WEST-INDONESIEN 1137 U Atlas der Volkerkunde , Abteilung Austronesien (Malaiischer Archipel und Siidseeinseln) Herausgeber Professor Dr. Augustin Kramer WEST-INDONESIEN SUMATRA / JAVA / BORNEO 45 TAFELN MIT ERlAUTERNDEM TEXT VON PROF. DR. AUGUSTIN KRAMER FRANCKFTSCHE VERLAGSHANDLUNG, STUTTGART II Ib 0222 ALLE RECHTE, INSBESONDERE AUCH DAS UBERSETZUNGSRECHT, VORBEHALTEN COPYRIGHT 1927 BY FRANCKH’SCHE VERLAGSHANDLUNG, STUTTGART PRINTED IN GERMANY DRUCK DER STUTTGARTER VEREINS-BUCHDRUCKEREI A.-G. Vorwort N ach den Einbiicken in die Gebiete von Nord-, Mittel-Asien und Europa in Bd. I und II des Volkerkunde- Atlasses soli versucht werden, die nicht minder interessanten und uns raumlich und geistig nicht allzu fern liegenden Inselfluren im Siiden und Siidosten von Indien zur iibersichtlichen Darstellung zu bringen. Dem der Volkerkunde Fernstehenden bringt die Einleitung das zum Verstandnis der indischen und ozeanischen Kultur Notvvendige. Hier im Vorvvort will ich nur vvegen der verzogerten Herausgabe dieses Bandes uber West-Indonesien um Nachsicht bitten und ebenso, wenn meine Arbeit den Kennern (z. B. hin- sichtlich Javas) nicht vollstandig genug erscheint. Dies Iiegt in der notigen Begrenzung der Aufgabe und des Raumes. Zuerst bestand die Absicht, den ganzen malaiischen Archipel in diesem Band unterzubringen. Dies ervvies sich aber bald, namentlich wegen der zahlreichen Unterabteilungen Sumatras, als unmoglich. Es herrscht ja hier allenthalben soleh ein Reichtum an Gestaltungskraft und an Erzeugnissen des Gewerbe- fleifies, dafi die Fiille fast erdriickend wirkt. Die Literatur an Einzelschriften ist iibergrofi. Besonders zahlreich sind die Zusammenfassungen des ganzen Archipels, wahrend erschopfende Monographien kleiner Gebiete Ieider ziemlich fehlen, wie das Literatur- verzeichnis und die Hinvveise bei einzelnen Volkern zeigen. Die Hollander haben dies langst erkannt. Die Grundung besonderer Forschungsinstitute an ihren Universitaten zeigt deutlich, wie sie sich bemiihen, diese gewaltigen Lander zu erfassen; ich vervveise auf die Einrichtungen des Batak-Institutes, des Minangkabau- Institutes, des Zuid-Sumatra-Instituts an ihren Universitaten. Grofie Volkerkunde-Museen in Amsterdam, Rotterdam und Leiden, die ich in den letzten beiden Jahren, hebenLondon, zvveimal besuchte, enthalten ge- radezu uberwaltigende Schatze. Die Kataloge, die der Direktor des Leidener Museums — Dr. H. H. Juynboll — in deutscher Sprache herausgibt, gehoren zu den vorbildlichsten Arbeiten der Ethnographie. Ihm verdanke ich viel Unterstutzung, ebenso dem Professor am Kolonialinstitut in Amsterdam, J. C. van Eerde, dem Professor der Anthropologie an der Universitat Amsterdam Dr. J. P. K1 e i w e g de Zwaan und dem Direktor des Volkerkunde-Museums „Prinz Hendrik“ in Rotterdam Prof. van Nouhuys. Aber auch der Direktor der Ethnographischen Sammlungen am Britischen Museum zu London, T. A. J o y c e stellte mir sein Material bereitvvilligst zur Verfugung; in Deutschland halfen mir die Museen von Dresden, Leipzig, Frank¬ furt a. M., Miinchen, Stuttgart undWien in entgegenkommender Weise. So soli nun das vorliegende Buch ein Versuch sein, zunachst die Einzelkulturen West-Indonesiens in Wort und Bild darzustellen. Opfermutig wagte sich der Verlag an diese grofie Aufgabe, und wenn die Aus- fiihrungen Anklang finden, soli die Reise ostwarts fortgesetzt vverden, auf den Wanderstrafien der Altmalaien. Augustin Kramer 5 Inhaltsverzeichnis Vorwort. 5 Einleitung. Der Malaiische Archipel und die Siidsee. 7 Die Andamanen.12/13 Die Nikobaren 1.14/15 Die Nikobaren II.16/17 Atjeh I.18/19 Atjeh II.20/21 Atjeh III.22/23 Die Gajo und Alas I.24/25 Die Gajo und Alas II.26/27 Die Batak I.28/29 Die Batak II.30/31 Die Batak III.32/33 Die Batak IV.34/35 Die Batak V.36/37 Die Nias I.38/39 Die Nias II.40/41 Mentawei.42/43 Engano.44/45 Kubu.46/47 Akit und Sakai.48/49 Minangkabau-Malaien I.50/51 Minangkabau-Malaien II.52/53 Minangkabau-Malaien III.54/55 Minangkabau-Malaien IV Minangkabau-Malaien V Minangkabau-Malaien VI Minangkabau-Malaien VII Minangkabau-Malaien VIII Siid-Sumatra .... Java I . Java II. Java III. Sundanesen. Bali I. Bali II. Lombok. Hova (Madagaskar) . . Borneo I. Borneo II. Borneo III. Borneo IV. Borneo V. Borneo VI. Borneo VII. Borneo VIII .... Borneo IX. Obersichtskarte . . . . Literatur. 56'57 58/59 60/61 62/63 64/65 66/67 68/69 70/71 72/73 74/75 76/77 78/79 80/81 82/83 84/85 86/87 88/89 90/91 92/93 94/95 96/97 98/99 100/101 102/103' 104 Erklarungen Die Abkiirzungen und Namen in Klammern beziehen sich in der Regel auf die Literatur, die in einem Gesamtverzeichnis fur ganz Indonesien (S. 104) oder fur die einzelnen Lander und Inseln am SchluB ihrer Beschreibungen sich befinden. Der Text bringt zunachst fur jedes Gebiet Name, Lage, Grofie, Einvvohnerzahl, Sprache, Geographie, Klima, Staat und Gesellschaft, Anthropologie. Der iibrige Stoff gliedert sich an der Hand der Tafeln folgendermafien: 1. Gestalt, Kleidung, Korperverunstaltungen. 2. Schmuck, Tatauierung, Bemalung. 3. Wohnung, Speicher, Badeplatze. 4. Fahrzeuge zu Land und Wasser, Wege. 5. Krieg, Waffen, Schadeljagd. 6. Jagd, Fischerei, Haustiere. 7. Feldbau, Kuche, GenuBmittel. 8. Werkzeuge, Gerate, Geld. 9. Topferei, Korbe, sonstige GefaBe. 10. Flechterei, Rindenstoffe, Pflanzen. 11. Weberei, Musterstoffe (Ikat- und Batiken), Farbmittel. 12. Plastik, Ornamentik, Schrift. 13. Religion, Zauberei, Heilkunde. 14. Musik, Tanz, Masken. 15. Spiel, Šport, Jugendweihen. 16. Leichenfeier, Bestattung, Totenkult. 6 Einleitung Der Malaiische Archipel und die Siidsee E in gevvaltiges Gebiet ist es, das viele Hunderte von Inseln umfaBt, darunter die groBten und kleinsten von Menschen bevvohnten der Erde: Australien, Neu-Guinea, Borneo, Madagaskar, bis hinab zu den winzigen Koralleninseln, von denen z. B. das einsam gelegene Tobi (3 0 NBr., 131° OL.) bei ungefahr 1000 Bevvohnern nur wenige Quadratkilometer Land hat. Australien nennt man ja den 5. Erdteil, aber man betrachte nur die Karte; man wird aus den Meerestiefen schlieBen, daB es wie die groBen Inseln des Malaiischen Archipels nur ein Festlandrest ist, der urspriinglich mit Asien zusammenhing. Alle diese Inseln, bis auf Australien und Neu-Seeland (170° OL.), liegen ganz oder teilweise vvenigstens innerhalb derWendekreise, so dafi man sie mit ihrer stetigen Temperatur von mindestens 27°Can den Kiisten als tropisch bezeichnet. Der verdienstvolle hollandische Beamte und Schriftsteller Max Havelaar (Multatuli) nannte den Archipel Insu- linde; dies ist aber nur ein Dichterwort. Will man das ganze Gebiet wissenschaftlich erfassen, dann bezeichnet man es am besten nach einem neueren Vorschlag Austronesien, d. h. Ostinseln. Dieses Wort meint eigentlich die groBe Sprachfamilie mit malaiischer Grundlage, die allenthalben in verschiedene Abarten zerfallt; es burgert sich aber auch geographisch ein. Austronesien hat vier groBe Abteilungen, die sich anthropologisch, kulturell und sprachlich stark unter- scheiden: Indonesien, Mikronesien, Melanesien und Polynesien. Wiirden diese vier Abteilungen in vier Banden dargestellt, und gelange der Nachweis des Zusammenhangs des stofflichen Kulturbesitzes mit Indien bis in die zahlreichen Einzelkulturen, so wiirden die entferntesten Siidsee-Inseln auch uns Indogermanen kulturgeschichtlich naher gebracht. Unzweifelhaft ist es, daB das alte Indien bzw. Siid-Asien einen starken mittel- und unmittelbaren EinfluB namentlich auf Indonesien ausgeubt hat, auf die »Indischen Inseln", wie der malaiische Archipel am besten genannt wird. Unberuhrt blieben nur Australiens Ureinvvohner und zahlreiche Inlandstamme von Neu-Guinea, die Papua, die auch eigene, von den austronesischen abweichende Sprachen reden. Deshalb rechnet man auch Australien nicht zu Austronesien. Aber bei allen andern macht sich Indien bis weit nach Osten hin stark fiihlbar. Indien, ein verheiBungsvolles Wort! Was dieser Band von West-Indonesien (Sumatra, Java, Borneo usw.) bringt, ist aber nicht das Indien, das als Halbinsel am Siidrande Asiens hangt, sondern das, was die Hollander ihr Indien nennen. Das sind eben die »Indischen Inseln", die seit Bastian am treffendsten Indonesien genannt werden, nach dem griechischen našo s, d. h. Insel. Sie verdienen wirklich indisch genannt zu werden, im Gegensatz zu Westindien, das gar nichts mit Indien zu tun hat und nur so genannt wurde, weil Kolumbus es fiir das gesuchte Indien hielt. Amerika bekam ja auch nicht den Namen seines Entdeckers, sondern den des AmerigoVespucci, eines italienischen Reisenden, der den neuen Erdteil 10 Jahre nach der Entdeckung besuchte. Die Namen Westindien und Indianer fur die Ureinwohner Amerikas sind also beide falsch. Indianer kommt ja von dem englischen „Indian“, das auch fur die Indier Ostindiens gebraucht wird. Deshalb solite man die Indianer kurz- weg Amerikaner nennen. Jedenfalls besteht »Indien" und „Indier“ fiir das siid-asiatische Gebiet zu Recht, denn hier flieBt der Indus, an dessen Ufern die arisch-indische Kultur aufgebliiht ist; von ihm und dem Stromgebiet des Ganges aus verbreitete sie sich iiber Hinterindien und den Malaiischen Archipel. Aber auch diese Bezeichnung ist gut, denn die Malaien waren die Vorboten, die von Siidasien „wandernd“ — was das Wort malaiu ausdriickt — den Archipel in Besitz nahmen. Heute noch ist dort die Haupt- und Verkehrssprache, an der Kiiste wenigstens, malaiisch. Abzu- lehnen ist aber das Wort Sunda-Inseln fiir den ganz en Archipel, weil das Wort Sunda ungefahr seit dem Jahr 1000 n. Chr. nur fiir Westjava gebraucht vvurde, wo ein Fiirstentum dieses Namens bestand (s. S. 68); in den Jahren um 1600 und 1700 herum vvurde es in Europa durch die Portugiesen als Pfefferland bekannt. Sie gebrauchten „Sunda“ kurzvveg fiir Java, wie man in dem Epos „die Louisiaden" des portugiesischen Dichters Camoens lesen kann. Heute vvird die Bezeichnung „Sunda-Inseln“ kaum mehr angevvandt, hochstens fiir die vier „GroBen“ und fiir die Siidkette der ostvvarts Bali-Lombok liegenden „Kleinen“ Sunda-Inseln. Die Hollander aber rechnen die Kleinen Sunda-Inseln nur bis Timor; Wetter, Tenimber usw. gehoren bei ihnen schon zu den Molukken. Auch Celebes gehort nicht unbedingt zu den Grofien. Es ist also am besten, die Bezeichnung Sunda-Inseln ganz fallen zu lassen. Als die Malaien vom Festland nach den Inseln zogen, vvaren diese nach der Annahme vieler Forscher von einer dunkelfarbigen Rasse bevvohnt, die heute noch in Afrika, dann auf Australien, Neu-Guinea und auf den diesen beiden Rieseninseln nordlich und ostlich vorgelagerten kleineren Eilanden gefunden vvird; vvegen der tiefschvvarzen Hautfarbe ihrer Bevvohner nennt man letztere Melanesier, vveil melas im griechischen schvvarz heiBt. DaB der ganze Archipel friiher von Schvvarzen bevvohnt vvurde, schliefit man besonders aus Spuren einer alten, dunkeln Urbevolkerung, die sich fast auf allen grofien Inseln noch finden, so z. B. auf der Halbinsel Malakka, dann auf der Inselgruppe der Andamanen (Taf. I) im Bengalischen Meerbusen, und im Innern von L u z o n. Auf den 7 Philippinen leben noch heute nigritische Stamme, die durch ihre geringe KorpergrSBe (hochstens 150 cm) als den Pygmaen verwandt erscheinen, jenen kleinen Menschen, die im Innern von Neu-Guinea und in Zentralafrika noch in ansehnlicher Zahl leben. Ihr stoffliches und geistiges Gut und ihre Gepflogenheiten sind sehr einfach: kleine, oft windschirmartige Hiitten, die nur zum Schutz vor wilden Tieren und Regen dienen, Pfeil und Bogen, nomadenhaftes Leben und scheues Zuriickziehen in die Walder und Gebirge ihrer Heimat. Diese Flucht in die unwegsame Natur ihrer Welt tritt besonders ein, wenn seefahrende Volker die Kiiste besetzen. Das war auch bei den ersten Malaien der Fali, die selbst wieder von nachriickenden Stammen und Fremdvolkern ins Innere gedrangt wurden. Das beste Beispiel dafiir liefert das am Tor Indonesiens gelegene Sumatra; man denke an die Gajo und Alasleute (S. 24), Bataker (S. 28), Minangkabauer (S. 50) usw., die sich scharf voneinander abgrenzten, so daB jedem Stamm ein eigenes Kulturgut und eine eigene Sprache erwuchs. Man darf aber nicht annehmen, daB die zuwandernden Malaien reinblutig waren. Betrachtet man die Volkerkarte Vorder- und Hinterindiens, so wird einem das Unmogliche dieser Annahme sofort klar. Sind doch sogar neuere Zuziige von Chinesen und Japanern z. B. auf Borneo, von Mongolen und Persern, von islamitischen Arabern besonders in Atjeh (S. 18) an der Nordspitze Sumatras bekannt, die den vielen malaiischen Stammen fremdes Blut zutrugen und das Volkergemisch noch vermehrten. Aber die alt-malaiische Art rang sich durch; das geht vor allem aus der Sprache hervor, deren Fundamente heute noch von Madagaskar bei Afrika und liber Indonesien hinweg bis zu den polynesischen Ostinseln bei Amerika vorhanden sind. Selbst die Melanesier haben mehr oder vveniger vom malaiischen Sprachschatz in sich aufgenommen. Wir haben also in diesem ungeheuren Gebiet eine groBe Sprachenfamilie, die man friiher als malaio-polynesisch bezeichnete und neuerdings, wie erwahnt, austronesisch nennt. Wie kam aber das Malaiische zu den Melanesiern? Der Archipel setzte der Wanderlust der Malaien kein Ziel. Die gleichen Bevveggriinde, die sie vom Festland nach den Inseln lockten, haben sie weiter nach Osten getrieben; Ge- sellschaftshunger, Wandejlust, Freiheitsdurst, Entrinnen aus Sklaverei und mutterrechtlicher Knechtschaft, magische Trieb- federn, Sonnenkult, Machtgier der GroBhauptlinge, Kriege, Hungersnote, Diirren usw. konnen solche Griinde gewesen sein. Wo zielbewuBtes Reisen fehlte, trat Besiedelung einer Insel durch Verschlagungen und Stromversetzungen an dessen Stelle. Sicher standen aber die zuerst genannten Griinde obenan, sonst konnten wir nicht das heutige wohl- gesonderte Bild haben. Auf ihren groBen Doppelbooten, von denen einzelne 100 Menschen und mehr faBten, fuhren sie ostwarts von Land zu Land, an der Kiiste entlang oder mit den Gestirnen segelnd. Dazu bedurften sie eines raumen Windes, da die schweren Fahrzeuge zum Kreuzen sich nur vvenig eigneten. Im nordlichen Indischen Ozean, wo halb- jahrliche Monsune wehen, in unserem Sommer aus Siidwest, in unserem Winter aus Nordost, ist die Seefahrt sehr einfach. Man fahrt, wie einst Vasco de Gama z. B., im Juli von Ostafrika vor dem Winde nach Indien, im Januar ebenso wieder zuriick. Das ist eine sichere Sache, um so mehr, als keine kannibalischen Inseln zu beriihren sind. Anders ist es aber im Osten des Archipels und im Pacific, wo das ganze Jahr hindurch die Passate wehen, nordlich vom Gleicher aus NO, siidlich davon aus SO. Da ist es schvvierig und zeitraubend nach Osten vorzudringen, trotz des Aquatorial- gegenstromes, der als Ausgleich'siidlich des Aquators von Westen nach Osten flieBt. Ein Vordringen nach Osten wiirde beinahe aussichtslos sein, wenn sich zur Zeit der Sonnennahe neben viel Regen und Windstillen nicht gelegentlich Westwinde einstellten, die bei sachlicher Ausniitzung ein Schiff tiichtig vorwarts bringen konnen. Sie dauern aber meist nur wenige Tage; sind dann noch, wie haufig nach Stiirmen und Wirbelwinden, die Stromverhaltnisse verandert, so wird meist eine Notlandung notig. In der Regel gab es dann in den melanesischen Gebieten erbitterte Kampfe. Unterlagen die Fremden, dann wurden die Manner meist totgeschlagen und die Frauen dem Stamm einverleibt. Durch die Kinder, die diese bekamen und aufzogen, wurden Spracheinfliissen die Tore ge- offnet. Blieben aber die Manner am Leben und wohnten mit den Eingesessenen Monate, Jahre, oft fiir immer zusammen, dann waren namentlich bei kleinen Stammen, audi in kultischen Dingen, in Magie und Kunst wechselseitige Einfliisse unvermeidlich. Wie z. B. Neu-Guinea und Tombara (Neu-Mecklenburg) durch Indonesien beeinflufit wurde, werde idi spater zu erklaren versuchen. Aber auch die Kulturen einzelner ostpolynesischer Inseln weisen deutlich nach Melanesien, wahrend das Alt- malaiische sich auf Samoa ziemlich rein erhalten hat. Denn die Alt malaien, die friiher von Siidasien kamen, besafien hauptsachlich Ausleger- bzw. Doppelboote, viereckige Hiitten aus Bambus oder Rundholzern, die entvveder unmittelbar auf dem Boden oder auf Pfahlen ruhten. Ihre Waffen bestanden aus Keulen, Speeren und Schleudern. Als Speisen dienten Kokosniisse, Taro, Yams, Bananen, Brotfrucht, Schweinefleisch, als Getrank Kawa (Piper methysticum). Bast- stoffe wie Hibiskusbast und Dracanenbliitter wurden zu Kleidern und Pandanusblatter zu Matten verarbeitet; Weberei und Topferei fehlten. Im Gemeinschaftsleben herrschte das Vaterrecht. Machtige GroBhauptlinge regierten die Stamme. Die polynesische Religion wurzelte vielfach im Ahnenkult, man schwelgte in der Pflege von Stammbaumen und Oberlieferungen. GroBe Gotzen- bilder fehlten fast ganz, kleine waren aus hartem Holz und unbemalt. Freier Geschlechtsverkehr vor der Ehe, ohne Manner- und Frauenbiinde, keine Einweihungsriten, keine Masken- und Totenkultfiguren, iiberhaupt jedes Fehlen einer phantastisch bildnerischen Ausdruckskunst, dagegen Schonheit der Form und Linie in den Geratschaften und im gesellschaftlichen Leben. So sind die Grundziige der altmalaiischen Kultur beschaffen. Wie reimt sich das aber mit den Bildwerken von Hawai, Marquesas, Tahiti, Osterinsel, Rarotonga, Neu-Seeland usw., zusammen. Es ist gar nicht anders denkbar, als daB einzelne Stamme bei ihren Wanderfahrten auf den „Schwarzen Inseln" langen Aufenthalt hatten und dabei von der papuanischen Kultur stark beeinfluBt wurden. Nur so kann man sich die fratzenhaften, scheuBlichen Bildsaulen erklaren, die unsere Museen zeigen. 8 Die Eigenart der melanesischen Lebensweise im Gegensatz zur polynesischen beruht auf der starken Abgeschlossen- heit, in der die meisten der ursprunglichen papuanischen Stamme lebten. Nichts kann den ungeheuren Unterschied deutlicher klar machen als die Tatsache, daB alle PoIynesier von Hawaii bis Neu-Seeland, von Tonga bis zur Osterinsel eine nur in einzelnen Worten und Konsonanten (h fiir s, r fiir 1) verschiedene Sprache sprechen. Die Unterschiede sind teilweise nicht einmal so groB, wie bei einzelnen deutschen Mundarten. Die melanesischen Stamme dagegen konnen sich, selbst wenn die von ihnen bewohnten Inseln nur wenige Stunden voneinander entfernt sind, nicht mehr verstandigen. In ihren diisteren Bergvvaldern von Angstzustanden vor Buschgeistern und Waldschraten gefoltert, in steter P urcht vor feindlichen Oberfallen verbringen sie ein freudloses, geplagtes Dasein. Zur Abwehr schaffen sie sich ihre fratzenhaften Bildwerke, ihre Maskenaufbauten und Totenkultfiguren, bei denen Phantasie und Kunst in Darstellung, Stilisierung und Zierat die hochst mogliche Entwicklung innerhalb ihrer Gefiihlsvvelt erreichen. Wahrend die Polynesier Hochseefahrer sind, besitzen die Papua gar keine Boote oder treiben hochstens Kiistenschiffahrt auf Einbaumen. So sind die beiden Rassen verschieden ^pneinander wie ihre Hautfarbe, die vom Hellbraun bis zum Braunschwarz wechselt und ihre Haare, die lang und schlicht bei den Hellfarbigen, aber kurz und kraus bei den Dunkeln sind. Man findet also bei derpapuanisch-melanesischen Kultur keine Ausleger-Boote, hochstens Einbaume, dementsprechend auch keine Hochseeschiffahrt. Die Hauser sind rund oder viereckig und sehr einfach. AuBerdem erstellen sie aber Mannerhauser von oft gewaltigen AusmaBen und eigenartiger architektonischer Wirkung. Ihr kultisches Leben auBert sich in Geheimbunden mit Einweihungsriten, Schauessen und Totemismus, meist in der mutterrechtlichen Zweiklassenform. Die Bevolkerung siedelt in kleineren Stammen mit eigener Sprache. Die wenig hervortretenden Hauptlinge sind haufig Zauberer und Totemalteste. Ein ausgedehnter Totenkult mit Darstellungen von Verstorbenen oder Schraten in oft fratzenhafter Form dient zur Abwehr boser Geister. Wir haben also eine altmalaiische Kultur festgestellt, die die alte papuanische zum Teil verdrangte, zum Teil sich mit ihr abfand und sie wiederum durch Sprache und Gebrauche beeinfluBte, so daB der bunte melanesische Kulturkreis daraus erwuchs. Vor allen Dingen war es die Schiffahrt, die sich die Melanesier an einzelnen Stellen zu eigen machten, so z. B. auf den Tami- und Siassi-Inseln zvvischen NO-Neu-Guinea und Neu-Pommern (Birara), oder auf den Inselgruppen von Kiriwina, Murua, Nada, den Louisiaden usw. am Ostkap von Neu-Guinea, dem Massim-Distrikt. Diese haben neben groBen Segelfahrzeugen auch Hauser, die in die mikronesisch-indonesische Kultur hineingehoren. Was ist aber nun indonesische Kultur? Hier ist ein anderes Indien von ungeheurem EinfluB auf den Archipel gevvesen, namlich das sog. Hinterindien mit Birma, Siam, Kambodja, Anam neben den zahlreichen Inlandstammen. Hier war vor allen Dingen die eigene Behausung zu eigenartiger Entvvicklung gelangt, namlich der Holzbau, der vor den mesopotamischen, agyptischen, griechischen und vorderindischen Steinbauten einen selbstandigen Kunststil ausmacht, dem ganz Ostasien, Hinterindien, Indonesien und die Karolinen angehoren und der selbst auch an anderen Stellen Ozeaniens nachzuweisen ist. Es ist das gepfahlteZiergiebelhausmit Biiffelhorn-Firstspitze. Ich will es kurz weg Biiffelhornhaus nennen, nach dem heiligen Biiffel, der sein Wahrzeichen ist. Es kam in Indonesien zu besonders glanzender Entwicklung, wie z. B. bei den Batakern (S. 30), eigenartig besonders auch dadurch, weil es durch das Doppelboot stark beeinflufit wurde. Nachdem sich namlich die Altmalaien im Archipel festgesetzt hatten, kamen im Laufe der Zeit zahlreiche Nach- zugler von Indien heriiber. Ohne Zvveifel sind die Ausleger- und Doppelboote mit ihren hohen Gallionen dort erfunden worden, denn man sieht diese heute noch auf Ceylon und jene bei Festlichkeiten auf dem Ganges. In Indien waren sie friiher allgemeiner Besitz. Von der Halbinsel Malakka aus konnte man ja stets mit Leichtigkeit Sumatra und Borneo erreichen, aber auch von Vorderindien aus war die unmittelbare Seefahrt nach Sumatra und Java bei den Monsunen und Passaten sehr einfach. Java ist denn auch bald nach Christi Geburt von einem groBen Zustrom von Indern begluckt worden. Es ent- standen groBe, machtige Reiche unter dem Schirm der indischen Gottervvelt, insbesondere des Schiwa und Buddha. Die Tempelbauten von Prambanan und Boro-Budur sind lebhafte Zeugen davon. Diese rein indische Kultur, die durch Machthunger auch auf Bali und Lombok, auf Sumatra und noch weiter nach Osten ausgedehnt wurde, ist ge- schichtlich, neuzeitlich und darf nicht mit der indonesischen verwechselt werden, die viel friiher im Malaiischen Archipel durch indische, namentlich hinterindische Einfliisse entstand. Da war es vor allem das Fahrzeug, von dem eben die Rede war. Nicht allein die Art, sondern auch die Form der Boote, der Schvvung der Kiellinie und die hohen Gallionen wirkten machtig auf die meervertrauten Malaien. Das groBe Doppelboot und seine viereckige oder rechteckige Plattform war ihre Heimat. Diese Plattform ruhte auf den beiden Bootskorpern, von denen der eine meist etwas kleiner ist. In magisch vervvurzelter Denkvveise iibertrugen sie diese Plattform-Rahmen mit dem Sprung des Deckes und der Aufbaumung der Gallionen auf ihre Hauser am Lande, die aus schon behauenem und verzapftem Bauholz errichtet vvurden. Wie ihnen, so waren den iiber die See gekom- menen Geistern solche Boote die liebsten Gaben. Deshalb werden heute noch Modelle von ihnen den Gottern geweiht, die einen Leidenden von seiner Krankheit befreien (Taf. XI Abb. 27). Man findet daher an zahlreichen Biiffelhornhausern, z. B. an den prachtigen der Minangkabauer auf Sumatra den Langsbalken des Unterrahmens, der auf den Pfahlen ruht, verlangert, so daB die Nocken wie ein Wirtshausschild hinausragen. Ich nenne sie deshalb Nockbalken. Meist hat dabei der Langsrahmenbalken auch einen Sprung (Taf. XXII, 7). In volliger Vervvachsung mit ihrer marinen Heimat sind die Tiirschwellen haufig auch in Bootform hergestellt. Nennen doch die Bewohner der zu Nias gehorigen Batu-Inseln diese Nockbalken lasara, der Name einer sagenhaften Prau. Daher kommt es, daB man in Obereinstimmung mit den Kramer, Westindonesien. 