Wahlspruch i Was mir begehren von der Zukunft Renten* Das; Brot und Arbeit uns gerüstet stehen, Datz unsere Kinder in der Schule lernen, Und unsere Greise nicht mehr betteln gehen. V. Herwegh. 1 mm Televljon Nr. 2323.. Set Echeckkonto 38.418. isenbahner Zentralorgan des Oesterreichischen Eisenbahn-Personales. RedaMon: Wien V/i, zentagaffe Nr. 5. ar«daktlon»fchluß: Zwei Tage vor dem Erscheine» des Blatte». Sprechstunden sind jeden Tag mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage von 10 Uhr vormittags bis Va4 Uhr nachmittags. Jnsertionspreis: Die zweimal gespaltene Ronpareillezeile oder deren Kaum 40 Heller. Bei Iahresaustrag Rabatt. Abonnements-Bedingungen: Halbjährlich...............................Kr. 288 Ganzjährlich .............................. „ 5-76 Für das Deutsche Reich ganzjährlich Mk. 6'—. Für das übrige Ausland ganzjährlich 9 Franken. Erscheint jeden !♦, 10. und 20. im Monat. Nr. 33. ien, den 20. November 1911. 19. Salta. Weiter hungern! Eine absolutistische Rede des Ministerpräsidenten. Zur Zeit als in Oesterreich der Kampf um die , Wahlreform tobte, kannte man einen „Grafen Pfui!", ! eine Bezeichnung, die sich ein Abgeordneter durch seine ausgesprochene Gegnerschaft gegen das allgemeine Wahlrecht erworben hatte. Es war dies der Abgeordnete des verfassungstreuen Großgrundbesitzes Graf S t ü r g k H. Dieser Graf Stürgkh und wahlreformfeindliche Abgeordnete von damals ist heute österreichischer Ministerpräsident. Als er das hohe Amt, das man hierzulande nicht durch besondere Weisheit, sondern durch das besondere Vertrauen der Krone erwirbt, vor etwa 14 Tagen übernahm, da sprachen wir an dieser Stelle davon, daß es die offenbare Aufgabe des Grafen Stürgkh sei, eine Art Bereitschaftsdienst zu halten, um wenn das Parlament nicht gehorsam den Willen der Regierung vollziehe, wieder einmal ein wenig absolut mit dem § 14 zu regieren. Nun hat Graf Stürgkh am verflossenen Dienstag im Parlament eine Rede gehalten, die diesen Eindruck in jeder Richtung verstärkt. Zur Debatte standen nämlich zwei Anträge des Teuerungsausschusses, und zwar der Antrag Doktor Renner, welcher lautet: „Es wird festgestellt, daß die Bewilligung der Einfuhr von Fleisch und tierischen Rohstoffen aus solchen Staaten, aus welchen die Einfuhr solcher Artikel mit veterinärpolizeilichen Gefahren nicht verbunden ist, an die Zustimmung oder auch nur an eine gleichartige Vorgangsweise Ungarns im Sinne des § 12 des Zoll- und Handelvertrages mit Ungarn nicht gebunden ist und daher ausschließlich in die Kompetenz der österreichischen Regierung fällt. Da die Einfuhr des Artikels ,Argentinisches Fleisch in gefrorenem Zustand* nach den Erfahrungen Englands, Italiens und der Schweiz nnd nach den bei uns selbst bei den bisherigen Einfuhren gemachten Erfahrungen anerkanntermaßen mit veterinärpolizeilichen Gefahren absolut nicht verbunden ist, da die Unbedenklichkeit dieses Artikels selbst von der ungarischen Regierung dadurch zugegeben ist, da die Unbedenklichkeit dieses Artikels von uns keinerlei Veterinärmaßregeln, sondern Kompensationen auf ganz abgelegenen Gebieten fordert, ist erwiesen und zugestanden, daß die gesetzlichen Voraussetzungen des § 12 nicht gegeben und eine Verpflichtung, mit Ungarn zu verhandeln, nicht begründet ist." Unsere Regierung hat demnach völlig freie Hand und daher beschließt das Abgeordnerknhaus angesichts der Fleischnot: „Die Regierung wird aufgefordert, Verhandlungen mit Serbien über Abschließung eines Handelsvertrages einzuleiten, und zwar in dem Sinn, daß gegen angemessene Zugeständnisse Serbiens an die österreichische Industrie die Einfuhr von Lebendvieh und Fleisch aus Serbien ohne Beschränkung gestattet wird." Weiters ein Antrag des Abgeordneten Doktor Jerzabek: „Die k. k. Regierung wird aufgefordert, die Einfuhr des argentinischen Fleisches in gefühltem Zustand sofort zu bewilligen, nachdem Ungarn kein vertragsmäßiges Recht auf Einspruch geltend zu machen in der Lage ist, weiters neben voller Ausnutzung des bereits geltenden Kontingents für Fleisch aus den Balkanstaaten eine Erhöhung des letzteren zu erwirken. Hierbei sind mit Rücksicht auf die Seuchengefahr die veterinärpolizeilichen Maßregeln strenge einzuhalten." Der erste Antrag des Mgsordneten Dr. Renner war Bereits von der bürgerlichen Mehrheit des Teuerungsausschusses abgelehnt worden, weil es Herr Gautsch unter Berufung auf den Berühmten Ge-heinivcrtrag, den Dr. Weiskirchner mit Ungarn abgeschlossen hatte, so verlangt hatte, und lag nun als Minoritätsvotum dem Plenum des Hauses in folgender Fassung vor: „Die Regierung wird aufgefordert, ohne weitere Verhandlungen mit Ungarn jedes Ansuchen um Zulassung der Einfuhr überseeischen Fleisches zu bewilligen und die Einfuhrsbewilligung weder der Zeit noch der Menge nach zu begrenzen." In der Debatte hierüber trat nun der Ministerpräsident Graf Stürgkh vollinhaltlich der Rechtsauffassung seines Amtsvorgängers bei, die bekanntlich darin gipfelt, daß zwischen der österreichischen und ungarischen Regierung ein rechtsverbindlicher Vertrag bestehe, wonach überseeisches Fleisch ohne ausdrückliche Zustimmung Ungarns nicht eingeführt werden dürfe. Und Graf Stürgkh tat dies in einer die Würde des Parlaments verletzenden Form, die einfach alle konstitutionellen Begriffe über den Haufen wirft/ „Die Regierung", so sagte der Ministerpräsident, „vermöchte eine grundsätzliche Aenderung der bisher konsequent eingehaltenen Rechtsauffassung nicht eintretenzu lassen, und wäre demgemäß zu ihrem lebhaftesten Bedauern außer st and e, einem etwa darauf abzielenden Beschluß Folge zu leisten." Man muß diesen Passus der ministeriellen Rede mehrmals lesen, um die tiefgrünbliche Mißachtung aller konstitutionellen Grundsätze zu erfassen, die sich darin ausdrückt. Mit kühler Ueberlegung sagt es Graf Stürgkh, daß er irgendwelcher Beschlußfassung des Reichsrates, der an der bisherigen Rechtsauffassung etwas ändern möchte, nicht beitreten könne, daß ihm also der Wille der ungarischen Regierung höher steht als ein legaler Beschluß des zur Mitwirkung an der Regierung berufenen Reichsrates. Es liegt ein verwegener Zynismus darin, dem Parlament in wohlbedachter Absicht zu sagen, daß es der Regierung gar nicht einfalle, das zu tun, was das Parlament beschließen werde, wenn dieser Beschluß anders aussallcu sollte, als es der Berühmten Rechtsauffassung der Regierung entspricht. Und so sagt Gras Stürgkh kurz vor der Abstimmung über die Frage, ob die konsumierende Bevölkerung Oesterreichs in der Zeit der schärfsten Teuerung ausländisches Fleisch ohne die Zustimmung der ungarischen Schweinegrafen bekommen soll, dem Abgeordnetenhaus mit ruhiger Gelassenheit: Gebt euch keine Mühe, ein Beschluß hätte gar keinen Zweck, denn der Regierung fällt es gar nicht ein, ihn einzuhalten oder sich irgendwie darnach zu richten. Wer so von jener Stelle aus redet, auf der Graf Stürgkh steht, der treibt ein frevelhaftes aufreizendes Spiel. Fast keine Woche vergeht, in der nicht die Teuerung neuerliche Fortschritte macht, und die Spalten aller Blätter sind voll von Elendsschilderungen über Hunger und Obdachlosigkeit, die in ihren Folgewirkungen mit dem Fortschreiten der rauheren Witterung geradezu katastrophale Erscheinungen befürchten läßt. Fleisch ist selbst für die Mittelstandsbevölkerung im Preise geradezu unerschwinglich geworden, und die Ernährung muß notwendigerweise auf eine Stufe herabgedrückt werden, wo ihre Mangelhaftigkeit zu einer schweren gesundheitlichen Gefahr wird. Aber den Chef der österreichischen Regierung führt das alles nicht. Was geht ihn der Hunger der Darbenden an, wenn der Profit der ungarischen Junker es erheischt, daß die Bevölkerung der diesseitigen Reichshälfte weiterhungert. Und so spricht der österreichische Ministerpräsident, wie ein echter Provokateur, der keine Pflicht und keine Verantwortung kennt, und sagt es frei heraus, daß ihn der Wille der österreichischen Volksvertretung wurst sei. In einem Wiener Blatt taucht im Anschluß an diese frevelhafte Ministerrede die Meldung auf, es sei nicht ausgeschlossen, daß Gras Stürgkh sich der prekären Situation, in die er durch diese Rede bei ' den Parteien gebracht wurde, durch eine Vertagung des Hauses entziehen werde. So sehr vielleicht diese Gerüchte int gegenwär tigen Moment verfrüht fein mögen, so sicher ist die Absicht und die Entschlossenheit dieser Regierung, d e n Parlamentarismus, wenn nötig, durch einabsolutist i s chesRegimezuersetzen. Graf Stürgkh, den der Abgeordnete Schuhmeier in einem Zwischenruf als den „Stiefelputzer vom Belvedere" bezeichnet hat, genießt das unbedingte Vertrauen der Krone. Dieses Gefühl erzeugt in ihm das Bewußtsein der Stärke. Aber der Herr Gras Stürgkh wird gut tun, ans der Geschichte zu lernen, wie hinter der Not noch zu allen Zeiten die Verzweiflung gelauert hat, die in mächtigem Aufflammen oft schon Große und Mächtige verschlang. Das Volk hungert. Und es hat mit verhaltenem Ingrimm bisher Ruhe und Disziplin gehalten. Aber wie lange noch, wenn die Regierung selber mit kaltem Hohn provoziert? ___________________ Innsbruck. Ein Nachwort zum sozialdemokratischen Parteitag. Der Parteitag der deutschsprechenden Sozialdemokratie in Oesterreich ist vorüber, und seine Beschlüsse, die nach einer geistig überaus hochstehenden Debatte gefaßt wurden, sind in mehrfacher Richtung nicht nur wegweisend für die Taktik der politischen Organisation der sozialdemokratisch organisierten Arbeiter. Glücklicherweise hat Oesterreich den großen Vorzug vor manchen anderen Ländern voraus, daß zwischen der politischen und gewerkschaftlichen Organisation nie der leiseste Gegensatz bestand und daß hier jedermann fühlte, daß die beiden Formen proletarischer Klassenorganisation, in denen das Auf und Vorwärtsstreben der Arbeiterklasse seinen sichtbaren Ausdruck findet, zufammengehören und unzertrennlich sind, wie Geist und Körper, wie eine organische Einheit überhaupt. Daß diese innerliche Geschlossenheit und diese gefestigte Einheit in Oesterreich mehr noch als anderwärts nottut, ist eine Erkenntnis, die tagtäglich fast aus den SB müssen unserer innerpolitischen Zustände immer wieder aufs neue geschöpft werden kann. In einem Staate, der aus so vielen innerlich einander widerstrebenden Kräften und Teilen von Nationen zusammengesetzt ist und der künstlich zusammengehalten wird von Mächten, die außerhalb des Volksempfindens liegen, besteht die Gefahr viel größer, daß das proletarische Klasieninteresse getrübt und verwischt wird durch den nationalen Streit, wie er unausgesetzt in den bürgerlichen Klassen immer wieder auflodert. Die Ideologie der bürgerlichen Weltanschauung wirkt hier weit schärfer auf das ganze geistige Leben, und schafft so auch für den Gedanken-gang der Arbeitermassen die unmittelbare Gefahr, in den Strudel der nationalen Wirrnisse mitgerissen zu werden. Daß diese seit jeher latente Gefahr in der letzten Zeit zu einer höchst verderblichen Krankheit geworden war, hat uns der tschechische Separatismus in den Gewerkschaften mit eindringlicher Schärfe bewiesen. Die Absplitterung, die damit in dem festen Gefüge unserer Gewerkschaften ins Werk gesetzt wurde, die innerliche Desorganisation und die Schwächung, der damit die Wege geebnet wurden, sind Erscheinungen, die den Gewerkschaften von allem Anfänge mehr waren als Probleme zur theoretischen Auseinandersetzung. Und alles das, was vicl- Der „Eisenbahner" erscheint in einer Auflage von 46.000 Exemplaren. leicht im Verlaufe der Diskussion zur Erklärung dieser tieftrnurigen. Erscheinungen gesagt wurde, tiermochte die streng an den Tatsachen haftende Wahrheit nicht zu entkräften, daß cs für die Gewerkschaften nur einen streng über alle nationalen Grenzen hinausgehenden Einheitsbegriff gibt und geben kann. Mag sein, daß ein Teil der tschechischen Arbeiter heute im Bannkreis jener tschechischen Völkerrechtsideologie steht, die den geschichtlichen Aufstieg einer Nation, ihre Zusammenfassung zu einem Staat bezeichnet, der dem nationalen Bürgertum als Ziel seiner Politik vorschwebt. Aber nirgends kommt der Klassencharakter, der das Wesen der bürgerlichen Gesellschaft und des bürgerlichen Staats ausmacht, so klar und nnverwischt zum Ausdruck, als dort, wo der Kamps um reale wirtschaftliche Interessen geführt werden muß, wie dies eben in der gewerkschaftlichen Bewegung der Fall ist. Alle politische Ideologie, in der noch der Gedanke von einer nationalen Einheit wurzelt, zerschellt an der einen harten Tatsache, daß die wirtschaftlichen Lebensinteressen der Arbeiterklasse in der kapitalistischen Gesellschaft im strengsten Gegensatz zu Den Interessen der besitzenden Klassen stehen, daß über den Begriff der Nation diewirtschaftliche Einheit der Klasse steht. An dieser Binsenwahrheit hat der Innsbrucker Parteitag festgehalten, wenn er in der angenommenen Resolution „die durch den Separatismus bewirkte Zerschlagung der gewerkschaftlichen Zentralorganifation für praktischverderblich" erklärte. Und mit Recht wird in dem Beschluß konstatiert, „daß der täglich deutlicher und mächtiger werdende Zusammenschluß des Unternehmertums zwingender denn je die internationale geschlossene Zentralisation unserer Gewerkschaftsorganisation zur ersten Bedingung erfolgreichen gewerkschaftlichen Kampfes macht, deren Preisgabe die Lebenshaltung des organisierten Proletariats schwer schädigen muß". Diese selbstverständlichen Wahrheiten, die aller gewerkschaftlichen Praxis vorangesetzt werden müssen, verdienen vielleicht nie so sehr die intensivste Beachtung als gerade jetzt. Denn was jetzt vor aller Augen immer deutlicher offenbar wird, ist der straffste Zusammenschluß aller gegnerischen Elemente zu einein einheitlichen reaktionären Block gegen die Arbeiter. Die Erfolge, die die österreichische Arbeiterschaft in den letzten Jahren insbesondere auf gewerkschaftlichem Gebiete erobert hat und die heute, wiewohl sie von der immensen Teuerung vielfach wieder aufgezehrt wurden, von niemandem geleugnet werden können, sie haben unsere Gegner auf allen Linien mobil gemacht. Ans jeder Rede, die irgendwo auf einer Unternehmertagung gehalten wird, und aus jeder Aeußerung in der Presse der Arbeite gebet klingt die gereizte Animosität gegen die Forderungen der Arbeiter und gegen deren wirksame Vertretung, die Gewerkschaften. Vor ein paar Tagen erst hat es der bekannte Wortführer der österreichischen Industriellen, Kommerzialrat Vetter, am Jndustriellentag neuerdings ausgesprochen, wie sehr ihnen die ganzen Errungenschaften der Arbeiterschaft im Magen liegen. Und Herr v. G a u t s ch, der von der Ministerbank aus seine Brandrede gegen die Forderungen der Staatsangestellten hielt, ließ es nicht bloß bei diesem Schlachtruf bewenden. Klar und eindringlich hat er zugleich in dieser Rede den „Zusammenschluß aller Ordnungsparteien" gefordert und hat damit kundgetan, in welcher Linie und gegen wen sich der Zusammenschluß aller bürgerlichen Elemente vollziehen soll. Und in der Tat, wer die unausgesetzte Hetze aller gewerblichen und industriellen Korporationen gegen das bißchen Sozialpolitik, das in Oesterreich betrieben wird, verfolgt hat, der wird es begreifen, wie jede Regierung des Klassenstaates immer geneigter werden muß, sich als getreuer Anwalt für die besitzenden Klassen zu zeigen. Dazu kommt, wie Dr. Bauer auf diesem Parteitag mit Recht hervorgehoben hat, daß sich die Positionen des gewerkschaftlichen Kampfes heute bedeutend zu unseren Ungunsten verschoben haben, daß sich alle Bedingungen des gewerkschaftlichen Kampfes verändert haben. Die allgemeine Teuerung hat den Geldlohn, den wir für unsere Arbeit erhalten, entwertet und die tariflichen Vereinbarungen von früher entsprechen nicht mehr den veränderten Verhältnissen. Bei gleichgebliebenen Geldlöhnen ist in Wirklichkeit unsere Lebenshaltung schlechter geworden. Aber in den Kämpfen, die wir unter solchen Umständen immer wieder zu führen haben werden, wenn wir nicht mit fatalistischem Gleichmut die verelendenden Tendenzen des Kapitalismus auf uns wirken lassen wollen, steht uns heute längst nicht mehr der isolierte Unternehmer von einst gegenüber, der unseren Forderungen widerstreitet. Die österreichischen Scharfmachertier-bände, in denen heute das Unternehmertum immer mehr seinen Platz sucht, haben, wie Bauer sagte, „von ihren reichsdeutfchen Kollegen die brutalste Aussperrungstaktik gelernt". Und so werben die Kämpfe immer mehr mit erhöhtem Widerstand zu rechnen haben und mit gesteigerter Kraft geführt werden müssen. Dazu aber brauchen wirgrößcr e M assen noch als heute in unseren Reihen, die jeden Schritt, der unternommen wird, zu einer wirklichen Massenaktion machen, die unsere Kraft steigern uni) dem Gegner imponieren. So hat dieser Parteitag nicht nur für die politische