Mr. 16. Wien, den 1. Juni 1909. WMWW 17. Jahrg. r entralorgan des ©estevveicbiscben Lisenbk>bn--gdersonales. kiedaktion: Wien, Y/lt Zentagasse Nr. 5. Medaktionsschluft vier Tage bpt dem Erscheine« de» Blatte». 5yi‘cc6fhmdc« sind jeden Lag mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage von 10 Uhr vormittags bis Vst Uhr nachmittags. JnfertiouSPreis: Lie zweimal gespaltene NonpareiNezeile oder deren Raum 40 Heiler. Bei JahreSauftrag Rabatt. Sh»mremsnt»«Ve-rng«ttsen r Halbjährig ........................... , ttr. 2-88 Ganzjährig ........................... . „ 5 76 Für daS Deutsche Reich ganzjährig Mk. 6*—. Für das übrige Ausland ganzjährig S Franken. UekepHsrr Wr. 2325. Erscheint jeden s., JO. und 20. sin Monat. WalMwuch: .getiten: Und mtser» 8teile nicht mehr betteln gehen. K. Kerwegh. Die Sfeuerpläne der Regierung. In seinem Finanzexpos4 im Vorjahre hat der Herr Finanzminister die frohe Botschaft verkündet, daß im österreichischen Staatshaushalt voraussichtlich auf längere Zeit das Gleichgewicht gesichert sei. Heute singt Herr v. B i l i n s k i ein anderes Lied. Schon heute ist das Budget unterhöhlt und das formelle Gleichgewicht zwischen Einnahmen und Ausgaben im Staatsvoranschlag für 1909 ist nur durch allerlei Künste aufrecht erhalten worden. Da aber dazu seither eine Unmenge besonderer und großer Ausgaben gekommen sind, so dürfte die Bilanz nunmehr mit einem ganz gewaltigen Defizit abschließen. Aber die Großmacht hat, wie man weiß, jetzt auch große Rosinen im Kops und trägt sich, durch den Annexionserfolg aufgrstachelt, mit der ernstesten Absicht, ihre militärischen Rüstungen auf dem größten Fuße auszugestalten. Das Rekrutenkontingent soll beträchtlich erhöht, das Neueste in den technischen Behelfen des Mordes soll angeschafft werden. Aber alles das und vieles andere noch kostet Geld, und daran fehlt es in den Kassen der österreichischen Finanz» Verwaltung ganz gewaltig. Also ist eine Steuerreform unerläßlich und was man Reform der Steuer nennt, heißt praktisch immer ihre Erhöhung. Wie groß das Defizit in der Staatswirtschaft ist, weiß man noch nicht; schon deshalb nicht, weil Herr v. Aehrenthal angeordnet hat, daß die Rechnung über fern glorreiches Abenteuer erst im Herbst serviert werden wird; wohl aus der nicht unweisen Erwägung, daß die Begeisterung für seine Heldentat ansonsten nicht lange Vorhalten würde. Aber das weiß man, daß mit der Fiuanznot des Staates die Sorge nicht erschöpft ist. Sticht minder drückend ist die Not der Länder, von denen die meisten schon seit Jahren mit Defiziten be-ht stet sind, welche in der ordentlichen Gebarung auf 40 Millionen Mronen geschätzt werden und also mit Schulden wirtschaften müssen. Ein selbständiges Steuer-recht besitzen die österreichischen Kronländer nicht; sie bestreiten ihren Haushalt mit Zuschlägen auf die staatlichen direkten Steuern, die dadurch allmählich eine exorbitante Höhe — bis zu drei Vierteln der staatlichen Steuern — erreicht haben. Die Negierung hat nun einen Finanzplan ausgeheckt, der als die Sanierung der Landesfinanzen auftritt, dabei aber auch ihr einen Mehrertrag liefern soll. Der Plan besteht im wesentlichen aus einer starken Erhöhung der Branntwein- und B i e r st e u e r. Die Branntweinsteuer soll für das Kontingent — die berüchtigte Liebesgabe an die Agrarier — von 90 H. auf Kr. 140, für die Mehrerzeugung von Kr. 110 auf Kr. 164 erhöht werden. Was die Biersteuer betrifft, sollen zwar die Landesumlagen abgeschafft, dafür aber die staatliche Steuer auf das Doppelte erhöht werden; für einen Hektoliter zehngradiger Bierwürze, für das bisher Kr. 3-40 bezahlt wurden, soll fortan an Steuer 7 Kr. entrichtet werden. Aus diesen zwei Erhöhungen erwartet der Finanzminister, die unausweichliche Verminderung des Konsums in Rechnung gezogen, eine Mehreinnahme von mehr als hundert Millionen Kronen, von denen den Ländern etwa zwei Drittel gegeben werden sollen, dem Staate ein Drittel verbleiben würde. Dann plant der Finanzminister die Erhöhung der Progression beiderErbschaftssteuer, die den bisherigen Ertrag dieser Steuer, der, von der Immobilstem- abgesehen, 18 Millionen ist, um etwa 11 Millionen Kronen erhöhen will. Zu diesen zwei Steuererhöhungen soll noch eine ganz erhebliche Erhöhung der Fahrpreise für den Personenverkehr und den Jrachtverkehr auf den Staatsbahnen treten, deren Ertrag etwa auf 80 Millionen taxiert wird. Aber all das würde noch lange nicht hinreichen, das Loch im Haushalte des Staates und der Länder zu stopfen.Schon die nicht mehr aufzuschiebende Einführung der zweijährigen Dienstzeit, die der Militarismus mit einer starken Vermehrung des Rekrutenkontingents kompensieren will, wird alle Berechnungen über den Haufen werfen. Auch gewisse, auf gar_ lange Sicht berechnete Investitionen, darunter zum Beispiel der so oft beschlossene, verlangte und zugesicherte Bau des Donau-Oder-Kanals, werden zur Erhaltung des Gleichgewichtes in der Staatswirtschaft sicherlich nicht beitragen. Am wenigsten verträgt aber das an Bevölkerung zwar reiche, aber sonst sehr arme Habsburgerreich den neumodischen, kostspieligen Imperialismus, der seine Anforderungen über alle Staatsund Volksnotwendigkeiten setzt. Ein Fünfzig-Millionenreich, wie es Herr v. Aehrenthal nennt, klingt ßwar sehr nett, aber man vergesse nicht, daß der weitaus größere Teil dieser Bevölkerung ökonomisch sehr rückständig ist und kaum so viel zu steuern vermag als er vom Staate selber beischt. Die Furchen, die der „Aufschwung" der Großmacht dem wirtschaftlichen Leben einaräbt, werden ihn lang verwüsten. Vorläufig sind die Aussichten der Steuererhöhung noch die denkbar schlechtesten, und bei aller Willfährigkeit, die die Regierungsparteien entwickeln, ist es nicht gerade wahrscheinlich, daß Bilinskis Finanzplan realisiert wird. So viel Anziehungskraft übt die Großmacht denn doch nicht aus, daß die Parteien die Last einer unpopulären Steuererhöhung aus sich nehmen könnten und sie vor den Wählern mit den „unabweisbaren Bedürfnissen" des teueren Vaterlandes verteidigen wollten. Selbst den bürgerlichen Parteien scheint es eine sehr unsaubere und vor allem gefährliche Sache, die Großmachtspolitik auf die großen Massen abzuwälzen und die Steuerreform auf die Erhöhung der Bier- und Branntweinsteuer zu reduzieren. Nur das fromme „Vaterland" weiß sich für die neue Schröpfung des arbeitenden Volkes zu begeistern, indem es in einem Artikel die Steuerpläne der Regierung wie folgt verteidigt: „Nun sind aber gerade für die nächste Zeit derart wichtige Fragen aktuell, werden solch große Mehrbelastungen der Staatsfinanzen unvermeidlich—Heer und Marineallein werden große Neuaufwendungen unab-weislich fordern müssen — daß mit bloßer Kritik hier gar nichts gedient ist. Es muß Geld beschafft werden, soll der Staat seinen wichtigsten Ausgaben gerecht werden, und die Parlamente haben die Pflicht, für die Bedeckung der erforderlichen Mittel mit zu sorgen." Im ganzen Reiche hat bereits eine lebhafte Protestaktion gegen diesen neuesten Aderlaß eingesetzt und gerade die Eisenbahner haben mit alle Ursache, den Kampf gegen die Verteuerung aller Lebensmittel zu führen. In einer Zeit der wirtschaftlichen Krise und der Auswucherung der Konsumenten durch die Kartelle muß der Versuch des Fiskus, eine neue Schröpfung vorzunehmen, mit aller Schärfe zurückgewiesen werden. Gegen die Politik der Steuerschraube müssen sich auch die Eisenbahner gemeinsam mit der übrigen Arbeiterschaft in vollster Geschlossenheit rüsten l Cilcnbahnerfragen im Budgetausfchuss. Die Erklärungen des Eisenbahnministers. Wir haben die Rede des Abgeordneten Dr. Ellenbogen, in welcher die Wünsche des Personals im Budgct-ausschuh urgiert wurden, bereits in unserer letzten Nummer veröffentlicht. Im Nachfolgenden tragen wir auch die vom Eisenbahnminister daraufhin abgegebenen Erklärungen nach, die allerdings mit Rücksicht darauf, daß in den Ausschußberatungen eine stenographische Protokollaufnahme nicht erfolgt, auf Vollständigkeit keinen Anspruch machen kann. Der Eisenbahnmnnster führte im wesentlichen aus: „Die Arbeitszeit in den BetriebSwerkstätten ist bereits geregelt und werden die in Frage kommenden Betriebswerkstätten fortlaufend bekanntgegeben. Die in Ausarbeitung begriffene ,A r-beitSordnung für daS Stationspersonal' wird die Arbeitszeit in den Stationen regeln. Die Erlassung verbesserter Normen betreffend die automatische Vorrückung der llnterbeamten und Diener steht bevor und werden diese Normen noch dem Zentral-ausschuß mitgcteilt werden. Ebenso wird die Neubewertung der Naturalwohnungen und die Erstellung von Normen bezüglich deS Erholungsurlaubes, welche Maßnahmen umfangreiche Erhebungen zur Voraussetzung haben, ehebaldtgst erfolgen. Die Regelung der Fahrgelder macht wegen der vom Personal angestrebten Verbesserungen rin neuerliches Einvernehmen mit dem Finanzministerium erforderlich. Die Regelung der Arbeitslöhne wird demnächst den bei den Direktionen neugebildeten Arbeiterausschüssen zür Begutachtung vorgelegt werden und mit Rückwirkung aus den 1. Jänyer 1909 erfolgen. Bezüglich der Zuerkennung von Reisepauschalien an Signalschlosser und Pumpenwärt e r sind gegenwärtig Erhebungen im Zuge. „ , Die Einreihung der Bedien steten der Böhmischen Nordbahn ist mit 1. Juli 1909 geplant und werden die betreffenden Grundsätze der Persvnalkommission bekanntgegeben werden. Mit der Einreihung werden auch die verbesserten Nebengebühren der Staatsbahnen für dieses Personal in Wirksamkeit treten. Die Verwaltung der Oe. N. SB. B. und St. E. G. wurden angewiesen, die verbesserten Nebengebühren der StaatS-bahnen bezüglich ihres Personal» auszuarbeiten und wird beabsichtigt, diese Gebühren dann am 1. Juli 1909 zur Anwendung zu bringen." Auf eine Reihe von weiteren Anfragen gab der Minister noch folgende Aufklärungen: „Die als Heizcr verwendeten, nicht im Schlosserhandwerk ausgebildeten Bediensteten werben nach Maßgabe der vorhandenen freien Posten als Lokomotivheizer stabilisiert. Die Absolventen der höheren Gewerbeschulen sind bezüglich ihrer Rechte und dienstlichen Behandlung den übrigen Mittelschülern vollkommen gleichgestellt und ist bei ihrer Verwendung auf selbständigen Posten ihr amtlicher Wirkungskreis ebenso organisatorisch festgestellt wie jener anderer Vorstände. „ . ,, Durch die gegenwärtige Normierung der Unter-beamtenposten ist Vorsorge getroffen, daß jeder dauernd verwendete Zugsführer den Rang eines Obrrkondukteurs (Unter* beamten) erreicht. m Diese Ernennung wurde auch einzelnen Manrpula-tionSkondukteuren zuteil. Eine allgemeine Ernennung der Manipulationskondukteure zu Oberkondukteuren kann auS dienstlichen Rücksichten nicht in Aussicht genommen werden. Die Einreihung der Bediensteten der verstaatlichten Bahnen ist an deren freiwillige Zustimmung gebunden. _ Den grogen Vorteilen dieser Einreihung steht allerdings der Verlust einzelner bei den Privatbahnen genossenen Begünstigungen, welche daS Personal der Staatsbahn nicht besitzt, zum Beispiel Steuerrückvergütung, entgegen. Die weitgehenden Fahrbegünstigungen, welche daS Personal der StaatSbahnen genießt, bieten dem Personal der verstaatlichten Bahnen insofern einen ganz besonderen Vorteil, als die betreffenden Bediensteten die ihnen zutommenden Fahrbegünstigungen nunmehr für daS ganze Retz der Staatsbahnen genießen. „ . . Die eventuell günstigeren Bestimmungen der Fonds der verstaatlichten Bahnen bleiben den Teilnehmern auch nach der Einreihung gewährt.' ^ ^ Mit Bezug auf die vorstehenden, in einer unzweifelhaften Form abgegebenen Erklärungen erscheint die Auskunft, die Herr v. Wrba die letzten Tage einer Deputation des Personals der Nordwest bahn tmb Staatseisenbahn gab, in einem sehr eigenartigen Lichte. Am 24. Mai d. I. sprachen nämlich namens des Allgemeinen Gewcrkschaftsvcreines die Genoffen Beck und P o l a n y sowie die Herren Prell und Marek für den Beamten* verein, Wannenmacher (Bahnmeisterverein), Horn (Kondukteurverein) und Tmey (Lokomotivsührerverein) im Eisenbahnministerium vor, um für das Personal der MF* Der „Eisenbahner" erscheint in einer Auflage von 45-000 Exemplaren. WA Seite 2 «Wes Etlettt-ayn-V." tfte. lö verstaatlichten Nordwestbahn und Staatseisenbahn die Gewährung jener Nebenbezüye zu erwirken, die bei den k. k. Staatsbahnen bereits emgeführt sind. Dieses Verlangen erscheint mit Rücksicht auf die vorstehend angeführten bestimmten Erklärungen des Eisenbahn-mmisters um so berechtigter. Um so erstaunlicher ist es, daß der Elsenbahnminister den Vertretern des Personals erklärte, er könne bestimmte Zusagen über die Einführung der bereits bei der k. k. Staatsbahn durchgeführten Neben-bezüge sowie insbesondere über den eventuellen Termin der Rückwirkung noch nicht machen. An Ministerworten soll auch der Minister selbst nicht deuteln. Sollte das Erinnerungsvermögen Sr. Exzellenz gelegentlich der Deputa-tionsvorsprache versagt haben, so kann dieser Fehler rasch gutgemacht werden, mdem die gegebene Zusage lückenlos eingehalten wird. Im Interesse der verstaatlichten Bahnen liegt es gewiß nicht, daß man durch solche zweideutige Erklärungen berechtigteErregung unter das ohnehin mißtrauische Personal trägt. Drei Entroicklungsffufcn der Gcrocrkfdioftsbcrocgung. Die moderne Gewerkschaftsbewegung ist eine Folgeerscheinung der kapitalistischen Entwicklung der Industrie. Die großen Wandlungen im kapitalistischen Wirtschaftsleben spiegeln sich auch im Umfang, im Inhalt, in den Formen der Gewerkschaftsbewegung wider. In den letzten Jahrzehnten des XVIII. und ersten Jahrzehnten des XIX. Jahrhunderts ist die kapitalistische Fabrik entstanden. Ihre Entwicklung war begleitet von heftigen, unerbittlichen Konkurrenzkämpfen unter den Unternehmern. Jeder Unternehmer suchte seine Konkurrenten dadurch niederzuringen, daß er immer neue, immer verbesserte Maschinen in feine Fabrik einstellte, um auf diese Weise seine Produktionskosten herabzusetzen und durch Preisunterbietungen seine Gegner im Konkurrenzkampf zu besiegen und womöglich zu vernichten. Die Preise der Jn-dustrieprodukte fielen von Jahr zu Jahr. In jedem Jahre erlagen viele Unternehmer der rücksichtslosen Konkurrenz. In einer Epoche so heftiger Konkurrenzkämpfe betrachtete preise und U n t e r n e h m e r v e r b ä n d'e zur Senkung der Arbeitslöhne zu gründen, sehr gering. Trotzdem aber die Unternehmer nicht organisiert waren, war gerade diese Epoche ein Zeitalter der furchtbarsten Ausbeutung, der niedrigsten Löhne und der längsten Arbeitszeit. Die schnelle Einführung der Maschinen vertrieb Tausende von Arbeitern aus ihren Arbeitsstellen. Die alten ländlichen Hausindustrien erlagen der Konkurrenz der Fabriken; Taufende von Bauernsöhnen und Landarbeitern fanden nun aus dem Lande keine Nahrung mehr, sie warwerten in die Jndustrieorte und drängten sich vor den FabriMoren, hier Arbeit zu suchen. Die Handwerksmeister konnten den Kamps gegen die kapitalistische Industrie nicht bestehen; die zugrunde gerichteten Meister vermehrten die Zahl der Arbeitslosen. Die Maschine machte es den Unternehmern möglich, die gelernten Arbeiter durch ungelernte zu ersetzen; die Männer wurden entlassen, Frauen und Kinder im zartesten Alter zu den Maschinen gestellt. Eine ungeheure Armee von Arbeitslosen stand den Unternehmern zur Verfügung. Die Arbeiter in den Fabriken mußten sich die furchtbarsten Mißhandlungen, die mörderische Verlängerung der Arbeitszeit, fortwährende Lohnherabsetzungen gefallen lassen — draußen vor den Fabrikstoren drängte sich ja die wilde, hungerige Masse der Arbeitslosen, die Bereit war, ihre Arbeitskraft um jeden Bissen Brot zu verkaufen. In diese Zeit fallen die ersten bedeutungsvollen Anfänge der Gewerkschaftsbewegung. Wohl verweigerte die Gesetzgebung den Arbeitern das Recht, Kampfvereine zu gründen und Lohnkämpfe zu führen; die Gründung von Gewerkschaften, die Führung von Streiks wurden mit harten Freiheitsstrafen bedroht. Aber das Elend sprengte die Fesseln des Gesetzes. In geheimen Zusammenkünften, Verschwörern gleich, gründeten die Arbeiter jener Zeit die ersten Gewerkschaften. Es waren noch nicht Reichsoder auch nur Landesverbünde, sondern lokale Vereine. Die Zahl ihrer Mitglieder war gering, die Beiträge niedrig, die Sammlung eines Kriegsschatzes unmöglich. Der Kampf gegen das Spitzelwesen und Sie polizeilichen Verfolgungen füllte das Leben dieser ersten Gewerkschaften aus. Aber wenn die Ausbeutung unerträglich geworden war, dann gelang es den wenigen organisierten Arbeitern doch, die Massen der Unorganisierten mitzureißen zum Kampfe. Es waren wilde erbitterte Kämpfe, diese ersten Streiks. Die Staatsgewalt behandelte die kämpfenden Arbeiter als Aufrührer und Hochverräter; und die verzweifelten, erbitterten, hungernden Proletarier antworteten nicht selten mit blutigen Gewalttaten. Aber in diesen Kämpfen hat sich die Gewerkschaftsbewegung doch ihr Recht zum Dasein erstritten. Die Koalitionsverbotesielen. Die Gesetzgebung mußte den Arbeitern das Recht zugestehen, sich zu organisieren, Lohnkämpfe vorzubereiten und zu führen. Nun begann die zweite Periode in der Entwicklung der Gewerkschaften. Größere Massen lernten Zweck und Nutzen der Organisation verstehen. An die Stelle der lokalen Vereine traten allmählich große Reichsverbände, an die Stelle der beruflichen Abgrenzung die Vereinigung der Arbeiter ganzer großer Industriezweige in einer einzigen, machtvollen Organisation. Die Beiträge wurden erhöht, das Unterstützungswesen ausgebaut, große Fonds für den Kriegsfall gesammelt. Die Lohnkämpfe trugen nicht mehr den Charakter wilder Verzweiflungsausbrüche; sie wurden planmäßig vorbereitet, ihre Taktik besonnen und nüchtern erwogen. Gewaltige Erfolge wurden auf diese Weise errungen. Die Arbeitslöhne stiegen, die Arbeitszeit wurde verkürzt, die Unternehmer mußten die Vertrauensmänner der Gewerkschaft als die berufenen Vertreter der organisierten Arbeiterschaft anerkennen und sich zum Abschluß mehrjähriger Kollektivoerträge bequemen. Die Alleinherrschaft des Unternehmers in der Fabrik schien gebrochen. Wie int Staate neben den Landesfürsten die Volksvertretung, so waren in der Fabrik neben den Unternehmern die Vertrauensmänner der Arbeiterschaft getreten. Bürgerliche Sozialpolitiker glaubten in der „konstitutionellen Fabrik" die soziale Frage gelöst; sie hofften, die Arbeiterschaft werde den Klassenkampf um die Eroberung der Staatsgewalt ausgeben, da sie ja durch den Ausbau der Gewerkschaften sich auch innerhalb der kapitalistischen Gesellschaft einen wachsenden Anteil an den Früchten der wirtschaftlichen Entwicklung sichern könne. Indessen aber bereitete sich schon eine neue, die dritte Entwicklungsphase vor. Die Unternehmer waren von der schnellen Entwicklung der Gewerkschaften überrascht worden; unorganisierte Unternehmer waren den organisierten Arbeitern gegenübergestanden. Nun Begannen sich auch die Unternehmer zum Kampfe gegen die Arbeiter zu organisieren. Diese Entwicklung wurde erleichtert und beschleunigt durch die Vereinigungen immer größerer und immer zahlreicherer Betriebe in den großen kapitalistischen Unternehmungen, durch die Vereinigung vieler Unternehmer in den Kartellen, durch die Abhängigkeit zahlreicher industrieller Unternehmungen von einer großen Bank. Hatten früher die Konkurrenzkämpfe innerhalb der Unternehmerschaft die Vereinigung ihrer Kräfte gegen die Arbeiter erschwert, so war diese Vereinigung jetzt desto leichter möglich, je enger die Aktiengesellschaften, die Preisverab- redungen und Kartelle, die Verknüpfung der Industrie mi* den Banken die einzelnen Betriebe miteinander verflochten-Der Ausbau der Unternehmerverbände zum Kampfe gegen die Arbeiter ging mit der Entwicklung der Kartelle zur Ausbeutung der Konsumenten Hand i n H a n d. Die Unternehmerverbände erscheinen den organisierten Arbeitern zunächst als ein Fortschritt und sind es häufig auch. Es ist gewiß leichter, mit einer Unternehmerorganisation zu verhandeln, mit ihr einen Tarifvertrag zu schließen, als mit vielen einzelnen Nichtorganisierten Unternehmern. Je mehr aber die Unternehmerverbände erstarken, desto mehr werden sie zu gefährlichen Gegnern der Gewerkschaften. Der nicht organisierte Unternehmer macht den Arbeitern Zugeständnisse, wenn der Stillstand seines Betriebes infolge des Streiks ihn mehr kostet als die Erfüllung der Forderungen der Arbeiter; die Unternehmerverbände aber geben dem einzelnen vom Streik betroffenen Kapitalisten eine Entschädigung aus ihrer Kasse, sie machen aus jedem Kampf eine Macht- und Prinzipienfrage, sie eisern den einzelnen Unternehmer an, keine Zugeständnisse zu machen, damit er „Herr im eigenen Hause" bleibe und damit die „Begehrlichkeit" der Arbeiter nicht durch ihre Erfolge gesteigert werde. Endlich beantworten die Unternehmerverbände den Streik in einem einzelnen Betrieb mit einer Aussperrung der Arbeiter aller anderen Betriebe des Ortes oder Industriezweiges; jedes vereinzelte Scharmützel führt so zu einer großen Entscheidungsschlacht. Ost führen die Unternehmerverbände in Zeiten schlechten Geschäftsganges absichtlich solche Kämpfe herbei, um die finanziellen Kräfte der Gewerkschaften zu schwächen. Große Geldmittel widmen die Unternehmerverbände dem Zweck, aus den willensschwachen Elementen der Arbeiterschaft besondere Streikbrecherorganisationen, die sogenannten „gelben Gewerkschafte n", zu bilden, welche ihren kämpfenden Klassengenossen verräterisch in den Rücken fallen. Durch alle diese Kampfmittel der Unternehmerverbände wird der Klassenkampf verschärft. Die Arbeiterschaft muß alle ihre Kräfte zusammenfassen, sie muß jede Zersplitterung ihrer Organisation vermeiden, sie muß ihre Gewerkschaften finanziell stärken, jeden Lohnkampf sorgfältig vvrbereiten und nur im günstigsten Zeitpunkt beginnen, bei jeder Forderung in der einzelnen Werkstätte auf die wirtschaftliche Lage der ganzen Industrie Rücksicht nehmen, wenn sie sich der Unternehmerverbände erwehren will. Von dem sozialen Frieden, den die bürgerlichen Sozialpolitiker bereits kommen sahen, sind wir weiter entfernt als je. Der Kampf greift notwendig auch auf das politische Kampffeld über. Die Arbeiter verlangen vom Staate Schutz gegen ihre Ausbeutung und Unterdrückung durch das organisierte Unternehmertum. Aber auch die Unternehmerverbände fordern vom Staate die Förderung ihrer Interessen; und wie die Kartelle verlangen, daß der Staat durch ein ganzes System der Zölle, Eisenbahntarife, Subventionen und Steuerprivilegien ihnen die Konsumenten wehrlos ausliefere, so fordern die Unternehmerverbände, daß derselbe Staat auch durch die Einschränkung des Koalitionsrechtes die Gewerkschaften erwürge und die schrankenlose Alleinherrschaft der Unternehmet in den Fabriken wieder herstelle. Ein Heer von Zeitungsschreibern steht im Dienst der Unternehmerverbände und sucht durch schamlose Verleumdungen die öffentliche Meinung für einen Vernichtungsfeldzug gegen die Gewerkschaften zu gewinnen; desto eifriger und opferwilliger wirken die Arbeiter für die Verbreitung und den Ausbau der Arbeiterpresse. Die Kassen aller bürgerlichen Parteien empfangen von den Unternehmerverbänden Zuschüsse und überall leisten die Unternehmerorganisationen den bürgerlichen Parteien Wahlhilfe; so werden allmählich alle bürgerlichen Verbände für die Forderungen der Unternehmerverbände, für den tückischen AleuMelon. Ein Eisenbahnerstreik in der Schweix. Die Münchener Wochenschrift „März" veröffentlicht folgende kleine Reminiszenz: Der Generalstreik der Post- und Telegraphenbeamten in Paris ruft die Erinnerung an den Eisen-bahnerstreik bei der Schweizerischen Nordostbahn wach, der, wenn ich nicht irre, etwa fünfzehn Jahre zurückliegt. Die Analogie ist lehrreich. Sogar Herr Clümenceau und Herr Barthou, die trotz ihrer republikanischen Gesinnung immer noch mit dem alten Polizeistaat liebäugeln, können vielleicht etwas daraus lernen. Darum erzähle ich die Geschichte. Es war kurz vor dem Ankauf der Nordostbahn durch den Bund. Der allmächtige Guyer-Zeller hatte den Arbeitern die neuen Lohnforderungen schroff verweigert. Der Streik war angesagt, freilich mit Jnnehaltung der gesetzlichen Kündigungsfrist. An einem Telegraphenschalter des Bahnhoss Zürich stand in später Nachtstunde ein Abgesandter Guyer-ZellerS mit einem Stoß Depeschen. Alle hatten die Bestimmung, Bahnwärter, Weichensteller, Lokomotivführer und ZugSperfoual von Ost und West zu beschaffen. Denn der letzte Tag, an dem gearbeitet wurde, neigte dem Ende zu, und noch war kein Ersatz da. Die Uhr zeigte aus dreiviertel Zwölf. Der Telegraphenbeamte drinnen arbeitete fieberhaft; der Morseapparat klapperte wie eine Nähmaschine. Da plötzlich sah der Mann auf seine Uhr, hörte mit der Arbeit auf und schob dem erstaunten Sendboten Guyer-Zellers ein großes Paket unerledigter Depeschen hin. „Es tut mir leid, der Streik beginnt/ Der Streik hatte drei Tage gedauert. Vom Weichensteller bis zum Zugssührer, vom Streckenarbeiter bis zum Schalterbeamten und Telegraphisten machten alle mit. In Zürich stiegen die Milchpreise und die LebenLmittelzusuhr stockte, denn kein Nordostbahnzug fuhr ein und aus. Die Arbeiter und Angestellten benahmen sich musterhaft. Die Züge der anderen Bahngesell-schaften, die bewilligt hatten, wurden alle sorgfältig bedient und durchgelassen. Die Einwohnerschaft sympathisierte mit den Streikenden und schimpfte aus die Dividendenschlucker der Nordostbahn und deren Hauptmacher Guyer-Zeller. Die Züricher Regierung wurde beim Eisenbahndepartement in Bern vorstellig, da sie die Unterbrechung des Verkehrs nicht länger dulden könne. yjU’t _______________ Ta, am dritten Tag, gegen Mittag ging es wie einLausseuer durch die Stadt: „Der Zemp kommt!" Ein Nordostbahnzug sollte den Chef des schweizerischen Eisenbahndepartements von Bern nach Zürich bringen, um wieder Ordnung zu schaffen. Ein Streikender rief es dem anderen zu und alle eilten hinaus an die Bahn. Und als der Zug mit Bundesrat Zemp daherbrauste standen bis weit vor den Bahnhof hinaus die Streikenden Spalier. Alle Weichensteller taten ihre Schuldigkeit und ein viel-tausendstimmigcs Hoch empfing den Regierungsmann, zu dem all diese „Hetzer" und „Gehetzten" Vertrauen hatten. Drei Stunden darauf war der Streik beendigt. Die Arbeiter bekamen den gewünschten Lohn und Guyer-Zeller war zum erstenmal der Besiegte. „Wenn die Arbeiterforderungen nicht bewilligt rverden, übernimmt der Bund auf Kosten der Nordostbahn sofort provisorisch die Leitung", hatte Zemps kurzer Bescheid gelautet. Was lernen wir daraus? Daß eine Regierung nicht um jeden Preis auf feiten der Unternehmer zu stehen braucht — auch wenn sie selbst die Unternehmerin ist. Haben die Streikenden recht, so sollen sie ihr Recht erhalten — auch ohne Unterwerfung Ist den Arbeitern unrecht geschehen, so soll man von ihnen keinen Gang unters kaudinische Joch verlangen, bevor sie Recht erhalten. Oder, ins Französische übersetzt: Herr Clömenceau konnte Herrn Simyan, der den ganzen Streik verschuldet hat, sofort entlassen, ohne erst die Unterwerfung der Streikenden zu verlangen. _____________ Simson. 