2 9 Familienbooten diese Hauser als Langshauser, als Sippenhauser, errichtet. In dem mutterrechtlichen Minangkabau herrscht die niedliche Gepflogenheit, an den Giebelseiten noch ein bis zwei sich aufhohende Anbauten zu machen, wie eine Gallion aufstrebend (Taf. XX, 1); im obersten Gemach verbringt die alteste, zuerst verheiratete Tochter der Familie ihre junge Ehe. Da jeder der Anbauten wie das Haupthaus selbst einen Spitzgiebel hat, so entstehen dadurch die ge- schachtelten Giebel, die fiir dasBovenland so stimmungsvoll sind (Taf.XX) und auch in Siam und China vorkommen. Merkwiirdig ist es, dafi man den Sprung auch am Dach bemerkt, dessen Firstbalken oft recht stark geschwungen ist (s. Taf. X, 2), so dafi die beiden Firstspitzen senkrecht nach oben schauen. Auf diesen Spitzen sitzt z. B. bei den Batakem ein Gehorn des Wasserbiiffels (Taf. IX, 1), was der Heiligkeit des Stieres im indischen Ideenkreis entspricht. Man denke nur an die Toda im Nilgiri-Gebirge, die bei Begrabnissen, wie die Toradja auf Celebes, Stiere opfern, an die heiligen Glocken usw. Eine andere Gabelung entsteht aber auch, wenn die beiden seitlichen Rahmenbretter des Giebel- dreiecks nach oben verlangert sind, was man auch an niederdeutschen Hausern sehen kann (Taf. XXIII, 1). Hier handelt es sich um weitverbreitete indogermanische Abwehrzeichen fiir bose Geister. Diese Kraft wird ja auch dem Hirschgeweih und dem Phallos zugeschrieben, wie Kleivveg de Zwaan iiberzeugend dargelegt hat. Besonders auf- fallend ist dies bei den Idolen von Ni as (Taf. XIV, 12) und an zahlreichen Gegenstanden ostlich davon. Wenn an dieser Gabel noch ein drittes aufgebogenes Gebilde, und zwar das Ende des Firstbalkens befestigt ist, so entsteht das Sinnbild eines Vogels, wohl des Nashornvogels, wie zwei Bilder aus Lampong (Taf. XXVIII) zeigen. Dies erzeugt das Vogelhaus, das einen geraden First hat, im Gegensatz zum hochaufgetiirmten Buffelhornhaus. Bei diesem bedarf die dritte untere Seite des Giebeldreiecks noch besondere Beachtung; ihr Balken springt nicht selten hervor, besonders deutlich z. B. an den Hausern der Toba-Bataker (Taf. X, 2—4), ferner z. B. an der Bai der Palauer, wofiir ich ein treffliches Beispiel in meiner Monographie Palau, Bd. II Taf. 16 gebracht habe. Bei einigen Haustypen in Indonesien tritt an Stelle dieses Balkens ein Walmdadi, das man z. B. bei den Karo-Batakern (Taf. IX, 1) und in den Karolinen von Kusa e (163° L.) kennt, wie die ersten Entdecker mitgeteilt haben. Dieses Walmdach erscheint schon bekanntermafien an den Pultdachhiitten der Andamanesen (Taf. I, 9) und dann an zahlreichen Bambuspfahlhausern des Archipels durch Anbauten an die Giebelseite. Dadurch entsteht bei Satteldachern das Giebeldreieck. Auf Palau ist an Stelle des Walmdaches, wie eben bei den Toba-Batakem ervvahnt, der untere Rahmenbalken getreten; das Dreieck dariiber ist prachtig geziert; aufierdem springen hier an den unteren Ecken des Dreiecks zwei Nockbalken hervor (Taf. X, 4). Die schonen Hauserverzierungen trifft man im Westen noch an mehreren Platzen in recht ausgepragter, glanzender Form; so findet man diese Art der Flachendarstellung und Friese bei den Toradja in Zentralcelebes, bei den Minangkabauern auf Sumatra, auf den Nikobaren usw.; sie kann deshalb als typisch indonesisch bezeichnet werden. Oberreich geschmiickt sind die Hauser von Minangkabau, bei denen man wie bei den Batakern, Palauern und an einigen andern Platzen oft vierfach gegiebelte Dachreiter (Taf. IX) antrifft, die in ihrer Eigenart ganz besondere Fingerzeige fiir die Starke dieser Kultur sind. So ist das Buffelhornhaus mit seinen Ziergiebeln, Nockbalken, Firstspitzen und Dachreitern ein Charakteristikum eigenster Art und steht als eine hervorstechende Art des Holzbaues entvvicklungsgeschichtlich und kunsthistorisch an erster Stelle. Die indonesische Kultur ist ostvvarts, wie ervvahnt, bis tief in den Pazifik, nach Kusae vorgedrungen. Es fehlt aber in Polynesien, ein Zeichen dafiir, dati es erst nach den Wanderungen von Indien hereindrang. Auf Samoa und Tonga z. B. finden wir das Ovalhaus, ein Satteldach mit zvvei angesetzten Rundteilen, die man beliebig entfernen kann. Es ist merkvviirdig, daB diese Form im Archipel auf Nias vorkommt, wo in enggebauten Dorfern auf den StraBenseiten Haus an Haus mit den Giebeln zusammengeklebt ist (Taf. XIV, 1); hier sind die Rundteile verschvvunden und erscheinen erst vvieder an den freistehenden Hausern des Nordens (Taf. XV, 8); merkvviirdiger noch, daB an den schmalen, der StraBe zugekehrten Traufseiten hochgeschvvungene, ornamentierte Nockbalken erscheinen, da ihre Anbringung an den Giebel¬ seiten eben nicht moglich ist (Taf. XIV, 6); so vvurde die Richtung verkehrt wie bei den Karo-Batakern, bei denen die Nocken an den Ecken sitzen, da die Traufenseite hier haufig dem Dorfplatz zugevvendet ist (Taf. IX, 9). Da am samoanischen Haus ein Ramengeviert fehlt, so ist hier auch von Nockbalken keine Špur zu finden. Aber die Form des grofien Hauses verrat unverkennbar die Vervvandtschaft mit der niassischen Form. Von Kunsthandvverken ist dann dieWeberei zu nennen, die den Altmalaien, wie das Haus, von Indien zuge- tragen vvurde; denn vvare sie von ihnen mitgebracht vvorden, so miifite sie auch in Polynesien heimisch sein oder in Melanesien, wo ihr vereinzeltes Vorkommen (Mussau 150° L, Santa Cruz 166° L usvv.) auf eine Ruckflutung von Mikro- nesien her, zuriickzufiihren ist. Zahlreiche mikronesische Kolonien in Melanesien vvie Vuvulu und Aua (143° L), Loaniua und Nukumanu (159° L) und mehrere kleine Inseln im Sudosten davon, die als Para-Mikronesien zusammengefaBt vverden, vveisen darauf hin. Die Weberei kommt ja in Afrika und Amerika vor, sie ist also vveit verbreitet; aber in Indien herrscht eine ganz besondere Technik. Wie man beim Batiken, das als rein indisch nahezu vollig auf Java beschrankt blieb, gevvisse Flachen eines Gevvebes vor dem Farben mit Wachs iiberzieht, um Blumen, Figuren, Ranken usvv. zu gevvinnen, so erzielt man hier durch Abbinden der Faden eine ahnliche Wirkung. Das Abbinden oder „Ikaten“ geht folgendermaBen vor sich: Man bindet schon vor dem Weben einige Faden der Kette oder des Schusses oder beider zusammen strecken- vveise ab, farbt sie und bringt dann erst, nach Entfernung des umgebundenen Bastes (s. Java Taf. XXX, 10) Kette und Schufi zusammen, so daB das gevvobene Tuch schon sein Muster hat und der Webstuhl keiner besonderen Litzenstabe bedarf. Dieses Verfahren ist also viel miihsamer, aber auch kunstvoller, und die indonesischen Ikattiicher reihen sich zum Teil den orientalischen Teppichen in ihrer Farben- und Bildvvirkung vviirdig an. Die Ikattechnik ist beinahe in ganz Indonesien zu finden, fehlt aber in Mikronesien bis auf eine Ausnahme: auf dem bereits ervvahnten Kusae namlich vverden sehr schone Kleidmatten fiir Frauen hergestellt. Die Wirkung vvird durch ein dem Ikaten ahnliches Verfahren erzielt: beim 10 Aufziehen der Kette auf dem hiibsch verzierten kleinen Kettenbcck werden die Kettfaden an einem Gatter abgeschnitten und andersfarbige angekniipft. So entsteht eine ahnliche Wirkung wie beim „ Abbinden“, nur dafi hierbei die Kette erst nach der Aufbringung gefarbt wird und auf Kusae schon vorher und zwar in vier Farben: blauschvvarz, gelb, rot, weiB. Man findet also auf Kusae nicht nur das Buffelhornhaus, sondern auch die Ikat-Weberei, und aufierdem den Steinbau. Die Graber von Metalanim auf Ponape, das mit Kusae kulturell eng vervvandt ist, sind weltbekannt. Die Mauern sind aus Basaltblocken und -Saulen bis zu 10 m Hohe aufgeschichtet. Ganz ahnliche Bauten findet man auch auf Kusae. Auf Palau vverden die Steinwege und monumentalen Wegekopfe ganz besonders gepflegt; ahnliches findet man auch auf Nias, so daB also hier wiederum der indonesische Zusammenhang herausleuchtet. Von manch anderem gemeinsamen Kulturgut sei hier abgesehen. Indische Einfliisse auf die Papua sind von hollandischen Gelehrten bestritten worden. Aber ich muB hier feststellen, dafi das altmalaiische Erbgut der Hockerfigur, die wie die indische Nagaschlange auf den geflammten Klingen und den indischen Krisgriffen der Javaner vorkommt, auch an den Schadelbehaltern, den Korwaren, auf West- Neu-Guinea erscheinen. Diese Korware tragen zum Teil ausgesprochen indonesische Rankenornamente, die dem alt- malaiisch-polynesischen Kunstgebiet ganz fremd sind. Die Ranken haben sich auf Neu-Guinea ostvvarts ausgebreitet und beherrschen die ganze Zierkunst der Insel. Sie haben sich sogar zum Teil auf die Salomons-Inseln ausgedehnt, und selbst auf das poIynesische Neu-Seeland, dessen Ornamentik und Bildschnitzerei man ohne den Ruckblick auf Melanesien gar nicht verstehen konnte. Inwieweit die in Form eines Wachsstockes dargestellten Schlangen in West-Neuguinea hinduistisch sind, steht dahin; sicher ist in Obereinstimmung mit Uhle und Wilkens die Ansicht der italienischen Forscher Beccari und Giglioli abzu- lehnen, daB die aufgerollien Nasenspitzen der Masken auf den Elefantengott Ganescha zuriickzufiihren seien. Aber malaiisch-indische Einfliisse diirfen doch auch hier nicht ganz verworfen werden. Sie sind ja auch ganz natiirlich, wenn man sich die Rastplatze und WanderstraBen vergegenvvartigt, und bedenkt, daB bei der Entdeckung von Neu-Guinea um 1500 herum schon malaiische Siedelungen, namentlich an der Nordkiiste weit nach Osten hin gefunden vvurden. Eine mittelbare Obertragung des Elefantenriissels ware unter diesem Gesichtspunkt wohl moglich. Man denke sich, dafi einige Malaien aus Java oder Bali einem Papuafest beivvohnen; sie sehen die Masken mit den Iangen, riisselformigen Nasen, und einem von ihnen fallt die Ahnlichkeit mit der Ganescha-Nase auf. Zum Scherz schnitzt er eine Maske mit aufgerollter Nasenspitze, vvoriiber die Einheimischen sich freuen, wie iiber jede Idee innerhalb ihres Kunststils. Oder eine andere Moglichkeit: ein Papua fuhr auf einem Schiff nach Westen und erblickte einige Elefanten usw. So hatten wir in solchen Fallen einen hinduistischen Einflufi, der freilich jeder Tiefe entbehrt. Allerdings erscheint Uhle’s Ansicht, daB die infolge Durchlochung entstandene Septumkriimmung die Ursache ist, naheliegender. Eine Eidechse (Wilken) kann es nicht sein, weil sie nicht den Schwanz rollen kann, hochstens der Baumbar, der Phalanger. Indische Einfliisse auf Neu-Guinea sind meines Erachtens zahlreich vorhanden; nur sind sie feiner, oft kaum erkennbarer Natur, was der Weitermarsch kundtun soli. Ostpolynesien! Es wurde schon oben auf seine absonderliche Kunstrichtung hingewiesen, die nach Melanesien deutet. Ebenso wie manche Auswiichse der Gesellschaftsordnung, z. B. die Mannerbiinde Tahitis, der Kannibalismus, nach Westen weisen. Aber auch der Osten, die amerikanische Westkuste hat anscheinend auf diese Randgebiete ein- gewirkt. Merkvviirdig ist jedenfalls die ungeheure Vorliebe fiir prunkhaften Federmuck auf Havvaii, Marquesas, Tahiti, Neu-Seeland und Osterinsel, merkvviirdig sind die geknickten Steinklingen an den gleichen Platzen und an Amerikas Westkuste und manche andere Dinge. Aber um mehr als eine Kontaktmetarmophose, wenn ich diesen mineralogischen Ausdruck gebrauchen darf, scheint es sich dabei nicht zu handeln. Hie Polynesien! Hie Amerika! So tonen stetig die Streitrufe, an denen ein gelegentlicher Fund nichts Wesentliches andert; denn im Grunde steht die amerikanische und ozeanische Kultur jede fiir sich selbstandig da. Zusammenfassend finden wir in dem grofien austronesischen Gebiet vier Kulturen, die iibereinander oder vielmehr in ihren Resten heute nebeneinander stehen. Ich zahle sie noch einmal kurz auf: 1. die australisch-papuanische, 2. die altmalaiische, 3. die melanesische, 4. die indonesische, 5. die indische Kultur. Die erste kann man in mehrere Abteilungen zerlegen und sie als Kultur der Pygmaen, der Papua, der Australier usw. bezeichnen. Diese Kulturen im Bilde darzustellen ist der Zweck des Atlasses der Volkerkunde. Mogen die einleitenden Worte Verstandnis dafiir schaffen, wieviel gleichgeartete, aber in ihrer Ausvvirkung deutlich unterscheidbare Einzel- kulturen entstehen konnen, wenn Abgeschlossenheit und Umvvelt die Formung iibernehmen, und wie der menschliche Geist in verschiedener Betatiguug, unter verschiedenen Bedingungen so viele eigenartige Erzeugnisse hervorbringen kann. Kunst und Handwerk sind eben unerschopflich. Ist es da nicht iiberaus fesselnd, alle diese Kulturen im Bilde iibersichtlich vor sich zu haben? Es wird sicher zu den Hauptaufgaben der Zukunft gehoren, die Ursachen ausfindig zu machen und zu ergriinden, die zu so verschiedenen Ergebnissen gefiihrt haben. Hieraus konnen wir dann Schliisse auf unsere eigene Entvvicklung und die der menschlichen Kultur iiberhaupt ziehen. Sucht man selbst tastend neue Wege, so kann man in diesem Werk sehen, wie viele Kulturen schon auf einem verhaltnismafiig engen Raum gefunden worden sind. Dies vermag die Hoffnung und die Zuversicht in uns zu starken, daB z. B. im Kunstgevverbe trotz der Fiille des Vorhandenen noch viel Neues geleistet und gefunden werden kann, wenn man nur fest in seiner Umvvelt vvurzelt und in ihr vertieft mit Gedankenschvvung arbeitet. Die genaueste langjahrige Bekanntschaft mit dem Boden, auf dem man lebt, und mit der Umvvelt, die stetig auf uns einvvirkt, sie schaffen bei hingebungsvoller Arbeit in uns die Krafte fiir die Weiterentwicklung des Oberbrachten oder fiir freie Gestaltung. So entstehen Schopfungen, die fiir die Menschheit eine Quelle des Behagens und der Freude sind. Die Ursachen zu ergriinden, die in jedem Falle die vielen hier dargestellten Kulturen hervorgebracht haben, ist eine der schonsten Aufgaben der Volkerkunde. 11 1. Die Andamanen (Taf. 1 s. Karte S. 102 und 103) 1. Mann im Schmuck mit Bogen (6) auf Fische schiefiend (Stgrt.). 2. Alter Bsmbusbogen (Frankfurt). 3. Frau mit Fischnetz, Schmuckringe, Trauerbemalung; tragt auf dem Riicken den Schadel eines Verwandten (Stgrt.). 4. Fisch-Harpune. 5. Frau mit Pandanus-Tragband und Kind (Br.). 6. Halbreflex-Bogen (Br., s. auch 1). 7. Pfeilspitzen, a) fiir Fische, b) fiir Schweine mit los- barer Spitze, c) mit Spitze aus Areca-Holz (Br.). 8. Pultdachhiitte mit Schlafbank, Dachdeckung, Rolladenmatte (Br.), Eimer. 9. Dieselbe Hiitte abgevvalmt; vorne die Matte (Br.). 10. Siedelungsplan s. Text (Br.). 11. Herstellung einer Rolladenmatte ; a) rechts Nord, links Siid, b) Klein-Andaman (Br.). 12. Zierat, auf Pandanusblatter geritzt oder gemalt; auch fiir Korperbemalung (GroB-Andaman, Br.). 13. Madchen, bei Eintritt der ersten Regel so geschmiickt, 1 — 3 Tage stumm in einer Hiitte sitzend (Br). 14. Herstellung der Schnur zur Bindung der Schweinepfeile (Br.). 15. Schweineschadel als Trophae eingeflochten (Br.). 16. Frau, geschmiickt und bemalt, mit Scheitel (Br). 17. Halsband aus Mangrovebliiten (Br.). 18. Das bemalte Gesicht eines Mannes (Br.). 19. Topfe; oben N, unten S (Br.). 20. Topfhiillen (Br.). 21. Boot mit Lochern fiir die Auslegerbalken (London). Pflocke zum Anbinden des Flofies, s. 27 u. 28, oben Pagaie. 22. Gemeindehaus (Klein-Andaman). 23. Hacke (Dechsel) mit Muschel oder Stein- klinge (Br.). 24. Bambus-Messer (Br.). 25. Friedenstanz (Nord-A., Br.). 26. Tretbrett fur Takt und Ton beim Tanz (Br.). 27. Flofi- befestigung (s. 21) von hinten und 28. von der Seite (Br.). 28. (Oben unter 8) Eberzahn zum Holzglatten. 29. Junge Frau, guter Typ (Br.). D ie Andamanen und Nikobaren liegen zwischen dem Kap Negrais in Birma und der Nordspitze von Sumatra Seit 1858 gehoren die Andamanen dem Britischen Reich an, dessen indische Regierung in Port Blair eine Strafanstalt unterhalt. Der alte Name Andaman ist nur noch fiir die Hauptinsel im Gebrauch und stammt nach Klofi von dem griechischen Angdaimonos; diesesWort soli schon Ptolemaus in Alexandria gebraucht haben. Eine andere Quelle weist auch auf den indischen Affenkonig Hanuman oder Hando- man hin, wobei es den ehemals verrufenen und gefiirchteten Einwohnern iiberlassen bleiben muB, ob sie den Affen dem Teufel vorziehen. Der ehemalige Name Minkopie fiir die Eingeborenen ist wahrscheinlich aus monge bi, d. h. „Ich bin ein Mann", entstanden, weshalb Klein-Andaman bei den Bewohnern kurz Onge heiBt; ihre Sprache ist mit der der wilden Jarawa im Innern Siid-Andamans verwandt, aber von der, der Hauptinsel GroB-Andaman, auf der mehrere Sprachen gesprochen werden, sehr verschieden; sie stehen alle dem malaiischen Sprachstamme fern. GroB- Andaman wird vom 12. Breitegrad durchschnitten und zer- fallt in Nord-, Mittel- und Siid-Andaman. An der Siidspitze liegt die kleine Rutland-Insel, im Osten ein kleiner Insel- haufen Baratang, im Westen der bewohnte N.