Bewegung der Arbeiter, sondern auch für die rein gewerkschaftliche Seite sowohl in seinen Beschlüssen als in den abgeführten Debatten in lichtvoller Weife aufgezeigt, was uns für die nächste Zukunft dringend nottut: E i n h e i t u n d K l a r h e i t. Innere Geschlossenheit, die uns Kraft und Stärke verleiht, und Klarheit über die Mittel, die zum Ziele führen, aber auch darüber, daß der aufreibende Druck der Not, unter dem die Massen seufzen, nicht im Handumdrehen beseitigt werden kann. Klarheit, die es tierhütet, daß in den Massen die Illusion erzeugt werde, daß die Sozialreform innerhalb der kapitalisti-schen Gesellschaft schon allein das Allheilmittel birgt, durch welches alles Elend beseitigt werden könne. Das sind Erkenntnisse und Leitsätze, die nicht neu entdeckt sind, aber heute nun richtiger und befolgens-werter als je find. Und deshalb werden sie den Korn» ,aß bilden müssen, der uns befähigt, unsere Gewerk-chaften durch die Stürme der ihnen drohenden Feind-chaften zu leiten! Fr. L. Aus dem Etaatrangeftelltenaurfchutz. Die Eisenbahnervorlage erledigt. Die vorbereitenden Ausschußberatungen zur Durchführung von Maßnahmen für die Eisenbahner sind nun bei ihrem Ende angelangt. In seiner letzten Sitzung hat der Staatsangestelltenausschuß beit von uns bereits mitgeteilten gemeinsamen Antrag des Subkomitees angenommen, so daß nunmehr dieser Antrag der Beratung und Beschlußfassung dem Plenum des Reichsrates zugeführt werden kann. Zwar hält die Regierung noch immer cm dem Standpunkte fest, daß ihr der von dem gemeinsamen Antrag des Subkomitees für die Eisenbahner beanspruchte Betrag von 38 Millionen Kronen zu hoch sei und sie daher diesem Antrag nicht bei treten könne. An dem Parlament selbst liegt es nun, für die Regierung den bindenden Beschluß zu fassen und zu erklären, daß es der Wille der Volksvertretung sei. daß die Forderungen • unbedingt durchgesührt werden müssen. Die Kontrolle über Sie Abstimmung werden die Eisenbahner mit aller Sorgfalt ausüben! Im Nachstehenden die Berichte Über die Schlußberatungen: Aus dem Subkomitee für die Angelegenheiten der Eisenbahner. Nach der testen Sitzung des StaatSangestelltenauS-schusics, die am 7. November l. I. stattfand und über welche luir bereits in der letzten Nummer unseres Blattes ausführlich berichtet haben, hat die Negierung für Donnerstag den 9. November I. I. 6 Uhr nachmittags, eine Konferenz mit den Obmännern der verschiedenen Parteien und den Obmännern des StaatSangestelltenausschusseS und dessen Subkomitees einberuscn. In dieser Konferenz sollte eine Einigung in der Behandlung der Vorlagen für die Staatsbeamten und Diener sowie für die Eisenbahner herbeigeführt werden. Hauptsächlich plante die Regierung, dem Vorschlag des Polenklubs bezüglich eines einmaligen Teuerungsbeitrages ic. je. zum Durchbruch zu verhelfen. Um nun dem Obmann des Subkomitees für die Angelegenheiten der Eisenbahner Direktiven zu erteilen, wie er sich in dieser Konferenz zu verhalten hat, wurde über Wunsch der Subkomiteemitglieder eine Sitzung des Subkomitees für 4 Uhr nachmittags einberufen. Uber diese Sitzung wurde folgendes Eomnmnique ausgegeben: Das Subkomitee des Staatsangestelltenausschusses für die Angelegenheiten für die Eisenbahner nahm in seiner am 9. d. M. nachmittags unter Vorsitz seines Obmannes Ke-metter abgehaltenen Sitzung nach längerer Beratung eine Entschließung an, in welcher erklärt wird, daß die Behandlung der Eisenbahnerfragen ihrer eigenen Natur wegen nicht von der Behandlung der Angelegenheiten der Staatsangestellten abhängig gemacht und daß in der vorgeschlagenen Wohnungsfürsorge und staatlichen Förderung der Konsumvereine eilte Lösung dieses Problems nicht erblickt werden könne. Vollständig unannehmbar sei der Vorschlag, den Angestellten eine einmalige Teuerungszulage zu geben und die gründliche Regelung der Gehalts- und Lohnfragen erst für einen kommenden Zeitpunkt in Aussicht zu stellen. Das Subkomitee erklärte, auf fernem Antrag mit einem Kostenaufwand von 38 Millionen zu beharren, und beauftragte feinen Obmann, diesen Standpunkt bei der Konferenz mit dem Ministerpräsidenten mit allem Nachdruck zu vertreten. . , » Beratungen des Ministerpräsidenten über die Staats-angestellten- und Eisenbahnervorlagr. Aus Einladung des Ministerpräsidenten erschienen am 9. d. M. nachmittags die Obmänner der Parteien, ferner die Obmänner des Finanzausschusses und des Staatsangestellten, ausschusses sowie jene der Subkomitees des StaatSangestellten-auöschusses beim Ministerpräsidenten. Dieser erklärte, daß die Regierung nach wie vor die Absicht habe, am 1. Jänner eine Erhöhung der Bezüge sämtlicher Staatsangestellten und Eisenbahner cintrcten zu lassen; eS hätten sich aber Wider-fpriiche ergeben, die behoben werden müßten. Nun kam BilinSki namens des Polenklubs mit einem natu neuen Vorschlag. Man solle den Beamten (von den Arbeitern sprach er nichts) am 2. Jänner 1912 eine einmalige Teuerungszulage geben, dann hätte das Parlament Seit, die oaitnC Frage eingehend zu beraten und auch die Bedeck-mgs-fiaac gründlich zu erörtern. Das Definitivum wurde dann im Jahre 1013 in Straft treten. . Gegen diesen Vorschlag wendeten sich so ziemlich alle Redner. Dafür waren nur Äuranda, bin dem überhaupt niemand wußte, in welcher Eigenschaft er erschienen war und der offenbar nur zum „Bremsen" cmgelalen worden war, Schusterschitz, der die Gehaltserhöhung auf dt« Diener und die Beamten bis zur zehnten Rangsklasje emichränken will, und Steinwender, der aber selbst zugeben mußte, daß " Nicht im Namen des Nationalverbandes spreche und der von fernen Parteigenossen auch verleugnet wurde. Gegen den Vorschlag wendete sich be,onders Sc,tz namens der deutschen Sozialdemokraten. E'ne ct'malige Abfertigung werde das Budget für 1912 ebenso belasten wie eine definitive Regelung, bei den Staatsangeftellten, Jr= beitem und Eisenbahnern aber nur Entrüstung und besonders Mißtrauen gegen die Absichten des Parlaments auS-lösen. Der Groll und die Erregung unter den Angestellten und namentlich unter den Eisenbahnen, sei.aber schon fo »eit gediehen, daß man alle Ursache habe, die Mißstimmung nicht Feuilleton. Das Gehirn des Bahnhofes. Von Artur Fürst. Droben auf feinem Turm steht in reiner, einsamer Höhe der Blockwächter. Durch die Fenster des Stellwerkes überblickt er weithin sein Herrschaftsgebiet. Aus blauer Ferne laufen die von nimmermüden Zugachsen schimmernd polierten Silbcrbänder von vier Schienenpaaren heran, um sich wieder in blaue Ferne zu verlieren. Bevor aber die acht reinen Linien, die von Süden heran-gekommen sind, im Norden wieder in gleicher Zahl und Klarheit davonziehen, haben sie sich wie ein Fluß im Bruchgebiet in ein Geflecht kleiner Arme auflöst, die hierüber- und hinüberfließen, durchcinanderfchießen, sich kreuzen, überfchnciden, das Schienengewirr eines großen Bahnhofes bilden. Das ist das Herrschaftsgebiet des Mannes dort oben auf dem Stellwerksturm. Seine Hand, dieses schwächliche Äebilde aus Fleisch und Bein, führt die ungeheuren Schnell-zugmaschinen, die mit ihren 1200 Pferdekräften und der Last eines ganzen Schnellzuges am Fuß feines Turmes ohne Halten uorbeiftürmen, auf ihrer Bahn, sie zwingt den hundert Achsen langen Güterzug an einer bestimmten Stelle unter zornigem Danipfpuften und unwilligem Bremfenknirfchen haltzumachen, sie erteilt durch eine gnädige Bewegung dem vollbesetzten Perfonenzug die Erlaubnis, die sehnsüchtigen Menschen aus der dunklen Bahnhofshalle hinauszutragen in den Sonnenschein und in die Welt dort weit, weit hinter dem Saum des Waldes, der die silbernen Schienenbänder in fein Dunkel aufnimmt. Es sind vier enge Wände, zwischen denen der Stell-roerksmann haust, aber sie umschließen das Schicksal Unzähliger. In dem schmalen Raum wird über das Leben all derer gewacht, die vertrauensvoll und ohne Kenntnis der für sic getroffenen ©ichcrhcitSmaßregel am Turm vorbeifahren. Da hinten, ganz im Süden, fliegt eine Rauchfahne empor. Unter Donnerrollen wird sie rasch näher herangeführt, und schon sieht man vom Fenster des Stellwerks aus den Schnellzug mit voller Geschwindigkeit um die Kurve biegen, die der Bahnhof bildet. Mit 90 Kilometern Schnelligkeit stürmt er dahin. Die Fenster des Turmes erbeben unter dem Gewicht der bewegten Massen. Gegen Norden drängt die breite Brust der ungeheuren Lokomotive. Da — der Herzschlag stockt dem eines solche» Anblicks ungewohnten Besucher des Stellwerks — kommt von Norden her ein rangierender Güterzug auf einem Geleise angekeucht, das direkt in die Schnellzugsliahit einmüiidet. Wenn beide sich an der Kreuzungsstelle treffen! Welch ein unabsehbares Unglück! Und schon ist der Schnell-zug heran und auch schon wieder weit weg. Es ist ihm nichts geschehen. Der Mann im Stellwerk hat den Rangierzug durch ein auf „.Halt!“ flehendes Signal rechtzeitig zurückgehalten. Aus dem Bahnhof ist eben ein Perfonenzug nach der nächsten Station abgelaffen worden. Der Signalflügel war vom Stellwerk aus auf „Freie Fahrt!" gezogen worden, und über ein halbes Dutzend Weichen hinweg hatte der Zug gluck-lich feinen Weg in die Ferne gefunden. Jetzt fleht an derselben Stelle im Bahnhof ein anderer Zug, dessen Fahrt hier zu Ende ist, der auf ein Aufstellgeleise übergeführt werden soll. Dorthin geht es nur durch ein stählernes Gestrüpp, durch ein Wirrnis von Schienen. Da? ungeübte Auge kann die Anzahl der Weichen gar nicht übersehen, die umgestellt werden muffen, damit die Fahrt ohne Unfall vonftatten geht. Werden sie alle richtig liegen? fragt man sich nicht ohne Bangen. Ein zweiflügeliges Signal steigt empor, und der Leerzug fährt ab. Mit größter Sicherheit rollen die Achsen quer über zehn Stränge hinüber, gleiten in Anschlüsse hinein, wieder aus ihnen hinaus, bis der Zug glücklich das Aufftellgeleifc erreicht bat. All die beweglichen Schienenstränge, alle Weichenzünglein haben richtig gelegen, der Mann im Stellwerk verdient ein Lob. Der Mann im Stellwerk! Er ist es nicht so sehr, der das Lob beanspruchen darf, wie das Stellwerk felbft, das Gehirn des Bahnhofes. Es ist ein mehrere Meter langer, grün angestrichener Kasten, aus dem eine Unzahl elektrischer Kon-taktknöpfe herausgucke». Bald sind sie leuchtend gelb von blankem Messing, bald weiß mit einem roten oder grau mit einem blauen Strich; über und unter und neben ihnen aber gibt es noch cbenfobiclc runde und eckige Fensterchen, hinter denen achwechselnd bald schwarze, bald rote, weiße und gestreifte Scheiben erscheinen. Und in diesem Apparat, hinter den mit Kunstschlossern und amtlichen Plomben feierlich ver-fchlofsencti grünen Wänden poltert und rumort es unausgesetzt, auch wenn keiner der Köpfe berührt wird, cS knackt und knickst und klingelt, daß einem ganz wirr im Kopfe wird. Aber dieses ganze ungeheure Wirrsal ist genau das Gegenteil von dem, was es scheint: es ist die Körper gewordene Ordnung. Denü die Hand des Wärters kann viel bewirken: Signale stellen, Weichen verschieben, Scheiben und Laternen drehen auf einem Gebiet, so weit das Auge reicht sie kann nur eins nicht: nämlich einen Fehler machen. Soweit menschliche Künste gehen, ist in solch ein modernes, elektrisch betriebenes Stellwerk nicht nur die Bedienung, sondern auch die Sicherheit des Bahnhofes gelegt. Ganz unmöglich ist es dem Wärter, zwei Signale zu gleicher Zeit zu ziehen, die einander kreuzende Geleise bewachen. Er kann dem durchlaufenden Schnellzug nicht freie Fahrt geben, wenn er nicht vorher dem Rangierzug den Zutritt zu der Fahrbahn des durchgehenden Zuges gesperrt hat. Er vermag nicht dein im Bahnhof wartenden Perfonenzug. der zur nächsten Station will, sein einflügeliges Abfahrtssignal zu geben, wenn nicht sämtliche Weichen für die Fernfahrt richtig gestellt find, und er kann dem folgenden Leerzug das zweiflügelige Signal erst Besucht stut Lokale, in welchen der «Eisenbahner" an fliegt! noch absichtlich herbürzurufcii. Ganz unzloeckmäßig fei aber der Vorschlag Bezüglich der Eisenbahner. In dieser Hinsicht sind die Meinungen aller Parteien durchaus geklärt Die Sozialoemokraten haben seinerzeit ein Programm für die Eisenbahner vorgelegt, dessen Durchführung ungefähr 69 Millionen erfordert hätte. Die Vertreter der anderen Parteien baben aber erklärt, das; sie die Forderungen auf 38 Millionen einschränken. Dem haben sich die Sozialdemokraten, mit Mücfsidjt auf die Aussichtslosigkeit, ihre ersten Forderungen durchzusetzen, gefügt. Aber unter dieses Ausmaß fman nicht gehen. Die Sache ist im Subkomitee so ge-klarl, daß es eines Provisoriums hier nicht bedarf. Eine Hinausschiebung ist hier mit den größten Gefahren für die Bevölkerung verbunden. Selbst wenn die Negierung glaube, gegen eine passive Resistenz mit Gewaltmaßregeln Vorgehen (u können, müßte sie bedenken, das; das größere Kosten verursachen würde als die Befriedigung der Eisenbahner. Auch die Fragen der Staatsarbeiter könnten in kürzester Frist erledigt werden. Der Klub der deutschen Sozialdemokraten hat nach eingehender Beratung ein vollkommenes Programm fer-tiggestellt; es wäre nur zu wünschen, daß sich auch die anderen Parteien endlich darüber klar werden, Ivas sie in der Sache wollen, dnnn würde wohl eine Verständigung möglich sein, daß die Beratungen bis längstens Mitte Dezember abgeschlossen werden können. Auch Hofmann, Marckhl und Heine wendeten sich gegen den Vorschlag BilinskiS. Als Obmann dcS Subkomitccs für die Fragen der SiaatSarbeiter verwies Glöckel darauf, daß für die Staats-arbeiter der Vorschlag BilinskiS schlechthin undurchführbar' ist, weil man bei der Verschiedenheit der Lohnformen einen einheitlichen Maßstab schwer finden kann. Uebcrhaupt wirken die schwankende Haltung der Regierung und der Parteien sowie die fortwährende Projektmacherei geradezu aufreizend. Seinerzeit hat man den Angestellten die Dienstpragmatik versprochen, dann hat man das zurückgezogen und das Zeitavan-mnent in Aussicht gestellt. Dieses wurde dann durch eine Erhöhung der Aktivitätszulagen ersetzt, au deren Stelle man jetzt wieder eine Teuerungszulage geben will. So schaffen die Parteien und die Regierung künstlich immer neue Erregung. Jedenfalls wäre eine Einigung noch im November möglich, wenn man die wichtigsten Fragen herausgreift. Die Beamten fordern vor allem das Zeitavancement, die Diener die Einrechnung der provisorischen Dienstzeit; für die Staats-arbeitet müßte eine Lohnerhöhung gewährt werden, die allerdings in dem von der Regierung vorgefchlagenen Ausmaße von 1,200.000 Kr. für 70,000 Staatsarbeitcr ganz unzulänglich sei. Bilinski erklärte darauf, daß er seinen Vorschlag überhaupt nur als Notbehelf betrachte für deu Fall, als der Ausschuß nicht fertig wird. Sein Klub widerfetze sich einer definitiven Regelung durchaus nicht, müsse aber das Verlangen der Regierung nach einer entsprechenden Bedeckung als gerechtfertigt ansehen. Auch der Fmanzminifter Dr. Meyer erklärte wieder, daß er unbedingt auf dem Junktim beharre» müsse. Darauf bemerkte Seitz, daß gerade das starre Festhalten an dem Junktim besonders aufreizend wirkt. Es ist nicht nur den Staatsangestellten und Eisenbahnern, sondern der ganzen Bevölkerung bekannt, das; derselbe Finanzmini-iter vor ganz kurzer Zeit in der Delegation nicht nur von keinem Junktim zwischen Wehrauslagen und Bedeckung sprach, sondern sogar ausdrücklich auf die Elastizität des Budgets l,inwies. Wenn von verantwortlicher Stelle gegenüber einer 'Ausgabe von vielen Hunderten Millionen fv geredet wird, kann mau es deu Staatsaugestellten und Eisenbahnern nicht verargen, daß sie bei ihren bescheidenen Forderungen das Junktim geradezu als Verhöhnung ansfassen. Zum Schluß erklärte Graf Stürgkh, daß er die 58cm« luugen nicht für abgeschlossen halte. Es wäre zu erwägen, ob C i e Arbeiten in den S u b k o m i t e e s und im PI e-u lt nt des Ausschusses für die Zeit dieser Verhandlungen nicht in eilte m mäßigeren T e m p o f o r t g e f ü h r t werden k ö n n t e n. Auch dagegen wendeten sich die Vertreter des deutscheu sozialdemo-I ratischen Klubs ans das entschiedenste. Diesem Widerspruch schlossen sich auch der Obmann des Staatsangc-iielltenausschusses d'Elvcrt und einige Obmänner von Sub-komitees an. Trr gemeinsame Antrag des Subkomitees im Staats-aiigestelltcuausschusr angenommen. Der Staatsangestelltenausschuß hielt am 10. d. M. vor- und nachmittags Sitzungen, in welchen die Anträge des Subkomitccs für die Eisenbahnerfragen verhandelt wurden. Zu Beginn der Sitzung erklärte der Eisenbahnminister Baron Förster, daß sich hinsichtlich der Forderungen der Eisenbahner bereits zwei Grundsätze durchgerungen haben, an denen festgehalten werde: 1. Die Angelegenheiten der Eisenbahner abgesondert von denen der anderen Staatsangestell- ziehen, wenn er vorher sämtliche Weichen so gelegt hat, daß der Schienenweg auf das Ausstellgeleise führt. In dem grünen Stellwerkskasten fitzt mit Hellen Augen ein kleines Geistchen, das Exaktheit heißt, und sich durch kein Lokomotivengebraus, kein Knacken und Klingeln beirren läßt. Wenn der Wärter einen falschen Griff tun will, hält das Geistchen den elektrischen Strom gleich auf und läßt ihn nicht die gefährliche Bahn lausen. Wenn der Wärter dem durchrasenden Schnellzug das Signal „Freie Fahrt!" gegeben Hot, so erlaubt der Geist des Stellwerks nicht mehr, daß an irgendeiner Weiche etwas gestellt wird, die zur Fahrstraße dieses Schnellzuges gehört. Er gestattet aber auch nicht eher, das Schnellzugssignal zu ziehen, bis alle zugehörigen Weichen richtig liegen. So schafft er gottgewollte Abhängigkeiten, die hier einmal sehr gute Wirkung üben. ' Es ist der Grundgedanke der Stellwerksanlagen, alle auf denselben Kreuzungspunkt führenden Signale und Weichen in Abhängigkeit voneinander zu bringen, so daß ein Zusammentreffen von Zügen oder Zugteileu an diesen Gesahrpunkten ausgeschlossen ist. Wenn dort hinten am Waldessaum jenes hochragende Signal gezogen ist, so kann man sicher sein, daß der Flügel hier dicht am Stellwerk auf Halt steht, denn die beiden sind „feindliche Signale", die ihnen zugehörettdeit Geleise führen aus zwei Richtungen auf denselben Strpng. Die großartigste Vorsichtsmaßregel aber ist die Fahrstraßensiche-ruug, jene Einrichtung, die alle zu einer Fahrstraße gehörenden Weichen fest verriegelt hält, solange das zugehörige Signal gezogen ist. Man kann die Unzahl der Knöpfe, Hebel und Griffe, die zur Herstellung einer langen Fahrstraße dienen, kaum übersehen. Die Lust am Eisenbahnfähren würde einem nach solchem Besuch gründlich vergehen, wenn man nicht den Geist deS Stellwerks tätig wüßte. Denn so viele Knöpfe, Hebel und Griffe, so viele Gefahrenquellen würde es geben, wenn der Wärter alleS nach freiem Ermessen betätigen könnte. Da ten zu behandeln. 