uber unsere jetzigen Mittelschulen. Den ganzen Verkaufsertrag ■widmet der Verfasser den verwundeten Kriegern in Bosnien. -- Laibach. Druck und Kommissions-Verlag von Ig. v. Kleinmayr & F. Bamberg. { Reflexionen uber unsere jetzigen Mittelschulen. Verfasser der Broscliiire ,,Ideen zu einein einheitlichen Lebrplane an saimntlichen technischen Hoclischulen in Oesterreich“. Ben ganzen Verkaufsertrag widmet der Verfasser den verurandeten Kriegern in Bosnien. Laibach. Druck und Kommissions-Verlag von Ig. v. Kleinmayr & Fed. Bamberg. 1878 . . v - fif-V' • . A ' . ' 'J -.. r 'j ' ■'.-.nvi :hy.rf w^,u-;Blaft,y: : VV <• ■ Inhalt. Seite Vorwort. V I. Mangel der jetzigen Mittelschulen . 1 II. Wert eines vollstandigen Realgymnasiums . 4 ITI. Entwurf eines Lehrplanes fiir ein vollstandiges Realgymnasium . 5 IV. AUgemeine Bemerkungen: a) Behandlung der Gegenstande.14 h) Bemerkungen zur Wirksamkeit des Professors in und ausser der Schule.17 c) Maturitatspriifung.20 d) Lehramtscandidaten.23 V. Schlusswort.25 l* Vorwort. Es gibt Personen, denen ich wohl will, und wunsclite ilmen besser wollen zu konnen. Goethe. Die Anforderungen, die heutzutage an einen gebildeten Mann, mag er was immer fiir eine Stelle einnehmen, gestellt, werden, sind derart, gross, dass man nur schwer und mit An- strengung aller seiner Krafte sich das entsprechende Wissen in den nothwendigen, allgemein bildenden Disciplinen aneignet. Die Realschule und das Gymnasium sind staatliche Lehr- anstalten, die einerseits den Zweck haben, die fiir das Leben noth/vvendige allgemeine Bildung und anderseits jene Kenntnisse der Jugend zu vermitteln, die dazu dienen, mit Verstandnis den Fachstudien an den Hochschulen obliegen zu konnen. Ueber die Vorziige dieser beiden Lehranstalten gibt es die a.useinandergehendsten Ansichten; man halt auf der einen Seite z. B. die Realschule fiir eine, Bildungsanstalt, die eine zu realistische Richtung .verfolgt, wahrend das Gymnasium die in der Neuzeit zu immer grosserer Bedeut.ung gelangende realistische Richtung zu sehr iibersieht und gar zu stiefmiitterlich behandelt. Um diesen Uebelstanden abzuhelfen, schritt, man zur Er- richt.ung von Realgymnasien, welche den Zweck haben, in vier Klassen jenen Štolf zu bewaltigen, der die studierende Jugend VI befahigt, nach absolvirtem Realgymnasium die freie Wahl zwi- sclien einem Obergymasium oder einer Oberrealschule treffen zu konnen. Diese Einrichtung scheint sich zu bevrahren, indem wir heute 62 Realgymnasien in Oesterreich zahlen; davon sind 23 verbun- den mit Obergymnasien, 4 mit Oberrealschulen, 4 mit beiden Anstalten. Die Verbindung des Gymnasiums mit der Realschule auch auf die obern Klassen auszudehnen, die Idee eines Ober-Real- gymnasiums mit unsern besten Kraften zu fordern, die daraus hervorgehenden Vortheile vor Augen zu fuhren, ist. Hauptaufgabe nachfolgender Rlatter. I. Mangel der jetzigen Mittelschulen. 1.) Nehmen wir den Austritt des Knaben aus der Volks- schule mit dem 10. bis 12. Jahre an, wie es in den meisten Fallen geschieht,, so geht daraus hervor, dass der Schiller in einem Alter schon, in welchem man sich iiber Neigung, Befahigung und Lust. desselben zu irgend einem Fache noch kein richtiges Urtheil bilden kann, doch fiir die Realschule oder das Gymnasium bestimmt werden muss. Bei dieser wicht,igen Entscheidung, die die Eltern treffen, treten dann oft unbedeutende Momente als Beweggrilnde bei den- selben ein. Um einige recht drastische Beispiele vorzufiihren: zieht man — wenn man bei Knaben nur einige Vorliebe zum Einmal- eins bemerkt — den sehr gewagten Schluss auf Befahigung zu den mathematischen Studien; oder es wird oft ein unbeholfenes, sinnloses Schmieren mit Bleistift oder mit Farben als Erkennungs- zeichen eines versteckten Talentes zum