Stern fcer Neger Katholische Missione^Zeitschrift Herausgegeben von der Kongregation: Missionäre Söhne des heiligsten Herzene Jesu Heft 3_________________ März 1938 41. Jahrgang P. Alois Wessels f* Wieder Hat dec Tod eine schmerzliche Lücke in unsere Ordenssamilie gerissen. Als die Natur sich draußen zum Herbstlichen Sterben anschickte, verließ P. Alois Wessels uns und die Stätte seiner langjährigen Wirksamkeit, um im Spital in Graz Gesundung oder wenigstens Besserung in seinem schon lange gestörten Gesundheitszustand zu suchen. Niemand ahnte damals, daß der Todesengel in dem so blühend aussehenden Fünfundvierzigjähri-gen schon so gründliche Vorarbeit geleistet hatte. Und als dann die weißen Flocken das große Leichentuch über Fluren und Wälder woben, da legte auch der Tod auf den an hartes Schmerzenslager gefesselten Dulder seine erlösende Hand. Am 20.. Dezember abends, beim Angelusläuten, holte die Himmelsmutter ihren treuen Verehrer heim. P. Alois Wessels, geboren am 27. Jänner 1892, entstammte einer Kaufmannsfamilie in Bündheim, Diözese Hildesheim, Deutschland. Als hoffnungsvoller Junge von zwölf Jahren trat er 1904 in das Missionshaus in Brixen ein. Seine Studienlaufbahn wurde unterbrochen durch die blutigen Kriegsjahre. Schon 1914, bei Ausbruch des Weltkrieges, stand er an der russischen Front, wo er das mörderische Kriegswüten bis 1918 durchleben mußte. Dann war er drei Monate an der Westfront, wo er kurz -vor Kriegsende in die französische Gefangenschaft geriet, durch die er noch weitere dreizehn Monate von der Heimat ferngehalten wurde. Im Jahre 1920 konnte er seine Studien wieder aufnehmen, die dann am 27. Juni 1924 gekrönt wurden durch seine Weihe zum Priester im Dom zu Brixen. Sein segensreiches Berufswirken begann noch im gleichen Jahre, da er im Herbst als Redakteur des „Stern der Neger" nach Graz berufen wurde,' wo er gleichzeitig das Amt als Iugenderziehec int Missionsseminar „St. Paulus" übernahm. Fünf Jahre später, 1929, betraute man P. Wessels mit der ganzen Leitung der Anstalt, die unter seiner rührigen Tätigkeit so aufblühte, daß die Mauern des Seminars schon im folgenden Jahre zu eng wurden. Nun galt sein Sinnen und Denken der Gründung eines neuen Heimes, das einem Mehrfachen der bisherigen Zöglingszahl Bildungsstätte werden sollte. P. Wessels fand sein Planen in idealer Weise verwirklicht in dem gerade damals zum Verkauf angebotenen Schloß Premstätten. Mochten sich die Schwierigkeiten auch haushoch vor ihm auftürmen, er ließ sich nicht abschrecken und nicht entmutigen. 1931 konnte schon eine stattliche Anzahl von Studenten das Heim beziehen. Jahr um Jahr vervollkommnete sich unter seiner bewährten Leitung die Ausstattung der Anstalt, und die Zahl der Zöglinge stieg auf hllndertfllnfzig. Auch als 1935 seine Amtszeit als Rektor ablief, widmete er in der Verwaltung feine Kräfte einzig dem Wähle und dem Gedeihen des Seminars. Man kann ohne Übertreibung sagen: Was heute „Maria Fatima" in seiner äußeren Erscheinung und in seinem inneren Werte ist, das verdankt es zum Großteil P. Wessels. Was P. Wessels als Priester, Erzieher und Seelsorger und als Präses der Marianischen Studentenkongregation geleistet — und das ist ein Wesensbestandteil in seinem Lebenswerk —, das freilich läßt sich durch Pater Alois Wessels f. Ziffern und Daten nicht erfassen. Ebensowenig lassen sich die Leidensblumen, die an seinem Lebens- und Arbeitswege üppig L blühten, zählen. Das eine ist sicher: Seine Werke sind mit leuchtenden Lettern ins Himmelsbuch geschrieben, wo sie umgewandelt werden in Ewigkeitswerte nach dem Urteile Gottes. Mag uns der herbe Verlust auch noch so schmerzen, die Hoffnung verklärt unsern Schmerz: Wir haben am Throne Gottes einen neuen Freund, der vom Jenseits aus, wie ec auf seinem Krankenlager ausdrücklich versicherte, weitersorgen wird für Wachsen und Gedeihen unserer Kongregation und der Mission. Gewiß dürfen wir der Hoffnung Ausdruck geben, daß auch unsere lieben „Stern"-Leser dem teuren Toten ein Gebetsgedenken widmen werden. War es doch fein sehnlicher Wunsch noch aus dem Krankenbette, auf Weihnachten im „Stern der Neger" den Freunden unseres Seminars und der Mission sein letztes „Grüß Gott!" und fein letztes „Vergelt's Gott!" zu sagen. Wenn ihm das auch nicht mehr vergönnt war, er wird jetzt in viel wirksamerer Weise, liebe „Stern"-Leser, euch sein „Vergelt's Gott!" zurufen. Missionsseminar Unterpremstätten. Gebetsmeinung im Sonat Sär$: Mr öle chinesischen Seminarien". Im Jahre 1886 gab es in China 483.403 Katholiken. Nach Verlauf eines halben Jahrhunderts ist ihre Zahl auf 2.934.175 gestiegen. 1886 zählte man 28 kirchliche Sprengel, jetzt 129. Seminarien waren es 33, jetzt gibt es 26 große und 111 kleine Seminarien; Alumnen waren es damals 694, nun aber sind es 6965. — Wenn man sich jedoch vor Augen hält, daß das chinesische Volk auf mehr als 450,000.000 geschätzt wird, dann sieht man leicht ein, daß die genannten Zahlen nur besagen, daß im Vergleich mit dem, was erreicht wurde, unendlich mehr noch zu tun ist. — Bleiben wir uns dessen eingedenk, was Papst Pius XI. geschrieben hat: „Aus dem Umstand, daß die wahre Kirche kraft göttlicher Anordnung katholisch, das heißt allgemein ist, ergibt sich die unabweisbare Folgerung, daß jedes Volk und jeder Stamm eigene . Priester erhalten muß, die durch Abstammung und Geistesanlagen, durch Gesinnung und Streben mit ihm innig verbunden sind." — Wir sollen nun beten, daß in China die Zahl der einheimischen Missionäre wachse, daß die >Mis-sionsberufe sich mehren, daß immer mehr Eltern ihre Kinder freudigen Herzens dem Dienste Gottes weihen und ihnen von klein auf eine große Hochschätzung für den geistlichen Stand einflößen. Wir besuchen die Präfektur Lydenburg. Von P. Tremmel, F. S. C. Ein sehr beliebtes Burenlied beginnt mit den Worten: „0, bring me terug na die ou Transvaal!" — „Bring mich zurück nach dem alten Transvaal!" Da unsere Missionäre das südöstliche Transvaal betreuen, so möchte ich die „Stern"-Leser einladen, mit mir eine Wanderung durch unsere Präfektur zu machen. Freilich werden wir, wie es schon so auf der Welt ist, auch einen guten Plausch uns während der Wanderzeit erlauben. Also, komm mit mir! Verlaß aus ein Weilchen deinen ganzen Krimskrams. Da das Laufen so schwer geht und die Strecken so groß sind, so wollen wir im Geiste in ein Flugzeug steigen und einmal die Präfektur Lydenburg abfliegen. Zuerst fliegen wir nach Osten. Wir müssen da über die höchsten Bergspitzen Transvaals, die Drakensberge. Viele von diesen Bergen liegen schon im Distrikt P i l g c i m s - R e st. Von diesem Distrikt südwärts grüßen uns die Höhen und Täler des Distriktes Nels p ruit. Von Hort saufen wir schnurstracks nach Süden in den alten Golddistrikt Barberton. Nun müssen wir eine südwestliche Richtung einschlagen, denn sonst kämen wir nach Swaziland, das den Servilen anvertraut ist. Wir erreichen so den Distrikt Carolina. Von dort fliegen wir wieder südwärts und kommen in den kohlenreichen Distrikt von Grmelo. Halten können wir freilich nicht, um das liebliche Städtchen Grmelo näher zu besehen, denn wir müssen unseren Rundflug beenden. Nach Südosten geht jetzt unser Kurs. Wir erreichen den südöstlichen Distrikt von Transvaal, P i e t R e t i e f. Der Distrikt ist nach dem bedeutendsten Orte benannt, der durch seine Geschichte gar blutige Erinnerungen in uns wachruft. Nun aber auf gegen Westen, denn im Süden von Piet Reties liegt das herrliche Natal, wo die französischen Oblaten und die deutschen Benediktiner von St. Ottilien arbeiten. Auf unserem Flug kommen wir nun in