ARGO. Zeitschrift für krainische Landeskunde. Nummer 8. Laibacli, im August 1898. II. Jahrgang. Reiseskizzen aus Italien. Von A. Müllner. (Fortsetzung.) Wesentlich verschieden von den persönlich kriegswichtigen Pelasgern, welche als Oolonisatoren und Krieger im Westen feste Sitze suchen, Städte und Staatswesen gründen, stellen sich uns die stamm- und sprachverwandten Phon iker dar. Ihr Hauptziel ist Reichthum durch Handel und Wandel zu erwerben. Sie führen ihren Namen von den Palmen, cpoinxe?, dem Produkte ihres Landes. „Fert Indus ebur, Ohaldams amomum, Assyrus gemmas, Ser veliera, tlmra Sabaeus, Atthis mel, Phönix palmas“ „Es bringt Indien Elfenbein, Chaldtea Amomum, Assyrien Edelsteine, China Seidenwolle, Saba (in Arabien) Weihrauch, Athen Honig, Phönikien Palmen“ singt Sid. Apoll. V, 42. Die Palme ist daher auch der Wappenbaum auf den Münzen von Tyrus. Bis c. 1600 v. Ohr. sind Byblos, Berytos und Ar a du s ihre Hauptorte, sie setzen sich auf Oypern, in Cilicien und einigen ägäischen Inseln fest. Von Nordphönikien geht ihr Handel entlang der Nordküste des Mittelmeeres bis Thrakien und Makedonien. In erzreichen Ländern sind sie Bergleute wie die gräcisirten phönikischen Worte Daktylen und Teich inen beweisen. Unter diesen Namen kennt sie die kretische Sage als Metallarbeiter, Beschwörer und Zauberer. (Strabo p. 654.) Tel-chin bedeutet geradezu Erzschmied, während Daktyl Erzhauer oder Bergmann1) bedeutet, cf. Both. I, p. 11, 0 Hach Strabo XIV, 2, 7, p. 654: „Wären die Telehinen zuerst aus Kreta nach Cyprus dann nach Khodos gekommen und hätten zuerst Eisen und Kupfer bearbeitet und so auch dem Kronos seine Sichel verfertigt“. Nach Diodor V, 55: „Sind sie auch die Erfinder einiger Künste“ — „Andere aber ihre Künste zu lehren, darin waren sie missgünstig“. Zudem sollen sie : „Zauberer gewesen sein, die Wolken, Regen und Hagel abwenden konnten, wenn sie wollten“. von 1600—1100 v. Ohr. ist Sidon Vorort und herrscht auf Oypern, den kleineren Inseln und Nordafrika. Es vermittelt den Handel Aegyptens und Assyriens bis nach Tartessus in Spanien. Habgierig, verschmitzt, ränkevoll, voller Lug und Trug, mit Allem und Jedem handelnd, schachernd und Menschen raubend, von Küste zu Küste segelnd, so schildert schon Homer dieses merkwürdige Volk. So lässt er Odysseus erzählen : „Aber nachdem mir das achte der kreisenden Jahre daherkam, Siehe, ein phönikischer Mann kam jetzt, ein im Truge gewandter Graudieb, der schon vieles zur Plag’ ausübte den Menschen. Dieser lockte mich schlau durch Verlieissungen, mit genPhönike Hinzugehen, wo ihm selber das Haus lag und die Besitzung“. Odyss. XIV, 287, ff. Nach Jahresfrist: „Führt’ er gen Libya mich im meerdurchwallenden Schilfe, Unter dem. listigen Schein, als brauchte er meiner zur Ladung : Dass er dort mich verkauft’ und grossen Gewinn sich erwürbe;“ Odyss. XIV, 295, ff. In Odyss. XV, 414 erzählt Eumäos der Sauhirt, dessen Vater in Syria herrschte : „Dorthin kamen Phöniker, der Seefahrt kundige Männer, Graudieb’, allerlei Tand mitbringend im dunkelen Meerschiff“. Wie lange sie oft an einer gewinnbringenden Handelsstation aushielten, erfahren wir 1. c. 454 wo Eumäos fortfährt: „Aber ein völliges Jahr verweilten sie dort in dem Eiland, Viel des erhandelten Gutes im geräumigen Schiffe verbergend“. Im Einverständnisse mit einer phönikischen Sklavin in Eumäos Vaterhause wird letzterer schliesslich entführt und in Ithaka verkauft. Um die Eltern zu täuschen: „Ein listiger Mann kam hin zum Pallaste des Vaters, Bringend ein Busengesckmeid’ aus Gr o 1 d, und besetzt mit Elektron.1) Aber die Magd’ im Saale zugleich und die treffliche Mutter, Bings in die Hand es fassend, und wohl mit den Augen betrachtend, Handelten über den Preis; —“ 1. c. 458. Inzwischen aber wird Eumäos gestohlen und entführt. Herodot I, 1, berichtet über ihre Handelspraxis : „Sie verführten ägyptische und assyrische.Waaren und kamen in alle Länder, unter andern auch nach Argos.2) Argos aber. war gross zu der Zeit vor allen in dem Lande das jetzo Hellas heisst.’Nach diesem Argos kamen die Phöniker und stellten ihre Waaren aus. Und am fünften oder sechsten Tage ihrer Ankunft, da sie beinahe alles verkauft hatten, kam- an das Meer mit vielen anderen Frauen auch des Königs Tochter;, deren Name war Jo, •—• —. Sie standen an des Schiffes Spiegel und kauften von den Waaren, danach ihr Herz gelüstete, und die Phöniker vermahnten sich untereinander und fielen über sie her. Die meisten der Weiber entflohen, Jo aber und noch andere wurden entführt. Und sie warfen dieselben in die Schiffe und fuhren mit ihnen nach Aegyptenland“. Doch brachten die Phöniker den noch rohen Griechen manche schätzbare Gabe, wie denn die griech. Namen für den Meeraal, den Thunfisch, die Edelsteine, Musikinstrumente, Schreibmaterialien, Masse und Gewichte phönikisch sind. Ja, die kostbare Gabe der Schrift verdanken