's Reglement. ■* Von Alfred Auerbach (in der „Frankfurter Zeitung"). Eine Szene, deren Schauplatz die Saufchwänzlesbah' ist, die so benamset ist, weil sie sich in kleinen Ringelkurven vom Ausgang bis zur Endstation schlängelt. Zeit: Ein sehr heiterer Tag im März. Zugssührer: Absahra I Kondukteur: Absahra! (Er geht in den Wagen.) Fahrkarta vorweisa. Erster Passagier: Do isch 's Kärtle! — 's isch heiß heut l Kondukteur: Jo, 's isch heiß heut I (Ehe er hinausgeht, schiebt er zwei Scheitle Holz in den Osen.) Zugssührer: Stativ' Hölzlingen l Zweiter Passagier (steigt ein): Grüß Gott I Do isch heiß do hinna l Erster Passagier: Jo, 's isch überhaupt heiß heutl Kondukteur: Fahrkarta vorweisa l Dritter Passagier (steigt ein): 's isch a Bäckahitz do hinna I Erster Passagier: Mer könnt eigentlich a Fensterle aus-machet 1 Kondukteur: Jo! Des könnt mer. (Ehe [et hinausgeht schiebt er zwei Scheitle Holz in den Osen.) Zugssührer: Statio' Unterheizlingen! Vierter Passagier (steigt ein): Grüß Gott! Herrgott, isch do a Bäckahitz do hinna! Zweiter Passagier: Io! Und draußa isch's grad wie ein Juli. Kondukteur: Fahrkarta vorweisa! Erster Passagier: Mer könnt do drüba au no a Fensterle ausmacha. Kondukteur: Ha! wenn's net zieht, no isch's [erlaubt, sonst netto I (Ehe er hinausgeht, .schiebt er zwei Scheitle Holz in den Osen.) Zugsführer: Statio' Ueberheizlinga I Fünfter Passagier (steigt ein): Puh! Do »trifft oin der Schlag . . . do Henna! Erster Passagier (steigt aus): (Jo I I ben fchö froh, daß 1 nauskomma, 's isch zom Verschmachta. Adiesl Zweiter Passagier: I wott, i könnt au naus I Kondukteur: Fahrkarta vorweisa I Dritter Passagier: Jetzt send vollends alle Fenster!« vffa . . . und 's nutzt doch ne$. Kondukteur I Io! 's isch arg! (Ehe er hinausgeht, schiebt er zwei Scheitle Holz in den Ofen.) Vierter Passagier: Herrgott! Der Kerle heizt jo ei! Zweiter und dritter^ Passagier: Jo, 's isch a Streu* Vierter Passagier: Ha, er könnt's ehm jo saga I Zweiter und dritter Passagier: Jo, erscht no. DöS könnt mer, Vierter Passagier: Kondukteur! Fünfter Passagier: Dös Ei'heiza könntet ’t doch fei bleibt lassa, no war doch g'holsa. Kondukteur: Jo 'S wär vielleicht [schon g'holsa. Aber 'S goht net. Fünfter Passagier: Worom denn net? Kondukteur: Weil mir bis zom 1. April 's vorschristS« mäßige Holz mitführet. DöS muß verbraucht fei, 'S isch Reglement I T Sorget dafür, -atz der „Eisenbahner" auch vom reisende« Publikum gelesen werde! Plan gegen das Koalitionsrecht gewonnen. Desto deutlicher aber erkennen die Arbeiter, daß nur eine starke Vertretung der Arbeiterschaft im Parlament das Gelingen dieses Planes zu verhindern vermag. So treten einander Unternehmer und Arbeiter in immer gewaltigeren Organisationen gegen über. Das Wirtschaftsleben und die Entwicklung des Staates werden von den großen Kämpfen beherrscht, in denen die Unternehmerklasse und die Arbeiterklasse ihre Kräfte messen. In einer solchen Zeit ist es icdes Arbeiters Pflicht, treu zu seiner Klasse, zu seiner wirtschaftlichen und politischen Organisation zu stehen. Die Disziplin. Im allgemeinen wird der Druck, mit welchem die strikte Erfüllung der Pflicht und die unterwürfige w o r t-wörtliche Befolgung eines Befehles erreicht wird, Disziplin genannt. Dem Begriff nach hat jedoch dieses Wort eine große Wandlung hinter sich. Ursprünglich bedeutete Disziplin so viel wie Strafe, Züchtigung: später wurde die Art des Geißelns Disziplin genannt, bis man endlich das Instrument selbst, das man zum Schlagen gebrauchte, als die „Disziplin' bezeichnete. Der Begriff hat sich dann wohl auf die Haltung einer/strengen Zucht erweitert, so daß wir heute eine auf solche Weise geregelte Einrichtung Disziplin nennen. Hier hält einfach eine höhere Macht mittels Androhung und Ausübung einer gesetzlich festgelegten Geivalt systematisch und bis ins Kleinlichste berücksichtigt, die Disziplin aufrecht. Allein, wenngleich das Gehorchen als ein reiwillig in den Dienst gestelltes erklärt wird, wenngleich erner dre Autorität durch das Gesetz geheiligt erscheint, so >ütte doch eine solche eingefiihrte Disziplin wesentlich nur den einen Fortschritt zu verzeichnen, daß sie gesetzordnungs-mäßig besteht und würde sich nicht viel von dem unterscheiden, waS sie ursprünglich ivar, daß nämlich der Stärkere über den Schwächeren triumphiert. Während früher der Stärkere die Disziplin sich usurpierend erzwang, hätte sie sich heute nur hinter das Gesetz geflüchtet. Dem ist jedoch nicht so. Wohl gibt es heute leider noch Institutionen, in welchen sich die Disziplin auf einer so niederen Stufe befindet, wo sie als eine verhaßte Fessel, als eine bewußte Gefährdung der persönlichen Freiheit empfunden wird, wo sie sich zur geist- und willenlosen Befolgung des toten Buchstabens und zur brutalen Willkür in der Machtentfaltung austobt. Der sich in jüngster Zeit ereignete Fall, daß ein Soldat deshalb eine Gehorsamsverweigerung begmg, weil er zu einer an ihm vorzu-nehmeuden Operation nicht seine Zustimmung gab und deshalb zu sechs Wochen und einen Tag Gefängnis verurteilt wurde, ist ein treffendes Beispiel. Ist einerseits seine Zustimmung zu einer Operation nicht notwendig, dann hätte man ihn nicht zu fragen gebraucht, um nicht eine Gehorsamsverweigerung heraufzubeschwören; anderseits Hütte seine Ablehnung, also die freie Verfügung überfeine Person, respektiert werden müssen. Sollte er jedoch in der Tat nicht gefragt zu werden brauchen, dann ist die Beraubung seiner persönlichen Freiheit eklatant und mit der etwa gegen seinen Willen vorgenommenen Operation das Gesetz verletzt worden. Aber auch ohne vorgenommene Operation hat man mit seiner Verurteilung das Gesetz verletzt. Sonach gleicht die über ihm stehende Gewalt dem Zustand unter den Menschenfressern, welche ihre Opfer erst schmücken und umtauzen, bevor sie dieselben schlachten und verzehren. So gibt es immer noch Menschen, die sich nicht für die hohe Idee eines allgemeinen und gleichen Rechtes em-setzen können, noch immer gibt es Kreise, die sich mit einem Nimbus von Standesbewußtsein umgeben. Solche Personen finb der Meinung, daß die Stellungen und Aemter bloß ür sie geschaffen wurden, um dort nach ihrem Belieben chalten und walten zu können. Sie umgeben sich dort mit einem Luxus, der mit ihrem Benehmen in krassem Widerspruch steht und wissen nicht, daß sie auf ihren Posten bloß der Sache zu dienen haben, daß auch sie so wie ihre Untergebenen um der großen Sache willen Disziplin halten müssen. Kaiser Josef II. mußte rücksichtlich solcher Erfahrungen in dem am 13. Dezember 1783 erlassenen Zirkularschreiben (Hinterbrief an die Beamten) in einer Reihe von Bestimmungen eine Art Dienstpragmatik entwickeln, wo hervorgehoben wird, „daß jeder bei seinen Amtshandlungen nicht auf sich oder einen Teil, sondern auf das Ganze sehen müsse. Wer nur das utile (Nutzen) oder das honoriflcum (Ehrenvolle) vor Augen hat und sein Amt als Nebending oder als eine willkommene Quelle des Einkommens betrachtet, soll es lieber aufgeben, denn er ist desselben nicht würdig; denn das Beste des Staates verlangt vollkommene Entsagung und daß man sich ihm ganz hingebe.' Es muß also der Zweck, warum eine Disziplin erfordert wird, es muß die Größe des ganzen Werkes vor den Augen aller Teilnehmer offenbar werben. Es darf die Disziplin nicht um der Disziplin willen mit allen Mitteln aufrecht zu erhalten getrachtet werden, sonst wird die Kraftaufwendung eine lieblose, die Leistung zur Sissiphus-arbeit. Es muß die Begeisterung für die große Sache geweckt, die Hingebung für sic gewonnen, es muß das Notwendige der Tätigkeit durch Abstreifung des Zwanges in freie Neigung umgesetzt werden. Damit haben wir bereits die große Frage berührt, daß eine so gesteigerte Disziplin, dieser Vertrag zwischen Autorität und Gehorsam eine dem Fortschritt und der Zeit angemessene Würde besitzt, daß der Gehorsam, daß die Autorität sich von Tyrannei und Sklaventum insoweit erhoben haben, daß weder der Gehorchende die beschämende Erniedrigung, noch die Autorität das Rohe der unumschränkten Gewalt zu fühlen in die Lage kommt. Denn, wenn sich Herkules den zwölf schweren Arbeitern freiwillig unterwirft, dann empfinden wir den Wert seiner sittlichen Leistung, iveil er die Gesamtheit von einer ungeheuren Bedrückung erlöst; wir bewundern sein gänzliches Aufgehen in der Sache, seine Hingebung, Pflichttreue, seinen Mut, der ihm in der höcysten Gefahr jene Kräfte verleiht, um siegen zu können. Seine Taten wachsen aus der Tiefe seiner eigenen Persönlichkeit nnpor und geben der dadurch zum Ausdruck gebrachten Disziplin jene Höhe, aus welcher sie sich zur ästhetischen Erscheinung entfaltet. Schon im Passe zu Thermopylä erfüllten 300 Helden da8 Gesetz und Sokrates erklärte, als er den Giftbecher an die Lippen setzte: «Haben wir nicht das als wahr erkannt, daß die erste Pflicht darin besteht, den Gesetzen zu gehorchen ?' Zwar können wir uns durchaus nicht für befriedigt und damit einverstanden erklären, wenn eine Autorität auch noch die Aufopferung des Individuums als zur Disziplin gehörig fordert. Wenn sich jedoch die Disziplin selbst auf eine solche Höhe bis zur Aufopferung erheben kann, dann müssen wir bekennen, daß der Mensch mit seiner völligen Hingabe das Ideal in seinen Willen ausgenommen und auch errungen hat. Aber auch die Unternehmungen und der Staat, welche bloß im Interesse der eigenen Erhaltung und Entfaltung und zur Erfüllung ihrer sozialen Mission mit reinem liebevollen Antrieb die Stellung ihrer Bediensteten und Untertanen fördern, welche nicht aus Egoismus, um sich zu bereichern, nicht aus Wohlgefallen und Tyrannei, um zu herrschen, die Disziplin Hochhalten, werden nie eine gänzliche Aufopferung dieser ihrer Bediensteten und Untertanen erlauben, sie werden vielmehr bestrebt fein, die Disziplin zur ästhetischen Pflicht zu erheben und diese auf der Basis der Gegenseitigkeit ausbauen, um so gleichsam ein Uhrwerk darzustellen, wo ein Rad in das andere greift. Auch von den Eisenbahnern wird die Disziplin als eine sittliche Aufgabe aufgefaßt, denn vor ihren Augen liegt das Problem des Weltverkehrs, zu dessen Lösung sie berufen sind. Und auch der in der Dienstordnung festgesetzte Absatz, daß der Vorgesetzte durch Beispiel, Unparteilichkeit, festes aber wohlwollendes Benehmen sich die Achtung des Untergebenen zu gewinnen wissen soll, deutet daraufhin, daß die Verwaltung bestrebt ist, die höhere Auffassung der Disziplin ihrer Beamtenschaft einzuprügen. Bestärkt muß man m dieser Hinsicht noch werden, wenn im § 20 der Dienstordnung ausgeführt wird, „daß der Vorgesetzte von der ihm eingeräumten Gewalt nur nach reiflicher lieber-legung und vollkommen leidenschaftslos Gebrauch machen und durch die Form der Bestrafung eine nachdrückliche Wirkung auf das Pflicht- und Ehrgefühl zu erzielen trachten soll'. Wohl empfinden wir bei diesem Punkte eine tiefe Beschämung, weil uns eine solche Belehrung gegenüber der m Betracht kommenden Intelligenz nicht am Platze zu sein dünkt; allein die häufigen Vorfälle, welche gegen diesen Paragraphen verstoßen, erweisen zur Genüge, oatz es sehr dringend ist, auf den Wortlaut dieses Punktes recht oft zurückzukommen. Wenn ferner auch der Untergebene dem Vorgesetzten „unbedingten Gehorsam' schuldig ist, so ist doch zu erwägen, daß die Liebe zum Berufe, das Bewußtsein, für die Allgemeinheit zu wirken, diesen harten Wortlaut eines unbedingten Gehorsams umsetzen kann zu freier Neigung, daß die Größe der Leistung von der Persönlichkeit ganz ausgenommen wird, daß der Dienst selbst das Lebenselement bildet und in Fleisch und Blut übergeht zu rastlosem Ausstreben nach geistiger Höhe. Organisatorisch erzogen, in Parteidisziplm geschult, hat sich besonders die jüngere Generation der Eisenbahnerschaft in Bezug auf Disziplin im Dienste hervorgetan. Sie trat mit bewußter Männlichkeit in den Eisenbahndienst, verdrängte dadurch die Späher- und Zutrügerclique, die tückische Dummheit, die sich einst grinsend breit machte. Sie gab der wortwörtlichen Befolgung von Anordnungen den Charakter der Gesamtinteressen, der sich mit ganzer Kraft für die Ausführung einsetzt. Aber nur einem solchen Personal können die Worte gelten, welche die Instruktion XX einleiten: „... Die Bediensteten haben sich jedoch vor Augen zu halten, daß es nicht möglich ist, in einer Vorschrift alle m der Praxis sich ereignenden Fälle zu erschöpfen, beziehungsweise Verhaltungsmaßregeln zu geben, durch deren Befolgung stets und unter allen Umstünden der beabsichtigte Zweck erreicht wird. Geistesgegenwart und rasche Erkenntnis der Sachlage in jedem einzelnen Fall werben den in Ausübung seines Dienstes Stehenden befähigen, an der Hand und nach dem Geist dieser Vorschriften das jeweilig Zweckentsprechendste durchführen.' Und auch nur von einem solchen Personal wird mit Umsicht und Fürsorge diesen Worten mit glühendster Disziplin Rechnung getragen werden können. Denn die Eisenbahner empfinden bei Kundgebung solcher Worte nicht nur das Vertrauen, das ihnen die Verwaltung entgegenbringt, sie schätzen auch die Kraft, mit welcher ein solches Vertrauen erobert werden konnte. Daß eine solche Kraft nur ausströmen kann durch vollständiges Aufgehen in den Dienst, durch liebevolle, aufopserungsfähige Hingebung, unerschütterliche Pflichttreue, durch männlichen Mut, der in der höchsten Gefahr jedem Bediensteten die Kraft verleiht, über die Situation zu siegen, das macht eben die Bewußtheit, zu welcher sich die Eisenbahner ausgeschwungen haben, das macht, daß sie vollständig durchdrungen sind von ihrer Mission, das macht endlich, daß sich in ihnen zur ästhetischen Erscheinung entfaltet hat: die Disziplin! ________________________ Fr. 8. Zur Dienftübcrbördung des Personals der Aussig-Tepliher Eisenbahn. Man muß sich wirklich wundern, mit welchem Zynismus sich die Direktion der A.-T. E. über alle Erlässe des Eisenbahnministeriums hinwegsetzt und welche Gefühllosigkeit bei ihr vorherrschend ist, wenn es gilt, so viel als möglich aus ihren Bediensteten herauszupressen. Wiederum ein krasses Beispiel hierfür ist die neue Dienst-cinteilung für das Zugbegleitungspersonal der Station Aussig, gültig vom 1. Mat d. I. Schon im vorigen Jahre wurde die Direktion in einem Memorandum um einen menschenwürdigen Turnus angegangen, doch es blieb beim alten. Auch bei den im März tagenden Personalkommissionssitzungen wurden die schlechten Dienstverhältnisse geschildert und ha der Dienst des Zugbegleitungspersonals dieser Bahn — durch die eigenartigen Verhältnisse daselbst bedingt — meist ein anstrengender Verschubdienst ist, so sind die Wünsche des Personals nach einer vernünftigen Diensteinteilnng um so berechtigter. Aber — gleichsam zum Hohn — ist die Dienstzeit neuerdings um eine Tour verlängert worden. Wir wollen nun in Kürze ein eit Auszug aus der famosen Diensteinteilung bringen. Der TurnuS besteht aus 44 Tagen mit 66 Touren. Darunter sind 39 Tage Dienst und nur fünf freie Tage, somit ist immer erst der neunte und einmal der achte Tag frei. Kein Fahrperfonal der ganzen Strecke, einschließlich der Lokalbahn Teplitz-Reichenberg, hat erst den neunten Tag dienstfrei, dieses bleibt nur dem Aussiger Personal Vorbehalten. Unter diesen 89 Diensttagen sind aber acht Tage darunter, an welchen der Dienst täglich über 14 Stun-den beträgt, außerdem aber weitere acht Tage von über zwölf Stunden. Im Durchschnitt beträgt die Dienstdauer täglich gegen zwölf Stunden, dabei sind aber Verspätungen, welch» bei einzelnen Zügen bis zu zwei Stunden betragen, nicht mit eingerechnet. Umgekehrt verhält es sich mit den dienstfreien Tagen, denn diese sind so kurz wie möglich, und zwar im Durchschnitt gegen 30 Stunden; es ist aber auch zum Beispiel nach der vierten Woche, in welcher acht Tage lang ein täglicher Dienst von elf Stunden 58 Minuten vorgeschrieben ist, ein dienstfreier Tag von nur 26 Stunden 34 Minuten. Ferner fallen dieselben meist nach Touren, bei welchen man erst nach Mitternacht in der Domizilstation anlangt, während man den darauffolgenden Tag schon wieder um 3 Uhr früh roegfährt. Die monatliche Dienstzeit des Aussiger Zugbegleitungspersonals beträgt — ohne Verspätungen — über 315 Stunden mit 90 Stunden Nachtdienst und bloß drei freien Tagen. Wo bleibt also hier der Erlaß des Eisenbahnministeriums, welcher für das Zugspersonal eine monatliche Dienstzeit von höchstens 280 Stunden festsetzt und wonach die tägliche Dienstdauer 14 Stunden nicht überschreiten soll? Gewiß wird auf der Turnustabelle auf die Sonntage verwiesen, an welchen eine Anzahl Züge nicht verkehren; hier wollen wir aber erwidern, daß sämtliche nicht verkehrenden Züge erst kurz vor ihrer Abfahrt ge-trichen werden, trotzdem dieselben schon stundenlang, auch chon tagsvorher abgesagt sind, und speziell Sonntags ömmt es am häufigsten vor. Ferner ,st das famose „Melden beim Diensthabenden' bei der gewissenlosen Dienstvortragung zu einer förmlichen Plage geworden. So bekommen Zugsbegleiter, welche verschiedene Touren nicht mitfahren, dafür zwei- bis dreimal „melden' vorgeschrieben, ebenso ganze Partien, deren Züge nicht verkehren, trotzdem genügend Erforderniszüge vorgetragen sind. Eine weitere Einschränkung der so kurz bemessenen dienstfreien Zeit sind die Kommandierungen zu Begräbnissen, Belehrungen re. an den freien Tagen, welche Zustände trotz der Eingabe an die Direktion immer noch existieren. Wie bei jeder Gelegenheit das Zugspersonal der Station Aussig in den Unterwegsstationen zugunsten der dort stationierenden Verschubreseroen ausgenützt wird und denselben immer neue Arbeiten aufgehalst werden, ersehen wir auch aus dem Zirkular, welches die Einführung der Sommerfahrordnung erläutert. Hier heißt es zum Beispiel, daß daS abzustellende Brutto in der Station Settenz und Auperschin gruppenweise rangiert sein muß, um weitere Rangierungen desselben durch daS Verschubpersonal zu vermeiden. Hier wird eben alles dem Wunsche der betreffenden Stationsvorstände gemäß geregelt und die Mehrarbeiten dem Aussiger Zugspersonal aufgebalst. So wurde auch dem Zug Nr. 76 m Settenz ganz einfach eine Stunde Verschub vorgeschrieben und somit der fahrplanmäßige Aufenthalt desselben um 40 Minuten verlängert. Ferner heißt es in dem Zirkular unter Station Brüx: „Zur Entlastung des Personals vom Manipulationszug 143 sind die von demselben durchzusührenden Frühverschiebun-gen auf das Mindestmaß zu beschränken.' Sofort wurde die Verrechnung der Berschubzeit dem Aussiger Personal um eine halbe Stunde gekürzt —die Verschubarbeiten sind aber dieselben rote früher. So fielst es mit der Einhaltung der Direktions-zirkulare von (eiten der Stationen aus, wenn einmal etwas zugunsten des Aussiger Zugsperfpnals geschehen soll. Daß durch diese Mehrarbeiten stets Zugsverspätun-gen rintreten, liegt auf der Hand und dem Fahrpersonal werden daher die einzelnen Zugspausen auf em Minimum gekürzt. Ferner sind auch viele Beamte so rücksichtslos, dem Personal, welches oftmals schon sechs bis acht Stunden im Dienste steht, eine Essenspause zu verweigern und auch in diesem Falle ist zur Regelung noch nichts geschehen. Wir sind wirklich neugierig, wenn die Direktion endlich einmal mit dem alten System brecheü wird und gewählte Vertrauensmänner des Zugspersonals zur Erstellung und Aenderung der Turnusse heranzieht. Zum Schluß wollen wir noch einiges über die Protektionswirtschaft in der Station Aussig mitteilen. In erster Linie erwähnen wir dir sogenannten „Ver--ügungsmünner'. Streberische, gewissenlose Individuen, welche skrupellos genug sind, sich auch an freien Tagen zur Verfügung zu stellen, werden allen ändern vorgezogen und es ist wirklich eine Schmach, wenn Rangältere ;n vielen Beziehungen solchen Elementen nachstehen müssen. Hier wird auch meistenteils von feite des Personalvorstandes auf daS politische Glaubensbekenntnis der betreffenden Bediensteten Gewicht gelegt. Auch treibt daselbst ein Kanzlist sein Unwesen, der deS üftern für seine Freunderln bei Dienstvortragungen ec. die Hand im Spiel " at, denn bloßer Zufall ist es nicht, wenn jüngere Zugs-egleiter von anderen Partien als Manipulant vorgetragen werden, trotzdem bei der Tour rangältere Kondukteure als Bremser fahren. Weiter verweisen wir auf den Vorgang bei der Einteilung der Schlußmänner bei Personenzügen, einer be-onderen Spezialität des Herrn Oberinspektors S ch ö n. So ahreit mehrere Zugsbegleiter und darunter solche, die lereits einen Gehalt von 1200 Kr. beziehen, jahrelang als Schlußmann bei Personenzügen, der eine, weil feine Frau Dienstmädchen beim Oberinspektor Schön war, der andere, weil er sein Haus bezahlen will rc. rc. und verdienen ein monatliches Stundengeld bis zu 75 Kr. Nun wäre es doch nicht mehr wie billig und recht, wenn hier periodisch abgewechselt würde und auch jüngere Zugsbegleiter mit einem noch kleineren Gehalt, die durch irgendwelche Umstände, zum Beispiel starke Familie re. in eine mißliche Lage gekommen find und oftmals direkt am Hungertuch nagen, einige Zeit ein höheres Stundengeld Besucht nur Lokale, in welchen der „Eisenbahner" aufliegt! Seite 4 — ■ ■ - — ■* «■ verdienen könnten, um sich dadurch wieder schuldenfrei zu machen. Doch alles andere eher kann man von den Nussiger Machthabern verfangen, nur nicht Vernunft und Gerechtigkeit. Und will sich einmal ein Zugsbegleiter beschwerdeführend an die Direktion wenden, so wird ihm, da er den Dienstweg strikt einhalten mutz, der Beschwerdeweg ganz einfach abgeschnitten. ■ Unter den Bediensteten des Zugspersonals herrscht daher ob dieser Zustände eine grotze Erbitterung und es wäre auch wirklich die höchste Zeit, datz die Direktion eine strenge Untersuchung der angeführten Uebelstände durch ein unparteiisches Organ vornehmen lietze und in der Station Aussig einmal energisch Remedur schaffen würde. Wir aber werden weiter auf alle Uebelstände ein wachsames Auge haben und dieselben, da uns ein dienstlicher Beschwerdeweg unmöglich gemacht wird, rücksichtslos veröffentlichen. Die kapitalistische Entwicklung und der Kampf der Arbeiter. Was bedeuten in der Entwicklungsgeschichte der Menschheit 100 oder 200 Jahre? Sie bilden einen kleinen Zeitabschnitt im flutenden Strom der Entwicklung, der unaufhaltsam vorwärts drängt und alles, was sich ihm hemmend und hindernd in den Weg stellt, rücksichtslos in seine tiefsten Tiefen schleudert. »Er hat seinen Fluch gehängt an das Stillstehen !" Eine alte Welt ist gestürzt worden, gänzlich neue soziale und wirtschaftliche Formationen sind ins Leben getreten. Die mittelalterliche Stadt bildete eine Wirtschaftseinheit. Alles was innerhalb der Stadt konsumiert wurde, wurde auch innerhalb der Stadt produziert. Die Kundenproduktion war vorherrschend. Zur Familie des Meisters gehörte der Geselle und der Lehrling, war ja die Gesellenzeit nur eine Durchgcmgszeit für den künftigen Meister. Der Gesichtskreis dieses ganzen Handwerkerstandes reichte nicht weiter, als das Produkt ihrer Hände ging. Auch das Entstehen der Zünfte vermochte an diesen Zuständen nicht viel zu ändern. Auch der Bauernstand führte ein erträgliches Leben. Obwohl die Bauern dem Grundherrn zu Fron- und Spanndiensten und Abgaben von Naturalien verpflichtet waren, so fand doch das alles seine Grenzen, wenn dem Feudalherrn die Sicherheit gegeben war, mit seinen vielen Freunden recht gut leben zu können. Was sollte er auch mehr fordern, als er verzehren konnte? Doch sehr bald trat eine Aenderung ein. Von den wirtschaftlich hoch entwickelten Ländern des Mittelmeeres wurden die verschiedensten Produkte gebracht. Ein Warenaustausch entwickelte sich zunächst, der dann zu einem Handel und Verkehr führte. Damit wurde ein allgemein gültiges Tauschobjekt, das Geld, zur Notwendigkeit. Eine neue gesellschaftliche Macht war im Werden begriffen, das Handelskapital. Seine Träger, die Kaufleute, bildeten bald die tonangebende Klasse der Gesellschaft. Das Handelskapital spielte die revolutionäre Nolle des 16. und 17. Jahrhunderts. Es zerstörte das zünftlerische Handwerk, indem es eine grotze Anzahl Handwerker zusammen in einen Raum fatzte, die Arbeit in die verschiedensten Teilmani-ulationen zerlegte und die kapitalistische Hausindustrie, ie Manufaktur begründete. Das bedrohte Handwerk suchte sich durch festgefügte Zunftverfassungen zu retten. Es erschwerte mit allen Mitteln das Meisterwerden, verlangte das Verbot der Manufakturen in der Stadt; sie durften erst in gewissen Entfernungen von der Stadt eingerichtet werden. Schließlich erwies sich aber die kapitalistische Entwicklung doch stärker als alle Zukunftsverfassungen. Auch das Verhältnis zwischen Meister und Gesellen hatte eine Aenderung erfahren. Der Geselle stand jetzt dem Geldaristokraten, dem Patrizier, gegenüber. Ihm selbst wurde es unmöglich gemacht, später einmal Meister zu werden; er war und blieb für immer Geselle. Aber auch auf die alte bäuerliche Verfassung reflektierte der junge Kapitalismus. Der adelige Grundherr begnügte sich nicht mehr mit Abgaben und Fronden, sondern er wollte es jenen reichen Handelsherren gleichtun; er wollte Geld, um keinesfalls den reichen Bürgern der Stadt an Glanz und Prunk nachzustehen. Und indem man den Bauern buchstäblich das »Mark aus den Knochen und das Blut aus den Adern saugte", ihnen ihr letztes Hab und Gut raubte und sie dem Elend preisgab, ihren Grund und Boden einfach als Eigentum des Feudalherrn erklärte und sie selbst zu Leibeigenen machte, feierte wohl hier die brutale Gewalt wahrhafte Orgien. Bekanntlich führte ja jenes »Schinden und Schaben" zu den zahlreichen Bauernkriegen. Das Zeitalter der Entdeckungen und Erfindungen erweiterte gewaltig den Raum der wirtschaftlichen Entwicklung. Die Umschiffung Afrikas, das Auffinden des Seeweges nach Ostindien, die Entdeckung Amerikas brachten riesige Absatzmärkte. Gleichzeitig wurden in den zahlreichen Kolonien den Eingeborenen unermetzlicheWerte ab-gepretzt. So hatte denn die wirtschaftliche Entwicklung Zustände herbeigeführt, die im schärfsten Kontrast standen mit der feüdalzünftlerischen Verfassung, mit der sozialen Gebundenheit nt Stadt und Land. Der Adel in Verbindung mit dem absoluten Fürsten, dem ein ungeheuerlicher Bureaukratismus, der überall, wo nur irgend etwas an Abgaben und Steuern zu holen war, seine Nase hineinsteckte, zur Seite stand, bildete die politische herrschende Klasse. Wie ein Dornenaestrüpp hatte jener Feudalismus alles überwuchert. Es fehlte der Weiterentwicklung der Raum zum Ausdehnen und Wachsen. Die Fesseln muhten gesprengt werden, und sie wurden gesprengt. Die wirtschaftliche Evolution schlug um in eine politische Revolution, der eine soziale auf dem Fuhe folgte. Charakteristisch hierfür ist die große französische Revolution von 1789 bis 1793. Sie bildete mit ihren Flammenzeichen und Sturmglocken die Einleitung der modernen bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft. Der dritte Stand, der, wie es damals hietz, »faktisch alles, rechtlich aber nichts" war, zog in den Kamps »für die ganze leidende Menschheit". »Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit" waren das Ideal, um welches gekämpft Msienbahrrer.