-Sentinel- Fels. Die Nordsiid gerichtete Inselkette ist ungefahr 250 km lang, 20—30 km breit und umfaBt eine Flache von rund 6200 qkm. Es ist ein hiigeliges, reichbewaldetes Land von tertiaren Formationen, das sich im Norden zu einer Hohe von 720 m erhebt. Die Mangrove-Siimpfe und Korallen- riffe der Kiiste zahlten einst zu den gefiirchtetsten Strecken. Zahllose Schiffbriiche und Oberfalle durch kannibalische Eingeborene machten diese Gegend zum Schrecken aller Seefahrer. Die Bewohner waren daher als Damonen mit Hundskopfen verrufen. Die Hauptnahrung der Eingeborenen besteht aus Yams, Brotfrucht und, soweit ich aus Bildern schlieBe, auch aus Taro; sonst leben diese Menschen als Fischer, Jager und Sammler. An Tieren findet man eine einheimische Schweineart, Zibetkatze, groBe Varanus-Echsen, Schlangen usw. Im Jahre 1900 zahlte man noch etwa 2000 Einge¬ borene (im Norden 650, im Siiden 1250); ihre Haut- farbe ist dunkelbraun bis schwarzbraun. Krauses, kurzes, schvvarzes Haar bedeckt den kurzkopfigen Schadel kappen- formig (1,18), oft auch mit einem Scheitelausschnitt (16, 29); das Gesicht ist bartlos. Gute Typen zeigt Abb. 18 und 29. Ihre kleine Gestalt erinnert lebhaft an die Pygmaen Zentral-Afrikas und von Neu-Guinea. Auf GroB-Andaman , leben 10 S tam m e, z. B. Aka Kede (Mitte), Aka Jeru (Norden), Aka Bea (Siiden) usw. Aka ist eine Vorsilbe, die auf Mund und Sprache hinweist. Jeder Stamm zerfallt in Gruppen von etwa 20 — 50 Menschen, die die eigentlichen Landeigner sind. Nomadenhaft durchstreifen sie ihre Um- welt und verlassen sofort nach jedem Todesfall ihre augen- blicklichen Wohnsitze. Das Schmuckbediirfnis dieser Menschen kommt in Bemalungen mit Tonerde zur Geltung, und zwar in den Farbengrau, gelb und rosa (3,16,18), ferner in Schmuck- narben, die Knaben und Madchen haben miissen. Beide Geschlechter tragen Schamgiirtel, Arm- und Beinringe (1,3), die Manner aus Hibiskus und die Frauen aus Pandanus mit Blatterbiischeln oder rot getonten Fransen. Die Pan¬ danusblatter kommen besonders beim Mannbarkeitsfest als Schmuck in Betracht (13). Aus Muscheln, Schnecken, Dentalium und Bliiten werden hiibsche Halsbander ver- fertigt. Die Wohnungen sind, wie in der Einleitung schon ervvahnt, Pultdachhiitten, die sehr oft eine erhohte Schlafbank haben (8). Die Siedlungsform ist der Kreis (10); die Hiitten fiir Verheiratete (W) nach der Mitte hin abgewalmt (9) und mit Rolladenmatten bedeckt (8, 9, Technik 11 a u. b). Neben dem Junggesellenhaus (10x) be- findet sich ein gemeinsamer Herdplatz (y) und in der Mitte ein Tanzplatz. Wie schon gesagt, wird bei einem Todes¬ fall der Wohnplatz sofort verlassen. Ihre Buschhiitten sind noch einfacher gehalten, und selbst Felsnischen werden als Unterkunftsplatze beniitzt. Vorziiglich im Siiden steht im Hauptlager das rund gebaute Gemeindehaus (22), dessen Durchmesser etwa 20 m bei einer Hohe von 10 m betragt. Das Innere wird durch zwei in Kreisform ein- gelassene Pfostenreihen in Kojen abgeteilt, die ihrerseits vvieder durch Rollmatten abgeschottet sind. In der Mitte befindet sich ein kleiner Tanzplatz. Auf Klein-Andaman wohnt wahrend der Regenzeit ein kleiner Stamm darin. Als Boot ist noch der Einbaum in Trogform im Ge¬ brauch (21), dessen Ausleger bestimmt indisches Lehngut ist, ebenso wie der Halbreflexbogen (6), der aus Mimusops- holz hergestellt wird. Urspriinglich nahm man Bambus fiir den Bogen (2). Zum Aufbevvahren der zum Farben notigen roten Erde verfertigen die Eingeborenen kleine, vvalzen- formige HolzgefaBe (8); grofiere von 20- 40 cm Hohe werden verwendet, um ein Getrank aus Honig und Wasser anzuriihren; meist sind sie verschniirt und mit einer Henkel- schnur versehen. Ihre Lasten dagegen tragen sie in kegel- formigen K 6 r b e n, und ebenso gestaltet sind ihre Topfe (19), die im Norden spitz und im Siiden mehr rundlich gehalten sind; beide Formen haben keine Stehflache und sind meist in Futterale (20) gesetzt. Die Kunst ist sehr wenig ausgepragt und besteht nur in einfachen geometrischen Ornamenten (12). Nach einem Todesfall, vor einem Kampf oder bei einem Friedensschlufi macht man langandauernde Tanze (25), wobei ein Vorsanger auf ein 1 V* m langes Brett (26), das einzige M u s i k instrument, tritt. Heiraten unter Blutsverwan dten werden vermieden, doch wird Exogamie (Heirat nach aus- warts) nicht gefordert. Kinderverlobung ist Sitte. — Wenn auch kein ausgesprochener Totemismus herrscht, so be- stehen doch beim Toten gewisse Vorschriften, z. B. der Schild- krote und vieler anderer Tiere wie Fische, Vogel, Zikaden, Spinnen, die der Gottin Puluga (Biliku = Sonne und Nord- ost-Wind) heilig sind. Es gibt auch noch Oberreste des australischen Empfangnis-Totemismus hinsichtlich der Frau und des Vorkommens von beseelten Riffsteinen. Busch- und Seegeister beleben die Natur in zahlloser Menge; auch ein himmlisches Wesen mit Namen Morua kommt vor. Be¬ sonders zahlreich sind die Seelen der Abgeschiedenen und Vorfahren. Die Annahme eines friihen Monotheismus ist des- halb kaum moglich. Eigenartig ist die BegriiBungsform eines nach langer Abwesenheit zu den Seinen Zuriick- gekehrten; er wird unter Tranen auf den SchoB genommen und geliebkost. Die Leichen vverden in Hockerstellung gebracht und auf die Seite mit dem Blick nach Osten ge- legt; die Grabbeigaben sind sparlich. Spater werden die Schadel und Knochen ausgegraben, bemalt und zur Er- innerung und als Schutzmittel herumgetragen (3). Die Leichenbestattung auf Baumplattformen ist nur fiir Jugend- liche ublich. Literatur u. a. C. Boden Kloss (KI.), In the Andamans and Nicobars. Lon¬ don 1903; A. R. Brown (Br.), The Andaman Islanders. Cam- brigde 1922; F. J. Mouat (Mo.), Adventures and Researches among the Andaman Islanders. London 1863; E. H. Man (Uber Andamanesen und Nikobaren). Brit. Journ. Anthrop. Inst. 1882/84, vol. XI und XII. 12 Tafel I 13 2 . Die Nikobaren 1 (Tafel 2) 1. Dorf im Mittelteil. Pfahl mit Kokosniissen fiir ein Fest Abwehrfigur mit Zylinder. 2. Grofies Boot mit Gallion und einseitig-em Ausleger; Vierecksegel. 3. Gallionzier. 4. Stabrost fiir den Sitz im Bug. 5. Osfafi. 6. Pagaie mit Singknopf. 7., 8. Zeremonial- ruder. 9. Shompenfrau mit Hut und Ohrenschmuck aus Bambus. 10. Waldhiitte der Shompen. 11. Korb aus Rotangstreifen (dreistreifige Flechtart). 12. Fransenrock fiir Frauen. 13. Hund, Schnitzerei, 165 cm lang (Hamburg). 14. Mann aus dem Norden mit Kopfschmuck, sog. „Hundeohren“. 15. „Hundeohren“. D er Name lautet nach Marco Polo Nokueran, daraus entstand Nauakar, Nikavari und zuletzt Nikobaren; daher riihrt auch die Bezeichnung Nangkauri. Die Araber kannten die Inseln schon als Megabalu oder Legabalu. Es sind etwa 20 Inseln, die 175 km von der Nordspitze Suma- tras und 150 km von den Andamanen entfernt liegen, von diesen durch den Zehn-Grad-Kanal getrennt. Die ganze Gruppe umfafit eine Flache von ungefahr 1771 qkm. Die Nikobaren zerfallen in drei Teile: 1. Im Siiden Grofi- Nikobar, von den Eingeborenen Loang genannt (875 qkm), Klein-Nikobar oder Atong und sieben kleinere Inseln. 2. In der Mitte sind, durch den Sombrero-Kanal getrennt, Ka- morta (208 qkm, engl. Strafkolonie) mit Trinkat und Nan- kauri (Laoi), Katchal (Tehniu), Teressa (wahrscheinlich nach der osterreichischen Fregatte Joseph und Theresia) oder Talong, und das anmutige Bompoka mit seinem spitzhut- ahnlichen Vulkan (daher Sombrero) gelagert. Weitere In¬ seln sind dann noch Chaura (Tatat) und Tilanggong (Ser- pentinfelsen mit Salanganen). 3. Im Norden liegen dann das 60 m hohe Kar Nikobar (bei den Eingeborenen Pu genannt) und einige kleinere Inselchen. Von Mai bis Oktober weht bestandig der Sudwest- Monsun, der sehr viel Sturm und Regen bringt; Taifune jedoch sind sehr selten. Der Siiden und besonders die Insel Katchal in der Mitte sind reich bewaldet, die iibrigen Inseln aber tragen auf ihren Hiigeln typische Heidevege- tation. Kokospalmen besonders auf Kar Nikobar, Pan- danus, Taro, Yams sind die hauptsachlichsten Nahrungs- spender. Das Betelkauen ist auch auf den Nikobaren iib- lich. Auf den siidlichen Inseln erheben sich Hiigel aus Sandstein und Tonschiefer bis zu einer Hohe von 640 m, wahrend im Norden mehr sumpfiges Land und Lavaflachen vorherrschen. Die Vogelwelt ist mit 110 Arten reich vertreten, davon sind gegen 70 Arten mit den Andamanen gemeinsam. An Saugetieren stellte man 16 Fledermause- und 13 Ratten- arten fest. Schweine und Affen sind vorhanden; eine Palm- Zibetkatze ist wohl eingefiihrt. Die Haustierzucht erstreckt sich auf Schweine, Hiihner, Hunde und Katzen. Die Eingeborenen (im Jahr 1900 etwa 6500) gehoren dem malaischen Stamm an, sind aber dunkler und haben grobe Gesichtsziige (Taf. III, 1). Untereinander bezeichnen sie sich als „shom“ — „Leute“. Auf GroB-Nikobar lebt ein Inland- stamm, Shompen genannt, der etwas kleiner, dunkler und mittelbraun ist und bei dem auch mittel- bis kurzgewelltes Haar vorkommt (9). Es ist sehr wahrscheinlich, daB audi hier friiher, wie auf den Andamanen, Negriten lebten, die sich mit den hellfarbigen Zuwanderern mischten. Die Nikobaresen sind kein schoner Menschenschlag, und, als ob sie das selbst fuhlten, fiihren sie ihre Herkunft auf einen Mann und auf eine Hiindin zuriick, die nach der Sintflut am Leben blieben. Die Kopfbinde der Manner hat deshalb zwei „Ohren“ (14, 15), und der Ngong, der Fransenrock der Frauen (12), war das Kleid der Hundemutter. Die zylindrische Kopf- bedeckung ist als Schutz gegen Geister beliebt (9). Beide Geschlechter gingen in alter Zeit aber auch oft nackt, oder die Manner mit der T-Binde, hinten hinabhangenden Zipfeln, weshalb die ersten Entdecker vom Land der „nackten und geschvvanzten Menschen“ berichteten. Die Korpergrofie betragt etwa 162 cm; die Haare sind grob und hangen bis auf die Schulter herab, wahrend der Bartvvuchs sehr sparlich ist. Der Schadel der Frauen ist oft kahl geschoren, dadurch wird die hintere, kiinstliche Abflachung erst richtig sichtbar. Man findet unter der Bevolkerung Lang- und Kurzschadel. Auch ist unter ihnen die Unsitte des Anfeilens der Zahne iiblich, die auBerdem auch noch durch en Kalkansatz vom Betelkauen verunstaltet werden, der ie vvulstigen Lippen vortreibt. Ihre Nase ist massig und oft durchbohrt. Ihr Schmuckbediirfnis laBt sie ihre Ohr- lappchen unnatiirlich erweitern und mit Bambuspflocken verunzieren (9). Zuweilen findet man unter ihnen auch eine schiefe Augenstellung (9). Die stark isolierte Sprache ist gurgelnd und rochelnd, zerfallt in mehrere Dialekte und kann eher den austro- nesischen als den hinterindischen Sprachen zugerechnet werden. Verbreitet ist die Sitte der Korperbemalung mit Curcuma-Gelb (namentlich bei Gebarenden). Die Zauberer bemalen sich die Wangen mit Rot; Tatauierung fehlt vollstandig. Die sparliche Kleidung wird aus Rindenstoff verfertigt. Bei der Heirat ziehen die Manner ins Haus der Frau und halten ein Mannerkindbett. Nur bei den Haupt- Iingen, die oft mehr als eine Frau haben, werden Aus- nahmen gemacht. Die BegriiBung wird durch das An- einanderreiben der Nasen vollzogen. Ihre runden Hiitten stellen sie auf 2*/s bis 4'/2 m hohe Pfahle. Auf dem reichen Kar Nikobar findet man die schonsten. Ganz sorgfaltig sind die Hauser auf Chaura und Teressa ausgefiihrt, wo oft bis zu zwanzig in einer Siedlung vereinigt werden, wahrend im Siiden meist nur vier armliche zusammengebaute Hiitten zu einem Dorf zusammengeschlossen sind. Das gegen die Spitze zu ge- schweifte Kuppeldach tragt einen geschnitzten Aufsatz (1). Im Norden reicht das Dach bis auf den Hausboden hinab, im Siiden dagegen ist fast immer eine Brettervvand sicht¬ bar. Nicht selten werden aber auch viereckige, mit Halb- tonnendach oder geradem Satteldach bedeckte Hiitten errichtet, die mit einer verschnorkelten Firstspitze versehen meistens als Wirtschaftsgebaude dienen (1). Unter dem Hausboden befindet sich haufig eine Bank. Die Shompen haben kleine, viereckige, offene Pfahlhiitten im Wald (10). Zuweilen ist der untere Raum durch Štabe abgeschottet. Die ganze Siedlung wird von einem Zaun umgeben. Dem Hausvvesen steht ein „AIter“ vor; die Macht be- sitzt nicht der Hauptling, sondern der Zauberer. Auf Kar Nikobar gibt es einen sogen. Elpanam (Taf. III, 31), ein Platz mit zwei besonders grofien Hausern, in denen Feste gefeiert und Versammlungen abgehalten werden. Die Sterbenden werden in Sterbehauser gebracht, in deren Nahe auch der Friedhof (31) liegt. Jedes Grab tragt am Kopfende einen durchlochten Pfosten als Grabmal. Endlich gibt es noch Gebarhauser, in denen die Frauen mit den Neugeborenen einige Monate allein verbringen miissen und zwar in Gesellschaft ihrer Manner, die ein Mannerkind¬ bett (Couvade) abhalten. Als Fahrzeug wird ein einseitiges, groBes Auslegerboot beniitzt, das wie eine Kokosbliitenscheide gekriimmt ist und einen hohen Bugsteven tragt, auf dem ein rotbemalter, krokodilmaul-ahnlicher Schmuck sitzt (2, 3). Als Sitz- gelegenheit wird ein leiterartiger Stabrost beniitzt. An 14 Tafel II 2. Die Nikobaren II (Tafel 3) 1. Mann vom Norden. 2. Fechtmutze. 3. Fechthelm aus Kokosfaser. 4. Fechtstock. 5. Holzspeer der Shompen. 6. Trepang- harpune. 7. Fischharpune. 8. Speer mit Eisenspitze fiir Biiffel und Schweine. 9. Fischspeer mit losbarer Harpune. 10. Holz- schale. 11. Holzrost zum Friichtekochen im Topf. 12. Holzrost zum Durchschlagen des Pandanusbreies. 13, 14, 15. Tontopfe. 16. Holzschiissel. 17. Riickenkratzer. 18. Holzloffel. 19. Wasserflasche aus Kokosnufi. 20. Lange Holzschale. 21. Einstofistab gegen Gewitter. 22. Korb fur Seelenfang. 23. Kochvorrichtung der Shompen aus Calophyllumrinde. 24. Votivtafel henta koi (Sonne, Mond und Sterne); a) Tanz mit Spitzmutzen, b) Pandanus, Schweine, Hahn, Hunde, GrofifuBhuhn, c) Segelschiffe, Mitte Nikobarenboot, d) Seetiere und Seegeister, e) niedere Tiere. 25. Aufhange-henta, Vogelschiff (Leipzig). 26. Bildergeschichtliche Darstellungen. 27. Vogel als Abvvehrfigur. 28. Gefliigelter Mensch mit Eberhauern und Phallos zur Abwehr boser Geister. 29. Bambuszither. 30. Grab mit Kopfpfahl, Geisterbaume und Efikorb fiir die Seele des Toten, Kokosdoppelflaschen, Holzbeuge. 31.Elpanamplatz inKarNikobar, mit Gemeindehaus, Gebarhaus, Sterbehaus und Friedhof. 32. Schadel mit Hut. 33. Nackenbank und Sitz. den zwei Auslegerbalken ist der Schwimmer mit je drei Doppelstaben befestigt (Taf. II, 1). Zum Windfang dient das Vierecksegel, ferner sind Pagaien mit und ohne Sing- knoten (Taf. II, 6) im Gebrauch. Die Kar-Nikobaresen kaufen die Boote von Chaura. Ihre Lange geht bis zu 15 und ihre Breite und Tiefe bis zu 1 Meter. Beim Totenfest im Nordost-Monsun sind die Boote reich mit Wimpeln und und Bandern an Masten und Stangen geschmiickt. Die Nikobaresen sind „einVolk ohneKriege". Kleine Unstimmigkeiten werden mit einem Stock von liber zwei Meter Lange (4) ausgefochten, dagegen sind Fechtmiitzen (2) und fur hartere Kampfe im Norden die Helme (3) im Ge¬ brauch. Speere (4—9) mit eisernen Spitzen werden nur selten verwendet, z. B. als Racher beim Antreiben eines Geisterbootes von einem andern Dorfe; sonst werden alle Speere mit Eisenspitzen zur Jagd und zum Fischfang be- nutzt. Friiher waren uberhaupt nur Holzspeere iiblich, wie heute noch bei den Shompen (5). Zvveikampfe mit dem Stock werden bei Ehebruch, bei Festlichkeiten usvv. ausgefochten. Streitigkeiten werden durch Frauen geschlichtet. An Waffen finden wir als neu Eisen, Armbrust im Norden, sonst Speere fiir die Jagd und Bogen fiir die Kinder. Schvvert, Schild, Keule, Blasrohr fehlen vollstandig. Der Rodungsfeldbau ist dem Shompenstamm nicht unbekannt. Die Shompenfrau kocht das Essen in Taschen aus Calophyllumrinde. Auf Chaura pflegen die Frauen die Topferkunst (13, 14, 15) in den Topfen werden Taro, Pandanus auf Rosten (11) gekocht. Aus Cycaspalmen richtet man einen Teig an, der in Holzschiisseln (16) ver- arbeitet und durch ein Holzgitter (12) gepreBt wird. Auch sonst sind in der Kiiche viele eigenartige Gerate aus Holz und Bambus: StoBel, Trichter mit Seiher fur Palmwein, Feuerblasrohr, Loffel (18), Schaber (Dornast). An sonstigen G e ra te n findet man Nackenbank (33) Hacken, Riicken- kratzer (17), Kokosflaschen mit AusguB (19), Rattenfallen aus Bambusrohr mit federnder Gerte. Die Flechtkunst kommt in Korben aus Rotangstreifen mit Sechseckmustern, in Schalen und Tellerkorben (z. B. Taf. VII, 5) zum Ausdruck. Als Regenschutz verfertigen sie Ponchomatten, die oft in Kapuzenform gehalten sind. Weberei vvird nicht gepflegt. Die Kunst tobt sich in Abvvehrfiguren gegen bose Geister und die Seelen der Verstorbenen aus (27, 28 u. Taf. II, 13), die vvieder in einen Korper wolIen und Krankheiten schaffen. Bei Festen beschvvort der von Palmwein trunkene Zau- berer, der hellsichtig ist. Ein „iwi“ kampft mit ihm; der Zauberer bezvvingt den bosen Geist und bringt ihn in einen konischen Korb („schimf“, 22) auf das Geisterschiff („henmai “), einem FloBgeriist oder auch nur zwei durch Querlatten verbundenen Baumstamme, die auf die Hoch- see geschleppt und der Trift ubergeben werden. Hohe Bambusstangen mit Blattbiischeln ubereinander vverden am Strand aufgestellt und dienen als Abvvehrgeisterbaume {„Hendshoup“, 30). Bei Gewittern wird ein spitzer Štab in den Boden gerammt, dessen Gabel oben ein Stiickchen Kokoskern oder eine Figur tragt (21). Im Norden — nicht bei den Shompen — hat fast jedes Haus eine 1—5 FuB groBe Kareau-Holzfigur als Geisterschutz: Menschen, Tiere mit Waffen und Žahnen werden bemalt, wobei die rote Farbe vorherrscht. Als Krankengeliibde werden im Haus Votivtafeln („henta koi“) mit Bildfiguren angebracht (24, 25); in Leiterform sind sie fiir den Geist des schama- nistischen Zauberers iiblich. Bei Festlichkeiten ist der Tanz sehr beliebt, ebenso auch der Ringelreihen, bei der sie sich die Hande auf die Schul- tern legen. Ihre M u s i k ist aber so primitiv wie ihre In¬ strumente, eine einsaitige Bambuszither (29) und eine oben offene Nasenflote mit 6—12 Lochern. Stirbt ein Familienmitglied, dann wird dessen Name im Haus nicht mehr genannt. Die Leiche wird auf eine Planke mit dem Kopf nach der Ture gelegt; am Kopfende ist alles Eigentum des Verstorbenen aufgestellt, samt den Betel- geraten. Die Angehorigen stiitzen die Ellbogen auf die Leiche und brechen in Wehklagen aus. Dann wird der Leichnam in Arecablattspreite und Tiicher gewickelt und in der Erde unter gekreuzten Štaben beigesetzt Das Eigentum des Toten wird entweder zerstort oder mit ins Grab gelegt, dessen Kopfende durch einen Pfosten bezeichnet wird (31). Die Habsucht wird durch die Geisterfurchtbesiegt. Manschlachtet Haustiere und wirft sie auf den Leichnam. Zu ervvahnen ist, daB die Shompen ihre Leichen in sitzender Stellung bestatten und sie wie ein Biindel verschniiren. Auf Mittel- Nikobart legt man sie in ein Boot. Nach drei Monaten findet ein Fackelfest statt ( entoin), Schvveine werden geschlachtet, der Palmwein flieBt, alles iBt und trinkt bis in die tiefe Nacht hinein, die von Fackeln erleuchtet wird. Alle hangen sich „Saufkranze“ (zur Geister- abwehr) um den Hals. Nach einigen Jahren vvird ein groBes Totenfest ( koroak) fiir mehrere Verstorbene zugleich ver- anstaltet. Die Einladung dazu vvird zur Zeitbestimmung durch Knotenschniire iibermittelt. Man grabt den Leich¬ nam aus, vvirft die Gebeine in den Busch und stellt nur den mit einem Hut bedeckten Schadel auf (32). Die Festteil- nehmer schneiden sich die Haare ab und reiben den Korper mit Curcuma-Gelb ein. Zvveikampfe mit dem Stock, Kanuvvettfahrten vvechseln ab. Zum SchluB wird der Schadel vvieder begraben; endlich kommt dann das Feuerfest. Umziige vverden vollzogen, der Blatterschmuck von Hausem, Mensdien und Sachen vvird auf einen groBen Haufen ge- vvorfen und verbrannt. Entziindung durch Notfeuer; iiber das flackernde Feuer hinvveg springen die Eingeborenen. Das ganze religiose Leben besteht nur in Furcht und Abvvehr boser Geister und in einem alten Mond- und Sonnenkult. Literatur: Kloss und Man s. Andamanen; W. Svvoboda, Die Bevvohner des Nikobarischen Archipels. Int. Arch. Ethnogr. Bd. V 1892 und Bd. VI 1893. 16 Tafel III Kramer, Westmdonesien 3 17 3. At j eh I (Tafel 4) 1. Gehoft mit Tanzgruppen; beliebte islamitische raitež-Vorstellung: links rateb diie „sitzend“ wie beim Gebet, rechts rateb dong „stehend“, wobei zwei Sadati = Spieler, hiibsche Sklavenknaben oft in weiblicher Kleidung- vortanzen; die grofien Teilnehmer — je 15 bis 20 — die Dalem, sind die „alteren Briider" der Knaben (S. H.). 2. Atjeher im taglichen Anzug, im Giirtel Rentjong und Schwert (S. H). 3. Frauen in Schmuck und Tracht, Haarknoten links, auf dem Tisch eine Messinglampe; Knabe mit gold- bestickter Miitze und Knopfschmuck (Kat.)- 4. Kostbares altes Pinangmesser aus Gold und Edelsteinen zum Zerschneiden der Arecaniisse (Kat). 5. Tellerkorb aus Kokosfiedern (Kat.). 6. Viereckmatte, inneres Viereck schraglaufend. 7. Flechtmatte, rot mit gelb-wei8-schwarzem Zierat: Schnorkel, Kreuze, stilisierte Menschen und Zierfiguren (Kat.). 8. Umschlagetuch mit Langsstreifen, die ein Krahenfufimuster baben, und schoner Borte, Batakart (Loeber). 9. Webetuch id ja mit Querbandern aus Seide, meist rot podondang (= rote Frucht); die Dreiecke stellen (siehe Lombok) Tausendfiifiler limpoen dar (Kat.). A tjeh, auch Atschin genannt, nimmt mit den Gajo- und Alas- \ Landern den Nordteil von Sumatra ein. Das jetzt hollan- dische Gouvernement Atjeh mit den Banjak-Inseln, Simalur usw. hat eine Oberflache von ungefahr 58000 qkm, und ungefahr 600000 Einwohner. An der Nordspitze, amAtjeh- FluB gelegen, befindet sich die Hauptstadt Kuta-Radja, die urspriinglich ganz aus Pfahlhausern bestand, jetzt aber neu- zeitig geworden ist. Ungefahr eine Stunde von ihr entfernt liegt der Hafenplatz Ulee Loe. Bei der Ankunft der Portu- giesen im Jahre 1506 war Kuta Radja eine der reichsten Handelsstadte des Orients und wegen Seeraubereien sehr beriichtigt. Das 1205 begriindete mohamedanische Reich fuhrte endlose Kriege mit den Sultanen von Malakka und begann von 1640 ab, zurZeit, als die Portugiesen von den Hollandern aus Malakka vertrieben vvurden, langsam seinen Glanz zu verlieren. Die dreifiigjahrigen, oft sehr erbitterten Kampfe der Hollander mit den Atjehern fiihrten 1903 zur volligen Unterwerfung (3). Die Atjeher, welche das Kiistengebiet bewohnen, sind groBer, schlanker, leichter und geschmeidiger als die Malaien, und haben, wohl durch siidindische oder Urneger-Blutein- mischung, eine dunklere Hautfarbe als diese. Die Augen sind groB und das langsovale Gesicht mit der scharfen, ge- bogenen Nase hat oft etwas Wildes und Rauhes, was auch in der Sprache zum Ausdruck kommt; sie enthalt viele Sanskritworte und soli auch Beziehungen zu Hinterindien haben. Der Volkskorper ist von Hindu, Javanen, Malaien, Arabern, Malakka, Tjampa und weiblichen Niasser-Sklaven stark beinfluBt worden. Der Unterschied zwischen den schmalen indo-arabischen und breiten malaischen Gesichtern ist sehr auffallend. Im Norden, ostvvarts bis Lho somave leben die Grofi- Atjeher mit dem Pedirschen Dialekt, weiter ostlich bis zum Flufi Bambo Aje reichend die Paseier, vvestlich und siidvvestlich vom See Tawar die Pidieresen. Dies sind die Hauptsitze der Atjeher. Noch verwickelter als in Atjeh ist die Mischung auf der Insel Simalur, die ehemals fiir die malaischen und atjehschen Seerauber ein Sammelplatz der Sklavenbeute war. Ich war 1906 einige Tage im Nordostteil der Insel, daher einiges Neue von dort (Taf. VI). Die Schrift der Atjeher ist arabisch, ihre Religion der Islam mit animistischem Einschlag. Sie verehren ihre Ahnen, glauben an Geister und Naturgevvalten. Zur Ab- wehr von Unheil, bei Todesfallen von Blutsverwandten und bei der Ernte vverden noch die heiligen kanduri-Essen (in- disch-persisches Wort) abgehalten. Bei EheschlieBung zieht der Mann ins Haus der Frau. Nicht selten kommen Jugendehen vor. Wie bei den Niko- baresen, so ist audi hier der Mann vvahrend der Schvvanger- schaft seiner Frau ans Haus gebunden. Das erste Kind wird am 44. Tage nach der Geburt mit seiner Mutter zur Schau gestellt. Die Beschneidung wird bei den Madchen schon sehr friih und im Geheimen von Frauen ausgefiihrt. Bei den Knaben fallt die Zirkumzision ins 9.