den Distrikt Wakkerstroom und dann in den Farmendistrikt Stander- t o n. Wir sehen da unter uns zwei Schienenstränge sich durch die Lande schlängeln. Es ist die Haupteisenbahnlinie von Durban-Johannesburg. Jetzt aber wenden wir uns nach dem Norden. Im Westen kämen wir in das Vikariat Transvaal, wo irische Oblaten die Herde Christi betreuen. Der Distrikt, den wir jetzt überfliegen, ist eben und trägt den Namen des Burenstädtchens B e t h a l. Von Bethal halten wir wieder nordwärts. Bald sind wir im Distrikt Middelburg, der reich an schwarzem Golde, d. h. an Kohle, ist. Von Middelburg geht es wieder heim nach Präs. - Lydenburg Karte der Präfektur Lydenburg. Die Präfektur Lydenburg hat einen Flächeninhalt van 83.000 Quadratkilometer und kommt somit an Größe dem heutigen Österreich gleich. Sie umfaßt folgende Regierungsdistrikte: Lydenburg, Pilgrims-Rest, Nelipruit, Barberlon, Carolina, Grmelo, Piet Relief, Wakkerstroom, Standerton, Bethail, Witbank, Middelburg und Belfast. Orte, an denen ständig ein Priester weilt, sind: Lydenburg, White River, Barberton, Witbank, Middelburg, Elen Cowie (bet den Bupedi) und im Süden Ermelo. Lydenburg, das auch ein echtes Burennest ist und unserer Präfektur den Namen ausgedrückt hat. Es war einst die Hauptstadt einer Burenrepublik. Der geographische Mittelpunkt der Präfektur ist es freilich nicht, auch nicht das Verkehrszentrum. Es liegt ferner unglücklicherweise an einer Seitenlinie, die von der Hauptlinie Lo-cen?o-Marques—Pretoria abzweigt. Die Höhenlagen in der Präfektur Lydenburg. Bezüglich der Höhenlagen zerfällt unsere Präfektur in drei Teile, nämlich das High Veld = Hochfeld, Middel Veld = Mittel-feld und Low Veld = Unterland. Das Hochfeld. Zum Hochfeld werden alle Orte gerechnet, die von 4500 Fuß* auswärts liegen. Die höchste Kuppe von Transvaal ist der Mauchberg, der in der gigantischen Gebirgskette der Drakensberge fein steinernes Haupt zum Himmelsgewölbe emporreckt. Er mißt 8725 Fuß. Das eigentliche Hochfeld liegt im Westen unserer Präfektur und hat Ähnlichkeit mit der Schwäbisch-Bayrischen Hochebene. Eintönig liegt es da. Nur da und dort wird es von einzelnen Felsen durchbrochen. Lange Tafelländer sind mit dichtem Gras bedeckt. Kein Baumwuchs, der für das Unterland so typisch ist, kann erblickt werden. Von den Grasacten ist das Rooi-Gras (Themeda triandra) das überwiegende. Andere für das Hochfeld eigenartige Grasarten wären das Befom-Gras (Tristachya Rehmanni), das Terpentingras (Cympobogon excavatus), das Wilde Hafergras (Hypogynium ceresiaeformis) und andere mehr. Nur wo der Fels hervortritt, ist Busch und Baumwuchs bemerkbar. Meist finden sich der Süßdorn (Acacia Karoo), der Katzendorn (Acacia caffra), die Weiße Stinkhaut Celtis Rham-nifolia) und andere. Klimatisch ist das Hochfeld nicht gerade überangenehm. Die Sommer sind warm und die Winter etwas mul) und frostig. Das Thermometer fällt manchmal sechs bis sieben Grade unter den Gefrierpunkt. Die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht sind groß. * Ein Fug = 30.47 Zentimeter. Trotz der eintönigen Landschaft ist das Hochfeld doch ein wertvoller Edelstein in der Länderkrone Transvaals, denn es bietet prachtvolle Weiden für Vieh und Schafe. Es ist die Kornkammer Transvaals. Mais gedeiht vorzüglich. Gerade dieses Nahrungsmittel spielt eine gewaltige Rolle in der Ernährungsfrage Transvaals und ganz Südafrikas. Der Mais ist das Nahrungsmittel, das den Grundstock der Eingeborenennahrung ausmacht. Was außer dem Mais noch gegessen wird, heißt bei den Schwarzen Zukost. Die Spitzenleistung in der Maisproduktion kann der Distrikt Bethal verzeichnen. Es ist ein Anblick von erhebender Schönheit und einzigartiger Pracht, wenn sich die tiefgrünen, jungen Maisselder im sanften Winde wiegen. Mais gedeiht auch vorzüglich in den Distrikten Ermelo, Carolina, Middelburg, Wakkerstroom und Standerton. Er wird darum in gutem Ausmaß in diesen Distrikten angebaut. Auch in den übrigen Distrikten unserer Präfektur wird Mais mit mehr oder minder großem Erfolg gepflanzt. Der Nährwert dieser Frucht darf nicht unterschätzt werden. Mais ist erfahrungsgemäß sehr nahrhaft. Er ist wirklich geeignet, das Volksnahrungsmittel zu bilden. Maiskolben bilden einen Leckerbissen, wenn die Fruchtkerne noch weich und milchig sind. Oft erhielt ich als Anerkennung meiner missionarischen Arbeit so einen leckeren Kolben in die Tasche gesteckt. Gegen die Reifezeit zu werden die Kolben dann ge-' röstet. Wenn der Schwarze am Feuer hocken und seinen gerösteten Mais zerkauen kann, zieht die Stimmung der Zufriedenheit und des Glücks in seine Seele. Da öffnet sich dann sein Herz, und hell klingen die Lieder über Berg und Tal. Da singt ec von den glücklichen Zeiten seiner Väter oder von den Feinden seiner Arbeit, wie zum Beispiel von den Heuschrecken: „Zajika izinkonyane, zajika entabeni!“ — „Die Heuschrecken haben einen Schwebetanz gemacht, dort drüben am Berge tanzten sie hin und her!" Manchmal freilich ergeht sich sein breit« üppiger Mund auch in Spottliedern auf die Weißen, die Buren, die Engländer usw. Auch die Amajalimani kommen dabei nicht zu kurz. Die Amajalimani sind die Deutschen. Oft wird bei diesen Gesängen das Gebaren und Tun der Weißen in köstlicher Weise nachgeäfft. Auch beim Unkrauthacken im Maisseld geht es lustig zu. Die Krale helfen sich in guter Nachbarschaft gegenseitig bei der Arbeit. Die Bezahlung bildet Bier, das während der Arbeit getrunken wird. In langen Reihen aufgestellt, wird da gehackt, und wie alles, so geht auch dieses Geschäft bei den Bantu mit Schwung, Ebenmaß und Takt vor sich. Die Arbeit versüßt er sich auch hier durch Gesang. Wochenlang kann der ausreitende Missionär die sangeslustigen Maishacker hören. Das viele Singen erfordert freilich ein öfteres Anfeuchten der trockenen Stimmbänder,, und da ist das Maisbier der beste Stoff. Das tränkt nicht nur die ledertrockenen Stimmbänder, sondern gibt auch neue Kraft zum Hacken. Der Schwarze sagt nicht: Bier trinken^, sondern: ukudla uthswala, das heißt auf deutsch: Bier essen. In meiner Heimat wurde vor langer Zeit eine ähnliche Erfindung gemacht. Es ist dies die schmackhafte Biersuppe. Das Maisbier ist gewiß gut. aber wer sich zu viel in dasselbe verguckt, bekommt seine Stärke zu spüren. Fruchtbäunre des Hochfeldes. An Fruchtbäumen gedeihen am besten Quitten-, Pfirsich-, Pflaumen-, Apfel- und Birnbäume. Kirschbäume, die wirklich etwas Eßbares tragen, habe ich im ganzen Transvaal, soweit ich es kenne, nirgends gefunden. Trotz der verschiedenen guten Sorten von Pflaumen vermisse ich gar sehr die köstliche deutsche Zwetschke. Pfirsiche gedeihen einfach vorzüglich. Sie werden groß und sind überaus schmackhaft. Es gibt Früchte, die werden so groß wie die Faust eines Kindes. Das Klima des Hochfeldes ist sehr gesund für uns Europäer. Ich habe nicht viel Unterschied zwischen meiner bayrischen Heimat und dem Hochfeld in Transvaal gemerkt. Bei den Schwarzen ist Lungenentzündung ziemlich häufig, da sie sich gegen den Umschwung der Temperatur nicht durch bessere Kleidung schützen. Sie ziehen sich leicht Erkältungen zu, die nach und nach zu bedenklichen Krankheiten führen. Das Mittelfeld. Das Mittelfeld umfaßt alle Orte, die zwischen 3000 und 4500 Fuß liegen. Es hat ein paradiesisches Klima. Es kennt nicht die Kälte des Hochfeldes, aber auch nicht die drückende Hitze des Unterlandes. Es ist darum sehr gesund. Mais ge- Vaumstämime dienen als Kirchenbänke. Unsere provisorische Kapelle am Kongo verdankt ihre Entstehung großenteils der Mitarbeit der Kongochristen, die auf ihren Schultern die sauber