- wurde. Alles, was existierte, wurde rücksichtslos vor den Richterstuhl der reinen Vernunft geschleppt. Hier sollte er sein Dasein rechtfertigen oder schonungslos vernichtet werden. Die Vernunft war das höchste Prinzip. »Einen vernünftigen Staat, eine vernünftige Kirche!" — Jetzt endlich sollten »Die Menschenrechte" proklamiert werden, endlich war das tausendjährige Reich gekommen. Während aber das Bürgertum mit seinen liberalen orderungen — nachdem es seine Revolution siegreich zu nde geführt hatte — es an der Hand hatte, die Probe aufs Exempel zu machen, da stellte es sich mit nur allzu-grotzer Deutlichkeit heraus, datz der idealisierte Vernunftsstaat in die Praxis umgesetzt nichts anderes war als der bürgerliche Staat mit der Bourgeoisie als der herrschenden Klasse, datz die vielgepriesenen „Menschenrechte" nichts anderes waren als die Interessen und Bedingungen der Bourgeoisie, die diese zur weiteren Entwicklung brauchte, welche man nur in ganz abstrakte Begriffe gekleidet hatte. Das Programm der Bourgeoisie wurde immer mehr und mehr beschränkt und es enthielt dann nur noch die wenigen aber treffenden Worte, die ein späterer französischer Minister aussprach : »Bereichert euch!" Die Bourgeoisie hatte also den Adel als politisch herrschende Klasse gestürzt, hatte die alte soziale Gebundenheit gelöst, die ständischen Unterschiede beseitigt und alle Menschen als »rechtlich frei" erklärt. Damit hatte sie ihrem Lebensprinzip der „freien Konkurrenz" den erforderlichen Spielraum geschaffen. Als aber die Bourgeoisie in ihrem langsamen Entstehen und im Werden begriffen war, da verbarg sie schon in den tiefsten Tiefen ihres Innern die Keime zu einer neuen Klaffe, die bald zu dem Fundament der bürgerlichen Gesellschaft werden sollte, der Klasse der freien Lohnarbeiter, des Proletariats. Sie waren rechtlich frei, tatsächlich waren sie mittellos. Wollten sie leben, so mutzten sie ihr Leben für das Leben der Notdurft verkaufen. Im Sturm und Drang bewegte sich die wirtschaftliche Entwicklung vorwärts. Die Dampfmaschine im Bunde mit der Werkzeugmaschine hielten ihren siegreichen Einzug und alle Ruinen, die noch die Zunftzeit zurückgelassen hatte, erhielten den letzten Todesstoß. Die Produktionsmethode wurde gänzlich revolutioniert. Durch eine bis ins kleinste gehende Teilung der Arbeit wurde diese bedeutend vereinfacht und demzufolge ergiebiger. So leistete 1818 die Flachsspi'ndel etwa 120nial mehr als ein Handspinnrad, in den Vierzigerjahren ein Maschinenspinner SOOmal mehr als ein Handspinner. — Aber auch für die modernen Arbeiter war jetzt eine andere Situation entstanden. Die Wissenschaft erforschte jetzt die mechanischen und technischen Gesetze und leitete die gewonnenen Resultate in die Technik über. Die Arbeit des modernen Fabriksarbeiters beschränkte sich immer mehr und mehr auf wenige, inhaltlich leicht erlernbare Handgriffe und Beaufsichtigung der Maschine. Der Arbeiter wurde völlig an die Maschine gefesselt, ihrem Rhythmus mutz er sich unbedingt anpassen. Er ist vollständig der Sklave des ehernen Ungetüms, das »weder Herz noch Seele" hat und das kleinste Versehen mit Tod oder Verstümmelung straft. — Ihres ganzen Inhaltes beraubt, wurde die Maschinenarbeit zu einer Geist und Körper verkrüppelnden Fron. Um nun an einem Beispiel klar zu machen, welche riesenhaften Kräfte die Maschinen darstellen, denen unzählige Massen fronen müssen, sei Preußen ermähnt. Es hatte nach Rühle 1840 677 Dampfmaschinen mit 12.271 Pferdekräften, 1906 111.673 Dampfmaschinen mit 5,794.473 Pferdekräften. In dem Matze aber, in dem die Produktion produktiver wurde, wurde auch die Arbeitsgelegenheit für die Handarbeiter geringer; sie waren dem Hungertode preisgegeben. — Die Spinnerei beschäftigte 1840 in Deutschland 84.286 Spinner, 1861 nur noch 14.557 (nach Schmoller). Gegen 70.000 waren dem Elend erlegen 1 — Es war somit nur selbstverständlich, daß die Volksmassen mit allen Mitteln die Einführung der Maschinen zu verhindern suchten, indem sie oft die Maschinen zerschlugen. Waren sie doch im Widersinn der kapitalistischen Produktion der Menschheit zum Fluche geworden! Die freie Konkurrenz, die immer nur das Bestreben hat, so billig und wohlfeil als nur irgend möglich zu produzieren, um recht hohe Profite zu erreichen, brachte es dahin, datz man Frauen und Kinder schon im zartesten Alter aus dem Familienleben riß und in den Strudel des Erwerbslebens schleuderte. Machte cs doch der knappe Lohn des Familienernährers zur harten Notwendigkeit. In dieser unsagbar traurigen Epoche, die wohl die kapitalistische Entwicklung aufzuweisen hat, konnte ein Karl Marx in feinem Kapital von dem »kapitalistischen Kindcrmord" schreiben, vor dem »der herodische Kindermord in ein Nichts versank!" Im Mutterlande des Kapitalismus, in England, sah sich die Regierung veranlaßt, wollte sie nicht das ganze Volk jener unverantwortlichen Profitgier opfern, den Arbeitstag gesetzlich zu regeln. Das geschah mit Einführung der Zehnstundenbill. In Riesenschritten eilte die Entwicklung vorwärts. Grotze Kapitalmassen wurden in die Produktion hineingeworfen, die zur Folge hatten, datz die Betriebe umfangreicher und größer wurden und dementsprechend höhere Profite abwerfen. Hiermit ging Hand in Hand das Zusammenlegen mehrerer Fabriken zu Aktiengesellschaften oder das Zusammensassen ganzer Industrien zu Kartellen, Syndikaten und Trusts. Auf diese Weise wurde die Konkurrenz ausgeschaltet und die Kapitalmagnaten hatten es vollständig in der Hand, die Konsumenten beliebig zu schröpfen, indem sie ja jetzt die Preise diktieren konnten. So ivaren zum Beispiel m Amerika (nach Sombart) in 7 Trusts 1528 Anlagen vereinigt, das konzentrierte Kapital betrug 2662 7 Millionen Dollar. So hat denn der goldene Gürtel des Kapitals sich um den ganzen Erdball gespannt. Die Bedürfnisse der Menschheit bilden dem Kapitalismus nur das Mittel zum Zweck, den Besitz immer mehr zu vergrößern. Heute ist es bereits zur Tatsache geworden, datz das Wohl und Wehe unzähliger Massen in den Händen des konzentrierten Kapitals, der Bank- und Börsenjobber liegt. Während die Bourgeoisie die immensen Reichtümer einheimste, trat auf politischem Gebiet bald Stagnation und völlige Bersurnpfung ein. Schon auf den Barrikaden warf sich die Bourgeoisie der Gegenrevolution in die Arme. Es ging eine liberale Forderung nach der ändern langsamer oder schneller in den Rauch. Ihr fehlte der »Wille zur Macht!" Rur auf einem Gebiet nützte sie ihre Macht aus. Sie sicherte sich die „Steuerfreiheit", indem sic alle Lasten dem Proletariat aufbürdete. Und zwar tat sie es nicht wie der Feudalismus, der überallhin seine Büttel Nr, 16 sandte, sondern entsprechend ihren liberalen Forderungen in indirekten Steuern auf Nahrungs- und Lebensmittel und in Schutzzöllen. Die kapitalistische Entwicklung hatte ein klassen-bewutztes Proletariat erzeugt, das überall wie Bancos Geist aufftand, vor dem die Bourgeoisie erschouderte. In großer Anzahl in den Fabriken zusammengepfercht, an den ehernen Mechanismus der Maschine geheftet. Tag für Tag unendliche Reichtümer schaffend und dabei selbst in bitterer Not lebend, kam es ihm bald zum Bewußtsein, welche hochwichtige Stelle es im Produktionsprozeß auszufüllen hat. Und das moderne Proletariat trat in den Kampf als der »Schöpfer aller Werte". Zunächst handelte es sich für die Arbeiter darum, ihre traurige Lebenslage zu heben. Brachte doch die Großindustrie lange Arbeitszeit, geringe Löhne, Unfälle, frühzeitige Arbeitsunfähigkeit, Krankheit, kurzum: das Leben und die Gesundheit wurden ernstlich gefährdet. Die Bourgeoisie hatte den Klagen der Arbeiter gegenüber taube Ohren. Die Arbeiter waren auf sich allem angewiesen, wollten sie sich nicht ganz und gar zermürben lassen. Sie schlossen sich in ihren gewerkschaftlichen Organisationen zusammen. »Kürzere Arbeitszeit, bessere Lohn- und Arbeitsverhältnisse" war die Losung. Datz die Gewerkschaften in ihren schweren und langwierigen Kämpfen wahrhaft Großes geleistet haben und noch leisten, steht heute für jeden fest. Welche hohe soziale und kulturelle Bedeutung sie heute haben, davon liefert jeder Tag Beweis. Einzig und allein den Gewerkschaften ist es zu danken, datz die Arbeiter nicht zum „Pauper" herabgesunken sind. Während aber die Arbeiter das ganze Gebäude der privatkapitalistischen Gesellschaft auf ihren starken Schultern tragen, so sind sie es doch immer, auf die der ganze Widersinn des Kapitalismus fällt. Das Proletariat hat die Not der Arbeitslosigkeit in der Zeit der Krisen durchzukosten. Ihm wird fortwährend der Widersinn des Kapitalismus, „wo die Menschen hungern müssen, weil zu viel Produkte erzeugt worden sind", klar vor Angen geführt ; ihm kommt es auch zum Bewußtsein, welche Ungeheuerlichkeit darin besteht, datz grotze Massen für einige wenige ihr Leben opfern müssen, datz »soziales Arbeiten und individuelles Aneignen des Arbeitsproduktes" besteht. Es sind das alles Faktoren, die mit gleicher Schwere die Arbeiter bedrücken und die Arbeiter zur Klasse zusammen» geschweißt haben: »Uns kettet die Not, nicht tändelndes Spiel, Die Welt zu erlösen ist unser Ziel!" Die Arbeiter kämpfen den Klasfenkampf. Sie stellen der gesamten bürgerlich-kapitalistischen Welt eine vollständig neue Welt entgegen. Da ist es begreiflich, datz alle Kreise des Bürgertums, „eine reaktionäre Masse" bilden; schwächt doch jeder neue Sieg der Arbeiter die Position der herrschenden Klassen in dem Matze, als die Aktionsfähigkeit der Arbeiter rvüchst. Der gegenwärtige Kapitalismus hat seine »Herbsttage" erreicht. In ihrer Verblendung suchen die herrschenden Gewalten dem Erstarken des Proletariats künstliche Dämme in Form von Klassenwahlrecht entgegenzusetzen. Sie liefern damit nur den Beweis, datz sie am Ende ihres Lateins angekommen sind und heillose Angst vor dem Riesen Proletariat haben. Vor unseren Augen spielt sich jetzt ein Kampf ab, der an weit- und kulturhistorischer Bedeutung alle Ereignisse übertrifft, die sich je im Laufe der Entwicklung abgespielt haben. Damit hört aber auch auf/datz die Fortschritte, die die Entwicklung bringt, den Menschen Not und Elend erzeugen. Dir Menschheit scheidet mit diesem Schritt endgültig aus dem Tierreich aus. Stolz und Begeisterung aber mutz jeden Arbeiter erfüllen, in diesem riesenhaften Kampfe Mitkämpfer zu sein. Hier ist eure Fahne und hier ist eure Ehre! Von der Stauding-Stram-berger Lokalbahn. I. In der Nummer 15 vom 20. Mai unseres Blattes haben wir die rechtlichen Verhältnisse gestreift, denn diese ganz darzulegen, fehlt es uns leider an Raum in unserem Blatte. Die Bezüge der stabilen Bediensteten sollen nach einem Schema, welches als Anhang der Dienstordnung gilt, geregelt rverden. In Wirklichkeit ist es der Willkür der Direktion und des Betriebsleiter, welches in der Sprache der Herrschaften »Wohlwollen" genannt wird, an-hcimgestellt, wann ein Bediensteter befördert werden, oder vorrücken soll. Datz hierbei Protektion eine große Rolle spielt, wer würde sich da wundern. Für die Arbeiter besteht überhaupt keine Norm, tvie sie vorrücken sollen; diese Armen sind dem „Wohlwollen" des menschenfreundlichen Betriebsleiters ganz ausgeliefert. Die Unterbeamten sind in fünf Nangsklassen eingeteilt, welche wieder in verschiedene Gehaltsstufen eingerecht sind. Jlt die I. und II. Rangsstufe gehören Maschinenmeister und Lokomotivaufsehcr, die mit 2000 Kr. Gehalt anfangen und in drei Quinquennien den Höchstgehalt von 2600 Kr. erreichen. Für diese beiden Klassen ist ein Quartiergeld mit 480 Kr. normiert. Die Lokomotivführer rangieren in die II. bis V. Rangsklasse mit dem Anfangsgehalt von 1100 Kr. und erreichen den Höchstgehalt in zwei Trimmen, vier Quadriennien und einem Quinquennium von 2200 Kr. Die Oberkondukteure, Magazinsoberaufseher, Bahnaufseher und Stationsleiter rangieren in den Rangsklasscn V bis III mit einem Anfangsgehalt von 1100 Kr. und erreichen den Höchstgehalt von 1800 Kr. in je zwei Triennien und drei Quadriennien. Die Diener gliedern sich ebenfalls in fünf Gruppen. Die geprüften Heizer sind in der I. Rangsklasse eingeteilt; sie fangen mit 1500 Kr. an und hören beim Höchstgehalt von 1600 Kr. in fünf Jahren auf. Sie sind unter den Heizern die Aristokraten, die die übrigen Erdenwürmer, denen das Schicksal die Schaufel in die Hände gedrückt hat und bloß »L o k o m o t i v Heizer" benamset werden, rangieren in die Rangsklassen V bis II mit 700 Kr. Anfangsgehalt und 1400 Kr. End geh alt, welches sie in sechs Quadriennien und einem Quinquennium erreichen (also in 29« Jahren); ebenfalls das Zugbegleitungspersonal, die Magazins- und Stationsaufseher genießen das Glück der Heizer zu teilen; sie gliedern sich nt Kondukteure (III. und IV. Rangsklasse) mit einem Ansangsgehalt von 1100 Kr. und Endgehalt von 1600 Kr. (erreichbar in drei Quadriennienund einem Ouinquennium): die Zugsbegleiter (IV. Rangsklasse), Anfangsgehalt 900 Kronen, Endgehalt 1000 Kr. (Quadriennium), ferner Bremser (V. Rangsklasse) mit 700 und 800 Kr. Gehalt in vier Jahren erreichbar. Die Magazins- und Stationsaufseher (IV. bis I. Rangsklasse) fangen mit 900 Kr. an und erreichen den Höchstgehalt von 1600 Kr. in vier Quadriennien und drei Quinquennien (das sind im ganzen 31 Jahre). Daß bei dieser glänzenden Rangseinteilung die Weichen- und Streckenwächter nicht zu kurz kommen, ist ja selbstverständlich: diese beneidenswerten Bediensteten sind in der V. Rangsstufe eingeteilt und genießen den Vorzug, mit dem Zählen der Vorrückungsfristen sich nicht viel den Kopf zerbrechen zu müssen. Sie sangen mit 700 Kr. an und hören nach vier Jahren mit 800 Kr. auf, denn mehr können sie überhaupt nicht erreichen. Es muß ein erhebendes Gefühl sein für einen solchen Bediensteten, zu wissen, daß seine Karriere mit 800 Kr. Gehalt überhaupt abgeschlossen ist. Das sind die in der Dienstordnung nach der Gehaltsregulierung fixierten Bezüge; das alte Schema war noch schlechter. Damit wir aber niemanden in Zweifel lassen, wie die hohe Direktion sich an dieses Schema hält, geben wir einige authentische Daten zum besten — ohne die Namen zu nennen, die uns zur Verfügung stehen. Ein Bremser war fo glücklich, nach einem 9'/,jährigen Provisorium stabil zu werden und nach 2 Jahren Desinitivum 800 Kr. Gehalt zu bekommen; nach 7, beziehungsweise 8 Jahren Provisorium sind 2 Bremser angesteut worden und haben nach 1 Jahre 800 Kr. Gehalt bekommen; 2 Bremser wurden nach 7 Jahren Provisorium stabil und mußten 6 Jahre auf 800 Kr. warten. Es gibt „Zugs-Begleiter'', Die nach 6 bis 13 Jahren den Gehalt von 900 Kr. erreichten; Kondukteure, die nach 13 Jahren 1000 Kr., nach 14 Jahre» 1100 Kr. und nach 15 bis 21 Jahren 1200 Kr. Gehalt erreicht haben. Nach den horrenden variablen Bezügen, die von diesem Personal ins Verdienen gebracht wird, ist es eine Lust, ein Zugsbegleiter bei der k. k. privilegierten Ausbeutungsgesellschaft St.-St. L. zu sein. Damit nicht gesagt werden kann, daß die hohe Direktion ungerecht vorgeht, sollen hier auch andere Kategorien erwähnt werden. So zum Beispiel ist ein Wächter da, welcher im Jahre 1882 zu der Bahn eingetreten ist mit einem Taglohn von Kr. 1*40, die Stabilisierung erfolgte im Jahre 1887 mit 600 Kr. Gehalt, im Jahre 1892 rückte der Glückliche vor um 96 Kr. und erreichte nach fünf Jahren den horrenden Gehalt von 744 Kr.; im Jahre 1899 hat der Mann den Höchstbetrag von 800 Kr. und eine 18pro-zentige Teuerungszulage, das ist 120 Kr. Nach 27jähriger Dienstzeit hat also dieser Glückliche 800 Kr. Gehalt +240 Kronen Quartiergeld -t-120 Kr. Teuerungszulage, im ganzen 1160 Kr. Jedenfalls eine großartige Existenz! Ein Weichenwächter ist seit 1887 bei der Bahn, seit 1894 definitiv, seit 1896 tut Gehalt von 800 Kr. und damit ist Schluß; ein Weichenwächter ist seit 1901 noch immer provisorisch mit einem Taglohn von Kr. 2 30 Ein Magazinsaufseher war volle sieben Jahre im Provisorium und ist seit 1. Jänner 1909 mit 900 Kr. definitiv cworden; ein anderer ist im Jahre 1900 eingetreten, 902 wurde er mit 800 Kr. definitiv ernannt und bezieht seit 1907 900 Kr. Dieser Mann muß den Magazinsdienst versehen und wechselt in den letzten zwei Jahren mit einem Assistenten im Verkehrsdienst ab und zwar immer morgens und abends. Die Löhne der Arbeiter sind ebenfalls unter aller Kritik und man kann nur an einem Beispiel ersehen, wie traurig diese armen Leute bestellt sind. Ein 23 Jahre dienender Arbeiter, der zuerst im Heizhaus arbeitete, sodann als Heizer und später als Lampist Verwendung fand, muß seine alten Tage als Taglöhner in der Werk-stätte mit einem Lohn von $tr. 1 80 beschließen. Dazu wird dieser alte Mann von dem noblen Betriebsleiter Herrn Alex. Klaubt) brutal gehöhnt, denn als er unlängst um eine Lohnerhöhung bittlich wurde, sagte ihm dieser: „Ich brauche Sie nicht, wenn es Ihnen nicht so patzt, bann sehen Sie sich um etwas anderes um!" So etwas sagt man einem Mann, der 23 Jahre dem Unternehmen treu und redlich gedient hat. Wir müssen noch die Behandlung jener Bediensteten, die Naturalquartiere zu beziehen gezwungen sind, erwähnen. Während das Quartiergeldschema bei den übrigen Bediensteten eingehalten wird, müssen diejenigen Bediensteten, die Natnralquartiere haben, draufzahlen. Die Wohnungen sind in sehr schlechtem Zustand gehalten und Reparaturen, Neuherstellungen rc. aus Kosten der Bahn gibt es einfach nicht; man muh eben entweder hohe Protektion haben oder aber auf eigene Listen Herstellen lassen. Die Keller sind in den meisten Stationen ganz unbrauchbar, so daß die Bediensteten nicht einmal Wintervorräte aiischasfen können. Die Wohnungen, überhaupt die ganzen Anlagen der Wohnhäuser sind so verpfuscht, daß der s ch l e ch t e st e Maurermeister sich dafür schämen würde, solche Pläne verfertigt zu haben. Und für solche Wohnungen müssen die Bediensteten ihr volles Quartiergeld hergeben, trotzdem der Wert der Wohnung zirka 40 bis 70 Prozent des Ouartiergeldeß ausmacht. Doch nicht nur die B e d i e n st e t e n werde« betrogen, sondern auch der Staat, indem die Verwaltung den Wert der Wohnungen mit 40 bis 70 Prozent des O,nartiergelde8 fatiert. In Bezug auf die Arbeitsleistung des Personals müssen wir uns wieder nur aus einige Beispiele beschränken, diese genügen aber vollkommen, um sich ein Bild machen zu können, in welcher niederträchtigen Weise die Menschen-traft ausgenützt wird. Wir greifen die Station Nessels-dors heraus. Dem Stationsvorstand obliegt die Ueber-wachung des Gesamtdienstes, Führung der Frachten- und Stationskasse; an jedem sechsten Tag muß der Stationsvorstand für den in der Station D r h o l e c Verkehrsdienst versehenden Substituten den Verkehrsdienst ausüben und zwar von 5 Uhr 45 Minuten früh bis 1 Uhr nachmittags. In Nesselsdorf sind zwei Verkehrsbeamte, deren Dienst abwechselnd von 1 Uhr nachmittags bis 10 Uhr 30 Minuten abends, dann von 5 Uhr 45 Minuten früh bis 1 Uhr nachmittags gemacht wird; das geht durch sechs Tage lang. Jeden zweiten Tag vor dem Mrkehrsdienst muß der Verkehrsbeamte den sogenannten Kanzleidienst, und zivar von 8 Uhr früh bis 12 Uhr mittags, machen. (Das ist jener Verkehrsbeamte, der um l Uhr mittags den Verkehrsdienst tmtreten muß.) An Sonn- und Feiertagen haben die Verkehrsbeamte» einmal vormittags. das anderemal nachmittags frei. Der Kanzlei- dienst besteht aus Führung der Statistik, Reklamationen, Viehblättereintragungen, Äonatsrechnungen 2c. rc. Wie viel geistige Kräfte bei dieser Anspannung des Geistes dem Beamten noch übrigbleiben, mag sich ein jeder selbst ausrechnen. Der substituierende Bedienstete hat einen nicht beneidenswerten Dienst. 1. Tag: Von 8 Uhr früh bis 12 Uhr mittags Kanzlei-dienst, von 1 Uhr nachmittags bis 10 Uhr 30 Minuten abends Verkehrsdienst. 2. Tag: Von 8 Uhr 45 Minuten früh bis 8 Uhr abends Verkehrsdienst in D r h o l e tz. 3. Tag: Von 5 Uhr 45 Minuten früh bis 8 Uhr 35 Minuten vormittags Dienst in D r h o l e tz, sodann von 12 Uhr mittags bis 10 Uhr 30 Minuten abends in Nesselsdorf. 4. Tag: Von 5 Uhr 45 Minuten früh bis 1 Uhr nachmittags Verkehrsdienst in Nesselsdorf. Für den Substituten entfallen in der einen Woche zwei freie h a l b e T a g e, in der zweiten Woche drei halbefreie Tage. Wir haben eingangs unseres Artikels aufgezeigt, daß die Frequenz auf dieser kleinen Lokalbahn eine bedeutende ist und deshalb wird wohl die Frage erlaubt sein, ob diese freie Zeit genügt, um den Verkehrsbeamten in einer Verfassung zu erhalten, die mit der Verantwortung, die ein solcher Beamter trägt, vereinbart werden könnte. In der Station Nesselsdorf gibt es auch einen Magazinsaufseher (oder Schreiber), der eigentlich ein Mädchen für alles genannt werden muß. Er hat tagtäglich einen Dienst von 6 Uhr früh bis 7 Uhr abends (mit Ausnahme der Mittagspause), also einen zwölfstiindigen Dienst. (Der Maximalarbeitstag in der Industrie beträgt elf Stunden! Die Red.) Jeden zweiten Sonntag ab 9 Uhr vormittags ist dieser glückliche Man» frei. Um beurteilen zu können, was dieser Mann alles zu leisten hat in den zwölf Stunden, wollen wir seinen Dienst näher skizzieren. Er hat die .Ausgabe", 400 Posten monatlich, die „Abgabe", durchschnittlich 1000 Posten; zirka 140 Telegramme auf-und abzugeben; bei zwei bis drei Zügen Personenkassen-dienst (durchschnittlicher täglicher Verkauf an Fahrkarten 200), außerdem anstandslose Ausladung von zwei bis vier Magazinswagen und Verladung eines Wagens täglich. Das ist die tägliche Leistung eines Mannes, der dafür einen Gehalt von 900 Kr. bezieht. Tag für Tag, Monat für Monat hat dieser Mann die ungeheure Last dieses Dienstes zu tragen! Dazu hat der Vielgeplagte jeden zweiten Sonntag nach Zug 3 frei. Nun kommen die Weichenwächter, die gleichzeitig Magazins- und Stationsarbeiter sind. Die Wächter haben einen gebrochenen Dienst und macht der erste Weichenwächter in fünf Tagen 67 Stunden 50 Minuten Dienst (frei 52 Stunden 10 Minuten); zwei Wächter machen in diesem Turnus 65 Stunden 30 Minuten Dienst (frei 57 Stunden 30 Minuten) und der vierte macht 57 Stunden 15 Minuten Dienst (frei 62 Stunden 45 Minuten) ; es entfallen daher im Durchschnitt auf einen Tag für den ersten Weichenwächter 13YS, sür den zweiten lll/5 und auf die übrigen zwei je 13 Stunden Dienst. Man würde sagen, ja, das ist nicht sehr viel; einen solchen Dienst kann man schon leisten. Der Dienst dieser Leute ist folgender: Tagtäglich sind für die dortige Waggonfabrik 15 bis 25 komplette Wagenladungen zu rangieren und zuzustellen; ferner habe» sie die Magazinsmanipulation zu besorgen (2 bis 4 Wagen Ausladung, 1 Wagen Verladung), bei der Ausnahme und Ausfolgung der Parteigüter zu helfen, die leeren Wagen aus der Fabrik abzu-holen, 6 Einfahrten in die Fabrik zu besorgen, 14 Handweichen, welche auf einer Bahnhofsanlage von 700 Metern verteilt sind, zu bedienen, 26 Lampen und 14 Wechsel zu reinigen, Aviso zuzustellen (es laufen in Neffelsdorf täglich 9 gemischte, 7 bis 9 Güterzüge, rückkehrende Maschinen ein); ferner müssen die Wächter als Bremser bis nach Stramberg fahren. Nun wollen wir uns auch die Dienstleistungen des Maschinenpersonals ein wenig anfehen. Die Lokomotivführer als auch die Heizer haben einen aus sechs Tage sich erstreckenden Turnus Lokomotivführer H-izer 1. Tag. . . . von 4*oo bis 8*22 von 3-oo bis 8-30 2. . „ 8*oo # 12-üo 8-oo „ 12*50 3. * • • • . .. 