die Griechen den Phönikern wie Herodot V, 58 erzählt : „Diese Phöniker aber so mit Kadmos 3) gekommen sind, haben, während sie in jener Legend (Böotien) wohnten, mancherlei Wissenschaft zu den Hellenen 4) gebracht, vornehmlich aber .die Buchstaben, welche die Hellenen zuvor nicht hatten, wie ich glaube. Und zuerst hatten sie die nämlichen Buchstaben wie alle Phöniker; in der Folge aber, nach einiger Zeit, veränderten sie mit der Sprache auch die Gestalt der Buchstaben“. Und 1. c. 59 sagt Herodot: „Teli habe’selber Kadmeiische (phönikisehe) Buchstaben gesehen im Tempel des Apollo Ismenios zu Thebä in Böotien“. Um 1100—750 v. Chr. Avar Tyr us Vorort, das Meer jenseits Sicilien ist den phönikischen Oapitänen bereits erschlossen, Ga des (c. 1100) und Carthago (826 v. Chr.) welken gegründet. Spanien mit Handelsfactoreien umsponnen, desgleichen Nord- und Wèstafrica. — Das Mittelmeer *) Bernstein. 2) Damals nodi Pelasgiseli. 3) Er ist ein Gott, der sehlangengestaltige Urgeist: Kadmon der Phöniker, der Ainun der Aegypter. 4) Wohl zu unterscheiden von den Pelasgern in Griechenland (Cf. „Argo“ p. 123). wird ein „Typischer See“ : Tyria maria bei Festus! — Der Prophet Ezechiel lässt den König von Tyrus XXVIII, 2 sagen: „Deus ego sum et in ehatedra Dei sedi, in corde maris“ „Ein Gott hin ich, den Thron Gottes besitze ich im Herzen des’ Meeres“ ■— fürwahr eine stolze Sprache ; und 1. c. cap. XXVII, 3—23 wird die ungeheuere Ausdehnung des tyri-schen Handels vom Propheten gar lebhaft und anschaulich geschildert : „O du, die du wohnest an deš Meeres Eingang, Handel treibst du mit den Völkern auf vielen Inseln! — Im Herzen der Meere sind deine Grenzen ; — Sidon’s und Arad’s Bewohner waren deine Buderknechte, — Perser, Lydier und Libyer waren in deinem Heere, — die Söhne Arad’s waren mit deinem Heere herum auf deinen Mauern, — Deine Händler aus Carthago brachten grossen Beichthum an Silber, Eisen, Zinn und Blei und füllten deine - Märkte. — Griechenland, Tubal und Mosoch handelten mit dir, Sklaven und Erzgefässe brachten sie deinem Volke. — Aus dem Hause Thogarma brachte man Pferde, Beiter und Maulthiere auf deinen Markt. — Dan, Griechenland und Mosel brachten geschmiedetes Eisen, — Arabien und die Fürsten von Kedar trieben Handel mit dir. Die Händler von Saba und Baema brachten Aromate, Edelsteine und Gold, •—■ ebenso die von Haran, Khene, Eden, Saba As sur und Iülmad ‘etc.“ Aber : „Deine Güter, dein Erwerb, dein Handel, dein Schiffsvolk, deine Steuermänner, die Ausbesserer deiner Schiffe., deine Geschäftsmänner, und alle deine Kriegsleute, die in dir, und unter deiner ganzen Volksmenge sind, die in deiner Mitte ist, werden im Herzen des Meeres untergehen am Tage deines Falles“ sagt Ezechiel 1. c. 27. Mit der Gründung Oarthagos, welches den Adel von Tyrus aufnimmt, beginnt übrigens der Verfall von Tyrus. Dass die Phöniker auch Italien und die Adriatischen Küsten besuchten und Handelsfactoreien daselbst gründeten, ist natürlich und von den alten bezeugt. So schreibt Thukidides VI, 2 von Sicilien : „Auch Phöniker wohnten dort, welche in ganz Sicilien umher die Vorgebirge am Meere und die nahe liegenden kleinen Eilande wegen des Handels mit den Siku lern besetzten. Als aber die Hellenen in grosser Zahl zur See sie befehdeten, so yerliessen die Phöniker die meisten Plätze, zogen sich nach Motyn, Solonis und Panonnos-zusammen“. Die Stelle illustrirt trefflich die Methode dieses .Handelsvolkes : von festen Küstenpunkten aus das Innere ökonomisch auszubeuten, und wenn das" Geschäft- nicht mehr ging, zusammen zu packen und weiter zu ziehen. (Fortsetzung folgt ) 141 Kleinere Mittheilungen. 143. Kleinere Mittheilungen. Scabiosa Trenta, Hacquet. Die Namen der von Hacquet in dem Werke „Plantae alpinae Oarniolicae“ (1782) aufgestellten zwölf Pflanzenarten sind von den botanischen Schriftstellern der ersten Hälfte unseres Jahrhundertes übergangen, oder als zweifelhafte Synonyme zu anderen verwandten Arten gestellt worden. Erst die spätere Forschung hat die Priorität Hacqueta für einen Theil der beschriebenen Arten zur Geltung gebracht. Dieses geschah durch A. Kerner v. M aril au n für Paronychia Kapela, Or ep is Ter-glouensis, Eritrichium Terglouense und Mala-baila Golaka, durch den Schreiber dieser Zeilen für Boletus Hydriensis. Eine Pflanze, welche den Botanikern viele Sorgen bereitete war: Scabiosa Trenta Hacq. Hacquet beschrieb sie und gab auch eine Zeichnung davon, die jedoch mit der Beschreibung nicht vollkommen übereinstimmte. Da es auch nicht gelang, die Pflanze an den von Hacquet. angegebenen Standorten wieder zu finden, so wurde dieselbe bis in die letzte Zeit als räthselhaft betrachtet. Koch (Deutschland’s Flora I., 743) stellt sie mit Vorbehalt zu Scabiosa leucantha L. = Oephalaria leucantha (L.) Schräder, da Hacquet in der Beschreibung bemerkte, dass die von ihm gefundene Pflanze