behauenen Baumstämme aus den Wäldern iherbeischleiften. (Jides-iFoto.) ■ - Ein landfahrender Schneider in Bangweolo-Rho-deiia. Mil der Nähmaschine auf dem Rücken zieht der schwarze Schneider durch NorÄ-Rhodesia und schlägt sein Geschäft auf offener Straße aus. (Fides-Foto.) deiht auch im Mittelfeld, wenn auch nicht mehr so gut wie im Hochfeld. Baum- und Pflanzenwuchs bilden ein Gemisch von Hochfeld und Unterland. Neben Mais wird noch Kaffecnkorn gebaut. Das Kaffernkorn hat einen ganz gewaltigen Vorteil. Es ist nämlich sehr widerstandsfähig gegen Trockenheit. Gerade hierzulande ist das etwas sehr wichtiges. Auch von diesem Kaffernkorn macht der Eingeborene ein sehr gutes Bier. Freilich ist es auch sehr berauschend. Wer genügend Wasser zur Verfügung hat, kann im Winter auch Weizen bauen. Regen gibt es ja im Winter keinen oder vielleicht ein-, zweimal. Fm Sommer gedeiht der Weizen nicht, da die liebe Sonne ihm allzuviel einheizt. Von Früchten gedeihen die des Hochfeldes mehr oder weniger gut. Außerdem möchte ich noch erwähnen die Feige und Loquat. Letztere ist, wenn reif, schön gelb und hat einen säuerlichen Geschmack. Teile vom Distrikt Piet Reties, Barberton, Nelspruit, Lydenburg, Middelburg und Pilgrims-Rest liegen im Mittelfeld. Für Gemüsebau wäre das Mittelfeld vorzüglich geeignet, wenn ein Farmer einen guten Wasserbestand hat. Freilich tut das der Farmer hier nicht, denn er könnte sich mit seinem Gemüse einbalsamieren lassen. Die Veckaussmöglichkeit ist sehr gering, da die großen Städte fehlen. Damit habe ich ein großes Problem Südafrikas berührt. (Fortsetzung folgt.) Südafrikanische Städtebilder. Von Br. August Cagol. (Schluß.f Durban. Durban zählt heute, nach llOjährigem Bestehen, 95.000 Weiße, 69.000 schwarze Bantu, 7000 Mischlinge und 88.000 Asiaten, von denen die Mehrzahl Inder sind, zusammen also 259.000 Einwohner. Was die weiße Bevölkerung angeht, so ist Durban vorwiegend englisch. Die Stadt macht einen reinlichen, frohen Eindruck und übt einen eigenartigen Reiz aus in ihrer subtropischen Umrahmung. Stadt und Vororte zählen zu den schönsten in Südafrika und bieten angenehmen Aufenthalt. Die Straßen sind gut gepflastert und vorzüglich beleuchtet bei Nacht. Durban besitzt ein Netz von elektrischen Straßenbahnen, deren Wagen zweistöckig sind, mit einem Schienenweg von über 60 Kilometer Länge. Das Klima ist sehr milde im Winter, doch oft drückend heiß und schwül im Sommer. Im Herzen der Stabt liegen das prächtige Rathaus, das stattliche Hauptpostamt und unweit davon der Bahnhof. Die Hauptverkehrsader der Stadt ist die lange und breite Weststraße. Das Rathaus wurde mit einem Kostenaufwand von 352.000 Piund Sterling errichtet und 1910 vollendet. Das herrliche Gebäude könnte jeder europäischen Großstadt zur Zierde gereichen. Der Kuppelturm erhebt sich 51 Meter über die Straßenhöhe. Der große Saal faßt 3000 Personen und besitzt eine große Orgel. Im Rathaus sind auch untergebracht die städtische Bücherei und ein Museum wie auch eine umfangreiche Gemäldesammlung. Auch das Hauptpostamt ist ein stattliches Gebäude, das 1885 bis 1910 als Rathaus diente. Sein Uhrturm ist 50 Mieter hoch. Durban ist reich an schönen öffentlichen Gartenanlagen, darunter ein Botanischer Garten. Außer einer guten Anzahl protestantischer Kirchen verschiedener Bekenntnisse, zwei Synagogen und zwei Moscheen im maurischen Stile hat die Stadt fünf katholische Gotteshäuser. In Durban erscheinen zwei Tageszeitungen in englischer Sprache und mehrere Wochenschriften. Durban ist ein Badeort ersten Ranges, der besonders von den Bewohnern des golderzeu-genden Witwaterrands in Transvaal aufgesucht wird. Sowohl in den Sommer- wie in den Winterferien bringen an 50 Sonderzüge die Erholungsuchenden vom fernen Transvaal an die Küste des Indischen Ozeans. In den Winter fällt das große Durbaner Pferderennen, das „July Handicap". Die Natalbucht ist der beste südafrikanische Hafen, den zwei Landzungen, der flache Point im Norden und der hochragende Bluff im Süden, fast ganz abschließen; sie lassen nur einen schmalen Zugang von etwa 300 Meter Breite frei. Durban ist denn auch heute die wichtigste Hafenstadt der südafrikanischen Union. Die Hafenanlagen wurden 1855 begonnen. Zunächst galt es, eine Schranke von seichtem Grunde zu entfernen, die den Eingang in die Bucht versperrte, sowie den Wasserstand in 'ber Bucht selbst zu vertiefen, eine Aufgabe, die große Schwierigkeiten bot wegen der Beweglichkeit des sandigen Meerbodens. Sodann wurden zwei Wellenbrecher gebaut, die weit in den offenen Ozean hinausgehen und von denen der nördliche eine Mole trägt. Im Innern der Bucht wurden etwa 5 Kilometer Kaianlagen mit Hebekränen errichtet, von denen der größte 80 Tonnen Gewicht zu heben vermag, der größte Kran der südlichen Erdkugel. Ein Schwimmdock wurde vorgesehen wie auch ein Trockendock, bas größte südlich vom Erdgleicher. Der Hafen gewährt heute Raum für 47 Schiffe mittlerer Länge. Er besitzt vorzügliche Vorrichtungen zum Laden von Kohlen. Ein gewaltiger Getreidespeicher, der 42.000 Tonnen faßt, ist am Hafen erbaut, dessen Vorrichtungen es ermöglichen, daß ein Schiff in sechs Stunden mit 5000 bis 6000 Tonnen Mais beladen werden kann. Durban ist der Sitz des Apostolischen Vikars von Natal, Bischof Henri Del alle. Das Vikariat wurde 1850 errichtet und den Oblaten von der Unbefleckten Jungfrau anvertraut. Der erste Oberhirte der neuen Mission war Bischof Allard, der 1851 mit mehreren Priestern zu Durban ankam, unter ihnen P. Jean Sabo n, dem die Seelsorge für die Katholiken der Hafenstadt zufiel, der er bis zunr Jahre 1885 oblag. Er war ein Priester von liebenswürdigem Charakter, bescheiden und einfach wie ein Kind, der denn auch die Herzen aller gewann. Er eröffnete eine Schule für weiße Kinder, in der er bis zum Jahre 1874 selbst unterrichtete. 'Auch eröffnete er eine Schule für indische Kinder. Die Stadtverwaltung überließ Bischof Allard zwei Grundstücke, eines für den Bau einer Kirche und eines Pfarrhauses und ein anderes für einen katholischen Friedhof. Die erste katholische Kirche in Durban war ein höchst einfaches Gebäude. Aus rohen Ziegeln aufgeführt, war sie 12 Meter lang und hatte die Form eines T. Der linke Arm des T war die Sakristei und der rechte Arm der Chorraum. Das Schiff konnte etwa 100 Personen fassen. Der gute P. Sab on hatte sich ein kleines Häuschen, gleichfalls aus Rohziegeln, er- Der Thron eines afrikanischen Königs. Vehanzin, der bekannte Häuptling von Dahomey an der Euineaküste, der unmittelbare Vorgänger des jetzigen Königs, benutzte diesen Thron. Auf ihm saß er auch, als die Missionsschwestern U. L. F. von den Aposteln vor ihm zur Audienz erschienen. Der Thronsaal mag ihnen nicht sehr anheimelnd vorgekommen sein: standen doch die Schädel früherer Gegner aufgespießt herum, und ringsum war Menschengebein als Zierat verwendet. (Fides-Foto.) Angehende Theologen als Handwerker. Im Eingeborenenseminar des Apost. Vikariates Shire im Nyassaland erhalten die Studenten außer einer gründlichen Ausbildung auf philosophisch-theologischem Gebiet auch eine praktische Unterweisung in Handwerk und Handarbeit. (Fides-Foto.) baut. Die katholische Bevölkerung war klein und das Einkommen des Priesters infolgedessen nicht groß. 1874 wurde Bischof Jolivet Apostolischer Vikar von Natal. Er kam mit einer guten Anzahl von Priestern und Schwestern von der heiligen Familie an. Die >Schwestern übernahmen alsbald die Schule für die weißen Kinder. P. Sabon erhielt einen Gehilfen in der Person des P. Baudr y, eines Priesters voll Leben und Eifer, dem die Eingeborenen bald den Spitznamen „Enyoni" (Vogel) gaben. Bischof Jolivet begann alsbald mit dem Bau einer neuen Kirche zu Ehren des hl. Joseph im Stadtteile Greyville. Er legte sie groß und geräumig an, so daß die Leute sagten, der Bischof müsse nicht recht bei Trost fein, denn wo sollten die Katholiken in Durban herkommen, um die große Kirche zu füllen. Allein der Bischof sah weiter, und gar bald zeigte sich das Gotteshaus nicht mehr zu groß. Dann baute der Oberhirte eine Schule für katholische Knaben, der einstweilen ein Bruder der Missionsgesellschaft, Br. C. Tuite, Vorstand. Später übernahmen die Schwestern auch diese Schule. Es lag dem Bischof am Herzen, einen Versammlungsort für junge katholische Männer u schaffen. So kaufte er einen Grund, der an as Kirchengrundstück anstieß, und ließ daran ein Geschäftshaus mit vier Läden bauen, die vermietet wurden, und über den Läden den gewünschten Saal. Im Hofraum sah er ein Billardzimmer und einen Leseraum vor. Im Jahre 1879 befreite die britische Flotte eine große Zahl von Moeambigue-Sklaven und brachte sie nach Durban.. Die Flottenkommandanten wußten nicht, was sie mit den Schwarzen anfangen sollten, und wandten sich an Bischof Jolivet, und nicht vergebens. Er kaufte ein großes Grundstück am Bluff und brachte darauf die befreiten Sklaven unter, die mit der Zeit eifrige Katholiken wurden. Im Jahre 1882 nahm Bischof Jolivet die deutschen Trappisten in seine Mission auf, die zwei Jahre vorher unter Leitung von Prior Franz Pfänner ihre Tätigkeit zu Dun-brodtz bei Port Elizabeth begonnen hatten, wo sie aber wegen der Ungunst der Verhältnisse nicht bleiben konnten. Die Trappisten gründeten das Kloster M a r i a n n h i l l unweit Durban und befaßten sich in der Folge mit der Missionierung der eingeborenen Bevölkerung von Natal. 1883 berief Bischof Jolivet Schwestern vom Hl. Kreuz in sein Vikariat, die später auch in anderen Teilen Südafrikas ihre segensreiche Tätigkeit entfalteten. Bischof Jolivet fand bald, daß die Josephskirche viel zu klein sei für die Durbaner Bedürfnisse. Die bestehende Kirche konnte aber nicht erweitert werden, da sie von Straße zu Straße reichte. Es blieb nichts übrig, als an den Bau einer neuen Kirche von doppelter Größe zu denken. Da kein Grundstück zu erschwinglichem Preise zu haben war, wurde mit Genehmigung der Behörden die Hälfte des Friedhofgrundes als Bauplatz benutzt. Ende 1902 wurde mit dem Bau der neuen bischöflichen Kirche begonnen, und 1904 wurde sie vom Nachfolger Bischof Jolivets, der 1903 gestorben war, Bischof Delalle, eingeweiht. Die Emanuel-Kathedrale hat 1200 bis 1500 Sitzplätze und ist heute schon wieder zu klein. Das dreischiffige Gotteshaus mit gewaltigen Säulen aus grauem Marmor, wohl das schönste und geräumigste der Katholiken in Südafrika, hat ein gemauertes Deckengewölbe, das es vorteilhaft unterscheidet von den meist ungewölbten Kirchen des Landes. Die Baukosten betrugen 25.000 Pfund Sterling. 1929 wurde hier 6er erste Eucharistische Kongreß von Südafrika abgehalten. Wie bereits erwähnt, hatte P. Sabon eine Ein gefährlicher Feind ist erlegt. Er war ein geschworener Feind der Eingeborenen und ihres an sich schon spärlichen Viehbestandes. Jetzt ist die Zufriedenheit den Siegern von den Augen abzulesen. Der Leopard liegt zu ihren Fügen. Immerhin -muß der Kampf nicht leicht gewesen fein, nach den Vorbanden zu schließen, die die Jäger tragen. Sie stammen aus dem Vangweolo-Distrikt in Rhodesia. (Fides-Foto.) Schule für indische Kinder begonnen. Bischof Jolivet kaufte den gegenwärtigen Grund in der Viktoria-Straße und errichtete darauf Kirche und Schule. 1888 wurde P. G ourlah dort als Seelsorger angestellt und 1904 von P. M ain got abgelöst. Auch diese Kirche ist bereits viel zu klein für die wachsende Gemeinde katholischer Inder. Lange Zeit war es Bischof Jolivets Wunsch gewesen, ein katholisches Krankenhaus unter Leitung von katholischen Krankenschwestern zu haben. 1892 nahm der Plan Gestalt an. Die Stadtverwaltung versprach, für den Zweck ein Grundstück von 2 Hektar in guter Stadtlage zur Verfügung zu stellen. Daraufhin begab sich der Bischof nach Europa, um geeignete Pflegeschwestern anzuwerben. Er war noch nicht drei Monate fort, als die Stadtverwaltung ihr Anerbieten zurückzog mit der Begründung, sie könne nicht gestatten, daß auf dem betreffenden Grundstück eine Kapelle errichtet werde, obwohl sie seinerzeit vollauf davon unterrichtet gewesen, daß der Bischof sich nach Europa begeben werde, um katholische Ordensschwestern für den Berrieb der Heilanstalt zu suchen. Als der Bischof mit einer Schar von Krankenschwestern. Augu-stinerinnen, in Durban anlangte, war kein Platz für diese vorhanden.. So begaben sie sich einstweilen in die Missionsstation Estcourt, wo mehr Raum war. Bald darauf gelang es Bischof Jolivet, 4 Hektar Grund :m guter Lage zu kaufen, und 1894 war ein schönes Krankenhaus mit 30 Betten fertig, während die Schwestern ein Haus bezogen, das sich auf dem gekauften Grundstück befunden. 1896 wurde ihr gegenwärtiges Kloster gebaut. Die Heilanstalt erfreute sich eines so guten Rufes, daß große Anbauten notwendig wurden, so daß das Krankenhaus heute einen großen Gebäudeblock darstellt. Die Augustinerinnen wünschten mehr zu tun, und Bischof Jolivet willfahrte ihrem Wunsche. Nahe dem Krankenhaus wurde ein Waisenhaus für indische Mädchen errichtet, das heute 100 Zöglinge zählt. Später, unter Bischof Delalle, kam ein Waisenhaus für farbige Mädchen dazu, wie auch eine Schule für indische Knaben und eine Schule für schwarze Kinder. Die drei letztgenannten Gebäude befinden sich etwas über 3 Kilometer vom Krankenhaus entfernt, werden aber von den Augustinerinnen versehen. Bischof Jolivet wünschte ferner eine Niederlassung von Nazareth-Schwestern in seinem Vikariat, die sich mit der Erziehung armer Kinder und der Pflege altersschwacher Personen befassen. Diese Gründung begann 1896, anfänglich in einem Miethause. Bald darauf wurde ein Grundstück von 2 Hektar mit einem großen Hause käuflich erworben, und zwar in der schönen Vorstadt Berea mit einem weiten Ausblick aufs Hinterland und auf die See. 1911 mußte das Gebäude mehr als verdoppelt werden, und ein Grund von weiteren 2 Hektar wurde dazugekauft. Die Schwestern von der hl. Familie, ein unterrichtender Orden, unterhielten eine höhere Töchterschule mit Internat und eine Pfarrschule bei St. Joseph. 1897 eröffneten sie die Schule „Maris Stella" in der Berea, die fetzt Internat wurde. 1925 bauten die Schwestern eine große Versammlungshalle mit 600 Sitzen, deren flaches Dach als Spielplatz benützt wird. Von diesen Schwestern werden noch drei andere Schulen versehen, eine für farbige Kinder, eine für indische Schüler und eine für weiße Kinder? Dem Unterricht katholischer Knaben widmen ft di seit eini-aen fahren die „Kleinen Brüder Mariens". * Nach Ausführungen von Rev. Fr. W. P. Murray. O. M. I. „The Catholic Church in Durban", Southern Croß, Capetown, May 1929. Umschau. Lo Pa Hong, der chinesische Großindustrielle und Laienapostel, ermordet. Rom. Ein kurges Telegramm vom 30. Dezember an 6ie „Agentia gibes" hatte den vielsagenden Wortlaut: „La Pa Hong ermordet." Wiewohl an die schlimmsten Nachrichten aus dem Fernost gewöhnt, hat uns diese letzte besonders herb betroffen. Zu dem Abscheu über ein nichts-würdiges Verbrechen — eines der vielen, das der Krieg im Gefolge hat —Trommt die Trauer einer hervorragenden christlichen Familie, der ganzen Stabt «Schanghai, ganz Chinas und seiner Katholischen Aktion im besonderen, die Trauer der Missionen und Missionäre. Schließlich steht über die Gesamtkirche trauernd an der