Zeichnen und Malen an- gesehen und dadurch die Wahl der Laufbahn des Kindes von Seite der Eltern bestimmt. Finden wieder Eltern, die ihren Kindern statt nichtssagender Spielzeuge Bausteine oder zusammenstellbare Bilder in die Hand geben, welche zugleich ihren Geist zu beschaftigen im Stande sind, dass der Knabe etwas weniger unbeholfen, als seine Spielcollegen, dieselben zusammensetzt, so wird gerne, vor allem bei den Miit- tern, der Phantasie freier Spielraum gelassen, und man sieht, den geliebten Sohn schon auf jener kunstlerischen Stufe, die ihn be- fahigt, herrliche Palaste zu schaffen. Wieder andere Eltern lassen sich dadurch charakterisiren, dass dieselben, befangen von einem gewissen Kastengeiste, den Knaben das werden lassen, was der Vater ist. 2 Endlich seien noch die Eltern aus dem Bauernstande erwahnt, welche es als die hochste Aufgabe ihres erziehlichen Wirkens an- sehen, ihre Sohne gegen deren Willen und Eignung zu Theologen zu machen. Aus dem Erwahnt.en sieht, man, dass bei der W ahl der Real- oder Gymnasialst.udien manchmal geradezu nieht s- sagende Momente die kiinftige Laufbahn des Knaben bestimmen. Dadurch geschieht, ein Missgriff und tritt der beklagens- wert.e Fali ein, dass Talente zu Grunde gehen, oder wenigstens nieht zu jener Entvvicklung gelangen, die in einem fur sie pas- senderen Wissenszweige vielleicht stattgehabt hatte. Diese fr tihe, durch die .jetzige Organisation der Schulen bedingte Entscheidung des kunftigen Lebensberufes des Knaben, zu welcher er selbst infolge seiner Jugend nichts beitragen kann, ist ein — und wie wir glauben, behaupten zu konnen — sehr grosser Mangel unserer Mittelschulen. 2. ) Ist die geringe allgemeine Bildung, die man durch den Besuch einer Realschule erlangt, eine weitere Unzukommlichkeit; denn humanistische Wissenschaften werden hier den realistischen nachgesetzt; der Jungling kommt zwar praktischer gebildet aus der Realschule, als aus dem Gymnasium, doch so viele den Gym- nasiasten auszeichnende Kenntnisse fehlen ihm. Wir wollen hier z. B. auf die philosophische Propadeutik (Logik und Psychologie), eines von den Gymnasialstudien, hinweisen. 3. ) Ist der Ausfall der klassischen Sprachen im Lehrplane der Realschule aus mehreren Grtinden zu beklagen; mit den klas¬ sischen Sprachen sind mehr oder weniger viele Wissenschaften in der innigsten Verbindung, und eine tuchtige Gelehrsamkeit. basirt stets auf einer grimdlichen Kenntnis der klassischen Sprachen. Die Aneignung der romanischen Sprachen, sowie humanistischer Kenntnisse, wird durch dieselben wesentlich erleichtert., und man wird selbst in den Geist der Muttersprache tiefer eingefuhrt, fur dieselbe begeistert. und in der miindlichen und schriftlichen An- wendung gewandt,er und sicherer. »Wer fremde Sprachen nieht, kennt, weiss nichts von seiner eigenen.« Goethe. Die Kenntnis der klassischen Sprachen ermoglicht ferner die geistreiche und bildende Lecture der Klassiker des Alterthums und 3 verschafft Friichte, die inbetreff der literarischen Ausbildung von besonderem Belange sind. 4. ) Werden an der Realschule manche Gegenstande, wie dar- stellende Geometrie und Chemie, in einem Umfange tradirt, der sich insofern als zu weit gehend ervveist, als an der technischen Hoehschule der ganze Lehrstoff noch einmal griindlich durch- genommen und nach dieser zeitraubenden Wiederholung erst fort- gesetzt. wird. Wenn die Realschule ihrer Aufgabe entspricht — was behauptet wird, — weshalb dann das weite Žuriickgreifen an der Hoehschule in die Vorbereilungsschule? Da das Studium an der Hoehschule ein Fachstudium ist, so ist die Grundlichkeit dort am Platz; nicht so leicht zu rechtfer- ligen ist, aber die beinahe erschopfende Behandlung von manchen Gegenstanden an der Realschule. Man konnte daher mit voller Beruhigung in der Mittelschule das anzust.rebende Ziel in solchen Disciplinen, die an der Hoch- schule mit aller Genauigkeit, tradirt werden, niiher steeken, um die dadurch gewonnene Zeit fur andere allgemein bildende Fiicher zu vervvenden. 