—10. Lebensjahr und wird von keinem besonderen Fest begleitet. ImAIter von 6—7 Jahren werden den Madchen die Ohren durch- bohrt. Die Zahnfeilung wird bei den Frauen erst nach der Hochzeit vorgenommen, vvahrend sie bei den Mannern schon im Knabenalter von 12—13 Jahren ausgefiihrt wird. Dabei vverden die oberen Schneide- und Eckzahne abge- feilt. In Pidie vverden die Zahne nach der Feilung schvvarz gefarbt; in die Ohren vverden nach der Durchbohrung zur Ervveiterung Scheiben eingelegt. Die Sklaven sind vielfach Bataker, die verraterisch sein sollen, und Niasser. Die Nahrung der Atjeher besteht aus Reis, Trocken- fisch von den Malediven und frischen Fischen mit Limonsaft. Bei Festen vvird mit Curcumagelb gefarbter Reis und Pfann- kuchen gegessen. Die alte Kultur ist vom Islam vollig iiberdeckt und von der hindu-javanischen Kultur stark beeinfluBt. Die Regierung von Atjeh liegt in Handen von Sultanen. Das ganze Volk ist in mukim (mehrere gampong) eingeteilt. Neben der islamitischen stark agnatischen Heiratsform herrscht noch das in Indonesien sehr verbreitete Elternrecht. Die Kleidung zeigt eine Anlehnung an indisch-arabische Vorbilder. Allgemein sieht man ein Jackchen und ein Um¬ schlagetuch (javanisch slendang). Eigenartig sind die vveiten Hosen der Manner (Taf. IV, 2), liber denen sie ein Lenden- tuch (samoanisch Lavalava), das bis zu den Knien reichen mufi, tragen; bei den Frauen muB dieses Lendentuch bis an die Knochel reichen (javanisch Sarong). An der Kiiste haben Manner und Frauen Kopftucher. Im Inland tragen die Frauen das Haar in zvvei Ohrlocken und einem Knoten 18 Tafel IV 19 3. A tj eh II (Tafel 5) I. Haus mit Anbau auf Pfahlen; Mittelzimmerboden erhoht; Seitenvvande vvenig geziert (S. H.)- 2. Rundschild fiir Faust mit einem Mittel- und sechs Seitenbuckeln. 3. Schippenmuster auf Brokatgevveben, einzeln (Jasp.). 4. Schippenmuster in kreuzformiger Anordnung (Jasp.). 5. Schopfer aus Kokosschale. 6. Webstuhl mit Kett- und Tuchbaum; Kammgatter zum Anschlagen (S. H.). 7. Haspel zum Aufvvickeln der Seide; rechts davon Rost (Kat.). 8. Pflug mit Biiffel. 9. Pfiug. 10. Segelboot mit Paddel. II. Števen eines Angelfischbootes. 12. Silbernes Sirih-Gefafi in Lotusform (Veit). 13. Drachen glayong koeng — Vogel (S. H.). 14. Eingeritzter Zierat auf dem Riicken eines Scbvvertes (Kat.). 15. Bogen aus Bambus mit Rotangsebne zum Werfen von Lehm- kugeln in die Reisfelder als Vogelscheuche (= Batak) (Kat.). 16. Schambedeckung fiir Kinder (indisch) aus Gold mit suasa-Rar.d, mit griinem Glasflufi und Steinen verziert (Loeber). 17. Pflanzsiock, um Reispflanzcben in den Boden zu drucken. 18 Gezierter Hornschwertgriff (Loeber). 19/20. Schwert sikin pandjang (Vo). 21. Langes zvveischneidiges Schwert kašo (Vo). 22 Breites Prunkschwert glizvang (Vo). 23. Schvvert sikin pandjang (Vo). 24. Hackmesser parang bakong. 25/26. Bauchaufschlitzer rent- jong mit 27. Scheide. 28. Breites Prunkschvvert glizvang (Vo). 29/30. Sabel podoeng, ohne Scheide. 31. Harpune und Menschenfanger. auf einer Seite, oder sie lassen es nach hinten hangen. An der Kiiste wird der Knoten auf der Krone gemacht und mit zwei Hornern verziert. Als Zeichen des Ehestandes tragen die Frauen einen Metallgiirtel, und als Schmuck vor und nach dem ersten Kind viele enge Arm- und Fufiringe (Taf. IV, 3) aus suasa (Gold, Kupfer und Silber), auch Halsketten mit frauenbrustahnlichen Scheiben, dem „Atjeh- knopf", halbmondformige Brusthanger und sonstige Filigran- und Flitterarbeiten. Die schwangere Frau tragt keinen Halsschmuck aus Angst vor Nabelschnurvervvicklung. Die Gehofte liegen mitten in groben Baumgarten und Reisfeldern, und bestehen aus Pfahlhausern (Taf. IV, 1 und Taf. V, 1). Das Dach ist meist an einer Seite liber den Anbau heriibergezogen. Es gibt aber auch einen doppel- seitigen Anbau, bei dem dann, wie bei den Gajo, der Boden des Mittelzimmers erhoht ist. Die Treppe befindet sich an der Traufenseite und hat ein Sonderdach wie auf Simalur (Taf. VI, 17). In den Dorfhausern monasah wohnen die Junggesellen und Fremden; in ihnen werden auch Beratungen abgehalten. Friiher gab es Grofifamilien- hauser, die jetzt aber nur noch im Inneren des Landes an- zutreffen sind (Gajo). E i n b a u m e mit Vierecksegel und oft treppenahnlichem Šte¬ ven (Taf. V, 11), Sampan, Prauen (praho) und grobe Segel- boote mit Doppelausleger (biduk) sind die Verkehrsmittel. Als Waffe begleitet den Atjeher stets der eigenartige Rentjong (reuntjong Vo) (Taf. IV, 2 und Taf. V, 25, 26). Er ist eigentlich ein Bauchaufschlitzer und wird von unten nach oben gefiihrt. Vornehme Atjeher tragen auch das Schwert (sikin panjang) (Taf. V, 19, 20, 23); daneben wird auch der Sabel als Waffe gebraucht. Schwert und Sabel sind, wie die krisahnlichen Dolche indisch-javanischen Ursprungs. Als Schutzwaffe dienen runde Faustschilde, die fiir Haupt- linge aus Metali (Taf. V, 2), fiir Feldoberste aus Rotang- geflecht hergestellt vverden. Bogen (Taf. V, 15) und Blas- rohr vvaren friiher auch Kriegsvvaffen, vverden heute aber nur noch zum Vogelscheuchen beniitzt. Ein Menschenfanger wie eine Harpune (Taf. V, 31) labt auf friihere Kopfjagden schlieben. Fiir den Fischfang vverden die Flubmiindungen oft durch grobe Fischzaune versperrt. Elefanten, Tiger, Nashorn usvv. vverden mit Fallen gefangen. An alten Geraten ist nur noch ein Schopfer aus Kokosschale vorhanden. Im Kampong Ateue, vvo die Topferei friiher sehr ent- vvickelt vvar, topfern heute noch die Frauen. Statt einer Schvvungscheibe gebrauchen sie dabei zum Drehen der Ton- masse Bretter oder gestielte Scheiben. Schlegel und Stein dienen zum Hammern der Form, ein Messer zum Glatten. Es sind meist indische Formen mit Lotusvviilsten (12), wie sie auch bei den silbernen Sirih-Dosen zu finden sind. Ein- gefiihrt vvurde die Kunst in Atjeh durch die Kling aus Indien. Sehr gepflegt vvird die Weberei. Der Webstuhl ist mit Tuch- und Kettbaum (nicht mit einer Spiralkette), so- wie mit einem Kammgatter zum Anschlagen versehen. Das Muster der Matten bestand urspriinglich aus Langsbandern mitVogelfubornamenten, ahnlich vvie bei den Batak (Taf. IV, 8). Jetzt findet man aber auch indisch-javanische Zierformen (Taf. IV, 9). Besonders viel vvird Seide verarbeitet, vvobei man noch einen Rost vervvendet, der die in einem Topf mit heibem Wasser liegenden Cocons beim Abziehen des Fadens zuriickhalt (Taf. V, 7 r.). Sehr beliebt sind bei den Atjehern die Wettspiele z. B. mit Drachen (13). Die Brett- und Figurenspiele sind meist unmittelbar indischer oder javanischer Herkunft. Auch Biiffel- kampfe dienen zur Belustigung. Bei Festen vverden die isla- mitischen Rateb (Taf. IV, 1) viel geiibt, vvobei ein Dorf gegen das andere spielt. Zvvei Knaben, oft Lustknaben in Frauenkleidern, tanzen vor, und Manner begleiten ihren Tanz stehend oder sitzend mit Singen und Klatschen. An Musik- instrumenten gibt es die Doppelspanntrommel (gendrang) mit Schlegel (s. Simalur), eine Handtrommel (tambu), ein Tamburin (rapai), einehohe Bambusflote (bangsi), diegrobere suleng Flote, die Oboe (srune), Kupferplatten (chanang) und Gongs. Die Grabmaler verraten vollig den islamitischen Einflub, doch tritt bei ihnen (Taf. VI, 9) die Neigung zum Stufen- pyramidenbau hervor. 20 Tafel V 21 3. A tj eh III (Tafel 6) 1. Langlicher Topf. 2. Schiisselformiger Topf. 3. Indischer Topf mit Lotusornament. 4. Indischer Topf, schlankere Form. 5. Scheibe und Brett fiir den Tonballen. 6. Schlegel und Stein zum Schlagen, Messer zum Glatten beim Topfern (Jac.). 7. Reisvvorfelkorb [jev.ee) in Gestalt des Atjeh-Landes (S. H.). 8. Grabstein. 9. Grabmal (Jac.). 10. Tigerspiel (Java machanan) morimueng (S. H.). 11. Grubenspielbrett chato (Java dakon). 12. Doppelspannige Trommel, auch Simalur (Kat.). 13. Viereckmatte, inneres Quadrat gleichlaufend, einfache Blumenzier (Kr.). 14. Morser fiir Betelpriemchen, oben Silber, unten durchschiebbarer Boden (Kr.). 15. Reis- und Beteltruhe bei Festen; achteckiger Mast, oben Taschchen (Kat.). 16. Rolladenmatte aus Pandanusblattem fiir Hausboden (Kr.). 17. Wohnhaus eines Radja im N. O. (Kr.). 18. Viereckmatte, aus schraglaufenden Pandanusfasern mit Durch- bruch; eigenartige Ornamentik: purpurngefarbte Binsen mjt der Nadel eingearbeitet (Kat.). 19. Osfafl (Kr.) aus Arekablattspreite. 20. Anker, pflugformig (Mededeel.). 21. Fischkorb aus ganzen Rotanggerten geflochten, melonenformig (Kat.). 22. Plan zu 17: a) Treppe, b) Vordergalerie, c) Besuchsraum faite, d) Achtergalerie, e) Frauenraum bele, f) Kiiche abu (Kr.). 23. Spiegel eines Segelfahrzeuges (Kat. Leid. Bd. 14), Holzbrett erhaben geschnitzt, teilvveise vveifi gefarbt mit Ranken, Sonne, Mond, Sternen, Blumen und Facher (— Nikobaren). 24. Deckel fiir Speisen aus Ausschnittarbeit (Kat.). 25. Pagaie (Kr.). 26. Simalur ist eine kleine Insel im Westen von Atjeh (ca. 2V2°Br.), die trotz des starken Einflusses des Festlandes redit eigenartig ist, wie mir ein Besuch 1906 zeigte, und auch der Leidener Katalog Bd. 14 dartut. Sie ist 100 km lang und 25 km breit, und wird von drei bewaldeten Langsfalten, die bis zu 600 m hoch sind, durchzogen. Da- zwischen liegen sumpfige Taler mit Biiffelweiden. Am Strand, der wie die kleinen Nebeninseln von vielen Kokospalmen bewachsen ist, befinden sich die Siedlungen. Reis, Sago, Brotfrucht, Pilze und Mangrovenfriichte (s. unt.) dienen als Nahrung. Die Einvvohnerzahl betragt ungefahr 10800. Die Sprache zerfallt in zwei Dialekte: ungefahr 2500 Einwohner im Nordosten um die Bunon-Bucht und Sigulei sprechen die zvali banuah „Landessprache“, vvahrend im ganzen Sud- westen die leng bano, auch „Landessprache“ bedeutend, ver- breitet ist. Wie in Minangkabau besteht auch hier die Ein- teilung in Sukus; dabei herrscht aber wie in Atjeh das Vaterrecht, gemaB dem Islam, der auch in der Hauseinteilung, wie ich sie im Nordosten sah (Taf. VI, 22), zum Aus- druck kommt. Es sind schone, groBe Hauser mit sechseckigen Pfahlen, die zum Teil auf Steinen stehen. An der ausladenden Vordergalerie hangen von der Nordgiebelvvand herab drei Blendpfostenspitzen (17). Das Giebeldreieck ist unausgefiillt. In der Kiiche steht ein mit Erde gefiillter Holzrahmen als Herd, mit drei Korallensteinen fiir Kochtopfe. Die zigarrenahn- aneinandergenahten Pandanusblattem, vier solche gekreuzt mit Boot mit neun hufeisenformigen Spanten (Kr.). lichen Manglefriichte werden, wie auf den Gilbertinseln, in groBen Sacken aus Flechtmatten gesammelt; sie vverden wie griine Bohnen aufgeschlitzt, gekocht und ge- gessen. Aus Rotang werden enge und vveite Tellerkorbe geflochten. Die Speisen vverden mit Deckel n (24) be- deckt. Zum Wasserholen dienen Bambusrohre. Der Kokosschaber hat die gleiche Form wie auf Java. Zum Schutz der Pflanzlinge dienen grofie, offene, 1 m breite Rindenzylinder. Der Reis- und Maisstampferist trapez- formig und mit DoppelstoBer; er steht, wie bei den Batak, in offenen Hausern, die mit einem Satteldach bedeckt sind. Die Boo te sind ohne Ausleger mit Reling und Dach (26); Bootshauser mit Pultdadiern sind vorhanden. Fiir Betel vverden hiibsche Korbchen und Taschen angefertigt. An den Sdiultertiichern befinden sich hinten Betelvverk- zeuge und vorne eine Chatelane (Taf. XXI, 1). Als Waffen dienten ehemals Bogen und Pfeil. Literatur u. a. Snouck, C., Hurgronje (S. H.), The Atchehnese. Vol I und II. Leid. 1906. Veltmann, Th. (Veit.), Ned. Atjehsche Woordenlijst. Haag 1906. Veltmann, J., Nota betreffende de Atjeh’sche gouden zilversmeedkunst. Tijd. Ind. 47. Jacobs, Jul. (Jac.), Het Familie en Kampongleven op Groot-Atjeh. 2 Bde. Leid. 1894 (Int. Arch. Eg. VIII, S. 182). A. Kramer (Kr.) nach Tagebuch. 22 Tafel VI 23 4. Die Gaj 6 und Al a s I (Tafel 7) 1. Gajo-Mann im Atjeh-Anzug, langer Halskette und Tasche (v. E.). 2. Alashaus mit Ziergiebel, links Andjong (s.Taf. 8, 31); rechts Mannergalerie (v. E.). 3. Gajo-Haus mit drei Pfostenreihen, im Bau (S. H.). 4. Hausverzierung in Gajo Luos. 5. Rotang-Teller- korb (Frankfurt). 6. Pandangeflecht: Reistasche, rot und vveifi (Hag.). 7. Pandangeflecht, Beteltasche (Hag.). 8. Pandangeflecht, rot und vveifi (WoIifaden), Viereckmatte, doppelt, mit Steinchen im Zvvischenraum (Hag.). 9. Gewebter Frauengiirtel ketazvak (S. H.). 10. Gewebtes Lendenkleid opoh pawak (S. H.) D en Atjehern, der aus Einwanderungselementen gemisch- ten Kiistenbevolkerung, gegeniiber sind die reinbliiti- geren Gajo- und Alas’schen Inlandbewohner als Vertreter der Fruh-lndonesier aufzufassen. Den Namen Gajo fiihrt man darauf zuriick, daB die Kiistenbewohner vor dem Islam ins Innere flohen, dem sie aber zvvischen 1300—1600 doch zum Opfer fielen. Man zahlt etwa 55000 Gajo und 7000 Alas. Das gebirgige Binnenland ist durch einen fast un- zuganglichen Waldgurtel von den Kiistenebenen getrennt und war deshalb stets abgesondert. Die Hochflache ist schwach besiedelt. Einige kleine zerstreute Kulturinseln inmitten unermeBlicher Wildnis. Die Bewohner bilden deshalb eine Einheit und sind mit den im Suden von ihnen vvohnenden Batakern (S. 28) am nachsten vervvandt. Dies trifft besonders auf die im Alasgebiet Wohnenden zu, wahrend die im Gajo Luos um den Tavvarsee (Laut Tawar = 1205 m Hohe) und im Dorot Lebenden mehr Beziehungen zu den Atschinesen unterhalten. Die Gajoleute sind von gedrungenem Korperbau, haben breite Gesichter (Taf.VIl, 1 und VIII, 6) und haufig braune Augen. Das H a a r wird im Gegensatz zu den Batakern kurz geschnitten. Die Sprache ist einheitlich mit geringen ortlichen Unterschieden, und zerfallt in die zwei Dialekte von Laut und Luos. Das Volk ist in S tam m e und Geschlechter eingeteilt, die unter Familienhauptern ( rodjo = Radjah) stehen. Diese wiederum unterstehen vier kedjuron; danach gelten die vier Gebiete Rodjo Buket, Sia Utama, der Kedjuron Linggo siidlich von Tawar und im Dorot (Stromgebiet des Djemer- Djambo), und endlich der Kedjuron petiambang im Gajo Luos (Stromgebiet des Tripo). Merkvviirdig ist es, dafi man bei einem Vorhaben oder sonstigen Handlungen die vier Herren (Geister) eines Dorfes anruft, gleichsam die vier Elemente Erde, Wasser, Feuer, Wind. Die Heirat wird durch Brautkauf vollzogen. Es herrscht Vaterrecht; die Frau folgt dem Manne, wahrend dies bei den Atjeh umgekehrt ist. Wenn der Schvvieger- sohn vom Schwiegervater als Sohn angenommen wird und bei ihm wohnt, dann gehoren die Kinder der Familie der Mutter, so bei den Vornehmen. Beschneidung und Zahneanfeilen wie in Atjeh vorhanden; erstere bei Madchen schon friih durch Frauen ausgefiihrt. Die T r a c h t ist im Norden der von Atjeh ahnlich, im Suden gleicht sie mehr der batakischen, besonders bei den Frauen. Hier wie in Atjeh sind Schmuckgegenstande aus Silber und suasa (s. Atjeh) im Gebrauch. Die Arm- bander der Frauen werden oft audi aus Bambusrohrchen hergestellt (Taf.VIII, 26), und zwar pflegen die jungen Frauen ihren rechten Arm damit zu schmucken. Eine Braut streift sich eine recht grofie Anzahl liber, wahrend Ehefrauen kaum mehr als zwei oder drei tragen. Das Wohnhaus {urnah) der Gajo, dessen Lange je nach SippengroBe 5 —15 Pfahle betragt, ruht auf vierPfahl- reihen, da drei gleichlaufende Langsraume getragen werden miissen (Taf.VIl, 2). Die Richtung des Hauses ist ost-westlich; im Osten liegt die Treppe; nach dieser Richtung weist auch das dicke (Wurzel-) Ende der Langsbalken (ralek- Seite), vvahrend dessen Spitze nach Westen, der udjong- Seite weist, ahnlich Palau. Wie schon erwiihnt, ist das Gajo-Wohnhaus ein Sippenhaus. In der Mitte (Plan s. u.) befinden sich die Wohnkammern bili, deren Boden gegen die Frauengalerie serambi bonon (e) etwas erhoht ist. Links liegt die Manner¬ galerie serambi rawan (c) — in Gajo Luos und Alas oft umgekehrt — und die Diele lepo (b), zu der die Treppe kite (a) hinauffiihrt. Ist das Haus aber nur auf drei Pfahl- reihen errichtet (Taf.VIl, 3), dann fallt die Mannergalerie weg. In jeder abgeschotteten Kammer wohnt eine Familie. Die Ture miindet auf die Frauengalerie, und vor der Tiire liegt der zugehorige Herd. Eine allgemeine, abgeschottete Feuerstelle andjung liegt rechts vom Eingang (f). Im Alasgebiet ist die Anordnung der Raume etwas anders (nach v. Eerde), ebenso die Bezeichnung (Plan links): a) tanggo, b) lepo, c) serambi, tundun, d) ruang, e) ruang teladahan. Neben den Herdstellen befinden sich hier Vorratsplatze fiir Reis, Hausrat u. dgl. Der Haupt- frauenraum ist der abgeschlossene kasmangan (f), von dem man in die beiden Anbauten andjung gelangt, die das Bild (Taf.VIII, 31) sehr schon zeigt. Jeder Anbau hat einen niedrigen Teil leku (g) und einen hoheren pratas (h); auch sie enthalten Wohnkammern mit Herden. Das Junggesellen- haus meresah (Taf.VIII, 15) ist ofters mit Plankenboden und Bretterwand versehen und dient zugleich als Gastehaus. Auf Taf.VIII, 24 sieht man einen Reiskasten mit Wandkreuz. 24 Tafel VII Kramer, Westindonesien 4 25 4. Die Gajo und Alas II (Tafel 8) 1. Lanze (JU. Vkde.). 2. Rundschild. 3. Ladingin-Klinge mit Knaufgriff, Gajo Luos (Vo). 4. Lapan Sagi, alte Adat-Waffe, mit suasa-Griff und Goldbandern an der Scheide. Bobasan (Vo). 5. Altes Rentjong-Messer aus Bobasan mit Scheide (Vo). 6. Gajo- Mann (Hagen). 7. Sikin aus Gajo Luos (Vo). 8. Sonagan-Klevvang (Vo). 9. Silberbelegte Sabelscheide, Tawar-Gebiet (Vo). 10. Rudos- Klevvang, Gajo Luos, Palmblattscheide fiir unterwegs (Vo). 11. Rudos-Klewang mit Panggor-Klinge und Blutrinne. Gajo Luos. 12. samaremu, gebrauchlichste Waffe im Gajo Luos (Vo). 13. Gajo’scher Rentjong, beschlagen mit Silber und suasa (Hag.). 14. Padi-Messer. Gajo Luos (S. H.); darunter aufrechter Rachen-Dolchgriff, Alas (Kat.). 15. Junggesellenhaus meresah. Gajo (S. H.). 16. Haarnadeln zum Zusammenstecken der Haare, fiir Manner (Vo). 17. Gajo’scher Klevvang (Hag.). 18. Siri-Kalkdose aus Messing (hell) und Blei oder Rotang (dunkel) von Alas (Hag.). 19. Tontopf (Hag.). 20. Hohler Armring aus Silber (Hag.) 21. Hohler Armring aus Messing. Im Innern befindet sich eine Klapperkugel (Hag.). 22, 23. Hohler silberner Armring mit aufgeloteten Plattchen und Drahten, von oben und unten. Fiir Manner. 24. Reiskasten Pendeng (Vo). 25. Wattierte Fechtmiitze (Kat.) 26. Frauen- armband aus Bambusstabchen mit suasa bekleidet, Querstabchen aus Silber. 27. Hauptlingswaffe simah, Alas (Vo). 28. Silberner Fingerring aus dem Tawar-Gebiet. 29. Haarschmuck mit Glockchen, aus Silber und suasa. 30. Tomvasserkrug mit Ausgufi (Hag.). 31. Wohnhaus mit doppeltem langem Andjong-Anbau und Firstgabeln, Alas. Die Schiffahrt mit Einbaumen, sog. Prauen, die vier- bis fiinfzehn Menschen fassen, beschrankt sich auf den Tawar- see und die Fliisse. Der Vorder- und Achtersteven ist hoher als in Atjeh und oft mit hiibschem Schnitzwerk ge- schmiickt. Das Befordern des Bauholzes vom Busch zum Wasser ist immer ein Fest. Bei Hochzeiten werden Prunk- fahrten in Doppelbooten veranstaltet. Die Waffen der Gajo’s sind von Atjeh und Batak sehr stark beeinfluBt; der javanische K ris, auf Gajo bawar genannt, wird von den Atjehfursten als Auszeichnung ver- liehen. Eigenartig ist das samaremu -Schwert (Taf. VIII, 12), die gebrauchlichste Waffe im Gajo Luos. Am Arm wird ein aus Holz bestehender mit Buffelhaut iiber- zogener Rundschild mit Doppelschleife (Taf.VIII,2) ge- tragen. Wattierte Helme (Taf. VIII, 25), Sturmhauben aus Buffelleder und lange, kaftanahnliche rote Schutzgewander (Volz S. 63) schirmen den Kampfer. Eine sehr fleifiig betriebene Kunst ist die Topferei; fast in jedem Haus findet man oft einen Vorrat von 100—200 Topfen (Taf. VIII, 19). Von Flechtereien fallen die bunten, hiibsch gemuster- ten Viereck- und Rechteckmatten, sowie die Taschen auf (Taf.VII). Die Weberei wird anders als in Atjeh mit einer Spiralkette und ohne Kamm gehandhabt. Einheimische Muster sind die Quer- und Langsbander (Taf. VII, 9, 10) und verschiedene Linienornamente; die Rankenformen, die als Schnitzvverk an den Hausern vorkommen (Taf. IV, 7), sind wohl auf fremde Einfliisse zuriickzufiihren. Als Webe- material dient die Hibiskusfaser ( kapas ). Die Beforde- rung der Lasten geschieht durch ein Joch, das die Leute um den Nacken legen. Fiir den Fischfang be- niitzen sie Viereck-Zughamen, die an einer Stange befestigt sind, also unsern europaischen gleichen. Bei Festlichkeiten, Tanzen, fiihrt der Guru-Zauberer das didong, eine Ehrenervveisung und Geisterabwehr aus: er lafit sich erst in Sitzstellung nieder, ruft Rang und Titel aus, erhebt sich wieder und stellt sich auf eine Planke, wo er verschiedene Korperbewegungen, verbunden mit Tuchschwenken, ausfiihrt. Wahrend der ganzen Zeremonie erklingen die Madchentrommeln in der Frauengalerie, in die sich die Tone der Metallbecken und Gongs mischen. Die Atjeh’sche Doppelspanntrommel ist dabei in Gebrauch. Die Leichen werden im Seegebiet durch die Hauswand des serambi rawan (s. oben) entfernt, damit die Seele nicht ins Haus zuriickkehrt. Literatur u. a. B. Hagen. Die Gajolander auf Sumatra, Frankfurt, 1903. Derselbe. Die Gajo’s auf Sumatra, Globus, Bd. 86, 1904. C. Snouck Hurgronje (S. H.). Het Gajoland en Zyne Be- vvoners, Bat. 1903. W. Volz (Vo). Die Gajolander, Berlin, 1912. JU. Vkde. = Jllustrierte Volkerkunde, s. Literatur der Einleitung. Kat. = Leidener Katalog, s. Literatur der Einleitung. 26 Tafel VIII 27 5. Die Batak I (Tafel 9) 1. Dorf Kaban Djahe, Karo-Typ. Links Miinnerhaus ( djambur ), rechts Schadelhaus (geriten), hinten Wohnhaus (Joustra). 2. First- spitzenfigur aus Kepas-Pakpak (Volz). 3. HolzgefaB mit hochgeschnitzten Reihenhockerfiguren (Kat.). 4. Fingerring aus Gold und Silber, Karo (s. Taf. VIII, 28). 5. Weiblicher Hocker auf Biiffelkopf, Firstfigur, Karo (Vo) (s. Taf. X, 6). 6. Ervveitertes Ohrlappchen mit Ohrring, Toba. 7. Karofrau mit Schlapphut und Ohrspiralen. 7a. (Jous.). 8. und 10. Schlange und Eidechse als Hausverzierung. 9. Karo-Haus, Seitenvvand mit Schlangen, Eidechsen, Spiralen (Sonnen) geziert, Nokvviilste, Tiire, Plattform, Treppe (Jous.). 11. Ziergiebel eines Karo-Hauses (Vo). 12. Kuta Radja im Pakpak-Land Pegagan (Vo), 6 N. S. Wohnhauser, 1 Bale und Reiskasten. 13. Zaun mit befestigtem Einlafl unter Sparrendach, Simsim-Pakpak (Vo). 14. Dorf der Simsim-Pakpak; Hauser nord-siidlich, Bale ost-westlich, Zaun mit Einlafi wie bei 13. 15. Reiskasten ( linganpage) vierbeinig (Meiss.). 16. Reisstampfhaus der Karo (Meiss.) 17. Kleiner Reiskasten (inggot bage) der Karo (Bren.). 