der Scabiosa Transilvanica Jacq. nahe stehe. Auch über diese Hacquet’sche Art sind nun die Zweifel behoben, und zwar gab das Original-Exemplar Hacquet’s, welches sich in der Sammlung des krainischen Landesmuseums „Eudolfinum“ befindet, die Veranlassung dazu. In der „Oesterreichischen botanischen Zeitschrift“, Jahrgang 1893, Nr. 4, veröffentlicht A. Kerner von Marilaun einen sehr interessanten, längeren Artikel über Scabiosa Trenta und führt den Nachweis, dass sie wirklich mit Oephalaria leucantha (L.) Schrader zusammen fällt, wenn sie sich auch durch die Tracht von solchen Pflanzen, die beispielsweise an der Riviera oder in Südistrien erwachsen sind, unterscheidet, was eben durch die klimatischen Verhältnisse des Standortes, wo sie Hacquet sammelte zu erklären ist. Die Ursache, dass Scabiosa Trenta von späteren Floristen (Kugy, Krasan u. A.) nicht wieder gefunden wurde, sieht Kerner darin, dass man stets in zu hohen Lagen suchte. Scabiosa Trenta oder Oephalaria leucantha ist eine Pflanze der mediterranen Flora und es wäre daher im Gebiete des Isonzo, nicht in dem rauhen, obersten Kessel des Trentathales, wo die alpine Vegetation tief herabreicht, sondern südlich an den sonnigsten Stellen der Berge bei dem Dorfe Trenta und an der Westseite des Triglav an den warmen, nach Süden gelegenen Gehängen unterhalb der Zone des Buchengestrüppes der Scabiosa Trenta nachzuforschen. Allein auch für den Fall, dass die besprochene Pflanze an diesen Standorten nicht aufzufinden sei, so berechtiget dieses noch immer nicht, die so bestimmten Angaben Hacquet’s zu bezweifeln (man vermuthete auch, dass Hacquet den Standort mit jenen einer anderen Pflanze verwechselt habe), sondern es liesse sich nur folgern, dass Oephalaria leucantha im Laufe der letzten hundert Jahre an den Hacquet’schen Standorten ausgestorben ist, was ja bei einem Eelicte aus einer früher in den Thälern der Südalpen heimischen Flora nicht zu verwundern wäre. Kerner neigt sich nämlich zur Ansicht, dass Oephalaria leucantha, ähnlich wie Drypis Jacquiniana auf dem Nanos und der Dolomithalde bei Strajne nächst Stein — und noch mehrere andere in den julischen Alpen an vereinzelten Punkten vorkommenden Arten einer Flora angehören, welche ehemals in den Thälern der Alpen heimisch w?ar, später aber in südlichere Lagen zurückgedrängt wurde und von der . sich nur einzelne Bestandtheile an besonders begünstigten Stellen des Nordens zu erhalten vermochten. Der besprochenen Arbeit ist eine lithograph. Tafel beigegeben ; dieselbe giebt in Fig. 1 eine Copie der Abbildung von Scabiosa Trenta Hacq. aus „Plantae alpinae Oarniolicae“, in Fig. 2 eine Abbildung des Exemplares von S. Trenta im Herbare Hacquet’s, in natürlicher Grösse. Foss. Seisenberg. An der Gurk,. welche sich tief in das Unterkraine’r Kalkplateau eingeschnitten, hat, liegt das fürstlich Auer-sperg’sche Schloss-Seisenberg mit seinen gewaltigen Eundthiirmen, heute leider dein Verfalle entgegengehend. Valvasor leitet den Namen des Schlosses, dessen Entstehung er bis über das XIV. Jhrh. zurückverlegt, von „Eisenberg“ oder „E i s e n- B e r g w e r k“ her: „weil überall hier herum das Eisen-Erz gefunden wird“, und meint, der krainerisehe Name ist vom deutschen entliehen, aber in der Aussprache gefälschet. Dieser lautet Žužemberg und hat. schon manche Erklärung erfahren. Der heutige Markt liegt zu beiden Seiten der Gurk, theils am linken Ufer, um das Schloss, theils am steilen rechten Ufer hingebaut. Die Pfarrkirche und das Pfarrhaus liegen auf einer steilen Anhöhe am Eande des Plateaus .von Döbernik. Die Karte des k. u. k. Generalstabes gibt folgende Höhen an: Gurkbrücke in Seisenberg 190 m, Kirche 294 m, somit eine Differenz von 104 m. Hinter der Pfarrkirche, etwa 5 m davon entfernt, liegt am Plateaurande ein Dörfchen, welches Za fara (hinter der Pfarre) heisst, und früher aus zwei Dörfern bestand, welche je besondere Namen führten. Die etwas tiefer gelegenen Häuser trugen nämlich diesen Namen auch früher schon ; die auf der Höhe befindlichen aber Messen noch zu Anfang unseres Jahrhun-dertes „Vrhovo“: auf der Höhe. Noch die Taufbücher anfangs des XIX. Jhrli. trennen genau Verhovo und Za fara, — heute ist der Name Vrhovo vergessen. Eine ähnliche Doppelbenennung finden wir im Markte selbst. Während nämlich der um die Burg herumgebaute Iläusercomplex Seisenberg — Zužemberg heisst, führt der am rechten Gurkufer gelegene den Namen Breg = Ufer. Hier steht ein sehr altes Kirchlein St. Nikolai, des Patrones der Schiffer. Valvasor führt es VIII, p. 806, unter den Filialen von Seisenberg als „zu Ubregu“ — v Bregu (am Ufer) gelegen, auf. Heute ist das Kirchlein eine Buine. Es ist insoferne interessant, als es noch (ausnahmsweise in Krain diesseits der julischen Alpen) den italischen Glockenstuhl trägt, welcher aus einer mit einem Dache bedeckten Mauer besteht, in welcher zwei