder Fluchtversuche ihrer Leute vorkommen sollten. Ich selbst hatte nicht die geringste Schwierigkeit mit meinen Negern, und ein Wt-i{il Biseli's, der den Transport meiner Gegenstände leitete, erklärte sich im Voraus haftbar für etwaige Verluste und Sehaden. Doch liess ich immer Alles gehörig zusammenhalten und, um Unordnungen zu vermeiden, meine Truppe entweder vor oder hinter dem Hauptzuge der Tinnc'schcn Mannschaft gehen. Meine Sänfte benutzte ich so wenig, wie möglich, so dass immer eine Anzahl von Trägern frei war und diese, wo es noth that, einen ermüdeten Kameraden ablösen konnten. Die Leute waren dabei immer guter Laune, schwatzten und sangen und marschirten rüstig zu, so dass ich sie alle paar Stunden etwas rasten lassen konnte. Der schmale Fusspfad führte an diesem Tage durch hübsche Qabah dem Djur zu; die meisten Bäume zeigten übrigens bereits viel trockenes Laub; da und dort begegnete man verlassenen Gehöften und Pflanzungen mit niedrigen Stoppeln von Büschelmais und Bamien-fohlern. Nach dreistündigem Marsch wurde in einer grossem Ortschaft angehalten; die Bewohner hallen sich geflüchtet; sämmtliche Gefangenen,, die Scheck von Wau und alle Träger von Fräulein Tinne wurden auf einer Lichtung gebunden und mit einer Linie von Soldaten umgehen; auch stellte man, aus Furcht, die Eingeborenen von Wau möchten zur Befreiung ihrer gepressten Angehörigen einen nächtlichen Angriff versuchen, nach allen Seiten starke Wachtposten aus. 2. Februar. Ein vierstündiger Marsch brachte uns vollends bis zum Djur. Ich war zu Fuss vorausgegangen und begegnete auf den huschigen Triften mehreren Budein von Antilopen, nament lieh der schönen Pallab und einer früher inc gesehenen Art von gleicher Grösse, wie diese ebenfalls zart birschfarben, aber, wie es schien, mit ganz weissem Kopf. Das Uebersctzen über den Fluss verursachte viel Zeitverlust, doch erreichten wir am Abend noch die Dörfer des Arealbeb. Unterwegs ergötzten uns einige Gruppen von Pariila biglobosa mit ihren eigentümlich geformten, an langen Stielen herabhängenden bräunlich rothen, sammtartigen Blüthen. Auch fand ich hier zum ersten und einzigen Mal einen auf den ersten Blick unsern Syringen gleichenden, über und über mit violetten Blumenrispen bedeckten Baum, eine Papiliotntw '), die sehr giftig sein soll. Schech Arealbeh nahm uns wieder freundschaftlich auf; der Mann wurde jedoch trotzdem nicht aufs Beste behandelt, da wahrend der Nacht 13 Träger des Lieutenants Abdallah Efendi und eine Sklavin das Weite gesucht hatten. Der Häuptling sollte dem Türken sofort andere Neger herbeischaffen und auf die Erklärung, dass dies unmöglich sei, ward er gleichfalls gefesselt. Seine Schwarzen suchten ihn wieder frei zu machen, was ihnen leider nicht gelang; man schleppte den Mann mit mehreren gleichzeitig efngefangenen und als Träger gepressten Leuten mit bis zur Mcsekra'. 3. Februar. Wir verlieren bald den alten Weg und gelangen in eine sumpfige, mit Butterbäumen bestandene Niederung, in der eine grosse Menge von mardcrgelbcn Bienen haust, die in Schwärmen über die Gesellschaft herfallen. Nach verschiedenem Aufenthalt ') Limchocarpns Sap/ii/tc, Kotschy, Plant. Tinn. tab. II. und vergeh Hebe n \ 'ersuchen, etwas Büschclmais für die hungrigen Neger zu erwerben, ist die Karavane genöthigt, si gewonnen und liegen dann einige Stunden in einem weiten, von J^omZ/trünnnern, die schnell in Fäulniss und Verwesung übergehen, eingesäumten Becken, in welches aus Süd her ein Chor zu münden scheint. Abends zieht ein heftiges, von mehreren Windstösson begleitetes Gewitter am Wcsthimnicl auf: es giesst die ganze Nacht hindurch, so dass das Wasser zu allen Lucken und Fugen unseres schlechten Fahrzeugs eindringt und bald kein trockener Winkel mehr zu finden ist! Trotz des fürchterlichen Unwetters sind die Mosrpiitos, die in dichten Wolken im Schiff eine Zuflucht gesucht, eben so lebhaft, wie zudringlich. Da hilft kein Fliegcnnetz, kein Tabaksqualm, kein Wedeln und Wehren! Die Quälgeister bedecken die Kerzen bald in solcher Menge, dass diese verlöschen. I>ic folgenden Tage geht es hei trübem, nebligem und verbal t-nissmässig kühlem Wetter und viel Gegenwind nur sehr langsam weiter, Ueberau hält man zwecklos an und treibt dann wohl wie der ein Weilchen mit der schwachen Strömung oder versucht, die Schiffe mittelst Ruderstangen durch enge Fahrwasser zu zwängen. Es ist eine wahrhaft türkische Wirthschaft. Mit Sonnenuntergang des 18, Februar endlich erreichen wir das Ende des Amhuij-Kaimh, und zwei Stunden später die Maiat el Djur. Am 1!). Februar legt man wieder ohne Grund mehrere Stunden an der Mündung des Bah'r el Ifonir an und segelt dann ein gutes Stück weit mit Ilaibwind im offenen, secartigen und uferlosen Ghazäl dahin. Doch verengt sieh das Fahrwasser auch hier zuweilen, und das durch die Strömung angeschwemmte Schilf und Zuckerrohr bilden im Verein mit Grasinseln oft mächtige Barren, welche fibersegelt werden müssen. Am Abend des 21. Februar passiren wir die Mündung des Bah'r el A>rab, der aus NW. kommt, aber bald eine dem Gazcllenlluss etwa gleichlaufende Richtung annehmen soll. Man hat schon öfters versucht, den A:rah mit leichtern Barken zu be schiffen. In manchen Jahrgängen gelang es, die Fahrzeuge bis zu 20 Tagereisen stromaufwärts zu hugsiren in eine Gegend, wo wieder Nuer hausen. Wenige Meilen nordöstlich von der Mündung des Flusses beginnt die Sumpf-Qabah oder Waldiandsebaft. Sie tritt oft sehr nahe an das hier gewöhnlich ziemlich enge, kanalähnliche Fahrwasser des Ghazäl vor und unterbricht so das Einförmige der Flussreise in nicht unangenehmer Weise. Herrliche Tanan-hhah-a (i nippen entsteigen da dem Sumpf, um hohe Termitenhügel wuchern die kahtecn-ixlmlich geformten Kronleuchtereuphorbien mit ihren kantigen Aesten; 7)aW.'«r-Bäume mit ihren wohlriechenden weissen Blüthen und Cordten (Corda myxal), schwer gebeugt durch die Last ihrer lebhaft feuergelben Früchte, bilden mit Platanocarpus den hauptsächlichsten und hervorragendsten Theil der Baumwelt; doch fehlen auch nicht Akazien, Capparidccn und Cucurbitaceen. Von Thieren bemerken wir während der Fahrt einige Riedböcke (Antilope eilipsipripinins), den afrikanischen Singadler (Ha-liactos voeifer)] den europäischen Fischadler (Tandion haliactos), einige Seeschwalben (Sterna anylica und caspia), endlich die europäische sehwarzküpfige Bachstelze. Während wir am 22. Februar Holzvorrath einnehmen, rücken die zurückgebliebenen Lastbarken nach und nach an ( die eine mit der Leiche eines während der vergangenen Nacht verstorbenen Dieners der Damen, der schon schwer an Syphilis leidend, von Chartum mitgenommen worden war. Man scharrt den Todten auf dem nächsten besten Termitenhügel ein. Gegen Mitternacht segeln wir an der Mündung des Bnhcr-Dom vorüber; die Qabah bleibtauch am 2H. Februar noch lange zu unserer Linken. Gegen Mittag erblickt mau den Hauch der Nucr-Nicderlassungen, an welchen mit Sonnenuntergang angelegt wird. Beständigen Unwohlseins halber kann ich nicht an das Land gehen. Wir erstehen von den Schwarzen mehrere Stücke Schlachtvieh und gehen am Abend des 24. Februar allgemach wieder unter Segel. Die kommenden Tage hatte man viel mit den in Stromengen sich anhängenden schwimmenden Grasinseln zu schaffen, die oft weite Strecken bedecken; da wird dann die Mannschaft aller Schiffe auf das erstaufgefahrene geschickt und so eines nach dem andern über die schlimmen Stellen weggeschafft. Die dadurch locker gemachten Massen von Schilt folgen uns dann in Prozession, bis sie da und dort sich wieder festsetzen. Die eigentlichen meist aus Cyperus bestehenden Grasinseln lassen sich mit einiger Brise leicht tibersegeln; nicht so die angeschwemmten Massen von wildem Zuckerrohr; dieses hat viele Klafter lange, oft dicht unter sich vervvohene VVurzelschosse, aus denen, sowie aus dem eingetauchten Theil der Halme an der Stelle der Blatt scheiden lange und zähe Wurzelbiisehcl entspringen, welche die Massen zu einem Ganzen verstricken. Am Abend des 25. Februar haben wir in Süd auf 1—2 Ml. Entfernung einen ziemlich beträchtlichen Chor mit einzelnen DaUb und Dom-Pajmen an seinem östlichen Ufer, liier muss somit das eigentliche Festland nicht fern sein. Dieser Chor d Dolch genannte Strom soll mit dem Kir bei Qondokoro in Verbindung stehen (??). Eine Stunde später lassen wir in Nord ein weitläufiges, theilweise mit Schilf erfülltes Wasserhecken (Maiuh der arabischen Matrosen), das ziemlich weit westwärts schiffbar ist. Vor mehreren Jahren versuchten Kundschafter des Handelsmanns A:bi el-Hamid, diese Maiah zu befahren; sie kehrten jedoch nicht wieder und waren, wie man von den Eingeborenen erfuhr, von den Nuer niedergemacht worden. Auch Dinka, wohnen nördlich von hier, und allahendlich röthet sich die ferne Steppe von zahlreichen Grasbränden, die häufig noch das Schilf des Ghazäl erreichen. Um 10 Uhr Abends gelangt man an die jetzt freie Mündung des Chor el Dolch. Die Richtung des Ghazäl ist hier SO. zu 0., die des Chor W. zu S.; bald aber wenden sich die vereinigten Ströme rein östlich, dann wieder Ost, 10—30" N. — Die Nächte sind meist feucht und kühl; die Niederschläge von Thau ungemein reichlich, die Windrichtung vorherrschend aus NW. — Viele unserer Leute sind wieder krank, alles hustet und klagt Uber Erkältung; d'Ablaing und ich haben gleichfalls immer an Fieber und seinen Folgen zu leiden. Nur wenige Meilen oberhalb der Mündung des Ghazäl legen wir am 29. Februar unfern eines weitern Zuflusses aus NW., Chor el ifawädjah Jaqüb benannt, wieder an. Er ist nur zwei Tage-reisen weit schiffbar und wurde einst vom Handelsmann Brun-Rollet befahren, der Baqara-Araber dort angesiedelt fand. Nach 2'/-2Stunden Ruderns mit leichter Brise erreichte man von hier aus den Mogren rt-Jlolfitr oder Xo See. Seine Ufer scheinen im Vergleich zum vorigen Jahre etwas weiter in die Ferne gerückt, und gegen die Mündung des Kir oder Bah'r el Djebel hin haben sich mehrere grössere Grasinseln festgesetzt. Den Stroinstrieh des letztgenannten Flusses kennzeichnet von Weitem schon eine lange, schlangele förmige, hellgraugrüue Linie von rasch dahinschwimmenden l'islini; dazwischen treiben kleine (!rasinscln, auf denen nicht selten Sumpf-und Waeservögel sich herumtummeln. Am Westufer des Mooren zeichnen sich einige niedrige Dünen ab, wie es scheint, mit Egub-setaeeen bedeckt. Das Wasser des Ghaz.il scheint neben dem des Kir sehr klar, aber an den tiefen Stellen dunkel umbrabraun, während das des südlichen Stromes weisslich Lehmfarben getrübt ist. Nach Nord zu ist die Steppe hier ziemlich nahe, auch Akazien-büschc von der Gestalt umgestürzter Kegel unterbrechen hier und da die Eintönigkeit der Flaohlandschaft. Auf der Plattform eines halbdürren Akazienbaumes steht der grosse Horst eines Sattel Storches; Flüge von Wildenten sind nicht selten, doch können wir wegen Mangel an Booten keine Jagd auf sie veranstalten. Sonst bemerkt man noch einzelne mctallglänzendc Ibis (Ibis Hagedasch), Klaffschnäbel und namentlich die niedliehe Farm ttfriraiin. In der Nacht zum 1. März waren wir ein gutes Stück vor wärts gekommen und erreichten mit Tagesanbruch die Barke von Frl. Tinne, welche kurz vor uns an einer Stelle angelegt hatte, wo die Durchfahrt wirklich vollständig unmöglich schien. Hier- etwa auf der Mitte der Strecke zwischen Moqren el-lloti in- und der Sobat-.Mündung ist der ziemlich uferlose Strom nur wenig breit und beiderseits dicht eingesäumt mit weiten Partien von wildem Zuckerrohr. Er kommt aus OSO. und macht gerade an der gefährdeten Stelle eine kleine Biegung nach 0., wenige Grade N.; die Geschwindigkeit des Wassers beträgt oberhalb der Barre wenigstens 1 1 •> - 2 MI. Man wollte wissen, dass die umwohnenden Schiluk, um den Verkehr mit dem obern Abiad zu stören und abzubrechen, eine Menge von Schilfbümleln hier aufgehäuft haben, die am Ende den Fluss gänzlich abdämmten: dies schien mir sehr unwahrscheinlich. Aus der Lagerung des aufgeschwemmten Materials liess sieb deutlich ersehen, dass Grasinseln, Jwoov(;'-Sträucher und die zahllose Menge von Pistini, welche den Kir herabtreiben, zufällig hier aufgehalten WQI den sind. Täglich und stündlich vermehrt, sich die Masse der an-getlössten Ptlanzcnstoffe. Sie bilden bereits eine mehr als 500 Schritt lange, das ganze Fahrwasser bedeckende Strecke, die so dicht und lest ist, dass man sie trockenen Fusses begehen kann. Sie drückt schwer auf den unter ihr durchbrausenden Strom, und nur hier und da zeigt sich eine Ocffnung, aus der das Wasser mit Kiesengewalt hoch eniporgetrieben wird. Auf der linken Seite der Barre sind Spuren eines von den Schilfern ganz künstlich hergestellten Kanals von der Breite einer Barke, aher dieser ist auch hier und dort bereits wieder durch den beständigen Zufluss von Wasserpflanzen unterbrochen. Starke Ketten von Kriek- und Löffelenten trieben sich in der Gegend herum, auf der Barre selbst Flüge von Sandhtthnern (dfa-reolü torgutita). Jenseits dieser mächtigen .natürlichen Brücke lagen 2 Schule des türkischen (Jränzkomniandanten Midi'arem dick und einige Hau delsbarken. Indess geschah lange Zeit von keiner Seite etwas; die Mannschaft lungerte unthätig herum und staunte das Wunder an. Der Offizier hatte jedoch endlich den guten Gedanken, seine Leide abzusenden, um uns flott zu machen; alle Matrosen und Soldaten der diesseitigen fünf Schifte wurden gleichzeitig aufgeboten, und man versuchte, die Dah'abieh von Fräulein Tinne in den alten Kanal zu liehen und zu zwängen. Ks bedurfte voller 5 Stunden Arbeit von mehr als 300 Personen, um diese nur eine Schiffslänge weil voran zu bringen. Erst am kommenden Morgen wird die Bahn etwas freier. Das heftig strömende Wasser hebt das Schiff da und dort etwas, während die ganze Gesellschaft mit Tauen und Stangen zieht, drückt und schiebt, so dass ersteres mehr gleitet und fort-gcschlittet wird, als vom Strome getragen. Abends zeigen sich zahllose Mengen von Sonnenfädeu, welche sich im Takelwerk festsetzen und von feinen, leichten Kohlenresten aus verbranntem Steppengras schwarz gefärbt erscheinen. Am 3. März wurde auch unser Schuf auf die angegebene Weise durch die nun etwas wegsameren Strassen und durch das Bollwerk geschafft, und endlich am folgenden Tage die Transportparken. Wie wir später erfuhren, war die folgende Regenzeit mit ihrer Ueberschwemmung nicht über die Barre Meister geworden, und es ist leicht möglich, dass durch sie der Strom endlieh genöthigt wird, eine andere Richtung zu nehmen, da die Anschwemmung- von oben her weit beträchtlicher ist als das Losreissen von Stücken am unteren Theile. Während dieses Durchganges aller unserer Fahrzeuge waren alle Insassen ans Tagelicht gefördert worden, und da zeigte es sich, dass wir auch ziemlich viele schwarze Waare am Bord hatten. Einige freie Neger aus Bongo hatten sich uns als Diener angeschlossen. Ausserdem befanden sich aber noch mehr als 40 Neger und Negerinnen an Bord. Einige Knaben waren mit Erlaubniss von Fräulein Tinne unserem Abdallah Efendi angeblich von einem Handelsagenten geschenkt worden. Einer derselben musste in Bongo schon seinem früheren Herrn zurück erstattet werden, da er wegen eigentümlicher Art von Misshandlung Seitens des Türken diesem hatte mit bewaffneter Hand zu Leib gehen wollen. Allen Dienern und Soldaten war von Anfang an auf's Nachdrücklichste untersagt worden, Sklaven unter irgend welchem Verwand zu erwerben; aber nachdem der Efendi den Anfang gemacht hatte, wollte man der übrigen Bande das Handwerk doch nicht ganz legen. Ein grosser Theil der Mannschaft kaufte sich daher kleine Mädchen und schloss in Gegenwart des Efendi einen Ehevertrag mit denselben, natürlich bloss zum Scheine, denn nicht einer hatte die Absicht, seine neue Frau als solche zu behalten. Auch unser Capitän und einige Soldaten führten mehrere schwarze Jungen mit, die bis jetzt sorgfältig unter Deck verborgen gehalten worden waren. Der Efendi selbst wurde sofort beordert, sie zu confisciren und nötigenfalls eine Erklärung über den Fall auf dem Divan in Chartum abzugeben. Moh'arcin Bek nahm weiter keine Notiz von der Angelegenheit, obgleich er einzig und allein Behufs der Unterdrückung des Sklavenhandels nach dem weissen Fluss geschickt worden war. Er versah sein Amt so trefflich, dass er bald selbst im Stande war, dieses Geschäft in grossem Maassstab zu treiben! Die kleinen schwarzen Jungen von Frl. Tinne zeichnen sich durch Ungeschicklichkeit in Handhabung von Feuerwaffen aus. Schon in Bongo hatte einer derselben einem anderen Neger eine Revolverkugel durch den Schenkel geschossen. Hier verwundete sich ein anderer beim Spielen mit einer Muskete, die sich entlud und dem Kleinen vier Finger zerschmetterte. Am Abend des 5. März halten wir zu unserer hinken die ersten Sohilnkdörfor von Abu l scher, diesseits des Keihni Flusses. Das Ufer tritt hier an einzelnen Stellen jetzt bis /.um freien Fahr wasser vor. Man bemerkt bereits die Spuren vom starken Abnehmen der Stromschwelle, welche schon um mehr als 4 Fuss gefallen zu sein scheint, Die Steppe ist weithin ganz abgebrannt und kahl; verschiedene Sumpfpartien und Kanäle verbinden übrigens hier bereits den Abiad mit dem Keilaq, der als uferloser See in den ersleren mündet, Nachdem wir unter heftigem Gegenwind den Zeraf passirt, liess ich am Nachmittag des ('». März unser Schiff im Sobat einige hundert Schritte über seiner Mündung am steilen llochgestade au legen. Uli hatte anfänglich die Absicht gehabt, diesen Fluss noch etwas ZU besuchen; aber meine Gesundheit war derart zerrüttet, dass ieh ohnedies keinerlei Beobachtungen hätte machen können. Einige Breitenbestimmungen auf astronomischem Wege sollten da ausgeführt werden: auch dies trollte nicht gelingen; Das Wasser des Sobat war durch liegengüsse sehr stark getrübt Der Fluss beginnt überdies lange vor dem eigentlichen Abiad (sohonim April) regelmässig zu steigen, und diesen umstand benutzen nichl sehen die Handelsschiffe, während ihrer Rückfahrt von Kir und Ghazäl □och eine gelegentliche Beschiffung dieses östlichen Nilarms vorzunehmen. So weil vom Hochgestade aus, d;is beträchtlich höher ist, als das gegenüberliegende Schilukufer — zu sehen, sind die Ebenen, in welchen sich der Sobal sein tiefes, vielfach gewundenes Bett gegraben hat, fast ganz baumloses Sa\ auneiilanil. Nur krüp pelhafte Akazienbüsche, Ilahntifc* und Cappcurideen, ragen da und dort aus dem lloehgras. Am Gestade fanden wir in ansehnlicher Menge eine Cucwrbüaßee (Blaskmia fmbristipvda} Kotsohy, Plant Tinn. t. VII.), die eben jetzt kleine, meist birnfürmige Früchte trug. Diese haben eine verhältnissmässig harte Schale, und sie werden — nachdem die Samen und das Fleisch herausgenommen — von den Sudanesen als Fläschchen, Tassen und, entsprechend zugeschnitten, selbst als Löffel verwendet. Mit Fett gesättigt, nehmen diese „liuqml>u eine sehr hübsche dunkelrothhraunc Farbe an und werden halb durchsichtig, Grössere Früchte derselben Art verwendet man als Butter- und lloniggciasse. Das l ferland des Sobat besteht aus einem Alluvium von Thon, eisenschüssigem Quarzsand und schwärzlicher Dammerde, welche lleuglin, Keine nach dem weissen Nil. I t> zum Theil noch mit Schilfkohle gemischt ist; da und dort entdeckt man darin auch halhvervvitterte Brachstücke von Süsswassermuseheln, die glimmerartig glänzen. Am Nachmittag des 7. März verlies» ich den Sobat, um den vorausgesegelten Schulen zu Co Igen. Der Wind war uns nicht ganz ungünstig; am Mittag des 9. März passirtcn wir Denah, wo die egyptische Regierung eine neue Nndiiieh (Siedelimg) errichtet hatte. Tausend Mann Truppen wurden hierher verlegt und der Platz noth-dttrftig befestigt. Die armen Schiluk wollen jedoch die Segnungen einer netten Herrschaft und Verwaltung nicht hegreifen. Sie haben für sich seihst kaum die notdürftigsten L'nterlialisndttel und sollen nun noch die ungebetenen (faste reichlich ernähren, dazu einen grossen Tribut in Vichlicfcrungen bezahlen und jährlich eine Anzahl Sklaven als Soldaten stellen, die bei ihren Nachbarn, den Dinka, vorerst geraubt werden müssen! Unfern der Sanddünen von Djuräb el E:soh sliessen wir auf einen richtig organisirten Streifzug von Sklaven-Jägern ; sie ballen vier slark bemannte grosse Neqer (Transportschiffe), deren drei unter türkischer, der vierte unter griechischer Flagge segelten. Die saubere Gesellschaft hatte sieh auf einer Insel niedergelassen, hier Sonnendächer und Mattenhtttten erbaut, und der Platz schien als Mittelpunkt ihrer räuberischen Ausflüge zu dienen. Dem Berheriuer-gesindel hatten sich einige zwanzig wohl berittene Baqara angeschlossen. Schöne Gruppen von /MM-Palmen verhallen der Gegend einen eignen Beiz; auch sahen wir hier und da Da&Äar-Bäume (Crataeva) in schönster Blüthe. In ll'elet Kaka liess ich am 11. März anlegen; Muh'amed ('her balle seine Residenz längst verlassen und einer egyptischen Besatzung unter Befehl des Major Adi Platz gemacht. Es war eben Ramadan und Adi Bimbaschi besuchte uns in voller Festglorie mit dem unvermeidlichen Schweif von Dienerschaft. Er berichtete von den neuen Massregeln der Regierung gegen den Sklavenhandel und von seiner eigenen Aufgabe unter den eben so türkenfeindlichen wie beschränkten Schiluk. Den angesehensten Mann der Gegend bade er als Scheck eingekleidet und versuchte nun seinen neuen, jedoch meist flüchtigen linterthanen begreiflieh zu machen, dass er ihnen Schatz für ihre Herden und gegen die Einfälle und Erpressungen des Muh'amed Cher und der räuberischen Baqara gewähren könne. Letztere wurden wirklich ins Innere des Landes verwiesen, Cher hatte sich mit wenig Anhängen] naeh dem Djebel Kurun geworfen, und von hier aus versuchte er, von allen Seiten bedrängt, mit den Türken in Unterhandlung zu treten. Er erklärte sieh wie schon früher bereit, nach Kaka zu kommen, wenn man ihm Aman (Gnade, Verzeihung) zusichere. Der /lim baschi antwortete ihm, er möge nur kommen, sein Gesuch werde seiner Seits beim Gciicralstatthaltcr in Chartum befürwortet werden; das sei Alles, was er vorläufig für ihn zu thun im Stande sei. Später erfuhren wir, dass Muh'amed, den Versicherungen der Tür ken misstrauend, sieh weiter südwestlich nach den Nubabergen Fumpu* zurückgezogen, dort die Tochter eines Häuptlings von Qon-djara geheirathet und an seines Schwiegervaters Regentschaft Antheil genommen habe. Doch war sein Reich vor kurzer Dauer. Er starb bald darauf, wahrscheinlich eines gewaltsamen Todes. Taha, der Bruder dieses berüchtigten Sklavenhändlers, war von letztcrem öfters als Botschafter an den Diwan nach Charttim geschickt worden mit dem Auftrage, nebenher Einkäufe namentlich von Wallen und Munition zu besorgen. Nach einem 15monatlichen Schiddenarrest, den er eben für Muh'unied Cher abgesessen, kehrte er jetzt auf dem Abiad zurück, um Bericht über den Verlauf seiner Sendung abzustatten. Nun schuldete Schech Muh'amed eine beträchtliche Summe an Fräulein Tinne, die Taha weder Auftrag noch Mittel halte, zu bezahlen. Fast am Gr! seiner Bestimmung angelangt, sah er sieh nun aufs Neue festgenommen und nach Chartum zurück geschleppt. A»li Binibaschi war durchaus nicht zufrieden mit seiner neuen Stellung. Man hatte ihn hier mit 100 Mann ausgeschifft, ihm nur eine kleine Segelbarkc (arabisch Snmial) und kaum die nothdürf tigsten Vorräthe für die Mannschaft überlassen und dazu «Iii1 Weisung ertheilt, sich von den Schiluk Getreide und Vieh liefern zu lassen, das den Negern von ihren künftigen Abgaben abgeschrieben werden solle, Ungefähr 00 Raubbarken, denen sich an 1000 berittene Baqara zu Land angeschlossen haben, sollen zwischen Djebel-Dinka und Tefafam ihr Wesen treiben: dem Major fehlen die Mittel, sie auzu greifen, während der neue Miulie mit seinen Regierungsschiffen und Truppen auf dem obern Abiad Spazierfahrten macht. Doch war es indess dem Binibaschi gelungen, die Barke eines in 16* Chartum ansässigen Europäers mit zwanzig gerauhten Schiluk-Negcrn und der ganzen Bemannung zu kapern. Von Kaka abwärts stosscn wir wirklieh auf viele verdächtige Fahrzeuge; am 12. März haben wir den Tefafam (Fig. 11)) in Sicht und erreichen die vorausgeeilten Schirtc unserer Gesellschaft am Lagerplatz verschiedener Kaubscbitte wieder. Hier war es bereits zu Thätlichkeitcn gekommen. Der Capitän der l)uh Ich selbst langte in einem Zustande der äussersten Erschöpfung an; nicht einmal der Gedanke, mich wieder unter theilnehmenden Bekannten, an einem Platze, wo ich mich für so viele Entbehrungen einigermassen schadlos halten konnte, oder das Bewusstsein, mich auf der ersten Station der Strasse nach der Heimat zu