18. Modeli eines Totenhauschens (geriten) mit Eidechsen- zier, Karo (Meiss). D er Name Batak, auch Battak oder Batta geschrieben, bedeutet wohl gemeinhin „Menschen“. Im Siiden bei den mohammedanischen Mandailingern galt „Bataker“ als Schimpfname in Sinne von Heide oder Wilder; die Be- deutung „Reiter“ ist nicht annehmbar. Ihr Wohngebiet ist das etwa 1000 m hohe Hochland um den Toba-See, dessen Spiegel ungefahr 900 m hochliegt und (ohne die Halbinsel Samosir) eine Flache von 1265 qkm hat. Im Norden und Nordwesten des Sees erheben sich zwei Langsgebirge bis zu etwa 2400 m Hohe; zwischen beiden liegt die Karo- hochflache, die vom Biangflufi entwassert wird. Das sud- westliche bis 2000 m hohe Sibuatengebirge streicht nach Siid-Osten als das vulkanreiche Riickgrat Sumatras. Das ganze Batakland umfafit ungefahr 38500 qkm, die meist von dichtem Wald bedeckt sind; aber auch groBere Land- bauflachen sind vorhanden. Auf der Karo-Hochflache findet man streckenweise Odland. Auf diesem Hochland wohnen 750000 Bataker. Es ist eine ungemein merkwiirdige Bevolkerung von Alt-Malaien, die unter starkem EinfluB von Vorder- und Hinterindien stand. Durch die kriegerischen Einfalle der Atschinesen ist auch manches Islamitische in neuerer Zeit hineingetragen vvorden. Ob dunkle Einschlage durdi indische Draviden oder urspriinglich Negroide verursacht sind, ist noch nicht geklart. Nach Kerns Untersuchungen hat die fiinfte Marga Simbiring bei den Karo viel siidindische Namen, wie sie bei den Draviden vorkommen; andererseits wohnen im Siiden des Gebiets, an den Ostabhangen des Gebirges (1° N. Br.) noch die dunklen Lubu, etwa 1500 bis 2000 Menschen, die in elenden Hiitten, oft in Baumhausern, familienweise zusammenschlafen. Die unverheirateten Ge- schlechter sind dabei durch Messer getrennt. Ihre Kleidung verfertigen sie aus Rindenstoffen und die einzige Waffe, die sie haben, ist das Blasrohr (s. Akit und Kubu). Die Bataker zerfallen spracblich und sachlich in zwei groBe Hauptgruppen: Im Norden und Nordwesten vom Toba-See wohnen die Karo, etwa 120000 an der ZahI, und im Siiden die ungefahr 400000 Seelen zahlenden Toba. Zwischen den beiden, westlich vom See und von diesem selbst durch einen hohen Urwaldgurtel getrennt, leben die D a i r i, meist Pakpak genannt, von Siiden nach Norden in drei Stammen: die Simsim, Kepaš und Pegagan, insgesamt etwa 22 000 Kopfe. Sie bilden den Obergang zwischen den Karo und Toba. Die Pegagan im Westgebirge lehnen sich schon ganz an die Karo an, ebenso der Stamm der Timur im Osten zwischen See und Ostgebirge, und im Osten des Sees. Das ganze Timurgebiet wird als Simelungun zu- sammengefafit. Siidlich von den Toba wohnen dann noch die Angkola in Angkola, Sipirok und dem nordlichen Padang Lawas, wahrend im siidlichen Teil, in Ulu, Pakanten und Mandailing die mohammedanischen Mandailinger sind, beide zusammen etwa 160000 Kopfe. Die KorpergroBe der Bataker betragt etwa 160 cm; sie sind mittelkopfig, haben keinen angenehmen Gesichts- ausdruck und sind mittel- bis hellbraun. Die Toba sollen etwas dunkler als die Karo sein; ihre Sprache ist nicht so klar und ihre Dorfer sind nicht so reinlich wie die der Karo. Die Timur sind hellbraun, klein und zart gebaut. Die Rechtsverhaltnisse sind nach dem Adat ge- ordnet; Gerichte sind vorhanden. Bei Verurteilung zum Tod und Aufzehrung s. unten. Die Kriege galten als Gottes- gerichte. Seltsam mutet die Selbsthilfe durch Drohbriefe an (ahnlich Amoklaufen), wenn jemand sein Recht nicht bekommen kann. Die Drohung wird meist ausgefiihrt, wenn kein Nachgeben erfolgt. Die Gesellschaft ist vaterrechtlich, besonders ge- nealogisch und erbrechtlich; nach dem altesten Sohn folgt der jiingste. Die Toba, Karo und Timur haben je vier Gruppen, die sog. Marga, mit je einem Hauptling an der Spitze; von der fiinften Marga der Karo als fremdstammig war schon die Rede. Eine Marga ist herrschend und be- steht aus Hauptlingsfamilien. Jede Marga ist exogam; es diirfen also beide Ehegatten nicht einer Marga ange- horen. Heiraten innerhalb der Marga wird als Blutschande bestraft. Der heiratswillige Mann kauft sich seine Frau und bezahlt in Toba beispielsweise etwa 100—1000 Gulden fiir sie. Durch den Kauf wird das Weib Eigentum des Mannes und seiner Marga. Beim Tod des Mannes iiber- nimmt sie meistens der jiingste der Briider, oder wenn kein Bruder vorhanden ist, ein Margagenosse, der mindestens die Unterhaltspflicht hat. Vor der Hochzeit sind die Madchen frei; es wird also keine Keuschheit gefordert. Eigenartig ist die Sitte des Wettsingens zwischen Knaben und Madchen bei dem Karo. Bei Verlust bezahlt 28 Tafel IX 29 5. Die Batak II (Tafel 10) 1. Dorf Bonan Dolok, Toba-Typ (Gigl.)- 2. Hauptlingshaus der Toba mit Reisblock an der Traufenseite (Callemant). 3. Offener Ziergiebel eines Bale mit Hang-eboden, Toba. 4. Sopo der Toba (jetzt Wohnhaus) mit Zienverk; Mann und Frau, Briiste und Eidechsen, Nok- balkenkopf, Hahn, Fratzen und Buffelkopf. 5. Schwarz-weifi-rot bemalter Nokbalkenkopf, Ost-Toba (Vo). 6. Firstspitzengabel, bunt bemalt, Toba. 7. Armring aus Messing (aus zwei Stiicken), im Durchschnitt dreieckig, hohl. Eidechse und stilisierter Tierkopf, Toba (Kat.). 8. Eidechsen mit Briisten. 9. Kamm mit feinem Flechtvverk und Griff. 10. Pflug. 11. Karobeil (tibut) zum Holz- fallen (Meiss.). 12. Bambuszylinder mit Deckel (kitang tambe) fiir Palmvvein (Meiss.). 13. Bambusgefafi (tambe) zum Wasserholen, Ost-Karo (Meiss). 14. Kopfschmuck aus Blattern (rudang kapijas) fiir Frauen (Meiss.). 15. Kopfband mit Querstaben fiir die Manner der Toba und Timur; liber dem Kopftuch getragen (Meiss.). das Madchen mit ihrer Hingabe. Bei den Toba wird eine Art Prostitution, also Hingabe gegen Bezahlung, aus- geiibt. Ehebruch wird mit dem Tode bestraft und der Betreffende wird von seinen Stammesgenossen aufgefressen. Es ist ganz merkwiirdig, dafi die kulturell hochstehenden Bataker im Gegensatz zu den iibrigen Stammen Sumatras einem ausgesprochenen Kannibalismus huldigten. Ver- zehrt wurden neben den Ehebrechern, auch Diebe und die verwundeten und getoteten Feinde. Unverwundete Ge- fangene konnten sich loskaufen oder wurden als Sklaven verkauft. Dasselbe geschah mit Frauen und Kindern. Die Manner wurden aber nur nach der Zahnfeilung ver- zehrt; diese gilt als Zeichen der Heiratsfahigkeit; nach dem Abmeifieln werden die Zahne schwarz gefarbt. Das Verspeisen des Verbrechers gilt als notige Folge der gerichtlichen Verurteilung zum Tode, weshalb alle Dorf- bewohner sich daran beteiligen miissen. Der Vorgang spielt sich aufierhalb des Dorfes ab. Im Bale werden die ab- geschlagenen Hande iiber dem Feuer aufgehangt, ebenso wird mit dem Schadel und den Knochen verfahren. Die Bataker leben in Sippenhausern, bei den Karo oft 8—12 Familien in einem Raum, dessen Schlafplatze durch Matten oder Tiicher abgeteilt werden. Trotz der Kiihle im Hochland stehen alle Hauser auf Pfahlen; es ist dies als Beharrungskultur bei den nach oben gezogenen Tief- landern aufzufassen. Einen der deutlichsten Unterschiede zwischen Toba und Karo zeigen die Dorf er ( kuta und huta) und Hauser ( rumah). Bei den Karo im Dusun ost- warts sind die Dorfer sehr klein, auf der Hochflache dagegen grofi. Die Anordnung ist aber beiderseits kranzformig (Taf. IX, 14), meist unter Baumen versteckt und umzaunt. In der Mitte Iiegt das Mannerhaus ( djambur ), fiir Jiinglinge, Fremde und Versammlungen (Taf. IX, 1); unten befindet sich ein offener Raum; iiber dem Dachboden ist meist der Reisspeicher des Hauptlings. Unter dem Hangeboden ist der Viehstall. Das ganze kront ein Dach mit schonen Ziergiebeln, oft in Vierung, wie das Schadelhaus des Bildes 1, Taf. IX, zeigt; bei Wohlhabenden sitzt oben darauf noch ein zwei- bis viergiebliger Dachreiter; als Firstspitzenfigur dienen Biiffelkopfe oder Homer. Der Eingang zum Wohnhaus, vor dem eine Bambus-Plattform angebracht ist, befindet sich bei den Toba an der Giebel- und bei den Karo an der Traufseite (Taf. IX, 9). Sieht die Hauswand der Traufenseite nach dem Dorfplatz, dann unterbrechen Zierate das Einformige der Wand. Die Nockbalken der Giebelseiten, deren unterer Teil mit Blattern bedeckt ist, tragt keine Verzierungen, dafiir aber sind Eckwiilste vorhanden (IX, 9). Die Hauser der Toba sind in zwei Reihen errichtet (Taf. X, Abb. 1), dazwischen Iiegt der viereckige Dorfplatz (ala- man); Giebel steht gegen Giebel, die oben offen sind (2, 3). Die Giebelhauswand tragt reichen Schmuck und grofie, verzierte Nockbalkenkopfe (Taf. X, 4, 5). Der untere Teil des Giebels umschliefit oft einen Laufgang, in dem der Sarg einige Jahre vor der Beerdigung steht (4). Neben dem Haus steht der Reisblock, der kein besonderes Dach hat (2). Giebelspitze mit Gabel, die in Dreizahnform ge- staltet ist (6). Beim Reiskasten ist das Giebeldreieck geschlossen (3); unter dem Dachboden befindet sich der Versammlungsraum (sopo na godang). Ein mit Bambus besteckter Erdwall umgibt das Dorf, dessen Ausgang durch einen Tunnel fiihrt (Taf. IX, 13). In den Wohnhausern finden wir Plankenfufiboden, der mit Arengapalmfasern gebunden ist, den sog. idjuk. Als Hauptkleidung dient das lange, um die Lenden geschlagene, bis zu den Fiifien reichende Tuch ( abit ); in neuerer Zeit tragt man auch Jacken. Bei den Karo kommt noch das Kopftuch bei beiden Geschlechtern hinzu; aufierdem tragen die Karofrauen die schweren metallenen padung- Ohrspiralen, die durch eine nach Iinks herabhangende, blaue Schlappmiitze in derWeise gehalten werden, dafi der linke padung nach vorne und der rechte nach hinten blickte (Taf. IX, 7 und 7a). Metallene Ohrringe mit breitem Spalt (kudung), findet man sehr haufig bei den Toba (Taf. IX, Abb. 6). Im Siiden war der Bronzegufi besonders heimisch; die Eingeborenen verfertigten in dieser Metalltechnik wunderschone Armringe, Armspiralen (Taf. X, 7) und Kopfbander aus Blattern und Edelmetallen (14, 15). Die Sitte des Tatauierens ist nicht bekannt. Als Fahrzeug dient ein grofies Boot (Taf. XI, 29), auf dem Toba-See ein bis zu 18 m langer Einbaum mit Setz- bord fiir 50 paarvveise sitzende Ruderer eingerichtet. Das Blatt des Ruders, eigentlich besser Paddel genannt, ist rautig und mit einem „Singknopf“ versehen (Taf. XI, 28); die untere Spitze verursacht namlich beim Durchholen durchs Wasser einen Ton (Palau). Nach der Landung entfernt man die Verzierungen: den phallistischen torgiok- Štab, den An- 30 Tafel X 31 5. Die Batak III (Tafel 11) 1. Toba-Mann (Hag.), darunter Zahnfeilung, la mannlich, lb weiblich. 2. ladingan, Toba (Vo). 3. kalasen, mit Elfenbeingriff, Balige, Toba. 4. kalasen mit Hirschhorngriff, Ost-Toba. 5. ladingan mit verzierter Scheide, Toba. 6. kalasen situkas mit sukul djering, Ost-Karo. 7. kalasen mit sukul nganga, Ost-Karo. 8. Alte Karovvaffe mit Sabelklinge und Rachengriff. 9. tjandong mit sukul djering, Pegagan-Pakpak. 10. tjorik mit sukul nganga, Simsim-Pakpak. 11. katungung mit katungangan- Griff, Pakpak. 12. Messer zum Eindriicken und Schneiden von Ornamenten in Tonvvaren. Si-Mundul (Dolok). 13. Bogen zum Tonkugelwerfen (Gigl.). 14. Messingpfeife, Toba (Gigl.). 15. Schild aus Biiffelleder mit Rofihaar fiir Faust, Toba (Gigl.). 16. Karo-Bataker im Anzug mit tjandong [9] im Giirtel. 17. Zwei Messer mit Futteral [21] (Leid.). 18. Tanzschild fiir Armgriff, mit Menschenhaut iiberzogen; oben als Schmuck drei Hahnenfederbiischel. Kepas-Pakpak (Vo). 19. kalasen- Schvvert; Holzgriff mit Metall-Auge aus suasa (Atjeh), Holzscheide mit suasa und Goldbandern, Ost-Karo (Leid.). 20. Dolch mit Horngriff und Scheide. Bila, Ost-Toba (Leid.). 21. (Siehe 17.) 22. Hockerfigur als Schwertgriff mit Kopfgabel, Simsim-Pakpak (Vo). 23. Pinangschere aus Eisen; kalakati (Leid.). 24. HolsgefaB ( lagen ) mit Deckel, fiir Speisezutaten, Karo (Leid.). 25. Speer (lembing), Karo (Berlin). 26. Lanze ( tumbak ) Karo (Berlin). 27. Seelenschiff (Leipzig), 28. Paddel mit Singknopf und Kriicke. 29. Kriegsboot ( solu na bolon) mit Zauberstab und Arengafaser. — Gallion mit Hanger ( ombis ombis). 30. Hanger von 29. 31. Bambusflofi auf dem Kawar-See, Karo. 32. Holz- gefaB mit Deckel fiir Tabak, Toba. 33. Messingglocke im Korbchen, wird iiber dem Bett aufgehangt, Karo. 34. Selbsttiitige Angel, Ost-Karo (Bren). hanger ombis ombis mit den Biiffelhdrnern, und den vor- springenden Behang aus idjuk- Fasern, der die bosenWasser- geister abwehren soli. Audi birgt man Ruder und Sitzbretter. Die „schnellen Fischerboote" solu ratsar sind in der gleichen Form wie die grofien Fahrzeuge, nur etvvas kleiner gehalten und ohne Schmuck; ihre Pagaienblatter sind dreieckig (Taf. XI, iiber 29). Fiir ein Volk, das ins Feld zieht, um Schlachten zu liefern, sind die Waffen von besonderer Wichtigkeit. Eisenarbeit und Form wurde von Indiern iiberbracht. Die Batak-Kampf- weise arbeitete mit Verschanzungen, Laufgraben und FuB- angeln; man darf annehmen, daB die Kopfjagd ehemals iiblich war. Die meisten Kriege entstanden aus Grenz- streitigkeiten oder Handel um Frauen, und galten als Gottesgerichte. An Stichvvaffen fand man bei den Karos Lanzen und Speere, und im Osten ein stark zugespitztes Schvvert, guluk taka (Taf. XI, 19), das auch doppelschneidig als Degen, djulung, vorkam. Sonst herrschten Schlagvvaffen mit Vordergevvicht, die sabelformige &a/asen-Klinge bei den Toba und Karo. Die Pakpak beniitzen die Klewang-Klinge mit gerader Schneide und gebogenem Riicken (Taf. XI, 9, 10, 11) und auch die /adfng-Klinge mit nach vorne gebogener Schneide und geradem Riicken (Taf. XI, 2, 5), die aber auch den Toba angehort. Die Siidwest-Karo besitzen die unten schief abgestutzte mermo-KIinge, und die Karo im all- gemeinen, die lange und spitze pecfang-Sabelklinge (Taf. XI, Abb. 8), mit geradem Riicken und gerader Schneide. Ebenso verschieden wie die Schvverter sind deren Griff e sukul (Volz). Beim sukul ngangan ist der Rachen nach oben gerichtet (2, 7, 10), beim katu ngangan vvagrecht (11), be- sonders bei den Pakpak so gebrauchlich; oft gleicht er einem Drachenkopf (8 u. 20). Der sukul djering-Grili dagegen gleicht einem Kriickstock mit Vogelkopf (5, 6, 9, 19). Bei den Toba findet man die dicken EIfenbeingriffe (3). Die Krise sind in javanischer Form mit oft eigenartigem Hockerals Griff (22) und Kopfgabel wie Nias (Taf. XV, 25). An SchieBwaffen gab es friiher Bogen panah und Pfeil sore; jetzt wird der Bogen (13) nur noch zum Werfen von Tonkugeln, als Scheuche, beniitzt. An Stelle von Bogen und Pfeil sind spater Blasrohr und Schleuder getreten, und im letzten Jahrhundert wurden auch Gevvehre aller Art ein- gefiihrt. Als Talisman gegen Kugeln wird der umflochtene Lippenring eines gefallenen Feindes als Armring getragen. Zur Abwehr dienen Faustschilde aus Leder, die in Karo hampang genannt vverden (Taf. XI, 15), und lange Arm- schilde aus Holz (18), die vor allem zum Speertanz dienen. Ge- legentlich tragt man auch Biiffelfellmiitzen und Panzerjacken. Bei der Jagd gebraucht man das Blasrohr mit Antiaris- Giftpfeilen, Stielnetze fur den Vogelfang, Rattenfallen mit Spannbogen, sowie Aalschlingen und Affenfallen mit Scheren- klemmen. Der F e 1 d b a u ist sehr vorgeschritten. Gebrauchtes Land bearbeitet man mit dem P f 1 u g tenggala, der von Menschen gezogen wird; er offnet die Erde und legt das Unkraut um. Das bei Wechselwirtschaft erforderliche Umbrechen des Landes wird aber mit Hilfe von spitzen Pfahlen ausgefiihrt. Die Locher fiir die Reispflanzchen werden mit einem Stock gemacht. Ein besonderes Stiick vom Reisfeld wird „Reis- mutter" genannt und die darauf zuerst reifenden Halme vverden geopfert. Dort halten sich audi die Junggesellen als Wachter auf. Zum Verscheuchen der Vogel vverden, wie beim Seelenschiff, grofie geschmiickte Masten aufge- stellt. R e i s ist die Hauptnahrung der Batak. Morgens entnehmen die Frauen dem Vorratsraum die fiir den Tag notige Reismenge und enthiilsen sie gemeinschaftlich auf den langen Stampfblocken, die an der Langsseite teilvveise mit Briisten verziert sind, ein Fruchtbarkeitszeichen, das man auch an Hausern findet (Taf. X, 4 und 8). In trockenen Gegenden vverden auch SiiBkartoffeln und Mais angebaut. DieViehzucht beschrankt sich auf Biiffel und Pferde. Die Karbauenpferche befinden sich auBerhalb des Dorf- zaunes. Die Batakpferde, besonders die der Karohochflache, sind beriihmt. Das beliebteste Genufimittel ist der Betel. Die reichen Batak tragen stets iiber der linken Schulter an einer Messing- kette eine hiibsche Ledertasche, die, neben Tabak und Feuer- 32 Tafel XI 5. Die Batak IV (Tafel 12) 1. Gesicht eines Karo-Mannes (Hag.). 2. Topf (perminaken) mit geschnitztem Holzdeckel fiir pupuk- Brei, Karo (Jous.). 3. Ton- topf mit Geflechtmuster. 4. Tongefafi. 5. Tontopf mit Viereckornamenten. 6. Kochtopf fur Reis mit Deckel aus Ton (v. Ha). 7. Tontopf, geknickte Form. 8. Drehplatte fiir die Topferei (barombang). Si-Mundul (v. Ha). 9. Rotanggeflecht fur Tontopfe mit Arenga-Hanger, Toba (Meiss.). 10. Sirih-Taschchen, geflochten, rot und schwarz bestickt, Sudgebiet (Leid.). 11. Holztruhe mit Nocken (Miinchen). 12. Umflochtene Pulverflasche, Karo (Lehmann). 13. Gendi-Wasserkrug mit Gufirohr. Ulu Barumun. 14. Ton- schlager (topa topa). 15. Holzteller (Berlin). 16. Schmales Schultertuch, rot und weiB, Timur (Kat.). 17. Toba-Paar mit Webe- tiichern bekleidet (Jasper). 18. Webtuch, dunkelbraun mit blau (ulos ragidup). Toba, fiir Hauptlingsfrauen. 19. Gendi-Wasserkrug in Nashornvogelform (Loeber). 20. Karo- und Toba-Schrift (Bren). 21. Pustaka-Wahrsagebuch. zeug auch die drei Betelmittel enthalt, ferner auch Munition. Die Tobafrauen weben prachtige Tiicher, besonders am Siidrand des Sees und auf der kleinen Insel Pardapur. Hier werden auch die Prachtmatten der Hauptlingsfrauen her- gestellt (Taf. XII, 18). Die einfacheren Tiicher mit nur funf Langsstreifen, werden bei den Ost-Karo und Timur angefertigt (16). Besonders beliebt sind dunkelblaue Stoffe mit vielen Langsstreifen, die mit KrahenfuSornamenten, wie sie auch in Atjeh sehr beliebt sind, verziert werden. Aus solchen Stoffen sind die Schultertiicher der Frauen hergestellt (17). Die Bestickung und Ausschmiickung der Stoffe wird oft von Mannern besorgt. Die Webstuhlkette ist spiralig und ohne Kamm; der hintere Spannstab (Kett- baum) ist oft sehr hodi angebracht. Die Kunst der Holzschnitzerei ist besonders in Rund- plastik hinsichtlich der Form und Anordnung sehr hoch entwickelt (Taf. XI, 22; Taf. XII, 2; Taf. XIII, 1-6). An den Hausern findet man viel Flachenschmuck und oft auch Reiterfiguren (Taf. IX, 1). Sehr geschmackvoll sind die geradlinigen oder in Ranken ausgefiihrten Verzierungen auf den Bambusbiichsen, in denen der Kalk zum Beteln aufbewahrt wird (Taf. XIII, 7, 9). Im nordwestlichen Karo werden die Kalkbiichsen aus Biiffelhornspitzen her¬ gestellt, in gerader konischer Form. Etwas grober, aber vielgestaltig sind die Reihenfiguren (in Pakpak pagar setan, in Karo ganagana genannt), die zur Abwehr boser Einfliisse hergestellt werden (Taf. XIII, 17). Sehr verbreitet sind auch demselben Zweck dienende Steinfiguren (Taf. XIII, Abb. 10), die durch pupuk- Brei zauberkraftig gemacht werden. Sie sind aber roh gearbeitet und unschon. Die Religion der Batak ist, wie so vieles, von Indien beeinflufit worden; so haben die 3 Toba-Gotter indische Namen: Der Gott im Himmel Batara guru, der im Luft- raum Soripada und der in der Erde Mangala bulan. In Wirklichkeit herrschen die Geister des Waldes, des Wassers, des Hauses usw. Eine grofie Rolle spielt die Seele tondi des Menschen; sie bestimmt sein Geschick, schiitzt ihn, warnt ihn vor Gefahren. Verlafit die Seele den Menschen zeitvveilig, dann erkrankt er, verlafit sie ihn fiir immer, dann stirbt er. Deshalb wird dem tondi eines Menschen geopfert, indem man ihm etwas Gutes in den Mund steckt. Beim Tod wird die tondi zum Geist begu, der gefiirchtet wird, und die Grundlage der Ahnenverehrung ist. Daneben kennen die Batak aber auch Naturgeister hantu; Eidechsen und Schlangen werden als Orakeltiere angesehen. Besonders die Eidechsen findet man oft an Hausern, aus Schniiren her¬ gestellt (Taf. IX, 8—11; Taf. X, 4,8), und an Zauber- staben (Taf. XIII, 1), neben Schlangen (Taf. IX, 8; Taf. X, 5). Auch ein getoteter Hahn, der aufgehangt wird, dient als Orakel. Beim Hausbau wird ein Menschen- opfer gebracht. Wenn eine tondi als Schutzgeist fiir ein Dorf gewonnen werden soli, wird ein Mensch getotet. Man grabt ihn bis zum Kopf ein, lafit ihn hungern und dursten und verspricht ihm Trankung, wenn sein Geist willig ist; bejaht das Opfer die Frage, so wird ihm in den geoffneten Mund fliissiges Blei eingegossen, dann der Kopf abgeschlagen und in einem Topf in der Erde vergraben oder verbrannt. Aus der Gehirnasche, dem Herz und der Leber des Ermordeten bereitet der Zauberer den pupuk- Brei; den fiillt er in die kleinen Locher der Idole (Taf. XIII, 5, 6), besonders aber in die Zauberstabe tungkatpangaluan (1,2) und in die Zauber- horner (3, 4), die aus Biiffel- oder Bergziegenhornern her¬ gestellt sind, oder auch in die Zaubertopfe (Taf. XII, 2). Diese Gegenstande sind dann befahigt zum Wahrsagen, Weissagen, Orakeln, Heilen, Fernhalten der Geister usw. Diesen Zwecken dienen die Zauberbiicher pustaka (Taf. XII, Abb. 21), die in Form der Leporello-Albums aus Bast her¬ gestellt sind. Sie enthalten Zeichnungen, sowie mit Batak- Buchstaben (Taf. XII, 20) niedergeschriebene Zauber- formeln und -Gebrauche fiir die Lehrlinge. Infolge ihrer Vielseitigkeit und ihrer umfangreichen Kennt- nisse haben die Zauberer, die bei den Toba datu und bei den Karo guru genannt werden, grofie Macht. Die scha- manistischen Zauberer, die mit den Geistern verkehren, heifien sibaro. Friiher gab es auch einen Priesterkonig Singa Mangaradja, der von Zeit zu Zeit vor dem Dorfe des Oberhauptlings fiir Kriegsgliick oder gegen Mifiernte einen Biiffel am Opferpfahl totete, wahrend sonst Biiffelhetzen als Opfer veranstaltet wurden. Der letzte dieser Priester- konige ist 1907 im Kampf gegen die Hollander gefallen. Eine der Aufgaben der Guru ist es, mit ihrem Rentjung-Messer (s. Taf. V, 25) den ersten Haarschnitt bei den Kindern vor- zunehmen. Die Opferfeste werden immer von Tanz und Musik begleitet. Das iibliche Orchester der Batak besteht aus einer Oboe, zwei Gongs und Trommeln, die in Karo doppelt gespannt, in Pakpak stehend und mit Keilspann 34 Tafel XII 35 5. Die Batak V (Tafel 13) 1., 2. Zauberstab (tungkat panaluan). Nr. 1 in drei Stiicken, Nr 2 in ganzer Form, Karo. 3. Zauberhorn mit Figurendeckel, Toba (Loeb.). 