Bahre dieses seltenen Mannes. Lo Pa Hong gehörte als Geheimkämmerer „di Spada e Cappa" der Päpstlichen Familie an. Er darf als leuchtendes Beispiel apostolischen Laienapostolates gelten und war als solcher in der gangen katholischen Welt bekannt und geehrt. Sein Wahlspruch lautete: „Dulden und dienen." Nach ihm handelte er nicht bloß in seinem späteren Leben. Schon als Dreißigjähriger, der eine hoffnungsvolle Zukunft vor sich sah, fand er Zeit, die Ärmsten der Armen in die Glaubenswahrheiten einzuführen. „Dulden und dienen" stand auch auf der Fahne der Katholischen Aktion, die ihm vor allem von 1011 ab ihre anfängliche Organisation zu danken hat. 1913 wurde der Zweig von Schanghai gegründet mit besonders strengen Satzungen, die eine Art Noviziat, Betrachtung, geistliche Lesung und tägliche Gewissenserforschung den Mitgliedern vorschrieben. Als 1038 Exz. Haouisee zur Vorbereitung des fünfundzwanzigjährigen Bestehens der Kathol. Aktion Schanghais sein richtunggebendes Rundschreiben veröffentlichte, konnte Lo Pa Hong mit Genugtuung auf den bisherigen iWeg und die Leistungen zurückschallen. Ein Kern von hundert Mitgliedern, säst alles Industrielle und Kaufleute, 20 Kirchen und Kapellen für öffentlichen Gottesdienst, 71 Kon-ferenglokale, ■ die über 368.720 Zuhörer sahen, sieben Schulen mit insgesamt 3000 'Schülern, aus denen 3200 Absolventen heworgegangen waren, fünf Hospitäler, 19 Armenapotheken, zwei Waisenhäuser, zwei Greisenasyle, 250.000 Taufen, fast alles Kindertauferp und eine Million chines. Dollar für den Unterhalt der Werke aufgebracht — so stellten sich die Gewinne aus „Dulden und Dienen" dar. Man hat von Lo Pa Hong als dem Rockefeller Chinas gesprochen, in Wirklichkeit war er Großindustrieller, Präsident der Trambahngesellschaft 'Schanghais, der Elektrizitätsgefell-f draft dieser Stadt wie auch von Chapei, der Wasserleitungen für die beiden Städte, der Schiffahrtsgesellschaft auf dem Blauen Fluß, ebenso Mitglied vieler anderer industrieller und Handelsunternehmen. Das viele Geld, das durch seine Hände ging, wurde nur für Wohltätig-keits-, Hi Iss- und Erziehungswerke verwendet. Es würde uns gar nicht wundern, wenn wir hörten, daß den Ebben nichts verblieben fei, daß er ärmer als viele seiner Pflegebefohlenen starb. Eher würbe auf ihn ein Name wie der „Don Bosco von Nantao" oder „Cottolengo von Schanghai" paffen. P. Considine, der frühere Direktor der „Agentia Fides", der Lo Pa Hong 1935 in Rom kennengelernt und ihn 1933 in China wiedersah, spricht von ihm in einem Artikel der „Catholic Missions" fDezembernummer 1933) als dem „Ozanam Chinas". Sicherlich war er ein Mann voll echtem entschiedenem Glauben. Als solcher war er auch von 'Nichtchinesen und Nichtkatholiken geschätzt. Brodili ., ', ‘ Malariakranke im Zululand. Malaria in Südafrika hat bei entsprechender Pflege selten tödlichen Ausgang, aber Szenen, wie die auf unserem Bilde, wo zwei junge Eingeborene vom Fieber geschüttelt am Boden liegen, sind dort gewöhnlich. (Fides-Foto.) Auch nichtkatholische Industrielle gaben ihm oft namhafte Summen für feine Werke, und viele dieser Männer führte er zum Glauben. Eigentümlich war sein Bild, das ihn immer mit dunkler Brille zeigt. Aber es war nicht, wie man annehmen möchte, ein Augenleiden, sondern das Bestreben, sich inmitten seines tätigen Lebens gesammelt zu halten, was ihn 3um Tragen eines solchen Augenglases veranlaßte. Sein Tagewerk begann mit Kommunion und Messedienst. Die Autos, die ihm zur Verfügung standen, benutzte er kaum, war er aber allein darin, so betete er seinen Rosenkranz. „Ich befand mich eines Tages", erzählt ein Missionär, „mit ihm im Auto. Da sah er am Weg einen jungen Mann, der ein krankes Kind an seinem Hals trug. Lo >Pa Hong ließ den Wagen halten, stieg aus und trat naher... Das Kind war am Stetben. Da zog er das Gefäß mit Taufwaffer heraus, das er stets bei sich trug, und spendete dem Kind das Sakrament der Wiedergeburt, um dann seinen Weg fortzusetzen...“ Wie vielen seiner Mitbürger mag Lo Pa Hong so den Himmel erschlossen haben? — Niemand weiß es, als Gott allein. Auch in den Gefängnissen, wo er die zum Tod Verurteilten taufte, war er eine bekannte Persönlichkeit. Nicht selten erhielt er den telephonischen Anruf eines seiner Vertrauten, der ihm gestand: „Der und der ist schlimm daran: wir haben alles versucht, ihn gu bekehren, aber ohne Erfolg. Komm schnell!" Und Do Pa Hong kam und siegte auch über die verstockteisten 'Seelen. Als einmal alle seine Überredungskunst versagte, kniete er sich in eine Ecke des Zimmers, wo der Stechende lag, um seinen Rosenkranz zu beten... Als er zu Ende war, war auch die Widerstandskraft des anderen gebrochen, er konnte getauft wechen. Er nannte sich selbst gern den „Kuli des hl. Joseph", und tatsächlich hatte er unbegrenztes Vertrauen auf seinen Namenspatron, vor allem da, wo alle menschlichen Mittel versagten. Sein Vertrauen wurde nie getäuscht. Auf die eine oder andere Weise glückte das, was er seinem Heiligen anvertraute. Schmerzlich empfinden vor allem die Missionen und Missionare seinen vorzeitigen Tod. Auf den Schiffen seiner Gesellschaft, den schönsten und modernsten der chinesischen Handelsmarine, hatten die Missionäre stets freie Fahrt und alle Bequemlichkeit zur Feier der heiligen Messe. Seine Stellung hatte ihm bis in die hohen politischen und Regierungskreise hinein Freunde verschafft. So zählte der Finanzminister Kung zu seinen engsten Freunden. Er benutzte diese Verbindungen zugunsten seiner Werke, um der Gerechtigkeit zum Sieg und den Missionären und Katholiken aufzuhelfen. 1938 erzielte er so vom christlichen General Feng J" Shiang die Freilassung eines Scheut-velder Missionärs, der schon seit zwei Jahren unter der falschen Anklage der Spionage gefangengehalten war. 1980'—1931 führte er die vom Apostolischen Delegaten angeknüpften Verhandlungen zwecks Anerkennung des Besitzrechtes für die Missionen zu einem guten Ende. Durch offizielles Schreiben des Auswärtigen Amtes wurde dieses Recht zugestanden, 1938 aber durch den Exekutiv-Juan in ein ewiges Mietvertragsrecht erweitert. Immer an der Spitze des Hilfskomitees für die vom 'Unglück Betroffenen, gab er von dem Seinen, forderte andere, die in der Lage waren, zur Hilfe auf, stets gab er ein leuchtendes Beispiel wahrer Karitas, jener christlichen Karitas, die nicht nach dem Namen des Armen fragt, sondern nur darnach, ob es ein Elend zu lindern, eine Träne zu trocknen, einen Schmerz zu stillen gibt. Seit 1934 war dieser große Laienapostel Chinas ständiges Mitglied der internationalen Eucharistifchen Kongresse. Nachdem er schon 1924 dem Kongreß von Chikago beigewohnt, gehörte er 1937 zur Begleitung des Kardinallegaten auf dem Eucharistischen Kongreß -von Manila. Der Tod trat rasch an ihn heran, aber er fand ihn nicht unvorbereitet. War er doch gerade bei der Arbeit, die Wunden zu heilen oder auch zu lindern, die der japanisch-chinesische Konflikt ge- Lo Pa Hong, der berühmte chinesische Laien-a-postel, ermordet. Am 30. Dezember 1937 wurde Lo Pa Hong, der Präsident der chinesischen Katholischen Aktion, von Fanatikern ermordet. (Fides-Foto.) schlagen. Schwer genug trug er an dem ent- Opfer blinden Hasses. Aber er lebt fort, wie die setzlichen Unheil, das über seine Werke herein- Gerechten nach dem Wort des Buches der Weisbrach, die teils ganz zerstört, teils mitgenom- heit fortleben in ihrem Beispiel, in ihren Werken, men, teils lahmgelegt wurden. Er stavb als Msgr. L. Acquistapace Witzes). Mota Saheb.