6 s° „ 10 « „ 6-oo „ lQ-ti 4. n • • • . , 5-oo , 7-15 „ 4-« „ 7-is 5. H • • • 5‘üo 8'45 4-45 n 8lj5 6. V • • • . " 8-55 ' 6-Ü0 » 7-30 „ 6-jjjj Rechnet man noch jene Zeit dazu, die zur Ausrüstung, Reinigung und zum Schmieren der Maschine notwendig ist, so kann man sich lebhaft vorstellen, daß auch diese Kategorien nicht ans Rosen gebettet sind. Dieser Turnus wird durch sechs Wochen gehandhabt; die siebente Woche muß die Maschinenpartie nach Stramberg, Verschubdienst zu leisten. Der Dienst dauert von 6 Uhr früh bis 8 Uhr 30 Minuten abends, also 14 Stunden 30 Minuten. Dafür ist aber der Verdienst an variablen Bezügen ein ganz miserabler. Der Lokomotivführer verdient bei dieser Schindern int Durchschnitt 34 bis 40 Kronen, der Heizer 'iS bi? 36 Kronen monatlich. Nun bleibt uns noch übrig, einiges über die nützung der Fahrbetriebsmittel zu sprechen. Natürlich ist auch bei der St. St. L. alles in der Fahrordmmg uiört-lich und tabellarisch festgesetzt und am Papier alles in schönster Ordnung. In der Praxis schaut die Sache ein wenig anders ans. In der Tabelle 6 der Fahrordnung ist für die in der Richtung von Stauding nach Stramberg verkehrenden Züge normale Last 240 Tonnen angegeben und sind im Sinne der Tabelle 5 Ueberlastmigen nur bei günstigen Verhältnissen, vollkommen diensttauglichen Lokomotiven und gut belasteten (soll heißen gebremsten) Zügen bis zu 15 Prozent der Normal-1 a st unter Zustimmung des Lokomotivführers gestattet. Das macht also 36 Tonnen, oder im ganzen 276 Tonnen per Zug. De facto gehen Tag für Tag Züge a b mit 385 bis 296 Tonnen. Ob immer die Verhältnisse günstig oder die 27 Jahre dienftmachenden Lokomotiven vollkommen diensttauglich sind, gestatten wir uns zu bezweifeln; wir wissen aber, daß die Bremsen der eigenen Wagen nichts taugen, wir wissen, daß trotz des wahnsinnigen Bremsens seitens des Zugbegleitungspersonals, daß von den Bremsklötzen die Funken fliegen und daß nach dem Stillstehen des Zuges die Klötze ganz heiß sind, dennoch die Stationen —»und besonders in Neffelsdorf — überfahren werden; es ist auch kein Wunder, wenn man das Gefälle auf der Strecke Stramberg-Stauding, welches 17 Promille beträgt, in Betracht zieht. Diesen Zuständen sollte die hohe k. k. Generalinspektion ein wenig Aufmerksamkeit schenken: vielleicht in der Art des Harun al Raschid, unerkannt, im Wagen III. Klasse sitzend. Der Herr General- inspektionskommissär würde da auch noch andere, interessante Erfahrungen auf dem Gebiete der modernsten Technik. ioie man zum Beispiel in die Coupes Aborte einbaut und auf diese Weise dem p. t. reifende» Publikum nebst einer Fahrt auf Leben und Tod auch noch die Annehmlichkeit bietet, bei geroiffen intimen Vorgängen den Gehör- und Geruchsinn zu beschäftigen. Ja, der Ingenieur der St. St. L., der diese Abortwägen konstruiert hat, ist ein Genie und verdient gewiß ein besseres Schicksal, als bei der St. St. L. zu verdorren; es ist auch sehr schade, daß er seinen Geist einer so profanen Sache wegen so sehr anstrengen mußte, es wäre doch viel einfacher gewesen: In eine Ecke des Coup^s einen Nachttopf zu setzen und das Ganze mit einem grünen Vorhang zu umgebe», und das schönste Kloset wäre fertig. Und nun zu den Herren Gewaltigen der St. St. S. Der Vater und der Sohn sind die Macher, der Herr Vater, ein Bruder jenes „berühmten" Hofrates v. Klaudii, hat ein ivarmes Nestchen sich bei der St. St. L. als Direktor gebaut. Wenn auch die Verwendung von so eng befreundeten Personen in Stellungen, wo eine direkte Ueber-und Unterordnung Platz greift, direkt verboten ist, so hat bei Herrn Direktor Klaubt) doch die „Vaterliebe" gesiegt; er wußte mit seinem Solm als neugebackenem Jivmucm: nichts anzufangen; er wollte ihn nicht den Unannehmlichkeiten des Lebens, der Pein, eine Stellung zu iitchen, preisgeben; es gibt in der Welt noch immer böse Leute genug, die von einem Ingenieur außer einem Diplom mutj Kenntnisse, Verständnis verlangen und nachdem — wie die Fama erzählt — Herr Klaubt) jmt. gerade in dieser Beziehung viel zu wünschen übrig lassen soll, so wurde er von seinem Papa zum Betriebsleiter der St. St. L. ernannt. So ist der Mann seinem engeren Vaterland erhalten geblieben und vielleicht schon in der nächsten Zeit werden wir die Freude erleben, den Namen Klau d y als Erfinder und Konstrukteur von Klosets sür die höchsten und allerhöchsten Salonwagen in allen Zeitungen zu lesen und seine Photographie — selbstredend die Brust mit in- nnd ausländischen Orden geschmückt — in allen illustrierten Journalen j„ Tausenden von Exemplaren wird jedes patriotische Herz in Wallung bringen, daß bei uns noch Männer geboren werden, die so Großes zu ersinnen imstande sind. Herr Klaubt) ist — wie alle solche Genies — mit dein Personal sehr grob uub glaubt, er wäre ihr Herr aus Leben und Tod; er behandelt die Arbeiter und Bediensteten — wie wir schon in unserem Artikel gezeigt haben — unmenschlich, er belegt sie mit so osten und so hohen Strafen, daß die armen Teufel ihre Kinder, je nach der Zahl der abgeknöpften Kronen, auf den Hungeretat setzen müssen; „wie der Herr, so der Diener", sagt man und daher ist es wahrlich kein Wunder, weint junge Assistenterln sich erlauben, alte Diener Lumpen it. s. w. zu beschimpfen. Herr Klaubt) ist nicht nur beiti Personal gegenüber ein feiner, entgegenkommender Mmrtt; er verfährt auch mit dem verehrlichen Publikum nicht anders. In Freiberg ist zwischen dem Magazin und Abfuhrgeleise IV ein Morast, der jeder Beschreibung spottet. Jeder beladene Wagen muß mit einem Vorspann herausgezogen werden. Dem Uebelstand wäre sehr leicht abzuhelfen, wenn sich die Bahn zur Pflasterung dieser Stelle, was mit einem Kostenaufwand von zirka 5000 Kr. bewerkstelligt werde» köiiitte, entschließen würde. Die Interessenten wandten sich an den Herrn L a h n e r, tun das Gesuch bei dem Direktor (Vater) zu befürworten; doch haben die Parteien die weise Erledigung bekommen: Die Direktion hätte gegen eine Pflasterung dieser Stelle nichts einzuwenden, wenn f i e die ff n ft e n f c t b c r trage». Und nun zu den Mitarbeitern des Herrn Betriebsleiters. Außer dem Herrn Stationsvorstand i» S t a n d i n g, welcher es als seine vornehmste Ausgabe an sieht, die Bediensteten zu schikanieren, wollen wir ein sehr gelungenes Exemplar unseren Lesern vorsnhren. Dieser Herr Josef S ch ö p f l i n, derzeit Stationsvorstand in Stromberg und Intimus des Herrn Alexander Klatrdy jun„ ist eine wahre Zierde deS Beamtenstandes; er hat zwar den im § 10 D.-O. angeführten, sür die Auf» nähme der Beamten als unbedingt notwendig erklärten Bedingungen nicht entsprochen; er hat weder eine Mittelschule noch eine höhere Handelsschule absolviert; er ist ein ansgelernter Fleischhauer und -Selcher, er kann si ch zw ar nicht mit einem Maturitätszeugnis au sw eisen, er ist abertrotz dem befähigt gefunden worden, O b e r r e v i d e n t u n d S t a t i o n s v o r ft a n d z n iv e r d e n. Und solchen Leuten gibt man das Recht in die Hand, über das Personal zu disponieren. Daß Schöps-li li grob und unmenschlich mit dem Personal verfährt, in ja nicht zum verwundern, das? gehört ja doch zu seinem Metier. Daß aber Leute von Bildung einen solchen Menschen mit so wichtigen, eine genaue Kenntnis des Eisenbahnwesens erfordernden Funktionen eines Oberrevidenten und Ewtionsvorstandes betrauen können, ist einfach «»faßlich. Hoffentlich wird auch hier die oberste Behörde eingreisen, um die Direktion der St. St. B. zu veranlassen, diese Perle der Beamtenschaft in den wohlverdiente» Ruhestand z» setzen. Alle diese Verhältnisse haben bie Bediensteten, die jahrelang geduldet und aus bessere Zeiten gewartet und dabei ihren Dienst nach den besten Kräften gemacht, in eine große Aufregung versetzt, als sie sahen, daß ihnen alles nichts nützt, daß jede Bitte vergeblich ist, ja baßjic noch dadurch verführt werden, daß man Leute, wie S ih öpf-l i n und Scheret um 600 ffr., Herrn K laudy sogar um 1200 Kr. avancieren läßt, wogegen es für das Personal immer kein Geld, dagegen aber immer größere Anstrengungen, größere Strafen und schlechtere Behandlung gibt. Das Personal hat daher beschlossen, der Direktion ein Memorandum vorzulegen, in welchem eine Regelung der Dienstzeit, eine Regelung der Gehälter uub Löhne im Sinne ber letzten bei der k. k. Staatsbahn durchgesnhrten Zugeständnisse, Einführung der Automatik uub der Personalkommissionen gefordert wirb. Bei bem wenigen in Verwendung stehenden Personal wäre eine solche Regelung ivohl möglich, weil sie mit Rücksicht aus den bedeutenden Reingewinn sehr leicht durchgeführt werbe» könnte, ohne beit Profit bcs Konzessionärs zu schäbigen. Nur muß selbstredend guter Wille und Einsicht vorhanden sein. Wir hoffen, baß bie Direktion sich mit bem Treiben des Herrn Bettiebsleiters, Oberinspektor H. Klaridy. der. Seite 6 „Des Giser»b«chn»v.- Nr. 16 als er von der Absicht des Personals, eine Deputation nach Wien zu entsenden und dort ein Memorandum vorzulegen, wie wütend herumgeht und dem Personal gegenüber versteckte Drohungen ausstößt, nicht einverstanden erklärt. Dieses sonderbare Benehmen des Herrn Betriebsleiters läßt die Vermutung auskommen, daß es dem Herrn vielmehr um seinen und seines Herrn Vaters Profit geht als um den seines Brotgebers; denn die Besitzerin der Firma wird wohl die Ueberzeugung gewinnen müssen, daß sie mit einem zufriedenen, ausgeruhten und entsprechend entlohnten Personal viel besser auskommen kann und wird als mit einem Personal, welches ausgebeutet, beschimpft und noch dazu schlecht entlohnt wird. Wir wünschen, daß die Frage der Regelung in friedlichem und günstigem Sinne erledigt wird. Dem Personal rufen wir aber zu: Unterstützt eure Aktion dadurch, daß ihr bis zu dem letzten Mann 'der Organisation ongeljörtJ ____________________________________________________ — d — Was leistet die Organisation? (Fortsetzung.) Aktion der Oberbauarbeiter. Durchführung: Won den Oberbauarbeitern in Prag, Pardubitz, Strecke Chotzcn-Halbstadt und Kaunitz-Mährisch-Kruniau wurden Gesuche um Lohnerhöhung und Verkürzung der Arbeitszeit an die Direktion geleitet. Erfolg: Den gestellten Forderungen wurde teilweise Rechnung getragen. Aktion der Weicheuwächter in Lieben. Durchführung: Verfassung und Ueberreichung einer Eingabe um Einführung des zwölfstündigen Dienstes mit darauffolgender 24stündiger Ruhezeit. Erfolg: Dem Ansuchen wurde voll entsprochen. Wahlen in den Ausschutz der Betriebskrankenkasse. Durchsührung: Ausstellung der Kandidaten, Drucklegung und Versendung der Flugschriften und Klebezettel; Abdruck der Kandidatenliste im „Eisenbahner" Nr. 17/1907. Erfolg: Die von der Organisation ausgestellten Kandidaten wurden mit großer Majorität gewählt. (Siehe ,Eisenbahner« Nr. 30/1907.) Wahlen in den Ausschutz des Provisions- mtb Unter-ftütznngsfonds. Durchführung: Aufstellung der Kandidaten, Drucklegung und Versendung der Flugschriften und Klebezettel; Abdruck der Kandidatenliste im »Eisenbahner" Nr. 32/1907. Erfolg: Die von der Organisation aufgestellten Kandidaten wurden mit großer Majorität gewählt. Wahlen in die Personalkommission. Durchführung: Ausstellung der Kandidaten, Drucklegung und Versendung der Flugschriften und Klebezettel; Abdruck der Kandidatenliste im „Eisenbahner" Nr. 3/1908. DaS Statut für die Personalkommission ist ebenfalls im .Eisenbahner" Nr. 3/1908 enthalten. Erfolg: Die von der Organisation ausgestellten Kandidaten wurden zum größten Teil gewählt. (Siehe „Eisenbahner" Nr. 9/1908.) Am 29. und 30. März 1908 fand in Wien eine Konferenz der aewWlten Personalkommissionsmitglieder statt, welche sich mit der Stellung der einzubringenden Initiativanträge befaßte. (Siehe „Eisenbahner" Nr. 11 und 12/1908.) Beschluß und Sitzungsprotokolle sind im „Eisenbahner" Sir. 15, 16, 17 und 18/1908 abgedruckt. Eine Deputation aus der Personalkommission sprach am 13. Juli 1908 bei der Direktion vor, um die Durchsührung der eingebrachten Anträge zu urgieren. Kaiser Ferdinands-Nordbahn, beziehungsweise k. k. Nordbahn. Die Forderungen des Gesamtpersonals. Durchführung: (Siche Bericht vom Jahr 1904, Seite 33.) Am 30. Juli 1905 tagte in Mährisch-Ostrau eine Nordbahnerkonferenz. Auf Grund eines der dort gefaßten Beschlüsse wurde ein Entwurf für die Aenderung der Statuten der Betriebskrankenkasse ausgearbeitet und vom gewählten Kranken-kassenauöschuß eingehend begründet als Antrag eingebracht. Dieser Forderung wurde durch Annahme einer Resolution in einer Reihe von Versammlungen Nachdruck verliehen. (Siehe hierüber die Berichte und Artikel im „Eisenbahner" Nr. 31/1906.) Eine Reihe der gestellten Forderungen fand ihre Erfüllung durch die anläßlich der passiven Resistenz gemachten Zugeständnisse wie auch infolge Uebernahme des Personals bei der Verstaatlichung der Nordbahn. (Siehe Berstaatlichungsaktion auf Seite 42 dieses Berichtes.) Die Forderungen der Lastzngsbegleiter. Durchführung: (Siehe Bericht vom Jahre 1904, Seite 33 und 34.) Am 23. März 190? überreichte eine Deputation ein die Wünsche des Lastzugspersonals enthaltendes Memorandum bei der Direktion. (Den Bericht hierüber siehe „Eisenbahner" Nr. 10/1907.) Die gestellten Forderungen werden in der in Durchführung begriffenen Einreihung ihre Erledigung finden. Die Forderungen der Heizhausfchlosser. Durchführung: Verfassung und Ueberreichung eines Gesuches um Regelung der Arbeitszeit. Die Fordernugen der Verschieber, Wächter, Wagemmter-suchcr und Stationsanfseher in Floridsdorf. Durchführung: Verfassung eines Gesuches um Einführung des zwölfstündigen Dienstes mit darausfolgender 24stün-diger Ruhezeit und Ueberreichung dieses Gesuches durch eine Deputation am 31. Oktober 1906. Erfolg: Den Wünschen [der Verschieber, Wächter und Stationsausseher wurde entsprochen; hingegen haben die Wagenuntersucher noch immer einen Dienst von 6, 12 und 18 Stunden zu versehen. Die Forderungen der Oberbanarbeiter in Floridsdorf. Durchführung: Verfassung und deputative Ueber-reichung eines die Wünsche der Oberbauarbeiter enthaltenden Gesuches. Die Forderungen der Oberbauarbeiter wurden in der Sitzung des Arbeiterausschusses am 14. April 1908 gestellt. Nachdem diesen nicht Rechnung getragen wurde, beabsichtigten die Oberbauarbeiter die Arbeit emzuftellcn und konnten davon nur abgehalten werden, daß am 7. Juni eine Deputation vom Ar-beiteranSschuß bei der Baudirektion vorsprach. Dieser Deputation wurde baldige Abhilfe versprochen, bis heute jedoch geschah nichts. Der am 22. tagende Arbeiterausschusi wird jedenfalls beschließen, daß, falls die Lohnerhöhung nicht baldigst durchgeführt wird, nächsten Monat tatsächlich die Arbeit eingestellt wird. Der Lohn betrügt noch immer Kr. 2'20, Maximum Kr. 2'40. Die Fordernngen der Wagennntersnchcr. Durchführung: Festsetzung der Forderungen in einer -Delegiertenkonferenz am 24. Mürz 1907 in.Prerau und deputa- tive Ueberreichung des Memorandums, welches die Forderungen enthält, bei der Direktion am 6. April 1907/ Bisher ist noch keine Erledigung dieses Gesuches herab-gelangt. Infolge der durchgeführten Verstaatlichung ergaben sich Härten, welche von den Betroffenen als Verschlechterungen empfunden werden ; insbesondere die Ungewißheit der Erreichung der Unterbeamtenkategorie und der damit verbundenen Benesizien, weiters die Entziehung der Prämien sür entdeckte Wagengebrechen und der üblich gewesenen Remunerationen. Die Forderuugen der Oberbauarbeiter der Streckenleitung Kremsier. Durchsührung: Verfassung eines die Forderungen enthaltenden Memorandums. Dieses Gesuch wurde am 29. April 1907 samt den gesammelten Unterschriften im Dienstwege überreicht. Erfolg: Die Löhne wurden durchgehends um 20 H. erhöht. Die Forderungen der Weichenwärter nnd Verschieber der Station Kremsier. Durchführung: Verfassung eines Gesuches, in welchem die Einführung des zwölfstündigen Dienstes mit darauffolgender 24stündiger Ruhezeit verlangt wird. Die Forderungen der Oberbauarbeiter in Wallachisch-Meseritsch. Durchführung: Infolge Abweisung der seinerzeit gestellten Forderungen kam es zu einer Arbeitseinstellung, welche eine Intervention bei der Direktion am 6. Mai 1907 notwendig machte. Ersolg: Die Löhne, welche sich bisher zwischen Kr. 1'40 bis Kr. 2’40 bewegten, wurden Str. 1-50 bis Kr. 2'50 erhöht. — Seither wurden die Löhne abermals, und zwar auf Kr. 1'70 bis Kr. 2'60 erhöht. — Die Frauen erhalten Str. 1'30 bis Kr. 140 Taglohn. Die Forderungen der Kohlenarbeiter in Prerau. Durchführung: Verfassung eines Gesuches, welches mit den gesammelten Unterschriften im Dienstwege der Direktion überreicht wurde. Die Forderungen der Lokomotivführer. Durchführung: Aufstellung der Forderungen in einer am 16. April 1907 in Prerau stattgefundenen Konferenz. Verfassung und Ueberreichung eines die Forderungen enthaltenen Memorandums. (Den Bericht über die Konferenz siehe „Eisenbahner" Nr. 13/1907.) — Das Memorandum wurde am 13. Juni 1907 durch den Abgeordneten Genossen Tomschik dem Direktor Baron Banhans überreicht nnd zuglich das Ersuchen um Einleitung einer Enquete der Heizhausleiter und der Personalver-treter verlangt. Am 2. April 1908 fand abermals eine Konferenz des Maschinenpersonals in Prerau statt. (Siehe hierüber den Bericht im „Eisenbahner" Nr. 11/1908.) Wahlen in den Ausschuß der Betriebskraukeukafse. Durchführung: Aufstellung der Kandidaten, Versendung einer Flugschrift und Abdruck der Kandidatenliste im „Eisenbahner" in den Nummern 15 bis 19/1906. Ersolg: Die von der Organisation ausgestellten Kandidaten wurden mit großer Majorität gewühlt. Das Wahlergebnis wurde im „Eisenbahner" Nr. 21/1906 bekanntgegeben. Wahlen in die Personalkommission und in die lokalen Arbeiterausschiisse. Durchführung: Aufstellung der Kandidaten, Drucklegung und Versendung der Flugschristen und Klebezettel. Abdruck der Kandidatenlisten im „Eisenbahner" in den Nummern 27 und 28/1907. Ersolg: Die von der Organisation für die Personalkommission ausgestellten Kandidaten wurden mit großer Majorität gewählt. Liste der Gewählten siehe „Eisenbahner" Nr. 32 und 33/1907. Am 5. November 1907 sand eine Konferenz der Perfonalkommissionsmitglieder in Prerau statt. Ueber die ersten offiziellen Verhandlungen berichtet der „Eisenbahner" in Nr. 35/1907. Vorkonferenz in Prerau am 12. April 1908 siehe „Eisenbahner" Nr. 12/1908. Oefterreichische Nordwestbahn und Südnorddeutsche Verbindungsbahn. Die Fordernugen der Werkstiittenarbeiter. Durchsührung: Am 11.Juni 1905 tagte inNimburg eine Konferenz der Werkstättendelegierten. auf welcher die aufzustellenden Forderungen besprochen und über die Form der zur Durchsetzung dieser Forderungen einzuleitenden Aktion beraten wurde. Erfolg: Ein Teil der ausgestellten Forderungen wurde bereits durch die anläßlich der passiven Resistenz gemachten Zugeständnisse erfüllt. Aktion bezüglich der Fahrtbegunstignnge«. Durchsührung: Siehe Bericht vom Jahre 1904, Seite 34. Erfolg: Die Verwaltung der Oesterreichischen Nordwestbahn und Südnorddeutfchen Verbindungsbahn ist dem lieberem-kommen mit den übrigen Bahnverwaltnngen beigetreten und wurden die Regieeinheitssütze dementsprechend herabgesetzt. (Siehe „Eisenbahner" Nr. 36/1906.) Die Forderungen der Oberbauarbeiter. Durchsührung: Abhaltung einer Delegiertenkonferenz in Nimburg am 7. April 1907. Die dort ausgestellten Forderungen wurden in einem Memorandum zusammengefaßt und der Direktion überreicht. In dieser Konferenz wurde auch gegen die Vorlage von Reversen bezüglich sofortiger Auslösung des Dienstverhältnisses Stellung genommen. In dieser Sache intervenierte der Vertreter der Organisation bei der Direktion; auf Grund dieser Intervention wurden die wegen Nichtunterfsrtigung der Reverse ausgesprochen gewesenen Entlassungen wieder rückgängig gemacht. Aktion gegen die Reduzierung der Akkordpreise in dev Werkstätte Nerchenücrg. Durchführung: Alle Versuche der Arbeiter, eine Regelung der Akkordpreise herbeizuführen, blieben erfolglos, weshalb ein Vertreter des Prager Sekretariats bei der Werkstättenleitung in Reichenberg intervenierte. Die Forderungen der Magazinsarbeiter in Königgrätz. Durchführung: Am 28. September 1905 sprachen die Magazinsarbeiter beim Magazinschef vor und stellten ihre Forderungen bezüglich Regelung der Arbeitszeit, Akkord re. Da die Arbeiter brüsk abgeiviefen wurden, traten sie sofort in den Streik; beteiligt waren 62 Magazinsarbeiter. Am selben Tage nachmittags wurden den Arbeitern sichere Versprechungen gegeben, woraus die Arbeit wieder ausgenommen wurde. Erfolg: Die meisten der gestellten Forderungen wurden erfüllt. Diesbezüglich verweisen wir auf die Berichte im „Eisenbahner" in den Nummern 30 und 31/1905. Die Forderungen der Verladeaufseher und Magazineure in Wir«. Durchführung: Verfassung und Ueberreichung eines Gesuches um Entschädigung für den Nachtdienst. Erfolg: Vermehrung der Partien von 7 auf 10, so daß die Beteiligten nur jede zehnte Nacht Dienst machen müssen. Die Forderungen des Verfchnb- und Wächterpersonals in Wie». Durchsührung: Verfassung und Ueberreichung eines Gesuches um Einsührung des zwölfstündigen Dienstes mit darausfolgender 24stündiger Ruhezeit. (Mai 1906.) Am 27. September 1906 urgierte der Vertreter der Organisation die Erledigung des Gesuches bei der Direktion. Am 4. Jänner 190.7 sprach in diese* Angelegenheit eine Deputation bei der Direktion vor. Erfolg: Dem Ansuchen entsprechend wurde die zwöls--stündige Dienstzeit mit darauffolgender 24stündiger Ruhezeit ein» geführt. Weiters wurde den Oberverschiebern und Verschiebern in den Gehaltsstufen von 720 Kr. und 840 Kr. eine Dienstzulage von 10 Kr., respektive 5 Kr. monatlich bewilligt. Am 3. Juli 1907 wurde seitens der Wächter auf den Posten Nr. 1, 6, 7, 7a, 8 und 8a ein neuerliches Ansuchen Überreicht, da diese bei der Reform der Diensteinteilung keine Berücksichtigung fanden. Erfolg: Sämtliche Weichenwachterposten erhielten die zwölsstündige Dienstzeit mit darauffolgender 24stündiger Ruhezeit. der Rcidiskonfercnz Lokomotivheizer aller österreichischen Bahnen. Am Montag den 24. Mai d. I. tagte in Wien, Arbeiterheim, X. Bezirk, eine Reichskonferenz der Lokomotivheizer aller österreichischen Bahnen, die von 74 Delegierten aus 65 Ortsgruppen, beziehungsweise Heizhäusern beschickt war. Außer diesen waren noch anwesend zwei Vertreter des rvestgalizischen Heizervereines. Die Zentrale hatte die Genossen Schwab, Adolf Müller und S o mitsch entsendet, das Prager Sekretariat den Genossen Bro-deckt); von der Personalkoinmission erschien Genosse S m e j k a l. Zur Verhandlung standen drei Punkte, und zwar: 1. Die Lage, Forderungen und Wünsche des Heizerpersonals aller Bahnen. 2. Organisation und Agitation, Stellungnahme zu der von den Gegnern unserer Organisation geplanten Gründung eines eigenen Heizervereines. 3. Eventuelles. Genosse Schwa b, Obmann der Zentrale, eröffnete die Versammlung mit einer herzlichen Ansprache und erteilte dem Genossen Adolf Müller das Wort, welcher über die beiden ersten Punkte ein ausführliches Referat erstattete, das mit großem Beifall ausgenommen wurde. Nach einer sehr eingehenden Debatte, in der die traurige Lage der Heizer sowie die Schädlichkeit einer separatistischen Organisation insbesondere lebhaft zur Erörterung kam, wurden folgende Resolutionen beschlossen: Resolution I. Die am 24. Mai 1909 in Wien im Arbeiterheim zahlreich versammelten Delegierten der Lokomotivheizer sämtlicher Bahnen Oesterreichs beschließen, in Erwägung, daß die Lage der Bediensteten dieser Kategorie, trotz der in den letzten Jahren durch die Organisation erreichten Verbesserungen, und zwar insbesondere durch die herrschende und noch stets zunehmende Teuerung aller Lebensmittel und Bedarfsartikel sowie der Wohnungen, noch immer eine sehr traurige ist und daher einer dringenden, weiteren Verbesserung bedarf, die Zentrale des „Allgemeinen Rechtsschutz-und Gewerlschastsvereines für Oesterreich" zu erfnchen, folgende Wünsche der Lokomotivheizer sämtlicher Bahnen Oesterreichs, die bereits in den Personalkommissionen und Arbeiterausschüssen als Anträge eingebracht und angenommen wurden, einer ehestmöglichen entsprechenden Durchführung zuführen zu wollen: Einführung eines Minimallohnes von 3 Str.; bei der Süd-bahn Einreihung in die Gruppe A der bestehenden Lohnklasse». Nach zweijähriger Verwendung beim Heizerdienst und nach Ablegung der vorgeschriebenen Prüfungen definitive Anstellung als Lokomotivheizer. Ueberall dort, wo feit dem Jahre 1897 bis zum Jahre 1907 keine Stabilisierungen der Lokomotivheizer erfolgten, sollen den Lokomotivheizern drei provisorische Jahre in Anrechnung gebracht werden. Endliche Durchführung der im Votjahrc Betreffend die Verbesserung der Automatik seitens des k. t Eisenbahnministeriums zugestandenen Verbesserungen für alle in bas Staatsbahnnetz gegenwärtig gehörenden sowie auch die noch im Privatbesitz sich befindlichen Bahnen. Erhöhung der Endgehaltsstufe aus 1800 Kr.; die Vorrückungsfristen find mit je zwei Jahren festzusetzen. Gewährung von Ausgleichsavancements an alle älteren Diener, welche gegenüber den jüngeren Kollegen unverschuldet zurückgesetzt erscheinen, und zwar in folgendem Ausmaße: Allen Lokomotivheizern, welche am 1. Jänner 1905 und früher an- Bestellt wurden, soll die nächste normale Vorrückungsfrist um ein albes Jahr, die am 1. Jänner 1900 und früher angestellt wurden, um ein Jahr, die am 1. Jänner 1895 und früher angestellt wurden, sollen die zwei nächsten VorrückungSsristen um je ein Jahr und die am 1. Jänner 1890 und früher angestellt wurden, sollen die nächsten drei Vorrückungsfristen um je ein Jahr gekürzt werden. Regelung der Montnrfrage in folgender Weise: Gewährung von 3 blauen Waschanzügen jährlich, 1 kurzen Pelz mit zweijähriger Tragdauer, l „ Lodenrock „ ... . „ 1 Pelzmütze „ einjähriger „ 1 Dienstkappe „ „ „ 1 Tuchbluse „ „ „ Diese Monturstücke sind auch den nicht angesiellten Lokomotivheizern zu gewähren. Beiziehung der Vertrauensmänner der Heizer zur Erstellung der Turnusse. Herabsetzung der durchschnittlichen Dienstleistung des Loko-motivpersonals von 11 auf 9 Stunden. Einführung des 12stündigen Dienstes mit darausfolgender 24stündiaer Ruhezeit für das gesamte Reservedienst versehende Lokomotwpersonal und sür die Oberheizer. Gewährung von Erholungsurlauben an sämtliche Lokomotivheizer, und zwar: unter 10 Jahren Dienstzeit mit 10 Tagen über 10 bis 15 „ „ „ 14 „ ,, 15 „ 20 „ ,, »» 20 „ ir 20 „ ff ff 28 ,, Verleihung entsprechender Dienstposten, wie zum Beispiel Oberheizer- und Pumpenwärterposten an Lokomotivheizer, welche im Dienste untauglich werden. Erhöhung des Fahrgebührenverdienstes der Lokomotivheizer der k. k. Staatsbahnen auf 65 Prozent des Fahrgebühren-verdiensteS des Lokomotivführers ohne irgend welche Schädigung des Fahrgebührenverdienstes des letzteren. Gewährung von Kilometergeld und Rapportbüchern für sämtliche Lokomotivheizer. Gewährung einer fixen Entschädigung von 30 Kr. monatlich, unbeschadet der Nachtdienstzulage an die Oberheizer als Entschädigung für den Verdienstentgang beim Kilometergeld. Erhöhung der StanderhaltungSprümie beim Lokomotivheizer von 10 auf 20 Prozent. Anrechnung der anderthalbfachen Dienstzeit mit einem Fünftel Zuschlag für die Lokomotivheizer. Befreiung der beim Fahrdienst m Verwendung stehenden Heizer vom Reinigen und Putzen; diese Arbeiten sollen von eigens hiezu bestellten Arbeitern auS dem Heizhaus verrichtet werden. Anerkennung der Vertrauensmänner seitens der Vorgesetzten Dienststellen. Resolution n. „In der letzten Zeit bemühen sich einzelne Lokomotivführer, einige separate Vereine der Heizer, so zum Beispiel einen Reichs-Verein der Heizer in Wien, einen Landesverein der Heizer in Prag u. s. w. zu bilde». Die am 24. Mai in Wien tagende Reichskonferenz der Heizer aller österreichischen Eisenbahnen beschließt gegenüber diesen Bestrebungen einzelner Kollegen folgende Erklärung: Eine Grünoung irgend eines separaten Vereines der Heizer bedeutet speziell in der heutigen (Situation eine große Schädigung der gesamten Bestrebungen der Heizer, welche sich hauptsächlich in der baldnächsten Zeit an den Existenzverhältnissen der Heizer aller Bahnen fühlbar machen würde. Die Reichskonferenz warnt daher vor solchen unüberlegten Schritten einzelner Kollegen und fordert diese Kollegen aus, die so zum Schaden der Heizer verbrauchte Energie der Arbeit zugunsten der Heizer und ihrer Familien in der einheitlichen Organisation des gesamten Personals zu widmen. Das Werk einer Zersplitterung der Heizerorganisation in separate Vereine ist ursprünglich aus den Reihen der verbissensten Feinde der Eisenbahnerorganisation entstanden und kann schon aus diesem Grunde nichts Gutes für die Heiner zeitigen. So wie es die anderen Kategorien der Elsenbahnbediensteten verstanden, durch eigene Arbeit in der einheitlichen Eisenbahnerorganisation so verschiedene schöne Erfolge, an denen auch — wie zum Beispiel bei den Zugeständnissen betreffend die Verbesserung der Automatik rc. — die Heizer partizipieren, zu erringen, müssen auch die Heizer mit dem Bestreben beseelt werden, die Krast und Macht der einheitlichen Eisenbahnerorganisation ihren Wünschen und Forderungen dienstbar zu machen. Diese separaten Bestrebungen und das damit verbundene Ausschließen aus der Krast und Macht der einheitlichen Organisation der Eisenbahner bilden eine schwere Schädigung der Heizer und muß daher ein solcher Vorgang von der Konferenz auf das schärfste verurteilt werden. Im Sinne der bisher in den Kämpfen der organisierten Eisenbahner gewonnenen