Oeffnun-gen für die bescheidenen Glocken ausgespart sind. Vor dem Eingänge bestand früher eine „Lopa“ (Laube) : ein gedeckter Vorbau, dessen Spuren an der Kirchenfronte noch sichtbar sind. Das Innere und die von der Laube geschützte Aussenwand waren mit Fresken geschmückt; die im Inneren sind fast total unkenntlich, am besten ist noch ein Seliweisstuch erhalten, auf welchem der Ohristus-kopf im italienischen Style mit den breit angelegten Haaren erkenntlich ist. An der Aussenseite sind zwei Schichten von Fresken übereinander zu erkennen, eine ältere und eine jüngere auf einem späteren Anwurf. Die jüngeren scheinen dem Ende des XVI. oder Anfang des XVII. Jhrh. anzugehören. Ohue Zweifel haben italienische Künstler das Kirchlein gebaut und gemalt. Vor dem verlassenen Kirchhofe liegt ein Stein als Stufe zum Eingänge mit folgender Inschrift: HIE • LIFT • BEGBABEN DEB•EDLE•VND • FEST IVNKHEB • ANDBE • CO VATSHWITSH • WEL HEB ■ GESTOBBEN • IST DEN • 8 • TAG ■ AVGVSTI IM • 1602 ■ IOB • DEME (GOT) DEE • ALMEHTIG (VND) ALLEN • CHBIST GLAVBIGEN • EIN • FEE LIHE • AVFEESTEHVNG ZVM • EWIGEN ■ LEBEN VEELEIHEN • WELLE Oovatschevitsch, oder wie die Inschrift gibt, Oovatshs-vitsh, ist kein Krainer, wahrscheinlich einUskok; der Name findet sich schon 72 Jahre früher als einem Türken angehörig. Es berichtet nämlich unterm 23. Juli 1530 Paul Mily, Commandant der Gränzwächter, von Bihač aus an den Feld-hauptmann Johann Katzianer, dass dort nicht nur der Türke Kovačevič, sondern auch der „major haram-bassa in Otetinyo“ Bidoevié gefangen gehalten werde.1) Südöstlich von St. Nicolaus, einige Minuten ausser Breg, befindet sich das Kirchlein St. Bochi. Dieses soll in der Pestzeit erbaut worden sein. Auch erzählt man dass vier, westlich von Za fara gelegene Aecker der Pest-friedhof gewesen sein sollen, weshalb sie den Namen Kužni dol (Pestthal) führen. Wie ist nun das heutige Gemeinwesen des Marktes Seisenberg entstanden? Schon in vorrömischer Zeit blühete auf dem Hochplateau von Döbernik und an dessen Bändern eine intensiv betriebene Stahlfabrication. Die römischen Ansiedelungen und Strassenzüge lagen und bewegten sich ebenfalls auf demselben Plateau, wie wir noch des Weiteren berichten werden. Die tief eingeschnittene Gurk blieb unbeachtet und erst vor wenig Jahrzehnten ist die heutige Bezirksstrasse in die Tiefe an das Gurkufer verlegt worden. Aehnlich verhielt es sich am rechten Gurkufer. Auch dort liegen Bömerorte und ihre Strassen auf der Höhe, z. B. St. Michel, westlich von Seisenberg, gegenüber der prähistorischen und römischen Ansiedlung von St. Martin bei Walitschendorf. Das Bediirfniss, die beiden Gurkufer und die beiden hochgelegenen Gebirgsterraine an ihren beiden Ufern zu verbinden, liess hier bald den geeigneten Ort zur Anlage einer Schiffsüberfuhr herausfinden, die Anlage geschah vom Süden her, da dieses damals mit Urwäldern bedeckte wilde Waldland das Eisen, das Getreide und den Wein des jenseits gelegenen Gebietes suchte. Diese Ueberfuhr erhielt, wie dies auch sonst gebräuchlich, den Namen Breg, Ufer, Ueberfuhr. Als die Ansiedelung bedeutender wurde, war die Erbauung eines Kirchleins natürlich und ebenso natürlich, dass zum Patron der hl. Nikolaus, der Patron der Schiffer, gewählt wurde.2) Es dürfte sich ein nicht unbedeutender Handelsverkehr zwischen den beiden UTern hier abgewickelt haben und Wohlhabenheit die Folge davon gewesen sein. Wo ferner bereits im vorrömischen Jahrtausende Eisen gewonnen wurde, dürfte auch die römische und nachrömische Bevölkerung dasselbe gethan haben. That- 0 Nach Katzianers Correspondenz im krain. Landesaroliiv, bei Dr. H. J. B i e d e r m a n n. Gesell, d. Uskoken in Sehumi’s Archiv II, p. 176. 2) Bin Analogon finden wir bei Linz in Oberösterreich. Linz gegenüber liegt die Schwesterstadt Urfahr (Ueberfuhr) und das älteste Kirchlein dieser Ansiedlung liegt ebenso am Ufer der Donau, wie hier in v Bregu, und auch geweiht dem hl. Nikolaus. TU/:jy. sächlich existirte diese Industrie noch bis vor Kurzem, wenn auch bereits passiv und auf ein Werk concentrili, im benachbartem Hof. Y Bregu gegenüber lud ein keck gegen die Gurk vorspringender Fels zur Anlage einer Burg. Diese muss schon im XII. Jhrh. gestanden sein, den 1295 wird sie schon urkundlich erwähnt. Dr. Tomaschek theilt nämlich in den Mitth. d. hist. Ver. 1861, 1863 und 1865 aus dem Archive der bestandenen k. k. Hofkammer Eegesten von noch unbekannten Urkunden mit. Sub Nr. 69 (1865, p. 6lj heisst es: „Schloss Grörz, 13. Mai 1295. Notariats-Instrument über den Verkauf des Schlosses Seusemberg in der win-dischen March — in marchia slavica — sammt allen Zugehör von Seite Heinzelins von Marainvetz an Albert Grafen zu Grörz (Orig. Bergami.