2. Die einschlägigen Verfügungen im administrativen Wege zu treffen, so daß das Votum des Hauses bezüglich der Verteilung der Beträge nur die Form von Resolutionen haben könne. Eine dritte Frage wäre noch die, ob es nicht angezeigt wäre, daß das Subkomitee noch einmal mit der Regierung in Fühlung trete, da diese jetzt in der Lage fei, mit cingcnnaßcn erweiterten Vorschlägen zu kommen, so daß sich vielleicht eine Annäherung herbeiführen ließe. Diese Anregung des Ministers wurde mit Rücksicht darauf, das; dadurch wieder eine neue Verschleppung ein-tfeten würde, abgelehnt und cs wurde sofort in die Spezial-debatte eingegangen. Zunächst wurden die Bestimmungen über die Zuwendungen an die Beamten beraten und der Antrag des Sub-komiteeS, der die Aufbeffcnmg ntit 4-6 Millionen Kronen beziffert, angenommen. Bezüglich der Unterbeamten und Diener wurde die Erhöhung der Ouarticrgelder um 25 Prozent int Betrag von 7 5 Millionen Kronen angenommen, ebenso die Auflassung der Gehaltstuse von 1300 Kr. und die Erhöhung des Endgehaltes auf 3000 Kr., ferner die individuellen Ernennungen einer Reihe von Untcrbcamtcngruppcn zu Beamten — wobei den bereits im Subkomitee beschlossenen Gruppen Über Beschluß des Ausschusses auch die Lokomotivführer, Oberkoiidiikteure und Platzmeister angefügt wurden — angenommen, wofür ein Betrag von 500.000 Kr. erforderlich ist. Angenommen wurden ferner die Erhöhung der Ortszulage für die Manipulantinnen und Offiziantin-nen im Ausmaß von 60.171 Kr., die Festsetzung der Vor-ritckungsfristen für sämtliche Diener mit zwei Jahren und die Erhöhung des Endgehaltes auf 2000 Kr. int Gesamtaus-maß von 1,050.000 Kr., für den Härteausgleich für Unter* beamte und Diener ein Betrag von 1,300.000 Kr., die Nachtdienstzulage für die Wächter und ihre Substituten — gegen die sich der Eisenbahnminister aussprach im Betrag von 4 Millionen Kronen, die Verschubzulage im Ausmaß von 24 Kr. monatlich im Gesamtbetrag von 2,400.000 Kr.; gegen diese sprach der Sektionschef Baron Röll, der ausführte, daß die Erteilung von Prämien in Aussicht genommen fei. Gegen die Ausführungen des Eifenbahnntinisters, der sich gegen die Gewährung der Nachtdienstzulage an die Wächter und die sie substituierenden Arbeiter mit der Motivierung wendete, daß die Wächter ohnehin bei der Verkürzung der Vorrückuugssristen der Diener sowie bei der Quartiergeld-erhöhung mitpartizipieren, wendete sich Tomschik in entschiedener Weise. Er sührte aus, daß man die Wächter schon einmal im Jahre 1908 durch die Nichtgewährung der Nachtdienstzulage verkürzt habe und damals versprochen wurde, daß die Wächter in zwei bis drei Jahren sie ohnehin auch bekommen werden, und jetzt will man den Wächtern und den sie substituierenden Arbeitern wieder die Nachtdienstzulage, die ihnen schon lange gebührt, verweigern. Ebenso wendete sich Tomschik gegen die Ausführungen des Sektionschess Baron Röll und begründete noch einmal vor der Abstimmung die Forderung des Verschubpersonals in eingehender Weise. Er erwähnte dabei, daß das Ver-schubpersonal diesem geplanten Prämiensystem sehr mißtrauisch gegenüberstehe, nachdem der aus einem solchen System eventuell erzielte Mehrverdienst auf Kosten der geraden Glieder und der Sicherheit des Lebens des Ver-fchubpersonals noch in erhöhtem Maß, als dies ohnehin jetzt schon der Fall ist, gehe. Hierauf wurde — da der Antrag auf Bezahlung der Regiefahrteit als Dienstfahrten momentan keine Aussicht auf Annahme hatte, der Eisenbahnminister sich aber bereit erklärte, das in der nachstehenden Resolution Ausgesprochene durchzu-sühren — folgende von Tomschik beantragte Resolution angenommen: DaS Eisenbahnminifterium wird aufgesordert, eine Verfügung zu treffen, wodurch verhindert wird, daß der Erlaß 22.209/4 dazu benützt werde, daß das zum Dienst kommandierte Zugbegleitungspersonal von den Fahrten im Dienste abgezogen und in Regie geführt wird, so daß vielmehr die ganze Fahrt im Dienste zu verrechnen ist. Diefc Verfügung soll den Zweck haben, eine Schädigung des Zug-begleitungsperfonals hintanzuhalien. Bezüglich der Arbeiter wurde» die Lohnerhöhungen im Ausmaße von 10 Millionen Kronen mit dem von Tomschik beantragten Zusatz angenommen, daß bei in Akkord stehenden Arbeitern 'die entsprechende Erhöhung des Lohnes im Akkordverdienst unbedingt zum Ausdruck zu kommen habe. Tomschik verwies besonders darauf, daß eine gerechte Ver- berläßt man sich schon lieber auf diesen eisernen Gehirnkasten, wenn auch er leider, wie wir wissen, einmal versagen kann. Zu deu Obliegenheiten ’ciitcS Stellwerks gehört aber nicht allein die Besorgung des eigenen Bahnhofes, es steht auch mit der davor- und dahiitterliegenden Strecke in ständiger Verbindung. Die Vorstation meldet durch ein Klingelsignal den eben ybgelasscnen Zug au, damit der Blockwächter seine Fahrstraße für den zu erwartenden, ihm seiner Art nach durch den Fahrplan bekannten Zug richtig und rechtzeitig zit-sammenstelle» kann, so daß kein unnötiger Aufenthalt entsteht. Der angekommene Zug ist nach rückwärts abzumelden, denn die Vorstation kann ihr Ausfahrtsignal erst dann wieder ziehen, weint diese Benachrichtigung cingetroffen, die Strecke also frei ist. Die Achfenzahl eines nahenden GüterzugcS wird durch den Fernsprecher vorgeineldet, und die Schrankenwärter aus der hinter dem Stellwerk liegenden freien Strecke sind durch Kontaktgeben aus jeden zu ihnen abgelasseuen Zug aufmerksam zu machen. Nun muß man aber nicht etwa glauben, daß die Züge selbst bei allen diesen Vorgängen nur eilte passive Rolle spielen. O nein! Es ist ihnen reichlich Gelegenheit gegeben, ihre Gegenwart und ihr Davongehen dem Stellwerk gang direkt auf elektrischem Weg kuudzutun. An bestimmten Stellen befinden sich unter den Schienen Kontakte, die durch das Gewicht des hinüberfahrcndcn Zuges betätigt werden. Im Stellwerk werden dadurch akustische und optische Signale aus-gelöst, eS werden auch auf diesem Weg durch die Zugachsen Weichen und Signalverriegelungeit aufgehoben oder hervor-gerufen, ja die Züge legen oft von selbst ihre Durchfahrtssignale hinter sich ans Halt, was dann dem Stellwerk wieder durch ein Signal kund wird. Man kann sich ungefähr vorstellen, welch ein wilder Tanz der farbigen Scheiben hinter den kleinen Fenstern di^ großen grünen Apparatkastens und welch ein höllisches Konzert teilung der Aufbesserungen nur dann garantiert werde, wenn sie prozentual vorgenommen iflird, weil sie sonst in einer Weise vorgenommen wird, die die Arbeiter nicht zufrieden-stellen kann, und nur so die Arbeiter vor der Willkür einzelner Vorgesetzten gesichert sind. Bezüglich der Lokmautomatik wurde für die Festsetzung der Lohnvorrückungen für die Arbeiter ein Betrag von 3 Millionen Kronen angenommen; bezüglich der Arbeitsordnungen, und zwar Regelung der lti-j taube, Entschädigung für Ueberstuudeu jc. 1,600.000 Kr.; für die Verbesserung der Stabilisierung der Arbeiter, und zwar für die Stabilisierung derjenigen Arbeiter, die von den ver-stattlichteit Bahnen übernommen wurden, die Ausdehnung der Normierung für die Stabilisierung uik> Abschaffung der Schädigungen bei der Stabilisierung 2 Millionen Kronen. — Der Eiscnbahnuiinistcr erklärte, als Tomschik diesen Antrag begründete, er sei selbst der Ansicht, daß die Verschiedenheiten der Stabilisierungen und die Schädigungen aufgehoben werden müssen und das; die Profefsionistcit in Zukunft mit dem Anfangsgehalt von 1000 Kr. ungcftellt werden. Angenommen wurde ferner trotz des Widerspruche; des Ministers der Antrag, das; alle diese Aufbesserungen mit rückwirkender Kraft vom 1. Oktober 1911 an gelten füllen. Damit ist die Arbeit des Ausschusses erledigt. Der Eisenbahnminister Dr. v. Förster hebt in einem Schlußwort hervor, das; die vom Ausschuß gefaßten ResolutiouSbefchtüffc für die Regierung ein wertvolles Material zur weiteren Behandlung dieser Angelegenheit auf administrativem Wege bilden werden. Die Regierung könne dabei felbftverftändlich nicht außer acht lassen, daß die Regulierung der Bezüge der Staatsbahnangestelltcu mit den finanziellen Interessen, insbesondere mit der BedeckungSsrage verknüpft ist und daß auch eilt materieller und finanzieller Zusammenhang mit der Aktion wegen Verbesserung der Lage der übrigen StaatL-angestellteu besteht. Die Regierung werde die gemachten Anregungen innerhalb der gegebenen finanziellen Möglichkeit jedenfalls in wohlwollende Erwägung ziehen und bei definitiver Feststellung der zu treffenden Maßnahmen nicht unterlassen, wie bisher auch fernerhin mit dem Ausschuß in Fühlung zu bleiben. Die Stellung dcr Regierung zur Beamten- und Eisen-bahnersrage. Für Donnerstag den 16. ix M. war eine Konferenz deö Ministerpräsidenten mit den ParteioBmäuncrn in Aussicht genommen, iit der Gras Stürgkh den Standpunkt der Regierung zur Beamte ii= und Eisenbahne r-frage d a r l e g e n sollte. Nachdem aber diese Zeit durch die Arbeiten des Budgetausschusses in Anspruch genommen wurde, mußte diese Konferenz entfallen. Sie findet am Freitag den 17. d. M., nachmittags, wo unser Blatt in Snuf geht, statt. Gegen dar KoaMonsrecht der kikenbabner. Der wirtschaftliche Kampf wird heute längst nicht inehr blof; von der Arbeiterschaft ziviler Betriebe, sondern auch von den Staatsangestellten aller Berufe und Kategorien geführt. Daß das der Fall ist, hat manchen ans den Kreisen dcr staatlichen Ordnungsleute mit nicht geringem Schrecken erfüllt, da man hierbei von der Ansicht ausgeht, datz den Angestellten der öffentlichen Betriebe nicht erlaubt sei, was anderen Arbeitern uneingeschränkt gestattet ist. Und nicht bloß Scharfmacher aus Prinzip und Klasseninteresse, sondern auch sonst ehrliche und aufrichtige Sozialpolitiker sind zuweilen der Meinung, das; der Angestellte eines öffentlichen Betriebes nicht ohne weiteres zu Kampfmitteln feine Zuflucht nehmen dürfe, die man anderen Arbeitern ohne jedwedes Bedenken zu--billigen dürfe. Der Angestellte der. öffentlichen Betriebe, wovon natürlich die Eisenbahner in erster Linie in Betracht kommen, sei der Allgemeinheit gegenüber verpflichtet, und höher als die Interessen eines einzelnen Standes stehen eben die Interessen des Staates, der Gesamtheit. Unter diesem Gesichtspunkte betrachtet, steht wohl zunächst fest, daß die wirtschaftlichen Kämpfe der Angestellten öffentlicher Betriebe ungleich schwerer zu führen sind, als das bei anderen Branchen der Fall ist. Denn einmal stellt sich bei ernsten Kämpfen, die in öffentlichen Betrieben geführt werden, der Staat, der sich in diesem Falle als der Anwalt dcr Allgemeinheit betrachtet, sofort von Klingel- und Knacksignalen in einem großen Stellwerk zu lebhaften Verkehrszcikett sich abfpickt. ES ist ein ewiges Auf und Ab, ein Schrillen und Hämmern, ein Klirren und Knacken, in das noch das Rollen der Züge und das Zischen des Lokomotivdampfes hineiitschallen. Der gellende Schrei des modernen Verkehrs tönt von den vier Wänden wieder. Bei den Stellwerken älterer Bauart sind noch heute zum Stellen der Signale und der Weichen mächtige Hebel umzu-legen, durch deren Betätigung lange Drahtzüge in Bewegung gefetzt werden. Da haben die Wärter auch tüchtige körperliche Arbeit zu leisten. Um ihnen diese abzunehmen und ihnen mehr Zeit zum Kontrollieren des ganzen Apparats zu geben, sind jetzt die elektrischen Stellwerke neu eingeführt worden, die zugleich noch eine feinere Sicherung gewähren. Damit nun das spielend leichte Drehen der kleinen Kontakte die Bewegung der sehr schweren Eisenstücke an den gewünschten Stellen bewirkt, hat jedes Signal und jede Weiche einen eigenen Elektromotor. Nun könnte es Vorkommen, daß durch irgendeine Störung ein solcher Elektromotor nicht anspricht. Bei den Signalen bedeutete das keine Gefahr, denn diese würden in einem solchen Fall immer auf Halt bleiben, aber eine Weiche, die nicht, wie der Wärter ammitmt, sich umgelegt hat, könnte leicht eine Katastrophe herbeiführeu. Damit das nicht gcfchclien kann, zeigt jede Weiche ihren Stand im Stellwerk an, und wenn die seine Zunge nicht ganz exakt an der Mutter-fchicuc liegt, etwa deshalb, weil ein Fremdkörper dazwischen-gefallen ist, ertönt sofort eine scharfe Klingel. Die Weiche heult, wie der Fachmann sagt, eine weitere Bereicherung des höllischen Konzertes im Stellwerk. Wenn an einer Stelle, wo all diese Sicherhcitsvorrich-tuugcn vorhanden find, doch ein Unglück Passiert, so ist das sehr traurig, aber unabwendbar. Denn auch der Blockwärter droben im Turm ist nur ein Mensch und selbst das wundervollste Stellwerk unvollkommenes Menschenwerk. äWF“ Sorget dafür, daß der „Eisenbahner" auch vom reisenden Publikum gelesen werde! "MA gegen die Kämpfenden, um Jp die „öffentliche» Interessen" zu wahren, und zum zweiten ist Wohl auch nicht zu verkennen, daß die Stimmung weiterer Bevölkerungskreise sehr leicht gegen einen solchen Kampf eingenommen werden kann, insbesondere dem wirtschaftlichen Kampfe in öffentlichen und staatlichen Betrieben, ja in der Regel auch den unbeteiligten Schichten die größten Unannehmlichkeiten bereiten können. Und so ist cs begreiflich, daß sich gerade in der letzten Zeit immer mehr Stimmen erheben, die nicht mehr und nicht weniger verlangen, als daß man den Eisenbahnern und den Bediensteten öffentlicher Betriebe überhaupt das Recht auf Koalition nehme oder wenigstens beschneide. Und es ist jedenfalls eine beachtenswerte und bedenkliche Erscheinung, daß man überall dort, wo das wirtschaftliche Leben von ernsteren Kämpfen der Eisenbahner heimgesucht war, gesetzliche Beschränkungen für die organisatorische Bewegungsfreiheit der Verkehrs-bidicnsteten einstihrte, ohne daß dagegen in der Oeffent-lichkeit irgendwelche Proteste laut wurden. Eine sehr scharfe Bestimmung schuf bekanntlich die italienische Regierung gegen den Streik der Eisenbahner, nachdem sie die vor Jahren stattgefundene Streikbewegung nieder-gerungen hatte. So heißt es im Artikel 18 des Gesetzes oom 1. Juli 1905: „Alle bei den Staatseisenbahnen beschäftigten Personen, von welchen im vorhergehenden Artikel die Rede war, werden ohne Unterschied von Rang und Stellung als öffentliche Beamte betrachtet; es bestehen für sie zu Recht die disziplinarischen Bestimmungen und die Rechts-' garantier! der Verordnung vom 4. August 1902. Diejenigen, welche freiwillig ihre Stellung aufgeben oder nicht anstreben, oder ihre eigenen Interessen in einer Weise fördern, welche geeignet ist, die Fortdauer und Regelmäßigkeit des staatlichen Eisenbahndienstes zu unterbrechen oder zu stören, sind als entlassen zu betrachten und dementsprechend zu ersetzen." Eine gleiche Bestimmung kam nach dem verunglückten Streik im Jahre 1903 in Holland zustande. In der verschärften Bestimmung des damals geänderten Strafgesetzes heißt cs: „Der Beamte oder irgend eine im öffentlichen Eisenbahnverkehr dauernd oder vorübergehend angeftellte Person, die nicht zum Personal einer ausschließlichen, mit beschränkter Fahrgeschwindigkeit betriebenen Eisenbahnen gehört, der oder die in der Absicht, in der Ausübung eines öffentlichen Dienstes oder in dem öffentlichen Eisenbahnverkehr ein Hemmnis zu verursachen oder fortbestehen zu lassen, es unterläßt oder auf befugterweise erteilten Auftrag sich weigert, eine Arbeit zu verrichten, zu der er oder sie sich ausdrücklich oder kraft des Dienstverhältnisses verpflichtet hat, wird mit Gefängnis bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafen bis zu 300 fl. bestraft. Wenn drei oder mehrere Personen infolge einer Verschwörung das im vorigen Artikel bezeichnet Vorgehen verüben, so werden di^e Schuldigen sowie die Anschuldiger, sowie die Anführer oder Anstifter der Verschwörung mit Gefängnis bis zu zwei Jahren bestraft. Die große Lohnbewegung auf den österreichischen Eisenbahnen im Jahre 1905 hat nun auch die gesamte Gegnerschaft bei uns mobilisiert. Die Frucht ihres Trei-bens war auch bei uns eine in den neuen Vorentwurf zur Strafgesetzreform hineingeschmuggelte Bestimmung, mit der den Lohnkämpfen auf Eisenbahnen der Garaus gemacht werden soll. Und es ist vielleicht nicht ganz ohne Interesse, wenn man das, was unsere Scharfmacher Vorschlägen, mit dem vergleicht, was anderwärts bereits Gesetzeskraft besitzt. In dem § 431 des bezeichneten österreichischen Entwurfes heißt es nämlich: „1. Wer den Betrieb einer dem allgemeinen Verkehr dienenden Eisenbahn oder Schiffahrt, einer öffentlichen Wasserleitung, Beleuchtungsanlage, Feuersignalleitung, der öffentlichen Post, des öffentlichen Telegraphen oder Telephons gefährdet oder stört, wird mit Gefängnis von einer Woche bis zu einem Jahr bestraft. 