Ueberzeugung, daß nur die Einigkeit eine solide Grrmdlage für ein siegreiches Fortschreiten in den sozialen Bestrebungen der Eisenbahner insgesamt bilden kann, warnt die Reichskonserenz der Lokomotivheizer noch im letzten Moment vor dem Gründen separater Heizervereine und fordert alle Heizer zur Arbeit in der einheitlichen Elsenbahnerorganisation auf, welche ausschließlich eine Erfüllung der Forderungen und der Wünsche der Heizer aller Bahnen verbürgt. Schließlich erklärt die Konferenz im Sinne des vorliegenden Antrages der Triefter Heizer ausdrücklich, der Zentrale des Allgemeinen Rechtsschutz- und Gewerkschaftsvereines und den gesamten Vertrauensmännern der Organisation für das bisherige Wirken im Jntereffe der Heizer das vollste Vertrauen auszusprechen. Die versammelten Delegierten verpflichten sich, durch eifrige Mitarbeit zum Ausbau der einheitlichen Organisation unter der Kategorie der Heizer sämtlicher Bahnen dafür Sorge zu tragen, daß die Bestrebungen der Organisation zur Verbesserung der Lage des Heizerpersonales einen wirksamen Rückhalt haben. Zu diesem Zwecke erachtet es die Konserenz sür dringend notwendig, daß auch unter dem Heizerpersonale analog anderen Kategorien das Vertrauensmännersystem ausgebaut wird und zwar in folgender Weise: In allen Heizhäusern sind Vertrauensmänner aufzustellen, ebenso sind in jedem Direktionsbezirk am Sitze der Personalkommission und der Arbeiterausschüsse Direktionsvertrauensmänner zu wühlen. Die lokalen Vertrauensmänner haben mit ihren Ortsgruppen und mit den Direktionsvertrauensmännern in steter Verbindung zu bleiben und haben die lokalen Vertrauensmänner und die Direktionsvertrauensmänner, wo nicht ohehin ein Mitglied der Personalkommission und des Arbeiterausschusses vom Heizerpersonal als korrespondierendes Mitglied fungiert, als korrespondierende Vertrauensmänner der Personalkommission im Einvernehmen mit den Ortsgruppenleitungen zu fungieren. Bevor Anträge in den Personalkommissionen und Arbeiterausschüssen der verschiedenen Bahnen und Direktionsbezirke eingebracht werden, müssen dieselben, um ein einheitliches Vorgehen zu ermöglichen, der Zentrale zur Begutachtung vorgelegt werden. Die Wahlen der Vertrauensmänner sind ehemöglichst vorzunehmen und sind die Namen und genauen Adressen oer gewählten Vertrauensmänner der Zentrale bekanntzugeben." Die Konferenz begann um halb 10 Uhr vormittags und endete um 6 Uhr abends. Inland. Konferenz der ZngSbegleiter der k. t. Staats-baynen »nd der k. k. Nordbahn. Dienstag den 18. Mai 1909 fand im Gartensaal des Faooritener Arbeiterheims eine Konferenz der Zugsbegleiter der k. k. Staatsbahnen und der k. k. Nordbahn und der dem Zugsbegleiterstand angehörenden Personalkommissionsmitglieder statt, die sich vornehmlich mit der Regelung der Fahrgebühren be- ^ Än der Konferenz nahmen 61 Delegierte, die 67 Orte vertraten, und 11 Mitglieder von Personalkommissionen teil. Bei der Konferenz, bei der der Obmann unserer Organisation Genosse Joses Schwab den Vorsitz führte, berichtete Genosse Reichsratsabgeordneter T o m s ch i k über den Stand der Regelung der Fahrgebühren und die diesbezügliche Gleichstellung der Personen- und Lastzugsbegleiter. Abgeordneter T o m s ch i k gab eine detaillierte Darstellung von dem Verlaus dieser Angelegenheit und verwies daraus, daß man dem Eisenbahnministerium nicht die Möglichkeit schaffen dürste, die Verantwortung sür entstehende Fehler abzuwälzen, wie es das Eisenbahnministerium bei der Schaffung der Iluto-matik getan habe, indem es die Fehler der Automatik dem Umstand zugcschoben habe, daß das Eisenbahnministerium bei der Schaffung derselben gedrängt worden sei. Nunmehr sei aber die Regelung dieser Angelegenheit reis. Genosse Reichsratsabgeordneter Tomschik teilt mit, daß im Budgetausschuß von unserer Partei die Zustimmung des Eisenbahnministeriums zu den Kosten des Mehreriordernisses von den für die Erhöhung der Fahrgebühren bewilligten Betrages von 3 Millionen Kronen auf die Kosten der Gleichstellung des Personen- und Lastzugspersonals verlangt werde. Dadurch sei deutlich die gegnerische Verleumdung, unsere Organisation hätte mit der »Regierung einen Pakt geschlossen, innerhalb von vier Jahren keine neuen Forderungen zu stellen, gekennzeichnet. Die Ausführungen des Genossen Neichsratsabgeord-neten Tomschik fanden bei der Konserenz allgemeinen Beifall. Es entwickelte sich sodann eine rege Debatte. Nach dem Schlußwort des Genossen Weigl, der als Vertreter der Zentrale erschienen war, wurden zwei Resolutionen gefaßt. Die erste erklärt das Beharren des Zugsbegleiter-versonals aus den ursprünglichen Forderungen bezüglich der Erhöhung der Fahrgebühren und der Gebühren für Ruhezeiten. Die zweite fordert entschiedenst die Gleichstellung der Personen- und Lastzugsbegleiter bezüglich der Fahrgebühren. Es wurde eine aus den Genossen Schober, Wa-b its ch, H a ttin g er, Io tl und Ko rin ek bestehende Deputation beauftragt, dem Eisenbahnministerium die Beschlüsse der Konferenz mitzuteilen. Unter Eventuelles wurde über Antrag des Genossen Schober beschlossen, die Persoualkommissionsmitglieder zu verpflichten, die Zentrale von den in den Sitzungen der Personalkommissionen gestellten Anträgen und gefaßten Beschlüssen zu verständigen. Das einlangende Material ist von der Zentrale zu sammeln. Nachdem der Vorsitzende Genosse Schwab an die Delegierten Dankesworte für die rege Beteiligung an den Verhandlungen der Konferenz gerichtet, und nachdem er um eine zweckentsprechende Berichterstattung in den Ortsgruppen ersucht hatte, schloß er die Konserenz. Lieber Hungertyphus als niedrigere Getreidepreise. Im österreichischen Neichsrat wurde von den polnischen Abgeordneten der Antrag eingebracht, die Regierung möge die Getreidezölle vom 21. Mai bis 21. August auf-heben, um der Teuerung - vorzubeugen. „Pefti Hirlap", das Blatt der Pester Getreidemakler, schreibt hierauf wörtlich: „Wir erklären, daß, s e l b st wenn der Hungertyphus von Rumbürg bis Cattaro und von Bregenz bis Ezernowitz Hausen weise seine Opfer hin wegnehmen würde, selbst in diesem Falle dürfte man die Zollschranken dem fremden Getreide nicht öffnen." Wahrlich, ein so hoher Grad von Zynismus ist selbst in der Welt des Kapitalismus, in der -die Persönlichkeit des Menschen nichts gilt, unerhört. So roh und plump pflegen oie Verteidiger der kapitalistischen Weltordnung sonst ihre Menschenverachtung nicht zu enthüllen. Gegen die Erhöhung der Personentarife sprach im Budgetausschuß des Abgeordnetenhauses Abgeordneter Dr. Ellenbogen. Er führte aus: Die allgemeine Razzia auf den Konsumenten, die von Herrn v. B i l i n s k i begonnen wurde, findet ihre Fortsetzung in der Erhöhung der Personentarife, insbesondere der III. Klasse. Die Ausrede der Negierung, daß trotz Erhöhung die III. Klasse billiger sein werde als in Deutschland, ist unstichhältig, weil es dort eine Klasse IIIb und IV gebe, die billiger und mindestens gleich wert sei als unsere dritte. Auch fehlen draußen die enormen Schnellzugs-Aufschlagsgebühren, insbesondere auf lange Strecken. Diese nene Fahrkartensteuer samt der Bier- und Branntweinsteuererhöhung ergibt eine Finanzpolitik, die von den Massen unmöglich mehr ertragen werden kann, weshalb sich die Regierung auf den schärfsten Widerstand gefaßt machen möge. Ein Pendant zu dieser Art von Sozial- und Wirtschaftspolitik bedeutet die Erhöhung der Kohlentarife, die wieder den Konsum der breiten Massen trifft. Die Ermäßigung für Ostrait ist ein Spezialgeschenk an die dortigen Kohlengrubenbesitzer, dessen Wirkung eine ähnliche fein wird wie die des Eisenzolles zugunsten des Eisenkartells: zur persönlichen Bereicherung ohne Nutzen für den Staat. Derlei wahllose Tariferhöhungen entfremden selbst die Anhänger der Tariferhöhung. Er verlangt Aufklärung darüber, ob es bei diesen Planen bleiben werde. Der Staat — Tarisbrecher. Unter diesem Titel schreibt das Buchdruckerorgan „Vorwärts": Die Direktion der K. F. N. schreibt in der „Wiener Zeitung" 22 Dienst- Sosten für Fahrkartendrucker aus; diese müssen entweder as Buch- oder Steindruckergewerbe erlernt haben. Diese Posten werden nun mit jährlich 900 Kr. und 350 Kr. Quartiergeld, das sind wöchentlich Kr. 2403 „honoriert". Für Wien beträgt laut Normallohntarif bis zum 31. Dezember 1909 das wöchentliche Minimum 31 Kr., jährlich 1612 Kr. Die Dauer einer Aushilfskoudition beträgt tariflich vier Wochen, bei der Nordbahndirektion zwei Jahre. Nach Ansicht eines simplen Staatsbürgers wäre es Pflicht des Staates, seine Arbeiter besser zu bezahlen als die Privatbetriebe, doch hat noch keine österreichische Regierung diese Ansicht befolgt, selbstverständlich auch nicht die jetzige, die in dem Fahrwasser der arbeiterfeindlichen chnstiichsozialen Sippe schwimmt. Unwillkürlich muß man sich bei dieser Gelegenheit an den Tarifkonferenzen im Jahre 1905, die unter dem Vorsitze des seither verstorbenen Sektionsrates Dr. Bach im Handelsministerium stattfanden, erinnern. Dr. Bach gab namens feines Chefs, deS Handelsministers, folgende Erklärung zum Schluß der Konferenz ab: Und nun, meine Herren, gestatten Sie nochmals, daß ich in meinem Namen und im Namen meines Stellvertreters sür die Worte Ihrer Anerkennung besonderen Dank sage und gleichzeitig damit die selbstverständliche Versicherung gebe, daß sowohl mein Herr Chef als ich bestrebt sein werden, die Zusagen, die wir Ihnen gemacht haben, auch möglichst bald einzulösen. Ich hoffe, daß der Tarif nicht viel früher in Kraft treten wird, als die Bestimmung betreffend die staatlichen Lieferungen. Der Tarif ist jetzt schon das vierte Jahr in Kraft, der Erlaß betreffend die Vergebung der staatlichen Arbeiten trotz Urgenzen und Interpellationen «ich nicht verlautbart. Nicht nur, daß die Regierung das gegebene Wort nicht einhält, bricht sie selbst den Tarif in der unverantwortlichsten Weise. Wenn ein ganz gewöhnlicher Mensch sein gegebenes Wort nicht einlöst, wird er als unanständig betrachtet. Wie weit bei der Regierung die Moral eingedrungen ist, um beurteilen zu können, ob es anständig sei, ein gegebenes Wort nicht einzulösen, entzieht sich unserer Beurteilung. Christlichsoziale Arbeiterfrenndlichkeit. Der Oberkurator der uiederösterreichischen Landes - Hypothekenanstalt Reichsratsabgeordneter Leopold Steiner ist bekanntlich seit einigen Jahren von der Regierung ernanntes Mitglied oes Borstandes der territorialen Arbeiter-Unfall-versicherunqsanstalt für Wien und Niedervsterreich. Seit er im Vorstand sitzt, ist die christlichsoziale Partei in der Unfallversicherungsanstalt sozusagen offiziell vertreten; trotzdem ist die finanzielle Lage der Anstalt nicht besser geworden, eher daS Gegenteil. Herr Steiner hat nun unlängst im Vorstand' der Arbeiter-Unfallverficherungs-anstalt einen Antrag eingebracht, der den Zweck hat, die Anstalt zu sanieren, und folgenden Wortlaut hat: Jenen, seit zwei oder mehr Jahren im Reiitengenuß stehenden Verletzten, die bei ihrem bisherigen oder einem anderen Arbeitgeber wieder in eine ihrem Zustand angemessene Beschäftigung getreten find und hierdurch zumindest denselben Jahresarbeitsverdienst beziehen wie vor dem Unfall, ist für die Dauer dieses LohnVerhältnisses der Weiterbezug der Rente zu sistieren. Dauernd im Ausland sich aufhaltende Verletzte, deren Jahresarbeitsverdienst nicht ohne besondere Schwierigkeiten zu vermitteln ist, sind gemäß § 42, Unsallversicherungsgesetz, abzufinden. Dazu bemerkt der „Arüeiter schu tz" sehr treffendst Nach alldem ist die Frage gestattet, wie der Oberkurator Steiner den Mut aufbrachte, seinen gegen die in der Industrie zum Schaden gekommenen Arbeiter gerichteten Antrag einzubringen. Diese Frage ist um so berechtigter, als Herr Steiner, der selbst ans dem arbeitenden Volke hervorgegangen ist, doch wissen muß, welch große Bedeutung die Rente für den Arbeiter hat. Herr Leopold Steiner hat es in der Politik weit gebracht, er hat ein Einkommen, um das ihn ein Minister beneiden könnte, um so mehr sollte er den Arbeitern, die in der Industrie ihre geraden Glieder verloren, die paar Kronen Rente gönnen. Traurig ist es, daß gerade Herr Leopold Steiner, der gewesene Zimmermaler und Anstreicher, einen derartig "arbeiterfeindlichen Antrag einbrachte. Warum füllt es ihm nicht ein, die Betriebsinhaber zur Sanierung der Anstalt heranzuziehen? Wahrscheinlich denkt er an die Zeit, da er noch das Gewerbe betrieb und so schwer die Beitrüge zur Krankenversicherung zu zahlen pflegte. Schon zu einer Zeit, als er mit Hilfe Doktor Luegers seine politische Laufbahn eingeschlaaen hatte, mußte die genossenschaftliche Krankenkasse der Maler und Anstreicher dem Herrn Leopold Steiner durch Doktor Karl Ornstein die Pfändung androhen, bis er sich entschloß, die Beiträge zu leisten. Wenn man selber eine so schwere Hand zum zahle« hat, mutet man auch anderen nicht zu, daß sie zahle« sollen. Herstellung eines dritten Gleises auf der Ferdinands-Nordbahn. In seiner letzten Rede im Budgetausschuß des Abgeordnetenhauses erwähnte der Eisenbahnminister, dass tue Projekte zur Legung des dritten und vierten Geleises aus einzelnen Strecken der Ferdinands-Nordbahn ernstlich studiert werden. Bisher verfügte die Nordbahn nur auf der Teilstrecke Hruschau—Oderberg über ein drittes Geleis. Wie das „Eisenbahnblatt' erfährt, wird jetzt an der Ausführung eines Projekts für die Herstellung eines Geleises ans der Strecke W i e n—H rusch au gearbeitet, wobei vorerst die Teilstrecken Wien—Lundenburg und Prerau— Hruschau in Betracht kommen. Die Projektsarbeiten für die restlichen Teilstrecken werden späterhin beginnen. Bei diesen Projektsarbeiten für ein drittes Gelds wird übrigens schon die immerhin nahe Möglichkeit der Anlage eines vierten Geleises berücksichtigt werden, denn der Verkehr der Nordbahn wird dereinst wohl auch nicht mehr aus drei Geleisen zu bewältigen sein. Der Kostenaufwand für die Herstellung des dritten Geleises wird mit 50 bis 55 Millonen Kronen veranschlagt, wobei der größere Betrag dann erforderlich werden ivürde, wenn im Hinblick auf die Gelcifeucrmehrung ein Neubau, also nicht etwa bloß die Verbreiterung der Donaubrücke der Nordbahn in Betracht zu ziehen wäre. DaS dritte Geleise dürste bis zum Jahre 1914 vollendet sein. Nusland. Ein Streik der Lokomotivführer in Amerika. AusNew-Aork wird gemeldet: Infolge des Streiks der weißen Lokomotivführer, der sich gegen die Anstellung von Negern als Heizer richtet, ist der Betrieb der Georgia Railroad auf 800 Kilometer Streckenlänge lahmgelegt. Das Publikum sympathisiert mtt den Streikenden, weswegen der Gouverneur die Aufbietung von Truppen zum Schutze des B a h n e i g e ii t u m s v e r rv e i g e r t e. Der Streik der Postbeamten in Frankreich. Der Streik der Postbeamten in Paris ist so gut wie verloren. Die Reihen der Streikenden lichten sich von Tag zu Tag, mutlos und gebrochen kehren sie scharenweise^ in die Sklaverei der kapitalistischen Republik zurück. Statt auf eigene Kraft zu bauen, vertrauen sie zu sehr auf die Unterstützung der Arbeiterorganisationen, von denen sie die Proklainierung des Generalstreiks erwarten. Wohl hat der Vorstand der Arbeitskonsöderation im „Prinzip" die Einleitung beschlossen, aber der Beschluß dürfte kaum mehr geeignet sein, den Poststreik wieder ausleben zu lassen, abgesehen, daß eine Anzahl wichtiger Organisationen erklärt hat, an dein Generalstreik sich nicht zu beteiligen. In Frankreich fehlen eben sowohl in der politischen wie in der gewerkschaftlichen Bewegung alle Bedingungen eines jeden Erfolges, vor allem aber Einigkeit und festgefügte auf praktische Tätigkeit aufgebaute Organisationen. Die Niederlage der Postbeamten ist eine schwere Niederlage nicht nur sür die Staatsangestellten, die sich nun auf brutale Handhabung der Autorität gefaßt machen müssen, sondern auch für Sie französische Arbeiterbewegung überhaupt. Und für diese Wirkung ist ziemlich gleichgültig, ob das von vornherein zum Mißlingen verurteilte Experiment mit dem von den wichtigsten und stärksten Organisationen — Eisenbahner«, Bergarbeitern u. s. w. — abgelehnten „Generalstreik" noch unternommen wird oder nicht. Die Macht einer starken Organisation. Die Generaldirektion der schweizerischen Bundesbahnen hat an das Personal der Gotthardbahn ein Rundschreiben erlassen, wonach den Beamten, Angestellte« und Arbeiter« bis Ende 1909 der Fortbezug der bisher gezahlten Gehälter zugesichert wird, mit der Einschränkung, daß für die Ober-beamten das Gehalthöchstmaß von 9000 Frcs. nicht überschritten werden darf. Die weitere Bewilligung dieser Bezüge bis zum 31. März 1912 soll beim eidgenössische« Parlament beantragt werden.und letzteres hat hiergegen auch keine Einwendungen erhoben. Infolge dieses Entgegenkommens durch die Direktion der Bundesbahnen empfahl der Ausschuß des Persouals der Gottliardbahn diesem den Eintritt in die Bundesbahnen und in der feste« Meinung, daß die Verbände der schweizerischen Eisenbahnangestellten und Arbeiter, in welche die Gotthardbahner min als Mitglieder übergehen, auch sür die Zukunft über die Einhaltung dieser Versprechungen wachen werden. Ob die Gotthardbahner ihre Interesse« auch ohne starke Organisation Hütten wahre« können? Investitionen amerikanischer Eisenbahnen. Dem Pariser „New 3)ork Herald" wird aus New-Aork gekabelt: Die A t ch i s o u b a h n hat den Bau von 200 Meilen Eisenbahnlinien in Texas in Auftrag gegeben. — Die St. Paulbahn baut 200 Meilen Bahnlinien in Dakota. — Die Pullman Car Company nimmt I n-v e ft i t i o « e « im Betrage von 3 Millionen Dollars vor; nach Fertigstellung der Erweiterungen werden die Werke — die größten ihrer Art —, in der Lage sein, jährlich 50.000 Waggons zu erzeugen. Rus dern Gerichtssaal. , Unfall durch Vlutsturz auf der Lokomotive. Der Solo* anotivsührer Alois Groß stand am 14. November 1906 in der Station Szczakowa im Dienst. Er wollte gerade die Maschinensteuerung verschieben und strengte sich hierbei derart an, daß er zu Husten anfing, worauf ihm Blut aus dem Mund kam und er infolge seiner Schwäche nach Hause geführt werden mußte. Einen Monat lang blieb er wegen Bluthustens in ärztlicher Behandlung, trat dann wieder den Dienst an, bis er am 1. März 1907 neuerlich erkrankte und am 25. Juli 1907 an Lungenuberkulose starb. Die hinterlassene Witwe Maria Groß machte durch ihren Anwalt Dr. Leopold Katz mittelst Klage beim Schiedsgericht ihren Anspruch auf Zuerkennung einer Witwenrente geltend. Die Verhandlung ergab, daß die Lokomotive des Alois Groß schon vor dem Unfallstag schwer zu bedienen war. Sowohl der Maschinenmeister als auch der Heizer bestätigten, daß die Steuerung der Maschine außerordentlich schwer ging und daß insbesondere Groß schon vor dem Unfall über diesen Schwergang der Lokomotive Klage geführt hatte. Wahrscheinlich waren junge Heizer, die substitutionsweife mit der dem Groß zugewiesenen Reservelokomotive einigemal vor dem Unfall gefahren waren, mit der Lokomotive schlecht umgegangen, so daß die Steuerung der Lokomotive nur schwer und mit großer Anstrengung zu handhaben war. Der Sachverständige, Dozent Dr. Erbe n, bezeichnete cs rn seinem Gutachten als möglich, daß Groß sich den Bluthusten durch die schwere Arbeit, die er bei dieser schwergehenden Lokomotive aufwenden mußte, zugezogen hat. Da der Zeitraum zwischen dem nach dem Bluthusten erfolgten Dienstantritt und der neuerlichen Erkrankung des Groß nur ungefähr 2*/2 Monate beträgt, die Arbeitskollegen bestätigt hatten, daß Groß vor dem Unfall, wenn auch von schwächlicher Konstitution, doch niemals wegen der Lunge in ärztlicher Behandlung stand, stellte Herr Dozent Dr. Erben den Zusammenhang zwischen dem als Unfall auszufassenden Bluthusten und dem am 25. Juli 1907 durch Lungentuberkulose eingetretenen Tod als möglich hin. Auf Grund dieses Gutachtens hat das Schiedsgericht unter dem Vorsitz des Herrn Landesgerichtsrates Dr. Anton Cap der Hinterbliebenen Witwe die Witwenrente zuerkannt und auch den Unfall als Verkehrsunfall aufgefaßt, wiewohl sich der Unfall während einer Verschubspause ereignet hatte. Die UnfallversicherunaSanstalt wurde demzufolge verurteilt, der Klägerin eine 33>/s,prozentige Witwenrente im monatlichen Betrag von Kr. 72'68 und für die Zeit vom Todestage als Nachzahlung den Betrag von Kr. 159S-96 zu bezahlen. Zuasstrcifuug in Straßhof. Am 14. November 1908, 5 Uhr 35 Minuten früh, gab der in der Hauptstation Straß-5.0 f diensthabende Bahnassistent Oskar Samek dem in der Finale 11 der genannten Station funktionierenden Bahnassistenten Johann E r n e st die Weisung, den fahrplanmäßigen Gütcrzug 81, ,c* auf Geleise 11 stand, auf Geleise 1 nach Gänserndorf abzu-lassen. E r n e st gab hieraus die erforderlichen Austräge wegen der Stellung der Weichen und Signale, lieber seine Weisung wurde vom Stationsarbeiter M a l i k gleichzeitig mit den Wechseln auch der Semaphor bei Geleise 11 auf „Frei' gestellt, wodurch sich automatisch der Semaphor bei Geleise 1 aus .Halt' stellte. Kurze Zeit nach der ersten Verständigung avisierte der Bahnasji,teilt Sam ek den Assistenten Er ne st telephonisch, daß em Materialzug, bestehend aus zwei Maschinen, einem Dienstwagen und einem Personenwagen, eingetroffen sei, daß Erncst sich den Personenwagen als Dienstwagen abstellen lassen solle, er (Same k) werde den Materialzug zurückhalten und nach Aus-fahrt des Zuges 81 auf die Nordseite, das heißt zu Filiale II schieben. Dem Zugsführer Sko f des Materialzuges gab Samek nunmehr den Auftrag, bis zur Filiale II zu fahren, und dort den Personenwagen abzustoßen. Skof gab daher dem Lokomotivführer Kajetan P r o s ch des Materialzuges die entsprechen-deft Aufträge. Der Materialzug fuhr auf Geleise I weiter und by Wechsel 31 in den gerade auf Geleise I einfahrenden Gitter-zug Nr. 81 Beim Hüttelwagen hinein. Infolge des Zusammen* JioßeS entgleisten zwei Waggons und wurden zwei Personen leicht sowie der Kondukteur Klimowitsch schwer verletzt. Die Staatsanwaltschaft erhob nunmehr beim tkreisgericht °,V si,.c,u d u r g gegen den Assistenten Samek und den Lokomotivführer P r o s ch wegen Vergehens gegen die Sicherheit des Lebens gemäß § 337 St.-G. die Anklage, weil Samek kurz nach der dem Bahnassistenten Ernest erteilten Weisung, dem Zugs-sichrer Skof den Auftrag gab, einen Klassenwagen bei Filiale II abzustellen, ohne sich zu überzeugen, ob der Zug 81 bereits aus» gefahren war. Der Lokomotivführer Kajetan Prosch wurde angellagt, daß er den aus „Halt" gestellten Semaphor bei Geleise 1 sowie das Merkzeichen vor Wechsel 31 überfuhr. m Angeklagte Bahnassistent Samek, verteidigt von dem in Vertretung des Dr. Rosenseld erschienenen Dr. Kapel-m ach er, hob zu seiner Verantwortung hervor, daß er infolge Verftrcichcns eines Zeitraumes von mindestens 10 Minuten annehmen konnte, daß der Zug 81 bereits ausgefahren sei. Dafür, daß die Expedition des Zuges 81 langsam erfolgte, sei er nicht verantwortlich. _ „ Der Lokomotivführer Kajetan Prosch, verteidigt durch ~r. Leopold Katz, verantwortete sich dahin, daß das zwischen dem Hauptbahnhof und dem Rollgeleise bei Filiale II befindliche Ge-J: bm'G emc aus etwa 50 Wagen bestehende Zugsgarnitur verstellt ivar und daß überdies zivei nördlich postierte Maschinen einen derartigen Dampf und Rauch entwickelten, daß er den für seine Fahrt gestellten Wechselkörper nicht sehen konnte. Er habe die Fahrt trotz des auf „Halt" stehenden Semaphors fortsetzen dürfen, weil er infolge des erhaltenen Auftrages eine Verschiebung vorzunehmen hatte, während der Semaphor nur für aussahrende Züge gelte. Das Merkzeichen habe er überfahren müssen, weil er den Austrag hatte, hinauszufahren, um einen Klassenwagen ab-zustcllen. r Die sohin vernommenen Zeugen, welche dem Personal beider Zuge angehörten, bestätigten die Verantwortung des Loko-? Sri Pirsch, wonach die Aussicht nach links sowie aus den Wcchselkürper behindert war. . Der Sachverständige Oberrevident Langer der Rordwestbahn gab sohin sein Gutachten dahin ab, daß der Unfall durch zu ffäye Spedition des Materialzugeö erfolgt sei. Den Lokomotivführer Prosch treffe kein Verschulven, weil er sich nur im Sinne des erhaltenen Auftrages benommen habe und ihn der Semaphor sowie das Merkzeichen im Gegensatz zu der Annahme der Staatsanwaltschaft nichts anging. rr „ Der Verteidiger Dr. Katz bemerkte, baß im vorliegenden Elle auch dem Beamten kein Verschulden treffe, da die Station Straßhof erst kurz vorher nmgebaut worden war und die notwendigen Vorschriften für die telephonische Verständigung zwischen waren* 0” U Verkehrsfiliale II noch nicht erlassen Der Staatsanwalt erklärte zufolge des Gutachtens von der Anklage gegen den Lokomotivführer Prosch zurückzutreten, weshalb dieser freigesprochen wurde. Auch der angcklagte Assistent Samek wurde sreigcsprochcn, ra er annehmen konnte, daß bei Expedition des Materialzuges der Zug 81 bereits ausgefahren war. Streiflichter. Dumme Jungen-Politik. Der „Deutsche Eisenbahner'richtet in seiner letzten Ausgabe eine Mahnung an die Mitglieder des .Reichsbundes', unsere gegen die Verschlechterung der Eisenbahnerversichcrung gerichtete Petition nicht zu unterschreiben. Denn angeblich haben auch unsere Mitglieder die Petition des „Reichsbundes', die übrigens kein Sterblicher gesehen hat — nicht unterschrieben und dann — o Wunder der Logik! — werden, „wenn die Sozialdemokraten und die Deutschnationalen dagegen stimmen, die schädlichen Bestimmungen ohnehin ausgemerzt". Also hätte man sich ebensogut einstweilen aufs Ohr legen können, anstatt sich mit einer Protestaktion zu strapazieren. Wir stellen diese neueste nationale Großtat nicht etwa deshalb fest, -weil wir uns durch die Abstinenzpolitik des „NeichSbundcs" gekränkt fühlen. Glücklicherweise wird nicht einmal ein besonderer Schaden für die Eisenbahner daraus erwachsen. Denn auf die dreiundeinhalbhundert Leute kommt es wohl auch nicht mehr an. Aber zur Charakterisierung deutschnationaler Schwatzhaftigkeit und Phrasenhaftigkeit dient es, wenn man den Herren wieder einmal darauf kommt, wie wenig sachliches Interesse sie selbst dort an den Tag legen, wo man annehmen sollte, das; sie durch politische Klugheit dazu verpflichtet wären. Sie wollen, weil sie angeblich „Eiscnbahnerintercssen vertreten", gegen einen den Eisenbahnern drohenden Nachteil ankämpfen. Aber weil auch die Sozialdemokraten dieses drohende Hebel bekämpfen, kämpfen s i e lieber nicht. Um w essen Haut aber soll gekämpft werden? Um die der Eisenbahner kurzweg. Denn noch steht im Gesetzentwurf über die Sozialversicherung kein Paragraph, der etwa lautet: „Die geänderten Bestimmungen über die Unfallversicherung der Eisenbahner finden auf Mitglieder des .Reichsbundes' keine Anwendung.' Folglich, so meint jeder, dessen Gedankengang noch nicht auf die neudeutsche