5. ) Was hingegen die Gymnasien anlangt, so haben dieselben trotz ihrer sonst, so vorziiglichen Einrichtung den schwerwiegen- den Fehler, dass an denselben zu wenig Naturlehre (Phvsik und Chemie) belrieben wird, wodurch den Abiturienten, die sich der Medizin widmen, an der Universitat insoferne vielfache Schwierig- keiten bereitet werden, als an derselben auf diesen Uebelstand keine Riicksicht genommen wird. 6. ) An den jetzigen Mittelschulen wird auch der (iegen- stand »Rhetorik« zu wenig gepflegt, welcher doch fur zukunflige Lehramtscandidaten und Juristen von besonderer Wichtigkeit. ist; ist ja doch eine bekannte Thatsache, weleh’ giinstige Resultate cin schoner und guter Vortrag erzielt,. Das wiiren nach unserer Ansicht die bedeutendsten Miingel der jetzigen Mittelschulen, und wir wollen nun versuchen, den Wert einer vereinten Mittelschule zusammen zu fassen, und dem Leser vor Augen zu fiihren. 4 II. Wert eines vollstandigen Realgymnasiums. Wiirde man ein Realgymnasium mit acht Klassen errichten, so dass das Princip des jetzigen vierklassigen Realgymnasiums auch auf die obern vier Klassen ausgedehnt werden wiirde, so ware durch Vereinigung der Realschule und des Gymnasiums das Ziel erreicht,, welches von jeder dieser Anstalten abgesondert und nach verschiedenen Richtungen angestrebt wird; die Vorziige beider Schulen waren vereint,, und man hatte eine Mittelschule, die sich gewiss des regsten Zuspruches von Seite der Schiller und der grossten Sympathien des Publicums erfreuen wurde; denn es hatte eine solche Mittelschule im Vergleiche zu den jetzigen zum min- desten zwei sehr bedeutende Vort.heile, und zwar: 1.) Wurde der ungiinstige Fali, den wir unter den Mangeln in I. 1.) besprochen, nicht stattfinden, dass die Eltern an Stelle des Knaben den Reruf' desselben in einem Alter zu wahlen hatten, wo der Knabe weder einen Beweis zur Tauglichkeit in einer be- sonderen Richtung, noch einer besonderen Vorliebe fur irgend ein Fach geben kann, und uberhaupt, noch nicht zum vollen Gebrauche seiner Geisteskrafte gekommen ist. Der Zeitpunkt der Entscheidung ware dann so weit hinaus- geruckt, dass es jedem Jiinglinge moglich ware, nach an sich selbst gemachten Erfahrungen nach eigenem Gutdiinken und Willen seinen zuktinftigen Reruf in einem Alter von 18 bis 22 .lahren zu wahlen. Hat man sich selbst zu etwas entschieden, dann kann bei unglucklicher Wahl Niemand ein Vorwurf' t.reffen, was unter den jetzigen Verhaltnissen nur zu oft geschieht ; man tragt auch leichter die sich selbst auferlegte Burde und iiberwindet mit starker Willens- kraft alle Schwierigkeiten, die in jedem Fache vorkommen, wenn man weiss, man hat. sich selbst die kunftige Existenz gewahlt. Der zweite ebenso, wenn nicht noch wicht.igere Vortheil eines vollstandigen Realgymnasiums ware der, dass der bedeulende und sich fortwahrend geltend machende Unterschied in der allgemeinen Bildung der Hochschuler sich aufheben wiirde, und die Horer der Technik wlirden dann eine gleiche Vorbildung haben, wie jene der Universitat. 