finden, waren geeignet mich freudig zu stimmen. Einige Aufrichtung gewährten mir allein die zahlreichen Briefe und Nachrichten aus dem Vater lande und die unverdient schmeichelhafte Anerkennung, welche meine Arbeiten dort gefunden. Ruhe und Diät stellten am Ende wieder das richtige Gleichgewicht her, der gesellschaftliche Verkehr wirkte nach und naeh anregend, der ruhige Schlaf, den ich so lange gemisst, verlieh mir neue Kräfte. Fräulein Tinne zog sich in ein abgelegenes, elendes Dorf auf der Düneninsel Tuti zurück, sie wollte Chartum nicht wieder betreten, auch Niemanden empfangen. Ihre Tante, Baronesse van Capellen, hatte ihrer geschwächten Gesundheit wegen die letzte Reise nicht mitgemacht, sondern sich entschlossen, bis zur Rückkehr ihren Verwandten hier zurückzubleiben. Der schlechte Einlluss des sudanischen Klimas verschonte, wie vorauszusehen, auch sie nicht; noch mehr war sie gebeugt durch die Nachricht vom Tode ihrer Schwester. Nachdem ich mich wieder etwas erholt, nahm ich die milbigsten Geschälte vor und ging mit mir selbst zu Käthe über Plane für die nächste Zukunft. Ein Entsehluss musste rasch gefasst werden, schon um mich dem Aufenthalt in der glühenden und drückenden, Körper und Geist tödtenden Atmosphäre Chart ums haldmöglichst zu entziehen. In erster Linie hing eine etwaige neue Unternehmung, der ich nicht abgeneigt war, vom Zustande meiner physischen Kräfte und dann von den Mitteln ab, über welche ich verfügen konnte. Vor meinem Abgang auf den Abiad war ich genöthigt gewesen, weitere Geldmittel zur Ausrüstung für Steudner und mich in Chartum aufzunehmen. Für Vorrat he, welche mir nachgeschickt worden waren, die ich aber nur theilweise empfangen, für Einkäufe an Getreide in der Mesilira:- und auf der Zirthali, sowie für die Träger, welche mein Gepäck von Wau zum Fluss gebracht., hatte ich weitere nicht unbeträchtliche Verbindlichkeiten eingegangen, endlieh waren gegen 10,000 Piaster für rückständige Löhne an meine Dienerschaft, die noch überdies ein reichliches JUiyhnrhisrh ('Geschenk, Trinkgeld) erwartete, zu bezahlen. Nach Abschluss und Bereinigung aller dieser Rechnungen blieb mir eine Summe von 50,000 Piastern, immer hin reichend um noch einen weitern Forschungsplan auszuführen, vor ausgesetzt, dass ich den äusserst kostspieligen Aufenthalt in Chartum, wo ich ohnedies nichts mehr zu thun hatte, möglichst abkürzte. Für Reisen im Sudan war übrigens jetzt der Zeitpunkt höchst un günstig. Wir befanden uns gerade in der allerheisscstcn Jahreszeit, die Sonmierregeii mussten bald beginnen; an Transportmitteln zu Land und zu Wasser war grosser Mangel, weil die Regierang Schilfe und Kamele für ihre eigenen Zwecke in Desching genommen. Der Vieokönig von Egypten, Saaddiascha, war indess gestorben. Sein Nachfolger, Ismail-Rastdia, hatte den bisherigen Generalstatt balter Musah in seinen Functionen als lVtik'nndar des Sudan bestätigt. Letzterer langte ZU Ende April von einer Rundreise in Kordofan und einem Feldzuge gegen Teqeleh wieder in Chartum an. Es war seine Absicht, den weissen Nil und seine Zuflüsse selhsl zu besuchen, und er stellte mir den Antrag1, ihn zu begleiten. Ich lehnte nicht ganz ab und hätte mich vielleicht wirklich entschlossen, eine nochmalige Nilfahrt zu unternehmen, aber der rinn des Gouverneurs wurde verschiedener Umstände halber ver schoben. Verwaltungsgeschäfte, ein Zug nach Senär, welche Provinz von den Dinka beunruhigt worden war, und die Bildung einer neuen Armee nahm die volle Thätigkeit Musah - Bascha. \s in Anspruch. Trotz Tansimat und vollständiger Aufhebung der Sklaverei erhielten alle Häuptlinge der benachbarten Araberstämme den Befehl, sofort eine vorgeschriebene Anzahl Schwarzer für den Militärdienst zu stellen; wie sie dieselben anschaffen sollten, ob durch Kaub oder Kauf, darüber schwieg der viceköniglichc Ukas. Die letzten Feldzüge nach Teqelöh und nach dem Südwesten der Djciinh (Senär) im Winter 1863/64 waren in dieser Beziehung nicht sehr günstig ausgefallen; man hatte kaum 200(1 taugliche Schwarze einlangen können, welche jetzt theils zu Schiffe, theils zu Land Chartum passirteu. Viele dieser „Freiwilligen", den Nacken in die schwere Schebah (Sklavengabel) gezwängt, wurden nach Egypten, andere nach Domjolab befördert. Im Mai 18dl sahen wir mit eigenen Augen wohl mehr als 10 Barken voll dieser Unglück liehen, ZU derselben Zeit, wo die Regierung eben auf dem Abiad Jagd auf die mit schwarzer Waare befrachteten Handelsbarken machte! Der Hauptgrund, warum diese Verfolgung so heifrig betrieben wurde, war leicht einzusehen: alle aufgefangenen Neger kaperte der BeMk für eigene Rechnung und eigene Zwecke. Aber nicht nur auf Schwarze, auch auf freie Sudanesen jedes Stammes und Gewerbes machten die Werber Jagd. Man betreibt die Zwangswerbimg vorzüglich in den Städten und zwar auf eine höchst eigentümliche und einfache Art. kleine Abtheilungen von Infanterie durchziehen die Strassen, die Marktplätze, die Merisah-Schenken und greifen jeden auf, der ihnen tauglich erscheint, sei er Handwerker, Matrose, Diener (»der Tagedieb, —- selbst Sklaven, also tagendhum von Muselmännern, werden nicht verschont, Namentlich hat man es auf die „Jsmker" (Soldaten, Uedeckungsmannschalt) der Elfenbeinhändler und auf berberinische Diener abgesehen. Die FelaJiin (ackerbautreibende Bevölkerung) im Sudan behauen ihre Grundstücke selten selbst. Zum Treiben der Wasserschöpf maschinen namentlich werden meist Sehwarze verwendet. Plötzlich erseheint ein viceköniglicher Befehl, der allen tauglichen Sklaven der Bauern — die gesetzlich längst frei sind — Freiheil verspricht, wenn sie sich in die Linie einreihen lassen. Viele folgen dem Rufe zu den ruhmreichen türkischen Fahnen, um bald alle aber für immer zu spät - - ihre Thorhcit zu bereuen. Der bereits in hohem Grad daruiederliegende Feldbau wird auf diese Art vollends untergraben, da viele Schöpfräder aus Mangel an Arbeitskräften stille stehen. Folge davon ist, dass das betreffende Grundstück keine Abgabe bezahlt; um sich schadlos zu halten, legt man die Grundsteuer auf die Nachbarn um, die sich dann womöglich durch Flucht vor Auflagen zu retten suchen, welche ihre Kräfte weit übersteigen. Die Sklavenkaravanen für den BeUk (Regierung) führen aber auch Frauen und Mädchen mit, welche gehalten sind, für die Rekruten das nöthige Mehl zu reihen und Brod zu backen. Eine ff&dem (Sklavin) hat so täglich 8—12 Mann und noch mehr zu versorgen. Diesem dienenden Personal fehlen aher die für ihre Arbeit nöthigen Werkzeuge, als Mühlsteine, Platten von Eisen oder Thon, auf welchen der Mehlbrei über dem Feuer gar gemacht wird, Wasserkrüge u. dgl. Um den augenblicklichen Bedarf zu decken, stürmt eine Abtheilung Soldaten den Markt ChartUms und schleppt von den betreffenden Gegenständen weg, was sie findet. Das ist türkische WirthschafU Misswachs und Viehseuche neben Ungeheuern Lieferungen für die Getreide Magazine der Regierung haben in diesem Jahre wie erwähnt — die Preise der Lebensmittel in Egypten überhaupt wie im Sudan auf eine nie dagewesene Höhe geschraubt. Selbst den Truppen mangelte es an gehörigen Mitteln zu ihrem Unterhalt, und da und dort drohten Unruhen auszubrechen. Fräulein Tinne wurde vielleicht theilweise gegen ihre Absieht durch mancherlei Umstände länger im Sudan festgehalten. Ihr Geschäfts führer in Chartum war bei unserer Bückkehr abwesend und traf erst nach drei Wochen ein. Verschiedene Weiterungen und Streitigkeiten mit der Regierung wollten nicht zu Ende kommen; sie hatte grosse Unannehmlichkeiten wegen der Neger, welche von ihr und ihren Leuten vom Abiad mitgebracht worden waren; die Prüfung und Richtigstellung der Rechnungen für ihre Reise zog sich von Woche zu Woche hinaus, die Beschaffung der nöthigen Geldsummen war dun so schwierig, wie kostspielig. Unerwartet schnell erlag ihre Tante, Baronesse van Gapellen, am 19. Mai dem pernieiösen Fieber. Die junge Dame l'asste endlich den Entschluss, über Sauakin nach Egypten zurückzukehren, ich sollte sie noch bis dahin begleiten; aber wieder verloren wir eine Menge Zeit, der Mai und Juni vergingen, bis wirklich ernstliche Vorbereitungen zur Abreise getroffen wurden! Die ersten Schiffe der llandelssaison 1863/04 kamen schon gegen Ende Mai vom Bah'r el Djebel zurück, namentlich die Leute Churschud-Agha's, eines Tscherkcssen, welche mündliche Nachrichten von S.W. Baker überbrachten. Letzterer war, wie man ihm in Chartum schon voraussagte, vom grössten Theil seiner Mannschaft verlassen worden und hatte sich nothgedrungen einer Karavanc des genannten Agha angeschlossen, die Anfangs einen viel östlicheren Weg eingeschlagen, als den, welchen Speke und Graut genommen. Sic umging sonnt die gefährliche Strasse durch das Bari-Land und gelangte südwärts von dem äussersten Vorposten der Elfenbeinhändler, die Katarakte von Meri und Debono's Station Falaro vermeidend, Ins in das Land Kamarasi's, den Bah'r el Djebel wenig über den Knrmuafällen passirend. Von dort war Baker nach dem See (Njaige Lutu) aufgebrochen, aber hei der Abreise von Churschuds Leuten noch nicht wieder zu ihnen gestossen. Sie vermutheten, er werde sich nach Zanzibar gewendet haben. Zugleich hörte man, dass den Raubbarken um den Djebel Dinka eine grosse Niederlage von den Negern beigebracht und viele der Schiffe durch die Regierung gekapert worden seien; auch soll es den zwei letzten, erst im März von Chartum nach dem Abiad aus gelaufenen Handelsfahrzeugen nicht mehr gelungen sein, die Strombarre zwischen Zeraf und Moqren el Boh'ur zu passiren. Diese mussten umkehren, ohne ihr Ziel erreicht zu haben. Am 24. April 18(52 begann der blaue Nil bei Chartiun etwas -zu steigen, Tags darauf war er indess wieder so ziemlieh auf die alte Höhe zurückgegangen; am 24. Mai war er 4 Fuss höher, als der diesjährige niedrigste Stand. Jetzt erst, gegen Ende des Mai, begannen seine Fluten sieh namhaft zu trüben; doch sah man hin und wieder Stellen, die noch nicht mit dem trüben Glänzen gemischt waren, und ich schliesse daraus, dass die färbende Materie verzüglich durch Hochwasser im nahen Rahad oder Dender zugeführt wurde. Am 21). Mai stand der Fluss 5, am 1. Juni 6Vi ^m* hoch (immer über dem niedrigsten Stand). Spätere Beobachtungen konnte ich an derselben Stelle nicht mehr vornehmen, an welcher der Unterschied zwischen dem höchsten erreichten Funkte im Sommer I80Ö und dem niedrigsten des Frühjahrs 18JÖ4 22 Fuss (Wiener Mass) betrug. Am 23. August I8b7> halte der Azraq seinen höchsten Stand erreicht, und am 18. September desselben Jahres war er bereits um 1 Fuss ge fallen, während der Abiad immer noch im Zunehmen begriffen war. Im Herbst 1862 trat der aussergewöhnliche lanstand (du, dass der weisse Strom nach den letzten 10 Tagen des September (der Zeit, wo gewöhnlich die Nilschwelleu ihren Höhepunkt erreichen) etwa 14 Tage lang stelig und massig zurückging und dann zwischen dem 5. und 15. Oktober nochmals so stieg, dass der Stand vom 20. September überschritten wurde. Gleichzeitig beobachtete man uch ein Schwellen des Azraq bei Chartum, das seinen Grund wohl nur in der Stauung der Fluten durch den Abiad haben mochte. Am 4. Juni besuchte mich ein durch längere Zeit schon vermisster Deutseber, Matthias Wagner, der früher in Masaua: ansässig gewesen war. Er hatte dort, wie es scheint, nicht unbeträchtliche Verluste erlitten, und beschloss auf gut Glück eine Handelsunternehmung nach Takah, Qalabal und Senär zu versuchen; von da ging er nach Rozercs und sc bloss sich einer türkischen (llut;:n'alin Häuptlings Nimr, vorüber, unterhalb welcher man anlegt, 8. Juli. Ziemlich zeitig erreicht mau das Dorf Qab u s c h i e Ii (0.), wo heute Wochcnmarkt abgehalten wird. Nur mit Mühe gelingt es meinem Koch, einige Hühner und etwas Milch zu erstehen. Ueberau liegt der Bodeiianhau darnieder; viele Dörfer sind ganz verlassen, namentlich die längs der Militair-Strasse zwischen Herber und Chartum gelegenen. Vormittags weht noch massiger Südwind, der auch die Luft erfrischt, während der Nord, welcher nach kurzer Windstille regelmässig in den Nachmittagsstumlen eintritt und oft bis in die späte Nacht hinein uns entgegenbläst, wahrhaft glühend erscheint. Reim alten Mcroc, unfern des Dorfes Bcdjerauieh, liess ich wieder etwas halten, machte aber den ziemlich fern auf Ilachen, steinigen und kahlen Hügel rücken gelegenen Pyramiden keinen Besuch. Diese bestehen aus 4 oder 5 Gruppen. Viele der Grabmonumente sind bis auf den Grund zerstört, andere dagegen noch recht gut erhalten. Keines derselben scheint über 80 Kuss hoch gewesen zu sein. Sic bestehen äusserlich meist aus kleinen Quadersteinen und haben alle eine niedrige prismatische Basis, auf welcher sich die sehr spitzige vierseitige Pyramide erhebt. Die grösseren Denkmäler zeigen nach Ost zu einen kleinen Vorbau, ähnlich den egyptischen l'fofit/liirn. Manche der Grabkammern enthalten Wandzeichnungen, hieroglyphischc Inschriften und Königsnaincn; auch findet man äthiopisch-deniotischc Legenden, welch letztere sich durch Trennung der einzelnen Worte durch zwei übereinander stehende Punkte ans zeichnen, wie dies im (}cvg (altäthiopisch) üblich ist, von dem dieser Gebrauch wohl entlehnt wurde. 9. Juli. Auch diesen Morgen wieder günstige Fahrt; noch vor Mittag bleibt das alte Städtchen Dam er zu unserer Rechten, 17 *" 1 , Stande spater die wohl 300 Schritte breite, nicht unmalerische Mündung des Atbara oder Moqren, wie er hier genannt wird; aber es wird spät Abend, ehe die Palmgärten von Berber erreicht werden können. Die Stadt Berber oder Mo eher ei' bildet einen Halt- und Zweigpunkt für den Handel zwischen dein Sudan, Egypten und dem rothen Meere. Zwischen hier und Chartum ist der Strom wieder s« hitl'har; weiter abwärts, auf der grossen Biegung nach West, welche der Nil durch Dar Monasir, Schaiqieh und Donqolali macht, ist er durch viele Stromschnellen der Schifffahrt gefährlich, und es werden deshalb namentlich werthvollere Waarentransporte über Abu H'ämed und die Wüste von Qorosqo zu Kamel nach dem untern Nil geschafft. Das Oberhaupt der Ababde, jetzt fest ansässig in Deraui unfern Kom-Ombo, ist mit der Wüstenpolizei und den Kamellieferungen betraut und der jeweilige SehT-eh unterhält auf allen Hauptstationen seine eigenen, verantwortlichen Beamten. Für den Verkehr von Berber nach Sauakin zu sind hier ebenfalls einige Bischärin und Oniaräh aufgestellt. Mit seinen hall) zerfallenen Vorstädten wird Berber kaum 800O Einwohner haben. Es ist Sitz einer Prövinzial-Verwaltung (Mudiriek), hat einen Bazar. einen Chan und mehrere Kalle, sonst kaum ein hervorragendes Gebäude. Einige Goldarbeiter haben sich hier niedergelassen, sonst scheint kein besonderer Industriezweig betrieben zu werden. Die meisten Bewohner sind Handelsleute und Schiffer, namentlich auch Piloten für die Fahrt durch die Svhda/al iplur. von Sehelai. Stromschnelle) des mittleren Nubicns. - Die l'mgegcnd ist meist kahl und sandig, hier und da sieht man Gruppen von Dattel und Dow-Palmen, Akazien und einzelne Sykomoren, sowie mehrere bessere Gartenanlagen mit Weinreben, Bananen, Kahmfrucht. Im Hause des Maati (Unterbeamten der Verwaltung einer Mudvrieh) Adi Efendi fand ich eine zwar kleine, aber recht freundliehe Wohnung — ich hoffte nur für kurze Zeit. Fräulein Tinne, .deren Barken wir oberhalb der Katarakten von Qeri zum letzten male begegnet waren, langte erst i) Tage später an! Ich hatte sofort mit dem Diwan und dem betreffenden Seh,eh der Bischärin-Wüste wegen Lieferung von Kamelen nach Sauakin verhandelt, da es in unser aller Interesse war, dass die Reise mögliehst rasch fortgesetzt werde. Hier waren die Sommerregen vor der Thür, welche sich allerdings meist gar nicht weil ostwärts von Berber nach der Steppe hin erstrecken, wo wie uns wohl bekannt war - die Regenzeit erst Ende Septembers beginnt und bis November währt. Aber auch hier verging Woche um Woche, obgleich uns öfter Kamele in hinreichender Menge angeboten worden waren, welche sonst keine Fracht fü'r Sauakin gefunden hatten. Zugleich hatte der Scheck deutlich erklärt, dass derartige Gelegenheiten nicht alle Zeit den Reisenden zur Verfügung stehen und es möglicher Weise schwer halten dürfte, später gute Thiere und zuverlässige Djemäieh (Kamelführer/ zu bekommen. Doch cntschloss sich Fräulein Tinne, etwa 40 Kamcllastcn ihres umfänglichen Gepäcks direet nach Egypten zu senden. Der H'arif brach an, wir sassen immer noch regungslos in dem langweiligen Berber, wo allgemeine Theuertmg und grosser Mangel herrschte. Behufs der Reise durch die Wüste bedurften wir übrigens einer grössern Menge von Büschehnais und Mehl. Für die Zeit von zwei Monaten hatte ich mich meinerseits in Chartum vorgesehen; nicht so Fräulein Tinne. Die Wochenmärkte von Berber erhielten keine Getreidezufuhr vom Lande her, der Diwan sollte aus seinen Magazinen nichts abgehen , so blich nichts übrig, als den Bedarf von Chartum kommen zu lassen, der auch in den ersten Tagen des August anlangte. Seihst an Fleisch, Schlachtvieh, Milch und Butter war grosser Mangel, Gemüse, werden hier ohnedem wenig gebaut. Eine Menge Amanten und andere höchst ordnungslose Truppen schalteten nach Belieben in Stadt und Umgegend; täglich langten neue Banden aus Egypten au. Weder Löhnung noch Rationen wurden ihnen gereicht, dafür plünderten sie Dörfer und Märkte, drangen in alle Häuser und verübten Rohheiten jeder Art. Von Chartum kamen uns indess nicht unwichtige Nachrichten über die Massregeln der Regierung gegen den Sklavenhandel zu. Gekaperte Schiffe von Europäern wie von egyptischen Unterthauen wurden nach der Hauptstadt gebracht, sammt allen darauf befindlichen Sklaven. Auf zwei Transportschiffen des Syrers H'alil (H'alil Sehami), der unter österreichischem Schutze steht und also mil österreichischem Pass verschen ist, hatte man nicht weniger als 700 Schwarze gefunden, buchstäblich zusammmengepackt wie Heringe, halbverhungert und oft in Stellungen und Lagen, dass sie sich nicht zu rühren vermochten, weshalb viele dieser armen Geschöpfe gelähmt und verwachsen waren; vom Flaggstock dieser N/ynirz wehte die britische Handelsflagge, indem H'alil Sehami vor Zeiten Verweser des englischen Consulats gewesen und er nach hiesigem Brauch ((»der richtiger Missbrauch) sich für berechtigt hielt, unter diesen Farben zu segeln und sein heilloses Gewerbe zu treiben! Dass der Diwan die Sklaven nicht in Freiheit setzte, sondern sie für seine eigenen Zwecke verwerthete, versteht sich von selbst. Trotz den anscheinend strengen Verfolgungen des Sklavenhandels ward derselbe derzeit so schwunghaft betrieben, wie je. Die Vjdäben umgingen Städte und Wachtposten, ein grosser Theil der Waare nahm den Weg nach dem rothen Meere. Solche Sklave», die schon Figenlhmn von Türken geworden waren, liess die Polizei natürlich ohnedies frei passiren. So sahen wir eine Karavane von 21 jungen Schwarzen, meist Mädchen, welche Musah-Baseha gehörten und von einem Kopten, dem Bruder des amerikanischen Consulnr agenten in Chartum, nach Egypten transportirt wurden. Ebenso traf ich eine Barke mit Negern, welche unter französischer Flagge segelte und durch den Gutsverwalter Mulinier in Mutanah bei Esneh, einen geborenen Franzosen und im Dienste ll'alim Buschas stehend, in Mesalamieh und (Muntum erkauft worden waren. Am Westufer des Nil treten tafelförmige Berge aus dem Innern der Baiuda-Steppc gegen den Fluss vor; der scheinbar höchste, Berber zunächst gelegene Gipfel derselben heisst Djebel Nochra, auch Djebel Qisra. Dieser liegt in N. 39° W. von der Stadt, die Entfernung dahin mag 12 Meilen betragen. An seinem Fusse sollen sich massive alte Baureste und künstliche Höhlen finden. Das Gestein wird häutig zu llamlmiihlen verwendet und besteht aus einem «lichten, sehr feinkörnigen Basalt oder Melaphir von schiefor-schwärzlicher Farbe mit sparsamen kleinen Blasenräumen, die entweder nur einen weissen Anllug auf ihrer Oberlläche enthalten oder mit feinen Nadeln von Zcolith angefüllt sind; auch zeigen sich stumpfe, glasglänzende Kryslalle, vielleicht desselben Minerals. Der Olivin scheint vertreten durch glimmerartige Blättchen eines bronzitartigeu Kupbonspathes. Weiter im Innern der Baiuda nach WNW. um die Brunnen von Säni gibt es noch andere Erzeugnisse vulkanischer Thaligkcit, nämlich Gerrille von sehr porösen trachy tischen Laven, mit stecknadelknpf-grossen Blasenräumen. Die Araber bedienen sich solcher Rollsrlickc wie eines Badeschwammes, beson ders zum Reinigen und Abreiben der harten Haut der Fusssohlen. In der I mgebnng des Dorfes Dainpiel'), 12 Meilen nördlich von Mocherel', soll man in neuerer Zeit gelegentlich auf Reste alter Sleinbauteti und Gräber gestoSSen sein. Man zeigte mir dort gefundene Glnskorallcn und Skarabäen. Von andern Monumenten, Wohl aus meroiliseher Zeit, namentlich von einer grossen (biero-glyphischcn?) Fels Inschrift unfern der Wüslenbrunnen Abu Djorah auf der Strasse von Kl Kodik, Schech Abu Hcdjl2) wurde mir ebenfalls berichtet. Die diesjährige Nilschwelle lässt s'ndi schlecht an; der Wasser stand wird Angesichts der vorgerückten Jahreszeit als ein sehr niedriger bezeichnet. Zwischen dem 23. u. 2d. Juli fielen in Charttin) starke Regenmassen, auch in der Gegend von Berber witterte es Anfangs August nicht selten, so dass der Strom hinnen 5- 6 Tagen beträchtlich stieg, jedoch ging er gleich darauf wieder um t1 2 Fuss zurück. Am i). August bemerkte man wieder ein rasches Zunehmen, dann ein neues Sinken bis zum 15./IG. August, wo er sich binnen 12 Stunden um 2 Fuss höher schwellte, wohl hauptsächlich durch l'duten, die ihm der Atbara zuführte; der Nil brachte nämlich gleich zeitig eine Menge von Treibholz, namentlich Mw-l'nlmenstämnic, die am Hauptstrom aufwärts im Ganzen eine seltene Erscheinung sind. Fünfzig lange Tage verweilten wir in dem elenden Mocheref. Bereits gingen die von Chartum bezogenen Getreide Vorrüthe wieder auf die Neige, als der Sekech der Karavancnstrassc von Sauakin endlich wieder gerufen und der Tag der Abreise auf den 30. August festgesetzt wurde. Die Kamele sollten nicht fern auf der Weide sein. Der Sohn des Schielt, ll'adji A?li, vom Stamm der Omaräb, ward zum Wülfte (Führer der Karavane) bestellt. Die Kameltreiber, J) Damjel: Karte von Lepsius - Kiepert. -) Abu Kgli-. Leps. - Kiep. welche auch die Obliegenheil des Zurichten«; und Aufbindens der Lasteil haben, erschienen, um das Gepäck von Fräulein Tinne in Augenschein zu nehmen. Nach dem unvermeidlichen, nimmer endenden Zurechtlegen und Vertheilen der einzelnen Lasten, wobei der Ab a,h&eh-Schech Adi Chalila tüchtig mit an die Hand ging, rückten endlich die Lastthiere seihst an. Ks waren meist jüngere, noch wenig an Arbeit gewöhnte Thiere, schwächlich, scheu und ungehorsam. Die Kamelbesitzer, Bise bar in und Omaräb, welche kaum einige Worte arabisch verstanden oder verstehen wollten, waren ebenfalls höchst ungeschickt und unpraktisch in der Behandlung der Lasten; mehrere Thiere sollten Sänften tragen, welche die Leute nicht einmal richtig in die Sattel zu stellen und zu befestigen im Stande waren. Es musste noch ein Ababdeh ausschliesslich zur Beaufsichtigung dieses Geschäfts angenommen werden. Ich für meinen Theil hatte bloss sechs Lastthiere, zwei andere für die Wasservorräthe und ein tTeäjvn (Dromedar für eigenen Gebrauch) von Nöthen und schon zum Voraus Sorge getragen, dass alle Gegenstände in Kisten verpackt waren, von denen immer zwei eine massige Kamelladung bildeten, ohne dass dann noch Dutzende von anderen Gepäckstücken nebenbei aufgebunden und besonders befestigt werden mussten. Dadurch gewinnt man viele Zeit heim Auf-und Abladen, und es ist nicht möglich, dass irgend etwas in Verlust geräth. Jedem meiner Lastthiere wurde ein Diener zugctheill. Wieder verging ein Tag, man bestimmte den frühsten Morgen des 1. Septembers zum Abmarsch, aber es wurde glühend heisser Mittag, ehe die Leute von Fräulein Tinne flott gemacht werden konnten; alles ordnete sich endlich in eine lange Linie und Langsam ging der Zug ostwärts, der Wüste zu. Diese gewährt hier einen sehr traurigen Anblick, indem der sanft ansteigende, flache, nur hier und da durch Wasserrisse unterbrochene Boden fast gänzlich mit glatten, schwärzlichen Geröllmassen bedeckt ist; selten gewahrt man Sandstreifen oder etwas gelbes, holziges Wüstengras. Nach einer Stunde Marsch scheint sich der Boden wieder etwas zu Senken, er wird sandiger, man bemerkt hinge Streifen von dürrem Gras (Paniciwi turgiäum nach Schweinfurth), niedrigem Gesträuch und Gruppen von verkrüppelten, schaltenlosen Akazien. Die Busch Vegetation nimmt bald mehr zu, und nach 5 Meilen erreicht man die Brunnen (Bir, plur. Beär) Moh'a Bck oder Abu Takar, in einer seichten, theils mit Alluvialboden bedeckten und dem Nil ungefähr parallelen Niederung gelegen. Stunden vergingen, bis die letzten Reste der ordnungslosen Karawane sich hier gesammelt hatten. Es schien von Anfang an, als oh wir hier einige Zeit zu verweilen haben würden, weshalb ich sogleich ein Zelt aufschlagen liess. Der Habir fehlte noch und sollte erst am nächsten Abend eintreffen. Die Brunnen sind 3(5 — 40 Euss tief in Thonschicliten und Geröll abgeteuft; das Wasser soll nie ganz versiegen; es ist von sehr klarer Farbe, hat jedoch einen unangenehm bitterlichen Geschmack und, wie die meisten Wüstenwasser, .die Eigenschaft, in den Schläuchen viel schneller zu verderben, als das des Flusses. Die Stelle ist eigentlich unbewohnt; zu gewissen Jahreszeiten ziehen wohl einige Bisebärin-Familien in diese traurige Gegend, welche ihren magern Herden von Schafen und Ziegen kaum den nöthigen Unterhalt an Futter gewährt. Trotz der Trockenheit und Dürre fehlte es in der nächsten Umgebung übrigens nicht an thierischeni Leben. Aasgeier und Milane sammeln sich auf den abgestorbenen Gipfeln der Seien/- und SV/wr-Bäume; luslig pfeifend flattern kleine Flttge von Staffelschwänzcn (. 