Logik eingerichtet ist, ist die Protestaktion gegen die Sozialversicherung keine parteipolitische Angelegenheit, sondern ein Kampf um die Rechte aller Eisenbahner. Aber das macht nichts. Der „Deutsche Eisenbahner', der sich neuestens die K o l o w r a t, Schwarzenberg u. s.w. und andere Agrarier zu Bundesgenossen ausgesucht hat, zappelt und strampelt wie ein kleiner eigensinniger Junge, weil man von ihm logisches Denken verlangt. „Justament nicht!' schreit das Büblein, reckt die Zunge heraus und bohrt weiter in der Nase. K. k. Vahnerhaltungssektion Wien. Im Monat März dieses Jahres wurde von der Bahnerhaltungssektion Wien ein Diensttelegramm an die Wächter zur Kenntnisnahme gebracht, worin die Wächter beauftragt werden, das Gras auf der Strecke zu putzen. Während früher das Gras von eigens zu diesem Zweck aufgenommenen Frauen entfernt wurde, soll dies Heuer von den Wächtern besorgt werden, da angeblich ein zu geringer Kredit zur Verfügung steht. Derartige Arbeiten auf dieser Strecke von den Wächtern zu verlangen, ist geradezu unmöglich, denn wenn man den Dienstturnus auf dieser doppelgelcisigen Strecke durchsieht und den Dienst der Wächter kennt, so mutz dies jedem sofort einleuchten. Nun wird das Unterlassen dieser Arbeiten mit den strengsten Strafen bedroht. Was sollen mir Wächter tun? Sollen wir unseren vorgcschricbenen Dienst zurückstellen und damit die Sicherheit des Lebens und des Eigentums auf das gröblichste gefährden oder sollen wir Gras putzen, um nicht strengstens bestraft zu werden? Die betroffenen Wächter wenden sich daher an die k. k. Staatsbahndirektion in Wien mit der Bitte, dah endlich mit derartigen Aufträgen unter Androhung von Strafen bei faktisch unmöglich durchführbaren Arbeiten gebrochen wird. Durch die Androhung von Strafen imd Einschüchterungen könnte es leicht Vorkommen, datz eine wichtige Diensterledigung übersehen, verspätet oder ganz unterlassen würde, die dann, von unheilvollen Folgen begleitet, der Bahnvcrwaltung mehr Kosten verursachen möchte, als das Grasputzen durch Frauen. Oder ist das Grasputzen, das Sparen und die Eintreibung von Strafgeldern wichtiger als die Sicherheit des Verkehrs, der Passagiere und des Personals? Ein Unfall des Abgeordneten Tomschik. Abgeordneter T o m s ch i k erlitt einen sehr bedauerlichen Unfall. Er fuhr Samstag den 22. Mai nachts um 11 Uhr von einer Versammlung, die in Ncukettenhof stattgefunden hatte, in einem Einspänner nach Hause. Beim Haupttor des Zcntralfricdhofes kam dem Einspänner in rasendem Tempo ein grohes Automobil entgegen. Der Einspännerkutscher, der sich mit seinem Wagen auf der linken Seite der Straße befand, mutzte erwarten, datz das von Wien kommende Automobil ihm ausweichen werde. Das geschah aber nicht. Ohne seine Richtung zu ändern und ohne das Tempo zu mäßigen, fuhr das Automobil auf den Einspänner los. Abgeordneter Tomschik, der ausfpringen wollte, erlitt bei dem Anprall eine Quetschung des linken Fußes. Der Einspünnerkutscher wurde vom Bock geschleudert, sein Pferd niedergerissen, der Vorderteil seines Wagens stark beschädigt. Auch jene Personen, die im Automobil saßen, wurden auf das Stratzenpflaster geschleudert. Ein Gaskandelaber wurde umgeworfen. Genosse Tomschik konnte sich mit der Straßenbahn nach Hause begeben. Nach ärztlichem Ausspruch dürfte die Heilung seiner Verletzung mindestens drei Wochen in Anspruch nehmen. Uedermästiger Pflichteifer, lieber den unermüdlichen Diensteifer von k. k. Hofrüten schreibt man uns aus Galizien folgendes: Bei der k. k. Staatsbahndirektton Krakau befinden sich Staatsbeamte, die bereits das 45. Dienst- und das 70. Lebensjahr überschritten haben und zur weiteren Verherrlichung des Staates jährlich das Gehalt von 12.000 bis 14.000 Kr. samt 40prozentigem Ouartiergeld einstreichen. Wie bekannt, wurde seit einem Jahre die Dienstzeit auf 35 bis zum 00. Lebensjahr reduziert, um der nachfolgenden Generation ein Fortkommen zu ermöglichen. Zieht man nun in Erwägung, daß bei den k. k. Staatsbahnen die k. k. Hosratssteilen nicht sehr zahlreich sind und viele befähigte, in dem modernen Verkehrswesen versierte Anwärter vorhanden sind, so gelangen wir zur Heber-zeugung, daß der lebenslänglichen Dienstzeit der höheren Beamten ein Ende gesetzt werden muß. Wenn ein anderer ebenfalls befähigter Beamter oft mit 3000 bis 4000 Kr. in Pension gehen kann und muß, so wird hoffentlich die Pension für einen k. k. Hofrat von 12.000 Kr. jährlich ausreichen, um zwei alte Leute zu befriedigen. Das k. k. Ministerium, zu dessen Ressort diese Angelegenheit gehört, iväre verpflichtet, mit Rücksicht auf die große Stagnation und den zahlreichen Nachwuchs der akademisch, technisch und juristisch ausgebildeten Beamten, hier Ordnung zu schassen. Uebernachtungsgebaude für Bahnbcdieustete in Saaz. Zur Verbesserung der Unterkunstsverhältnisse des in der Station Saaz übernachtenden Zugförderungspersonals bringt die Staatsbahnverwaltung daselbst ein zweistöckiges Kaserngebäude zur Ausführung. Dasselbe umfaßt 96 geräumige, entsprechend ventilierbare Belegstellen, die erforderlichen Speiseräume, Wasch-itnb Badelokalitäten und wird mit Zentraldampfheizung, Wasserleitungen und sonstigen modernen Einrichtungen ausgestattet sein. Die betreffenden Baumeisterarbeiten, mit deren Ausführung, wie das „Eisenbahnblatt' meldet, demnächst begonnen werden wird, wurden bereits vor kurzem im Wege einer öffentlichen Offertausschreibung vergeben. Aus dem Amtsblatt der k. k. Staatsbahndirektiork Wien. XXIII. S t ü ck, W i e n, 15. Mail 90 9. (Arbeitszeit in den Haupt» und Betriebswerk st ätten.) An alle Dienstesstellen des Zugsörderungs- und Werkstättendienstes. DaS k. k. Eisenbahnministeriuin hat in Ausführung der Erlässe vom 4. November 1908, Zahl 57816 und vom 30. Dezember 1908, Zahl 64300 (Amtsblatt des k. k. Eiseubahnministeriums, Ick. Stück, Nr. 95, vom Jahre 1908, beziehungsweise I. Stück, Nr. 2, vom Jahre 1909) verfügt, daß bei grundsätzlicher Fest-Haltung einer wöchentlich 54 Stunden betragenden Arbeitszeit diese an Samstagen nur mit 6'/„ Stunden zu bemessen ist, und zwar bei den Hauptwerkstätten in Wien, St. Pölten und Gmünd mit elektrischer Zentrale, ferner bei deä Betriebswerkstätten der Heizhäuser in Wien I, Wien II, Hütteldorf mit Heiligenstadt und Hainfeld. ; Bei allen anderenReparaturwerkstättenbetrieben des hiesigen Bezirkes, und zwar bei den Heizhausexposituren St. Pölten, Sig-mundsherberg, Krems und Pöchlarn, bei den Zugförderung»-stationen Scheibmühl und Gutenstein, sowie bei den Betriebsleitungen Waidhofen an der 8)663 und Zwettl ist die wöchentlich 54 Stunden Betragende Arbeitszeit nach Punkt 2 des vorzitierten Erlasses vom 30. Dezember 1908 in der Weise zu bemessen, daß au allen Werktagen, einschließlich des Samstages, je 9 Arbeitsstunden zu leisten sind. Wien, am 4. Mai 1909. (Zahl 10054—IV.) Der k. k. Staatsbahndirektork K h i t t e l. Von den Buhucrhaltungsp rosessiouisten der k. f. «fnitfvBnljnen wird uns geschrieben: Die Bahnerhaltuugs-vrvsessionisjen erlauben sich an das hohe k. k. Eisenbahnministerium die Anfrage zu richten, warum sie nicht dieselben Rechte in Bezug auf Arbeitszeit und Lohn genießen wie die Professionisten in den Werkstätten, sondern als Arbeiter zweiter Güte behandele werden, obwohl sie ebenfalls qualifizierte Arbeit leisten müssen und von ihnen ebenfalls der Nachweis der Erlernung ihres Handwerks gefordert wird. Auch müssen sie ihre Arbeit fast immer selbständig verrichten, was doch auch erhöhte Verantwortung in sich birgt. Ju der vollkommenen Ueberzeugung, daß die Dienstleistung der Vahnerhaltungsprvfessionisten auch von der Vorgesetzten Behörde entsprechend gewürdigt wird, bitten diese zurückgesetzten Kategorien, das hohe k. k. EisenbahnininisteriUm wolle ihnen endlich dieselben Rechte einräumen, welche die Werkstättenprofessionisten schon lange besitzen: nämlich erhöhten Anfangslohn, Vorrückuugs-sristen und Stabilisierung. Als ein Schlosser der BahnerhaltungSsektion Wien I den Versuch unternahm, bei der Werkstälte Et. Pölten unterzukommen, wurde ihm mitgeteilt, daß laut Auftrag der k. k. Staatsbahndirektion keine Professionisten von der Bahnerhaltungssektion ausgenommen werden dürfen. Bei dieser Gelegenheit frag der betreffende Herr Vorstand den Petenten, wie lange er bei der Bahn sei und welchen Lohn er beziehe; aus die Auskunft, daß er schon zehn Jahre diene und einen Lohn von Kr. 3’60 beziehe, äußerte sich der Herr Vorstand, so hoch sei bei ihnen der Au-sangstohn. Unter solchen Verhältnissen ist cs begreiflich, daß die betroffenen Professionisten 'Aufklärung wünschen, was sie verschuldet haben, daß man ihnen jedes Fortkommen erschwert. Statt daß solche Arbeiter, welche schon lange Zeit dem Staat dienen, den Vorzug vor Neuaufzunehmenden für die Werkstätte bekommen sollen, verfügt mau das gerade Gegenteil und verbittert diesen Parias ihren schweren Daseinskampf noch mehr. Das Bestreben jedes einzelnen, vormärtszukommen, sich seine Lage allmählich zu verbessern und seine Familie halbwegs zu ernähren, spornt entschieden mehr zur Dienstwilligkeit an, als dies ein Dutzend Aufseher vermöchten. Dieses Bestreben ist auch die Ursache, warum die Bahnerhaltungsprosessiomsten in die Werkstätten zu kommen trachten, weil dort doch bessere Verhältnisse herrschen. In den Werkstätten werden doch auch Hilfsarbeiter stabilisiert, bei uns noch nicht einmal die Professionisten. Man muß sich vor den Kollegen der Privatbetriebe schämen, zu sagen, daß man nach zehnjähriger Dienstzeit einen Lohn von Kr. 3 60 bezieht. Wenn die Vorgesetzte Behörde findet, daß aus dienstlichen Rücksichten die Uebcrfetzung in eine Werkstätte nicht tunlich ist, so ist dies nur ein Beweis, daß auch die Bahnerhaltung gut geschulte Professionisten sehr notwendig braucht und dieselben aus diesem Grunde nicht gern ziehen laßt. Es resultiert aber auch aus dieser Verwendbarkeit die Folgerung, die betroffenen Arbeiter für ihre Brauchbarkeit nicht durch Verfügungen zu bestrafen, sondern sie ihren Berufskollegen gleichzustellen, womit der Wunsch nach einer Werkstätte sofort aufhören würde. Die Bahnerhaltungsprofessionisten hoffen zuversichtlich, daß das k. k. Eifenbahnminislerium bei Prüfung dieser Tatsachen zur Einsicht kommen wird, daß es hoch an der Zeit fei, hier Wandel zu schaffen. Die Zustande der Station Wie» der Oestcrreichischen Nordlvestbah». Am 22. April 1909 verunglückte der Wagenputzer, Verschiebersubstitut F. Schmied beim Kuppeln von Waggons, so daß er gräßlich zugerichtet tot am Platze blieb. Vor einigen Monaten verunglückte gleichfalls der Overoerschieber Gustav Souöek und büßte den rechten Fuß ein. Es mehren sich in der letzten Zeit merklich die Unglückssälle, und da muß man den Ursachen derselben nachgehen, wobei nachstehendes zu konstatieren ist. Mit dem sich stets steigenden Verkehr hat die Station, besonders die Lastenseile, nicht Schritt gehalten in der Ausgestaltung des Bahnhofes. Die Geleiseanlagen sind nur um Unbedeutendes vermehrt worden. Die Beleuchtung ist eher für einen Friedhof passend als für einen Residenzbahnhof. Die Kanalisierung jehtt ganz. Stach größeren Niederschlagen gleicht der Bahnhof einem See. Geleise, Weichen, Drehscheiben, Straßen, Wege sind unter Wasser. Das Verschubpersoual muß mit hohen Stiefeln den Dienst versehen. Immer nach einem Zeitungsartikel kommt eine kleinere oder größere Kommission — bespricht und projektiert allerlei — aber abgeholfen wird nie. Wenn irgend ein Fabrikant ein oder zwei Lampen zur AuSprobierung der De. N. W. B. zugesendet, ist eine Zeitlang ein kleiner Teil besser beleuchtet, wie es aber zum Astkauf kommt — tritt wieder Finsternis ein. Selbst die Haltestellen Strebersdorf und Bisamberg haben je zwei Washington-Lampen — aber der Wiener Frachtenbahnhof wird mit spärlichen Gaslämpchen „beleuchtet". Beim Unglück Schmieds ist mich noch die mangelhafte Einschulung schuld. Kaum daß einige Tagtouren gemacht sind, muß der den Bahnhof noch nicht kennende Wagenputzer die Nachttour machen, und da ist es nicht ivunderzunehmen, wen» etwas geschieht. Der Sparwut halber müssen die Wagenputzer oft aussehen — denn zum Ausbilden der Leute zum Verschub-dienst, hat die löbliche Direktion kein Geld. So sieht cs im Reiche der Gottheit Willronseder aus und nicht besser ist es im Reiche der Gottheit Largetporer In den Magazinen wird Personal und Arbeiter gehörig ausgezogen. Selbst kleine Verbesserungen, welche sich die Untergebenen des in den Wolken thronenden „Magazins-Pascha" früher erworben haben, werden wieder weggenommeu. Die Sonntagsruhe der Beamten, Magazinsmeister und Magazinsaufseher wurde durch längere Zeit im größten Ausmaß bewahrt, jetzt wo allerorts die Sonntagsruhe ausgedehnt wird, wird sie hier mutwillig eingedämmt. Von dem Akkordverdienst werden eine Legion Nachtwächter, Kanzleidiener, Teppichklopfer, Bediente für Oberbeamte bezahlt, natürlich können die Magazinsarbeiter arbeiten, daß die Schwarten krachen, aber die Verdienste schmelzen zeitweilig zusammen wie der Schnee im März. Für die famosen Nachtwächterkontrollen bekommen die Bediensteten gnädigst das Sperrgeld, ebenso für den Milchrampendienst. Es wären noch ganze Spalten zu schreiben über die „Herren", aber wir werden uns einiges für später aufheben. Während draußen viele kleinere Vorstände ein Herz für die Bediensteten haben, werden in Wien von den zwei Gewaltigen die Bediensteten und Arbeiter gehörig ausgewnrzt, dafür aber bekamen sie — den Nnterstützungsverein „Fackel". Für die Lebenden die Dunkelheit und für die Toten die „Fackel". Wir aber wollen für die Lebenden die „Fackel" — daß es hell wird — und für die Toten — die Ruhe. Würde unter dem Stationspersonal nicht so viel Wiener christlichsoziales Spießertum sein, so würden sich die Zustände schon lange gebessert haben, aber da bewahrheitet sich das Sprichwort: „Wie der Herr — so der Diener." Zirkulariensammlnng der k. t. priv. Oesterreichischen Nordwestbahn. (Gegenseitige Anerkennung der Übereinkommen gemäß an die aktiven Bedienst et e n d er k. k. österr. St. B., der pr. österr.-ung. St. E. G. o er O esterr. N. W. B. und S. N. D. V. B. aus g efol gt en „Legitimationen für Frauen und Kinder von Eisenbahnbedien steten" zur FahrtmitPersonal-[R e g i e=] F a h x I a r t e n.) Das hohe k. k. Eisenbahnministerium hat sich bestimmt gefunden, den im aktiven Eisenbahndienste in Verwendung stehenden gesellschaftlichen Bediensteten schon jetzt die Begünstigung zur Fahrt zum Personal-(Regie-)Fahrpreife für ihre Frauen und Kinder in der Weise zuzugestehen, daß die auf Grund des allgemeinen Fahrbegünstigungsübereinkommens vom 11. April 1907 ausgefolgten „Legitimationen für Frauen und Kinder von Eis nbahnbediensteten" zur Lösung von Personal-(Regie-)Fahrkarten auf sämtlichen im Betriebe der f. k. österr. St. B. stehenden Linien (mit Ausschluß der Wiener Stadtbahn und der Lokalbahn Unzmarkt-Mauterndors) sowie auf den Linien der priv. österr.-ung. St. E. G. ohneweiters als gültig anerkannt werden. Das Gleiche gilt bezüglich jener Legitimationen, welche auf Grund des Übereinkommens österreichischer Eisenbahnverwaltungen vom 21. November 1907 an Frauen und Kinder der mindestens zehn Jahre in ununterbrochener Verwendung stehenden Eisenbahnarbeiter zur Aussolgung gelangten. In reziproker Weise berechtigen die von der k. k. Staatseisenbahnverwaltung, sowie die von der Direktion der priv. österr.-ung. St. E. G. an die aktiven Bediensteten und an die mindestens zehn Jahre in ununterbrochener Verwendung stehenden Eisenbahnarbeiter aus Grund der zitierten Uebereinkommen ausgefolgten „Legitimationen für Frauen und Kinder von Eisen-bahndedieusteten" zur Inanspruchnahme des Regiesahrpreises auf den gesellschaftlichen Linien, sowie auf den in unserem Betriebe stehenden fremden Bahnstrecken. Ausgenommen sind jene Legitimationen für Frauen und Kinder von Bediensteten, welche von der Direktion der priv. österr.-ung. St. E. G. an die in den Fabriken, Domänen, Berg- und Hüttenwerken dieser Gesellschaft in Verwendung stehenden Bediensteten ausgestellt find. Die Berechnung der Regiefahrpreise hat in der bisherigen Weife zu erfolgen. Wien, am 18. Mai 1909. Der Direktor: _________________________________________ Dr. Zehetner. Unsere Protestbewegung. Wien - Meidling. SamStag den 22. Mai fand in Zafchkes Saal eine freie Eise n bah nerve rs am m-lung der Meidlinger und Matzleinsdorser Südbahner statt, in der Redakteur Genosse L i l l über die „Sozialversicherung und die Eisenbahner" sprach. Nach ihm sprach weiter Genosse Somitsch. Beide Redner gingen unter dem Beifall der Versammelten mit den Verschlechterungsabsichten der Regierung scharf ins Gericht. Eine weitere große Protestversamm-lnng ist hier geplant. Gmünd. Mittwoch den 19. Mai 1909 fand in den Vereinslokalitäten des Herrn Karl Hackt in Unter-Wieland eine freie Eisenbahnerversammlung mit der Tagesordnung: „Der Gesetz-entwurs über die Sozialversicherung und Stellungnahme der Eisenbahner hierzu" statt. Den Vorsitz führten die Genossen Toirych und Wagner, als Referent war Reichsratsabgeordneter Genosse H a ck e n b e r g erschienen. Genosse Hackenberg erläuterte in seinem äußerst sachlichen und sehr ausführlichen Referat die Grundzüge des Gesetz-entwurses der Sozialversicherung und wies an der Hand einer eingehenden Statistik die Schädigung nach, welche die Eisenbahner bei Gesetzwerdung dieser Reform durch die Verschleppung des Unfallversicherungsgesetzes erfahren müßten. Stadlan. Reichsratsabgeordneter Genosse R. Müller sprach am 12. Mai d. I. in einer massenhaft besuchten Eisen-bahnerverfammlung über den von der Regierung geplanten An-chlag durch die Sozialversicherung. Die Ausführungen des Reerenten Genossen Müller sowie der folgenden Redner fanden türmischen Beisall. In dieser Versammlung wurde das unmännliche Benehmen des Heizhausbeamte!! Binder kritisiert und wurde dessen Verhalten gegenüber den organisierten Bediensteten allseits verurteilt. Bischofshofe». Am 18. April fand eine öffentliche Versammlung statt, in der Genosse Ad. Müller das Referat erstattete. Derselbe besprach den Gesetzentwurf über die Sozialversicherung, sowie die Haltung einiger Bahnärzte bei Unfällen und deren Folgen. Zum Schlüsse wurde leine Resolution einstimmig angenommen, dre einen Protest der Eisenbahner gegen die schädigenden Paragraphe des Gesetzentwurfes darstellt. _______________ Korrespondenzen. Eggeubnrg. (Ein kleiner Gernegroß.) Die Wächter und Arbeiter der Strecke Limberg-Ziersdorf haben unter der Dummheit und Arroganz des provisorischen Aushilss-bahnrichtersubstituten Klein viel Unannehmlichkeiten zu dulden. Dieses Bürschchen, dessen praktisches Wissen erst durch das Mitleid der älteren Arbeiter dem allgemeinen Spott entrissen wurde, fühlt sich heute schon als „Herr Vorgesetzter". Vorteilhafter wäre es für alle und auch für Klein gewesen, wenn man diesen unfähigen jungen Mann eine längere Zeit aus die Strecke Sigmundsherberg-Eggenburg oder Ziersdorf-Ravelsbach den dortigen erfahrenen und tüchtigen Bahnrichtern zur Erlernung der verschiedenen Arbeiten zugewiefen hätte. Doch wenn man bei Herrn Obermgenieur Koppler Liebkind ist und hin und wieder einen Wächter oder Arbeiter denunziert, so gilt dies weit mehr als praktisches Wissen und fördert die Protektion. In Anbetracht deS Größenwahns trägt dieser provisorische „Aushilfsbahnrichtersubstitut" schon Rosetten, trotzdem er wissen sollte, daß jene Kategorie, der er heute noch an-gehürt, keinen Anspruch aus derartige Distinktionen hat. Wenn Klein dienstlich wo hingeschickt wird, er nennt dies „Streckebereisen", so fordert er von den Wächtern, daß dieselben mit dem Dienstbuch entgegenkommen sollen und stramm und gehorsamst sich bei diesem Hanswurst melden. Dabei beruft er sich auf einen Erlaß, der wahrscheinlich erst herauskommen soll und droht mit Anzeigen und Strafen. Wir ersuchen freundlichst, die Bahnerhaltungssektion möge den Klein entsprechend belehren, bevor man ihn auf die Strecke hinausschickt. Hannsdorf. (Ein Sozia listen töte r.) Seitdem unser Bahnmeister sein angebliches Magenleiden in einem Bade zurückgelassen hat, will er sich eines besonderes Appetits erfreuen und würde in seinem nationalen Heißhunger jeden Tag einige Sozialdemokraten mit Haut und Haar verspeisen. Nachdem dies Kunststück an der bekannten Zähigkeit der Sozialdemokraten^ scheitern muß, sucht Herr S ch ö r g e r die organisierten Arbeiter zu entlassen. Herr S ch ö r g e r sagte einst, daß er keinen Sozialdemokraten aus seiner Strecke dulden werde, und hat diesen Worten auch die Tat folgen lassen und vor einigen Tagen fünf organisierte Arbeiter aus nichtigen Gründen entlassen. Zwei weitere Arbeiter traten aus der Arbeit freiwillig aus, weil sie die Ungerechtigkeiten dieses Bahnmeisters nicht länger ansehen wollten. Wir fordern die BahnerhaltunaSseküon auf, die Entlassung dieser Arbeiter genau zu untersuchen, damit die wirklichen Schuldtragenden zur Verantwortung gezogen werden. Sollte die so notwendige Untersuchung dieser Entlassung trotzdem unterbleiben, so wären wir gezwungen, diesen Akt brutaler Willkür unter Anführung bestimmter Daten bei der kompetenten Stelle vorzubringen. Ob dann Bahnmeister S ch v r g e r noch einmal zur Gesundung in ein Bad verreisen müßte, ist nur eine Frage der Zeit. Auf die nationale Heißblütigkeit gehört ein anständiges Duschbad. Rosenbach. (K a r a w a n k e n t u n n e l.) Ein angenehmes Arbeiten dürften die Oberbauarbeiter in dem 7960 Meter langen Karawankentunnel keineswegs haben und der Lohn von Kronen 2‘20 bis Kr. 2 50 ist gewiß für derartige Arbeiten zu gering. Während der ganzen Arbeitszeit in Rauch und Stickluft eingehüllt, ringsherum undurchdringliche Finsternis und zudem noch das Gefühl, von einem nicht avisierten Zuge überfahren zu werden, das ist das Los des Tunnelarbeiters. Wie hebt sich Gefühl und Gemüt jedes einzelnen, wenn er wieder das Licht der Sonne und die warme erfrischende Lust auf seinen Körper einwirken lassen kann. Wie freut sich jeder, daß er gesund und lebend dieses entsetzliche Loch verlassen kann. Am 23. April verkehrte im Tunnel eine Maschine als Zug 11, II. Teil, ohne jedes Aviso. Nur dem Zufall, daß zwei Bahnrichter zwischen der Arbeitspnrtie und der Maschine standen, ist es zu danken, wenn die Maschine nicht unter die Arbeiter hineinfuhr. Welch entsetzliches Unglück könnte da passieren. Von den 25 bis 30 Arbeitern wären wohl wenige mit heiler Haut davongekommen. Ueberhaupt ist die Fürsorge für die Tunnelarbeiter eitel Mumpitz, so sind zum Beispiel für 25 bis 30 Arbeiter nur 16 Schutzmäntel herausgegeben, zur Winterszeit ist ein Wärmeraum vorhanden, jedoch kein Brennmaterial,' auch Badehäuser sind da, doch fehlt die Einrichtung dazu. Diese vielen Uebelstände könnten bei einigem Entgegenkommen leicht behoben werden, es bedarf hier nur des festen Willens der maßgebenden Personen. Auch haben wir einen Bahnrichter, der mit Vorliebe die organisierten Arbeiter sekkiert und denunziert. Wir möchten diesem Herrn Stecher den freundlichen Rat erteilen, die Organisation und die Arbeiter nicht weiter zu beschimpfen, sondern die Oberbauarbeiter als Menschen zu behandeln. Wenn er imstande ist, etwas zu bessern, so könnte er bei feiner Person so manches nachhelsen. Karlsbad.