* Von Erlebnis zu Erlebnis im Wunderland Indien. Von Johann Baptist Müller, 8.4. (Fortsetzung.) Nachdem der Dhobie die schmutzige Wüsche in Empfang genommen hat, bindet er sie in ein großes Laten, schwingt dasselbe auf seinen Statten und zieht gekrümmt von dannen. Hat er die Wäsche von mehreren Kunden abzuholen, so bedient er sich eines Esels, der dann, mit zwei schweren, vollgepfropften Laken beladen, bedächtig vor ihm herschreitet. Nun geht's zum Dhobie-Taläo oder Wäscherteich. Dieser ist eine breite und tiefe Zisterne, deren Einfassungsmauer eineinhalb Nieter in der Runde emporragt. Um diese Mauer herum liegen große Granitplatten. Diese sind die einfachen, billigen und unzerstörbaren Waschmaschinen der Dhobies. Das Wasser der Zisterne ist Regenwasser, das sich während der dreimonatigen Regenzeit darin gesammelt hat und für die neun Monate der heißen Jahreszeit ausreichen muß. Daß dieses Wasser, je länger es steht, nicht reiner," wohl aber unreiner wird, leuchtet ein. Und was fällt da nicht alles hinein! Einmal sah ich- in einer etwa 30 Meter breiten Zisterne zwei aufgetriebene Leichen von Selbstmördern schwimmen. Daraus macht sich aber der Hindu nichts. Trotzdem benützt er das Wasser zum Trinken, Kochen und Waschen. An einer Leine läßt der Dhobie einen Eimer in die Zisterne, läßt ihn sich füllen, zieht ihn dann hoch und gießt ihn in die Waschbütte. Sobald diese genug Wasser enthält, bereitet der Dhobie die Lauge, legt die schmutzige Wäsche hinein und läßt sie so einige Stunden stehen. So, nun kann die Henkerarbeit beginnen. Denn ein wahrer Henker und Verderber ist der Dhobie allen Wäschestücken, die er bearbeitet. Jedoch, das müssen wir ihm lassen, den einen guten Willen hat er: den Schmutz, der in der Wäsche steckt, so gründlich und unbarmherzig wie nur möglich herauszutreiben. Mit dem ihm eigenen grimmigen Ernst legt der Dhobie außer dem Turban und dem Beinkleid alles ab. schürzt das letztere so hoch die Oberschenkel hinaus, als es geht, nimmt ein Stück Wäsche aus der Lauge, taucht es ein paar Mal in der Bütte auf und ab, Packt es an einem Ende mit beiden Händen fest, schwingt es hoch über seinem Haupte und schlägt es dann eine Zeitlang mit grimmiger Wut auf eine der Steinplatten vor ihm. * Der Abdruck erfolgt mit Zustimmung des Berlages Herder & Ca. in Freiburg (Breisgau), Baden. Hui, wie das zischt, wie das klatscht, wie das spritzt! Unter diesen zerschmetternden Schlägen kann ja nichts hell bleiben. Da Iö|t sich das Gewebe, da öffnen sich die blähte, da zerfransen die Säume, ■ da spritzen die Knöpfe aus Perlmutter, Knochen oder Horn in tausend Stückchen davon, da dehnen sich die Knopflöcher zu breiten Mäulern, und Risse in allen Formeil zeigen sich, wo vorher keine waren. — Arme Wäsche, wie kann man dich so behandeln! Der Dhobie bleibt aber in seiner Zerstörungsarbeit auf halbem Wege nicht stehen. Was schon beim wütigen Hämmern auf den Stein so viel gelitten hatte, verliert noch mehr an Form und Festigkeit beim Auswringen; denn auch dieses Geschäft verrichtet der Dhobie mit aller ihm möglichen Kraft und grimmigem Ernst, wie dies sein verzogenes Gesicht und seine zusammengepreßten Zähne bekunden. Da ist ihm jedes Stück gleichsam ein altes Huhn, dem er mit tödlichem Griff den Hals umdreht. Zeigen sich nun schließlich die Schäden, die er der Wäsche verursacht hat. so weiß er sie höchst geschickt mit viel Stärke zu verkleistern und mit seinem Bügeleisen so fein zu glätten, daß man beim ersten Blick kaum etwas merkt. Darin gleicht der Dhobie den Termiten, die ihr Zerstörungswerk ja auch so gut zu verdecken wissen. Ist es einmal der Wäsche ganz merklich übel ergangen, so hiitet sich der gerissene Dhobie wohlweislich, dieselbe persönlich zurückzubringen. denn er weiß, was er von seiten des Saheb zu erwarten hat. Er schickt deshalb einen seiner Gehilfen, der sich leicht damit entschuldigen kann, er habe nichts damit zu tun gehabt. Erst nach ein oder zwei Wochen wagt es der Dhobie, wieder selber zu erscheinen, weil er damit rechnet, daß sich bis dahin der Sturm im Busen des Saheb gelegt hat. Das trifft auch wohl meistens zu. Die Zeit heilt ja alles. Mit der Zeit erlöschen auch Vulkane! Es ist aber gut, daß die Herrschaften nichts davon wissen, was der leidige Dhobie hinter ihrem Rücken noch alles mit ihrer Wäsche treibt, sonst kämen sie aus dem Arger gar nicht heraus. Wer sollte auch vermuten, daß in dem anscheinend biederen Wäscher auch ein ganz gewiegter Geschäftsmann steckt? Derselbe will nicht nur den Schmutz, sondern auch den höchstmöglichen Profit aus der Wäsche berans-s-gf-'-'-'n Nicht -nfri"Non mit dem üblichen Waschlohn, geht der Dhobie auch darauf aus, RotkreuZ-Vonzen. Buddhistische Bonzen unter der Flagge des Roten Kreuzes in den Straßen Schanghais. In verschiedenen Gegenden Chinas haben sich die Bonzen in den Dienst des Roten Kreuzes gestellt, um den Verwundeten die erste Hilfe zu bringen. lFides-Foto.) noch nebenher mit den gewaschenen und gebügelten Kleidungsstücken seiner besseren Kunden gute Geschäfte zu machen. Gar nicht so übel! wird man denken. Wirklich nicht. Dies Unternehmen kommt vielen Bedürftigen angenehm entgegen und bringt dem Dhobie vieles ein. Denn auch in Indien werden Feste gefeiert, zu denen man eingeladen wird und an denen man teilnehmen möchte. Man will aber in tadellosem Anzug erscheinen, denn Kleider machen Leute. Kann man sich aber keine feinen Kleider leisten, so geht man zum Dhobie. Der hat ja reichen Vorrat an allem, was man braucht. Der ist hier der „wahre Jakob", einem aus der Verlegenheit zu helfen und einen in flotten Wichs zu stecken, mit dem man imponieren kann. Da ist zum Beispiel ein goanesifcher Koch, Mr. de Gama, der einer Streichorchesterbande angehört, worin er die erste Geige spielt. Diese Bande soll bei einer Parsi-Hochzeit spielen. Da nun Mr. de Gama als erster Violinist eine besonders hervorragende Nummer im Orchester ist, muß er auch in entsprechend schneidigem Anzug erscheinen. Seine Garderobe läßt ihn aber vollständig im Stich. Und seine Börse erlaubt ihm auch nicht, besonderen Staat zu machen. Was soll er tun? Er braucht sich gar keine Sorge zu machen. Der fixe Herren-Dhobie Ramtschand wird ibn für zwei Rnvien fein und billig für die Gelegenheit kleiden. .Ln dem geht er hin. Der mißt ihn mit Kennerblick von oben bis unten. Er schmunzelt zufrieden. „Dir kann ich diesmal prächtig dienen, Sabeb: heute sollst du einmal glänzen wie vielleicht noch nie in deinem Leben!" — Und — hast du nicht gesehen — im Nu hat er alles zusammen: eine fein gebügelte weiße Hose, eine weiße Weste, eine tadellose schwarze Jacke, ein blendendes Vorhemd, einen vor- nehmen Herrenkragen mit schwarzseidenem Schlips und ein paar weiße Kavalierhandschuhe. Air. de Gama ist überglücklich. Alles sitzt ihm ivie angegossen. Er kennt sich selber nicht wieder. Wie selbstbewußt und überlegen kann er jetzt auftreten und die feinsten Herren vor die Schranken fordern! Und das alles für nur zwei Rupteu! Was ist doch das Dhobie-Leihgeschäft ein herrliches Institut! Die Spekulation des Dhobie geht aber noch weiter. Er baut auch vor für die Zukunft, nicht nur für sich, sondern auch für den Dirzie (sprich börste, d. h. Schneider) und den Boy seiner Kunden. Mit diesen beiden Persönlichkeiten steht er im Bunde. Je mehr er zerschlägt, desto mehr Arbeit bekommt der Schneider. den sich die Herrschaften ins Haus bestellen, um für sie zu flicken und auch neue Sachen zu machen. Dieser hinwiederum säumt die arg zerfransten Hosenbeine und Rockärmel so weit zurück, daß sie für ihre früheren Träger bald zu kurz wevden und dann dem Boy als Geschenk zufallen. Dieser aber ist darauf bedacht, dem Dhobie möglichst viele Waschstücke zum Waschen zuzuschieben, damit er mehr verdient, und gibt ihm manches noch rein oder halbrein mit. So arbeitet einer dem andern in die Hände, und alle drei stehen sich sehr gut dabei. Nur einer hat das Nachsehen, und das ist — der Saheb. Glücklicherweise hatte ich mit meinem Dhobie niemals unliebsame Erlebnisse. Ich !gab ■ ihm nämlich persönlich die schmutzige Wäsche ab. Und mit meinen weißen Soutanen. meinen todten Hosen nnd den andern ärmlichen Stücken konnte er keine Geschäfte machen. Das hätte er auch sowieso aus Ehrfurcht nicht getan. Ja er brachte mir noch manches, was mir nicht gehörte. Einmal sogar eine BltUe. Als ich ihm diese vorhielt, mußte er selber lachen. Man denke sich den Mota 'Saheb in einer — Bluse! 