2. Auf Kerker von einem bis zu fünf Jahren oder Gefängnis von drei Monaten bis zu fünf Jahren ist zu erkennen, wenn die Tat eine schwere Notlage für viele Menschen zur Folge hatte." Die Tat, die diese Bestimmung umschreibt, muß also keineswegs eine böswillige sein, es genügt jede Handlung oder Unterlassung, die geeignet ist, einen Eisenbahnbetrieb zu gefährden oder zu stören. Daß der Eisenbahnbetrieb nicht bloß durch einen Streik, sondern auch durch die genaue Einhaltung der Instruktionen gestört wird, lehrt die Erfahrung so hinreichend, daß es ohneweiters klar ist, daß dem Verfasser nichts anderes vorschwebte, als mit dieser Bestimmung die „passive Resistenz" der Eisenbahner zu treffen. Das wird insbesondere klar, wenn man bedenkt, daß eine erhebliche Strafverschärfung dann eintritt, wenn die Storung eine „Notlage für viele Menschen zur Folge patte". Eine solche Notlage kann nämlich immer die Folge lern, wenn auch nur durch mehrere Tage ein Lohnkampf auf den Eisenbahnen geführt wird. , Wie man sieht, gleicht das, was die österreichische Regierung vor hat, und das, was man in Italien und Holland bereits verwirklichte, wie ein Ei dem anderen. Das alles geschieht natürlich, wie bereits erwähnt, unter der Behauptung, daß sich die Allgemeinheit gegen eine einzelne Gruppe des Staates schützen müsse. Wer aber ist die Allgemeinheit? Haben etwa die breiten Schichten der schaffenden Bevölkerung, die Arbeiter, die kleinen Gewerbetreibenden und Beamten ein Ausnahmsgesetz gegen die Eisenbahner verlangt? Wir haben davon nirgends gehört. Aber wovon man sehr viel vernommen hat, das sind dre Tagungen der Industriellen und Agra-' riet, die eigentlichen Nutznießer fremder Arbeitskraft, auf denen wiederholt verlangt wurde, man möge gegen die Störungen des Verkehrs endlich einmal etwas Vorkehren. Aber der Staat, der diesen Unkenrufen so willig Gehör schenkt, hat auf der anderen Seite noch nicht das geringste vorgekehrt, den Verhältnissen entgegenzutreten, die die Ursache der Unzufriedenheit unter dem Verkehrsperfonal sind. Seit Jahren steigt bei uns die Teuerung und hat alle Erhöhung der Löhne schon weit überflügelt. Und in den letzten Tagen kommt schon wieder die Nachricht, daß auf den Getreidemärkten die Preise gewaltig in die Höhe: gingen. Und diesen Verhältnissen, die die Ursache sind, daß man sich heute vor den unzufriedenen Eisenbahnern fürchte» muß, sehen Regierung und bürgerliche Parteien tatenlos zu. Die Teuerung ist für sie einfach nicht vorhanden. Statt dessen aber rüstet man sich, den Eisenbahnern ihr Koalitionsflesetz zu beschneiden. Das ist ganz die Methode ä la Dr. Eisenbart. Sollten diese Tatsachen noch immer nicht genügen, die Indifferenten und Gleichgültigen unter unserem Stande aufzurütteln? Im Interesse der Allgemeinheit liegt es wirklich, daß der Staat ein zufriedenes und eifriges Verkehrspersonal besitzt. Aber diese Allgemeinheit, die nicht bloß ein paar reiche Scharfmacher umschließt, sondern die wirklich schaffende Bevölkerung h§t mit den Eisenbahnern das gleiche Interesse an billigen Lebensmitteln, und es muß, wer diese will, auch die Wege und Mittel wollen, die auf eine niedrigere Preisbildung Einfluß nehmen. Seit der Inkraftsetzung des letzten agrarischen Zolltarifs stehen die österreichischen Getreidepreise weit über dem allgemeinen Weltmarktpreis, ein Zeichen, wie unsere Wucherzölle die Lebensmittel verteuern. Man greife also einmal nach den Mitteln, die geeignet sind, den Wucher einzuschränken, und man wird feine Lohnbewegungen zu befürchten haben. Solange freilich das nicht geschieht, werden die Eisenbahner, ebenso wie jeder andere schaffende Stand, gut tun, ihre Reihen geschlossen zu halten, um sich gegen jeden Feind wehren zu können 1 Probleme der Arbeiterpshchologie. Mitte Oktober hielt der „Verein für Sozialpolitik" in Nürnberg seine Jahresver>ciminlung ab. Im Mittelpunkt dieser Veranstaltung, die nicht mit einer Generalversammlung anderer Vereine verglichen werden kann, stand ein Vortrag des Professors H e r k» c r aus Charlottenburg über „Probleme der Arbeiterpsychologie". Der Zweck der Hebung war, das Seelenleben der Arbeiterschaft, wie es von der Berufsarbeit geschaffen und begründet wird, zu erforschen, um auf Grund dieser Erfahrungen „eilt besseres Einvernehmen der sozialen Klassen untereinander zu fördern und dadurch den Idealen zu dielte», die vo» jeher de» Ruhm und den Stolz des Vereines gebildet haben". Der „Verein für Sozialpolitik" ist nämlich eine Organisation von Theoretikern der Sozialpolitik, die in ihrem dunklen Drange, den Staat, die Gesellschaft und ihre Ordnung vor dem Ungeheuer der sozialistischen Umwälzung zu retten, doch schon eine Reihe von wertvollen Bücher» geschrieben und herausgegeben habe». Aber nie und nirgends haben sie die Ideale, die von jeher ihren Stolz gebildet haben, vergessen. Sie dienen der kapitalistischen Ordnung und in ihren Diensten plagen sie sich ab, dem Arbeiter zu beweisen, wie unrecht er handle, sich in Gegensatz zu dieser Ordnung und ihrer jetzigen Verkörperung, den Staat, zu stellen. Nun scheinen aber die Herren Professoren und Gelehrten von den bisherigen Erfolgen ihres Wirkens nicht viel zu halten, denn wie der Vortragsgegenstand des Professors H e r k n e r andeutet, schyine» sie nach Gründen zu suchen, warum die Arbeiterklasse ihr wohlgemeintes Tun mit so beharrlicher Unachtsamkeit lohnt. Deswegen begaben sie sich auf Entdeckungsreisen in das Seelenleben der Arbeiterschaft. Und nun soll man vor der bürgerlichen Sozialpolitik nicht den gewaltigsten Respekt bekommen, wen» sie durch ihr jetziges Beginne» andeutet, daß sie zwar bisher ihre» Ideale» treu geblieben ist, aber das „Objekt der Sozialpolitik", die Arbeiterklasse, nicht kennt. Das hat den Herren eilt Teilnehmer cm der Versammlung, Herr Dr. Jaffe, der Redakteur des „Archiv für Sozialwissenschaften", rund herausgesagt. „Der Vortrag war rein akademisch, die Praktiker wisse» diese Dinge schon lange". Und es wäre ungerecht, nicht einzugestehen, daß auch schon bürgerliche Schriftsteller sehr lesenswerte Abhandlungen über das Seelenleben der Arbeiter geschrieben haben. Werner Sombart hat beispielsweise i» seinem Büchlein „Das Proletariat" ein viel interessanteres und richtigeres Bild vom Seelenleben des Arbeiters entworfen, als es Herr Herkner, der Verfasser des bekannten Buches „Die Arbeiterfrage", jetzt in Nürnberg tat. So schreibt Sombart an einer Stelle: „Ein sittenloses Volk wächst heran! Welch ein ungeheuerlicher Gedanke! Ein Wunder nur, daß die Masse dieses armseligen Volkes nicht viel mehr verroht inmitten der menschenunwürdigen Lebensbcdingungen, in denen wir sie angetroffen haben. Neben der Verrohung auf moralischem Gebiet geht eine Verödung und Verblödung in geistiger und gemütlicher Hinsicht zunächst nebenher. Wie könnten wir auch eilte andere Wirkung erwarten? Wenn die Kinder von klein auf zur Arbeit herangezogen werden, wenn die Erwachsene» int stumpfen Tagwerk, wo möglich auch nachts oder Feiertags sich bis zur Tod-müdigkeit abrackern? In einem Tagwerk, aus dem in tausend Fallen selbst ketit Geist hervorquillt." Und doch hat man bei der Versammlung, die wert-vollen schriftstellerischen Arbeiten der Sozialdemokraten ganz übersehend, erklärt, man hätte bislang nur Romanhaftes gewußt. Man scheint dabei gar nicht herausgc-fühlt zu haben, welche Anklagen man da gegen die bürgerliche wissenschaftliche Sozialpolitik nach ihrem nunmehr fast 40jährigen Wirken erhobt. Allerdings geben gerade die diesmaligen Verhandlungen der Vereinsvcr-santmlung durchaus keine Gewähr, daß es jetzt besser werden sollte. Schon das Hauptreferat zerstört ganz gründlich jede Hoffnung auf Besserung; sollte sie irgendwo, besonders in Arbeiterkreisen, bestanden haben, daß diese Art Sozialpolitik Nutzen, dauernden Nutzen bringen könnte. Man muß nur die Naivität bewundern, mit der sich diese Männer der Wissenschaft an den schalsten Darlegungen entzückt und berauscht haben, als seien es Offenbarungen. Herr Herkner hat beispielsweise gegen Sombart polemisiert, der in demselben Buche sagt: „Welches mußten die Wirkungen jener Zerstörungsarbeit, die der Kapitalismus vollbringt, auf die Seelenverfassung der Massen sein? Ich denke, man wird nicht im Zweifel darüber sein können, daß die erste Wirkung ein ungeheurer Bankerott in geistiger und sittlicher Hinsicht ist; daß der erste Zustand, in den die Massen infolge der kapitalistischen Entwicklung verseht werden, ein Zustand der Oede ist, der Oede und Verkümmerung aller Funktionen der Seele." Das sogenannte „Proletariat", meinte der ae- lehrte Sozialpolitiker, stelle keineswegs eine im Wesen einheitliche Masse dar, ein graues, ödes Einerlei. Soll das nicht eilt Mätzchen sein, ist es eilte furchtbare Verkennung. Gewiß sind die Arbeiter, ihrer Herkunft nach, nicht eilte einheitlich geformte Masse. Aber gerade da liegt ja doch der klarste Beweis für die zerstörende Wirkung des Kapitalismus, der immer wieder weitere, neue Schichten der Bevölkerung in die Reihen des Proletariats hittabstößt, in die Reihen derer, die einem kapitalistischen Unternehmer für Gehalt oder Lohn ihre 2tr-beitskraft zur Verfügung stellen. Nicht die Herkunft bildet das Einerlei, so wenig die Art und Menge der Arbeitsleistung, die Chancen des sozialen Aufstiegs des einzelnen, und wie alle die Dinge heißen, welche nach Professor Herkner die Mannigfaltigkeit der proletarischen Massen schaffen sollen, das Einerlei stören sollen; die Tatsache, daß man seine Arbeitskraft, seine Tätigkeit fremden Leuten verkaufen muß, die daraus für sich Rcichtiimer schöpfen, ohne tem Schöpfer der Reichtiimer eilte gesicherte Existenz zu bieten, die ist „das öde Einerlei", die ist die Grundlage des Klassenbewußtseins, des Klassenkampfes. Und deswegen will ja Professor Herkner das öde Einerlei nicht gelten lasse», weil es für ihn das Furchtbarste vorstellt: das Revolutionäre. Bürgerliche Sozialpolitik strebt aber an, daß sich, wie es Professor Wenkster», ein bekannter prinzipieller Marx-Vernichter, sagte: „Die Emanzipation der Arbeiterschaft trotz der Sozialdemokratie, aber nicht gegen den Staat", vollziehe. Das scheint der Anfang des Fluches zu sein, der auf der bürgerlichen sozialpolitischen Wissenschaft lastet, daß sie nicht mit den Tatsachen rechnet, sondern Ideale errichtet. Herr Professor Herkner konstruiert sich ein anderes Proletariat, als es das der Wirklichkeit ist, mtd zu dem ersonnenen schafft er sich ein entsprechendes Seelenleben, um darauf weiter zu bauen. Aber die Arbeiterschaft sieht, dank der sozialdemokratischen Erziehung, schon klar, als daß sic die Versuche, bestehende Schäden des kapitalistischen Wirtschaftskörpers durch schöne Redensarten zu decken, ruhig hinnehmen würde. Doch hat es etwas Versöhnendes für sich, daß Herr Herkner. ohne es zu wollen, zum Ankläger gegen den Kapitalismus wird. „Das 40. Lebensjahr bildet für den gelernten Arbeiter eine Art Majorsecke", das heißt, wenn es ihm nicht gelingt, bis dahin Meister, Vorarbeiter, Einrichter oder selbständig zu werden, so geht es infolge der abnehmenden physischen Leistungskraft allmälich bergab in Bezug auf Einkommen sowohl wie hinsichtlich der sozialen Stellung. Und Professor Weber meinte, es gebe auch ein Problem: „Wo bleiben die Arbeiter nach dem 40. Lebensjahr? Wir sehen, daß die Arbeiter dann nach außen gehen, sie werden Eckensteher, Straßenkehrer, gehen in die Landwirtschaft über, die ja immer mehr ein Asyl für Frauen, Kinder und Greise wird." Dieser Herr nennt deshalb „das Maschinenschicksal in der Fabrik" nur ein Durchgangsstadium. Verstehen die Herren nicht, daß ein aus den tiefsten Tiefen der Arbeiterpsyche hervorquellendes Gefühl, die Solidarität, die Arbeiterschaft aufruft, sich wegen des Schicksals des mehr als Vierzigjährigen, das auch ihr eigenes Schicksal werden soll, mit der größten Wucht zur Wehr zu setzen? Das bestimmt ungeheuer das Seelenleben des Arbeiters. Der Anblick der vorzeitig zu Greisen gewordenen Brüder. Darüber sinnen sie nach und brüten. Sie brüteten immer und sannen nach: der Sozialismus wies ihnen die Richtung und gab ihren Gedanken Inhalt und Ziel. Wenn Herr Herkner vor Freude fast in die Hände klatscht, weil er eine Entdeckung gemacht zu haben glaubt: es gab auch früher schon „Individualitäten im sogenannten Proletariat". Das wußte schon einer der berühmtesten Nationalökonomen Deutschlands,-ein älterer Kollege Herkners, Bruno Hildebrand, der int Frankfurter Parlament im Jahre 1849 das schöne Wort sprach: „So wie in der Natur alles Große von unten aus der Erde herauswüchst, so geht auch in der Geschichte jede große Bewegung, jeder große Fortschritt der Zivilisation von der Masse des Volkes aus. Jene verachteten niederen Schichten der Gesellschaft sind die geheime» Wer k-st ä 11 e n d e s m e u s ch l i ch e n G e i st e s. Hier werden die Genies und großen Reformatoren geboren, hier wird die Weltgeschichte produziert, und jede Zivilisation stirbt ab, i) i e' n i c£) t aus dem Boden jener Schichten neue Nahrung e in p f ä n g t." Das ist des Sozialismus und der Gewerkschaftsbewegung größter Ruhm, daß sie dafür Sorge tragen, daß der Individualitäten möglichst viele werden, daß die Arbeiterklasse nicht auf die Hilfe der Sozialpolitiker vom Schlage Herkners, Webers und Wenksterns warten muß, sondern selbst Hand ans Werk legt. So wird sic dann die inneren geistigen Kräfte der verdutzten bürgerlichen Sozialpolitik ganz offenbaren. Die Herren täten recht daran, wenn sie es aufgeben wollten, den Arbeitern „ihre eigene Anschauung aufdrängen zu wollen, die ohne die optimistische Gemütsstimmung der bevorzugten Gesellschaftsklassen niemand verständlich ist". Ja, es ist so, das Seelenleben der Arbeiter ist den Herren fremd: die Kluft ist zu tief, die Zerreißung der Gesellschaft durch den Kapitalismus zu mächtig. Es gibt nur ein hüben und drüben. Und hüben, bei den Arbeitern, ist ein mächtiger Drang nach Vervollkommnung und nach Erringung eines würdigen Daseins. Nur weltfremde Männer oder gebornc Diener des Kapitalismus werden den Versuch machen, diesen Drang aufhalten zu wollen durch irreführende Deklamationen. Das Klassenbewußtsein ist das Instrument, die sozialistische Gesellschaft das Ziel, und das Proletariat die Kraft: so ist die weitere Entwicklung der Menschheit geartet. „Mächtige der Erde!" — um mit Wilhelm Weitling zu schließen — „Ihr habt die Mittel, die Hebel der Gesellschaft auf eine euch und uns angenehme Weise zu beseitigen. Wenn wir mit unseren rohen Mitteln die Arbeit allein übernehmen müssen, wird sie mühsam und schmerzhaft für uns und euch vollbracht werden." Gelesene Nummern des „Eisenbahner" wirst mau nicht weg, sondern gibt sie an Gegner und Indifferente weiter. Bewegung des Personals bei der Ausschl. vriv. Buschtiehrader Eisenbahn. Die heute herrschende Teuerung trifft nicht nur das Personal der k. k. Staatsbahnen, sondern die gesamte Arbeiterschaft. DieStrecken derB. E. Ä. durchlaufen beinahe in allen ihren Stationen hoch entwickelte Industriegebiete, wo schon früher sehr schwer zu leben war und wo heute durch die fortwährend steigende Teuerung