(Ein Mahnwort an unsere Kollegen.) So mancher Kollege, der von Karlsbad und seiner Bedeutung und Pracht als Weltkurort gehört oder gar gesehen hat, dürfte leicht in Versuchung geraten, die hiesigen Eisenbahner ob ihres gepriesenen Domizils zu beneiden. Doch neben dem zur Schau ausgestellten verschwenderischen Luxus find«! wir insbesondere in den unteren Schichten überall Not und Elend. Die Lcbensbedingungen sind durchaus nicht besser wie in anderen Stationen, karger Lohn, teure Lebensmittel und teure Wohnungen, mitunter brutale Behandlung sowie die weitverbreitetste Protektionswirtschaft, alles ist in Karlsbad vertreten. Unter diesen Umständen wird manchem Bediensteten die Freude an den Schönheiten der Kurstadt vergällt und er läßt dann seinem Unmut bei der Arbeit oder in der Kaserne freien Setttf. Dieses Schimpfen und Kritisieren auf diese Weise hat jedoch keinen Ersolg, höchstens den, daß man von einem politischen Gegner denunziert wird. Wer den bestehenden Uebelständen den Garaus machen will und dauernde Verbesserungen sür die Bediensteten zu erreichen anstrebt, der schließe sich unserer Organisation als klaffen-bewußter Kämpfer an, beim Allgemeinen Rechtsschutzverein findet er seine Vertretung. Es genügt durchaus nicht, wenn roti am Wahltag unsere Pflicht mit dem Stimmzettel erfüllen und dann ruhig oder gar teilnahmslos den Ereignissen freien Lauf lassen, nein, im Gegenteil, ein jeder muß seinen Mann stellen und zu jeder Zeit und an jedem Ort sür die Allgemeinheit eintreten. Wir haben, wenn wir weitere Erfolge erzielen wollen, noch vieles zu lernen und uns gegenseitig auszuklären, darum hinein in die Organisation, damit wir unsere Feinde kennen lernen. Karlsthal (Schlesien). Alljährlich wird unser romantisches Oppathal von taufenden Sommerftischlern besucht, die sich sür gutes Geld eine entsprechende Wohnung und genügende Nahrung leisten können. Während des Aufenthaltes dieser Sommerparteien steigen die Preise sür Milch, Butter, Eier u. s. w. ins Unendliche und der arme Teufel von einem Eisenbahner muß infolge seines geringen Einkommens auf diese Nahrungsmittel ganz verzichten oder minderwertige Surrogate einkausen. Hauptsächlich die Löhne der Magazins- und Oberbauarbeiter sind elende zu nennen, da dieselben schlechter als die Arbeiter beim Privatunternehmer bezahlt werden. Die Magazinsarbeiter müssen öfters Tag und Nacht hintereinander arbeiten uud erhalten dann einen halben Tag zum Ausruhen und dies kommt bereits jeden dritten oder vierten Tag vor. Die Oberbauarbeiter werden zumeist nur im Sommer beschäftigt und sind im Winter oft der bittersten Not preisgegeben. Die armseligen Verhältnisse der Bahnarbeiter in hiesiger Gegend sind bereits sprichwörtlich zu finden. Die k. k. Staatsbahndirektion wird sreundlichst gebeten, die Lage aller Bediensteten sowie deren Lebensbedingungen einer eingehenden Untersuchung zu unterziehen und eine Regelung der Löhne ehestens durchzuführen. Hohenstadt. AuS Hohenstadt wird uns gemeldet, daß der Stationsvorstand Herr Hartmann die Bediensteten in der ordinärsten Weise vor dem Publikum beschimpft. DaS Stationspersonal erwartet jeden Morgen mit ängstlicher Spannung, wie der Herr Vorstand gelaunt ist und wehe dem armen Teu el, der dem schlechtgelaunten Ehemann zuerst in die Hände fällt. „Trottel, Esel, Schasskops" sind die gebräuchlichsten Titel, mit denen die Bediensteten bedacht werden. Daß derartige Beschimpfungen nicht geeignet sind, baS Ansehen der Eisenbahner zu fördern, jst erklärlich. Empörend jedoch ist eS, wenn ein noch sehr junger Assistent der erst kurze Zeit in Hohenstadt ist, sich bemüht, die rohen Ausdrücke des Herrn Vorstandes noch zu übertreffen. Oder glaubt dieser Jüngling, sich durch Nachäffung solcher Gemeinheiten die notwendige Protektion leichter zu erringen? . Marburg II. (Ein unterbliebener Fackelzug.) DaS gesamte Personal der Station Marburg (Hauptbahnhos) sieht mit schwerem Herzen dem Scheiden des Stationschefs, Herrn kaiserlichen Rates S c i d l e r, entgegen und bedauert, daß es .infolge Geheimhaltung der Abreise nicht in der Sage war, dem Herrn Sei dl er eine entsprechende Abschiedsfeier zu bereiten. Alle Bediensteten, die wahrend des Wirkens des Herrn kaiserlichen Rates mit Schimpsworten oder Ohrseigen beteilt wurden, wollten vollzählig erscheinen. Ebenso wollten einige bekannte Jungfrauen Herrn S e i d l e r als Verehrer deö schönen Geschlechtes ihre Huldigungen darbringen. Herr Seidl er hat während seines Aufenthaltes das Marourger Personal uach allen Regeln der Ausbeutungskunst niedergehalten, er duldete nicht den geringsten Widerspruch und sein Mund wie seine Hand waren immer schlagfertig. Ein herzliches Lebewohl auf Nimmerwiedersehen und wir werden jedesmal bei Nennung des Namens S e i d 11 r den Gott der Eisenbahner bitten, bei der nächsten Versetzung diesem Herrn den blauen Bogen zu schicken, damit er in aller Ruhe Nachdenken kann, wieviel Familien durch seine Rücksichtslosigkeiten unglücklich i gemacht wurden. Möglich, daß er sich bei dem Innsbrucker Personal, das über eine stramme Organisation verfügt, die Hörner einrennt. Eggenburg. (Aufforderung.) Herr Johann Malderte, Bahnerhaltungsschmied in Eggenburg, wird ausgesordert, seine Verleumdungen gegen den Ausschuß zu unterlassen, da im Wiederholungsfälle gerichtliche Schritte eingeleitet werden. DerOrtsgruppenausfchuß. Leoben. (Todesfall.) Der Tod hat wieder in beit Reihen der organisierten Eisenbahner eine Lücke gerissen. Am 20. Mai wurde in Leoben Genosse Florian Li tschau er, Magaziitsmeister der k. k. Staatsbahn i. R. und Gemeinderat in Donawitz, zur letzten Ruhe geleitet. Genosse L i t s ch a u e r war einer der ältesten Genossen der Eisenbahnerorganisation. Schon vor deren Auslösung Mitglied, war er auch nach dem Wiederaufbau der Organisation ein treues und opferwilliges Mitglied. In früheren Jahren war Genosse Li tschau er eisrig tätig bei der Werbearbeit; in letzterer Zeit beteiligte er sich weniger hervorragend, doch war er in allen schwierigen Lagen ein strammer und überzeugter Parteigenosse. Durch mehr als neun Jahre war er Mitglied deö Donaivitzer Gemeinderates, wo er stets als ein eifriger Anwalt der Arbeiterschaft wirkte. Wie allgemein beliebt dieser wackere Parteigenosse war, zeigte sein Leichenbegängnis. Die dienstfreien Eisenbahner und Postbediensteten, Vertreter der Partei, der Donawitzer Gemeinderat mit dem Bürgermeister Dr. Buchmüller an der Spitze und eine ungeheure Menschenmenge gaben diesem braven Genosten das letzte Ehrengeleite. Zahlreiche Ltranzspenden, von der Ortsgruppe Leoben des Allgemeinen Rechtsschutz- und GewerkschastS-vereines sür Oesterreich, von der Donawitzer Gemeindevertretung, von den Hausparteien, von den StationSbrdiensteten und von mehreren Privaten, legten Zeugnis ab, in welchem Ansehen der | Verblichene bei allen, die ihn kannten, stand. , Sehr befremdend wirkte es auf alle Teilnehmer am Leichenbegängnis, daß nur ein einziger Beamter (und das war eilt Pensionist) in Uniform daran teilnahm. Genosse Litschauer hätte es schon verdient, daß ihm auch die Beamten die letzte Ehre erwiesen hätten, denn wenn ein Eisenbahner lvie Genosse Li tschau er 33 Jahre treu und redlich dem Staate gedient hat, so könnte man meinen, daß sich auch die aktiven Beamten gar nichts vergeben hätten, wenn sie dem pensionierten MagazmS-meister, von dem sie immerhin so manches lernen konnten, das letzte Ehrengeleit gegeben hätten. Oder war vielleicht die Angehörigkeit zur sozialdemokratischen Partei des Genossen Li,t-f ch a u e r für die Beamten ein Hindernis, am Leichenbegängnis teilzunehmen? Die organisierten Eisenbahner und die sozialdemoMtiiche Arbeiterschaft von Leoben und Umgebung werden das Andenke» dieses wackeren Genossen in Ehren halten. Die Erde sei ihm leicht 1 „ „ , . „ Wien. (Ein netter Bahnarzt.) Zu wiederholten« malen und von mehreren Seiten sind uus von Eisenbahnern des XIII. Bezirkes Klagen über den Bahnarzt Herrn Doktor Sachs zugekommen. Insbesondere sind es Frauen, die sich übereinstimmend über das Benehmen des Bahnarztes beschweren, hauptsächlich dann, wenn cs sich um die Behandlung von Kindern handelt. So wird uns mitgeteilt, daß man selbst in schweren Fällen zwei bis dreimal den Herrn Dr. S a ch s verständigen muß, der dann erst in drei bis vier Tagen endlich kommt. Unter solchen Umstanden sind die Mitglieder der Krankenkasse gezwungen, einen anderen Arzt herbeizurusen, was weder im Interesse der Mitglieder, noch der Kasse gelegen ist. Auf unsere Anfrage wird uns mitgctedt, daß diese Beschwerden gerecht sind und bereits in jeder Sitzung der Lokalkommisston ein oder mehrere Beschwerden vorgebracht werden, doch ist trotzdem keine Besserung von seiten dcS Herrn Doktor © ach 8 zu erwarten. Man spricht allgemein von etner sehr hohen Protektion und da soll angeblich nichts angreisen. , Die Mitglieder der Kasse sind jedoch anderer Meinung. Schädlinge der Krankenkassen, ob Mitglied oder Doktor, zu denen man kein Vertrauen haben kann, sind möglichst unschädlich zu machen, wenn die Kasse als segensreiche Institution gelten fcll. 2jett00ltunß rvkd deshalb ersucht, die vorgebrachten Beschwerden der Mitglieder zu untersuchen, damit die verschiedenen kursierenden Meinungen nicht als berechtigt erscheinen. '•»rnft in Tirol. Vor kurzer Zeit wurden bei Zug 18» fünf mit Vieh beladene Wagen abgestellt. Ucber Auftrag des ^nstruktionsoberkondukteurs Peintner sollten diese Wagen b,8 aut Magazinsrampe rollen. Doch die eigen innigen mit Viel) be= laden-n Wagen rollten bis zur Station Roppen, wo dieselben in-folge der Steigung bei Wächterposten 34 zum Stillstand kamen, »um größten Glück konnte der Schnellzug 309 noch rechtzeitig in der Station Roppen angehalten werden. ,, Stadlan. In unserer Station ist der Weichenturm l chne Abort und Wasserleitung. Der betreffende Bedienstete muß im Bedarfssalle über den Einftiedungszauu klettern, um in das Wächterhaus, wo sich Abort und Wasser be,inden, zu gelangen. Nachdem das Entfernen vom Dienstort mstruttioMwidrig ist, so wäre es ein Gebot der Notwendigkeit, wenn der Weichenturm 1 in der Station Stadlau mit einem Abort und Wasserleitung ausgerüstet würde. Da ßsolche Sachen erst immer separat verlangt wer °"d^cherböden. Auf den Linien der k. k. Staatsbahnen im Oberinntal finden »vir heute noch die armselige Stationsbeleuchtung. wie selbe vor 30 Jahren bei der Eröffnung als zweckdienlich gelten konnte. Während die kleinsten Orte und Hauser mit elektrischem Licht beleuchtet sind, im Zisterzien,erstist Stams bereits die Ställe, finden wir in der Station Telfs immer noch die Erdölftinsen. die im Verhältnis zur Elekttizität eme gro»e Rückständigkeit bedeuten. Ebenso verhält es sich mit den Bedürfnisanstalten, deren Umgestaltung höchst notwendig wäre. Wir würden der Staatsbahndirektion in Innsbruck ftyr dankoar fein, wenn dieselbe in den Mittelstationen mit den altertümlichen Einrichtungen ausräumen würde. Graz. (Ladescheinschreiber der Sudbahn.) Endlich einmal sangen die Schreibkräfte der Südbahn (Ladescheinschreiber, AuShilssschreibcr it. s. w.) sich an zu rühren, um sich zu organisieren. Die armen Hascherl waren vielfach der Meinung, daß die Organisation mir sür den exekutiven Dienst gehört, ia einige fanden eS unter ihrer Würde, durch eine stramme Organisation Erfolge zu erreichen, in der festen lieber-zeugung, daß durch Bauchrutsche» und Speichelleckerei bedeutend mehr erreicht werden kann. Für den einzelnen mag dieses unmännliche Vorgehen von Vorteil fein, für die Gesamtheit ist eS ebenso schädlich wie verwerflich. Trotzdem das Verständnis zur Organisation unter den Schreibern der Süddahn vollständig zu fehlen scheint, gestatten sich die Grazer Kollegen, an alle Schreiber der Südbahn da'3 freundliche Ersuchen zu richten» darüber einig Seite 10 »Der «nrenoaytrs».* Nr. 15 Au werben, dah eine allgemeine Besprechung der Schreiber in Marburg stattfinven könne. Pflicht der organisierten Kollegen ist es, die hierzu notwendigen Schritte einzuleiten. Wernsdorf. (K. k. Nord bahn.) Da der Herr Stationsgewaltige dieser Station in der Hoffnung lebt, nicht mehr lange Stationsvorsteher zu sein, glaubt er sein Mütchen an seinen Untergebenen auszulassen, indem er seine Stationsarbeiter gleich den Tieren behandelt. Der Sachverhalt ist folgender: Der Stationsarbeiter Vinzenz K o c i a n übernahm am 5. Mai um 10 Uhr nachts den Dienst als Weichenwächter. Als Zug 2285 ordnungsgemäß eingefahren war, gab er wieder Einfahrt für den nächsten Zug 228511, da er annahm, daß dieser im Intervall folge; nach dem Glockensignal konnte er sich nicht richten, da selbes nicht funktionierte, und für den (Segcnzug 2284 war noch kein Signal da. Weil es heftig regnete und der Weichenwächter samt dem Stellwerk nur den Himmel zur Deckung hat, begab er sich, im besten Glauben, seinen Pflichten nachgekommen zu sein, m die nur einige Schritte entfernte Berfchieberkaferne. Kaum dort angekommen, vernahm er von der Gegenrichtung das Signal für den Zug 2284; auf das hin war er im Begriffe, sich zum Stellwerk zu begeben, um wegen eventueller geänderter Einsahrts-disposition am Platze zu sein. Er kam aber nicht weit, denn schon in der Tür traf er den Zugsexpedienten, Herrn Stationsvorsteher atu Besch, der ihn fragte, was er da tue; dieser antwortete: „er wollte sich im Augenblick zum Stellwerk begeben". Der liebenswürdige Herr Stationsvorsteher liest ihn gar nicht sprechen, sondern überschüttete ihn mit Schimpfnamen und gab ihm einige ■»toste in die Bauchgegend. Da sich aber der Weichenwächter eine solch freche Behandlung nicht gefallen lassen wollte, indem er kürz erwiderte, der Herr Vorstand möge Befehle erteilen, aber stoßen und schimpfen lasse er sich nicht, bekam er dafür einige Fußtritte; ja dieses genügte ihm noch nicht und er gab dem Weichenwächter mit der Faust einige Hiebe ins Genick. Wir fragen die k. k. Nordbahndirektion, ob cs eines Stationsvorstandes würdig ist, seine Untergebenen zu prügeln. Oder ist noch das Faustrecht in WernSdors aufrecht? Wir wundern uns nur über die Kaltblütigkeit des Arbeiters und daß der Stationsvorsteher mit der bloßen Haut davongekommen ist. DaS Personal ermahnen wir, sich zu organisieren, denn wenn alle einer mächtigen Organisation angehören möchten, wäre dieser Fall sicher nicht vorgekommen. Graz, Südbahn. (Skandalöse Zustände auf derSüdbahnstreckeGraz-KalSdorf.) Bekanntlich verunglückte am 3. Mai bei einer Brunnenarbeit in der Haltestelle Abtissendorf der Bahnzimmerer Karl Merk, der in den 14 bis 16 Meter tiefen Brunnen abstürzte und glücklicherweise mit der Verstauchung eines Fußes nebst mehrfachen Hautabschürfungen davonkam. Der Brunnen war schon längere Zeit schadhaft. Ein Brunnenrneifter soll angeblich bestellt worden sein, kam aber nie zum Vorschein. Der Stationsleiter litt aber an Wassermangel und trieb daher begreiflicherweise auf die Neperatur des Brunnens. Ein paarmal erhielt Merk durch den Bahnmeister indirekte Andeutungen, als solle er den Brunnen reparieren, wozu sich Merk aber nicht recht bequemen wollte, weil er doch kein Fachmann ist. Als er aber am Samstag den l.Mai neuerdings den Wunsch nach Reperatur des Brunnens wahrnahm, erklärte er sich bereit, ihn am Montag den 3. Mai herzurichten, und stellte zugleich an den Bahnmeister Linder das Ersuchen, das erforderliche Material durch vier Mann mit dem Bahnwagen zusührcn zu lassen. DaS meiste Material, wie Ketten und dergleichen, mußte aber bei den Bauern in Abtissendorf ausgeliehen werden, weil unter Bahnmeister Linder wenig oder gar nichts vorhanden ist. Wenn übrigens Herr Linder richtig handeln wollte, so hätte er diese Arbeit dem Merk überhaupt verbieten sollen, weil er doch kein Fachmann ist. Karl Merk ist derselbe Bahnzimmerer, dem Bahnmeister Linder im Sommer des vorigen Jahres den Semaphor zu streichen besohlen hat. Auch damals fehlten die nötigen Gurten und als sie von Merk verlangt wurden, trug chm Herr Linder einen alten Strick an, den zu nehmen sich Merk aber weigerte, weil er schon einmal von der Gendarmerie ber einer solchen Arbeit wegen Mangels an Sicherungsmitteln beanständet wurde. Die Folg« dieser Weigerung war, dah Merk sofort seinen Arbeitsplatz verlassen und fünf Tage zu Hause bleiben, mußte, als Strafe dafür, weil er sich vor einer Körper-beschädigung, wenn nicht gar vor dem Tode schützen wollte. Auch das war keMe Arbeit für einen Zimmerer, der doch kein Anstreicher ist. Im allgemeinen ist aber Herr Linder so schlau, daß er zu ähnlichen gefahrvollen Arkwiteri einen direkten Besehl nicht erteilt, ihn wohl aber indirekt zu verstehen gibt. Der Mann wird einfach als fauler Kerl gestempelt und fliegt eines schönen Tages aufs Pflaster. Daß es so ist, beweist schon der Umstand, daß Linder am 15. April d. I. den Maurer Silvester Staub 14tägig einzig und allein deshalb kündigte, weil er ihm zu langsam war. Der Herr Linder will um 3 Kr. Taglohn flinke und tüchtige Professionisten, die außerdem die Eignung besitzen, der Südbahn, beziehungsweise der Grazer Bahnerhaltungssektion, eine Reperatur eines Objekts ohne Material herzustellen. Ter gekündigte Maurer Staub wollte es versuchen, mittelst Gesuches an die Sektion seine Kündigung rückgängig zu machen. Herr Linder zog es jedoch vor, das Gesuch acht Tage in der Tasche zu tragen und dann mit der Bemerkung zurückzustellen, daß es nichts helfe, statt es dem Sektionsvorstand zuzumitteln. Freilich hätte es nichts geholfen, iveil Staub es nicht verstand oder es nicht verstehen wollte, mit Eiern zu pflastern. Die Leute werden auch zu sogenannten MurkSarbetten verwendet, die sich kaum lohnen dürsten, der vorgeschriebenen Verrechnungsmethode 311511= führen. So zum Beispiel werden Leute dazu verwendet, alte Häfen und Pfannen, die nicht mehr wert sind, als sie dem Düngerhaufen zu überliefern, zu flicken und zu löten. GraSputzerinneu gehen Tannenzapfen und Beeren suchen u. s. w. Gewiß haben Vorgesetzte daS Recht, Leute für ihre Zwecke zu mancherlei Arbeiten zu verwenden, was jedoch im Schichtenbuch entsprechend zu vermerken ist. Ob all das auch auf dieser Strecke so prompt durchgesührt wird, wissen ivir nicht. Fest steht aber, daß aus dieser Strecke eine unglaubliche Wirtschaft herrscht. Wie lammen die Leute dazu, daß sie Herrn Linder alles mögliche ins Haus schassen sollten? Herr Linder ersucht sie ja sehr freundlich, und wie es jedem geht, wenn er sich weigern würde, wissen wir ja. Will Herr Linder als Vorgesetzter seine Autorität gegenüber den Bediensteten wahren, dann darf er sich aus all diese Dinge nicht einlassen. Ganz einwandfrei ist Herr Linder nicht. Wissen wir doch, was er mit den Arbeitern auf der Linie Spielseid— Radkersburg gemacht hat; 10 bis 12 Kr. ließ er den armen Teufeln dort pro Monat ins Verdienen bringen. Hätten die dortigen Arbeiter nicht mitleidige Geschäftsleute und Bauern gesunden, so wären sie buchstäblich verhungert. Und nun versucht er sein Unwesen auf der Strecke Graz—KalSdors fortzufetzen. Die Baudirektion der Sudbahn, wenn sie sich nicht zum Helfershelfer stempeln lassen will, wird sofort eine strenge Untersuchung dieser Mißstände einleiten müssen. Die Arbeiter sind bereit zu arbeiten, aber sie verlangen Gerechtigkeit von ihren Vorgesetzten. Sie wollen keine Heuchelei und Schmeichelei, sondern gleichartige Behandlung und Bezahlung dessen, was ihnen gebührt. Bodcnbach, St. E. G. (Lebew 0 h l.) Anläßlich der Versetzung des Adjunkten Herrn B 0 d m.0,»n von Bodenbach als Stationsvorstand nach Martha-Mohren, suhlen wir uns veranlaßt, ihm, weil wir mit ihm durch einige Jahre im besten Einvernehmen Dienst gemacht haben und ihn stets als einen zwar strengen, aber dafür auch als einen gerechten Verkehröbeamten kannten, ein herzliches Lebewohl nachzurufen; mit dem Gefühl, daß Herr B 0 d m a n n in Martha-Mohren ebenso ein gerechter Stationsvorstand fein werde, wie er es in Bodcnbach war, beglückwünschen wir daö dortige Dieustpcrsonal zu ihrem neue» Stationsvorstand. Das Personal der St. E. G. in B0denbach. Brnck a. d. Mur. (Ehrung des S r a t i o n s ch e f 8.) Ueber Verfügung der Direktion wurde der Stationschef Herr Johann Keift in gleicher Eigenschaft nach Marburg verseht, «ei den Eisenbahnern von Brnck a. d. Mur sowie auch in Stadt- kreisen wird dies sehr bedauert, andererseits aber wieder freudigst begrüßt, da es wieder ein Schritt nach vorwärts ist und den Marburgern ein solcher Chef herzlich gegönnt wird. Die Brücker verlieren in ihm einen Chef, wie vorher noch keiner da war. Anläßlich seines Scheidens wurde ihm am 15. Mai von der Beamtenschaft, Unterbeamten, Dienern und Arbeitern in dankbarer und ehrender Würdigung seines verdienstvollen Wirkens ein großer, prachtvoller Fackelzug mit der vollständigen Stadtkapelle gebracht. Um halb 8 Uhr begann die Ausstellung und Ausrüstung und um halb 9 Uhr der Abmarsch vom Hauptplatz. An der Jjpitze marschierten die Beamten flankiert mit Lampions, dann oie Musik, beleuchtet mit Oelsackeln, hernach die Unterbeamten Diener und Arbeiter. 300 große verschiedenfarbige Lampions boten eilt farbenprächtiges Bild und schloß sich dem Zuge eine große Menschenmenge aus allen Kreisen an. Ausstellung wurde am Bahnhosplatz vor der Wohnung im Halbkreis, Musik, Beamte und Unterbeamte in der Mitte, genommen, wonach Konzertstücke zum Vortrag kamen. Während allem dem wurde am Schloßberg ein prachtvolles Feuerwerk abgebrannt und die schönen Partien des Berges bengalisch beleuchtet. Eine Deputation aus allen Kategorien begab sich in die Wohnung, um dem Herrn Stationschef zu dem am 17. Mai stattgefundenen großen Abschiedsbankett die Einladung zu überreichen. Beim Rückmarsch zum Hauptplatz behufs Auslösung des Zuges blieben die Beamten ferne und wurde bei dieser Gelegenheit dem Bahnarzt Herrn Dr. Martin B e r t h a in Ansehung seines humanen Wirkens, besonders für Familienangehörige, ein Ständchen gebracht. Das Bankett am 17. Mai im „Hotel schwarzer Adler" bot ein gar seltenes Bild und gab beredten Ausdruck, wie hoch der Herr Stationsches Keift im Kreise seiner Untergebenen au Dankbarkeit und Hochachtung einzuschützen ist. Aber auch durch die große Anteilnahme aller Spitzen der behördlichen Acmter, Schulen, Gremium der Kaufmannschaft, Bürger rc. zeigte es sich, wie beliebt und geachtet der Gefeierte in allen Kreisen war. Den musikalischen Teil stellte die Mürzzuschlager Eisenbahnkapelle in bekannt famoser Leistung bei und wurde außer den Ansprachen der Abend noch durch humoristische Vorträge von Bediensteten und dem Hisch-Ouartett mit Gesang verschönt, wobei auch der reichen Blumeu-spendcn gedacht werden muß. Nun noch einige Worte dem Wirken dieses verdienstvollen Mannes. Gewiß ist, daß seltene Eigenschaften ihn befähigten, ein Stationschef zu sein, wie er sein soll. Ruhe, Besonnenheit und Würde zeichneten ihn neben großer Herzensgüte ganz besonders aus, die er auch in den verworrensten Situationen zu bewahren ivußte. War er in puncto Pflichterfüllung strenge, so wußte cr seine Anordnungen aber stets so zu halten, daß es jedem leicht war, daraus die Pflicht des Chefs, das Wohl des Dienstes und auch das eigene zu erkennen. Sein groß mtd nobel angelegtes Naturell war nie zu haben, Bedienstete wegen nichtssagender Lappalien zu nörgeln. Nahe und Besonnenheit hat sich auch seinen Untergebenen mitgeteilt. Ihm war neben dem Bewußtsein guter und strenger Pflichterfüllung auch jenes eigen, daß der Bedienstete auch Bedürfnisse hat und immer stellte er feine Kraft ungeteilt zum Wohle aller ein. Und so kam es, daß cr mit seiner nie ermüdenden Fürsorge für den Dienst und seine Untergebenen Grundlagen geschaffen hat, aus denen Liebe und Hochachtung für ihn entsprossen sind. Er hat den Beweis erbracht, daß es auch bei schwierigen Verhältnissen möglich ist, solch edle Motive als Bindemittel zwischen Ches und Personal zum Wohle des Dienstes und der Menschen zu stellen. Dazu gehört ein starker Wille, Menschenfreundlichkeit und ein ganzer Mann. Dankbares Erinnern und Hochachtung für ihn werden fortleben bei allen, die unter ihm gedient und neben ihm gelebt haben. Wohl ihm, seiner liebenswürdigen, hochachtbaren Familie und der Station Marburg! A. S. Versammlungsberichte. Grnschach. Die Ortsgruppe des Allgemeine» Rechtsschutz-und Gcwerkschastsveremcs hielt Sonntag den 2. Mai im Vereinslokal ihre diesjährige Generalversammlung ab. Beim ersten Punkt der Tagesordnung wurde der Bericht der Funktionäre mit voller Zufriedenheit enlgegengcnommen. Beim zweiten Punkt: Neuwahl wurde als Obmann Genosse Mauritz Dietbolm, als Stellvertreter Anton Tann er; als Schriftführer Josef Brandl, als Stellvertreter Johann Hecht; als Kassier Max Schleifer, als Stellvertreter Joses Ecker; als Bibliothekar Johann W r a n e-schitz und als Ausschußmitglieder die Genossen Simon Wolf, Simon Brückner, Franz B r a n d a, Johann John, Michael Fischer und Johann Schabora^ gewählt. Zum vierten Punkt sprach Genosse Weigl über die Verstaatlichung und die Sozialversicherung. > Es ergeht der Nus an die Eisenbahner GrußbachS und Umgebung, sich immer so zahlreich wie diesesmal bei den Versammlungen zu beteiligen und die Frauen mehr in unsere Versammlungen eiuzusühren, damit wir auch einmal eine Frauenversammlung abhalten können. Es diene zur Kenntnis, daß alle Zuschriften an Genossen Mauritz DietHolm, Grußbach Nr. 398 zu senden find. Mannersdorf. Eine gut besuchte Versammlung, zu der auch die industriellen Arbeiter zahlreich erschienen waren, hat am 15. Mai d. I. in Herrn Nemetschcks Gasthaus stattgefunden. Die beiden Referenten. Genosse S p i e s von der Zentrale sowie Genosse Sch recken berge r ernteten für ihre ausgezeichneten Referate wiederholt stürmischen Beifall. Wien II. (Bericht derPersonalkommissions-mitglieder der k. k. N 0 r d b a h n.) In Kadermanns Saale „zum goldenen Kreuz" im k. k. Prater fand Dienstag den 18. Mai eine Versammlung der k. k. Nordbahnbediensteten statt, welche nicht nur von den Wiener Bediensteten gut besucht war, sondern zu der auch zahlreich Bedienstete der Nordbahn erschienen sind. Genosse Garon eröffnet die Versammlung mit einer kurzen Ansprache und gibt folgende Tagesordnung bekannt: 1. Berichterstattung über die am 29. und 30. April stattgcsundene Tagung der Personalkommission. 2. Anträge und Anfragen. Genosse K u b i 6 e t weist hin ans die schwierige Situation, in ber sich die Mitglieder der Personalkommission befinden, indem von ihnen Wunder erwartet und sie oben in gar keiner Weise unterstützt werden; der Redner bespricht die Verhältnisse des Lokomotivpersonals und weist auf die besonders schwierigen Dienstverhältnisse dieser Kategorie hin, deren Verdienst an variablen Bezügen um zirka 60 Prozent zurückgcgangen ist; dennoch sind aber Fortschritte gemacht worden, zum Beispiel durch die Zuziehung der Bediensteten zu den Turnuskommissionen; ebenfalls wurde beim Verschubdieust der zwölsstündige Dienst mit einer 24fiündigcii Ruhepause erreicht; ebenfalls die Entschädigung für Mehrftundenleiftung muß erwähnt werden, auch in der Behandlung des Personals und in dem Bestrasungssystem ist ein Wandel eingetreten. DaS Personal braucht nur Mut und besseres Verständnis für die Idee der Organisation zu haben und die Personalkommissionsmitglieder in ihren Arbeiten tatkräftigst zu unterstützen, und diese Institution, die heute noch keine Rechte hat. wird sich daS Recht, in Angelegenheiten des Personals mit-zusprechcn, erobern und weitere Erfolge aus dem Gebiet der Verbesserungen der Lage des Gesamtpersonals zeigen. Um das zu erreiche», empfiehlt Redner außer dem Ausbau der Organisation auch den Ausbau des Vertraueusmäunersystems, um eine bessere Verbindung mit dem Personal herzustellen; zu diesem Behuse ist die DrgamfntionSongchürigkcit und die Pflege der Solidarität notwendig. Redner fordert die Anwesenden zur strammen Organisation auf. Genosse Kupnik beschäftigt sich vorwiegend mit den Grundzügen über die Einreihung der Nordbahnbediensteten in den Status der k. k. Staatsbahn und erklärt, daß es die vornehmste Pflicht der Personalkommission ist, über die strikte Einhaltung dieser Grundsätze zn machen. Dazu ist aber eine Unterstützung der Bediensteten absolut notwendig. Um eine innigere Fühlung mit den Bediensteten nehmen zu können, ist cs not- wendig, nicht nur di« Organisation, sondern auch daS Vertrauensmännersystem auszubauen. Redner kommt im Verlaufe seiner weiteren Ausführungen auch auf die bekannte Versammlung der Offizianten in der Volkshalle zu sprechen und beschuldigt diese Bedienstetengriippe, vom Kastengeist durchsetzt zu sein und in ihrer Ueberhebuug die übrigen Kategorien der Unterbeamten zu beleidigen. Als das einzige Mittel, solchen separatistischen Bestrebungen wirksam entgegentreten zu können, ist die Organisation und eine intensive Tätigkeit in derselben. Genosse König berichtet über die Wünsche der Zugsbegleiter der k. k. Nordbahn, sowie deren Durchführung. Genosse Halle bemerkt, daß die Tagung der Personalkommission verschoben werden mußte, weil die Mitglieder der Personalkommission einige Punkte von der Tagesordnung abzusetzen wünschen und dieselben persönlich mit dem Herrn Baron B a n h a n S besprechen wollen. Redner beschäftigt sich mit den Verhältnissen der Wagenaufseher (Instandhaltung) und bemerkt, daß es sehr schwer ist, für eine Gruppe einzutreten, die so schlecht organisiert ist, daß ihr Vertreter keinen Rückhalt bei ihnen hat. Genosse D u ii e t reagiert auf die einzelnen Ausführungen der Vorredner 'und fordert die Anwesenden auf, sowohl den Personalkommissionen als auch der Ctganifion mehr Aufmerksamkeit zuzuwenden, da nur auf diese Weise ein Erfolg zu erzielen sei. Redner weist auf die Notiz deS »Deutschen Eisenbahners" vom 18. Mai hin, tn welcher den „Deutschen Eisenbahnern" empfohlen wird, die von der sozialdemokratischen Organisation cingeleitete Sammlung von Unterschriften gegen die Sozialversicherung nicht zu unterschreiben. Dadurch beweisen sie, daß ihnen die Interessen der Bediensteten Hekuba, ihre eigenen und persönlichen Interessen maßgebend sind. Redner fordert die Versammelten aus, energisch für unsere Organisation eiuzutreten. Nachdem noch Genosse Knopp und Herr Dostal gesprochen, um sich der angegriffenen Offizianten anzunehmen, wurde die Versammlung mit einer kurzen Ansprache des Genossen Garon um halb 11 Uhr nachts geschlossen. Lienz, Am Samstag den 15. Mai l. I., abends 8 Uhr, fand in Fischwirts Veranda eine sehr gut besuchte freie Eisen» bahnerversammlung mit folgender Tagesordnung statt: 1. Die Organisation der Eisenbahner und ihre Ausgaben. 