4. Zauberhorn mit aufgeschnitzten Figuren, Mandailing (Loeb.). 5. Weibliche Hockerfigur aus Holz zur Abvvehr der Geister am Haustor angebracht. Sud-Karo (Vo). 6. Weibliche Abwehrfigur, Toba (Leid.). 7. Kalkbiichse mit Ringzier (Stuttgart). 8. Kerb- schnitt an Kalkbiichsen (Stuttgart). 9. Kalkbiichse mit Rankenzier (Stuttgart). 10. Steinurne. Auf dem Deckel Hockerfigur mit Pilzhut. Grabmal auf Samosir im Toba-Seegebiet (v. Ee.). 11. Maske aus Holz und Ziegenfell (Kat.). 12. Hausverzierung mit Reihenfiguren, Karo (Vo). 13. Hausverzierung mit Nockbalken (djaga dombak), Toba. 14. Bambuszither, mehrsaitig. 15. Schadel- haus aus einem Bambusrohr. 16. Zupflaute, hapetan (Sachs.). 17. Geisterfiguren, pagar-setan, in Reihen zur Abwehr, Simsim (Vo). 18. Leichenbestattung in Kota Buluch, Angkola (Meiss.). 19. Pyramidengrab mit Beigaben am Kwalu, O.-Toba (Vo). versehen sind. Es gibt aber auch noch zahlreiche andere meist von Java stammende Instrumente: die Karogeige merdap mit rundem Schallkorper und drei Saiten, die Man¬ doline kutjapi mit zwei Saiten, und eine Bambuszither ketung ein- oder zvveisaitig (Taf. XIII, 14) beide mit Plektron ge- schlagen, Bambusfioten fiir Verliebte, und Maultrommeln. Schvvirrholzer dienen als Spielzeug. Sehr beliebt sind Spiele um Gel d. Der sechsseitige Stabchenvviirfel, ein eigenartiges Schachspiel und das Zahlen mit Stabchen sind sehr verbreitet. Auch ein Zvvei-Kreisel- spiel gasing, von denen einer den andern nicht beriihren soli, wird viel gespielt. Ein Fufiball wird aus vveitmaschigem Rotanggeflecht hergestellt. Hahnenkampfe mit Wetten dienen allgemeiner Belustigung. Der Federball ist ein Bambusrohrstiick mit zwei Leitfedern, dazu gehort ein vier- eckiges Schlagbrett mit Griff. Ein sehr beliebter Zeitver- treib sind auch das Ratselraten und Wettsingen, wobei abwechselnd mit lauter und halblauter Stimme gesungen wird. Knallbiichsen vervollstandigen das Bild. Wahrend des Sterbens und nach dem Tod spielt ein Orchester, auch Weiberklagen und Schiefien sind iiblich. In den Mund der Toten wird Geld gelegt, und ihr Korper mit dem Blut eines roten Hahns begossen. Beigesetzt vverden sie in verzierten, gut geschlossenen Sargen, die auf einer, zur Vertreibung der bosen Geister mit Schreckbildern (Tier- kopfe, Genitalien, homines habitantes) verzierten Bahre, von oft fiinfzig Tragern zum Grab getragen vverden. Bei den Karo vverden die Sarge auf die Erde gestellt und dariiber pyramidenformige Graber aufgebaut (Taf. XIII, 19), oder auf iiberdachte Plattformen, die auf Pfahlen stehen, gelegt. Bei den Toba vverden die Sarge im Giebel aufgestellt. Oft vverden die Toten aber auch in Korben (Taf. XIII, 18) oder bootformigen Sargen aufgehangt. Auf der Halbinsel Samosir vverden die Gebeine in Steinkisten (Taf. XIII, 10) geborgen. In den Sarg und aufs Grab vverden Speise, Trank und Betel gelegt. Wenn in Toba ein Reicher ohne Sohn stirbt, Iafit man eine Holzfigur mit seinen Kleidern tanzen, dann vvird ein Biiffel, oft unter Martern, geschlachtet. Das Totenfest dauert zvveiTage; nach zvvei Monaten vvird ein zvveites Totenfest gefeiert. Bei den Pakpak und NW-Karo vvird das Totenfest oft erst nach Jahren, bei der Verbrennung abgehalten. Die Gebeine vverden namlich ausgegraben und verbrannt, der Schadel vvird geschmiickt und in geschmiickten (Taf. IX, 1) oder einfachen (Taf. XIII, 15) Totenhausern beigesetzt. Auch bei diesen Totenfesten vvird Musik gemacht und ein grofies Essen veranstaltet. Schvverttanze vverden aufgefiihrt und bei den Timur Masken als Gaben darge- bracht. In alter Zeit tanzten zvvei Sklaven, von denen einer eine Maske topeng (11), der andere ein hausformiges Gestell trug, dessen First ein vveiblicher Nashornvogel mit bevveg- lichem Kopf vvar. Diese Sklaven vvurden beim Tanz plotzlich getotet und auch in den Sarg gelegt, um dem Toten im Jenseits Lager und Diener zu sein. Die Asche der Leichen vvird bei den Karo auf kleine Schiffchen (Taf. XI, 27) gelegt, die man die Fliisse hinabtreiben lafit; auch diese Seelenschiffe sind mit Schreckfiguren, mit Hausdach, Radjaschirm und Fadenkreuz versehen. Literatur u. a. Batakspiegel. Bataksch. Inst. Nr. 3, Bd. 1910. Brenner I. (Bren) von, Besuch bei den Kannibalen Sumatras. Wiirzburg, 1894. Miiller, F.W.K. Beschreibung einer von G. Meissner (Meiss) zu- sammengestellten Batak-Sammlung. Berlin, Veroffentlichung des Museums fiir Volkerkunde III, 1893. Joustra, M. (Jous) Jets over Huisen en Dorpen der Bataks. Het Ned. Ind. Huis Oud en Nieuvv, 1914, Nr. 4. Derselbe. Toekomst der Bataks. De Gids, 1918 (Karte). Vol z W. (Vo). Die Bataklander, 1909. Hagen, B. Zahndeformation. Brl. Z. El. 16, Taf. IX. Pleyte, C. Zur Kenntnis der religiosen Anschauungen der Bataks. Globus Bd. 67, 1895. Giglioli, H. H. (Gigl). The ethnogr. Collect. by E.Modigliani. Int. Arch. Eg.VI, 109. Van Hasselt, J. L. (v. Ha) Aanteekeningen omtrent de Pottenbakerij in Tapanoeli, Int. Arch. Eg., Bd. VI. Warneck, Joh. Die Religion der Batak. Leipzig, 1909. De Bo er, D. W. N. Het Toba-Bataksche Huis. Mededeel Eg. Bur., AfI. XXIII. Weber, L. Aanteekeningen be- treffende Habinsaran. Mededeel Eg. Bur., Afl. III, 1914. 36 Tafel XIII 37 6. N i a s I (Tafel 14) 1. Dorf des Siidens, Kampong- Hilina wod sauwa, Onolalu (Schrod.). 2./3. Speerspitzen aus Eisen (Raap). 4. Hauptling mit goldener Krone tuwu, Norden. 5 Krieger mit wildem Kopfputz, Lippenbinde, Bart, Panzerjacke, Speer, Schild, Schvverter und Giirtel. 6. Hauptlingshaus im Suden, Eingang in der Mitte zwischen den Schragbalken, dariiber eine geschmuckte Dielenwand mit Nock- balken beiderseitig, Dachluken, Firstgabeln; vor dem Haus: Steinsaulen und Banke, runder Tisch, und Abwehrfigur mit Kopfgabel. 7. Hauptlingin mit Kopfputz, Ohrhanger (Taf. XV, Abb. 14), um den Hals Sichelringe, gekuppelte Armringe, Leibgurtel mit Breit- stabchen, Schulter- und Leibtuch mit Ornamenten. 8. Lippenbinde mit Spitzen (Raap). 9. Schvvert 65 cm lang, Griff aus Holz mit Zinnzierat, Metallzunge, Norden (Raap). 10. Halsband aus gelben Kugel- und Rohrenperlen. Braunschweig. 11. Diele vom Hauptlingshaus mit einer langen und vielen kurzen Rohrentrommeln, Gongs, und Vogeln an den Balkenborden (Schrod.). 12. Idol mit Kopfzacken und -gabel, Halsband, Phallos. 13. Holzschnitzerei an der Dielenwand, auf einem Gestell eine Truhe fiir den Familienschatz (Schrod.). D er Name dieser groBten der Westinseln von Sumatra (1° NBr., 97° L.) wird von niha „Mensch“ abgeleitet. Ihre Oberflache betragt ungefahr 4000 qkm. Sie besteht mit einigen kleinen Nebeninseln und den Batu-Inseln aus Korallenkalk, ist mit Savannen und Wald bedeckt und weist einen reichen Bestand an Affen, Wildschweinen, Hirschen und Zwerghirschen auf. Die Zahl der Bevvohner ist im Laufe der Jahre infolge von Pocken, Ruhr und anderen Krank- heiten sehr gesunken (im Jahre 1914 betrug sie 135000). Ihre KorpergroBe ist die kleinste aller Archipel-Bevvohner (154,7 cm). Die Hautfarbe ist gelbbraun, das Haar wellig, die Augen schiefstehend und oft mit Mongolenfalte; diese Einmischung ist wohl schon seit langer Zeit durch chinesische Handler verursacht worden. Die Kopfform ist im allgemeinen mittel-kurz, nur im Suden kommen auch viele lange Kopfe vor, die man aber durch Pressen zu verkiirzen sucht. Der Korper ist im Suden besser entwickelt als im Norden; plumpe und gefallige Formen vvechseln. Auch im stofflichen Gut sind auf Nias der Suden und Norden verschieden. Die Pfahlhauser sind im Norden einzeln gestellt, von ovaler Form und mit einem Saal in der Mitte (s. Einleitung), vvahrend sie im Suden in Reihen aneinandergeklebte Lang- hauser darstellen; Nokbalken, Traufe und Diele liegen hier an der StraBe, Schlafraume und Aborte an der Riickseite der Hauser iiber den Schvveinestallen. Die Gemeindehauser fiir Gotter und Fremde werden im Siiden bale, im Norden osali genannt. Auch in der Sprache unterscheiden sich Norden und Siiden stark, wenn es sich auch in beiden Fallen um Dialekte handelt, die den Sumatrasprachen nahe- stehen, aber sehr eigenartig sind und dem Samoanischen vervvandt sein sollen. Die Kultur der Niasser hat am meisten Ahnlichkeit mit der der Batak; auch sie sind Fatalisten. Ihre starke Eigen- art haben sie sicher dank der sehr schlecht entwickelten Schiffahrt beibehalten. Jedes Dorf ist unabhangig. Im Siiden herrscht darin ein despotischer Hauptling, der von den Freien sato aus dem Kreise der Adligen siulu gevvahlt wird; daneben gibt es Sklaven. Die Kinder der Adligen werden erst dann siulu, wenn sie eine vorgeschriebene Zahl von Festen gegeben haben. Darin liegt die Begriindung fiir die endlosen Schmausereien mit reichem Verbrauch an Palmvvein. Die Frauen sind im Siiden sehr vornehm; sie arbeiten nicht, werden vor der Sonne geschiitzt und bei Besuchen getragen. Die Priesterkonige sind sehr machtig und mit dem Aufbewahren der Stammahnenbilder betraut. Als heiliger Baum wird im Norden von Nias derWeltbaum angesehen, aus dem Gotter und Menschen stammen. Die Dorf er liegen auf Hiigeln, zu denen hohe Staffeln oder im Siiden audi Lei tern fiihren; umgeben sind sie von Ringmauern mit Zaunen aus Bambus. Statt eines Grabens gibt es FuB- angeln. Die StraBen und Badeplatze sind gepflastert, und vor dem Hauptlingshaus ist ein Pflastergeviert mit Sitz- mauer und Steinthron fiir den Hauptling (1). In den Hausern findet man zwei Holzfiguren, die Vater und Mutter darstellen, und eine fiir den Kindersegen. Im Norden gibt es sehr viele Idole. Wenn ein siulu stirbt, oder wenn fiir einen solchen ein Haus gebaut wird, werden Kopf- jagden veranstaltet; dabei holen die Bewohner des Siidens die Kopfe vom Norden. Bei der Heirat ist das offentliche Weinen der Braut Sitte, und die gemeinsame Mahlzeit von Braut und Brautigam. Im Norden findet man die Exogamie der Sippen. Als allgemeine Eheform gilt die Polygamie. Die Braute werden gekauft. Keuschheit ist Gesetz und jeder Fehltritt wird mit Tod bestraft; es wird aber keine Defloration geiibt. Die Heirat von Schwestersohn und Brudertochter ist erlaubt, aber nicht umgekehrt. Die Frau geht nach dem Tode des Mannes an dessen Bruder iiber. Ehescheidungen kommen selten vor. DieNahrung der Niasser besteht aus Yams (gowi), Taro (talo), Manihot, Bataten, Kokos, Bananen, Sago, Mais, Reis, der meist eingefiihrt wird, und Fleisch; Schwein, Huhn, Hirsch werden aber nur bei Festen gegessen. Copra und Muskatniisse werden ausgefiihrt. Die Kleidung der Reichen ist prunkvoll (s. Titelbild, Schrod.): farbige Jacke, die oft schwarz-gold-rot gestreift ist, Lendentuch, Kopfschmuck aus Gold und Stirnring (4). Die Armen tragen einen Lendengiirtel mit T-Bindung und eine Jacke mit kurzen Armeln aus Rindenstoff, oder -Jacke und Hose, Kopftuch oder einen Spitzhut aus sieben Blattern. Die Frauen tragen, ahnlich wie die Batak, bis zu den Fiifien reichende Lendenkleider, und Jacken. Ihre losen Haare be- festigen Frauen und Manner mit gleichen Stirnbinden. Die Frauen tragen auch Kragen (4) oder mondsichelformige Hals- ringe (4). Bei den Mannern findet man nur den rechten Ohrlappen durchbohrt und im Siiden, wie bei den Batak, eine breite, goldene Doppelspirale darin, wahrend die Frauen in beiden Ohrlappen spatelformiges Gehange tragen (14). Die Armringe der Frauen bestehen aus Tridacna oder Kupfer- draht, einzeln, gekuppelt oder spiralig gebogenen. Da die Niasser nur grobe Gewebe anfertigen, benahen sie ihre Kleidungsstiicke vielfach mit farbigen Tuchlappen (Appli- kation). (7). Die Tatauierung wird nur in Punkten oder hochstens kleinen Figuren ohne Ordnung ausgefiihrt. Die Bevvaffnung besteht in der Hauptsache aus Speer und Schild (2, 3, 5). Im Siiden sind die Schilder auf beiden Seiten zugespitzt und mit versenktem Handgriff versehen; im Norden sind sie brettformig und bis zu 2 m lang, aus Holz und, wie bei den Batak, mit Fell iiberzogen (Taf. XVI, 22). Die Speere im Siiden sind mit langeren Haken ver¬ sehen. Als Schutz dient ein Lederkoller (Taf. XVI, 5, 11) und eine Fechtmiitze (Taf. XVI, 2, 3,13), die oft durch einen neuzeitigen Eisenhelm ersetzt wird; eine sich darunter be- findliche Lippenbinde mit Hauern (Taf. XIV, 5, 8) und ein kiinstlicher Bart vervollstandigen den Kriegeranzug. Auch ein Knebelbart, ahnlich dem altagyptischen, kommt vor (Taf. XV, 25). Der Koller wird auch aus Lederschuppen und aus Schuppentierhaut hergestellt oder aus ic^u-Arengafaser geflochten. Zum Kopfabschlagen dienen Schwerter mit rachen- formigen Handgriffen (Taf. XIV, 9 und Taf. XV, 28), die in verschiedenen eigenartigen Formen hergestellt werden. Eigen¬ artig sind auch die gekropften Scheiden, wie die faust- groBen, korbchenartigen Gebilde aus Geflecht und Krokodils- zahnen am Eingang der Scheiden benannt seien (Taf. XV, 25 und Titelbild). Sie dienen zur Aufnahme von Amuletten. Kopfe brauchen die Niasser fiir den Hausbau, fiir die An- fertigung von Kopfgoldschmuck, fiir den groBen Reisblock, wenn ein Hauptling den Titel Balugu annimmt, ferner fiir das groBe SchluBfest eines siulu, das im Norden mit 200 Schweinen und Reis gefeiert und wobei der Hauptling auf einem 38 Tafel XIV 39 6. Nias II (Tafel 15) 1. Mann im Fechtschmuck mit kiinstlichen Kopf-, Schnurr- und Kinnbarthaaren, Stirnbinde. 2. Spitzhut (Kat.). 3. Leibgiirtel mit Breitstabchen. 4. Halskragen aus Goldperlen mit Glockchen. 5. Stirnband mit Silberknopfen. 6. Kamm. 7. Halsring fur Manner aus Kokos oder Schildpattscheibchen, fiir erfolgreiche Kopfjager. 8. Haus des Nordens. 9. Raumverteilung im Haus des Nordens (Kat.). 10. Schadel mit Bart (Mod.). 11. Lederkoller. 12. Schadel mit Holznase (KI. d. Zw.). 13. Miitze mit Zopfen, Norden. 14. Ohrhanger (Raap). 15. Holzschiissel mit Deckel zum Aufhangen, fiir Kleider. 16./17. Hauptlingsstuhl aus Stein, von hinten und vorn, mit Eidechsen, Zahnen und Halsringen. 18. Drilibohrer. 19. Schlagholzer mit zwei Kloppeln. 20. Hahn beim Tragen. 21. Steinbildnis eines Ahnen adu satua (Schrod.). 22. Zierat auf Bambusflote: Dreiecke, Rauten, Schlangen, Larven, Schilder und Speere, 2 Kampfer. 23. Schild im Norden, mannsgrofi. 24. MaB fur trockene \Varen lauru = ungefahr 7,5 Liter, aus Holz mit ein- gesetztem Boden, ungefahr 19 cm hoch, Norden. 25. Holzfigur mit Kopfschmuck und Gabel, rechts Ohrschmuck, Kinnpflock, Hals¬ ring, Schvvert mit Kropf, Biichse (Leid.). 26. Sarg, schon geschmiickt und in Begleitung von Ahnenfiguren (Schrod.). 27. Opfer- schemel (Mod.). 28. Schvvertgriffe in verschiedenen Formen: links und in der Mitte Norden, rechts Siiden (Kat. Leid.). 29. Reihen- ahnenfiguren mit Kopfputz im Rahmen; zwischen den Handen GefaBe (Betelmorser?) (Raap.). Thronsessel (Taf. XV, 16, 17) ahnlich herumgetragen wird. Bei Krankheiten, als Ersatz fur den Kranken, den der bose Geist holen will, und bei Begrabnissen brauchen sie eben- falls Kopfe. Gejagt wird mit Hilfe von Lanzen, Netzen, Graben und Fallen, mit Springlanzen, Schlagpfeilen und Blasrohr. Das Wild wird als Eigentum der Buschgeister angesehen, die giitig gestimmt werden miissen, wenn die Jagd erfolgreich sein soli. Der GenuB von Affenfleisch ist den Frauen ver- boten. Es gibt vielerlei Musikinstrumente. Die vvalzen- formigen Trommeln sind doppelt gespannt, die kanonen- formigen einfach; die Schlitztrommel dient zum Verjagen der Schvveine. Vorhanden ist ferner die Bambuszither, Klang- holzer mit Doppelschlager (19) iiber einer Erdgrube ge- schlagen, im Norden ist auch die Nasenflote. Tabak und konserviertes Schvveinefleisch dienen im Handel als Geld, ein Holzbecher mit Henkel als MaB (Taf. XVI, 24). Ein robbenformiger Kokosschaber und ein Bei 1, dessen Klinge in einem Loch des Holzstieles sitzt, sind die iiblichen Gerate. Viele Teller hangen in einem Tellerkorb aus Rotanggeflecht an einem Hakenrechen in der Diele. Die einzelnen Haken haben oft Phallosform (Taf. XIV, 11). In der Religion spielt die grofite Rolle dieVerehrung von Geistern adu in Gestalt von Bildsaulen. Nias ist an Gottern wohl das reichste Land; es zahlt ungefahr 100 Arten, von denen folgende die wichtigsten sind: 1. Ahnenbilder ada satua in Stein und Holz (Taf. XV, 21, 25, 29), von groBter und kleinster Form, meist mit sehr kurzen Beinen und hockend. Oft sind sie kunstvoll ausgestattet, bei den Armen aber stets nur roh hergestellt. Fiir jeden Toten gibt es ein Ahnenbild, auf das der Priester die Seele iibertragt; ihr werden Verehrung, Gebete und Opfer dargebracht. 2. Hausgotzen siraha, die als Hausbeschiitzer an den freistehenden Pfosten im Innern der Hauser angebracht werden. In jedem Haus befindet sich nur einer (Taf. XV, 9, s. Idol). 3. Fest- oder Hauptlingsgotzen bazuaulu sind oft von bizarrer Gestalt und werden in Bretter eingelassen, die mit Ornamenten versehen sind. 4. Priestergotzen bihara. Es werden meist etwa 100 Stiick auf einmal angefertigt, und zwar aus 50 verschiedenen Holzsorten, so daB je 2 aus gleichem Holz sind. Sie sind ungefahr einen FuB lang und fingerdick. Das Gesicht vvird durch Kerben dargestellt. An eine lange Stange gebunden, werden sie geschmiickt und im Dachstuhl aufgehangt. Da- neben hangt man 10 kleinere Figuren als Kinder, und Mo- delle von Hausgeraten. Diese Gotzen spielen besonders bei der Heilung von Irrsinnigen (Exorzismus) eine groBe Rolle. 5. Verfehlungsgotze ada horo. Er vvird von be- stechlichen Richtern bei schlechtem Gevvissen und Erkrankung aus einem Baumstamm in Krokodilform angefertigt. Wenn der Richter von beiden Parteien Geschenke angenommen hat, dann vvird an jedem Ende ein Kopf angebracht. 6. Seuchengotzen fanguru. Das sind 3—6 grofiere und kleinere roh bearbeitete Baumstamme, die bei drohender Cholera, Pocken und anderen Seuchen an den Toren oder mitten im Dorf aufgestellt vverden. 7. „Gotzen auf dem First" adu ba mbumbu sind 50—100 Gotzen, die von 2—6 Priestern aus allen moglichen Holzarten neu angefertigt vverden. Man stellt sie vom Hof bis auf den Dachfirst am Hause auf, verbindet sie mit einer Schnur und bestreicht sie mit dem Blut von 12—24 Schvveinen. Sie sind oft mit Kopfgabeln, Fratzen und Phallos versehen, und dienen zur Abvvehr und Austreiben von bosen Geistern (adu nori). Daneben gibt es noch den Gott Lowalangi und den Sonnengott Lature, deren Verehrung aber gegen die der adu zuriicktritt. An erster Stelle stehen die Ahnenbilder und die Hausgotzen siraha, denen oft durch niedrigere adu, die vom Priester ermittelt vverden, geopfert vvird. Wenn bei Krankheit oder Mifiernte die Firstgotzen nicht mehr helfen konnen, vvird jede Hoffnung aufgegeben. Alle sieben Jahre besucht der Priesterkonig boron adu die Dorfer; alle vierzehn Jahre vvird beim heiligen Baum ein Fest mit Gottesfrieden gefeiert. Bei diesem Fest opfert der Oberpriester riesige Menschen- und Tierfiguren, die dann als Losegeld fiir die Seelen in tiefes Wasser gestiirzt vverden. Rundtische und Schemel (Taf. XV, 27) dienen als Opferplatze. Die Seelen vvandern in Tiere, z. B. in Ratten, vveshalb sich auf der Brucke ins Jenseits Katzen befinden sollen. Der Atem erlischt beim Tod; der Schatten beghu simale geht ins Totenreich; der Herzgeist nošo dodo bleibt auf Erden in einer Spinne mokomoko oder einem ahnlichen Tier. Der Gott Lature fangt mit einem Spinnennetz die Seelen. Beim Entfernen einer Leiche aus dem Haus gibt es einen Leichenstreit; dann vvird sie auf einem geschmiickten Tragstuhl, der oft die Form eines Tieres hat, herumge¬ tragen. Vor dem Tor vvird die Leiche in einen tierahnlichen Sarg gelegt und im Walde aufgehangt, oder in einer schon geschmiickten Kiste, umgeben von Ahnenfiguren, im Hause aufgestellt (26). Im Norden vverden die Schadel etvvas spater in pyramidenformigen Schadelgrabern fiir sich begraben oder oft auch in die Nischen der Ahnensteine gesetzt. Fiir ge- storbene Manner vverden vor dem Haus grofie Saulen er- richtet (Taf. XIV, 6), fiir Frauen schon geschmiickte Stein- platten hingelegt, die von Hunderten von Mannern auf mach- tigen Schlitten herangeschleppt vverden. Arme Leute vverden in Matten gehiillt und an Pfahle oder Aste gehangt. Sklaven vverden fiir die Hunde in den Busch gevvorfen. Literatur u. a. De Boer, D. W., Het Niassche Huis. Mededeel. E. B. Afl. 25. Raap, Hugo, Reisen auf der Insel Nias. Globus Bd. 83, S. 149 und 171 (1903). Kleivveg de Zvvaan, J. P. (KI. d. Zw.), Die Insel Nias (I. Bd.) 1913, Anthropol. Untersuch. (II. Bd.) 1914, Heilkunde 1915. Modigliani, Elio (Mod.), Un viaggio a Nias. Milano 1890. Schrod er, E. E. W. (Schrod.), Nias. Ethnogr. geogr, en histor. Anteek en Studien, Bd. I u. II. Leiden 1917. Sundermann, H., Der Kultus der Niasser. Globus Bd 59 (1891), S. 369. Thomas, J. W., Drei Jahre in Sudnias. Barmen 1892. 40 Tafel XV Kramer, Westindonesien 6 41 7. Mentawei (Tafel 16 und Tafel 17 unten) 1. Grofies Haus mit Laufbriicken, Dorf Silabu Nord-Pageh (Rbg.). 2. Haus mit Laufbriicke, Dorf Seai am Kanal auf Siid-Pageh (Kr.). 3 Mann mit Muschelscheibe auf der Štirn, gespitzte Zahne, Halsband aus Rohrenperlen. 4. Fischerin mit Pandanusblatterschutz. 5. Tatauierter Mann mit Breithut und Bogenpfeil. 6. Schild, verziert mit Spiralen und Eidechse, schwarz, gelb, rot (Maas.). 7. Lanze. 8. Bogen mit Pfeil. 9. Kocher (Rbg). 10 Tatauiernadel und -Schlager (Rbg.). 11. Ohrschmuck mit Hahnenfeder fiir Zauberer (Maas.). 12. Dolch mit Griff (Fischer). 13. Fischkorb (Kat.). 14. Dolch, Griff mit Vogelkopf (palitai) 15. Halsband kainikau (Kr.). 16. Halsschnur mit Amulett: Kocher mit Kamm aus Schweinsknochen, Bartzange, zugleich Haarzierat, Ohrschmuck (Rbg.). 17. Loffel- stiel mit Kokosschale. 18. Geschmiickter Jungling mit Tanzschiirze. 19. Holznapf (Rbg.). 20. Paddeln mit Kriicken. 21. Stock fiir Alte (Rbg.). 22. Steuerruder. 