1 ryya (teaeiae) von Busch zu Busch, oder lesen emsig Ameisen von der Erde auf; die Schwanzdrosscl (Cerco-trichas erythropteya) lässt ihren Angstruf hören, Turteltauben (Turfur lugem, (oyyptiacus und vmaceuB, sowie Oena capensis) girren im Gehölz oder kommen mit Wüstenraben (Corvus tmbrmus) und kleinen Flügen fahler Wüstensperlinge (Passer simplex, Licht.) zur Tränke. An freieren Stellen haust ein Laar Wüstenlerchen {Certhialaada Ufasciata), Es ertönt der gellende Ruf des gefleckten Wüstenhuhns ( Pierocles gnliatas); mit beginnender Dämmerung zieht der dunkle Ziegenmelker lautlos und geisterhaften Fluges durch die Lüfte. Im dichtem Steppengras und Gebüsch trafen wir viele flüchtige isabellfarbene Hasen, hier und da einzelne Gazellen. Weiter ostwärts von den Brunnen bemerkte ich schon Spuren der ersten Regen: an niedrigen Plätzen, wo sich d;is Wasser für kurze Zeit gesammelt halle, sprosste ein zarter, grüner Teppich von kleinen Rosaceen mit gelber Blüthe I Tributus terrestris), welche die Kamele sehr zu lieben scheinen. Indess verging der 2. September; H'adji \ Ii, der ITablr, liess sich noch immer nicht sehen. Am dritten Tag schickte ich endlich nach der Stadt und Hess den Mann durch Polizeisoldaten des --- 2C>6 Gouverneurs beschaffen. Er erschien, es sollte endlieb zur Weiterreise kommen, da zeigte es sich, dass sämmtliche Treiber mit Ausnahme der meinigen sannni ihren Thieren das Weite gesucht und ihr Gepäck im Stich gela.sse.il hatten! Nochmals war man genöthigt, auf den Düvdn zu schicken, und schneller'als wir erwarten konnten, waren andere Lastthiere zur Stelle; aber unser Flusswasser ging zu Ende, es musste frisches vom Nil geholt werden und erst am ö. September gegen Abend begann man das Gepäck wieder zu verladen. Dies nahm immer mindestens zwei Stunden in Anspruch, ebenso viel Zeit verlor man oft während des Marsches selbst durch Umpacken! Die kaum merklich nach Ost zu ansteigende weite Fläche von Wüsteiikiesoln und ("»dem Sandhoden ist da und dort unterbrochen \ Meile in Nordost zu Ost, der Ilauptrichtung unseres ganzen Weges, zurück und lagerten endlich in einer von Süd nach Nord sich hinziehenden, sanften Niederung unfern mehrerer kleiner Zeltlager von Bischnri 1 lirlen, wo weicher, junger Grnswuchs sprosste. Bereits erscheinen zwischen Nordost und Südost die Vorberge des FtehaT, wie die Landschaft zwischen Berber, Beronice und Sauakin benannt wird; jenseits des Nil ist der Tafelberg Nochra noch deutlich sichtbar. 7. September. Weiter ostwärts müssen bereits mehrere Regen gefallen sein. Neben reichlichem, zartem Graswuchs begegnet man an geeigneten Stellen schon jungen /bfw//-Saaten in den thalartigen Niederungen. Nach 10 Meilen rastet, man am Fuss einer niedrigen Felsterrasse. Die Kamele finden hier reichliche Weide. Hin und Wieder sieht man Spuren von Zeltlagmai. Wir beündeu uns hier ungefähr im Meridian des kleinen und malerischen (lebirgsstneks Sotirba1) (N. 4° 0. vom Lager). In NO. zu O. erheben sich die ') Nach Dr. Schwoinfurth bedeutet diese oft sich wiederholende Benennung „der grüne Berg." Soviel ich weiss, heisst in der Bcdjah-Siirache grün Sodai, Sod/a'o, der Berg Orba. Uebrigens führen auch verschiedene Qabtfl den Nunicn Sotirba odur »sW/Y/Wy. kühnen Zucken des höheren Sehcqereb, in SO, zu S, drei kleine Gipflet, Duqaiah genannt. Der Tag war sehr s<'hwiil gewesen, feaam ein Windhauch wehte über die glühenden Flächen, die hier und da Luftspiegelungen zeigten Ulld aus denen zitternder Dunst zu entsteigen schien. Gegen Abend bewölkte sich der Himmel plötzlich, schwere Gewitter zogen aus allen Richtungen herauf. Trotzdem wurde wieder gesattelt, die schon bepackten Kamele reihten sich langsam aneinander, um den Weg fortzusetzen. Einige rasende Windstösse verkündeten bald den Ausbruch des Unwetters: der Donner dröhnte, und ein Rcgenguss entlud sich in schönster Form. Nach Verlauf weniger Minuten schon strömten wilde Giessbäche von allen Seiten an und verwandelten den Lagerplatz in eine weite Scellüche; indess war es auch Nacht und stocklinster geworden, nur Rlitze, die sich wie Feuergarben zur Erde ergossen, beleuchteten die liebliche Sceue. Langsam sammelte sich die Karavane auf einer Insel dieses Wüsten sees, von dem übrigens am folgenden Morgen kaum eine Spur mehr zu sehen war. 8. September. Es währt«' lange, bis aufgebrochen werden konnte. Man versuchte den und jenen Gegenstand noch zu trocknen und sich selbst am Feuer zu erwärmen. Viele Gepäckstücke waren von den scheuen Kamelen abgeworfen worden und inussten erst ringsum zusammengesucht werden. Die Luft war dumpf und drückend, obwohl die Sonne sich selten zeigte. Vor uns lag der kleine, weissliche Felshügel Eremit, nach welchem wir zusteuerten und an dessen Fasse in einem ziemlich grünen Wadi etwas gerastet wurde, während die l'ackthicre langsam weiter zogen. Etwa eine Wegstunde früher hatten wir, wenig nördlich von der Strasse, eigenlhümliche Felsbildungen bemerkt, Granitmassen, welche wie ein Ruinenfeld sich Aber einen) nicht unbeträchtlichen Kaum ausbreiteten und unter denen sich namentlich ein Block von thurmähnlicher Form auszeichnete '). Vom Djebel Eremit steigt man noch 3 Midien weit in eine seichte Thalmündung hinab, Wadi lammt genannt; diese ist nach NW. von niedrigen Hügelzügen und Dünen eingesäumt und zeigt einen ') Wohl „Abu Odf>iu: Schweinfurth; hier wächst nach demselben Reisenden viel ZWftM/Aoma orpitalUfWt zwischen Geschieben von schwarzem Itasalt (P?) und Thonsehiefer. etwas reicheren Baumschlag. Man hat biet Versuche gemacht, Brunnen zu entdecken, stiess auch wirklich auf Schichten, welche die einsinkenden Regenwasser aufhalten, doch war die Flüssigkeit immer brück und schlammig. 9. September. Nach 4 ständigem Weg über hügliges und sandiges Land mit sehr magerem Pflanzen wachs durchschneidet man ein breites Wadi (von süd-nördlicher Richtung), längs dessen Ostseite sich eine Kette von hohen Dünen aus zartem Flugsand hinzieht ; sie scheint von beträchtlicher Längenausdehnung und wurde uns Dcbäb el Bäk benannt. Es bedurfte zwei weitere Stunden Marsch, sie über einen geeigneten Sattel in weitem Bogen nach Süden zu überschreiten; an ihren jenseitigen Abhang lehnt sich eine mit Flugsand erfüllte Niederung mit krüppelhaftem Baumschlag, der meist aus dunkeln Stämmen von Akazien (Acacia heterocarpa nach Sohweinfnrth) gebildet wird; an den Dünen stehen einzelne lauchgrüne Tundub- Büsche; auch U^scher (Calotropis procera) ist häuüg '). Wctswärts hart an der Niederung liegen in "Mergel- und Schuttergrund eine grosse Menge 20- 30 Fuss liefe Brunnengruben, jetzt theilweise nur schlechtes, bitteres, schlammiges Wasser enthaltend. Sie heissen Bear (plur. von Bir, Brunnen) el Bäk, oder, mit dem Bcdjah-Artikel, O-Bak wie das nahe UW/; letzteres ist in günstigen .lahren nach der flegenzeit von Bischärin und ihren Herden bevölkert, und es kann dann eine ziemlich reiche 7)«raA-Ernte hier gemacht werden. Jetzt sehen wir nur wenige Mattenzelte und kleine Schafherden. Man lagerte in dem muh fast schattenlosen Buschwald unfern einer Sauakin-Karawane, welche 10 junge Gala-Sklavinnen bei Sich führte. Oeaflich und nördlich von O-bak ziehen sich kahle, dunkele Felshügelkettcn hin. In Nord, wenig West, be-gränzen den Horizont die zackigen Gipfel des Scheqrcb, in Süd das Zetc b-Gebirge. In der Frühe des 10. September füllte man alle Wasser-schlauche, -erkaufte einige Schafe und zog anfänglich noch eine ') Dr. Schweinfurth erwähnt hier noch die Coloquinten, die ihre Hanken und Matter platt am Boden hinziehen und oft weite Streiken bedecken; ihre faustgrossen melonenartig gezeichneten Früchte schwemmt der liegen oft massenweise in den Niederungen zusammen. Die strauchartige t'roztiphora lii-otrlnnnu ist sehr verbreitet und bietet mit ihrem wolligen milchlosen Kraut den Kamelen reichliche Weide. Die Blüthe dieser Pflanze ist — wenn ich mich recht erinnere — gelb. gute Strecke durch das WaM el Bäk nach NO. zu Ost. Die Niede rang ist mitunter etwas gelichtet, und der Busch hat Durah - Fluren Platz gemacht. Nach 6 Meilen gelangt man über eine niedrige Felsterrasse, hinter welcher sich die Vorberge des O-fiq ausbreiten, kahle, schwärzliche, vom Wüstensand geglättete, nicht eben malerische Thonschieferhügel. Sie umschliessen nach NO. eine wedle, kesselartige Niederung mit einzelnen hübschen und bereits neu-grünenden Gruppen von stattliehen Selem-Akazien. Khane Rudel von Antilopen weiden friedlich in diesen einsamen Gründen und lauschen aus der Ferne dem fremdartigen Geräusch dir Karawanen. Die irre Trappe eilt flüchtigen Fusses naeh den Dickichten von dürrem Hochgras, über welche scheltend ein aufgescheuchter Wüstenrabe dahin zieht. Die Gegend ist nicht arm an verschiedenartigem Pflanzenwuchs.1) Nach Jl';2 Meilen Marsch sollte am südöstlichen Fuss des ziemlich hohen 0-fi Meile Nachtlager bezogen wird. Voo hier aus ist in Süd ein hoher, vielzackiger Gebirgsstock sichtbar, Djebel Mus mär genannt, in Ost der Berg O-kur, wie jener scheinbar ganz isolirt der Ebene entsteigend, in NO. die lang sich hinziehenden, steilen Felswände und domfürmigen Kuppen des Ab ad ab und Koqreb; in N. wenige Grade zu O. springt von unserer Hochebene aus der Bergrücken Bokmcri naeh Osten vor nach einer weitläufigen Niederung, welche den Abadab von den Bergen vim Derunknd trennt. Im unser Nachtlager sprossen junge, wollige Gräser, da und dort ragt baumartig der Merha Strauch mit seinen immergrünen, ginsterartigen Blättern (wahrscheinlich Leptadeniä), 1.4. September. Zeitig stiegen wir auf ziemlich gangbaren Wegen über einige Vorberge weg nach der eben erwähnten Thal-Niederung hinab. Sie zeigt hier und da Wasserrinnen und zum Theil eine hübsch entwickelte und vielfältige Pflanzenwelt; an steinigen Plätzen wächst Sniun, längs den Regenbetten Akazien, auf dem Alluvialgrund zahlreiche Futtergräser '), wilde Dattel pflaumen, Unbnii/cs. Merha u. a. m. Von den Höhen von Derunkad aus scheint das Thal bis zum Abadab nur wenige Stunden breit zu sein; wir erreichten indess die Vorberge des letzten erst nach 1!) Meilen Marsch und stiegen dann noch eine weitere Meile in dem ziemlich engen Thal von Koqreb hinan, Unmittelbar am Südllusse des höchsten Stockes der Abadab. In der Gegend bemerkten wir einzelne Paare der Gimpellcrche (Coraphües lemc4$s)} die mehr auf sandigem Boden, als in der gras-reichen Steppe lebt, die rotldlüglige Schwanzdrossel {('aroh-ielnis erythroptera), kleine Flüge von Glanzstaaren (L Meile vorwärts, da erst sehr spät am Abend aufgebrochen worden war; am Ul. nur 1 Meile, immer längs des oft sehr engen Koqreb Thaies, das sich jedoch an manchen Stellen kesselartig erweitert. Es ist zum Theil mit Busch und Baumschlag bestanden; die offenen Plätze bieten in dieser Jahreszeit überall fette Weiden. Bis Ras-el-Wadi, der Station vom 16. September, ist man wohl schon um 300 400 Fuss gestiegen. Hier sind mehrere Brunnen und die ganze Gegend scheint ziemlich dicht bevölkert zu sein. Viele Männer, kurz darauf auch Weiber, Mädchen und Buben fanden sich im Lager ein und bald eröffnete sich ein freundschaft lieber Handel. Wir erstanden mehrere Schafe und kauften mittelst Tabak Milch und einige ethnographische Gegenstände. Die Zeltlager der Eingeborenen sind, wie dies meist üblich, nicht um die Brunnen selbst und längs der Karavanenstrasse aufgeschlagen, sondern immer abgelegen und versteckt in Seitenthälchen und an den Gehängen. Schon am II. und 15. September hatten wir leichte Regenschauer, der Abend des 16. brachte uns ein Gewitter mit Sturm und Regengüssen, welche bis nach Mitternacht anhielten. Wie Wasserfalle wälzten sich die Regenmassen Uber die nahen Felsen herab und brausten donnernd durch das Thal. Glücklicher Weise ') Schweinfurth fand Im Thal von Koqreb noch folgende Manzen: Sodada, Zygophyllum simplex, Orchradenas und (wohl nur an den steilen Gehängen vorkommend) Jlucerotia Rus.ielliana. lleuglin, Heise nacli «lern weiwen Nil. IS war unser Lagerplatz ziemlich geschützt, das Gepäck konnte noth-dürftig noch auf Steine gestellt und mit Häuten bedeckt werden, welche wieder mit Feldsteinen beschwer! winden. Du Udi meine beiden Zelte an Fräulein Tinne abgetreten hatte, blieb mir nichts übrig, als unter ein grosses Stück Leder zu kriechen, das gewöhnlich als Unterlage und Fackzeug für meine Teppiche diente. Am 17. September wurde wieder spät aufgebrochen; noch ein Stück weit geht es längs dem Ghör \Muschein, ßwfer (Operkcln von Sfrom&wa-Arten zum Räuchern). Die Einkünfte der Provinz, welche ausschliesslich aus dem Ertrag der Douanc erzielt wurden, betrugen in den letzten Jahren (Iö5ö—GO) durchschnittlich etwa G0,000 Thaler; davon gingen 30,000 Thlr. ab für Kosten der Verwaltung. Das Gebiet erstreckte sieh längs der Küste von Ras Rauai bis Aiqiq. Die Einwohnerzahl von Sauakin mit Qef dürfte sich höchstens auf £000 Köpfe belaufen. Die Inselstadt hat meist ziemlich grosse und stattliche steinerne Gebäude in arabischem Styl, mehrere Moscheen und einen Bazar. Qef besteht fast nur aus Mattenhütten, sogenannten „Etyhmh". Die Sauakini selbst sind theils eingewanderte Araber, theils Eingeborene; auch einige Egypter, Türken und Sudanesen haben sich hier angesiedelt. Die Bewohner leben von Schiffsbau, Rhederei, Fischerei und namentlich vom Zwischenhandel. Die wenigen anderen Gewerbe verdienen kaum der Erwähnung. Das Klima ist nicht gerade ungesund, aber während dem grössteu Thcilc des Jahres drückend heiss. Im Winter (November bis Januar) fallen im Küsteidamle oft reichliche Biegen, selten im Hochsommer und Herbst. Man erwartete gegen Mitte Oktober wieder ein Dampfboot, das Vichtransporte nach Ha es bringen sollte, seine Ankunft verzögerte sieb jedoch von Tag zu Tag. Es war ZU heiss, um grössere Ausflüge zu machen; ich fand indess Beschäftigung durch genaue Aufnahme eines Hafenplans und durch Einsammeln geographischer Notizen Uber das südlichere Küstenland. Einige Male fuhr ich Abends oder Morgens nach den Knrallonbänken längs der offenen See hinaus, um Wassergeflügel zu jagen. Hätte ich ahnen können, dass sich unser Aufenthalt hier so lange verzögerte, so würde ich einen Ausflug zu Lande nach dem Golf von Bakiai unternommen haben. Endlich entschloss sich Fräulein Tinne, ihren Weg über Djedah, das einen ganz regelmässigen Steamer-Verkehr mit Sites hat, zu nehmen. Sic miethetc um theures Geld eine Segelbarke, die am 23. Oktober auslaufen konnte. Auch ich fand ein Boot, das jedoch ejrst am 24. segelfertig gemacht werden konnte. Früh um 7 Uhr stachen wir mit massiger Landbrise in See. Selten wagen die arabischen Bootsleute eine direkte Fahrt von Sauakin nach Djedah. Sic segeln, das Festland nie aus den Augen verlierend, mittelst Hilfe der regelmässigen Landbrisen längs der Küste nordwärts bis gegen Ras Rauai, legen allabendlich und über Nacht in einem der vielen Hafenplätze bei und erwarten günstigen Wind, um in gerader Linie Uberzufahren. Auch unsere Schiffe wichen von diesem Brauch nicht ab. Am ersten Tage der Fahrt erreichten wir noch den schönen Hafen vor Borghut dessen Ein- fahrt ein weithin sichtbares Schechgrab bezeichnet; am 25. Oktober war der Wind flauer, wir kamen an Mirsah Dertir mit einer Art von altem Fort vorüber, nur bis zur kleinen Mirsah (Ankerplatz) Fedjah, einer untiefen, stumpfwinkligen Bucht mit Koralleninsel, Unter dem 20° nördl. Br. gelegen; am folgenden Tage bis Arakiai, ebenfalls nur für arabische Barken zugänglich, endlich am Abend des 27.Oktober bis zur Rhede von /abadab el Roiän, Angesichts der Makuar-Inseln und des hohen E r b aT - Gebirges. Am Strande sind hier Brunnen, aus denen die Bootsleute noch in der Nacht frisches Wasser besorgten. Das afrikanische Küstenland ist trotz seines Wtistencharakters nicht ohne Reiz. Der schmale, aus Madreporcn-Bänken gebildete Strand bringt fast nur spärliche Sodapflanzen hervor. Einzelne Buchten sind zwischen den G ranzen der Ebbe- und Flutbmarke recht malerisch mit Sclmw-Stauden (Ackamia tomrutosa) bestunden. Die häutiger durch liegcuströme beleuchteten Niederungen zeigen dagegen zu gewissen Jahreszeiten einen lieblichen Graswuchs mit Akazicngruppeu, Eine Gebirgskette, in ihren verschiedenen Gipfeln wohl mehr als 6000 Fuss Höhe erreichend, vielfach zergliedert und wild zerrissen, zieht sich auf 10—20Ml. Entfernung längs dem Ufer hin. Feste Niederlassungen gibt es zwischen Sauakin und QoseYr nicht; die verschiedenen Bischärin- und Abahdeh-Familicn, die hier wohnen, fuhren mit ihren Herden ein beständiges Wanderleben. Zur Zeit der Winterregen versuchen sie an geeigneten Stellen den Anbau von Büsohchnais. Mit den hier landenden Handels- und Fischerharken kommen sie selten in Verkehr. In der Frühe des 28. Oktober vcrliessen wir mit ziemlich frischer Brise die Küste und nahmen, die kleinen Felsinscln II Obergern und Mcitcb zur Einken lassend, Cours naeh NO. in die hohe See hinaus. Der Wind wurde bald etwas ungünstig, doch konnten wir, ohne oft umzulegen, mehrere lange und zur Fahrt günstige Gänge machen, so dass bei Sonnenuntergang nur noch schwache, ferne Umrisse der höchsten Gipfel des Erbai-Gebirgs an der afri-kaniseken Küste sichtbar waren. Die ganze folgende Nacht war sehr stürmisch, die See ging hoch und drohte, uns zu sehr nach Süden abzutreiben; mit frühem Morgen waren wir jedoch den arabischen Bergen schon ziemlich nahe und erreichten den Hafen von Djedah kurz nach Mittag, gleichzeitig mit der 24 Stunden früher ausgelaufenen Harke von Fräulein Tinne. Die Stadt und die nächste Umgebung von Djedah (arabisch stXa».), kannte ich längst, da ich zu verschiedenen Malen hier gewesen. Sehr interessant für uns war die Bekanntschaft mit dem französischen Consul Pclisicr, der Alles aufbot, uns den Aulenthalt angenehm zu machen. Meine Begleiterin nahm wieder eine Privatwohnung, ich zog in die Locanda eines Italieners, die nicht viel Annehmliches bot. Wir besuchten wiederholt den Bazar und verschiedene indische Handelshäuser, machten sogar einen Ausflug nach dem Mekkah-Thor und zum Grabe, der Erzmutter Eva, eine Meile von der Stadt, in einem grossen, mit Mauern umgebenen Friedhof; dieses Grab ist von ungeheurer Länge, sechs Schritte breit und mit einer niedrigen Steinmauer eingefasst. Ueher der Mitte befindet sich eine kleine, wcissgctünchtc Klippel, die einen viereckigen Stein umsehlicsst, den fromme Pilger küssen und an welchem sie ihre Gebete verrichten. All seine Blüthe, den Reichthum und den ersten Rang, den Dj edah jetzt unter siimmtlichcn Küstenstädten am rothen Meere einnimmt, hat es lediglich dem Umstand zu verdanken, dass es der Hafen platz von Mckkah ist. Es liegt in einer öden, wüsten, fast ganz wasser-losen Gegend, der Hafen ist schlecht und für grosse Fahrzeuge nicht tief genug; die Einfahrt gefährlich wegen langer Reihen unterseeischer Korallenriffe. Der Ort erhebt sich vom Meere an längs der Abdachung eines niedrigen Hügels und macht auf den Ankommenden von der See aus gesehen einen sehr grossartigen Eindruck durch seine vielen Thürme, Kuppeln, Befestigungswerke und die Menge schöner viclstockigcr, meist steinerner Häuser. Das Innere ist weniger reizend,,, die Strassen meist eng, krumm und schmutzig; grössere Öffentliche nütze fehlen. Djedah ist ganz mit Mauern umschlossen, sowohl gegen die Land als die Seeseite, und hat nur drei Thore, welche Uber Nacht geschlossen werden und mit starken Wachtposten versehen sind. Die Bewohner bieten eine Mustcrkarte aus allen muhamedanisehen Ländern der Welt; sie sind betriebsam und leben ausschliesslich 70u Handel, S cid ff fa h rt, (lewerben und namentlich vom Pilgerverkehr. Wir lernten sie im Allgemeinen als höflieh und dienstfertig kennen, dagegen schildert man sie aber als eigennützig und verschlagen im höchsten Grade; sie lieben Luxus, Festlichkeiten und gesellschaftlichen Verkehr. Die Kafehäuser sind nie leer, man besucht sich häutig, und auch die Damen der Stadt geben oft grössere Gesellschaften unter sich. Ich glaube die Seelenzahl wohl auf 40000 veranschlagen zu dürfen. Mit Ausnahme eines englischen und eines französischen Consuls, sowie einiger Griechen und Italiener halten sich keine Europäer in Djedah auf. An Gelegenheiten, von Djedah direkt nach Snes (Suez) zu kommen, fehlte es nicht; mehrere Postschitle langten an und gingen ab; eines brachte den neuen englischen Viceemisiil, der schon im Jahre 1858 bei dem berüchtigten Bombardement als Regierungsbevollmächtigter hier gewirkt hatte. Fräulein Tinne nahm endlich Plätze auf dem Dampfer ,Gladiator4 der A^zizich - Gesellschaft, welcher am 10. November über Sauakin lleuglin, Heine nach dorn weissen Nil. *° nach Sues unter Segel ging; ich that desgleichen. Die Fahrpreise sind im Verhältniss sehr hoch; auch muss jeder Passagier für seinen Unterhalt sorgen. Das Meer und die Witterung waren uns günstig, worauf wir weniger gezählt hatten, da es um Djedah von dem ersten Tage des November an fast täglich witterte. Sehr heftige Regengüsse fielen nicht nur in den benachbarten Gebirgen, sie erreichten sogar das Flachland und die See. Am 12. Novembeilegte unser Boot in Schech ßorghnt an, da es voraussichtlich Sauakin vor einbrechender Nacht nicht erreichen konnte. In letzterm Hafen liefen wir zum grossen Erstaunen unserer dortigen Bekannten am 13. November wieder ein. Der ,Gladiator£ nahm hier 400Stück Vieh an Bord, in dessen angenehmer Gesellschaft wir am 10. wieder in See gingen. Deck und Zwischendeck war erfüllt von den gehörnten Reisenden, so dass uns kaum Raum zum eigenen Dasein und Verkehr blieb. Wir waren auf die Gegend um das Steuer beschränkt, die von einem Schattenzelt nothdürftig gegen Sonne und Regen geschützt wurde. Cahinen gab es noch nicht, diese sollten eben erst eingerichtet werden. Wind und Wogen waren uns übrigens von Sauakin ab meist nicht mehr günstig und der ,Gladiator' ist ausserdem ein schlechter Segler. In der Frühe des 18. November passirten wir die Berginsel Seberdjid, unfern des Golfs von Bercnice gelegen; Nachts um 11 Uhr den Leuchtthurm von Abu el Qezän (Dädalusklippe der englischen Karten). Der 19. November war sehr unfreundlich und stürmisch, oft fielen Regenschauer, es wurde empfindlich kalt. Am Abend dampften wir hart an Fanadir (Brothers der Karten, mit Leuchtthurm) vorüber; das Wetter wurde indess immer stürmischer; statt 10—12 Meilen machten wir oft kaum 3 und 4 in der Stunde, erst mit Abend des 20. konnten wir die Einfährt des Golfs von Sues, letztere Stadt endlich am Mittag des 22. November erreichen. Somit waren wir denn glücklich seit unserer Abreise von Chartum nahezu fünf Monate unterwegs gewesen, um einen Weg zurückzulegen, den man leicht und bequem in 3(5 Tagereisen macht. Auch hier gab es aufs Neue viel Aufenthalt und Unannehmlichkeiten mit den Zollbehörden, welche alle Schwarzen von Fräulein Tinne mit Beschlag belegten. Erst drei Wochen später konnte ich nachCairo abgehen, wo ich den Rest des Winters zubrachte; im Mai 1865 landete ich nach nahezu 41/2Jähriger Abwesenheit, wieder in Europa. Appendix. Zoologisches: Säugethiere, Vögel. Botanisches. Verzeichniss von Karawanen - Strassen in Kordofan, Dar-Für u. s. w. »inkelmessungen. Vokabular der Dor - Sprache. Skizzen aus dem TMcrlcbcu. 