12. Der gerissene Milchmann. Der Mann, der im indischen Menschenleben eine besonders wichtige Nolle spielt, ist der Dudwalla oder Milchmann (Dud heißt Milch, und Walla bedeutet Btann oder Kerl). 9Jtit dem macht jeder Hausvater in Indien seine besonderen Erfahrungen, und von ihm wissen alle genua zu erzählen. Zwar spricht man von der „Milch der frommen Denkart" '(Schiller in „Dell"). Aber wenn man an die indische Milch denkt und an inert „Kerl" dazu, der sie einem liefert, dann wird die Denkart schon eher alles andere als fromm. Denn der ist schuld daran, daß man sie kaum jemals so bekommt, wie sie sein soll und wie man sie wünscht: gute, unverfälschte Milch, frisch von der Kuh. Und doch ist man, um überhaupt Milch zu bekommen, ganz unit gar auf den Milchmann angewiesen, dessen Beruf es ja ist, sich Kühe zu halten und Len andern, die keine Kühe haben, Milch zu liefern und dabei gute Geschäfte zu machen. Letzteres versteht er nur allzu gut, und es gelingt ihm nur allzu leicht. Man kann ihn ja gar nicht entbehren. Dud, dieses kostbare Nährmittel, wollen ja alle haben. Dud will der Erwachsene und nach Dud schreit das Kind. Dud will man morgens zum Kaffee und Haferbrei und- nachmittags zum Tee. Dud braucht der Koch für Milchspeisen und Puddings. Dud, gute Düd, muß man auch haben, um sich Butter zu machen. — Wer sieht da nicht ein, wie wichtig für jeden' Haushalt auch in Indien ber Milchmann ist? Bon dieser seiner Bedeutung mb Unentbehrlichkeit ist der Dudwalla auch voll überzeugt. Das bekundet schon sein Gang und fein ganzes Auftreten. Wie gravitätisch und selbstbewußt schreitet er hinter seiner Kuh drein! Und selbst diese scheint nach ihrem gemessenen Schritt eine Ahnung von ihrer Wichtigkeit zu haben. Gewöhnlich trägt der Dudwalla eine Pyramide von Messingtöpfen voll Milch auf dem Kopfe, von denen ber obere immer kleiner ist als der zunächst untere. Kerzengrad geht er einher und so sicher steht die Topf-pyramide auf seinem Haupte, als ob sie mit ihm verwachsen wäre. 'So verschieben die Töpfe an Größe sind, so verschieben ist auch die Qualität der Milch, die sie enthalten, ü. h. der Grad der Verwässerung. Diese Töpfe bringt er zu seinen weniger bedeutenden Kunden, die es nicht so genau nehmen und froh sind, daß sie üherhaupt etwas bekommen. Die Kuh hingegen fiihrt er mit sich zu besseren Leuten, die mehr kaufen und darauf bestehen, daß er in ihrer Gegenwart ihren Bedarf an Milch, melkt. Bringt der Düdwalla einem die Milch ins Haus — und das tut er immer bei neuen Kunden —, dann kann man sicher sein: daß es mit der Milch nicht stimmt. Ich mußte im Anfang «auch diese Erfahrung machen. Schon das erste halbe Seer (— halbes Liter) Milch, das er brachte, nwr aus lallend dünn und bläulich, vtach genauer Prüfung enthielt sie gut 25 Prozent^Wasier. i;ch sagte nichts. — Am folgenden Tag war sie nutzt besser. Da hielt ich ihn aber sest und fragte ihn: „Hältst du mich wohl für so dumm, daß ich nicht sehe, wie stark die Milch verwässert ist und was du für ein Betrüger bist?" „O Saheb, du tust mir unrecht, die Milch ist rein. Dir gebe ich nur gute Milch, extra gute. Wie sollte ich es wagen, dem Paüre-Saheb schlechte Milch' zu geben?" „So? Das ist ja sehr schön von dir. Nun soll dir aber dieses feine Instrument hier, der Milchprüfer, zeigen, wie dick du lügen kannst. Schau mal her! Siehst du nicht, wie ehrlich das Ding angibt, wie unehrlich du gewesen bist? Ein Viertel der Milch ist Wasser. Was sagst du dazu?" Er schaute den Milchprüfer verdächtig an, und, ben Kopf schüttelnd, sagte er etwas betroffen: „Weiß der Teufel, was die Europäer alles erfinden! Was weiß denn das dumme Ding da von der Milch?" „Ja, das leidige Ding, nicht wahr? Wenn du ehrlich wärest, müßtest du eingestehen, daß bir das Ding genau nachgewiesen hat, wieviel Wasser du in die Milch getan hast." „Du mußt es wissen, Saheb", meinte er, klein beigebend', „es kann ja sein, daß die Kuh zu viel Wasser getrunken hat." „Nein, mein Lieber, nicht die Kuh, sondern du hast die Milch verwässert. Morgen bringst du mir ordentliche Milch, sonst geht's dir schlecht, verstanden?" „Dein 'Sklave wird sein Bestes tun, Saheb." Nun war ich gespannt, was für Milch er am folgenden Morgen liefern würde. Ob er mich wohl auf eine andere Weise betrügen werde? Denn betrügen muß der Hindu, solange es geht. Abwarten! Früh morgens stellt sich mein gerissener Dudwalla ein. Mit kühn-fröhlicher Festigkeit und Zuversicht präsentiert er seine Milch und gießt sie dem Koch in die Kanne. Dabei schien er sich im heiteren Gedanken zu wiegen: „Diesmal wird dem Saheb sein Ding nichts nützen; es wird mir keine Verwässerung nachweisen können und' den neuen Trick mal garnicht. Und die Milch fließt so schön tiefweiß." Aber diese schelmiiche Dudwalla-Freude sollte nicht lange dauern. Gerade die eigentümlich Weiße Farbe dieser Milch erregte meinen begründeten Berd>acht. Ich tauchte ein blankes Messer in die Milch. Nachdem ich dasselbe herausgezogen und es hatte abtropfen lassen, blieben auf der Fläche viele kleine, feste Pünktchen zurück. Einige ließen sich zerdrücken, andere nicht. Dem Dudwalla wurde es ungemütlich. Er sah seinen neuen Betrug wiederum entdeckt. „Siehst dil diese Pünktchen hier, Dudwalla", sagte ich ihm, „woher kommen denn die? Solche bleiben doch bei guter Milch nicht zurück. Wenn du unbedingt betrügen willst,, so mußt du es so machen, daß man es gar nicht merkt. Das könnt ihr Dudümllas aber nicht, denn dafür seid ihr biet zu dumm. So bist du also wieder hereingefallen; denn diese Pünktchen beweisen klar, daß du diesmal die Milch nicht mit /gewöhnlichem Wasser, sondern mit Kalkwasser vermischt hast. Schämst du dich nicht vor dir selber, so unverschämt und so plump zu betrügen?" „O Saheb", winselte ausweichend der Schuldbewußte, „dein Sklave hat dir heute besonders fette Milch gebracht von meiner besten frischmelkenden Kuh. Laß dich durch die Pünktchen doch nicht beirren, denn das sind käsige Fettklümpchen, die zeigen, wie fett die Milch ist." „So? Du willst noch weiter lügen? Es scheint, dein Verstand ist arg käsig geworden, mein armer Gauli (Kuhbesitzers. Aber deine schönsten Lügen retten dich nicht. Woher denn die harten, sandigen Pünktchen? Sand ist doch kein Fett! Jetzt soll deine Kalkmischung ganz offenbar werden." Ich rief meinem Koch: „Bastian, hol mir schnell einen heißen Ring vom Herd!" — Ich tröpfelte etwas von der Milch auf den Ring, daß es dampfend zischte, und sobald die Tropfen verdunstet waren, blieb ein dünnes, weißes Krüstchen auf dem Ring zuriick. Ich rieb mit dem Finger darüber, der sich weiß färbte, und zeigte ihn dem Gauli mit der Frage: „Ist diese Farbe Käse oder Kalk?" Wie geknickt stand der Betrüger da und stöhnte nur: „Ozean des Erbarmens, sei mir nicht hart! Ich bin ein armer Mann." „Gut", sagte ich, „du weißt, ich könnte dich der Polizei übergeben: jedoch es soll dir nichts geschehen. Aber ich will mit dir Betrüger nichts mehr zu tun haben. Und du, Bastian, gieße die Kalkmilch auf den Kehrichthaufen aus, wie sie es verdient." Mit einem tiefen Salaam machte sich der Dudwalla aus dem Staube, sichtlich froh, daß die Sache kein schlimmeres Ende für ihn genommen. Von da an bekam ich/ durch Vermittlung des Polizeiinspektors, meines Freundes, von dessen Dudwalla dieselbe Qualität Milch geliefert, die auch er erhielt. Diese war immer gut und unverfälscht, denn der Milchkerl wagte es nicht, dem gestrengen Herrn Inspektor Anlaß zur geringsten Unzufriedenheit zu geben. Wo aber die Dudwallas nichts Besonderes zu fürchten haben, treiben sie auf alle erdenkliche Weise den tollsten Betrug mit ihren Kunden, solange es geht, selbst dann, wenn man sie unter eigenen Augen melken läßt. So ertappte eines Morgens einer unserer Brüder am St.