23. Herzformiges Paddelblatt (Rbg.). 24. Reiseboot, zweimastig, mit Vierecksegeln, Ausleger an Backbord (Rbg.), oben Gallion. 25. Boot mit Doppelausleger. 26. Frau beim Fischfang mit Blatterkleid. Weiteres s. Taf. 17. D er Name dieser Inselkette, die sich in der Richtung von Simalur-Nias-Batu erstreckt, leitet sich vvahrschein- lich von simanteu „Mensch“ ab. Die Eingeborenen nennen sich Sikalalagat. Die dreigrofiten Inseln sind: Si b er ut (von sibirut Maus) Nordspitze auf 1° S Br., Sip ura 2° SBr., und Pageh oder Pagai, friiher auch Nassau genannt, in 2 V 2 0 Br. 100° L. Pageh wird durch die Sikakap-StraBe in Nord- Pageh und Siid-Pageh getrennt. Die Oberflache aller Inseln betragt3135 qkm, ihre EinvvohnerzahI ungefahr 10000. Die S prache ist malaio-polynesisch mit Pra- und Suffixen, ver- wandt mit der Sprache der Niasser, aber mit vielen fremden Wortern vermengt. Die Mentavvei-Inseln sind gebirgig, oft bis zu 200 m hoch und reich bevvaldet. Einzelne Baume zeichnen sich durch eine Hohe bis zu 60 m aus. Am Strand sind Mangrovevvalder mit Siimpfen; sehr selten trifft man Heide. Das ganze Gelande ist vulkanisch, mit gehobenen Korallenfelsen. Die Bevolkerung soli nach Keane den Polynesiern am nachsten stehen. Die Manner sind 140 bis 160cm grofi, die Frauen auffallend kleiner. Die Haut- f a r b e ist hellbraun bis dunkelgelb; die Gesichter voli und angenehm; das Haar lang und mittelwellig, auf Nord-Pageh auch kurzwellig. Bart, Augen- und Korperhaare werden mit einer Zange (Taf. XVI, 16) entfernt. Den Zahnen wird mit Hammer und MeiBel dreieckige Form gegeben. Das Ansehen erfordert reiche Tatauierung in bestimmter Ordnung (Kr.). Beschneidung ist allgemein iiblich. Zur EheschlieBung ist Tatauierung erforderlich, wes- halb Manner meist erst nach dem vierzigsten Lebensjahr heiraten. Der Brautkauf ist allgemeine Sitte. Bei der Hoch- zeit wird einem Hahn vom Priester der Kopf abgeschlagen, doch gilt eine Ehe auch, wenn ein Mann mit einer Frau in einem geschmuckten Boot fiir 2—3 Tage zum Fischen hinausfahrt. Witwer heiraten stets Witwen. Ehescheidung ist unbekannt; Ehebruch wird mit Tod bestraft. Die wilde Ehe wird verachtet. Bei der Geburt werden Eltern und Kind mit Blattern geschmuckt. Der Nabelstrang wird in den Bambusbiichsen aufbewahrt und wandert mit ins Grab. AuBereheliche Kinder werden der Mutter uberlassen. Die unbefestigten Dorf er ( lagai ) liegen an Flufimiin- dungen, an der Grenze von festem Land und Mangrove- sumpf, so daB die Pfahlhauser meist nur durch Laufbriicken zuganglich sind (Taf. XVI, 1, 2). Die aus 3—4 zu einem Kampong zusammengeschlossenen Gesellschaftshauser (Taf. XVI, 15), in denen oft 30 — 40 Familien wohnen, sind 50—70 m lang und 10—12 m breit. Vorn befindet sich stets eine grofie Diele, hinter der mehrere Zimmer liegen, die durch einen Gang so getrennt sind, daB die einzelnen Familien fiir sich wohnen konnen. Oft sind auch Seitenvvande und Turen mit Riegeln vorhanden. Die Tiirfliigel sind oft mit Schnitzvverk von Tieren versehen, ebenso die Haus- balken, an denen auch immer Schadel von Hirschen und Affen als Jagdtrophaen hangen. Der First ist geschvvungen und wie auf Nias mit Gabeln versehen; die Firstspitze steht oft in Bootform nach oben (Taf. XVII, 15). Das Giebel- dreieck ist ungefiillt. Der Boden ist mit Planken bedeckt. An der Aufienwand sind Plattformen angebracht. Neben diesen Riesenhausern stehen kleine Wohnhauser und ganz kleine Liebeshiitten. Als Fahrzeuge dienen Einbaume, die oft bis 17 m lang sind. Sie sind mit oder ohne Doppelausleger; Bug und Heck sind stark aufgebogen; kleine Boote sind oft fast halbmondformig. Neben den viereckigen Segeln dienen auch Zweige als Segel. Die Reling tragt oft einen Aufsatz. Boothauser kommen vor. Der Verkehr spielt sich fast ausschliefilich auf dem Wasser ab, und es gibt nur wenig Buschvvege. Fast die einzige Waffe ist der Bogen mit vergifteten Pfeilen, die, wie bei den Andamanesen, aus dem Hinterhalt abgeschossen werden. Auch die Fremdstammigen, deren Kopfe man fiir Feste und Hausbau benotigt, werden auf diese Weise getotet. Bei MiBerfolg wird auf eine Kokos- palme geschossen. Der Kocher wird aus Bambus hergestellt. AuBer Bogen und Pfeil sind nur noch Lanze und Messer als Waffen anzusehen. Ein schvvacher, aber hiibsch ge- schmiickter Schild dient als Schutz (Taf. XVII, 6). Die Nahrung ist Sago, der mit geraspelter KokosnuB und Seewasser in Bambus gekocht wird, Bananen und Zucker- rohr, Kladdi-Taro ( gata ), Yams (gobi), das Fleisch von Affen, Krokodilen und Ratten, Fischen und Seezeug. Die Sagopalme wird angebaut. Der Reisbau fehlt. Tabak wird angebaut und aus Pfeifen (Taf. XVII, 19) oder in Bananen- blatter gehiillt, geraucht. Betel kennt man nicht. DieFeld- arbeit, die Jagd und auch die Fischerei wird von Mannern und Frauen gemeinsam besorgt. Das Abbrennen des Busches ist von den Priestern verboten. Manner und Frauen essen getrennt, und fiir die Frauen gibt es verschiedene Speise- verbote. Es wird Rindenstoff aus Hibiscus hergestellt, und wie auf den Andamanen werden auch hier konische Korbe geflochten. Die Fischkorbe sind konisch und oben ge- schlossen, die Tragkorbe offen. Weberei und To p f er e i fehlen vollstandig. DaB das Kunsthandwerk sehr ge- pflegtwird, zeigen die Schilder und die reichen Schnitzereien an den Hausbalken, die man oft auch bemalt findet (s. auch Taf. XVII, 23). Das A u g u r i u m durch Beschauen vom Vogeleingevveide, besonders der Magenhaut, wird vielfach geiibt. Die Haupt- linge sind zugleich auch Priester. Es gibt keine Tempel und Idole. Der Opferplatz ist ein im Busch stehendes Bambusrohr, das mit Blumen, Blattern undTuchern verziert ist. Eine dreiteilige Trommel aus Kokosholz mit Leguan- haut bespannt (katauba) und ein dreiteiliges, langes Bam¬ busrohr mit Schlitz (tadu-kal) sind die Musikinstru- mente. In den groBen Dielen der Hauser wird viel ge- tanzt. Bei Hochzeiten, Todesfallen, Haus- und Bootbau werden oft monatelang, doch der Geister wegen nur bei Nacht, groBe Feste gefeiert. Die Toten vverden aus Furcht vor den Erdgeistern auf Plattformen, die auf Baumen an¬ gebracht sind, bestattet, in Pageh aber oft auch in Kuhlen und mit Erde, Blattern und Asten bedeckt. Die Seelen der Toten vverden zu bosen Geistern ( s’anitu ). Literatur u. a. Fischer, H. W., Jets over de Wapens uit de M. Verz. Int. Arch.Eg.18. Kramer, A. (Kr). Zur Tatauierung 1 der Mentawei- Insulaner. Arch f. Al. 1907. VI. Maas, A., Bei liebenswiirdigen Wilden. Berlin 1902. Derselbe, Die primitive Kunst der Mentavvei-Insulaner. Ztschr. f. El. 1906. Pleyte, C. M., Die Mentavvei-Inseln und ihre Bevvohner. Globus Bd. 79, S. 1 ff. Rosenberg, C. B. H. von (Rbg), Een en anders over de be- vvoners der M.-eil. Int. Arch. Eg. I, S. 218. 42 Tafel XVI 43 8. Engano (Tafel 17) 1. Frau mit geschmiickter Kappe, Leibgiirtel und Faserrock. 2. Frau mit Ohrputz. 3. Frau mit Grasrock. 4. Pfahlhaus in Bienen- korbform. 5. Speerwerfen auf Mann hinter Stellschild. 6/7. Speere und Verzierung. 8. Verzierter Schild mit Lochern zum Durch- blicken. 9. Verzierte Muschel. 10. Sonne in Holz. 11. Hockerfigur auf Hut siehe 1. 12. Fratze, in Holz geschnitzt. 13. Frauen- jacke mit Vogelzier usw. (Kat.). 14. Vogel. 16. Kopf mit zwei Armen als Ruderbank. Mentavvei. 15. Haus in Bootform. 17. Grofier Waldzauber aus Bambus. 18. Bambusbiichse mit Kerbzier (Kat.). 19. Tabakspfeife (Rbg.). 20. Bemalter Holzvogel als Hauszierat (Rbg.). 21. Haarhiilse. 22. Armband (Rbg.). 23. Flederhund in Kerbschnitt (Maas.). 24. Ziermuster (Fischer). D er Name dieser kleinen Insel entstammt dem portu- giesischenDengano; malaiisch heifit sie Pulu Telandjang „Insel der Nackten"; sie liegt siidostlich von Mentawei (5° 3° SBr., 102° L), und wurde am 5. August 1596 von den Hollandern als erste entdeckt. Ihre Oberflache betragt 444 qkm. Die Einwohnerzahl ist seit 50 Jahren von mehreren Tausend auf ungefahr 300 gesunken. Eine bewaldete Berg- kette, 180 bis 360 m hoch, durchzieht die Insel. Es gibt nur wenig Inlandwege, der Verkehr erledigt sich meist an der korallenreichen Kiiste entlang, oder bei Hochwasser in Booten. Von groBeren Saugetieren ist nur das Wild- schwein vertreten. Es gibt viel Kokospalmen, wahrend die Sagopalme fehlt. Die Eingeborenen sind mittel- braun, die Manner grofi, schlank, mittel- kopfig und mit oft schiefstehenden Augen. Sie gehen nackt und tragen das Haupthaar im Nacken abgeschnit- ten. In Trauerfallen setzen sie eine der phrygischen ahnliche Miitze aus Palmblatt auf. Die Frauen sind oft anmutig. Ohr- knopfe aus Holz und Ringe sind ihr Schmuck. Das Haar tragen sie im Knoten unter einem Hut mit Lochern (Taf. XVII, 1, 11). Ihre Kleidung ist ein Fransenrock aus Baumbast (3), bei Festen ein Faserrock mit Perlenstickerei (1); auch hiibsche Jacken kommen vor (13). Die Enganesen sind sehr laut bei der Unterhaltung, wes- halb die enganesische Schreierei sprichwortlich geworden ist. Sie kennen keine Tatauierung und keinen Betel, rauchen aber viel Tabak. Weberei und Topferei sind ihnen fremd. Die S p r a c h e beschrankt sich auf die Insel und ist eigen- artig. Eingeteilt ist Engano in vier Marga oder Suku: im Siidosten Pulau Duwa, im Nordosten Malakoni, im Norden Karkuvva, im Siidwesten Pulau Satu. Jede Marga hat einen eigenen Hauptling. Eine grofie Familie meist aus fiinf Mutterstammen bestehend, bildet die Bevolkerung eines Dorfes. Das Mutterrecht ist vorherrschend. Die Heirat von Blutsverwandten mutterlicherseits ist verboten. Der Braut- kauf ist allgemein verbreitet. Als Eheform wird die Mono- gamie bevorzugt. Der verheirateten Frau werden die Eck- zahne ausgestoBen. Witwer heiraten meist Witwen oder die Schwestern ihrer Frauen. Die Witwen werden den Briidern der Verstorbenen vererbt (Leviratsehe). Die Entbindung vollzog sich in fruheren Zeiten im Busch. DasErbrecht der Enganesen ist vielartig. Witwe, Kinder und Verwandte haben Anteil am NachlaB. Wenn keine Kinder vorhanden sind, kommen nur die Witwe und die Vervvandten des Mannes als Erben in Betracht. Bei Ehescheidungen werden die Kinder der Mutter zugeteilt. Der Grundbesitz ist kommunal. In der Hauptlingsfolge steht der Bruder vor dem Sohn. Die W o h n u n g der Ehepaare ist bienenkorbformig und steht auf hohen Pfahlen (4). Die Gasthauser sind oft vier- eckig und offen. Uber der ovalen Tiir findet man sonnen- artige Schnitzwerke (10). Der Flur ist aus Planken. Die Spitze des Hauses ist ein holzerner Knopf, der oft mit einer Menschen- oder Tierfigur verziert ist. Das Fahrzeug ist ein Einbaum mit gelegentlich ge- zierten Sitzbanken (16); als Gallion dienen Fratzen, die mit Perlmutter eingelegte Augen haben (12). Das Blatt der Pagaien ist oval. Ausleger fehlen. Die Waffen sind hauptsachlich Wurfspeere (7) und Sabel. Das Eisen wird eingefiihrt und kalt geschmiedet. Friiher wurden vvahrscheinlich auch Bogen und Pfeil ver- wendet, doch sind diese durch die Einfuhr von Eisen zugunsten der Lanze verdrangt worden. Im Kampf ver- bergen sich die Enganesen hinter Stellschilden (5), die mit Lochern zum Durchblicken versehen sind (8). Auch die Frauen beteiligen sich mit Holzsdvvvertern am Kampf (Int. Arch. Eg. VI S. 61). Die Blutrache wurde geiibt. Die Enga¬ nesen sind auch Kopfjager und tragen die Kopfe der Getoteten auf dem Riicken, ihre Fingernagel an den Fransen. Tritt im Krieg Erschopfung ein, so wird von beiden Seiten je ein Mann mit einem Schwert und aus- gestopften Ohren ausgeliefert. Beim Fi s ch e n werden Speere mit Holzspitzen vervvendet. Die Enganesen treiben Ackerbau und in ihren Pflanzungen findet man Taro, Bira (Alocasia), Yams, Bananen und Kokospalmen. Die Frauen flechten Korbe und Taue fiir Fischnetze. Die Schnitzerei wird sehr gepflegt. Neben den schon oben erwahnten Holzschnitzereien, werden oft auch Muscheln bearbeitet (9). Die Z a u b e r e i spielt im Leben der Enganesen eine groBe Rolle und die guten und bosen Geister werden durch Opfergaben beeinflufit. Als Tabuzeichen gelten Štabe mit weifien Lappen. Getanzt wird mit eintoniger Mu sik. Bei Todesfallen, Stapellauf usw. werden grofie Feste mit Spielen, Wett- fahren in Booten, Sabelfangen usw. veranstaltet. DieLeiche wird in Baumbast oder in ein altes Fischnetz gewickelt und mit ausgestopften Ohren unter dem Haus begraben. Nach dem Begrabnis wird das Haus und seine Umgebung zer- stort und verlassen. Literatur u. a. Giglioli, H. H. (Gigl). Notes on the ethnograph. Collect. by E. Modigliani Engano. Int. Arch. Eg. VI S. 127. Modigliani, Elio (Mod.). L’isola delle Donne. Viaggio ad Engano. Milano 1894. 44 Tafel XVII 45 9. Kubu (Tafel 18) 1. Speerwerfender Kubu. 2. Frau. 3. Zauberer malim mit Kopfschmuck (s. 7) bei der Arbeit. 4. Falscher Haarzopf fiir Frauen. 5. Halsbehang fiir Kind mit Schuppe vom Manis; rechts zwei durchbrochene Bronzeperlen; darunter zwei Silberringe. 6. Halsbehang fur Kind mit Sdiildpattstiick, Glasperlen und Amulett; darunter Armring aus Muschel. 7. Kopfschmuck des Zauberers (s. 3). 8. Einfache Pultdachhiitte mit Hangeboden (M. S. E.). 9. PandanusblattspleiBer. 10. Drei Speerspitzen, mittlere alt. 11. Drei Fufiangeln aus Bambus. 12. Kocher mit Leimruten. 13. Axt fiir Waldarbeit. 14. Korb zum Honigeinsammeln. 15. Mann mit Ruder, Speer und Tragkorb. 16. Einfacher Tragkorb. 17. Schambedeckung fiir Kind aus Silber (indisch). 18. Taubenkafig. 19. Netz- falle fur kleine Tiere. 20. Angelhaken mit Schwimmer. 21. Fackelstander. 22. Damarfackel. 23. Pfeife mit Durchschnitt. 24. Kopf einer Flote. 25. Sitzstange fiir Papageien in verschiedener Gestalt, s. 26, 28, 29. 27. FuSball aus Rotang. 30. Zwei einfache Tabakpfeifen aus Wurzelstriinken. 31 und 35. Verzierungen von Floten. 32. Korbflechterei (Lehm). 33. Viereck-Sitzmatte. * 34. Worfelkorb fiir Reis (s. Tafel XXV, 3). D ie Kubu sind von altersher ein Wildvolk. Ihre Haupt- stamme sind jetzt 100—200 km von der Ostkiiste, und von dieser durch ein unbewohnbares Sumpfgelande getrennt, zvvischen den Fliissen Djambi und Musi angesiedelt. Am Musi liegt die groBe Stadt Palembang. Seit 1823 sind die Kubu bekannt. Im Jahre 1906 fand sie Dongen am Ridan- FluB noch ziemlich unberiihrt und bezeichnete sie als Wald- nomaden ohne feste Behausung, fast ohne Kleidung, mit der einfachsten, lockersten Familienorganisation, ohne Acker- bau und ohne jegliche religiose Vorstellung, scheu wie die vvilden Tiere, und von diesen nur durch die Sprache unter- schieden. Hagen unterscheidet nach den Fliissen die Marga Djambi, Pajat, Lalang, Tungkal und die Landschaft Kubur. Tungkal ist auch der Name einer Abteilung der Residentschaft Palembang. Aber diese Marga, diese Stamm- bildungen sind erst unter malaischem EinfluB entstanden, wie ja audi die stoffliche Kultur stark von Minangkabau her beeinfluBt ist (Taf. XVIII, 17 und Flechtwerke). Friiher gab es keine Stamme, sondern nur Familien; Hauptlinge mit Rang und Titel waren unbekannt. Ein Zauberer und Arzt (malim) vertreibt bose Geister, er- halt in schamanistischer Verziickung Eingebungen und heilt Krankheiten. Der Loder api meleburu, was wahrscheinlich Blitz (api = Feuer) und Donner bedeutet, wird sehr gefiirchtet. Die Annahme, dafi die Kubu ganz gottlos waren, mufi wohl als irrig bezeichnet werden. Ihre Sprache ist verloren gegangen und ist jetzt eine malaiische Mundart. Die Ein- wohnerzahI betragt ungefahr 7000. Die Korperfarbe ist durchschnittlich mittel- bis hellbraun. Das Kopfhaar ist oft stark gewellt, meist aber schlicht. Die Manner sind durchschnittlich 159 cm, die Frauen 151 cm grofi, doch gibt es auch eine grofiere Gruppe. Die Schadelform ist meso- bis bradiykephal. An den Augen sieht man nicht selten Mongolenfalten. Die Hautpflege fehlt bei den Kubu fast ganzlich, da sie wasserscheu sind. Auf Banka, gegeniiber von Palembang leben noch ahn- Iiche, niedrige Stamme, wie die Orang Lom und Mapor, auf Biliton leben die Orang Sekka (Sakai). Die Kleidung besteht aus einer T-Binde und einem Kopfring aus Baumbast. Die Frauen tragen gern Zopfe aus Pandanusblattern. Tatauierung fehlt. Als Wo h n u n g dienen Hiitten einfachster Art (Taf. XVIII, 8) und neuerdings auch Hauser auf Pfahlen. Bis zu 3 m lange Holzspeere (Taf. XVIII, 10) und malaische Fufi¬ angeln (Taf. XVIII, 11) sind die Waffen; Schild und Bogen fehlen. Man kennt keinen Feldbau, keine Weberei und Topferei und die Zierkunst ist sehr einfach (Taf. XVIII, 31, 35). Aus Bambusstiicken hergestellte Klangstabe sind die Musikinstrumente. Bei Besuchen wird ein kultischer Tanz aufgefiihrt, wobei unter Aufstampfen und Geschrei im Gansemarsch im Kreis herumgegangen wird. Die Leichen Iafit man fiir die vvilden Tiere im Busch liegen, oder bettet sie auf einen iiberdachten Stabrost und ziindet zur Verbrennung oder Eindorrung ein Feuer da¬ runter an. Literatur u. a. Hagen, B., Die Orang Kubu auf Sumatra. Frankfurt a. M. 1908. Midden-Sumatra-Expedition (M. S. E.) s. bei 11. Minangkabau. 46 Tafel XVIII 47 10. Akit und Sakai (Tafel 19) 1. Akit-Mann mit Tragkorb. 2. Sakai-Mann mit Speer, aus Lubu. 3/4. Sakai-Frau und -Mann. 5/6. Akit-FIofihauser. 7. Pfahl- haus, Sakai. 8. Grabstock fiir Feldarbeit. 9. Blasrohr mit Speerspitze (Akit), dazu 10. Kocher mit Blaspfeilen. 11. Paddel mit Kriicke. 12. Fischspeer. 13. Dolch golok. 14. Messer parang. 15. Fischhamen mit Reuse und Wehr. 16. Kokosschaber. 17. Korb aus Baumrinde mit Chinahut. 18. Buschmesser. 19. Loffel, Akit. 20. Rattenfangnetz, Sakai. 21. Waldaxt. 22. Geblase zum Eisenschmelzen, Sakai. 23. Schlangenfangschlinge. 24. Tragkorb, Sakai. 25. Seelenhaus balai semengat aus Paoh. 26. Tanz- schvvert zum Geistaustreiben. 27. Grabhaus, Sakai. 28. Saatreiskorb von Banka (Jasper). 29. Damarfackel auf Gestell (s. Taf. XVIII, Abb. 21 und 22). 30. Blumenahnliche Geflechte fiir Zauber. 31. Hangezauberteller, Akit. A n der Ostkiiste von Sumatra ostlich von den Batakern L und Minangkabau-Malaien, sowie im Riouw- und Lingga-Archipel, leben Uberreste einer Reihe primitiver Stamme, die Orang Sakai, Akit und Talang in Siak, die Orang Utan und Rawa auf den kleinen Inseln vor der Miindung des Siak- und Kamparflusses, die Orang Benua im Riouw-ArchipeI, die Orang Utan und Mamak im Innern von Indragiri am Aquator, und die Orang Laut, auch See- nomaden genannt, an der Kiiste; die Orang Sekka auf Banka und Biliton sind Bootbewohner (s. Kubu). Alle diese Stamme haben keine staatlichen Einrichtungen. Es sind Reste der Urbevolkerung oder versprengte Volksteile, stark ein- gemischt und ohne Eigensprachen. Ihr Gesellschaftswesen weist noch Spuren von Mutterrecht auf. Die Korperfarbe der Akit ist dunkel, ihre Gestalt klein, das Haar oft kurz gevvellt. Sie bewohnen Flofihauser rakit (5, 6), von denen ihr Name abgeleitet wird; aber auch einseitige Pultdachhiitten und Baumvvohnungen kommen vor. Auf dem Land stehen in neuerer Zeit die Hauser der Akit und Sakai meist auf Pfahlen, haben ein Satteldach, sind aber meist klein (3X3 Pfosten = „Neunpfostenhauser“). Die Wande dieser Hauser sind aus Rinde, die Tur befindet sich an der Giebelseite (7). DieWaffen der Akit sind Blasrohr mit kleinem Bambuskocher (9, 10), Dolch und Messer. Auch die Sakai sind aufierst primitiv und der Blasebalg, der zur Eisenbereitung dient (22), ist, wie so vieles, von den Malaien iibernommen worden, wie sie uber- haupt stark malaiisiert sind. Jagd und Fischerei sind sehr entwickelt. Der drei- zackige Fischspeer (12), Ham en, Reuse und Wehr (15) dienen zum Fischfang. Die Sakai gebrauchen zum Fang der umei-Ratte ein Netz (20), das vor ihr Schlupf- loch gelegt wird. Diese Ratte ist wegen der Gallensteine, die man bei einzelnen Tieren findet, und aus denen Amu- Iette hergestellt werden, sehr begehrt. Eine Schlinge, ahn- lich der Aalschlinge auf den Gilbert-Inseln, dient zum Fang von Giftschlangen (23). Die wichtigsten Gerate sind: Messer (18), Kokosschalen- loffel (19), Bastzylinder (17), Blasebalg (22), Damarfackel (29) und Axt (21). Bei der Feldarbeit bedient man sich des Grabstocks (8), in der Kiiche findet man den einfachen Kokosschaber ( tapung ) (16). Der schone Tragkorb (24) verrat malaiische Handfertigkeit. Der Hangeteller isemar (31), der oft mit kunstlichen Blumen (30) geschmiickt, und mit 7 oder 14 Reispackchen belegt wird, ist bei den Akit ein wichtiges Zaubergerat und wird an Baumen aufgehangt. Zum Austreiben von Geistern werden Tanze aufgefiihrt. Fiir ihre Toten haben die Sakai ein Grabhaus (27), das haufig auf einem Holzrahmen pyramidenformig aufgebaut ist; auch ein Seelenhaus (25) kommt vor, in dem die Seelen sich aufhalten und Opfer vorfinden. Literatur u. a. H a g e n, Bernhard, Beitrag zur Kenntnis der Orang Sekka (Sakai) oder Orang Laut, sowie der Orang Lom oder Mapor, zweier nicht mohammedanischer Volksstamme auf der Insel Banka. Ubersetzung des Ms. Kontrolleur Kroon. Frankfurt 1908. Moszkowski, Max. Auf neuen Wegen durch Sumatra. Berlin 1909. 48 Tafel XIX Kramer, WestindonesieD 7 49 11. Minangkabau-Malaien I (Tafel 20) 1. Sippenhaus mit Reiskasten, mit Anbauten, Firstspitzen und Ziergiebeln, reich gesclimiickt, auf Pfahlen (nach Phot.). 2. Reiches Brautpaar von Padang- Pandjang. Brautigam mit Trompetenhut, Jacke, javanischer Riesengiirtelschnalle, Braut mit Flitterhut, Ohr- pflocken, Armringen usw. (s. Taf. XXI, 3). 3. Reiches Brautpaar vom Hochlande, Mann mit Kopftuch, goldgestickter Jacke und Hose, Frau Quertuch auf Kopf, schoner Jacke, beide mit schongewebtem Schragtuch (Slendang) iiber rechter Schulter. 4/5. Zierat, Ranken und Wirbel in Kerbschnitt zum Schmuck der Hauser. 6. Silbeme Sirih-Biichse. 7. Arekanusspalter. 