“ Diese Burg erhielt nach ihrer Anlage durch den deutschen Ministerialen vom Eisenreichthum des Gebirges, an das sie sich lehnt, den Namen zu Eisenberg der schon im XIII. Jhrh. in Seusenmberg corrumpirt erscheint. Wir hätten somit in dieser Zeit die Schifferstation v B r e g u mit dem Sacellum st. Nikolai und ihr gegenüber die deutsche Burg zu Eisenberg mit ihren Gehöften für die Oekonomie. Von Markt, Bürgern etc. ist noch keine Bede. Erst nach der Burggründung entstand hier, wie anderwärts in Krain, um dieselbe und unter ihrem Schutze das bürgerliche Leben mit H a n d w e r k und Handel. Ein M a r k t-ort, begünstigt durch die Ueberfuhr, welche allen Verkehr hier zusammenströmen liess. Das dies verhältnissmässig spät geschah, beweist die Lage der Pfarre, hoch seitwärts am Bande des Plateaus an der „Stara cesta“, wo sich schon zur Bömerzeit das Culturleben abwickelte. Naturgemäss ist Döbernik im Mittelpunkte dieses Plateaus die alte Mutterpfarre (schon 1399 wird sie sammt der Kirche von Seisenberg an Sittich im Tauschwege übergeben). Nach dem alten Culturcentrum um Döbernik und längs des altrömischen hochgelegenen Strassen-stranges gravitili somit das frühkirchliche Leben in dieser Gegend, und diesem musste sich die neue Gründung anpassen. Die Pfarre blieb auf der steilen Höhe auch als der Markt zur Blüthe und Bedeutung kam. Selbstverständlich erhielt der langsam um die Burg anwachsende Marktort keinen eigenen Namen, das Volk nannte ihn terg, Marktort, wie es noch heute Budolfs-werth einfach mesto — die Stadt -—■ nennt. So erhielt der Ort den Namen nach der Burg, während die alte Schifferstation an ihrem alten Namen v Bregu festhielt und noch heute festhält. Die Pfarrkirche stand ihrer isolirten Lage wegen namenlos da und hiess einfach „Para“ = die Pfarre, während die hinten entstandenen Dörfchen Za fara und Vrhovo benannt wurden. Speere der „alten Bronzezeit“ im Laibaclier Museo. (Mit Tafel IV.) Es ist schon längst den Archäologen aufgefallen, dass die Bronzesachen, welche in Europa gefunden wurden, in ihrem Aussehen nicht einen einheitlichen Charakter zeigen, sondern so differirei!, dass man von einer sogenannten älteren und jüngeren Bronzezeit spricht. Besonders reich erwiesen sich an Funden der „älteren Bronzezeit:“ Ungarn (Donaustrasse aus dem Osten nach Westeuropa), die Pfahlbauten der West-Schweiz. (An der Zinn- und Bernsteinstrasse nach Massilia gelegen.) Die Ufergegenden des Baltischen Meeres (Heimat des Bernsteines), England (Zinnland der Alten). Auch unser Landesmuseum besitzt eine Anzahl von Bronzen, welche dieser s. g. „älteren Bronzezeit“ angehören und im Lande selbst gefunden worden sind. Auf Taf. IV, Fig. 1—13, sind die Speere dieser Sammlung zusammengestellt, sämmtlich in halber Naturgrösse gezeichnet. Das Charakteristische für diese Waffen ist die stark entwickelte Mittel rippe, welche fast bis in die Spitze hohl verläuft und den coniseli zugespitzten Schaft aufnahm, an welchem die Tülle mit einem Stifte befestiget war. Das Blatt der Waffe ist unbedeutend entwickelt, ebenfalls gedrungen und kräftig. Das ganze macht den Eindruck von Kraft, Energie und Wucht. Es sind Stossspeere par excellence. So hat z. B. der Speer Fig. 2 einen Tüllendurchmesser von 2'3 cm, woraus sich ein Schaftumfang von 7'2 cm ergiebt. Der Speerschaft war aus Eschenholz, wie die im genannten Speere noch erhaltene Holzfragmente beweisen. Interessant sind die Fundorte unserer Speere. Es stammen Fig. 1, 2, 3, 4, 5 und 8 aus dein Flussbette des Laibachflusses. Hier wurden sie beim Vertiefen des Flussbettes, behufs Morastentsumpfung, gefunden und im Jahre 1840 vom damaligen Bürgermeister Joh. Hra-decky dem Museo übergen. (Cf. Deschmann: „Führer“ p. 82). Fig. 7 und 11 wurden nebst 4 Bronzeäxten und einer Sichel in Oberlog an der Save]) 1835 gefunden und kamen durch Dr. Anton Pfefferer in Ponovitsch an das Landesmuseum (Deschmann „Führer“ p. 81). Fig. 9. stammt aus der Gegend von Weichselburg. Fig. 12 und 13 vom Laibacher Moore, u. z. Fig. 13 aus der Gegend von Innergoriza, für 12 ist der genauere Fundort nicht ganz sicher.* 2) Vergleicheshalber sind die Speere Fig. 10, 14, 15, 16 und 17 beigegeben. Von diesen stammt Fig. 10 aus Tenje in Slavonien und befindet sich als Geschenk des Herrn Directors Ljubić im Lanđesmuseo. Milliner. *) An der Strasse von I.ittai nach Watseh. 