-Marien-Kolleg in Bombah den Dudwalla, der in seiner Gegenwart vor der Küche die Kühe melkte, bei einer raffinierten Betrügerei. Der aufmerksame Bruder bemerkte nämlich, wie der Dudwalla beim Melken den linken Oberarm immer etwas hob und an die Rippen drückte. Sofort griff er fest zu und untersuchte den Arm. Und was fand er zu seiner Überraschung? Einen mit Wasser gefüllten Beutel in der Achselhöhle des Betrügers, der mit einer Kordel an der Schulter befestigt war, und ein Gummischlauchlein int Rockärmöl, durch welches das Wasser bei jedem Druck des Oberarmes aus dem Beutel in seine mit Melken beschäftigte Hand und in den Milchtopf floß. Wahrhastig, eine großartige Schwindelmethode! Der Bruder mußte selber darüber lachen. Dem Dudwalla aber war es nicht zum Lachen, denn statt des erhofften Gewinnes erntete er nur Schande und Schaden. Glückselig also der Mann in Indien, der einen ehrlichen Milchkerl gefunden, denn ihm bleibt viel Ärger erspart, und er ist sicher, für sein gutes Geld auch gute Milch zu erhalten. Sie stehen auf den 'Straßen Schanghais um Reis an. Chinesische Flüchtlinge haben, um ihr Leben bangend, vor allem in der Internationalen Niederlassung Schanghais Zuflucht gesucht. Öffentliche und private Einrichtungen und Personen wetteifern miteinander, gleichviel ob Katholiken, Protestanten oder Buddhisten, um das Los dieser Unglücklichen zu erleichtern. Schanghai, oft eine Stätte ausgelassenen Vergnügens, ist jetzt Schauplatz unsäglichen Elends, ein ungeheures Hospital geworden. (Fides-Foto.) 13. Ein lieber Besuch. Nicht nur Kleider und Wäsche müssen von Zeit zu Zeit gereinigt^ sondern auch das Antlitz des Saheb mutz öfters erneuert werden. Dies besorgt der Barbier oder Hujjam. Das muß mit allem Nachdruck betont werden. Es wäre höchst ungeziemend und ein frevelhafter Verstoß gegen die heilige, unabänderliche indische Gesellschaftsordnung, wenn ein Saheb sich selber rasieren wollte. Dadurch würde er tief in den Augen der Inder sinken. Ist denn nicht alles in Indien heiligen Gesetzen unterworfen, auch der Bart? Und haben nicht die Götter für alle Werke eigene Hände bestimmt, auch fürs Scheren und Rasieren? Wer wollte es da wagen, unbefugt Hand an den eigenen Bart zu legen und sich dadurch an den heiligsten Rechten einer ehrbaren Kaste zu vergreifen und dem Barbier und sein m Kindern grausam das Brot aus dem Munde zu nehmen? Kein Inder denkt deshalb auch nur im Traume daran, sich selber zu rasieren. So ist in ganz Indien die Gesichts- und Kopspflege die unbestrittene Domäne des Hujjam. Keiner versteht sich auch so gut aufs Scheren und Rasieren wie er. Schere und Rasiermesser scheinen mit ihm geboren zu sein. So sicher, spielend und gewandt weiß er sie zu handhaben. So sicher, wie ein Huhn auch bei geschlossenen Augen mit seinen Zehen scharrt. Es dürfte kaum einen europäischen Friseur geben, der ihm an Geschicklichkeit gleichkommt. Wie oft war ich in banger Besorgnis, mein Barbier würde sich schneiden, wenn er mit blitzartiger Geschwindigkeit mit seinem Rasiermesser über die Innenfläche seiner linken Hand hin und her fummelte. Aber keine Gefahr. Eher kratzt sich ein Affe mit dem Schwanz, als daß der Hujšam sich schneidet. Diese Fixigkeit in Ausübung seines Handwerks scheint sich seinem ganzen Wesen und Auftreten mitgeteilt zu haben. So flink und selbstbewußt schreitet er einher und kommt ohne anzuklopfen ungeniert ins Zimmer hinein. Schon von weitem kann man den Hujjam erkennen und ihn von allen Hindus unterscheiden. Meist ist er ein hagerer, knochiger Mann mit ernstem Antlitz und wichtiger Miene. Sein Haupt überschattet bis tief über den Nacken und hoch über die Stirne hinaus ein ungewöhnlich wulstiger roter Turban von ovaler Form. Auf seiner Nase sitzt, ziemlich weit nach vorn geschoben, die berufsmäßige altmodische Brille, über die weisbeitsinnig ein paar dunkle Augen hinblitzen. Sein langer, weißer Oberrock schließt sich eng an Len Oberkörper an. während er von der Magengegend an über einen enormen Wulsi wie über einen gefüllten „Continental"-Gummi-reifen biminterflattert. Hat der Hujjam etwa die Wassersucht? Das wohl nicht, denn die kennt er nicht. Aber an seinem Gürtel hängen vorn herum und an den Seiten eine Reihe von Ledertaschen, gespickt mit Rasiermessern, Scheren, Kämmen, Haarzangen, Seife, Pinseln, Bürsten und allen möglichen Jnprumen-ten. Denn der Hutzam i,r nicht nur Rasierer, sondern auch Spezialist für Ohren- und Nasenbehandlung. Der Hujgam hat keinen eigenen Frisiersalon. Er geht zu seinen Kunden hin, und wo immer sich einer frisieren lassen will, ist er gleich dazu bereit. Die Eingeborenen bedient er gewöhnlich im Freien, vor oder hinter der Wohnung. Dabei hockt er sich vor seinen Kunden, der auf dem Boden sitzt und sich mit Wohlbehagen seiner Kunst überläßt. Mit ganz besonderem Vergnügen geht der Hujjam zu den Europäern: denn je mehr weiße Sahebs er zu bedienen hat, desto höher steht er in der Achtung seiner Landsleute. Ohne besondere Zeremonien kommt er gleich, nachdem er die Sandalen tier der Türe abgelegt hat, ins Zimmer hinein, und mit einem kurzen, kaum vernehmbaren Gruß: „Morgen, Saheb!" begibt er sich gleich ans Werk. Liegt der Saheb noch im Bett, so wird er dort rasiert. Hat der Briefträger noch nicht die Zeitung gebracht, so kann man doch die Haupt-Lokal-nachrichten vom Barbier erfahren, denn er ist gut unterrichtet und gilt als der zuverlässigste Lokalanzeiger. Was er nicht weiß, hat keine Bedeutung. Gewöhnlich verfügt der Hujjam über ein paar Brocken Englisch und sucht sie mit Hochgefühl an den Mann zu bringen. Erst jedoch hüllt er sich in geheimnisvolles Schweigen, wetzt sein Messer und schlägt Schaum. Beim Einseifen muß man ihn zum Reden reizen. Daraus scheint er auch zu warten. „Nun, Hassan", fragte ich meinen bejahrten Hujjam, „was gibt's Neues?" „Nix Sondcres, Saheb." — Nach längerer Pause: „Radscha von Dschaipur durchgefah- „Was du sagst!" „Heut früh kommen, Saheb. — Mit Pan-jab-Expreß. — Viel Volk bei Bahn." „Hast du ihn nicht gesehen? Du hättest ihn rasieren können und hättest einen guten Bak-fchifch bekommen." „Radscha nicht wird rasiert, Saheb. Ihm ist Bart. Radscha seiend Radschput (adelige Kriegerkaste). muß fein mit Bart. Wo nix Bart — Weib: wo gut Bart — herrlich — Mann!" Eine kleine Pause. — Andere Neuigkeit. „Weißt du, Sabeb? — Nein, nicht weiß? Ich gut wissend. Keinem nix sagen, Saheb!" „Was ist's denn, Hassan? Heraus damit!" „Ja, Saheb, wirst sehen. Bize-Stationsvor-steher versetzt. Gangen nach Jtärsi (= eine weiter nach Norden gelegene Station)." „Wie kommt denn das, Hassan?" ,O> Saheb, Hassan viel wissend. — Nix alles sagen." „Kannst mir ruhig alles sagen, Hassan. Nur heraus damit!" (Fortsetzung folgt.)