5 Zur Bestatigung dessen berufen wir uns auf die Broschiire »Stellung der deutschen Technikcr ira staatliehen und socialen Leben« des Freiherrn von Weber, sowie auf die gewiss von jedem Unparteiischen leicht zu machende Wahrnehmung iiber die un- gleiche allgemeine Bildung der Abiturienten des Gymnasiums und der Realschule. Nachdem wir der angenehmen Hoffnung Raum geben, durch die friiheren Auseinandersefzungen vielleicht das Tnteresse fur ein acht- ldassiges Realgymnasium geweckt zu haben, wollen wir es versuchen, einen dieser Anstalt entsprechenden Lehrplan zusammenzustellen. III. Entwurf eines Lehrplanes fiir ein vollstandiges Realgymnasiuin. Um alle Gegenstande der Realschule und des Gymnasiums mit einander so zu vereinen, dass die wochentliche Stundenzahl nicht eine unmoglich einzuhaltende sein wird, waren naturlich einige Aenderungen in der jetzigen Stundenvertheilung der Bis- ciplinen nothwendig, die Stundenzahl einiger Gegenstande miisste ntimlich vermindert werden. Nach dem spater entwickelten Schema bctriigt die wochent- liche Stundenzahl von der I. bis zur VIII. Klasse 31, welche Zahl als nicht zu hoch gegriffen erscheint, \veil sie an vielen Real- schulen und Gymnasien nicht nur vorkommt, mitunter sogar iiber- schritten wird. Die einzelnen Gegenstande sollen min nach der iiblichen Reihenfolge und den in Art und Weise von der bisherigen Be¬ li andhing differirenden Momenten einer kurzen Besprechung und Beleuchtung unterzogen werden. ISelig-ion. * I. II. III. IV. V. VI. VII. VIII. **2 2 2 2 2 0 0 0 Diesem Gegenstande sind an vielen Gymnasien und Real- schulcn zwei Stunden fur jede der achl Klassen zugewiesen; an * Die romischen Zahlen bedeuten den Jahrgang, * **die arabischen die wochentliclie Stundenzahl, die wir fiir die einzelnen Disciplinen vorschlagen. 6 manchen Realschulen, wie in St. Polten, an der Wieden, Leopold- stadt in Wien, Triest, Prag, Marburg, Linz etc., ist, an den obern Klassen kein Religionsunterricht. Wir wiirden nun vorschlagen, bei der Stundenzahi zwei in den untern vier Klassen zu bleiben, in den vier obern jedoch dieselben zu streichen. Gegen diesen Vorschlag durfte vielleicht. der Einwurf erhoben werden, dass es zwar zulassig sei, an der Oberrealschule die Religion zu sireichen, an einem Oberrealgym- nasium aber nicht, da zukiinftige Theologen sich unter den Schtilern befinden konnten. Diesem Einwurfe kann man, so glauben wir, vollstandig damit entgegentreten, dass ja die Theologen onehin den ganzen Stoff, der am Gymnasium gelehrt, wird, noch horen werden rind horen miissen. Die Annahme des obigen Vorschlages aber ermoglicht, die Interessen der bedeutenden Majoritat der andern Schiller in erster Linie zu beachten. Latern.. I. II. Ul. IV. V. Vil VII. Vili. 6 66 644 4 6 Diesem Gegenstande sind im Durchschnitte sieben im Unter- und sechs Stunden im Obergymnasium zugewiesen. Dieselben sollten auf die im Schema angefuhrten Stunden reducirt werden; die Stunden in der VIII. Klasse mussten ins- besondere auf die verstilndnisvolle Lectiire der Klassiker ver- -vvendet werden. Grrledilscih.. I. II. III. IV. V. VI. VIL VIII. 666644 4 6 Dieser Gegenst.and wird jetzt erst, in der III. Gymnasialklasse begonnen und wird durch vier bis funf Stunden wochentlich tradirt; wir meinen nun, es ware ein besserer Erfolg dadurch zu erzielen, wenn man diese Disciplin schon im ersten .lahre be- ginnen wurde, denn wenn auch die Erfolge in den ersten zwei Klassen unbedeut.end wširen, so wurden sie doch insoferne einen Wert haben, als die Schiller nicht mehr — wie es jetzt mit seltenen Ausnahmen geschieht — mit so viel Schwierigkeiten in der dritten Klasse zu kampfen hatten; es wurde auch das 7 Schreckensgespenst. »Griechisch« den Schiilern d en Eintritt in die III. Klasse nicht verleiden und sie nicht mit, Besorgnis auf schwer zu bewalt,igende Studien erfullen. Bas in dieser Hinsicht ziemlich t.ief eingewui’zelt.e Vorurtheil wiire dadurch beseitigt,. Die Stundenzahl fur die VITI. Klasse wurde deswegen erhoht,, um den Schiilern Gelegenheit, zu geben, die bedeulendsten klassi- schen Werke naher kennen zu lernen. ZDe-utscH. I. II. III. IV. V. VI. VII. VIII. 666644 4 6 Fur diesen Gegenstand ist, an verschiedenen Anstalten die wochentliche Stundenzahl