2) Dieser Speer ist Privatbesitz. Fig. 14 und 15, aus den Pfahlbauten der West-Schweiz, sind abgebildet'in Victor Gross’ : Les Protohelvètes Taf. XV, Fig. 12 und 32, wo Fig. 15 als seltene Form bezeichnet wird. (Man vergleiche damit Fig. 1 aus dem Laibachflusse). Fig. 16 zeigt wieder die grösste Aehnlich-keit mit dem Speere Fig. 8 aus der Laibach, und stammt aus den Terramaren von Castione. (Abgeb. in Keller Pfahlbauten V. Bericht Taf. II.) Fig. 17 ist endlich eine Kupferlanze aus Idalion auf Oypern. (Abgeb. in Cesnola Oypern Taf. XL) Fassen wir nun zunächst die Fundorte unserer Speere ins Auge, so finden wir mit Ausnahme des von der Weixelburger Gegend stammenden, sämmtliche an der uralten Wasserstrasse des Savus, des Aquilis (Laibach) und dem alten Seebecken des Moores. Dazu kommt noch der Umstand, dass die Speere Fig. 7 und 11 dort am Savus-ufer sich fanden, wo der Weg nach dem fundberühmten Watsch abzweigt. Schifffahrer aus Osten : Donau- Save- und L a i-b a c h-aufwärts brachten diese alten Waffen bis in den Pfahlbausee.1) Wir haben wieder eine Erinnerung an den sagenhaften Argonautenzug vor Augen. In Nr. 6 und 7 der „Argo“ wurde von dem ältesten Culturvolke gesprochen, welches, den alten Quellen zur Folge, nachweisbar in unsere Gegenden eindrang; wir erkannten es als Pelasger; und zwar als ein den ebenfalls seefahrenden, aber vorwiegend nur Handel und Seeraub treibenden Phönikern, stammverwandtes asiatisches Volk. Ihnen dürften wir daher diese kurzen, wuchtigen Bronzespeere mit grösster Wahrscheinlichkeit zuweisen. Diese starken, wuchtigen Speere mit kurzen kräftigen Spitzen scheinen übrigens noch, in späterer Zeit, natürlich aus Stahl geschmiedet, in Gebrauch gewesen zu sein, da wir bei Ser vi us ad Aeneid. VII, 664, eine Bemerkung finden, welche uns hier anwendbar erscheint. Servius spricht vom Pilum und bemerkt dann, dass auch eine Speerfonn Dolon hiess. Do Ion es, dolo est aut flagellum, intra cuius virgam latet pugio; aut secundum Varronem in gens cor-tus cum ferro brevissimo. Nach Varrò (c. 100 v. Chr.) war somit ein dolo ein wuchtiger Speer mit sehr kurzem Eisen. Der Name selbst ist aus dein griechischen dóXmv übernommen und könnte möglicherweise auf die semitische Form d-1-1 = dalal zurückzuführen sein, welche soviel als wanken, hin und her schwanken, bedeutet. Der Speer, welcher geschwungen und geschleudert wird, wäre damit ganz treffend bezeichnet. Milliner. D Cf. aiieli die schönen Bronzedolche dieser Periode auf Taf. II, Nr. 6 der '„Argo“. Zur Frage: ob Steiner ob Sannthaler Alpen? In Nr. 1 und 2 der „Argo“ wurde über geographische Nomenclatur gehandelt und auch, die Frage der „Steiner Alpen“ berührt. Die beiden Nummern wurden dem k. u. k. milit, geographischen Institute eingesendet, welches sich in der nachfolgenden Zuschrift darüber äusserte. Die Zuschrift lautet: K. u. k. militär-geographisches Institut. Nr. 3124. An Seine Hochwohlgeboren dem Herrn Alfons M ü 11 n e r Musealcustos in Laibach. Wien, am 23. August 1893. Ich danke verbindlichst für die übersendeten zwei Nummern der Zeitschrift „Argo“ für krainische Landeskunde. Anknüpfend an Ihren fachgemässen Aufsatz „Ueb er geographische Nomenclatur“ kann ich nur beipflichten und hervorheben, dass die Feststellung insbesondere der Namen hydro- und orographischer Theile des Bodens grosse Schwierigkeiten bereitet. Wenn auch für die L a n d e s - A u f n a h m e in erster Linie bei Wahl der Namen der Volksgebrauch,massgebend ist, so verlangt doch die Wissenschaft die Zusammenfassung grösserer Käume einheitlichen Charakters oder einheitlicher Formation unter einem Namen, und auch vom militärischen Standpunkte tritt diese Anforderung lebhaft hervor. Es ist daher für die Benennung grösserer abgeschlossener orographischer Gebiete — weil im Volksmunde unbenannt — auch nur die geographische Wissenschaft bestimmend und wird der Name, wie in ihrem Aufsatze ganz zutreffend hervorgehoben ist, erst durch die Schule allmächtig ins Volk hineingetragen. Welcher von mehreren Namen eines orographischen oder auch anderen Gebietes nun mehr Berechtigung hat, kann wohl nicht allein durch das Kecht der Priorität entschieden werden ; es wird sich in strittigen Fällen gewöhnlich jener einbürgern und auch erhalten, welcher die treffendste, das ganze damit benannte Gebiet auch gut abschliessende Bezeichnung wiedergibt; in diesem Sinne ist auch die Wahl der Benennung „Sannthaler-Alpen“ bevorzugt worden. A. Kalmàr, m. p. Die Landinaimschaft und der Freilierrn-stand Valvasor s. Mitgetheilt von P. v. Radies. Das k. k. Adels archi v in Wien bewahrt die über die Verleihung des Freiherrnstandes an die Familie Valvasor handelnden Aktenstücke, aus denen ich anlässlich der in den nächsten Wochen eintreffenden 200. Wiederkehr. des Todestages unseres berühmten Historiographen Johann Weikhard Ereiherrn von Valvasor im Zusammenhalte mit anderen historischen Quellen über dessen Freiherrnstand sowie anschliessend daran über die vorausgegangene Landmannschaft in Krain an dieser Stelle eine kurze Darstellung liefern will. Nachdem um das Jahr 1550 die einem alten, schon im XI. Jahrhunderte dem römisch-deutschen .Kaiser ergebenen lombardischen Adelsgeschlechte entstammten Vettern Hieronymus und Juan Baptista Vavisor „aus dem Bergamasko“ nach Krain gekommen,1) wo sie alsbald Besitzungen erworben, wurde der letztgenannte Hr. Juan Baptista Vavisor (oder Valvisor, wie er auch schon geschrieben worden) 1571 auf des Regenten Erzherzog Carl von Innerösterreich „eingewendete Intercession“ zu einem „Mitlandmann“ (Mitstand) in Krain aufgenommen.2) Da aber Juan Bapt. von Valvisor nur für seine Person zum Mitlandmann in Krain aufgenommen war, so ereignete es sich seinem Vetter Hieronymus Valvisor zu Gallenegkh, als er 1588 (7. Mai) im „Vicedomb-Verhöre“ zu Laibach zur Rechtfertigung in einer gegen ihn erhobenen Beschwerde des Juri Vasel sich auf die ihm „als Adelsperson und Mitlandmann“ gebührende Adelsfreiheit vor Gericht berief, dass der „Abschidt“ des genannten „Vicedomb-Verhöres“ dahin lautete: „Weil (Iheronimus) Vauissor fürgibt, das Er als ein Adels Person vnnd mit Landmann der Landsfreyheit so wol als andere Herrn vnd Landleutt zu genüessen habe, das Gericht aber vmb dieses das Er ain Adels Person vnd angenommener Landt-mann were khein wissen hat, demnach werde diese sach in die nächsten Verhöre, zu welchen Er Vauissor sein Adelsfreiheit, auch diss, das Er ein angenommener Landt-mann seye, fürbringen solle, angestelt u. s. w. u. s. w.“3) Erst unterm Jahre 1602, 12. April lesen wir in den landschaftlichen Akten,4) dass einem Hieronymus von V. über sein Einschreiten „aus dem währenden Landtage“ „in Ansehen seines ehrlichen und adeligen Standes“ und dann „nicht weniger seiner erkannten und berühmten Tugenden und Qualitäten wegen“ die Aufnahme in die Landmannschaft des Herzogthums Krain bewilligt wird. Ist der hier genannte Hieronymus v. V. derselbe, der um 1550 mit seinem Vetter Juan Bapt. aus dem Bergamasko nach Krain gekommen, dann war er, als ihm diese Aufnahme in die Landmannschaft zu Theil geworden, schon ein Greis in den 70er Jahren, da kaum angenommen werden könnte, dass er jünger als 20 Jahre 1) Wegen des krainiselien Eisens? Anm. d. Verf. 2) Vicedomakten des landseh. Archivs im Landesmuseum Ru-dolfmum. 3) August Diinitz Geschichtliches aus dem landesgerichtliehen Archive in Laibach; Vicedomb-Verhöre anno 1582—1584. Mitth. d. hist. Ver. f. Krain 1863 p. 6 f. '4) Landseh. Archiv im Landesmuseum. alt des Erwerbes wegen aus der Fremde in unser Land gekommen wäre; ist es aber nicht derselbe Hieronymus, dann hätten wir zwischen ihm und dem Bartholomäus von V., dem Vater unseres Historiographen, noch einen Hieronymus v. V. in die Stammtafel Johann Weikhards von V. einzuschalten. Unser Historiograph lässt uns in seinen Mittheilungen über seine Familie diesbezüglich ziemlich im Dunkeln ; er beginnt zwar seine Stammtafel1) mit einem Hieronymus von V., Gemal der Agnes von Scheyer und Vater des Bartholomäus von V.,, aus dessen zweiter Ehe mit Anna Maria Freiin von Räuber, sodann er (Joh. Weikli.) selbst als zwölftes Kind entsprossen, aber er sagt nirgends, dass genannter sein Grossvater Hieronymus v. V. derselbe gewesen, der mit Juan B. in Krain eingewandert, sondern er sagt nur: „Von obbenannten Hieronymus V. haben wir anjetzo in Crain wohnhafte unsere Ankunft“, welche Angabe auch dann im genannten Sinne nicht determinirter klänge, wenn in Folge eines etwaigen Druckfehlers statt An- Abkunft zu lesen, wäre. Doch an der Thatsache, dass die 1603 dem Hie-ronimus von Valvasor verliehene Landmannschaft später auf Johann Weikhard von Valvasor üb ergi eng, ändert dies nichts, ob dieser nun ein Enkel oder ein Urenkel jenes Hieronymus gewesen, dem sie verliehen worden ! Nun gelangen zur Erörterung des Freiherrnstandes Johann Weikhards von Valvasor. Des Johann Weikhard (Freiherrn) von Valvasor Vater Bartholomäus von V. liinterliess bei seinem Tode als ältesten Sohn den Carl von Valvasor (aus erster Ehe mit Maria Elisabeth Freiin von Dornberg), der zugleich als Vormund der übrigen den Vater überlebenden Kinder aus beider Ehe angeführt erscheint.2) Dieser Carl von Valvasor ward nun im Jahre 1667 (—in welchem Jahre der 1641 geborene Stiefbruder. Johann Weikhard also 26 Jahre zählte —) sammt seines (des Carl) verstorbenen Vettern Johann Baptist3) Unterlassenen Witwe Regina S i d o n i a gebornen Barbin Freiin, ihrem Sohne Hans Adam und dessen Schwester Anna Elisabeth in. den Freiherrn stand erhoben.4) Carl von Valvasor war beim Kaiser „um den Frei-herrnstand und das Prädikat Wohlgeboren“ bittlich eingeschritten unter Berufung „auf die in den ante actis seiner Eltern und Voreltern ersichtlichen Verdienste namentlich auch in den Kriegen an den Grenzen gegen die Türken“. Se.in verstorbener „Vater Bartime Valvasor hat sich auch — wie es wörtlich heisst — allda in Krain vii Jahr nacheinander in unterschiedlichen Commissionen zu Euer Kaiserlichen J) Ehre d. Herz. Krain. Band III. p. 109. 