das Leben geradezu unmöglich geworden ist. Es ist daher nur selbstverständlich, daß das Personal der B. E. B. vom Arbeiter bis zum Beamten mit großer Ungeduld die Bewegung bei den k. k. Staatsbahnen verfolgt, denn es werden doch schließlich und endlich die Zugeständnisse bei den k. k. Staatsbahnen auch die Zugeständnisse der Bediensteten der V. E. B. werden. Es wäre nicht zu rechtfertigen, wenn bei der heutigen Teuerung die Verwaltung der B. E. B. den Versuch machen sollte, sich von ihrer Verpflichtung gegenüber dem Personal loszumachen und die Regelung der Lohn- und Vorrückungsverhältnisse, wie es die Umgestaltung der Teuerungsverhältnisse erheischt, absagen sollte. Uebrigens stützt sich diese unsere Erwartung auf den vernünftigen Standpunkt, den die B. E. B. bei der letzten Regelung der Personalverhältnisse einnahm. Sowie wir — und dies adressieren wir speziell an den Verwaltungsrat der B. E. B. — auch diesmal in den heutigen schwierigen Zeiten Umsicht von den maßgebenden Faktoren der Leitung der B.C.B. erwarten, können wir die maßgebenden Faktoren von der Umsicht des Personals vergewissern, allerdings beiAufrechterhatungvollerBereitschaft seinerOrganisation. Wir möchten uns nicht gerne darin irren, wenn wir an dieser Stelle unsere ganze Erwartung aussprechen, daß dem Personal der B. E. 58. seine Verhältnisse mit Rücksicht auf die heutigen Teuerungsverhältnisse von seiten dieser Bahnverwaltung zumindest in solchem Maße geregelt werden, wie dies bei der k. k. Staatsbahnen für ihr Personal erfolgt. Daß cs bei den Regelungen der Verhältnisse für das Personal derB. E. 58. notwendig sein wird, gleichzeitig dahin zu trachten, daß die Unregelmäßigkeiten und die belassenen Unzulänglichkeiten der Verhältnisse in den einzelnen Gruppen des Personals bei der letzten Regelung behoben werden, versteht sich von selbst. Diese Unzulänglichkeiten waren bereits der Verwaltung der B.E.B. vorgehalten,und wollen wir auch hier voraussetzen, daß diesmal jene oft gerügten Uebelstände abgefchasft werden. Obwohl wir also davon ausgehen, daß unsere Annahmen richtig sind, bleibt aber alles dies, was wir hier sagten, allerdings nur eine Voraussetzung, und das Bewußtsein der Verantwortlichkeit, welches bei zur Führung der Organisation in einer derartig ernsten Zeit doppelt auf uns lastet, zwingt uns, dem Personal derB. E. B. offen zu sagen, wenn es ein Interesse daran hat, daß die geforderte Regelung der Verhältnisse glatt durchgeführt werde, es schon von diesem Zeitpunkt an gerüstet stehen muß, damit.ihn die eventuell eintretende Situationsänderung nicht überrascht. Vertrauensmänner und ihr alle, welche es mit dem sozialen Kampf auf der B. E. B. ernst meint! Gehet sofort an die Arbeit! Wo die Organisation nur eine Lücke ausweist, trachtet, daß die Reihen geschlossen sind. Befestigt den Posten, den wir haben, durch Aufklärung und begeisterndes Wort. Eine neue Bewegung ist im Entstehen. Keine Spanne Zeit darf untätig unbenutzt bleiben. Dem Grundsatz gemäß: „Willst du Frieden, dann rüste dich zum Kriege!" auf, alle, zur Organisationsarbeit! * * * Am 22. Oktober fand in Komotau tut Arbeiterheim eine Delegiertenkonferenz des Personals der B. E. B., organisiert im Allgemeinen Rechtschutz- und Gewerkschaftsverein für Oesterreich, statt. 49 Delegierte vertraten 18 der wichtigsten Stationen der B. E. B. Als Vertreter der Zentrale erschien Genosse Adolf Müller, für den plötzlich erkrankten Genossen Brodecky als Vertreter des tschechischen Sekretariats erschien Genosse Franz B u ch a r. Nach der Wahl des Vorsitzes (Genosse Stütz, Komotau; Kraus. Falkcnau) referierte über die Forderungen des Personals der B. E. B. Genosse Müller, welcher empfahl, an den Forderungen des Personals der k. k. Staatsbahnen festzuhalten. Der Redner kritisierte die absolut unzureichenden Angebote seitens der Regierung und berichtete sodann über oie Taktik unserer Organisation in der ganzen Bewegung des Personals der k. k. Staatsbahnen bei der Durchberatung der Anträge im Reichsrat. Er verwies auf das Vorgehen der verschiedenen politischen Parteien bei den Durchberatungen der Anträge und ging sodann auf die Bewegung der B. E. B. über, bezüglich der er erklärte, daß diese Bewegung, soweit es möglich ist, die Verbesserung der jeweiligen Verhältnisse für sämtliches Personal, speziell aber eine gründliche Regelung der unerträglichen Verhältnisse der Arbeiterschaft bringen muß. Der Redner erinnerte sodann, daß die wilde Demagogie der Nationalen uns keinen Augenblick vergessen lassen darf, daß die eigene Aktion auf der B. E. B. von der beschleunigten Beendigung der Aktion bei den k. k. Staatsbahnen abhängt. In diesem Sinne sprachen sodann noch die Genossen Thürmer und 58 u ch a r. Hierauf wurde zum zweiten Punkt der Tagesordnung: „Die Forderungen des Personals" übergegangen. Grundsätzlich verblieb man bei den Forderungen des Personals der k. k. Staatsbahnen, von welchen allerdings einzelne Forderungen mit Rücksicht auf die verschiedenen Verhältnisse bei der B. E. B. umgeändert oder ergänzt werden mußten. Sämtliche Aenderungsbeschlüsse erfolgten einstimmig. Beim dritten Punkt der Tagesordnung wurde sodann ein Exekutivkomitee aus nachfolgenden Genossen gewählt: Für das Maschinenpersonal Thürmer, Dick; für die Zugsführer Feiler; für das Stationspersonal Olbert; für die Bahnerhaltung Wir kn er; für die Werkstätten S t u tz, L a n g e r und für die Wächter-Anton I a ck l. Ein zündendes Schlußwort beendete diese in jeder Hinsicht gelungene Konferenz. Im Anschluß an die Delegiertenkonferenz des Personals der B. E. 58. fand am 22. Oktober d. I. nachmittags in Komotau (Lagerkeller) eine sehr gut besuchte Versammlung des Personals der 56. E. B. statt. Den Vorsitz bei dieser Versammlung hatte Genosse Stutz. Der Referent Genosse Adolf Müller aus Wien berichtete, oftmals durch Zustimmung in seinem Vortrag unterbrochen, über die Verhandlungen der Delegiertenkonferenz und über die Bewegung zur Durchführung der Teuerungsfordcrungen des Personals der B. E. B. An dieses Referat knüpften sich die treffenden Ausführungen der Genossen Kraus, Thürmer und Mühlstein an. Auch die Ausführungen dieser Redner wurden mit lebhaftem Beifall entgegengenommen. Sonach wurde eine Resolution einstimmig angenommen, in welcher der Vorgang der Organisation für richtig anerkannt und den Vertrauensmännern des Personals das unbeschränkte Vertrauen ausgesprochen wurde und sie mit dem Exekutivkomitee zur gemeinschaftlichen Weiter-führung dieser Aktion betraut wurden. * Am 6. November trat in Prag das auf der Konferenz der Vertrauensmänner des Personals der 56. E. E. gewählte Exekutivkomitee zusammen, um über die Schritte zu beraten, welche im Interesse des Personals mit Rücksicht auf die Sachlage in der nächsten Zeit unternommen werden sollen. Die Mitglieder dieses Exekutivkomitees erschienen vollzählig. Für die Leitung der Organisation waren bei dieser Beratung Genosse Brodecky und Genosse 58 u ch a r anwesend. Genosse Brodecky besprach die Situation auf den k. k. Staatsbahnen und auf der 58. E. 58. und teilte den Komiteemitgliedern das nötige Material zur weiteren Führung dieser Bewegung mit. Nach einer sachlichen Debatte wurde einmütig die einzuschlagende Taktik für die Bewegung des Personals bei der 58. E. 58. bestimmt. Die Beratungen betrafen auch das kleinste Detail und die einstimmig gefaßten Beschlüsse sind Gewähr dafür, daß die Bewegung des Personals verläßlichen Händen anvertraut ist. Aus leicht begreiflichen Gründen können wir über die Beschlußfassung nicht mehr schreiben und werden deshalb die Vertrauensmänner von Fall zu Fall von den nötigen Schritten direkt und ungesäumt informiert werben. Wir machen daher das gesamte Personal und die Arbeiterschaft der 58. E. 58. aufmerksam, daß diese ohne Weisung des Exekutivkomitees nichts unternehmen sollen, um die Situation für ihre Bewegung nicht zu erschweren. Besonders erachten wir es als unsere Pflicht, darauf aufmerksam zu machen, daß sich niemand durch demagogische Schliche und Züge sowohl der tschechischen als der deutschen Nationalen überrumpeln lasse, da diese Demagogen in ihrer Ohnmacht und Einflußlosigkeit auf die sachliche Führung der Bewegung sich hinter ihre schamlose Demagogie verbergen werden. Alte Sünden. Was die bürgerliche» Parteien zur Teuerung beitrugen. Die Teuerung aller Nahrungsmittel und sonstigen Bedarfsartikel ist nun schon sa furchtbar geworden, daß sie zweifellos unter allen öffentlichen, die Allgemeinheit interessierenden Fragen die erste Stelle einnimmt. Auch jene politischen Parteien und jene Zeitungen, die sich sonst keinen Pfifferling um wirtschaftliche Verhältnisse scherten, sind nun gezwungen, irgend etwas von und über die Teuerung zu sagen. Ja, staunend erlebt man, daß jetzt Politiker und Zeitungen, die noch vor kurzer Zeit die Teuerung einen sozialdemokratischen Schwindel nannten, sich den Anschein zu geben suchen, als ob sie womöglich noch energischer gegen die Teuerung ankämpften als die Sozialdemokraten. Ganz besonders sind es die deutsch-bürgerlichen Politiker und Zeitungen, die das tun, und unter ihnen suchen wieder in erster Linie die Deutschradikalen den Gipfel der Demagogie zu erklimmen, um denen, die nicht alle werden, Honig um den Mund zu schmieren. Es ist daher sehr zeitgemäß, daß man wieder einmal feststellt, daß neben den 'unersättlichen Großagrariern alle anderen bürgerlichen Parteien, unter ihnen wieder ganz besonders die Deutschnationalen aller Schattierungen, schon seit Jahren, trotz der Warnungen der Sozialdemokraten systematisch auf die Teuerung hinarbeiteten. Als im Jahre 1898, wo ein ähnlicher Notstand wie heuer zu verzeichnen war, die sozialdemokratischen Abgeordneten im Parlament den Antrag auf Sistierung der Getreidezölle einbrachten, traten Schönerer und Wolf diesem Antrag entgegen,_ und gerade Wolf sagte wörtlich: „Der heutige Tag ist meiner Meinung nach von historischer Bedeutung, denn heute hat eine Partei der Zukunft ihre Schatten vorausgeworfen, heute hat es sich gezeigt, daß wir im Begriff sind, eine Partei der Agrarier zu bilden, eine Partei, der sich immer mehr die Vertreter der kleinen Städte angliedern." Damit war aber die Begeisterung des „Volksmannes" für die Lebensmittelteuerung nicht erschöpft. Er sagte weiter: „Und so sehr uns der Mahlberkehr geschädigt hat, so soll er im letzten Augenblick noch bestimmt sein, uns Vorteil zu bringen, und der besteht darin, daß im Interesse des Mahlverkehres die Magyaren sich der Aufhebung des Gctreidezollcs widersctzen." Wolf pries also den Getreidezoll und nannte °deu-lelben einen Vorteil. Was Millionen Menschen verfluchen, da sie deswegen hungern, Not und Elend leiden müssen, nannte Wolf einen Vorteil. Noch, einige Beweise dafür, daß die Deutschradikalcn den Agrariern zu Gefallen für die Teuerung eintraten. Im November 1907 wurde über die Anträge der sozialdemokratischen Abgeordneten Schrammel und Renner verhandelt. Gefordert wurde: „1. Einfuhr des gefrorenen überseeischen Fleisches; 2. Zollcrmätzigung für Brotgetreide und Futtermittel; 3. die behördliche Festsetzung von Höchstpreistarifen (§ 61 der Gewerbeordnung) gegen wucherische Lebensmittclkartelle." Diese Anträge wurden abgelehnt. Als die Ablehnung konstatiert wurde, protestierten dagegen Arbeiter aus der Galerie, worauf der deutschradikale Abgeordnete Sommer die Arbeiter „faulenzender, arbeitsscheuer Pöbel" beschimpfte. Der deutschradikale Abgeordnete Stransky beschimpfte die Arbeiter „Lausbuben". Am 1. Dezember 1910 wurde über den sozialdemokratischen Antrag abgestimmt: 1. Die Regierung wird aufgefordert, die quantitativ und zeitlich unbeschränkte Einfuhr von überseeischem Fleisch zu gestatten. 2. Regierung wird aufgefordert, den Zoll auf Fleisch von 30 H. für das Kilogramm zeitweilig aufzuheben. Der Antrag wurde abgelehnt Die Deutschradikalen stimmten geschlossen gegen den Antrag. Und heute tun das deutschradikale Zentralorgan die „Ostdeutsche Rundschau" und die Provinzzeitungen, _ als ob sie die Regierung verschlingen winden, wenn sie nichts gegen die Teuerung unternimmt und wenn sie nicht sofort das argentinische Fleisch hereinläßt. Eine frechere Heuchelei hat es wohl noch nie gegeben. Aber auch die übrigen deutschbürgerlichen Politiker und Zeitungen sind nicht besser. Auch sie verhinderten systematisch die Annahme der sozialdemokratischen TeuerungSauträge und stützten jede Regierung bei ihrer einseitigen Großgrundbesitzerund Hungerpoiitik. Sämtliche deutschbürgerlichen Parteien stimmten für den neuen Zolltarif, trotzdem von den sozialdemokratischen Abgeordneten schon damals aufmerksam gemacht wurde, daß die notwendige Folge dieses Zollwucher-tarises die Aushungerung der Bevölkerung zur Folge haben müsse. Dieselben Politiker und Zeitungen, die heute die Fleischnot und Fleischteuerung beklagen und sogar Herabsetzung der Zölle fordern, stimmten im Jahre 1905, ohne mit einer Wimper zu zucken, für den neuen Wucherzolltarif und erhöhten unter anderem, ohne zu bedenken, wie das wirken wird, den Zoll . bei Ochsen per Stück . . „ Stieren................ „ Kübon.................. „ Kalbern................ „ Schafen und Ziegen Jungvieh Schweinen über 120 Kilogramm „ unter 120 . von Kr. 35‘71 auf Kr. 60 — - . „ 9 - . .. 30— » „ K 714 * n 30-— - „ . 3' • fr fr 1 .. 7-14 .. „ 18' o.— 9-_____ 7-14 7-14 22'- 12-- Taraus allein kann jeder denkende Mensch ersehen, wer mit ein Hauptschuldiger an der nun herrschenden Fleischteuerung ist. Den Zoll auf Naturbutter _ haben die Christlich-sozialen, Agrarier und Deutschnationalen erhöhen mitge-holfen von Kr. 23 81 ans 35 Kr. Den Zoll aus Fleisch haben sie erhöhen mitgeholfen von 14 Kr. auf 30 Kr. Beim argentinischen Fleisch spüren wir diese Zollerhöhung empfindlich, denn der Zoll verteuert das Kilogramm argentinisches Fleisch um 80 H. Den Zoll auf Käse haben die Christlichsozialen, Agrarier und Deutschnationalen erhöhen mitgeholfen von 47 Kr. auf 60 Kr. Den Zoll auf Kaviar hingegen erhöhten die Fleisch-, Butter-, Käse- und Brotverteuerer nur von Kr. 119-05 (per Kiolgramm) auf — 120 Kr., also nur um — 95 H. per Kilogramm. Zur Erkenntnis, wo die wahren Feinde des Volkes sind, ist es gut, von Zeit zu Zeit diese Tatsachen wieder aufzufrischen. ______________________ Sie Wohimmssürsorge der i.!. Staatsbahnen im Lichte der Tatsachen. Bei jeder Gelegenheit gibt das Eisenbahnmini-sterium Erklärungen ab. daß es ihr heißester Wunsch und ihr fester Wille sei, den Bau von Pcrsonachäusern in der ausgiebigsten Weise durchzuführen. In verschiedenen Zeitschriften und offiziellen Kommuniques werden diese Erklärungen weitergegeben. Die internationalen Wohnungskongresse werden von dem Eisenbahnministerium beschickt und dort der staunenden Welt — unterstützt durch einen reichhaltigen Katalog mit schönen Jllustrationsproben — vor Äugen geführt, wie unendlich fürsorglich das Eisen-bahllininisterium den Wohnungsbau betreibt. Es soll nicht geleugnet werden, daß in der letzten Zeit einiges geleistet wurde. Wer diese Leistungen stehen in keinem Verhältnis zu den großen Bedürfnissen und Notwendigkeiten des Personals. Am 21. Oktober d. I. haben die Vertreter des Eisenbahnministeriums, Generaldirektor und Leiter des Eisenbahnministeriums Dr. Röll und Exzellenz Förster, neuerlich diese Erklärungen von „unerschütterlichem Beschluß — festem Willen — unausgesetzt im Auge behalten" und wie die Redensarten alle heißen, abgegeben. Die organisierten Eisenbahner wissen, was sie von solchen Erklärungen, die billiger als Brombeeren sind, zu halten haben. Denn zwischen Versprechen und Halten liegt bei dem Eisenbahnministerium ein himmelweiter Weg. Daß es mit dem festen Willen nicht weit her ist, wollen wir heute neuerlich an einem Beispiel, das wir verdutzendfachen könnten, feststellen. Seit ungefähr vier Jahren petitioniert das Personal der Station Jägerndorf bei dem Eisenbahnministerium und bei der k. k. Staatsbahndirektion Olmütz um Erbauung von Wohnhäusern aus Mitteln des Altersversorgungsfonds oder aus Staatsmitteln. Es wurde ein eigenes Komitee hierzu gewählt, in das die Direktion ihre Vertreter sendete. Pläne wurden von der Direktion und vom Ministerium angefertigt und Berechnungen angestellt. Die Personalkommissiou hat des öfteren einen auf die Sache bezughabenden Antrag cingebracht, dem sich auch die Direktion anschloß. Und als es dazu kam, daß diese Aktion greifbare Formen annahm, schwand die Sache in dem Wohnungsdepartemcnt im Ministerium in den Händen des Hofrats Pollak wie eine Seifenblase zusammen. Das Personal, das die bureaukratischen Widerstände kennt, erlahmte jedoch nicht und gezwungen durch die große Wohnungsteuerung und Wohnungsnot richtete es neuerlich an die Direktion und an das Eisenbahnmini-sterium eine Petition, die mit über 300 Unterschriften