sehr auseinandergehend, sie schwankt zwischen zwei bis sechs und ist meistens von dem Umstande beeinflusst,, ob die Landessprache die deutsche oder eine andere ist; im letztern Falle muss wegen der sprachlichen Gleichberech- t.igung die dem Sprachunterrichte zu widmende Zeit, getheilt, werden; dass die Unterrichtserfolge in beiden Sprachen sich dadurch gegen- seitig vermindern, ist einleuchtend. Mit Rucksicht. auf den Umstand, dass in dieser Disciplin zu wenig geleistet wird, solite die grosstmoglichste Stundenzahl dem Deutschen zugewiesen werden, damit die Abiturienten der Mittel- schule in diesem Gegenstande mit ttichtigen Kenntnissen aus- geriistet an die Hochschule iibertreten kiinnten. Wir mochten hinsichtlich der unzureichenden Vorbildung in dieser Disciplin auf den Ausspruch einer Autoritat, auf Karl Heinrich Reichardt, hinweisen, der in der Vorrede zu seiner »Logik, Stilistik und Rhetorik« folgendes sagt,: »Der deutsche Unter- richt, ist eine von denjenigen Disciplinen, deren Wichtigkeit in unserer Zeit noch viel zu wenig gewiirdigt wird. Freilich ist er auch einer der schwierigst,en Unt.errichtszweige, und wenn auf irgend einem Gebiete experimentirt und gesiindigl worden ist, so ist es gerade hier der Fali. Die Methode des deutschen Unterrichtes ist haufig eine unpraktische, nicht selten vollig verkehrte.« Vor allem wilre es nothwendig, den ganzen Stoff der Gram- matik in den obern Klassen von neuem durchzunehmen, da es 8 unzweifelhaft feststeht, dass der Abiturient im besten Falle ein geringes Wissen aus der Grammatik besitzt, da er dieselbe in einem Alter gelernt, wo er nicht mit dem gehbrigen Ernst an das Študium ging; deshalb solite man, wie in der Geschichte z. B. von der V. Klasse ab, die Grammatik nochmals mit aller Genauig- keit wiederholen. Um nun einestheils diese Aufgabe erfiillen zu konnen, und um anderntheils die Literat.urgeschichte, die Stillehre — mit be- sonderer Berucksichtigung »der Abhandlungen« — nicht zu ver- nachlassigen, diirften die in Vorschlag gebrachten Stunden gerecht- fertiget sein. Hinsichtlich der Stilistik solite bei der Wahl der schriftlichen Themas, die in grosserer Anzahl als heute in den obern Klassen geubt werden sollten, den Scbulern Gelegenheit. geboten werden, wissenschaftliche Materien zu behandeln; der Stoff solite entweder jenen Wissensehaften entlehnt, werden, die in der Schule gelehrt werden, oder die sich der Studierende erst durch Privatlectiire eigen machen muss. Ausserdem sollten, wie gegenwartig, Uebungen des Gedacht- nisses durch Memoriren von poetisehen und prosaischen Stiicken, daneben aber auch die Theorie der Rhetorik nebst praktischen Uebungen, die Anfangsgrunde der Aest.hetik und eine ausgewahlte klassische Lectiire den Stoff fur die achte Klasse bilden. Auf folgenden Umstarid mochten wir hier insbesondere auf- merksam machen: Mancher eifrige Schtiler nimmt zur Autodi- daktik seine Zuflucht, um seine Kenntnisse in der einen oder andern Wissenschaft zu hereichern. Dies geschieht, in den meisten Fallen mit ausserst geringem Erfolge, weil den Schiilern beim Selbststudium von Seite der Lehrer zu wenig Hille geboten wird, und dieser Uebelstand ist geeignet, den besten Schuler abzuschrecken. Die Unterlassungssunde wird vor allem von manchen Lehrern der deutschen Sprache dadurch begangen, dass sie in der Schule keine Anleitung zu einer zweckmassigen und nutzbringenden Rei- henfolge geben, wie nach und nach die einzelnen Klassiker gelesen werden sollen. Dem Schuler solite nebst solchen Winken hinsichtlich der Wahl der Autoren und der zu beobachtenden Reihenfolge bei 9 dem Studium derselben auch praktisch der Weg gezeigt werden, wie man liest, um einerseits Nutzen hinsichtlich der Stilistik und Gram m at,ik aus den Werken der