2) Der Elisabeth (aus erster Ehe) des Johann Weikhard, des Wolfgang Bartholomäus und der Maria Isabella (aus zweiter Ehe). s) Sohn des Adam v. V., des Bruders des Bartholomäus v. V. 4) K. k. Adelsarehiv in Wien. Majestät hochgeehrtesten Vorfahren und dem gemainen Wesen zu sonderbahren erspriesslichen Dienst und Wol-fahrt gebrauchen lassen;“ es habe „sein Vater lange das Generaleinnehmer Amt in Krain bedient“ und „nachgehends zweimal die Verordneten-Stelle 7 Jahr nacheinander betreten;“ er selbst sei durch das Vertrauen der Stände „Einer Ehrsamen Landschaft in Krain „Verordneter“.1) Im daran gefügten „Votum“ der kais. Kanzelei heisst es: „Dises (die Verleihung des Freiherrnstandes) stehet allein zu Euer Kaiserlichen Majestät gnädigsten resolution vnd ist eine pur lautere Gnadenssachen, das Geschlecht ist gut vnd alt, auch der supplicant wol verdient und begütert, wie Ingleichen seines Bruders Sohn, welche beede von den Land-Herrn in Krain auch hiezu recommendirt worden;“ ratione des Prädikats Wollgeboren aber — heisst es dann — möchte Er (Carl Valvasor) wie andere zur Gedult gewiesen werden“. Unterm 17. November 1667 ddo. Wien erfolgte dann die Erhebung des Carl von V. und der Vorgenannten Witwe und Kinder seines Vettern Johann B. durch Kaiser Leopold I. in den Freiherrnstand „des heil. Reiches auch vnserer Erbkönigreich und Landen“ „mit dem Prädikat und Zunamben Freiherrn und Freiin von Gallenegkh Herrn und Herrin zum Wildenegkh und Neudorff“ „in Ansehung sowol seiner eigenen als seiner Voreltern und Eltern vns und vnserm löblichen Erzhaus Oesterreich geleisteten treugehorsamsten Dienste“.2) Sowol die in dem Einschreiten als im Votum enthaltenen Motive über das Alter des Geschlechtes und über die Verdienste der Familie, wie speziell Carls v. V. finden sich in dem Diplome des Freiherrnstandes wiederholt, in welchem u. a. auch der alte rittermässige Stand der Valvasore besonders hervorgehoben wird.3) Unterm 15. Janu arij 1668 ddo. Graz (praesentirt Laibach B. März) intimiren Sr. der Eöm. Kays, auch zu Hungarn und Böheimb Khönigl. May. alliier (Graz) anwesende Geheim be ßäthe dem Landeshauptmann in Krain, Eöm. Kays. Maj. geheimen Bath und KämmererHrn. WTolf Engelbrecht Grafen v. Auersperg diese Standeserhöhung, „damit derselbe ein solches bei seiner Amts-Kanzlei ad notam nehmen und darob sein wolle, damit Sye (Carl Freih. v. V. und die Vorgenannten) dieser erhöch- und Würdigung gemäss in allen begebenheiteu geehrt, geachtet und intituliert werden“.4) *) K. k. Adelsarehiv in Wien. — Carl v. V. war wiederholt Verordneter der Landschaft in Krain, im Triennium 1665—1667 und im Quadriennium 1682—1685 (Vergi. Ehre d. Herz. Crain III. p. 89—91.) 2) K. k. Adelsarchiv in Wien. s) K. k. Adelsarchiv in Wien. 4) Archiv der krain. Landschaft im Landesmuseum. Es fragt sieh nun, wann dieser dem Carl v. V. verliehene Freiherrnstand auf seinen Stiefbruder, unseren Historiographen Johann Weikhard von Valvasor, übergegangen. Die Antwort hierauf geben uns die Titelblätter der von Letzterem herausgegebenen Werke annäherungsweise. Während die 1679 erschienene Topographia Ducatus Oarnioliae modernae, dann die Topographia Archiducatus Carinthiae von 1681, das Theatrum mortis humanae von 1682 — sowie auch nebenbei bemerkt ein Brief Valvasors von 1683 — die einfache Zeichnung: Johann Weikhard Valvasor weisen, erscheint unser Historiograph das erste Mal als Freiherr genannt auf dem Titelblatt der 168S erschienenen grösseren Topographia Archiducatus Carinthiae (also in seinem 47ten Lebensjahre) und dann, selbstverständlich ebenfalls auf dem Titelblatt seines 1689 erschienenen Hauptwerkes, der „Ehre des Herzogthums Krain“, wo das vorangestellte Porträt unseres edlen Freiherrn die Umschrift weist: Herrn Johann Weyhart Valvasor Freiherr zu Gallnegkh und Neudorf, Herr zu Wagensperg und Liechtenberg u. s. w. u. s. w.“ und wir ihn also in erster Linie als Freiherrn mit dem Prädicate zu Gallnegkh und Neudorff begegnen gleich der Freiherrnstandserhebung seines Stiefbruders Carl. Wann Carl Freiherr von Valvasor das Zeitliche gesegnet, ist aus der „Ehre des Herz. Krain“ nicht ersichtlich; auf der mehrerwähnten Stammtafel, wo die vor 1689 verstorbenen Mitglieder der Familie ein f beigesetzt haben, erscheint er ohne ein solches, war also bei Drucklegung derselben, wie anzunehmen, noch am Leben. Mittlieilungen aus (lein Museum. Erwerbungen des krainischen Landesmuseums im Jahre 1893. Geschenke. Die löbl. Bauleitung der Unterkrainer Eisenbahn : Drei röm. Münzen und zwar von Claudius und Con-stantinus II. Eine unkenntlich. Herr J. Čuden, k. k. Hauptmann a/D. : Ein Ex Voto-bild v. 1777. — Ein bosnisches Messer mit Zinngriff und eine Medaille von Tersat. Der hohe Landesausschuss übergibt : Drei Ansichten der Stadt Laibach, eine vom Jahre 1680, die beiden anderen aus der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts. — Huldigungsfestzug anlässlich der silbernen Hochzeit Sr. k. u. k. apost. Majestät am 27. April 1879. Dieser Nummer liegt eine autografirte Tafel bei. ''UBflQ Das Blatt erscheint monatlich 1—lx/2 Bogen stark mit Beilagen und kostet ganzjährig 4 fl. = 8 Mark, halbjährig 2 fl. = 4 Mark. Redakteur, Herausgeber und Verleger: Alfons Müllner, Musealeustos in Laibach. — Druck von Klein & Kovač in Laibach.