1) Säuget liiere. Der afrikanische Elephant. africwws, Bl innen b. Arabisch FU (Jyys); Sudan-arabisch Abu Nabu/ja. In den Urwählern und Sümpfen des Flussgebietes des Bah'r Ghazäl haust der afrikanische Elephant mich in grosser Menge, doch hat er hier wohl keine festen Standorte. Zur nassen Jahreszeit zieht er sich in die trockenen, höher gelegenen Gegenden zurück, zur heissen Zeit kommt er an die Sümpfe und Flüsse, denn Wasser ist ihm immer ein wesentliches Bedürfniss, sowohl zur Befriedigung des Durstes, als zum Baden und Befeuchten der Haut, die er mit ungemeiner Sorgfall saldiert und pflegt. Er lebt gewöhnlich gesellschaftlich, und wir haben Truppe von Elephanten gesehen, deren Anzahl ich mindestens auf 500 Stück veranschlagen möchte; doch trifft man diese Kiesen unserer Schöpfungsperiode auch in Familien roll 3—10; hin und wieder auch ganz vereinzelte alte, ohne Zweifel gelle Thiere. Es gibt Herden von Männchen, andere, welche nur aus den etwas kleinem Weibchen mit ihren Jungen zu bestehen scheinen. Zur Paarungszeit sollen sich immer mehrere Weihchen zu einem Bullen hallen. Sie scheine» sich vorzüglich zu rudern, wenn die Jahreszeit oder Futtermangel sie nölhigt, ihre Lieblingsplätze zu verlassen. Dann gibt es aber kein Boden-himlerniss für sie: sie durchschwimmen Ströme und Seen, arbeiten sich ohne Mühe durch weite Sumpflandsehaften, durch den dicksten Urwald, an steilen, steinigen und felsigen Höhen hinan, auf dem Festland förmliche Strassen bildend. Bei solchen Reisen hält die Gesellschaft auch ziemlich geschlossen zusammen und ordnet sich zuweilen in langen Linien, die verhältnissmässig schmale Wechsel machen. Zur Regenzeit befanden sich in den ziemlich viel trockenen und felsigen Boden bietenden Wäldern zwischen Djur und Kosanga fluss, die indess von vielen Teichen und schilfreichen Regenströmen durchfurcht sind, einzelne Truppen von Elephanten, deren keine Ober 30 Köpfe stark war. Sie kannten offenbar ihr Gebiet ganz genau und mieden im Allgemeinen die Nähe der Niederlassungen und selbst die zu jener Zeit nur selten begangenen Handelspfadc. Ihre vorzüglichsten Wechsel führten meistens längs der Regenströme in gerader Richtung von Süd nach Nord und umgekehrt. Heute war eine bestimmte Gesellschaft hier, morgen 30 Meilen weiter, doch hielt sie sich innerhalb bestimmter Granzen. Ihre steten Begleiter sind die Vich-reiher und ein Wildschwein, wahrscheinlich Sus senarensis, Fitz. — Wird in einem gewissen Bezirke auf sie gejagt, so sammelt sich gleich auch eine Unzahl von Geiern, von denen man früher auch keine Spur bemerkt hat, namentlich Vultur africanus und F. occipitalis. So häufig die Elephanten auch sind, so gelingt es den Jägern doch oft lange nicht, ihren augenblicklichen Aufenthaltsort ausfindig zu machen, da die Gesellschaft ein sehr unstätes Leben führt. In hellen Mondnächten hört man eine Truppe scheinbar ganz nahe; graut der Tag und ist man zeitig zur Stelle, so ist es nicht schwer, sie noch zu sehen, jedoch sind sie dann bereits im Marsch begriffen, und dieser ist so rasch, dass ein Mann Mühe hat, den Dickhäutern gleichen Schritt zu halten, selbst dann, wenn die Bodenverhältnisse erlauben, dass er sich, ohne von ihnen bemerkt zu werden, auf ihrem Flügel zu halten versuchen darf und nicht nöthig hat, jeden Vortheil von Erhöhungen, Schluchten, Büschen und Hochgras zu benutzen. So gross der Lärm ist, welchen ein Rudel dieser Thiere durch Zerbrechen und Zertreten des Holzes, durch Blasen, Anschlagen mit den Stosszähnen und das eigentümliche Brummen der Luft in den Eingewcidcn macht, so kommt es nicht selten vor, dass man während der Verfolgung einer Rartie plötzlich und un-vermuthet auf eine zweite Gesellschaft stösst, die in tiefster Stille der Ruhe pflegt. Dass bei der Jagd vor Allem die Windrichtung genau beobachtet werden muss, versteht sich von selbst, der Elephant hat eine sehr lange und zugleich sehr feine Nase und — trotz seinen drei Fuss hohen, fast ebenso breiten und in steter Bewegung befindlichen Ohren — ein äusserst gutes und aufmerksames Gehör, Wittert einer Unrath, so hält er den Rüssel hoch, windet und legt, indem er den Kopf seitlich umbiegt oder hoch aufrichtet, ein Ohr zurück, um sich genau zu überzeugen, woher Gefahr naht. Hat er diese erkannt, so stösst er einige Warnungslautc aus und trollt in gemessenem Pass ab, während die übrige Gesellschaft ihm folgt. Aber es kommt auch vor, zumal in Gegenden, wo die Thiere wenig verfolgt werden, dass sie einen Menschen, der sich zufällig mitten unter ihnen befindet, kaum zu beachten scheinen. Ist die Gesellschaft einmal flüchtig geworden, so verfolgt sie der Jäger gewöhnlich nicht, da kaum Hoffnung vorhanden ist sie sobald wieder zu erreichen und anzuptirschen. Zur heissen Jahreszeit ist die Jagd auf dem Anstand an Lachen und Sümpfen meist mit Erfolg gekrönt, vorausgesetzt, dass die Oertlichkeit nicht überhaupt ungünstige Verhältnisse bietet. Nicht nur Vormittags und mit Einbruch der Dunkelheit, am lichten Nachmittage seihet haben wir in einzeln gelegenen Pfützen Elephanten angetroffen, die dort oft tief im Wasser stehend oder sogar liegend beschäftigt waren, letzteres trübe und kothig zu machen und sich damit anzuspritzen, vorzüglich Kopf und Ohren, welche Theile viel von Insekten geplagt sind. Der Blick verräth wenig Verstand; ich möchte behaupten, dass dieses Thier überhaupt und vorzüglich bei Nacht nicht sehr scharf sieht, weiss dagegen aber auch, dass es bei Nacht nichts weniger als blind ist und sogar nächtliche Spaziergänge lieht, vornehmlich im Mondschein. Die sehr entwickelten geistigen Eigenschaften dieser Dickhäuter sind allen Negern sehr wohl bekannt; viele Muselmänner des Sudan behaupten sogar, der Elephant sei der Urvater des Menschengeschlechts und essen deshalb sein Fleisch nicht; auch die Neger hegen den Glauben, dass sie ursprünglich von diesem Riesen abstammen. Er ist harmlos, wo er nicht in seinen Gewohnheiten gestört wird, hat in allen Bewegungen etwas Gemessenes, Be dachtsames und doch Drolliges nebenbei, besonders die dichtbehaarten Jungen, welche höchst lebhaft spielen und in ihrem krausen Haarkleid sehr possirlich aussehen. Die Bewegungen der Alten sind jedoch auch nichts weniger als schwerfällig, in gereiztem Zustande sogar rasch und entschieden, der Lauf über alle Hindernisse weg der Art, dass ein Reiter auf schlechtem Grunde Mühe hat, einem Angriff auszuweichen; (loch verfolgt der Elephant seinen Gegner niemals weit, er begnügt sich, ihn in die Flucht geschlagen zu haben und Held des Feldes geblieben zu sein, das er nicht augenblicklieh räumt. Gereizt ist dieses Thier übrigens ein Gegner, welcher, abgesehen von der Masse, unter welcher der Boden dröhnt, einen Findruck auf den Menschen macht, den er sich niemals wird aus dem Gedächtniss verwischen können; den Rüssel hochgehoben, die Ohren etwas gehohen, den kurzen, borstigen Schweif hoch schwingend, stürzt er wild brausend auf seinen Feind los; das ganze Yordertheil scheint dabei noch viel höher und mächtiger und von der hintern Partie mit den langen, schlotternden Hautfaltcn, rasch und unaufhaltsam vorgeschoben; dazu kommt das Schnauben und der YVuthschrei, von denen sich ein Ohr, das sie nicht gehört hat, keine entfernte Vorstellung machen kann. Wird öfter auf eine und dieselbe Gesellschaft gejagt, so macht man sie sehr misstrauisch; sie hält sich dann über Tag ferner im dichten Gehölz und ver lässt, wenn sie noch mehr beunruhigt wird, die Gegend auf längere Zeit ganz. Von der Verwüstung, welche eine Elephantcnhcrdc im Walde anrichtet, lässt sich kaum eine Beschreibung geben. Was der mächtige Fuss nicht tief in den Boden tritt, wird umgeworfen, die stärksten Bäume entwurzelt oder ihre Aestc herabgebrochen, das Unterholz liegt wild durcheinander, als hätte es ein Orkan niedergerissen, und Alles ungefähr in der Richtung, welche die Riesen und Gebieter des Waldes genommen haben; Stämme, welche den Stürmen von mehr als einem Jahrhundert getrotzt, sind abgeknickt wie ein Rohr. Die Neger werden durch diese Waldvcrwüster stets mit dürrem Brennholz in Ueberaus« versorgt; doch hält der Elephant seine einmal gebahnten Strassen häutig wieder ein. Die Nahrung besteht vornehmlich in Blättern, Rinde und Zwei gen von verschiedenen Laubhölzern, welche, wenig verdaut, in grosse Walzen gepresst wieder ausgeleert werden und dann ein treffliches Feucrungsmittcl abgeben. Doch liebt der Elephant auch die verschiedensten Früchte und Wurzclknollen; er rüttelt erstere von den Hochbäumen herab und liest sie dann sorgfältig mit dem Rüssel zusammen, der ihm als Arm, Tastwerkzeug und Waffe dient. Zuweilen fällt er auch in die Büschchnais- und Sorgho-Felder und verachtet weder die jungen Sprossen, noch die Aehren, gleichviel, oh letztere reif sind oder nicht; er holt sich die riesigen Kürbisse von den Strohdächern der Eingeborenen, deckt auch dann und wann eine Hütte ab und schaut neugierig, wie aus einem höhen) Stockwerk hinab ins Innere, ob sich nicht etwa Getreide darin linde. Die Jungen bummeln gemüthlich zwischen den Vieren der Frau Mamma, selbst wenn diese einen raschen Gang einschlägt. Bekannt ist wohl Folgendes: wird ein Junges von der Alten getrennt und der Jäger kann elwas von seinem eigenen Sehweiss an den Kussel des Thieres bringen, so folgt es ihm dann beständig nach. Die Jungen scheinen durch mehrere Jahre unter mütterlicher Obhut zu stehen, fressen aber bald auch Grünzeug, namentlich das Laub von Bäumen, welche die Eltern wohl zu diesem Zwecke umwerfen oder ihrer Aeste berauben. Der Neger jagt den Elephanten vorzüglich um des Fleisches und Fettes Willen. Ersteres hat den Geschmack von Ochsenfleisch, ist aber viel zäher und grobfasriger, zuweilen sehr fett; feiner ist das der Jungen. Wir haben es sowohl frisch, als in getrocknetem Zustande genossen. Soll es aufbewahrt werden, so schneidet man es in lange Kiemen, salzt diese etwas ein und hängt sie an schal tigen Orten auf. Die Masse erhärtet wie Holz und wird dann, wenn sie verwendet werden soll, zermalmt, zerrieben und vor dem Kochen einige Zeit eingeweicht. So zubereitet soll (bis Eleisch der Gesundheit am wenigsten nachtheilig sein. Den Vorderfuss eines eben geschossenen Elephanten liess ich nach der Zeribah schauen und der vortreffliche Koch d'Ablaing's erhielt Auftrag, all' seine Künste an demselben zu versuchen. Vier-uml/.wanzig Stunden lang wurde das Hnuptstück gekocht und lieferte sehr nahrhafte und wohlschmeckende Fleischbrühe in Menge; das gesottene Fleisch wurde ebenfalls nicht verachtet, noch weniger Stücke, welche als zierliche Beefsteaks gereicht werden konnten. Das Fett ist etwas grobkörnig und raub, von graulich-weisser Farbe und verdickt schon bei 20° K. zu einer ziemlich festen Masse. Die Jagd auf diese Kolosse wird auf höchst mannigfaltige Weise betrieben. Auf ihren Wechseln zur Tränke legen die Eingeborenen tiefe Gruben an, welche sich nach unten kegelförmig verengen und zuweilen noch mit starken, spitzen Pfählen versehen werden. Diese Gruben müssen natürlich sorgfältig bedeckt werden, damit sie der schlaue Elephant nicht zu früh bemerkt; auch macht man durch Verhaue die Wechsel fast unvermeidlich und wirft noch überdies, um die Strasse möglichst natürlich darzustellen, frische Elephantenloosung auf die schwache Decke. Gewöhnlich sind zwei und mehr dieser Fallgruben auf einer häufig besuchten Sudle angebracht. Die Schwarzen erzählen, dass die übrige Gesellschaft sieh öfter bemühe, einen auf diese Weise Gefangenen wieder frei zu machen, indem sie mit den Stosszähnen die Erde um die Grube aufwühlen und letztere naeh und nach damit ausfüllen, während der Rand immer niedriger wird; selbst mit den Rüsseln sollen sie versuchen, ihren Kameraden herauszuziehen. Ein anderes Verfahren besteht darin, den Thieren auf ihren Wechseln anzustehen und zwar auf solchen Bäumen, deren Laub als Lieblingsnahrung der Elephanten bekannt ist. Man hat eigene, drei Fuss lange und gegen vier Zoll breite Lanzen, welche sehr scharf geschliffen und mit kurzem, starkem Schaft versehen sind; dieser wird mit einer schweren Masse von Thon belastet und dem Thiere zwischen die Schultern geschleudert; die Erde fällt ab, die Lanze aber dringt tief ein, wühlt durch Reiben und die schwingende Bewegung des schweren Schaftes, der da und dort an Stämme und Aeste anschlägt, mehr und mehr in der Wunde und bewirkt bald das Verenden des Thieres, das nicht weiter verfolgt wird; man giebt bloss Acht, wo sich in der nächsten Zeit die Geier sammeln und findet dann gewöhnlich seine Benfe. Die Sultane der Niamaniam lassen diese schwer verfolgten Thiere durch Verhaue mittelst Feuer und Hunderten von Sklaven in Gruben oder Klüfte treiben. Die Baqara jagen sie, wie wir schon oben gesehen, zu Pferd und mit der Lanze; die Dör und Kredj sollen dieselbe Art des Beschleichens von hinten jedoch zu Fuss zuweilen ausführen. Seit etwa zwölf Jahren wird auch im Gebiet des weissen Nils das Erwerben von Elfenbein mit Pulver und Blei betriehen. Die ZovW/,-Besitzer halten ihre eigentlichen Elephanten Jäger, Berbcriner und Scbaiqieb, meist erbärmliche Schützen, welche freien Unterhalt und einen Geschäftsantheil als Lohn erhalten. Gewöhnlieh sind ihrer 3—6 Mann zusammen, deren Jeder einen Sklaven besitzt, welcher als Wegweiser dient und zugleich Träger des Gewehres, der Munition und des Speise- und Wasservorraths ist. Sie nehmen Wohnung- in abgelegenen Ortschaften, pressen noch einige Führer und suchen die Thiere auf der frischen Fährte auf. Zu dieser Jagd bedient man sich einfacher, gezogener Gewehre, welche 8—lOlöthige Kugeln schlössen und ansehnlich viel Pulver tragen. Sie trachten ein Thier anzupürschen, und drei oder vier Jäger schiessen zugleich, während zwei ändere zur Deckung bleiben, falls der Elephant angreifen sollte. Meist sucht einer auf die Schläfe, der andere auf's Blatt, der dritte auf das Kniegelenk zu halten. Der Rücken der Sehwarzen dient als Unterlage für das schwere Geschoss; der heftige Rückstoss wird durch ein ledernes Kissen auf der rechten Schulter des Jägers gemildert. Selten fällt ein Elephant im Feuer, er muss meist noch lange verfolgt und wiederholt mit Kugeln bedient werden. Auch gehen immer viel Angeschossene verloren, die selbst durch ihre Kameraden zuweilen ins Schlepptau genommen und fortgeführt und beschützt werden sollen. Mit Sprengkugeln haben wir ide Versuche gemacht, auch nicht mit solchen, welche mittelst Strychnin oder Oyankalium vergiftet waren. Sprenggeschosse besassen wir nicht, und die vergifteten wollten wir nicht auf Thiere anwenden, die jedenfalls von den Eingeborenen gegessen worden wären. Die Spitzkugel, selbst die mit Stahlspitze, fanden wir nicht zweckdienlich, obgleich dann und wann die Wirkung vortrefflich ist, namentlich wenn es gelingt, eine richtige Stelle am Schädel zu treffen, was aber freilich oft sehr schwierig, ja, von vorn wegen der Abdachung des Schädels fast unmöglich wird, wenn nicht zufällig der Elephant den Kopf abwärts neigt. Eine grosse Bundkugel mit wenig Zinn legirt (mit zu viel wird sie zu spröde) aus glattem Rohr und eine sehr starke Ladung vom besten Pulver würde ich noch immer allen neuern Erfindungen vorziehen. Die legirre Rund kugel zermalmt jeden Knochen, der in ihren Bereich kommt, vor ursaoht eine stärkere Verblutung nach innen und aussen und mach! das Thier bald sehr krank. Für ein so legirtes Projektil hat auch der gezogene Lauf gar keinen Werth, es lässt sich nicht in die Züge treiben und würde diese leicht in Unordnung bringen. Der Reisende S. W. Baker, welcher viele indische und afrikanische Elephanten mit gezogenen Röhren erlegt hat, versicherte mich, dass er sein Blei mit etwas Quecksilber versetze. Bajonnette haben natürlich gar keinen Zweck als VerthcidigungswafTo und würden die an und für «ich schon sehr gewichtigen Feuergewehre nur noch weniger geführig machen. Unter Truppen von vielen Dutzenden dieser Dickhäuter sieht man selten viele, deren Zähne mehr als vier Fuss hervorragen. Ihre Dicke und ihre Form im Allgemeinen ist nicht immer eine verhältnissmässig gleiche: kloine Zähne sind oft ganz gerade und ihr Querschnitt fast kreisrund; sehr lange, nicht eben starke, zeigen oft eine mehr oder weniger deutliche Neigung zur Spiral« form neben der gewöhnlichen regelmässigen Biegung. Die grösste Länge der Stosszähne, welche uns vorgekommen, war 9 französische Fuss im Bogen gemessen, bei 120 egyptischen Pfund Gewicht; der schwerste Zahn wog 160 Pfund Gewicht, bei nicht ganz 6 Fuss Länge, sehr starkem Bogen und nahezu 1 Fuss Durch messer. Niehl immer sind beide Stosszähne von gleicher Form, Länge und Schwere; zuweilen sieht man auch kranke und abgebrochene. Die Chartümer Handelsleute theilen das gute, frische Elfenbein in drei Qualitäten: licrindj, KUindj und Bär. Berindj sind Zähne von über 20 Pfd. Gewicht, Bär solche unter 8 Pfd. und K'd'nulj die im Gewicht zwischen beiden stehenden. Von Kdindj rechnet man je nach Umständen 150—160 Pfd. auf 1 Qanlur oder Centner, von llar 400 Pfd. Die Preise schwankten in Chartum zwischen 2000 bis 3800 Piaster. Am besten werden lange, ziemlich gerade Zähne im Gewicht von 18—25 Pfd., sogenannte Sof>othihins7 L. — Arabisch Djamüs el Bah'r (jäJ! ^^+3») sudän-arabisch Aziid, berberiniseh Jasia/i, Erik und Qehbeh. Noch vor wenigen Jahren war das Nilpferd eine sehr gewöhnliche Erscheinung auf dem Bahr el abiad und seinen Zutlüssen, jetzt zieht es sich, der beständigen Beunruhigungen und Verfolgungen wegen, mehr und mehr in die unzugänglichsten Sumpfgegenden zurück. Aus Egypten, wo es vielleicht niemals eingebürgert war, hat die fortschreitende Cultür es längst gänzlich vertrieben, ebenso aus den Kataraktenländern zwischen Asuän und Dar Mahas. Noch im Jahre 1852 kam es regelmässig bei Domjolah, schon häutiger zwischen Berber und Chartum vor; jetzt erscheint wohl nur noch ein verirrter Flussbüffel (Pjaunis ei Bah'r, wie die Araber den Hippopo-tamus nennen) in jenen Gegenden, die Mehrzahl haust noch im Gebiet des Abiad, des blauen Flusses und des Atbara. Häutig und wie es scheint ständig sind diese Thiere in dem an (iÖOO Fuss Uber dem Meeresspiegel gelegenen Tanasee in Abcssinien; in den oberen Nilländern sieht man sie mehr paar- und familienweise und hier führen sie ein förmliches Wanderleben. Beginnt der Iloch-wasserstand der Ströme und Sümpfe abzunehmen, so zieht das Nilpferd nordwärts, und wir begegneten öfter in den Monaten Oktober bis December 15—20 solcher Auswanderer zusammen. Ihr Naturell ist ein friedliches und gemüthlichcs and nur in gereiztem Zustande, plötzlich in ihrer Buhe gestört, erschreckt, angeschossen und zur Paarungszeit, oder endlich um ihre Jungen zu vertheidigen greifen sie zuweilen Menschen und Beete an. Wo der Djamüs d BaKr keinen besondern Nachstellungen ausgesetzt ist, zeigt er keine grosse Scheu vor dem Menschen; er nähert sich den Booten bis auf wenige Schritte, wälzt sich im Wasser, hebt den Vorderkörper oft hoch auf, taucht dann kopfüber wieder unter, bläst einen Schwall von Wasser aus, so dass dieses wie leiner Dampf oder Hauch aufstiebt; und ist in seinem Element wirklich drollig-lebhaft und beweglich. Er bedarf nach kurzen Pausen der Luft und kommt, selbst wenn Verfolger nahe sind, immer bald wieder an die Oberfläche; dann sieht; man jedoch nur die zwei weit vorstehenden Bogen über den Augenhöhlen und die breiten Nüstern für einige Sekunden erscheinen. Wahrhaft seheusslich geformt ist der ungeheure Bachen, den das Thier oft aufreisst, ein weiter Schlund besetzt mit sehr rcspcktaheln Schneide und Eckzähnen. 'Protz dieser fürchterlichen Waffen ist das Nilpferd nur harmloser Pflanzenfresser; es nährt sich ausschliesslich von Gräsern, frischem Schilf, seltener von Blättern. Niemals findet man in seinem Auswurfe Beste von Wurzeln, Kinde oder sonstige holzige Substanzen, wie beim Elephant und Nashorn. Es entleert sich gewöhnlich beim Aussteigen aus dem Wasser unter schüttelnder Bewegung des breiten, kurzen Schwanzes. Abends verlässt es den Fluss und geht in Sümpfe oder auf das Festland, um sich zu ässen; dabei unternimmt es oft weite nächtliche Streifereien, ersteigt Felsen und Höhen, oft so steil, dass der Mensch ohne zu klettern, sie nicht erreichen kann; im Nothfall wandert es selbst über trockenes Land aus, wie es auch Reisen zur See von einer Flussmündung zur andern macht. Die Setzzeit muss ungefähr in unser Frühjahr fallen. Das Weibchen wirft auf dem Lande oder im Sumpfe in einem möglichst versteckten Lager. Niemals sahen wir mehr als ein Junges, das bald zum Fluss geführt, zuweilen auch in eine Grube gesteckt wird, die es ohne Hülfe der Alten nicht zu verlassen im Stande ist, während Mamma auf der Weide sich ergeht oder mit dem Bullen im tiefen Strome wälzt. Oft sieht man die Eltern in der Strömung liegen, vielleicht sich mit den Eck zahnen an Wurzeln anklammernd und nur einen Theil des eckigen und plumpen Kopfes über dem Wasserspiegel haltend, während das Junge ohne Zweifel auf dem Nacken der Alten sitzt. Die Flussbütfel schwimmen oft gute Strecken weit unter dem Wasser fort, jedoch nicht mit ausserordentlicher Geschwindigkeit Bewohnen sie engere, weniger tiefe Gewässer, die zur trockenen Jahreszeit viel seichte Stellen zeigen, so bemerkt man, dass diese Thiere den ganzen Tag über gewisse Plätze nicht verlassen. Dort haben sie mitten im Flussbett wohl künstlich angelegte Gruben: lange, tiefe Mulden in der Richtung des Stromstriches, in denen sie bequem tauchen und bei Verfolgung sieh verbergen können. Auch führt oft ein unterseeischer Wechsel grabenartig von einer solchen Mulde zur andern. In einer einzigen der letztern ist Raum für drei, vier und mehr Flusspferde. Steigen diese Thiere aus, so bewerkstelligen sie dies am steilsten llochgestade, an Klippen oder im grundlosen Sumpf, trotz ihrer verhältnissmässig kurzen und Schwachen Beine, ohne viel Anstrengung. Die ungeheure, von Speck schwabbelnde Masse bewegt sieh ganz ungehindert; das Weiden gleicht dem des Rind viches: das Futter wird mittelst der Lippen gepackt und hart an der Erde abgerissen. Die Stimme dieser Kolosse einigermassen annähernd zu beschreiben, ist nicht wohl in der Macht des Wortes: sie besteht in einem Brüllen, das entfernt wohl mit dem des Rüffelstiers verglichen werden kann, es ist ein tiefer, weithin hallender Bass, der aus einer grossen Tonne zu kommen scheint; entweder ein einzelner gezogener Tob oder mehrere hintereinander ausgestossene. Man ist versucht ZU glauben, dass der Brüllende der höchsten Gereiztheit [und Wuth Ausdruck geben solle, während das Thier doch ganz friedlich spielt. Ein Uoucert von mehreren wetteifernden Bullen, das glötzlich durch die einsame, stille Macht hallt, das Rauschen, Bimsen, Plumpen und Tauchen macht einen unendlich grossartigen Eindruck, den selbst die Thiere der Wildniss zu empfinden scheinen, denn der Schakal, die Hyäne und selbst der Löwe schweigt und lauscht, wenn, dem Rollen des Erdbebens gleich, Behemots Donner« Stimme sich aber die Wasserflächen wälzt und, vom fernen Urwald gedämpft, wiederhallt. Das Spielen, Baden und Tauchen im tiefen Wasser scheint den Thieren Lebcnsbcdürfniss zu sein. Die Jungen folgen den Eltern mehrere Jahre lang, erreichen aber in viel kürzerem Zeitraum, als der Elephant, ihre gebührende Grösse. Sie lassen sich leicht zähmen und werden ihrem Wärter sehr zugethan. Nur ist es schwierig, ihnen die richtige Nahrung zu gewähren. Zehn Mass Milch verschlingt ein kaum monataltes Kalb ohne Beschwer, Kuhmilch scheint übrigens in ungemischtem Zu Stande dem Thiere nicht zuzusagen, so wenig wie dem jungen Elephanten und Nashorn. Oft ruht der Wppopotamus auf ganz freien Saudinseln im Sonnenschein, lieber noch im tiefen Schilf, durch das seine eigentümlichen, grabenartigen, vom überhängenden Röhricht oft ganz verdeckten Wechsel führen. Es bilden sich aus ihnen förmliche Entwässerungs- -kanale für die höher als der normale Wasserspiegel gelegene Sumpf Landschaft; erstere durchbrechen auf der andern Seite oftmals die Ufer des eigentlichen Rinnsales des Nil, d. b. sein ursprüngliches, durch Niederschläge eingedämmtes Bett, und veranlassen Ausströmungen nach den Senkungen bin; die Strömung vergrössert diese künstlichen Abzugsstrassen, es bilden sich Inseln, An und Abfiözungen, und unter gewissen Umständen vielleicht ein ganz anderes Flussbett, wenn das alte zu hoch geworden. Wie der gewaltige Nilstrom überhaupt sein Thal mehr und mehr durch Sand und Schlamm erhöht und ausfüllt, ersehen wir deutlich an den Grundmauern der altegyptisehen Baureste, an Einfassungen alter Zisternen u. s. w., welche jetzt theilweise beträchtlich tiefer liegen, als der Flussspiegel zur trockenen Jahreszeit. Die Trümmer vieler Städte des Delta, von Suis, Tanis u. a. sind schon längst im Alluvium begraben, und hoch geht die Nilschwclle über ihnen weg. Aus den Felsinschriften am Katarakt von Semneh geht allerdings hervor, dass vor 4000 Jahren die Hochwasser um nicht weniger als '24 Fuss über ihre jetzige höchste Grunze gestiegen sind, einfach bloss aus dem Grunde, weil die Felsenthorc und Barren, durch welche sie stallelartig dem Norden zubrausen, sich seither beträchtlich erweitert haben, und die Klippen durch Reibung und Zersetzung des Gesteins niedriger und flacher geworden sind. So macht der Strom sein weites Gebiet gleich, führt das höhere Land zu Thal und füllt das tiefe mit der abgeschwemmten Damm erde und dem Sand aus. Bei dieser unaufhörlichen, jedes Jahr mit neuer Kraft sieh stählenden Arbeit mögen ihm selbst die Winde lleuglin, Kciso nach dem weissen NU. *v zu Hülfe kommen, wenn sie Flugsand aus der Wüste führen, welcher, wie der Schnee in einem Hohlweg, sich in Niederungen und am Gestade lagert, dort mit Humus und Feuchtigkeit getränkt und durch den bald platzgreifenden Bilanzen wuchs befestigt wird. l>ie Jagd auf Nilpferde betreibt man sowohl der Haut, als des Fleisches willen. Auch die Zähne werden gut verwerthet. Das Fleisch, namentlich dasjenige der Jungen, ist weiss, saftig und wohlschmeckend; für den besten Bissen hält man das Herz. Aus der Haut macht man den Kurbad eine stark fingerdicke, Iiis zu 31;'-. Fuss lange Peitsche, das unentbehrlichste Werkzeug jeder egyptischen Behörde, das täglich in Hebung ist und mit der Haut des FHali und des Berbcrincrs in sehr vertraute Berührung zu kommen pflegt. Der Kurhiulj ist das belebende, aufregende Element gegen Hinbrliten und Faulheit, sowie er das trefflichste niederschlagende Mittel gegen Unverschämtheit und Frechheit abgibt. Seinem kräftigen Winke folgt schwarze und braune Bevölkerung, er öffnet den stummen Mund zu Schuldbekenntnissen, macht den Bauer, der wegen angeblichem Misswaehs seine Steuern nicht entrichten kann, plötzlich zahlungsfähig1, bringt dem tölpelhaftesten Ucdienten Ordnungsliebe und geschliffene Formen bei — kurz, er schafft Friede und Ordnung und fördert Rechtspflege und Geschäftsgang in erspriesslicher Weise und Kürze. Das Wildschwein, Von Schweinen sollen zwei oder drei Arten die Wälder und Dickichte um den Gazcllcntliiss bewohnen; wir erlegten nur das gewöhnliche Warzenschwein1), das in Rudeln und Familien von 5 bis 20 Stück zusammen lebt. Vormittags und Abends ziehen diese Gesellschaften aus dichtem Rohr, Gebüsch und Klüften auf die Trift und zum Wasser, das sie sehr lieben. Trotz ihres Ungeheuern Gewerls und wirklich kräftigen Baues sind diese Schweine nicht sehr reizbaren Wesens uud vertheidigeri sich selbst angeschossen selten in dem Masse, wie die europäische Art; sie wühlen nach Knollen und Larven, schneiden auch Aas an, und sind trotz ihres feinen Gehörs nicht sehr scheu und flüchtig. Bei guter Behandlung lassen sie sich leicht zähmen. Das Wildpret ist weniger schmackhaft, als das des europäischen Wildschweins, und sein Genuss ') riiacuchoerus afiicanus, Cuv., arabisch 1tuluf f o verursacht nicht selten Durchfall und lInterleibsbeschvverden; weniger isl dies der Fall, wenn es zuvor getrocknet und gesalzen worden ist. Ausser dem Warzenschwein findet Sieh noch eine zweite, kleinere Art mit schwächerem Gewerf und gleichförmig und dichter mit schwärzlichen Borsten bedeckter Haut. Diese hält sich vorzugsweise in der Nähe des Elephanten und dürfte zur Spezies Sus senarensis, Fitz., gehören. (Sitz.