8. Zierat in Form von Bildergeschichten an Hausbalken (M. S. E.). W r enn man das lange Sumatra von West nach Ost mitten, etwa 1° sudlich vom Gleicher, durchwandert, kommt man von der Residentschaft der Westkiiste nach der von Riouw en Onderhoorigheeden, die sich aus dem Riouw- und Lingga-Archipel und dem FluBgebiet des Kuantan, der seinen Ursprung im Mittelgebirge nimmt, zusammensetzen. Mitten, auf einer Hochflache von ungefahr 900 m, lag das ehemalige Reichsgebiet von Minangkabau, das angeblich so benannt wurde, v/eil bei einem Entscheidungskampf zvvischen zwei Karbauen der Wasserbiiffel der Minangkabauer den Sieg davontrug. Vielleicht bedeutet Minangkabau aber auch nur „Ursprungsland“. Zahlreiche Oberreste lassen darauf schlieBen, daB dieses Reich durch hindu-javanische Macht- entfaltung entstanden ist (A. B. Meyer). Es dehnte sich in den 1400ern im Osten vom 2° SBr. bis zum 1° NBr. und im Westen bis liber den 2° N aus, und nahm hier die ganze Residentschaft Tapanuli (West-Batak-Gebiet) ein. Im Suden gehorte das Palembang’sche Bovenland dazu. Es besteht aus dem Rawas-Gebiet und Lebong, die beide durch den 2 380 m hohenSeblat getrennt werden; an seinem OstfuB entspringt der Rawas, der linke NebenfluB des Musi, der weiter sudlich am 1940 m hohen Kaba im Red- janggebiet entspringt und ostwarts flieBt. Der Kern des Reichs ist das jetzige Padang’sche Bovenland. Sein hochster Vulkangipfel, der Pik von Indrapura ist 3800 m hoch; der Vulkan Merapi hat eine Hohe von 2890 m und liegt im zentralen Gebiet. Nach einer Sage soli sich Alexander der GroBe einst auf diesem niedergelassen haben, und aus seinen Nachkommen wolIen die Minangkabauer hervor- gegangen sein. Dies ist natiirlich ins Reich der Fabel zu vervveisen. Den auf den Bovenlanden wohnenden Volksstamm kann man aus vvirklichen Malaien bestehend ansehen, vvahrend die Kiistenmalaien stark vermischt sind. Der Unterschied kommt auch dadurch zum Ausdruck, daB die Bovenland- bevvohner in Ehe, Erbrecht usw. ein ausgesprochenes Mutter- recht haben, die Kiistenbewohner dagegen sich, wie die Batak und Gajo, an agnatische Grundsatze halten. Es ist aber trotzdem so viel Gemeinsames vorhanden, daB man sie als zusammengehorig betrachten muB. Die ostvvarts, sich bis auf den Riouw-Archipel ausdehnenden Riouw-Malaien stehen den Minangkabauern besonders nahe. Sie besitzen heute noch einen Wandertrieb, der sprichvvortlich ist; man nennt sie orang malaiu, was vvahrscheinlich „ Wandermensch“ heiBt; ihre Kolonien findet man in ganz Indonesien. Die Zahl der Minangkabauer schatzt man auf ungefahr 1000000. DaB die gesamte austronesische Kultur von den Malaien sehr stark beeinfluBt vvurde, ist fiir sie auch dieses Volk von groBer Bedeutung, wenn auch seine Eigenart durch die indische Kunst und den Islam nicht rein erhalten geblieben ist (s. Einleitung). Bei den Minangkabauern unterscheidet man einen feinen und einen groben Typ. Der feine Typ, mit langem Ge- sicht, gebogener Nase und mittelbreiten Lippen ist durch indische, arabische und andere Einmischung entstanden. Der grobe, breiteTyp ist der eigentliche malaiische: H a ar e schwarz und wellig, die der Manner kurz geschnitten, die Knaben oft mit einer Locke; wenig B art, Ge- sicht oval, Nase stumpf. Bei 40% der Minangkabauer ist die Augenspalte schief, bei 25% Mongolenfalte. Die Korpergro8ebetragtdurchschnittlichl57cm(141—173 cm). Korperfarbe hellbraun bis hellgelb; die Frauen sind in der Regel heller als die Manner; Haut samtartig weich, der Schadel kurz (Index 82,2). Ahnlich wie die Batak feilen sie ihre Z ah n e und farben dann die Stumpen schvvarz; Einlegen von Goldplattchen mit Sagemessern geschieht be¬ sonders in Lebong. Bei Festen werden Jugendliche an Štirn und Wangen, Brust und Armen weiB geschminkt ( badak). Achsel- und Schamhaare werden miit einer Pinzette entfernt. Die Nagel werden sehr gern rot gefarbt und an Daumen, Ring- und Zeigefinger lang gelassen. Die Ohrlappchen werden durchbohrt, bei den Madchen im 7.—8. Lebensjahr. Die Beschneidung (Zirkumzision) geschieht bei den Knaben mit Festlichkeiten, bei denen sie einen Festanzug 50 Tafel XX 51 11. Minangkabau-Malaien II (Tafel 21) 1. Paar: Mann mit Kopf- und Schultertuch, an dem eine Chatelane hangt; Hosen wie Atjeh; Frau mit Kopfputz (Dreistab), Schlafen- und Ohrgehangen, Glockenhalskette, Brustschmuck, javanische Riesengiirtelschnalle (M. S. E.). 2. Mann, malaiischer Typ (KI. d. Zw.). 3. Frau mit Kopfputz und goldenem Schmuck auf dem Skapulier (s. Taf. XX, 2). 4. Frau mit einem zvveihornig gelegten Kopftuch tilakueng, Padang Pandjang und Padjokumbu. 5. Frisur bakondeh, Hinterkopfspirale (M. S. E.). 6. Gelbe Tupfen- bemalung der Braut, Ravvas (M. S. E.). 7. Frisur basangguvie, Siidgebiet Rawas, Lebong (M. S. E.). 8. Spitzhut Pandanus mit Rotangrand, Talang-Babungo (M. S. E.). 9. Mann mit Zipfelhut (Maas). 10. Ohrgehange aus Silber gambang bekipas , Ravvas (M. S. E.). 11. Schamgehange, Herz mit Glockchen aus Silber fiir Madchen unter 6 Jahren, tjaping, Ravvas (M. S. E.). 12. Frauen- armring aus Bambus mit rotem Gam, iampung, Lebong (M. S. E). 13. Armring, nicht geschlossen und als Amulett getragen galang timahitam, Siidgebiet (M. S. E.). 14. Breiter Spitzhut, Ravvas (M. S. E.). 15. Kammhalter aus Karbauenhorn fiir Bambus- kamm (M. S. E.). 16. Halbkreiskamm aus Karbauenhorn, sisir, Ravvas (M. S. E.). 17. Kindervviegekorb aus Bambus und Rotang buzvaian, Lubuk Sikaping (M. S. E.). 18. Ohrpflocke (Maas). 19. Goldener Ohrpflock von Solok (M. S. E-). 20. Zusammensatz vom goldenen Ohrpflock 19. tragen. Bei den Madchen vvird oft schon 10 Tage nach der Geburt eine geringe Verletzung vom vveiblichen dukun ausgefiihrt. Siedelung: Mehrere Hausgruppen (koto) mit demdazu- gehorenden Ackerland bilden die Gemeinden oder Dorf- schaften ( nagari ). Auf dem gemeinsamen Dorfplatz ( parda- maian) befindet sich ein Gemeinde-, Rat- und Gastehaus (balai,vu\g.bale), ferner ein Trommelhaus (Taf. XXVI, 15), in dem eine grofie Trommel (tabua) aufgehangt ist. Mit dem Einzug des Islam vvurden auf diesen Dorfplatzen auch Moscheen (musadjid, vulg. misigit), Gebets- und Schulhauser (surau) errichtet. Die Knaben schlafen nach dem 14. Lebens- jahr im Schulhaus, die Manner meist im balai (Taf. XXII, 2). Das Wohnhaus (rumah) ist ein Sippenhaus (Taf.XX, 1) und je nach dem Reichtum der Familie 3—6 Pfahle breit bzw. tief; seine Lange richtet sich nach der GroBe der Familie; meist sieht man 5—7 auf Steinen stehende Pfahle. Die zvvischen den Pfahlreihen quer laufenden Raume heifien ruang, die Iangs laufenden labuah gadang. Im unteren Teil des Hauses befindet sich der Stali. Der Eingang mit Leiter oder uberdeckter Treppe (Taf. XXII, 7) befindet sich meist in der Mitte einer nach Osten oder Westen schauen- den Traufenseite. In der grofien Diele ( tangah rumah oder ruang rumah) (Taf. XXII, 10 b) stehen rechts und links von der Tiir die Herde, mit Erde gefiillte Holzrahmen und drei Steine in der Mitte. An der gegeniiberliegenden Langsseite liegen zahlreiche Zimmer ( biliak oder bilie) fiir die Kleinfamilien (Taf. XXII, 10 a). Ein neuvermahltes Paar bezieht nach der Hochzeit den Anbau Andjung (Taf.XXII, lOc). Wenn aber die Schvvester der Frau heiratet, muB das Paar fiir diese den Andjung raumen und in die nachste Hinterkammer umziehen. Die Anbauten sind an den Giebelseiten angebracht und oft treppenformig an- steigend, andjuang oder tandjong, vveshalb diese Art von Hausern rumah bertandjong genannt vvird (Taf. XXII, Abb. 9). Von auBen sind die Flachen der Hauser und die Giebel mit prachtigem, buntem Schnitzvverk verziert ( ukirau). Das Dach ist mit Arengapalmenfasern (idjuk) gedeckt und je nach der GroBe mit 4—6 Spitzen ( tandua oder gondjong) versehen; diese Spitzen sind, vvie bei den Batak gezeigt, auf Biiffelhorner zuruckzufiihren. Ahnlich schon vvie die Hauser sind meist die Reiskasten ( rangkjang randjang); zvvischen ihnen und dem Haus liegt der Hof (Taf. XX, 1) und daneben meist ein Badeplatz. Kleine Plattformen an den Hausern heiBen berandah, vvovon unser Wort Veranda abzuleiten ist. Fruher vvaren die Gehofte oft umzaunt. Das Mutterrecht ist stark vorherrschend. Der ganze Besitz sovvie die Kinder gehoren der Frau; sie beerben sie nach dem Adat. Ursprunglich sollen vier Suku-Stamme (suku — Vi) vorhanden gevvesen sein, die von vier Urahn- frauen abstammten, vvas als Rest von Totemismus aufgefafit vverden darf. Die Heirat innerhalb eines Suku ist verboten. Familienhaupt ist der Mutterbruder ( mamak ). Die Heirat vollzieht sich meist auf Grund eines Friihverspruchs; ein mannbarer Jiingling heiratet meist im Alter von 13—15 Jahren die Tochter des Mutterbruders, die nach totemistischer Auffassung nicht blutsvervvandt mit ihm ist. Die Witwe darf den Bruder ihres verstorbenen Gatten heiraten. In 52 Tafel XXI 53 11. Minangkabau-Malaien III (Tafel 22) 1. Reiskasten mit reichgeschmiicktem Spitzgiebelfeld. 2. Rathaus, offen, mit Anbauten und geschachtelten Giebeln. 3. Raum- verteilung eines malaiischen Hauses. 4/5. Guter Typus eines malaiischen Madchens, mit Haarflitter und Ohrschmuck, vora und Seite (Hagen). 6. Tiirangel (M. S. E.). 7. Traufenseite eines Wohnhauses mit Treppe, Quer- und Langsnokbalken, Bootform. 8. Langs- nokbalken reich verziert. 9. Wohnhaus mit Anbauten rumah gadjah maharam (Maas.). 10. Raumverteilung eines rumah talah bubung (s. Text). 11. Goldener Armring galang des Fiirsten von Sungei-Pagu (M. S. E.). 12. Silberner Fufiring galang von Supajang, hohl, fiir Kinder. Siak und auch sonst besteht fiir die Madchen eine Keusch- heitsprobe (weiBes Tuch im Brautbett). Zwei Suku bilden ein laras oder lareh ; jede Gruppe hat ein Oberhaupt, das zu seinem Namen einen Titel erhalt. Friiher bestand auch Sklaverei. Sehr beliebt sind Gliickspiele mit Wetten, z. B. Kampfe von Hahnen, Wachteln, Grillen usw. Das ganze urspriingliche Leben ist durch indo-javanischen und islamitischen Einflufi stark verandert. Die Kleidung bestand bei den Mannern urspriinglich nur aus einer T-Binde; jetzt werden allgemein Kopftuch, Wams, Sarong, Giirtel und Hosen (ahnlich wie in Atjeh) getragen. Uber der Hose liegt um die Hiifte ein Tuch, das samoanisdhe Lavalava (kain basahan ). Manner tragen auch ein Schultertuch mit Chatelane daran (Taf. XXI, Abb. 1), Frauen den schiefen Slendang ( salendang ). Bei Festen und Hochzeiten tragt man kostliche, oft iiberreich mit Golddraht durchvvirkte Webetiicher, mit Goldschmudc belegte Ge- wander (Taf. XX, Abb. 2, 3), Hiite (Taf. XXI, Abb. 1,3), Ska- puIier(Taf. XXI, Abb. 3) und riesige Giirtelschnallen (Taf. XX, Abb. 2; Taf. XXI, Abb. 1), die, wie fast alles, starken indisch- javanischen Einflufi verraten. Die Kopfbedeckungen sind vielartig: Spitzhiite (Taf. XXI, 8, 14), Tuchlage (Taf. XX, Abb. 3), Neigkappe (Taf. XXI, 9), Kopfputz aus Gold- flitter, merkvviirdige trompetenformige Kopfringe aus ge- drehten Frauentuchern mit Trichterenden (Taf. XX, 2), die auch bei Beschneidungsfesten getragen vverden. Zum iiblichen Schmuck gehoren auch die grofien A r m r i n g e (Taf. XXI, 3, Taf. XXII, 11, 12) und Ohrpflocke (Taf. XXI, Abb. 3, 18—20). Die Bemalungen der Frauen und ihre Frisuren (Taf. XXI, 5—7) vervollstandigen das bunte Bild. Goldschmiedekunst, Silber- und Messingver- arbeitung sind sehr hoch entvvickelt; kiinstlerisch hoch- stehcnd sind die Sirihbiichsen (Taf. XX, 6; Taf. XXVII, Abb. 14) ausgefiihrt. Der reiche Schmuck an den Hausern zeigt den hohen Stand der Holzschnitzerei. Im allge- meinen herrscht die Ranke vor, doch findet man auch An- satze zu Bildergeschichten (Taf. XX, 8). Besonders ver¬ ziert sind die Nokbalken und die Treppenvvangen (Taf. XXII, Abb. 7,8). In Rawas tritt die einfache javanische Bauweise in Erscheinung (Taf. XXIII, 1,2,4). Die Waffen lassen auf eine gute Entwicklung der Eisenschmiedere i schliefien. In den Formen zeigen sie grofie Ahnlichkeit mit den Waffen der Batak, Atjeh und natiirlich auch der Javaner, was besonders in dem Krise (Taf. XXIV, 20) deutlich zum Ausdruck kommt. Eigenartig ist der Dolch ( seiva ) (Taf. XXIV, 2, 5, 6). Man bediente sich auch der Schleuder (Taf. XXIV, 7) und des Blasrohrs ( balasan ); ein Rundschild wird aus Rotanggeflecht herge- stellt. Die Gefafie werden aus Holz und Metali herge- stellt und oft, wie die Opferschalen von Bali, mit einem Fufi versehen (Taf. XXIV, 25, 32). Zum Fangen der Tiere haben die Minangkabauer: Ratten- fallbogen (Taf. XXIV, 33), fiir Elefanten Gruben und Fall- eisen, fiir Vogel Schlingen. Zum Fischen gibt es einen Fisch- kamm (Taf. XXIV, 3), ein Schirmwerfnetz, ein Viereck- hamenzugnetz und einen Hakentrichter als Selbstfanger (Taf. XXIII, 14). Merkwiirdiges G e I d findet man im Korintje-Gebiet; es sind kupferne, gegossene Ringe in drei Arten (s. Lit.) In Rawas gebraucht man die Rentjong-Schrift (s. S. 56), wahrend im Norden die arabische vorherrscht. An Flechtarbeiten findet man die rot-weifien und schwarz-weifien, hiibschen Taschen (Taf. XXVII, 13), auch durchbrochene Matten (Taf. XXVII, 6) und Sitzmatten in Viereckform mit Schlagschattenviereck (Taf. XXVII, 2, 3). Das Wiirfelflechtmuster (Taf. XXVII, 8) ist eigenartig fiir die Malaien (Lehm.). 54 Tafel XXII 55 11. Minangkabau-Malaien IV (Tafel 23) 1. Wohnhaus in Surulangun am Rawas mit breitem Anbau und Firstgabel (M. S. E.). 2. Wohnhaus am Rawas mit Holzbeugen. 3. Langhaus Balai Balerong in Pandjang. 4. Reiskasten in Walzenform auf Balken, Balubuvve Luluk gadang (M. S. E.). 5. Tiir- verschluS aus Bambus, am Rawas (M. S. E ). 6. Steinsessel, Batu sandaran, Bovenland (M. S. E.). 7. Hiihnernest aus gespleifitem Bambus (M. S. E.). 8. FluSboot bidulc Si Lago am Rawas (M. S. E.). 9. Kriickenpaddel papun sajung, Sud-Bovenland, Rawas, Musi (M. S. E ). 10. Paddel, Blatt rautenformig, pangajimi, Siid-Bovenland, Rawas, Musi (M. S. E.). 11. Tigerfalle (M. S. E.). 12. Reuse und Fischvvachbriicke mit Zauberbehang (Maas). 13. Doppelauslegerboot mit Vierecksegel, bei Padang, Westkiiste (Kr.). 14. Dornreuse als Selbstfanger mit Schwimmer. 15. Geziertes Brautruder mit Kriicke. 16. Kriickenruder mit Singknopf (Kat.). 17. Garneelenheber. 18. djalur- Boot, festlich geschmuckt (Maas). Der Webstuhl (Taf. XXV, 18) zeigt nicht mehr die Spiral-, sondern die Zaunkette, einen Tuch- und Kettbaum, Trittschafte und Kamm. Im Muster herrschen die Rauten vor (Taf. XXV, 22), die sogar als Muster von mensch- lischen Korpern verwendet werden. DaG die Rautenorna- mentik, wie das Haus usw. zu Siam nachste Beziehung haben, daran sei hier erinnert. In der T 6 p f e r e i bedient man sich erst neuerdings einer Drehscheibe. DenTonschiisseln wird die Form von Flaschen- kiirbissen gegeben und in ihren Randvvulst wird ein Rotang- ring (laka oder loka) eingelegt (Taf. XXV, 12). Nach dem Brennen werden die Topfe mit Aleurites-Nussen ein- gerieben. Als Zaubermittel werden die verschiedensten Dinge verwendet, z. B. als Armband aufgereihte Stuckchen der Wurzeln von Curcuma longa ( kunit) gegen bose Geister, zu demselben Zweck auch die beschnittenen Kokosfiedern an Hauspfosten (Taf. XXVII, 16). Die Musikinstrumente sind meist indo-javanisch: Doppelspanntrommeln, von denen groBe Exemplare in be- sonderen Hausern hangen und mit Kloppeln geschlagen werden (Taf. XXVI, 12, 15), Schlitztrommeln (Taf. XXVI, Abb. 13), Tamburin ( rabana) (Taf. XXVI, 18), Klarinette mit Bambuszunge ( pupui) (Taf. XXVI, 8) und die von mir beobachtete merkwiirdige Schalmei ( puput) (Taf. XXVI, 6), deren Einsatz ein achtfach geschlitzter Reishalm ist. Die Schlitze befinden sich innen im Bambusrohr, an dessen un- terer Offnung der Blaser den Ton mit der Hand moduliert. Man sieht auch viele Floten (Taf. XXVI, 5—11) und imSiid- gebiet das Bambusrohr mit Schlagzunge ( tjangu ) (Taf. XXVI, Abb. 3). Gliickspiele sind sehr beliebt; die Kampfe der Ka- bauen (s. oben) sind ja historisch wichtig; aber auch an denen der Hahne, Wachteln, Grillen usw. ergotzt man sich und wettet dabei. Auch die Fadenspiele sind sehr beliebt, man lafit Drachen (Taf. XXVI, 2) fliegen usw. Die To t e n werden in einem mit Planken verschlossenen Nischengrab beigesetzt (Taf. XXVII, 9). Im Norden findet man auf den Friedhofen ( pašam ) Grabsteine und Grabhauser. Es ist die Annahme verbreitet, dafi der Mensch siebenmal stirbt. to do no sO\ TW SO flO S?' po bo rno tjd mbd nggo nclo s die teilweise als altmalaiische, teilweise als indonesische, im Norden selbst an China sich anlehnende gelten diirfen. In der Hauptsache ist Borneo aber altmalaiisch im weiteren Sinne, und hat eine ganz eigene Stellung im Archipel. DaB viele Sitten und Sachen, die hier vorhanden sind, ost- warts bis in die Carolinen hinein wieder erscheinen, wird noch viele Anlasse zu Untersuchungen geben. Literatur u. a. Bock, Karl, Unter den Kannibalen auf Borneo. Jena 1887. Low, H., Sarawak, its inhabitants and productions with radjah Brooke London 1848. Gomes, E. H., 17 Years among the Sea- Dyaks of Borneo. London 1911. Hose, C. und Mc. Dougall (H. D.), The paganTribes of Borneo. London 1912. Ling Roth, H. 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WassergefaB aus Bronze mit Reiterfiguren, Brunei, Norden (Stgrt.). 3. Durchbrochener Waffenhaken, oben ein Hund; UIu-Ajer, Punan (Kat.). 4. Reihenidole, empatong, als Ersatz fiir Kranke, Dušim im Siidosten (TeW.). 5. Flofi auf dem Barito lanteng-zuaman ; zwei Mehlpiippchen mit Reis- und Maiskuchen fur die Seelen (Te W.). 6. Holzfigur eines Nashornvogels, wird bei Festen aufgestellt, Saribas-Iban, Nordwesten (L. R.). 7. Verzierung einer Bambus- biichse: oben Seelenort mit Baum und aufsteigenden Menschen, die einer Naga-Schlange opfern; darunter eine Reihe Krieger, darunter Kampf, ganz unten Erotisches; Siidosten (Kat). 8 u. 10 Schongeschnitzte Stopfen fur Betelbiichsen, von oben gesehen (N’kamp). 9. Betelbuchse, rot gefarbt, westliche Ornamente (Schad ). 11. Batutuloi, Zaubersteine batu tuloi, Kultstatte der Kenjah (H. D.). 12. Bambusbiichse, Grund rot (L. R.). 13. Schreckfiguren gegen bose Geister, in Dorfem aufgestellt, Kenjah (Nh.). 14. Ausschnitt- arbeit, Menschen und Hunde. 15. Schaukelbrett mit alles durchsuchender Schlange, als Zauber fiir die Ruckholung der Seelen, Siidost (TeW.). 16. Siebenstufige Opferbaume fiir alle Gotter in den sieben Himmeln, Siidost (Te W.). 17. Krankenboot als Dank- opfer fiir die Genesung, Siidost (TeW.). 18. Amulett aus Affenschadel, Cypraee, Medizinbiichsen, Nordosten (Stgrt.). 96 Tafel XLIII Kramer, Westindonesien 13 97 18 . Borneo VIII (Tafel 44) 1. Messer der Kajan (H. D.). 2. Boot der Iban, reisefertig, Norden (H. D.). 3. Befestigtes Familienhaus in Lampong-Art auf Pfahlen (Ot-Danom) mit zwei Vorbauten fiir Schmiede- und Holzarbeit; auf den hohen Pfosten sitzen Nashornvogel und Schadel als Žauber, Siidosten (Kat.). 4. Floten der Bahau, Osten. 5. Kleddi, Mundorgel der Bahau, Osten. 6. Zwei ringende Kajans; links mit Sitz- matte (H. D.). 7. Zvveisaitige Gitarre, Long Wai, Osten (L. R.). 8. Bambuszither, Long-Kiput, Punan (L. R.). 9. Einseitige Spann- trommel mit Keilen, Sanduhrform, Muruts, Nord (L. R.). 10. Schlagmusikbogen, Nord (L. R.). 11. Schlitztrommel mit Doppel- schlegel, Maloh. 12. Bestattungsplatz fiir verkohlte Gebeine, Maanjan, Siidost (Te W.). 13. Hauschen fiir Seelenstoff, Lawangan, Siidost (Te W.). 14. See-Dajak-Haus und Briicke (L. R.). 15. Krankenboot mit Doppelausleger, Malanan, Nordvvest (H. D.). 16. Vier- saitige Blockzither mit zwei senkrechten Spannstegen, Nordwest (L. R.). 17. Hauschen auf einem Boot mit Doppelgallionen, als Dankopfer fiir die Genesung der Entbundenen, Mengkatip-Dusun, Siidost (TeW.). 18. Bandornament (Loub). 98 Tafel XLIV 99 18 . Borneo IX (Tafel 45) 1. Hauptlingsgrab der Klemantan in Bootform, Long Patas, Nord (H. D.). 2. Frauentanz, Kenjah (H. D.). 3. Totenhaus, Olo Ngadju, Siidost (L. R.). 4. Pyramidengrab mit Idolen und Beigaben, Lawangan-Hauptling, Siidost (TeW.). 5. Hahnenkampf, Nord (Gomes). 6. Tiermaske. 7. Gesichtsmaske mit den Pupillen als Sehlocher. 8. Vogelmaske aus Suboi, Landak, West (Stgrt.). 9. Tierkopfmaske, Long Wai (L. R). 10. Klemantan-Gesichtsmaske mit Hauern und Ohren, Nord (H. D.). 11. Totenhaus, Long Wai (Bock). 12. Sarg mit Biiffelkopfen, Hohle am Kinabatanganflufl bei Sandakan, Nordost. Sulu-Gebiet (L. R.). 13. Sargraum in einer Felsnische, Bahau, Mahakamflufi. 14. Knochenhauschen der Ot-Danom (Grb.). 15. Beisetzung in Booten, Urnen, Hauschen (Grb.). 100 Tafel XLV 101 102 103 Westindonesien. Ubersichtskarte Literatur iiber grofiere Teile des malaiischen Archipels oder von ganz Indonesien Abkttrzungen: 1. Abh. = Abhandlung-en. 2. Al. = Anthropologie. 3. Akad. = Akademie. 4. Bur. = Bureau. 5. Eg\ = Ethnog-raphie. 6. Inst. = Institut. 7. Med. = Mededeelingen. 8. Mus. = Museum. Anthropos (A’pos). Internat. Zeitschrift fiir Volker- u. Sprachen- kunde. Adriani, N. en A. C. Kruyt. Geklopte Boomschoors als Klee- dingstof op Midden-Celebes en hare geographische Ver- spreiding in Indonesie. Int. Arch. Eg. Band 14 u. 16. Bastian, A. Indonesien. Berlin 1884. Bejdrag (B. J. T.). Ind. 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Es entstand eine wohI einzigartige Viel- gestaltigkeit der Kultur. —Viele hunderte von Zeichnungen veranschaulichen hier Herkunft, Wohnung und Lebensbedin- gungen jener Volker, kulturelle und zivili- satorische Entvvicklung, korperliche Ei- genschaften, handwerkliche und kiinst- Ierische Betatigung, Kleidung, Gerate, Waffen, Schmuckstucke und religiose Symbole. DerText erlautert die geogra- phischen und klimatischen Verhaltnisse und zeigt, wie diese einmal die Bezie- hungen der Menschen und Volker zuein- ander, zum anderen die Formen der Er- zeugnisse beeinflussen, die eingehend beschrieben vverden. So tragt auch dieser Band zur Erfiillung der Gesamtaufgabe des „Atlas derVol- kerkunde" bei: Auf knappem Raum, in preiswer- ter Form, aber durchaus zuverlas- siger Ausarbeitung unser gesam- tes Wissen von den Volkern der Erde in weiteste Kreise zu tragen. Atlas der Volker- kunde Herausgeber: Prof. Dr. R. Karutz, Prof. Dr.A.Kramer, Dr. A.Byhau, Dr. Hey- drich, Dr. W. Krickeberg u. a. Jeder Band umfafit neben demText 54—60 Bildtafeln und eine Ober- sichtstafel und kostet in Ganzleinen gebunden RM 16.50 oder in 4 Lieferungen je RM 3.— Aufier diesem Bande erschienen bisher: Band I Die Volker Nord- und Mittelasiens Band II Die Volker Europas iHerHunae 1 N€$I€N ,BORN60