versehen war. In diesem Petit schilderten die Gefertigten das Wohnungselend in der Stadt Jägerndorf. Es wird darin gesagt, daß von diesem ungefähr 900 Mann starken Personal zirka 50 Prozent in den zwei bis vier Wegstunden vom Arbeitsort entfernten Dörfern notdürftige Unterkunft haben. Die kleinsten, ungesündesten Wohnungen werden aufgesucht und teuer bezahlt. In beredten Worten wird in der Petition die Gefahr derartiger Wohnungsverhältnisse in sittlicher und gesundheitlicher Beziehung auseinandergesetzt und mit Nachdruck darauf verwiesen, daß durch diese traurigen Wohnungsverhältnisse eine Kindersterblichkeit bei den Eisenbahnarbeitern eingetreten ist, welche den Bethlehemschen Kindesmord als cm Märchen erscheinen läßt. Die Arbeitszeit wird durch die weiten Entfernungen, die die Arbeiter von und zu den: Arbeitsort zurücklegen müssen, um täglich zwei bis acht Stunden verlängert. Sommer und Winter erreichen sie völlig erschöpft die Arbeitsstätte und nützen sich deshalb körperlich rapid ab. Die Hauswirtschaft und das Familienleben leiden unter den geschilderten und teilweise getrennten Wohnungsverhältnissen gleichfalls sehr schwer. Durch den Mangel an warmer Mittagskost treten empfindliche Gesundheitsstörungen ein, deren Folgen aus der Statistik der Krankenkasse zu entnehmen sind. Die Der-schuldnng durch den geteilten Haushalt macht bei den Bediensteten riesige Fortschritte und bringt manchem bis zur hellsten Verzweiflung. Dies und noch weit mehr wurde nun zu wiederholtenmalen bis in die kleinsten Details der Direktion einerseits und dem Eisenbahnministerium anderseits mitgeteilt. Eine neuerliche Aktion wurde im großen Stil eingeleitet. In zwei großen Protestversammlungen nahm das Personal zu dieser Angelegenheit Stellung. Die Willensmeinung dieser Versammlungen wurde wiederum den Oberbehörden bekanntgegeben. Die Vertreter der Personalkommission brachten den ganzen Komplex dieser Angelegenheit zur Sprache und verlangten von der Direktion angesichts dieser traurigen Zustände eine baldige Erlösung. Man wendete sich an die Abgeordneten, welche dutzendemal in der Sache intervenierten. Der ehemalige Abgeordnete Rudolf Müller besprach diese Angelegenheit in einer Rede bei Schaffung des Wohnungsfürsorgefonds im Parlament und Genosse Tomschik erwähnte gleichfalls diesen Umstand in seiner letzten Budgetrede. Daraufhin entwarf das Eisenbahnministerium wieder Zeichnungen, stellte wieder Berechnungen an, nahm neuerlich Kommissionen vor, aber alles blieb bis zum heutigen Tage beim alten. Genosse Müller brachte in dieser Angelegenheit am 25. Februar d. I. im Parlament eine Interpellation ein: damit der damalige Eisenbahnminister Dr. Glombinski davon bestimmt erfahre, hat der erwähnte Genosse dieselbe mit einem Begleitschreiben übermittelt. Dr. Glombinski versprach mündlich und schriftlich, daß er dieser Verschleppung ein- für allemal ein Ende bereiten werde. Das Haus wurde jedoch frühzeitig aufgelöst. Glombinski mußte den Weg aller Sterblichen gehen und wieder trat ein Stillstand in der Sache ein. Trotz aller Fopperei und Täuschung erlahmte das Personal noch immer nicht und ging neuerlich daran, der mittlerweile schon wieder ver-gessenen Angelegenheit auf die Beine zu helfen. Es wurde interveniert und dabei den Organisationsvertretern die bestimmte Zusicherung erteilt, daß bestimmt noch in diesem Jahre gebaut werden wird. Es wurde einige Zeit abgewartet und als das Personal sah, daß es neuerdings gefoppt war, stellten die Vertreter in der letzten Personal*, kommissionssitzung, die am 9. Oktober d. I. stattfand, an den Vorsitzenden dieser Kommission die Anfrage, wie es nun mit dcnt Vau von Personalhäusern in Jägerndorf ausschaue. Der Vorsitzende teilte ihnen mit, daß auch die dritte Aktion wiederum in Wasser zerronnen ist, weil erstens das Eisenbahnministerium auf die -Iprozentige Verzinsung der Fondsgelder nicht verzichtet und weil zweitens Sie Stadtgemeinde Jägerndorf gegenüber anderen Städten ein Entgegenkommen in der Sache nicht zeigt. Es muß festgestellt werden, daß in der Tat die Stadtgemeinde Jägerndorf nicht das geringste unternommen hat, den Bau von Eisenbahnhäusern zu fördern, im Gegenteil, sie selbst und ihr Abgeordneter haben dieser Aktion Hindernisse auf Hindernisse bereitet. Nicht die WohnungS-fürsorge war bei ihr das Entscheidende, sondern parteipolitische Maßnahme» waren für sie ausschlaggebend. So sieht also die Wohnungsfürsorge des Eisenbahnministeriums in der Theorie und in den parlamentarischen Ausschüssen ganz anders aus als in der Praxis. Wir glauben nicht irre zu gehen, daß die Gemeinde Jägerndorf als auch ihr Abgeordneter, sowie das Eisenbahn-Ministerium die wirklichen Hindernisse in dieser Angelegenheit sind. Da aber Not kein Gebot kennt und Not selbst Eisen bricht, werden die Bediensteten neuerdings, und zwar schon am 23. d. M. in einem großen Protestmeetinu zu dieser sozialen Fürsorge, mit der der Minister den Volksvertretern die Augen verklebt, Stellung nehmen. Mit einer vernehmlichen Sprache wird diesmal das Personal seinen Wunsch an die Öffentlichkeit bringen. Durch die oben geschilderten Zustände kommt man fast zu der Meinung, daß das Departement ftir Wohnungsfürsorge in bewußter Weise, planmäßig das Personal aufreizt und alles unternimmt, um Zündstoff zwischen das Personal und die Bahnverwaltung zu legen. Daß dieses Departement keine Ahnung von Personalpolitik und Personalfürsorge hat, beweisen zur Genüge die angeführten Tatsachen. Wir müssen daher schon in aller Ergebenheit den Eisenbahnminister Dr. Ritter v. Förster fragen, tote lange er das traurige Spiel fortfiihren will. Die Bediensteten sind jetzt des Gefopptwerdens und der Verschleppung müde und überlassen denjenigen, die niemals einen ernsten Willen für diese Angelegenheit hatten, die volle Verantwortung für das, was sie an dem Personal verbrochen haben. ___________________ Bon der Südbahn. Protokoll über die am Donnerstag den 8. Juni 1911 in Wien statt-gefundene Beratung der Personalkommission, und zwar der Gruppe des Statiouspcrsouals des Verkehres und der Gruppe der Lohnerhaltung der Sektion für Diener, betreffend allgemeine Angelegenheiten der Bediensteten dieser Gründen. (Fortsetzung.) Punkt 35. Personalkommissionsmitglied Herzig bringt einige noch nicht erledigte Petitionen aus einem seinerzeit von den Bahnrichtern bei der Baudirektion angebrachten Memorandum vor: 1. Ueberstellnng in die Gruppe A. 2. Nach der Nachtarbeit einen halben Tag frei. (Dies soll bereits bei den k. k. Staatsbahnen bestehen.) 3. Aussolgung einer Dienstinstruktion. (Heute hätten sie nur die 'Signalvorschriften.) 4. Anrechnung der für die Provision angerechneten Dienstjahre auch für die Pension. 6. Mit 1200 Kr. Zulassung zur Bahnmeisterprufung. Punkt 26. Allen im Jahre 1909 zufolge der Erhöhung der Anfangsgehalte in die erhöhten Gehaltstufen von 900 Kr. und 1000 Kr. eingereihten Bediensteten sind die länger als zwei Jahre betragenden Vorrückungsfristen auf das normale Vorrückungsausmatz herabzusetzen. , Personalkommissionsmitglied Herzig bemerkt hierzu, der Ausddruck „normales Vorrückungsausmatz" bedeutet, daß nicht die Ueberleitungsbestimmungen gelten sollen, sondern die im Schema festgelegten Wartefristen. Eine Schädigung der älteren Bediensteten solle die folgende Forderung verhüten: Punkt 27. Gleichzeitig ist allen jenen Dienern, die im Jahre 1909 bereits in den Gehaltstufen von 900 Kr. und 1000 Kr. gestern, den sind, die aber zufolge der Erhöhung der Anfangsgehalte für die jüngeren Bediensteten mit den letzteren im Gehalt gleichgestellt wurden, eine derart entsprechende Kürzung ihrer nächsten normalen Vorrückungsfrist zu gewähren, datz ihnen entsprechend ihrer zurückgelegten Dienstzeit die Erreichung der höheren Gehaltstufen früher ermöglicht wird. Punkt 28. Ferner sollen alle älteren Dienern die bestehenden Vorrückungsfristen und je ein Jahr so lange gekürzt werden, datz es jedem Bediensteten ermöglicht wird, vor seiner Pensionierung den Höchstgehalt zu erreichen. P u n k t 2 9. Entsprechende Verbesserung der Normen über die Erholungsurlaube im Sinne der eingebrachten Anträge. P u n k t 3 0. Die Erhöhung der Ouartiergelder für das Personal in den grötzeren unberücksichtigten Stationen, wie zum Beispiel in Marburg, Bozen, Franzensfeste, Innsbruck u. s w. Personalkommissionsmitglied Herzig behauptet, das; bezüglich dieses Punktes bereits Hofrat v. Eger eine Zusage gemacht habe. Punkt 31. Kürzung der nächsten Vorrückungsfrist für alle jene Diener um ein Jahr, die seinerzeit mit 720 Kr. angestellt wurden, analog jenen Dienern der k. k. Staatsbahnen (Oe. N. W. B.), die seinerzeit mit 720 Kr. angestellt wurden. Punkt 32. Für die Bediensteten sämtlicher Kategorien, wo heute noch länger dauernde als zweijährige Vorrückungsfristen in den einzelnen Gehaltstufen bestehen, sollen in fämilichcn Ge-haltstufeu zweijährige Vorrückungsfristen gewährt werden. P u n k t 3 3. Einrechnung eines Viertels vom Gehalt in die Pension. P u n k t 3 4. Zuziehung von Vertrauensmännern aus jeder Kategorie bei Uebernahme der Monturlieferungen. Punkt 36. Beteilung eines jeden Personalkommissionsmitgliedes mit den Sitzungsprotokollen. Die P e r s o n a l k o m ni i s s i o n s m i t g l i e d e r behaupten. datz dies bei den k. k. Staatsbahneu bereits angeführt fei. Punkt 36. Beteilung mit entsprechenden Dienstkleidern für Sommer und Winter an alle definitiven und auf systemisierten Posten verwendeten Bediensteten. • » • Hiermit erscheint die Tagesordnung erschöpft und eS gelangen nun einige spezielle Fragen zur Erörterung. Personalkommissionsmitglied Herzig sragt an, wie die Sekretste »i p e l berechnet werden. Zu Neujahr seieu 37 Wächter vorgerückt, die von ihnen entrichteten Dekret-stempel schwankten zwischen 64 H. und 12 Kr. Der Direktionssekretär meint, Personalkommissions-mitglied Herzig solle bei der administrativen Direktion AII diesbezüglich vorsprechen. Personalkommissionsmitglied Herzig bringt eine Petition der Wächter der Strecke Dölsach-Oberdrauburg um Freischeine für Schnellzüge nach Klagenfurt und nach Bozen vor. , . Personalkommissionsmitglied Herzig bringt sodann eine Petition vor, betreffend die Vergütung der Uebersied-lungSkosten bei Pensionierungen. Es komme vor, datz jemand, der im Krankenstand sei und vom Exekutivdienst abgezogen werde, blotz das Fuhrkchtenpauschale auSbezahlt erhalte. Diese Leute sollten auch eine Möbelentschädigung erhalten. Noch schlechter sei cs bei Uebersiedlungen mit Lohnwagen. _ Zum Beispiel sei im vorigen Jahre eine Uebersiedlung von Hetzen-dorf nach Liesing mit Bahnwagen nicht durchführbar gewesen, der Betreffende sei mit einem Möbelwagen übersiedelt, habe jedoch keine Möbelentschädigung erhalten. Ferner erneuert Personalkommissionsmitglied Herzig seine Anfrage betreffend das Ouartiergeld für Jnzers-Borf-(Station. Er habe die Einreihung in die I. Ouartiergeld-stufe beantragt, wenn Jnzersdorf-Staatsbahn das Wiener Ouartiergeld habe. Der Direktionssekretär erklärt, datz Jnzersdorf-Staatsbahn nur 70 Prozent Ouartiergeld habe. Personalkommissionsmitglied Herzig behauptet, er werde beweisen, datz Jnzersdorf-Staatsbahn im Wiener Ge-meindegebiet liege und die dortigen Bediensteten 100 Prozent hätten. Personalkommissinosmitglied Herzig behauptet Wetters, datz einem, der einen Tag Urlaub nimmt, anderthalb Tage angerechnet würden, trotzdem die Baudirektion etnen Erlatz hinausgegeben habe, des Inhalts, datz 24 Stunden nur als 24 Stunden zu rechnen seien. Die Sektionen sagen, der Urlaub gelte nachträglich noch 8 Stunden, weil der Substitut so lange frei haben inutz und dieser bezahlt werden müsse. Personalkommissionsmitglied Herzig erklärt, datz im vorigen Jahre die Zusage gemacht wurde, datz die alten Zmu« laricti, welche Personalangelegenheiten behandeln, der Per-sonalkommission übermittelt würden. Die Arbeiterausschutz-mitglieder sollen solche bereits erhalten haben, die Diener jedoch nicht. Der Direktionssekretär klärt auf, daß die Uebermnt-lung der Zirkulare nur so weit zugesagt wurde, so weit sie noch vorhanden sind. Leider sei aber nichts mehr da. Personalkommissionsmitglied Herzig begehrt, man solle diese Zirkulare uachdrucken lassen, worauf der Direktionsekretär erwidert, datz der Nachdruck viel Geld koste. Persoualkommissionsmitglied Herzig urgiert die Forderung der Wächter der Pottendorfer-Linie im Wiener Gcmcindcrahon um Gewährung von Gratiskohle. Diese Angelegenheit ziehe sich schon über ein halbes Jahr hinaus. Personalkommissionsmitglied O S m c tz verlangt, datz alle in der Tagesordnung gestellten Forderungen von der Verwaltung entgegenaenommen würden. Der Vorsitzende enklärt, datz dies durch die Aufnahme in das Protokoll geschehe und schliefet sohin die Sitzung. Die Fortsetzung der Sitzung wird für den nächsten Tag anberaumt. Sohin geschlossen uud gefertigt: Der administrative Direktor als Vorsitzender der Personalkommission: Der Direktionssekretär als Sekretär der Personalkommission: Dr. Domenega. Der Maschinen-Direktorstellvertreter als Vorsitzenderstellver. tretet der Personalkommission: Die SBctifika toten: Johann KrYst a, Blocksignaldiener. Josef Wäger, Wächter. Als Schriftführer: D. Charlemont. (Fortsetzung folgt.) Inland. Kein billiges Fleisch, sondern neue Steuern. Der Finanzminister hat am 14. d. M. dem Abgeordnetenhaus ein ganzes Bouquet neuer Steuern vorgelegt. Es sind sechs Gesetzentwürfe, und zwar folgende: eine Vorlage über Erhöhung der Branntweinsteuer (von 90 H. aus Kronen 1-40), eilte Vorlage über die Erhöhung der Biersteuer (voit 34 H. auf 80 H., also gegenüber der im Jahre 1908 geplanten Erhöhung, die die Regierung zurückgezogen hat, noch um 10 H. mehr!), eine neue Regelung der Ueberweisungen ans der Branntwein-, Bier- und Per-sonaleinkommenfteuer an die ander, eine Vorlage über die Gebühren von unentgeltlichen Vermögensübertragungen, eine Vorlage über die Steuer von Schaum-weilt, eine Vorlage über eine Automobilsteuer. Die Bier- und die Branntweinsteuer soll fast zur Gänze den Ländern in den Rachen geworfen werden (der Staat würde aus diesen riesigen Steuererhöhungen gegen 13-2 Millionen ziehen); dagegen sollen die Landesumlagen auf Bier aufgehoben werden (Jnkariite-rieruitg); die geplante Erhöhung ist mehr als 5 H. vom Liter Bier! In der Branntwciitstcucrvorlage wird die schändliche Ausfuhrprämie noch erhöht (10 H. per Liter Alkohol für die ersten vier Jahre und dann fallend im fünften Jahre auf 9, im sechsten auf 8 H.), die „Erweiterung" wird mit den „ungünstigen Exportverhältnissen" in der Spiritusiudustrie begründet! Auch den agrarischen Bierbrauereien wird eine Konzession gemacht: die Jahreserzeugung, bei der ein Nachlaß der Steuer ein-tritt, wird von 15.000 Hektoliter auf 25.000 Hektoliter erhöht und überhaupt „bei dieser Produktionsgrenze jeie Rückzahlung eines bezogenen Nachlasses beseitigt". Die Reform der Weinsteuer, die von den Bilinskischen Steucrvorlagen die berechtigteste gewesen war, ist auf-gegeben worden, ebenso die Besteuerung von Flaschenweinen, nur eine bescheidene Besteuerung der Schaumweine ( 50 H., 1 Kr. bis 2 Kr.; in den Bilinskischen Vorlagen ging die Steuer bis 5 Kr.) ist übrig geblieben. Die Besteuerung der Automobile geschieht sehr zaghaft, die Sätze bleiben, wie die Regierung selbst zugibt, für die kleineren und mittleren Fahrzeuge „hinter den im Deutschen Reiche eingehobenen Abgaben nicht unwesentlich zurück". Eine Konzession an die Agrarier ist auch die bedeutende Ermäßigung der Jmniobiliargebiihreit bei unentgeltlichen Uebertragungen unbeweglicher Sachen an nahe Angehörige. Alles in allem ein sinnloses, antisoziales, schlechthin unmögliches Steuerprogramm. Industrielle Ranbpolitik. In der Zeit der allgemeinen Teuerung haben die kartellierten Jndnstrie-ritter keine anderen Sorgen, als wie sie durch die einheitliche Erhöhung der Preise ihre Gewinne erhöhen und die Volkswirtschaft weiterhin plündern könnten. So soll gegen Ende des laufenden Monats oder zu Beginn des Monats Dezember eine Sitzung des Eise n-k(irtells stattfindeii, die sich unter anderem mit der Frage der Erhöhung der Eisenpreise für das erste Quartal 1912 befassen dürste. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird die Entscheidung über die Preisfrage vertagt werden, bis zu dem Zeitpunkt, in welchem über die Erneuerung des deutschen Stahlwerkverbandes endgültige Beschlüsse gefaßt sein werden. . Daß die Kestranek und Rothschild diesen unerhörten Wucher so weiter treiben können, verdanken sie zunächst unseren Christlich-sozialen und D e u t s ch n a t i o n a l e tt, die b c-k a n n t l i ch i in alten Parlament den sozialdemokratischen Antrag auf Abschaffung der Eisenzölle nieder st im inten. . . lieber einen weiteren Raubzug wird aus den Kreisen der B a n m w o l l i n d u st r i c 11 e tt gemeldet: Die Verhandlungen der österreichischen Bauinwoll-s p i n n e r e i e n betreffend die F e st s e tz u n g eines Inlaitdskontingents int Garngeschäfte dürften demnächst zum Abschlüsse gelangen. Wie verlautet, haben bereits 87 Prozent der gesamten Spindelzahl ihren Beitritt zu den, abzuschließenden Uebereinkornnten an-gerneldet. Das Inkrafttreten der Konvention wurde von der Anmeldung von 90 Prozent der gesamten Spindelzahl abhängig gemacht. Das Jnlandskontingcnt hat natürlich den Zweck, die Konkurrenz aitszuschließen, um so die Preise künstlich hochznhalten. Und da jammern die Herren noch fortwährend, wie schlecht es der Industrie geht, was natürlich nur den Vorwand abgibt, gegen die gewerkschaftlichen Forderungen scharfzumachen. Die Hundspcitfche im Abgeordnetenhaus. Am Schlüsse der Sitzung des Abgeordnetenhauses vom Freitag den 10. November, in der die Debatte Über den Staatsvoranschlag beendet wurde, schlug der Alldeutsche Abgeordnete Malik den aus ihn eindringenden Deutschradt-kalen Hummer, dein Abgeordneten des Leitmeritzer Städtebezirkes, mit einer Hundspeitsche dreimal über das Gesicht. Malik und Hummer hatten sich gegenseitig knapp vor dieser Affäre grobe Beleidigungen ins Gesicht geschleudert. Hummer hatte den Malik Satisfaktionsunfähigkeit vorgeworfen und war gegen diesen losgegangen. Die Hundspeitsche hat im Leben des Abgeordneten Hummer schon einmal eine Rolle aeivielt. Die -Ost« deutsche Rundschau" brachte am 1. Juli 1902 folgenden Gerichtssaalbericht: Die Ehre des Vereines. Der Pharmazeut Gustav Hummer hatte sich heute beim Strasbezirksgericht Josefstadt gegen eine vom Deutschen Pharmazeutenverein durch feinen Vorstand einaebrachte Ehreiibeleidigungsklage zu verantworten. Nach dein Inhalt der Klage soll Hummer, Mitglied der Burschenschaft „Frankonia", den klägerischen Verein einen „Quark", ferner eine „Blase" genannt und sich am 13. Mai mit einer Hundspeitsche int Vereinslokal eingefunden haben. Den Anlaß zu dem beleidigenden Vorgehen des Angeklagten boten Differenzen zwischen der „Frankonia" und dem klägerischen Verein. Bei der heutigen Verhandlung war der Angeklagte des Tatsächlichen im wesentlichen geständig. Er gab schließlich die Erklärung ab, daß er die Beleidigung dem Verein gegenüber mit Bedauern zurücknehme, worauf er, über Rücktritt der Kläger von der Anklage, freigesprochen wurde. Hummer war daraufhin vom Deutschen Phanna-zeutenverein die „ritterliche Genugtuungsfähigkeit" abgesprochen worden. Nachdem er sein Verhalten bedauert hatte, wurde ihm später die Satisfaktionsfähigkeit wieder zuerkannt. Nun hat ihn die Hundspeitsche selbst erreicht. Die deutschbürgerlichen Abgeordneten scheinen sich gegenseitig richtig einzuschätzen, wenn sie derartige Formen der Auseinandersetzungen wählen. Die kaiserlichen Zuckerfabriken im Kartell der Zuckcrwnchcrcr. Bei der letzten Zuckerfreigabe wurde der Preis für Naffinadezucker abermals um 4 Kr. erhöht. Der Aufschlag seit Dezember 1910 beträgt 2 6 K r. s ü r l 0 0 K i l o g r a m m. Ja, die Znckerkartellisten verstehen sich aufs Geschäft! Die Zuckerfabriken des Kaisers gehören gleichfalls dem Kartell an. Man war bisher der Meinung, daß die kaiserlichen Zuckerfabriken verpachtet find; deshalb sei hier hervorgehoben, daß die gleichfalls i in Kartell befindlichen kaiserlichen Zuckerfabriken Swolenowes und S m i r s ch i tz in Böhmen heute nicht mehr verpachtetsind, sondern in eigen er Regie geführt werden, Die genannten Zuckerfabriken waren zwar bis vor kurzem auf zwanzig Jahre an den rumänischen Juden Benies verpachtet, allein die Pachtdauer war 1910 abgelaufen und eine Erneuerung derselben hat nicht mehr stattgefunden. D i e k. k. P r i v a t-u n d F a m i l i c u f o n d s befinden sich somit im Z u ck e r k a r t e l l. Hier dürfen nach Ansicht des Leiters im Handelsministerium Dr. Mataja wahrscheinlich die Schwierigkeiten liegen, die sich einer Gesetz-gebungsaktion auf dem Gebiet des Kartellwesens ent-gegenstellen. Chnstlichsozmlc Niedergangserscheinungen. Das hochklerikale „V a t e r l a n d", das bei einem Abonnentenstand von ganzen 700 seinem Chefredakteur 24.000 Kronen Jahresgehalt zahlte, stellt mit Neujahr sein Erscheinen ein. Die dem „Vaterland" seitens der klerikalen Preßorganisation, dem „Piusverein", gewährte Unterstützung von jährlich 68.000 Kr. geht nun an das dein Thronfolger Franz Ferdinand nahestehende Wiener Leitorgan der christlichsozial-klerikalen Partei „Reichspost" über. Diese übernimmt auch den auf 700 zusammengeschmolzenen Abonnentenstand des „Vaterland". Dividcndencrhöhung bei der Buschtiehrader Bahn. In finanziellen Kreisen wird, wie die Börsenberichte melden, für das laufende Jahr bei der Buschtiehrader Bahn mit einer namhaften Erhöhung der Dividende gerechnet. Neue Staatsbahndirektwnen. Der Staatseisenbahn-beirat hat die Errichtung einer Direktion in Nor d-w e st b ö h in c n, welche hauptsächlich die Kohlenwerke umfassen soll, beschlossen. Ferner die Errichtung einer zweiten Direktion in N o r d o st b ö h m e n für den Ver-kehrsbereich der Böhmischen Nordbahn. Beide Direktionen werden im deutschen Sprachgebiet liegen. Außerdem ist in dem Antrag die Errichtung einer neuen Direktion für die östlichen Strecken in Böhmen mit dem Sitze im tschechische« Sprachgebiet vorgesehen. Endlich soll eine vierte Direktion in B r ü n n errichtet und ihr die niederösterreichischen und mährischen Linien der ehemaligen St. E. G. und N. W. B. unterstellt werden. Ein großer sozialdemokratischer Sieg bei den Grazer Gemeindcratswahlen. Die Grazer Gemeinderatswahlen aus dem dritten Wahlkörper haben mit einem glänzenden Sieg der sozialdemokratischen Liste geendet. Abgegeben wurden 3355 Stimmen gegen 3545 im vorigen Jahre. Gewählt wurden alle fünf sozialdemokratischen Kandidaten. Es erhielten: Ausobski 1907, Räder 1881, Lindner 1838, Machold 1828 und Zotter 1802 Stimmen. Auf die gegnerischen Kandidaten entfielen folgende Stimmenzahlen: Vizebürgermeister Habisch erhielt 1454, Wiedner 1474, der Hausbesitzer Brandl 1438, der Tischlermeister und Scharfmacher voni letzten Tischlerstreik Jostl 1389, der Tapezierermeister Kouriniskt) 1386 Stimmen. Die Sozialdemokraten haben also mit 416 bis 433 Stimmen Majorität gesiegt. Der Sieg ist um so bedeutungsvoller, als die Nationalen mit den schäbigsten Mitteln arbeiteten und sich nicht einmal scheuten, die Aufrufe für ihre Liste in den klerikalen Blättern zu veröffentlichen. Die sozialdemokratische Opposition im Gemeinderat ist nun bedeutend gestärkt. Von den sieben Sozialdemokraten, die früher im Gemeinderat waren, waren zwei, Ansobsky und Räder, ausgeschieden. Sie wurden wiedergewählt und drei neue Gemeinderäte dazu gewählt, so daß die Sozialdemokraten von den 48 Gemeinderats-sitzen nun zehn innehaben. Ein neues sozialdemokratisches Blatt, lieber Beschluß des Innsbrucker Parteitages erscheint ab 1. Jänner 1912 allwöchentlich im Umfang von vier Seiten ein neues Parteiblatt: „Das Volt". Das einzelne Exemplar kostet 2 H.' Im November und Dezember erscheinen je eineProbenummer gratis. EinzelneAbonne-ments auf dieses Blatt werben nicht angenommen, einzelne Blätter nicht verschickt. Bis zu 20 Exemplaren ist Vorausbezahlung Bedingung. Lokalorganisationen, Kolporteure und einzelne Genossen, die mindestens sechs Exemplare beziehen, bekommen einen halben Heller per Blatt Rabatt. Bestellungen sind ausschließlich bei den Lokalvertrauensmännern zu machen. Nur in jenen Orten, wo keine Lokalorganisation besteht, wolle man sich an die Verwaltung des „Volk", .Wien, V., Rechte Wienzeile 97, direkt wenden. Genossen, agitiert eifrig für dieses zur Massenverbreitung bestimmte Blatt! An unsere P.T. Genoffen und Mitglieder! Nachdem die erste Auflage unseres Eisenbahn-kalenders vergriffen ist, sind wir gezwungen, eine zweite Auflage herzustellen. Wir ersuchen daher alle Ortsgruppen- und Zahlstcllcnlcitnngen, die bisher noch keine oder gegenüber dem Vorjahre nur eine geringe Bestellung machten, dies so rasch als möglich zu tun, damit wir die Höhe der Auflage bestimmen können. Auf alle Fälle bitten wir um den regsten Vertrieb eures Jahrbuches. Gleichzeitig geben wir bekannt, das, in unserem Verlag der Eisenbahnkalender per 1912 für die pol-n i f ch e n Genosse n (Kalendarz kolojarski) erschienen ist und zu denselben Bedingungen wie bei dem deutschen Kalender zu beziehen ist. Beide Jahrbücher sind unentbehrliche Behelfe für jeden organisierten Eisenbahner. Ausland. Die Deutsche Reichseisenbahnverwaltnng und ihre Arbeiter. Eine alte Klage, die doch immer wieder neu wird, erheben die Arbeiter der Reichseisenbahn in Elsaß-Lothringen gegen die Verwaltung, daß sie nämlich das Koalitionsrecht mißachtet. Alljährlich werden bei der Budgetberatung durch die Sozialdemokratie solche Beschwerden zur Sprache gebracht, aber bisher ist es noch nie gelungen, von der Reichseisenbahnverwaltnng das Zugeständnis zu erzielen, daß sie ihre Arbeiter in der Ausübung ihrer staatsbürgerlichen Rechte nicht beeinträchtigen will. Ein besonders eklatanter Fall nötigte diesmal die Sozialdemokratie, durch eine Interpellation im Reichstag für die Eisenbahnarbeiter einzutreten. Genosse E m m e l legte den Tatbestand dar, der dem Vorgehen der Sozialdemokratie zum Anlaß diente. Es waren mehrere Arbeiter gemaßregelt worden, nicht weil sie sich irgendein Vergehen im Betrieb oder eine Vernachlässigung ihrer Pflichten hatten zuschulden kommen lassen, sondern weil sie Mißstände der Verwaltung in öffentlichen Versammlungen gerügt hatten. Die Begleitumstände dieser Maßregelung waren besonders vexatorisch. Es hat sich im Elsaß ein Verband der Eisenbahnarbeiter gebildet, der in keiner Weise politische Zwecke verfolgt, sondern nur die Wahrnehmung der wirtschaftlichen und Berufsinteressen der Arbeiter ins Auge gefaßt hat. Er suchte sich allerdings auch unabhängig von der Verwaltung zu halten, und das genügte schon, um ihn verdächtig zu machen. Als nun in einer Versammlung der Vorsitzende, ein Schlosser Oertel, kritische Bemerkungen über die Verwaltung machte, wurde er auf Grund der Berichte eines bei den Verhandlungen anwesenden Beamten zur Verantwortung ge« zogen. Trotzdem er bestritt, die ihm in den Mund gelegten Aeußerungen gemacht zu haben, lehnte die Verwaltung doch alle Beweiserhebungen ab, sondern verlangte von ihm eine Erklärung, daß er die ihm unterstellten Aeußerungen zurücknehme. Oertel fügte dieser Erklärung eine Bemerkung hinzu, in der er die ihm unterstellten Aeußerungen bestritt. Darauf wurde er wegen Unbotmäßigkeit aus dem Dienst entlassen. Im weiteren Verlauf der Sache wurden dann auch noch andere Arbeiter entlassen, die für ihn eintraten. Genosse Ernrnel kennzeichnete diesen Behörden-terrorismus in gebührender Weise und forderte den Eisenbahnminister v. Breitenbach auf, zu erklären, ob er mit jenen Vorgängen einverstanden sei. Der Minister v. Breitenbach deckte, wie nicht anders zu erwarten war, diese Eingriffe seiner „nachgeordneten Behörde" in das Koalitionsrecht der Arbeiter mit seiner ganzen ministeriellen Autorität. Er suchte sich dann aber doch bei der Mehrheit des Hauses im voraus Deckung zu schassen, indem er direkt an die bürgerlichen Parteien appellierte, daß sie ihn im Kampf gegen das Eindringen des sozialdemokratischen Geistes in die Arbeiterkreise der Reichs-eisenbahu „an unserer Westgrenze" unterstützen möchten.' Denn für diesen Bureaukraten ist es selbstverständlich schon ein Zeichen sozialdemokratischer Gesinnung, wenn ein Arbeiter Kritik an den Maßnahmen der Verwaltung übt. Ups kann es ja ganz recht sein, daß auf diese Weise von dem Minister selbst den Eisenbahnarbeitern klar gemacht wird, daß die werktätige Wahrnehmung wirklicher Arbeiterinteressen uud sozialdemokratische Betätigung tatsächlich auf eins hinauskommen. Vergebliche Scharfmacherci in Frankreich. Das Verfahren gegen die aus Anlaß des Eisenbahuerausstaudes vom vorigen Jahre strafrechtlich verfolgten Leiter des Eisenbahnersyndikats ist durch Entscheidung der Anklagekammer eingestellt worden. In dem Erkenntnis heißt es, ein Zusammenhang zwischen der Streikbewegung, den Sabotagefällen und den gewaltsamen Arbeitsstörungen konnte nicht festgestellt werden. Eine sozialdemokratische Landtagsmehrheit. Im Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt fanden am 10. November Neuwahlen für den Landtag statt, die den Sozialdemokraten die Majorität, 9 von 16 Mandaten, brachten. In einem Wahlkreis findet noch eine Stichwahl statt. Für die zukünftige Politik im Lande Herden diese Neuwahlen von größter Wichtigkeit sein. Der bisherige Landtag setzte sich aus sechs sozialdemokratischen und zehn bürgerlichen Abgeordneten zusammen. Die Klasse der allgemeinen Wähler besitzt zwölf, die höchstbesteuerte Klasse vier Mandate.' Bereits vor zwei Legislaturperioden war die Sozialdemokratie im Besitz von acht Mandaten, verlor aber 1906 und 1908 je ein Mandat, wobei nur einige Stimmen zur Majorität fehlten. Aus dem Gerichlsscml. Wie der Herr Vizepräsident des „Verkehrsbundes" die Sozialdemokraten bekämpft. Der Lokomotivführer Alois Kniz, ein Funktionär des christlichsozialen Verkehrsbundes, stand bei seinen Kollegen im Heizhaus Westbahnhof schon längere Zeit im Verdachte, daß er Flugblätter verspottenden und beleidigenden Inhalts gegen feine gewertfchaftlich organisierten Kollegen heimlich verbreite. Um ihn zu entlarven, beschlossen die Kollegen, den Verdächtigen beobachten zu lassen. Am 2. Oktober d. I., um 4 Uhr morgens, bemerkte der Hilfsarbeiter Franz Endler, daß K ii i z Zettel in das für Publikationen des Lokomotivführer» klubs bestimmte Kästchen einwarf. Nach einigen Minuten erschien Ä n i z, der sich unbeobachtet glaubte, neuerlich in jenem Raume und legte einen Zettel auf ein für Publikationen der HeizbauSleitung bestimmtes Pult. Die mit Maschinenschrift gedruckten Zettel enthielten die fingierte Überschrift „Allgemeiner Rechtsschutz- und GewerkS-Verein" sowie eine Einladung zu einem Vortragsabend mit der Tagesordnung: „1. Referat des Genossen Jakubik: Wie man Fensterscheiben und Straßenlaternen zertrümmert. 2. Referat des Genossen Baumann: Wie man Parkanlagen verwüstet und Barrikaden errichtet. 3. Referat des Genossen Smejkal: Wie man Auslagen plündert und die Beute aufteilt. 