-Ber. der naturh.-mathem. Chissc der kais. Akad. ' der Wissenschaften, Wien, Bd. XXIX, und Heuglin und Fitzinger, ibid. Bd. LIV. p. 49). Eine dem Larvenschwein zunächst stehende Form, Sus llasuniu, Heugl. kommt in Habcsch vor. * * * Der wilde Küflel. Bos caffer und Bos braehyceros. — Arabisch Djamüs rl Hakt (aJLsüt ^y+s»). Man hal, und ich glaube mit Recht, die in Afrika lebenden und dort weit verbreiteten wilden Büttel in zwei verschiedene Arten gesondert, welche sich vorzüglich durch abweichende Gestalt des mächtigen Gehörns unterscheiden lassen. Bei dem einen derselben, Bos caffer, nährt sieh der Vorderrand der Hörner auf der Stirnmitte bis auf einen Zoll, während diese bei dem zweiten, Bos braok zur Tränke stürzen. Aber wie das Festland, so ist auch Sumpf und Wasser ihr Element. Sie treiben sich im tiefsten Schlamm und Mohr mit Leichtigkeit herum und schwimmen gern über einen Strom. Der Bock hat die Grösse eines starken Damhirsches, gedrungenere Glieder, einen stark behaarten Hals und ziemlich langen, an der Spitze (lockigen Schweif; auf dem Widerrist trägt er einen kleinen Fcttbuckcl; der Kopf wird aufrecht gehalten, und so berührt das bis 22 Zoll lange, in seiner Mitte stark nach hinten und auswärts gebogene Gehörn fast den Rücken. Die lange, Straffe Behaarung ist dunkel unibra-braun, Augen und Schläfegegend, Ohren, Nasenspitze, ein Nackenfleck und der Höcker gelblich-weiss, die Unterseite gelblich-braun. Diese Art ist im Allgemeinen nicht sehr scheu und namentlich auf dem Anstände1 leicht zu erlegen, ebenso vom Boote aus, wenn eine Herde den Fluss durchschwimmt. Es ist dies Adenota megaecros, Heugl.1). Ihre etwas kleinern Verwandten, die sowohl in besondern Rudeln, als auch gemischt mit erstem namentlich am Sobat vorkommen, sind der Wuil, Adjd und Kai-). ') Fitzinger, Sitz.-Ber. der kais. Akad., Wien, 1855.— Id. und Heugl. ibd. 1866. Bd. 54. p. 60. — Kobus Maria, Gray. Ann. und Magaz. of nat. bist. 1859 p. 290. — Heugl., Verb. d. Leop.-Carol. Akad. Band XXX. p. 14. t. II. Fig. 7. 8. ') Adenota Wuil, Heugl. Verb. d. Leop.-Carol. Akad. 1859. p. 13. — A. leueotis, Pet. Neue Säugntb. t. 3. und Heugl. Leop.-Carol. Akad. Bd. XXX. p. 13, t. I.vFig. 4. — A. Kul, Heugl. Ibid. p. 12. Auch der Wasserbork, Adenota Lcrhä-, soll sieh in denselben Gegenden aufhalten. Eine noch stattlichere Erscheinung ist die des gemahnten \V :i s se r bo e k es, Kölns Sing-Sing, von den Dinka Bör benannt. Er hat die Gestalt und Grösse eines starken Edelhirsches; der kühn und aufrecht getragene Hals ist, wie das kräftige Ilintertheil, mit langen, rauhen Ilaaren bekleidet, den Kopf des Bockes ziert ein massives, über zwei Fuss langes, mit den Spitzen etwas attf-und vorwärts gerichtetes Gehörn. Dieses schöne Thier ist ein eigentlicher Sumpf bewohner, es Hebt Stellen, welche mit mehr als mannshohem Schilf bewachsen sind und hält sich gewöhnlich paarweise. Der Bör hat, wie die ITordekAntilopen, die Gewohnheit, die grossen Termitenbaue ZU besteigen und von ihnen aus in majestätischer Haltung sein nasses Revier zu überschauen. Er ist auch nicht eben scheu, bedarf aber, um zum Fall gebracht zu werden, eines gut angebrachten Schusses mit Kugel von grossem Kaliber. Stürzt er nicht im Feuer, so ist es für den Jäger fast unmöglich, ihn im tiefen Sümpfe und im Röhricht zu verfolgen. Die Senegal-Antilope findet man häufig um die Mescfvräi der Bc^-Neger und in den Ebenen zwischen dem Kir und Djur Fluss. Zur nassen Jahreszeit lebt sie auf den trockeneren, offeneren Triften in Hudeln von 10 bis 30 Stück und sammelt sich, wenn die Teiche und Regenbetten vertrocknen, in der Qabah, um die grossem Flüsse namentlich in der Nähe der Mrsehnf. et Rrq. Ihre etwas schwerfälligen Bewegungen erinnern an die der Kuh-Antilope; sie liebt Liehtangen und Weideplätze, namentlich Gegen den, wo sich viele Termitenhügel und BauhinktrGchfisch findet; sie ist, wo sie nicht verfolgt wird, gar nicht scheu und lässt sich selbst zu Pferd einholen. Sieht sich diese Art verfolgt, so theilen sich die Rudel meist und halten, ohne flüchtig zu werden, immer eine gewisse Entfernung vom .läger. Es ist daher auch leicht, sie treiben ZU lassen. Ihre eigenthümlich erdgraue Farbe, der dunkele Fleck am Auge und ein ebensolcher Streif auf der Aussenseitc der Oberschenkel erlauben, sie aus 'ziemlich grosser Ferne schon zu erkennen. Die Grösse ist die der Kuh-Antilope, die kurzen, knotigen Hörner sind wenig gebogen, an der Basis stehen sie einander sehr nahe, steigen parallel auf, gehen dann auseinander und nähern sich mit den Spitzen wieder. Sie sind weder so regelmässig, noch so zierlich, wie die von Bubalis Caama, welche übrigens auch etwas lebhafter gefärbt ist. Die Denka nennen letztere Art (.1. Caama) Lelwel und Ahvalwong, die Djur Burrah, die Dor Kar ja, Ihr Lieblingsaufenthalt sind die parkartigen, trockeneren Waldpartien zwischen Djür und Kosanga, auch zwischen dem Kir und Jei-Fluss soll sie nicht selten sinn. Das an der Basis sehr starke, kurze Gehörn hat ungefähr 16 Knoten, steigt anfangs etwas auseinander gehend auf, dann ein Stück weit in ziemlich paralleler Richtung, wahrend das letzte Drittheil mit der scharfen Spitze wieder etwas auswärts und fast rechtwinklig nach hinten abgebogen ist. Dieselbe Heimat, wie die Caama, hat der in seinem schweren Aeusseren an einen starken Stier mit langer hängender Wamme erinnernde Quaf/ptal, Taurotragus gigas, Heugl.von den Djur Udjar, von den Dor Meivurch genannt. Er erreicht ein Gewicht von wohl 15 Zentnern, hat bis 36 Zoll lange, mit den Spitzen fast ebensoweit von einander abstehende Hörner von mehr als 3 Zoll Dicke an der Basis und 40 Pfund Schwere. Diese sind mit einem sehr starken, spiralförmig um die Stangen gewundenen Kiel versehen; die Farbe des Balges ist braungrau, Kopf und Hals heller, weisslich grau mit Andeutung einer schwärzlichen Mähne. Diese Art ist sehr selten, lebt einzeln im dichten lloehgras der Qabah und wurde während unseres achtmonatlichen Aufenthalts im Flussgebiet des Djur nur einige Male gesehen. Ihre Bewegungen sind schwer, Hals und Kopf werden niedrig getragen, als ob die gewaltige Wucht der Hörner auf sie drückte. Ein im Januar 1864 unfern des Wau-Flusses angeschossenes Thier wurde leider zum Theil den Raubthicren zur Beute, ehe wir es auffanden. Am Sobat und Gazellenfluss finden sieh ausser den genannten ' noch zwei Damalis - Arten, die eine von der Grösse der Senegal-Antilope, die andere um ein ziemliches kleiner und schlanker. Ersterc heisst bei den Dinka Tiang'1), die andere Tiang-riel, d. h. der bunte Tiang. Der Tiang ist schön purpurbraun, ein breiter, schwarzer Streif läuft scharf begrenzt von der Muffel aus Uber die Stirn weg und setzt auf Hals, Kreuz und Rücken fort; vor und ') Vcrgl. Heugl. Verhandl. der Leop.-Carol.-Akad. XXX. 15. II. p. Hl. T. 1. Fig. 2-2) Heugl. Verhandl. der Leop.-Carol.-Akad. Bd. XXX. II. p. 22. Tab. IL Fig. 1. und p. 23. Tab. IL Fig. <). unter dem Auge zweigt sieh jedenfalls ein schmäleres, bogenförmig bis zur Basis des falb-wcisslichcn Oh res sich erstreckendes Band von jenem Streif ab; die Spitze der Aussenscite des Ohres und ein Längsstreif über seine Mitte sind wieder schwärzlich; die Lippen gegend weisslich, rostig angeflogen; der Schwanz und ein Theil der Aussenseite der Oliedmasscn glänzend schwarz. Der Tiany-rid soll noch lebhafter gezeichnet sein; dieser kommt auch im südlichen Kordofan vor. Um den Wau-Fluss, auf baundosen Strecken mit viel lloehgras, zeigen sich Rudel einer Gazelle, welche kaum die Grösse der Dorcas erreicht; sie ist von hellgrau-röthlicher Farbe, untenher heller. Das Männchen allein ist mit kleinen Hörnern verschen, weh die ziemlich parallel aufsteigen, 6 -8 Knoten /eigen und deren Spitzen etwas vorwärts gerichtet sind. Ein kleiner Stirnschopf von Ziemlich lebhaftem Ro&tfarb ziert den Seheitel und letztere Farbe verläuft nach und nach bis zur kahlen, schwarzen Nasenspitze hinab; über dem gelblichen Auge ist ein ziemlich breiter weisser Streif, vor dem vordem Augenwinkel eine tiefe, lange Thräncngrube, in der si**h eine schwarze, ölige Substanz absondert; an der vordem Ohr basis ein kleiner, kahler, schwarzer Fleck. Dies ist wohl der von Professor Peters in Ost-Afrika entdeckte Ceplialolophiis hastalus. Zu den lieblichsten Erscheinungen unter den flüchtigen Wieder käuern im obern Nilgebiet gehören unstreitig die Pallah (Antilope wehunputi, Licht.) und der Her der Dinka (wahrscheinlich Antilope sylvatim, Sparrm.) Erstere haben wir nur um den Djür-Fluss angetroffen und zwar auf Viehtriften und Wieswachs am Rande der Gehölze. Sie erreicht wohl die Grösse des Dambockes, ist aber viel eleganter gebaut. Die Farbe ist ein zartes, hellgelbliches Rostbraun, untenher weisslich; eine braune Rogenlinie läuft über die Keulen herab; am Sprunggelenk der Hinterfttssc hängt nach hinten ein schwärzlicher Haarbüschel. Das Geweih, welches nur dem Männchen eigen ist, gleicht dem des Abok, ist stark leierförmig, gegen zwei Fuss lang, etwas im Spiral gebogen und vielknotig bis zum Spitzdrittel. Stolz und hoch trägt der Bock den edeln Kopf mit schönem, dunkeln Auge; die Füsse sind hoch, zart, wie gedrechselt, die Bewegungen kühn und rasch. Dieses Thier liebt die Gesellschaft von Seinesgleichen, und selten sieht man weniger als 6—8 Stück beisammen. Es 'sind friedfertige Geschöpfe, mehr zutraulich als Schlichtern, aher flüchtig und scheu, sobald sie öfter beunruhigt worden sind. Nur paarweise kommt dagegen die etwas kleinere Art vor, welche ich für identisch mit dem südafrikanischen Buschbock halte. Sie ist länger, kurzhalsiger und weniger hochbeinig, als die Pallab. Das Kolorit im Allgemeinen sehr lebhaft hellbräunlich-gelb mit einem Strich ins Olivenfarbige. Von der Stirninitte bis zur Nasenspitze verläuft, ein schwärzlicher, nach hinten breiter werdender, scharf begränzler dunkler Pieck. Vom Hinterkopf zieht sich ein dunkelbrauner, oft schwärzlicher Streif über den krauzartig lang behaarten Bücken weg; ein schmaler, weisser Längsstreif geht jeder seits längs den Schultern hin; ein anderer, längerer, längs der Flanken reicht bis zum Oberschenkel; über die Rückenmilte bis zu den Unterleibsseiten herab Laufen 5—6 ebensolche Querbinden. Der Schlegel ist weissgetropft, wie der des Axis-Hirsches; ein weisser Fleck steht unier dem Auge, einer oder zwei auf der Aussenseitc der Oberarmgegend; die Vorderhalsbasis ziert ein grösseres, weisses, in der Mitte etwas aufwärts gezogenes Band von Halbmondform. Brust und vonlere Hälfte des Unterleibs sind ruuehsehwür/Jich, die hintere und Innenseite der Füsse weisslich, auf beiden Gelenken des Vorderfusses und auf den Fesseln des Hinteri'usses eine schöne schwarze Zeichnung. Der buschige Schweif hat oben die Farbe der Oberseite, ist seitlich weiss, der Flock und die Unterseite schwarz. Das Ohr aussen fast ganz kahl, rauchsehwärzlioh, innen gegen den Rand zu weiss behaart. Nur der Rock trägt ziemlich kurze, dreikantig gewundene, gekielte Horner, mit ungefähr 10 schraubenförmigen Falten oder Knoten auf der Basal-hälfte. Dieses schöne und zartgebaute Thier hält sich bloss in dichtem Gebüsch auf, ist nicht gerade scheu, bleibt, von dem Jäger unbemerkt, gern bis auf wenig Schritte Entfernung stehen oder liegen, und setzt dann in graziösen Fluchten über Büsche und lloehgras weg. Die Djur nennen die Buschantilope Bweh, die Dor Ininih, Das Fell einer niedlichen, kleinen Gazelle, wohl Antil'<>}><■ mer-g&Ttä, sehr hell gelbgrauliche Varietät, sahen wir an der Meschrai der ß^-Ncger. Wir geben hier noch eine möglichst vollständig Uebersicht der zahlreichen Antilopen des ganzen Nilgebietes, soweit sie uns bis jetzt bekannt sind. 1) Antilopae jrazellinae. a) Subgen. Antilope, Wagn. 1. Die gern eine G azcl le. Antilope Dörens, Licht. — Arabisch Ghazdl (JL&), bei Masaua' Sehoquen. In Arabien, Egypten, Nubien, dem abessinischen Küstenland, Takah, Nord-Semir und Kordofan. Nicht in den abessinischen Gebirgen. 2. Die schwarz nasige Gazelle. Antilope arabica, Ehr. In Arabien und Egypten. 3. Die glattfüssige Gazelle. Antilope laevipes, Sund. — A. Corina et Kevel, Goldf. In Senär und Ost-Kordotäu. 4. Die Tclbadu - Gaz e 11 e. Antilope tilonura. A. tnela-rmra, Heugl. (nee Rechst.) Abb. der Leop.-Carol.-Ac. 1hl. XXX. Paarweise und in kleinen Rudeln im Bogosland auf 4—5000 Fuss Meereshöhe; heisst auf tigrisoh Telbaelu. 5. Die Ledra-Gazeile. Antilope Dorna, Licht. — Arabisch L<ba (luuö ^J), bei Masaua: A">r«l>. Meist in Rudeln im abessinischen Küstenland, in DanakiP und den Soinäli-Ländern, auf Dahlak, in Takah, Ost-Semir, und dem südlichen Nubien. In Kordofan haben wir diese Art nicht angetroffen. 7. Die langohrige Gazelle. Antilope leptoceros', Fr< Cuvier. — Arabisch Abu el liarahol und M>" SVm/-Bäuincn den Halb äffen, Otolknm srnnjalmsk, seltener seinen Verwandten 0. crassi-caudatus, beide Nachtthierc mit herrlich leuchtenden, grossen Augen, und von Insekten und arabischem Gummi lebend. Ersteren nennen die Araber seines Geschreies wegen Ten. Er besitzt wie alle Lcmuriden die Eigenschaft, seine grossen Ohren in regelmässige Falten zu legen und zu schliessen. 2) Vögel. Was die ornithologischen Vorkommnisse am Bah'r el Abiad. und seiner Zuflüsse anlangt, so kennen wir dieselben bis zum 4 " nördl. Br. südwärts und bis zum Kosanga westwärts ziemlieb'genau; Gapitäin Speke bat selbst um den L'niamuezi-See einiges hierher einseblagende Material eingesammelt, aus dem erhellt, dass die Fauna daselbst zum grossen Theil wieder eine von der nördlicheren verschiedene ist. Im Allgemeinen zeigt die Vogelwelt des Gebietes des Abiad nördlich vom Aequator sehr viel Ucbereinstimmendes mit derjenigen Senegambicns, obgleich auch einige südafrikanische Typen vertreten sind. Aus der Familie der Geier findet man in den von mir und meinen Jägern ausgebeuteten Distrikten den weissen und gehüub ten Aasgeier (Ccdhertes percnopt&rus und C. monaehus), beide jedoch nie in so grosser Menge, wie am eigentlichen Nil und blauen Fluss. Der Ohrengeier und der gemeine egyptische weiss-köpfige Geier sind ganz verschwunden. Letzterer ist ausschliesslich Bewohner von Felsgebirgen, während sein nächster Verwandter, Yitltnr JlüppcUii, mehr die Waldregion und Ifochbäiime frequentirt; doch gehört auch die Erscheinung der letztgenannten Art nicht eben zu den häufigen im Gebiet des weissen Nil; die vorzüglichsten Geier dieser llegion sind der schöne VttUur oeeipi-talis und der kleine, weissrückige afrikanische Geier, Vnllnr afri-canus, Salvad., wohl nur als Gonspceies des indischen V. bengalensis zu betrachten. Diese leben bloss in den Wählern und man sieht nur da und dort einmal einen derselben in den Lüften kreisen. Werden aber irgendwo Elephanten erlegt, so erscheinen gleich Hunderte dieser Raubvögel zur Stelle, wie wenn sie aus den Wolken herabkämen. Den Oberkörper und Hals vorgebeugt stürzen sie ziemlich rasch auf ihre stinkende Heute, fallen ineist nur wenige Sehritte davon auf der Erde ein und hüpfen dann in possierlichen Sprüngen zu ihrem unsaubern Mahl, mit Gier und Mast mögliehst grosse Fleisch- und lluutstücke mittelst des kräftigen Schnabels zer-reissend und hinabwürgend. Oft ziehen ihrer zwei an einem und demselben Brocken, schlagen dabei mit den Flügeln und suchen sieb mittelst der Schultern wegzudrängen. Es kommt vor, dass sich eine Menge dieser Thiere so rasch ansammelt, dass die zulctzt-gokonimenen, um noch zu einem Stück Fleisch zu gelangen, sich auf die Rücken und Köpfe ihrer Kameraden niederlassen. Verjagt man sie, so laufen die Vögel ein Stück weit um mit halbgeöffneten Flügeln, bis sie einen Absprung nehmen und in den Wind gelangen können, streichen dann den nächsten Bäumen zu, wo sie aufrecht sitzend, den Hals tief eingezogen, verdauen. Der weissrückige Geier hält sich bei dieser Gelegenheit immer tiefer, auf niedrigeren Acsten, während der Schopfgeier (Vultiir occipifnfts) dürre, isolirto Gipfel vorzuziehen scheint. Einige Concurrcnz bei ihren Festmahlen macht den Geiern zuweilen der Morolm, und es ist unglaublich, in welch kuzer Zeit das grösstc Stück Wild bis auf die Knochen von diesen Aasjägern aufgefressen ist; ja selbst die Knorpeln, die stärksten Muskeln und die Haut werden verzehrt. Sie haben wohl in Folge ihrer Lebensweise alle einen mehr oder weniger penetranten moschusartigen Geruch, der seihst den Eiern eigen ist. Eigentliche Adler kommen sehr selten in unser Gebiet, hier und da ein Zwerg- oder Kaub-Adler, vornehmlich zur Winterszeit, Aqiilla snoyolo dürfte übrigens hier Brutvogcl sein; den Kaiseradler sahen wir noch im sogenannten Scher<| el A^nbah. Dem Gaukler (Udo tarms ccaudatus, Daudin) begegnet man überall und das ganze Jahr über, jedoch nur einzeln und paarweise. Raschen Fluges schwimmt er hoch Uber Lichtungen weg oder kreist über Vieh triften, um seiner Nahrung, die in kleinen Säugethicren, Tauben und andern Vögeln, Eidechsen und Sehlangen liest cht, nachzugehen. Zuweilen ruht er auch auf dürren Baumgipleln , namentlich in den frühesten Morgenstunden. Die von Levaillant so ausführlich beschriebenen Gaukclstüekc, welche dieser kühne Raubvogel im Fluge ausführt, haben wir nicht Gelegenheit gehabt, in dem Masse zu beobachten, obgleich wir viele Dutzende dieser Thiere sahen und erlegten; aber der Flug an und für sich hat schon etwas höchst Eigenthumlich.ee. Der grosse, dicke Kopf, der ramassirte Körper, der kleine Stutzschwanz und die langen, spitzigen Flugwerkzeuge verleihen ihm in der Luft ein ganz aussergcwöhnliches Ansehen. Der Vogel kommt am Abiad sowohl weiss- als rostrüekig vor; die Brutzeit fällt in den August und September und scheint jeder Horst nur ein Junges zu enthalten, das sich sehr leicht zähinen lässt und ein höchst possierlicher, drolliger Gesellschafter wird. Wirklich majestätisch sieht der alte Vogel aus, wenn er die langen und breiten schwarzen Federn des Gesichts und Oberkopfes sträubt, wodurch der Kopf ein eulenartiges Aussehen erhält; Wachshaut, der kräftige Hehnabel und Füsse sind hoch orangeroth, die Schnabelspitze hornschwarz. Die Stimme ist ein flötendes, heiteres Pfeifen, wobei der Kopf ganz in den Nacken zurückgelegt wird. Viel seltener ist der nicht weniger stattliche Schlangenadler mit schwarzem Schweif und breiter weisser Querbinde, (Jitrartoa mmrm, Fr. Württemberg1). Er dürfte wie der vorhergehende Standvogel sein, ist aber ein weniger kühner Flieger, obgleich er zuweilen schön, ruhig und hoch kreist. Seine Nahrung besteht vorzüglich in Schlangen, Eidechsen und auch in Fischen; wie er letztere fängt, habe ich nie seihst beobachtet, möglich, dass er sie dem weissköpligen Singadler abnimmt. Seine Verwandten, der dunkel brüstige, gestreifte und kurzzeitige Schlangenadler (CircaHos; jxrforu-fls, Ummlouini und uro oiuculosus), den hübschen, kleinen, auch hei Tage fliegenden und sich theils von Baupen und Heuschrecken nährenden Perlkauz (Sfrix occlpttcdis) und endlieh unsern Schleierkauz, der am weissen Nil auch Standvogel und aus schliesslich Baumbewohner ist. Von Ziegenmelkern kennen wir nur drei Arten, alle ausgezeichnet durch merkwürdig abnorme Flugwerkzeuge. Die eine, nämlich die langsehwänzige tieofornis dinumtm, ist Standvogel. Sic bewohnt die Gebüsche und Grasschöpfe längs der Gewässer, Uber denen dieser Vogel allabendlich seinen Insektenfang betreibt; wir haben oben bereits von seiner Lebensweise berichtet; die zwei andern sind Zug- oder Strichvögel, nämlich Macrodiptcryx 'cexillarim mit zwei langen bandartigen und fliegenden, zwischen den Cuhital- uud Primarschwingen eingelenkten abortiven Schmuckfedern; diese höchst eigentümliche Speeles fanden wir nur zu Anfang der Regenzeit im Juni und Juli in Wau und Bongo, wo sie sich Abends zu zwei bis acht Stück auf Lichtungen um die Zeriben herumtrieb; die andere Art ist der bekannte „Vater der vier Flügel" der Araber (Abu djnudl-arbaih, Macrodipteryx longipennis). Er verschwindet während der Regenzeit und erscheint wieder im September; die Männchen tragen ebenfalls eine Schmuckfeder zwischen Cubital- und Primarsehwin-gen, jedoch mit steifem, langem Schaft. Nach der Mauser, im Oktober, ist diese vollbartig, reibt sich aber bis gegen die Spitze zu bald ab, und der Vogel scheint dann im Fluge immer von zwei kleinen Vögelchen verfolgt, die bei jeder Schwingung der Fitigel auf den grossen stossen. Diese drei Capriiuiilgidcu sitzen nie auf Räumen, sie halten sich den Tag über im Gebüsch verborgen und lassen alle einen lauten pfeifenden Balzruf hören. Unser europäischer Ziegenmelker besucht im Winter noch den östlichen Sudan. Von Schwalben und Seglern fanden wir mit Sicherheit nur eine Art sedentür, nämlich den kleinen Cypsehts nmhrusiucus. Ausser diesen sammelten wir zur trockenen Jahreszeit im Januar bis März Ilirundo rustica, IL albigula, II. donäcdla und Aiticora c.ypsclo'ules, lleuglin ein, zur Regenzeit die grosse Hirundo smegalensis; im Oktober die europäische Hausschwalbe; auch Uferschwalben sahen wir häutig im Spätherbst am untern weissen Nil, wohl €c4yl6 minor. - Capitain Speke entdeckte in Uzinza, westlich vom Unia-muczi-Scc, eine höchst eigenthiimliche Schwalbe, l'sa/idojtrocna albi-ceps, Sclat. (Proeeed. Zool. Soc. 18Ö4. p, 108. t. XIV). Die abessi nische Racke (Corncias habessiniens) ist überall Standvogel, den schönen Cornaus candalus fand Speke in Uzinza. Corwins uio-itolis kommt einzeln im Gebiet des weissen Nil vor, wie auch Enryslo-mus uflerirqimta) ist nirgends selten. Zu den lieblichsten Erscheinungen der Wälder des Djur gehört eine prachtvolle himmelblaue Elminia, nächst-ver wandt not der seltenen F. loayiatuda von West-Afrika, (iraucalus pcctoralis und (Icblcpyrm phoemcea sind ziemlich häufig in der Wahl region südlieh vom 9° nördl. Br., beide scheinen Standvögel und führen eine stille Leheusweise in den dichtbelaubten Kronen de* Hochbäume. Mefa&nornis edoloides dürfte Zugvogel am Djur sein; überall gemein ist Dicrowrus ktgwbris; I). macrocercu>s soll durch d'Arnaud vom Abiad nach Paris gebracht worden sein (?); eine dritte, nicht mit Sicherheit zu bestimmende Art fand Speke in Uniamuezi und Uzaramo. Sehr reich an Arten ist die Familie der Würger. BascmisteS ObSSOides hat Speke in Bogue gefunden; ('orriuellu affinis, Heugl. ist Standvogel in der Qabah südlich vom 9" nördl. Br.; der schöne Rarocrphalns RüppelHi dürfte nur zur trockenen Jahreszeit \orkmu men, häufig ist Laaius r. lannafns, Harth, sind von S|ioko in Mouingn, uud Uniamuezi entdeckt worden. Laniarhis ery/hmgaster ist überall gemein, wenigen- dfaktCOfwUlS iefrms und sitnilis und Enuetxiouus isubellinus, Ehr. Als Zugvögel erscheinen regelmässig unser Dom dreher und der rothköptige Würger (Lmtins spinitortpms und L. mfieeps). Antinori will Dryoscopus honlhoul im Distrikt der Dor erlegt haben. Von Kuben kamen uns vor: Corms scupuluris, überall in l'aarou, dann Vtüoskmtus sewgaknsis, als häufiger Bewohner der Doh'h-Region; Corms crassirostris soll am obern Kir und bei den Makraka gefunden werden. Die Wälder sind belebt von Olanzstaarcn, die meist Standvögel sind, aber nach der Brutzeil weit im Lande herumschwärmen. Die langsehwänzige Lamprotornis neuen und purpwoptera einzelner und nur in Familien Lebend; Lanipmcolius ehalybaeus und m/irenlris sind sehr gemein auf den S'/o?