2. Eventuelles. Der Referent Genosse Kopaö aus Triest besprach die verschiedenen Zugeständnisse, welche das k. k. Ministerium den StaatS-bahnbcdiensteten gewährte, den 20 Mtllionen-Antrag, der von den bürgerlichen Parteien im Abgeordnetenhause unter nichtigen Ausreden abgelehnt wurde, die Zugeständnisse der Südbahn an ihre Bediensteten und kam zu dem Schlüsse, daß, wenn die Eisenbahner etivas erreichen wollen, sie nur durch die eigene Kraft, durch Zusammenschluß in der Organisation etwas erreichen können. Genossen Kopaö wurde zu seinen Ausführungen reicher Beifall gespendet und es wurde der Wunsch laut, er möge bald wieder kommen. Zum Schluffe richtete noch Genosse Weinberger einen Appell an die Anwesenden, auch in genossenschaftlicher Hinsicht zusammenzuhalten und fleißiger als bis jetzt im Konsumverein einzukaufen, woraus sich eine Debatte entspann, welcher wieder Genosse K 0 paö ein Ende machte. Um halb 1 Uhr nachts wurde die Versammlung vom Vorsitzenden Genossen Lerchbäumet geschlossen. Nus den Organisationen. VischofShofen. Die hiesige Ortsgruppe hielt am 20. Mai ihre diesjährige Generalversammlung um ‘/,8 Uhr abends in Süßers Gasthaus ab. Der Mitgliederstaud stieg auf 310. In den neitpu Ausschuß wurden gewählt: Johann U n t e r r a i n e r, Obmann, Joses ScherUng und Johann Brüggler Stellvertreter; Hans Pretting, Schriftführer, Karl Knesz, Stellvertreter; Aiois H 0 s s m a n n, Hauptkassier; Johann Obcr-schneide r, Subkassier; Johann M u h I b e r g e r, Bibliothekar, Julius Heuer, Stellvertreter • Gottfried Happach er und Matthias N e i d l, Revisoren. Des ferneren wurden folgende Experten gewählt: Johann Brand au er, Josef Schuttes, Bahnerhaltung; Johann Faschingbauer, Balthasar Steinberger, Station; Anton Thaler, Simon Maier, Heizhaus; Johann Eder II, Gottfried Leitner, Verkehr' Anton Nutz, Franz Wach, Verschub. Dem scheidenden Ausschüsse wurde das Absolutorium erteilt. In der Versammlung wurden folgende Beschlüsse gefaßt: 1. Der Parteienverkehr im Privatvereinslokal findet ab 1. Juni nur mehr statt: an Sonntagen von 9 bis 11 Uhr vormittags, an Dienstagen von 12 bis 2 Uhr mittags und am Donnerstag von 4 bis 6 Uhr abends. 2. Die Bibliotheksausgabe findet ab 1. Juni statt: in den Monaten Mai bis September von 7 bis 7,9 Uhr abends, in den Monaten Oktober bis April von 6 bis */a8 Uhr abends. An Sonn- und Feiertagen sowie an Tagen, an welchen der Verein Versammlungen oder Ausschuhsitzungen abhält, bleibt die Bibliothek geschlossen. Sämtliche Zuschriften sind an Hans Pretting, Pension! st inBischofshofen zu richten. Saldcnhvfen. Bei der am 2. Mai in Herrn PuschnigL Gasthaus stattgefundenen § ^Versammlung, welche zahlreich besucht war, erstatteten die Funktionäre der Zahlstelle ihren Rechenschaftsbericht. Im Jahre 19C8 wurden 2 Versammlungen und 8 Aus-schußsitzungen abgehalten. Mitglieder waren 53, beigetreten sind 12, gestorben 2, versetzt wurden 6, wegen Zahlungsrückstände sind ausgeschieden 10, von der Ortsgruppe Klagensurt Übergetreten sind 6 Mitglieder, daher jetzt wieder 63 Mitglieder der Zahlstelle angehören. Unterstützungen wurden an 3 Genossen im Gesamtbeträge von Kr. 44'20 ausbezahlt. Zu 6 Konferenzen wurden Delegierte entsendet und hierfür 15 Kr. verausgabt. Kassenstand Ende 1907 war Kr. 77 97, Einnahmen Kronen 658-70, Ausgaben Kr. 676 98, bleibt Kaffenrest Kr. 59 69. Die Neuwahl der Funktionäre ergab folgendes Resultat: Anton Musil, Obmann: Stephan Srienz, Kassier; Josef Wede-n i g, Anton Krizan, Stephan Andritz, Kart F e r s ch, Ausschüsse. Nach einem kurzen Bericht über den Zweck und Nutzen der Organisation und Beantwortung mehrerer Anfragen schloß der Vorsitzende die Versammlung. Nach Schluß meldeten sich mehrere neue Mitglieder zum Beitritt' Brnck «. d. M. (Ortsgruppe II Diemba ch.) In der Vereinsversainlnlung vom 22. Mai d. I. wurde beschlossen, daß die Einkassierung der Beiträge vorn 1. Juni 1909 au vom OrtSgruppenkassier sowie den Subkassieren gegen Quittungsmarken stattfinden wird. Weiters wird bekanntgegebcn, bah die Bibliotheksansgabe ab 1. Juni jeden Samstag von 6 bis 8 Uhr stattsindet und ist für jedes entliehene Buch eine Gebühr von 2 H. zu entrichten. Czcrnowitz. Sonnta den 9. Mai d. I. fand im Ortsgruppenlokal, Bahnhofstraße Nr. 68, eine öffentliche Vereinsver-famnitung und Wahl der Fuuktionäre statt. Gewählt wurden folgende Genossen: Heinrich Oppitz, Obmann, Emil K a-m i n S k i, Stellvertreter; Franz Kaytan 0 wie z, Schriftführer; Julius Kowalski, Stellertreter; Demeter fl antut, Kassier; Franz Posadzki und Suroftej Sauczuk in den Ausschuß ; Demeter Paulowicz in Hlatna, Karl Lu; in Czerno-witz, in die Kontrolle. ES referierten die Genossen K a e z a-nowSki mtSLemberg polnisch, Reichratsabgeorbnetcr Gri getont ci rumänisch und Bezpalko ruthenifch. Bischoföhoscn. Am 12. Mai hielten wir unsere Monats-vcrsammlung ab, in der Genosse M Ü h l b e r g c r einen Bericht der in Wien stattgefundenen Delegiertenversammlung brachte. Hieraus referierte Genosse 910msnuer über das Wesen der Direktions-Arbeiterausschüsse, deren Ausgabe es sein wird, insbesondere für die Taglohnbediensteten eiuzutreten. Bozen I. Die Generalversammlung der Ortsgruppe fand am 1,7. Mai im kleinen Bürgersaale statt und war von zirka 200 Bediensteten besucht. Aus dem Berichte der Funktionäre ist zu entnehmen, daß die Ortsgruppe von 339 auf 350 Mitglieder gestiegen ist. Im abgelaufenen Vereinsjahre haben 5 öffentliche und 5 Vereinsversammlungen, sowie 6 Ausschußsitzungen und 6 § 2-Besprechungen stattgefunden. Konferenzen wurden 5 beschickt. Sodann hielt Genosse K o p a 5 aus Triest einen ausgezeichneten Vortrag über die Erfolge unserer Organisation und erntete für seine vortreffliche Ausführungen reiche» Beifall. Die Neuwahl ergab folgendes Resultat: Josef Osmez, Obmann, Anton Mayr, Stellvertreter; August Stanzl, Schriftführer, Johann K u ch l i n g, Stellvertreter; Franz Waldhuber, Kassier, Jakob SB a ft I, Stellvertreter. Fachkechnisches. Schienenkaltsägen. In früheren Zeiten bewerkstelligte man das Ablängen der Schienen in der Weise, daß die betreffende Schiene an der vorgezeichneten Stelle mit dem Meißel eingekerbt und dann durch Auswerfen auf einen ^harten Gegenstand abgebrochen wurde. Hierbei zeigt sich einerseits öfters der Uebelstand, daß die Schiene nicht genau an der feingekerbten Stelle abbrach, andererseits litt unter einer solchen Behandlung auch das Material. Immer entstand aber an der eingekerbten Stelle eine kleine Abschrägung, welche die Stoßlücke am abgelenkten Ende der Schiene erweiterte, so daß das darüber rollende Material stark stoßen mußte und der Schiencnkopf an diesem Ende einer starken Abnutzung unterworfen war. Bei den preußischen Eisenbahnen und anderen Staatsbahnen ist es daher längst Vorschrift, zu diesem Ablängen nicht den Meißel, sondern die Säge zu gebrauchen. Solche Sägen müssen bequem transportabel sein, in leichter Weise ein festes Änspannen an die Schienen ermöglichen und vor allem einen winkelrechtcn Schnitt nach allen Richtungen gewährleisten. Wird eine Schiene mittelst einer solchen Säge geschnitten, so ist der Schnitt vollkommen glatt und bietet eine Fläche dar, welche die Schiene ohne irgendwelche Abschrägungen genau rechtwinklig zu deren Längsachse abschlicßt, so daß die Schiene mit jedem beliebigen Temperaturzwischenraum an eine andere angeschlossen werden kann. Eine zweckmäßige Anspannvorrichtung und ebensolche Blattsührung besitzt die der Firma Richard L ü d e r s in Görlitz durch verschiedene deutsche Reichsgebrauchs-muftcr geschützte Säge. Die mit diesen Vorrichtungen ausgestattete Säge erhält dadurch eine sehr praktische, {einfache und für ihren Zweck ganz besonders geeignete Bauart. Das Material dieser Säge ist bestes Schmiedeeisen, so daß ein Brechen einzelner Teile kaum denkbar ist. Der Sägebogen, in welchen das Sägeblatt mittelst einer Flügelschraube eingespannt wird, ist mittelst eines Hebels an den verlängerten Arm einer Schraubzwinge angelenkt. Letztere ist derart eingerichtet, daß die Säge an Schienen jeder Form angespannt werden kann und nach Anziehen der Schraube der ganze Apparat genau senkrecht zur Achse der betreffenden Schiene gut und sicher befestigt ist. Zur schärferen Kontrolle wird aber noch eine Blattsührung auf die Schraubzwinge aufgeschraubt, welche baS Sägeblatt genau rechtwinklig zur Längsachse der Schiene führt. Um die Schnittgeschwindigkeit zu vergrößern, wird auf dem Sägebogen noch ein Bclastungsgewicht befestigt. Der ganze Apparat ist außerordentlich einfach und leicht zu handhaben. Derselbe hat auch schon in Maschinenfabriken Verwendung gesunden in Fällen, in denen zum Beispiel Wellen abzulängcn waren, deren Transport zur Schneidvorrichtung der Fabrik bedeutende Kosten veranlaßt hätte, während mittelst dieser Säge die zu kürzende Welle an Ort und Stelle abgeschnitten werden konnte. EingelenÄet. (Für diese Rubrik übernimmt die NedaUion leine Verantwortung.) Ganfest 1909. Der Gau Wien des Reichsverbandes der Arbeiter-Gesangvereine Oesterreichs veranstaltet sein diesjähriges Gaufest (früher Bundesfest) am 6. Juni (im Falle schlechter Witterung am 13. Juni) in Weigls Dreherpark, XII., Schön-brunnerstraße. An demselben nehmen 46 Vereine mit 1800 Sängern und Sängerinnen teil. DaS Programm umfaßt eine große Anzahl teilweise noch nicht aufgeführter Männer- und Frauen-chüre. Zwei Musikkapellen sind zur Vervollkommnung des Programms herangezogen. Der Eintrittspreis wurde im Vorverkauf auf 50 H. festgesetzt. An der Kasse kosten die Karten 80 H. Nachdem sich unsere Sänger jederzeit in der uneigennützigsten Weise in den Dienst der verschiedenen Organisationsveranstaltungen stellen, ist es als selbstverständlich anzunehmen, daß unsere Genossen dieses Fest durch massenhaften Besuch unterstützen werden. Karten sind bei allen Gesangvereinen, Vertrauensmännern und in der Parteibuchhandlung, VI., Gumpendorferstraße 18, zu haben. Wir empfehlen unseren Genossen auf das eindringlichste, den Besuch dieser großzügigen Veranstaltung. Anläßlich der Firmung empfehlen wir bas seit 1878 bestehende Uhren- und Goldwarengeschäft des Leopold Mayers Nachfolger. Dasselbe bietet in jeder Art für Solidität Gervähr. Wir verweisen auf die Inserate. Mitteilungen der Zentrale. Vcrwaltungskomiteesitzung am 19. Mai 1909. Es liegen 97 Unterstützungsansuchen vor, welche wie folgt erledigt werden: Für 6 7 Fälle bewilligt 1860 Kr.; 26 Fülle abgewiesen; 4 Fülle an die betreffenden Ortsgruppen gewiesen. — Rechtsschutz: 60 Fülle bewilligt. — Zur Begleichung von 32 Expensnoten wird etn Betrag von Kr. 3601-11 ange wiesen. — Erledigung des vorliegenden Einlaufes der Ortsgruppen und mehrer Personalnngelegenheiten. Sprechsaal. Achtung, Bahnrichter! Samstag den 5. Juni d. I. findet um 8 Uhr abends in K o st r a n s Gasthaus, Wien, XV. Löhrgasse 13, eine Versammlung der Bahnrichter statt. Im Interesse der Wichtigkeit ist cs Pflicht, daß jeder Kollege zu dieser Versammlung bestimmt und pünktlich erscheint. Holzer Personalkommissionsmitglied. Personalkontmifsions-Angelegenheiten. Von seiten des Personals der k. k. Werkstätte Lau» »vird die Anregung gemacht, daß ein Antrag in der Zentralpersonal-kommission eingebracht werden solle, wonach statt der blauen. eine schwarzfarbige Montur für das Werkstättenpersonal aus-' gefolgt werde. Diese Anregung wird damit begründet, daß eine lichtfarbige Montur für das Werkstättenpersonal aus ReinlichkeitS-rücksichten unpraktisch ist und eine dunkelfarbige diesen Zweck er» füllen würde. Da in dieser Beziehung das Werkstättenpersonal verschiedener Ansicht ist und die Einbringung eines Antrages aus Anregung einer einzigen Werkstätte eine einseitige Handlung wäre, ersuchen wir jene Ortsgruppen, an welchem Sitz eine Werkstätte sich befindet, sich diesbezüglich bei dem Werkstättenpersonal zu informieren und das Resultat dem Zentralausschußmitglied Genossen Anton Kurtag, Linz, Pillwein st ratze 2, bekanntzugeben, welcher, wenn die Majorität dafür ist, einen Antrag einbringen wird. Weiters ersuchen wir, uns alle Wünsche und Anträge von seiten des Personals sofort bekanntzugeben und nicht erst aus die Einberufung der Sitzungen zu warten, damit sich die Personalkommissionsmitglieder rechtzeitig informieren können. Anträge und Anregungen können daö ganze Jahr hindurch und zu jeder Zeit eingebracht werden. Die ZentralkommissionSmitglieder beider Sektionen (Unterbeamte, Diener) werden aufmerksam gemacht, daß am Tage vor der Sitzung eine gemeinsame Vorbesprechung stattfindet. Die Zentralleitung. Achtung! lieber Auftrag der Zentrale werden jene Ortsgruppen, ahlstellen und Vertrauensmänner, die von Genossen Grüneck in Klosterneuburg Ballkarten zu dem am 26. Februar 1909 stattgefundencn Eisenbahnerüall zum Verkauf übernommen haben, freundlichst ersucht, die hierfür eingenommenen Beträge oder die nicht verkauften Ballkarten bis längstens 1. Juli 1909 einzusenden. Achtung, Vertrauensmänner der Oberbau-arbeiter in Wien und Lokalstrecke! Sonntag den 6. Juni d. I. findet in S a l a m o n 8 Gasthaus, Wien, XV. Gasgasse 3, um 9 Uhr vormittags eine Besprechung der Vertrauensmänner über die Forderungen der Oberbauarbeiter und Professionisten bei den k. k. Staatsbahnen und Privatbahnen statt. Den Vertrauensmännern der k. k. Staatsbahnen diene zur Kenntnis, daß die nächste Vertrauensmännersitzung den 1. Juni um halb 8 Uhr abends im obigen Lokal stattfindet. Vollzähliges Erscheinen notwendig. Kffene Anfragen. An die Direktion der k. k. Nordbahn. Die Wagenausseher in der Station Mistet, die den Schmier-dienst versehen, erhielten früher bei der K. F. R. B. Schmier-prämien im Ausmaße von 30 bis 40 Kr. nach drei Monaten. Jetzt, nach der Verstaatlichung, wo mehr als 80 Prozent Wagen einverleibt wurden, erhielten die Betroffenen für die Monate Oktober, November und Dezember, nach fünf Monaten, Kr. 4'50. Das Wagenaussichtspersonal erlaubt sich infolgedessen die freundliche Anfrage, wohin die Gelder für die Schmierprämien überhaupt hingekommen sind? An die k. k. Staatsbahndirektio» in Innsbruck. Ist einer k. k. Staatsbahndirektion bekannt, daß seit 1. Mai d. I. der Zug 77 f häufig unterbleibt, dafür Zug 67 diese Fracht bis Wilten schleppen muß? Zug 67 kommt nach Innsbruck mit 1000 Tonnen Belastung und meistens verspätet au. In Innsbruck hat derselbe nur 5 Minuten Aufenthalt, wird abermals verspätet, da er auf 1300 bis 1400 Tonnen (70 bis 80 Wagen) belastet und mit Hilfe einer Südbahnlokomotive nach Wilten geschoben wird. Ebenso erleidet durch diese Manipulation Zug 66 regelmäßig Verspätung, da er auf die Maschine deS Zuges 67, die in Wilten umgedrcht wird, warten muß. Infolge der großen Bogenfahrt Innsbruck-Wilten kann der Zugssührer den Zug nicht übersehen und zu wiederholtenmalen sind bereits Zugstrennungen vorgekommen, die glücklicherweise, ohne weiteres Unheil anzurichten, behoben wurden. Das gesamte Zugspersonal protestiert gegen die Ueberfchreitung der Achsenzahl und Belastung und lehnt, da die kommerzielle Vertretung trotz aller Vorstellungen keine Aenderung treffen will, jede Verantwortung für diese Manipulation- ab. Wenn Zug 77 f regelmäßig verkehren würde, so iväre diese Ueberfchreitung nicht notwendig. Um Abhilfe wird gebeten. An die Direktion der k. k. Oesterreichischen Nordwestbahn. Im Magazin der Station T e t s ch e n müssen zwei Verlademeister und zwei Taglohnarbeiter immer noch dm 24stün-digen Dienst mit darauffolgender 24stündiger Ruhezeit versehen. Nachdem die Betroffenen bereits zu wiederholtenmalen von dem Magazinsvorstand Herrn Podvinee wegen Aenderung dieser Dienstzeit abgewiesen wurden, so stellen dieselben an die Direktion die ergebene Bitte, den 24stündigen Dienst für die Verlademeister sowie Taglohnbediensteten abzuschaffen. An die Direktion der k. k. privilegierten Stau-ding-Stramberger Lokalbahn. Ist der löblichen Direktion bekannt, daß der Herr Stationsvorstand S ch v r e k in Stauding seit neuerer Zeit die Personalvorlesungen (sogenannte fSchule) anstatt an Wochentagen am Sonntag um halb 4 Uhr nachmittags abhält, wo durch das dienstfreie Personal um die freie Zeit, welche zur Erholung dienen soll, verkürzt wird? Das gesamte Personal. An die Direktion der k. k. Böhmischen Norb-bahn. Die Bediensteten der Station Teichstadt ersuchen freund liehst, die Direktion möge anordnen, daß die ans den 1. April d. I. fällige Montur sofort zur Verteilung gelangen möge. Wenn der Bedienstete zum Tragen der Uniform gezwungen wird, so ist es Pflicht der Herren Vorstände, die Monturen rechtzeitig an das Personal abzugeben. An die k. k. Staatsbahndirektion in Wie». DaS gesamte Zugbegleitungspersonal der Station Wittmannsdorf bittet eine k. k. Staatsbahndirektion, sie möge veranlassen, daß die Erholungsurlaube sowie die im Dienstturnus eingesetzten drei dienstfreien Tage im Monat eingehalten werden können. An die Direktion der k. k. Staatseisenbahn» geseltschast in Wien. Die Arbeiter und Professionisten der Bahnerhaltung und Streckenleitung G r u ß b a ch—S ch ö n a u erlauben sich die höfliche Anfrage, warum die Arbeitszulage von 1 Kr. auf 40 H, reduziert wurde, mit dem Versprechen, sich bis zum Monat März zu gedulden, wo dann die Zulage wiederum auf 1 Kr. erhöht und der Rückstand nachbezahlt werde. Da bis jetzt eine Erhöhung der Zulagen nicht vorgenommen wurde, ebenso die Gleichstellung des Grundlohnes mit den übrigen Arbeiterkategorien nicht erfolgt ist, so bitten die Betroffenen um baldigste Aufklärung. Allgemeiner Rechtsschutz- und Geiverkschaftsverein für Oesterreich. Ortsgruppe Aßling. Die nächste Monatsversammlung findet nicht, wie beschlossen, am 5. Juni, sondern bereits Freitag, den 4. Juni, abends 7 Uhr, im Vereinslokale statt und wird in derselben Genosse Josef Petr iS über die Sozialversicherung sprechen. Gleichzeitig wird allen Mitgliedern nochmals in Erinnerung gebracht, daß die regelmäßigen Monatsversammlungen jeden ersten Samstag nach dem 3. des Monats um 7 Uhr abends im Vereinslokale „Hotel Post" stattfinden. Ortsgruppe Sin? a. d. D. Am Sonntag den 6. Juni um 1 Uhr nachmittags findet im Gasthaus P r e i ß e g g in Steyrling (Pyhrnbahn) eine wichtige Eisenbahnerversammlung statt, zu der alle Eisenbahner samt Frauen eingeladen sind. R c-sereut aus Lin z. Zahlstelle Kianmiibsherbrrü. Es diene den werten Genossen zur Kenntnis, daß Sonntag den 6. Juni 1909 um 3 Uhr nachmittags in Herrn Anton Waitzs Gasthaus in Sig-muudsherberg eine Versammlung nach § 2 des Vereinsgefetzes stattfindet. Bestimmtes Erscheinen ist jedes Genossen Pflicht! Ortsgruppe Dudweio. Sonntag den 6. Juni um 9 Uhr vormittags findet im Vereinslokal „zum roten Herz" die Mitgliederversammlung der Ortsgruppe statt, wozu die dienstfreien Kollegen freundlichst eingeladen werden. Zahlstelle Teschen. Montag den 7. Juni, abends 7 Uhr. findet die Monatsversammlung der Zahlstelle Teschen im Lokal des Herrn Lad. K n ch e i d a, Erzherzog Albrechts-Allee, statt. Die Mitglieder unserer Zahlstelle werden insbesondere darauf aufmerksam gemacht, daß von nun an jeden ersten Montag im Monat eine Monatsversammlung stattsindet. Die Einzahlungen können von nun an jeden Tag gezahlt werden, und zwar bei dem Kassier Kollegen Anton Znt, Teschen, Grabine-straße 23, I. Stock. Tie Kollegen werden ersucht, die Beitrüge pünktlich zu entrichten, da sie sich sonst die Folgen selbst zuzuschreiben haben. Ortsgruppe Pilsen. Im Monat Juni werden die Vereinsversammlungen wie folgt abgehalten: Die Mitglieder« und EinzahlungSversammlnng findet Montag den 7. Juni um 8 Uhr abends im Vereinslolal im Gasthaus „Juna" statt. Die Ausschußsitzungen, an welchen sich auch die Mitglieder beteiligen können, finden am Montag den 14. und 28. Juni um 8 Uhr abends statt, wobei auch Einzahlungen der Mitgliedsbeiträge entgegengenommen werden. ES diene den Mitgliedern zur allgemeinen Kenntnis, daß die Vereinsbibliothek von halb 7 bis 8 Uhr abends jeden Montag zur Verfügung steht, wobei auch die Monatsbeiträge regelmäßig entgegengenommen werden. Ortsgruppe Linz. Bei der am 23. Mai stattgefundencn Versammlung der Zahlstelle Enns ergaben die Wahlen folgendes Resultat: Franz Mayer, Zahlstellenleiter; Franz Pfisterer, Kassier; Johann King, Schriftführer, Franz N ü in a i e r, Stellvertreter. Die Mitglieder obiger Zahlstelle werden ersucht, von nun au ihre Einzahlungen an Genossen Pfisterer zu leisten. Ortsgruppe Dur. Die nächste Monatsversammlung findet diesmal am 13. Juni d. I. statt und wird Genosse Ignaz Schneider aus Oberleutensdorf den Bericht über die Delegiertenversammlung in Wien hierbei erstatten. Zahlreiches Erscheinen erwünscht. Ortsgruppe Kt. Michael o. f. Die Mitglieder werden ersucht, zu der am 4. Juni d. I. in D r a x l e r s Gasthaus stattfindenden Versammlung zahlreich zu erscheinen, da die Wahl des Obmannes und des I. Kassiers durchgeiührt wird. Ortsgruppe Himberg. Sonntag den 6. Juni I. I. um 3 Uhr nachmittags findet in Herrn Johann N a v r a t i l s Gemeindegasthaus in Trautmannsdorf eine frei zugängliche Eisenbahnerversammlung mit folgender Tagesordnung statt: 1.Zweck und Nutzen der Organisation. 2. Die Lage der Bahnerhaltungsarbeiter. 3. Sozialversicherung. 4. Die Verstaatlichung der Staatseisenbahngesellschaft. 5. Anträge und Anfragen. Eisenbahner aller Kategorien, erscheint zahlreich! Die Genossen von Gra mat«Neu sied I, welche zur Ortsgruppe Himberg gehören, werden hiermit aufmerksam gemacht, ihre Mitgliedsbeiträge nur an Genossen Johann G r i e-baum, Stationsaufseher in Gramat-Neusiedl, abzuführen, welcher an Stelle des auSgeschiedenen Ausschußmitgliedes Stephan Bors als Ausschußmitglied und Subkassier gewählt wurde. Ortsgruppe Züstenbrun». Am 6. Juni b. I. findet in Czernys Lokalitäten in Gänserndorf eine Versammlung der Wächter statt, in der Zentralausschußmttglied Genosse Sommerfeld sprechen wird. Gleichzeitig werden die Mitglieder auf der Strecke freundlichst ersucht, die Berichte an die Vertrauensmänner stets mit dein vollen Namen und der Adresse zu unterzeichnen, da anonyme Schreiben nicht berücksichtigt werden. Kkklimitiiichinis der Atnniniflratioii. i. Folgende Ortsgruppen respektive Zahlstellen haben bis 26, Mai die Monatsabrechnung mit der Zentrale noch nicht gepflogen, wodurch die in den betreffenden Ortsgruppen befindlichen Mitglieder mit ihren Rechten in Mitleidenschaft gezogen sind. Um einer eventuell daraus entstehenden Kalamität vorzubeugen, ersuchen wir um schleunigste Begleichung des Rückstandes. A d e l 8 b e rg schuldet für Monat März und April. Bär-ringen schuldet für Monat April. Czernowitz schuldet für Monat März und April. F r i e d l a n d schuldet für Monat April. Hieslau schuldet für Monat April. Loitsch schuldet für Monat April. Neumarkt-Kallham schuldet für Monat März und ... Goerz IrUdar-Blnooles and Ferngläser beiter Pnriser OptlK TeilzählOn I Grammophone Schallplatte» Musik-Spieldosen Automaten Zithern, (aller Arten »n.Syiteme Mando- linen, Bultirren in allen Preislagen Violinen erstklassige Instrumente nach alten Meister» Modellen j Bratschen Celli usw. @n Photoffr. 1 Apparate | neueste Modelle aller i modernen I Typen reu massigsten Preisen. Relchlllustrlerter Hauptkatalog gratis und frei. — Postkarte genügt. Bial & Freund in Wien, VI/50 MnriahiMerstr. 95. | Seite 12 ..Der Msettdahirrr.- Nr. 16 April. Oberberg schuldet für Monat April. O p L i n a schuldet für Monat März und April. Przemysl schuldet für Monat April. Rzeszow schuldet für Monat April. S p a l a t o schuldet für Monat März und April. Steinbrück schuldet für Monat April. Tarnow schuldet für Monat April. Troppau schuldet für Monat April. Wallern schuldet sürMonat April. Zwettl schuldet für Monat April. ^ An unsere italienische» Mitglieder. Die für das italienische Blatt sich ergebenden Reklamationen mögen in Hinkunft ausschließlich nur an unseren Genossen 81 ugufto Avancini, Reichsratsabgeordneten in Trento, gerichtet werden, nachdem sich derselbe in uneigennützigster Weise bereit erklärt hat, sämtliche auf das betreffende Blatt bezughabenden Wünsche und Beschwerden zur Austragung zu übernehmen. Als Blatt sür alle italienischen Mitglieder soll ausschließlich nur „II Lavoratore“, Triest, Via Valdirivo Nr. 19, abonniert werden. III. Wir bringen den Ortsgruppenkassieren in Erinnerung, bah die Verrechnung der Blätter als Paketsendung, also mit 32 H. nur zulässig ist, wenn im Paket mindestens entweder 32 Eisenbahner, 36 Kolejarz oder 56 2elezni6ar enthalten sind. Alle Sendungen, welche eine geringere Zahl von Blättern beinhalten, sind mit 36 H. zu verrechnen, auch wenn die Sendung unter einer Schleift erfolgt, weil die Portoersparnis erst bei der vorgenannten Anzahl erzielt werden kann. Fflr den Inhalt der Inserate Übernimmt die Redaktion und Administration keine wie Immer geartete Ver-0 s antwortung. o fllEii Für den Inhalt der Inserate übernimmt die Redaktion und Administration keine wie Immer geartete Ver-o o antwortung. o o Jilligste finungsgeschenke © m 14 kar. Gold Serrenketteii Uobervorteüuug gänzlich ausgenohloeeen. :: Lener dieses Blattes bot Einkauf sowie Reparaturen Vor-«ugsprolao. Pendeluhr I Nubkaum, 70 fllm. lang . K 7-60 Mit Schlagwerk ...... 9-50 Mit Turmglockenlchlag » . . 10-50 100 jttnt. tonn 12* — Witt Schlagwerk............. >4- 110 Ztm. lang, wöchenll. zum Ausziehen.............„ 14 — 185 8tW!., mit 8 Gewichten . « 22-— SHtfe! 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Mai in Herrn HockeS Gasthaus in Oberdors nach 12 Uhr nachts gemachten Aeutzerungen sind von mir unliebsamer Weise gesagt worden; nehme dieselben retour, danke weiters sür die Abstandnahme einer gerichtlichen Austragung. Oberdorf, am 18. Mai 1909. Georg Hantmann, fionbuTtcun Firmangs - Geschenke! Eohto Sllber-Remontolr-Uhr samt Sllber-ketto n. Anhtngar, I. k. pmizieit, in leder- nittcrol. Aller zusammen IC ’l Oe- Drei Jahre schriftliche Garantie, Lerland per Nachnahme. Erste o. grösste Uhren-Nlederlaga lax Böhnei WIEN IV. Margaretenstrasse 27/9. Wckel-Roikopf K S.-, Silber K 7.-, Omoua K ie—, Bolduhrin K 18.—t Ooldketten K SD.—, Qyldrlnge K S.—, Pendeluhr K 7 -, Wecker K 2.-. Verlangen Sie meinen großen iptti»courant mit 5000 Abbildungen, welcher jedermann umsonst fronte zugesendet wird. Wilhelm Beck & Söhne k. n. k. Hof-UmformierungEanstalt n. Uniformaortenfabrik. Dnilormen, Kappen, Unllormsorten, Pelze, Pelzblusen und Zivilkleider. 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