4. Referat des Genossen Kraußenecker: Wie man sich bei Gericht, wenn man erwischt wird, herauslügt." Wegen dieses Vorgehens sahen sich die betroffenen Lokomotivführer Johann Smejkal, Anton Kraußenecker, Wilhelm B a u m a n n und Josef Jakubik veranlaßt, durch Dr. Leopold K a h die Ehrenbeleidigungsilage gegen Alois K n i i zu überreichen. Bei der am 14. d. M. vor dem Bezirksgericht Fünfhaus stattgehabten Hauptverhandlung stellte KniK in Abrede, jene Zettel verbreitet zu haben. Er behauptete, daß er andere Zettel mit ganz harmlosen Mitteilungen in das Kästchen geworfen habe und wollte von der ganzen Sache gar nichts wissen. Der als Zeuge vernommene Franz Endler erzählte jedoch dem Richter in ausführlicher Weise, wie er den K n i z beobachtet habe. Kniz habe sich vor 4 Uhr früh, als nach feiner Meinung niemand in jenem Raume des Heizhauses war, dorthin begeben und zunächst zwei Zettel vorsichtig in das Kästchen geworfen. Er konnte Endler nicht sehen, da dieser ihn von einem oberen Stockwerk unbemerkt beobachtete. Bald sei K n i ß wiedergekommen und habe einen derartigen Zettel auf das Pult gelegt. Der Zeuge agnoszierte vor Gericht die Zettel und gab deren Inhalt, den er sich gut gemerkt hatte, dem Richter genau an. Nunmehr in die Enge getrieben, verlegte sich Kniz auf die Ausrede, warum denn E n d l e r, wenn er ihn bemerkt habe, ihn nicht gleich zur Rede gestellt habe? Der Verhandlungs-leiter Bezirksrichter Dr. Berg redete nun dem Angeklagten zu, doch ein Geständnis abzulegen. Der Angeklagte weigerte sich zunächst hartnäckig, seine Tat einzugestehen. Dr. Katz: „Ist cs richtig, daß Sie ein Funktionär des christlichsozialen Verkehrsbundes sind?" Angeklagter: „Jawohl, ich bin sogar Vizepräsident!" Bezirksrichter Dr. Berg: „Wenn Sie Vizepräsident des VerkehrSbundes sind, dann war Ihre Handlungsweise geeignet, die Interessen des Verkehrs-bundes sehr zu schädigen." Auf nachdrückliches Zureden des Richters, sich doch des Milderungsgrundes des Geständnisses nicht zu begeben, gestand schließlich K n i z kleinlaut ein, daß er einen Zettel in das K ä st ch e n geworfen habe. Zufolge des von Dr. Katz begründeten Strafantrages verhängte sohin der Strafrichter über Alois Kuiz eine dreitägige A rr c st str a f e, wobei er als erschwerend die gleichzeitige Beleidigung von vier Kollegen und die b e s o u-dere Hinterlist bezcichnete, mit welcher_der Angeklagte derart vorging, daß er auch andere Kollegen in den Verbuch*, der Verbreitung jener beleidigenden „Einladungen" brachte. Mnhrisch-Ostrau-Oderfurt. (Ein eing egan g en ei Verleumder.) Am 6. November d. I. fand beim hiesigen k. k. Bezirksgericht die Verhandlung gegen den Kanzleimani-pulanten Z a t l o u k a l, bedienstet bei der Kaschau-Oderberger Eisenbahn in Jablunkau, statt. Der Angeklagte Zatloukal hatte in einer am 2. Oktober abgehaltenen öffentlichen Eisen-bahnerversammlung das Wort ergriffen und in seiner Rede unsere Organisation beschimpft und behauptet, daß der Reichs-ratsabgeordnete Tomschik von dem Gelbe, welches er für den an den Eisenbahnern begangenen Verrat erhalten habe, Häuser baut. Als man Zatloukal sofort in der betreffenden Versammlung auf feine Verleumdungen aufmerksam machte, erklärte er, dies alles gerichtlich beweisen zu können. Bei der Verhandlung aufgefordert, den Beweis für feine Anschuldigung zu erbringen, erbot er sich sofort de- und wehmütig zur Abbitte und versprach, eine diesbezügliche Ehrenerklärung abzugeben. Doch dies reumütige Geständnis half diesmal nichts und Zatloukal wurde zu zwei Tagen Arrest und Bezahlung d e r .G e r i ch 18 k o st c n verurteilt. Streiflichter. Zur Prolongation der Negiekartenlegitiiiiatioiien de» Bahncrhaltungspersonals der Südlmhn wird unS geschrieben: Obwohl wir gewohnt sind, als Bedienstete der Bahnerhaltung stiefmütterlich behandelt zu werden, so übersteigt es schon alle Grenzen in Bezug auf den Heuer zutage getretenen Vorgang bei Einsendung der Legitimationen zur Prolongierung. Wir wissen nicht, ob die Schuld darin in der Direktion oder mehr noch in den diversen Bahnerhaltungssektionen liegt. Tatsache aber ist, daß die diesbezüglichen Klagen in der Bahnerhaltungssektion Gloggnitz massenhaft und gerechtfertigt sind. Bereits am 5. Oktober wurden die Legitimationen der Bahn-erhaltungssektion übergeben und nun — nach mehr a 18 eine m Monat — ist der größte Teil derselben noch nicht in den Händen des Personals, obwohl zirkularisch festgesetzt ist, daß diese Prolongationen möglichst rasch, längstens aber in 14 Tagen durchznführen sind. Beim Verkehr Bekommen die Bediensteten ihre Legitimationen in drei, höchstens fünf Tagen, während dies bei der Bahnerhaltung nicht einmal in 5 Wochen möglich ist. Wir wollen hoffen, daß die Bahn-direktion die betreffenden Amtsstellen zu einer rascheren Amtshandlung aneifert. Ein deutschnationales Dicbskomitec. Aus Komotau wird uns geschrieben: In der Station Priesen der Buschtiehrader Eisenbahn ereignete sich am 1. d. M. ein Diebstahl, der es verdient, in die Oeffentlichkeit gebracht zu werden, da die nationalen Macher diesen Vorfall benutzen, um die Angelegenheit den Sozialdemokraten wieder in die Schuhe zu schieben. An genanntem Tage hatten die Bediensteten ihre Gehalts» und Ouartiergeldauszahlung. Nach halb 0 Uhr früh? waren die beiden Reichsbündler Adolf Köstler und Anton B i c r c ), wählt: Mitglieder: Karl P o n d a t i, Kanzleidiener in Wien. Karl Dietsch, Drucker in Wien. *) Thomas Snchl, Kanzleidiener in Wien. Ersatz: Josef Sch Warzen ecke r, Kanzleidiener in Wien. *) Johann Luezensky, MagazinSdiener in Wien, Materialdepot. Eduard A l b r e ch t, Kanzleidiener in Wien. Zur genauen Beachtung! Die Verwechslung der Stimm-Zettel der verschiedenen Gruppen und Sektionen ist zu vermeiden. Die hier angeführten Kandidaten können von den Wählern der betreffenden Gruppe ausgeschnitten und in den Stimmzettel geklebt werden. Falls die Stimmzettel schriftlich ausgefüllt werden, ist der Bor- und Zuname des betreffenden Kandidaten sowie Stand und Stationierungsort in den hie-filr vorhandenen Rubriken des Stimmzettels genau auszufüllen. Undeutliche Namen und ungenaue Ausfüllung machen die Stimmzettel ungültig. Jeder definitiv oder provisorisch angestellte Bedienstete, welcher mit einem Stimmzettel nicht »eteilt werden sollte, hat selben bei seinem Vorgesetzten Dienstvorstand anzusprechen. Die Direktion verausgabt für jeden Angestellten einen Stimmzettel an die Vorstände. Ausgefüllte Stimmzettel sind nicht zu unterschreiben. Die Wahl ist geheim und ist der Stimmzettel im Kuvert verschlossen nach Fertigung des Empfangbogenö dem Aintsvorstand abzugebcn. Das Zusammenleben des gefalteten Stimmzettels ist zu unterlassen, da derselbe beim Oefsnen verletzt werden kann und oft unleserlich, daher ungültig wird. Etwa vorkommende Mißbrauche beim Verteilen und Einsammeln der Stimmzettel :c. sind postwendend an die dermaligeu Personalkom-missionSmitgliedcr zu berichten, damit beim Skrutinium der Wahl etwa vorkommende Anstände zur Anzeige gebracht werden können. Jeder zielbewußte Südbahner hat die Pflicht, für die rasche Verbreitung dieser Kandidatenliste zu sorgen, damit jeder wahlberechtigte Bedienstete, besonders in den abgelegenen Stationen, mit derselben zuverlässig beteilt wird. Kollegen, Genoffen, tut eure Pflicht! Wien, im November 1011. Die Exekutive der organisierten Eisenbahner Oesterreichs, Achtung! Untcrbcamtc, Diener und Arbeiter der k. k. Nordbahu! Genossen und Kollegen! In wenigen Taget, wird die Neuwahl der Lokalüberwachungsausschüsse des Lebensmittelmagazins der k. k. Nordbahn vorgenoinmen werden. Eine dreijährige Funktionsperiode des bisherigen Ausschusses haben wir zu überprüfen und muffen konstatiere«, daß es trotz eines gänzlich unzulänglichen Reglements gelungen ist, einige Reformen durchzuführen, Unzukömmlichkeiten abzustellen und einigermaßen Ordnung in die äußere Geschäftsgebarung zn bringen. Doch vieles ist noch zu leisten. Die gesamte innere Ge-schäftsgebaruiig. die Offertverhandlungen, der Wareneinkauf, die Preisbestimmung, Aufstellen der Bilanz, Neuanschaffungen, die Lohn-- und Dienstverhältnisse der Bediensteten des Lebetts-mittelmagazins 2c. re. sind für die Konsumenten, die hierfür die Mittel aufzubringen haben, Dinge von größter Wichtigkeit, auf die sic jedoch laut Reglement keinerlei Einfluß ansüben können. Da muß es die vornehmste Aufgabe des neuen Ausschusses sein, diesen so wichtigen Einfluß zu erringen und die sich diesen Bestrebungen bisher entgegenstellenden Widerstände zu beseitigen. Um dies aber zu ermöglichen, ist es notwendig, daß jedes Mitglied des Lebensmittelmagazins nur solchen Männern seine Stimme gibt, die eine wirkliche Vertretung 3er Konsumentenintcrefsen verbürgen. Die Organisation empfiehlt folgende Genossen zur Wahl: Für den Lokalüberwachungsausschutz in Wien: a) Unterbeamte: Michael Grün, Oberkondukteur, Wien. David Rokotnitz, Offiziant, Eilgutaufgabe, Wien. b) Diener: Anton Graser, Kondukteur, Wien. Eduard Windisch, Drucker, Wien. c) Arbeiter: Josef Garon, Schlosser, Lokomotivwertstättc Floridsdorf (wohnhaft in Wien). Josef Juhasz, Blockschlosser, Bahnerhaltungssektion Wien. Für den Lokalüberwachungsausschuß in Floridsdorf: a) llntcrbcamte: Ernst Knopp, Offiziant, Floridsdorf, t>) Diener: Karl Maurer, Kanzleidiener, Wien (wohnt in Floridsdorf. e) Arbeiter: Matthias Konetfchny, Schlaffer, Floridsdorf (Lokoinotiv-werkstätte). Für den LokalübcrwachungSausschuß in Prcrau; a) Unterbeamte: Adalbert Hartl, Lokomotivführer, Prerau. b) Diener: Stephan ZdraZil, Kondukteur, Prerau^ c) Arbeiter: Thomas Pumprr, Aushilfsstationsdiener, Prerau. Für den Lokalüberwachungsausschuß in Mährisch-Ostrau. a) Unterbcamte: Josef Erb an, Stationsmeister, Mährisch-Ostrau- Oderfurt. b) Diener: Heinrich Blazej, Magazinaufseher, Mährisch-Ostrau-Oderfurt. c) Arbeiter: Josef Rohel, Dreher, Mährisch-Ostrau-Oderfurt. Die Exekutive der organisierten Eisenbahner Oesterreichs. Signalmeister Mährens! Die nächste Sitzung des Aktionskomitees der Signalmeister auf den mährischen Linien findet Sonntag den 3. Dezember, 12 Uhr mittags, in Brünn, Zeile 15 (Restaurant Jelschik), mit einer wichtigen Tagesordnung statt. Die dienstfreien Kollegen und Genossen werden hierzu dringendst eingeladen. Offene Anfragen. An die k. k. Staatöbahndirektion Triest! Ist einer löblichen Direktion bekannt, daß das Personal in T^iest-St. Andrä noch immer nicht mit den vorgeschriebenen 'Instruktionen beteilt ist? Es wäre vorteilhaft, wenn die Deponierung und Verteilung der Instruktionen den Schnlbeamten übertragen wäre, weil dieselben in der Lage sind, einem jeden einzelnen die ihm gebührenden Behelfe zu verabfolgen. Ist ferner der obigen Direktion bekannt, daß die mit 1. Oktober fälligen Dienstkleider noäs gar nicht in Triest sind? Das betroffene Personal des k. k. Bahnbetriebsamtes in Tricst-Sankt Andrä bittet dringend tun baldige Abhilfe. An das k. k. Eisenbahnministerium! Der Magaziiimcister Wahlschlager im Materialmagazin Görz, k. k. Staatsbahn, hat int Juli 1910 ein Gesuch um Einsicht in die Onalifikationslistc an die k. k. Staatsbahndirektion Triest eingercicht. Ferner hat Wahlschlager anläßlich seiner Versetzung von Podgorze nach Triest gegen die Verkürzung der ihm gebührenden Diäten rekurriert. Dieser Rekurs blieb ebenfalls unerledigt. Da nun Wahlschlager vor seiner Pensionierung steht, so bittet derselbe, ein hohes k. k. Eisenbahnministerium .möge anordnen, das; die f. k. Staatsbahndirektion in Triest die beiden von ihm angebrachten Gesuche ehebaldigst erledige. An die k. f. Nordwestbahndirektiml! Das Personal der Station Tctschcn gestattet sich, an eine löbliche Direktion die Anfrage zu richten, weshalb die E i s e n b e r g e r Kohle in den Herbstmonaten nicht mehr verabfolgt wird, sondern bloß die minderwertige Kohle aus den t 3% 1) l a d a- und Petr h-S ch ä ch t c it. Nachdem die Meinung verbreitet ist, daß cs bloß deshalb geschieht, um die Bediensteten zu zwingen, die Kohle des Lebensinittelinagazii'S zu beziehen, wovon einige »erteil eilten Nebenverdienst haben, ersuchen wir eine löbliche Direktion, um dieser gewiß irrigen Meinung jeden Halt zu nehmen, die Heizhausleitung der Station Tctschcn anzuweisen, die vom gesamten Personal gewünschte Eiscnberger Kohle zur Ausgabe zu bringen. Att die k. k. Nordwestbahndirektion! Mehrere Oberbauarbeiter der Strecke Friedland-Raspcnau, welche bereits durch vier Jahre auf dieser Strecke beschäftigt waren, wurden angeblich aus dem Grunde entlassen, daß keine Beschäftigung am Oberbau für sie vorhanden sei. In der Station Friedland i. B. werden aushilfsweise, wenn man andere Arbeiter nicht auftreiben kann, Oberbanarbeiter zu StationSarbeiten vorübergehend verwendet, zur ständigen Arbeitsleistung bei Freiwerden eines Postens werden aber seitens deS Herrn Stationsvorstandes Podjus ganz fremde Leute herangezogen. Erhebt ein so entlassener Oberbanarbeiter gegen dieses Vorgehen des Herrn Vorstandes Einsprache, so bekommt er zur Antwort, der Herr Vorstand habe das Recht, sich die Leute selbst auSzusuchcn. Wir stellen daher an eine löbliche k. k. Nordwestbahn-. dircktion die ergebene Anfrage, ob sie Kenntnis von diesem Vorgehen des Stationsvorstandes hat und ob sie mit seiner Vorgangsweise einverstanden ist. Die Betroffenen. Freie Eisenbahnerversammlungen. Jägerndorf. Donnerstag den 28. November findet eine öffentliche Eisenbahnerversammlung um 8 Uhr abends im Saal „Arbeiterheim" statt. Tagesordnung:' 1. Die Teuerung, die Wohnungsnot und ihre Abhilfe. 2. Die Aktion der Eisenbahner im Parlament. Referent Genosse Rudolf Müller aus Wien. Eisenbahner! Genossen und Kollegen! Erscheint zahlreich samt euren Frauen in dieser wichtigen Versammlung. Olmütz. Samstag den 2. Dezember d. I. findet in Hodolcin, Gasthaus Maeak. 8 Uhr abends, eine öffentliche Eisenbahnerversammlung mit folgender Tagesordnung statt: 1. Das Parlament und die Eisenbahner. 2. Die Hinter-bltebenenversichernng. 8. Eventuelles. Referent aus Wien. Billach. Am 20. November mit 8 Uhr abends tut Kasino, Kaiser Josefplatz, öffentliche E i s c n b a h n c r v c r-sammlung. Massenbejuch erwünscht I Allgemeiner Rechtsschutz- und Gewerlrschaftsverein für Oesterreich. Ortsgruppe Romsau. Die Ortsgruppe hält Sonntag den 26. November um 9 Uhr vormittags im Gasthause des Herrn Kolb in Raiusau eine öffentliche Verciitsversammlung ab. Die Mitglieder werden ersucht, zahlreich zu erscheinen. Zahlstelle Kitzbühel. Die Mitglieder der Zahlstelle werden aufgefordert, die Mitgliedsbücher und Jntcrimskartcn zum Zwecke der Kontrolle att den Kassier abzugeben, damit der Jahresabschluß rechtzeitig fertiggestellt werden kann. Ortsgruppe Bregenz. Am 21. November findet im Gast-Hof „zum Stent" in Vorkloster eine öffentliche Vereinsver-sammlung statt, die sich mit der Einführung der Hinter« blicbenenunterstützung befassen wird. Vollzähliges Erscheinen unbedingt notwendig. Ortsgruppe Linz. Das Arbeiterzentralausschuhmitglied Johann F r e i s ch l a g wohnt ab 12, November Linz. Humboldt st ratze 12. Ortsgruppe Stehr. Die Ortsgruppe veranstaltet Samstag den 2. Dezember im Gasthause „zum Märzenkeller" einen gemütlichen Familienabend, verbunden mit Theatervorstellung und verschiedenen Volksbelustigungen. Eintritt im Vorverkauf 20 H., an der Kasse 30 H. Ortsgruppe Ruhig. Am 3. Dezember findet in P a st u-chowitz eine öffentliche EifcnBahitcrbcrfantmlung mit der Tagesordnung: „Die Eisenbahner und die Teuerung" statt. Anfang der Versammlung 4 Uhr nachmittags. Zahlreiches Erscheinen notwendig. Die Mitglieder werden wegen des Jahresabschlusses ersucht, den Rückstand bis G. Dezember zu begleichen. Ortsgruppe Triest II-St. Andrä. Die Mitglieder obiger Ortsgruppe werden in Kenntnis gesetzt, daß bis zur Neuwahl des Ausschusses Genosse Wa'dik, Kondukteur in Triest, als Ortsgruppenkassier kooptiert wurde. Die Mitglieder werden ersucht, ihre rückständigen Beiträge ehestens an den genannten Genossen abzuführen, damit die Abrechnung mit der Zentrale rechtzeitig erfolgen kann. Ortsgruppe Mistet. Die Ortsgruppe bcranstaltet am 20. November um 7 Uhe abends im „Römischen Bad" in 'Friede!, am 21. November um 7 Uhr abends im Gasthaus Weicherz in Friedland bei Miste! je eine öffentliche Eifenbahtterver-faminluitg Genossen, lonttnt zahlreich zu diesen Versammlungen. Gäste willkommen. Inhalt der Nummer 32 vom 10. November 1911. Artikel: Ein Ministerium der Bereitschaft. Aus dem Siaaisangcstclltenausschuß. Das Ernährungsdefizit. Deutschgelber Arbeiterverrat. Technische Fortschritte. Ergebnisse der Staatseisenbahnvcrwaltung im Jahre 1910. Die Gründung einer Bau- und Wohnungsgenossenschaft für die Bediensteten und Arbeiter der Südbahn. Die englischen Eisenbahner und ihre Forderungen. Von der Siidbahn. Inland: Das Ministerium Stürgkh. Argentinisches Fleisch in Triest. Die Finanzlage der österreichischen Staate* bahnen. Ausland: Die Eisenbahnstatistik Ungarns für das Jahr 1909. Der Verbrauch an überseeischem Fleisch in England. Die bayrische Staatsregierung gegen den süddeutschen Eis enbahnerv erband. Aus dem G e r i ch t s s a a l: A »erkenmntg als Ver kehrsunfall und Rentenerhöhung. Wegen Befolgung der Dienstvorschriften angeklagt. Sturz eines Kindes aus dein Zuge. Die Vorgänge im Professionistenverein vor Gericht. Streiflichter: Die Passive und der Bund der Industriellen. Bei der k. k. Staatsbahndirektion Linz. Ein Erfolg der Organisation für die Wächter der St. E. G. Korrespondenzen: Stauding. Jägerndorf. Mürzzuschlag. Mährisch-Schönberg. Gablenz an der Ncisse. (sankt Valentin. Wickwitz. Wien I, Penzing. Bilin-Sauerbrunn. Unzinarkt. Aus den Organisationen: Görz II. Eisenerz. Wels. Versammlungsberichte: Straßwalchen. Verschiedenes: Die politischen Parteien in Oesterreich. Literatur: Oestcrreichtscher Arbeiter-Kalender für 1912. Mitteilungen der Zentrale: ZentralauLschutz- sitzung. Bekanntmachung der Administration: Jahresabschluß. Sprechsaal: Neuwahl der Pcrsoitalkommissioits- mitglieder der Südbahn. Wahl der Mitglieder des Provisionsinstituts für Bedienstete und Arbeiter. Achtung, Bahnrichter der Südbahn. Offene Anfragen: An die Direktion der St. E. G. Freie Eisenbahn erbe rsa m m lung e n: Le- oben. Billach. Lienz. Innsbruck. Kufstein. Sporitz und Umgebung. Allgemeiner Rechtsschutz- und Gewerkschaftsverein: Eisenerz. Mauthausen. Parschttitz. Meidling. Budweis. Lcipnik. Villach. ,Priesen. Jägerndorf. Weiß« firchlitz. Villach I. Aus den Amtsblättern. Für den Inhalt der Inserate Übernimmt die Redaktion und Administration keine wie Immer geartete Ver-o o Entwertung. o litt Für den Inhalt der Inserate übernimmt die Redaktion und Administration keine wie Immer geartete Ver- o o antwortung. o o Zur Erfrischung im Dienst, besonders in der Nacht, empfiehlt sich eine kräftige Rindsuppe aus ftUfiGi'Würfeln (fertige Rindsuppe) 150 Nur mit kochendem Wasser zu übergiessen. Man achte auf den Namen MAGGI und die Schutzmarke Kreuzstern. Neu! Neu! Sit Mitetung Der Krontfieiten durch vtätet. Stuten ohne öcrufsftbvuno- ,,Lo7 fflcnlflcn Ist c« befnntit, bnfi dir meisten Krankheiten durch billige diätet. tiiiren kieilbar sind. Man verlange sofort die Gratis- ». graiito-'jirofyctlc um» Reformhaus „Mm“ Paulus & Ev.. Brünn. MiAen. 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