/-l'artieu. Weiter südlich trafen wir eyanoycuys. L. {'Irnkams, L. anrahts orienlalis (L. unwlhyslinns, Heugl J. Die wunderbar schönen Nota/nges »uperbus und Pholidaitges Uucogaster dürften Zug- oder Strichvögel sein. Madenhacker (linphaga erythro-rhyneha und Ii. afrieana) schwärmen da und dort mit den Viehherden herum, der Lappenstaar (Dilaphus camin.nlafus) scheint auch nirgends sedentür. Unter den fielen und theilweise in unzählbarer Menge und wolkenartigen klugen sich zeigenden kringilliden zeichnen sieh aus: zwei Testor-Arten, nämlich der einfarbige T. Alceto und der weiss-köplige V. VimmeUi; beide dürften wandern. Die Webervögel halte ich alle für Zugvögel mit Ausnahme von Hyphaniornis atrogufaris, Heugl. Die grosse //. larvata erscheint vor der Regenzeit und verstreicht im Juni und Juli; //. eikllina kommt mit dem ersten Som nierregen, ebenso die verwandte //. intermedia (nicht nördlich vom 7° nördl. Br.); II. badia und II. personata. Der gemeine Feuer link (Eviplecks iguiealor) ist einzeln, und niemals sahen wir ihn in zahlreichen Scharen, wie in Senär und Nubien. Sein grösserer Verwandter [E. flammieeps) bewohnt paarweise — aber auch wohl mir als Sommergast — die Hochgraspartien von Wau, Bongo und Meninga, ebenso der langsebwänzige Colimpasser mnerourus; der glänzende Sycobius mclanotis ist sedentär, alier nirgends häutig. Euplectes xunthomclas und hd>cssinica schwärmen da und dort im Hochgras, während Urobrachya axillaris in kleinen Flügen die Hin senwälder der Sümpfe am Sobat und Ghazäl bevölkert und hier Standvogel ist; Urobrachya eques von Meninga gehört zu den schönen Entdeckungen Speke's. Zwei oder drei Phüagrus-Arten treffen wir auf Lichtungen im Hochwald (Ph, superciliosus und mclano-rhyuebus, nach Antinori auch Ph. Mahali). FeriHT erwähnen wildes dickschnäbligen Pyrenestes frontalis, der nur in den Sumpf Wählern des Ghazäl und bei den Kid}-Negern paarweise im Früh iahr gesehen wurde; Sporopipes frontalis, Nigrita Arnaudi (der einzigen bekannten central-afrikanischen Art dieser schönen Gattung), einer Calyphantria (Vondia haematoeephala, Heugl., von Bongo), Quclca sanguinirostris orientalis, HypocJiera tdtramarina und IL nitens; Spermestes cucidlata (Wau, Bongo), Urolowhi cantuns, Sporolhlastcs fasciata, Ortygospiza polyzona, Habropyya cinerea (Zugvogel im Januar und Februar), IL astrild, IL paludicola, Heugl. (Februar bis April im Gebiet des Ghazäl und Djur); Sporacginthus suhjlavus orientalis (März und April in Meschral el Req und Bongo); lihodiqn/gn rhodopsix, Heugl. und Uli. hypotndaS, Heugl., Laytoiostieta minima, L. rufopicta, Fras. (Standvogel im Djur-Gebiet); Uraeginthus phoe-nieotis, Zonogastris citerior und Z. phoenieoptera, letztere paarweise wohl als Standvogel in Wau und Bongo. Von Sperlingen landen wir nur Passer Swainsonii und Xanthodira dentata; dann Chryso-spiza lidca (als Zugvogel am untern weissen Nil), Serinns musieus (Crithagra leiieopyga) und & barbtdus, Heugl.; Vrinyiliuria flavigastra. Von Lerchen nur sehr einzeln Pyrrhualanda leucoüs, die grosse Melanocorypha erythropyya, Strickl. (Wau, Bongo) und Meßcdophontts modestns, Heugl., eine neue Art, die in Bongo Standvogel ist: Hauben- und Wüstenlcrchen mögen wohl am untern Bah'r el Abiad noch vorkommen, im obern Flussgebict gehören Lerchen überhaupt zur Seltenheit. Die Familie der Musophagiden ist auch verhältnissmässig schwach vertreten, Mäuse-Vögel (Colins senegidcnsis und leueotis) kommen in kleinen Flügen in unserm ganzen Gebiet vor, Speke hat C. striatus in Uzui und Uzaramo gefunden. Wir kennen nur * eine einzige Cory/Imix- Art, den prachtvollen C. leucohphus, Heugl. von Belenian, Wau und Kosanga; Sehisorhis sonnra fehlt vom 10." nördl. Br, an südwärts nirgends, B. personaM will Speke in Uzagara gesehen haben. Der llornrabe (Tragopau hubrsslnicns) findet sich sieb da und dort paarweise auf Lichtungen, in der Waldreginn überall die lärmenden lluccros erythrorkynrJius, hastaüts und poccl/arliynchus. II. eristatus und mdunofeneos erlegte Speke im Quellgebiet des Kir. Von Papageien kommen vor: Psittacus erythams im Lande der Niamaniam, Pionus Mayen wenigstens zwischen 14. und 5.° nördl. Breite, ebenso die überall häufige Palaeomis cubicularis; Agapornis puUaria fanden wir westlich vom Djur, Speke Planus fusclcopiUns in Uzaramo; ausser diesen sollen Planus /Inrifrons und rufioentris bei den Kidj Vorkommen, ebenso ein grösserer, ganz grüner, ge-häubter Papagei. Eine grosse Zierde der mit Feigenbäumen bestandenen samli gen Flächen sind die Bartvögel, deren einige Arten unserm Gebiet ausschliesslich eigen sind, wie der grosse Pnynuiorhynchus llolldi, P. hueoeephohts und P. diudrmatus, Heugl., P. forquatus kommt in Uzaramo vor; P. Vieilloti ist gemein am Abiad, Ghazäl und Kir; an letzterem sehr einzeln Pogmiorhynchus laevirostris; P. habessini-sus, Schleg. (— P. Iirueei, Rüpp.) nach Antinori bei den Baqara Selcm. P. dubius sammelte Herzog Paul von Württemberg im Gebiet des untern Abiad. Trudiyphonus maryaritatus und Tr. sguamieeps, Heugl.; Jkirbatula chrysocoma. Von Spechten erwähne ich Picus aetihiopicus, P. goertan, P. scltocpsis (Djur, Bongo), P. obsoMas (Ghazäl, Bongo), P. balius, Heugl. (Bongo), P. fmeemms (Djur: Antinori), P. miuulns. ludiador minor, I. albirostris, I. major, I. barianus, Heugl. und Mr/ignostes paehy-rhynehas, Heugl.; nirgends häufig und alle wohl nur auf der Wanderung, wie auch die Goldkukuke (öhrysoecoecyx auratus und Claasii)] der gewöhnliche (Jurtdus mnorits als Zugvögel. Cuculus ruficoUis, Swahis.; Centropus monachus, dieser huldige Bewohner der Schilf-fehler; O.rybqihus (der und Goccystrs glandarius, letztere alte wahrscheinlich Standvögel. Zanolostomus aerem wurde von Speke in Uzaramo eingesammelt. Häutig ist eine kleine Rasse der egyptischen Turteltaube, dann Tortur vinaceus; Cohmba gulnva haust meist auf Z)ö^-Palmen; eine Varietät \on Trerm habessinica und Tr. crassirostris auf Feigen bäumen geechaart; Pcristera afra, P, chalcöspübs (Dntl......i: Speke), Oena capcnsis; am untern Abiad erscheint noch Turbo- snniton/nnfus, Rüpp.; in l'znramo Trennt Delalande, welche vielleicht mit Tr. erassiroslris identisch ist. lieber eine kleine, theils in Metallfarben spielende Taube, die sieh bei den Kid')- und Hol- Negern finden soll, berichtete mir de Pruyssenaere. Ketten des Perlhuhns (Numida pNlorhyncha) bevölkern allent-halhen die Qabah, man versichert mich, dass im Distrikt der Dor noch eine zweite, kleinere Art vorkomme. Nnmida mifndo zeigt sich gegen die Küste von Zanzibar, in l/gogo wahrscheinlich N. Vuehernni, Ilartl. Auffallend ist der Mangel an Frankolinhühnern im Gebiet des weissen Nil, wo wir hauptsächlich nur Franeolinns ('lapperfnni, und diesen meist nur in Paaren gesehen haben. Die seltene Perdi.c (Fkmistes) Craaehii kommt in Ifsui paarweise vor, wahrscheinlich auch in Dar Fertit und bei den nördlicheren Niamaniam. Eine neue Art, Francolinus l Iraniii, erlegte Speke in Kazeh, mir gelang es zwei weitere (Francolinus ieferorhynehus und Fr. Sehhyelii) in Wau und Bongo zu entdecken. Noch seltener und vereinzelter finden sich Sandhühner; Pterodes quadricinetus paarweise in der Waldregion am Djur und Kosanga, am untern Abiad wohl auch noch Ft. Lichteush iaii; Speke und Grant brachten den sehr verdorbenen Balg einer nicht bestimmbaren Art von Uniamuezi mit nach England; die Owry - Wachtel (Coturnix histnmica) brütet einzeln im Gebiet des weissen Flusses nordwärts bis Kordofan; die europäische Art, Coturni.r communis, erscheint als Wiutcrgast. Zwischen dem Djebel Arasch-Kol und dem weissen Fluss lau den wir ein llalbhuhn Qrtyxelos lepurana, Smith, im augränzenden Kordofan 0. Meiffreuii; beide dürften wohl Standvögel sein und leben in niedrigem dichtem Gestrüpp in Paaren oder familienweise. Der Strauss ist an freieren, trockenen Stellen zuweilen in gnissern Truppen zu sehen, natncntlihh am Dinka-Pier, Sobat und bei den Kidj und Nuer; doch tragen die Männchen hier nie ein so reines Gefieder, wie diejenigen der Savannen Kordofans und Takahs. Er ist ein gesellschaftlicher Vogel, den wir sowohl in Familien aus einem Männchen und 2—3 Weibchen bestehend, als auch in Rudeln, die ich wohl auf 50 Stück schätzen möchte, beisammentrafen; diese hielten sich verfolgt in einer dichtgeschlossenen Reihe. Dor Strauss zieht gewöhnlich baundose Savannen der Waldregion vor, kommt aher selbst bis an das Gestade des Meeres um dort zu baden; er lebt auch mehr im ebenen Lande, im eigentlichen Gebirge haben wir ihn nie gefunden. Den Tag über sieht man ihn selten ruhen, sein ganzes Naturell ist Hast und Eile. Im Sudan scheinen die Weibchen zweimal zu legen, denn wir erhielten frische Eier von Ende der Regenzeit an bis in den Monat März. Zur Paarungszeit im Juni und Juli wird das Männchen sehr aufgeregt und reizbar. Der Hals schwillt au und färbt sich wie die Schlegel hoehfleischroth. Hei der Paarung umtanzt der Edlini (das Männchen) die TUbeda (Weibchen) in höchst possierlichen Sprüngen mit gehobenen, beständig zitternden klügeln, faucht mit aufgeblasener Kehle, wie wenn es vom brennendsten Durst geplagt wäre und stösst eigentümlich trommelnde, jedoch nicht Laute Töne aus. Das Weibchen setzt sieh auf die Erde nieder und wird dort getreten; der Penis, welcher gekrümmt in einem sackförmigen Anhange der Kloake liegt, tritt dann als 4- 5 Zoll langer, dreieckiger Lappen hervor. Ein und dasselbe Weibchen wird an einem Tage öfter besprungen und es fängt bald darauf zu legen an. Die; Zahl der 4-—5 Pfund schweren Eier wechselt zwischen 15 und 18, und sie werden selten von den Eltern ganz verlassen, obgleich über die heisse Tageszeit die Sonne sicherlich den Dienst des Bratens ver sehen würde; man hat beobachtet, dass vorzüglich das Männchen das BrUtgeschäft und die Fürsorge für die äusserst drolligen Jungen übernimmt. Den schönsten Federschmuck hat der Vogel zu Anfang der Regenzeit. Die Jungen wuchsen in einem Jahre nicht ganz vollkommen aus, erhalten aber erst im dritten das Kleid der Alten. Dort wo der Strauss wenig verfolgt wird und namentlich in Gegenden, die mit viel Gebüsch bestanden sind, (and ich ihn weit weniger schüchtern und menschenscheu als in der baumlosen Steppe und Wüste. Die Jagd ist. vielseitig beschrieben; die Pisa Somalen halten sich zahme Strausse, durch welche gedeckt sie sich den wilden nähern, um sie mit kleinen, vergifteten Pfeilen zu schiessen; auch sollen die Hirten des genannten Stammes den Vogel mittelst des melancholischen Tones ihrer Rohrllötcn bezaubern, wozu allerdings ein sonderbares musikalisches Gehör nothwendig wäre! Am untern Abiad ist eine grosse Trappe (OU$ arabs) und 0. )inl>a hin und wieder in der Steppe anzutreffen, erstcre erhielt ich auch vom Sobat. Otis melauoyaslro oder wahrscheinlich (). llart-laabii, Heuglin, traten wir hin und wieder am Abiad und Gazellen-fluss, sammelten aber nur ein jüngeres Männehen und die Weibchen ein; Otis Dcnlaimi in Wau und Bongo, 0. senegtdensis auf den Schiluk-Inseln. Alle Trappen lieben vorzüglich weite, sandige Ebenen mit Hochgras, doch kommen sie zuweilen auch in die Sümpfe. Sie sind sehr schüchtern, und wir erlegten die meisten bei Steppen* Iniinden, wo diese Thiere sich sammeln, um Heuschrecken, Mäuse u. dgl. zu längen, welche die Flammen austreiben oder tödten. • Aus der Familie der Regenpfeifer, die auch ziemlich kärglich vertreten ist, erwähnen wir den Dickfuss, Ocd'aacouis senegalensis (oder besser 0. crepitans senegalensis), und O.affuiis, Kupp.; Pix minus aegyptius wurde noch am Djur und Kir bemerkt. Der senega-lische Rennvogel, Cursorias senegalensis, am Westufer des untern Abiad ; sehr selten ist der metalllliigelige 0. chalcopterus und eine nein1 Art, C. cinetus, Heugl. - Das Sandbahn, Glurcola pratineuila, kommt nach der Nilüberschwenunung in ungeheuerer Menge auf halbtrockene Wiesen und Felder, auch soll G. nuchalis am obern Nil gefunden werden. Von Kibitzen ist der Gegend zwischen 10. und 8° nördl. Br. eigentümlich der schöne Vanellus erassirostris, am Baqara-Ufer kommt V. Villotui, V. püeatius und V. ptgatrim (letzterer als Zugvogel) vor, im ganzen Gebiet V. senegalensis; ein kleiner Regenpfeifer am Kir und Gazellcnfluss (wohl Aegiafifes zo-natus, wenn dieser Vogel nicht zu Ae. minor gehören sollte) und Ac. hiatieala; im Norden Ac pecuarius, wohl auch CUaradrius asia-ticus, den wir noch bei Chartum einsammelten. Der Kronen-Kranich ist so zu sagen Standvogel am weissen Nil, wo er häufig brütet und nachher in grossen Flügen am Strom und auf Feldern und Weiden sich herumtreibt. Die europäischen' Arten, der numidische und graue Kranich {Grus virgo und cinerea) gehen als Zugvögel wohl nicht südlicher, als bis zum 10.° mini. Br. Von Reihern kann ich folgende Arten aufzählen: Ardea Goliath, A. a/riroUis, A. flavirostris, A. gareeMa, A. Ibis, A. pvtpwrea, A. nyetin,)■<(,,■, A. comata, A. minuta, A. Sturmii, A. ardosiaca, und A. atricapilla. — Der l'mbervogel, Scopns umbretta, jener melancholische Bewohner der einsamen, seichten Waldgewässcr, erscheint vom 12.° nördl. Br. an südwärts. I läufig fanden wir die backofenfönnigen, riesigen Nester des „Hammerkopfs" um die M> •'/•.•-' Tleq und in Wau und Bongo; einmal wohl ein Dutzend derselben nahe beisammenstehend. Der grünschnäbelige Löfflor brütet in grossen Kolonien auf Hochbäumen am Abiad, hier erscheint auch noch hier und da die europäische Art als Wintergast Der Klalfsehuabel (Anadomus) ist sedentär, streicht aber gesellschaftlich weil in den überschwemmten Distrikten umher. Eine höchst imposante Erscheinung am obern Nil und Gazellen fluss, namentlich aber in den grossen Sumpflandschaften zwischen Kir und Djur, ist der Abu Marhub, Balacniceps rex; er erreicht die Grösse des afrikanischen Marabu, ist aber gedrungener gebaut; der riesige Schnabel und der dicke, behaubte Kopf wird von einem massiven etwas kurzen Hals getragen. Der Vogel lebt meist gesellschaftlich , hält sich über Tag im dichtesten Bohr und Schilf, seltener auf Anieiscnhauen, er klappert storchenartig mit dem wahrhaft monströsem Schnabel, fliegt niedrig und träge, ist aber sehr scheu und vorsichtig. Seine Nahrung besteht, soviel mir bekannt ist, ausschliesslich in Fischen, welche im 1—3 Fuss tiefen Wasser von Truppen des Abu Marhub theils mittelst gemeinschaftlichen Treibens erjagt, theils vom einzelnen Vogel, der dann ruhig wie der Beiher, aber meist tiefer im Wasser steht, durch S|^pen gefangen werden. Die Brutzeit des Iinl.arnir.rps, der nicht wandert, wohl aber zur trockenen Jahreszeit verstreicht, fällt in den Monat Juni. — Der weisse und schwarze Storch besuchen im Winter die Savannnen und Damit,-Felder am untern Abiad, der weissköpfige (Cieonia umbelinta) und der /IM/m-Storoh scheinen ebenfalls Wunder vögel im ganzen Gesiet zu sein; sedentär ist der riesige Sattelst orch, der im Februar auf grossen, flachen Horsten, die auf niedre gen Mimosen im weiten Sumpf erbaut sind, brütet. Der Marabu (Lvptnpfilos ernnnmifer) ist auch wieder Strichvogel. Er lebt am Gewässer von Fischen und Fröschen, in der Steppe von Reptilien, Heusehrecken und jungen Vögeln, namentlich aber von Aas grösserer Säugethierc, um dessen Besitz er oft mit Geiern und Raben streitet. Hier und da erscheint der Marabu auf der Wanderung begriffen in sehr grossen Gesellschaften. Nach der Regenzeit sind die schönen, weichen Schmuck federn frisch entwickelt, sie reiben sieh aber bald mehr ab und verlieren ihre blendend weisse Farbe. Der llayvdasch (Ibis cbalcopler«) wandert nicht; er lebt meist in kleinen Gesellschaften längs der seichten Ufer, sitzt aber auch viel auf schattigen Bäumen. Sein hässliches Geschrei ertönt oft schon vor Tagesgrauen; abweichend von andern Arten liebt diese vornehmlich Sumpf-Conchilien. Der heilige [bis durchwandert im Winter und vonApril bis Mai die Negerländer, brütet wohl auch da und dort, häutiger in Senär, Kordofan, Takah und Nubien. Tantafotö Pas wohl auch nur auf der Wanderung vor und naeh der Regenzeit; der europäische braune Ibis zeigt sich nicht regelmässig im Winter am Abiad und Sobat, gewöhnlich auch in Gesellschaften. Aus der Familie der Seolopuridru mag wohl manche Art von uns übersehen worden sein. Numruins arquata und N. phaeopus gehen mindestens bis zum 12." nördl. Br. südwärts, weiter noch 'I'olnnns ocliro/nts, glurroln, sfngnatilis, ndidris, glottis u. a, Den Kampfstrandläufer sahen wir Ende Aprils noch in grossen Flügen unfern des Djur und die Männchen trugen bereits theilweise ihr llochzeitkleid. Die schwarzschwänzige Limosc bleibt in Scharen bis Ende März in den Sümpfen der Baqara, wo auch die Acoiilta und der Strandreuter vorkommen; die bunte Rkynchaect bengedensis fand ich einzeln noch am Gazellenlluss, wde auch mehrere Sumpfschnepfen. Wo^m seichten, stehenden Wasser Sym/iliai > n ihre lellerförmi gen BlatteT entwickeln und auch auf den schwimmenden Gras und Pisticn - Inseln sieht man überall die elegante Purru afrlcana. Der Wachtelkönig und das gefleckte Rohrhuhn (Grete pratensis und Ortygnmrtra porzauu) sind Wintergäste, eine sehr zierliche Art, Orty-gometra fnsciutu, Heugl. - wohl identisch mit Crcx egregiusi Pefc— findet sieh in den Lagunen des Bari-Landes; da und dort im dichten Schilf auch CudUnnlo Allini uud rutn. Ein ganz soll warzer Schwan soll bei den Rol und Qo<| zu finden sein; Spornschwäne, Ilöckergänse und Nonnenenten (Plec-tropterus gambeneis, Sanidinrnis melanotus und Dendrocygna viduata) sind überall gemein, auch die Nilgans geht südlich, wohl bis zum Aequator. Die soweit verbreitete /h-ndrorygua arinata erscheint hin und wieder in Ost-Kordofan, also wohl auch südlicher. Im Winter sieht man hier und da Ketten von Krik- und Löffelenten, weniger häufig auch Spiessenten. Auch bemerkten wir am Ghazäl wahrscheinlich Nettapus mailiajasntriaixis uud eine Podica, Eigentliche Höven beleben die inncrafrikaniseb.cn Gewässer nur in sehr geringer Anzahl; ' die Silbermöve ist auf dem Abiad ziemlich selten, der Scheerenschnabel nur auf den nördlichsten Thcilen des weissen Flusses; Hieran Casput, anglka, nigra gehören zu den nur im Winter hierher kommenden Arten. Der Schlangenhaisvogel (Pinta* Lcvaillantü) ist gleich häufig am Abiad, Ghazal und Kir, Wie auch die afrikanische Scharbe (Carho africaaus); beide halten oft gemeinschaftliche Reviere innc, vorzüglich in den Ambadj-Wäldchen. Der röthliche l'clekan (PefeftWWS ritfeseens) geht wahrscheinlich nicht südlicher als bis zum 10.0 nördl Br., einzeln trifft man noch eine zweite Art, /'. mitratns, Licht. Anmerkung. Ich hatte anfänglich beabsichtigt, diesem noch ein Verzcichniss der lieptilien, Fische und Insekten des Nilgebietes beizufügen. Zu meinem Bedauern fehlte mir jt'doch neben einigen unumgänglich M dieser Arbeit nöthigen wissenschaftlichen Hilfsmitteln auch ein .Theil der Listen über die von uns gesammelten Thiere der genannten Klassen, welch« Umstand mich veranlasst, vorläufig auf dieses Vorhaben zu verzichten. Kol iini L Nach (leiu Tode meines Begleiters, Dr. JI. Steudner, der speciell die botanischen Arbeiten unserer Expedition übernommen, hätte ich mich gern wenigstens auf Einsammeln von Pflanzen im Gebiet des Gazcllenflnsses verlegt. Die günstigste Jahreszeit zu diesem Geschäft ist die der Sommerregen, welche wie mil einem Zaubersehlag ein wunderbar üppiges Pilanzenleben wachrufen. Leider aher war ich um jene Periode derart leidend, dass ich auf mein Vorhaben verzichten musste, und erst mit Eintritt der grossen Trockenheit, wo die meisten Blüthen längst dahin waren, kam ich auf diese Arbeit zurück, der ich aber nur sehr wenig Zeit widmen konnte, so dass meine botanischen Sammlungen im Ganzen kaum einige achtzig Arten enthielten. Ich bot dieselben dem kaiserlichen Herbarium in Wien an und Übermächte sie bei unserer Rückkehr nach Egypten aus Auftrag des Professor Unger dem bekannten Botaniker Dr. Tb. Kotschy, welcher sitdi zugleich verpflichtete, mit Benutzung der von mir gefertigten Zeichnungen, welche nach gemachtem Gehrauch wieder sollten zurückerstattet werden, ein Verzeichnis« der kleinen Sendung sowie die Beschreibung der neuen Arten zu veröffentlichen. Nach Jahr und Tag erfuhr ich endlich zufällig, dass die Pflanzen wirklich im Wiener Herbarium niedergelegt worden seien und der Bruder von Fräulein Tinne ihre Veröffentlichung unter dem Titel „Vlantw. 'rinnmnw" ') veranlasst habe. Dieses wirklieh sehr hübsch ausgestattete Werk wurde vom Herausgeber Ihrer Majestät der Königin der Nieder lande gewidmet. Es enthält neben der Liste und einigen Vignetten 25 colorirtc Tafeln in Folio mit Abbildungen von 33 Arten nebsl Beschreibungen. Ich lasse hier dieses Verzeichuiss mil einigen Notizen und Berichtigungen folgen. l) Wien, Gerold's Söhne. 18G7. A. Dieotyledones, I. Mimoseae. 1) Acacia mälifcra, Bcnth. — Plant. Tinn. 1.1.— Arab. „(Mcr". —-Von uns nur in Ost-Scnär, dem südlichen Nubien und den Gebirgen der Bischärin, nordwärts bis zum 19.° nördl. Br. aufgefunden. Die Büsche erreichen eine Höhe von 15—20 Fuss (nach Kotschy 6 Fuss und mehr) und stehen meist in grossen, dichten Gruppen beisammen. Namentlich um den Djebel Arandj; auf den Omarad -Bergen bis 5000 Fuss hoch gehend. Hier fällt die Blüthezeit in den Monat August. Nach Kotschy auch in Kordofan. 2) Mimosa asperata, L. — Wächst nur an den vom Hochwasser erreichten Stellen des Stromufers des Nil durch ganz Süd-Nubien und am Bahr el Abiad. Nach Kotschy wären ineine Exemplare dieser Art am Gazcllcnfluss eingesammelt worden; diese Angabc beruht auf einem Irrthum. 3) Parkia biglobosa. Die Blüthen von mir im Januar in Wau und unfern des Djur Flusses eingesammelt; ein ziemlich mächtiger Baum, den wir ausschliesslich in der Waldreginn gefunden haben. Die fein gefiederten Blätter scheinen sich gleichzeitig mit den an langen, fadenartigen Stielen herabhängenden, sonderbar geformten Blumen zu entwickeln; die Farbe der letzteren ist purpur-braunroth, sammtartig. Kotschy sagt: „croit sur les hords du Wau, ri viere qui sort du Bahr-Gazäl (!!) dans le distriet ethiopien de Djur." II. Caesalpiniaceae. 