Dichter zu ziehen, anderseits um die wahre Schonheit und Bedeutung ihrer Werke kennen und wiirdigen zu lernen. Badurch wiirde mit der Zeit der mit dieser Disciplin ver- bundene Hauptzweck, die Befahigung der Schiller, sich correct und lliessend miindlich und schriftlich auszudriicken, erreicht werden. O-eog-rapliie. I. II. III. IV. V. VI. VII. VIII. 3 3 3 3 0 0 0 2 Diese Disciplin hat in den untern Klassen im Durchschnitte drei Stunden, in den obern keine; wir behalten nun diese Durch- schnittszahl fiir die untern Klassen bei, fanden es aber auch an- gezeigt, in der Vlil. Klasse dem St.udium der Geographie und Statistik von Oesterreich sowie der Wiederholung der allgemeinen Geographie zwei Unterrichtsstunden zuzuweisen. In dieser Stunde solite der betreffende Lehrer Anlass nehmen, bei Besprechung der Universitiiten die Schiller mit den allerwiohtigsten Universitats- gesetzen vertraut zu machen; er wiirde dadurch den Abiturienten, welche an die Universitiit abgehen sollen, riicksichtlich der Auf- nahme sowol Zeit als auch viele Miihe ersparen und sich ihnen als wahrer Wohlthater erweisen. G-esdiicHte. I. II. III. IV. V. VI. VII. VITI. 2 2 2 2 3 3 3 2 Dieser Gegenstand wiirde ebenfalls mit den bisherigen Stunden verbleiben; doch haben wir fiir die osterreichische Geschichte und Wiederholung der allgemeinen Geschichte in der VITI. Klasse zwei Stunden ausgeworfen. Zugleich erscheint, es uns nicht unniitz, an dieser Stelle hej-vorzuheben. dass die Verwendung von synchronistischen und chronologischen Tabellen bei dem Studium der Geschichte in aus- gedehnterer Weise stat i haben solite; manche Professoren wenden sie zwar mit gutem Erfolge an, allein bei vielen kommen die- 10 selben, in Verkennung der guten Zwecke, die sie leisten, nicht, /ur Geltung; solche Tabellen solit en aber nicbt, von den Schiilern selbst, zusammengestellt, \verden, sondern als anzuschaffende Lehr- raittel gelten, weil die beim Ausarbeiten derselben verweri dete Zeit, mit dem dadureh erzielten Nutzen in keinem richtigen Ver- haltnisse steht.. I. II. III. IV. V. VI. VII. VIII. 333300 0 0 Diese Disciplin solite mit drei Stunden in den untern vier Klassen unter Belassung des iiblichen Lehrstoffes bleiben. Z&vEa/thLeriaa/tils:.. I. II. III. IV. V. VI. VIL VIII. 000055 5 0 Auch diesem Gegenstande wollen wir mit dem jefzigen Lehr- ziel an liealschulen fiinf Stunden in der V. bis VII. Klasse der neuen Lehranstalt zugewiesen wissen. Geometrisch.es Zeichnen. I. II. III. IV. V. VI. VII. VIII. 222200 0 0 Soli unter Beibebaltung des Lehrstoffes, der fiir Bealschulen vorgeschrieben, mit zwei Stunden in den untern vier Klassen bleiben. 3Gaxstellend.e Geometrie. I. II. III. IV. V. VI. VII. VIII. 000022 2 0 Diesem Gegenstande wurden zwei Stunden in der V. bis VII. Klasse zugewiesen werden; bei dieser Disciplin ist,, wie vielleicht bei keiner andern, der Satz: »Lieber wenig, aber griindlich!« sehr zu berucksichtigen, denn es gewiihrt den grossten Nutzen, d'e Grundbegriffe vollstandig inne zu haben, und deshalb solite auf diese das Hauptaugenmerk gerichtet und nicht mehr den Scbulern aufgeburdet werden, als sie zu verarbeiten im Stande sind. 11 ^relliand-zeiclanen.- T. II. III. IV. V. VI. VII. VIII. 000022 2 0 Bei diesem Gegenstande solite insbesondere Nachdruck mil' Omamentenzeichnen gelegt. werden, zugleich ware es sehr wlln- schenswert,, jedem Schiller wenigstens einige Fertigkeit im Ge- brauche des Pinsels beizubringen, damit der Abiturient nicht in die sehr missliche Lage koinme, an der Technik, wie es gegen- wartig zu geschehen pflegt, erst. lernen zu miissen, eine Fliiche mit Farbe rein und gut anzulegen. 3 Digitalna knjižnica Slovenije - dLib.si
NAPAKA - STRAN NI BILA NAJDENA


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