4) Cassia occhlntlalis, L. — Von der Mcschnü el Tieg. 5) Cassia goratensis, Fresen. - Ueberau in der Waldregion zwischen den Flüssen Djur und Kosanga, wo die stattlichen Bau im1 dieser Art theils vereinzelt, theils gruppenweise beisammenstehen. Die Blüthezeit fällt dort in den Monat August; die hingen, walzenförmigen Früchte reifen im December und Januar. Es wurden von mir noch die Samen zweier weiterer Cassia- und einiger Bauhimo> Arten im Gebiet des Djur und Wau eingesammelt, die in Wien zum Keimen gebracht worden sind. III. Papilionaceae. ß) Loncliocarpus Söphiae, Kotschy und Peyritsch. — Blaut. Tin. t. II. Zwischen dem Djur-Fluss und der Mesehra: rl He<[ fand ich diesen Baum nur einmal; er erreicht eine Höhe von etwa 30 Fuss und ist im Januar über und über mit violet-blauen Blüthen bedeckt, während die Blätter noch nicht vollkommen entwickelt sind. Nach Aussage der Eingeborenen ist die Pflanze sehr -gütig. 7) Chirocalyx habessinicus, Höchst. — Blaut. Tin. t. III.— Häufig in der Woina-Dcga-ltegion des centralen und südlichen Abessiniens, nordwärts bis zum 13." nördl. Br. und in der Qabah um den Djur, in Wau, Bongo, Dcmbo und Kosanga. Blüht hier mit Anfang der Sommerregen. Meist gesellschaftlich lebend; die Staude er reicht eine Höhe von 10 — 15 Fuss. In Abcssinien fand ich die reifen, prachtvoll korallrothen Samen mit schwarzer Narbe im December; hier erscheint — wenn nicht zwei verschiedene Arien vorkommen - - diese Erythrine oft als ziemlich stattlicher Baum. Die Farbe der Blüthen ist auf der Tafel der Plant. Tinn. viel zu dunkel braunroth gegeben; nach meinen Notizen wäre sie feuerrot, h. 8) Dotichos angustifoliits, Vahl. — Im Januar 1864 im Distrikt von Wau eingesammelt. {)) Vondzeia subterraneu, Thouars. Wird von den Negern zwischen dem Djur und KosangaflttSS, sowie von den Fertit und Niamaniam gezogen. Die reifen Früchte erhielt ich zu Ende der Itcgenzeit. Soll nicht am weissen Nil vorkommen und wird von den arabischen Handelsleuten „Eni Fertät" genannt. 10) Bhynchosia intermedia, Kotschy und Peyr. - Im Gebüsch und auf Lichtungen in der Waldregion von Bongo; im December blühend. 11) Indigcfera bongensis, Kotschy und Peyr. — PI, Tin. t. IV. — Im December L863 in Bongo in Blüthe angetroffen. 12) Indigcfera aspera, Perrot. - Ebenfalls in Bongo eingesammelt. 13) Herminiera elaphroxylon, Guill. und Perrot. — Arabisch 7, Ambadj". — Häutig im Bah'r el Abiad vom 11." nördl. Br. an südwärts, auf dem Bah'r el Djebel und um die Mrschrai rl Iftq; wächst gewöhnlich gesellschaftlich und erreicht eine Höhe von 15 bis 25 Fuss. Im eigentlichen Gazellenfluss kommt, der Ambadj nur zufällig einmal vor; naeh Aussage meiner Matrosen fehlt er im Sobat gänzlich. Das leichte, weiche, korkartige Holz benutzen die Schwarzen als Kopfkissen und als Zeichen an die Wurfgeschosse, mit denen Nilpferde und Krokodillc harpunirt werden. Die Sudanesen fertigen auch flossartige Fahrzeuge daraus. Wir fanden die hochdottcrgclhcn Blüthen im Januar, Februar und März; die unreifen Früchte schwitzen einen öligen, klebrigen Saft aus. Ucbcr das periodische Wachsen und Absterben der A m&o$-Vegetation vcrgl. S. 120. 14) Ararliis hypogaea, L. Arabisch „Fid-Kordofuu" oder „Ful-Varfor", Diese im centralen Afrika überall vorkommende Nutzpflanze wird mit Beginn der Sommerregen ausgesät, namentlich auf Lichtungen im Hochwald; sie bedarf zu ihrer ersten Entwickclung viel Feuchtigkeit, blüht oft schon im April, und man sammelt die Früchte mit Ende der liegenzeit und im April und Mai. Das daraus gewonnene Oel hat einen sehr angenehmen Geschmack und hält sich lange. IV. Myrtaceae. 15) Syzygiwn guineense, DC. Im Januar 1864 in Wau eingesammelt. V. Lythrarieae. 16) Xt.xiiti (Y) ieomudra, Kotschy und Peyr. — PL Tinn. t. V. A. Im December 1863 in Bongo (nicht am Djur) eingesammelt. VI. Oenotbereae. 17) Jussiaea fiuitam, Höchst. An der MeselinO el Heg im Januar 1864 aufgefunden. VII. Combretaceae. 18) Potent) Ifartniiiiudttno, Schwcinf. In Bongo im November 1863 und an der Meschrtö el loy im Februar 1864. VIII. Burseraceae. 19) Balscmodendron pcdimculnttim, Kotschy und Peyr. — PI. Tinn. t. V. B. Im December 1863 in Bongo aufgefunden. IX. Meliaceae. 20) Turraea nüoüca, Kotschy und Peyr. — Plant. Tinn. t. VI. Ein starker Strauch, der in der Waldregion von Bongo und Wau bis nach dem Gazelleuiiuss hin überall häufig ist. Blüht im Januar und Februar. lleuglin, Heise nach dem weissen Nil. ^ X. Tiliaceae. 21) Grevia vdutina, Vahl. In Früchten in Bongo im December 1863. 22) Grevia populifolia, Vahl. Im Januar und Februar 1864 in Blüthe unfern der MesekraX d Ueq. XI. Malvaceae. . t 23) Vreua lohata, L. Blühend um die Meselira" el Hrtj im Januar und Februar, XII. Bixaceae. 24) Coclilospermum ünctorium, Perr. Im December 1863 blühend in Bongo. XIII. Cucurbitaceae. 25) Bfaslauia f'nahristi/>a!a, Kotschy u. Peyr. PI. Tum. t. VII. Im Februar 1864 blühend und mit Früchten an der Sobat-Mündung, auf trockenen, sandigen Stellen am llochgestade. 26) Iihyaelwcur/ia foetida, Sehrad. Im Februar 1864 am Gazellenfluss in Blüthe. 27) ('aeuhiis Tinneanus, Kotschy und Peyr. - Plant. Tinn. t. VIII. Im Januar und Februar in der Gegend des Gazellensees auf Gebüsch und Akazicngesträuch an feuchten Orten. XIV. Capparideae. 28) Capparis towentosa, kam. Im Februar blühend um die Mesehra" el Ben, 29) Maerua oblongifolia, A. Rieh. In den /^/-Ebenen. XV. Anonaceae. 30) Anova sewyalensiSf Pers. Am Bah'r Ghazäl. XVI. Crassulaceae. 31) Kalanehae modesta, Kotschy und Peyr. Im November 1863 in Bongo eingesammelt. XVII. Ebenaceae. 32) Diospyras tnespüiformi^ Höchst. Die reifen Früchte im Januar 1864 in Wau eingesammelt. XVIII. Sapotaceae. 33) Butyrospermum Parhii, Kotschy. Plant. Tinn. t. VIII. B. Der Butterbaum, arabisch Sehetr d hau, ist häutig in der Wald- region vom Djur-Fluss an westlich bis zu den Fertit und Niamaniam und wächst oft in grosser Menge beisammen. Nicht in der Nähe des Ghazäl vorkommend, wie Kotschy angibt. Vergl. Näheres Uber das Aeussere des Baumes und seine Verwendung, Heuglin in IVforin. Geogr. Mittheil. Ergänz.-IIcft No. 15. p. 9. — und hier S. 200. XIX. Utricularieae. 34) TJfriculavia drille vis, Lin. fil. Im .Januar 1864 blühend im Bach von Wau; ebenfalls in dm Sümpfen des Ghazäl, wo noch eine gelbblühcnde Art vorkommt. XX. Crescentiaceae. 35) Kufdia pinnat«, DG. — Arabisch „Tlerfiwljfeu el Fil". Nicht selten um die Mesihnv el 7.\y/, selbst auf Inseln in Lau, Auen und bis gegen den Djur; in Wau und Bongo nicht beobachtet. Blüht im Januar und Februar. XXI. Acanthaceae. 36) Nelsonin (owentosa, Wild. An trockenen Stellen längs des weissen Nil. XXII. Hydroleaceae. 37) 1/i/ilvolea /lovibunda, Kotschy und Peyr. Plant. Tinn. IX. B. Sehr häufig in stehenden Gewässern in Bongo und unfern der Mesehvif. el IlJij. Blüht vom November bis Februar. XXIII. Convolvulaceae. 38j Ipomoea asarifoUa, Poem und Schult. Plaid. Tinn. t. X. Im Januar und Februar am Re^-SeC und Guzellenlluss in Blüthe; wächst im Sumpf und an Termitenbauen und bedeckt oft ganze Sträucher und Büsche vollkommen mit ihren Banken und Blüthen. (Nicht in Djur, wie Kotschy angibt.) 39) Ipomoea obscura, Chois. Im December und Januar blühend in Bongo und Wau gefunden. Wächst auf trockenen sandigen Lichtungen. 40) Bretßeria mahacea, Kl. Im December 1863 blühend in Bongo. XXIV. Verbenaceae. 41) (Jln'oätmdron rordifoliuiu, A. Bich, im den Quellsee des Gazelienflusses. 42) Timm aethwpica, Kotschy und Peyr. Plant. Tinn. t, XI. Ein Strauch, der in seinem Aeusscrn etwas dem Seidelbast gleicht und 5 6 Fuss Höhe erreicht. Ich entdeckte ihn nur in der Gegend um die Zrrlhnh Biselli meist in der (liebten Waldregion, oft einzeln, oft gemeinschaftlich lebend; der herrliehe veilchenurtige Geruch der Blüthen machte mich auf ihn aufmerksam. Erst Dach der Bcgenzeit treiben, wdc es scheint, Blätter und Blüthen; Letztere fand ich von Oktober bis December; reife Saamen sammelte ich in Menge schon im November. Von Speke und Graut auch in der Provinz Madi gefunden. 43) Vih:r Qienkowskii, Kotschy und Peyr. Plant. Tinn. t. XII. Ein ziemlich ansehnlicher Baum, den ich nur in den sandigen Steppen der Gegend von Aquanti zwischen Lau und Djur gefunden habe. Die Angabe von Kotschy und Peyritsch: „croit au confluent du Nil blaue et du Bahr Ghazäl pres de Meschra Req" ist unrichtig. Blüht im März und April. XXV. Gentianae. 44) Li»ntinttlie»utni nüoticu/m, Kotschy und Peyr. Plant. Tinn. t. IX. A. Im December 1863 in Regenbetten in Bongo eingesammelt (nicht im Djur-Fluss, wie Kotschy angibt). XXVI. Asclepiadeae. 45) Oomphocarpus rubioides, Kotschy und Peyr. Plant. Tinn. t. XIII. B. Im December 1863 blühend in Bongo. XXVII. Apocyneae. 46) Landdphia florida, Beut. Plant. Tinn. pl. XIII. A. Diese prachtvolle und wohlriechende Schlingpflanze ist sehr häufig in der Waldregion zwischen Wau und Kosanga; sie macht starke holzige Schosse und geht bis in die Gipfel der höchsten Bäume, deren Kronen oft dicht vom glänzend dunkelgrünen Laub derselben überdach! sind. Die schönen weissen Blüthen erscheinen von Oktober bis December. XXVIII. Rubiaceae. 47) Manila sencgalensis, A. Rieh. Plant. Tinn. pl. XIV. Dieser 20—30 Fuss hohe, fast baumartige Strauch wächst in dichten Gruppen am Hier des Wau zwischen Djur und Knsanga-Fluss, namentlich an Orten, wo Quellen zu Tage kommen; er bildet fast undurchdringliche Dickichte und ist im Januar über und Uber mit stark riechenden, rosa-weissen Blüthen bedeckt Die Eingeborenen bedienen sich der Früchte und der Rinde zur Betäubung von Fischen, deren Genuss dem Menschen nicht schädlich ist; s. S. 163. 48) ('rassapfcrf/j-Kofsrliifaaa, Fenz. Plant. Tinn. pl. XV. A. u. B. Ziemlich mächtiger Strauch in der Waldreginn von Wau und Bongo, wo er im December und Januar blüht. 49) (ianlaila Tinnaea, KotSChy u. Heugl.......Plant. Tinn.pl. XVI. A. Unter obiger Benennung hat Kotschy eine stammlose Gardenie beschrieben, welche ich im December L863 in Bongo auf Lichtungen nur in einem einzigen blühenden Exemplar aufgefunden habe. Ich bildete dasselbe in verkleinertem Massstab ab und üherlicss die Blüthe, welche jedoch verloren ging, Fräulein Tinne. Viele von mir eingesammelte Samen dieser Art, die ich nach Europa schickte, sind wohl nicht zum Keimen gebracht worden. Zwei ähnliche, aber viel kleinere Exemplare, welche sich in meiner Pllanzeusanimlung ohne nähere Bezeichnung des Datums und Fundortes vorfanden, scheinen fast einer andern Art anzugehören, 50) Garäenia Jwfea, Fresen. Sehr häutig in der Waldregion von Wau und Bongo, wie auch im centralen Abcssinien, wo dieser knorrige Strauch namentlich in der obern Quola und herauf bis zur Woina-Dcga-Gegend vorkommt. Blüht hauptsächlich vor aber auch mich der Regenzeit. Die frische Blüthe ist nicht gelb, sondern weiss; ihr wunderbarer Geruch ist namentlich in den Morgenstunden fast betäubend. XXIX. Compositae. 51) Ethulla gracilis, Dclil. Im Januar in Wau eingesammelt. 52) Venumia awiägm, Kotschy u. Peyr. Plant. Tinn. t. XVII. 11. Auf Lichtungen und in Feldern von Büschclmais und Bedindjan im Januar blühend in Wau. 53) Vernonki jmnüla, Kotschy und Peyr. Phmt. Tinn. t. XVII. A. Auf trockenen, ausgebrannten und sandigen Stellen der Steppen- lundschnft in Bongo sehr häufig; blüht im December und Januar; die Farbe der Blüthen wechselt zwischen weiss, rothlich und violett. 54) Illumai perroUetäana, DC. Im Januar 1864 blühend in Maisfeldern um Wau. 55) Varthemia Kölsch yi, (J. 11. Schultz Bip. Wie die vorhergehende. XXX. Salvadoreae. 56) Salvadora persica, Lin. Die Angabe von Kotschy, dass diese längs des Nil in ganz Nubien, in Senär und an den Küsten des rothen Meeres so häutig vorkommende Pflanze sich auch am Ufer des Ghazäl vorfinde, ist unrichtig; das von mir eingeschickte Exemplar ist aus den Bischärin Gebirgen. XXXI. Nyctagineae. 57) Bocrhaamo //cnfondni, Kotschy u. Peyr. — Plant.Tinn. t. XVIII. Angeblich von Fräulein Tinne am Beq-Sec im Februar 1863 eingesammelt, zu einer Zeit, wo sich die genannte Dame gar nicht in der besagten Gegend aufhielt. Die Exemplare des Wiener Herbariums wurden von mir in Lau aufgefunden. XXXII. Daphnoideae. 58) Laiosiphon affinis, Kotschy und Peyr. — Plant. Tinn. t. XIX. B. Im November und December blühend in Bongo. XXXIII. Euphorbiaceae. 59) J'jijihorhitt bongemis, Kotschy u. Peyr. Plant. Tinn. t. XIX. A. Im December 1863 in Bongo. XXXIV. Moreae. Im Gebiete des Djür und Gazelleuüusses begegneten wir sehr vielen FicttS-Arten, deren einige reichliche Mengen von Gummi ausschwitzen. Namentlich eine Art mit kleineren, grüngrauen Blättern und ziemlich grossen, röthliehen Früchten, deren Genuss übrigens Unterleibsbeschwerden verursachen soll. Zwei andere zeichnen sich aus durch ihre ungemein grossen Blätter und zahlreiche Luftwurzeln. Die Belaubung der einen gleicht sehr der von FiüUS clas/h-a, die der zweiten ist weniger glatt und lederartig, die Unterseite der Blätter und die Blattstiele oft graulich rosenfarben. Diese umrankt mit ihren Zweigen netzartig die stärksten Dr^b-Palmen; die Aeste verdicken sieh rasch und verschmelzen dann so in einander, dass sie einen förmlichen, mächtigen Stamm bilden, aus dessen Krone die Palme "zu entspringen scheint. Es bildet sich ein weit ausgebreitetes Laubdach der Schmarozerpflanze, welches am Ende oft den schlanken Rorassus überragt. Dass letzterer dann in der Folge abstirbt, wie Kotschy und Pcyritsch erzählen, ist vollkommen unrichtig. Wir haben beide Bäume in ganz Ungewöhnlich üppiger Entwickclung und Früchte tragend zusammengefunden und zwar namentlich häufig in der Gegend von Aquanti, diesseits des Djur; s. S. 151. B. ffonocotylulones, XXXV. Palmae. Im Lande der Fertit und Niamaniam wächst eine riesige Palme, von den arabischen Handelsleuten Tamer el Fard'un genannt. Sie macht annsdicke und über 40 Fuss lange Blattstiele und trägt gelbe Früchte von der Grösse einer Banane, aus welchen Ocl bereitet wird. Ich schickte nur Bruchstücke dieses mächtigen und nützlichen Baumes ein. Nach Kotschy wäre er identisch mit Elaek gumeensis, Lin. — Die Angabe der Verfasser der J'lantae Tinneanac, dass diese Palme im „royaunie (!!) de Dinka" vorkomme, beruht auf einem Irrthum; sie erscheint erst westlich vom Kosangatluss. In den sumpfigen und waldigen Niederungen am obern Kosanga und seinen westlichen Zuflüssen, sowie an den grossen Strömen, welche die Distrikte der Niamaniam von OSO. nach WNW. durchströmen, findet sich eine Rotang-Art, welche dort ganze Wälder bildet, Galamus, striiiiili/lorus, Pal. Beauv. von den Handelsleuten „Djezcrdn" benannt. Ob Früchte dieser Pflanze, welche ich seiner Zeit Dr. Steudner einhändigte, nach Europa gelangt sind, ist mir unbekannt. XXXVI. Aroideae. 60) Culcasla scandens, Pal. Beauv. Im December 1863 zwischen Bongo und dem Kosanga-Fluss eingesammelt. 61) Stylochäon lancifoUns, Kotschy und Peyr. Plant. Tinn. t. XX. Bei Beginn der Regenzeit auf Lichtungen in Wau und Dembo nicht selten. Im April 18G3 fand ich in den Wäldern in Wau eine andere hierher gehörige Art, welche eine über l'/i Fuss hohe Blüthe macht ; dieselbe Pflanze scheint — wenn ich mich recht erinnere — auch in der Woina Dega von Südabessinicn vorzukommen. XXXVII. Pistiaceae. 62) Pistia strativtes, h. - Arabisch Tombäq d o'h'nl. Kotschy nnd Pcyritsch lassen die Pistie sehr häufig auf dem Bah'r Ghazäl vorkommen, wo sie — wie ich schon in meinen ersten Reiseberichten ausdrücklich erklärte habe niemals an getroffen wird. Die von mir eingesandten Exemplare wurden im Februar 1864 im Abiad zwischen dem Moqren el boh'ur und Sobat eingesammelt. XXXVni. Orchideae. 63) Euhqiliin gniwensis, Lindl. Von mir im December 1863 in Bongo gesammelt. 64) Etdopkia gmneensis, vor. pwpwrata, Reich, fil. Bei Beginn der Regenzeit in Bongo und Dembo. 65) Essodiihis arenarius, Lindl. Im Mai 1863 in der Waldregion und im lloehgras um die Ortschaften des Arealbeh östlich vom Djur-Fluss häutig in Blüthe. 66) LissoriiÜHs pitr/mratHs, Lindl. Wie die vorhergehende. XXXIX. Amaryllideae. 67) (Jri>ti(»i Tinneanum, Kotschy und Peyr. Plant. Tinn. t. XXL Mit Beginn der ersten Frühlingsrcgen in der Waldregion zwischen Djur und Lau im lloehgras und unter schattigen Bäumen. 68) EtaemanthuS malli/lorns, Marten und Nodder. lläuiig im April und Mai an schattigen feuchten Orten in der Waldlandschaft zwischen der Mvscliraz d Beq und dem Djur-Fluss, bis nach Dembo. XL. Hypoxideae. 69) Curculigo firma, Kotschy und Peyr. Plant. Tinn. t. XXII. B. Von mir im April 1863 jenseits des Bah'r el Wau und in Dembo aufgefunden; wächst an trockenen Stellen in der Steppcn-landschaft XLI. Liliaceae. 70) CMorophytum sp.? Plant. Tinn. t. XXXIII. B. Im December 18(53 in Bongo. Dracacna otribet, Kotschy und Peyr. Plant. Tinn. tah. praclat. BeugL in Petcrm. Geogr. Mitth. 186(5. p. 170. und hier, S. 282. Am Ostabhang der Bischarin-Gebirge gegen Sauakin zu fand ich im September 1864 einen dracaenenartigen Baum, der angeführten Ortes oberflächlich beschrieben worden ist, Dr. Schweinfurth wird uns wohl demnächst näheren Aufschluss Uber diese merkwürdige Pflanze geben können. XLII. Commelinaceae. 71) Lamprodifhi/ros graeiMs, Kotschy und Peyr. - Plant. Tinn. pl. XXIII. A. In Bongo. 72) CyanoHs caespitosa, Kotschy und Peyr. — PI. Tinn. t. XXII. A. Im December an feuchten Niederungen in Bongo. XLIII. Cyperaceae. 73) Cyperus cölymbetes, Kotschy und Peyr. Plant. Tinn. t. XXIV. Em März im Bah'r el Abiad unfern der Sobat-Mündung auf schwimmenden Inseln. XLIV. Graminae. 74) Panicum chrysantltum, Steud. In Bongo und Wau. Blüht im December. C. Filicinae. 75) ÄeoUa nüotica, Desn. Plant. Tinn. t. XXV. An der Sobat-Miindung eingesammelt. Vcrzeicliniss von Karawanenstrassen zwischen dem weissen Nil, Kordofan, Dar-For und von hier nach den Ländern der Kredj und der nördlichen Niamaniam. l. Strassen von riiiirrimi nach Kordofan. a) nördliche Knute. Von der Mündung des weissen in den blauen Nil, gegenüber der Landzunge von Chartum, liegt am Westufer des ersteren das kleine Dörfchen Om-dermän. Von da aus führt ein Karawanen weg südwärts zu West auf wenige Meilen Entfernung vom Bah'r el Abiad bis zur M&schrtö (Landungsplatz) Hcsci etwas südlich von Qo z Soli m a n i eIi.....3 Tagereisen (schwach)'). Von Hesci gelangt man nach den Brunnen von Schiqeq in SW.-Richtung in..... 5 Stunden. Diese Brunnen liegen 1 Stunde nordöstlich vom Berge Teus und l/a Stunde südlich vom Dorfe (/Trlrf) Schiqeq. Von den Brunnen von Schiqeq rechnet man bis zum Pusse zweier kleiner Berge westlich von Teus...............4—5 „ Von hier wiederum bis zu einer grossen Salzsiederei (arabisch Mclachah).......4—5 „ Von da zu dem Djattin-Dorfe Om Scaleh, Schech El-Imin............V2 Tagereise. ') Die Tagereisen sind immer in Stationen für ein .Lastkamel ausgedrückt, die ungefähr 10 Wegstunden betragen. Dann zum Dorfe Om Kadisi oder Om Qa-disi............... 3 Stunden. Von da zum Dorfe Bell'el, wo Meramra-Araber wohnen und der Schech Muteräb residirt 3 „ Von Bebel zum Dj ebel Mo qnes . . . . 6 „ Von Moqnes nach Sehiqeli A'bd el A?li, einem Dorfe.............4—5 „ Von hier naeh iBclct Woad el Schech, wo wieder Vja$in-Km{leute angesiedelt sind . 3—4 Von ITelet Woad el Schech nach Bara . . 4 — 5 „ Von Bara nach Om-Söt oder Sod ... 4 „ Von hier nach El-Obcid (i>io!^), der Hauptstadt von Kordofan........ 4 „ Ii) mittler e Rout e. Von Om-dermän über Tura? el chadra nach Abu Qeräd oder Abu Dj er ad . . . 5 Tagreisen. Von Abu Qeräd den Berg Teus links lassend lagert man in der Steppe nach...... 5 Stunden. und erreicht den Brunnen von Hcelbah in . . 4—5 „ Von H'elbah bis zum Dorfe Abu Schöq . 4—5 ,, Von da zum Dorfe Saqra....... 4—5 „ Von Saqra nach El Am an eh..... 3 ,, Von Aman eh nach Merlau....... 6-7 ,, Von El Mcrh'a bis El Saki oder Woad el Saki............... 6—7 „ Von Saki nach Chursi........ 4 „ Von Chursi nach Sunt........ 4 „ Von Sunt nach El Obeid....... 4 „ e) südlichere Rout e. Von dem zu Tura? el chadra gehörigen Dorfe OmKenön nachEided am Dj ebel Schucch vorüber nach Hfaschaba und von da über Kuemät und Dom eh nach Chursi. d) südlichste Route. Von C hartu m nach E \d e 1 Uul oder Duem 6 Tagreisen. Von Eid el IM nach Schad...... 6 Stunden. Von Schad nach Abu H'ar...... 6 Stunden, Von Abu H'ar nach El Beseda .... 6 „ Von El Beseda gelangt mau durch viele zerstreute Ortschaften nach den nördlichsten Abfällen des Djebel Kon in....... Ö „ Vom Djebel Kon nach Om-Lames . . . 6 „ Von Om-Lümcs nach El Wah'lah ... 6 „ Von El Wali Iah bis Abu Qeren . . . . 4 „ Von Abu Qeren nach Tcfandara .... 4 „ Von Tefandara nach Taiärah (s^LJb), dem hauptsächlichsten Stapelplatz für den Gurmni- handcl............... 6 ff Von Taiärah nach Eul el Ad..... 6 „ Von Ad nach El Ob cid....... 6 Von Obeid südwärts führt eine Strasse nach Kasqcl (J\jJL*S') in ......... o jj Von Kasqel zum Birkeh(See)..... 6 „ Von hier ein östlicher Weg nach Djebel iTahili..............ITagrcisc stark. Ein mittlerer nach Djebel Karko ... 1 „ „ Ein westlicher direkt nach S. nach Djebel Delcdj in.............1 Tagemarsch. 3, Itineijir von Kai» nach Serinlj und von da muh lascher. Von Bara nach El It'omra, einer Niederung mit Schöpfbrunnen, Dattelpalmen und Jhtien-Feldern..............l/j Tag. Von El ll'omra nach Abu Seiäl . . . . l/t )i schwach. Von Seiäl nach der Niederung El H'adjar mit einiger Bodenkultur ......... \Jt.» stark. Von El lTadjnr naeh Om-Debün, einer hügligen und bergigen Gegend......V* » » Von Om-Debän nach dem Berg Katnl . . i}i „ Von Katul bis zum Gebirge Kadjch an der Wcstgriinze von Kordofan........1 „ schwach. Von Kau1 jeh bis Djebel Serudj an der Ost gränze von Dar-For.......... Wegrichtung im Allgemeinen von Ost nach West. Die Gegend zwischen Kadjeh und Serudj ist vollständig dürre und wasserlose Wüste. Von Serudj naeh Karnek....... In Karnek residirt ein dar-forer Melek als Gränzheamter; iiier sind viele an 30Klafter tiefe Brunnen. Von Karnek nach El Budah...... Von El Budah nach Bruseh...... Von Drusch nach Om-E:scheschet . . . Von Oin-Eischeschet naeh Iie idab e 1 Se Ii iq ä <[ Von Schiqäq nach Obah....... Von Obah nach Abu Nauär...... Von Nauär nach Dcret Il'omär .... Von hier über Orqut [\t Tag, hier ist ein beträchtlicher Marktplatz) nach Qerewed el Zeräf............... Von Zeräf nach El Fascher..... Auf dem Wege zwischen beiden letzten Punk ten berührt man Bela:, eine Ortschaft mit grossem Kegenteich, und passirt Djebel hca-bdbah und Qed el h'ab üb. Von F a s c h e r nach K n b c h ist eine Tagreise. Kab Belul ist ein Berg ungefähr auf der Mitte des Wegs zwischen Serudj und Kadjeh. Dort linden sieh alte, jezt verschüttete Brunnen mit Mauerwerk, und ringförmige Mauern aus rohen Steinen von einer früheren Ansiedelung. Die Berge zwischen Koheli und Fascher heissen Djebel Dje-did, Wana und Kusu. Dar Mala der Karten im Norden von Dar-For ist Dar Ma Ich ah. 3, Strasse von II ;ilii an der Nordgräiize von houqohih nach Dar-For. Diese jetzt fast gänzlich verlassene Strasse vom Nil bei ll'afir bis Fascher wird in 151/* Tagreisen zurückgelegt, davon bringt man 1 Tag stark. 1 Tag. 12 in der unbewohnten Steppe zu. Doch enthält auch diese Niederungen, die zeitweise gutes Weideland besitzen und wo noma-disirendc Araber der Stämme der Kubabisch, Dar H'omer und Bischärin Dar-Für leben. Man rechnet vonlTaffr nach El-Eul in der Oase El-Kab............ 3*/* Tage. Von E:d nach Elau......... 3 „ In Elan theilt sich die Strasse, eine westliche i'tihrt in 3 Tagen nach Djebel Meidfib. Die östliche in eben so viel Zeit nach Kokai. Auf der ganzen Route begegnet man hinlänglichem Wasser, vornehmlich nach der Sommerregenzeit; es linden sich viele zum Anbau von Büschchnais und Doh(en geeignete Plätze, auch hat man Gelegenheit, von den Wanderstänunen Schlachtvieh zu erwerben. Dieser Weg ist derjenige, welchen die Pilger-Karavanen von Dar-For nach Mekah früher einschlugen, jetzt geben dieselben über die Oase Selimah. 4. Bericht des egyptischen Gesandten Xhä el Wohab Efendi woliebi über seine Heise mich Itar-For. Im Jahre 18G0 schickte der damalige Vicekönig von Egypten, Said-Bascha, einen Gesandten in der Person des früheren Weqß der Mudmeh Donqolah, A*bd el Wohab Efendi, nach Dar-For. Er war not reichlichen Geschenken für Seine schwarze Majestät, den Sultan lFusen versehen; darunter befanden sich seidene Zelte, ein kostbarer, reichvergoldeter Staatswagen, Kronleuchter, Waffen und Stolle. Der Efendi wurde 20 Monate lang am Hofe von Fascher zurückgehalten und kehrte — eben nicht Lobes voll über seinen Empfang und den Aufenthalt in Dar-For — im Oktober 18Ö2 mich Chartum zurück. Als Gegengeschenke führte der Gesandte 400 junge Sclavcn beiderlei Geschlechts, 100 Centner Elfenbein und einige hübsch gearbeitete Kleidungsstücke, Reitzeug und Waffen mit sich. Die mann liehen Sclavcn wurden sofort in den Militairdienst eingereiht, sie waren jedoch grössten Theils mit Fihiricn behaftet. Nach den Mittheilungen, welche A?bd el Wohäb über den Weg und über Land und Leute in Dar-For macht, wäre selbst für einen Europäer eine Reise dahin nicht mit grossen Schwierigkeiten verbunden, obgleich man allerdings jeden Weissen mit Misstraueu aufnehmen würde. In wissenschaftlicher Beziehung könnten deshalb wenig Erfolge erzielt werden, da man als Gast des Sultans immer eine Bewachung und grosses Geleit hätte, das jede nähere Berührung mit den Eingeborenen unmöglich macht. Von Kobeh oder Fascher weiter westwärts vorzudringen, ist im Augenblicke nicht wohl thunlich, da die Sultane von Dar-For und Wadai unter sich Krieg führen. Selbst eingeborene Handelsleute werden von beiden Herrschern, wenn sie die Landesgränzcn überschreiten, als Spione behandelt, während Pilger unbehindert von Seite der Regierungen die Strasse ziehen können; die Grunzen beider Staaten sind übrigens bewohnt von freien Arabern und Negern, und diese plündern nicht selten die Karavaneu der Hadjadj (plur. von IVad} oder Ifadji, Pilger). Der Sultan IFuscn residirt immer in Fascher, während Kobeh die grösste Stadt des Landes und der einzige eigentliche Handelsplatz ist. liier wohnen die wohlhabenden Forani und l)jcldl>rh (Handelsleute) aus Donqolah, Berber und Kordofan, ja selbst mehrere Häuser von Chartum haben ihre Agenten daselbst. Alljährlich sendet der Sultan, der den grössten Theil des Handels monopolisirt hat, eine, zuweilen auch zwei grosse Karavanen nach Siut in Mittel-egypten. Die vorzüglichsten Waaren, welche aus Dar-For ausgeführt werden, sind Sklaven, Elfenbein, Straussfedcrn, Gummi, Tamarhinde, Natron, Kamele und etwas Gold; dagegen eingetauscht werden Baumwollzeuge, Tuch, namentlich rothes, Teppiche, farbiges Leder, Sattel und Zäume, Sehwerlklingen, Panzerhemden, lange einläulige Flinten, Pulver, Glasperlen, Bernsteinkorallen, Spiegel, Tassen, Gläser u. d. gl. — Macht und Glanz des För'sehen Thrones sind übrigens längst geschwunden. Der Sultan ist nur dem Namen nach Herr und sieht vollkommen unter Vormundschaft seiner Udima und anderer geist Liener Würdenträger, die ihn von allem Verkehr mit seinen Unter-thanen abzuschliessen suchen und die Staatsgeschäfte besorgen. Die Residenz besteht aus einem mehrfach umfriedeten, grossen Baume mit Strohhütten (Totpd) und einigen kleinen, viereckigen Häusern aus Lehmziegeln (Danqa), in welchen die werthvollsten Gegenstände vor Feuersgefahr geborgen werden. Das Militair ist grösstenteils aus Sklaventruppen gebildet und die ganze Macht belauft sich auf 12 — 13,000 streitbare Männer, darunter 2500 Reiter, von welchen wieder etwa ein Dritttheil mit Panzerhemden versehen ist. Die Bewaffnung der Armee besteht last ausschliesslich aus Lanze und Schild, die Reiter tragen neben ihren Wurfspiessen noch das lange, gerade Schwert. Im Zeughaus Seiner Majestät hängen einige Dutzend Gewehre, meist Luntenflinten. Vor der Residenz liegen 2 Kanonen und einige Mörser, welche ohne Zweifel durch die von Meh'cmed Adi ans Egypten verjagten Mameluken hierhergebracht worden sind; es fehlen aher die Laffeten, und man wagt sie überhaupt selten und nur bei ganz feierlichen Gelegenheiten abzufeuern. Dabei halten sich der Hof und die Zuschauer in sehr bescheidener Entfernung, und die Entzündung des Geschützes geschieht entweder mittelst einer langen Pulverlinie oder durch eine Lunte, die mehrere Minuten zum Abglühen braucht, so dass die kühne Bedienungs. mannschaft alle Zeit hat, sich zu flüchten, che das gefährliche Ding losgebt. Im Jahre 1855 vertrieb der Vicckönig mehrere Banden rebclli scher Araber aus Unter- und Mittel-Egypten. Sie waren geführt von Schech Omer el Blasen. Dieser schlug sich durch die Oasen von Siut und Theben uud gelangte mit seiner unbedeutenden, aber meist gut berittenen und bewaffneten Truppe bis zu den Grenzen Dar-For's. Zwei Armeen des Sultan H'usen, der sich den Flüchtigen entgegenstellte, wurden mit starken Verlusten geschlagen und Omer setzte sich in Quzän, südlich von Fascher, inmitten des Landes fest, wo er bis zum Tod Said Baschä's von Raub und Plünderung lebte. A;bd el Wohab - Efendi hat mir nachfolgendes Verzeichnis« der Stationen seiner Route von Abeid nach Fascher gegeben. Von El Obcid nach Abu lFaräz .... V/z Tag. Von hier führt eine Strasse über Duescha nach Dar-For, welche mein Gewährsmann zur Linken Hess; er gelangte dann nach dem von Dar-ll'amr - Arabern bewohnten Dorf ITelet Schech Ismai'n in ......... 1 „ Von hier nach Choi oder Chuoi . . . . 1 „ Weiter westwärts hat man unbewohnte A'qabah (Wüste) vor sich, mit buschiger Savanne und Hügelland; man gelangt nach dem Lagerplatz Qesan Qrel, ohne Wasser, in...... 1 „ und dann zum G Hinzert Om Scher, ebenfalls durch unbewohnte Steppe, in....... 2 Tagen. Von Öm-Scher an begegnet man in ziemlich hügeligem Gebiet zahlreichen kleinen Niederlassungen mil Bäumen, Brunnen und Feldern, deren Bewohner von Viehzucht und Ackerbau leben, und gelangt endlich nach (> m-Meschanqa , einer grösseren Ortschaft an Bergen gelegen, in 2'/;2 Tagen. Von 0m-Meschanqa, unbewohntes Land, bis zu einem kleinen Dorfe....... 2 Tage. Dann wieder wildes Savannenland bis zur Ortschaft Tulu........... 2 Um Tulu wohnen die Ma.'lia, ein ziemlich verzweigter, räuberischer Araberstamm. Hier ist ein Regenbett mit guten Brunnen, die niemals versiegen sollen. Von Tulu durch Steppenland zu einem kleinen Dorf............... Dann ebenfalls durch Savannen bis zur Residenz eines Mihlc; der Ort heisst Sauäni . . 1 J? Von Sauäni, meist wieder durch die wüste Steppe bis zu einem kleinen Negerdorf ... 2 Tage. Von hier nach Fascher....... 1 Tag. 1 Tag. Von Fascher aus machte A*bd el Wohab eine kleine Heise in Bildlicher Riehtang nach der Niederlassung von Sa&dleh-Arabern, Melit genannt. Mein Gewährsmann rechnet 10—12 Stunden dahin, liier ist ein grosses Regenbett, das aus Süden kommen und hier nach N. W. umbiegen soll. Es enthält dieser CKör nicht immer und überall Iiiessendes Wasser, doch kommt solches da und dort in seinem Bett zu Tage. Hier sind Dattclpfiauzungen, welche aber nur kleine und schlechte Früchte geben; dagegen wird viel Sesam, Tabak, Büschelmais und DoKen dort angebaut. — 5. Itiucrar zwischen Bar-Tor und den limlj und \iam;iniaiii. Meine Gewährsmänner gingen von Kobeh aus. Sie reisten mit belasteten Eseln, und ich glaube, dass der gute Tagmarsch am höchstens 7 Wegstunden veranschlagt werden kann. Während der lleuglin, Reise nach dein welHsen Nil. ersten Tagereisen verlässt man das bewohnte Land nicht und be-. gegnet Ortschaften, Kcgenbetten und Brunnen. Von Kobeh aus ist die Richtung fast durchgängig eine südliche; die erste grössere Station ist Menauäschi, man erreicht sie in ... 3 Tagen. Dieses Dort ist von Boruanern bewohnt; eine kurze Strecke westlich davon liegt ein Berg mit Moschee, wo ein Qadi residirt, der die Einkünfte des Ortes bezieht; weiter westlich sind grössere Gebirge in Sicht; etwas östlich von Menauäschi liegt ein Chor (Kegcnhctt) mit Dattelpalmen, der nach dem Bah'r Riscqat münden soll. Von hier nach der Stadt Qeidumbch . . i Tagereisen. Qei dum bell ist von einem Regenbett durchschnitten, an dessen Ufer IM<'b-Vi\h\\vn (Borassus) stehen. Der westliche Stadttheil besitzt eine Moschee und Marktplatz, im östlichen wohnen die Nachkommen der \on Mehmed Adi aus Egypten vertriebenen Mameluken, die von den Foraui „Qus" genannt werden. Die Umgegend ist eben, aber in West Gebirge sichtbar. Von Qei du in beh nach Da ha Scheibo . 1 Tag; stark. Da ha Scheibo besteht aus drei Ortschaften; hier residirt der Schielt Moh'nmed Woad el We/.ir H'änd. Ziemlich weit westwärts von den Niederlassungen befindet sich ein Uegenbett mit Brunnen. Von Dana Scheibo bis Quondjari, einem ausgedehnten Dorfe.........; iL 11ag, Von Quondjari nach Qirbaiät ..... 1 „ Hier verlässl man das bewohnte Land; man durchreist ziemlich ebene Savanne mit wenig Baumschlag und gelangt zu einer Niederung mit Brunnen und vielen schattigen und hohen Bäumen in . t.......4 f't/t Dann zu dem angeblich aus Borgu kommenden und in den Djur mündenden beträchtlicheren Fluss Om-bcledja....., . , . . \}L ff Jenseits der Om-beledja liegt iFoferat-cl-Nah'as (wörtlich die Kupferlöcher, Kupfer-Gruben). Dieses wird als beträchtliche, weitläufige Stadt beschriehen, die ganz von unbewohntem Lande umgeben ist. liier residirt ein Maqilum (Gränzstatthalter) von Dar-For; der Ort ist bewohnt von Djalin, Danaqla, H'ahabanieh-, Da sc ha- und Feiada Baqara (Baqara =- semitische Hirtenvölker), die von Handel, Viehzucht und Jagd leben. Der Platz wird als südlichste Gränzstation von Dar-För betrachtet, er ist weit und breit bekannt wegen seiner reichen Kupferminen. Die ringend ist übrigens nicht gebirgig, und der Boden besteht ganz aus grünem, bröckligem, halbvcrwittcrtem Kupfererz. Dieses wird an Wasserrissen und Schluchten gebrochen und gesammelt, gewaschen, in einer kleinen Grube mit Kohle geschichtet und so geschmolzen. Zwei bis drei Arbeiter führen während des Niederganges des Satzes mittelst Blasebälgen aus Schaf häuten die nöthige Luft in den höchst einfachen, nur aus einer Esse bestehenden Ofen, aus dem eine grüne, giftige Flamme hcrvorqualmt. Das Ausbringen je eines solchen Schmelzprozesses belauft sich auf 12—15 Pfund schönsten Rothkupfers, das sofort in kleine Masseln von 1 Hotel (etwas weniger als 1 Pfund) gegossen wird. Man führt die Waare, die einen ziemlich hohen Werth darstellt, namentlich süd- und westwärts in die Negerländer aus. Eine Stunde südwärts von iFoferat-el-Nah'as befindet sieb ein nach Ost abflicssender (.'hör, der beständig Wasser enthält und sich wahrscheinlich bald mit der Om-beledjah vereinigt. Von da gelangt man, immer weiter südlich gehend, durch Savannen an das Ost-Gestade eines weiten Sees oder Sumpfes, El Tibneh genannt in............. Die ganze Gegend isl während der liegen/.eil überschwemmt und kann mit Packthiercn dann nicht bereist werden. Einen kleinen isolirtcn Hügel zur Linken lassend, erreicht man ein sumpfiges Kegenbett in Dieses Kegenbett hat wieder eine west-östliche Richtung. Durch feuchte, im Sommer ganz überschwemmte Niederungen führt der Weg weiter nach dem grossen Sumpf el-Butah . . . . 1 9 Ta<- Darin gelangt man zu einem grossen ÖKÖr mit Hochbäumen in.......... 1 Tag. Ferner zu einem zweiten, mit tieleingerissenem felsigen Bett und stets fliessendcni Wasser . . 7? „ Am diesseitigen Gestade des letztern liegt die Ortschaft Kudwageh, welche auch noch Ab- gaben an Dar-For bezahlt. Dann folgt wieder Steppenlandschaft und man betritt die Gebiete der Kredj, einer Bevölkerung, die nicht zur eigentlichen Negerrasse gehört und von vielen, kleinen, erblichen Fürsten regiert wird. Sie sind mich nicht Muhamedaner; die Herrscher von Dar-For haben vergeblich versucht, sie zu unterjochen. Die erste Ortschaft, welche man antrifft, ist Bed-Matr, von Kudwageh entfernt . . 3 Tage. Hier residirt der Kredj-Sultan Matr; er erhebt von den Dar-For-Karavanen eine kleine Abgabe. Von Bed-Matr zur Residenz des Kredjfürstcn Qoqon-qonqo rechnet man....... 4 „ Bed Qoqon-qonqo liegt am Fasse eines kleinen Berges; an einem benachbarten Hügel ist die Ortschaft eines freigelassenen Sklaven, der Robo-Qoscho heisst. Von Bed Qoqon-qonqo nach Udjanga . . lfa Tag. Der hiesige Sultan heisst Andjclö. An allen genannten Ortschaften wie längs der Strasse sind zahlreiche Regenbetten mit Brunnen oder messendem Wasser. Von Udjanga gelangt man nach Keraf in . 41/* „ Unterwegs überall Wasser. 1 l/j Tagereise nordwestlich von Keraf liegt der Berg Mauera. Von Keraf gelangt man endlich in ... . l'/2 „ nach Keraf el Qoloani an dein rauschenden Chor Scheher, in einer gebirgigen (wohl mehr hügeligen) Gegend. Von Keraf el Qoloani zu Mofiö sind naeh verschiedenen Angaben.........I1/? bis 3 Tag. Winkelmessungeu und geographische IVotizcn. 1. Chartum, 2. Route zwischen Berber und Sauakin. 3. Küstenland zwischen Sauakin und Ras Rauai. 1. Peulingen in Chartum1) (vom (Jouvernenionlsgubäuilc ;ms genommen). Berg.............. 1° Dorf irodjeli.............. 5 • Berg................. H° Berg................. Iß1/*0 Berg ................. 23" Berg Tauri .............. 36—49° deren Ausläufer bis ........... 30° Berg von Om-dermän........... 52° Mündung des weissen und bläuen Nil..... circa 75 0 Dorf Om-dermän............ circa 60° Berg ferner als der Tauri......... 70° do. nicht fern............. 70" Berg Medaka.............. 101—117« 2. Peilungen und Ikistiinxiuessuiigcn auf der Itoutc von Herber Dach Sauakin. Station I. Berber. Spitze des Djebel Noch™ . 321" „ II. Bir Mnh'a Bek. (1. bis 6. Scptbr.) Entfernung von Berber schwach 5 Meilen, Djebel Nochra............... 302" ') l»io Winkolangabcn ohne Berücksichtigung der magnetischen Dcclination. Station HL Lager 6. 7. Septbr. Entfernung von Bir Motfa Bek 8»/. Ml. Wegrichtung 0. 10 bis 120. _. Nt Djebei Nochra......... 28(3° Berg Duqaiah............. 105-112" Station IV. Fels-Terrasse 11 Meilen. (7. Septbr.) Duqaiah.............. 1591/»—M** Eine kleine Anhöhe auf 2—3 Ml. Entfernung . . 164° Berg Sdtirba. Die nächste Spitze...... ö" u. 4° Station V. An der Westseite des Berges Eremit. (8. Septbr.) Distanz von Station IV. 10 Meilen. Duqaiah (alle 3 Gipfel fast in einer Linie) . . 218" Eremit (1 Ml. Entfernung)........ 106° Kleiner weisser Quarzhügel (1 Ml.)..... 75° Dj. Scheqereb . . . . •........ 28° Ein wohl /.um Scheqereb gehöriger, etwas näherer pyramidaler Gipfel........... 22° anderer Gipfel, ferner.......... 11" Sötirba............... 303" Station VI. Brunnen im Wadi-Eremit. (8/4). Sept.). Von Station V. 3 Ml. Seheqreb, Hauptgipfel.......... 21" do................15 und 360° Eremit............... 24° Zeteb............. .& . . 125 V»0 O-fiq..............i • • 660 Station VII. Bir Bäk. (9/10. Sept.) Entfernung von Station VI. 12 Ml. O-fiq-Berg.............. 450 Scheqereb.............. 341" do............... 335" fernerer Gipfel............. 56'/2° :|. 1 Stunden ONO. von Bir Bäk ist der Zetel) sichtbar in ............... 175° Station VIII. unfern des O-iq. (10. Septbr.) Entfernung von Station \ 11. 9'/a Meile. Scheqereb.............. 309" Scheqereb, pyramidale Spitze....... 303" (diese deckt den dritten Gipfel). 0-fiq (2 St. Entfernung)......... 342 '/2° Berg rechts unter 56 Vi" von Bäk sichtbar . . . IOV20 Zeteb................ 197° Station IX. Wadi Laemeb. (10/11. Septbr.). Entfernung von Station VIII. 9 MI. Keine Winkelmessungen möglich. Später 10 Ml. vom Lager O-fiq....... 260° Station X. Thal bei Rauai. (11 12. Septbr.) Entfernung von Stat. IX. 14 Ml. Keine Winkelmessungen. Station XI. Hochebene von Derunkat. (12/13. Sept.) direkte Entfernung von Stat, IX. 17 Mtl. Djebel Musmar............ 180° „ Susadj............. 40 „ Bokmcri (etwa 6 Ml.)....... 17° „ Abadab, Ost-Abfall........ 51° Station XII. 13. Septbr. %ljt Ml. von Derunkat. Djebel O-kur in Ost wenige Grade Süd. Station XIII. Am südwestlichen Fasse des Abadab 19 Ml. von Derunkat (Stat. XL) am 13/14. Sept. Abadab, scheinbare Hauptspitzen 2 5 MI. vom Lager................314» und 30» Station XIV. Im Thal zwischen Koqreb und Abadab 14 15. Sept. 4*/i Ml. von Stat. XIII. Abadab SO. Vorsprung 6 Ml........ 360° do. SW. „ 6 Ml........ 282» do. Südöstlichste Spitze........ 20° Berge von Koqreb: Gipfel 1 circa 4 Ml........... 122» 2 6 .......... 151° m ,, , v. ,, .... .......... 184° .......... 215° ...... 240° 11 D 11 0 11 fi .... 250° » 0 11 11 v ..... 7? .. 3 >} ^ » 11 11 Thnloiusrhnitt in Abadab......... 317° zwei lmrniorinigc Zacken daselbst......293 und 298° Station XV. Im Ras el Wadi zwischen Abadab und Koqreb 15/16. Sept. 1 Ml. von Stat. XIV. Berg Serudj............. 254 oder 265« SW. Abiall des Abadab......... 278" zwei hm-n türm ige Zacken daselbst......285 und 290" Thaleinsclmitt daselbst.......... 308° Ocstlicbster Abfall des Abadab....... 8° die Spitzen 293 und 298 von Stat. XIV. ... 278° Koqreb, scheinbar höchster Punkt, etwa 5 Meilen entfernt............... 210" Station XVI. Im Hochthal zwischen Abadab und Abu-Qoloda 16/17. Sept. 13 Ml. von Stat. XV. Berg O-kur.............. 143 -1510 SW. Abfall des Abadab......... 262 » SO. Abfall „ „ ......... 275" SO. Ecke „ „ ......... 305" Bergspitze 5 Ml. vom Lager........ 346° Berg Haretri............. 65-85» Station XVII. Am Westfussc des Ahu Qoloda-Gebirges 17/18. Sept. 15 Ml. von Stat. XVI. auf halbem Weg Berg 'O-kur in...... 1(J5° vom Nachtlager aus Abadab SW. Spitze............ 271 „ SO. „.......... . 277» fernster NO. Abfall........... 283» dieser setzt fort bis........... 288» Berg Haretri, südlichster Gipfel...... 65» Ahu Qoloda.............. 150 230» Station XV1I1. ßl/2 Ml. vom Lager am Kusse des Ahu Qoloda 18. Sept. Djebel Ajakeb............. 97—105« „ Drus . . . _.......... 37—305" kleiner Hügel (3 Ml.).......... 145° Gebirgszug 2—6 Ml........... 170—180" Abu Qoloda nicht ganz sichtbar; einzelne Gipfel in 215 und 242" Station XIX. am Chor 2 MI. westlich vom Berg Ajakeb. 14 Ml. von Station XVIII. (— 18/19. Sept.) Berg Haretri............. 290° Station XX. östlich vom Berg Ajakeb 71 Ml. vom Nachtlager von Stat. XIX. (19, Sept.). Berg Ajakeb............. 287 '/•;" Station XXI. Wadi O-kuak oder Silikat 10—11 Ml. von Stat. XIX. 19.21. Sept. Berg O-qom............. 102" „ Qauero (12 Ml.).......... 167« „ Sötirba............. 355 V*0 Station XXII. Wadi-Aben 15 Ml. von Stat. XXI. 21 22. Septbr. Keine Messungen. Station XXIII. 11 Ml. von Stat. XXII. am 22. Sept. Berg Baran-auch............ 113" Station XXIV. Brunnen Schadeh hei Sauakin. 22 Ml. von Stat. XXII. 22/23. Sept. Station XXV. Sauakin. Fast 2 Ml. von Schadeh. Declination der .Magnetnadel ....... 5*/s0 Südöstlichste. Ausläufer der Gebirge gegen To karhin 188" Gipfel und Thaleinschnitt (Schintcrnh?) .... 198" i203" 208" 214" 220" 225" 231" 232 »/a0 Thalkessel des gegen Sauakin mündenden Wadi Qab oder Ghab............ 232—243" (234 • Einzelne Gipfel von vorbergen im Thal von Ghab (240° Ferner doml'örmigcr Gipfel (vielleicht O-qom) . . 242" (247« 2 hohe Gipfel Abdcräq und Ilatabaieh .... (250° 1 „ „............... 253«/i« Brunnen Schadeh oder Eschesch...... 252' 20 Wadi Aben (Mündung in die Ebene) zwischen . 2o2 und 272 " Berg Waratab............. j 7^ „ „ verläuft bis............ 300° hoher ferner Gipfel........... 297° 806° 307 0 132 21/20 andere hervorragende Spitzen....... 1 0 332° i333l/20 fernste Abfälle nach dem Meere zu..... 336° 3. Einige geographische Notizen und Peulingen längs der Rüste zwischen Sauakin und Kits Kauiu. Die Hafenplätze längs der genannten Küste nordwärts von Sauakin heissen : 1) Mirsah Musurkai oder Musurkuait, 2) ,, Damat el däberi, 3) „ „ el mächeri, 4) „ A?ta oder Atah, 5) „ Amed, 6) „ Djeziret, Schech AM-allah, grosser, tiefer Hafen, in welchen das Wadi O-kuak oder Adid mündet. 7) A:'m iTariz oder Anh'nriz, 8) Daueratib oder Tauaratöh. 9) Schech Borghut. Grosser nach S. offener Hafen rechts von der Einfahrt auf der Spitze einer schmalen Landzunge steht ein weithin sichtbares Schcchsgrab. Am 11. November 1864 nahm ich hier folgende Winkel: Djebel Bauateb...........310.313.314" „ Qomadirbäb.......... 319° „ MilaqoV........... 328° „ ?........... 3320 „ ? ........... 339° Sötirba, höchster Gipfel . . . hoher fernerer Gipfel Waratab?....... 272 0 268° 188 od. 19372° 10) Mirsali Quiai. 11) „ Hcelöt. 12) „ Derur. Ebenfalls grösserer Hafen, in welchen das Wadi Arbät oder Wadi Drus mündet. Vier Wegstunden thal-aufwärts von dieser Mündung befinden sich vortreffliche, nie versiegende Brunnen, in deren Nähe die Omarab Anbau in Büsehelmais betreihen« Am Eingang vmi Mirsah Derur steht ein kleines Fort, welches den Küstenfahrern als Orientirungspuukt dient. 13) Mirsah Abu Dursen oder Abu Durseh mit Mündung des Wadi Tobel-cum']'. Zwischen Abu Durseh und dem nördlich davon gelegenen Hafenplatz Aruz mündet ein anderes \\'d mit Büschclmaisfeldcrn und süssem Wasser in seinem obern Gebiet. Im Halen von A;ra-kia'i nahm ich folgende Winkel. Berg Bauateb............ 235° „ Qomadirbäb.......... 2550 „ Ode;............. 288° 19) Mirsah üerhante. 20) „ Salaq Soghcir. 21) „ Salaq Kcbir. 22) Dabadeb oder Zabadeh el a:djnn. 23) „ „ el roiän. Hier befinden sich gute Brunnen und ein türkisches Grabdenkmal. Der Hafen ist nur für kleine Fahrzeuge zugänglich. Peilungen: Berg Qomadirbäb.........' . 221'/V „ Milaqo............ 246° domloriniger Gipfel.......... 229° andere Spitze............ 237u isolirtcr Kegel, etwa 8 Meilen von Dabadeb . 2847-2° Berg ßrbai oder I>bäh........ j29Ü" (305» Insel Moqersem, Mitte......... 30° do. do. SUdspitze....... 3872° Insel Meiteb............ 51° 24) Mirsah Tebalati oder Tabclateb. 25) „ Mekefäl sogheir. 26) „ „ kebir. 27) „ Abaideb, mit gutem Wasser und einer türkischen Zollstation. 28) „ Tekeberät oder Takehri. 28) „ Qarbana'i't oder Karbana'it, ndt Ruinen einer alten Befestigung, 3 4 Stunden westwärts am Fasse des Gebirges; dieses alte Fort heisst Jemeuäh. 30) Mirsah Don(|olah oder Donqonab mit Salinen. 3t) Ras (Vorgebirge) Rauai. der Dorsprachc. Nachstehend gebe ich ein kleines Verzeichniss von Wörtern aus der Spruche der Dor. Wie schon bemerkt, ist die Aussprache dieses Stammes, sowie der meisten Negervölker im Gebiet des Abiad, eine sehr wenig scharfe und wenig artikulirte; sie enthält Doppellaute und Consonauten, welche mit unseren Buchstaben gar nicht wiedergegeben werden können. Ein Grund der Unverständlichkeit dieser Sprache flir unser Ohr mag theilweise in dem Umstände liegen, dass den Schwarzen gewöhnlich die unteren Schneidezähne fehlen. Zahlwörter. 18. ki-do-miu-motta. 1. kodu, loddu, (/Ott. 19. ki-do-miu-heu. 2. quur, Tigdr. 20. 3. motta, mntta. 4, Mo, 5. mui. Mann, Mensch, /Wfo. 0. mui do got. Frau mnura. 7. mui dongoiir, duvqudr. Knabe tytmd, petmf, 8. mui dömotii, domotta. Mädchen giiigguifju. 9. mui dohd, dofdo. Waaser mini. 10. keo. Feuer J'odu. 11. ki-do-kad. Wind hilcli. 12. ki-donqttdr. Hütte «»•«. 13. ki-do-motta. Baum kdga. 14. ki-do-ho. Holz «uiu-got. Stein h'tnda. 17. ki-do-miu-qtuir. Elephant «ftfrtt, .4L Büffel h'bi. schlagen eddjidi, cschidi. Ochse schä. schlafen «faw». Schaf rorobo. kaufen n'duku, aguggu. Ziege bcTiga, betija. tödten ajojo. Huhn ngonneh. kommen eiwa. Perlhuhn tandja. gehen n'dewa. Hyäne hillit. bringen, holen ajama, djima. Leopard kogo. weggehen uica, uba. Giraffe kilir. Lanzo mvhe. Milch maja. Pfeil kera. Büschelmais, nwvj. Messer mumbtrembe. Doh'cn goluiu. Wasscrgcfiiss kr'de, ki'te. Mehl ridju. Trinkflasche, Kalabasche kolo. Merisah leggi. Barke Jet. Honig kamba. Eisen gatidja. Kopf da, do. Kupfer telu. Hals go. Tahak 1 nstücke Lände ^rf'" Paris 2|7 -. ..hi/ifiiJ.o *-^t/ Q**e ' -_\ IBaJir Atari VI S c h a 1 a . 0 <.?>li* ^ Am Hiunqtit n n m 11 i'i ele rv R om ,i .1,sirr it den Raijarn ipleh. neler Atdndalil f/ji £1 eplion f en/iiqt' J^fm Itrlevlm in.ttti A*dr W/c/'' ri'nieIten, Itewuh Ii .1 QLA /! / _ // 0 M II TTf FäT "~——r—r------ sll, ' >RTwrwarmi jr,(i() .Ii ■ ^^.Sr1u.w.-uii-.T.,.n nj^^ Vu" K,U'1"1 ^^Ttüvi 4300 ^iSsJ^ 7H.Turu:iir _ A" /<>' /. F. M \\ kiitak 2700 Ojcbri el lluram I Tun ■joi--' IWic von Kiirtmilo B Kliri' T)er Bahr et ]$wtr soff di„-d< jriuti'hore1 Ko/iote HB ««« Hnh/-, ^/ B ^f~ab in. Sport, eh t>mZ*trtk? Holdre„,on mit nieten fr tu Honig 'T £d£&£2&-....... ' i) a Ii _ i) k a .■9 ^ / «Lani3 d_er N j a in a jLJani ) Ä^>omios Residenz QyjouniiouJbma* f It adelt jTmi'ifim J)emJii>(/dj> p von S( 'HKHI brnntm.' »faltn B Eft tJ M Ii Öl Ibasa 7 Urttn*)ianrn •it'S \TJ mijtun SuJtttft..- W&dÄ s / g- i______ lt;«ku;i .l Krsiilniy. ili-s Makisa V/j 'Ob Bhimu's Rcsiji'iir. ■ j< a 1^ i<«. wiA' J- Sa.«/ dAp sü ■h die oberen -Wo,, i/ietäMit t'aiat_ Ihn U R<-side.ny. di-s Kria o ch Süden unu aesten- Uiierines sliclieT See mit vr/uttj>.'st Pvotiitjen l flachen ufern, Staat sjifeilf-iei Dor ler Dor j I • OH IGI XAIiKARTK / DES WESTLICHEN THEILES des OBEREN NIL.GEBIETES. Zur Üb ersieht der HKISi;X und FORSCHUNGEN von TH. von HHLGLIX uu;2_k:s_^- g4. Nel>sl leklil'irirttM- Darstclliini? der Ersebnisse aller bislie!-iepn Keisen in demselben Gebiete. Gezeichnet von B Hassenstein. ^ Maafsstal; I r2.OO0.O0O. L O A \tiUta » * /*S», ___._____._____.. - Mianix Route lStit), ._._,_„_„___Antinoris Route, tue" .\- 1861. Dil .Minien der Stiimme sind mit lieejiiidfr Binders Route U6Ö, IkraJu'm Rass R muh 7'/i r. Heuiflitt. _____]>': Rf/uvsBautot. ihci. m SfteAes 6 (hwds Route I8(>2 1863. _- Th.v. Hetiqlin*& W Steudnns R. ISMu I8ß1\ ____, ii-kuiuiiide H'cge.1862- IStit. J 2B 27 iß Östliche Länge 219 von Crv e en^wic h. Talor Ue Konus Stada* i Gras eticncu-^ / Kleiner ^ K I D sc h ,loÖ" rarph l Gasi 1. ■Bf« ' KisuPa Hiifeel? > """"}«»' T S ('II Ol* I av, 1 #Kara? Kidjaiiilnn-iif* Kiku,, i GOTHA.- JUSTUS PERTHES 1866.